OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS

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OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
OBG
                                   DAS MITARBEITER-
                                UND KUNDENMAGAZIN DER
                                      OBG GRUPPE

                                     AUSGABE 21

ZUKUNFT
DES PLANENS
Transformation, Adaption,
Flächengewinnung

ZUKUNFT                     ZUKUNFT
DES FORSCHENS               IM UNTERGRUND
Zweites Projekt             Neuer Mega-Kanal
für Cyber-Sicherheit        in Luxemburg gepresst
OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
INHALT

 4    „Attraktiver Arbeitgeber“
      Interview mit Jürgen Raber und Tina Seiwert
 6    Erneut hohe Bonität mit anerkanntem Zertifikat „CrefoZert“
 7    Schulungsreihe „FHRNG in der OBG Gruppe“ geht in die nächste Runde

8     OBG Tiefbau reduziert Eingriff in die Natur

 10   Rüdiger Mangerich geht in Ruhestand – und macht weiter
 14   Zukunftsthemen der Architektur
      Interview mit Prof. Andrea Wandel und Christian Himbert
 18   WIR Reportage: Ein Tag mit Frank Welter
 22   Gerd Corea – Radtour in die Vergangenheit

26    Interview mit Dr. Martin Koch
      Wohnen in einer ehemaligen Schule
 30   Gute Tradition bei OBG: Jubilare feiern gemeinsam
 32   Erfolgreiche Enrotec-Kampagne zur Personalgewinnung
 34   Qbus realisiert für proWIN Neubau einer Akademie
 35   Richtfest am Polizeizentrum Kirkel

36    Arbeiten im Untergrund
 40   OBG Rhein-Neckar baut zwei neue Kindertagesstätten
 41   Wohnen zwischen Weinbergen und Rhein
 42   OBG-Firmenlauf 2021
 44   Jetzt den Karriere-Booster zünden

46    Neuer Internetauftritt der OBG Gruppe

 48   Mega-Investitionen von Globus
 50   Mit Höchstdruck-Wasserstrahlen durch den Bestandsbeton
 53   OBG Hochbau schafft mehr Raum für Spitzenforschung

54    OBG Industriebau rollt erfolgreich aus

 58   Neue Auszubildende: Willkommen im OBG-Team
 58   Polierschulung bei OBG Hochbau
OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
EDITORIAL

                                           Liebe Leserinnen und Leser,

    DAS MITARBEITER-
                                           ein spannendes Themen-Halbjahr hat die Redaktion in der ak-
 UND KUNDENMAGAZIN DER
       OBG GRUPPE                          tuellen Ausgabe der WIR für Sie zusammengetragen. WIR sind
                                           sicher, auch mit dem nun 21. Heft interessante Einblicke in die
                                           Projektwelt der Firmen innerhalb der OBG Gruppe zu liefern.
       AUSGABE 21 / 2021
                                           Hätten Sie gedacht, dass Architekten mit Joghurt, Bier und Essig
                                           experimentieren, um das gewünschte Wachstum von Moos auf
                                           Leichtbeton zu verfolgen? Für ein Projekt in Rheinland-Pfalz hat
                                           das ein Kollege von WL Architekten in Saarbrücken gemacht,
                                           derzeit läuft der Bau, mehr dazu im Heft ab Seite 14.
                 OBG

                                           Eine sprichwörtlich feine Idee entwickelten Kolleginnen und Kol-
                                           legen, als sie den firmeninternen Spendenlauf initiierten. Pro ge-
                                           laufenem Kilometer spendete die Gruppe drei Euro und am Ende
      www.obg-gruppe.de
                                           kamen mehr als 5.000 Euro für ein großartiges Projekt zusammen,
                                           das Kindern aus schwierigen Verhältnissen jeden Morgen belegte
                                           Schulbrote und Obst spendiert. Auch hierüber berichten wir ab
                                           Seite 42. Gleichermaßen sportlich zeigte sich auch Gerd Corea,
IMPRESSUM                                  der nach 40 Jahren eine Radtour aus der Studentenzeit nach
                                           Südfrankreich erfolgreich wiederholte, nachzulesen ab Seite 22.
Herausgeber:
OBG Gruppe GmbH
Illinger Str. 150                          Über 34 Jahre Betriebszugehörigkeit sprechen WIR in dieser Aus-
66564 Ottweiler                            gabe auch mit Rüdiger Mangerich, der jetzt seine aktive Zeit bei
V.i.S.d.P.: Jürgen Raber                   OBG gegen den Unruhestand tauscht. Der gelernte Tischler und
Redaktion:                                 Bauingenieur blickt ab Seite 10 zurück auf mehr als drei Jahrzehn-
Markus Frank (Texte/Fotos)                 te Erfahrung und freut sich auf Neues im bekannten Umfeld.
Eric Walgenbach
Kontakt:                                   Wieder einmal legal im Untergrund waren WIR für die Beiträ-
redaktion@obg-gruppe.de
                                           ge von OBG Tiefbau und auch von OBG Lux, in beiden Fällen
Fotos:                                     geht es um Regenrückhalte- und Regenüberlaufbecken sowie
Markus Frank: 55
OBG Gruppe: 24                             anspruchsvolle Kanäle, die teils mit enormem technischem Auf-
Honk-Foto: 4                               wand verlegt werden. Freuen Sie sich auf beeindruckende Bilder
Globus: 1 Stock: 1, Openstreet: 1          aus dem Großherzogtum dazu ab Seite 36.
Grafik:
Eric Walgenbach                            Und gleich drei saarländische Projekte sind zu erwähnen.
Druck:                                     OBG Hochbau ist für die Globus Gruppe aus St. Wendel sowohl
Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH        in Eschborn/Hessen als auch in Neunkirchen dabei, neue SB-
Bild Titelseite:                           Warenhäuser zu bauen, während Qbus Anfang 2022 im Kreis
Detlef Lenschow, OBG Tiefbau
                                           Neunkirchen für das ebenfalls saarländische Unternehmen pro-
Hinweis:                                   WIN ein neues Schulungs- und Verwaltungszentrum plant und
Aus Gründen der Vereinfachung wird         realisiert.
punktuell die männliche Form verwendet,
die im Sinne des Allgemeinen Gleich­
behandlungs­gesetzes (AGG) jedoch stell­   WIR wünschen aufschlussreiche Lektüre.
vertretend für alle Geschlechter steht.    Ihr Redaktionsteam

                                                                                                        3
OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
INTERVIEW

                  Attraktiver
                        ARBEITGEBER
WIR: Neben den großen Themen Corona, Preis-          Zukunftsperspektiven, unser Leistungsspektrum
steigerungen, Lieferketten und CO2-Reduzierung       ist vielfältig und anspruchsvoll, und wir bieten
wird das Problem des Personalmangels immer           als Firmengruppe Sicherheit und Verlässlichkeit.
mehr an Bedeutung gewinnen. Wie geht die OBG         Wir haben uns zudem in den letzten Jahren noch
Gruppe damit um?                                     mehr Aufmerksamkeit für unsere Mitarbeiter
                                                     verordnet – und dabei gute Fortschritte gemacht.
Jürgen Raber: Das ist richtig, es ist aber kein
neues Thema. Die Basiszahlen sind ja schon           WIR: Können Sie dazu konkreter werden?
lange bekannt, es wird auch schon seit Jahren
thematisiert. Erst wenn es anfängt, richtig weh      Tina Seiwert: Wir müssen uns intensiver mit den
zu tun, dann gibt es einen Aufschrei.                Menschen beschäftigen. Nicht wegen der de-
Wir planen langfristig vom Facharbeiter bis zur      mographischen Rahmenbedingungen, sondern
Führungskraft. Uns war es schon immer wichtig,       weil sich die Ansprüche verändert haben. Die
einen gesunden Altersdurchschnitt zu pflegen         Menschen wollen gesehen und respektiert wer-
und einen großen Teil unseres langfristigen Füh-     den, regelmäßig ehrliche Feedbacks erhalten
rungskräftebedarfs in der Gruppe auszubilden.        und ihrerseits geben sowie sich weiterentwi-
2020 und 2021 haben wir immerhin rund 60             ckeln können. 2019 haben wir dazu die Abtei-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Jahr ein-       lung Mensch & Unternehmen ins Leben gerufen,
gestellt. Aktuell haben wir über 50 offene Stellen   die heute bereits sechs Mitarbeiterinnen und
vom Bagger- bis zum Geschäftsführer. Wir wer-        Mitarbeiter umfasst. Recruiting, Onboarding,
den sie alle besetzen können, wenn auch nicht        Schulungen, Team-Building, Karriereplanung
mehr so schnell wie früher.                          und -begleitung laufen nun in professionelleren
                                                     Bahnen. Im nächsten Jahr wollen wir mit einer
WIR: Dann haben Sie keine Probleme, alle offe-       OBG-Akademie und einer OBG-DenkWerkstatt
nen Stellen zu besetzen?                             unsere Mitarbeiter noch stärker fördern und
                                                     einbeziehen.
Jürgen Raber: Wir sehen das grundsätzlich
nicht als Problem, sondern als unsere wich-          Jürgen Raber: An dieser Stelle darf ich sagen, dass
tigste Aufgabe an. Unsere Branche hat gute           wir die Initiative und die spürbar erfolgreiche

