GUTER START FÜR HAMBURGS KINDER - Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg 2019 2022 - Landeskonzept Frühe Hilfen ...
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PRÄAMBEL A lle Kinder haben ein Recht auf ein gesundes und ge- waltfreies Aufwachsen, unabhängig von ihrer sozia- len, kulturellen und religiösen Herkunft.1 Säuglinge und erhöhten Beratungs- und Unterstützungsbedarf haben, aber zum Teil nur schwer Zugang zu Unterstützungsan- geboten finden (sekundäre Prävention). Kleinkinder sind besonders verletzlich und schutzbedürf- tig. Gerade die ersten Lebensmonate und Jahre sind für Angebote im Bereich der Frühen Hilfen schaffen niedrig- die gesunde Entwicklung eines Kindes von besonderer schwellige Zugänge ins Hilfesystem und beruhen auf dem Bedeutung. In dieser Zeit benötigen (werdende) Eltern2 Prinzip der Freiwilligkeit. Zudem basieren sie vor allem Information, Beratung und Unterstützung, die sie in ih- auf multiprofessioneller Kooperation, beziehen aber auch rem Bemühen um ein gesundes und gutes Aufwachsen bürgerschaftliches Engagement und die Stärkung sozia- des Kindes stärkt und unterstützt. Das vergleichsweise ler Netzwerke von Familien mit ein. Von zentraler Bedeu- junge Handlungsfeld der Frühen Hilfen ergänzt und ver- tung für eine bessere Versorgung der Familien mit psycho- bindet die bestehenden Sozialleistungssysteme und bie- sozialen Unterstützungsangeboten ist daher eine enge tet (werdenden) Eltern sowie Familien mit Säuglingen und Vernetzung und Kooperation von Institutionen und An- Kleinkindern im Alter von null bis drei Jahren diese Un- geboten aus den Bereichen des Gesundheitswesens, der terstützung an. Kinder- und Jugendhilfe und der Familienförderung sowie weiterer Angebote. Strukturelles Ziel der Frühen Hilfen ist Frühe Hilfen zielen darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten es, im Sinne einer Gesundheitsförderungs- und Präven- von Kindern und Eltern nachhaltig zu verbessern und Risi- tionskette eine Versorgung mit bedarfsgerechten, pass- ken für das Wohl und die Entwicklung des Kindes frühzei- genauen Unterstützungsangeboten sicher zu stellen und tig wahrzunehmen und zu vermeiden bzw. zu reduzieren. in ein auf Dauer angelegtes, integriertes Versorgungssys- tem einzubetten. Damit tragen die Frühen Hilfen maßgeb- Neben alltagspraktischer Unterstützung leisten Frühe Hil- lich zum gesunden Aufwachsen von allen Kindern bei und fen insbesondere einen Beitrag zur Förderung der Bezie- sichern deren Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe. hungs- und Erziehungs- sowie Versorgungskompetenz von (werdenden) Eltern und Familien. Ebenso unterstüt- Das vorliegende Landeskonzept bildet die Grundlage zen sie den Kompetenzerwerb von Eltern bezüglich der für die Arbeit der Frühen Hilfen in Hamburg. Es stellt die Förderung der Entwicklung und Gesundheit ihres Kindes. zentralen Strukturen und Angebote des Handlungsfeldes dar und zeigt zukünftige Entwicklungslinien auf. Darüber Frühe Hilfen umfassen vielfältige sowohl allgemeine als hinaus sind das Hamburger Leitbild zum Handeln und auch spezifische, aufeinander bezogene und einander er- zur Kooperation im Netzwerk „Guter Start für Hamburgs gänzende Angebote und Maßnahmen. Neben Angeboten, Kinder“ vom 11.09.2013 sowie das Leitbild Frühe Hilfen die sich an alle (werdenden) Eltern richten (universale oder des Beirates des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) primäre Prävention), wenden sich die Frühen Hilfen insbe- vom 02.04.2014 und die Nationalen Gesundheitsziele sondere an (werdende) Eltern und Familien, die aufgrund „Gesundheit rund um die Geburt“ und „Gesund aufwach- von unterschiedlichen psychosozialen Belastungen einen sen“ handlungsleitend. 1 UN-Kinderrechtskonvention 2 Dem Landeskonzept liegt ein weites Verständnis von Familie und Elternschaft zugrunde: Es sind Familien unterschiedlicher Konstellationen sowie weitere relevante Bezugspersonen gleichermaßen angesprochen. Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 2
INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung ...................................................................................................................................................................................... 4 2. Rechtsgrundlagen ....................................................................................................................................................................... 5 3. Ausgangslage: Gesundes Aufwachsen – die Situation von Familien in Hamburg ....................................................... 6 4. Ziele ............................................................................................................................................................................................... 7 5. Die Landschaft der Frühen Hilfen in Hamburg und ihre Adressatinnen und Adressaten ........................................... 8 6. Kernelemente des Landeskonzeptes der Frühen Hilfen in Hamburg ............................................................................ 10 6.1. Kernelement: Netzwerke Frühe Hilfen ............................................................................................................................ 10 6.2. Kernelement: Babylotsen .................................................................................................................................................. 12 6.3. Kernelement: Regionale Familienteams ......................................................................................................................... 14 7. Angebote der Frühen Hilfen in Hamburg ............................................................................................................................. 16 7.1. Ambulante medizinische Versorgung – gynäkologische Fachpraxen / Kinder- und Jugendarztpraxen ............ 16 7.2. Hebammen .......................................................................................................................................................................... 16 7.3. Mütterberatung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ............................................................................................ 16 7.4. Schwangerenberatungsstellen und CASA blanca ........................................................................................................ 