Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022

 
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Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
209-022
              DGUV Information 209-022

              Hautschutz an Holz- und
              Metallarbeitsplätzen

Januar 2021
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
kommmitmensch ist die bundesweite Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung
in Deutschland. Sie will Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen
eine Präventionskultur zu entwickeln, in der Sicherheit und Gesundheit Grundlage
allen Handelns sind. Weitere Informationen unter www.kommmitmensch.de

Impressum

Herausgegeben von:
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 030 13001-9876
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

Sachgebiet Maschinen, Robotik und Fertigungsautomation
Fachbereich Holz und Metall der DGUV

Ausgabe: Januar 2021

Änderungen zur letzten Ausgabe: Die Schrift wurde um Tätigkeiten und
Arbeitsbedingungen an Holzarbeitsplätzen ergänzt. Daneben wurde die na-
türliche UV-Strahlung in die Aufstellung von Hautgefährdungen und Schutz-
maßnahmen aufgenommen. Änderungen umfassen auch die Anpassung an
das technische Regelwerk (TRGS 401/907), an das Regelwerk der DGUV und
an die Normung (Schutzhandschuhe). Ferner wurde der Kenntnisstand unter
berufsdermatologischen Aspekten vor allem in Bezug auf die Anforderungen
an Hautschutzmittel und deren Wirksamkeit angepasst.

DGUV Information 209-022
zu beziehen bei Ihrem zuständigen ­Unfallversicherungsträger oder unter
www.dguv.de/publikationen Webcode: p209022

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auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung gestattet.
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
Hautschutz an Holz- und
Metallarbeitsplätzen

DGUV Information 209-022 Januar 2021
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
Inhaltsverzeichnis

                                                                                                          Seite                                                                                                        Seite

Vorwort.....................................................................................................    5   5             Arbeitsmedizinische Vorsorge zur Prävention
                                                                                                                                  von Hauterkrankungen.................................................... 38
1             Die menschliche Haut .....................................................                       6
1.1           Aufbau und Funktion .......................................................                      6    6             Hautgefährdung und Schutzmaßnahmen
                                                                                                                                  nach Arbeitsbereichen und Stoffen.......................... 39
2             Erkrankungen der Haut................................................... 7
2.1           Ekzemformen........................................................................ 7                 Anhang 1.................................................................................................. 56
2.1.1         Exogene Ekzeme.................................................................. 7
2.1.2         Endogene Ekzeme.............................................................. 9                       Anhang 2................................................................................................. 59
2.2           Weitere berufsrelevante Hauterkrankungen........ 9
2.3           Hautprobleme im Fußbereich...................................... 9                                    Anhang 3.................................................................................................. 60
2.4           UV-strahlungsinduzierte Hautschädigungen....... 10
2.5           Krebserkrankungen der Haut ...................................... 10
2.6           Individualprävention ....................................................... 10

3             Gefährdungsbeurteilung................................................ 11

4             Schutzmaßnahmen...........................................................                       17
4.1           Substitution...........................................................................          17
4.2           Technische Schutzmaßnahmen..................................                                     17
4.3           Organisatorische Schutzmaßnahmen und
              Arbeitshygiene ....................................................................              18
4.4           Persönliche Schutzmaßnahmen.................................                                     18
4.4.1         Schutzhandschuhe ...........................................................                     18
4.4.2         Hautmittel...............................................................................        27
4.4.3         Persönliche Schutzmaßnahmen bei
              natürlicher UV-Strahlung.................................................                        34
4.4.4         Persönliche Schutzmaßnahmen zur
              Vorbeugung von Hauterkrankungen
              im Fußbereich.......................................................................             35
4.5           Der Hand- und Hautschutzplan...................................                                  37
4.6           Überprüfung der Wirksamkeit von Schutz­
              maßnahmen..........................................................................              37
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
Vorwort

Hauterkrankungen gehören zu den häufigsten beruflich        Hautgefährdungen bestehen vor allem bei:
bedingten Erkrankungen an gewerblichen Arbeitsplätzen.      • Feuchtarbeit
Für die Betroffenen kann die Erkrankung neben gesund-       • Tätigkeiten mit Lösemitteln, Kühlschmierstoffen und
heitlichen Problemen die Aufgabe des erlernten Berufs,        anderen Gefahrstoffen
den Verlust des Arbeitsplatzes und damit finanzielle und    • Verwendung stark scheuernder oder lösemittelhaltiger
soziale Benachteiligungen bedeuten. Um Hauterkran-            Handreinigungsmittel
kungen zu verhindern, müssen Hautgefährdungen ermit-        • Umgang mit scharfkantigen Teilen oder Metallspänen
telt und beurteilt werden. Danach sind Schutzmaßnah-        • häufiger mechanischer Belastung derselben Hautpar-
men festzulegen, umzusetzen und auf ihre Wirksamkeit          tien, z. B. durch sich ständig wiederholende Handgriffe
zu ­prüfen.                                                 • Einwirkungen von Hitze und Kälte
                                                            • Einwirkungen von UV-Strahlung (z. B. Arbeiten im
Die DGUV Information 209-022 dient den in Arbeits- und        Freien, Schweißen)
Gesundheitsschutz eingebundenen Personen im Betrieb,
besonders den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, den        Besonders gefährdet sind Personen mit einer empfind-
Fachkräften für Arbeitssicherheit, den Betriebsärztinnen    lichen Haut und alle Beschäftigten mit Tätigkeiten in
und Betriebsärzten, den Sicherheitsbeauftragten und         den Bereichen Schlosserei/Schweißerei, Zerspanung,
den Betriebsräten, als Hilfestellung bei der Gefährdungs-   Kfz-Werkstätten, Montage und Metallbearbeitung.
ermittlung und der Auswahl und Umsetzung geeigneter
Schutzmaßnahmen. Auch den Beschäftigten in den Be-          Nur durch rechtzeitige, umfassende Schutzmaßnahmen
trieben gibt die DGUV Information wichtige Informationen    können die Beschäftigten wirksam vor der Entstehung von
zum Schutz ihrer Haut.                                      Hauterkrankungen geschützt ­werden.

