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Kapitalmarktbericht zu den Schwellenländern | Emerging Markets Globaler Überblick Die nachfolgenden Einschätzungen und Positionierungen stellen eine Momentaufnahme dar und können sich jederzeit und ohne Ankündigung ändern. Sie sind keine Prognose für die künftige Entwicklung der Finanzmärkte oder für die Fonds der Raiffeisen KAG. Im Oktober nahmen vor allem die entwickelten Aktienmärkte ihre Aufwärtstrends wieder auf und legten in ihrer Gesamtheit um über fünf Prozent zu. Die Schwellenländer taten sich damit sehr viel schwerer; insgesamt gab es nur ein mageres Plus von rund einem Prozent. Für das Gesamtjahr drohen sie damit so stark hinter den entwickelten Märkten zurückzubleiben wie seit rund 20 Jahren nicht mehr. Allerdings gilt das vor allem für die großen, in den Börsenindizes entsprechend stark gewichteten Unternehmen. Betrachtet man hingegen die zumeist wesentlich konjunkturabhängigeren kleineren EM-Unternehmen, zeigt sich ein ganz anderes Bild. Diese können durchaus mithalten mit den entwickelten Aktienmärkten. Wenn man unterstellt, dass die „Blue Chips“ in den Schwellenländern zumindest einen Teil ihrer Unterperformance wieder aufholen, eröffnet dies entsprechendes Nachholpotenzial für die Zukunft. Eine Garantie gibt es dafür aber selbstverständlich nicht. Gleichwohl sollte der Rückenwind für EM-Aktien und Anleihen in den kommenden Quartalen etwas zunehmen. Wir bleiben insgesamt optimistisch, auch wenn kurzfristig noch keine echte Trendwende in der relativen Wertentwicklung zu sehen ist. Fast fünf Prozent Performancerückstand haben die Schwellenländer allein im Oktober Aktienmärkte der gegenüber den entwickelten Märkten aufgerissen – das ist sehr viel. Von den zarten Schwellenländer verlieren Ansätzen einer Trendwende zugunsten der Emerging Markets, die wir im letzten em- gegenüber Industrienationen report noch ansprachen, ist damit erst einmal nicht viel übriggeblieben. Für das erneut kräftig an Boden Gesamtjahr droht trotz einer absolut positiven Performance relativ zu Industrieländern gar das schwächste Abschneiden seit rund zwei Jahrzehnten. Allerdings offenbart ein genauerer Blick eine interessante Entwicklung: Gering kapitalisierte Aktien (Small Caps) in den Schwellenländern sowie einzelne Länder (z.B. Russland, Indien) können absolut mithalten mit den Aktienmärkten der Industrienationen. Nun schneiden Small Caps im langfristigen Zeitablauf zwar generell etwas besser ab als große „Blue Small Caps in den Emerging Chips“. Diese hohe Diskrepanz (rund 17% allein in den ersten 10 Monaten in den Markets in diesem Jahr sehr viel stärker als große Schwellenländern) ist allerdings ungewöhnlich und spricht für eine Kurskorrektur im Indexschwergewichte weiteren Verlauf. Unterstellt man auch nur eine teilweise „mean reversion“, also eine Rückkehr zum Mittelwert, und eine weiterhin positive Grundtendenz an den Märkten, sollten die Blue Chips in den Emerging Markets einiges Aufholpotential haben und damit auch viele Schwellenländer-Aktienindizes. Weiter positive Kapitalflüsse in Dabei waren und sind die Kapitalflüsse gar nicht mal so schlecht. Netto fließt die Schwellenländer, aber nur ein weiterhin Geld in die Emerging Markets, sowohl bei Anleihen als auch Aktien. Aber Bruchteil der Zuflüsse etwa in US- die Summen sind deutlich geringer als das, was von Investoren und vor allem von den Aktienmärkte Unternehmen (per Aktienrückkäufen) etwa in den USA hineinfließt. Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG | rcm.at Nr. 11 | November 2021 | 1