16 7.5. Einrichtungen der Familienbildung ................................................................................................................................. 17 7.6. Überregionale Projekte ..................................................................................................................................................... 17 7.7. Freiwilligen Projekte – Peer-Ansätze .............................................................................................................................. 18 Exkurs: Frühe Hilfen für geflüchtete Familien ........................................................................................................................... 19 8. Schnittstellen ............................................................................................................................................................................. 20 8.1. Intervenierender Kinderschutz ........................................................................................................................................ 20 8.2. Interprofessionelle Qualitätszirkel .................................................................................................................................. 20 9. Qualifizierung und Qualitätsentwicklung ............................................................................................................................ 21 9.1. Qualifizierung der Fachkräfte .......................................................................................................................................... 21 9.2. Berichtswesen ..................................................................................................................................................................... 22 10. Öffentlichkeitsarbeit ................................................................................................................................................................ 23 11. Finanzierung ............................................................................................................................................................................... 24 12. Ausblick ....................................................................................................................................................................................... 25 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................................................... 26 Impressum .......................................................................................................................................................................................... 26 Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 3
1. EINLEITUNG A m 1. Januar 2012 trat das Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG) mit dem Gesetz zur Kooperation und Infor- mation im Kinderschutz in Kraft, zeitgleich startete die Familienförderung gesehen. Sie stellen das erste Regel- system für Familien dar, das die beiden Sozialleistungs- systeme von Jugendhilfe und Gesundheitsversorgung mit- Bundesinitiative Frühe Hilfen (BIFH). Vor diesem Hinter- einander verbindet. grund wurde das Hamburger Landeskonzept Guter Start für Hamburgs Kinder im Jahr 2012 entwickelt und verab- Darüber hinaus haben die Frühen Hilfen sich in den letz- schiedet. ten Jahren in Anbetracht neuer Herausforderungen und veränderter fachlicher Aufmerksamkeiten weiterentwickelt: Es baute auf vorhandenen, erfolgreich in der Hansestadt Neue Angebote und Handlungsansätze wie die Interpro- erprobten Ansätzen auf: So wurden seit dem Jahr 1998 fessionellen Qualitätszirkel wurden entwickelt und er- sukzessive die Angebote der Familienhebammen-Stand- probt. Nach der Phase des Aufbaus und der Implementie- orte insbesondere in benachteiligten Stadtteilen Ham- rung stehen nun Fragen der langfristigen Sicherung, des burgs aufgebaut.3 Zudem beschloss der Hamburger Senat bedarfsgerechten Ausbaus und der Qualitätsentwicklung im Jahr 2005 nach dem Tod eines Kindes in Folge von Ver- im Mittelpunkt der Weiterentwicklung. nachlässigung den Ausbau der Frühen Hilfen für „Risiko- familien mit Kindern bis zu drei Jahren“. In diesem Kon- Auf Bundesebene ist es gelungen die befristete Bundes- text entstanden in allen sieben Bezirken Projekte der initiative zum 01.01.2018 in eine langfristig angelegte Frühen Hilfen. Die Vermittlung ins Unterstützungssystem Bundesstiftung Frühe Hilfen (BSFH) zu überführen. Damit durch Babylotsen wurde zunächst von 2007 bis 2009 an ist eine dauerhafte Finanzierungsgrundlage auf Bundes- einer Klinik modellhaft erprobt und im Anschluss an zwei ebene geschaffen, so wie es das Gesetz zur Kooperation Kliniken weitergeführt. und Information im Kinderschutz (vgl. § 3 Abs. 4 KKG) vorsieht. Im Rahmen des Paktes für Prävention wurden im Jahr 2011 das Handlungsfeld „Gesund aufwachsen“ in den In der Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung „Fonds Frü- Fokus genommen und Vernetzungsstrukturen gefördert. he Hilfen über die Bundesstiftung Frühe Hilfen“ ist eine Aktualisierung und Weiterentwicklung der länderspezifi- Unter Berücksichtigung dieser bestehenden Angebote schen Gesamtkonzepte zum 30.06.2019 sowie eine Fort- sah das Landeskonzept von 2012 den Ausbau sowie den- schreibung im dreijährigen Turnus vorgesehen. Neuaufbau von Strukturen in den Frühen Hilfen mit den Kernelementen „regionale Netzwerke“, „Babylotsen Ham- An dem vorliegenden Hamburger Landeskonzept Guter burg“und „multiprofessionelle regionale Familienteams“ Start für Hamburgs Kinder haben neben Vertreterinnen (als Weiterentwicklung der Familienhebammen-Standorte) und Vertretern der beteiligten Fachbehörden, Behörde vor, der inzwischen in allen drei Bereichen weitgehend für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) und abgeschlossen ist. der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), Vertreterinnen und Vertreter der Bezirksämter, der Baby- Die Frühen Hilfen sind heute in die bestehende sozialräum- lotsen, der Familienteam-Träger sowie der Berufsgruppen lich orientierte Angebotslandschaft der Jugend-, Fami- (Familienhebammen, Familien-Gesundheits- und Kinder- lien- und Gesundheitshilfe integriert und in allen sieben krankenpflegerinnen und Sozialpädagoginnen)4 aus den Hamburger Bezirken umgesetzt. In Hamburg werden die Kernarbeitsfeldern der Frühen Hilfen mitgewirkt. Ihnen Frühen Hilfen bereits seit vielen Jahren als ein Baustein sei an dieser Stelle besonders gedankt. in der Gesamtstrategie zur Prävention, Gesundheits- und 3 Im Jahr 2006 wurde das Programm „Familienhebammen in Hamburg“ mit der Drucksache 18/4306 aufgelegt und sah den Ausbau auf 16 Familienhebammen-Standorte vor. 4 Um die bessere Lesbarkeit des vorliegenden Konzeptes zu gewährleisten, wurde bei der Bezeichnung der Familienhebammen, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und Sozialpädagoginnen hier und im Folgenden die weibliche Form verwendet, da im Arbeitsfeld der Frühen Hilfen in den genannten Berufsgruppen (fast) ausschließlich Frauen tätig sind. Bei dem Begriff „Babylotsen“ handelt es sich hingegen um eine feststehende Projektbezeichnung, die daher durchgängig in dieser Form verwendet wird. Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 4
