Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
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kommmitmensch ist die bundesweite Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland. Sie will Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen eine Präventionskultur zu entwickeln, in der Sicherheit und Gesundheit Grundlage allen Handelns sind. Weitere Informationen unter www.kommmitmensch.de Impressum Herausgegeben von: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) Glinkastraße 40 10117 Berlin Telefon: 030 13001-0 (Zentrale) Fax: 030 13001-9876 E-Mail: info@dguv.de Internet: www.dguv.de Sachgebiet Maschinen, Robotik und Fertigungsautomation Fachbereich Holz und Metall der DGUV Ausgabe: Januar 2021 Änderungen zur letzten Ausgabe: Die Schrift wurde um Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen an Holzarbeitsplätzen ergänzt. Daneben wurde die na- türliche UV-Strahlung in die Aufstellung von Hautgefährdungen und Schutz- maßnahmen aufgenommen. Änderungen umfassen auch die Anpassung an das technische Regelwerk (TRGS 401/907), an das Regelwerk der DGUV und an die Normung (Schutzhandschuhe). Ferner wurde der Kenntnisstand unter berufsdermatologischen Aspekten vor allem in Bezug auf die Anforderungen an Hautschutzmittel und deren Wirksamkeit angepasst. DGUV Information 209-022 zu beziehen bei Ihrem zuständigen Unfallversicherungsträger oder unter www.dguv.de/publikationen Webcode: p209022 © Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung gestattet.
Inhaltsverzeichnis Seite Seite Vorwort..................................................................................................... 5 5 Arbeitsmedizinische Vorsorge zur Prävention von Hauterkrankungen.................................................... 38 1 Die menschliche Haut ..................................................... 6 1.1 Aufbau und Funktion ....................................................... 6 6 Hautgefährdung und Schutzmaßnahmen nach Arbeitsbereichen und Stoffen.......................... 39 2 Erkrankungen der Haut................................................... 7 2.1 Ekzemformen........................................................................ 7 Anhang 1.................................................................................................. 56 2.1.1 Exogene Ekzeme.................................................................. 7 2.1.2 Endogene Ekzeme.............................................................. 9 Anhang 2................................................................................................. 59 2.2 Weitere berufsrelevante Hauterkrankungen........ 9 2.3 Hautprobleme im Fußbereich...................................... 9 Anhang 3.................................................................................................. 60 2.4 UV-strahlungsinduzierte Hautschädigungen....... 10 2.5 Krebserkrankungen der Haut ...................................... 10 2.6 Individualprävention ....................................................... 10 3 Gefährdungsbeurteilung................................................ 11 4 Schutzmaßnahmen........................................................... 17 4.1 Substitution........................................................................... 17 4.2 Technische Schutzmaßnahmen.................................. 17 4.3 Organisatorische Schutzmaßnahmen und Arbeitshygiene .................................................................... 18 4.4 Persönliche Schutzmaßnahmen................................. 18 4.4.1 Schutzhandschuhe ........................................................... 18 4.4.2 Hautmittel............................................................................... 27 4.4.3 Persönliche Schutzmaßnahmen bei natürlicher UV-Strahlung................................................. 34 4.4.4 Persönliche Schutzmaßnahmen zur Vorbeugung von Hauterkrankungen im Fußbereich....................................................................... 35 4.5 Der Hand- und Hautschutzplan................................... 37 4.6 Überprüfung der Wirksamkeit von Schutz maßnahmen.......................................................................... 37
Vorwort Hauterkrankungen gehören zu den häufigsten beruflich Hautgefährdungen bestehen vor allem bei: bedingten Erkrankungen an gewerblichen Arbeitsplätzen. • Feuchtarbeit Für die Betroffenen kann die Erkrankung neben gesund- • Tätigkeiten mit Lösemitteln, Kühlschmierstoffen und heitlichen Problemen die Aufgabe des erlernten Berufs, anderen Gefahrstoffen den Verlust des Arbeitsplatzes und damit finanzielle und • Verwendung stark scheuernder oder lösemittelhaltiger soziale Benachteiligungen bedeuten. Um Hauterkran- Handreinigungsmittel kungen zu verhindern, müssen Hautgefährdungen ermit- • Umgang mit scharfkantigen Teilen oder Metallspänen telt und beurteilt werden. Danach sind Schutzmaßnah- • häufiger mechanischer Belastung derselben Hautpar- men festzulegen, umzusetzen und auf ihre Wirksamkeit tien, z. B. durch sich ständig wiederholende Handgriffe zu prüfen. • Einwirkungen von Hitze und Kälte • Einwirkungen von UV-Strahlung (z. B. Arbeiten im Die DGUV Information 209-022 dient den in Arbeits- und Freien, Schweißen) Gesundheitsschutz eingebundenen Personen im Betrieb, besonders den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, den Besonders gefährdet sind Personen mit einer empfind- Fachkräften für Arbeitssicherheit, den Betriebsärztinnen lichen Haut und alle Beschäftigten mit Tätigkeiten in und Betriebsärzten, den Sicherheitsbeauftragten und den Bereichen Schlosserei/Schweißerei, Zerspanung, den Betriebsräten, als Hilfestellung bei der Gefährdungs- Kfz-Werkstätten, Montage und Metallbearbeitung. ermittlung und der Auswahl und Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen. Auch den Beschäftigten in den Be- Nur durch rechtzeitige, umfassende Schutzmaßnahmen trieben gibt die DGUV Information wichtige Informationen können die Beschäftigten wirksam vor der Entstehung von zum Schutz ihrer Haut. Hauterkrankungen geschützt werden. 5