                                                                                                                    5
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
1 Die menschliche Haut

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers.       Die Zellen der Epidermis werden im unteren Segment an
Sie ist keine „passive“ Hülle, sondern ein äußerst ­aktives   der Grenze zur Dermis gebildet. Sie teilen sich und wer-
Organ. Daraus ergeben sich zahlreiche Aufgaben, auf die       den durch die ständige Zell-Neubildung nach oben ge-
nachfolgend eingegangen wird.                                 schoben. Dabei verhornen sie und werden schließlich
                                                              als kernlose Hornplättchen von der Hautoberfläche abge-
Die Haut schützt im Beruf und im täglichen Leben vor ge-      schilfert. Der Prozess von der Zellteilung bis zur Abschilfe-
wissen chemischen und physikalischen Einflüssen sowie         rung dauert etwa vier Wochen.
vor diversen Krankheitserregern. Geht ihre Schutzfunktion
verloren, drohen akute oder chronische Erkrankungen.          Während der Verhornung verlieren die Zellen ihren Kern
                                                              und setzen dabei wasser- und fettlösliche Stoffe (epider-
Weitere wichtige Aufgaben werden über in der Haut loka-       male Lipide) frei. In der obersten Zellschicht der Epider-
lisierte Funktionseinheiten vermittelt, zum Beispiel die      mis, der Hornschicht, sind die Zellen kernlos. Die epider-
Regulation der Körpertemperatur, die Beteiligung an der       malen Lipide sind lamellenartig in Schichten angeordnet.
Vitamin-D-Produktion sowie die Vermittlung von Sinnes-
funktionen wie Druck, Temperatur und Schmerz über Ner-        Eine intakte Hornschicht ist von großer Bedeutung für den
venzellen.                                                    Hautzustand. Durch die spezielle Anordnung der epider-
                                                              malen Lipide wird die Wasserverdunstung aus der Haut,
                                                              also der „Transepidermale Wasserverlust“ (TEWL), gesteu-
1.1        Aufbau und Funktion                                ert. Der TEWL dient als wichtigstes Maß zur objektiven Be-
                                                              urteilung des Zustands der Hautbarriere. Eine Störung die-
Den Aufbau der Haut mit ihren einzelnen Schichten und         ser Struktur, zum Beispiel durch häufiges Hände­waschen,
Zellsystemen sowie die jeweiligen Funktionen zeigt Ab­        führt zu einer Verringerung des Wasserbindungsvermö-
bildung 1-1.                                                  gens und zu einer Erhöhung des TEWL. Die Haut wird tro-
                                                              ckener, empfindlicher und durchlässiger für Fremdstoffe.
Oberhaut (Epidermis)                                          Gleichzeitig nimmt die Entzündungsbereitschaft zu.
Die außen gelegene Epidermis ist ein mehrschichtiges Ge-
webe, das sich ständig erneuert. Sie ist besonders wichtig    Lederhaut (Dermis)
für den Schutz vor physikalischen, chemischen und biolo-      Unterhalb der Epidermis liegt die Lederhaut, die mit der
gischen Stoffen.                                              Epidermis zapfenartig verbunden ist. Sie ist mit ihrem fa-
                                                              serreichen Bindegewebe verantwortlich für die Festigkeit
                                                              und die Belastbarkeit der Haut bei mechanischen Einwir-
                                                              kungen, wie Stoß oder Zug.

