Hartmut Schröter - Nachrichtenredakteur - Radio-Köpfe - der ADDX

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Hartmut Schröter - Nachrichtenredakteur - Radio-Köpfe - der ADDX
Radio-Köpfe
                                                                                                   richtenredaktion eingesetzt, die den Haupt-
                                                                                                   teil zusammenstellte. Danach wechselte er
                                                                                                   in die Kulturredaktion und berichtete z.B.
                                                                                                   von den Ruhrfestspielen in Recklinghausen,
                                                                                                   eines der ältesten Theaterfestivals Europas,
                                                                                                   von den Oberhausener Kurzfilmtagen wie
                                                                                                   von den Tagen für neue Kammermusik in
                                                                                                   Witten. Schröter blieb bis März 1974 bei der
                                                                                                   „Westfälischen Rundschau“, die inzwi-
                                                                                                   schen vom WAZ-Konzern aufgekauft wur-
                                                                                                   de. Eines Tages Anfang 1974 fragte der
                                                                                                   Chefreporter der „Westfälischen Rund-
                                                                                                   schau“ beim Pils in der Kneipe, ob Schröter
                                                                                                   denn nicht wechseln und Rundfunk machen
                                                                                                   wolle: „Radio Luxemburg sucht Nachrich-
                                                                                                   tenleute. Rufen Sie mal den Elstner an!“ Oft
                                                                                                   hatte man Schröter zuvor schon gesagt, dass
                                                                                                   er mit seiner Stimme eigentlich zum Rund-
                                                                                                   funk gehöre. Elstner forderte ihn auf sofort
                                                                                                   zu kommen, gleich am Sonntag. Schröter
                                                                                                   fuhr nach Luxemburg. Man legte ihm bei
                                                                                                   der Sprechprobe Nachrichten vor, die er
                                                                                                   vorlesen sollte. Offenbar gefiel es Pro-
                                                                                                   grammdirektor Frank Elstner und Chefspre-
 Hartmut Schröter – Nachrichtenredakteur                                                           cher Jochen Pützenbacher. Denn sie fragten
                                                                                                   Schröter nach dem Verlesen der Probe-
               (Radio Luxemburg /RTL Plus/Pro 7)                                                   Nachrichtenmeldungen unisono: „Wann
                                                                                                   können Sie anfangen?“. Der Chefredakteur
    Multimedial ist heute die journalistische         Vom Print zum Radio                          der „Westfälischen Rundschau“ meinte
Ausbildung vielfach ausgerichtet: Hartmut                                                          noch zu Schröter, dass ein junger Mensch
Schröter (79) war gewissermaßen seiner              Als Schröter die Wartezeit bei der Jour-       sich so eine Chance im Leben nicht entge-
Zeit voraus: Er war zuerst bei der Zeitung,     nalistenschule München überbrücken woll-           hen lassen dürfe und ließ ihn daher ohne
dann beim Radio und schließlich beim            te, an der er später Gastdozent sein sollte, er-   Einhaltung von Kündigungsfristen gehen.
Fernsehen. Seine Aufgabe war es dabei im-       gab sich 1967 für ihn die Gelegenheit zu ei-       Schröter fing gemeinsam mit Rainer Holbe
mer, Neuigkeiten und Hintergründe an den        nem zweijährigen Volontariat (Journalis-           und Ludwig Hertel (alias Juppi Junek) am 1.
