Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO

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Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
Extra                                                                                                      30 Jahre Ostöffnung
                                                                                       Von Georg Bock, Stephan Fuchs und Gary Pippan

                                       Österreichs Außenminister, Alois Mock (l.), und sein ungarischer Amtskollege,
                                       Gyula Horn (r.), beim Durchtrennen des Eisernen Vorhangs am 27. Juni 1989.

                                                                                                                                            Robert Jäger / APA-Archiv / picturedesk.com
   30 Jahre Ostöffnung:

   Schicksalsjahr 1989
Österreich war mittendrin im Geschehen, als vor 30 Jahren der Eiserne Vorhang fiel, das kommunistische Diktat
in Osteuropa endete und die enge wirtschaftliche und politische Integration mit dem Westen begann.
Die Glasnost-Politik des sowjetischen Staats-   ganz Osteuropa nicht mehr aufzuhalten. In         Berliner Mauer am 9. November 1989 verlie-
chefs Michail Gorbatschow ab Mitte der          einigen Ländern lief sie friedlich ab, in ande-   ßen etwa 50.000 Bürger die DDR in Richtung
1980er-Jahre gehörte zu den wohl wichtig-       ren mit Waffengewalt und vielen Opfern.           BRD.
sten Wegbereitern der Umsturzbewegungen                                                             Auch die Tschechoslowakei baute ihre
in ganz Osteuropa. Etwa in Polen, wo 1988         Zwei Tage für die Geschichtsbücher:             Grenzbefestigungen noch im Dezember 1989
die Gewerkschaft Solidarność nach jahrelan-       27. Juni und 9. November 1989                   ab. Bis zum Dezember 1989 wechselten in der
gem Verbot wieder zugelassen wurde und die                                                        DDR, in Polen, in Ungarn, in der Tschecho-
Regierung zu Gesprächen zwang.                    Heute vor 30 Jahren setzten die damaligen       slowakei, in Bulgarien und in Rumänien die
  In Ungarn kam es unter Ministerpräsident      Außenminister von Österreich und Ungarn,          Regierungssysteme.
Károly Grósz 1988 zu ersten Reformen und        Alois Mock und Gyula Horn, ein Zeichen mit          Für Österreich war die Ostöffnung in vie-
zur vorsichtigen Öffnung des politischen        großen Folgen. An der Grenze bei Sopron           lerlei Hinsicht positiv. Der Handel mit Ost-
Systems. In der DDR verstärkten sich die ge-    durchschnitten sie den Stacheldraht, der Ost      europa entwickelte sich dynamisch und
sellschaftlichen Spannungen aufgrund der        und West jahrzehntelang getrennt hatte. Dies      brachte Österreich viel zusätzliches Wirt-
schlechten wirtschaftlichen Lage und der        galt als erste „offizielle” Öffnung des „Ei-      schaftswachstum. Zahlreiche Wiener Betriebe
Beschränkungen der Reisefreiheit im Verlauf     sernen Vorhangs”. Einige DDR-Bürger, die          gründeten Niederlassungen in Osteuropa und
des Jahres 1989 immer mehr.                     davon aus den Medien erfuhren, flüchteten         investierten viel. Und: Wien rückte wieder in
  Auch die Supermacht Sowjetunion (UdSSR)       daraufhin über Ungarn in die Bundesrepublik       die Mitte Europas. Das stärkte die Bemühun-
war zum Umdenken gezwungen, denn die            Deutschland (BRD). Nachdem die Grenzbe-           gen Österreichs, Teil der Europäischen Ge-
kommunistische Politik brachte den Staat        amten sie zum Teil passieren ließen und die       meinschaft (EG) zu werden. Österreichs „Brief
und seine Wirtschaft zunehmend an den Rand      UdSSR nicht eingriff, brachen alle Dämme.         nach Brüssel”, das Beitrittsgesuch, wurde
des Ruins. Schließlich war die Revolution in    Eine Massenflucht begann. Bis zum Fall der        1989 verschickt.
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
E2 ·                          Nr. 26 · 27. 6. 2019
                                 Wiener Wirtschaft                          30 Jahre Ostöffnung

Wien rückt in den Fokus
Zu Beginn der 1980er-Jahre lag Wien am östlichen Ende der „freien Welt”. Am Ende des Jahrzehnts war es im
Zentrum einer Welt, die sich politisch und wirtschaftlich völlig neu orientierte.

                                                                                                                      „Man kann aus einem Aquarium eine Fisch-
                                                                                                                      suppe machen, aus einer Fischsuppe aber kein
                                                                                                                      Aquarium mehr.” So brachte der frühere tsche-
                                                                                                                      chische Präsident Vaclav Havel das Problem
MNBB Studio/Shutterstock

                                                                                                                      auf den Punkt, vor dem die Volkswirtschaften
                                                                                                                      Osteuropas nach dem Ende des Eisernen
                                                                                                                      Vorhangs standen: Das Projekt Planwirtschaft
                                                                                                                      war gescheitert, jetzt galt es, die wirtschaftlich
                                                                                                                      brachliegenden Staaten in die Marktwirtschaft
                                                                                                                      zu führen.
                                                                                                                         Und es war Österreich, das in vielen ehe-
                                                                                                                      maligen Comecon-Staaten die Führungs-
                           Interview                                                                                  rolle übernahm: Österreichische Unterneh-
                                                                                                                      men gehörten zu den ersten, die in der nun

