Geothermie deckt mindestens einen Viertel des Schweizer Wärmebedarfs

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Geothermie deckt mindestens einen Viertel des Schweizer Wärmebedarfs
Positionspapier
Wärmepotenzial Geothermie
02.10.2020

Wärmeproduktion aus Geothermie: ein immenses, unsichtbares Potenzial. (Quelle: Chris Züger / Unsplash)

Geothermie deckt mindestens
einen Viertel des Schweizer
Wärmebedarfs

   Beitrag der Geothermie
   zur sicheren, erneuerbaren Energieversorgung
   Mindestens ein Viertel
   Geothermie deckt den künftigen Schweizer Wärmebedarf von 70 TWh/a zu mindestens einem
   Viertel. Davon entfallen rund 8 TWh/a auf die mitteltiefe Geothermie und mindestens 9 TWh/a auf
   die untiefe Geothermie.

   Klimaschutz
   Geothermie senkt den CO2-Ausstoss massiv.

   Konkurrenzfähige Preise
   Geothermie für die Wärmeversorgung ist wirtschaftlich.

   Zuverlässige Energieversorgung
   Geothermie ist jederzeit verfügbar, unabhängig von Wetter, Tages- und Jahreszeit.

   Keine Abhängigkeit vom Ausland
   Die einheimische Ressource Geothermie wird lokal genutzt.
Geothermie deckt mindestens einen Viertel des Schweizer Wärmebedarfs
1. Ausgangslage                                                 Noch praktisch nicht erschlossen ist das Potenzial
                                                                aus mittleren Tiefen. Heute werden erst 0.2 TWh/a
Die Schweiz soll ab 2050 nicht mehr Treibhaus-
                                                                genutzt. Das wirtschaftlich nutzbare Potenzial al-
gase in die Atmosphäre ausstossen, als durch
                                                                lein aus der mitteltiefen Geothermie liegt bei rund
natürliche und technische Speicher wiederauf-
                                                                8 TWh/a und soll etappenweise bis ins Jahr 2050
genommen werden können. Dieses Netto-Null-
                                                                erschlossen werden – zu konkurrenzfähigen Prei-
Ziel hat der Bundesrat 2019 beschlossen. Um
                                                                sen für Betreiber und Endkunden.
das Ziel zu erreichen, sind die unterirdischen
Speicherkapazitäten zu erkunden und die Emis-
sionen insbesondere auch im Gebäudebereich                      3. Potenzial aus mitteltiefer
und in der Industrie zu vermindern. Der kombi-                     Geothermie
nierte Wärmebedarf für Gebäude und Industrie                    Das geologische Wärmepotenzial für die mittel-
wird 2050 bei rund 70 TWh/a liegen.                             tiefe Geothermie in der Schweiz beträgt etwa 100
                                                                TWh/a. Theoretisch liesse sich damit der gesamte
2. Zielbild 2050                                                Wärmebedarf der Schweiz decken. Das nutzba-
Die Geothermie liefert künftig mindestens                       re Potenzial liegt indes tiefer. Eine Wärmequel-
17 TWh/a Wärme für den Schweizer Gebäudepark                    le ist eine lokale Ressource und kann nicht über
und für Industrieprozesse. Damit deckt sie mindes-              grössere Distanzen transportiert werden. Neben
tens einen Viertel des Schweizer Wärmebedarfs.                  dem geologischen Wärmepotenzial sind also auch
Heute werden bereits 4 TWh/a geothermische                      räumliche und wirtschaftliche Aspekte zu berück-
Wärme produziert – überwiegend aus dem untiefen                 sichtigen. Aus dieser Gesamtanalyse resultiert ein
Bereich. Die Produktion aus der untiefen Geother-               nutzbares und wirtschaftlich konkurrenzfähiges
mie kann um ein Mehrfaches gesteigert werden.                   Potenzial von rund 8 TWh/a.

Geothermische Energie dort, wo sie gebraucht wird: Wärmenachfrage für Wohnen, Gewerbe und Industrie am Beispiel Jurasüdfuss.
Je dunkler der Punkt, desto höher die Nachfrage. (Quelle: swisstopo)
Geothermie mit vielfältigen Vorteilen
  Die Geothermie ist eine einheimische Ressource und muss nicht Jahr für Jahr im Ausland einge-
  kauft werden. Sie ist erneuerbar, verursacht praktisch keine Emissionen (Luftschadstoffe, Lärm)
  und liefert unabhängig von Wetter, Tages- und Jahreszeit konstant Wärmeenergie. Dank wegfal-
  lender Beschaffungs- und niedriger Betriebskosten ist die Wärme für Endkunden günstig.

