Gewerbegebiete klimaangepasst und fit für die Zukunft! - Praxisbeispiele aus Kommunen und Unternehmen
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Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel und Anpassung Gewerbegebiete − klimaangepasst und fit für die Zukunft! Praxisbeispiele aus Kommunen und Unternehmen Klimawandel in Hessen − Schwerpunktthema
Impressum Klimawandel in Hessen − Schwerpunktthema Projektbearbeitung INFRASTRUKTUR & UMWELT und Redaktion: Professor Böhm und Partner Darmstadt/Potsdam Dr. Birgit Haupter, Laura Kieser Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Dr. Anna-Christine Sander Satz und Layout: apel-medien, Darmstadt Herausgeber, © und Vertrieb: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel und Anpassung Rheingaustraße 186 65203 Wiesbaden Telefon: 0611 6939–111 Telefax: 0611 6939–113 E-Mail: vertrieb@hlnug.hessen.de www.hlnug.de Das HLNUG auf Twitter: https://twitter.com/hlnug_hessen Stand: Oktober 2021 Nachdruck − auch auszugsweise − nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier gedruckt. Bildnachweis Umschlagvorderseite: © Stadt Mörfelden-Walldorf
Vorwort Der Klimawandel und die Wenn Gewerbegebiete dadurch verursachten überflutet, Logistikketten Folgen betreffen uns alle. unterbrochen und Mitar- Während es weiterhin beiter in ihrer Leistungs- unabdingbar ist, ehrgei- fähigkeit beeinträchtigt zige Klimaschutzziele zu werden, dann hat das verfolgen, müssen wir Auswirkungen auf Unter- uns in Hessen auch mit nehmen. Auch wenn Anpassungsmöglich- Deutschland die im Prof. Dr. Thomas Schmid keiten in allen Bereichen Ulrich Caspar, Präsident der Pariser Klimaabkommen Präsident des IHK Frankfurt am Main und Hessischen Landesamtes des täglichen Lebens Vorsitzender der Initiative vereinbarten Ziele ein- für Naturschutz, Umwelt befassen. Auch Gewerbe- PERFORM hält, wird sich der Klima- und Geologie betriebe und Gewerbe- wandel wegen der Ent- gebiete zählen dazu. wicklung in vielen anderen − vor allem großen Hitze und Starkregen sind nur zwei Auswirkun- Volkswirtschaften − kaum vermeiden lassen. gen des Klimawandels, die mit zunehmender Gemeinsam können aber Unternehmen und Wucht zu spüren sind. Beide haben sehr Städte daran arbeiten, sich dem veränderten unterschiedliche − teils verheerende − Konse- Klima anzupassen. Auch wenn viele Unter- quenzen für Unternehmer, Produktionsketten nehmen schon Konsequenzen gezogen und Arbeitsbedingungen. In dieser Broschüre haben, kann dies durch mehr Informationen zeigen wir anhand umgesetzter Beispiele auf, unterstützt werden. Die Broschüre „Gewerbe- mit welchen Ideen und Maßnahmen in Zukunft gebiete − klimaangepasst und fit für die gut mit Hitze und Wasser umgegangen wer- Zukunft!“ kommt also zur rechten Zeit. den kann und gleichzeitig ein Mehrwert für Gewerbegebiete dürfen nicht zu vergessenen den Standort, den Betrieb, die Kommune, Stadträumen werden, weder bezogen auf die Natur und nicht zuletzt für die Menschen, die stadträumliche Qualität noch beim die dort täglich arbeiten, geschaffen wird. Klimaschutz. Grau, asphaltiert und baumlos muss kein Gebiet mehr sein − am Ende profitieren alle davon. Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie mit! 3
Klimawandel − Die große Herausforderung für Gewerbe und Industrie Wetterextreme beeinträchtigen Betriebsbedingungen Deutschlandweit und somit auch in Hessen haben Auch andere Extremwetterlagen werden voraus- Hitzeextreme in der jüngeren Vergangenheit deut- sichtlich häufiger oder dauern in Zukunft länger an. lich zugenommen. Regionale Klimaprognosen Dabei kann es nicht nur zu einer Unterbrechung zeigen für das 21. Jahrhundert eine Fortsetzung von logistischen Abläufen und Produktionsketten des Temperaturanstieges. In Industrie- und kommen, auch Leib und Leben können gefährdet Gewerbegebieten mit ihrem hohen Versiege- sein. Im Hochwasser- und Überflutungsfall können lungsgrad sind die Hitzebelastungen besonders gelagerte Schadstoffe in die Umwelt gelangen. hoch. Eine übermäßige Aufheizung in den Langsamer ziehende Gewitterzellen und heftige Gebäuden und auf dem Betriebsgelände ver- Stürme können zu großen Sachschäden führen. schlechtert die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, verursacht höhere Kosten für die Klimatisierung und führt zu Schäden an den Gebäuden und zu Produktionseinschränkungen. Warming