Hornschicht
                                               Epidermis      Die Lederhaut versorgt aufgrund ihrer zahlreichen Blut-
                                               (Oberhaut)     und Lymphgefäße die Epidermis mit Nährstoffen und ge-
Talgdrüse
                                                              währleistet den Abtransport von Schad­stoffen.
                                               Dermis
                                               (Lederhaut)    Darüber hinaus enthält die Lederhaut neben Muskel- und
Haarfollikel                                                  Nervenfasern auch die Hautanhangsgebilde (Haarwur-
                                               Subcutis       zeln, Talgdrüsen, Schweißdrüsen).
                                               (Unterhaut)
Nerven­                                                       Unterhaut (Subcutis)
endigungen                                     Schweißdrüse
                                                              Die Unterhaut besteht aus Bindegewebe, in dem Fett­
Unterhaut­                                     Blutgefäße     zellen eingelagert sind. Sie schützt die darunter liegenden
fettgewebe                                                    Organe vor Druck und Stoß und dient aufgrund der Fett-
                                                              einlagerungen als Wärmespeicher.
Abb. 1-1       Aufbau der Haut

6
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
2 Erkrankungen der Haut

Bei beruflich bedingten Hauterkrankungen handelt es       2.1.1   Exogene Ekzeme
sich zu 90  % um Ekzeme. Betroffen sind meistens die
Hände, da sie am häufigsten den schädigenden Einflüs-     Akut-toxisches und irritatives Kontaktekzem
sen ausgesetzt sind.                                      Ein akut-toxisches Ekzem ist meist die Folge einer kurz-
                                                          fristigen, starken Einwirkung hautschädigender Stoffe,
                                                          zum Beispiel Säuren oder Laugen. Jeder Mensch reagiert
2.1        Ekzemformen                                    unmittelbar nach Einwirkung derartiger Stoffe mit einer
                                                          akuten Entzündung. Nach Ende der Einwirkung heilt das
 Unabhängig von den Ursachen handelt es sich bei einem    Ekzem in der Regel ab.
 Ekzem um eine Entzündungsreaktion der Haut. Charak-
 teristische Kennzeichen sind beispielsweise Rötung,      Demgegenüber entsteht das irritative Kontaktekzem (Ab-
 Hauttrockenheit, Hautschuppung, Bläschenbildung oder     nutzungsekzem, subtoxisch-degeneratives Ekzem) durch
­Nässen.                                                  die wiederkehrende Hautbelastung mit schwach haut-
                                                          schädigenden Stoffen wie Wasser, wassergemischten
Entsprechend ihren Ursachen können Ekzeme durch           Kühlschmierstoffen oder Tensidlösungen.
­äußere (exogene) oder innere (endogene) Einflüsse ent-
stehen (Abb. 2-1). Daneben gibt es Mischformen. Sowohl    Auf jede Einwirkung von außen antwortet die Haut mit der
exogene als auch endogene Ekzeme können akut oder         Aktivierung von Abwehr- und Reparaturmechanismen, um
chronisch auftreten. Exogene Ekzeme werden auch als       den ursprünglichen Hautzustand wiederherzustellen (Re-
Kontaktekzeme bezeichnet.                                 generation). Werden die Regenerationsmechanismen der
                                                          Haut regelmäßig zu stark strapaziert oder setzt wiederholt
Alle Ekzemarten können beruflich verursacht oder durch    eine Hautreizung ein, bevor ein Reparaturprozess abge-
hautbelastende Tätigkeiten verschlechtert werden.         schlossen ist, summieren sich die Schädigungen.

                                                                        Akut

                                          Toxische
                                       Kontaktekzeme
                                                                        Chronisch
                                                              (Irritatives Kontaktekzem)
      Exogene Ekzeme
      (Kontaktekzeme)

                                                                        Akut
                                         Allergische
                                       Kontaktekzeme
                                                                     Chronisch

      Endogene Ekzeme                 Atopische Ekzeme

Abb. 2-1    Ekzemformen nach ihrer Ursache

                                                                                                                     7
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
Erkrankungen der Haut

Abb. 2-2   Trockene Haut                       Abb. 2-3   Ekzem im Fingerzwischeraum   Abb. 2-4	Fortgeschrittenes Ekzem mit
                                                                                                 Rissen, Rötungen, Schrunden

Abhängig von der Art, der Häufigkeit und der Dauer der              führen, bei der eine begünstigende Entzündungsreaktion
Schädigung sowie individuellen Faktoren, wie Veranla-               vorliegt. Als Folge können Stoffe besser in die Haut ein-
gung und Alter, wird früher oder später eine Schwelle er-           dringen und zu einer Sensibilisierung führen. Kommt es
reicht, an der die Regenerationsmechanismen überlastet             zu einem erneuten Kontakt mit dem Allergie ­auslösenden
sind. Die Haut wird zunächst trocken und rissig (Abb. 2-2).        Stoff, kann ein allergisches Kontaktekzem entstehen.
Besonders der Handrücken und die Fingerzwischenräume               ­Unabhängig davon können Allergien aber auch ohne Vor-
können stark betroffen sein (Abb. 2-3).                            schädigung der Haut entstehen (Einphasenekzem).