2. RECHTSGRUNDLAGEN F rühe Hilfen sind innerhalb breiter rechtlicher Rahmen- bedingungen angesiedelt. Die Ziele für die Frühen Hil- fen leiten sich von der Kinderrechtskonvention (KRK) der satz von Familienhebammen und anderen Gesundheits- fachkräften. Vereinten Nationen ab, wonach alle Kinder Rechte auf Mit dem in 2015 in Kraft getretenen Präventionsgesetz Schutz, Förderung und Teilhabe haben (Art. 2 Abs. 1 ist das gesunde Aufwachsen als Ziel und Aufgabe auch KRK). Frühe Hilfen beziehen sich ferner auf das Grund- der gesetzlichen Krankenkassen noch einmal besonders gesetz (Art. 6 Abs. 2 GG), in dem das Recht und die herausgearbeitet worden. Pflicht der Eltern zur Pflege und Erziehung ihrer Kinder gesichert, aber auch ein Wachen der staatlichen Gemein- Weitere Rechtsgrundlagen der Frühen Hilfen sind die Ver- schaft über deren Betätigung vorgesehen ist (staatliches waltungsvereinbarung „Fonds Frühe Hilfen“ vom 17.11.2017, Wächteramt). Vorrang hat die Erziehung in der Familie. die Satzung der BSFH vom 01.08.2017 sowie die Leistungs- leitlinien BSFH vom 10.07.2017. Die Grundlage für eine rechtliche Verankerung der Frühen Hilfen bildet das Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG). Die- In Hamburg setzen das Landeskonzept „Guter Start für ses regelt den präventiven und aktiven Kinderschutz in Hamburgs Kinder“ sowie die Fördergrundsätze „Förderung Deutschland. Kernstück ist das Gesetz zur Kooperation und von Maßnahmen im Rahmen des Hamburger Landeskonzep- Information im Kinderschutz (KKG). Darüber hinaus um- tes Frühe Hilfen“ vom 01.01.2018 die Verwaltungsverein- fasst das BKiSchG Änderungen an diversen bestehenden barung „Fonds Frühe Hilfen“ um. Gesetzen. Hierzu zählen vor allem verschiedene Sozial- gesetzbücher, das Schwangerschaftskonfliktgesetz und Zudem wurde im Jahr 2014 das Hamburger Krankenhaus- landesrechtliche Bestimmungen. gesetz (HmbKHG) geändert, um bei einem festgestellten Unterstützungsbedarf die Informationsübermittlung des Damit wurde für die Frühen Hilfen eine eigenständige ge- Krankenhauspersonals an die Babylotsen oder andere setzliche Regelung geschaffen. Im § 1 Absatz 3 und 4 externe Partner im Rahmen der Frühen Hilfen zu erleich- des Gesetzes zur Kooperation und Information im Kin- tern (§ 6c Abs.6 HmbKHG). derschutz (KKG) ist festgelegt, dass die Unterstützung der Eltern insbesondere durch Information, Beratung und Für das erweiterte Arbeitsfeld der Frühen Hilfen gelten da- Hilfe zu leisten ist. „Kern ist die Vorhaltung eines mög- rüber hinaus verschiedene landesrechtliche Grundlagen, lichst frühzeitigen, koordinierten und multiprofessionel- Richtlinien und Konzepte in ihrer aktuell gültigen Fas- len Angebots im Hinblick auf die Entwicklung von Kin- sung wie u. a.: das Hamburgische Gesundheitsdienstge- dern vor allem in den ersten Lebensjahren, für Mütter und setz, die Globalrichtlinie „Familienförderung“, die Global- Väter sowie schwangere Frauen und werdende Väter.“ § richtlinie „Sozialräumliche Angebote der Jugend- und 3 Absatz 4 KKG bildet die rechtliche Grundlage für den Familienhilfe“ (SAJF) und das Rahmenkonzept zur Förde- Aus- und Aufbau der Netzwerke Frühe Hilfen und den Ein- rung von Elternlotsenprojekten. Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 5
3. AUSGANGSLAGE: GESUNDES AUFWACHSEN – SITUATION VON FAMILIEN IN HAMBURG D ie Zahl der Geburten ist in Hamburg in den vergan- genen Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2018 wurden 21.126 Kinder von Frauen mit Wohnsitz in Ham- Kindern. Zudem nehmen sozial benachteiligte Familien sel- tener die für eine gesunde Entwicklung des Kindes wich- tigen Kindervorsorgeuntersuchungen wahr. burg zur Welt gebracht. Am 31.12.2018 lebten 61.595 Kinder unter 3 Jahren in Hamburg (Quelle: Statistikamt Ebenso haben andere psychosoziale Belastungsfaktoren Nord). Einfluss auf die kindliche Entwicklung. Zu diesen Fakto- ren zählen beispielsweise psychische Erkrankungen der El- Die Lebensbedingungen von Familien in Hamburg sind tern, eigene unsichere Bindungsrepräsentanzen, Gewalt- sehr unterschiedlich. Faktoren wie der sozioökonomische erfahrungen, Suchtkontexte oder ein fehlendes soziales Status, die Bildung der Eltern, Herkunft und die soziale Netzwerk. Auch Kinder mit Regulationsstörungen oder Einbindung der Familie haben Auswirkungen auf die Start- Frühgeborene mit Entwicklungsverzögerungen stellen für bedingungen und Entwicklungschancen der Kinder. So Familien oft eine große Herausforderung dar. bestehen für Kinder, die in Armutslagen aufwachsen, ein höheres Risiko für Entwicklungsverzögerungen und die Vor dem Hintergrund, dass in Hamburg etwa jedes fünfte Gefahr der Weitergabe und Verfestigung von Armut. Im Kind in ökonomisch benachteiligter Lebenslage aufwächst, Lebenslagenbericht5 der BASFI wird darauf hingewiesen, jede vierte Familie in einem Alleinerziehendenhaushalt dass insbesondere Alleinerziehende, Familien mit Migra- lebt und über 50 Prozent der Kinder einen Migrationshin- tionshintergrund und Familien mit drei und mehr Kindern tergrund haben, stellen diese Erkenntnisse auch für die überdurchschnittlich stark von Armut bedroht sind. Frühen Hilfen in Hamburg eine besondere Herausforde- rung dar. Auch für die gesundheitliche Entwicklung von Kindern ist die soziale Herkunft von besonderer Bedeutung. Die Da- Die Frühen Hilfen können zwar nicht die Ursachen für ten der Gesundheitsberichterstattung der BGV in Ham- schwierige Lebenslagen von Familien beseitigen, sie kön- burg6 machen deutlich, dass Kinder aus sozial schlechter nen Familien mit besonderen Belastungen jedoch