Medizintechnik Perspektive für deutsche Firmen in Vietnam März 2014

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Medizintechnik Perspektive für deutsche Firmen in Vietnam März 2014
Medizintechnik
Perspektive für deutsche Firmen in Vietnam

März 2014

Markstudie der Hanoi IEC Co., Ltd.

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Inhaltsverzeichnis
Seite 4            Einleitung
Seite 5            Wirtschaftliche Entwicklung und Ausblick
Seite 8            Ausländische Investitionen im Gesundheitssektor
Seite 9            Demographischer Faktor als Wachstumstreiber
Seite 9            Allgemeine Branchenentwicklung und Ausblick
Seite 14           Gesundheitswesen in Vietnam
Seite 19           Sozialversicherungssystem
Seite 19           Krankenversicherungssystem
Seite 21           Allgemeine Gesetzesgrundlagen und zuständige Behörden
Seite 26           Gesetzesgrundlagen für Medizintechnik
Seite 30           Marktpotentiale und Stand vietnamesischer Forschung und Entwicklung
Seite 33           Ausbildungsqualität und Fachkräftesituation
Seite 36           Markteintritt und Erschließung
Seite 37           Marketingstrategie
Seite 37           Human Resources
Seite 40           Preisentwicklung und –kalkulation
Seite 42           Finanzierungsmöglichkeiten
Seite 44           Best Practice Beispiele
Seite 49           Swot-Analyse
Seite 50           Empfehlungen
Seite 51           Adressen und Ansprechpartner
Seite 52           Quellen
Seite 53           Anlagen
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Übersicht der Schaubilder
Chart 1           Demographische Entwicklung

Chart 2           FDI und Anzahl der Projekte

Chart 3           Handelsbilanzentwicklung Vietnam

Chart 4           Bruttosozialprodukt Vietnam

Chart 5           Wechselkurs Euro/VN Dong

Chart 6           Wechselkurs US-Dollar/VN Dong

Chart 7           Entwicklung staatlicher Gesundheitsausgaben bis 2017

Chart 8           Entwicklung der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen

Chart 9           Gesamtübersicht Gesundheitsausgaben

Chart 10          Entwicklung der Gesundheitsausgaben insgesamt in Vietnam seit 2006

Chart 11          Personalentwicklung in den Krankenhäusern

Chart 12          Compound Annual Growth Rate für Vietnam

Chart 13          Anzahl der Studenten in Vietnam

Chart 14          Gesundheitswesen in Vietnam

Chart 15          Infrastruktur des Gesundheitssystems

Chart 16          Löhne und Gehälter in Vietnam

Chart 17          Anfangsgehälter in Vietnam

Chart 18          Preisentwicklung von Pharma-Produkten und medizinischen Geräten

Chart 19          Gewinnmargen börsennotierter Healthcare-Werte

Chart 20          Bruttomarge der Medizintechnikbranche bis 2017

Chart 21          Prozessablauf Geschäftsaufbau Vietnam
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Einleitung

Aufgrund der jüngsten Daten der World Health Organization (WHO) kann man davon ausgehen,
dass sich der Gesundheitsmarkt, speziell die Medizintechnik, in den kommenden Jahren
überdurchschnittlich entwickeln wird. Die Teilnahme Vietnams an diversen Freihandelabkommen
wie Trans-Pacific Partnership (TPP) und Asien Free Trade Area (ASEAN) wird es in Vietnam ab
2015 weitere Liberalisierungsschritte geben, die auch zum Abbau von Handelshemmnissen führt.
Hanoi IEC geht von einem zweistelligen realen Wachstum der Gesundheitsbranche bis 2020 aus.
Unter Berücksichtigung der Wirtschaftswachstumserwartungen führender Analysehäuser wird dies
ein unterstützender Faktor für den Gesundheitsmarkt bleiben. Nach Angaben des General Statistics
Office of Vietnam lag die Anzahl der Krankenhäuser in 2011 bei 1059, was ein leichter Anstieg
gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Größere Investitionen in private Klinken und Krankenhäuser
sowie Forschungseinrichtungen sind weiterhin zu beobachten. Die Krankenhausbettenquote je 1000
Einwohner ist nach Forderungen der WHO weiterhin zu erhöhen. Die Bevölkerung in Vietnam
wächst weiterhin und liegt bei einer

 Chart 1: Demographische Entwicklung

weiblichen Person bei knapp über 2, und die Lebenserwartung der Menschen nimmt durch den
steigenden Lebensstandard zu. Das Bewusstsein bei der Bevölkerung für eine bessere
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gesundheitliche Versorgung hat zugenommen. Von Regierungsseite findet im langfristigen
Haushaltsplan der Regierung eine Förderung des Gesundheitsmarktes bis mindestens 2020 statt.

Alle Faktoren sprechen für ein gute und überproportionale Entwicklung des Sektors.
Ein Investment in dieser Branche ist aus längerfristiger Sicht empfehlenswert.

Wirtschaftliche Entwicklung und Ausblick

Vietnam ist ein dicht besiedeltes Entwicklungsland mit mittlerweile über 90 Mio. Einwohnern, das
1986 wirtschaftliche Reformen vornahm und von einer Planwirtschaft zu einer Marktwirtschaft
überging. Vietnamesischen Behörden bekräftigten ihre Ausrichtung für die wirtschaftliche
Modernisierung in den letzten Jahren, so dass von einer stabilen Lage dieses Landes ausgegangen
werden kann. Im Januar 2007 trat Vietnam der Welthandelsorganisation (WTO) bei, und 2010 wurde
es offizieller Verhandlungspartner im Trans-Pacific Partnerchip Handelsabkommen. Der Anteil der
Landwirtschaft an der Wirtschaftsleistung hat sich von etwa 25 % im Jahr 2000 auf weniger als 20 %
im Jahr 2013 entwickelt, während der Anteil der Industrie von 36 % auf 38 % und der
Servicebereich von 40 auf 43 % im gleichen Zeitraum zunahm. Staatsbetriebe machen rund 40 % des
BIP aus. Die Armut konnte deutlich reduziert und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die
Gesamtarbeitslosenquote lag 2013 bei niedrigen 2,2 %. Die Exportquote konnte in 2013 weiter
zunehmen, so dass eine Handelsbilanzüberschuß für das Gesamtjahr 2013 von 863 Mio. US-$
ausgewiesen wurde.

Die vietnamesische Wirtschaft konnte trotz der Finanzkrise, unter der die asiatischen Nachbarländer
stark litten, ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von real 7- 8 % in den vergangenen Jahren
seit ihrem Ausbruch der Krise im Jahre 2008 aufweisen. In den Folgejahren hatte die Finanzkrise
auch Auswirkungen auf die Wirtschaft in Vietnam; trotzdem zog das BIP um real über 5,4 % zum
Vorjahr an, und für 2014 rechnet die Regierung mit einem Wirtschaftswachstum von ca. 5,8 %. Im
Vergleich dazu prognostiziert die Weltbank für Vietnam 5,5 % Wachstum für 2014.
Die Inflationsrate konnte im vergangenen Jahr deutlich zurückgeführt werden. Sie stieg um 6,77 %
nach noch über 9,2 % in 2012. Aktuell (Februar 2014) liegt die Inflation bei 4,65 % gegenüber dem
Vorjahresmonat.