                           „Wien hat stark profitiert”                                                                CEE (Central and Eastern Europe) genannten
                                                                                                                      Region reüssierten. Sie knüpften die ersten
                                                                                                                      Handelsbeziehungen, gründeten später die
                                                                                                                      ersten Niederlassungen, und so manches
                           Vor 30 Jahren rückte Österreich vom östli-     Und heute?                                  heimische Unternehmen richtete schon bald
                           chen Rand in die Mitte des freien Europas.   Mit der EU-Erweiterung haben sich die         seinen gesamten Handlungsfokus auf die neu
                           Wien wurde zu einer der wirtschaftlichen     Chancen noch einmal vergrößert und die        entstehenden Märkte aus.
                           Hauptstädte des Kontinents. Die heimi-       heimischen Unternehmer nützten sie aber-         Nicht alle Expansionen in den Osten waren
                           schen Unternehmer haben diese Chance         mals. Deshalb liegen die Direktinvestitio-    immer von Erfolg gekrönt. So manches Unter-
                           beispielhaft genutzt, sagt Wirtschaftskam-   nen Österreichs in Mittel- und Osteuropa      nehmen, etwa die Baumax-Kette, übernahm
                           mer Wien-Präsident Walter Ruck.              nun bei bald 80 Milliarden Euro - eine        sich, doch die Liste der Erfolgsgeschichten
                                                                        weitere Verzehnfachung.                       ist lang. Vom Bankensektor über Infrastruk-
                             Wie sehr hat Wien von den politi-                                                        turspezialisten bis hin zu den Life Sciences:
                             schen Ereignissen vor                        Hat das auch Wien etwas gebracht?           Österreichische Unternehmen nutzen seit 30
                             30 Jahren profitiert?                      Wien hat die Chancen, die sich ergeben        Jahren die Chancen, die ihnen der Markt in
                           In enormem Ausmaß und in vielen Be-          haben, in allen Sektoren genutzt: Sei es im   Osteuropa bietet.
                           ziehungen: Bis 1989 war Wien das Ende        Tourismus, der Jahr für Jahr neue Nächti-        Das lässt sich auch in Zahlen festmachen:
                           der freien Welt, nur wenige Kilometer        gungsrekorde verzeichnet, sei es die An-      Das Ende des Ostblocks hat der heimischen
                           östlich waren die unüberwindbaren Grenz-     zahl an hochqualifzierten Arbeitsplätzen      Volkswirtschaft pro Jahr ein Prozent zu-
                           sperren des Ostblocks. Und plötzlich war     in der Forschung und in den vielen lokalen    sätzliches Wirtschaftswachstum gebracht,
                           diese Grenze offen - mit allen Möglich-      und regionalen Headquarters, die sich in      sagen die Experten vom Institut für Wirt-
                           keiten. Und es waren die Wirtschaftstrei-    und um Wien angesiedelt haben. Die gäbe       schaftsforschung. Dazu 100.000 bis 150.000
                           benden, die als erste die Chancen genützt    es ohne den Markt östlich von Österreich      zusätzliche Arbeitsplätze, die mit den wirt-
                           haben. Auch wenn sie das volle Ausmaß            heute nicht. Auch das Fachkräfteange-     schaftlichen Entwicklungen in Osteuropa
                           der Möglichkeiten und Risiken nicht                  bot hat sich durch die EU-Osterwei-   zusammenhängen.
                           sehen konnten.                                        terung aus Sicht vieler heimischer      Wobei die Dynamik, die sich nach dem
                                                                                 Betriebe wesentlich verbessert.      Fall des Eisernen Vohangs entwickelt hat,
                              Wie sind sie vorgegangen?                                                               noch einmal beschleunigt wurde: Die Er-
                           Die österreichischen Unternehmer                      Wie, denken Sie, wird es in          weiterung der Europäischen Union (EU)
                           haben sehr schnell reagiert und die                   weiteren 30 Jahren aussehen?         - zunächst auf Österreich im Jahre 1995
                           alten Bande, die es noch aus der                           Ich bin überzeugt, dass wir     und später auf die heutigen 28 Mitglied-
                           Monarchie gab, wieder auf-                                   die positive Entwicklung      staaten - ließ Handelshürden schmelzen
                           leben lassen. Die österrei-                                   der Vergangenheit fort-      und die Volkswirtschaften des nun geeinten
                           chischen Direktinvesti-                                        schreiben können.           Kontinents weiter zusammenwachsen.
                           tionen in Mittel- und                                             Die EU wird noch            Für Österreichs Bundeshauptstadt Wien
                           Osteuropa lagen 1990                                              weiter zusammen-         hat der Eifer, den heimische Unternehmen
                           bei bescheidenen 400        Foto: Christian Skalnik               wachsen und damit        im Osten an den Tag legten, indes noch einen
                           Millionen Euro. Nur „Wirtschaftstreibende                         wird der Austausch       zusätzlichen Vorteil gebracht: Durch die ent-
                           zehn Jahre später - im                                            von Waren, Wissen        standene Ost-Expertise erkannten viele mul-
                                                     haben die Chancen als
                           Jahr 2000 - waren sie                                             und Werten noch stär-    tinationale Konzerne die ideale strategische
                           bereits 20-mal so hoch: erste genutzt.”                           ker werden. Unsere       Lage Wiens und siedelten hier ihre regionalen
                           acht Milliarden Euro.     Walter Ruck, Präsident der WK Wien      Betriebe bleiben top.    Headquarter für Osteuropa an. Bis heute gibt
                                                                                                                      es rund 400 in Österreich, mehr als die Hälfte
                                                                                                                      davon in Wien.
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
30 Jahre Ostöffnung                                                    Nr. 26 · 27. 6. 2019
                                                                                                                                                                        Wiener Wirtschaft     · E3

                               Im Fokus
                               Tschechien
                               Die „Zwangsehe” zwischen Tschechien und der Slowakei wurde erst im November 1992
                               geschieden - da wurde die CSFR (Tschechoslowakei) im föderalen Parlament formell auf-