4
OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

Entwicklung bei Mensch & Unternehmen meiner          Jürgen Raber: Im Saarland können wir nicht wei-
Tochter zu verdanken haben, die uns mit ihrer        ter wachsen, viele junge Menschen zieht es auch
Leidenschaft und ihrem Engagement für Men-           weg. Mitarbeiter oder Führungskräfte von außen
schen antreibt.                                      ins Land holen, geht fast gar nicht. Abgesehen
                                                     davon fehlen hier auch wirtschaftliche Impulse.
WIR: Was hat das für Auswirkungen für die            Der Rhein-Main-Neckar-Raum bietet die Wirt-
Mitarbeitergewinnung?                                schaftskraft von drei starken Bundesländern.
                                                     Hier gibt es viele Bauleute, aber auch viele Fir-
Tina Seiwert: Die Menschen, die zu uns kom-          men, die alle ebenfalls suchen. Unsere Entschei-
men, verlassen ja ihre bisherigen Arbeitgeber. Sie   dung, uns in Mannheim, Kaiserslautern und
haben sich auf Stellenausschreibungen bewor-         Mainz niederzulassen, war wichtig und richtig.
ben oder wurden von uns angesprochen. Ihnen
hat etwas gefehlt, was wir ihnen vielleicht bieten   Tina Seiwert: Wir müssen auch auf uns auf-
können. Diesen Eindruck bekommen wir dann            merksam machen. In dieser Region kennen
später auch vermittelt. Bei unseren Mitarbeitern     viele OBG noch nicht. Im November haben wir
klopfen auch Headhunter an. Bisher ohne Er-          eine große Marketing-Kampagne gemacht, mit
folg. Alleine das ist schon ein Gewinn. Die Men-     Großflächen-Plakaten in Wiesbaden, Mainz und
schen in unserer regionalen Branche sind gut         Mannheim inklusive vieler Social Media-Aktio-
vernetzt. Gutes Betriebsklima, faire Behandlung,     nen.
langfristige Sicherheit und interessante Projekte
sprechen sich herum. Besonders glaubwürdig           WIR: Was sagen Sie den Saarländern?
wird dies dann, wenn ein neuer Mitarbeiter uns
ehemalige Kollegen empfiehlt und auch diese zu       Jürgen Raber: Ob Azubi im Bauhandwerk, Jung-
uns wechseln wollen.                                 ingenieur oder Jungarchitekt, wenn ihr wollt,
                                                     bringen wir Euch was bei. Gutes Betriebsklima
WIR: Sie sind ja auch in anderen Bundeslän-          und Karrieremöglichkeiten inklusive. Auf jeden
dern und in Luxemburg vertreten. Gibt es da          Fall sind die Jahre bei der OBG eine gute Refe-
Unterschiede?                                        renz im Lebenslauf.                         

                                                                                                    5
OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
Das Zertifikat wurde nach erfolgreicher Prüfung durch Alexander Staß, Regionalleiter bei Creditreform
    Saarbrücken, an Aline Vicari, Prokuristin und Leiterin Finanzen der OBG Gruppe, übergeben.

    OBG Gruppe GmbH dokumentiert
    erneute hohe Bonität mit anerkanntem
    Zertifikat „CrefoZert“
                 ie bekannt hohe Bonität der OBG          Bonitätsinformationen der Creditreform

      D          Gruppe GmbH wurde jetzt zum
                 dritten Mal in Folge mit dem
                 branchenbekannten Gütesiegel
                                                          Wirtschaftsdatenbank zugrunde. Durch eine
                                                          persönliche Befragung vor Ort wird durch ei-
                                                          nen Wirtschaftsexperten der Creditreform
    „Crefo-Zert“ ausgezeichnet. Die „Creditre-            zusätzlich die aktuelle Geschäftslage des Un-
    form Saarbrücken Dr. Uthoff KG“ überprüf-             ternehmens analysiert und dessen Zukunfts-
    te mit umfangreichen Checks die Bonität               perspektiven bewertet. Aus den Ergebnissen
    und bestätigte die Stabilität und Sicherheit          heraus entwickelt Creditreform anschließend
    der Unternehmensgruppe als starkem Part-              nach strengsten Vorgaben den so genannten
    ner. Das Zertifikat verifiziert insbesondere          Bonitätsindex als aussagekräftige und ver-
    durch den aus drei Stufen bestehenden Prü-            lässliche Kennzahl.
    fungsprozess die Stabilität und Reliabilität
    der Unternehmensgruppe. Es ist damit für              Der Bonitätsindex der OBG Gruppe GmbH
    potentielle und aktuelle Geschäftspartner ein         liegt im Rahmen der Zertifizierung bei 153
    signifikanter Nachweis über die monetäre              und ist damit als sehr gut einzustufen. Hier-
    Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Dies             bei ist eine stetige Verbesserung auf einem
    gilt in besonderem Umfang in der aktuellen            sehr hohem Bonitätsniveau zu verzeich-
    Situation.                                            nen. Dieses spricht für Krisenfestigkeit, Ban-
                                                          kenunabhängigkeit und Zuverlässigkeit.
    Der Vergabe liegen eine professionelle Jah-           Weniger als zwei Prozent der deutschen Un-
    resabschlussanalyse durch die BaFin-zer-              ternehmen sind in der Lage, sich an diesen
    tifizierte Creditreform Rating AG und die             strengen Kriterien messen zu lassen.       

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OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

In interaktiven Workshops lernten die Führungskräfte aus dem OBG-Verbund wichtige Praxistipps für ihre
täglichen Aufgaben.

Ziele richtig vereinbaren und nachverfolgen
Schulungsreihe „FHRNG in der OBG Gruppe“
geht in die nächste Runde

                                                                    FHRNG
             achdem im März und April dieses

   N         Jahres das FHRNGs-Schulungs-
             Modul 1 zum Thema „Jährliche
             Mitarbeiter-Entwicklungsgesprä-
che (J-MEGs) richtig führen“ stattfand und
alle J-MEGs in der gesamten Firmengrup-
                                                                      OBG
pe soweit geführt wurden, erfolgte nun das
FHRNGs-Schulungs-Modul 2 zum Thema
"Ziele richtig vereinbaren und nachverfolgen".

Im Rahmen eines interaktiven Workshops               die J-MEGs führten, auch der finale J-MEG-
ging es um die klare Zuordnung zu den un-            Bogen für das kommende Jahr erarbeitet.
terschiedlichen Rubriken von Zielen, wie Zie-        „Es wird noch weitere FHRNGs-Schulungs-
le SMART formuliert werden und wie wir sie           Module geben, die unsere Führungskräfte
dann auch nachhaltig nachverfolgen kön-              bedarfsgerecht bei ihren Aufgaben begleiten
nen. Tina Seiwert: „Gemeinsam mit einem              werden. Somit gestalten wir gemeinsam den
Diplom-Wirtschaftspsychologen entwickel-             Kulturwandel in der OBG Gruppe, indem wir
ten wir einen auf OBG zugeschnittenen Work-          voneinander lernen und pragmatische Lö-
shop mit spezifischen Tools, die anhand von          sungen schaffen. Im nächsten Jahr gehen wir
Fallbeispielen direkt zum Einsatz kamen.“            u.a. auf das Thema Gesprächsführung, insbe-
Im Dezember wird nun auf der Grundla-                sondere im Rahmen von Konfliktgesprächen
ge der Feedbacks aller Führungskräfte, die           ein“, so Tina Seiwert.                  

                                                                                                           7
OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
Die Schalung des runden Baukörpers erforderte große Präzision. Dank des Planungsvorschlags von OBG Tiefbau
konnte die Zahl der nötigen Baukörper um ein externes Bauwerk reduziert werden.