Der Notenbankgouverneur Nguyen geht für das laufende Jahr 2014 davon aus, dass die Inflationsrate
die Marke von 7 % nicht übersteigt. Von Notenbankseite wird der Markt mit reichlich Liquidität
versorgt, so dass keine Kreditklemme entstehen sollte, die zur weiteren Zinssteigerung führen
könnte. Um die Benzinpreise stabil zu halten, subventioniert die Regierung die Tankstellen mit
Geldern aus dem Preisstabilitätsfonds. Die Notenbank (SBV) strebt einen stabilen Wechselkurs und
niedrige Zinsen an, um die zukünftige Produktionsleistung zu sichern und den Handel zu fördern.
Die Förderung der ärmeren Bevölkerungsschichten steht ebenfalls im Fokus der jetzigen
Regierungspolitik.
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Die Industrieproduktion stieg in Februar des neuen Jahres um 15,2 % gegenüber den
Vorjahresvergleichsmonaten, so das General Statistics Office (GSO).
Die Exporte überstiegen in 2013 die Importe, so dass sich die Währungsreserven historisch auf ihrem
höchsten Niveau befanden. Zum Ausgleich deckte sich die Regierung mit Gold ein. Aufgrund der
noch hohen Inflation zum US-Dollar und Euro wertete der Dong gegenüber beiden Währungen leicht
ab.
Der Tourismus in Vietnam stieg um 10,6 % auf 7,5 Mio. Besucher. Das Durchschnittseinkommen lag
bei geschätzten 1850 US-Dollar im Jahr 2013.

Die ausländischen Direktinvestitionen erreichten im vergangenen Jahr 22,34 Mrd. US-Dollar. Das
war ein Anstieg von 67 % gegenüber dem Vorjahr. Es wurden 1530 Projekte angemeldet. Zum
Jahresende 2013 war noch ein Volumen von 14,48 Mrd. registriert, so nach dem jüngsten Report
(17.3.2014) des zuständigen Ministeriums.
Zu den Hauptinvestoren gehörten Länder wie Japan (5,87 Mrd.), Südkorea (4,76 Mrd.) und Singapur
(4,46 Mrd.). Es wurde in Großprojekte wie eine Fabrik zur Herstellung elektronischer Produkte der
Firma Samsung oder in ein weiteres Kraftwerk des chinesischen Unternehmens Vinh Tan investiert.
Darüber hinaus konnten für 590 bestehende Projekte zusätzliche Investitionen von 7,86 Mrd. US-
Doller verzeichnet werden.

Der Gesundheitsbereich war für den ausländischen Investor auch von Interesse. So übernahm
Chandler Cooperation, eine private Investmentgruppe aus Neuseeland, 2013 Hoan My, die größte
private vietnamesische Krankenhausgruppe mit fünf Krankenhäusern und einer Klinik. Hoan My
erreicht ca. 1 Mio. Patienten in Mittel- und Südvietnam.

Insgesamt rechnet Hanoi IEC mit 16-20 Mrd. US-Dollar Foreign Direct Investments (FDI) für
Vietnam in 2014. Der Vorsitzende der Foreign Invested Enterprises Nguyen Mai fordert neben
Steueranreizen weitere Incentives, wie günstige Kredite oder Versicherungen für das Ausfallrisiko,
anzubieten, und Investoren aus dem Ausland stärker anzulocken.
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FDI (insgesamt registriertes Kapital) und Anzahl der Projekte seit 1988

Chart 2: FDI und Anzahl der Projekte                                                Quelle: Vietnam-Report

Chart 3: Handelsbilanzentwicklung, Vietnam                   Chart 4: Reales Bruttosozialprodukt, Vietnam
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 Chart 5: Wechselkursentwicklung Euro/VND                     Chart 6: Wechselkursentwicklung US Dollar/VND

Ausländische Investitionen im Gesundheitssektor

Viet Nam News berichtete 2013, dass Mitarbeiter der Vietnam Foreign Investment Agency davon
ausgehen, dass ausländische Direktinvestitionen in dem öffentlichen Gesundheitssektor eher
niedriger Ausfallen als in anderen Bereichen, voraussichtlich eher stagnieren. Dies liege daran, dass
der Aufwand und die Konditionen für ausländische Investoren nicht in Relation stehen. Diese
Projekte amortisieren sich, verglichen mit anderen Branchen, erst viel später, und die Regularien sind
oft unklar und unterscheiden sich von Region zu Region, so Viet Nam New. Nichtdestotrotz
investierten Fortis Healthcare in 2012 und beteiligte sich mit 65 % an Hoan My. Die jetzt Fortis
Hoan My Medical ist              nach eigenen Angaben der größte vietnamesische private
Krankenhausbetreiber mit insgesamt 8 Krankenhäuser und 800 Betten. In Planung ist auch der Bau
einer medizinischen Universität und einer Forschungsklinik bis 2015. Das vietnamesisch
singapurische Joint Venture Hoa Lam-Shangri-La Healthcare (http://www.hoalam-shangrila.com)
steckt 400 Mio. US-Dollar in einen "International Hi-Tech Healthcare Park". Das erste Krankenhaus
des Gesundheitsparks wurde im September 2013 eröffnet (vergl. Gtai, Branche Kompakt, 1/2013).

Mindestens 20 Mio. US-Dollar kostet die Errichtung eines neuen Krankenhauses, und ca. 2 Mio. US-
Dollar werden zur Eröffnung einer Klinik benötigt. Momentan gibt es kein größeres Projekt, was
durch deutsche Investoren finanziert wird. Deutsche bevorzugen Finanzierungen über Public-Private-
Partnership-Modelle, was in Vietnam sehr neu ist und somit noch zögerlich angenommen wird.
Deshalb konnten in den vergangenen Jahren nur 6 Krankenhäuser und 14.000 Kliniken mit
ausländischen Investoren (100 %) mit einem Investitionsvolumen von 94 Mio. US-Dollar gebaut
werden.
In Hanoi und in ihrer Nachbarprovinz eröffnete man 2013 2 FDI-Krankenhäusern. Nichtdestotrotz
bleibt der Bedarf an neuen Krankenhäusern groß. In 2012 Vinmec, ein Krankenhaus in Hanoi, und
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entwickelt von Vingroup, wurde nach nur einem Jahr Bauzeit eröffnet. Dies ist ein gut ausgestattetes
luxushotelähnliches Krankenhaus mit moderner Einrichtung und 500 Betten.
Erst nach der Öffnung des Gesundheitsmarktes engagierten sich private Investoren in Vietnam. Das
erste private Krankenhaus eröffnete 1997.
Aufgrund des Berichts des GSO zu Seuchen und Lebensmittelvergiftung kann folgendes für die das
Jahr 2013 festgehalten werden: Anzahl von Hand-, Fuß- und Klauenseuche (im Verhältnis 58 Prozent
in Städten und 63 Prozent in den Provinzen) ist weiterhin hoch. Ca. 6 Todesfälle werden im Jahr
verzeichnet. Des Weiteren sind die Fälle für hämorrhagisches Fieber (ca. 48 Todesfällen), viraler
Enzephalitis und Typhusfälle unbefriedigend. Mehr als 764 Personen wurden mit HIV infiziert, was
die Gesamtzahl der HIV-Infizierten auf 264300 erhöht. 108500 waren davon an AIDS erkrankt und
54400 Personen starben an den Folgen ihrer Krankheit.
Aufgrund der letzten Unfallstatistik der WHO aus dem Jahr 2010, bildet Vietnam die Spitze der
Weltrangliste, was die Todesfolgen und Behinderungen nach Verkehrsunfällen anbelangt (Thanhniem
16.3.2013).
Danach sterben jährlich mehr als 15.000 – mehr als 40 täglich- und weitere 400.000 werden mit
schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Verkehrsunfällen kosten den Staat jährlich 2,9 %
des Bruttosinlandsprodukts.

Demographischer Faktor als Wachstumstreiber

Die Geburtenrate in Vietnam ist weiterhin steigend. Sie lag in 2012 bei 2,05 nach 1,99 in 2011 pro
Ehepaar. Nach den jüngsten Schätzungen geht man davon aus, dass in Vietnam über 90 Mio.
Menschen leben.
Nach Quellen der Vereinten Nationen nimmt die Lebenserwartung in Vietnam in den nächsten Jahren
deutlich zu. Der Anteil soll von 7,6 % (2005) auf 26 % bis 2050 wachsen. Momentan sind über 50 %
der Menschen in Vietnam jünger als 30 Jahre. Doch dies wird sich ändern, und der Bedarf im
Gesundheitssektor wird sich somit auch wandeln.