                                                                                                                                                                                                Nikolay Antonov/Shutterstock
                               gelöst. Der einsetzende Wettkampf zwischen den beiden nun wieder selbstständigen Län-
                               dern löste einen starken Wirtschaftsaufschwung aus. Anfangs noch durch extrem hohe
                               Inflationsraten von mehr als zehn Prozent gebremst, manifestierte sich in Tschechien ab
                               Ende der 1990er-Jahre ein konstantes Wirtschaftswachstum.
                                 Geprägt durch die Nachbarschaft entwickelten sich auch die Handelswege nach Öster-
                               reich prächtig: Seit 1993 wurden die österreichischen Exporte in die Tschechische Repu-
                               blik versechsfacht, die Importe legten noch beeindruckender zu: Mit Waren und Dienstlei-
                               stungen im Wert von rund 6,7 Milliarden Euro pro Jahr haben sich die Importe aus dem
                               Nachbarland seit 1993 (663 Millionen Euro) verzehnfacht.
                                 Eine Vorreiterrolle nimmt Tschechien heute innerhalb der EU auch bei den Arbeits-                                Österreichische Exporte nach Tschechien:
                               marktzahlen ein. Lag sie in den 2000er-Jahren konstant bei rund acht Prozent, sank sie                             1993: 824 Mio. EUR
                               zuletzt kontinuierlich auf nun 2,2 Prozent. Damit herrscht de facto Vollbeschäftigung.
                                                                                                                                                  2018: 5540 Mio. EUR

                                                                                           Im Fokus
                                                                                           Ungarn
Datsenko Maryna/Shutterstock

                                                                                           Am 27. Juni 1989 kappten Ungarns Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer
                                                                                           Amtskollege Alois Mock den Grenzzaun zwischen den beiden Ländern. Es war bezeich-
                                                                                           nend, dass dieser symbolträchtige Akt an eben dieser Grenze stattfand - konnte doch auch
                                                                                           der Eiserne Vorhang die Beziehung der beiden ehemaligen Kronländer zueinander nie
                                                                                           ganz unterbinden.
                                                                                             Ungarn nahm auch schon während der Zeit des Ostblocks eine Sonderstellung für öster-
                                                                                           reichische Betriebe ein: Nicht zuletzt durch die gemeinsame österreichisch-ungarische
                                                                                           Vergangenheit konnten viele Beziehungen auch in Zeiten des kommunistischen Regimes
                                                                                           aufrecht erhalten werden. Und diese erwiesen sich in den 1990er-Jahren als gutes Funda-
                                                                                           ment für die ersten Ost-Experimente vieler österreichischer Unternehmen.
                                                                                             Der Handel mit Ungarn war keine Einbahnstraße zum Wohle der ungarischen Wirt-
                                Österreichische Exporte nach Ungarn:                       schaft: Schon 1990 trug der Außenhandel 29 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Ungarns
                                                                                           bei, heute liegt er bei beeindruckenden 80 Prozent. Und damit trägt die Außenwirtschaft
                                                      1990: 761 Mio. EUR
                                                                                           maßgeblich zum zuletzt erstarkten Wirtschaftswachstum von knapp fünf Prozent bei.
                                                     2018: 5106 Mio. EUR

                                                                                                                                                  Österreichische Exporte nach Rumänien:
                               Im Fokus                                                                                                           1990: 74 Mio. EUR

                               Rumänien                                                                                                           2018: 2542 Mio. EUR

                               Der rumänische Markt hat in den letzten Jahren für österreichische Betriebe die wohl
                               beeindruckendste Rallye hingelegt: Lag das Exportvolumen 1990 bei mageren 74 Millio-
                               nen Euro - das niedrigste in diesem Ländervergleich -, konnte es sich bis zuletzt auf das
                               35-fache steigern. Für heuer wird eine weitere Steigerung erwartet.
                                   Zurückzuführen ist dies auch auf das robuste Wachstum der rumänischen Wirtschaft:
                               Schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten Jahren nach der Revolution
                               noch, lag es 1995 mit einem Plus von 1,5 Prozent erstmals im positiven Bereich. Danach
                               beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum immer weiter: 2004 lag es bei mehr als zehn
                               Prozent. Auch heute brummt die Wirtschaft Rumäniens noch. 2018 lag das Wachstum
                               bei - EU-weit betrachtet überdurchschnittlichen - 4,1 Prozent nach 7,0 Prozent im Jahr
                               2017. Auch die Arbeitslosenrate liegt dementsprechend niedrig: Lediglich 4,2 Prozent der
                               Rumänen waren 2018 als arbeitslos gemeldet.
                                 Die politische Entwicklung hält indes mit der wirtschaftlichen nicht immer mit: Der
                               Demokratieprozess wird immer wieder durch Korruption zurückgeworfen.
                                                                                                                                                  Balate Dorin /Shutterstock

                               Quellen: Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Wirtschaftskammer Wien/Außenwirtschaft
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
E4 ·                                    Nr. 26 · 27. 6. 2019
                                        Wiener Wirtschaft                                         30 Jahre Ostöffnung

                                 Im Fokus
                                 Slowakei
                                 Vieles, was auf der vorigen Seite über Tschechien zu lesen ist, trifft auch heute noch -
                                 mehr als 26 Jahre nach der formellen Trennung der beiden Länder - auf die Slowakei zu.
                                 Stark gestiegener Außenhandel mit Österreich, wachsende Wirtschaftsleistung, sinkende
                                 Arbeitslosenzahlen: Auch die Slowakei ist auf der Überholspur und hat sich besonders in

                                                                                                                                                                                                  TTstudio/Shutterstock
                                 der Automobilbranche einen guten Namen in Europa gemacht. Vor allem deutsche Premi-
                                 umhersteller setzen auf Produktionsstätten in der Slowakei.
                                   Zuletzt konnte auch die negative Budget-Bilanz aufgebessert werden, das Defizit lag
                                 im Vorjahr bei 0,7 Prozent; in den Jahren 2009 und 2010, am Höhepunkt der letzten Wirt-
                                 schaftskrise, die die Slowakei besonders stark traf, lag es bei mehr als sieben Prozent. Im
                                 Jahr 2007 hatte die Slowakei mit plus 10,4 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum in
                                 der gesamten EU verzeichnet, 2009 schrumpfte die Wirtschaft des Landes hingegen um
                                 mehr als fünf Prozent. Heute sind diese Probleme aber vergessen, die Wirtschaft legte im                           Österreichische Exporte in die Slowakei:
                                 Vorjahr wieder um mehr als vier Prozent zu. Anders als Tschechien ist die Slowakei Mit-                            1993: 297 Mio. EUR
                                 glied der Eurozone.                                                                                                2018: 3184 Mio. EUR