Stripes Hessen − 1881−2020 Der Klimawandel in Zahlen • In Hessen ist die mittlere Jahrestemperatur von 1881 bis 2020 um 1,6 °C gestiegen. • Hitzeextreme nehmen deutlich zu: 2018 wurde die längste und zusammen mit 2003 intensivste Hitze- welle seit dem Jahr 1870 registriert. An 24 Tagen in Hessen lag die Temperatur 2018 über 30 °C. • Ohne Klimaschutzmaßnahmen wird die Jahresmittel- 1881 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2020 temperatur in Hessen bis Ende des Jahrhunderts bis zu 3,9 °C zunehmen. © Ed Hawkins, www.showyourstripes.info Datenquelle: Deutscher Wetterdienst • Niederschläge werden dadurch stärker und intensiver: Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen Die Warming Stripes für Hessen zeigen für den Zeitraum als kältere Luft, im Mittel 7 % pro 1 °C Temperatur- 1881−2020 die zunehmende Temperaturerhöhung. erhöhung. Eine Regenwolke in wärmerer Luft enthält Darstellung der Abweichungen der mittleren Temperatur mehr Wasser als in kälterer Luft und kann somit auch eines Kalenderjahres vom langjährigen Mittel nach oben in mehr Regen bringen. Rottönen, nach unten in Blautönen. 4
Gewerbegebiete: Das Potenzial nutzen! Klimaanpassung − ein Gewinn für Kommunen und Unternehmen! Beispiele aus der Praxis Für Unternehmen bieten der Gebäudebestand, Wie das funktionieren kann, können Sie auf den Außenflächen und Infrastrukturen gute Gelegen- folgenden Seiten entdecken. Das Potenzial ist heiten zur klimaangepassten Gestaltung, z. B. mit jedoch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Begrünungsmaßnahmen. Dadurch verbessert Lassen Sie sich inspirieren und erkennen Sie die sich für Mitarbeitende die Arbeits- und Aufent- Stellschrauben, die Sie auch in Ihrer Kommune, haltsqualität. So sichern sich Unternehmen ihr Ihrem Gewerbegebiet und Ihrem Unternehmen wirtschaftliches Wohlergehen und unterstreichen drehen können! ihr positives Image. Geplante Modernisierungen Gewerbegebiete weisen häufig einen Versiegelungsgrad eröffnen gute Chancen für einen klimaange- von 80−90 % auf und sind von Hitzebelastungen besonders passten Umbau! betroffen Gewerbegebiete verstärken die Überwärmung angrenzender Stadtgebiete und es entstehen Hitzeinseln. Gemeinsam mit den kommunalen Flächen und der öffentlichen Infrastruktur ergibt sich ein großes Flächenpotenzial für die inte- grierte Umsetzung von Maßnahmen zur Klima- anpassung. Klimaangepasste Gewerbegebiete geben einen zusätzlichen Anreiz für Unterneh- men sich anzusiedeln. Für Kommunen bietet die klimaresiliente Gestaltung von Gewerbegebieten daher die Chance, auch die Lebensqualität in Nachbarquartieren aufzuwerten und attraktive zukunftsfähige Stadtquartiere anzubieten. Geobasisdaten: © Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main, Stand 08.2021, © Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation 5
Gewerbegebäude Wie kann den Klimafolgen begegnet werden? Temperaturanstieg und Extremwetter- Bewährte Lösungen für gesunde Arbeits-, ereignisse haben Folgen für Gebäude: Produktions- und Aufenthaltsbedingungen: • Aufheizung mit Folgen für Klimatisierungs- • Wahl heller Außenflächen verringert die bedarf, Arbeits- und Produktionsbedingungen Aufheizung von Gebäuden. • Schnelleres Altern von Materialien infolge • Verschattungselemente, wie außenliegender von Hitze Sonnenschutz, Schutzdächer oder sonnen- • Schäden an der Bausubstanz und an Dach und standsregulierte Photovoltaikanlagen halten Fassade durch Überflutung, Hagelschlag oder Hitze aus den Gebäuden. Windböen • Dämmung der Gebäudehülle hilft gegen Hitze • Beeinträchtigung der Standsicherheit bis hin und Kälte. Klimaschutz und -anpassung gehen zum Einsturz von Gebäuden durch Unter- hier Hand in Hand! spülung oder Windeinwirkung • Eine optimierte Gebäudeausrichtung ermög- • Erschwerte Lagerung von hitzeanfälligen Pro- licht Luftaustausch durch natürliche Frischluft- dukten und erhöhter Klimatisierungsaufwand zufuhr zur nächtlichen Abkühlung. • Schäden an Produktionsmitteln und Maschinen • Dach- und Fassadenbegrünungen tragen zur durch Hitze oder Starkregen und Hochwasser Wärmedämmung, zum Schutz der Gebäude- hülle sowie zum Wasserrückhalt bei und min- • Mehrkosten für Unternehmen durch erhöhte dern die Aufheizung durch Verdunstungskühle. Gebäudekühlung, Kühlwasser, Grünflächen- pflege oder Trinkwasserbedarf • Eine erhöhte Gebäudeanordnung schützt vor Überflutung. Klimafolgen in betriebliche Konzepte einbinden • Risikomanagementkonzepte anpassen bzw. Klimarisiken einbeziehen • Organisatorische Schutzmaßnahmen, wie z. B. die sach- gerechte Lagerung von wassergefährdenden Stoffen • Sensibilisierung der Belegschaft, z. B. durch Verhaltens- maßnahmen, wie richtiges Lüften © PublicDomainPictures, pixabay • Elementarschadensversicherungen 6
