Hansestadt Uelzen Bebauungsplan Nr. 288 "Oldenstadt - Vor der Deine"

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Hansestadt Uelzen Bebauungsplan Nr. 288 "Oldenstadt - Vor der Deine"
Lamprecht & Wellmann GbR
       Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner

                Hansestadt Uelzen
              Bebauungsplan Nr. 288
            "Oldenstadt - Vor der Deine"
                       Fachbeitrag Artenschutz
mit Erfassung der Biotoptypen, Fledermäuse, Brutvögel, Amphibien und
                               Reptilien

                               Auftraggeber:

                              Hansestadt Uelzen
             Fachbereich Planung, Bauaufsicht und Liegenschaften
                             -Planungsabteilung-

                              Auftragnehmer:
Hansestadt Uelzen Bebauungsplan Nr. 288 "Oldenstadt - Vor der Deine"
Lamprecht & Wellmann GbR
              Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner

Auftraggeber:          Hansestadt Uelzen
                       Planung, Bauaufsicht und Liegenschaften
                       Herzogenplatz 2
                       29525 Uelzen

Auftragnehmer:
                       Lamprecht & Wellmann
                        Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner

                           Ringstraße 27 ● 29525 Uelzen
                                   Tel.: (0581) 97 39 300
                                   Fax: (0581) 97 18 327

                          E-Mail: info@lw-landschaftsplanung.de
                           http://www.lw-landschaftsplanung.de

Projektleitung:                  Dipl.-Ing. (FH) Lars Wellmann

Biotoptypenkartierung, Brutvogelerfassung, erfassung der Amphibien und
Reptilien:                  Dipl.-Ing. (FH) Lars Wellmann
Fledermauserfassung:        Dipl.-Biol. Kerstin Pankoke

GIS-Bearbeitung:                 Susanne Schultz
                                 Lorena Marx

aufgestellt, Uelzen, den 11.09.2019

                                                                       Lars Wellmann
Hansestadt Uelzen Bebauungsplan Nr. 288 "Oldenstadt - Vor der Deine"
Hansestadt Uelzen: Bebauungsplan "Vor der Deine"
Fachbeitrag Artenschutz mit Erfassung der Biotoptypen und faunistischen Erfassungen, Stand: 11.09.2019

Inhaltsverzeichnis
1         Einleitung                                                                                      1
2       Methode                                                                                          1
    2.1 Fachbeitrag Artenschutz                                                                          1
    2.2 Biotoptypenkartierung                                                                            1
    2.3 Fledermauserfassung                                                                              2
      2.3.1      Untersuchungsumfang                                                                     2
      2.3.2      Detektormethode                                                                         2
      2.3.3      Horchkisten                                                                             3
      2.3.4      Datenrecherche                                                                          4
    2.4 Brutvögel                                                                                        4
    2.5 Amphibien                                                                                        5
    2.6 Reptilien                                                                                        5
3         Bestandserhebung                                                                                5
    3.1   Biotoptypen/gefährdete Pflanzenarten                                                            5
    3.2   Fledermäuse                                                                                     6
    3.3   Brutvögel                                                                                      12
    3.4   Amphibien                                                                                      15
    3.5   Reptilien                                                                                      15
4       Bewertung                                                                                        16
    4.1 Biotoptypen                                                                                      16
    4.2 Fledermäuse                                                                                      16
      4.2.1     Quartiere und Paarungsterritorien, Quartierpotential                                     17
      4.2.2     Jagdhabitate                                                                             17
      4.2.3     Flugstraßen                                                                              18
    4.3 Brutvögel                                                                                        19
    4.4 Amphibien und Reptilien                                                                          19
5         Wirkfaktoren und Konflikte hinsichtlich des geplanten Eingriffs                                19
    5.1   Wirkfaktoren                                                                                   19
    5.2   Biotoptypen                                                                                    20
    5.3   Fledermäuse (vorläufige Einschätzung)                                                          20
    5.4   Brutvögel                                                                                      21
    5.5   Amphibien und Reptilien                                                                        21
6         Fachbeitrag Artenschutz                                                                        22
    6.1   Rechtlicher Rahmen und Methodik                                                                22
    6.2   Geschützte Arten / potenziell relevante Arten                                                  22
    6.3   Auswahl der relevanten Arten / Relevanzprüfung                                                 26
    6.4   Empfehlung von Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen                                          27
7         Literatur                                                                                      28

Kartenverzeichnis
Kartenblatt 1: Biotoptypen nach Nds. Biotopschlüssel                                             M. 1:2.000
Kartenblatt 2: Bewertung der Biotoptypen nach Nds. Städtetag (2013)                              M. 1:2.000
Kartenblatt 3: Fledermäuse                                                                       M. 1:2.500
Kartenblatt 4: Brutvögel                                                                         M. 1:2.000
Kartenblatt 5: Amphibien / Reptilien                                                             M. 1:2.000

Lamprecht & Wellmann GbR – Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner
Hansestadt Uelzen Bebauungsplan Nr. 288 "Oldenstadt - Vor der Deine"
Hansestadt Uelzen: Bebauungsplan "Vor der Deine"
Fachbeitrag Artenschutz mit Erfassung der Biotoptypen und faunistischen Erfassungen, Stand: 11.09.2019

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Begehungstermine und Witterung                                                                 2
Tabelle 2: Klassifizierung der mittels Horchkisten festgestellten Aktivitäten                             4
Tabelle 3: Nachgewiesene Fledermausarten, ihre Gefährdung und Schutzstatus                                7
Tabelle 4: Fledermausnachweise je Begehung                                                                7
Tabelle 5: Im Gebiet festgestellte Vogelarten zur Brutzeit mit Status und Anzahl                         13
Tabelle 6: Die Biotoptypen des Untersuchungsgebietes mit ihren Wertfaktoren nach NDS.
            STÄDTETAG (2013).                                                                            16
Tabelle 7: Funktionsraum Jagdhabitat                                                                     18
Tabelle 8: Funktionsraum Flugstraße                                                                      18
Tabelle 9: Liste der potenziell artenschutzrechtlich relevanten Arten und Arten, die als
            artenschutzrechtlich relevant eingestuft wurden                                              24
Tabelle 10: Dokumentation und Kurzbegründung der Artenauswahl im Rahmen der
            Relevanzprüfung                                                                              26

Lamprecht & Wellmann GbR – Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner
Hansestadt Uelzen Bebauungsplan Nr. 288 "Oldenstadt - Vor der Deine"
Hansestadt Uelzen: Bebauungsplan "Vor der Deine"
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1            Einleitung
Angrenzend an die vorhandene Wohnbebauung plant die Hansestadt Uelzen die Neuausweisung
eines Wohnbaugebietes auf einer Ackerfläche nahe des Oldenstädter Sees im Rahmen eines
beschleunigten Verfahrens nach § 13a BauGB.
Vorbereitend für die Erstellung des Bebauungsplanes waren Geländeerfassungen erforderlich,
die neben den Biotoptypen auch die faunistischen Artengruppen Fledermäuse, Brutvögel,
Reptilien und Amphibien umfassten.
Auf Grundlage der Erhebungen wird ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erstellt und die
Planung naturschutzfachlich eingeordnet. Falls erforderlich sollen Vermeidungsmaßnahmen
sowie ggf. CEF-Maßnahmen entwickelt werden.
Im Herbst 2018 wurden die Biotoptypenkartierung und eine erste Begehung auf Fledermäuse
durchgeführt. Im Frühjahr und Sommer 2019 erfolgte eine Brutvogelerfassung, die weitere
Erfassung der Fledermäuse sowie Geländeerhebungen zu Amphibien und Reptilien.
Das Untersuchungsgebiet umfasst ca. 5,6 ha. Es beinhaltet das zur Bebauung vorgesehene
Flürstück mit einem 50 m breiten Randbereich nach Westen, Norden und Osten. Nach Süden
wurde das bestehende Wohngebiet als Grenze angenommen.
Hinsichtlich der Planung dient der Vorentwurf des Bebauungsplans Nr. 288 "Oldenstadt - Im
Deinefelde" (CAPPEL + KRANZHOFF / HANSESTADT UELZEN 2019) als Referenz für die
Einschätzung der Wirkfaktoren auf die festgestellten Tierarten.
Das Planungsbüro Lamprecht & Wellmann, Uelzen, wurde mit der Bearbeitung beauftragt. Die
Fledermäuse wurden von Dipl.-Biol. Kerstin Pankoke, Schneverdingen, erfasst und beschrieben
(PANKOKE 2019).