                                                                                             Im Fokus
                                                                                             Slowenien
                                                                                             An der Grenze zu Slowenien war das Ende des Kommunismus wohl am dramatischsten
                                                                                             in ganz Österreich. Am 25. Juni 1991 löste sich Slowenien aus dem Staatsverband Jugo-
Georgios Tsichlis/Shutterstock

                                                                                             slawien und erklärte seine politische Unabhängigkeit, was eine militärische Intervention
                                                                                             der Jugoslawischen Volksarmee auslöste. Kampfflugzeuge verletzten den österreichischen
                                                                                             Luftraum, hinter den Grenzbalken ertönten Schüsse. Letztlich kam es zu keinen größeren
                                                                                             Zerstörungen, was die Entwicklung der slowenischen Wirtschaft nach der Unabhängigkeit
                                                                                             begünstigte. Schon davor hatte Slowenien zu den reicheren Landesteilen gehört.
                                                                                                Heute floriert die Wirtschaft in Slowenien. Unmittelbar nach dem EU-Beitritt 2004 stieg
                                                                                             das Wirtschaftswachstum auf mehr als fünf Prozent. Und auch der Handel mit Österreich
                                                                                             floriert: Im Vorjahr exportierten heimische Unternehmen Waren im Wert von mehr als
                                                                                             drei Milliarden Euro in das südliche Nachbarland. Auch die Importe aus Slowenien er-
                  Österreichische Exporte nach Slowenien:                                    reichten einen neuen Rekordwert: Mit 2,1 Milliarden liegen sie heute genau zehnmal so
                                                        1992: 410 Mio. EUR                   hoch wie bei der Loslösung Sloweniens von Jugoslawien. Seit zwei Jahren schreibt auch
                                                       2018: 3115 Mio. EUR                   der Staatshaushalt schwarze Zahlen. Slowenien ist Teil der Eurozone.

                                                                                                                                                    Österreichische Exporte nach Bulgarien:
                                 Im Fokus                                                                                                           1990: 101 Mio. EUR

                                 Bulgarien                                                                                                          2018: 735 Mio. EUR

                                                                                                                                                                         Valentin Valkov/Shutterstock
                                 Das Ende der kommunistischen Ära wurde 1990 durch freie Wahlen eingeleitet. In den
                                 folgenden Jahren wurden politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben, bis
                                 heute aber gehört Bulgarien zu den wirtschaftlichen Schlusslichtern in der EU. Das Brut-
                                 toinlandsprodukt (BIP) pro Kopf liegt bei 6800 Euro pro Jahr - dem niedrigsten Wert in
                                 der gesamten Union. Zum Vergleich: Österreich erreicht 40.400 Euro pro Kopf und Jahr.
                                   Aber auch Bulgarien kann auf wirtschaftliche Erfolge zurückblicken, und auf gar nicht
                                 wenige. Das Wirtschaftswachstum liegt seit 2015 konstant über drei Prozent, die Inflation
                                 bei rund 2,5 Prozent. In den 1990er-Jahren war der Preisanstieg noch ein Problemkind:
                                 1991 lag die Inflation bei mehr als 300 Prozent, 1997 bei mehr als 1000 Prozent. Mit den
                                 Reformen rund um die Jahrtausendwende wurde dieses Schreckgespenst aber besiegt.
                                   Weitreichende strukturelle Reformen und die Privatisierung nahezu aller staatlichen
                                 Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit Internationalem Währungsfonds (IWF) und
                                 Weltbank trugen zu makroökonomischer Stabilität bei. Damit konnten auch die Staats-
                                 schulden drastisch gesenkt werden: Sie betrugen 2016 nur noch 27 Prozent des BIP.

                                 Quellen: Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Wirtschaftskammer Wien/Außenwirtschaft
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
30 Jahre Ostöffnung                                                        Nr. 26 · 27. 6. 2019
                                                                                                                                     Wiener Wirtschaft     · E5

Unternehmen im Fokus
Die Ostöffnung brachte nicht nur den Menschen Freiheit, sondern auch der Wirtschaft. Sie war der Startschuss
für wirtschaftlichen Aufschwung und die vermehrten Investitionen heimischer Betriebe in Osteuropa.

Tausende Wiener Unternehmen haben von               viele von ihnen wurden und werden von der
der Ostöffnung profitiert. Sei es durch Export,     Wirtschaftskammer bei ihrer Expansion in den
Import oder durch Niederlassungen in den            Osten unterstützt.
CEE (Central and Eastern Europe)-Staaten.             Auf den folgenden drei Seiten berichten
Dabei spielte die Größe der Unternehmen             Unternehmen über ihre Erfahrungen und
keine Rolle - alle nützten ihre Chancen und         zeigen, dass der wirtschaftliche Erfolg kein

                                                                                                         www.keinrath.com
gingen dabei auch viele Risiken ein. Und            Zufall ist.