Aus der Praxis Gewerbegebäude − Hitzeangepasst Klimatisierungsbedarf minimieren: Kühle Zuluft, geeignete Materialwahl Gute Wärmedämmung und Wandneigung ersetzt Klimatisierung Gute Wärmedämmung mit Eine gute Dämmung, eine Versenkung des Gebäudes um rund 70 Zentimeter dicken 2,5 m in das Erdreich und die damit verbundene Grund- Wänden aus Stampflehm wasserkühlung ermöglichen den Verzicht auf eine und Lavaschotter aus der energieintensive Klimatisierung und Beheizung des Eifel ermöglichen ein Logistikzentrums. stabiles und ausgegliche- Alnatura Verteilzentrum, Lorsch, Neubau, Inbetriebnahme nes Temperaturniveau im 2010 Gebäude bei Hitze und Kälte. Frischluft wird vom © Alnatura, Lars Gruber Waldrand durch einen Erd- kanal geleitet und dem Gebäude zugeführt. Das Erdreich speichert die stabile Durchschnittstemperatur eines Ortes. Im Winter wird die Außenluft somit erwärmt und im Hoch- sommer gekühlt. Alnatura, Bürogebäude, Darmstadt, Neubau, Fertigstellung 2019 Durch die trichterförmige Dachkonstruktion auf dem Wissenschafts- und Kongresszentrum in Darmstadt fließt Nieder- schlagswasser in den Erdkanal unter der Tiefgarage, wird dann in einer Regenwasserzisterne © INFRASTRUKTUR & UMWELT gespeichert, aufbereitet und für sanitäre Einrichtungen und Grünanlagen verwen- det. Weiterhin sorgt die Neigung der großen Glasflächen am Haus (Doppelverglasung) dafür, dass sich die Räume im Sommer weniger aufheizen. Kongresszentrum, Darmstadt, Neubau, Fertigstellung 2007 © Alnatura, Alexander Heimann 7
Begrünung von Gewerbe- und Industriebauten Dächer und Fassaden von Gewerbe- und Indus- Gut geeignet: Begrünung von Flachdächern auf triebauten bieten ein großes Flächenpotenzial Verwaltungs- und Bürogebäuden für Begrünungsmaßnahmen und somit für einen vielseitigen Schutz gegenüber Klimawirkungen. Im Beispiel wurde die Dachbegrünung beim Auch für gewerbetypische Baukonstruktionen Neubau des Verwaltungs- wie Leichtbauten existieren Lösungen. gebäudes vorgesehen. Sie erfordert einen geringen Wartungsauf- wand, lediglich zweimal So wirken Dach- und Fassadenbegrünungen im Jahr müssen größere • Die Verdunstungsaktivität der Pflanzen sorgt für Küh- Wurzeln entfernt werden, © Walter Lerch, Hattersheim lung. Das Blattwerk der Pflanzen wirft Schatten und um die Dachabdichtung reflektiert Sonnenstrahlen. Begrünungsmaßnahmen bzw. Tragfähigkeit des Dachs nicht zu gefährden. senken somit die Gebäudetemperaturen und erfüllen Walter Lerch Bau- und Industriebedarf GmbH & Co. KG, eine mikroklimatische Funktion. Energiekosten für Hattersheim, Neubau 2010 Heizung und Kühlung können eingespart werden. • Jede Dachbegrünung bewirkt eine Abflussverzöge- Fassadenbegrünung als Beitrag rung. Niederschlagswasser wird zurückgehalten und somit die Kanalisation entlastet. zur Artenvielfalt • Die Vegetation an und auf den Gebäuden mindert Eine bestehende Produk- starke Temperaturschwankungen, schützt die Bau- tionshalle wurde nachträg- substanz vor Sturmschäden (z. B. Hagel) sowie lich an der Westfassade Witterung und verlängert somit die Renovierungs- zum Sonnen- und Wärme- zyklen von Dächern und Fassaden. schutz begrünt. Gewählt • Zusätzlich leisten Gebäudebegrünungen einen positi- wurden verschiedene ven Beitrag zur Artenvielfalt und erhöhen die Aufent- Weinarten, die einen haltsqualität. Die Realisierung ist ohne zusätzlichen grünen Blickfang bieten. Flächenverbrauch möglich. Carl Friederichs GmbH, Frankfurt, Bestand, Umbau © Fa. Carl Friederichs GmbH 2019 8