Allgemeine Branchenentwicklung und Ausblick

Laut dem vietnamesischen Gesundheitsministerium (MoH) flossen 2012 mit rund 6,3 Mrd. US-
Dollar etwa 4,5 % des vietnamesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in das Gesundheitswesen. Das
sind 69 US-Dollar pro Kopf. Nimmt man die privaten Ausgaben für den Gesundheitssektor dazu, so
lagen nach Schätzungen von Business Monitor International die Gesamtausgaben für 2012 bei 9
Mrd., also 111 US-Doller Pro-Kopf. In Dong haben sich die Ausgaben im Gesundheitswesen in den
letzten 5 Jahren verdoppelt.

Respondekt&Fan gehen in ihrer Studie von Ausgaben im Gesundheitswesen für 2014 von 10,9 Mrd.
US-Dollar aus. Aus heutiger Sicht wird dieses Ziels übertroffen. Wenn man annimmt, dass die
Branche in den kommenden 2 Jahren um real 6 % p.a. wächst und von den 2 Mrd. US-Dollar,
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möglicher Weise ins Ausland fließen, für das Inland zurückgewinnen kann, lägen die Ausgaben in
2014 voraussichtlich eher bei etwas über 10 Mrd. US-Dollar und die Pro-Kopf-Ausgabe erreichte ca.
125 US-Dollar.

Das Wachstum im Medizintechnikbereich von real 6 % p.a. kann sogar höher ausfallen, wenn man
die Eröffnung der geplanten neuen Krankenhausprojekte hinzunimmt. Da es bei diesen Projekten
erfahrungsgemäß zu größeren Verzögerungen kommen kann, bleiben wir bei unserer eher
konservativen Schätzung.
Die Anschaffung medizintechnischer Produkte in den beiden führenden Krankenhäuser Bac Mai in
Hanoi und Cho Ray in Ho-Chi-Minh-City haben in der Branche eine gewisse Vorbildfunktion.
Deutsche Firmen profitieren insbesondere vom ausgezeichneten Ruf ihrer Produkte. Zwar ist die
Anzahl der zahlungskräftigen Patienten in Vietnam noch gering, sie wächst aber kräftig. Vor Ort
tätige Branchenunternehmen rechnen in den nächsten Jahren mit Zuwächsen von 20 bis 25 %.

Der Ausbau des Krankenhaussektors konnte mit dem Bevölkerungswachstum der letzten Jahre nicht
Schritt halten. Die Anzahl der Betten pro Einwohner ist erheblich gesunken, wobei die Angaben zum
Teil stark differieren. Nach einer Meldung der "Saigon Times Daily" kamen 1980 noch 35
Krankenhausbetten auf 10.000 Menschen, nach der jüngsten Statistik des GSO standen 2012 24,9
Betten auf 10.000 Personen zur Verfügung.

Nach Angaben der örtlichen Behörden hat aufgrund von schlechten Leistungen und mangelhafter
Einrichtungen in vielen vietnamesischen Krankenhäusern gerade die reichere Bevölkerung 2
Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 ausgegeben, um Behandlungen im Ausland zu erhalten. Man
schätzt die Zahl der Patienten, die Behandlungen im Ausland vorgenommen haben auf 40.000.
Diese Angaben wurden auf einer Konferenz des Zentralkomitees Partei Propaganda und Training
Committee genannt worden waren und im Januar 2013 in der Lao Dong Zeitung veröffentlicht
wurden. Andere Quellen bestätigen dies nicht, da liegen die Annahmen für den Medizintourismus bei
1 Mrd. US-Dollar.

Der größte Abnehmer von Medizintechnik ist mit rund 70 % die öffentliche Hand. Diese umfasst
unter anderem staatliche Krankenhäuser des Gesundheitsministeriums (MOH), der Provinzen oder
der Armee. Aufgrund geringer Gebühreneinnahmen sind öffentliche Einrichtungen bei
Anschaffungen auf zugewiesene Budgets des Staates angewiesen.

Im Jahr 2011 hatte Vietnam 1.056 öffentliche Krankenhäuser, 46 davon waren unter der direkten
Verwaltung des Ministerium für Gesundheit und 971 wurden von regionalen Gesundheitsbehörden
gemanaged. Insgesamt sollen es 195500 Krankenhausbetten sein (GOS). Das entspricht einer Quote
von 2 % pro tausend Einwohner. Die Krankenhäuser sind überbelegt und 2-3 Patienten teilen sich die
Krankenhausbetten. Die Regierung hat lokale Behörden aufgefordert, die Zahlen zu verringern.
Ziel der Regierung in Hanoi ist, eine Rate von 25 Betten pro 10.000 Einwohner zu erreichen. Um
diese zu verwirklichen, wurde das Gesundheitsbudget aufgestockt. Außerdem sollen gemäß dem
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Regierungsbeschluss 362/TB-VPCP zinsgünstige Kredite den Fortgang von Krankenhausprojekten
gewährleisten. Grundsätzlich gehöre der Ausbau von Krankenhauskapazitäten, insbesondere in
ländlichen Regionen, zu den Prioritäten der nächsten Jahre, so ein Vertreter des MoH. Bei den
Fachkliniken soll der Schwerpunkt auf Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes liegen.

Insgesamt beklagen Gesundheitsexperten, dass selbst bei neuen Krankenhäusern in der Regel keine
spezialisierten Architekten den Zuschlag erhielten. Die Bauaufträge würden zumeist lokal vergeben.
In der Folge entsprächen die Hospitäler oft nicht den Erfordernissen moderner Medizintechnik (Lage
und Leistungsfähigkeit der Strom- und Gasversorgung, unlogisch angeordnete Funktionseinheiten,
fehlender Platz für Klima- und andere Medizintechnik). Hier fehlt es offenbar an sachgerechten
Planungskonzepten.

Ein großes Hemmnis beim Absatz von anspruchsvoller Medizintechnik ist das Ausbildungsniveau
der Ärzte in den öffentlichen Krankenhäusern. In privaten Häusern ist das Niveau nicht besser,
sondern eher noch schlechter. Seminare und Schulungen für Ärzte und Klinikpersonal sind deshalb
für den Absatz von medizintechnischen Geräten unabdingbar. Dies gilt besonders in ländlichen
Regionen.

Hinzu kommen mangelnde Hygiene und die unzureichende Wartung bestehender Ausrüstungen.
Nach einer Untersuchung des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie im Sommer 2010
entsprachen beispielsweise die Röntgengeräte in 14 von 35 Hospitälern in Ho-Chi-Minh-City nicht
mehr den Strahlenschutzbestimmungen des Landes. Ebenfalls im Sommer ergaben Messungen in
Operationssälen und Aufwachstationen in 13 Krankenhäusern der Stadt, dass 80 % von diesen
bakteriell verunreinigt waren. Offiziellen Zahlen zufolge infizieren sich von 7,5 Mio. stationären
Patienten rund 600.000 mit Bakterien.

Viet Nam News berichtete Mitte März 2014 unter Angeben des Premierministers in 70 traditionelle
Krankenhäuser bis 2020 investiert werden soll. Sowohl die Infrastruktur der Krankenhäuser als auch
die Ausstattung soll modernisiert werden. Bei 24 Krankenhäuser sollen die Investitionen schon in
diesem und kommenden Jahr erfolgen.

Die Produktion von medizinischen Gütern in Vietnam beschränkt sich in erster Linie auf
Verbrauchsmaterialien, einfache medizinische Instrumente (Scheren, Waagen) und auf
Krankenhausmöbel (Betten, Notfallkästen) einiger lokaler, meist sehr kleiner Firmen. An der Zahl
sollen es insgesamt 80 vietnamesische Unternehmen sein, die 600 MoH lizensierte Produkte
vertreiben. Diese konkurrieren mit sehr preisgünstigen Massenherstellern aus der VR China, Taiwan
und Korea (Rep.). Die zollfreie Einfuhr medizinischer Produkte erschwert dabei den Aufbau einer
inländischen Industrie.