Für die Erste Group Bank war                                                                                                „Zwei Drittel unserer
die Öffnung existenziell                                                                                                    Kunden kommen aus
                                                                                                                            den CEE-Ländern.”
Die Ostöffnung war für die Erste Group Bank nien und Moldau. Das zentrale Geschäftsfeld
                                                                                                                            Wolfgang Kindl, CEO Uniqa
AG von existenzieller Bedeutung. Erst durch der Erste Group ist das gesamte Spektrum von
                                                                                                                            International
sie war die Entwicklung von einer regionalen Kredit-, Einlagen- und Anlageprodukten sowie

                                                                                                                            Uniqa stark
Sparkasse hin zur führenden Bankengruppe Kontoführung und Kreditkarten von Privat-
im östlichen Teil der EU überhaupt möglich, kunden. Auch die Beratung und Unterstüt-
berichtet die Bank. Durch die Ostöffnung zung von Firmenkunden bei Finanzierungs-,
konnte auch an die lange Unternehmensge- Veranlagungs- und Absicherungsfragen sowie
schichte angeknüpft werden. „Wir sind wieder beim Zugang zu den internationalen Kapital-                                    vertreten
in Märkte eingetreten, in denen es schon in der märkten und weiters die Finanzierung des                                    Die CEE-Länder sind neben
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Sparkassen öffentlichen Sektors und Aktivitäten am Inter-                                Österreich der Heimmarkt des
gegeben hat”, sagt Erste Group-Vorstands- bankenmarkt gehören zu den Kernaktivitäten                                        Versicherungsunternehmens
vorsitzender Andreas Treichl. Die Rückkehr der Erste Group.                                                                 Uniqa AG - sie ist in 15 Län-
nach Zentral- und Osteuropa ging auch Hand                                                                                  dern der Region vertreten und
in Hand mit einem klarem Bekenntnis zur             Viel Gewinn im Osten                                                    aktuell die Nummer sieben in
Gründungsidee von 1819: Den Menschen in                                                                                     dieser Region.
der Region einen Zugang zu Wohlstand zu             In der aktuellen Berichtsperiode (erstes                                   Uniqa hat 2001 bis 2010 eine
ermöglichen.                                      Quartal 2019) stellten die Erste Group-Toch-                              Expansionsphase mit schritt-
   1997 hat die Erste Group das Engagement in terbanken in CEE mehr als drei Viertel der Kun-                               weisen Mehrheitsübernahmen
Osteuropa wieder aufgenommen, konkret mit den, knapp zwei Drittel der Filialen und zwei                                     forciert. Seit 2010 befindet sich
dem Kauf der Mezőbank in Ungarn, die als Erste Drittel der Angestellten im Gesamtkonzern.                                   ein einheitliches Geschäftsmo-
Bank Hungary nun zu den drei größten Banken Während etwas mehr als 40 Prozent der risiko-                                   dell im Aufbau, Schwerpunkte
des Landes gehört. Durch weitere Zukäufe              gewichteten Aktiva der Erste Group dem                                sind dabei die Optimierung
in den Jahren 2000 bis 2005 hat die                       CEE-Raum zuzuschreiben waren, liefer-                             von Abläufen, die Steigerung
Erste Bank ihr Bankennetzwerk auch                          te die Region knapp drei Viertel des                            der effizienten Abwicklung von
auf Tschechien, die Slowakei, Kroatien,                      Konzerngewinns des vergangenen                                 Schadensfällen und die Ver-
Serbien und Rumänien erweitert.                              Quartals. „Die Zahlen beweisen: CEE                            schlankung der Produktpalette.
   In der herausfordenden Phase der                          als Wachstumsmotor Europas nimmt                               Die Komplexität der in CEE
globalen Wirtschaftskrise (2007 bis                          eine zentrale Rolle für unseren Kon-                           angebotenen Produkte wurde
2012) ist das Engagement im CEE-Raum                               zern ein”, so Treichl.                                   signifikant von mehr als 1000
aufrecht geblieben. Aktuell profi-                                          Aktuell plant die Erste                         auf unter 500 reduziert.
tiert die Bank vom nachhaltigen                                             Group, digitales Banking                           Bereits zwei Drittel bzw.
Wachstum in der Region.                                                      weiter auszubauen. So                          6,5 Millionen Kunden und 30
   Heute ist die Erste Group                                                 soll das Netbanking-                           Prozent der gesamten Prämien
in Österreich und sechs Märk-                                                Tool „George” in allen                         kommen aus den CEE-Ländern
ten in Zentral- und Ost-                                                       CEE-Märkten einge-                           - sie sind die Wachstumsmärk-
europa mit Tochterban-                                                         führt werden. Aktuell                        te direkt vor der Haustüre. Zum
ken präsent: In Tschechien,     „Die Erste ist in sechs                        gibt es das schon                            Vergleich: Das jährliche Prä-
der Slowakei, in Ungarn,                                                       in Tschechien, in der                        mienvolumen pro Kopf liegt
Kroatien, Serbien und in        CEE-Märkten mit                                Slowakei und in Ru-                          in Österreich bei knapp 2000
Rumänien. Darüber hinaus        Tochterbanken präsent.”                        mänien. Ungarn, Kroa-                        Euro, in den CEE-Staaten bei
hat sie eine indirekte Prä-     Andreas Treichl, Vorsitzender des              tien und Serbien sollen                      216 Euro.
senz in Slowenien, Bosnien,     Vorstands der Erste Group Bank AG             folgen, so der Plan der
Montenegro, Nordmazedo-                              Foto: Daniela Beranek    Bank.
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
E6 ·                     Nr. 26 · 27. 6. 2019
                                  Wiener Wirtschaft                30 Jahre Ostöffnung