Dach- und Fassadenbegrünungen Doppelte Wirkung − Sonderformen der Dach- an Leichtbauten begrünung mit verfahrenstechnischem Nutzen Kletterhilfen an einer 30 m Dachbegrünung kann langen und 5,50 m hohen auch zu verfahrenstechni- Leichtbaufassade ermög- schen Zwecken genutzt lichen den Bewuchs mit werden. Bei dieser Dach- Pflanzen. Die Kletterhilfen begrünung handelt es sich wurden beim Herstellen um kein gewöhnliches der Wände angebracht. Gründach, sondern um Eine Dachbegrünung, z. B. © Kelterei Possmann ein Retentionsdach, das in mit Sedumarten, ist auch den Kühlkreislauf zur Kühlung der Apfelweinkeller integriert © Achilles Gruppe bei Leichtbauweise kein ist. Durch diese klimaangepasste Lösung können pro Jahr Problem. 6 000 € Kühlkosten eingespart werden. Achilles Gruppe, Produkti- Kelterei Possmann GmbH & Co. KG, Frankfurt, Lagerhalle onshalle, Düsseldorf, mit vielseitiger Nutzung im Bestand, nachträglicher Bau der Neubau 2011 Dachwiese 1991 Dachbegrünung kann auch mit der Reinigung produktions- bedingter Abwässer kombiniert werden. Diese Dachpflan- zenkläranlage besteht aus Schilf- und Seggenpflanzen, die auf ihren Wurzeln im Wasser stehen. Der Verzicht auf den © Achilles Gruppe üblichen Bodenkörper gewährleistet das Einhalten der zulässigen Dachlasten. John Deere GmbH & Co. KG, Mannheim, Lagergebäude im Bestand, Inbetriebnahme der Anlage 2005 © John Deere 9
Klimaanpassung auf Verkehrsflächen und Außenanlagen Mögliche Maßnahmen zum Wasserrückhalt Die Folgen sind vielfältig: und mit Kühlungswirkung: • Reißen, Absacken oder Aufweichen von Straßen- • Entsiegelungen / Rückbau von versiegelten belag und asphaltierten Betriebsflächen infolge Flächen von Hitze, dadurch auch Folgeschäden für • Schaffung von Notwasserwegen / Anpassung technische Infrastrukturen von Geländeneigungen und Fließwegen • Starkregen führt in Kombination mit einer hohen • Technische Hochwasserschutzmaßnahmen Versiegelung zur Überlastung der Kanalisation • Einrichtung von Versickerungsanlagen / Mög- und zu Überflutungen lichkeit zur Retention auf Freiflächen • Beeinträchtigung und Unterbrechung von • Anlage von Grünflächen, Blühwiesen, und Transportwegen und Lieferketten infolge von Wasserflächen Straßensperrungen bei Überflutung und Hoch- wasser, Unterbrechungen von Zufahrtswegen • Baumpflanzungen (angepasste Artenwahl) durch entwurzelte Bäume bei Sturm oder nicht • Freihalten von Kaltluftflächen schiffbare Wasserstraßen im Niedrigwasserfall • Beeinflussung des Wasserhaushaltes und erhöh- Natürlicher Wasserrückhalt − ter Bewässerungsbedarf der Grünanlagen bei Trockenheit und Wassermangel Lösungen aus der Praxis Die Gefahr einer Überflutung kann durch Ent- siegelung verringert werden. Weitere Möglich- keiten, unbelastetes Niederschlagswasser zurückzuhalten und durch Versickerung oder Verdunstung dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zuzuführen, sind der Rückhalt auf Dächern, Freiflächen oder Muldenversickerungen, wie die folgenden Beispiele zeigen. 10 © Mitsubishi Electric
Außengelände als Aufenthalts- und Für das Pflanzen von Bäumen Regenwasserrückhalteraum fehlt der Platz? Ein das Gelände queren- Die Baumrigole mit Speicher- der Bach wurde zu einem element für vitale Baumstandor- © BlueGreenStreets, Hafencity Universität Hamburg (HCU) naturnahen mäandrieren- te liefert eine Lösung. den Wasserlauf umgestal- Regenwasser der Dachentwässe- tet. Dieser bietet vielfälti- rung wird in einen Schacht als ge Möglichkeiten zum Pufferspeicher mit Notüberlauf Speichern und Versickern geleitet. Durch diesen Puffer- von Niederschlagswasser. speicher entsteht ein Wasser- Gleichzeitig entstand ein reservoir, aus dem der Baum © Mitsubishi Electric Aufenthalts- und Erho- bewässert wird. Wasser wird lungsraum für Mitarbeitende. somit nicht in die Kanalisation abgeleitet, sondern als Mitsubishi Electric Europe B.V., Ratingen, Umbau des Ressource genutzt. Durch Schattenwurf und Verduns- Außengeländes 2018 tungsaktivität leistet der gepflanzte Baum einen Beitrag zur Hitzevorsorge. Entsiegelung auf dem Firmengelände Projekt BlueGreenStreets, Laufzeit von 2019−2022 Die Entsiegelung auf dem Betriebsgelände von nicht betriebsnotwendigen Gut zu wissen: Verkehrs-/ Lagerflächen Warum ist es sinnvoll Bäume zu pflanzen? ermöglichte die Anlage Verdunstung bewirkt Kühlung: Die Kühlleistung eines von Wiesen und Obstbäu- großen Laubbaumes entspricht laut Forschenden der men. Die Vegetations- niederländischen Universität Wageningen 20 bis 30 schicht hat eine kühlende Kilowatt. Ein einziger Baum ist also so leistungsstark Wirkung, die Außenfläche wie zehn Standardklimaanlagen. (Botanik Guide 2018) © Fa. Carl Friederichs GmbH wird aufgewertet und es werden Niederschlagsgebühren eingespart, weil die Fläche von der Kanalisation abgekoppelt wird. Carl Friederichs GmbH, Frankfurt, Bestand, Umbau 2019 11