Leser, den Hörer und den Fernsehzuschau-        tenausbildung) bei der „Westfälischen              April 1974 bei Radio Luxemburg an: „Wir
er zu bringen. Sein politisches Interesse       Rundschau“ (WR), Lokalredaktion Iserlohn           waren die Aprilscherze von Radio Luxem-
rührte daher, dass er gewissermaßen im          (Schröter: „Gewissermaßen ein Heim-                burg“, merkt Schröter mit einem Augen-
Spannungsfeld von Ost und West aufwuchs:        spiel!“). „Damals musste ich nahezu jeden          zwinkern an. Er kam in die Nachrichtenre-
In Schlesien geboren, danach einerseits Le-     Tag arbeiten bis auf drei Wochen Urlaub im         daktion zusammen mit Ludwig Hertel, der
ben in der damaligen Ostzone, andererseits      Jahr“, erinnert sich Schröter und fügt hinzu:      für den Sport verantwortlich war, und er-
nur eine knappe Viertelstunde Fahrt mit der     „Es war eine verdammt gute Schule!“. Das           weiterte die Mannschaft um Jürgen Over-
S-Bahn bis zur ersten Station in Westberlin.    Verbreitungsgebiet der „Westfälischen              dieck und Olaf Steinbauer, die bereits 1972
In der Schule der Versuch, die Kinder im        Rundschau“ mit Sitz in Dortmund ging vom           von der „Abendzeitung“ (München) zu Ra-
Sinne der SED zu erziehen, zu Hause eine        Siegerland über das Sauerland, das östliche        dio Luxemburg gewechselt waren und die
total andere politische Erziehung, im Radio     Ruhrgebiet bis hinein ins Münsterland. Die         Nachrichtenredaktion aufbauten sowie
wurde RIAS gehört. Und das Bewusstsein,         damalige Auflage lag etwa bei 250.000              Hans Meiser. Damals hatte Radio Luxem-
sich nie verplappern zu dürfen. Als Schröter    Exemplaren. Die Zeitung, die sich als Ge-          burg noch das Image vom eher unpoliti-
elf Jahre alt war, floh seine Familie 1952      gengewicht zu den konservativen „Ruhr              schen Unterhaltungsdampfer: „Als ich zu
ins westfälische Sauerland. Er machte dort      Nachrichten“ verstand, gehörte zur Konzen-         Radio Luxemburg wechselte, fragten mich
Abitur und studierte an dem Auslands- und       tration GmbH, dem Pressekonzern der SPD.           noch WR- Kollegen, ob die dort überhaupt
Dolmetscherinstitut der Universität Mainz       Schröter, der Journalisten mit Parteibuch          Nachrichten machten“.
– Nebenstelle Germersheim (Rheinland-           kritisch sieht – vor allem, wenn sie über das
Pfalz) – Angewandte Sprachwissenschaften        Parteibuch Karriere machen wollen – stellt
mit Geschichte und Volkswirtschaft in den                                                            Nachrichten-Innovationen
                                                erleichtert fest: „Man musste kein Partei-
Sprachen Französisch und Italienisch.           mitglied sein. Im Arbeitsvertrag stand ledig-          bei Radio Luxemburg
Schon während des Studiums war der Sog          lich, dass man in seiner politischen Ausrich-
zum Journalismus stärker, so dass er sein       tung auf dem Boden des Godesberger Pro-               Schröter kam just zu der Zeit nach Lu-
Studium schließlich abbrach. Unser Mitar-       gramms (Anm: Grundsatzprogramm der                 xemburg, als der größte kommerzielle Sen-
beiter Hendrik Leuker durfte Hartmut            SPD aus dem Jahr 1959) zu stehen habe.“            der Europas gerade eine Nachrichtenoffen-
Schröter und seine Frau Marianne in seiner      Auf den Inhalt der Zeitung nahm die Kon-           sive startete. Aus dem Unterhaltungsdamp-
Wohnung in Bamberg empfangen und bat            zentration GmbH aber keinen unmittelbaren          fer Radio Luxemburg sollte zusätzlich auch
zum Gespräch.                                   Einfluss.                                          eine seriöse Informationsquelle werden.
                                                                                                   Programmdirektor Elstner läutete diesen
Bild oben: Hartmut Schröter beim Inter-           Schröters Volontariat wurde verkürzt.            neuen Abschnitt in der Geschichte des Sen-
view in Bamberg.                                Als Redakteur wurde er erst in der Nach-           ders wie folgt ein: „Wir wollen mehr Infor-

22                                                                                            Radio-Kurier – weltweit hören® 1/2021
Hartmut Schröter - Nachrichtenredakteur - Radio-Köpfe - der ADDX
Radio-Köpfe
mation bringen. Wir wollen, dass die Leute,           Nachrichtenmanuskripte wäh-
die die Nachrichten erstellen, diese auch auf         rend der Live-Sendung mit
der Antenne vortragen!“ Es ging ihm um                seinem Feuerzeug von unten
Authentizität, Nachrichtenredakteur und               an. Er wollte damit wohl die
Nachrichtensprecher waren nun eine Per-               Reaktionsfähigkeit des Nach-
son, damals eine Innovation im deutsch-               richtenredakteurs testen. Er
sprachigem Radio. Agenturtexte sollten                hat dann die Flamme wieder
nicht wörtlich übernommen werden, son-                ausgeblasen, so dass es nie-
dern vom diensthabenden Nachrichtenre-                mand sonst gemerkt hat.