                                                               Vienna Insurance Group (VIG)
                            Kapsch früh                        sieht Riesenchance auf dem Markt
                            mit an Bord                        Für die Vienna Insurance Group (VIG) be- nen Vorhangs an der Gründung der tschecho-
                                                               gannen die Überlegungen Anfang 1990. Im slowakischen Genossenschaftsversicherung
                            Im Jahr 1989 errichtete ein        Fokus waren zu Beginn die unmittelbaren Kooperativa in Bratislava. Bis dahin war nur
                            50-Prozent-Joint Venture von       Nachbarländer. Schritt für Schritt wurde in Österreich der Heimmarkt der VIG gewesen.
                            Kapsch und Schrack in Szom-        den Folgejahren in andere Länder expandiert.      Damals erwirtschaftete die Versicherung
                            bathely das erste digitale         Es erwuchs ein Konzern, der in der Region             mit drei Gesellschaften eine Milliarde
                            Wählamt für öffentliche Fern-      Zentral- und Osteuropas zum Marktfüh-                   Euro Prämienvolumen und hatte
                            sprechnetze im gesamten            rer aufsteigen konnte. Heute ist die VIG                 5600 Mitarbeiter. Heute beläuft
                            ehemaligen Ostblock: das           der größte Versicherungskonzern in                        sich das Prämienvolumen auf 9,7
                            Hauptfernamt in Budapest. Zu-      Österreich und in der CEE Region.                          Milliarden Euro.
                            dem hat Kapsch in Ungarn eine      Tätig in 25 Ländern mit rund 50                                „Wir wollten früh in die-
                            Tochtergesellschaft gegründet      Konzerngesellschaften und mehr als                         se neuen Märkte gehen, weil
                            und in Polen eine Zweignieder-     25.000 Mitarbeitern, die mehr als 20                       wir dort Riesenchancen sahen”,
                            lassung in Warschau eröffnet.      Millionen Kunden betreuen.                                sagt VIG-CEO Elisabeth Stadler.
                              In den ersten Jahren nach        Der Start erfolgte im No-                                    Schon die ersten Engage-
                            dem Fall des Eisernen Vor-         vember 1990 mit 15,4 Mil-                                     ments in den Nachbarstaaten
                            hangs wurde das Engagement         lionen Schilling, knapp                                           entwickelten sich beson-
                            vorwiegend noch von Wien aus       1,15 Millionen Euro. Mit                                          ders erfolgreich. „Öster-
                            abgewickelt. Nach und nach         dieser Summe beteiligte                                           reichische Unternehmen
                            wurden Tochterunternehmen          sich die VIG (damals noch „Im Fokus waren zunächst und vor allem Banken und
                            in Budapest, Prag und War-         die Wiener Städtische Ver-                                        Versicherungen genießen
                            schau gegründet (bis 1992).        sicherung) rund ein Jahr die Nachbarländer.”                      hohes Vertrauen”, sagt
                              „Mit dem Beitritt Öster-         nach dem Fall des Eiser- Elisabeth Stadler, CEO der VIG           Stadler.
                            reichs zur Europäischen Union                                 Foto: Philipp Lipiarski
                            haben wir unseren Fokus auf
                            Export und Osterweiterung
                            noch stärker intensiviert. Heu-
                            te erwirtschaftet die Kapsch
                            Group mehr als 70 Prozent des
                                                               Raiffeisen Bank International (RBI):
                            Umsatzes im Ausland”, berich-
                            tet Kapsch Group-COO, Kari
                                                               Osteuropa ist wie Heimmarkt
                            Kapsch. Die Erkenntnis damals      Das Heranführen Osteuropas an die

                                                                                                                                                         RBI
                            lautete: Will man als „Global      freie Marktwirtschaft in einem rasanten
                            Player” wirken, gilt es zum ei-    Transformationsprozess wäre ohne den
                            nen, die Internationalisierung     massiven Einsatz westlicher - und vor allem
                            und zum anderen neue techno-       österreichischer Banken - unmöglich gewesen,
                            logische Entwicklungen stetig      ist die Raiffeisen Bank International (RBI)
                            voranzutreiben. Kapsch setzte      überzeugt. Im Gegenzug haben diese vom
                            daher den Fokus auf Export         stetigen wirtschaftlichen Aufschwung der
                            und Osterweiterung.                Länder profitiert.
                              Heute hat Kapsch Nieder-            „Der politische Wandel und die Transfor-
                            lassungen und Tochtergesell-       mation von der Plan- zur Marktwirtschaft
                            schaften in Bulgarien, Kasach-     eröffneten den sterreichischen Unterneh-
                            stan, Kirgistan, Litauen, Polen,   men in ihrer direkten Nachbarschaft neue
                            Rumänien, Russland, Tschechi-      Chancen. Österreichische Firmen gehörten
                            en, Ungarn und in Weißruss-        in vielen Branchen zu den ersten westlichen
                            land.                              Unternehmen, die nach Osten gingen”, so
                                                               Ingrid Krenn-Ditz, Head of Group Communi-
                                                               cations der RBI. Die zunehmende Bedeutung         Das Engagement in Osteuropa hat mit der
                                                               Osteuropas wird von Handelsstatistiken          Gründung der damaligen Unicbank in Ungarn
                                                               eindrucksvoll veranschaulicht. 1990 betrug      1986 begonnen. Damit hatte Raiffeisen bereits
                                                               der Anteil Zentral- und Osteuropas am           vor dem Fall des Eisernen Vorhangs eine aus-
                                                               gesamten Warenexport lediglich zehn Prozent.    gezeichnete Ausgangsposition für die folgen-
                                                               Seitdem hat er sich mehr als verdoppelt.        de Expansion in weitere Länder.
Kapsch Aktiengesellschaft

                                                                  Die RBI hat aber nicht nur von der              Heute betrachtet die RBI Österreich sowie
                                                               Zunahme der Handelsströme profitiert,           Zentral- und Osteuropa als ihren Heimmarkt.
                                                               sondern auch von der jeweiligen wirtschaftli-   13 Märkte der Region werden durch Tochter-
                                                               chen Entwicklung in den einzelnen Ländern       banken abgedeckt, darüber hinaus umfasst der
                                                               selbst: Wachsende Beschäftigungszahlen, hö-     RBI-Konzern zahlreiche andere Finanzdienst-
                                                               her qualifizierte Jobs und steigende Einkom-    leistungsunternehmen, beispielsweise in den
                              Kari
                                                               men brachten ein steigendes Geschäftspoten-     Bereichen Leasing, Vermögensverwaltung
                              Kapsch
                                                               zial.                                           und M&A (Mergers and Acquisitions).
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
30 Jahre Ostöffnung                                                                     Nr. 26 · 27. 6. 2019
                                                                                                                                                                 Wiener Wirtschaft     · E7