Grüne Gewerbegebiete: Naturnähe als „blühende Visitenkarte“ Biologische Vielfalt in Gewerbe- und Industriegebieten − (wie) geht das? Klimaangepasst − weniger Pflegeaufwand! Grünflächen innerhalb von Gewerbegebieten Blühwiesen sind trockenheitsverträglich und bieten ein großes Potenzial, durch eine klimaan- zeichnen sich durch einen geringen Pflege- und gepasste, naturnahe (Um-)Gestaltung die biolo- Bewässerungsbedarf aus: Damit ein schöner gische Vielfalt zu schützen sowie zu fördern. Oft Blütenteppich entsteht, darf die Fläche nur zwei- zeigen sie bisher ein eintöniges und artenarmes mal im Jahr gemäht werden. Im Gegensatz dazu Erscheinungsbild. sind Zierrasen, nichtheimische Bodendecker- und Sträucherpflanzungen auf Unternehmens- Initiative „Unternehmen blühen auf“ flächen oder Straßenbegleitgrün nicht nur arten- arm, sondern bedürfen zudem intensiver Pflege. Der Main-Kinzig-Kreis unterstützt seit 2019 Unternehmen mit der Initiative „Unternehmen blühen auf“ als Teil des Programms „Main-Kinzig blüht“. Mit dieser Unterstützung Öffentliche Grünflächen im Gewerbegebiet − wurden beispielsweise beim Neubau einer Produktions- klimaangepasst und artenreich halle rund um das Gebäude auf den Freiflächen Blühflä- chen angelegt, die das Nützliche mit dem Schönen Im Gewerbegebiet West in Weiterstadt wurden ein ca. verbinden: Geringer Pflegeaufwand, eine „wildblumen- 1 800 m² großer öffentlicher Grünstreifen und ein Ver- bunte Visitenkarte“ für den Betrieb und ein attraktives kehrskreisel umgestaltet. Die artenarmen Rasenflächen Außengelände für die Mitarbeitenden. wurden durch heimische Wildpflanzenarten in eine bunte, Main-Kinzig-Kreis, Landschaftspflegeverband Main-Kinzig- langlebige und artenreiche Blütensteppe verwandelt. Eine Kreis e.V. und Untere Naturschutzbehörde, Initiative seit 2019 gute Hitzetoleranz führt zu einem geringen Bewässe- rungs- und Pflegeaufwand. Stadt Weiterstadt, Gewerbegebiet West, Umgestaltung 2016 12 © Jung, Stadt Weiterstadt
Klimawandel ändert Arbeitsbedingungen Zunehmende Hitze beeinflusst die Arbeitsbedin- Eine solche Umgestaltung bietet einen großen gungen und schränkt die Konzentrations- und Mehrwert für Mitarbeitende: Grüne Pausenräume, Leistungsfähigkeit ein. Ernstzunehmende gesund- Treffpunkte im Grünen, Möglichkeiten für Mee- heitliche Risiken bis hin zu erhöhtem Kranken- tings im Freien bis hin zu Urban Gardening und stand und Todesfällen können die Folge sein. Naschgärten erhöhen die Aufenthaltsqualität im Betrieb. Durch Aktionstage, gemeinsame Work- Neben Verhaltensmaßnahmen ist die Hitzean- shops oder Azubi-Wettbewerbe können Mitar- passung in Gebäuden und die klimaangepasste beitende selbst aktiv werden und den Arbeits- (Um-)gestaltung von Außenflächen unabdingbar. platz klimaangepasst mitgestalten. Im Industriegebiet Nord in Freiburg wurden Auszubildende durch Exkursio- nen und Workshops mit den wichtigsten Kriterien einer nachhaltigen und naturna- hen Umgebung vertraut gemacht. Sie entwickelten konkrete Projekte, stellten diese der Unternehmensleitung vor und bei grünem Licht wurden diese unmittel- bar umgesetzt. Eine „Greencity Wall“ wurde angelegt mit blühenden Gehölzen, Kletter- pflanzen und Küchenkräutern. Die gemein- samen Aktionen stärkten das Team und Gemeinschaftsgefühl und wirkten sich positiv auf das Wohlbefinden der Beleg- schaft aus. Projekt Blühende Industriegebiete, Laufzeit von 2018−2020 © Innovation Academy e.V. 13
Was können Kommunen tun? Für Kommunen bietet das Fordern und Fördern Klimaanpassungsmaßnahmen einer klimaangepassten Gestaltung auf öffentli- chen und privaten Flächen eine gute Möglichkeit, FORDERN die Aspekte Klimaanpassung, Biodiversität sowie • Festsetzungen u. a. im Bebauungsplan, z. B. von Aufenthaltsqualität in Gewerbegebieten aufzu- Dach- und Fassadenbegrünungen oder zu Ver- greifen und umzusetzen. Stadtklima- und Stark- sickerungsanlagen, unversiegelten Freiflächen / regengefahrenanalysen bieten dafür eine gute Abstandsflächen Grundlage − zur Information und Sensibilisierung von Eigentümerinnen und Eigentümern und zur • Vertragliche Regelungen in städtebaulichen gezielten Planung von Anpassungsmaßnahmen. Verträgen, z. B. Vereinbarungen zur Freiflächen- gestaltung • Flächen von Bebauung in der Bauleitplanung durch Flächennutzungsplan und Bebauungs- plan freihalten, um Kaltluftentstehungsgebiete und Kaltluftbahnen langfristig zu sichern • Auflagen und Kriterien bei der Grundstücks- vergabe Klimaanpassungsmaßnahmen FÖRDERN • Finanzielle Anreize bei der Grundstücksvergabe • Fachberatung für Unternehmen und Umset- zungsförderung • Bereitstellung von Informationen • Förderung des Erfahrungsaustauschs zwischen den Betrieben und Netzwerkbildung • Klimaangepasste Gestaltung öffentlicher Frei- flächen, z. B. als Vorbildmaßnahmen © Bernd Leutnant 14