1 Die menschliche Haut Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers. Die Zellen der Epidermis werden im unteren Segment an Sie ist keine „passive“ Hülle, sondern ein äußerst aktives der Grenze zur Dermis gebildet. Sie teilen sich und wer- Organ. Daraus ergeben sich zahlreiche Aufgaben, auf die den durch die ständige Zell-Neubildung nach oben ge- nachfolgend eingegangen wird. schoben. Dabei verhornen sie und werden schließlich als kernlose Hornplättchen von der Hautoberfläche abge- Die Haut schützt im Beruf und im täglichen Leben vor ge- schilfert. Der Prozess von der Zellteilung bis zur Abschilfe- wissen chemischen und physikalischen Einflüssen sowie rung dauert etwa vier Wochen. vor diversen Krankheitserregern. Geht ihre Schutzfunktion verloren, drohen akute oder chronische Erkrankungen. Während der Verhornung verlieren die Zellen ihren Kern und setzen dabei wasser- und fettlösliche Stoffe (epider- Weitere wichtige Aufgaben werden über in der Haut loka- male Lipide) frei. In der obersten Zellschicht der Epider- lisierte Funktionseinheiten vermittelt, zum Beispiel die mis, der Hornschicht, sind die Zellen kernlos. Die epider- Regulation der Körpertemperatur, die Beteiligung an der malen Lipide sind lamellenartig in Schichten angeordnet. Vitamin-D-Produktion sowie die Vermittlung von Sinnes- funktionen wie Druck, Temperatur und Schmerz über Ner- Eine intakte Hornschicht ist von großer Bedeutung für den venzellen. Hautzustand. Durch die spezielle Anordnung der epider- malen Lipide wird die Wasserverdunstung aus der Haut, also der „Transepidermale Wasserverlust“ (TEWL), gesteu- 1.1 Aufbau und Funktion ert. Der TEWL dient als wichtigstes Maß zur objektiven Be- urteilung des Zustands der Hautbarriere. Eine Störung die- Den Aufbau der Haut mit ihren einzelnen Schichten und ser Struktur, zum Beispiel durch häufiges Händewaschen, Zellsystemen sowie die jeweiligen Funktionen zeigt Ab führt zu einer Verringerung des Wasserbindungsvermö- bildung 1-1. gens und zu einer Erhöhung des TEWL. Die Haut wird tro- ckener, empfindlicher und durchlässiger für Fremdstoffe. Oberhaut (Epidermis) Gleichzeitig nimmt die Entzündungsbereitschaft zu. Die außen gelegene Epidermis ist ein mehrschichtiges Ge- webe, das sich ständig erneuert. Sie ist besonders wichtig Lederhaut (Dermis) für den Schutz vor physikalischen, chemischen und biolo- Unterhalb der Epidermis liegt die Lederhaut, die mit der gischen Stoffen. Epidermis zapfenartig verbunden ist. Sie ist mit ihrem fa- serreichen Bindegewebe verantwortlich für die Festigkeit und die Belastbarkeit der Haut bei mechanischen Einwir- kungen, wie Stoß oder Zug. Hornschicht Epidermis Die Lederhaut versorgt aufgrund ihrer zahlreichen Blut- (Oberhaut) und Lymphgefäße die Epidermis mit Nährstoffen und ge- Talgdrüse währleistet den Abtransport von Schadstoffen. Dermis (Lederhaut) Darüber hinaus enthält die Lederhaut neben Muskel- und Haarfollikel Nervenfasern auch die Hautanhangsgebilde (Haarwur- Subcutis zeln, Talgdrüsen, Schweißdrüsen). (Unterhaut) Nerven Unterhaut (Subcutis) endigungen Schweißdrüse Die Unterhaut besteht aus Bindegewebe, in dem Fett Unterhaut Blutgefäße zellen eingelagert sind. Sie schützt die darunter liegenden fettgewebe Organe vor Druck und Stoß und dient aufgrund der Fett- einlagerungen als Wärmespeicher. Abb. 1-1 Aufbau der Haut 6
2 Erkrankungen der Haut Bei beruflich bedingten Hauterkrankungen handelt es 2.1.1 Exogene Ekzeme sich zu 90 % um Ekzeme. Betroffen sind meistens die Hände, da sie am häufigsten den schädigenden Einflüs- Akut-toxisches und irritatives Kontaktekzem sen ausgesetzt sind. Ein akut-toxisches Ekzem ist meist die Folge einer kurz- fristigen, starken Einwirkung hautschädigender Stoffe, zum Beispiel Säuren oder Laugen. Jeder Mensch reagiert 2.1 Ekzemformen unmittelbar nach Einwirkung derartiger Stoffe mit einer akuten Entzündung. Nach Ende der Einwirkung heilt das Unabhängig von den Ursachen handelt es sich bei einem Ekzem in der Regel ab. Ekzem um eine Entzündungsreaktion der Haut. Charak- teristische Kennzeichen sind beispielsweise Rötung, Demgegenüber entsteht das irritative Kontaktekzem (Ab- Hauttrockenheit, Hautschuppung, Bläschenbildung oder nutzungsekzem, subtoxisch-degeneratives Ekzem) durch Nässen. die wiederkehrende Hautbelastung mit schwach haut- schädigenden Stoffen wie Wasser, wassergemischten Entsprechend ihren Ursachen können Ekzeme durch Kühlschmierstoffen oder Tensidlösungen. äußere (exogene) oder innere (endogene) Einflüsse ent- stehen (Abb. 2-1). Daneben gibt es Mischformen. Sowohl Auf jede Einwirkung von außen antwortet die Haut mit der exogene als auch endogene Ekzeme können akut oder Aktivierung von Abwehr- und Reparaturmechanismen, um chronisch auftreten. Exogene Ekzeme werden auch als den ursprünglichen Hautzustand wiederherzustellen (Re- Kontaktekzeme bezeichnet. generation). Werden die Regenerationsmechanismen der Haut regelmäßig zu stark strapaziert oder setzt wiederholt Alle Ekzemarten können beruflich verursacht oder durch eine Hautreizung ein, bevor ein Reparaturprozess abge- hautbelastende Tätigkeiten verschlechtert werden. schlossen ist, summieren sich die Schädigungen. Akut Toxische Kontaktekzeme Chronisch (Irritatives Kontaktekzem) Exogene Ekzeme (Kontaktekzeme) Akut Allergische Kontaktekzeme Chronisch Endogene Ekzeme Atopische Ekzeme Abb. 2-1 Ekzemformen nach ihrer Ursache 7
Erkrankungen der Haut Abb. 2-2 Trockene Haut Abb. 2-3 Ekzem im Fingerzwischeraum Abb. 2-4 Fortgeschrittenes Ekzem mit Rissen, Rötungen, Schrunden Abhängig von der Art, der Häufigkeit und der Dauer der führen, bei der eine begünstigende Entzündungsreaktion Schädigung sowie individuellen Faktoren, wie Veranla- vorliegt. Als Folge können Stoffe besser in die Haut ein- gung und Alter, wird früher oder später eine Schwelle er- dringen und zu einer Sensibilisierung führen. Kommt es reicht, an der die Regenerationsmechanismen überlastet zu einem erneuten Kontakt mit dem Allergie auslösenden sind. Die Haut wird zunächst trocken und rissig (Abb. 2-2). Stoff, kann ein allergisches Kontaktekzem entstehen. Besonders der Handrücken und die Fingerzwischenräume Unabhängig davon können Allergien aber auch ohne Vor- können stark betroffen sein (Abb. 2-3). schädigung der Haut entstehen (Einphasenekzem). Allergisches Kontaktekzem Bei beruflich verursachten allergischen Kontaktekzemen Allergische Ekzeme sind in der Bevölkerung weit ver- liegt eine Allergie des sogenannten verzögerten Typs vor. breitet. Bei einer Allergie handelt es sich um eine „fehl- Das bedeutet, dass die allergischen Hauterscheinungen geleitete Reaktion“ des Immunsystems im Sinne einer zeitlich um Tage verschoben zum Allergenkontakt auftreten „überschießenden“ Entzündungsreaktion auf einen oder können. mehrere Stoffe. Die allergische Reaktionsfähigkeit kann ein Leben lang er- Eine Allergie kann sich als Folge eines irritativen Kontakt- halten bleiben. Ein Kontakt zu dem Allergie auslösenden ekzems entwickeln (Zweiphasenekzem, Abb. 2-5). Die Stoff ist konsequent zu vermeiden. Gelingt das nicht, ist chronische Einwirkung von hautirritierenden Stoffen kann ein chronischer Verlauf vorprogrammiert. zur Hauttrockenheit und zu einer Störung der Hautbarriere Erleichtertes Gestörte Chronische Eindringen von Trockene, raue, Barriere Sensibili Allergisches Einwirkung von Fremdstoffen rissige Haut funktion und sierung Kontaktekzem Noxen und/oder Entzündung Allergenen Irritatives Kontaktekzem Abb. 2-5 Zweiphasige Entwicklung des allergischen Kontaktekzems 8