                  Österreichische Bundesbahnen (ÖBB):
                  Seit 1990ern in Osteuropa aktiv

                                                                                                                     APA-Fotoservice/Tamas Bujnovszky
                  Die Rahmenbedingungen der ÖBB haben mit der ungarischen Bahn (MÁV) aufsetzen.
                  sich durch die Ostöffnung sowohl für den Heute gibt es einen fast durgehenden Stunden-
                  Personenverkehr wie auch den Güterverkehr takt. Der Grenzübergang auf der Strecke Wien-
                  dramatisch verändert. Österreich hat sich aus Budapest ist nach dem Übergang Salzburg
                  einer verkehrstechnischen Randlage zu einem    (nach Deutschland) der meist frequentierte
                  Schnittpunkt internationaler Verkehre              im ÖBB-Fernverkehr. Ein weiteres Bei-
                  entwickelt.                                         spiel: Zwischen Wien und Bratislava
                    Nach der Ostöffnung wurden his­                    gab es vor 1989 nur einen Zug pro Tag;
                  torische Verbindungen für den Per-                    heute gibt es einen 30-Minuten-Takt.

                                                                                                                                                        Agrana gut
                  sonenverkehr zwischen Wien und                          Im Güterverkehr sind die ÖBB seit
                  seinen Nachbarn im Osten wieder                       den 1990er Jahren in Osteuropa aktiv.
                  neu entdeckt. Im Fernverkehr nach                    So haben die ÖBB 2008 die ungarische
                  Ungarn bestand das Ange-
                  bot vor der Ostöffnung
                                                                           Staatsbahn MÁV Cargo übernom-
                                                                                men und in den meisten ande-
                                                                                                                                                        etabliert
                  aus zwei Tageszügen                                               ren CEE-Ländern Gesell-                                             1988 fusionierten die öster-
                  und zwei Nachtzügen                                                 schaften übernommen                                               reichische Zucker- und Stärke-
                  je Richtung. Nach                                                     oder Niederlassungen                                            industrie mit den Zucker-
                  der Öffnung wurde es                                                  gegründet. Drei Vier-                                           fabriken in Hohenau, Leo-
                  sukzessive erweitert.                                                 tel der von den ÖBB                                             poldsdorf und Tulln, der Kar-
                  Dabei konnte die ÖBB                                                  transportierten Ton-                                            toffelstärkefabrik in Gmünd
                                          „Die ÖBB haben ihr Angebot
                  auf eine bereits vor                                                  nagen werden heute                                              (alle Niederösterreich) und der
                  der Ostöffnung beste- stark erweitert.”                               grenzüberschreitend                                             Maisstärkefabrik in Aschach
                  hende Partnerschaft Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding              befördert.                                                      (Oberösterreich). Es galt da-
                                                                          Foto: ÖBB/Jakwerth                                                            mals, die Unternehmensstruk-
                                                                                                                                                        turen zu verbessern und die
                                                                                                                                                        Produktionskosten zu optimie-

                  UBM Development AG nutzt                                                                                                              ren, um trotz künftig sinkender
                                                                                                                                                        Zuckerpreise und im Hinblick

                  steigenden Städtetourismus
                                                                                                                                                        auf den EU-Beitritt wirtschaft-
                                                                                                                                                        lich produzieren zu können.
                                                                                                                                                        Mit der Gründung der Agrana
                  Die UBM war mit dem Markteintritt in der          drei Kernmärkten der UBM. Darüber hinaus                                            Beteiligungs-AG war der Weg
                  Tschechischen Republik 1992 und in Polen          sieht das Unternehmen weiterhin wachsende                                           frei für eine österreichische Er-
                  1993 ein Early Mover. Eines der ersten UBM-       Geschäftschancen in Tschechien, vor allem in                                        folgsgeschichte.
                  Projekte in Tschechien war Mitte der Neunziger    Prag. In beiden Ländern gibt es Niederlassun-                                          1989 wurde die strategische
                  die Andel City in Prag, wo auf 25.000 Quadrat-    gen, in Prag befindet dich zudem das Kompe-                                         Allianz mit der deutschen
                  metern Büro- und Geschäftsflächen entstanden      tenzzentrum für Hotel Design.                                                       Südzucker AG, dem größten
                  sind. Kurz darauf folgte das Geschäftszentrum       Weil der Städtetourismus auch in Osteuropa                                        europäischen Zuckerunterneh-
                  Darex. Ein erstes Erfolgsprojekt in Polen war     boomt, profitiert auch die UBM als einer der                                        men, begonnen und schon zwei
                  1997 der Bau des Warsaw Towers. Danach folg-      führenden Hotelentwickler in Europa beson-                                          Jahre später erfolgte der - zur
                  ten eine Reihe an großen Projekten, darunter      ders. In den vergangenen 25 Jahren hat UBM                                          Finanzierung der Expansion des
                  auch das Intercontinental Warschau, das zu        mehr als 50 Hotels entwickelt, davon 20 in                                          Unternehmens notwendige -
                  einem Wahrzeichen der Stadt geworden ist.         Südost- und Osteuropa.                                                              Börsengang. Agrana hat unmit-
                     Nach dem Markteintritt 1992/1993 hat UBM         Im Juni diesen Jahres steht in Polen ein                                          telbar mit dem Fall des Eiser-
                  laufend Projekte in einigen Ländern Südost-       besonderes Highlight an. Auf der historischen                                       nen Vorhangs die strategische
                  und Osteuropas entwi­   ckelt. Mittlerweile fo-   Speicherinsel in Danzig eröffnet UBM ein                                            Bedeutung des osteuropäischen
                  kussiert UBM auf Polen und Tschechien: Polen      spektakuläres Holiday Inn Hotel (Bild). Außer-                                      Marktes im Zucker- und Stärke-
                  zählt neben Deutschland und Österreich zu den     dem errichtet UBM gerade weitere Hotelpro-                                          bereich erkannt. Seit 1990 hat
                                                                    jekte in Kattowitz und Krakau.                                                      sich Agrana in diesem Markt
                                                                      In Prag entwickelt UBM gerade ein echtes                                          etabliert, Unternehmen gekauft,
                   Das Holiday Inn von UBM in Danzig.               Schmuckstück, wie das Unternehmen sagt:                                             restrukturiert und modernisiert
                                                                    das Hotel „Sugar Palace” in einem freistehen-                                       sowie Zucker als Markenartikel
                                                                    den Palais mitten in der Innenstadt. Darüber                                        positioniert. So entwickelte sich
                                                                    hinaus ist UBM in Prag im Wohn- und Office-                                         Agrana bis heute zum führen-
                                                                    Bereich aktiv. Osteuropa ist und bleibt für                                         den Anbieter in den Bereichen
                                                                    UBM ein durchaus attraktives Pflas­ter.                                             Zucker, Isoglukose und Stärke
                                                                       Rund 20 Prozent der UBM-Projekt-Pipeline                                         mit 2,4 Milliarden Euro Jahres-
                                                                    von 1,8 Milliarden Euro (2019 bis 2022) befin-                                      umsatz. In Osteuropa hat Agra-
RKW Architektur