Anspruchsvollere Medizintechnik wird in Vietnam ausschließlich von Unternehmen mit
ausländischem Hintergrund gefertigt. Diese sind bislang jedoch nur sehr vereinzelt im Land tätig und
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produzieren, wie zum Beispiel B. Braun, überwiegend für den Export. In der Folge müssen selbst
einfache Patientenmonitore für den inländischen Bedarf reimportiert werden. Ein großer Teil der
Lieferungen kommt aus der VR China, wo mittlerweile eine Vielzahl internationaler Firmen
Fertigungen aufgebaut haben.

 Chart 7: Entwicklung staatlicher Gesundheitsausgaben bis 2017
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Chart 8: Entwicklung privater Gesundheitsausgaben bis 2017

Chart 9: Gesamtübersicht der Gesundheitsausgaben in Vietnam
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Entwicklung der Gesundheitsausgaben insgesamt in Vietnam seit 2006

                    2006           2007       2008            2009   2010     2011     2012   2013     2014e
Aufwendungen        4              5,1        6,4             6,4    7,1      7,9      9      10,1     11,4
in Mrd. US$

In Mrd. Dong 50056                 63810 81200                114352 135505   163452   187359 210136   234096

In % des BIP 6,6                   7,1        7,1             6,9    6,8      6,4      6,3    6,3      6,1
Pro Kopf US 47,3                   59         73,2            73,9   89,1     100      111    124,3    138
$
Ausg. in % 0                       27         21,9            16,4   18,5     20,6     14,6   12,2     11,4
yoy

Chart 10: Entwicklung der Gesundheitsausgaben insgesamt in Vietnam seit 2006

Das Gesundheitswesen in Vietnam

In Vietnam leben inzwischen fast 90 Mio. Menschen. Die Bevölkerung ist im Durchschnitt sehr jung:
landesweit waren 2005 etwa 32 % der Menschen unter 14 Jahre alt und nur etwa 5,6 % sind über 65.
Das Bevölkerungswachstum wird auf 1,3 bis 1,4 % geschätzt. Tendenziell sinkt die Geburtenrate
(2005: 17,07 Geburten pro 1000 und 1,94 Kinder pro Frau in 2011, doch in 2012 war sie wieder
leicht steigend 2,05 pro Frau). Durch die verbesserten medizinischen Bedingungen sinkt ebenfalls
die Sterberate (2005: 6,2 pro 1000). Die Lebenserwartung liegt momentan bei 67,82 Jahren für
Männer und 73,6 Jahren für Frauen.
Während die vietnamesische Bevölkerung von westlichen Beobachtern als durchweg jung
wahrgenommen wird, beginnt Vietnam sich darauf einzustellen, dass die Bevölkerung in eine Phase
der Alterung eingetreten ist. Am 1. April 2010 erreichte die Zahl der über 60-jährigen den Stand von
8,1 Millionen; dass sind 9,4 % der Gesamtbevölkerung und bedeutet einen Zuwachs von 4 %
gegenüber 2009. Vietnam gehört damit zu den Ländern mit einer außergewöhnlich schnellen
Alterung der Gesamtbevölkerung. Während es in Schweden 85 Jahre, in Japan 26 Jahre und in
Thailand 22 Jahre dauerte, um den Status „alternde Bevölkerung“ nach den Richtlinien der UNFPA
(United Nations Population Fund) zu erreichen, dauerte dies in Vietnam nur 20 Jahre. (Vergl. UNFPA
Report recent change in the sex ratio at birth in Viet Nam; zitiert in Việt Nam News, Ausgabe 13.
Mai 2011, Seite 1 und 4)
Die beiden größten Städte Vietnams sind Hanoi als Hauptstadt und Hoch-Chi-Minh-City (früher
Saigon) im Süden. Weitere wichtige Städte sind die Hafenstädte DA Nang, Hai Phong und Nha
Trang.
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Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in den dicht besiedelten Gebieten der Mündungsdeltas von
Rotem Fluss und Mekong, in denen Landwirtschaft vorherrscht. Trotz der agrarischen Prägung
lebten 2004 bereits rund 26 % der Vietnamesen in den urbanen Regionen der großen Städte (in den
1980er Jahren waren es nur 15 %), und die Zuwanderung aus den wirtschaftlich wenig entwickelten
ländlichen Gebieten nimmt stetig zu. In der Hauptstadt Hanoi leben derzeit schätzungsweise 6,6 Mio.
und in Ho-Chi-Minh City (HCMC) über 8 Mio. Menschen.

Eine Gesundheitsstudie aus dem Jahr 2007 zeigt, dass 87 % der Vietnamesen aus der Altersgruppe
der 60-69jährigen an Krankheiten leidet. In den noch älteren Bevölkerungsschichten ist die
Krankheitsrate noch höher (vergl. VNCA-Report 2007, zitiert in Việt Nam News, Ausgabe 13. Mai
2011, Seite 4).
Nach den zahlreichen Kriegen in Vietnams Vergangenheit sind 5 Millionen Vietnamesen bzw. 6 %
der Bevölkerung behindert. Die Zahl behinderter Menschen soll sogar bis 2030 (vergl. BMI’s
Burden of Disease Database) von 6.748.973 in 2008 auf 7.518.246 ansteigen. Dies wäre ein Zuwachs
von 11%. Die beiden Hauptgründe dafür sind die weiterhin wachsende Bevölkerung und die
Zunahme der Lebenserwartung der Menschen.

Die Zahl der HIV-Infizierten wächst jährlich. Noch 2009 waren 187 pro 100.000 infiziert. 2012 lag
die Zahl bei 220 per 100.000 Einwohner. Davon sind 53 % HIV-infizierte Erwachsene und 83 %
Kinder. Die täglichen Meldungen über HIV-positive Personen liegen bei ca. 40-50 Neuinfektionen.
Vietnam hofft, die HIV-Infektionsrate bei der aktuellen Quote von 0,35 % zu halten, was ungefähr
dem Durchschnitt weltweit entspricht.

Vietnam bleibt ein Land mit einer hohen Tuberkulosebelastung. TBC-Infizierte nehmen Rang 12 von
22 der WHO gelisteten Ländern für ein. Platz 14 von 27 Ländern weisen sie bei Tuberkulose
Multiresistenten Patienten auf. In der Tendenz nimmt die Anzahl zwar leicht ab und verglichen zu
1990 hat sich die Zahl um 50% reduziert, und trotzdem betrachtet die Regierung die Entwicklung mit
Besorgnis, da nur die gemeldeten Zahlen vorliegen. Die Dunkelziffer für TBC-Infizierte, da sie nicht
vom Arzt behandelt werden, ist sehr hoch und wird mit ca. 147 von 100.000 Einwohner angegeben.
Weiterhin lauften staatlich unterstützte Förderprogramme zur Reduzierung der Zahl der
Tuberkulosekranke. Jedoch muss festgehalten werden, dass sich der Budgetanteil der Regierung für
2014 deutlich um 45 % von 114 Mrd. Dong auf 64 Mrd. Dong reduziert (Ministry of Health,
National Tuberculosis Programm 20.3.20149. Um für ein Jahr 100.000 TBC-Patienten behandeln zu
können, benötigt man ein Budget von 117 Mrd. Dong. Vietnam ist somit umso mehr auf
internationale Förderprogramme wie der WHO, Dutch Royal TB Association (KNCV), Global Fund,
International Union Against Tuberculosis and Lung Disease (UNION), US Centers for Disease
Control and Preventeion (CDC), Taiwanese TB Association etc. angewiesen sein.
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Seit Vietnam 1986 zur Marktwirtschaft (Doi moi) überging, hat sich das Gesundheitssystem
bemerkenswert entwickelt. Obwohl Vietnam heute ein middle low income-Land ist, sind die meisten
Gesundheitsindikatoren besser als die anderer Länder in vergleichbarer Situation. Das
Vorsorgesystem und die Behandlung von übertragbaren Krankheiten funktioniert recht gut.

Mit der Einführung des jetzigen Gesundheitssystems, dem sogenannten SHI (Social Health Insurance
Scheme) ist es der Regierung gelungen, eine landesweite Abdeckung der Vorsorgung zu sichern und
diese gleichzeitig auch zu finanzieren. 2003 führte die Regierung unter Führung des Ministeriums für
Gesundheit ein Vietnamesisches Sozialsystem (VVS) ein.