2            Methode
2.1        Fachbeitrag Artenschutz
Die Methodik der Arbeitsschritte der artenschutzrechtlichen Anforderungen erfolgt nach den
Vorgaben und Hinweisen für die landschaftspflegerische Begleitplanung im Straßenbau (RLBP,
Ausgabe 2009)(BMVBS 2009) einschließlich der Vorgabe für die Anwendung der Unterlage in
Niedersachsen (NLStbV 2011: Anwendung der RLBP (Ausgabe 2009) bei Straßenbauprojekten
in Niedersachsen, Stand: März 2011).
Folgende Arbeitsschritte werden eingehalten:
    1.   Beschreibung des Anlasses und der konkreten Aufgabenstellung (Kap. 1)
    2.   Dokumentation der Datengrundlagen (Kap. 2 bis 4)
    3.   Methodik: Darstellung der operationalisierten Arbeitsschritte des Artenschutzbeitrags
    4.   Vorprüfung: Auswahl der potenziell relevanten Arten
    5.   Relevanzprüfung
    6.   Beschreibung der Wirkungen/Wirkfaktoren des Vorhabens
    7.   Beschreibung projektbezogener Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen
    8.   Beschreibung vorgezogener Ausgleichsmaßnahmen
    9.   Zusammenfassung der Prüfung der Verbotstatbestände

2.2          Biotoptypenkartierung
Die Biotoptypenkartierung fand am 07. September 2018 statt und wurde im Maßstab 1:2.000
durchgeführt. In diesem Zusammenhang wurden auch etwaige gesetzlich geschützte Pflanzen-
arten erfasst. eine zusätzliche Kontrolle fand am 20. Mai 2019 statt.

Lamprecht & Wellmann GbR – Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner                                  1
Hansestadt Uelzen Bebauungsplan Nr. 288 "Oldenstadt - Vor der Deine"
Hansestadt Uelzen: Bebauungsplan "Vor der Deine"
Fachbeitrag Artenschutz mit Erfassung der Biotoptypen und faunistischen Erfassungen, Stand: 11.09.2019

Die Biotoptypenkartierung erfolgte nach dem "Kartierschlüssel für Biotoptypen in Nieder-
sachsen" (DRACHENFELS 2016) bis auf die dritte Ebene mit Zusatzmerkmalen.
Die Altersklassen von Wäldern und Einzelgehölzen erfolgt nach folgender Einteilung:
   − 1        Stangenholz                        Brusthöhendurchmesser (BHD) bis 20 cm
   − 2        schwaches bis mittleres Baumholz BHD 20 bis 50 cm
   − 3        starkes Baumholz                   BHD 50 bis 80 cm
   − 4        sehr starkes Baumholz              BHD >80 cm

2.3          Fledermauserfassung
2.3.1       Untersuchungsumfang
Insgesamt sollen fünf Detektorbegehungen durchgeführt werden im Zeitraum zwischen
September 2018 und Juli 2019. Durch die späte Vergabe konnte erst eine Begehung im Herbst
2018 durchgeführt werden. Die gesamte Untersuchung umfasst somit den Herbstzug /
Paarungszeit sowie die Wochenstubenzeit (PANKOKE 2019).
Die stichprobenartigen Ergebnisse einer Untersuchung können nur einen Teil der realen
Aktivitäten der Fledermäuse in einem Untersuchungsgebiet aufzeigen. Die Verbreitung einer Art
ist in Raum und Zeit eine dynamische Größe und selbst bei relativ stabilen Arealgrenzen ändern
sich innerhalb kleinerer Betrachtungsräume das tatsächliche Vorkommen und die Dichte von
Jahr zu Jahr. Bei migrationsaktiven Fledermäusen wechseln die Verbreitungsmuster in noch
kurzfristigeren Zeiträumen (LIMPENS & ROSCHEN 1996).
Da sich eine Bebauung auf die gehölzfreie Fläche beschränken soll und die vorhandenen
Waldabschnitte im östlichen Teil des Untersuchungsraumes erhalten bleiben, kann auf eine
Baumhöhlenkartierung im laublosen Zustand verzichtet werden. Mithilfe dieser Methode
könnten weitere potenzielle Quartiere erfassen werden.
Die Detektorkartierung erfolgt aufgrund der relativ kleinen Flächengröße nicht während der
ganzen Nacht. Es wird die erste Nachthälfte erfasst oder die Kartierung wird aufgeteilt in eine
Ausflugskontrolle am Abend und morgendliche Quartiersuche. Ergänzend werden Horchkisten
zur Erfassung der Aktivitätsabundanz während der ganzen Nacht eingesetzt.

2.3.2       Detektormethode
Es wurden fünf nächtliche Detektorbegehungen zwischen September 2018 und August 2019
durchgeführt. Die Detektormethode zielt auf die Arterfassung sowie Erfassung von Jagdgebieten,
Flugwegen, möglichen Quartieren, Paarungsquartieren und Paarungsterritorien und gegebenen-
falls der Ermittlung von Individuenzahlen der Fledermäuse (LIMPENS & ROSCHEN 2002). Der
entscheidende Vorteil der Detektormethode liegt darin, dass die Tiere in keiner Weise
beeinträchtigt werden.
Tabelle 1: Begehungstermine und Witterung

 Datum       Zeitrahmen        Temperaturverlauf, Witterung
                               18°C (20.00) – 10°C (02.00) – 8°C (07.00), leichte Bewölkung, leichter Wind
 17.09.18    19.30 – 22.00
                               abends.
 23.05.19    21.15 – 23.30     Ca 15°C – 15°C, klar bis leichte Bewölkung, leichter Wind
             21.50 – 00.30     23°C – 20°C (00.30) – 16°C, weitgehend klar, leichter bis mäßiger Wind, teilweise
 30.06.19
             03.00 – 04.30     böig auffrischend, nachts leichter Wind
 19.07.19    21.30 – 00.00     Ca. 20°C - 17°C (00.00), teilweise bewölkt, leichter Wind
             21.10 – 23.30
 06.08.19                      Ca. 21°C – 19°C (23.30) – 15,5°C, überwiegend bewölkt, leichter Wind
             03.50 – 05.45

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Soweit möglich erfolgt die Artbestimmung zusätzlich zum Abhören der Rufe mittels Detektor
(Pettersson D 240x sowie parallel mitgeführter zweiter Detektor D 230 oder D 200, um das
gesamte Frequenzspektrum abzudecken) auch durch Sichtbeobachtungen des Flug- und Jagd-
verhaltens sowie weiterer artspezifischer Merkmale. In geeigneten Situationen werden Auf-
nahmen von zeitgedehnten Fledermausrufen digital aufgenommen und nachträglich mit Hilfe des
BatSound Analyse-Programms auf dem Rechner ausgewertet. Sie dienen der Absicherung
einzelner Artansprachen. Große und Kleine Bartfledermaus sowie Braunes und Graues Langohr
können auch mit Hilfe von Lautanalysen nicht akustisch voneinander differenziert werden
(SKIBA 2009).
Die Wahrscheinlichkeit der Erfassung und die Sicherheit der Artbestimmung mittels Fledermaus-
Detektor hängen von der Lautstärke und Charakteristik der Ortungsrufe der einzelnen Arten ab
(AHLEN 1990, LIMPENS & ROSCHEN 1995). Bei den Arten der Gattung Myotis sind genaue
Artbestimmungen oft schwierig oder sogar unmöglich, weil die Tiere sehr ähnliche Rufe haben
(SKIBA 2009) und wegen ihrer umherstreifenden Jagdweise in vielen Fällen nur kurz gehört
werden können, solche Kontakte werden als Myotis spec. verzeichnet.
Langohren (Gattung Plecotus) können aufgrund der geringen Lautstärke der Rufe mit dem
Fledermaus-Detektor nur aus unmittelbarer Nähe (wenige Meter) wahrgenommen werden
(LIMPENS & ROSCHEN 1995), so dass ihre Nachweise bei Detektoruntersuchungen in der Regel
unterrepräsentiert sind.
Am frühen Abend und vor Sonnenaufgang können auch Quartiere mit Hilfe von Fledermaus-
Detektoren gefunden werden. Vor dem Ausflug sind die Tiere oft in ihrer Höhle aktiv und stoßen
hörbare Soziallaute aus und bei Rückkehr ins Quartier schwärmen sie meistens einige Minuten
davor. Bei Feststellung solcher Aktivitäten kann auf ein Quartier geschlossen werden
(MITCHELL-JONES & MCLEISH 2004). Während der Laktationszeit im Sommer können Wochen-
stubenquartiere mit Jungtieren und im Spätsommer und Herbst auch Balzquartiere aufgrund der
besonderen Aktivitäten während der Nacht aufgefunden werden. Ausflugsbeobachtungen am
Abend können Hinweise auf die Lage von Quartieren geben.
Es wird darauf hingewiesen, dass aus methodischen Gründen generell die tatsächliche Anzahl der
Tiere, die ein bestimmtes Jagdgebiet oder eine Flugroute im Laufe des Untersuchungszeitraums
nutzten, nicht genau zu bestimmen ist. Eine Individualerkennung per Detektor ist nicht möglich
und so kann nicht immer festgestellt werden, ob eine Fledermaus mehrere Male an einem Ort
jagte, oder ob es sich dabei um mehrere Tiere handelte, es sei denn Sichtbeobachtungen konnten
bei der Detektorarbeit hinzugezogen werden.