    OBG TIEFBAU REDUZIERT
    EINGRIFF IN DIE NATUR
In der Barbarossa-Stadt realisiert OBG Tiefbau im Auftrag der Stadtentwässerung Kaiserslautern den
Neubau eines Regenüberlaufbeckens. Aus den ursprünglich vom Auftraggeber geplanten drei Baukörpern
konnten durch Optimierungsvorschläge der Tiefbauexperten zwei gemacht werden. Damit reduziert sich
der Eingriff in den kleinen Park, in dem gebaut wird, um fast ein Drittel.

            auleiter Detlef Lenschow erläutert           schlugen die Tiefbauer vor, aus dem ursprüng-

    B       beim Gang über die nahezu abge-
            schlossene Maßnahme, was OBG
            Tiefbau hier umgesetzt hat. „In der
                                                         lich eckigen Pumpwerk in den Untergeschossen
                                                         einen runden Baukörper zu machen und den
                                                         Durchmesser des Regenüberlaufbauwerkes ent-
Ausschreibung vorgesehen waren drei Bauwerke.            sprechend zu erweitern. „Wir konnten so die ca.
Ein Pumpwerk, ein Regenüberlaufbauwerk und               16 Meter tiefe Bohrpfahlwand um das separat
ein vorgelagertes Überlaufbauwerk. Wir haben             geplante Pumpwerk komplett einsparen, was zu
vorgeschlagen, das Pumpwerk und das Regen-               einem geringeren Eingriff in die Natur und in die-
überlaufbauwerk als ein Bauwerk zusammenzu-              sem Zusammenhang auch zu einer Kostenein-
fassen, indem das Pumpwerk ins Zentrum des               sparung geführt hat“, erläutert Detlef Lenschow.
Beckens gebaut wird.“ Um dennoch das benötig-            Nötig wurde der Neubau, da das Bestandsbecken
te Fassungsvolumen des Beckens zu erreichen,             zu klein geworden war.

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MAGAZIN DER OBG GRUPPE

Kaum zu erahnen ist bei einem Spaziergang durch den kleinen Park, welcher Aufwand in dem Projekt steckt. Auch
die gesamte Technik (links unten) liegt unter der Erde. Für den Kanalbau kam Gleitschienenverbau zum Einsatz
(rechts unten).

Ebenfalls zum Auftrag gehörten aufwändige                die PE-Rohre von einer Startgrube durch dieses
Kanalbaumaßnahmen wie die Zuleitung zum                  Stahlrohr unter die Lauter geschoben", erläutert
Pumpwerk mit einem Durchmesser von 1,20 Me-              der Bauleiter. Dabei werden die sechs Meter lan-
tern auf einer Strecke von rund 60 Metern Länge,         gen Rohre ringförmig mit Gleitkufen versehen,
ein neuer Regenwasserkanal auf gleicher Strecke          die die Reibung minimieren. Mit einem Bagger-
in unterschiedlichen Dimensionen sowie Druck-            löffel wird das Paket mit den Kufen dann vorsich-
wasserleitungen in PE. Bei diesen Kanalbauar-            tig ins Rohr geschoben, ein neues Rohrelement
beiten wurden die Leitungen in einem Graben              angeschweißt, mit Kufen versehen und dann
verlegt. Hierfür wurde ein Gleitschienenverbau           wiederholt sich der Vorgang, bis die Leitung an
eingesetzt, um bei einer Grabenbreite von sechs          der Zielgrube auf der anderen Seite der Lauter
Metern und einer Tiefe bis fünf Metern effektiv          angekommen ist.
voran zu kommen.
                                                         Die Maßnahme wurde im Dezember 2021 be-
Geht man heute durch den schönen Park, lässt             endet, jetzt sieht man von den aufwändigen Ar-
sich jedenfalls kaum erahnen, wie aufwändig              beiten unter der Grasnarbe nichts mehr. Ein
auch die Verlegung der Druckleitungen für Misch-         unscheinbares Gebäude sitzt auf dem Kopf des
wasser unter der Lauter hindurch – ein kleiner           Überlaufbeckens. Hier ist die Schaltzentrale un-
Fluss unmittelbar neben der Anlage – gewesen             tergebracht und das Gebäude lässt von außen
war. „Wir konnten auf ein bestehendes Stahlrohr          kaum erahnen, was tief in der Erde an Abwasser-
zugreifen, das unter dem Gewässer liegt. Auf ei-         technik eingebaut ist, um die Gewässerqualität
ner unterirdischen Länge von 36 Metern wurden            der Lauter auch in Zukunft zu gewährleisten. 

                                                                                                                9
OBG - ZUKUNFT DES PLANENS ZUKUNFT DES FORSCHENS
WENN BERUF UND HOBBY
 GLEICH SIND
Rüdiger Mangerich geht in Ruhestand –
und macht weiter
Nach 34 Jahren Unternehmenszugehörigkeit geht mit Rüdiger Mangerich ein
OBG-Urgestein von Bord. Im Interview mit WIR erinnert sich der gelernte Tischler und
studierte Bauingenieur aus Rehlingen an sein Bewerbungsgespräch, an Stationen
seiner Karriere und daran, wie er zum Marathonläufer wurde.

10
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

             RüdigerMangerich
INTERVIEW

WIR: Herr Mangerich, fällt Ihnen nach 34 Jah-          Rüdiger Mangerich: Das ist ein wichtiges Stich-
ren Tätigkeit in verschiedenen Positionen nun          wort. Ohne den Rückhalt der Familie ist es heut-
der Abschied vom OBG-Job als Geschäftsfüh-             zutage kaum möglich, so einen Job über so einen
rer schwer?                                            langen Zeitraum zu machen. Ich bin meiner Fami-
                                                       lie, meiner im Jahr 2000 verstorbenen Frau und
Rüdiger Mangerich: Nein, es fällt mir nicht schwer,    meiner neuen Ehefrau sehr dankbar, dass sie mei-
weil ich jetzt einfach viel mehr Zeit für mein sehr    ne Entscheidungen immer mitgetragen, mich im-
großes Hobby haben werde.                              mer unterstützt haben. Gemeinsam ist man stärker
                                                       - das gilt nicht nur für die Firmen der OBG Gruppe,
WIR: Das heißt, man sieht Sie jetzt ständig beim       sondern in ganz besonderem Umfang für das Da-
Segeln, Skifahren, im Staatstheater oder auf           heim, für die Familie, für die Menschen, die einen
dem Golfplatz?                                         tragen und für die man gleichermaßen Verantwor-
                                                       tung hat. Und darum freue ich mich, dass diese
Rüdiger Mangerich: Nein, ich mache einfach wei-        Unterstützung meines „Unruhestands“ auch da ist.
terhin das, was ich bisher gemacht habe: Meine         Ein großartiges Gefühl, diesen Rückhalt daheim zu
Arbeit, die mein Hobby ist. Ich finde in dieser Auf-   spüren. Dafür bin ich sehr dankbar.
gabe Erfüllung und Freude und darum werde ich
künftig mit der frisch gegründeten „Mangerich          WIR: Wie kamen Sie 1987 zur OBG?
Bautechnik“ besondere Projekte begleiten.
                                                       Rüdiger Mangerich: Seinerzeit arbeitete ich im
WIR: Das heißt, Sie starten mit einem eigenen          Schwäbischen, meine Frau zog es zurück ins Saar-
Büro in den Unruhestand?                               land. In der Zeitung las ich eine Stellenanzeige,
                                                       bewarb mich und hatte ein Gespräch mit Jürgen
Rüdiger Mangerich: Ich bin sehr dankbar für mehr       Raber. Zwei Wochen später wurde ich zu einem
als 30 Jahre bei der OBG. Hier habe ich als jun-       zweiten Gespräch eingeladen mit Walter Raber.
ger Bauleiter angefangen und viele Stationen
durchlaufen. Als ich seinerzeit kam, lief der erste    WIR: Und wie lief dieses Gespräch? Gab es
Generationenwechsel. Aktuell läuft der zweite Ge-      schweißnasse Hände?
nerationenwechsel, ich selbst bin ja praktisch ein
„Auslaufmodell“. Ich freue mich, künftig mehr Frei-    Rüdiger Mangerich: Ich erinnere mich, als sei
heit zu haben und gleichzeitig das zu tun, was mir     es gestern gewesen. Ich war in feinem Zwirn er-
Spaß macht und mich erfüllt – natürlich mit einer      schienen mit Krawatte, stand ein wenig aufge-
anderen Geschwindigkeit. Das sind doch tolle Per-      regt vor dem Bürogebäude. Da kurvte ein alter
spektiven, oder?                                       Mercedes-Geländewagen total verdreckt auf den
                                                       Hof und Walter Raber stieg aus, ganz entspannt
WIR: Üblicherweise hört man an dieser Stelle von       in grünen Klamotten kam er frisch von der Jagd.
Plänen wie „Weltreise machen“ oder „mehr Zeit          So saßen wir uns gegenüber und am Ende sag-
für die Familie“ haben oder „Italienisch lernen“.      te Jürgen Raber, der auch dabei war: „Mir brau-
Wünscht sich Ihre Familie nicht einen „erkennba-       che Dich zwar net, aber mir hole Dich trotzdem“.
ren Ruhestand“ … ?                                     Da fing alles an.