dakteur verständlich umgeschrieben wer-
den. Die Texte der Deutschen Presse Agen-                Am 13. Juli 1979 über-
tur (dpa), die die Nachrichtenredaktion               raschten Kollegen um Björn
nutzte, klangen oft amtlich. „Wir haben die           Hergen Schimpf und Hans
berühmten 5 W (Wer, Wo, Was, Wieso,                   Meiser den nachrichtenlesen-
Warum?) im Lead-Satz der Agenturmel-                  den Hartmut Schröter. Meiser
dung (Anfang einer Nachricht, die die Kern-           nahm ihm auf einmal die Ma-
aussage knapp zusammenfasst) in einzelne              nuskripte weg und las weiter.
kürzere Sätze zerlegt, die Meldungen für              Schröter schaute verdutzt auf
den Hörer verständlich aufbereitet. Ein Le-           und sah wie Björn ständig ei-
ser kann immer nachlesen, wenn er auf den             nen kugelrunden Bauch form-
ersten Blick einen Text nicht verstanden              te und dabei Bewegungen
hat. Ein Hörer kann nicht zurückspulen.               machte. Er begriff schnell,
Versteht er nichts, ist er frustriert. Ist er frus-   welch´ freudiges Ereignis ihm
triert , schaltet er ab“, gibt Schröter zu be-        da verkündet werden sollte:
denken. Eine weitere Innovation und Ergän-            Die Geburt seines ersten Kin-
zung der stündlichen Nachrichten zur hal-             des, seiner Tochter! Schröter
ben Stunde Mitte der 1970er Jahre war der             begab sich dann sofort Rich-
„Flash“: Bei wichtigen Anlässen konnten               tung Luxemburger Kranken-
die Redakteure das laufende Programm je-              haus. Programmdirektor Elst-
derzeit unterbrechen, um eine kurze Eilmel-           ner fand die Aktion nur be-             Autogrammkarte von Hartmut Schröter, RTL (1986).
dung von ein, zwei Sätzen zu senden. „Man             dingt lustig: Was wäre gewe-
                                                      sen, wenn Hartmut vor lauter Aufregung ge-      einer von der „Firma“ ,der Stasi, sein. Fast
wollte mehr Aktualität ins Programm brin-
                                                      gen einen Baum gefahren wäre? Was er            ungläubiges Staunen, als Schröter ihm seine
gen. Aber: Es war eher gut gemeint als gut
                                                      nicht wusste: Schröter hatte mit seiner Frau    Visitenkarte überreicht. Ein anderes Mal,
gemacht. Wir haben übertrieben. Manchmal
                                                      ausgemacht, dass sie rechtzeitig vor der        im Jahr 1980, reist Schröter mit seiner Frau
wurde es echt albern, weil der Flash zu oft
                                                      Entbindung anrufen sollte, so dass Schröter     und der Tochter, die damals noch ein Baby
eingesetzt wurde – und das in einem Unter-
                                                      bei der Geburt seines ersten Kindes dabei       war, in die DDR ein. In den Einreisepapie-
haltungsprogramm. So macht man ein Sys-
                                                      sein konnte. Schröter fährt sinnierend fort:    ren steht klar und deutlich, wer sein Arbeit-
tem kaputt!“, ist Schröters Fazit.