 Chart 11: Personalentwicklung in den Krankenhäusern

Seit 2005 gibt es eine Abteilung „Krankenversicherung“ im Ministeriums für Gesundheit (MoH). In
2005 waren ca. 41 Prozent der Gesamtbevölkerung krankenversichert. Bis 2009 war eine
Krankenversicherung nicht Pflicht. Doch mit dem Gesetzesbeschluss vom Oktober 2009 entschied
die Regierung, dass spätestens bis 2014 (erneute Verlängerung bis 2020) alle krankenversichert sein
müssen. Im Dezember 2013 ging man von offizieller Seite davon aus, dass von etwa 90 Millionen
Einwohnern, 70 Prozent gesetzlich krankenversichert sind und ca. 11 Prozent eine private Vorsorge
getroffen haben.

Die Regierung hat insgesamt 45200 Milliarden Dong (2,5 Mrd. US-Dollar) für den Zeitraum 2009
bis 2012 für den Ausbau der Krankenhäuser und Spezialklingen auch in den ländlichen Bergregionen
investiert. Bis 2020 sollen noch weitere 1,8 Mrd. US-Dollar zur Renovierung von 645
Krankenhäuser aufgewendet werden. Allein in Hanoi sollen 25 neue Krankenhäuser mit 8350 Betten
entstehen (vergl. Gtai Branchenkompakt 1/2013). 2013 lag der Gesamthaushaltsplan des
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Gesundheitsministeriums bei 81900 Milliarden Dong (3,9 Mrd. US-Dollar). Hinzu kommen noch ca.
10 % Fördergelder der WHO.

Die Überbelegung der Krankenhäuser und die noch mangelnde Absicherung der Patienten durch eine
Krankenversicherung führt momentan dazu, dass die Krankenhäuser mit Verlust arbeiten. Einige
Krankenhäuser sind deshalb auch auf Spenden angewiesen.

Das private Gesundheitsvorsorge hat seit der Aufhebung des Verbots von privaten Praxen im Jahr
1989 stark zugenommen. Menschen nutzen private Einrichtungen, wenn sie es sich leisten können,,
da die Qualität der staatlichen Gesundheitsversorgung sehr schlecht ist. Nach den neuesten Daten für
2011 schätzt man, wurden 61,7 % der Gesundheitsausgaben privat übernommen.
Besonders gut ist die Versorgungslage in den Großstädten wie Hanoi und HCMC.
Die Zahl der geplanten Projekte, die auf dem Papier stehen, sind eindrucksvoll. Allein in Hanoi, wie
schon an anderer Stelle in diesem Bericht erwähnt, sollen 25 neue Krankenhäuser mit 8.350 Betten
entstehen. Sowohl in der Planungs- als auch in der Umsetzungsphase kann es laut Marktkennern
jederzeit zu Verzögerungen kommen.

In HCMC gibt es 31 öffentliche Krankenhäuser, 23 Distrikt-Krankenhäuser, 15 Zentral–
krankenhäuser und 13.000 private Gesundheitszentren.

Stefanie Schmitt der German Trade and Invest fasst die aktuelle Lage wie folgt zusammen:

„Nach wie vor leiden gerade die verhältnismäßig besser ausgestatteten Krankenhäuser in den Städten
unter massiven Kapazitätsproblemen. Es gibt zu wenige Betten, die Infrastruktur ist in höchstem
Maße renovierungsbedürftig, und Ärzte und Pflegepersonal sind chronisch überlastet. Leidtragende
sind zunächst die Kranken.

Nach einer hauseigenen Statistik des Central Pediatrics Hospitals in Hanoi, dem führenden
Kinderkrankenhaus der vietnamesischen Hauptstadt, mussten Patienten beispielsweise im Jahr 2009
durchschnittlich 300 Minuten warten, ehe sie einen Arzt sahen.

Im stationären Bereich sind Mehrfachbelegungen an der Tagesordnung - nicht der Zimmer, sondern
der Betten mit zwei, drei und in Extremfällen vier Kranken, und dies nicht nur in den
Kinderabteilungen. Da sich um jeden Patienten mindestens ein oder zwei Verwandte kümmern
müssen, halten sich nicht selten 30 Personen gleichzeitig in einem Krankenzimmer auf.

Kommen die Verwandten von auswärts, was aufgrund der hohen Patientenmigration in die Städte
keine Ausnahme darstellt, schlafen die Betreuer nachts auf dem Fußboden im Krankenzimmer selbst
oder auf den Korridoren.
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Wer kann, sucht deshalb nach Alternativen, allerdings nicht immer erfolgreich: "Having money, can´t
spend" titelte jüngst die Internetseite "Vietnamnet" zur "Tragödie" der öffentlichen Krankenhäuser
und meinte damit das Unvermögen des Gesundheitswesens, den Bedürfnissen der Patienten gerecht
zu werden. Dabei geht es nicht um die vielen Armen, die sich keine Behandlung leisten können, und
auch nicht um die kleine Schicht der Reichen, die keine Angebote auf höchstem Niveau vorfinden
und deshalb ins Ausland fliegen.

Es geht vielmehr um die wachsende Mittelschicht, die durchaus bereit wäre, für bessere Leistungen
in einem angenehmeren Umfeld ein Vielfaches zu zahlen als die landesweit üblichen, sehr niedrigen
Gebührensätze.
Zwar haben die großen Hospitäler in Hanoi und Ho-Chi-Minh-City mittlerweile mit der Eröffnung
von Spezial-Ambulanzen auf den neuen Kundenkreis reagiert. Allerdings halten die Angebote mit
der wachsenden Nachfrage nicht Schritt. Obwohl die
Gebührensätze dort erheblich über den Regelsätzen liegen, quellen die Warteräume über. Immer
wieder müssen zahlungswillige Patienten in den normalen Krankenhausbetrieb zurückverwiesen
werden, mit anderen Worten: "Having money, can´t spend".
In der Spezial-Ambulanz des Central Pediatrics Hospital kostet beispielsweise eine
Standardkonsultation (ohne notwendige Labor- oder sonstige Untersuchungen) zwischen 18 und 38
US-Dollar (letzteres ohne Voranmeldung). Im normalen Krankenhausbetrieb würden hierfür 1,2 US-
Dollar bei Kassenpatienten und zwischen 3,8 und 4,2 US-Dollar bei nicht gesetzlich Versicherten
berechnet. Die Preise für ein Krankenhausbett variieren zwischen 57 US-Dollar pro Tag bei
Dreifachbelegung, 71 US-Dollar im Doppel- und 90 US-Dollar im Einzelzimmer. Frisch Operierte
zahlen im Einzelzimmer 110 US-Dollar. Die Preise sind in der Regel im Krankenhaus für jeden
Patienten sichtbar ausgehängt.

Ähnlich liegen die Sätze dieser Spezial- oder VIP-Abteilungen in anderen Häusern. Die Nachfrage
ist enorm, so auch die Erfahrungen des Bach-Mai-Hospitals, des größten und renommiertesten
Krankenhauses Hanois. Und auch dort hat nicht jeder das Glück, ein freies Bett zu ergattern.

Vor diesem Hintergrund erhoffen sich private Krankenhausbetreiber gute Entwicklungschancen,
daneben nimmt die Bedeutung privater Projektträger zu, etwa von Ärzten, die sich innerhalb
öffentlicher Krankenhäuser zu "Profit-Sharing"-Programmen zusammenschließen, gemeinsam
Ausrüstungen einkaufen, sie im Krankenhaus nutzen und nach einer gewissen Frist dem Haus
überlassen.“...“Grundsätzlich sind in Vietnam nach der Eigentumsform drei Krankenhaustypen zu
unterscheiden: öffentliche wie Viet-Duc in Hanoi, Militärkrankenhäuser mit oft besserem Zugang zu
Finanzmitteln und eigenen VIP-Abteilungen für Funktionäre und Regierungsangehörige sowie
Private. Gerade von letzteren erhofft sich die Politik Entlastung. Privatkliniken werden deshalb zum
Beispiel mit Steueranreizen gefördert, bislang machen sie aber nur 4 bis 5% des Bettenbestands aus.