Finanzielle Anreize bei der Grundstücksvergabe Die Stadt Bocholt (NRW) hat Mindestanforderungen an den Verkauf städtischer Gewerbegrundstücke festgelegt. Die ökologischen Voraussetzungen von Bauvorhaben werden mit Punkten in fünf Kategorien (Wasser und Boden, Stadt- klima, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Bio- diversität und Mobilität) bewertet. Über die Mindestanforderungen hinausgehende Erfüllung führt zu einem Preisnachlass bis zu 10 €/m2. Mögliche Maß- nahmen: Offenhalten von wenig frequentierten Flächen durch den Einsatz von wasserdurchlässigen Bodenbelägen auf Randstreifen oder PKW-Stellplätzen − für die höchste Punktzahl auf mindestens 10 % der Grundstücksfläche − oder Dachbegrünungen bei leichter Bauweise (u.a. Produk- tionshallen) unter Nutzung heimischer oder standortge- rechter Arten − für die höchste Punktzahl auf mindestens 95 % der gesamten Dachflächen. Stadt Bocholt, Fachbereich Stadtplanung und Bauordnung in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing Gesellschaft, 1. Fortschreibung der Leitlinie 2021 330 Preisnachlass 2 mind. 198 Punkte Preisnachlass 1 mind. 115 Punkte Grundstücksvergabe möglich, mind. 66 Punkte © Viesturs Kalvans, Adobe Stock 15
Beispiele für Festsetzungsmöglichkeiten Die Stadt Mörfelden-Walldorf nutzt mit der geplanten 5. Anpflanzen und Erhaltung von Bäumen, Änderung von existierenden Bebauungsplänen die Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen Chance, Festsetzungen und Hinweise zur klimaangepass- (§ 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB) ten Gestaltung vorzusehen (Vorentwurf, 16. Februar 2021). 5.1 Vorgartenzone „Bauplanungsrechtliche Festsetzungen gemäß § 9 Zu den jeweils angrenzenden Erschließungsstraßen Abs. 1 BauGB i.V.m. der BauNVO ist ein mindestens 5 Meter breiter Streifen als Vor- 4. Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur gartenzone gärtnerisch anzulegen und zu mindes- Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft tens 50 % intensiv zu bepflanzen und zu unterhal- (§ 9 Abs. 1 Nr. 20 i. V. m. Nr. 14, 25a und b BauGB) ten. Das flächenhafte Auslegen von Kies, Schotter und Splitt zur Gartengestaltung ist nicht zulässig. 4.2 Versickerung und Sammlung von Niederschlags- Stellplätze, Zufahrten, Zuwege und Nebenanlagen wasser sind innerhalb der festgesetzten Vorgartenzone auf Anfallendes Niederschlagswasser ist, soweit wasser- maximal 50 % der Fläche zulässig. [...]“ wirtschaftliche und gesundheitliche Belange nicht entgegenstehen, auf den Baugrundstücken zu Explizit vorgesehen ist die Kombination von Dachbe- sammeln und zu versickern. grünung und Photovoltaikanlagen: 4.3 Fassadenbegrünung „3. Technische Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Außenwandflächen von Gebäuden sind ab einer Energien (§ 9 Abs. 1 Nr. 23bBauGB) Größe von 50 m² mit selbstklimmenden, rankenden Im Gewerbegebiet (GE) sowie im Industriegebiet oder schlingenden Pflanzen gemäß den Arten- (GI 1 bis 3) sind Photovoltaikanlagen jeweils auf empfehlungen [...] zu begrünen und zu pflegen mindestens 70 % der Dachflächen von Gebäuden bzw. zu warten. [...] mit Dachbegrünung anzubringen. [...] Die Anlagen 4.4 Dachbegrünung sind auf den Flachdächern nur aufgeständert, d.h. Flachdächer und flachgeneigte Dächer mit einer in Verbindung mit der festgesetzten Dachbegrü- Dachneigung bis zu 15 Grad und einer zusammen- nung zulässig (siehe Nr. 4.4). [...]“ hängenden Fläche von mindestens 25 m² sind Stadt Mörfelden-Walldorf, Bebauungsplan Nr. 46.1 Teil A, extensiv gemäß den Artenempfehlungen [...] zu „Gewerbe- und Industriegebiet Mörfelden-Ost“, 1. begrünen und zu pflegen bzw. zu warten. Die Änderung, Teil A, Textliche Festsetzungen zum Vorent- Vegetationstragschicht muss eine Mächtigkeit von wurf, Stand 16. Februar 2021. Die Änderungen befinden mindestens 10 cm aufweisen. Aussparungen der sich zur Zeit (September 2021) in der frühzeitigen Beteili- Dachbegrünung für notwendige Dachaufbauten gung und haben noch keine Rechtskraft. Sie gehen aus und technische Anlagen wie Heizung-, Reinigungs- dem Grundsatzbeschluss der Politik hervor, den Bebau- und Lüftungsanlagen oder für Photovoltaikständer ungsplan unter der Maßgabe von Umweltschutzaspekten sind zulässig. neu zu überarbeiten. 16