2.3.3        Horchkisten
Als Ergänzung zur Detektorkartierung soll für jeweils eine Nacht an 2 Standorten eine
qualifizierte Horchkiste aufgestellt werden. Die Geräte zeichnen Fledermausaktivitäten während
der Laufzeit an einem Standort auf. Die erste Horchkiste wurde während der September-
kartierung im Plangebiet am östlichen Waldrand gestellt (vgl. Kartenblatt Nr. 3). Ende Juni 2019
wurden insgesamt drei Horchkisten während einer Nacht im Plangebiet auf der Ackerbrache, am
östlichen Waldrand sowie auf einer lichten Stelle innerhalb des östlich angrenzenden
Mischwaldes gestellt.
Es wurde der Batlogger A sowie der Batlogger M verwendet. Es handelt sich um qualifizierte
Horchkisten, deren Aufnahmen eine Artdiagnose mittels Lautanalyse erlauben. Die Artansprache
unterliegt denselben Einschränkungen wie die Detektormethode ohne Sichtbeobachtung.
Die Horchkistendaten wurden mithilfe der automatischen Analysesoftware SONOCHIRO (Hrsg.
Biotope, Frankreich) ausgewertet und Heuschreckenrufe aussortiert. Alle kritischen und seltenen
Arten wurden manuell nachbestimmt oder es wird lediglich die Gruppenzugehörigkeit angegeben
(z. B. Nyctaloid). Das Programm gibt bei gleichzeitigem Auftreten mehrerer Individuen oder

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Arten einer Gattung gegebenenfalls nur ein Individuum an, diese Unschärfe kann bei der hohen
Aktivitätszahl vernachlässigt werden. Außerdem werden manchmal leise oder kurze Rufe des
Großen Abendseglers übersehen. Da entfernte Kontakte des hoch fliegenden Abendseglers ohne
weitere Relevanz für das Vorhaben sind, ist auch dieser Fehler für die Bewertung nicht relevant.
Bei der Auswertung wird die Summe der Fledermausaktivitäten während der Laufzeit ermittelt.
Diese erlaubt Rückschlüsse auf die Gesamtaktivität von Fledermäusen an einem Standort, es
kann aber nicht die Zahl der Tiere abgeleitet werden.
Die Aktivitätsbewertung erfolgt in Anlehnung an die Klassifizierung von Horchkistenaufzeich-
nungen für Windkraftplanungen (LANU 2008) und ist Tabelle 2 zu entnehmen.
Tabelle 2: Klassifizierung der mittels Horchkisten festgestellten Aktivitäten
Abundanzklasse (Summe der aufgezeichne-          Aktivität nach LANU 2008       Im Gutachten verwendete Einteilung
ten Ereignisse in einer Untersuchungsnacht                                      und Bezeichnung
0                                                keine
1-2                                              sehr gering                    G (gering)
3-10                                             gering
11-30                                            mittel                         M (mittel)
31-100                                           hoch                           H (hoch)
101-250                                          sehr hoch                      SH (sehr hoch)
>250                                             äußerst hoch                   ÄH (äußerst hoch)

2.3.4      Datenrecherche
Zusätzlich zur Fledermauserfassung wurde in Batmap, dem niedersächsischen Fledermaus-
erfassungssystem, nach relevanten Fledermausdaten aus der Umgebung recherchiert. Die
Ergebnisse finden sich bei den Artbeschreibungen.

2.4    Brutvögel
Die Erfassung der Brutvögel erfolgte durch eine Revierkartierung (SÜDBECK et al. 2005) zwischen
dem 25. März und 01. Juli 2019 in sieben Begehungen, davon zwei nachts. Dabei wurde das
Plangebiet durch langsames Ablaufen umrundet und alle revieranzeigenden Vogelarten notiert. Eine
punktgenaue Verortung erfolgte für alle Arten der Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens (KRÜGER
& NIPKOW 2015) einschließlich der Vorwarnliste, alle Arten nach Anhang I der EU-
Vogelschutzrichtlinie sowie weitere Arten, die spezielle Habitatansprüche aufweisen. Die häufigen
und ungefährdeten Arten wurden halbquantitativ erfasst um einen Bestand in Größenklassen angeben
zu können.
Die Begehungen erfolgten in den frühen Morgenstunden bzw. abends nach Sonnenuntergang an
folgenden Tagen:
    − 25. März 2019 (nachts)
    − 26. März 2019
    − 23. April 2019
    − 16. Mai 2019
    − 11. Juni 2019
    − 14. Juni 2019 (nachts)
    − 01. Juli 2019
Die Bewertung von Teilräumen erfolgt nach dem Vorkommen gefährdeter bzw- störungsanfälliger
Arten sowie dem Vorhandensein spezieller Habitatbedingungen.

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2.5     Amphibien
Es erfolgten zwei abendliche Begehungen bei milder und regnerischer Witterung zur Hauptwanderzeit
im März (10. und 17.03.2019) sowie eine weitere Kontrolle auf rufende Kreuzkröten Ende April
(29.04.2019).
Bei den Kontrollen wurden die Wege rund um das Untersuchungsgebiet sowie zusätzlich die
Ackerränder langsam abgegangen und mit starker Taschenlampe abgeleuchtet. auf diese Weise
konnten wandernde Tiere festgestellt werden.
Die Kontrolle auf Kreuzkröte im April erfolgte dagegen überwiegend akustisch.

2.6     Reptilien
Die Kontrollen zum Nachweis auf Reptilien erfolgten am 07. September 2018 sowie am 11. Juni 2019
jeweils bei sonnigem Wetter in den Vormittagsstunden.
Ziel war es sich sonnende Eidechsen oder Blindschleichen an Wegrändern, Säumen und Böschungen
festzustellen. Dazu wurde das gesamte Gebiet begangen und entsprechende Geländestrukturen
intensiv abgesucht.