Am stärksten ist der Privatsektor in Ho-Chi-Minh-City, darunter landesweit renommierte Namen wie
Trieu An, Medic, Hoan My, Van Hanh und FV. Der Ausbau der Privatkliniken vollzieht sich nicht
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reibungslos. Oftmals verhindern "Land-Clearance"-Probleme oder fehlende Finanzmittel den
Fortgang. Auslandsinvestoren sind bislang nur selten engagiert.“

Der Einsatz von Umweltgiften durch die USA während des Vietnamkrieges hat die vietnamesische
Natur nachhaltig geschädigt und auch deutliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen
hinterlassen. Unter den Spätfolgen des Dioxin-Einsatzes der Amerikaner haben nicht nur jene immer
noch zu leiden, die damals direkt damit in Berührung kamen (Hautverätzungen,Chlorakne und
Krebs), sondern das Gift fand auch seinen Weg in die Nahrungskette. Dies führte zur Schädigung des
Erbgutes und zu signifikant erhöhten Zahlen an Fehl-, Tot- und Missgeburten. Neben Umweltgiften
sind in den ländlichen Gebieten auch noch eine große Zahl von Blindgängern und Landminen zu
finden. Nach wie vor werden jedes Jahr Bauern und Altmetallsucher von explodierender Munition
getötet oder verletzt. Dies ist auch der Hauptgrund für die hohe Behindertenquote in Vietnam.

Sozialversicherungssystem

Ein Sozialversicherungspflicht gibt es für alle Arbeitnehmer mit Ausnahme von Expatriates in
Vietnam. Der Arbeitgeber zahlt 17 % und der Arbeitnehmer 7 % des Arbeitnehmergehaltes in den
Sozialversicherungsfonds ein. Ab 2014 erhöhen sich die Sätze auf 18 bzw. 8 %.
Der Sozialversicherungssatz ist ab einer Grenze des 20-fachen des Mindestbruttolohns, der von der
Regierung landesweit unterschiedlich geregelt, gedeckelt.

Krankenversicherungssystem
Alle Arbeitnehmer haben in die Krankenversicherung einzuzahlen. Die gilt auch für Expatriates,
wenn sie sich länger als 3 Monate in Vietnam aufhalten. Der Krankenversicherungssatz liegt bei 4,5
Prozent, wovon der Arbeitgeber 3 % und der Arbeitnehmer 1,5 % in die Krankenkasse einzahlt.
Die Sozialversicherung ist im Gesetz für Sozialversicherung             Artikel 94.3. und die
Krankenversicherung im Krankenversicherungsgesetz, Artikel 12.1; Decree No.62/2009/ND-CP
verankert. Die Umsetzung ist geregelt in Artikel 2 des Krankenversicherungsgesetzes und im
Rundschreiben Nr. 09, Artikel 1.1. (Quelle: Respondek & Fan Ldt).

Nach dem Krankenversicherungsgesetz (Artikel 21.1 und 22.1) sind folgende Kosten von der
Versicherung abzudecken:
Kosten der medizinischen Untersuchung und Behandlung, funktionale Rehabilitation,
regelmäßiger Schwangerschaftsuntersuchung und die Geburt eines Kindes;
Kosten der ärztlichen Untersuchungen für Screening und Früherkennung von
Krankheiten und Krankentransport vom Distrikt-Krankenhaus zum Krankenhaus auf höherer Ebene.,
Kinder im Alter von weniger als 6 Jahre, arme Menschen, Notfälle.
Die folgenden Leistungen werden von der Krankenversicherung nicht abgedeckt:
-      Aufenthalte in Sanatorien
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-             Gesundheits-Check-up.
-             Pränatale Tests und Diagnose für nicht-therapeutische Zwecke
-             Anwendungen von geburtsunterstützenden Techniken, Familienplanung oder Abtreibung (in
              bestimmten Sondersituationen werden die Kosten übernommen).

Der Patient hat ebenfalls die Möglichkeit, sich privat abzusichern. Die privaten Krankenhäuser
weisen eine Liste der Versicherungen aus, mit denen sie zusammenarbeiten und die somit der Patient
abgesichert ist.

Das Beispiel zeigt die Liste der Krankenversicherungen mit denen Vinmec Internationales Hospital
zusammenarbeitet:

    Insurance company                                               Direct Billing aspects

                                                                    Insurance card in green/ silver: Inpatient
    Bao Viet Insurance
                                                                    Insurance card in yellow: Out-patient & In-
                                                                    patient

                                                                    Out-patient & In-patient

    Hung Vuong Insurance                                            (excluded health check & maternity)

                                                                    Out-patient & In-patient, only apply for
                                                                    foreigners stay in Vietnam long-term.
    PACIFIC CROSS
                                                                    (excluded health check & maternity)

    Global Insurance (GIC)                                          In-patient

    Xuan Thanh Insurance                                            Out-patient & In-patient

    BIDV              Insurance
                                                                    In-patient
    Corporation (BIC)

    Bao Viet Tokio Marine                                           Out-patient & In-patient

    (***)                                                           (excluded dental & maternity)

    PJICO Insurance                                                 In- Patient

Darüber hinaus bietet das Krankenhaus eine Mitgliedschaft an, um besonders priviligiert in ihrem
Krankenhaus behandelt zu werden.
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Auszug aus den Mitgliedschaftsbedingungen:

„VINCARE MEMBERSHIP CARD PROGRAM
VINMEC in collaboration with PJICO - Insurance Company runs the VINCARE Membership Card
Program offering a wide range of special privileges and benefits. For the first time in Vietnam,
within the framework of a hospital, customers will be entitled to enjoy various free health checks and
to be supported by payment of up to 1 billion VND for treatment and surgical costs.
A VINCARE Membership Card holder is exclusively entitled to pre-eminent privileges offered only
at VINMEC. Some of these benefits include:
Free General Consultations and Prescriptions (worth 2 million VND upwards);
Health check-up packages are provided free-of-charge (worth between 2 million to 7 million VND);
Entitlement to 10% - 40% discounts on all other services at VINMEC;
Furthermore, customers will enjoy the benefit of comprehensive insurance coverage over surgical
and inpatient costs with limits from 63 million VND to more than 1 billion VND.

Allgemeine Gesetzesgrundlagen

Vietnam ist bemüht, bei der Gesetzgebung und beim Aufbau eines Justizsystems mit der sich
entwickelnden Wirtschaft Schritt zu halten. Seit Beginn der Reformpolitik und mit Blick auf den
WTO-Beitritt wurden unzählige neue Rechtsvorschriften im Wirtschaftsbereich erlassen. Es mangelt
jedoch an der sinnvollen Abstimmung dieser Regelungen untereinander und an wirksamen
Kontrollen für ihre Implementierung. Bei den folgenden Ausführungen muss daher bedacht werden,
dass die Gesetzgebung im Fluss und stetigen Anpassungen und Entwicklungen unterworfen ist. Vor
einem Engagement in Vietnam sollten Investoren die aktuelle Situation prüfen und bei wichtigen
Verträgen einen Fachanwalt einschalten.

Vertragsrecht
Vietnam ist dem UN-Übereinkommen über Verträge über den internationalen Warenkauf vom
11.04.1980 nicht beigetreten. Verträge zwischen einem vietnamesischen und einem ausländischen
Kaufmann gelten als Außenhandelsverträge. Beide Parteien müssen geschäftsfähig und die
vietnamesische Partei zum Außenhandel berechtigt sein. Der Vertrag muss schriftlich geschlossen
werden, den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches entsprechen und die für Kaufverträge
wesentlichen Angaben enthalten.