© Kelterei Possmann Jede Dachbegrünung trägt zum Wasserrückhalt bei 17
Der Blick auf das Ganze Gewerbeflächen sind Teil der Gemeinden Mit rund 20 % der Siedlungsflächen beeinflussen Gewerbeflächen die Siedlungsstruktur und stadt- klimatischen Bedingungen in hohem Maß. Es gibt gute Argumente für eine klimaangepasste und grüne Entwicklung in Gewerbegebieten mit Blick auf das gesamte Gemeindegebiet: • Verbesserung des Stadtklimas in angrenzen- den Wohnquartieren • Gewerbegebiete liegen oft an den Siedlungs- rändern. Hier können grüne Verbindungen zwischen den Außenbereichen und den Wohn- quartieren geschaffen werden. Flächenknappheit und Flächenkonkurrenz stellt kommunale und private Gewerbegebietsent- wickler vor Herausforderungen und macht alter- native flächensparende Lösungen erforderlich. Innovative Konzepte verfolgen Ideen zur vertikalen Anordnung von Gewerbeflächen, wie die Ver- mietung von Flächenebenen an verschiedene Betriebe oder die Organisation von Betriebs- prozessen über mehrere Etagen. Eine flächen- sparende Anordnung geht insgesamt mit einer Verringerung der Versiegelung einher. © Wirtschaftsförderung Bocholt 18
© INFRASTRUKTUR & UMWELT Begrünte Parkhäuser in Gewerbegebieten können Flächensparen, Verbesserung des Mikroklimas und Biodiversität verbinden 19
Vertiefung − Analyse und Bewertung von Klimarisiken in Gewerbegebieten Bei welchen Standortbedingungen sind Gewerbe- Einen detaillierten Klimacheck für mittelständische betriebe von Klimarisiken besonders betroffen? Unternehmen des produzierenden Gewerbes Informationen zu Hitze- oder Starkregenbelastun- stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und gen liefern kommunale Klimaanalysen oder auch Energie bereit: https://www.bmwi.de/Redaktion/ regionale und landesweite Gefahrenkarten. Sehr DE/Artikel/Industrie/klimaschutz-klimacheck- nützlich ist ein Blick auf vergangene Extremwetter- klimarisiken.html ereignisse und ihre Folgen für das betrachtete Gebiet, beispielsweise Einsatzdaten der Feuerwehr. Einschätzung von Klimarisiken für Gewerbeflächen − Leitfaden der StädteRegion Aachen (2012) Lage / Standort • Lage im Gelände (Hanglage, Senke, Hochebene, etc.) • Lage im Gewässersystem (Flusslage, Küste, etc.) • Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur (Bahn, Straße, etc.) • Erreichbarkeit (alternative Zufahrtswege) • Lage im Stadtraum (Innenstadt, Stadtrand) • Umgebungseigenschaften (Grünflächen, dichte Bebauung, etc.) Bauliche und räumliche • Bebauungsdichte Eigenschaften • Versiegelungsgrad • Art der Nutzung (bebaute Fläche, Freifläche, Nutzflächen, etc.) • Ausrichtung der Gebäude • Bauweisen (Gebäudetypen, -höhen, Dachformen, etc.) Betriebliche • Art der gewerblichen Tätigkeit (Produktion, Logistik, Handel, etc.) Eigenschaften • Art der Arbeitsplätze (Büros, Produktionsstätten, Lager, etc.) • Produktbezogene Eigenschaften (Lagerung, Empfindlichkeiten, etc.) • Flexibilität und Pufferkapazitäten (Wasser- und Energieversorgung, Lieferengpässe, etc.) • Personendichte auf der Fläche (Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten) 20
© Stadt Offenbach am Main Die Klimafunktionskarte der Stadt Offenbach a.M. zeigt anschaulich, dass Gewerbe- gebiete als Wärmeinseln wirken 21
Förderprogramme und Beratung Förderprogramme für Kommunen Beispiele kommunaler Förderprogramme • Die hessische Klima-Richtlinie bietet Fördermöglichkeiten • Das Programm „Frankfurt frischt auf!