Allergisches Kontaktekzem                                          Bei beruflich verursachten allergischen Kontaktekzemen
Allergische Ekzeme sind in der Bevölkerung weit ver-               liegt eine Allergie des sogenannten verzögerten Typs vor.
breitet. Bei einer Allergie handelt es sich um eine „fehl-         Das bedeutet, dass die allergischen Hauterscheinungen
geleitete Reaktion“ des Immunsystems im Sinne einer                zeitlich um Tage verschoben zum Allergenkontakt auftreten
„überschießenden“ Entzündungsreaktion auf einen oder               können.
mehrere Stoffe.
                                                                   Die allergische Reaktionsfähigkeit kann ein Leben lang er-
Eine Allergie kann sich als Folge eines irritativen Kontakt-       halten bleiben. Ein Kontakt zu dem Allergie auslösenden
ekzems entwickeln (Zweiphasenekzem, Abb. 2-5). Die                 Stoff ist konsequent zu vermeiden. Gelingt das nicht, ist
­chronische Einwirkung von hautirritierenden Stoffen kann          ein chronischer Verlauf vorprogrammiert.
 zur Hauttrockenheit und zu einer Störung der Hautbarriere

                                                                      Erleichtertes
                                                    Gestörte
     Chronische                                                       Eindringen von
                             Trockene, raue,         Barriere­                              Sensibili­        Allergisches
    Einwirkung von                                                      Fremdstoffen
                               rissige Haut        funktion und                              sierung         Kontakt­ekzem
        Noxen                                                             und/oder
                                                   Entzündung
                                                                        ­Aller­genen

                        Irritatives Kontaktekzem

Abb. 2-5   Zweiphasige Entwicklung des allergischen Kontaktekzems

8
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
Erkrankungen der Haut

Die Hautärztin oder der Hautarzt kann durch einen               nach wenigen Minuten bis Stunden zum Auftreten von
­Allergietest auf der Haut (Epikutantest) feststellen, ob       Quaddeln, später auch Ekzemen. Eine Sonderform ist die
 eine Sensibilisierung vorliegt. Es gibt spezielle Testreihen   Mehlproteindermatitis bei Bäckern.
 für berufliche Kontaktallergene, zum Beispiel für Kühl-
 schmierstoffe, Metalle, Lacke, Plastik und Klebstoffe,          Bei atopisch veranlagten Menschen ist eine intensive
 Gummichemikalien und Konservierungsmittel. Die Ergeb-           Beratung zu Hautgefährdungen und geeigneten Schutz-
 nisse werden in einen Allergiepass eingetragen und den          maßnahmen notwendig – besonders bei Eintritt in das
 betroffenen Personen ausgehändigt.                             ­Berufsleben.

2.1.2   Endogene Ekzeme                                         2.2    Weitere berufsrelevante Hauterkrankungen

Atopische Ekzeme                                                Die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, ist eine
Unter Atopie versteht man eine erbliche Veranlagung,            erblich bedingte, chronisch-entzündliche, nicht anste-
mit Überempfindlichkeit auf den Kontakt mit ansons-             ckende Hauterkrankung, die mit plaqueartigen Schuppun-
ten harmlosen Substanzen aus der Umwelt zu reagie-              gen auf stark geröteter, entzündeter Haut einhergeht. Die
ren. Zum atopischen Formenkreis gehören: Neuroder-              Erkrankung verläuft schubweise.
mitis, allergisches Asthma und allergischer Schnupfen
mit Bindehautentzündung, wie Heuschnupfen und                   Mykosen (Hauterkrankungen durch Pilze) sind relativ sel-
durch Hausstaubmilben verursachter Schnupfen. Diese             ten berufsbedingt. Es handelt sich dabei um eine anste-
­Erkrankungsformen können entweder allein, nacheinan-           ckende, durch Pilze verursachte ­Hauterkrankung. Da die
der oder auch parallel auftreten.                               Erreger feuchtwarmes Klima bevorzugen, werden Myko-
                                                                sen vor allem an den Füßen beobachtet (Fußpilz). Dichtes,
Das atopische Ekzem ist eine chronische Hauterkrankung.         abschließendes Schuhwerk begünstigt die Erkrankung.
Es wird auch als Neurodermitis, atopische Dermatitis und        Ansteckungsgefahr besteht zum Beispiel in Umkleideräu-
endogenes Ekzem bezeichnet. Das atopische Ekzem ver-            men und Gemeinschaftsduschen im Betrieb.
läuft schubweise und hat ein individuelles, vom Lebens-
alter abhängiges Erscheinungsbild. Charakteristisch sind
die ausgeprägte Hauttrockenheit und ein hochgradiger            2.3    Hautprobleme im Fußbereich
Juckreiz. Das atopische Ekzem ist nicht heilbar, jedoch
behandelbar.                                                    Hauterkrankungen manifestieren sich nicht nur an den
                                                                Händen, sondern können in gleicher Weise auch an den
Aufgrund einer genetisch bedingten Störung der Hautbar-         Füßen auftreten. Ekzeme und Pilzerkrankungen stehen
riere ist die Haut von Menschen mit atopischer Veranla-         dabei im Vordergrund. Daneben können genetisch be-
gung besonders empfindlich und wenig belastbar. Unter           dingte Hauterkrankungen, zum Beispiel Neurodermitis
anderem ist die Entzündungsbereitschaft erhöht. Die be-         oder Schuppenflechte, gewisse Medikamente oder innere
rufliche Tätigkeit kann zu einer Verschlimmerung führen.        Erkrankungen, zum Beispiel Diabetes, zu Hautverände-
                                                                rungen führen, die unter Umständen durch die berufliche
Die Haut von atopisch veranlagten Menschen reagiert             Tätigkeit verstärkt werden.
besonders empfindlich. Sie sollten Beschäftigungen
mit hohem Reizungspotential der Haut meiden, da auf             Schweißneigung, Fußfehlstellungen, Übergewicht, kör-
dem Boden einer Hautreizung und Barriereschädigung              perliche Belastung, Verletzungsfolgen, Diabetes, Venen-
vermehrt Kontaktallergien vom Spät-Typ entstehen kön-           erkrankung und Rheuma begünstigen Fußhautprobleme.
nen. Viele der betroffenen Personen neigen zusätzlich zu
­allergischen Reaktionen der Haut auf Fremdeiweiß (z. B.
 in Mehlen, Tierprodukten, -haaren und -ausscheidungen).
 Die Erkrankung wird dann als Typ-I-Allergie (Soforttyp-
 Reaktion) bezeichnet. An den Kontaktstellen kommt es