Niederlassungsrecht
Seit Januar 2007 ist Vietnam 150. WTO-Mitglied. Damit hat sich das Land zu Nichtdiskriminierung,
mehr Transparenz, Abbau von Handelshemmnissen, Abschaffung bestehender Quoten sowie zum
Schutz geistigen Eigentums verpflichtet. Die Attraktivität für ausländische Investoren hat sich
deutlich erhöht. Im Jahre 2009 sind über 6,9 Mrd. US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen
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nach Vietnam geflossen. 2010 waren es 11,0 Mrd. US-Dollar, 2011 11,6 Mrd. und 2012 13,0 US-
Dollar.

Etwa 250 deutsche Unternehmen sind gegenwärtig in Vietnam tätig. Rund 50 Prozent davon haben
die Rechtsform einer Repräsentanz gewählt. Je ein Drittel sind in der Produktion, im Handel und in
der Dienstleistungsindustrie aktiv. Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der
Sozialistischen Republik Vietnam besteht ein bilateraler Investitionsförderungs- und -schutzvertrag
(IFV), der am 03.04.1993 unterzeichnet wurde und seit dem 19.09.1998 in Kraft ist.

Für einen Markteintritt in Vietnam kann man zwischen einer Gesellschaft, einem Tätigwerden als
ausländischer Vertragspartner ("Foreign Contractor") und einer Repräsentanz/Zweigniederlassung
wählen.

Seit dem 25.2.2013 gibt es eine neue Richtlinie (05/2013/ND-CP) zur Beseitigung von Hindernissen
bei der Geschäftsregistrierung. Danach soll es nun leichter sein, neu gegründete Unternehmen in
Vietnam zu registrieren.
Die Gründung eines aus dem Ausland stammenden Unternehmens bedarf in Vietnam keiner
Genehmigung mehr. In Abhängigkeit von Investitionsumfang und Branche reicht es grundsätzlich
aus, das Unternehmen beim lokalen Business Registration Office zu registrieren, um das sogenannte
Investment Certificate zu erhalten. Die Registrierung und die Erteilung des Registrierungszertifikats
sind Voraussetzung für die Rechtsfähigkeit der Gesellschaft.
Im Rahmen des Registrierungsverfahrens ist zu statistischen Zwecken der Tätigkeitsbereich des
antragstellenden Unternehmens in Form eines sogenannten Economic Sector Codes anzugeben. Die
anwendbaren Sektor Codes sind in der Vietnam Standard Industrial Classification 2007 aufgelistet.
Schwierig wurde es in der Vergangenheit immer dann, wenn der Geschäftszweck nicht eindeutig
codierbar war oder keinem der zur Verfügung gestellten Codes entsprach. So mussten die Behörden
in diesem Fall die Erteilung des Registrierungszertifikats verweigern und die Frage der korrekten
Codierung an das Ministry of Planning and Investment zwecks Erstellung eines neuen Codes
weitergeben.
Decree 5 ermöglicht es nunmehr, ein Unternehmen trotz mangelnder Codierbarkeit des
Geschäftszwecks zu registrieren, solange das Unternehmen nicht in einem verbotenen
Tätigkeitsbereich aktiv werden will. Die Benachrichtigung des MPI und eine entsprechende
Ministerialentscheidung muss der Registrierung also nicht mehr vorgeschaltet werden (Vergl. F.
Schmitz-Bauerdick, Gtai 11.3.2013).

Rechtsform des Unternehmens
Für eine Gesellschaft, die normalerweise in der Form einer Limited Liability Company (ähnlich
deutscher GmbH) gegründet wird, sprechen die umfassenden Handlungsmöglichkeiten. Insbesondere
im Bereich Produktion und Dienstleistungen wählen ausländische Investoren diese Rechtsform. Im
Bereich Dienstleistungen ist allerdings zu beachten, dass ausländische Investoren im Hinblick auf
ihre Beteiligungshöhe noch teilweise beschränkt sind. Für den Verkauf von im Ausland produzierten
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Waren in Vietnam (Vertrieb) ist es gemäß dem WTO-Zeitplan erst seit dem 01.01.2009 möglich, eine
100-prozentige Tochtergesellschaft zu gründen. Im Bereich Produktion hingegen ist schon seit
längerem die Gründung einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft möglich und ratsam, da nur auf
diese Weise die vollständige Kontrolle über das Unternehmen sichergestellt werden kann. Das
Lizensierungsverfahren ist ein Standardverfahren, das normalerweise zwischen drei und sechs
Monaten dauert. Ein Mindeststammkapital ist gesetzlich nicht vorgeschrieben.
Foreign Contractor
Als sogenannter "Foreign Contractor" tätig zu werden ist hingegen empfehlenswert, wenn nur eine
klar begrenzte Tätigkeit in Vietnam beabsichtigt ist, z. B. bei Installationstätigkeiten im Rahmen
eines Infrastrukturprojekts.

Repräsentanz
Ein Repräsentanzbüro ist nur als erster Markteintritt zu sehen, da es selbst keine gewinnerzielenden
Tätigkeiten erbringen kann und nur als Verbindungsbüro zu der Muttergesellschaft fungiert.
Zweigniederlassungen ausländischer Unternehmen sind nur in sehr eingeschränkten Bereichen
zulässig und unüblich.

Mergers & Acquisitions
Schließlich ist ein Markteintritt auch durch die Übernahme eines vietnamesischen Unternehmens
möglich (Mergers & Acquisitions), wenn auch derzeit in der Praxis beschränkt.

Grundstücksrecht
In Vietnam existiert kein privates Eigentum an Grund und Boden. Der vietnamesische Staat erteilt so
genannte Landnutzungsrechte. Die durchschnittliche bewilligte Nutzungsdauer beträgt 50 Jahre.

Schiedsgerichtsbarkeit
Vietnam ist seit 1995 Mitglied des New Yorker Übereinkommens über die Anerkennung und
Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche. Neben ausländischen Schiedsgerichten kann auch das
Vietnam International Arbitration Center (VIAC) vereinbart werden. VIAC ist der Industrie- und
Handelskammer Vietnams angegliedert und regelt Streitfragen mit Außenwirtschaftsbezug.

Gewerblicher Rechtsschutz
Vietnam ist unter anderem Mitglied des Patent Cooperation Treaty (PCT), der World International
Property Organization (WIPO), der Pariser Verbandsübereinkunft (PVÜ), des Madrider
Markenrechtsabkommen (MMA) und der Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur
und Kunst. Zur Umsetzung der TRIPS-Standards wurde im Jahr 2006 das neue Gesetz über den
Schutz des geistigen Eigentums erlassen.
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Patentrecht
Geschützt sind technische Erfindungen, die weltweit neu sind und ausreichende Bedeutung als
Erfindung aufweisen. Die Schutzdauer beträgt 20 Jahre, eine Verlängerung ist nicht möglich.
Der Beitritt Vietnams zur WTO, ratifiziert im Januar 2007 und zwei Jahre später implementiert, hat
bereits zu einigen Verbesserungen des Landes bezüglich des Patenschutzes geführt. Die Regierung
hat umgehend Richtlinien zum Patentschutz im Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights
(TRIPS) Pakt umgesetzt. Der Pakt beinhaltet eine 20-jährige Schutzfrist und eine fünf-jährige
Marktexklusivität. Verlängern kann man diese Regelung, indem der Patenthalter seine Rechte einem
Dritten überträgt und dieser erneut Vertriebsexklusivität beantragt. Patentschutzausnahmen behalten
sich die Regulierungsbehörden vor, wenn berechtigtes Interesse besteht, die Öffentlichkeit zu
schützen.

Der Schutz von Markenzeichen in Form von Wörtern, Bildern oder in einer Kombination hiervon ist
möglich. Die Schutzdauer beträgt zehn Jahre und kann unbegrenzt für jeweils weitere zehn Jahre
verlängert werden.
Die Schutzdauer von Geschmacksmustern beträgt maximal 15 Jahre ab Antragsdatum - anfangs fünf
Jahre und ist dann zweimal um weitere fünf Jahre verlängerbar.
Die Schutzdauer des Urheberrechts beträgt bis zu 50 Jahre nach dem Tod des Autors.