Erkrankungen der Haut Die Hautärztin oder der Hautarzt kann durch einen nach wenigen Minuten bis Stunden zum Auftreten von Allergietest auf der Haut (Epikutantest) feststellen, ob Quaddeln, später auch Ekzemen. Eine Sonderform ist die eine Sensibilisierung vorliegt. Es gibt spezielle Testreihen Mehlproteindermatitis bei Bäckern. für berufliche Kontaktallergene, zum Beispiel für Kühl- schmierstoffe, Metalle, Lacke, Plastik und Klebstoffe, Bei atopisch veranlagten Menschen ist eine intensive Gummichemikalien und Konservierungsmittel. Die Ergeb- Beratung zu Hautgefährdungen und geeigneten Schutz- nisse werden in einen Allergiepass eingetragen und den maßnahmen notwendig – besonders bei Eintritt in das betroffenen Personen ausgehändigt. Berufsleben. 2.1.2 Endogene Ekzeme 2.2 Weitere berufsrelevante Hauterkrankungen Atopische Ekzeme Die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, ist eine Unter Atopie versteht man eine erbliche Veranlagung, erblich bedingte, chronisch-entzündliche, nicht anste- mit Überempfindlichkeit auf den Kontakt mit ansons- ckende Hauterkrankung, die mit plaqueartigen Schuppun- ten harmlosen Substanzen aus der Umwelt zu reagie- gen auf stark geröteter, entzündeter Haut einhergeht. Die ren. Zum atopischen Formenkreis gehören: Neuroder- Erkrankung verläuft schubweise. mitis, allergisches Asthma und allergischer Schnupfen mit Bindehautentzündung, wie Heuschnupfen und Mykosen (Hauterkrankungen durch Pilze) sind relativ sel- durch Hausstaubmilben verursachter Schnupfen. Diese ten berufsbedingt. Es handelt sich dabei um eine anste- Erkrankungsformen können entweder allein, nacheinan- ckende, durch Pilze verursachte Hauterkrankung. Da die der oder auch parallel auftreten. Erreger feuchtwarmes Klima bevorzugen, werden Myko- sen vor allem an den Füßen beobachtet (Fußpilz). Dichtes, Das atopische Ekzem ist eine chronische Hauterkrankung. abschließendes Schuhwerk begünstigt die Erkrankung. Es wird auch als Neurodermitis, atopische Dermatitis und Ansteckungsgefahr besteht zum Beispiel in Umkleideräu- endogenes Ekzem bezeichnet. Das atopische Ekzem ver- men und Gemeinschaftsduschen im Betrieb. läuft schubweise und hat ein individuelles, vom Lebens- alter abhängiges Erscheinungsbild. Charakteristisch sind die ausgeprägte Hauttrockenheit und ein hochgradiger 2.3 Hautprobleme im Fußbereich Juckreiz. Das atopische Ekzem ist nicht heilbar, jedoch behandelbar. Hauterkrankungen manifestieren sich nicht nur an den Händen, sondern können in gleicher Weise auch an den Aufgrund einer genetisch bedingten Störung der Hautbar- Füßen auftreten. Ekzeme und Pilzerkrankungen stehen riere ist die Haut von Menschen mit atopischer Veranla- dabei im Vordergrund. Daneben können genetisch be- gung besonders empfindlich und wenig belastbar. Unter dingte Hauterkrankungen, zum Beispiel Neurodermitis anderem ist die Entzündungsbereitschaft erhöht. Die be- oder Schuppenflechte, gewisse Medikamente oder innere rufliche Tätigkeit kann zu einer Verschlimmerung führen. Erkrankungen, zum Beispiel Diabetes, zu Hautverände- rungen führen, die unter Umständen durch die berufliche Die Haut von atopisch veranlagten Menschen reagiert Tätigkeit verstärkt werden. besonders empfindlich. Sie sollten Beschäftigungen mit hohem Reizungspotential der Haut meiden, da auf Schweißneigung, Fußfehlstellungen, Übergewicht, kör- dem Boden einer Hautreizung und Barriereschädigung perliche Belastung, Verletzungsfolgen, Diabetes, Venen- vermehrt Kontaktallergien vom Spät-Typ entstehen kön- erkrankung und Rheuma begünstigen Fußhautprobleme. nen. Viele der betroffenen Personen neigen zusätzlich zu allergischen Reaktionen der Haut auf Fremdeiweiß (z. B. in Mehlen, Tierprodukten, -haaren und -ausscheidungen). Die Erkrankung wird dann als Typ-I-Allergie (Soforttyp- Reaktion) bezeichnet. An den Kontaktstellen kommt es 9
Erkrankungen der Haut 2.4 UV-strahlungsinduzierte 2.6 Individualprävention Hautschädigungen Treten durch die Tätigkeit Hautprobleme auf, sollten UV-Strahlung kann an der Haut Entzündungsreaktionen Vorgesetzte und der Betriebsarzt oder die Betriebsärz- (Erythem, also Rötung, Schwellung und Schmerzen (Son- tin informiert und einbezogen werden. Sowohl Haut- nenbrand)) hervorrufen. In Abhängigkeit von der Strah- ärzte und Hautärztinnen als auch Betriebsärzte und lungsintensität kann es an der Haut zu schmerzhaften Betriebsärztinnen können über eine Meldung an den Verbrennungen mit Blasenbildung kommen. Dabei ist es Unfallversicherungsträger Maßnahmen der Individual unerheblich, ob es sich um eine natürliche oder künst- prävention einleiten (Hautarztbericht/betriebsärztlicher liche Strahlungsquelle handelt; allein die spektrale Gefährdungsbericht Haut, www.dguv.de, Webcode: Zusammensetzung der Strahlung ist entscheidend. d33495). Bei langjähriger Einwirkung von Sonnenstrahlung ist das Maßnahmen der Individualprävention durch den Unfall- Risiko für vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs (be- versicherungsträger können sein: stimmte Formen des weißen Hautkrebses, z. B. Platten- • Ermittlung möglicher Ursachen am Arbeitsplatz sowie epithelkarzinome) sowie dessen Vorstufen (aktinische Recherchen zu Arbeitsstoffen Keratosen) erhöht. • Beratung zur Beseitigung oder Minderung der Hautbe- lastung durch technische, organisatorische und per- Auch die Bindehäute und die Hornhaut der Augen sind sönliche Schutzmaßnahmen durch UV-Strahlung gefährdet (Keratitis solaris, Verblit- • Kostenübernahme für die medizinische Behandlung zung). Am Auge drohen Linsentrübungen (Katarakt, bzw. und Diagnostik Grauer Star). • Besondere Maßnahmen der Verhaltensprävention (z. B. Hautschutzseminare, gesundheitspädagogische DGUV Information 203-085 „Arbeiten unter Seminare) der Sonne“ • Stationäre Rehabilitationsmaßnahmen in einer berufs- dermatologischen Klinik Zahlreiche Links und Informationen rund um das Thema Sonne sind unter www.dguv.de, Webcode: d1028607 Auskunft darüber, in welchem Umfang und unter welchen zu finden. Voraussetzungen diese Maßnahmen unterstützt werden, gibt der zuständige Unfallversicherungsträger. Für den Er- folg dieser Maßnahmen ist die Mitwirkung der erkrankten 2.5 Krebserkrankungen der Haut Personen und aller betrieblich Beteiligten wichtig. Krebserkrankungen der Haut können verschiedene Ursa- DGUV Information 250-005 „Verfahrensablauf beim chen haben. Genetische Veranlagung, Hauttyp, die Einwir- Auftreten von Hauterkrankungen“ kung beruflicher und außerberuflicher Faktoren (UV-Strah- lung, Chemikalien, bestimmte Medikamente) oder auch die Kombination der verschiedenen Einflüsse spielen eine Rolle. Beruflich relevante Gefährdungen können sein: • Steinkohlenteer, Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech (BK 5102) • Arsen (BK 1108) • Ionisierende Strahlung (BK 2402) • UV-Strahlung (BK 5103) 10