                                                                                                                          9
Hautschutz an Holz- und Metallarbeitsplätzen 209-022
Erkrankungen der Haut

2.4     UV-strahlungsinduzierte                             2.6    Individualprävention
        Hautschädigungen
                                                            Treten durch die Tätigkeit Hautprobleme auf, sollten
UV-Strahlung kann an der Haut Entzündungsreaktionen         Vorgesetzte und der Betriebsarzt oder die Betriebsärz-
(Erythem, also Rötung, Schwellung und Schmerzen (Son-       tin informiert und einbezogen werden. Sowohl Haut-
nenbrand)) hervorrufen. In Abhängigkeit von der Strah-      ärzte und Hautärztinnen als auch Betriebsärzte und
lungsintensität kann es an der Haut zu schmerzhaften        ­Betriebsärztinnen können über eine Meldung an den
Verbrennungen mit Blasenbildung kommen. Dabei ist es         ­Unfallversicherungsträger ­Maßnahmen der Individual­
unerheblich, ob es sich um eine natürliche oder künst-        prävention einleiten (Hautarztbericht/betriebsärztlicher
liche Strahlungsquelle handelt; allein die spektrale          Gefährdungsbericht Haut, www.dguv.de, Webcode:
­Zusammensetzung der Strahlung ist entscheidend.              d33495).

Bei langjähriger Einwirkung von Sonnenstrahlung ist das     Maßnahmen der Individualprävention durch den Unfall-
Risiko für vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs (be-       versicherungsträger können sein:
stimmte Formen des weißen Hautkrebses, z. B. Platten-       • Ermittlung möglicher Ursachen am Arbeitsplatz sowie
epithelkarzinome) sowie dessen Vorstufen (aktinische           Recherchen zu Arbeitsstoffen
Keratosen) erhöht.                                          • Beratung zur Beseitigung oder Minderung der Hautbe-
                                                               lastung durch technische, organisatorische und per-
Auch die Bindehäute und die Hornhaut der Augen sind            sönliche Schutzmaßnahmen
durch UV-Strahlung gefährdet (Keratitis solaris, Verblit-   • Kostenübernahme für die medizinische Behandlung
zung). Am Auge drohen Linsentrübungen (­Katarakt, bzw.         und Diagnostik
Grauer Star).                                               • Besondere Maßnahmen der Verhaltensprävention
                                                               (z. B. Hautschutzseminare, gesundheitspädagogische
       DGUV Information 203-085 „Arbeiten unter                Seminare)
       der ­Sonne“                                          • Stationäre Rehabilitationsmaßnahmen in einer berufs-
                                                               dermatologischen Klinik
Zahlreiche Links und Informationen rund um das Thema
Sonne sind unter www.dguv.de, Webcode: d1028607             Auskunft darüber, in welchem Umfang und unter welchen
zu finden.                                                  Voraussetzungen diese Maßnahmen unterstützt werden,
                                                            gibt der zuständige Unfallversicherungsträger. Für den Er-
                                                            folg dieser Maßnahmen ist die Mitwirkung der erkrankten
2.5     Krebserkrankungen der Haut                          Personen und aller betrieblich Beteiligten wichtig.

Krebserkrankungen der Haut können verschiedene Ursa-               DGUV Information 250-005 „­Verfahrensablauf beim
chen haben. Genetische Veranlagung, Hauttyp, die Einwir-           Auftreten von Hauterkrankungen“
kung beruflicher und außerberuflicher Faktoren (UV-Strah-
lung, Chemikalien, bestimmte Medikamente) oder auch
die Kombination der verschiedenen Einflüsse spielen eine
Rolle. Beruflich relevante Gefährdungen können sein:
• Steinkohlenteer, Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen,
   Pech (BK 5102)
• Arsen (BK 1108)
• Ionisierende Strahlung (BK 2402)
• UV-Strahlung (BK 5103)