Gerade letztere zeigen keine Neigung zum Nachlassen: Weitere rund 22 Mrd. US- Dollar dürften in den kommenden 12 Monaten allein schon durch Aktienrückkäufe in Langfristig spricht weiterhin viel US-Aktien fließen – pro Woche, wohlgemerkt! Nun sind Kapitalflüsse vor allem für EM-Aktien kurzfristig ein bestimmender Faktor. Langfristig greifen aber verstärkt auch andere Kriterien, wie etwa Bewertungen. Hier sind selbst renommierte US-Investmentbanken langfristig sehr verhalten gestimmt, was die US-Börsen angeht. Zwischen leicht negativen bis minimal positiven kumulierten(!) Erträgen reichen die Prognosen einiger Häuser für das kommende Jahrzehnt auf Indexbasis. Das widerspiegelt nicht so sehr Pessimismus gegenüber der US-Wirtschaft, sondern ist vielmehr eine Folge der massiven Kursanstiege der letzten Jahre und der damit bereits stark vorweggenommenen Kurszuwächse. Natürlich können die Aktien trotzdem stärker steigen als in diesen Prognosen veranschlagt, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist relativ niedrig, basierend auf fast 100 Jahren Börsenhistorie. Anders und deutlich positiver sieht das langfristige Bild in den meisten Schwellenländern aus. Gut möglich, dass also das aktuelle Jahr eine Art Tiefpunkt darstellt, von dem es erstmal nur aufwärts gehen kann – wohlgemerkt gilt diese Überlegung relativ zu den entwickelten Märkten, nicht notwendigerweise auch in absoluten Zahlen. Doch auch absolut sieht es recht gut aus. Zu den Bewertungsargumenten, die wir hier schon mehrfach nannten und daher nicht erneut vertiefen wollen, kommen weitere Faktoren. Etwa der Aufholbedarf nach pandemiebedingten Aufholbedarf nach den pandemiebedingten Einschränkungen. Trotz niedrigerer Einschränkungen Impfraten könnten sich in etlichen Schwellenländern die demografischen Faktoren (jüngere Bevölkerung mit geringerer Anfälligkeit für schwere Erkrankungen) künftig positiv auswirken und langfristig sogar eine geringere Anfälligkeit für neuerliche Infektionen bedeuten als die vor allem auf Impfungen basierende Immunität in den Industrieländern. Hinzu kommt der Kampf gegen den Klimawandel. COP26 mag da zwar so manche Erwartungen enttäuscht haben. Der Gipfel hat aber unter anderem Gemeinsamer Kampf gegen den eines klar gezeigt: Die Industrienationen sind gefordert, die Schwellenländer dabei Klimawandel = Investitionsschub künftig massiv zu unterstützen. Zum einen, weil trotz bereits erfolgter CO2- für die Schwellenländer? Reduktionen die Industrienationen pro Kopf immer noch weit über den Entwicklungsländern liegen, selbst über China oder Indien. Zum anderen, weil Europa, Japan und die USA ihre Industrialisierung gänzlich ohne jede Rücksicht auf Klima und Umwelt vorantreiben konnten. Wenn sie jetzt fordern, dass die Schwellenländer dies nicht ebenfalls tun, werden sie dafür etwas anbieten müssen, und zwar etwas sehr Substanzielles. Im besten Fall bedeutet das Investitionen in zukunftsfähige Infrastruktur sowie in klimaschonende Technologien in signifikanten Größenordnungen für die Schwellenländer, finanziert von den Industrienationen. Beschlossen wurde diesbezüglich in Glasgow zwar noch wenig bis nichts, aber es scheint aus heutiger Sicht vorgezeichnet, dass der Zug in diese Richtung rollen wird. Bleiben Sie informiert! Weitere Informationen und ein monatliches Update zu den Kapitalmärkten finden Sie auch unter rcm.at/maerkteunteruns Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG | rcm.at Nr. 11 | November 2021 | 2