“ unterstützt zur Erstellung von Stadtklimaanalysen und Starkregen- Unternehmen mit einer kostenlosen Vor-Ort-Beratung gefahrenkarten. und einer finanziellen Förderung der Umsetzung bis • Das Bundesumweltministerium fördert mit dem Programm zu 50 % (max. 50 000 €) bei den Themen Dach- und „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klima- Fassadenbegrünung, Entsiegelung und Begrü- wandels“ kommunale Anpassungskonzepte, Personal für nung von Höfen oder Verschattungsmaßnahmen die Umsetzung und fördert ausgewählte Maßnahmen. mit Wirkung in den öffentlichen Raum. Außerdem • Das KfW Programm 432 fördert die Klimafolgenanpas- unterstützt die Stadt Frankfurt mit der Aktion „Der sung im Rahmen von Integrierten Energetischen Quartiers- geschenkte Baum“ Unternehmen nach einer Beratung konzepten für Bestandsgebiete. zu Standort und Baumart vor Ort durch das Umwelt- amt / Naturschutzbehörde bei der Finanzierung eines Laubbaumes von bis zu 500 €. Fördermöglichkeiten für Unternehmen • Das Gründachkataster der Stadt Marburg zeigt die • In Hessen bieten einige Städte Unterstützung für Eignung von Dächern zur Umsetzung einer Begrünung Begrünungsmaßnahmen für Unternehmen. in einem digitalen Modell an. Zusätzlich wird die po- • Im KfW Umweltprogramm werden Maßnahmen zur tentielle CO2-Speicherung, die Feinstaubbindung und Anpassung an den Klimawandel, zum Beispiel zum Schutz die Wasserretention berechnet. Eigentümerinnen vor Starkregen oder Hitzebelastungen sowie eine und Eigentümer können einen Antrag auf Zu- naturnahe Gestaltung von Firmengeländen gefördert. schuss einer Dachbegrünung bei Neubauten sowie Nachrüstungen von Dächern auf Wohn- und Gewer- begebäuden sowie Garagen und Carports stellen. Es Weitere Informationen und Beratung werden 50 % der Kosten bezuschusst (max. 5 000 €). erhalten Sie hier: • Die Stadt Hanau bietet ein kombiniertes Gründach- und Entsiegelungskataster an. Anhand eines digita- • Auf der Homepage des Hessischen Landesamts für len Modells wird sowohl die Gründacheignung als Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) finden Sie auch die potentiellen Flächen zur Entsiegelung mit weiterführende Informationen, z. B. Checklisten zur Klima- ihrer thermischen Auswirkung berechnet. Zusätzlich anpassung oder eine Starkregen-Hinweiskarte für Hessen, wird eine kostenlose Vor-Ort-Beratung angeboten. die besonders gefährdete Kommunen identifiziert. • Das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung im HLNUG • Die Energie- und Klimaschutzförderrichtlinie der Stadt berät Kommunen zu den Folgen des Klimawandels und Alsfeld bezuschusst die Umsetzung von Dach- und möglichen Maßnahmen. Fassadenbegrünung sowie die Entsiegelung und • Eine Checkliste und Factsheets mit praktischen Hinwei- Begrünung von PKW-Stellplätzen. sen zur Umsetzung von Maßnahmen in Gewerbegebie- ten erscheinen Anfang des Jahres 2022. 22
Literatur und Quellen Botanik Guide (2018): Bäume kühlen Städte wie Innovation Academy e.V. (2020): Abschlussbericht natürliche Klimaanlagen. https://botanik- „Blühende Industriegebiete“, Freiburg. guide.de/baeume-kuehlen-staedte-wie- StädteRegion Aachen (2012): Gewerbeflächen im natuerliche-klimaanlagen/. Abgerufen am Klimawandel, Leitfaden zum Umgang mit 14.9.21. Klimatrends und Extremwettern, Aachen. BMU (2021) − Bundesministerium für Umwelt, Stadt Mörfelden-Walldorf (2021): Bebauungs- Naturschutz und nukleare Sicherheit: plan Nr. 46.1 Teil A, „Gewerbe- und Indus- Förderrichtlinie Maßnahmen zur Anpassung triegebiet Mörfelden-Ost“, 1. Änderung, an die Folgen des Klimawandels, Stand: Teil A, Textliche Festsetzungen zum Vor- 19.7.21, Berlin. entwurf, Stand: 16. Februar 2021. HafenCity Universität Hamburg: BlueGreenStreets. Stadt Offenbach a.M. (2021): Stadtklimaanalyse Gefördert vom Bundesministerium für mit integrierter Planungshinweiskarte, Kli- Bildung und Forschung. mafunktionskarte − IST, August 2021. https://www.hcu-hamburg.de/research/ Stadtverwaltung Bocholt (2021): Teil B Leitlinie forschungsgruppen/reap/reap-projekte/ für eine nachhaltige Gewerbeflächenent- bluegreenstreets/. Abgerufen am 21.9.21. wicklung, 1. Fortschreibung. Hawkins, Ed (2021): ShowYourStripes, University WILA (2019) − Wissenschaftsladen Bonn e.V.: of Reading, Datenquelle: Deutscher Wetter- Gewerbegebiete im Klimawandel, Leitfaden dienst. für Kommunen zur Klimavorsorge, Bonn. https://showyourstripes.info/. Abgerufen am 17.9.21. Wir bedanken uns bei allen Unternehmen, Kom- HLNUG (2020) − Hessisches Landesamt für Na- munen und Forschungseinrichtungen für die Bereit- turschutz, Umwelt und Geologie: Check- stellung von Informationen und Bildmaterial. liste Klimawandelangepasste Quartiere in Hessen, Wiesbaden. HMUKLV (2018) − Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Hessische Städte − Natürlich Vielfältig, Wiesbaden. 23
Das HLNUG auf Twitter: https://twitter.com/hlnug_hessen 24
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