                                                      „Es gab schon lustige Erlebnisse im Zusam-      geber ist. Schröter erzählt mit Schmunzeln,
                                                      menhang mit den Nachrichten, aber die Zu-       wie sich mit der Dame der Grenzorgane,
          Radio-Erlebnisse                            hörer durften es vielfach nicht mitbekom-       nach einem nur äußerst flüchtigen Blick in
                                                      men. Radio Luxemburg war schließlich            den Kofferraum und ins Handschuhfach ein
    Bisweilen erlebt man beim Radio heitere           auch ein Lebensgefühl, ein sehr lebenswer-      freundlicher Dialog entwickelte: ‘Was ma-
wie sentimentale Episoden. Und das pas-               tes.“                                           chen Sie denn bei Radio Luxemburg?’, frag-
sierte Schröter gleich zu Beginn. Kaum war                                                            te sie. Ich antwortete: ‚Nachrichten’. Sie im
er zum ersten Mal auf der Antenne gewesen,               Radio Luxemburg war auch jenseits des        weiteren Verlauf des lockeren Gesprächs:
leuchtete die Lampe des Studio-Telefons               Eisernen Vorhangs in der DDR äußerst be-        ‚Wir sind ja keine Engel, wir wissen genau,
auf. Reaktion vom Chef? Mitnichten. Eine              liebt. Es gab viel Fan-Post, auch wenn          was Radio Luxemburg ist. Aber eins sage
weibliche Stimme hauchte: „Bist Du neu?               DDR-Bürger, die an RTL schrieben, wegen         ich Ihnen: Der Sozialismus siegt. Ich wün-
Oh Mann, hast Du eine sexy Stimme...“ Ein             verbotener Kontaktaufnahme belangt wer-         sche Ihnen einen schönen Aufenthalt in der
halbes Jahr später blieb er im Fahrstuhl ste-         den konnten. Offiziell als kapitalistisch-      Deutschen Demokratischen Republik’. Ich
cken. Rainer Holbe im Studio 4 hatte sein             subversives Programm verpönt, tat das der       antwortete: Na dann, auf Wiederhören !"
Erscheinen schon angekündigt und danach               Beliebtheit keinen Abbruch. Schröter zählt
die Hörer immer wieder vertröstet. Als                drei Beispiele auf: Im Herbst 1978 schlen-          Sentimentale Erlebnisse geschahen eher
Schröter aus seiner misslichen Lage befreit           dert er durch die Altstadt von Erfurt. An ei-   außerhalb   des Programms: „Eines Sommer-
wurde, war es zu spät für die aktuellen               ner Baustelle ertönt aus einem Kofferradio      tages wollte Frank mit mir bei sich zuhause
Nachrichten. Der Vorgang blieb der „Bild“-            unüberhörbar Radio Luxemburg. Niemand           etwas besprechen. Mein Auto war in der
Zeitung nicht verborgen, die ein paar Tage            stört sich dran. Ein paar Jahre später in ei-   Werkstatt. Ich ging zu Fuß und kam ver-
später meldete: „Nichts Neues von Hart-               nem Dorf im Thüringer Wald: Ein Mann            schwitzt an. Darauf Frank: Sie sind ja ganz
mut“. In der Ratesendung „Blaue Stunde“               hackt Holz, hört dabei ganz laut Radio.         verschwitzt! Schröter antwortete: Mein Wa-
nahm das Rateteam im kleinen Nachrich-                Schröter kommt vorbei, erkennt die Stim-        gen ist in der Werkstatt! Darauf Elstner:
tenstudio Platz. Die Nachrichten kamen                men der Sprecher, wundert sich über den         Mausi, haben wir nicht einen Wagen frei,
deshalb aus dem großen Studio 4. Dort trieb           klaren Empfang, tritt an den Gartenzaun         den wir dem Hartmut geben können? Diese
Moderator Rolf Röpke bisweilen seinen                 und fragt : „Langwelle oder Kurzwelle?“         spontane Reaktion zeigt, welches Lebens-
Schabernack mit den diensthabenden Nach-              Der Holzhacker druckst herum, der Fremde        gefühl mit Radio Luxemburg verbunden
richtenredakteuren. Er zündete dann die               könnte ja ein linientreuer Genosse oder gar     war“, merkt Schröter an. RTL war wie eine

Radio-Kurier – weltweit hören® 1/2021                                                                                                           23
Hartmut Schröter - Nachrichtenredakteur - Radio-Köpfe - der ADDX
Radio-Köpfe
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                                                    ersten Parteitag der kommunistischen       der täglichen Nachrichtensendung „7 vor