                                                                                                        11
Im Jahre 2010 lief Rüdiger Mangerich zusammen mit weiteren
                                           Kollegen beim New York Marathon mit - erfolgreich, wie dieses
                                           Bild belegt. Die Idee war bei einem OBG-Seminar auf dem
                                           Brocken geboren worden. Auch beim Berlin-Marathon war
                                           Rüdiger Mangerich wenige Jahre später erfolgreich.

                                                       wir mit Niederlassungen oder selbständigen
                                                       Firmen wie OBG Rhein-Neckar oder OBG
                                                       Lux. Zu Beginn meiner Zeit hier war das nicht
                                                       so, da war die OBG klassischer Tiefbauer.
                                                       Erst nach und nach kamen dann neue Felder
                                                       wie der Schlüsselfertigbau dazu.

                                                       WIR: An die Baustelle in Antwerpen erin-
                                                       nern Sie sich besonders intensiv?

                                                       Rüdiger Mangerich: Ja, dort sind wir im
                                                       Schlamm versunken beim Bohren der 18
                                                       Meter tiefen Pfähle. Und dann ist damals ein
     WIR: Wie kam es zu diesem Satz?                   Bohrgerät in einer Baugrube umgefallen, die
                                                       vom Auftraggeber mangelhaft vorbereitet,
     Rüdiger Mangerich: Offenbar war die eigent-       aber freigegeben worden war. Der Mäkler
     lich ausgeschriebene Stelle schon eine Wo-        und das Bohrgerät waren hinüber, gottlob ist
     che vorher besetzt worden. Daher der Satz,        niemandem etwas passiert. Am Tag des Un-
     der mir 34 Jahre im Ohr geblieben ist.            falls fragt man sich sofort, was man falsch
                                                       gemacht haben könnte. Darum ist gerade
     WIR: Dann ging es für Rüdiger Mangerich           heute, wo der Zeitdruck noch höher ist, Si-
     am 1.11.1987 los bei der OBG. Was war das         cherheit am Bau wichtiger denn je. Es ist gut,
     erste Projekt?                                    dass sich hier wirklich viel getan hat und die-
                                                       ses Thema enorm an Bedeutung gewonnen
     Rüdiger Mangerich: Erste Station war die          hat. Der Fehler von damals war ein nicht ver-
     Kalkulation. Damals gab es ein Programm           dichteter Untergrund. Das hatte der Bauherr
     der Bundesregierung, das einen vorgezo-           zu verantworten.
     genen Ruhestand mit 58 Jahren erlaub-
     te, um den Arbeitsmarkt zu beleben, die           WIR: Sie sprachen eben davon, wie sich die
     Arbeitslosigkeit war sehr hoch damals.            OBG und ihr Portfolio auch verändert haben
     Plötzlich fehlten in kürzester Zeit die Erfah-    in den 34 Jahren. Erinnern Sie sich an die-
     renen – das waren natürlich die Chancen           se Veränderung, an ein Projekt dieser Zeit?
     für die seinerzeit „Jungen“. Kaum vorstell-
     bar heute: Ich war nach nur fünf Jahren           Rüdiger Mangerich: Natürlich, schlüssel-
     OBG plötzlich der dienstälteste Bauleiter.        fertiges Bauen fand ich großartig. Ich kom-
                                                       me aus einer Handwerkerfamilie, ich bin mit
     WIR: In 34 Jahren haben Sie die OBG               Zimmerleuten, Gipsern, Terrazzolegern und
     im Wandel erlebt – im Job wie in der              Schreinern in der Familie groß geworden. Da
     Firmenstruktur?                                   hat mir schlüsselfertiges Bauen besonders
                                                       gut gefallen, weil zum klassischen Rohbau
     Rüdiger Mangerich: Das ist richtig, ich habe      der Ausbau dazu kam. Das waren großartige
     Kläranlagen, Stützwände, damals sogar Stra-       Projekte, mir waren die anderen Gewerke ja
     ßen, Silos und Büros gebaut. Wir waren sogar      vertraut. Das erste Großprojekt, das wir da-
     1993 in Antwerpen tätig im Hafen – undenk-        mals schlüsselfertig ablieferten, war die Eu-
     bar heute. Straßen machen wir heute keine         ropäische Akademie in Otzenhausen. Das
     mehr und die Wachstumsmärkte bedienen             war schon ein Leuchtturm-Projekt.

12
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

WIR: Mit dem veränderten Angebot der Leistun-            Rüdiger Mangerich: Das habe ich doch! In der
gen wuchsen Sie in den Jahren in neue Verant-            OBG war stetige Entwicklung und man konnte und
wortungsbereiche …                                       kann heute noch innerhalb der Firmen wechseln.
                                                         Und das habe ich - ich war oft in einer neuen Fir-
Rüdiger Mangerich: Ich war als Bauleiter gestartet,      ma, in neuen Projekten, in neuen Arbeitsbereichen
Jungbauleiter gab es ja nicht, weil die alten Bau-       und mit neuen Kunden. Aber immer bei der OBG.
leiter plötzlich alle im Ruhestand waren. Dann war       Das ist großartig!
ich rund ein Jahr für die damalige „sts“ mit verant-
wortlich und von 2001 bis 2007 Oberbauleiter. Mit        WIR: Gibt es einen guten Rat für junge Kollegen?
dem Wechsel von der damaligen OBG Bau GmbH
in die neu gegründete Logistik war ich dort als Ge-      Rüdiger Mangerich: Ich möchte keine Ratschläge
schäftsführer von OBG Logistik bis 2018 für das          geben, jeder findet seinen Weg. Aber ich kann sa-
Technische Büro zuständig. Trotz Verschmelzung           gen, was mir immer eine gute Richtschnur war: Auf-
der Firmen blieb ich bis zu diesem Jahr in dieser        richtig und ehrlich zu sein, einfach geradeaus eben,
Funktion als Geschäftsführer und komme so auf            zu seinem Wort und zu seiner Meinung zu stehen,
34 Jahre OBG.                                            auch wenn es mal unbequem ist und sich nicht hin-
                                                         reißen zu lassen zu Gefälligkeiten. Kurzum: Hand-
WIR: Wollten Sie denn nicht irgendwann                   schlagmentalität zu zeigen, so wie es im Handwerk,
mal wechseln, neue Firmenluft andernorts                 wie ich es von zu Hause kannte, guter Brauch war.
schnuppern?                                              Damit bin ich immer ganz gut gefahren.           

 SIMON EUL FOLGT AUF RÜDIGER MANGERICH
                                                           Zum 1. Oktober 2021 wurde Simon Eul (dritter
                                                           von rechts) zum Prokuristen bei OBG Hochbau
                                                           bestellt.
                                                           Der Bauingenieur ist als Leiter Technik für die
                                                           Bereiche Kalkulation, Einkauf, Arbeitsvorberei-
                                                           tung und Planungskoordination verantwortlich.
                                                           Simon Eul stammt aus der Eifel und absolvierte
                                                           sein Studium in Trier.
                                                           Es folgten Stationen bei Bauunternehmen im
                                                           Bereich Rohbau sowie im Schlüsselfertigbau.
                                                           Seit 2019 verstärkt er unsere Mannschaft von
                                                           OBG Hochbau.
Thomas Penner, Tina Seiwert, Michael Härer, Simon Eul,
Jürgen Raber, Rainer Altmeyer (v.l.n.r.)

                                                                                                          13
ZUKUNFTSTHEMEN DER ARCHITEKTUR

14
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

INTERVIEW

Transformation,
Bodengewinnung und
Nutzungsneutralität
Seit 2018 sind WL Architekten aus Saarbrücken Partner im OBG-Verbund. Als Netzwerkpartner
nutzen sie die Synergien, die sich aus dem Zusammenschluss vieler Firmen unter Beibehaltung
der vollen Eigenständigkeit ergeben. WIR sprachen mit den beiden Geschäftsführern Prof. Andrea
Wandel und Christian Himbert in ihrem Büro in Saarbrücken über die Herausforderungen der
Zukunft im Bereich Architektur.