früh- gestellten Familien häufiger gesundheitsbezogene Be- zeitig bei der Entwicklung und Stärkung der eigenen Res- schwerden und Einschränkungen aufweisen. Dies zeigt sourcen unterstützen und einen Beitrag für ein gesundes sich z. B. bei der Anzahl übergewichtiger und adipöser Aufwachsen aller Kinder in Hamburg leisten. Kinder, bei der Entwicklung des Sprachvermögens, beim Bewegungsverhalten und der Koordinationsfähigkeit von 5 Familien in Hamburg – Lebenslagenbericht, Behörde für Arbeit, Familie, Soziales und Integration (BASFI), November 2017. https://www.hamburg.de/contentblob/10243266/aa31fbd3323e99ba4b23ecfb43da16ff/data/lebenslagen-familien-barrierefrei.pdf 6 Gesundheit Hamburger Kinder im Einschulungsalter, Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), Oktober 2015. https://www.hamburg.de/contentblob/4647338/4f413466b465fda96ddc67c5896e5110/data/download-gesundheit-hamburger-kinder-einschulungsalter.pdf Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 6
4. ZIELE F rühe Hilfen sind Angebote der Gesundheits- und Fami- lienförderung im Rahmen des präventiven Kinder- schutzes, die das Ziel haben, förderliche Entwicklungs- unterschiedlicher sozialer Lage und Herkunft sowie un- geachtet der spezifischen Lebenssituation möglichst bar- rierefrei und leicht zu erreichen sind. bedingungen für Säuglinge und Kleinkinder von null bis drei Jahren in ihren Familien zu schaffen und zu stärken. Entscheidende Kriterien sind Wohnortnähe, Kostenfrei- Ziel der Frühen Hilfen ist es, die Erziehungs-, Beziehungs- heit und nicht-stigmatisierende Zugänge sowie die frei- und Versorgungskompetenz der Eltern zu fördern. Frühe willige Inanspruchnahme der Angebote. Hilfen tragen wesentlich dazu bei, potentielle Kindeswohl- gefährdungen frühzeitig wahr zu nehmen und mit prä- Passgenauigkeit ventiven, begleitenden und unterstützenden Maßnahmen einzugrenzen. Frühe Hilfen orientieren sich an den Bedarfen der Kinder, (werdenden) Eltern und Familien. Sie bieten so eine auf Dafür sind folgende Prinzipien handlungsleitend: unterschiedliche Lebenslagen und Bedarfe zugeschnitte- ne und abgestimmte Angebotsstruktur. Frühe Hilfen grei- Frühzeitigkeit fen im Sinne einer Präventionskette ineinander. Frühe Hilfen setzen frühzeitig und präventiv bei Bedarf Nachhaltigkeit schon ab der Schwangerschaft ein. (Werdende) Eltern und Familien werden über Hilfsangebote informiert und Die Angebote der Frühen Hilfen fördern und stärken die erhalten bei Bedarf passgenaue Unterstützungsangebote. Ressourcen der Eltern. Eltern werden darin unterstützt, feinfühlig auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen, Niedrigschwelligkeit Vertrauen in das eigene Handeln zu entwickeln und sich als selbstwirksam im eigenen Versorgungs- und Erzie- Angebote der Frühen Hilfen werden den Eltern über un- hungshandeln zu erfahren. Frühe Hilfen wirken sich da- terschiedliche Wege (persönlich, online etc.) bekannt ge- durch langfristig positiv auf die Entwicklung und den macht und es findet eine Hinführung über Lotsendienste Schutz des Kindes sowie das Zusammenleben in der Fa- statt. Die Angebote sind so gestaltet, dass sie für Familien milie aus. Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 7
5. DIE LANDSCHAFT DER FRÜHEN HILFEN IN HAMBURG UND IHRE ADRESSATINNEN UND ADRESSATEN F rühe Hilfen sind an der Schnittstelle der Sozialleistungs- systeme von Kinder- und Jugendhilfe und Gesundheits- versorgung verortet und umfassen neben Regelangebo- terstützungsbedarf haben und häufig nur schwer Zugang zu Unterstützungsangeboten finden. ten aus beiden Bereichen auch spezifische Strukturen, Zu Maßnahmen des intervenierenden Kinderschutzes und Angebote und Zugangswege, die im Rahmen der Bun- der Gesundheitsversorgung bestehen Schnittstellen. Im desinitiative bzw. dem Hamburger Landesprogramm Frü- Sinne eines Schutzauftrages ist die Hinführung zu diesen hen Hilfen neu geschaffen wurden, um Angebotslücken zu Angeboten und z. T. die weitere Begleitung der Familie schließen (siehe Kapitel 6: Kernelemente). notwendig und zielführend. Die Frühen Hilfen bieten neben Angeboten für alle (wer- Zusätzlich zu den abgebildeten Netzwerkpartnern (Abb. denden) Eltern vor allem Angebote für psychosozial be- 1) haben die Frühen Hilfen weitere Kooperationspartner. lastete Familien, die einen erhöhten Beratungs- und Un- Hierzu zählen z. B. die Fachteams im Jugendamt, die Job- Hebammen stationäre spezifische Mütter- Mutter- und ambulante Beratungs- Beratung Kind- medizinische stellen des ÖGD Einrichtungen Versorgung Schwangeren- Kinderschutz- beratungs- zentren Babylotsen Netzwerk- stellen koordination Ehrenamtliche regionale Familienteams Behörden Projekte Erziehungs- KITAs beratungs- stellen Einrichtungen der Familien- bildung Überregionale Kursangebote Projekte Abb. 1: Die Landschaft der Frühen Hilfen in Hamburg Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 8
center, Beratungsstellen für Geflüchtete und Menschen mit Gut koordiniert und aufeinander abgestimmt bilden die Migrationshintergrund, bezirkliche Fachstellen für Woh- dargestellten Angebote eine Gesundheitsförderungs- und nungsnotfälle sowie Sucht- und Schuldnerberatung etc. Präventionskette, welche eine Versorgung mit passge- nauen Unterstützungsangeboten für die Familie von der Aufgabe der Frühe Hilfen ist es auch, diese komplexe An- Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes gebotslandschaft durch die Koordinierungs- und Netz- vorsieht und in ein integriertes Versorgungssystem ein- werkstrukturen aufeinander zu beziehen und miteinander bettet. Gemeinsam bilden sie das Arbeitsfeld der Frühen zu vernetzen, so dass werdende Mütter/Familien zu je- Hilfen. dem Zeitpunkt an möglichst passgenaue Hilfen gelangen. Vor der Geburt Geburt 1. Lebensjahr 2. Lebensjahr 3. Lebensjahr 4. Lebensjahr 5. Lebensjahr Schwangerschaftsberatungsstellen Gynäkologen Geburtskliniken mit Babylotsen Hebammen spez. Beratungsstellen Kinder- und Jugendärzte ÖGD / Mütterberatung Kindervorsorgeuntersuchung – U6/U7-Einladewesen – Familienteams Einrichtungen der Familienbildung (KifaZ, Elternschule, EKiZ) Kita Ehrenamtliche Unterstützung Abb. 2: Gesundheitsförderungs- und Präventionskette Frühe Hilfen Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 9