                                                    Partei Chinas (KPCh) nach Maos Tod,        7“, seit 1985 „7 vor 7-Die Bilder des Ta-
                                                    zu dem er selbst aber nicht akkreditiert   ges“. Schröter fiel letzterer Name der Nach-
                                                    war. Er bat die Nachrichtenredaktion       richtensendung ein: Er beschreibt nicht nur
                                                    spontan darum, ein Band einzulegen,        die krumme Anfangszeit der Nachrichten,
                                                    und berichtete aus dem Stegreif über       18:53 Uhr, sondern spielt auch damit, dass
                                                    ein Land im Umbruch. „So bekommt           RTLplus terrestrisch auf Kanal 7 (Sender-
                                                    man dann seinen Spitznamen als Fern-       standort: Düdelingen/Dudelange) ausge-
                                                    ost-Experte“, merkt Schröter schmun-       strahlt wurde. Schröter hierzu: „Wir hatten
                                                    zelnd an.                                  die gleiche Regie wie die Franzosen und
                                                                                               konnten die Nachrichten daher nicht früher
                                                        Im November 1982 verließ Schröter      als um 18:45 Uhr ausstrahlen. Da wir auf
                                                     Radio Luxemburg („Ich merke mir das       Kanal 7 sendeten, kamen wir dann eben auf
                                                     immer mit Breschnews Tod, der in die-     7 vor 7. Das ZDF hat es dann so dargestellt,
                                                     sem Monat eintrat.“). Bereits ab dem      wie wir durch einen Besuch von Journalis-
                                                     Jahr 1977 bestand bei Schröter ein        ten erfahren haben, dass wir der ‘heute’-
                                                     Draht zu den französischen RTL-Fern-      Sendung Zuschauer abspenstig machen
                                                     sehkollegen, da er seither ab der Ent-    wollten, was nicht der eigentliche Grund
                                                     führung und Ermordung des Arbeitge-       war.“ Die Nachrichten kamen aus einer Fab-
                                                     berpräsidenten Schleyer im sogenann-      rikhalle in Bertrange (Bartringen). Zunächst
                                                     ten Deutschen Herbst regelmäßig Stu-      wurden die Videos mit den geschnittenen
                                                     diogast und Kommentator zu Deutsch-       Beiträgen noch in Luxemburg-Stadt produ-
                                                     land-Themen gewesen war. Der desig-       ziert und nach Bertrange gefahren: „Hätten
Hartmut Schröter im Jahr 1974.                       nierte RTLplus-Programmleiter Tho-        wir damals einen Unfall gehabt , hätten die
Familie! Schröter führt als besonders ein-           mas Wilsch regte an, dass Schröter als    Nachrichten nicht stattgefunden“, merkt
prägsames Beispiel an, dass ein Tontechni-     Verbindungsmann zu dem bestehenden              Schröter an. Für die Beiträge hatte RTLplus
ker von RTL schwer nierenkrank gewesen         französischsprachigen RTL-TV-Programm           als einziger kommerzieller Sender – zum
sei und ihn kein Geringerer als der CLT-Ge-    (Anm: Für Lothringen und Belgien; heute:        Beispiel im Gegensatz zu Sat1, das 1985 an
neraldirektor Graas zu sich gerufen habe       RTL 9) fungieren sollte, worin Schröter ein-    den regulären Sendestart ging – Zugriff zum
und ihm ein Flugticket in die Hand gedrückt    willigte. „Wir sollten ursprünglich aus dem     Bildmaterial der European Broadcasting
habe mit den Worten: Morgen fliegen Sie        gleichen Studio senden. Es kam nicht dazu.      Union (EBU). Die Muttergesellschaft von
nach London. Für die Operation in der Kli-     Außerdem war ich in der Aufbauphase für         RTL, die CLT, ist Gründungsmitglied der
nik ist alles vorbereitet! Viel Glück! 2007    die Erkundung der Zuschauerpotentiale zu-       EBU (gegründet 1950).