WIR: Frau Prof. Wandel, Herr Himbert, Digita-      müssen also im Bereich Nachverdichtung, Boden-
lisierung in der Bauwirtschaft, Flächen- und       gewinnung und Transformation unterwegs sein.
derzeit auch Materialknappheit, Wohnungsnot        Das sind die drei wichtigen Themen für die Ar-
auf der einen und Verbot von Einfamilienhaus-      chitektur. Wie können wir beispielsweise städte-
Neubauten auf der anderen Seite – alles scheint    bauliche Entwicklungen erfolgreich planen, wenn
in ganz enormer Bewegung zu sein. Ist die Ar-      keine zusätzlichen Flächen vorhanden sind,
chitektur davon ausgenommen, eine ruhende          schließlich ist der Boden endlich. Diese Trans-
Konstante?                                         formation von alt zu neu, aber auch die Adaption
                                                   sind die Herausforderungen. Beides gilt für Be-
Prof. Andrea Wandel: Eine der Grundaufgaben        standsgebäude, hat aber besonders für städte-
der Architektur ist es, Wohnraum zu schaffen.      bauliche Quartiere künftig noch mehr Bedeutung.
Der Weg dorthin ändert sich. Er führt hin zu we-
niger flächenverbrauchenden Einzelprojekten,       WIR: Ändert sich damit denn nicht der Anspruch
zur intelligenteren Nachverdichtung und flexib-    an Architektur, wenn der Weg weg führt vom
leren Nutzungskonzepten und darüber hinaus zu      spezifischen Bauen hin zu einer gewissen Nut-
Lösungen, die den Menschen und die Umwelt in       zungsneutralität im Entwurf, um so die ange-
den Mittelpunkt stellen. Den Lebenszyklus eines    sprochene Transformation möglich zu machen?
Gebäudes intensiver zu betrachten und zu prüfen,
welche Nachnutzungspotenziale bestehen, stellt     Christian Himbert: Der demographische Wandel
heute eine vorrangige Aufgabe des Planungspro-     macht den Weg zum Nutzungsmix ja heute schon
zesses dar.                                        notwendig. Weniger Menschen auf dem Land, zu-
                                                   nehmend mehr Menschen in den Ballungsgebie-
WIR: Ändert sich damit denn der Ansatz künfti-     ten. Wir fühlen uns als Architekten verpflichtet,
ger Planungen?                                     durch nachhaltige Entwürfe Antworten auf diese
                                                   Herausforderungen, beispielsweise beim Wohnen
Prof. Andrea Wandel: Der aktuelle Bauboom hält     zu geben. Statt abzureißen, kann man Gebäude,
keine Dekade mehr an, die Wohnungsfrage wird       die dank durchdachter Planung gut darauf vorbe-
aber darüber hinaus bedeutsam bleiben. Wir         reitet sind, später effektiv umnutzen.

                                                                                                  15
Das neue Objekt aus Leichtbeton wird nach seiner Fertigstellung mit einer Nährlösung besprüht, die das Wachstum
      des Mooses ermöglichen wird.

      Also aus einer Fabrikhalle beispielsweise Wohnun-         Wege in der OBG Gruppe helfen da enorm, wenn
      gen machen oder gar beide Nutzungen parallel er-          gute Lösungen für morgen durchdacht werden.
      möglichen. Dinge bleiben erhalten, wenn man ihren         Klimagerechtes Bauen bedeutet auch die Nutzung
      Wert schätzt. Darum ist es wichtig, dies bei der Pla-     des Vorhandenen und Bauen im Bestand ist die zu-
      nung zu berücksichtigen.                                  künftige Bauaufgabe.

      WIR: Aber derartige Umnutzungen und Umbauten              WIR: Klingt, als würde es nicht nur um die gesell-
      gibt es bereits? Wo liegt der Unterschied?                schaftliche Dimension gehen, sondern auch ganz
                                                                praktisch um Handwerkliches?
    Prof. Andrea Wandel: Er liegt beispielsweise im
    „Energiewert“ beim Umbau. Die Errichtung eines              Christian Himbert: Wenn wir heute über Neubau,
    Gebäudes verschlingt Energie, bei der Produktion            Umnutzung, Weiternutzung sprechen, dann hat das
                        der Baustoffe und beim Bauen            immer auch etwas mit der praktischen Umsetzung
    „Die kurzen selbst – Stichwort „graue                       zu tun. In Hinzert an der Gedenkstätte des SS-
                        Energie“. Nachhaltiges Denken           Sonderlagers und späteren Konzentrationslagers
Wege in der OBG bei der Planung schafft Mög-                    planen wir einen Seminarturm als Monolith. Er-
 Gruppe helfen lichkeiten, eine Nutzung von                     richtet wird dieser mit Hilfe einer polygonalen Holz-
da enorm, wenn Gebäuden nach deren erstem                       schalung. Ausgeführt in Leichtbeton mit scharfen
 gute Lösungen Lebenszyklus zu antizipieren,                    Kanten. Es ist eine Herausforderung, neue Heran-
                        also heute einzuplanen, was             gehensweisen in seriöse Lösungen und Realisier-
     für morgen übermorgen geschehen könn-                      barkeit zu übersetzen.
    durchdacht te. Weiterhin nutzen, statt ab-
       werden.“ zureißen. Dabei hilfreich ist                   Prof. Andrea Wandel: Das macht uns eben aus
                        das selbständige Arbeiten im            als eigenständiges Architekturbüro, das traditio-
    Verbund. Wir haben durch den Gruppengedanken                nell stark ist im Bereich Baukultur. Unser Büro hat
    beispielsweise die Spezialisten für die technische          eine lange Geschichte. Durch die Stärken, die der
    Gebäudeausstattung mit am Tisch. Die kurzen                 Gruppengedanke der OBG mit sich bringt, liefern

      16
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

Die Geschäftsführer Prof. Andrea Wandel (rechts) und Christian Himbert in ihrem Büro in Saarbrücken. Im
Bild ist auch ein Modell des Hockers für das Seminargebäude in Hinzert zu sehen.

wir spezifische Fähigkeiten als Vorteil für den      Christian Himbert: Wir haben eine enorme
Kunden mit. Es erweitert den Horizont, im            Bandbreite im Büro - wir planen von Sak-
Verbund zu wirken, weil bei der Planung im           ralbauten und Museen bis hin zum Hocker.
Zusammenspiel aller Arbeitsebenen zielorien-         Planung heißt, in Zukunft Transformation
tierter gearbeitet werden kann. Und der Kunde        und Adaption im Sinne von Nachhaltigkeit
hat weiterhin nur einen Ansprechpartner, ein         zu verschmelzen, zu berücksichtigen, neuen
nicht zu unterschätzender Punkt heute.               Boden als Raum zu schaffen, ohne Boden
                                                     zu verbrauchen. Entscheidend für den Er-
WIR: Mit 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-           folg ist es, auch neu zu denken, Neues zu
tern im Team arbeiten Sie an vielfältigen            wagen, ohne Bewährtes zu vergessen. Auch
Projekten. Eines davon hat auch mit Joghurt,         dazu ein Beispiel: In Bruchmühlbach haben
Bier und Essig zu tun. Verraten Sie uns dazu         wir eine kleine Kapelle für einen Unterneh-
etwas?                                               mer geplant. Sie wurde im Stampfbeton-
                                                     verfahren errichtet, also ohne Bewehrung.
Christian Himbert: Der bereits genannte Se-          Das ist eine der ältesten Betonarten. In dem
minarturm soll außen mit Moos bewachsen.             Fall wurde roter Sand aus der Vorderpfalz
Dazu haben wir mit Experten gesprochen, wie          verwendet.
der Leichtbeton zu behandeln ist, um für das
Moos optimale Wachstumsbedingungen zu                Prof. Andrea Wandel: Als Architekturbüro
schaffen. Eine der Nährlösungen bestand für          sind wir geerdet und wollen Bauten schaf-
die Testreihen tatsächlich aus Bier und Jo-          fen, die dem Anspruch genügen, dauerhaft
ghurt und der Essig darin war nötig, um den          und nachhaltig wertgeschätzt zu werden.
pH-Wert des alkalischen Betons in den Griff          Adaptives Bauen, Nutzungsneutralität, Re-
zu bekommen.                                         silienz sind nur wenige Stichworte für heu-
                                                     tige und zukünftige Anforderungen, um
WIR: … die Hochbauer werden begeistert               unserer gesellschaftlichen Verantwortung
sein?                                                nachzukommen.                           

                                                                                                          17
Ein Tag mit Frank Welter

8:00 Uhr                                                engen Straßen und Parkplatznot. „Wird wie immer“,
                                                        lacht Frank Welter und ergänzt „ … wenn gar nix geht,
                                                        fahren wir die letzten 600 Meter einfach rückwärts
                                                        hin, das passt dann schon.“ Gegenüber öffnet sich
                                                        das Rolltor der Werkstatt. Didi Herrmann winkt und
                                                        ruft „gleich geht’s los“. Der Bagger wird angelassen.