Steuerrecht
Zum 01.01.2009 traten in Vietnam weitreichende Änderungen des Steuerrechts sowie mehrere
Anpassungen des Investitionsrechts in Kraft. Damit wird einerseits versucht, das wenig transparente
Gewirr an Rechtsvorschriften zu ordnen, und andererseits eine weitere schrittweise Anpassung der
WTO-Vorgaben unternommen. Nichtsdestotrotz ändern sich die Besteuerungsverfahren und
Steuersätze häufig. Deshalb wird empfohlen immer die Steuerbehörden zu konsultieren, um
Informationen über die tatsächlichen steuerlichen Pflichten einzuholen. Grundsätzlich gibt es drei
Steuerarten:
Die Körperschaftsteuer ist von Unternehmen, Selbständigen und Einzelunternehmern (-auch
Familienbetriebe) abzuführen.
Die Lohnsteuer ist sowohl von Unternehmer, Familienbetrieben und dem Arbeitnehmer abzuführen.
Die dritte Kategorie von Steuern wird bezeichnet als sonstige Steuern und Abgaben. Darunter fallen
die indirekten Steuer,     wie die Verbrauchssteuer oder Steuern, die bei nur bestimmten
Geschäftsaktivitäten    anfallen.    Die     Stempelsteuer      (Vermögenssteuer)      wird     auf
Unternehmensvermögen und bestimmte Vermögenswerte erhoben.
Die Körperschaftsteuer (Corporate Income Tax) beträgt für in- und ausländische Unternehmen seit
dem 01.01.2009 25 %. Ausländische Investoren, die in die Industriezone investieren, zahlen eine
reduzierte Steuer von momentan 20 %. Der Kreis weiterer steuerlich förderungswürdiger Projekte ist
gesondert geregelt und darüber hinaus genehmigungspflichtig. Steuerreduzierungen und –
förderungen können nur noch von Unternehmen in Anspruch genommen werden, die in besonders
aufgeführten Bereichen tätig sind, wie Hochtechnologie oder Infrastrukturprojekte, die von
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besonderer Bedeutung für den Staat sind oder Investitionen in ausgesuchten, unterindustrialisierten
Gebieten liegen. Am 3. Mai 2013 legte die Regierung einen Entwurf zur Befreiung der
Körperschaftsteuer zunächst für 2 Jahre für ausländische Investoren vor, die beabsichtigen, in den
vorgesehenen Industriezonen zu investieren. Nach den 2 Jahren soll sich die Körperschaftsteuer um
50 % des regulären Satzes für weitere 4 Jahre reduzieren. Der Hintergrund der Steuerermäßigung ist,
mehr ausländische Investoren für das Land zu gewinnen.

Am 1.1.2009 trat erstmals ein Einkommensteuergesetz in Vietnam in Kraft. Bisher war die
persönliche Einkommensteuer lediglich durch Verordnungen geregelt. Nach dem neuen Gesetz
werden Ausländer und Vietnamesen steuerlich gleichbehandelt, die Bemessungsgrundlage wurde
verändert und die Steuersätze wurden gesenkt. Das Einkommen natürlicher Personen unterliegt seit
dem 01.01.2009 einem progressiven Steuertarif zwischen fünf und 35 %. Auch Ausländer
unterliegen mit ihren in Vietnam erzielten Einkünften der vietnamesischen Einkommensteuer. Nach
dem Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Vietnam sind Einkünfte aus
unselbständiger Arbeit in Vietnam zu besteuern, wenn sich die Person dort länger als 183 Tage im
Kalenderjahr aufhält.

Staffel der Einkommensteuer

VND 0 – 60.000.000                                      5%
VND 60.000.000 – 120.000.000                           10 %
VND 120.000,000 – 21.000,000                           15 %
VND 216.000,000 – 384.000,000                          20 %
VND 384.000,000 – 624.000,000                          25 %
VND 624.000,000 – 960.000,000                          30 %
über VND 960.000.000                                   35 %

Der Mehrwertsteuer (Value Added Tax) unterliegen grundsätzlich sämtliche in Vietnam hergestellten
Waren und erbrachten Dienstleistungen. Der Steuertarif beträgt - abhängig von der Waren- und
Dienstleistungskategorie - entweder null Prozent, fünf Prozent oder zehn Prozent. Fallen die Waren
oder Leistungen unter die sogenannte „besondere Verkaufssteuer“ (Special Sales Tax; wie etwa bei
Tabak, Alkohol oder PKW), kommen zu den 10 Prozent Mehrwertsteuer noch Konsumsteuern hinzu.
Bei einem PKW liegen sie zwischen 40 und 60 Prozent, je nach Größe und Verwendung.

Zulassungssteuer für Geschäftslizenzen (Business License Tax)
Zulassungssteuer für Geschäftslizenzen wird auf das eingezahlte Kapital eines zu etablierenden
Unternehmens erhoben. Die Steuer ist erstmalig am Ende des ersten Monats nach
Geschäftsaufnahme fällig und wird jährlich zum 31.1. des operativ tätigen Unternehmens erhoben.
Staffel der Business License Tax auf das registrierte Kapital:
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Über VND 10 Mrd.                                              VND 3.000.000
Von VND 5 Mrd. bis VND 10 Mrd.                                VND 2.000.000
Von VND 2 Billion bis VND 5 Mrd.                              VND 1.500.000
Unter VND 2 Mrd.                                              VND 1.000.000

Zölle
Rechtsgrundlagen des vietnamesischen Zollrechts sind das Zollgesetz, das Zolltarifgesetz sowie der
Exportzolltarif und Importzolltarif als Verordnungen des Finanzministeriums.
In der Regel wird der cif-Wert (cif = cost insurance freight) der Ware zur Berechnung des Zolls
herangezogen. Die Klassifizierung der Ware basiert auf dem harmonisierten System zur Bezeichnung
und Codierung der Waren (HS). Verbrauchsgüter, vor allem Luxuswaren, unterliegen hohen
Einfuhrzöllen, während für Maschinen und Ausrüstungen sowie Rohstoffe und Halbfabrikate für die
Industrieproduktion, vor allem wenn sie nicht im Land selbst gewonnen oder hergestellt werden,
niedrige Einfuhrzölle gelten. Vielfach ist die Zollwertbemessung intransparent und es herrscht die
Praxis willkürlicher Änderungen der Zolltarifnummern bei mehrmaliger Lieferung derselben Waren.
Auf der Internet-Seite der Europäischen Kommission sind - unter der Angabe der Warennummer
oder eines Stichwortes - die Zollsätze und Einfuhrbestimmungen der meisten Exportländer, darunter
auch die von Vietnam, aufgeführt.

Die EU und Vietnam haben 2012 offizielle Verhandlungen über ein umfassendes
Freihandelsabkommen aufgenommen. Des Weiteren ist Vietnam 2010 dem TPP-Abkommen
beigetreten. Die Abkommen soll neben den klassischen Themen „Abbau von Zollschranken“ und
„Erleichterungen im nichttarifären Bereich“ auch Verbesserungen bei anderen handelsrelevanten
Regelungen wie Beschaffung, Wettbewerb, Dienstleistungen und nachhaltige Entwicklung umfassen.
2015 soll das TPP in Kraft treten. Dies wird für Vietnam zu einen Schub von Reformen und
Gesetzesänderungen zur weiteren Liberalisierung führen.

Zuständige Behörden
Die Abteilung für „Medical Equipment and Health Works (DMEHW) im Ministerium für
Gesundheit (MOH) regelt die Zulassung und die Vertriebserlaubnis für Medizinprodukte. Das
Ministerium für Wissenschaft und Technologie ist führend, wenn es um die regulatorischen
Funktionen inländischer Medizinprodukte geht.

Gesetzesgrundlagen für Medizintechnikbranche in Vietnam

In Vietnam werden alle erlassenen Gesetzte auf einer für jeden einsehbare Webseite in englischer
Sprache geführt. Verantwortlich für die Pflege der Webseite (www.moj.gov.vn/en.com) ist das
Justizministerium (MOJ).
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