6. KERNELEMENTE DES LANDESKONZEPTES FRÜHE HILFEN IN HAMBURG Im Mittelpunkt des Landeskonzepts stehen drei Kern- elemente, die sich in die Landschaft der Frühen Hilfen, bestehend aus Angeboten der Gesundheitsförderung, fachliche Steuerung in der BGV, die Netzwerkkoordinie- rungsstellen (NWK) in den Bezirken, die hamburgweite Begleitgruppe „Guter Start für Hamburgs Kinder“ sowie Familienförderung und Kinder- und Jugendhilfe einfügen die Koordination der Familienhebammen und Familien- und die verschiedenen Systeme strukturell miteinander Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen (FGKiKP). verbinden: Darüber hinaus bestehen das hamburgweite SIDS-Bünd- nis sowie Netzwerke Frühe Hilfen unterschiedlichen Zu- 1. die Entwicklung und der Ausbau regionaler schnitts auf lokaler und regionaler Ebene, in denen in ers- Netzwerke Frühe Hilfen ter Linie die operativen Akteure vor Ort miteinander ko- 2. die frühzeitige Abklärung eines Hilfebedarfs in den operieren. Hamburger Geburtskliniken durch Babylotsen 3. die regionalen Familienteams Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen in der BASFI Die wesentliche Aufgabe der Landeskoordination besteht Diese Kernelemente leisten einen wesentlichen Beitrag in der Umsetzung der Verwaltungsvereinbarung zur Bun- zur Erreichung der formulierten Ziele und haben sich desstiftung Frühe Hilfen und des Hamburger Landeskon- bewährt. Im vorliegenden Konzept werden sie fortge- zeptes sowie der fachlichen Steuerung und finanziellen schrieben und weiterentwickelt. Gleichzeitig werden Op- Förderung der dort festgelegten Förderschwerpunkte. timierungsbedarfe und Herausforderungen für die kom- menden Jahre benannt. Die Landeskoordinierungsstelle fördert die systemüber- greifende Vernetzung des Arbeitsfeldes auf Landesebene. 6.1. Kernelement: Netzwerke Frühe Hilfen7 Zudem obliegt ihr die Beratung und Unterstützung der Bezirksämter bei der Umsetzung der Bundesstiftung Frühe Hilfen entfalten ihr Potential in der multiprofessio- Frühe Hilfen gemäß Hamburger Landeskonzept und die nellen Kooperation und Vernetzung der Akteure, Ange- Geschäftsführung der Begleitgruppe, die Organisation bote und Institutionen aus den unterschiedlichen Leis- landesweiter Veranstaltungen und die Bereitstellung der tungssystemen auf gesamtstädtischer, regionaler und zentralen Fortbildungsmaßnahmen für Fachkräfte und lokaler Ebene. Ziel der Netzwerkarbeit ist die fachlich Netzwerkkoordination. qualifizierte Abstimmung sowie der Ausbau lokaler und regionaler Unterstützungssysteme für Familien aus der Auch die Zusammenarbeit mit dem BMFSFJ, dem Natio- Zielgruppe der Frühen Hilfen. nalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) und den Landes- koordinierungsstellen anderer Bundesländer hinsichtlich Für die Arbeit der Netzwerke ist es von besonderer Be- Qualitätsentwicklung, Evaluation und Öffentlichkeitsar- deutung, die Akteure aus den unterschiedlichen Arbeits- beit liegt in Verantwortung der Landeskoordination. bereichen einzubinden sowie die jeweiligen Schnittstellen zu gestalten. Die Zusammenarbeit an der Schnittstelle Fachliche Steuerung der BGV zwischen präventivem und intervenierendem Kinder- Die BGV ergänzt seit Beginn die Landekoordination und schutz und die Einbindung des ASD sind hier von beson- ist maßgeblich an der Umsetzung der Frühe Hilfen betei- derer Bedeutung und stellen eine Herausforderung für ligt. Die fachliche Steuerung der BGV wird kooperativ mit die Akteure dar (siehe Kapitel 8.1). Auch die Einbindung der Landeskoordination der BASFI abgestimmt und die der Akteure aus dem Gesundheitswesen bleibt weiterhin Frühe Hilfen-Landschaft in Hamburg in enger Zusammen- eine zentrale Entwicklungsaufgabe der Netzwerke. arbeit gestaltet. Von der BGV werden beispielsweise In- formations- und Unterstützungsangebote in Regelsyste- Zentrale Strukturelemente der Vernetzung sind die Lan- men wie Schwangerschaftsberatungsstellen, Einladungswe- deskoordinierungsstelle Frühe Hilfen in der BASFI, die sen U6/U7, Babylotsen, Mit Migranten für Migranten (MIMI) 7 Förderbereich I. der Leistungsleitlinien BSFH (gem. § 3 Abs. 4 KKG). Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 10
und Netzwerkkoordination Familienhebammen und FGKiKP dem wurden in einigen Bezirken operative Aufgaben der angeboten. Netzwerkkoordination an freie Träger aus dem Feld der Frühen Hilfen vergeben. Begleitgruppe „Guter Start für Hamburgs Kinder“ Zentrales Instrument zur landesweiten fachlichen Steue- Koordination der Gesundheitsfachberufe rung der Frühen Hilfen ist die Begleitgruppe unter der Lei- Die Netzwerke „Hamburger Familienhebammen“ und tung der Landeskoordinierungsstelle. „Hamburger Familien-, Gesundheits- und Kinderkranken- pflegerinnen“ verfügen jeweils über eine Koordinatorin, In der Begleitgruppe „Guter Start für Hamburgs Kinder“ die als Sprecherin für die selbstorganisierten und unab- sind folgende Einrichtungen/Institutionen mit jeweils hängigen Netzwerke fungiert. Die Koordination hält den einer Person vertreten Kontakt zu den Fachbehörden, den Trägern der Familien- teams und dem Fortbildungsinstitut, das die Grundquali- • BASFI (Landeskoordination Frühe Hilfen) fizierung der Gesundheitsfachkräfte in den Frühen Hilfen • BGV durchführt und die Supervisionsgruppen koordiniert (vgl. • alle sieben Bezirksämter Kapitel 9). Sie versteht sich als Interessenvertretung ihrer • Babylotsen Berufsgruppe. Sie sind Ansprechpartnerinnen für Anfra- • Kinderärztin des Berufsverbands der gen von außen (Behörde, Politik, Medien etc.) und gewäh- Kinder- und Jugendärzte ren den Informationsfluss ins Netzwerk. Zu den weiteren • Trägervertretung der Familienteams Aufgaben zählen u. a. die Organisation und Durchführung von Netzwerktreffen und die inhaltliche Mitarbeit an der Die Begleitgruppe ist das zentrale Expertengremium Vorbereitung von Fachtagen. zur Sicherstellung der Information und Kommunikation zwischen den verschiedenen Handlungs- und Entschei- SIDS-Bündnis dungsebenen. Sie liefert wichtige Impulse für eine fach- Das Hamburger Bündnis gegen den Plötzlichen Säug- liche Weiterentwicklung der Frühen Hilfen in Hamburg lingstod, in dem neben der BGV, dem Berufsverband der und stellt sicher, dass die unterschiedlichen Akteure des Kinder- und Jugendärzte e. V., dem Hebammenverband Hilfesystems Berücksichtigung finden. Sie tagt fünfmal Hamburg auch zahlreiche Institutionen der Frühen Hilfen pro Jahr. vertreten sind (u. a. Mütterberatung, Netzwerk der Ham- burger Familienhebammen, Wellcome) setzt sich dafür Regionale Netzwerkkoordination ein, potentielle Risikofaktoren für den Plötzlichen Säug- Aufgabe der regionalen Netzwerkkoordinierungsstellen lingstod (Sudden Infant Death Syndrom [SIDS]) und dem- in den Hamburger Bezirken ist die Sicherstellung und entsprechende Präventionsmaßnahmen auch bei den Mit- Weiterentwicklung der bezirklichen Netzwerkarbeit. Zu arbeiterinnen und Mitarbeitern der Frühen Hilfen z. B. ihren zentralen Aufgaben gehört Netzwerk- und Wissens- durch Fortbildungen bekannt zu machen, damit diese management sowie Konzeptentwicklung und Öffentlich- in den Gesprächen mit den Eltern beratend tätig sein keitsarbeit. Sie sind professionelle Mittler zwischen den können. Dem Hilfesystem wird darüber hinaus der Flyer unterschiedlichen Akteuren und Systemen und fördern „Schlaf gut, Baby!