3            Bestandserhebung
3.1         Biotoptypen/gefährdete Pflanzenarten
Die Ergebnisse der Biotoptypenkartierung werden auf Kartenblatt Nr. 1 dargestellt und
nachfolgend beschrieben. Gefährdete oder gesetzlich geschützte Pflanzenarten wurden im
gesamten Untersuchungsgebiet nicht festgestellt.
Wälder
Bodensaurer Buchenwald lehmiger Böden des Tieflands (WLM3)
Hochwald aus starkem Baumholz im Osten des Gebietes aus Buchen und Eichen. Der Bestand
weist insbesondere am Westrand entlang des Weges alte höhlenreiche Eichen auf.
Pionierwälder (WP) aus Birken- und Zitterpappeln (WPB), Ahorn- und Eschen (WPE), Kiefern
(WPN) oder Robinien (WPS)
Das Untersuchungsgebiet ist geprägt von verschiedenartigen Pionierwäldern, die sich am Rande
der ehemaligen Sand- und Kiesabgrabung am Oldenstädter See entwickelt haben.
Im Westen dominieren Sonstige Pionierwälder (WPS), die stark durch Robinien, aber auch Kie-
fern, Lärchen und Eichen geprägt werden. Diese weisen schwaches bis mittleres Baumholz auf.
Nördlich des Seerundweges erstreckt sich ein Bestand aus noch sehr jungen Kiefern (WPN), der
nach Norden zunehmend Robinien umfasst (WPS). Zwischen dem Weg und dem bewaldeten
östlichen Ende des zu bebauenden Flurstücks befindet sich ein junger Birkenbestand (WPB).
Laubholzforst aus heimischen Arten (WXH)
Der bewaldete östliche Bereich des Flurstücks setzt sich aus einem sehr heterogenen
Gehölzbestand zusammen. Hier wurde auf einem alten Privatgrundstücke die verschiedensten
heimischen und nichtheimischen Gehölze gepflanzt. zusätzlich haben sich Pioniergehölze
entwickelt. Der Bestand ist geprägt durch Hainbuche, Kiefer und Fichte mit zusätzlich
erheblichen Anteilen von Birke, Eiche, Rot-Buche und Spitz-Ahorn. Dazu kommen noch
vereinzelt Rot-Eiche, Lärche, Winter-Linde und Feld-Ahorn. Erheblicher Windbruch ist zu
verzeichnen. An Sträuchern sind insbesondere Eibe, Hasel, Späte Traubenkirsche und Goldregen
vorhanden. Der Unterwuchs wird flächig aus Brennnessel, Großem Springkraut und Goldnessel
eingenommen.
Kiefernforst (WZK), Fichtenforst (WZF)
Ein sehr kleiner Bereich des östlichen Waldbereichs besteht überwiegend aus Kiefern und
Lärchen und wurde als Kiefernforst erfasst.

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Gebüsche und Gehölzbestände
Ginstergebüsch (BSG)
Kleinflächig wird die Ruderalflur zwischen Ackerfläche und Rundweg um den See von
Ginstergebüsch aus Besenginster geprägt.
Strauchhecke (HFS), Strauch-Baumhecke (HFM) und Feldhecke mit standortfremden Gehölzen
(HFX)
Der Heckenstreifen, der als nördlichen Abschluss die Begrenzung des bestehenden Wohnbau-
gebietes bildet, wird abschnittsweise, je nach Ausprägung diesen drei Heckentypen zugeordnet.
Im Osten befindet sich die Strauchhecke, nach Westen schließt sich die Strauch-Baumhecke an,
die ganz im Westen durch eine Hecke mit standortfremden Gehölzen abgelöst wird.
Die Heckenstruktur ganz im Westen ist mit standortfremden Robinien durchsetzt wird als
Strauch-Baumhecke mit untergeordneten Anteilen standortfremder Gehölze eingestuft.
Einzelbaum/Baumgruppe (HBE)
Vereinzelt befinden sich Einzelbäume im Gebiet. Zu erwähnen ist ein Apfelbaum im Westen der
Zufahrt sowie eine Baumreihe aus einer Alteiche, drei neu gepflanzten Jungeichen und einer
doppelstämmigen Birke im Südosten der Ackerfläche, die zwischen Weg und Ackerfläche auf
dem Wegerandstreifen stehen.
Allee/Baumreihe (HBA)
Eine Baumreihe aus Hybrid-Pappeln (Populus x canadensis) bildet den östlichen Abschluss der
Ackerfläche als Übergang zum bewaldeten Bereich. Die Pappeln weisen starkes Baumholz auf.
Trockene bis feuchte Stauden- und Ruderalfluren
Halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer (UHM) und trockener Standorte (UHT)
Die offenen Bereiche rund um die Ackerfläche, entlang der Wege und Trampelpfade bestehen
aus ungenutzten und ungepflegten Gras- und Staudenfluren, die durch Ruderalisierungszeiger
dominiert werden. Neben Land-Reitgras kommen insbesondere Rainfarn und Johanniskraut vor.
Teilweise sind die Bestände durch aufkommenden Ginster sowie einzelne Birken und Kiefern
verbuscht.
Nördlich des Seerundwegs besteht ein eher lückiger und niedriger Bestand, der zu einem Typ
trockener Standorte vermittelt.
Acker- und Gartenbaubiotope
Sandacker (AS)
Dabei handelt es sich um die für die Bebauung vorgesehene Ackerfläche, die zum Kartierzeit-
punkt bereits abgeerntet war.

3.2          Fledermäuse
Im Untersuchungsgebiet einschließlich stichprobenhaft aufgesuchtem Seeufer wurden während
der Untersuchung mittels Detektorbegehungen und Horchkisten insgesamt mindestens 9
Fledermausarten bzw. Artengruppen (Langohren sind akustisch nicht auf Artniveau
differenzierbar) nachgewiesen sowie außerdem die Bartfledermaus vermutet (cf.). Große und
Kleine Bartfledermaus sind ebenfalls akustisch nicht auf Artniveau differenzierbar. Bei den
unbestimmten Myotis-Kontakten handelt es sich vermutlich oft um die Wasserfledermaus,
außerdem zumindest teilweise auch um die Bartfledermaus. Das Vorkommen der
Bechsteinfledermaus ist nicht auszuschließen, von der es einen Nachweis südlich von Uelzen
gibt (www.batmap.de, Stand 08.09.2019). Weitere Arten könnten zumindest sporadisch
auftreten, etwa die Mückenfledermaus.
Tabelle 3 listet die nachgewiesenen Arten einschließlich ihres Gefährdungsgrades.

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Bezüglich des Gefährdungsgrades ist zu berücksichtigen, dass die Rote Liste der in
Niedersachsen und Bremen gefährdeten Säugetiere (HECKENROTH 1993) veraltet ist. Daher wird
zusätzlich die Einschätzung, die das NLWKN in seinen „Vollzugshinweisen zum Schutz von
Säugetierarten in Niedersachsen“ (Stand Entwurf 2009 und 2010) unternommen hat, angegeben.
Dieser Entwurf befindet sich aktuell in Überarbeitung.
Tabelle 3: Nachgewiesene Fledermausarten, ihre Gefährdung und Schutzstatus

Deutscher Name                        Wissenschaftlicher Name            RL Nds        GG            RL D           SG            FFH
                                                                                     NLWKN
Zwergfledermaus                       Pipistrellus pipistrellus            3              *               *          §§            IV
Rauhhautfledermaus                    Pipistrellus nathusii                2         2 k.n.A.             *          §§            IV
Breitflügelfledermaus                 Eptesicus serotinus                  2         2 k.n.A.            G           §§            IV
Großer Abendsegler                    Nyctalus noctula                     2         2 k.n.A.            V           §§            IV
Kleinabendsegler                      Nyctalus leisleri                    1          Eher D             D           §§            IV
Wasserfledermaus                      Myotis daubentonii                   3        Vermutl.*             *          §§            IV
cf. Gr./Kl. Bartfledermaus*           Myotis cf. brandtii / mys-          2/2       2 / 2 k.n.A.     2/2           §§ / §§    IV / IV
                                      tacinus*
Fransenfledermaus                     Myotis nattereri                     2              3               *          §§            IV
Mopsfledermaus #                      Barbastella barbastellus #           1         1 k.n.A.            2           §§          II / IV
Braunes/Graues Langohr*               Plecotus auritus/austriacus*        2/2       3 / 2 k.n.A.     V/V           §§/§§         IV /IV
Legende:
RL Nds = Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Säugetiere, Stand 1991 (HECKENROTH 1993)
GG NLWKN = aktuelle fachliche Einschätzung des Gefährdungsgrades in Niedersachsen durch NLWKN (Stand Juni 2009
und Entwurf 2010). In: Vollzugshinweise zum Schutz von Säugetierarten in Niedersachsen. (K.n.a. = keine neuen Angaben)
RL D = Rote Liste der Säugetiere Deutschlands (MEINIG et al. 2009)
§§       = streng geschützt nach BNatSchG
FFH      = Arten aus Anhang II bzw. IV der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
Gefährdungskategorien:
1 = Vom Aussterben bedroht, 2 = Stark gefährdet, 3 = Gefährdet, G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes, R = extrem
selten, V = Vorwarnliste, D = Daten unzureichend, * ungefährdet. K.A. Keine Angabe.
* die Schwestern-Arten sind mit dem Detektor nicht voneinander zu unterscheiden, # Nachweis über Horchkiste

Einen Überblick über die Nachweishäufigkeit der einzelnen Arten bei der ersten
Detektorbegehung gibt Tabelle 4.
Tabelle 4: Fledermausnachweise je Begehung