  Ausserdem ist die Geothermie praktisch unsichtbar: Eine mitteltiefe Geothermieanlage etwa
  benötigt im Betrieb nur wenige Quadratmeter Fläche. Geothermie ist äusserst flexibel und lässt
  sich hervorragend mit anderen erneuerbaren Energien kombinieren.

Abnehmer der mitteltiefen Geothermie sind Quar-        um dieses Ziel zu erreichen. Die totalen Inves-
tiere, Stadtareale, Gewerbe, Industrie und Land-       titionskosten für diese 250 Anlagen betragen
wirtschaft. Mit Ausnahme von grossen Einzelbe-         ohne Fördergelder etwa sechs Milliarden Fran-
zügern ist die mitteltiefe Geothermie dabei immer      ken oder 240 Millionen Franken pro Jahr.
auf thermische Netze als Überträger angewiesen.
Bis 2050 sollen thermische Netze rund 23 TWh/a       5. Weitere Nutzungen der
Wärme verteilen. Die mitteltiefe Geothermie ist         Geothermie
eine von mehreren Wärmequellen in diesen Net-
                                                     In der Bereitstellung von Wärme liegt das haupt-
zen und steuert künftig rund einen Drittel bei.
                                                     sächliche Potenzial der Geothermie. Je nach
                                                     Standort, Tiefe und Jahreszeit können Anlagen für
4. Was braucht es, um das Potenzial                  zusätzliche Nutzungen in Frage kommen, was sie
   der mitteltiefen Geothermie                       wirtschaftlich noch attraktiver macht:
   auszuschöpfen?                                    – Kälteerzeugung: bis 200 Meter Tiefe direkte
– Untergrund erkunden: Der Untergrund muss             Nutzung, ab ca. 2000 Meter und mindestens
  besser bekannt sein, und zwar flächendeckend         80°C Anlagen mit Absorptionskälte.
  und national. Eine verbesserte Kenntnis des
  Untergrunds vereinfacht es Entscheidungs-          – Saisonale Speicherung: in Erdwärmesonden-
  trägern, Projekte in Angriffe zu nehmen, idea-       feldern oder in Aquiferen. Letztere können
  le Standorte für Bohrungen zu bestimmen und          überschüssige Wärme wie zum Beispiel von
  generell die Risiken zu minimieren.                  Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) in den
                                                       Sommermonaten speichern.
– Thermische Netze ausbauen: Die thermischen
  Netze sind für die Weiterentwicklung der mittel-   – Stromerzeugung: Anlagen ab ca. 3000 Metern
  tiefen Geothermie von entscheidender Bedeu-          Tiefe und einer Temperatur ab ca. 110°C kön-
  tung. Der Ausbau dieser Netze ist ökonomisch         nen für Strom- und Wärmenutzung eingesetzt
  in bevölkerungsreichen Gebieten sinnvoll.            werden.

– Mitteltiefe Geothermieanlagen bauen: Aus-          – Förderung von Elementen: Im geothermischen
  gehend von einem nutzbaren und wirtschaft-           Tiefenwasser sind Elemente wie z.B. Lithium
  lich konkurrenzfähigen Potenzial von 8 TWh/a         gelöst, die mittels neuer Verfahren während
  braucht es rund 250 Anlagen. Konkret müssen          des geothermischen Betriebs umweltschonend
  von 2025 bis 2050 durchschnittlich zehn An-          gewonnen werden können. Das Potenzial in der
  lagen pro Jahr in Betrieb genommen werden,           Schweiz ist noch wenig untersucht.
Untiefe, mitteltiefe, tiefe Geothermie
  Die untiefe Geothermie (bis ca. 500m) ist in der Schweiz gut entwickelt und wird mit Wärme-
  pumpen für die Beheizung von Gebäuden – von Einfamilienhäusern, Hotels bis zu Industrie-
  betrieben – genutzt. Zudem kann im Sommer mit untiefer Geothermie gekühlt werden. Der
  von Geothermie-Schweiz verwendete Begriff der «mitteltiefen Geothermie» beschreibt primär
  die Wärmenutzung von Tiefengrundwasser im Bereich 30-110°C. Diese Temperaturen werden
  hierzulande in der Regel in einer Tiefe von 500 bis 3000 Metern erreicht. Mit Tiefengeothermie
  ab etwa 3000 Metern kann die Wärme direkt und zur Stromproduktion genutzt werden. Die
  Grenzen sind fliessend.