“ zur Weitergabe an die Eltern von der die strukturelle Vernetzung über verschiedene Hand- BGV zur Verfügung gestellt. lungsfelder hinweg. Sie planen und steuern die Angebote der Frühen Hilfen, insbesondere hinsichtlich der lokal oder Weiterentwicklung regional tätigen Familienteams. Zudem bieten sie regio- nale Netzwerkveranstaltungen und themenbezogene Ziel des aktualisierten Landeskonzeptes ist die weitere Workshops, Fortbildungen und Fachtage an. Profilbildung und Qualitätsentwicklung der Netzwerke Frühe Hilfen auf Bezirks- und Landesebene. Dies betrifft Die Netzwerkkoordination ist in allen Bezirksämtern vor allem die Weiterentwicklung der interprofessionellen beim Dezernat Jugend, Soziales und Gesundheit, dort und familienbezogenen Zusammenarbeit, die (Weiter-) jedoch in unterschiedlichen Fachämtern angesiedelt. Zu- Qualifizierung der mit Koordinierungsaufgaben betrau- Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 11
ten Personen sowie die Entwicklung von Planungs- und • Bezirkliche Konzepte Frühe Hilfen aktualisieren Steuerungskonzepten. Auch die Rolle der bezirklichen Netzwerkkoordination soll in den kommenden Jahren Die Umsetzung des Landeskonzeptes auf bezirklicher weiter gestärkt werden. Im Einzelnen bedeutet dies: Ebene erfordert aktuelle bezirkliche Konzepte Frühe Hil- fen, auf deren Grundlage eine weitere finanzielle Förde- • Verbindliche Kooperationsvereinbarungen rung im Rahmen der Bundesstiftung Frühe Hilfen (BSFH) schließen erfolgen kann. Die Bezirksämter erstellen daher bis zum 30.09.2020 überarbeitete Bezirkskonzepte Frühe Hilfen und Um eine gute Abstimmung der vielfältigen Hilfsangebote aktualisieren diese alle drei Jahre. im regionalen Bereich sicher zu stellen, mögliche Versor- gungsdefizite frühzeitig zu identifizieren und die Frühen 6.2. Kernelement: Babylotsen8 Hilfen im Stadtteil bzw. Bezirk weiter zu entwickeln, sind verbindliche Kooperationsstrukturen unerlässlich. Neben Ziel der „Babylotsen Hamburg“ ist das systematische, ver- regionalen Arbeitskreisen und Runden Tischen Frühe Hil- lässliche und frühzeitige Erkennen von psychosozialen fen existieren in den Bezirken bereits Kooperationsverein- Belastungen in der Schwangerschaft sowie rund um die barungen zwischen den beteiligten bezirklichen Fachäm- Geburt eines Kindes im Sinne eines sozialen Früherken- tern und Akteuren der Frühen Hilfen. Diese sind jedoch nungssystems.9 hinsichtlich Verbindlichkeit, regelhaftem Austausch und ihrer Zusammensetzung sehr heterogen. Mit dem Start der Bundesinitiative wurde das bereits modellhaft bestehende Angebot „Babylotsen Hamburg“ In allen Bezirken sollen daher – sofern noch nicht erfolgt – in den Hamburger Geburtskliniken in den vergangenen verbindliche Kooperationsvereinbarungen zwischen den Jahren deutlich ausgebaut. In acht von elf Geburtskli- zentralen Akteurinnen und Akteuren geschlossen und niken sind Babylotsen der Stiftung SeeYou tätig. In der gemeinsame Ziele sowie die Rahmenbedingungen einer Harburger Geburtsklinik wird die Aufgabe durch Mitar- Zusammenarbeit benannt werden. beiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes wahr- genommen. In zwei Geburtskliniken gibt es klinikinterne • Innerbezirkliche Abstimmung sicherstellen Angebote. Die Babylotsen nehmen Kontakt zur Familie auf, motivieren zur Hilfeannahme und vermitteln bei Be- Aufgabe der Bezirke ist es, die innerbezirkliche Abstim- darf ins Unterstützungssystem. mung insbesondere zwischen den beteiligten Fachämtern Jugend- und Familienhilfe (JA) und Gesundheit (GA) sicher- Das Programm stellt die Verbindung zwischen stationä- zustellen und im Sinne einer engen Vernetzung und fach- rer Gesundheitsversorgung und ambulanter Unterstüt- lichen Weiterentwicklung der regionalen Frühen Hilfen zu zung von Familien durch Angebote der Gesundheitsver- gestalten und ggf. weiterzuentwickeln. Dies geschieht sorgung, Jugendhilfe und Familienförderung sowie wei- z. B. über die Einrichtung einer innerbezirklichen Steue- terer Bereiche her und schließt damit eine Lücke in der rungs- und Koordinierungsgruppe, oder die Einrichtung Präventionskette. einer bezirklichen Begleitgruppe Frühe Hilfen unter Leitung der Netzwerkkoordination Frühe Hilfen, die als fachlich be- In der Regel können Familien im Rahmen des üblichen ratendes Gremium und zur Sicherstellung der Informa- Verfahrens der Babylotsen ausreichend beraten und bei tion und Kommunikation zwischen den verschiedenen Bedarf mit weiteren Unterstützungsangeboten vernetzt Handlungs- und Entscheidungsebenen dient. werden. Die bisherigen Erfahrungen der Babylotsen im 8 Förderbereich II.2 der Leistungsleitlinien BSFH (gem. § 3 Abs. 4 KKG) 9 Die Babylotsen arbeiten prozessorientiert nach dem Vorbild des Case Managements und adaptieren daraus die Phasen: Erkennen, Klären, Planen, Motivieren, Vernetzen und Evaluieren. Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 12