                                                        8:10 Uhr
                                                        Ottweiler Bauhof: Mit Kettengerassel wird das frisch

Ottweiler Bauhof: Frank Welter hat den Truck vor
einer halben Stunde vor die Halle gefahren und be-
reitet sich auf die Beladung des Tiefladers mit dem
35-Tonnen-Bagger vor. Eben ist Gerd Forster, der
Fahrer des Begleitfahrzeuges eingetroffen. Die bei-
den kennen sich schon lange, man tauscht sich kurz
über die Route aus. Mitten durch Saarbrücken führt
die Tour und hinein in ein Wohngebiet an der Saar mit

18
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

lackierte Ungetüm auf die Rampen des Tiefladers ge-
fahren. Routine für den Baugeräte-Führer und Frank
Welter, auch wenn der Bagger 40 Zentimeter brei-
ter ist als die Ladefläche. Frank Welter steht auf dem
Auflieger und gibt konzentriert Kommandos an den
Fahrer des Baggers. Es geht um Zentimeter, der Bag-
ger muss schließlich richtig stehen. Alles läuft nach
Plan. „Wir setzen ja ständig Baumaschinen um“, sagt
Frank Welter gelassen, während er beginnt, die La-
dung zu sichern.

8:30 Uhr
                                                         9:45 Uhr
Ottweiler Bauhof: Mit einem Straßenbesen kehrt
Frank Welter zunächst die Rampe des Tiefladers ab,       Saarbrücken, Am Staden: Frank Welter lenkt den
bevor er Netze aus einem Stauraum der Zugmaschi-         Tieflader von der Bismarckstraße an den Staden.
ne holt. Diese werden mit Expandern über die Ketten      Jetzt wird es eng, denn zur Entladung muss er das
des Baggers gemacht. „So verhindern wir, dass sich       Fahrzeug rückwärts an die Stelle steuern, da der
Steine aus den Ketten lösen und auf nachfolgende         entladene Bagger wegen der Enge nicht am Tief-
Fahrzeuge fliegen“, erläutert er. Und darum prüft er     lader vorbei käme. Er steigt kurz aus, zieht sich die
auch noch ein letztes Mal die Ladefläche auf Steine      Warnweste über, wirft einen Blick in die Seitenstra-
und Sandbrocken. „Sicherheit geht vor“, sagt er und      ße, die vom Staden weg führt. „Das wird reichen“,
fährt die Laderampen hydraulisch nach oben.              sagt er, schwingt sich ans Steuer, wendet den Tiefla-
                                                         der routiniert und fährt die letzten 100 Meter bis zur
                                                         Baustelle rückwärts. Natürlich drängeln sich Unge-
                                                         duldige mit ihren PKWs noch haarscharf vorbei, statt
                                                         ein paar Minuten zu warten. Frank Welter muss die
                                                         Augen überall haben auf diesen letzten Metern.

Mit einem Teleskopzollstock wird die Ladungshöhe
exakt geprüft, um zu wissen, an welchen Brücken es
eng werden kann. Jetzt kann es los gehen.

8:40 Uhr
Ottweiler, B40: Umzingelt von zwei Begleitfahrzeugen     10:00 Uhr
setzt sich der 35 Tonnen schwere Tieflader kraftvoll
in Bewegung Richtung Saarbrücken. Über die A8 und        Saarbrücken, Baustelle am Staden: Geschafft. Der
die A623 geht es Richtung Landeshauptstadt. Mit der      Tieflader steht in der richtigen Position, so dass der
schweren Ladung gönnt sich die Euro-6-Zugmaschi-         Bagger abgeladen werden kann. Als die Verzurrket-
ne an Steigungen bis zu 60 Liter Diesel auf 100 Ki-      ten gelöst sind, senken sich surrend die Auffahrram-
lometer, etwa ein Drittel weniger, wenn die Strecke      pen vom Auflieger. Mit lautem Brummen läuft der
halbwegs eben ist. „Irgendwoher muss die Energie ja      Baggermotor an und kurz darauf setzt sich die Bau-
kommen“, meint Frank Welter.                             maschine rasselnd in Bewegung.

                                                                                                            19
Für Frank Welter Zeit, ein Zigarettenpäuschen zu      Mercedes-Truck steuert er jetzt nach Wadgassen,
machen und sich mit dem Polier auszutauschen.         wo ein kleiner Bagger umgesetzt werden muss. Mit
Weil die Vorbeifahrenden keinerlei Rücksicht neh-     einem „bis demnächst“, verabschiedet sich Danie-
men, müssen die Kollegen besonders gut aufpassen.     la Persch vom externen Begleitfahrzeug, das jetzt
                                                      nicht mehr gebraucht wird.

                                                      Nachdem Frank Welter auch den zweiten Bagger
                                                      des Tages umgesetzt hat, geht am Nachmittag ein
                                                      drittes Baugerät auf Tour. Diesmal ist es eine Walze
                                                      mit rund 14 Tonnen Gewicht.

10:20 Uhr                                             13:30 Uhr
Saarbrücken: Mitarbeiter der Landwirtschafts-         Saarlouis: Der Tieflader steht mit Warnblinklicht
kammer, die unmittelbar neben der Baustelle ihr       am Seitenstreifen einer Landstraße. Frank Welter
Büro hat, verfolgen das quietschende Spektakel        ist zunächst mal zu Fuß bis zur Baustelle gelaufen,
von ihren kleinen Balkonen an den Büros, schließ-     weil er bereits ahnt, dass er dort nicht mit dem
lich gibt’s mitten in der Stadt selten einen derart   LKW hin kommt. „Da wird asphaltiert und ich kann
großen Bagger zu sehen. Es scheint, als käme die      da unmöglich wenden, glaube ich“, sagt er. Der
Abwechslung sehr gelegen. Frank Welter kehrt          kleine Spaziergang in der trockenen Dezemberluft
die Ladefläche ab, sichert die Verzurrketten und      kommt ihm gerade gelegen, schließlich geht die
verabschiedet sich von den Kollegen. Seinen           Tour von hier nach Luxemburg.

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MAGAZIN DER OBG GRUPPE

                                                       15.20 Uhr
14:00 Uhr                                              Hohwald im Großherzogtum Luxemburg: Die Groß-
                                                       baustelle liegt gut erreichbar und Frank Welter hat-
Saarlouis: Es knirscht und rumpelt und zwischen zwei   te Glück, nicht in den sonst üblichen Stau geraten
Häusern taucht plötzlich die leuchtend weiße Walze     zu sein. Auch hier läuft alles wie am Schnürchen.
mit dem OBG Logo auf. Am Steuer Frank Welter, der      Nach dem Abladen der großen Walze geht es für den
schmunzelnd erzählt, dass „der Radweg so ein Ge-       Schwertransporter nun zurück in Richtung Heimat.
fährt sicherlich auch noch nie gesehen hat“. Manch-
mal muss man eben improvisieren. Wie bereits bei       17:00 Uhr
den anderen Baustellen an diesem Tag verläuft der
Ladevorgang routiniert. Laderampen runter, Walze       Ankunft in Ottweiler. Frank Welter tankt den Truck für
drauf, Laderampen hoch, verzurren, prüfen, kehren.     die Tour am nächsten Tag auf und freut sich jetzt auf
Und dann geht’s los in Richtung Luxemburg.             den Feierabend.

                                                                                                          21
22
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

RADTOUR
IN DIE
VERGANGENHEIT
40 Jahre nach einer Südfrankreich-Reise mit dem Rad
wiederholte Gerd Corea den Trip auf dem Drahtesel …

 „Ursprünglich hatte ich vor, zum Start der Rad-   fünf Gänge und war natürlich von Peugeot“,
 tour nach Südfrankreich mindestens schon          erinnert sich Gerd Corea. Alle Erinnerungen
 mal 2.000 Trainingskilometer in den Beinen zu     der Tour von damals hatte er später dann in
 haben. Aber wie so oft war die Zeit knapp und     einem gebundenen Reisetagebuch zusam-
 dann bin ich halt mit nur 500 Kilometern Trai-    mengefasst. „Man blättert gerne in solchen Er-
 ning los.“                                        innerungen und dann wuchs irgendwann der
                                                   Wunsch, diese Tour von damals einfach noch
 Gerd Corea lacht herzlich und fast hat man den    einmal zu machen“, schildert er den Weg zur
 Eindruck, als müsse er selbst über seine eige-    Wiederholungs-Idee.
 ne Idee, eine Radtour aus der Jugend zu wie-
 derholen, nach dem Ende der erfolgreichen         Geradelt ist Gerd Corea, der auch begeistert
 Wiederholung schmunzeln: Vor 40 Jahren ra-        Tennis spielt, schon immer gerne, ganz beson-
 delte er als Student vom Saarland aus an die      ders natürlich als Student, als für solche Groß-
 Côte d’Azur, spulte in vier Wochen 1.350 Ki-      Exkursionen dank der Semesterferien noch
 lometer ab, schlief im Zelt und freute sich am    Zeit war. Zwei Jahre vor der Tour an die Côte
 Abend auf ein Glas Rouge. „Damals wog mein        d’Azur brachte ihn sein Drahtesel 1978 von
 Rad alleine 20 Kilogramm, hatte ursprünglich      Stuttgart bis nach Venedig, seinerzeit zusam-
 nur drei, später nach einem Umbau sagenhafte      men mit drei radbegeisterten Freunden.