3 Gefährdungsbeurteilung Unternehmerinnen und Unternehmer müssen feststellen, Bei der Gefährdungsbeurteilung sind alle hautgefähr- welchen Gefährdungen die Beschäftigten bei der Ausübung denden Tätigkeiten zu ermitteln. Dabei ist der gesamte der beruflichen Tätigkeit ausgesetzt sind. Verfügen sie nicht Arbeitsablauf zu berücksichtigen. Dazu gehören selbst über die entsprechenden Kenntnisse, müssen sie • die Art der Hautgefährdung (physikalische, chemische sich fachkundig beraten lassen. Fachkundig können beson- oder biologische Einwirkung), ders die Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Betriebsärz- • die Eigenschaften der hautschädigenden Stoffe, tin oder der Betriebsarzt sein (§ 6 (11) GefStoffV). • die Art des Hautkontakts (Vollkontakt, Spritzer, Aero- sole etc.), Aus der Gefährdungsbeurteilung müssen die zu ergreifen- • die betroffenen Körperstellen, den Schutzmaßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden. • das Ausmaß, die Häufigkeit und der zeitliche Umfang Die getroffenen Maßnahmen sind auf ihre Wirksamkeit zu der hautgefährdenden Tätigkeiten, prüfen. Bei gleichartigen Arbeitsbedingungen (vergleich- • Feuchtarbeit, bare Arbeitsplätze, gleiche Tätigkeiten) genügt die Beurtei- • weitere belastende Umgebungs- und Klimafaktoren lung eines Arbeitsplatzes für jede der zu betrachteten Tä- sowie gegebenenfalls gefährdungserhöhende Fak- tigkeiten. Die Gefährdungsbeurteilung muss dokumentiert toren, zum Beispiel Anwendung abrasiver Hautreini- und bei Bedarf aktualisiert werden. Die Haut kann beson- gungsmittel. ders durch chemische, physikalische oder biologische Ein- wirkungen gefährdet werden (siehe auch Tabelle 3-1). Tabelle 3-1 Liste hautgefährdender Tätigkeiten und Einwirkungen (Beispiele) Arbeitsverfahren/Arbeitsbereiche Schädigende Einwirkung (Noxe) 1. Spanabhebende und spanlose Bearbeitung Wassergemischte und nicht wassermischbare Kühlschmierstoffe, Ziehfette (Seifen), Öle, Fette, Metallabrieb, Späne, Holzstäube 2. Instandhaltung, Montage Öle, Fette, Kraftstoffe, aber auch wässrige Noxen (z. B. bei wassergemischten KSS an CNC-Automaten) 3. Reinigen und Entfetten Wässrige/wassermischbare Reinigungsmittel, verdünnte Säuren und Laugen, Lösemittel 4. Beschichten (z. B. Lackieren), Kleben, Lami- Lacke, Klebstoffe, Laminierharze/Härter, z. B. Acrylate, Methacrylate, Isocya- nieren nate in Polyurethansystemen, Epoxidharze und deren Härter, Lösemittel 5. Galvanik Salzlösungen, Säuren, Laugen 6. Härterei Wässrige und nicht wässrige Abschreckmittel, Mineralöle, Hitze 7. Tätigkeiten mit stark haftenden Beispielsweise Lacke, Kleber, Zunder, gebrauchte Öle und Fette, Graphit, Ruß, Verschmutzungen Asphalt, Bitumen 8. Feuchtarbeit Nässe, häufige Händereinigung, Feuchtigkeitsstau beim Tragen flüssigkeits- dichter Schutzhandschuhe über einen langen Zeitraum (siehe TRGS 401 „Gefährdung durch Hautkontakt“) 9. Schweißen Künstliche UV-Strahlung 10. Umgang mit künstlichen Mineralfasern (KMF) Mechanische Hautreizung durch Fasern 11. Mechanische Belastung Druck und/oder Reibung, Späne, Händereinigung mit reibemittelhaltigen Handreinigungsmitteln oder Bürsten 12. Arbeiten im Freien Natürliche UV-Strahlung (Sonnenstrahlung) 13. Umgang mit Verstorbenen (Tischlereien) Biostoffe 11
Gefährdungsbeurteilung Gefährdungen durch Feuchtarbeit Gefährdungen durch Gefahrstoffe Feuchtarbeit ist unabhängig von der Branche eine Haupt- Bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ist das Sicherheitsdaten- ursache von Hauterkrankungen. Zur hautgefährdenden blatt eine wichtige Informationsquelle. Der Abschnitt 6 Feuchtarbeit gehören gemäß TRGS 401 dieser Broschüre enthält ausführliche Informationen zu • Arbeiten im feuchten Milieu von regelmäßig mehr als konkreten Gefährdungen und Maßnahmen. 2 Stunden pro Tag, • das Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhand Die TRGS 401 „Gefährdung durch Hautkontakt − Ermitt- schuhen über den gleichen Zeitraum, lung, Beurteilung, Maßnahmen“ ist die Grundlage für die • die häufige oder intensive Händereinigung. Beurteilung der Gefährdung durch Hautkontakt bei Tätig- keiten mit Gefahrstoffen. Der Kontakt mit Wasser führt zu einem Aufquellen der Haut. Bei häufigem Kontakt über einen längeren Zeitraum Gefährdungen durch Hautkontakt treten auf durch: kann die Hautstruktur verändert und die Barrierewirkung • Arbeitsstoffe mit hautgefährdenden Eigenschaften, der Haut geschwächt werden. Verstärkt wird das durch zum Beispiel ätzende, irritative und/oder sensibilisie- entfettend wirkende Stoffe im Wasser (Wasch-, Reini- rende Einwirkung. Solche Arbeitsstoffe sind beispiels- gungs- und Desinfektionsmittel, Kühlschmierstoffe). weise Säuren, Laugen, Biozide, Lösemittel, Lacke oder Kühlschmierstoff-Konzentrate. Aktuellen Studien zufolge führt der Kontakt mit Wasser • Arbeitsstoffe mit langfristig hautschädigender Wirkung, zu einer früheren und stärkeren Barriereschädigung als zum Beispiel wässrige Tensidlösungen oder wasserge- das Tragen flüssigkeitsdichter Schutzhandschuhe über mischte Kühlschmierstoffe in Anwendungskonzentration. den gleichen Zeitraum. Das ausschließliche Tragen von • Arbeitsstoffe ohne Einstufung nach den Kriterien der Schutzhandschuhen ohne weitere chemische oder me- CLP-Verordnung, die aufgrund einer längeren oder chanische Gefährdungen führt nicht zu einer Barriere- wiederholten Einwirkung die Haut schädigen können, schädigung. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Haut nach zum Beispiel Anwendungslösungen von Detergenzien dem Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen oder Kühlschmierstoffen sowie saures oder basisches empfindlicher gegenüber mechanischen Belastungen Milieu, das nicht zur Einstufung führt. Auch mechani- sowie gegenüber Tensiden reagiert. Außerdem kann nach sche Einwirkungen, zum Beispiel Reibung, Schnitte dem Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen oder Stiche können dazu gehören. die Barriereregeneration verzögert sein. • hautsensibilisierende Arbeitsstoffe, die allergische Ekzeme hervorrufen können. Typische Beispiele sind Das Irritationsvermögen von Hautreinigungsmitteln ist Epoxidharze in Klebern, Vergussmassen oder Lacken, abhängig von der Zusammensetzung des Hautreinigungs- Chromsäure oder Nickelsalze in der Galvanik sowie mittels, besonders jedoch von der Art und Konzentration Biozide zur Nachkonservierung von Kühlschmierstof- der eingesetzten Tenside und gegebenenfalls der enthal- fen. Weitere Stoffe werden in der Anlage 3 der TRGS 401 tenen Reibekörper und Lösemittel. Die Kombination der „Gefährdung durch Hautkontakt“ und in der TRGS 907 häufigen tensidischen Händereinigung mit dem Tragen „Verzeichnis sensibilisierender Stoffe und von Tätigkei- flüssigkeitsdichter Handschuhe kann zu einer verstärkten ten mit sensibilisierenden Stoffen“ aufgeführt. Irritation führen. • hautresorptive Arbeitsstoffe, zum Beispiel Benzol in Ottokraftstoffen, Xylole und Toluol in Lacken und Lö- semittelgemischen, Glykole in Frostschutzmitteln und Bremsflüssigkeiten. Bei Tätigkeiten mit Gefährdung durch Hautkontakt unter- scheidet die TRGS 401 drei im Risiko abgestufte Gefähr- dungskategorien, denen unterschiedliche Schutzmaß- nahmen zugeordnet werden. 12
Gefährdungsbeurteilung Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung hat der Unter- Anlage 4 der derzeit gültigen TRGS 401 enthält eine nehmer oder die Unternehmerin die Gefährdungskatego- Gefährdungsmatrix, die sich noch auf die früheren rie zu ermitteln und den Einsatz der damit verbundenen Einstufungs- und Kennzeichnungskriterien bezieht. Durch Schutzmaßnahmen zu prüfen. Die Zuordnung der erfor- das „Global Harmonisierte System“ (GHS- oder CLP-Ver- derlichen Maßnahmen zum Gefährdungsgrad (gering – ordnung) werden Gefahrstoffe mit neuen Piktogrammen mittel – hoch) erfolgt anhand der gefährlichen Eigen- und mit H-Sätzen („hazard statements“) anstelle der schaften des Stoffs oder der Zubereitung (H-Satz) sowie R-Sätze gekennzeichnet. Die TRGS 401 wird zurzeit an das der Dauer und des Ausmaßes des Hautkontakts. neue System angepasst. Tabelle 3-2 Für die Beurteilung der Gefährdung durch Hautkontakt relevante H-Sätze H-Satz Beschreibung der Gefährdung H-Satz Beschreibung der Gefährdung EUH 066 Wiederholter Kontakt kann zu spröder oder rissiger H361 Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen Haut führen. oder das Kind im Mutterleib schädigen (konkrete Wirkung angeben, sofern bekannt) (Expositions- H310 Lebensgefahr bei Hautkontakt. weg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass H311 Giftig bei Hautkontakt. die Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H312 Gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. H370 Schädigt die Organe (oder alle betroffenen Organe H314 Verursacht schwere Verätzungen der Haut und nennen, sofern bekannt) (Expositionsweg ange- schwere Augenschäden. ben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr H315 Verursacht Hautreizungen. bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H317 Kann allergische Hautreaktionen verursachen. H371 Kann die Organe schädigen (oder alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) (Expositions- H340 Kann genetische Defekte verursachen (Exposi- weg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass tionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg dass diese Gefahr bei keinem anderen Exposi- besteht). tionsweg besteht). H372 Schädigt die Organe (alle betroffenen Organe nen- H341 Kann vermutlich genetische Defekte verursachen nen) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Exposi- ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Exposi- tionsweg besteht). tionsweg besteht). H350 Kann Krebs erzeugen (Expositionsweg angeben, H373 Kann die Organe schädigen (alle betroffenen Or- sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei gane nennen, sofern bekannt) bei längerer oder keinem anderen Expositionsweg besteht). wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, H351 Kann vermutlich Krebs erzeugen (Expositions- wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei weg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass keinem anderen Expositionsweg besteht). diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H360 Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen (konkrete Wirkung angeben, sofern bekannt) (Expositionsweg ange- ben, sofern schlüssig belegt ist, dass die Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). 13
Gefährdungsbeurteilung Um die Gefährdungskategorie in Abhängigkeit von den beurteilung der dermalen Exposition für Stoffe und Gemi- Stoffeigenschaften nach CLP-Verordnung und der Art sche, die nach der CLP-Verordnung gekennzeichnet sind, und Dauer der Exposition ermitteln zu können, sind in aufgeführt. Sie sind auch unter www.dguv.de, Webcode: Tabelle 3-3 die Arbeitshilfen der DGUV zur Gefährdungs- d160116 verfügbar. Tabelle 3-3 Arbeitshilfe Teil 1 Gefährdungsbeurteilung der dermalen Exposition für Stoffe nach der CLP-Verordnung Eigenschaft Gefahrenklassen/Gefahrenkategorie Kennzeichnung Dauer/Ausmaß des Hautkontakts der Stoffe/ kurzfristig (< 15 min) längerfristig ( > 15 min) Gemische mit H-Satz kleinflächig großflächig kleinflächig großflächig (z. B. Spritzer) (z. B. Spritzer) EUH 66 g g g m Hautreizend Hautreiz. Kat. 2 H315 g m m m Ätzend pH ≤ 2 bzw. pH ≥ 11,5; Hautätz. Kat. 1 A, 1B, 1C H314 m m m h Hautresorptiv Akut Tox. (dermal) Kat. 4 H312 g m m h Akut Tox. (dermal) Kat. 3 H311 m m m h Akut Tox. (dermal) Kat. 2 oder 1 H310 h h h h Hautresorptiv Akut Tox. (dermal) Kat. 3 mit zusätzl. Einstufung H311 und H314 h h h h und ätzend Hautätz. Kat. 1 A, B, C Hautresorptiv Karz. Kat. 2 H351 m m m h und sonstige Mutag. Kat. 2 H341 Eigenschaften Repr. Kat. 2 H361 m m m m Karz. Kat. 1 A. 1B H350 Mutag. Kat. 1 A, 1B H340 h h h h Repr. Kat. 1 A, 1B H360 Sensibilisierend Sens. Haut Kat. 1 H317 Sensibilisierende Gefahrstoffe nach Anlage 3 so- g m m h wie nach Nummer 3.2.1 Abs. 2 oder 3 g = geringe Gefährdung m = mittlere Gefährdung h = hohe Gefährdung Stand: März 2013 Tabelle 3-4 Arbeitshilfe Teil 2 Gefährdungsbeurteilung der dermalen Exposition für Stoffe der Gefahrenklasse „Spezifische Zielorgan-Toxizität“ (STOT) nach der CLP-Verordnung Eigenschaft Gefahrenklassen/Gefahrenkategorie Kennzeichnung Dauer/Ausmaß des Hautkontakts der Stoffe/ kurzfristig (< 15 min) längerfristig ( > 15 min) Gemische mit H-Satz kleinflächig großflächig kleinflächig großflächig (z. B. Spritzer) (z. B. Spritzer) Hautresorptiv STOT einmalig Kat. 2 H312 g m m h und sonstige STOT einmalig Kat. 1 H311 m m m h Eigenschaften STOT wiederholt Kat. 2 H310 g m m h STOT wiederholt Kat. 1 H317 m m m h g = geringe Gefährdung m = mittlere Gefährdung h = hohe Gefährdung Stand: März 2013 Die Einstufung erfolgte aufgrund der CLP-Verordnung, wobei die Einstufungskriterien für die Bewertung nach STOT und für die akute Toxizität (dermal) zugrunde gelegt wurden. 14
