Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse

 
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Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
Gestaltung der beatmungsspezifischen
Hilfsmittelversorgung
Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse

Susanne Stark
Abschlussveranstaltung zum SAVENT-Projekt | 17.-18. März 2022
Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
SAVENT – Interviews mit weiteren Akteuren

          Themen
          ▪ Gesamtsituation in der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung
          ▪ Problembereiche und Herausforderungen
          ▪ Konzeptionelle Ansätze/idealtypische Gestaltung

          ▪   20 Interviews (in Orientierung an Meuser/Nagel 1991/2009)
          ▪   September – Dezember 2020
          ▪   Persönlich/Online
          ▪   Inhaltsanalytische Auswertung (Schreier 2014)

          ▪   Pflegefachpersonen                         ▪   Krankenkassenverbände
          ▪   Fachärzt*innen                             ▪   Interessenvertretung Hilfsmittel-
          ▪   Logopäd*innen                                  Leistungserbringer
          ▪   Vertreter*innen Krankenkassen/MD           ▪   Aufsichts-/Überwachungsbehörden
          ▪   Patient*innen/Angehörigenvertreter*innen   ▪   Fachgesellschaften

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Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
Zentrale Ergebnisse
Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
Gesamtsituation in der beatmungsspezifischen
Hilfsmittelversorgung

▪   Beatmungsgeräte (PG 14) stehen im Vordergrund
▪   Häufig initial positive Gesamtbeurteilung auf der Basis von
    ▪   Produktvielfalt und -qualität
    ▪   Zahl der Leistungserbringer
    ▪   Anforderungen an die HM-Leistungserbringung (HM-Verzeichnis)

▪ Darüber hinaus Vielfalt an wahrgenommenen Herausforderungen
    – jedoch mitunter abweichend
▪   Kritische und sicherheitsbezogene Aspekte v.a. auf Mikro- und Mesoebene

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Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
Bedarfsgerechte, kontinuierliche Versorgung

                                          Rahmenbedingungen Gesundheitssystem
                                          Politische, rechtliche Rahmenbedingungen, Richtlinien und Vorschriften

                                                 Organisationale Ebene
                                                  Organisationsübergreifende Zusammenarbeit auf Basis formaler Kooperationen
                                                  und definierten Versorgungszielen/-strategien

                                                         Leistungserbringer
                                                         Effektive Zusammenarbeit aller Akteure auf Basis gemeinsamer Informationssysteme
                                                         und klarer Verantwortungs- und Aufgabenbereiche, Fallmanagement

                                                               Versorgungsangebote / Leistungserbringung
                                                                Angemessen, koordiniert, personenzentriert,
                                                                Empowerment, Versorgungsplanung

                                                                                                                            Rainbow Model for Integrated Care
                                                                         Quelle: https://www.integratedcareevaluation.org/rainbow-model-for-integrated-care/
                                                         Basierend auf: Valentijn P (2015): Rainbow of Chaos. A study into the theory and practice of integrated
                                                   primary care. Online: https://pure.uvt.nl/ws/portalfiles/portal/9272073/Valentijn_Rainbow_16_12_2015.pdf.

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Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
Herausforderungen für eine sichere
beatmungsspezifische Hilfsmittelversorgung

Leistungserbringer
▪ Vielzahl eingebundener HM-Leistungserbringer                „Der eine liefert Beatmungsgerät, der Andere liefert
▪ Mangelnde (interprofessionelle) Kommunikation/Kooperation   die Ernährungspumpe, [...]. Das überfordert uns
▪ Unklare Aufgabenbereiche, Verantwortung
▪ unzureichende Qualifikation / Expertise                     einfach dann im täglichen Ablauf […].“ (I-WA11)
   ▪ HM-Leistungserbringer
   ▪ Pflegefachpersonal
   ▪ niedergelassene Mediziner

HM-Leistungserbringung                                        „[…] das ist ganz wichtig, einfach eine Notfallnummer
▪ Fragliche Angemessenheit des Auftrags und der               zu haben, die auch funktioniert.“ (I-WA11)
  Auftragserfüllung
▪ Mangelnde Koordination
▪ Unzureichende Therapiezielorientierung
   → Bedarfsgerechtigkeit ??