stationären und ambulanten Bereich zeigen jedoch, dass systems Frühe Hilfen abzustimmen. Insbesondere die di- bei einigen Familien die schnelle Überleitung in regionale rekte Überleitung von Familien in die wohnortnahen Fa- Hilfe- und Unterstützungsangebote aufgrund der beson- milienteams ist regional noch sehr unterschiedlich und deren Problemlage der Familie nicht (sofort) gewährleis- soll weiter optimiert werden. tet werden kann und eine zeitlich befristete intensivere Begleitung der Familie zur passgenauen Hilfeform auch Daher sollen die 2016 überarbeiteten „Handlungsemp- durch die Babylotsen erforderlich ist. In diesen Fällen bie- fehlungen zur Umsetzung von ‚Guter Start für Hamburgs ten die Babylotsen eine „Psychosoziale Kurzintervention“ Kinder‘ durch die Babylotsen und die Familienteams“ auf (PSKI) an. Die Unterstützung ist prä- und postnatal ins- ihre Praxistauglichkeit überprüft und ggf. überarbeitet besondere notwendig bei intensiveren und komplexeren werden. Unterstützungsbedarfen der Mutter/Eltern, z. B. bei sehr jungen Müttern oder Eltern mit psychischen Belastungen. Sofern noch nicht erfolgt, sollen weitere verbindliche Ko- operationsvereinbarungen zwischen Babylotsen und den Weiterentwicklung regionalen Familienteams geschlossen werden. Ziel ist es, Hilfebedarfe von Familien noch systematischer • Ergebnisse der KID-Protekt-Studie auswerten zu erkennen und die Überleitung ins Unterstützungssys- tem zu optimieren. Im Einzelnen soll dies durch folgende Zusätzlich zum Lotsendienst an Geburtskliniken sind in Maßnahmen erfolgen: einigen gynäkologischen Praxen sowie Praxen für Kinder- und Jugendmedizin in Hamburg Babylotsen der Stiftung • Erkennen von Hilfebedarfen durch strukturiertes SeeYou aktiv. Im Rahmen des Projektes „Babylotsen am- Verfahren in allen Geburtskliniken bei Vorhaltung bulant“ werden in der Arztpraxis tätige medizinische personeller Mindeststandards Fachangestellte qualifiziert, psychosoziale Bedarfe zu erkennen und ggf. gemeinsam mit einer Mitarbeiterin/ei- Eine wesentliche Herausforderung besteht weiterhin da- nem Mitarbeiter der Babylotsen vor Ort den (werdenden) rin, Unterstützungsbedarfe bei Familien in allen Hambur- Eltern weitere Unterstützung anzubieten. ger Geburtskliniken in einem strukturierten Verfahren verlässlich zu erkennen. Ziel ist es, langfristig in allen Im Rahmen einer Studie zur „Kindzentrierten Psychoso- Kliniken die Mütter/Eltern im Rahmen eines Screenings ziale Grundversorgung im Ambulanten Sektor“ (KID-Pro- zu erreichen. tekt), die aus den positiven Erfahrungen des Projektes „Babylotsen ambulant“ hervorgegangen ist, wird gegen- Hier ist unter Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitar- wärtig untersucht, welcher Versorgungspfad am besten beitern der Geburtskliniken eine weitere Steigerung des geeignet ist, um Familien möglichst frühzeitig aus dem systematischen Zugangs von Familien anzustreben. Gesundheitssystem heraus in die Frühen Hilfen und ande- re soziale Sicherungssysteme weiterzuleiten. • Zusammenarbeit Babylotsen – Familienteams weiter verbessern Die Ergebnisse der KID-Protekt-Studie sind diesbezüg- lich abzuwarten sowie die Erfahrungen und vorliegenden Die kurze post-partale Verweildauer in den Geburtskli- Daten aus dem Monitoring der Babylotsen in den Ge- niken machen es erforderlich, Rolle und Aufgaben der burtskliniken auszuwerten. Babylotsen gut mit den Angeboten des sonstigen Hilfe- Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 13
6.3. Kernelement: Regionale Familienteams10 Darüber hinaus kommt dem Familienteam nach Klä- rung des individuellen Hilfebedarfes eine koordinierende Die wohnortnahen Familienteams sind eine Hamburger Be- Funktion für die Familie zu, indem es der Familie im Hilfe- sonderheit in der bundesweiten Frühe Hilfen-Landschaft. system lotsend zur Seite steht, ggf. weitere Partner ins Familienhebammen, Familien-Gesundheits- und Kinderkran- Boot holt sowie im Anschluss in passende Angebote kenpflegerinnen (FGKiKP) und Sozialpädagoginnen arbei- weitervermittelt. In einigen Familienteams sind Familien- ten hier im multiprofessionellen Team zusammen. 26 Teams hebammen zusätzlich freiberuflich als Hebamme tätig, verteilen sich über das gesamt Hamburger Stadtgebiet; die im Idealfall auch die Wochenbettbetreuung (als Leis- zum Teil verfügen sie über mehrere Beratungsstandor- tung der Krankenkasse) übernehmen kann. te in Kooperation mit Einrichtungen der Familienbildung. Ihre Trägerschaft, Einbettung, Größe, Angebotsstruktur Die Arbeit der Familienteams insbesondere im Bereich und personelle Ausstattung ist unterschiedlich und trägt der verlässlichen Hilfen wird im Berichtswesen Familien- den jeweiligen lokalen Gegebenheiten Rechnung. Beson- teams dokumentiert (siehe Kapitel 9). Das Berichtswesen dere Synergien ergeben sich durch die Anbindung an zeigt, dass sich die Inanspruchnahme der Familienteams Einrichtungen wie Kinder- und Familienzentren, Eltern- in den vergangenen Jahren fortlaufend erhöht hat. Über- schulen und andere sozialräumliche Einrichtungen der durchschnittlich häufig suchen sozial benachteiligte Fami- Familienbildung und -beratung. lien und Familien mit Flucht- und Migrationshintergrund die Unterstützung der Familienteams. Die Familienteams, z. T. hervorgegangen aus ehemaligen Familienhebammen-Standorten, agieren als regionale An- Aktuelle Herausforderung laufstellen. Sie erreichen die Familien überwiegend be- reits während der Schwangerschaft sowie in den ersten Die Arbeit der Familienteams setzt konzeptionell auf drei Lebensmonaten und begleiten sie schwerpunktmä- einer guten Grundversorgung für alle Familien auf und ßig im ersten Lebensjahr des Kindes. Grundsätzlich kön- ergänzt diese. Durch die enge Vernetzung verschiedener nen sie die Familien jedoch in den ersten drei Lebensjah- Arbeitsbereiche und Institutionen sind Frühe Hilfen/Fami- ren des Kindes begleiten und unterstützen. lienteams jedoch besonders betroffen, wenn strukturelle Versorgungsprobleme auftreten. Ein Beispiel dafür ist Ihre Angebote richten sich in erster Linie an psychosozial gegenwärtig die Hebammenversorgung. belastete Familien. Bei bestehendem Hilfebedarf und mit Einwilligung der Eltern begleiten sie die Familien durch Der konzeptionelle Grundgedanke der ersten Familien- aufsuchende Arbeit, Sprechstunden und Kurzberatun- hebammenstandorte war, dass freiberuflich tätige Heb- gen sowie Gruppenangebote. Sie unterstützen die Müt- ammen zusätzlich Aufgaben als Familienhebammen ter und Väter u. a. in Fragen der Entwicklung des Kindes, übernehmen und so einen niedrigschwelligen Zugang zu beim Aufbau einer sicheren Eltern-Kind-Bindung und bei unterstützungsbedürftigen Familien eröffnen und diese der Bewältigung des Familienalltags. über die Regelleistungen hinaus betreuen können. Die von Familienhebammen der Familienteams erbrachten Leis- Schwangere bzw. Familien mit einem intensiven Betreu- tungen im Rahmen einer zusätzlichen freiberuflichen Heb- ungs- und Unterstützungsbedarf werden vom Familien- ammentätigkeit (als Krankenkassen-finanzierter Leistung) team in Form einer „verlässlichen Hilfe“ begleitet. Diese sind jedoch deutlich rückläufig. Konzeptionell ist es jedoch wird verstanden als strukturierte Hilfe mit mindestens weiterhin gewollt, dass Familienhebammen der Familien- drei Beratungskontakten. Zumeist umfasst eine „verläss- teams zusätzlich freiberuflich als Hebammen tätig sind, liche Hilfe“ auch Hausbesuche. um Familien im Idealfall aus einer Hand betreuen zu können. 10 Förderbereich II.1 der Leistungsleitlinien BSFH (gem. § 3 Abs. 4 KKG). Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 14