                                                                    den sich in Südost- und Osteuropa. „Wir haben                                       na u.a. fünf Zucker- und zwei
                                                                    uns dort eine solide Basis aufgebaut und sehen                                      Stärke fabriken.
                                                                    auch weiterhin enormes Potenzial”, so Thomas
                                                                    G. Winkler, CEO der UBM Development AG.
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
E8 ·     Nr. 26 · 27. 6. 2019
         Wiener Wirtschaft                           30 Jahre Ostöffnung

   Weitere Infos:
   Außenwirtschaft Austria:                               Wirtschaftskammer-Stützpunkte
   wko.at/aussenwirtschaft
                                                          in Osteuropa
   Außenwirtschaft Wien:
   T 01 / 514 50 - 1302
   E aussenwirtschaft@wkw.at
   W wko.at/wien/aussenwirtschaft                                                                               St. Petersburg
                                                                                            Talinn
   go international:
   T 05/90 900-60 100
   W www.go-international.at                                                                                                        Moskau
                                                                                                       Riga

                                                                                              Vilnius
                                                                                                                  Minsk

                                                                                      Warschau
                                                                                                                            Kiew
                                                                                           Krakau             Lemberg
                                                                          Prag     Brünn
  AußenwirtschaftsCenter
                                                                               Wien        Bratislava
  AußenwirtschaftsBüros                                                                                       Klausenburg
  (Unterstützung der                                                                       Budapest
                                                                                 Laibach
  AußenwirtschaftsCenter)                                                                                              Bukarest
                                                                                       Zagreb
                                                                                                       Belgrad
                                                                              Banja Luka
                                                                                 Sarajewo

                                                                                                                                                Pyty/Shutterstock
                                                                                                  Prishtina       Sofia
                                                                                      Podgorica
                                                                                                              Skopje

                                                                                                  Tirana

Außenwirtschaft Austria:

In Osteuropa direkt vor Ort
Die Außenwirtschaft Austria ist die Inter-         Plattformen: Marktplätze, Messebeteiligun-        Investoren bei ihren Aktivitäten im Ausland.
nationalisierungs- und Innovationsagentur        gen, Ausstellungen, punktgenaue B2B-                Das Angebot umfasst fünf Förderprogramme
der    Wirtschaftskammer.       Hier    finden   Veranstaltungen, Peer-Netzwerke und ein             für exportorientierte Unternehmen in jeder
interessierte Unternehmen Informationen          weltweites Webportal - damit die Unternehmer        Betriebsphase, auch bei Neugründung oder
sowie Ansprechpartner zu allen Fragen rund       und ihre Produkte überall die richtige Bühne        der Erschließung neuer Märkte. Weiters
um das Auslandsgeschäft: Export, Import,         haben.                                              bietet das Programm Unterstützungsangebote
Auslandsinvestitionen, Länderinformationen,        Partner: Kontakte zu verlässlichen Partnern,      im Bereich des Dienstleistungsexports und
internationale Branchenentwicklungen. Die        zuverlässige Beziehungsnetzwerke und um-            Technologietransfers sowie direkte finanzielle
Außenwirtschaft Austria ist mit ihren Experten   fassende Beratung - damit Erfolg berechenbar        Förderungen.
nicht nur in Wien, sondern in allen Teilen der   wird.                                                 Die Unterstützung umfasst mehrere
Welt vor Ort vertreten.                                                                              Bereiche des Exports:
                                                   go international –                                „„Get Going: Starthilfen für Exporteure,
  Das Angebot im Detail                            Mut wird belohnt                                  „„Keep Going: Stärkefelder und Wachstums-
                                                                                                       märkte,
  Unternehmer finden hier Folgendes:               Die Internationalisierungsoffensive des           „„Going Special: Technology, Knowledge,
  Wissen: Kompetente Experten und                Bundesministeriums für Digitalisierung                Skills,
Information zu allen Themen, Märkten und         und Wirtschaftsstandort (BMDW) und der              „„Going Strong: Bühnen und Partnerschaften
Branchen - damit Unternehmer dort anfangen       Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), „go               für Österreichs Wirtschaft,
können, wo andere erst hinmüssen. Ein            international”, ist ein Förderprogramm              „„Go Get It: Direktförderungen im Auslands-
Vorsprung, der sich auszahlt.                    zur Unterstützung von Exporteuren und                 geschäft.
Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO Schicksalsjahr 1989 30 Jahre Ostöffnung: WKO
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