Länderfokus China Chinas Wirtschaftswachstum leidet weiterhin unter immer neuen, wenn auch eher regional begrenzten Corona-Ausbrüchen, Energieknappheit sowie dem schwachen Immobiliensektor und allen vor- und nachgelagerten Branchen (z.B. Bautätigkeit, Stahlerzeugung). Mit Ausnahme des Immobiliensektors dürften diese Faktoren ihre maximale Wirkung aber bereits entfaltet haben, was für eine wirtschaftliche Beschleunigung in den kommenden Monaten spricht. Vergleichsweise wenig Spielraum für Stimulus hat derzeit die Notenbank. Mit 10,7 % p.a. stiegen die Produzentenpreise zuletzt so stark wie noch nie seit Beginn der Datenreihe 1997. Gleichwohl dürfte die Talsohle des Wirtschaftswachstums in diesem Quartal wohl durchschritten werden. Auch die Engpässe beispielsweise bei Kohle und die dadurch bedingten partiellen Produktionsausfälle haben sich inzwischen etwas entspannt. Für 2022 erwarten viele Analysten dann wieder reale Zuwächse bei der Wirtschaftsleistung zwischen fünf und sechs Prozent. Eine Stütze ist weiterhin der Außenhandel; schwächer als erwartet entwickelt sich hingegen der Binnenkonsum von Gütern und vor allem Dienstleistungen. Ob auch für Investoren an den Aktienmärkten die Tiefs bereits durchschritten sind, lässt sich weniger sicher sagen; es spricht aber auch hier einiges dafür. Chinas Aktienbörsen zeigten sich im Oktober uneinheitlich. Die A-Aktien auf dem Festland gaben leicht nach (um rund ein halbes Prozent), während die H-Aktien in Hongkong im Durchschnitt rund 2,7 % zulegten. Indien Indiens Aktienmarkt holte im Oktober etwas Luft nach den kräftigen Kursanstiegen seit Jahresbeginn und tendierte seitwärts. Mit rund 24 % Zuwachs (in US-Dollar gerechnet) bewegt er sich auf Augenhöhe mit den großen US-Aktienindizes. Er ist damit allerdings der wirtschaftlichen Erholung sehr weit vorausgeeilt, denn diese ist bislang eher moderat und etwas schleppend verlaufen. Ein Grund für letzteres ist unter anderem eine weiterhin spürbare Risikoaversion im Finanzsystem, so dass die von der Notenbank sehr umfangreich bereitgestellte Liquidität bislang nur teilweise an ihren eigentlichen Bestimmungsorten ankommt. Angeraten wäre daher für das kommende Jahr, einerseits die Unterstützung von Seiten der Fiskalpolitik noch nicht Wirtschaftlicher Aufschwung hinkt zu schnell zu reduzieren, dafür aber andererseits die Geldpolitik nicht zu locker zu den Kurszuwächsen bei den gestalten. Kapitalgüterinvestitionen seitens des Staates dürften wohl kurzfristig den Aktienkursen noch hinterher, sollte sich aber in den Hauptteil zum Wachstum beisteuern, während Konsum und Investitionen des kommenden Quartalen privaten Sektors dann mit einiger Verzögerung folgen. Etwas Entspannung, aber beschleunigen noch keine Entwarnung gab es zuletzt an der Inflationsfront. Der Verbraucherpreisindex lag mit 4,35 % p.a. im September leicht unter den Erwartungen. Das Potenzial für hartnäckige und steigende Inflation ist aber weiterhin gegeben, vor allem wenn sich der wirtschaftliche Aufschwung beschleunigt und verbreitert. Brasilien Brasiliens Aktienmarkt war im Oktober der größte negative Ausreißer nach unten. Fast 7 % gab der Index in Sao Paolo nach. Für ausländische Investoren kamen noch mal fast 5 % Wechselkursrückgang vom Real gegenüber dem US-Dollar obendrauf. In der Fiskalpolitik drohen negative Entwicklungen, die im Gegenzug die Inflations- erwartungen noch weiter nach oben treiben könnten. Geplante neue Ausgaben im Vorfeld der 2022 anstehenden Präsidentschaftswahlen sorgten für Unruhe und für Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG | rcm.at Nr. 11 | November 2021 | 3
Inflation und Fiskalpolitik Befürchtungen, das gerade erst mühsam vereinbarte Ausgabenlimit könnte stark verunsichern Investoren und aufgeweicht werden. Die Inflationserwartungen waren aber davor schon gestiegen, drücken Aktien und Währung ebenso wie die Teuerungsrate selbst. Diese verbuchte im Oktober den stärksten nach unten monatlichen Anstieg (+1,25 %) seit 25 Jahren. Die Notenbank hob daraufhin abermals die Zinsen kräftig an von 6,25 % auf 7,5 %. Das Parlament will zudem mit Steueränderungen bei Treibstoffen und mit Gutscheinen für Gas zum Kochen für einkommensschwache Familien die Energiepreisanstiege etwas abfedern. Russland Die Coronavirus-Pandemie hält Russland