 Datum      Ab      Kl    Ny     Br                Zw              Ra     My Ba Wa             Fr    La       sp             ∑
17.09.18     4     2?      1      -          17 (+4S) + 1 S          5    2     -   3+2?       -     -        -              37
23.05.19     1      -      1      1             39 (+2S)             5    3     -   2+1?       -     1        -              54
30.06.19     6    1+3?     -      2                 43               3    2     -    2?        -     -        -              62
19.07.19     -     2?      -     14             51 + 1B?          4 (+1S) 8          3?       1 S?   -        -              84
06.08.19     2    1+2?     -      2      55 + 1S (+4S + 2B, Q) 3 (+2S) 15 1? 2+1? 1+1? 1                      2              90
 Gesamt      13    11      2     19                208              20    30    1    16        3     2        2              327
 Legende:
 Zahlen: Fledermaus-Nachweise durch Ultraschall ggf. kombiniert mit Sichtbeobachtung der jeweiligen Fledermausart
 während der Kartierung
 Ab (Großer Abendsegler), Kl (Kleinabendsegler), Ny (Nyctalus spec.), Br (Breitflügelfledermaus), Zw (Zwergfledermaus),
 Ra (Rauhautfledermaus), My (Myotis-Art, nicht weiter differenziert), Ba (Gr./Kl. Bartfledermaus), Wa (Wasserfleder-
 maus?), Fr (Fransenfledermaus), La (Braunes/Graues Langohr)
 ?:        Art in der Situation nicht eindeutig anzusprechen (cf.)
 S:        Soziallaute (entspricht bei der Zwerg- und Rauhautfledermaus teilweise Balzrufen)
 B:        Bogenrufe der Zwergfledermaus
 Q:        Quartiernachweis

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Hansestadt Uelzen: Bebauungsplan "Vor der Deine"
Fachbeitrag Artenschutz mit Erfassung der Biotoptypen und faunistischen Erfassungen, Stand: 11.09.2019

Die Ergebnisse der Fledermauserfassung ist Kartenblatt Nr. 3 zu entnehmen.
Eine Einzeldarstellung der Ergebnisse der Horchkistenerfassungen vom 17.09.2018 und
30.06.2019 erfolgt nicht. Diese sind den nachfolgenden Beschreibungen der Artnachweise zu
entnahmen und flossen in die Bewertung der Fledermaus-Funktionsräume ein.
Zwergfledermaus
Die Zwergfledermaus ist eine ausgesprochene „Spaltenfledermaus“, die besonders kleine Ritzen
und Spalten in und an Häusern bezieht. So finden sich Quartiere der Art z. B. unter
Flachdächern, in Rollladenkästen, hinter Hausverkleidungen und in Zwischendecken. Die
Zwergfledermaus jagt in Gärten, Parkanlagen, offener Landschaft und im Wald. Nach
Untersuchungen und Literaturauswertung von SIMON et al. (2004) liegen Jagdgebiete der
Zwergfledermaus maximal 2 km von den Quartieren entfernt.
Im Untersuchungsgebiet ist die Zwergfledermaus die mit Detektor und Horchkiste am häufigsten
nachgewiesene Art. In der Siedlung wird eine Wochenstubenkolonie erwartet. Zwischen Ende
Juni und August wurden im Untersuchungsgebiet Bogenrufe verhört. PFALZER (2002) hat diesen
Ruftyp vor allem an Wochenstubenquartieren verhört, Rufe fliegender Individuen wurden von
ihm jeweils ab Ende Juni/Anfang Juli bis Mitte August registriert, was dem Zeitraum zwischen
den ersten Ausflügen der Jungtiere und der Auflösung der Wochenstuben entspricht. Ein
Gebäudequartier mit unbekanntem Status wurde während der Kartierung am Siedlungsrand
durch den Einflug einer Zwergfledermaus verortet. Vorher schwärmten mehrere Tiere davor.
Die Zwergfledermäuse jagen sowohl entlang der Gehölzstrukturen als auch intensiv am Seeufer.
Es war an mehreren Orten Sozialrufe (Triller) zu hören. Der charakteristische Ruftyp, der aus 2-5
(meist 4) aneinander gereihten Einzelpulsen besteht (PFALZER 2002), wird von territorialen
Zwergfledermaus-Männchen in der Paarungszeit in regelmäßigen Rufserien im Singflug durch
ihr Revier abgegeben, um Weibchen in ihr Paarungsquartier zu locken. Es wurden drei
Balzterritorien während der Untersuchung lokalisiert, weitere sind möglich.
Rauhautfledermaus
Die Rauhautfledermaus gehört ebenso wie ihre Schwesternart Zwergfledermaus zu den kleinen
einheimischen Fledermäusen. Im Gegensatz zu dieser typischen Dorffledermaus besiedelt die
Rauhautfledermaus jedoch fast ausschließlich Waldbestände, wobei sie die Nähe von Gewässern
bevorzugt (MESCHEDE & HELLER 2000). Jagende Tiere können vor allem zur Zugzeit auch in
Siedlungen angetroffen werden (DIETZ et al. 2007). Jagdgebiete und Quartiere liegen häufig bis
zu 6,5 km auseinander (MESCHEDE & RUDOLPH 2004). Wochenstubenquartiere befinden sich in
Deutschland vor allem im Nordosten. Als saisonale Weitstreckenwanderer ziehen die Tiere im
Herbst vorherrschend nach Südwesten, meistens entlang von Küstenlinien und Flusstälern. Als
Quartiere werden in erster Linie Rindenspalten und Baumhöhlen bzw. Fledermaus- und Vogel-
kästen genutzt. Wochenstubenquartiernachweise gibt es auch von holzverkleideten Gebäuden.
Als Paarungsquartiere werden exponierte Stellen wie Alleebäume und einzeln stehende Häuser
bevorzugt (DIETZ et al. 2007).
Die Rauhhautfledermaus ist sowohl im Sommer als auch im Herbst präsent. Die Art wurde am
Siedlungsrand, im Wald und am Waldrand sowie intensiv jagend am Seeufer festgestellt. Das
relativ hohe Aufkommen dieser Art im September (vgl. Horchkiste am Waldrand) wird auf den
Fledermauszug dieser weit wandernden Art zurückgeführt. In der Siedlung am Waldrand wurde
ein balzendes Tier im Flug beobachtet.
Breitflügelfledermaus
Ihre Sommerquartiere bezieht die Breitflügelfledermaus fast ausschließlich in und an Gebäuden.
Sie gilt als Spalten bewohnende Fledermaus, die enge Hohlräume als Quartier schwerpunkt-
mäßig im Dachbereich nutzt, aber z.B. auch hinter Verkleidungen und Fensterläden gefunden
wird (SIMON et al. 2004). Die Art lebt in Siedlungsnähe und strukturreichen Landschaften. Breit-