10
3 Gefährdungsbeurteilung

Unternehmerinnen und Unternehmer müssen feststellen,                Bei der Gefährdungsbeurteilung sind alle hautgefähr-
welchen Gefährdungen die Beschäftigten bei der Ausübung             denden Tätigkeiten zu ermitteln. Dabei ist der gesamte
der beruflichen Tätigkeit ausgesetzt sind. Verfügen sie nicht       Arbeitsablauf zu berücksichtigen. Dazu gehören
selbst über die entsprechenden Kenntnisse, müssen sie               • die Art der Hautgefährdung (physikalische, chemische
sich fachkundig beraten lassen. Fachkundig können beson-              oder biologische Einwirkung),
ders die Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Betriebsärz-       • die Eigenschaften der hautschädigenden Stoffe,
tin oder der Betriebsarzt sein (§ 6 (11) ­GefStoffV).               • die Art des Hautkontakts (Vollkontakt, Spritzer, Aero-
                                                                      sole etc.),
Aus der Gefährdungsbeurteilung müssen die zu ergreifen-             • die betroffenen Körperstellen,
den Schutzmaßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden.                • das Ausmaß, die Häufigkeit und der zeitliche Umfang
Die getroffenen Maßnahmen sind auf ihre Wirksamkeit zu                der hautgefährdenden Tätigkeiten,
prüfen. Bei gleichartigen Arbeitsbedingungen (vergleich-            • Feuchtarbeit,
bare Arbeitsplätze, gleiche Tätigkeiten) genügt die Beurtei-        • weitere belastende Umgebungs- und Klimafaktoren
lung eines Arbeitsplatzes für jede der zu betrachteten Tä-            ­sowie gegebenenfalls gefährdungserhöhende Fak-
tigkeiten. Die Gefährdungsbeurteilung muss dokumentiert               toren, zum Beispiel Anwendung abrasiver Hautreini-
und bei Bedarf aktualisiert werden. Die Haut kann beson-              gungsmittel.
ders durch chemische, physikalische oder biologische Ein-
wirkungen gefährdet werden (siehe auch Tabelle 3-1).

Tabelle 3-1     Liste hautgefährdender Tätigkeiten und Einwirkungen (Beispiele)

     Arbeitsverfahren/Arbeitsbereiche                Schädigende Einwirkung (Noxe)
  1. Spanabhebende und spanlose ­Bearbeitung         Wassergemischte und nicht wassermischbare Kühlschmierstoffe, Ziehfette
                                                     (Seifen), Öle, Fette, Metallabrieb, Späne, Holzstäube
  2. Instandhaltung, Montage                         Öle, Fette, Kraftstoffe, aber auch wässrige Noxen (z. B. bei wassergemischten
                                                     KSS an CNC-Automaten)
  3. Reinigen und Entfetten                          Wässrige/wassermischbare Reinigungsmittel, verdünnte Säuren und Laugen,
                                                     Lösemittel
  4. Beschichten (z. B. Lackieren), ­Kleben, Lami-   Lacke, Klebstoffe, Laminierharze/Härter, z. B. ­Acrylate, Methacrylate, Isocya-
     nieren                                          nate in Poly­urethansystemen, Epoxidharze und deren ­Härter, Lösemittel
  5. Galvanik                                        Salzlösungen, Säuren, Laugen
  6. Härterei                                        Wässrige und nicht wässrige Abschreckmittel, Mineralöle, Hitze
  7. Tätigkeiten mit stark haftenden                 Beispielsweise Lacke, Kleber, Zunder, gebrauchte Öle und Fette, Graphit, Ruß,
     ­Verschmutzungen                                Asphalt, Bitumen
  8. Feuchtarbeit                                    Nässe, häufige Händereinigung, Feuchtigkeitsstau beim Tragen flüssigkeits-
                                                     dichter Schutzhandschuhe über einen langen Zeitraum (siehe TRGS 401
                                                     ­„Gefährdung durch Hautkontakt“)
  9. Schweißen                                       Künstliche UV-Strahlung
 10. Umgang mit künstlichen Mineralfasern (KMF) Mechanische Hautreizung durch Fasern
 11. Mechanische Belastung                           Druck und/oder Reibung, Späne, Händereinigung mit reibemittel­haltigen
                                                     Handreinigungsmitteln oder Bürsten
 12. Arbeiten im Freien                              Natürliche UV-Strahlung (Sonnenstrahlung)
 13. Umgang mit Verstorbenen (Tischlereien)          Biostoffe