traf Schröter bei den Feierlichkeiten zu „50   ständig, habe u.a. bei Einwohnermeldeäm-
Jahre Radio Luxemburg“ den inzwischen          tern angerufen. Wir wollten seinerzeit er-         Neben der Präsentation der Abendnach-
aus dem Berufsleben ausgeschiedenen            fahren, wie viele Zuschauer wo vorhanden        richten moderierte Hartmut Schröter bei
Techniker wieder, der hervorhob, dass er       waren. Wir waren dann erstaunt, dass wir        RTLplus die Sendereihe „Blick in die Welt“,
Graas sein Leben verdanke. Schröter fügt       über mehr Zuschauer verfügten als wir er-       eine Chronik von Wochenschauen vor 30
hinzu: „Es war auch die Menschlichkeit, die    rechnet hatten. Zum Beispiel dachten wir        Jahren. Außerdem gab es viele Sondersen-
die CLT und Graas auszeichnete.“               nicht daran, dass wir in einigen Ecken im       dungen, produziert und moderiert von Hart-
                                               äußersten Süden von Nordrhein-Westfalen         mut Schröter, da gerade in der Anfangszeit
                                               per Hausantenne noch empfangen werden           von RTLplus bedeutende Ereignisse sich
 Vom Radio zum Fernsehen                       konnten. Als ich später nach Bad Münster-       rund oder halbrund jährten: „Ich habe z.B.
                                               eifel umzog, sagte mir mein Briefträger,        Sondersendungen moderiert zu den Themen
   Schröter galt bei Radio Luxemburg als       dass er RTLplus schon vom Programmstart         40 Jahre Kriegsende (1985) mit Nic Jakob,
Außenpolitikexperte mit Spezialgebiet          an sehen würde.“ Schröter fährt fort: „Zu-      zum Satellitenstart (1985), 25 Jahre Mauer-
Fernost. Im September 1976 starb der chi-      sammen mit meinem RTL-Kollegen Mat-             bau (1986) und 40 Jahre Israel (1988) mit
nesische Diktator und Gründer der Volksre-     thias Krings bin ich zwei Monate lang (Sep-     Peter Scholl-Latour als Studiogast“, nennt
publik China, Mao Zedong, im Alter von 82      tember-November 1983) im potenziellen           Schröter eindrückliche Beispiele. Die Son-
Jahren. Schröter hat gleich ein Gespräch an-   Sendegebiet von RTLplus wie Trier, Witt-        dersendung zu Israel im Jahr 1988 fand gro-
gemeldet beim damaligen Deutschen Bot-         lich, Bitburg und Saarbrücken in den Fuß-       ßen Anklang: Es kamen darin der erste is-
schafter in der Volksrepublik China, Erwin     gängerzonen sowie auf dem Lande im Saar-
Wickert, Vater des langjährigen „Tagesthe-     land, Hunsrück und Eifel/Moseltal unter-
men“-Moderators Ulrich Wickert, und die-       wegs gewesen und habe das kommende
ser rief nach vier Stunden zurück. Erwin       deutschsprachige Fernsehprogramm aus
Wickert war später auch Verfasser eines        Luxemburg vorgestellt und für dieses Wer-
Buches über China („China von innen gese-      bung gemacht.“ Begleitet wurden sie dabei
hen“) und vermerkte darin beeindruckt:         von einem Fachmann der Firma FUBA, der
„Radio Luxemburg war der erste Sender,         die spezielle Hausantenne vorstellte, die
der sich meldete.“ Im Jahr 1977 bereiste       zum Empfang nötig gewesen war. Am 2. Ja-
Schröter das verschlossene „Reich der Mit-     nuar 1984 war es dann so weit: RTLplus
te“. Zu dieser Zeit empfing die Volksrepub-    ging auf Sendung und war anfangs nur im
lik China jährlich gerade einmal 10.000        näheren Umkreis von Luxemburg (Lothrin-
Ausländer. Schröter fuhr in einer privaten     gen, Ostbelgien, Saarland, Hunsrück, Ei-