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Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
Herausforderungen für eine sichere
beatmungsspezifische Hilfsmittelversorgung

Rahmenbedingungen Gesundheitssystem
▪ Unzureichende politische & gesellschaftliche Wahrnehmung
  der Häuslichkeit als Versorgungssetting                    „Sagen wir mal, da passiert jetzt was Schlimmes,
  ▪ Fehlende Hygienerichtlinien                              und es ist von vornherein klar, das Gerät war nicht
  ▪ Unzureichende Surveillance (Sicherheit)                  schuld, wem melden sie das in Deutschland?
▪ Mangelnde Qualitätssicherung                               Also, […] da gibt es keine Instanz.“ (I-WA10)
▪ Anforderungen des IPReG

Organisationale Ebene
▪ Marktcharakteristika                                       „Wir haben definitiv Space nach oben,
▪ Vertragsgestaltung                                         was die Umsetzung des Instrumentes
▪ Finanzierungs- & Genehmigungspraxis
                                                             [Qualitätssicherung] betrifft […].“ (I-WA1)
▪ Qualitätssicherung

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Gestaltung der beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung - Perspektiven aus Deutschland und internationale Impulse
Ansätze für die Weiterentwicklung der
beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung

▪   Risiken und Ereignisse zuverlässig identifizieren, evaluieren,
    informieren
▪   Risiken und Ereignisse minimieren
    ▪   Entwicklung systematischer, abgestufter, bedarfs- und
        sicherheitsorientierter Schulungskonzepte für Anwender*innen
    ▪   Fehlerquellen reduzieren
▪   Transparenz über die / in der Hilfsmittelversorgung                „Wir haben definitiv Space nach oben,
    verbessern                                                         was die Umsetzung des Instrumentes
                                                                       [Qualitätssicherung] betrifft […].“ (I-WA1)
▪   Qualität in der Hilfsmittelversorgung sicherstellen
▪   Hilfsmittelversorgung als Teil ganzheitlicher Konzepte
    in der Versorgung häuslich beatmeter Menschen                      „[…] und mit Teilhabe meine ich ganz basal
                                                                       auch riechen, schmecken, lautieren […].“
                                                                       (I-WA5)

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Ansätze für die Weiterentwicklung der
beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung
Qualität sicherstellen/verbessern

Entwicklung ganzheitlicher Konzepte

SAVENT – Perspektiven aus Deutschland …       9
Zwischenfazit

▪   Unterschiedliche Teilperspektiven auf beatmungsbezogene HM-Versorgung
    Einschätzung geprägt von individuellem & institutionellem Bezug zu HM-Versorgung,
    Verständnis von Sicherheit und guter Versorgung
▪   Gesamtschau: Herausforderungen für eine sichere HM-Versorgung auf allen Ebenen erkannt –
    von der Anwendung über die Leistungserbringung bis hin zur Regulierung
    ▪   Sicherheitsrisiken finden sich v.a. auf Leistungserbringer & regulativer Ebene
    ▪   Patient*innen (v.a. NIV) und Angehörige selbst treten selten in Erscheinung
    ▪   Gesamtspektrum beatmungsbezogener Hilfsmittel kaum im Blick
▪   Es fehlt an
    ▪ Qualitäts- und Sicherheitsstandards
    ▪ Verantwortung, Koordination und Kooperation
    ▪ Umfassenden Initiativen zur Verbesserung

▪   Gewährleistung bedarfsgerechter HM-Versorgung?

SAVENT – Sichtweisen aus Deutschland …                                                         10
(Inter-)nationale Impulse für die Gestaltung der
beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung
Ausgangspunkt

▪   Identifikation von Prinzipien bedarfsgerechter Versorgungsgestaltung für
    tracheotomierte/invasiv langzeitbeatmete Menschen
    ▪   Beschreibung & Synthese internationale Ansätze & Konzepte
        anhand RMIC
        Hinsichtlich: Elementen, Leistungen, Versorgungsprozessen

          Organisation & Gestaltung der Hilfsmittelversorgung

                                                                         Stark S, Ewers, M (2020): Long-Term Care for Tracheotomised Patients With or Without
                                                                          Invasive Ventilation. Lessons Learned from a Scoping Review of International Concepts.
                                                                        International Journal of Integrated Care, 20(3), p.3. DOI: http://doi.org/10.5334/ijic.5429

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Wie wird es anderswo gemacht?