Gefährdungsbeurteilung Beispiele für die Anwendung der Tabelle 3-3 (Arbeitshilfe Demgegenüber wird die Haut bei Kälte weniger durch- Teil 1 Gefährdungsbeurteilung der dermalen Exposition für blutet. Die Regeneration und die Talgproduktion sind ver- Stoffe nach der CLP-Verordnung): mindert. Kalte Luft ist trockener und entzieht der Haut • Wird ein Kaltreiniger (Kennzeichnung H315) verwendet Feuchtigkeit. und besteht dabei nur die Gefahr von Spritzern (klein- flächiger Hautkontakt) bei einer Zeitdauer von weniger Weiterhin können natürliche und künstliche UV-Strahlung als 15 min pro Schicht (kurzfristiger Hautkontakt), resul- die Haut schädigen. Als akute Folge einer zu hohen Be- tiert daraus eine geringe Gefährdung. Hier sind nur all- strahlung können Hautrötungen und Sonnenbrand entste- gemeine Hygienemaßnahmen zu treffen. hen. Chronische Folgen können vorzeitige Hautalterung • Besteht hingegen bei Reinigungsarbeiten mit dem glei- und Hautkrebs sein. chen Produkt ein großflächiger Hautkontakt länger als 15 min pro Schicht (längerfristiger Hautkontakt), liegt Biologische Gefährdungen eine mittlere Gefährdung vor. Damit sind Schutzmaß- Bei Biostoffen handelt es sich überwiegend um Mikro- nahmen wie der Ersatz des Kaltreinigers sowie der Ein- organismen, wie Bakterien, Pilze und Viren, die beim satz eines hautkontaktfreien oder -armen Verfahrens zu Menschen Infektionen, sensibilisierende oder toxische prüfen und umzusetzen. Wirkungen hervorrufen können. Für Tätigkeiten mit Bio- • Bei Bedarf sind zusätzlich zu den technischen stoffen gelten die Regelungen der Biostoffverordnung Schutzmaßnahmen noch organisatorische (Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Maßnahmen zu treffen, um die Gefährdung der Tätigkeiten mit Biologischen Arbeitsstoffen BioStoffV). Beschäftigten zu minimieren. • Für verbleibende Gefährdungen sind Persönliche Im Holz- und Metallbereich liegen Expositionen im Sinne Schutzausrüstungen wie Chemikalienschutzhandschu- der BioStoffV − von Ausnahmen abgesehen − vorwiegend he zur Verfügung zu stellen. bei Tätigkeiten mit wässrigen Umlaufmedien im neutra- len und alkalischen pH-Bereich, bei Wartungsarbeiten an Physikalische Gefährdungen kontaminierten Geräten, Gegenständen oder in kontami- Durch mechanische Einwirkungen können Mikroverlet- nierten Bereichen etc. vor. Da eine Substitution der Bio- zungen entstehen, durch die die Arbeitsstoffe in tiefere stoffe in der Regel nicht möglich ist, kommt den techni- Hautschichten eindringen. Ähnliche Effekte werden schen und organisatorischen Schutzmaßnahmen eine durch Schnitte und Stiche bewirkt. Zu den mechanischen besondere Bedeutung zu. Auch Schutzhandschuhe kön- Gefährdungen gehören zum Beispiel: nen bei solchen Tätigkeiten sinnvoll sein, die aufgrund • Kontakt mit rauen, scharfkantigen Objekten, anderer Gefährdungen (zum Beispiel zum Schutz vor Ge- z. B. Späne, scharfe Blechkanten, Grate fahrstoffen) zumeist ohnehin getragen werden müssen. • Umgang mit künstlichen Mineralfasern Da bei wässrigen Medien die Biostoffe in der Flüssigkeit • Umgang mit Metallschwämmen, z. B. für Reinigungs- enthalten sind, schützen flüssigkeitsdichte Handschuhe arbeiten ausreichend. • Umgang mit Kartons und anderen Verpackungs materialien Eine wichtige Ausnahme für Tischlereibetriebe, die auch • Umgang mit Paletten Bestattungen anbieten, ist der Umgang mit Verstorbenen. • Handreinigung mit reibemittelhaltigen Inhaltstoffen Es bestehen Gefährdungen durch Biostoffe auf oder in der oder Bürsten verstorbenen Person, in den Körperöffnungen, auf der mit Blut, Körpersekreten und Ausscheidungen verunreinig- Daneben kann auch eine heiße Arbeitsumgebung zu ten Wäsche sowie an Instrumenten, Arbeitsmitteln und Hautproblemen führen, da höhere Temperaturen einen Räumen. Bei Bergungen von Unfallopfern und beim Um- starken Feuchtigkeitsverlust der Haut hervorrufen. Starkes lagern von Verstorbenen können durch das Komprimie- Schwitzen führt zu einer Aufquellung der Haut, die da- ren der Lunge und die austretende Restluft luftgetragene durch leichter irritierbar ist. Biostoffe in den Atembereich der beteiligten Personen gelangen. 15
Gefährdungsbeurteilung Direkte Hautgefährdungen können durch mögliche un- geschützte Kontakte zu Haut- und Nagelpilzen (Dermato- phyten) oder zu Parasiten wie Krätzmilben (Scabies, mel- depflichtig!) Läusen und Flöhen bestehen; über Flohbisse können zudem Infektionserreger übertragen werden. Wei- terhin besteht bei ungeschützten Hautkontakten die Ge- fahr, dass es über Verletzungen der Haut zum Eindringen von blutübertragbaren Infektionserregern, wie dem HIV- oder Hepatitis B/C-Virus, kommen kann. Bei Benutzung von geeigneten Schutzhandschuhen ist die Gefahr des Infektionsrisikos der Haut jedoch sehr gering. I n der DGUV Information 214-021 „Biologische Arbeitsstoffe beim Umgang mit Verstorbenen“ wird dieses Thema ausführlich behandelt. Daneben werden auch konkrete hygienische Schutzmaßnah- men vorgeschlagen. 16
4 Schutzmaßnahmen Durch geeignete Schutzmaßnahmen sollen Hautgefähr- 4.2 Technische Schutzmaßnahmen dungen bei der beruflichen Tätigkeit minimiert werden. Dabei ist das STOP-Modell zu berücksichtigen: Häufig kann nicht auf weniger gefährliche Arbeitsstoffe • Substitution zurückgegriffen werden. Dann sind technische Schutz- • Technische Schutzmaßnahmen maßnahmen anzuwenden, zum Beispiel bei: • Organisatorische Schutzmaßnahmen • Persönliche Schutzmaßnahmen Tätigkeiten mit Kühlschmierstoffen in der mechanischen Fertigung: • gekapselte, abgesaugte Werkzeugmaschinen 4.1 Substitution • gekapselte, abgesaugte Anlagen zum Reinigen und Trocknen von W erkstücken Der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin hat im Rahmen der • Spritzschutzeinrichtungen Informationsermittlung und Gefährdungsbeurteilung nach • Verwendung von Spänehaken § 6 der Gefahrstoffverordnung die Möglichkeit der Substi- tution zu prüfen und unter Berücksichtigung der Kriterien Tätigkeiten mit Lacken, Lösemitteln, Klebstoffen: nach TRGS 600 „Substitution“ umzusetzen. Die Vermei- • automatisierte, gekapselte Reinigungsanlagen dung oder die Verringerung der Gefährdung durch Subs- • Verwendung von Robotern zum Auftrag von Lacken titution hat als Schutzmaßnahme Priorität. Sie umfasst oder Klebstoffen die Vermeidung des Gefahrstoffs, den Ersatz durch einen • automatische Mischanlagen weniger gefährlichen Stoff oder den Einsatz von Verfahren • Lackauftrag durch Tauchen statt Spritzen ohne oder mit geringerem Hautkontakt. Beispiele sind: • Ersatz von wassergemischten Kühlschmierstoffen Tätigkeiten in der Galvanik: (Feuchtarbeit) durch Minimalmengenschmierung bei • Einsatz von Galvanisierautomaten der mechanischen Bearbeitung (Sägen, Bohren, Dre- • Umpumpen von Flüssigkeiten im geschlossenen hen, Fräsen) S ystem • Ersatz von lösemittelhaltigen Lacken durch Wasser • Verwendung von fertig angesetzten Elektrolyten lacke oder Pulverlacke • Ersatz flusssäurehaltiger Felgenreiniger Tätigkeiten im Freien (Sonnenstrahlung): • Herstellung der GFK-Bauteile mit Resin Transfer • Abschattung, zum Beispiel durch Unterstellmöglichkei- Moulding (RTM)-Verfahren anstelle des Handlaminierens ten (auch für Pausen) oder Schaffung von Arbeitsberei- • Verwendung fertig angesetzter Elektrolyte chen mit ausreichend großen Sonnenschirmen, Son- nensegeln, Sonnenplanen und Überdachungen. nterstützung bei der Suche nach einer geeigneten U Substitutionslösung gibt die TRGS 600 „Substitu- Sonstige Tätigkeiten: tion“ oder die Anlage 6 der TRGS 401 „Gefährdung • Verwendung von Auftragshilfsmitteln (Fettpressen, durch Hautkontakt“. Pinsel, Rolle) • automatisierte Lötstationen anstelle manueller Lötplätze • Dosierhilfsmittel (z. B. Kartuschen für Klebstoffe, Silikondichtmassen) • kontaktfreie Verpackungen (z. B. Kartuschen oder Knetbeutel für Epoxidharzsysteme) 17
Schutzmaßnahmen 4.3 Organisatorische Schutzmaßnahmen und 4.4 Persönliche Schutzmaßnahmen Arbeitshygiene Lassen sich die Hautgefährdungen nicht durch Substitu- Arbeitshygienische und organisatorische Maßnahmen tion oder technische und organisatorische Schutzmaß- sind zum Beispiel: nahmen vermeiden oder ausreichend vermindern, müs- • Erstellen der Betriebsanweisung mit Maßnahmen zur sen zusätzlich persönliche Schutzmaßnahmen ergriffen Hautprävention werden. Beispiele dafür werden in diesem Abschnitt • Erstellen eines Hand- und Hautschutzplans sowie für spezielle Arbeitsbereiche in Abschnitt 6 be • Unterweisung der Beschäftigten zur Hautprävention schrieben. (mit arbeitsmedizinisch-toxikologischer Beratung) • Arbeitsmedizinische Vorsorge (siehe Abschnitt 5) In der Metall- und Holzbranche werden überwiegend • Wechsel von Tätigkeiten mit und ohne Hautbelastung Schutzhandschuhe (Abschnitt 4.4.1) und Hautschutz- • Festlegen von Wechselintervallen beim Tragen von mittel (Abschnitt 4.4.2) verwendet, darüber hinaus gege- Schutzhandschuhen benenfalls Augen- oder Gesichtsschutz, Schutzkleidung • Wechsel durchfeuchteter Kleidungsstücke oder Schutzschürzen. • Erstellung eines Wartungsplans für Kühlschmier- stoff-Kreisläufe in der mechanischen Fertigung Bei der Auswahl persönlicher Schutzmaßnahmen haben • Keine Verwendung von Putzlappen für Maschinen zum geeignete Schutzhandschuhe Vorrang vor Hautschutzmit- Händtrocknen teln. Hautschutzmittel sollten nur dann gewählt werden, • Kein Abblasen der Hände mit Druckluft wenn das Tragen von Schutzhandschuhen nicht möglich oder nicht erlaubt ist, zum Beispiel bei Tätigkeiten an Ma- Bei Tätigkeiten im Freien (Sonnenstrahlung): schinen mit Einzugsgefahr. • Arbeiten möglichst vermeiden, wenn die Sonne inten- siv scheint (April bis September, in der Zeit von ca. 10 Bei mechanischen Gefährdungen kann ein praxisrele- bis 15 Uhr). vanter Schutz nicht durch Hautschutzmittel, sondern • Pausenzeiten an die Tageszeit anpassen. nur durch einen geeigneten Schutzhandschuh bewirkt • Körperlich anstrengende Arbeiten möglichst früh mor- werden. gens oder spät nachmittags ausführen lassen. Auf den Tätigkeitswechsel (z. B. Schichtarbeit mit Arbeitsbeginn in den frühen Morgenstunden) zwischen den Beschäf- 4.4.1 Schutzhandschuhe tigten achten. Allgemeines Schutzhandschuhe gehören zur Persönlichen Schutzaus- rüstung (PSA). Sie sollen vor folgenden Gefährdungen schützen: • chemische Gefährdungen • physikalische Gefährdungen (z. B. mechanische, elekt- rische oder thermische Gefährdungen) • biologische Gefährdungen Die Kennzeichnung von Schutzhandschuhen zeigt, gegen welche Gefahren sie schützen. Bestandteile der Kenn- zeichnung sind neben dem CE-Zeichen auch die spezifi- schen graphischen Symbole (Abb. 4-1). 18
Schutzmaßnahmen Gedbrauchsanweisung; Schutzausrüstung gegen Schutzausrüstung gegen Bedienungsanleitung Chemikalien Mikroorganismen Schutzausrüstung gegen Schutzausrüstung gegen Schutzausrüstung mechanische Einwirkung Hitze und Flammen gegen Kälte Abb. 4-1 Graphische Symbole nach DIN EN ISO 21420 „Schutzhandschuhe − Allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren“ Das graphische Symbol „aufgeschlagenes Buch“ der Die Leistungen von Schutzhandschuhen gegen mecha- DIN EN ISO 21420 weist darauf hin, dass zusätzliche In- nische Risiken werden nach der DIN EN 388 geprüft. formationen des Herstellers beachtet werden müssen Diese Norm legt die Anforderungen, Prüfverfahren und (Anleitung und Information der Hersteller). Kennzeichnung für Schutzhandschuhe gegen die me- chanischen Risiken Abrieb, Schnitt, Weiterreißen und Für einige Gefährdungsarten, wie mechanische Risiken, Durchstich fest. Die Erläuterung der Leistungsarten und Hitze und Feuer, Kälte und chemische Gefährdungen, wer- Leistungsstufen ergibt sich aus Abb. 4-2. Die Leistungs- den zusätzlich zum graphischen Symbol noch die geprüf- stufen werden als Zahlen und/oder Buchstaben unter ten Eigenschaften und die dort erzielten Leistungsstufen dem graphisches Symbol angegeben und reichen von angegeben. Das wird exemplarisch in Abb. 4-2 dargestellt. niedrig (1, bzw. A) bis hoch (4, bzw. 5 oder F). Nach DIN EN 388 stehen zwei Varianten zur Bestim- mung der Schnitthemmung zur Verfügung: der klassische Coupe-Test und der TDM-Test. Im sogenannten Coupe-Test werden Prüfmuster unter konstantem Kraftaufwand mit einem rotierenden, sich entgegen der Rotationsrichtung hin- und her bewegenden Rundmesser geschnitten und das Ergebnis wird in Schutzstufen von 0 bis 5 umgerechnet. Da Gestricke aus Hybridfasern mit anorganischen Be- standteilen (Glas, Metall etc.) in diesem Verfahren zu einer Abstumpfung der Klinge führen, sind die ermittelten Leistungsstufen für die Schnitthemmmung nur mangel- haft reproduzierbar. Für diese Bauarten steht das Testver- fahren nach DIN EN ISO 13997 zur Verfügung (TDM-Test). Abb. 4-2 Graphisches Symbol für Schutzhandschuhe gegen Dabei wird die Schnitthemmung bei einem einmaligen mechanische Risiken nach DIN EN ISO 21420 mit Beispiel einer Kontakt mit einer langen, geraden Klinge unter sich stei- Kennzeichnung nach DIN EN 388 gerndem Kraftaufwand bestimmt und die minimale Kraft zum Durchschnitt des Prüfmusters nach 20 Millimetern 19