fest im Griff. Bislang sind nur zaghafte Anzeichen einer Stabilisierung bei den Neuinfektionen zu erkennen – trotz einer weitgehend arbeitsfreien Woche Anfang November (bzw. Homeoffice, wo möglich), also eines de-facto Lockdowns. Die tägliche Opferzahl markiert weiterhin traurige neue Rekorde. Selbst die offiziellen russischen Opferzahlen klaffen weit auseinander. Während die Regierungs-Taskforce knapp eine Viertelmillion Todesopfer ausweist, kommt die Statistikbehörde Rosstat unter Anwendung anderer Erfassungsmethoden auf einen fast doppelt so hohen Wert von über 450.000. Ausländische Analysten gehen sogar von noch deutlich höheren Zahlen von rund Corona-Pandemie in Russland 750.000 aus, die sie allerdings nur indirekt als Übersterblichkeit ermitteln und die zeigt wenig Anzeichen des damit natürlich nicht alle unmittelbar dem Virus zugeordnet werden können. Nachlassens Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückten in den letzten Wochen indes verstärkt geopolitische Ereignisse. Die ukrainische Armee beschoss Ende Oktober erstmals Neue Spannungen zwischen der mit einer Drohne Stellungen der pro-russischen Rebellen im Donbass. Moskau Ukraine und Russland – droht bezeichnete dies als gefährliche Eskalation und Verstoß gegen die Minsker eine neue Eskalation im Donbass? Vereinbarungen, was Kiew zurückwies. Russland vermutet, dass die ukrainische Führung eine neuerliche Offensive zur militärischen Rückeroberung der abtrünnigen Republiken Donezk und Lugansk plant. Offenbar als Reaktion darauf und Abschreckungsmaßnahme hat Russland eine große Zahl Soldaten und Kriegsgeräte an die Grenze zur Ukraine verlegt. Die Situation ähnelt stark der vom Frühjahr. Der von den USA und Kiew ausgerufene drohende russische Einmarsch in die Ukraine ist freilich heute so unwahrscheinlich wie damals. Militärisch hätte die Ukraine zwar wenig entgegenzusetzen, doch Russland und Putin hätten dabei politisch wenig zu gewinnen und viel zu verlieren. Eine gefährliche Eskalation könnte es allerdings geben, sollte die Ukraine tatsächlich einen neue Militäroffensive im Donbass starten. Es ist unwahrscheinlich, dass Russland dann tatenlos zusehen würde. Gewinner bei einer solchen Eskalation gäbe es jedenfalls keine. Unterdessen legte die deutsche Regulierungsbehörde die Genehmigung für die Deutschland vorerst stoppt Pipeline Nordstream2 auf Eis, trotz der enorm angespannten Versorgungslage in Nordstream2-Genehmigung – ein taktisches Manöver oder Europa und explodierender Erdgaspreise. Das kann durchaus ein taktischer Grundsatzentscheidung? Schachzug in einem Mehrparteienkonflikt EU-Polen-Belarus-Russland sein, der an vielen Fronten stattfindet. Möglicherweise will man Moskau so dazu bringen, mäßigend auf den mit Russland verbündeten belorussischen Präsidenten Lukaschenko einzuwirken. Dieser setzt derzeit offenbar Migranten Richtung Polen in Marsch, die dort seit Wochen versuchen, die Grenze illegal zu überschreiten. Dies wiederum bringt die EU unter Druck und stärkt zugleich indirekt die polnische Position im Konflikt zwischen Warschau und Brüssel. Lukaschenko seinerseits reagiert damit offenbar auf EU-Sanktionen und aus seiner Sicht inakzeptable Einmischungsversuche der EU in innenpolitische Angelegenheiten von Belarus. Die russischen Aktienmärkte zeigten sich trotz dieser Ereignisse und der angespannten Pandemiesituation weiterhin freundlich mit einem Plus von rund 1 % in Lokalwährung und knapp 4 % in US-Dollar. Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG | rcm.at Nr. 11 | November 2021 | 4