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flügelfledermäuse jagen in der durch Gehölze stark gegliederten Landschaft mit Heckenstruk-
turen oder Alleen, über Rinderweiden und Wiesenflächen, an Waldrändern, aber auch in baum-
bestandenen (Alt)-Stadtgebieten und ländlichen Siedlungen unter anderem um Straßenlampen
(BRAUN & DIETERLEN 2003). Zwischen Quartier und Jagdrevier können Entfernungen von 6-8
km zurückgelegt werden (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998).
Im Sommer wurden gerichtete Flüge aus Richtung Ort zum See oder Wald beobachtet. Die
meisten Kontakte wurden während der Begehung Mitte Juli registriert. An dem Abend konnten
mehrere Transferflüge entlang des Siedlungsrandes zum östlich gelegenen Wald beobachtet
werden, auch von zwei Individuen gleichzeitig.
Großer Abendsegler
Der Große Abendsegler gilt als typische Waldfledermaus, da als Sommer- und Winterquartiere
vor allem Höhlenbäume in Wäldern und Parkanlagen genutzt werden. Winterquartiere finden
sich u. a. in dickwandigen Baumhöhlen sowie in Spalten an Gebäuden und Brücken. Als
Jagdgebiete bevorzugt die Art offene, insektenreiche Lebensräume, die einen hindernisfreien
Flug ermöglichen. Der Flug ist sehr schnell und findet überwiegend in Höhen zwischen 10 und
50 Metern statt (DIETZ et al. 2007). Die Jagdlebensräume befinden sich in einer Entfernung von 2
bis 10 km vom Quartier.
Die Art kommt in ganz Deutschland vor, jedoch aufgrund der Zugaktivität saisonal in
unterschiedlicher Dichte. Die hauptsächlichen Lebensräume liegen während der Wochenstuben-
zeit im nordöstlichen und östlichen Mitteleuropa, während sich die Paarungs- und Überwinte-
rungsgebiete im westlichen und südwestlichen Mitteleuropa befinden. Nach einer Zusammen-
stellung von bekannten Daten durch WEID (2002) befinden sich in Deutschland die Wochen-
stubenkolonien vorwiegend in Norddeutschland (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpom-
mern und Brandenburg), weitere in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Im übrigen Deutschland sind
Wochenstuben sehr selten.
Der Große Abendsegler kommt sowohl im Sommer als auch im Herbst während der Migration
im Gebiet vor. Während die Tiere das Plangebiet eher in größerer Höhe queren, dient der See
vermutlich als ein Hauptjagdhabitat für den Großen Abendsegler. Ein weiteres nahe gelegenes
Jagdhabitat dürfte der Elbe-Seitenkanal für die weiträumig agierenden Tiere darstellen.
Quartieraktivitäten wurden während der Untersuchung nicht beobachtet und die ersten Kontakte
waren jeweils relativ spät für die früh ausfliegende Art.
Kleinabendsegler
Der Kleinabendsegler wird wie der Große Abendsegler als saisonal fern wandernde Art
angesehen (MESCHEDE & HELLER 2000). Die Art ist in ganz Europa bis etwa 57° N verbreitet,
wobei große Unterschiede in der Nachweisdichte generelle Aussagen erschweren (DIETZ et al.
2007). Allgemein gilt der Kleinabendsegler als Waldart, deren Sommerquartiere sich in
Baumhöhlen und -spalten aber auch in Nistkästen befinden. Als Winterquartiere wurden
Gebäude, Nistkästen und Baumhöhlen bekannt (MESCHEDE & HELLER 2000). Als Jagdgebiete
werden Wälder und deren Randstrukturen bevorzugt (DIETZ et al. 2007).
Der Kleinabendsegler wurde mehrfach im Detektor und auf den Horchkisten registriert bzw.
teilweise vermutet. Kurze Rufsequenzen lassen in der Regel keine sichere Artansprache zu (cf.).
Nach SKIBA (2009) ist bei Detektornachweisen eine Unterscheidung des Kleinabendseglers zum
Großen Abendsegler nach den Suchrufen nur schwer möglich, wenn dieser ausschließlich um 23-
25 kHz ruft. Der Kleinabendsegler wurde sowohl im Sommer als auch im Herbst festgestellt.
Sein Vorkommen im Landkreis Uelzen ist bekannt (Quelle: www.batmap.de, Stand 08.09.2019).
Wasserfledermaus
Die Wasserfledermaus bevorzugt wasserreiche Landschaften; gelegentlich ist sie auch weitab
davon in Wäldern oder Ortschaften anzutreffen. Die Wochenstuben befinden sich in Baum-
höhlen, Nistkästen oder in Gebäudespalten. Von dort fliegen die Tiere zu ihren bis zu 8 km weit
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entfernten Jagdgebieten entlang von ausgeprägten Flugstraßen (vgl. MESCHEDE & HELLER 2000).
Die Wasserfledermaus ist auf Gewässer als Jagdgebiete angewiesen, die eine reiche Insekten-
fauna und Bereiche ohne Wellenschlag haben. Die Überwinterung erfolgt ausschließlich in
unterirdischen Quartieren.
Die Wasserfledermaus wurde jagend über der Wasseroberfläche des Sees beobachtet auch mit
mehreren Individuen gleichzeitig. Der Oldenstädter See dient als ein Hauptjagdhabitat für diese
Art. Im Transferflug wurde die Wasserfledermaus mehrfach entlang der Strukturen im
Plangebiet, zwischen See und Plangebiet sowie im östlichen Untersuchungsgebiet auf dem
Waldweg vermutet und auch von den Horchkisten erfasst (als cf. ohne Sichtung der Tiere). Es
wird erwartet, dass nicht näher bestimmbare Myotis-Rufe zumindest teilweise auf die
Wasserfledermaus zurückzuführen sind und es werden Quartiere im nahen Umfeld erwartet.
Große / Kleine Bartfledermaus
Mit dem Detektor sind Große und Kleine Bartfledermaus auch per Lautanalyse nicht
differenzierbar. Die Lebensraumansprüche der beiden Bartfledermausarten ähneln sich
wahrscheinlich sehr stark. Sie jagen sowohl in Wäldern als auch in der offenen Landschaft
entlang von Vegetationsstrukturen (vgl. MESCHEDE & HELLER 2000). Während die Kleine
Bartfledermaus eher die Nähe von Fließgewässern sucht, sind Große Bartfledermäuse eher an
stehende Gewässer gebunden (vgl. TAAKE 1984). Die Große Bartfledermaus nutzt
Baumquartiere, Fledermauskästen und Gebäudequartiere. Als Sommerquartiere der Kleinen
Bartfledermaus werden Spalten an Gebäuden genannt aber auch andere Spalträume wie hinter
loser Baumrinde. Nur selten werden Quartiere in Bäumen bekannt (vgl. DIETZ et al. 2007).
Die Bartfledermaus wurde während der Detektorbegehung Anfang August im Transferflug am
südlichen Siedlungsrand bzw. östlichen Waldrand beobachtet, wobei die Ansprache in der
Situation mit einer Restunsicherheit behaftet ist (cf.). Die Bartfledermaus könnte einen Anteil an
den unbestimmten Myotis-Kontakten haben: die Rufe von Bart- und Wasserfledermaus sind im
Transferflug oft nicht eindeutig zu differenzieren.
Fransenfledermaus
Die Fransenfledermaus ist eine Art mit sehr variabler Lebensraumnutzung in Mittel- und
Nordeuropa, die vorwiegend in Wäldern und locker mit Bäumen bestandenen Flächen wie Parks
und Obstwiesen und entlang von Gewässern vorkommt, wobei nahezu alle Waldtypen besiedelt
werden (vgl. DIETZ et al 2007). Wochenstubengesellschaften werden in Baumhöhlen, in
Nistkästen aber auch in Hohlräumen von Gebäuden gefunden. Die Wochenstubenquartiere
werden sehr häufig im Verlaufe eines Sommers gewechselt.
Die Fransenfledermaus wurde während der Untersuchung Anfang August im östlichen Wald
beobachtet. Im Juli wurden dort Sozialrufe registriert, die von der Fransenfledermaus stammen
könnten. Es ist anzunehmen, dass die baumbewohnende Fransenfledermaus Quartiere im
angrenzenden Waldgebiet bezieht. Im Wald kann die leise rufende Art auch überhört werden
etwa wenn sie sich im Kronenbereich aufhält.
Braunes / Graues Langohr
Braunes und Graues Langohr sind mithilfe der Lautanalyse ihrer Ortungs- und Sozialrufe nicht
sicher voneinander unterscheidbar. Das Graue Langohr erreicht bei etwa 53° N seine nördliche
Verbreitungsgrenze (außerhalb seiner geschlossenen Verbreitung gibt es nördlich davon Nach-
weise des Grauen Langohrs aus Schweden). Während das Braune Langohr in Niedersachsen
flächendeckend verbreitet ist, liegen die Vorkommen des Grauen Langohrs vor allem im
südlichen und östlichen Niedersachsen. Im Landkreis Uelzen kommen beide Arten vor, wobei
das Braune Langohr hier die weitaus häufigere der beiden Arten sein dürfte.
Das Braune Langohr gehört zur Gruppe der Waldfledermäuse und ist vorwiegend in unterholz-
reichen lichten Laub- und Nadelwäldern zu finden. Als Jagdgebiete dienen außerdem struktur-