                                                                                                      23
Gerd Corea: „Ab dann bin ich immer allei-        „War das Honorar da, begannen die Planun-
         ne unterwegs gewesen, was meine Familie          gen für die nächste Tour“, erinnert er sich.
         nicht besonders prickelnd fand.“ An Mo-
         biltelefone war damals nicht zu denken,          Bei der Wiederholungstour im Sommer 2021
         ein Anruf aus dem Ausland nach Deutsch-          meinte es das Wetter allerdings diesmal we-
                        land aus dem französischen        niger gut mit ihm als vor 40 Jahren, was et-
„ … zur Stärkung Festnetz war eine finanziell             was mehr Flexibilität erforderte. Entlang der
                        harte Entscheidung, schließ-      625 km Gesamtstrecke mit mehr als 2.800
        gab es ein lich kostete ein Glas Rotwein          Höhenmetern hatte sich Gerd Corea Hotels
   deftiges Boeuf als Etappenbelohnung am                 reserviert, musste dann aber wegen Dauer-
   Bourguignon Abend mit 1,70 Francs deut-                regen umplanen, beispielsweise am dritten
 mit einem guten lich weniger als der Anruf zu            Tag, als „es wie aus Kübeln regnete und ich
                                                          komplett nass war“. 22 Kilometer lagen an
     Burgunder.“ Hause – nachzulesen in den
                        umfangreichen Aufzeichnun-        diesem Nachmittag noch vor ihm, aber ein
                        gen. „Es ist schon erstaunlich,   stetig kalter Gegenwind und Dauerregen
         an welche Details man sich auch 40 Jahre         gelten selbst bei eingefleischten Radlern
         nach einer solchen Tour noch sehr genau          nicht als Motivatoren. So sagte er seine ur-
         erinnern kann“, sagt Gerd Corea, wobei sein      sprünglich gebuchte Übernachtung ab, um
         Reisetagebuch von der Frankreichtour aus         in der kleinen Touristenstadt Langres 70 Ki-
         den 1980ern natürlich auch viele Eindrü-         lometer vor Dijon endlich aus den nassen
         cke und Momente ins nächste Jahrhundert          Klamotten in eine heiße Dusche zu kom-
         gerettet hat. Finanziert hatte er seine Rad-     men. „Da gibt es 30 Hotels in der Stadt und
         Trips teils mit dem ein oder anderen Rei-        alle sind ausgebucht, weil das eine absolu-
         sebericht, den er für Zeitschriften schrieb.     te Touristen-Hochburg ist“. Trotzdem fand

   24
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

                Langres

                Dijon

             sich schließlich noch eine Bleibe etwas au-       aus der Vergangenheit beeindruckt. Gerd
             ßerhalb in einem winzigen Vorort und zur          Corea: „Wenn Du den ganzen Tag so auf
             Stärkung gab es ein deftiges Boeuf Bour-          dem Rad sitzt, dann freust Du dich so der-
             guignon mit einem guten Burgunder. Auch           maßen auf ein kaltes Bier zur Belohnung
             nach der übernächsten Etappe sattelte er          am Abend, das ist bemerkenswert“.
             um und nahm den Zug. „Es hat so dermaßen
             geschifft, dass ich die Strecke von Dijon bis     Nach weiteren 104 Kilometern am vorletz-
             Valence unmöglich mit dem Rad hätte fah-          ten Tag und der Schluss-Etappe mit noch
             ren können.“ Über den Tag waren 19 Liter          einmal strammen 78 Kilometern am letzten
             Niederschlag pro Quadratmeter gemeldet,           Tag, erfolgte am 6. August 2021 nach wei-
             da macht das Radfahren „pas envie“.               teren 800 harten Höhenmetern der Zielein-
Valence                                                        lauf in einen kleinen Ort an der Ardèche.
                Trotz des wechselhaften Wetters waren es       Hier erwarteten ihn seine Gattin Susanne
                „besondere Momente“, nach 40 Jahren an         und seine Tochter. „Die haben mich erst
                nahezu gleichen Stellen noch einmal ein        mal ins Bad geschickt, damit ich mir den
                Foto zu machen, so wie er es vor vier Jahr-    Vollbart abrasiere“, lacht Gerd Corea.
                zehnten dort bereits gemacht hatte. Sein
                Reisetagebuch von damals war die Vorlage.      Und später, nach einem schönen Abend-
                In Pont St. Esprit kehrte Gerd Corea wie vor   essen mit der Familie und einem guten
                40 Jahren nach seiner Ankunft in das klei-     Glas Rouge war klar, dass die nächste Tour-
                ne Café de la Bourse ein. „Ich war erstaunt,   idee schon vorliegt. Sommer 2022 soll es
                dass es das tatsächlich noch gab.“ Der Wirt    von Monaco über die Côte zurück in die
                von damals ist längst im Ruhestand, die        Ardèche gehen – bei hoffentlich schönem
Pont St. Esprit
                neue, junge Inhaberin vom Radl-Besuch          Radel-Wetter.                           

                                                                                                              25
INTERVIEW MIT DR. MARTIN KOCH

     Dr. Martin Koch, Geschäftsführer
     Immprinzip in Trier

26
MAGAZIN DER OBG GRUPPE

                          WOHNEN
                          IN EINER
                        EHEMALIGEN
                           SCHULE
Immprinzip verwandelt Kirchen, Konversionsflächen und alte
Fabriken zu attraktivem Wohnraum

WIR: Herr Dr. Koch, bis Ende des Jahres 2021 hat   nicht mehr marktgerecht eingestuft wird. Zu-
Immprinzip fast 100 geförderte Wohnungen in        dem wird von Seiten privater Investoren stärker
Trier gebaut und vermietet, für weitere 60 wur-    noch als von der öffentlichen Hand dem be-
den bereits Bauanträge gestellt. Wie kommt es      zahlbaren Wohnraum zunehmend Bedeutung
zu dieser Kehrtwende im Wohnungsbau?               beigemessen.

Dr. Koch: Der geförderte Wohnungsbau lag           WIR: Immprinzip scheut sich nicht, andere
Jahrzehnte in einer Art Dornröschenschlaf.         Wege im Neubau zu gehen und schafft auch im
Die Gründe dafür sind vielfältig. Fehlendes Be-    geförderten Wohnungsbau sehr schöne Woh-
wusstsein für den Bedarf, fehlende Förderung       nungen. Wie gelingt das zu vernünftigen Kon-
der öffentlichen Hand sowie fehlende Flächen       ditionen, die für alle verträglich sind?
bei gleichzeitig steigenden Investitionskosten
machten ein Engagement in diesem Segment           Dr. Koch: Immprinzip arbeitet im Schulter-
für die Marktteilnehmer sehr unattraktiv.          schluss von erfahrenen Projektentwicklern und
                                                   innovativen Bauunternehmern wie der OBG
WIR: Aber daran hat sich doch in den ver-          zusammen, die sich zum Ziel gesetzt haben,
gangenen fünf Jahren kaum etwas geändert,          neue Wege zu gehen, um die richtigen Lösun-
vielmehr sind die Baupreise steil nach oben        gen für die Bauaufgaben unserer Zeit zu fin-
gegangen?                                          den und umzusetzen. Kurz gesagt: Wir stellen
                                                   alles auf den Kopf, denken Projekte völlig neu,
Dr. Koch: Nehmen wir das Beispiel Rheinland-       sehen Lösungen, wo andere Probleme sehen.
Pfalz. Hier gibt es unter Ministerpräsidentin      Dadurch optimieren wir wirklich jeden Schritt.
Malu Dreyer seit einigen Jahren ein attraktives    Wir bauen schneller, ökologischer, nachhal-
Förderprogramm der Investitions- und Struk-        tiger und attraktiver. Tolle Bäder, große Bal-
turbank RLP (ISB), das Wohnraum bezahlbar          kone, gute Ausstattung, barrierefrei, mit viel
macht. Darüber hinaus merken auch die pro-         Holz für ein gesundes Raumklima, ökologische
fessionellen Kapitalanleger, dass die Mieten       Dämmung, ausgewogener Mietermix, familiä-
im freifinanzierten Wohnungsbau ein sehr ho-       re Größenordnung. All das macht die Projekte
hes Niveau erreicht haben, das von vielen als      nachhaltiger und schneller.