Türkei Präsident Erdogan sorgte Ende Oktober für einen neuerlichen diplomatischen Paukenschlag. Er drohte, zehn Botschaftern (neun davon von NATO-Verbündeten) mit der Erklärung zur unerwünschten Person, nachdem diese in einer gemeinsamen Erklärung die Freilassung eines seit Jahren inhaftierten türkischen Milliardärs gefordert hatten. Erdogan beschuldigt den Mann, in den Putschversuch von 2016 verwickelt zu sein. Beweise hat die türkische Staatsanwaltschaft dafür bislang freilich kaum geliefert und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte bereits 2019 die Freilassung gefordert. Eigentlich wäre dies bindend für die Türkei, doch bislang ignoriert Ankara diese Aufforderung. Letztlich kam es zwar nicht zur Präsident Erdogan droht mit angedrohten Ausweisung der Botschafter. Erdogan machte aber einmal mehr klar, Ausweisung von 10 Botschaftern dass er sich weder von inländischen noch ausländischen Kritikern in irgendeiner Weise hineinreden lassen will. Der diplomatische Schaden mag letztlich Überraschend kräftige vorübergehender Natur sein, der für die türkische Lira war es nicht. Schon kurz Zinssenkung der Notenbank zuvor war sie neuerlich unter Druck geraten, nach einer überraschend starken Zinssenkung der Notenbank um volle zwei Prozentpunkte, auf 16 % (bei rund 20 % offizieller Inflation). Die außenpolitische Eskalation verstärkte die Abwärtsdynamik. Lira fällt auf neues Rekordtief Zu Redaktionsschluss notierte die türkische Währung bei rund 10,50 Lira pro US- Dollar – ein neues Rekordtief und allein seit Jahresbeginn ein Wertverlust von über 40 %. In den letzten Jahren war nur der argentinische Peso noch schwächer im Emerging-Markets-Universum. Die Äußerungen des von Erdogan erst unlängst eingesetzten Notenbankchefs Kavicioglu waren ebenfalls wenig hilfreich und sorgten allgemein für Kopfschütteln. Er sieht das Leistungsbilanzdefizit als Kern aller türkischen Wirtschaftsprobleme und argumentierte, eine schwächere Währung würde die Exporte ankurbeln, infolge dessen das Leistungsbilanzdefizit in einen Überschuss verwandeln und das wiederum würde im Gegenzug die Währung wieder stärken und die Inflation nach unten bringen. Der türkische Aktienmarkt legte im Oktober kräftig zu. Das Plus von knapp 9 % wurde allerdings für ausländische Investoren fast komplett aufgefressen durch die starke Abwertung der Lira (minus 7,5 %). CE3 – Polen, Tschechien, Ungarn Die zunehmende Inflationsdynamik ist derzeit eines der beherrschenden Themen in den drei CEE-Staaten. Nach einer überraschenden Zinsanhebung um 40 Basispunkte im Oktober folgte in Polen Anfang November eine weitere Inflation steigt weiter kräftig in Zinsanhebung um 75 Basispunkte. Angesichts einer Teuerungsrate von inzwischen den CE3-Staaten – Notenbanken rund 7 % und für 2022 erwarteten durchschnittlich 5,8 % (Notenbankziel: 1,5- reagieren mit beschleunigten 3,5 %) ist es absolut verständlich, dass Polens Notenbank nun nachzieht, nachdem Zinsanhebungen in Tschechien und Ungarn bereits im Sommer die Notenbanken mit Zinsanhebungen begannen. Auch die polnische Kerninflation liegt mit rund 5 % weit über Zielwert und angesichts eines sehr engen Arbeitsmarkts drohen Zweitrundeneffekte und im schlechtesten Fall eine Lohn-Preis-Spirale. Ähnliches droht auch in Ungarn, obwohl die Notenbank dort früher reagierte. Eine schwache Währung droht die Inflation weiter anzufachen, die in Ungarn derzeit bei rund 6,5 % liegt. Das dürfte die Notenbank dazu bewogen haben, das Zinsanhebungstempo zu erhöhen. Mitte November hob sie den Leitzins statt bisher in 0,15 %-Schritten um 0,3 % an auf 2,10 %. Auch die tschechische Notenbank beschleunigte die Zinsanhebungen Anfang November und hievte den Leitzins gleich um 1,25 % auf nunmehr 2,75 %. Die Aktienmärkte legten im Oktober in Polen und Ungarn zu (um 4 % bzw. 2,5 %), während der Prager Aktienindex nahezu unverändert blieb. Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG | rcm.at Nr. 11 | November 2021 | 5
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