Schutzmaßnahmen ermittelt. Für Schutzhandschuhe, die keine abstumpfen- Chemikalienschutzhandschuhe aus Elastomeren den Bestandteile beinhalten, bleibt die Prüfung mit dem Elastomere bestehen aus verknäulten, miteinander ver- Rundmesser nach DIN EN 388 bestehen. netzten Molekülketten, die sich bei Zug- und Druckbelas- tung verformen, danach jedoch wieder ihre ursprüngliche Die Prüfmethoden der DIN EN 388 und der DIN EN ISO 13997 Form annehmen. Sie bilden aufgrund ihrer Elastizität die sind nicht miteinander vergleichbar. Die Leistungslevel wichtigste Materialgruppe unter den Chemikalienschutz- nach DIN EN ISO 13997 werden in Form von Buchstaben handschuhen. angegeben (A bis F; A = geringster Kraftaufwand, F = höchster Kraftaufwand bis zum Durchschneiden des Prüf- Zur Herstellung von Elastomeren werden häufig Vulka- musters). nisationsbeschleuniger wie Thiurame und Carbamate eingesetzt, die Allergien auslösen können. Ob und ge- Optional kann ein Handschuh auf seinen Schutz vor Stö- gebenenfalls welche Allergie auslösende(n) Stoffe in ßen nach DIN EN 13594 geprüft werden. Ist der Test bestan- Schutzhandschuhen bei der Herstellung verwendet wer- den, wird dies mit dem Buchstaben „P“ hervorgehoben. den, kann bei den Herstellern erfragt werden oder ist in der Handschuh-Allergenliste unter www.bgbau.de, Web- 4.4.1.2 Handschuhmaterialien code: WCOTRi aufgeführt. Die gängigsten Handschuhmaterialien sind derzeit: • Polymere (Elastomere oder Thermoplaste) Latex (Naturlatex, NR = Natural Rubber, bzw. Synthesela- • Laminate tex, IR = Isoprene Rubber) ist ein hochflexibles Material • Strick und Gewebe, auch beschichtet mit guten mechanischen Eigenschaften und einem sehr • Leder guten Tragekomfort. Es eignet sich bei Kontakt mit nicht aggressiven Chemikalien, wie Wasser, handelsüblichen Polymere Reinigungsmitteln und anorganischen Säuren und Lau- Polymere werden als Material für Chemikalienschutz- gen. Latex ist jedoch nicht beständig gegenüber Kohlen- handschuhe, als Beschichtung für Strickhandschuhe wasserstoffen, zum Beispiel Ölen und vielen organischen sowie als Fasern eingesetzt (Abb. 4-3). Lösemitteln. Es findet daher im Holz- und Metallbereich wenig Anwendung (Ausnahme: Galvanik). Latex, Nitril-, Elastomere Neopren-, Butyl-, Fluorkautschuk Duroplaste Polyurethan Synthetische Plaste Polymere Thermoplaste Polyvinylchlorid Polyethylen Polyamid Fasern Chemiefasern Abb. 4-3 Handschuhmaterialien aus Polymeren 20
Schutzmaßnahmen Polychloropren (CR = Chloroprene Rubber, Neopren®) ist Polyvinylalkohol ist ein wasserlöslicher Thermoplast und wie Latex ein hochflexibles Material mit sehr guten Trage- daher als Material für Schutzhandschuhe nur sehr einge- eigenschaften. Die Alterungs- und Chemikalienbeständig- schränkt geeignet. keit, auch gegenüber Ölen, ist jedoch deutlich besser als bei Latex. Polyethylen und Polyamid werden im Bereich von Schutz- handschuhen nicht als Beschichtungsmaterial, sondern Nitrilkautschuk (NBR = Nitrile Butadiene Rubber) wird als Kunstfaser für Gewebehandschuhe (Strickhand- durch Polymerisation aus Acrylnitril und Butadien produ- schuhe) eingesetzt. Polyethylen wird auch in Laminaten ziert. Chemikalienschutzhandschuhe aus Nitrilkautschuk verwendet. finden breiten Einsatz im Holz- und Metallbereich, weil sie gegenüber zahlreichen Chemikalien beständig sind. Polyurethan gehört zu den Duroplasten. Dabei handelt es Je nachdem, in welchem Mischungsverhältnis diese bei- sich um stark quervernetzte Kunststoffe, die deutlich här- den Stoffe eingesetzt werden, können die Eigenschaften ter und spröder als Thermoplaste sind. Polyurethan wird variieren. Allgemein gilt: Je höher der Acrylnitrilgehalt, zur Beschichtung von Strickhandschuhen verwendet. desto besser ist die Öl- beziehungsweise Kohlenwasser- stoff-, die Alterungs- und Chemikalienbeständigkeit. Mit Laminate steigendem Acrylnitril-Anteil wird der Handschuh jedoch Als Laminate werden Handschuhe bezeichnet, die aus auch steifer. mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien zusam- mengeschweißt werden, zum Beispiel Polyethylen oder Butylkautschuk (Butyl, IIR = Isobutylene Isoprene Rubber) Polyvinylalkohol. Sie eignen sich für spezielle Einsatzbe- wird aus Isopren und Isobutyl hergestellt. Wie Latex hat reiche, in denen der Kontakt mit Gefahrstoffen durch an- dieses Material nur eine geringe Beständigkeit gegen Öle, dere Chemikalienschutzhandschuhe nicht ausreichend Fette, aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe vermieden werden kann. Nachteilig ist die geringe Reiß- und Chlorkohlenwasserstoffe. Butylkautschuk eignet sich festigkeit der Nähte, die Steifigkeit des Materials und der vor allem zum Schutz vor Estern, Ketonen und Aldehyden eingeschränkte Tragekomfort. (Bestandteile vieler Lacke). Strick und Gewebe Fluorkautschuk (FKM = Fluorkautschuk-Monomere, Strick- und Gewebehandschuhe können je nach Ausfüh- Viton®) ist ein extrem gasdichtes Material mit sehr hoher rung gegen mechanische und thermische Belastungen Chemikalien- und Alterungsbeständigkeit. Schutzhand- der Haut schützen. Ferner können sie auch im Produkt- schuhe aus Fluorkautschuk sind jedoch relativ teuer. schutz und als Unterziehhandschuh getragen werden. Als Materialien werden Baumwolle, Polyamid sowie Schutzhandschuhe aus Plasten schnitthemmende Materialien wie Aramide, ultrahoch Polyvinylchlorid (Vinyl, PVC), Polyvinylalkohol (PVA), Poly- molekulares Polyethylen oder schnitthemmende Hybrid- ethylen (PE) und Polyamid (PA) gehören zu den Thermo- garne eingesetzt. plasten. Sie bestehen aus unvernetzten, wenig oder nicht verzweigten (linearen) Kohlenstoffketten. Entscheidend für die Eigenschaften der Handschuhe sind die eingesetzten Gewebe. So bietet zum Beispiel Ara- Polyvinylchlorid ist charakterisiert durch eine geringe mid-Gewebe einen guten Schnitt- und Hitzeschutz, Baum- Flexibilität, die durch Zusatz von Weichmachern kom- wollgewebe wird als Unterziehhandschuh oder Trägerma- pensiert werden kann. Schutzhandschuhe aus Vinyl sind terial für kunststoffbeschichtete Handschuhe verwendet. mechanisch kaum belastbar. Sie sind beständig gegen alkalische Lösungen (Laugen) und nicht-oxidierende Säu- Reine Stoff- und Gewebehandschuhe sind feuchtigkeits- ren, zum Beispiel Salzsäure. Bei Kontakt mit organischen durchlässig (nicht okklusiv wirkend), so dass der Haut- Lösemitteln werden die Weichmacher herausgelöst, so schweiß an die Umgebung abgegeben werden kann. Sie dass der Handschuh spröde und damit unbrauchbar wird. sind als Schutz gegen Flüssigkeiten wie Wasser, Öl und Fett nicht geeignet. 21
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