                                                                                                                                       11
Gefährdungsbeurteilung

Gefährdungen durch Feuchtarbeit                            Gefährdungen durch Gefahrstoffe
Feuchtarbeit ist unabhängig von der Branche eine Haupt-    Bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ist das Sicherheitsdaten-
ursache von Hauterkrankungen. Zur hautgefährdenden         blatt eine wichtige Informationsquelle. Der Abschnitt 6
Feuchtarbeit gehören gemäß TRGS 401                        dieser Broschüre enthält ausführliche Informationen zu
• Arbeiten im feuchten Milieu von regel­mäßig mehr als     konkreten Gefährdungen und Maßnahmen.
   2 Stunden pro Tag,
• das Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhand­           Die TRGS 401 „Gefährdung durch Hautkontakt − Ermitt-
   schuhen über den ­gleichen Zeitraum,                    lung, Beurteilung, Maßnahmen“ ist die Grundlage für die
• die häufige oder intensive Hände­reinigung.              Beurteilung der Gefährdung durch Hautkontakt bei Tätig-
                                                           keiten mit Gefahrstoffen.
Der Kontakt mit Wasser führt zu einem Aufquellen der
Haut. Bei häufigem Kontakt über einen längeren Zeitraum    Gefährdungen durch Hautkontakt treten auf durch:
kann die Hautstruktur verändert und die Barrierewirkung    • Arbeitsstoffe mit hautgefährdenden Eigenschaften,
der Haut geschwächt werden. Verstärkt wird das durch         zum Beispiel ätzende, irritative und/oder sensibilisie-
entfettend wirkende Stoffe im Wasser (Wasch-, Reini-         rende Einwirkung. Solche Arbeitsstoffe sind beispiels-
gungs- und Desinfektionsmittel, Kühlschmierstoffe).          weise Säuren, Laugen, Biozide, Lösemittel, Lacke oder
                                                             Kühlschmierstoff-Konzentrate.
Aktuellen Studien zufolge führt der Kontakt mit Wasser     • Arbeitsstoffe mit langfristig hautschädigender Wirkung,
zu einer früheren und stärkeren Barriereschädigung als       zum Beispiel wässrige Tensidlösungen oder wasserge-
das Tragen flüssigkeitsdichter Schutzhandschuhe über         mischte Kühlschmierstoffe in Anwendungskonzentration.
den gleichen Zeitraum. Das ausschließliche Tragen von      • Arbeitsstoffe ohne Einstufung nach den Kriterien der
Schutzhandschuhen ohne weitere chemische oder me-            CLP-Verordnung, die aufgrund einer längeren oder
chanische Gefährdungen führt nicht zu einer Barriere-        wiederholten Einwirkung die Haut schädigen können,
schädigung. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Haut nach      zum Beispiel Anwendungslösungen von Detergenzien
dem Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen         oder Kühlschmierstoffen sowie saures oder basisches
empfindlicher gegenüber mechanischen Belastungen             ­Milieu, das nicht zur Einstufung führt. Auch mechani-
sowie gegenüber Tensiden reagiert. Außerdem kann nach        sche Einwirkungen, zum Beispiel Reibung, Schnitte
dem Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen         oder Stiche können dazu gehören.
die Barriereregeneration verzögert sein.                   • hautsensibilisierende Arbeitsstoffe, die allergische
                                                              Ekzeme hervorrufen können. Typische Beispiele sind
Das Irritationsvermögen von Hautreinigungsmitteln ist         Epoxidharze in Klebern, Vergussmassen oder Lacken,
abhängig von der Zusammensetzung des Hautreinigungs-          Chromsäure oder Nickelsalze in der Galvanik sowie
mittels, besonders jedoch von der Art und Konzentration       Biozide zur Nachkonservierung von Kühlschmierstof-
der eingesetzten Tenside und gegebenenfalls der enthal-       fen. Weitere Stoffe werden in der Anlage 3 der TRGS 401
tenen Reibekörper und Lösemittel. Die Kombination der         „Gefährdung durch Hautkontakt“ und in der TRGS 907
häufigen tensidischen Händereinigung mit dem Tragen           „Verzeichnis sensibilisierender Stoffe und von Tätigkei-
flüssigkeitsdichter Handschuhe kann zu einer verstärkten      ten mit sensibilisierenden Stoffen“ aufgeführt.
Irritation führen.                                         • hautresorptive Arbeitsstoffe, zum Beispiel Benzol in
                                                              Ottokraftstoffen, Xylole und Toluol in Lacken und Lö-
                                                              semittelgemischen, Glykole in Frostschutzmitteln und
                                                              Bremsflüssigkeiten.

                                                           Bei Tätigkeiten mit Gefährdung durch Hautkontakt unter-
                                                           scheidet die TRGS 401 drei im Risiko abgestufte Gefähr-
                                                           dungskategorien, denen unterschiedliche Schutzmaß-
                                                           nahmen zugeordnet werden.

12
Gefährdungsbeurteilung

Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung hat der Unter-                 Anlage 4 der derzeit gültigen TRGS 401 enthält eine
nehmer oder die Unternehmerin die Gefährdungskatego-                Gefährdungsmatrix, die sich noch auf die früheren
rie zu ermitteln und den Einsatz der damit verbundenen             ­Einstufungs- und Kennzeichnungskriterien bezieht. Durch
Schutzmaßnahmen zu prüfen. Die Zuordnung der erfor-                 das „Global Harmonisierte System“ (GHS- oder CLP-Ver-
derlichen Maßnahmen zum Gefährdungsgrad (gering –                   ordnung) werden Gefahrstoffe mit neuen Piktogrammen
mittel – hoch) erfolgt anhand der gefährlichen Eigen-               und mit H-Sätzen („hazard statements“) anstelle der
schaften des Stoffs oder der Zubereitung (H-Satz) sowie             R-Sätze gekennzeichnet. Die TRGS 401 wird zurzeit an das
der Dauer und des Ausmaßes des Hautkontakts.                        neue System angepasst.