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reiche Gärten, Friedhöfe, Streuobstwiesen und Parkanlagen im dörflichen und städtischen
Umfeld, wobei die nächtlichen Aktionsradien meist nur wenige hundert Meter betragen
(MESCHEDE & RUDOLPH 2004). Als Quartierstandorte werden vorrangig Baumhöhlen, aber auch
Nistkästen und waldnahe Gebäude genutzt. Die Nahrung wird von den geschickt manövrierenden
Fliegern von der Oberfläche der Vegetation abgesucht oder aus der Luft gefangen. Ihr
Winterquartier bezieht die Art in unterirdischen Bunkern, Kellern oder Stollen.
Das Graue Langohr ist nach DIETZ al (2007) in Mitteleuropa eine typische Dorffledermaus. Die
Jagdgebiete liegen entsprechend in warmen Tallagen und in menschlichen Siedlungen, Gärten
und extensiv bewirtschaftetem Agrarland. Die im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes
bekannten Sommerquartiere liegen in Gebäuden. Die Raumnutzung ist ähnlich kleinräumig wie
die des Braunen Langohrs, Jagdgebiete sind allerdings bis in 5,5 km Entfernung vom Quartier
nachweisbar. Auch Quartiere können in Entfernungen von bis zu 4 km gewechselt werden.
Im Flug sind Langohren nur ausgesprochen selten nachzuweisen, da sie sehr leise rufen und eine
Erfassung mit dem Fledermaus-Detektor nur bei geringer Entfernung zum Tier gelingt. Unter
Berücksichtigung dieser Tatsache haben die Horchkisten relativ viele Langohrkontakte
registriert. Mit dem Detektor wurde ein Langohr zweimal jeweils am südlichen Siedlungsrand
nachgewiesen. Es wird eine Wochenstubengesellschaft des Langohrs im Umfeld der Planfläche
vermutet. Quartiere dieser häufig quartierwechselnden Art könnten sich im Wald und in der
waldnahen Siedlung befinden.
Mopsfledermaus
Der Lebensraum der Mopsfledermaus ist weitgehend auf Wälder aller Art beschränkt, sie kommt
aber auch in waldnahen Gärten und Heckengebieten vor (DIETZ et al 2007). Sommerquartiere
werden in Wäldern hinter abstehender Rinde, in Stammanrissen und Fledermauskästen bezogen,
an Gebäuden werden Quartiere hinter Fensterläden und Holzverkleidungen aufgesucht. Die
Mopsfledermaus ist in Niedersachsen sehr selten, Vorkommen sind vor allem aus dem östlichen
Niedersachsen sowie aus dem Raum Osnabrück und Emsland bekannt. Eine Wochenstuben-
kolonie wurde im Nationalpark Harz an der Grenze zu Sachsen-Anhalt untersucht (VIEHL 2018).
In der Verbreitungskarte von Batmap (www.batmap.de, Stand 08.09.2019) gibt es einzelne
Einträge dieser Art für den Landkreis Uelzen. Mehrere Nachweise bestehen aus den Landkreisen
Gifhorn und Lüchow-Dannenberg.
Die Mopsfledermaus wurde mit zwei Kontakten während der Nacht von der Horchkiste im
September erfasst.
Zusammenfassung
Während der Untersuchung wurden mindestens 9 Arten bzw. Artengruppen (Langohr) erfasst
und das Vorkommen mindestens einer weiteren Art vermutet. Das Untersuchungsgebiet ist
gekennzeichnet durch eine hohe bis sehr hohe Fledermausaktivität. Es liegt zwischen
potenziellen Quartierstandorten gebäudebewohnender Arten (Siedlung) sowie baumbewohnender
Arten (östliches Waldgebiet) und dem Oldenstädter See, der genau wie der Wald ein ergiebiges
Jagdhabitat für beide Artengruppen darstellt.
Die Zwergfledermaus war die am häufigsten nachgewiesene Art. Quartiere einer Wochenstuben-
gesellschaft werden im Nahbereich zum Plangebiet in der südlich angrenzenden Siedlung
erwartet. Im Herbst wurden mehrere Balzterritorien identifiziert. Die ebenfalls Gebäude
bewohnende Breitflügelfledermaus ist insbesondere im Sommer präsent, auch hier werden
Quartiere im Ort vermutet.
Für baumbewohnende Arten bietet der östlich angrenzende Wald ein Quartierpotenzial. Die
Wasserfledermaus jagt über dem Oldenstädter See und wurde mehrfach im Transferflug entlang
der Strukturen im Plangebiet registriert. Die Fransenfledermaus wurde im östlichen Altbuchen-
bestand beobachtet. Ein Vorkommen der Bartfledermaus ist wahrscheinlich, wenngleich weniger

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häufig als das von der Wasserfledermaus. Bartfledermäuse können auch Gebäudequartiere in
Waldnähe aufsuchen. Gelegentlich besetzt auch die Wasserfledermaus Gebäudequartiere.
Das relativ hohe Aufkommen der Rauhautfledermaus im September wird auf das Zuggeschehen
dieser weit ziehenden Art zurückgeführt und es wurde ein balzendes Tier im August beobachtet.
Die Rauhautfledermaus ist auch im Sommer regelmäßig präsent. Der Große Abendsegler jagt
großräumig über dem See, im Herbst ist sicher zeitweise mit einem höheren Aufkommen
während der Hauptmigrationsphasen zu rechnen. Der Kleinabendsegler wurde sowohl im
Sommer als auch Herbst nachgewiesen. Es gab keine Hinweise auf Quartieraktivitäten dieser
beiden Nyctalus-Arten.
Die akustisch schwer nachweisbaren Langohren wurden auffallend häufig von den Horchkisten
erfasst, so dass hier eine Wochenstubengesellschaft erwartet wird. Quartiere könnten sich im
Wald und in der Siedlung befinden und sind auch im Mischwaldbestand der Planfläche möglich.
Bemerkenswert ist die Erfassung der Mopsfledermaus, von der erst zwei Nachweise im
Landkreis Uelzen auf der Internetplattform Batmap veröffentlicht sind.
Die überplante Fläche (Ackerbrache) liegt zwischen Quartierarealen und Jagdhabitaten und wird
regelmäßig von verschiedenen Fledermausarten im Transferflug gequert. Jagdaktivitäten finden
sowohl an den Waldrändern als auch am Siedlungsrand statt. Quartiere der baumbewohnenden
Arten sind im östlich angrenzenden Waldbestand möglich.

3.3     Brutvögel
In Tab. 5 (folg. Seite) sowie auf Kartenblatt 4 wird das Artenspektrum der Brutvögel mit dem
jeweiligen Brutbestand dargestellt.
Es wurden 46 Vogelarten zur Brutzeit ermittelt, von denen mindestens 33 im Gebiet brüten;
weitere 5 Arten wurden nur einmalig mit revieranzeigendem Verhalten festgestellt und die
Vorkommen daher nicht als Brutrevier gewertet. Fünf Arten sind Nahrungsgäste oder wurden
niedrig überfliegend festgestellt und drei Arten wurden als rastende Durchzügler ermittelt.
Von den erfassten Arten des Untersuchungsraumes sind vier auf der Roten Liste der Brutvögel
Niedersachsens (KRÜGER & NIPKOW 2015) vermerkt: Rotmilan, Rauchschwalbe, Star und
Trauerschnäpper. Lediglich der Star ist Brutvogel im Gebiet.
Zusätzlich gehören sechs der festgestellten Arten (Waldkauz, Gartengrasmücke, Haussperling,
Feldsperling, Kernbeißer, Goldammer) der Vorwarnliste an.
An dämmerungs- und nachtaktiven Arten (z.B. Eulen, Rallen) konnte während der
Abenderfassungen der Brutnachweis eines Waldkauzes im östlichen Altholzbestand und
angrenzenden Bereichen erbracht werden. Zu den fünf Nahrungsgästen zur Brutzeit zählen mit
Rotmilan, Rabenkrähe und Kolkrabe Arten mit hohem Raumanspruch sowie mit Rauchschwalbe
und Misteldrossel Arten, die nur Nahrung suchend festgestellt wurden.
Als rastende Durchzügler wurden im März Trupps von Wacholderdrossel, Rotdrossel sowie
Berg- und Buchfink festgestellt. Der Buchfink tritt auch als Brutvogel auf.
Die Vogelarten der Uferbereiche und Wasserflächen des Oldenstädter Sees wurden nicht
berücksichtigt, da Auswirkungen durch das Vorhaben nicht zu erwarten sind.
Erläuterungen zu Tab. 5 (folg. Seite)
Rote Liste:               2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste
Schutz:                   § = besonders geschützt nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG
                          §§ = streng geschützt nach § 7 Abs. 2 Nr. 14 BNatSchG
Statusangaben:            BN = Brutnachweis, BV = Brutverdacht, BZ = Brutzeitfeststellung (BN+BV = Brutreviere)
Verantwortung (NI):       gering = Landesbestand unter 13,4% des Bundesbestands (Flächenanteil von NI an D),
                          mittel = Landesbestand 13,4 bis 30% des Bundesbestands,
                          sehr hoch = Landesbestand über 30% des Bundesbestands