Gruppe mit. Sein Reporterglück führte dann     fel/Moseltal) per Hausantenne zu empfan-

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raelische Botschafter in der Bundesrepub-       ableger N 24 (heute:
lik, Asher Ben-Natan, und der palästinensi-     Welt) in Berlin. „Ich ar-
sche Diplomat und Politiker Abdallah Fran-      beitete dort aber nicht
gi zu Wort. „Das Echo zu dieser Sendung         mehr vor der Kamera“,
war groß und zumeist positiv. RTLplus hatte     fügt Schröter hinzu. Be-
und hat in Israel viele Fans. Das Presseecho    sonders in Erinnerung
war auch anerkennend: RTLplus macht ja          ist ihm noch die Ab-
richtig seriöse Geschichten, hieß es“, be-      schiedsfeier von N 24 in
richtet Schröter nicht ohne einen Anflug        Berlin geblieben: „Da-
von Stolz. RTLplus war schon zu Beginn          mals sind wir mit einem
mehr als ein Garagenfernsehen, wie es mit       Original-Rosinenbom-
Spitznamen seinerzeit oft bezeichnet wur-       ber (Anm.: Flugzeug der
de: „Unser Fernsehprogramm kam tatsäch-         Alliierten zum Zeit-
lich aus einer Produktionshalle mit Blech-      punkt der Berliner Luft-
dach. Diese stand in Bertrange und es war       brücke 1948/49) vom
alles in einem untergebracht. Das ganze         Flughafen Tempelhof
Programm, die Unterhaltung und in einer         über Berlin geflogen
Ecke die Nachrichten“, schaut Schröter zu-      und haben die Aussicht
rück.                                           von oben genossen. Er-
    Aus der Anfangszeit, in der man viel im-    innerungen aus meiner
provisieren musste, stammt folgendes ein-       Kindheit wurden bei mir
prägsames Erlebnis: Am 21. März 1985,           wieder wach“. Im Fern-
dem 300. Geburtstag des barocken Kompo-         sehen bekam Schröter                               Das Team von Radio Luxemburg (1975).
nisten Johann Sebastian Bach, spielte           den Spitznamen „The
Schröter vor laufender Kamera in der Nach-      Voice“ (Die Stimme) verpasst. Bei der N          ßerdem ist er auch im Ruhestand immer
richtensendung „7 vor 7 – Die Bilder des        24-Abschiedsfeier stellten Kollegen einen        noch nachrichtenorientiert: „Ich bin immer
Tages“ von RTLplus eine Flötensonate auf        Film mit Ausschnitten aus dem RTLplus-           noch ein Zeitungsmensch, lese täglich die
der Querflöte. Diese war ein sogenannter        Archiv zusammen. Es fügten sich State-           ‘Süddeutsche Zeitung’ und verfolge den
Abhänger am Schluss der Nachrichten.            ments von Pro 7-Chef Kofler, RTL-Anchor-         ‘Spiegel’ und die F.A.Z. online. Im Radio
Mangels Bildern musste man viel mit Wor-        man Peter Kloeppel und Ulrike von der            höre ich als Klassikfan BR Klassik,
ten und eben mal mit Flötentönen improvi-       Groeben (aus dem RTL-Studio) ein. So wur-        Deutschlandfunk Kultur und für Informa-
sieren. Eine Szene, die bei RTL lange Zeit in   de Schröter bei N 24 auf eine Art und Weise      tionssendungen den Deutschlandfunk und
keinem sendereigenen Rückblick fehlen           verabschiedet, die ihn tief gerührt hat.         Bayern2 Radio. Ich schaue relativ wenig
durfte. Hartmut Schröter blieb RTLplus, das                                                      Fernsehen. Was Nachrichten angeht vor al-
sich ab dem 31. Oktober 1992 RTL-Televisi-                                                       lem das “Heute Journal", besonders gern
                                                          Hobbys und                             mit Christian Sievers. Die Leistungen bei
on nannte, noch eine ganze Zeit lang treu.