= Familienteams (Stand 2019) Wohldorf Ohlstedt Duvenstedt Melling- stedt Berg- stedt Poppen- Langen- büttel horn Volksdorf Sasel Hummels- büttel Wellings- Schnelsen büttel Niendorf Fuhlsbüttel Ohlsdorf Wandsbek Eimsbüttel Hamburg- Eidel- Nord Steils- Groß Alster- Farmsen- Rahlstedt hoop Bram- stedt Borstel dorf Berne Lok- feld Lurup Stel- stedt Eppen- Barm- lingen Winter- bek-N. Rissen Süll- Hohe- dorf hude Duls-Wands-Tonndorf dorf Iser- Osdorf luft Harveste- Barm- berg bek brook Altona Eims- hude Uhlen-bek-S. Jenfeld 1 = St. Georg Bahrenfeld büttel Rother- horst 2 = Borgfelde Gr. Eilbek Marienthal Blankenese Altona baum Hohen- Flottbek 7 3 = Hammerbrook Nien- felde 1 4 = Altstadt stedten Oth- Otten- Alt- 6 5 2 Hamm Horn marschen sen stadt 4 Billstedt 5 = Neustadt 3 8 Rothen- 6 = St. Pauli Cranz burgs- 7 = Sternschanze Stein- ort Kleiner 8 = HafenCity Finkenwerder werder Grasbrook Billbrook Waltershof Veddel Hamburg- Lohbrügge Neuenfelde Francop Altenwerder Mitte Moorfleet Wilhelmsburg Billwerder Harburg Spa- Taten- Allermöhe Moorburg den- berg Bergedorf Haus- land Neugraben bruch Fischbek Reitbrook Heimfeld Curslack Harburg Neuland Ochsenwerder Eißendorf Gut Bergedorf Wilstorf Moor Altengamme Marmstorf Langen- Rönne- Kirchwerder bek burg Neuen- Sinstorf gamme Abb. 3: Übersicht der Familienteams in Hamburg Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 15
7. ANGEBOTE DER FRÜHEN HILFEN IN HAMBURG D as Hamburger Unterstützungssystem für werdende Eltern und Familien mit kleinen Kindern ist sehr vielfäl- tig und umfasst Angebote aus unterschiedlichen Sozial- 7.3. Mütterberatung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes leistungssystemen (vgl. Kapitel 5). Die Kernelemente des Die Mütterberatung ist Teil des Kinder- und Jugend- Landeskonzeptes sind in diese Angebotslandschaft ein- ärztlichen Dienstes im bezirklichen Öffentlichen Gesund- gebettet. Im Folgenden werden Angebote und Einrich- heitsdienst (ÖGD) und arbeitet eng vernetzt mit Schwan- tungen von zentraler Bedeutung für die Landschaft der gerenberatungsstellen, Familienteams und Einrichtungen Frühen Hilfen kurz skizziert. der Jugendhilfe, insbesondere mit dem ASD zusammen. 7.1. Ambulante medizinische Versorgung – Die Mütterberatungsstellen bieten regelhaft in den ers- gynäkologische Fachpraxen / Kinder- und ten Monaten nach der Geburt Hausbesuche an, und kön- Jugendarztpraxen nen so unterstützungsbedürftige Familien erreichen und in das Hilfesystem vermitteln. Sie ergänzen damit zielge- Nahezu alle werdenden Mütter und alle Neugeborenen recht die Präventionskette der Frühen Hilfen. Die Arbeit werden in gynäkologischen Fachpraxen bzw. Kinder- und der Mütterberatung basiert in allen Bezirken auf einer Jugendarztpraxen ambulant versorgt. Damit bietet der Kombination von aufsuchender Arbeit und Angeboten ambulante medizinische Bereich sowohl besonders gute vor Ort sowie von regelmäßigen und flexiblen Angebo- Voraussetzungen, um Unterstützungsbedarfe frühzeitig ten. Mütterberatung richtet sich an alle Eltern mit Kin- wahrzunehmen, als auch in Zusammenarbeit mit der Kin- dern von 0 bis 3 Jahren. Sie informiert und berät zu allen der- und Jugendhilfe und dem Öffentlichen Gesundheits- Themen rund um Kindergesundheit und kindliche Ent- dienst geeignete Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Dies erfor- wicklung, leitet an im Umgang mit dem Baby, vermittelt dert neben einer vertrauensvollen Kooperation ein gemein- passgenaue Unterstützungsangebote, bietet ärztliche sames Fach- und Fallverständnis. Hierzu sollen in Hamburg Untersuchung und Beratung (z. B. Impfberatung) oder in- vor allem die Interprofessionellen Qualitätszirkel (siehe formiert zu Themen wie dem plötzlichen Säuglingstod. Kapitel 8) und die enge Einbindung des Berufsverbandes Zum Team der Mütterberatung gehören Kinderkranken- der Kinder- und Jugendärzte in die Frühen Hilfen beitragen. schwestern, Krankenschwestern und Ärztinnen/Ärzte. 7.2. Hebammen 7.4. Schwangerenberatungsstellen und CASA blanca Hebammen begleiten Frauen/Eltern rund um die Schwan- gerschaft, die Geburt und in der Zeit danach, insbesonde- Das Angebot der fünf (öffentlich geförderten) Hamburger re während des Wochenbettes. Hebammen bieten außer- Schwangerschaftsberatungsstellen und des Centrums für dem Kurse der Geburtsvorbereitung und Nachsorge an. AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten in Altona – Sie arbeiten auf der Grundlage des Hebammen-Gesetzes, CASA blanca – richtet sich an Menschen, die sich zu Fra- der Berufsordnungen der Länder und den Mutterschafts- gen von Schwangerschaft, Familienplanung und Sexual- richtlinien. Laut Sozialgesetzbuch (SGB) hat jede Versi- aufklärung informieren und beraten lassen möchten. Es cherte „während der Schwangerschaft, bei und nach der beinhaltet schwangerschaftsbegleitende Hilfen, Vorbe- Entbindung Anspruch auf ärztliche Betreuung sowie auf reitung auf die Geburt sowie Beratung nach der Geburt. Hebammenhilfe“. Die BGV unterstützt den Hebammenver- Daneben leisten die Schwangerschaftsberatungsstellen band Hamburg bei seinem Bemühen, den Zugang zu Heb- Unterstützung beim Geltendmachen gesetzlicher finan- ammenleistungen, z. B. über ein Internetportal zu erleich- zieller und sozialer Hilfeleistungen. Dazu zählt auch die tern. Gleichzeitig führt der Hebammenverband Gesprä- Beantragung von Mitteln der Mutter und Kind-Stiftung, che in den Bezirken, um die Vernetzung untereinander zu die von vielen Frauen/Familien in Anspruch genommen stärken und ggf. Vertretungen zu ermöglichen.11 Außer- wird. Die Beratungsstellen sind wichtige Elemente der dem können neue Hebammen sich darüber bekannt machen. Präventionskette Frühe Hilfen. 11 Für 2019 plant die BGV eine Übersicht zur Hebammenversorgung in Hamburg auf der Grundlage vollständiger Daten aus dem Jahr 2018 zu veröffentlichen. Landeskonzept Frühe Hilfen Hamburg „Guter Start für Hamburgs Kinder“ 2019 – 2022 16
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