Der Wärmebedarf                                                                      Wärmeproduktion
2050 in der Schweiz
beträgt etwa
                           Total 70 TWh/a                                            Geothermie
                                                                                     Wärmeproduktion
                                                                                     andere
70 TWh/a.
                                                                                     Übertragung
Davon steuert                                                                        Thermische Netze
die Geothermie
mindestens
einen Viertel bei.

                                                                                33%
                                       untief       mitteltief
                                     > 9 TWh/a      8 TWh/a
                          25%

70 TWh/a                           Wärmebedarf 2050 in der Schweiz
25 % (= 17 TWh/a)                  Anteil Geothermie an der Wärmeproduktion 2050

4.5 Mio. Tonnen                    CO2-Einsparung pro Jahr bei Ersatz Heizöl durch Geothermie
1.7 Mrd. Liter                     Einsparung Heizöl pro Jahr
1.2 Mrd. CHF                       Jährliche Einsparung Kosten für Heizöl

250                                Anzahl mitteltiefe Geothermie-Anlagen bis 2050
6 Mrd. CHF                         Totale Investitionskosten für mitteltiefe Geothermie-Anlagen
                                   (ohne Förderungen)
Erklärungen zum Wärmepotenzial
                               Schweizer Wärmebedarf 2050
                               Der Bund schätzt den künftigen Wärmebedarf der Schweiz
           70                  für Wohnen, Gewerbe und Industrie auf rund 70 TWh pro Jahr.
           TWh                  Zum Vergleich: Der heutige Wärmeverbrauch liegt bei rund 100
                               TWh pro Jahr (Energieperspektiven 2050+).

                               Zentrale oder dezentrale Wärmeversorgung
                               In dicht besiedelten Gebieten oder Gebieten mit einem hohen Ge-
    2/3          1/3           werbe- und Industrieanteil ist eine zentrale Wärmeversorgung
                               ökologisch und ökonomisch meist die beste Lösung. Auf die ganze
   dezentral     zentral
                               Schweiz bezogen trifft das auf rund 1/3 der künftigen Wärmever-
                               sorgung zu (WIS-Studie).

                               Ausbau Fernwärme bis 2050
                               In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dieses eine Drittel ei-
                 23            nem Ausbau der Fernwärme auf bis zu 23 TWh. Für die zentralen
                               Wärmequellen kommen neben der Geothermie auch KVA, ARA,
                 TWh
                               Seewasser und Holz in Frage. Grössere Geothermie-Anlagen sind in
                               den meisten Fällen auf Fernwärmenetze angewiesen (WIS-Studie).

                           8   Geothermie aus mittlerer Tiefe
                       TWh
                               Bei rund einem Drittel der Fernwärmenetze ist die Geothermie als
                               zentrale Wärmequelle die wirtschaftlich beste Option. Das wirt-
                               schaftlich nutzbare Potenzial der mitteltiefen Geothermie liegt da-
                               mit bei 8 TWh/a. Dies entspricht rund 250 Geothermie-Anlagen mit
                               einer Tiefe von 1’000-2‘000 Metern (Studie Hydro-Geo, französisch).

                               Dezentrale Wärmeversorgung
                               Das Potenzial der erneuerbaren, dezentralen Wärmeversorgung
                               übersteigt den künftigen Bedarf von 70 TWh pro Jahr bei weitem.
                               Alleine mit Erdwärmesonden, Grundwassernutzung, Holz und So-
                               larthermie liesse sich ein Bedarf von über 90 TWh pro Jahr decken
                               (WIS-Studie).

                       9       Weiterer Ausbau der untiefen Geothermie
                       TWh     Von heute 4 TWh pro Jahr lässt sich die Produktion aus der untiefen
                               Geothermie auf mindestens 9 TWh pro Jahr verdoppeln. Werden die
                               Erdwärmesonden flächendeckend mit aktiver Regeneration betrie-
                               ben, ist eine weit höhere Produktion aus der untiefen Geothermie
                               möglich – bis ca. 40 TWh pro Jahr (Studie Hydro-Geo, französisch).

                               Geothermie steuert einen Viertel bei
                               Die Untersuchungen zeigen: Der gesamte Wärmebedarf der
           70     25%          Schweiz kann mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dabei
                     17
           TWh                 kann die Geothermie mindestens einen Viertel beisteuern – zu kon-
                    TWh
                               kurrenzfähigen Preisen (Studie Hydro-Geo, französisch).
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