Von 1990 bis 1992 machte er einen Abste-                Hörgewohnheiten                          ‘RTL Aktuell’ sind meines Erachtens eher
cher zu RTL Tele West, dem Regionalpro-                                                          durchwachsen." Wäre Radio Luxemburg,
gramm von RTLplus für NRW aus Essen.                Schröter gilt als Sprachgenie. Neben         das bei der Aufzählung der Sender naturge-
RTL Tele West gehört der RTL Group, der         Deutsch und Englisch, den heutigen" Must-        mäß fehlte, zu retten gewesen? „Ich weiß es
WAZ und der „Rheinischen Post“ (Düssel-         haves", spricht er noch Französisch, Nieder-     nicht. Ich habe die Entwicklung seit mei-
dorf). Dort moderierte Schröter und machte      ländisch und Italienisch. Schröter beschei-      nem Ausscheiden im Herbst 1982 nicht wei-
Reportagen. Außerdem moderierte er ein          den: „Italienisch spreche ich nicht mehr so      ter verfolgt, denn ich war bei RTLplus ein-
Wochenendmagazin alle zwei Wochen im            gut wir früher. Ich bin über 40 Jahre mit ei-    gespannt. Zu meiner Anfangszeit in Unter-
Wechsel mit Frauke Ludowig. Bis 1996            ner Niederländerin verheiratet, falle in den     föhring bei Pro 7 Mitte der 1990er Jahre er-
blieb er bei RTL Television.                    Niederlanden nicht so schnell als Deutscher      innerte mich (der Privatsender) Antenne
                                                auf, kann aber witzigerweise Niederlän-          Bayern sehr an Radio Luxemburg (Die RTL
    Den damaligen Pro 7-Chef Dr. Georg          disch nicht schreiben.“ Seine Frau Marianne      Group ist dort zu 16% beteiligt).“ Ist nach
Kofler, der in den 1980er Jahren in Trier       lernte er in seiner Zeit bei Radio Luxemburg     einem langen Berufsleben eine Präferenz zu
Kommunikationswissenschaften und Publi-         kennen. Sie war Sekretärin bei Euratom, der      Print, Radio und Fernsehen vorhanden?
zistik studierte und in Luxemburg seine Dis-    1957 gegründeten Europäischen Atomener-          „Ich formuliere es mal so, es hat mir alles
sertation schrieb, kannte Schröter schon aus    giebehörde der EU-Kommission. Sie heira-         Spaß gemacht: Bei Radio Luxemburg war es
der damaligen Zeit. Sie standen seither in      teten 1978. „Meine Frau sagt immer, dass         eine besonders lebenswerte und liebenswer-
Kontakt. Kofler rief Schröter an und musste     wir in Luxemburg beide radioaktiv waren“,        te Zeit. Die Aufbaujahre von RTLplus wa-
nicht mehr viel tun, um Schröter zu einem       merkt Schröter schmunzelnd an. Das Paar,         ren für mich die spannendste Zeit. Der kol-
Engagement bei Pro 7 in Unterföhring und        das heute im Großraum München wohnt,             legiale Umgang dort miteinander, dass einer
zu einem Umzug in den Münchner Raum zu          hat zwei erwachsene Kinder mit niederlän-        für den anderen da war, entschädigte auch
bewegen. „Es gab dann von mir noch zum          dischen Vornamen, Tochter Marijke und            für lange Arbeitstage von manchmal bis zu
Abschied in Köln bei RTL eine Feier. Die        Sohn Jan Willem. Schröter ist zudem Groß-        12 oder 14 Stunden.“
‘Bild’-Zeitung" (Kölner Ausgabe) schrieb:       vater von zwei Enkelkindern (6 und 8 Jahre                                   Hendrik Leuker
‘Ein Urgestein verlässt RTL’“, fügt Schrö-      alt). Er ist begeisterter Hobbymusiker, spielt
ter hinzu. Bis zu seinem Eintritt in den Ru-    Querflöte und singt seit seiner Kindheit –
hestand 2006 arbeitete Schröter als Chef        mit Unterbrechung in seiner Luxemburger
                                                                                                                 Kontakt
vom Dienst und stellvertretender Nachrich-      Zeit – im Chor Werke der Frührenaissance
tenchef bei Pro 7 in Unterföhring bei Mün-      bis hin zum 21. Jahrhundert. Früher war er       ⇒ Hartmut Schröter,
chen und fünf Jahre bei dessen Nachrichten-     Vorsitzender eines gemischten Chores. Au-          E-Mail: hartmutfk.schroeter@web.de

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