                                                                                                      27
Fußabdruck, also der CO2-Ausstoß, immer mehr an
                                                      Bedeutung, besonders für Investoren. Rund 40 Pro-
                                                      zent des weltweiten CO2-Ausstoßes stammen aus
                                                      der Gebäudeerstellung und dem Gebäudebetrieb. Da
                                                      wir vorhandene Gebäude nutzen, um preisgünstigen
                                                      geförderten Wohnraum zu schaffen, tragen wir so-
                                                      wohl dem sozialen als auch dem ökologischen As-
                                                      pekt Rechnung.

                                                      WIR: Und warum klappte das vor 20 Jahren noch
                                                      nicht? Manche der durch Immprinzip wieder mit
                                                      Leben erfüllten Gebäude standen Jahrzehnte un-
                                                      genutzt herum – wie die Steinzeugwarenfabrik in
„Back to school“ – attraktiv wohnen in einem          Speicher bei Bitburg?
ehemaligen Schulgebäude
                                                      Dr. Koch: Weil seinerzeit noch kein Bewusstsein da-
                                                      für da war, das Thema „ökologisches Bauen“ in den
                                                      Kinderschuhen steckte und niemand sensibel war
                                                      für Flächenverbrauch, Versiegelung im grünen Gür-
                                                      tel der Kommunen bei gleichzeitiger Entvölkerung
                                                      der Ortszentren. Das ist heute anders: Aufgegebene
                                                      Kasernen, profanierte Kirchen, ehemalige Fahrzeug-
                                                      hallen und ungenutzte Industriegebäude rücken in
                                                      den Fokus – und sind verfügbar. Wir sind gerne in al-
                                                      ten und verlassenen Gemäuern unterwegs und hau-
                                                      chen diesen erfolgreich neues Leben ein. Das schont
                                                      die Umwelt, schafft bezahlbaren Wohnraum in tollen
                                                      Lagen und bewahrt ein Stück Historie am Standort.
„Wohnwerk Speicher“ – attraktiver und gefragter
Wohnraum in den umgebauten Hallen 16 und 17 im        WIR: In Trier haben Sie aus einer Kirche 17 Wohnun-
ehemaligen PLEWA-Werk in Speicher.                    gen gemacht, sogar BILD berichtete. Braucht es da
                                                      nicht ein enormes Vorstellungsvermögen, um sich
                                                      an Objekte heranzuwagen, die niemanden interes-
WIR: Wenn das im Neubau so gut funktioniert, war-     sierten in der Vergangenheit?
um ist ein weiterer Schwerpunkt der Immprinzip der
Umbau von brachgefallenen Kirchen und Fabrikhal-      Dr. Koch: Der behutsame Umgang mit dem Bestand
len, wie zuletzt der Kirche Christi Himmelfahrt und   bei gleichzeitiger Integration von neuen und gefrag-
der Gardinenfabrik Bobinet in Trier?                  ten Nutzungen – genau das sind die Herausforde-
                                                      rungen, die wir lieben. Wir sind eben die Spezialisten
Dr. Koch: Wir setzen sehr bewusst einen Schwer-       fürs Spezielle und haben die Bauexperten für diese
punkt auf den Gebäudeumbau, da vor dem Hin-           schwierigen Vorhaben an Bord.
tergrund der Flächenknappheit und ökologischer
Zielsetzungen der politisch Verantwortlichen im-      Wenn wir dann bei der Übergabe der Wohnungen an
mer weniger Neubauflächen entstehen werden. Die       die Mieterfamilien deren Lächeln sehen und Glück
Wiederbelebung bereits bebauter Flächen ist daher     erleben dürfen, wissen wir, dass unsere Idee richtig
ein gebotener Lösungsweg. Die Umnutzung vorhan-       war.
dener Bausubstanz spart nicht nur Fläche und ist
baurechtlich schneller zu bewerkstelligen, wir spa-   WIR: Kommen wir noch zu den aktuellen Projek-
ren auch jene Energie, die für den Neubau notwen-     ten, die Immprinzip entwickelt. Wo dürfen sich die
dig gewesen wäre. Man spricht hier von „grauer        nächsten Mieter auf tolle Wohnungen in alten Ge-
Energie“. Bei Bauprojekten gewinnt der ökologische    mäuern freuen?

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MAGAZIN DER OBG GRUPPE

Aufzug statt Altar: In Trier-Ehrang verwandelte Immprinzip eine ehemalige Kirche in wunderschöne Wohnungen mit
Mietpreisbindung. Das beispielhafte Projekt weckte auch die Aufmerksamkeit der Medien.

Dr. Koch: Im Januar 2022 werden zehn Wohnun-             Dr. Koch: Richtig ist, dass Rheinland-Pfalz hier
gen, davon acht geförderte und eine Augenklinik          mit bemerkenswertem Engagement unterwegs
im Trierer Westen fertig, die in einer ehemaligen        ist, um auch im Raum Trier zu helfen, wo die
Industriehalle entstehen. Auch hier haben wir für        Nähe zu Luxemburg den Wohnungsmarkt an-
Gebäudeteile die Holzhybridbauweise und öko-             spannt. Dies gilt ebenso für Speyer in der Metro-
logische Dämmungen zum Einsatz gebracht. Die             polregion Rhein-Neckar. Aber auch im Saarland
Kirche in Trier-Ehrang hatten Sie schon angespro-        kommen wir voran. Dort entstehen in einer alten
chen, dort sind 17 Mietparteien mit ihren Familien       Schule mitten im Grünen 23 Wohnungen. Das Ge-
bereits eingezogen. In Speicher bei Bitburg in der       bäude hat 165 Jahre Nutzungshistorie, gehörte
Eifel läuft der Bauantrag des ersten Bauabschnitts       mal zum Bergbau und war am Ende eine Förder-
für den Umbau einer alten Steinzeugwarenfabrik,          schule. Dann kam der Leerstand. Jetzt entstehen
die Planungen für den zweiten Bauabschnitt sind          energetisch hochwertig ertüchtigte Wohnungen
gerade angelaufen. Und einige profanierte Kir-           im Neubaustandard, aber mit Altbauflair. Und in
chen haben wir auch wieder im Blick.                     Baden-Württemberg laufen die Arbeiten zu 58
                                                         qualitätsvollen Wohnungen und außergewöhnli-
WIR: Bislang also viele Projekte in Rheinland-           chen Gewerbeeinheiten, die Teil der Bauausstel-
Pfalz, wo die Landesregierung das Thema ge-              lung der Bundesgartenschau 2023 sein werden.
förderter Wohnungsbau seit Jahren auf der
Agenda hat. Gibt es auch Projekte in anderen             WIR: Dann freuen WIR uns, in der nächsten WIR
Bundesländern?                                           über diese neuen Projekte zu berichten.    

                                                                                                            29
GUTE TRADITION BEI OBG:
      JUBILARE FEIERN GEMEINSAM
                  eben neun Kollegen, die für zehn   und Mitarbeiter, die wir heute ehren, mit uns

       N          Jahre Betriebszugehörigkeit aus-
                  gezeichnet wurden, gab es mit
                  Hermann-Josef Kohr, Matthias
                                                     verbunden fühlen. Vielen Dank für Ihren Ein-
                                                     satz und ihr Vertrauen zur OBG.“

     Langenfeld, Achim Maus und Erik Wälde vier      Neben den Kolleginnen und Kollegen, die in
     Kollegen, die seit nun schon 25 Jahren dabei    Neunkirchen an der sehr gelungenen Feier
     sind. Seit stolzen 40 Jahren arbeiten Barbara   teilnahmen, konnten weitere sieben Kolle-
     Gerber, Michele Presti und Uwe Keip schon       ginnen und Kollegen ihr zehntes Betriebsju-
     bei Firmen der OBG Gruppe. Jürgen Raber         biläum begehen, aber nicht teilnehmen.
     unterstrich in einer kurzen Ansprache die Be-   Ebenso freuten sich mit Michael Faust,
     deutung der Feierstunde. „Ein aufrichtiger      Guiseppe Mattina, Gerd Wissing und Michele
     Dank für Ihren Einsatz ist uns wichtig. Wir     Racioppi vier Kollegen über 25 Jahre Betriebs-
     halten auch an dieser Tradition der Ehrung      zugehörigkeit. Leider nicht an der Feier teil-
     für langjährige Betriebszugehörigkeit sehr      nehmen konnten zudem Claudia Eifler und
     gerne fest. Wir sind stolz auf unsere Mann-     Bernd End, die in diesem Jahr beide ihr 40.
     schaft und dass sich unsere Mitarbeiterinnen    Betriebsjubiläum begehen.                  

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