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Tabelle 5: Im Gebiet festgestellte Vogelarten zur Brutzeit mit Status und Anzahl
                                                    Gefährdung                                             Unter-
                                                                    Schutz                  Verantwor-
 Nr. Art                                                                     EU-VSR                      suchungs-
                                                                  (BNatSchG)                tung NI/HB
                                                   RL Nds RL D                                             gebiet
  1   Rotmilan Milvus milvus                          2      V         §§          Anh. I     gering        NG
  2   Hohltaube Columba oenas                         *       *        §                      hoch           2
  3   Ringeltaube Columba palumbus                    *       *        §                    sehr hoch        3
  4   Türkentaube Streptopelia decaocto               *       *        §                      gering         1
  5   Waldkauz Strix aluco                            V       *        §§                     gering         1
  6   Grünspecht Picus viridis                        *       *        §§                     gering       1 BZ
  7   Schwarzspecht Dryocopus martius                 *       *        §§          Anh. I     gering       1 BZ
  8   Buntspecht Dendrocopos major                    *       *        §                      hoch           1
  9   Elster Pica pica                                *       *        §                      gering         2
 10 Eichelhäher Garrulus glandarius                   *       *        §                      hoch           1
 11 Rabenkrähe Corvus corone                          *       *        §                      gering        NG
 12 Kolkrabe Corvus corax                             *       *        §                      hoch          NG
 13 Blaumeise Parus caeruleus                         *       *        §                      hoch           4
 14 Kohlmeise Parus major                             *       *        §                      hoch           7
 15 Sumpfmeise Parus palustris                        *       *        §                      gering         1
 16 Weidenmeise Parus montanus                        *       *        §                      hoch           1
 17 Rauchschwalbe Hirundo rustica                     3       3        §                      hoch          NG
 18 Schwanzmeise Aegithalos caudatus                  *       *        §                       hoch          1
 19 Fitis Phylloscopus trochilus                      *       *        §                       hoch          2
 20 Zilpzalp Phylloscopus collybita                   *       *        §                       hoch          3
 21 Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla                *       *        §                       hoch          6
 22 Gartengrasmücke Sylvia borin                      V       *        §                      gering         2
 23 Klappergrasmücke Sylvia curruca                   *       *        §                      gering         1
 24 Dorngrasmücke Sylvia communis                     *       *        §                       hoch        1 BZ
 25 Wintergoldhähnchen Regulus regulus                *       *        §                      gering         1
 26 Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla            *       *        §                      gering         2
 27 Kleiber Sitta europaea                            *       *        §                      gering         3
 28 Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla            *       *        §                       hoch          1
 29 Zaunkönig Troglodytes troglodytes                 *       *        §                       hoch          2
 30 Star Sturnus vulgaris                             3       3        §                      gering         4
 31 Misteldrossel Turdus viscivorus                   *       *        §                      gering        NG
 32 Amsel Turdus merula                               *       *        §                       hoch          4
 33 Wacholderdrossel Turdus pilaris                   *       *        §                      gering        DZ
 34 Singdrossel Turdus philomelos                     *       *        §                       hoch          3
 35 Rotdrossel Turdus iliacus                                          §                                    DZ
 36 Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca                3       3        §                       hoch        1 BZ
 37 Rotkehlchen Erithacus rubecula                    *       *        §                       hoch          1
 38 Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros               *       *        §                      gering         1
 39 Heckenbraunelle Prunella modularis                *       *        §                       hoch          1
 40 Haussperling Passer domesticus                    V      V         §                       hoch          2
 41 Feldsperling Passer montanus                      V      V         §                      gering         2
 42 Buchfink Fringilla coelebs                        *       *        §                       hoch          2
 43 Bergfink Fringilla montifringilla                                  §                                    DZ
 44 Kernbeiß er Coccothraustes coccothraustes         V       *        §                      gering         2
 45 Grünfink Carduelis chloris                        *       *        §                      gering         2
 46 Goldammer Emberiza citrinella                     V      V         §                      gering       1 BZ
      Brutvögel                                                                                          33 (+5 BZ)
      Nahrungsgäste                                                                                          5
      Gastvögel                                                                                              3

Lamprecht & Wellmann GbR – Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner                                               13
Hansestadt Uelzen: Bebauungsplan "Vor der Deine"
Fachbeitrag Artenschutz mit Erfassung der Biotoptypen und faunistischen Erfassungen, Stand: 11.09.2019

Alle europäischen Vogelarten sind artenschutzrechtlich von Relevanz. Für die artenschutzrecht-
lich besonders relevanten Arten erfolgt nachfolgend eine genauere Beschreibung. Definiert ist
diese besondere artenschutzrechtliche Relevanz durch eines der folgenden Merkmale:
    • gefährdete Art nach der Roten Liste des Landes Niedersachsen bzw. der Bundesrepublik
       Deutschland sowie Art der Vorwarnliste
    • Anhang I-Art der EU-Vogelschutzrichtlinie
    • streng geschützte Art nach BArtSchV
    • besonders störanfällige Arten
    • Arten mit sehr hohem Raumanspruch oder speziellen Lebensraumansprüchen

Rotmilan
Am 16.05. Nachweis eines niedrig über dem östlichen Waldbestand fliegenden Rotmilans. Der
Oldenstädter See stellt ein attraktives Nahrungshabitat für diese Greifvogelart dar. Eine Brut ist
aus der näheren Umgebung nicht bekannt.
Als Nahrungshabitat dienen neben Feuchtgebieten vor allem Agrarlandschaften und dörfliche
Siedlungsbereiche. Die Brutstandorte befinden sich in Wäldern, oft in Waldrandnähe.
Waldkauz
Im Juni gelang abends der Nachweis von mindestens einem bettelnden Jungvogel, der noch
gefüttert wurde. Der alte Laubbaumbestand im Osten bildet einen geeigneten Lebensraum für
diese in Höhlen brütende häufigste Eulenart.
Waldkäuze jagen sowohl in lichten Waldbeständen als auch in vorgelagerten Randbereichen der
offenen Landschaft. Die Brutstandorte finden sich in Wäldern mit größeren Baumhöhlen oder
alten Gebäuden.
Rauchschwalbe
Jeweils bis zu 5 Rauchschwalben wurden am 23. April und 16. Mai über der Ackerbrache
festgestellt. Rauchschwalben brüten fast ausschließlich in offenen Stallgebäuden und daher in
ländlichen Siedlungsbereichen. Als Nahrungshabitate sind je nach Witterung windgeschützte
Offenlandbereiche und Wasserflächen von Bedeutung. Brutvorkommen im angrenzenden
Siedlungsbereich wurden nicht festgestellt.
Gartengrasmücke
Zwei Reviere der Gartengrasmücke wurden im Westen und Osten des Gebietes ermittelt. Die
Gartengrasmücke besiedelt dichte Gehölzbestände, von der Hecke bis zu Waldrändern und
unterholzreichen Laubwäldern. Sie ist ausschließlich auf Gehölzbestände angewiesen und meidet
offene Lebensräume.
Star
Insgesamt vier Reviere des Stars wurden festgestellt. Bei geeignetem Höhlenangebot
(Baumhöhlen, Nistkästen, Gebäude) und angrenzenden Nahrungsflächen (Acker, kurzgrasige
Wiesen, Rasen) brüten Stare auch in Kolonien.
Im Altbaumbestand im Osten brüteten mindestens zwei Paare in Baumhöhlen. Außerdem wurde
ein Revier südlich davon sowie im angrenzenden Siedlungsbereich festgestellt.
Neben dem Höhlenangebot ist in der Nähe ein geeignetes Nahrungshabitat mit kurzer Vegetation
oder vegetationslos von Bedeutung.
Die Brutbestände haben in den letzten Jahren deutlich abgenommen, so dass der Star inzwischen
als gefährdete Brutvogelart gilt.
Trauerschnäpper
Im Altbaumbestand im Nordosten wurde Ende Mai ein singender Trauerschnäpper festgestellt,
der später nicht mehr bestätigt werden konnte. Das Habitat ist für ein Brutrevier geeignet.

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