Versorgungsmodelle – Gestaltungsprinzipien         Hilfsmittelversorgung
AUS, CAN, ESP, FRA, USA                            ▪   Provider Teil interprofessioneller Teams /
                                                       assoziierte externe Akteure
▪   Zielgruppenspezifisch, klinisch verankert
    & interprofessionell                           ▪   Geteilte Verantwortung & Aufgaben
▪   Integrierte Therapie- und Versorgungsplanung         Bedarfserhebung und -prüfung:
                                                         → teambasiert, integriert / bio-psycho-sozial, regelmäßig
▪   Sektorenübergreifende, abgestufte
                                                         Auswahl/Anpassung von Hilfsmitteln
    Versorgungskoordination                              → spezialisierte Gesundheitsprofessionen
▪   Regelmäßige Kontrollen von Therapiezielen,           Hilfsmittel-Lieferung
    Versorgungsplanung und -arrangement                  → Provider
▪   Gemeinsame Informationssysteme & Netzwerke           Schulung
                                                         → spezialisierte Gesundheitsprofessionen, systematisch
                                                         Kontrolle/Wartung/Reparatur
                                                         → Provider
                                                         Notfallmanagement
                                                         → integriert, spezialisierte Gesundheitsprofessionen

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Programm VRRS: https://www.austin.org.au/victorian-respiratory-support-service/
                                                                    Programm TRAMS: https://tracheostomyteam.org/

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Edukation für sicheren Hilfsmittel-Gebrauch im
Mittelpunkt

         https://www.education.vic.gov.au/Documents/training/providers/rto/curr22503vicsupportusingventilators.pdf

▪   Akkreditiertes Schulungskonzept zum Umgang
    mit Beatmungsgeräten; Umfang: 45h
▪   Kursmanual:
    ▪ Zieldefinition
    ▪ Wissens- und Kompetenzbereiche
    ▪ Wissenssicherung
    ▪ Prüfungsanforderungen
    ▪ Qualifikationsanforderungen
        Lehrende/Prüfende

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Edukation – unterstützende Materialien

                                        ▪   Allgemeine Informationen zum Produkt
                                        ▪   Vorgehen beim
                                            ▪ Einsetzen
                                            ▪ Wechsel
                                            ▪ Reinigung
                                        ▪   (Anforderungen an die Verwendung mit
                                            Beatmungsgerät)
                                        ▪   Kontaktangaben für Fragen/Notfälle
                                                 Cognitive aid: https://tracheostomyteam.org/wp-content/uploads/
                                              2021/09/Emergency-Tracheostomy-Management-Poster-2020-Final.pdf

                                                      Instruction sheet: https://tracheostomyteam.org/wp-content/
                                               uploads/2021/09/Portex-Blue-Line-Ultra-Tracheostomy-Tube-with-an-
                                                                                                 Inner-Cannula.pdf

SAVENT – … und internationale Impulse                                                                 16
Internationale Impulse
Resümee
▪   Hilfsmittelversorgung als Teil sektorübergreifender Versorgungskonzepte häuslich
    beatmeter Menschen – Versorgung aus einer Hand
▪   Provider als Lieferanten und technischer Support
▪   Verantwortung im Hilfsmittelversorgungsprozess bei Gesundheitsprofessionen in
    spezialisierten Teams
▪   Edukation (Information, systematische Schulung) als wichtige Elemente für die Herstellung
    und Aufrechterhaltung von Sicherheit in der Anwendung von Hilfsmitteln
▪   Kontinuierliche teambasiert Unterstützung und Kontrolle der häuslichen Versorgung
    durch speziell ausgebildete Gesundheitsfachkräfte in „outreach teams“

SAVENT – … und internationale Impulse                                                           17
SAVENT – Sicherheitsdimensionen in der Hilfsmittel-
 Kontakt
versorgung häuslich beatmeter Patient*innen

Projektleitung:    PD Dr. Yvonne Lehmann
stellv. Leitung:   Prof. Dr. Michael Ewers MPH
Projektmitarbeit: Susanne Stark MPH (seit 04/2020)
                   Dajana Sciortino M.Sc. (seit 04/2021)
                   Elisa Rath M.Sc. (04/2019 – 02/2020)
                   Oliver Deckwart M.Sc. (07/2019 – 03/2020)

Kontakt:
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Virchow Klinikum
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
Leitung: Prof. Dr. Michael Ewers MPH
Augustenburger Platz 1  13353 Berlin
https://igpw.charite.de
savent@charite.de  Tel.: 030 / 450 529 114
                                                                  (Fotos: SHAPE- und SAVENT-Projekt)

SAVENT – Sichtweisen aus Deutschland und internationale Impulse                              18
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