Tabelle 3-2     Für die Beurteilung der Gefährdung durch Hautkontakt relevante H-Sätze

 H-Satz       Beschreibung der Gefährdung                           H-Satz    Beschreibung der Gefährdung

 EUH 066      Wiederholter Kontakt kann zu spröder oder rissiger    H361      Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen
              Haut führen.                                                    oder das Kind im Mutterleib schädigen (konkrete
                                                                              Wirkung angeben, sofern bekannt) (Expositions-
 H310         Lebensgefahr bei Hautkontakt.
                                                                              weg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass
 H311         Giftig bei Hautkontakt.                                         die Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg
                                                                              ­besteht).
 H312         Gesundheitsschädlich bei Hautkontakt.
                                                                    H370      Schädigt die Organe (oder alle betroffenen Organe
 H314         Verursacht schwere Verätzungen der Haut und                     nennen, sofern bekannt) (Expositionsweg ange-
              schwere Augenschäden.                                           ben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr
 H315         Verursacht Hautreizungen.                                       bei keinem anderen Expositionsweg besteht).

 H317         Kann allergische Hautreaktionen verursachen.          H371      Kann die Organe schädigen (oder alle betroffenen
                                                                              Organe nennen, sofern bekannt) (Expositions-
 H340         Kann genetische Defekte verursachen (Exposi-                    weg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass
              tionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist,                  diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg
              dass diese Gefahr bei keinem anderen Exposi-                    ­besteht).
              tionsweg besteht).
                                                                    H372      Schädigt die Organe (alle betroffenen Organe nen-
 H341         Kann vermutlich genetische Defekte verursachen                  nen) bei längerer oder wiederholter Exposition
              (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt                (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt
              ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Exposi-               ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Exposi-
              tionsweg besteht).                                              tionsweg besteht).
 H350         Kann Krebs erzeugen (Expositionsweg angeben,          H373      Kann die Organe schädigen (alle betroffenen Or-
              sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei              gane nennen, sofern bekannt) bei längerer oder
              keinem anderen Expositionsweg besteht).                         wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben,
 H351         Kann vermutlich Krebs erzeugen (Expositions-                    wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei
              weg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass                  keinem anderen Expositionsweg ­besteht).
              diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg
              ­besteht).

 H360         Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das
              Kind im Mutterleib schädigen (konkrete Wirkung
              angeben, sofern bekannt) (Expositionsweg ange-
              ben, sofern schlüssig belegt ist, dass die Gefahr
              bei keinem anderen Expositionsweg ­besteht).

                                                                                                                                  13
Gefährdungsbeurteilung

Um die Gefährdungskategorie in Abhängigkeit von den                                                 beurteilung der dermalen Exposition für Stoffe und Gemi-
Stoffeigenschaften nach CLP-Verordnung und der Art                                                  sche, die nach der CLP-Verordnung gekennzeichnet sind,
und Dauer der Exposition ermitteln zu können, sind in                                               aufgeführt. Sie sind auch unter www.dguv.de, Webcode:
Tabelle 3-3 die Arbeitshilfen der DGUV zur Gefährdungs-                                             d160116 verfügbar.

Tabelle 3-3 Arbeitshilfe Teil 1 Gefährdungsbeurteilung der dermalen Exposition für ­Stoffe nach der CLP-Verordnung

 Eigenschaft              Gefahrenklassen/Gefahrenkategorie                                     Kennzeichnung            Dauer/Ausmaß des Hautkontakts
                                                                                                der Stoffe/
                                                                                                                         kurzfristig (< 15 min)                längerfristig ( > 15 min)
                                                                                                Gemische mit
                                                                                                H-Satz                   kleinflächig        großflächig kleinflächig             großflächig
                                                                                                                         (z. B. Spritzer)                      (z. B. Spritzer)

                                                                                                EUH 66                           g                  g                  g                m
 Haut­reizend             Hautreiz. Kat. 2                                                      H315                             g                 m                  m                 m
 Ätzend                   pH ≤ 2 bzw. pH ≥ 11,5; Hautätz. Kat. 1 A, 1B, 1C                      H314                             m                 m                  m                 h
 Haut­resorptiv           Akut Tox. (dermal) Kat. 4                                             H312                             g                 m                  m                 h
                          Akut Tox. (dermal) Kat. 3                                             H311                             m                 m                  m                 h
                          Akut Tox. (dermal) Kat. 2 oder 1                                      H310                             h                  h                  h                h
 Haut­resorptiv           Akut Tox. (dermal) Kat. 3 mit zusätzl. Einstufung                     H311 und H314
                                                                                                                                 h                  h                  h                h
 und ätzend               Hautätz. Kat. 1 A, B, C
 Haut­resorptiv           Karz. Kat. 2                                                          H351
                                                                                                                                 m                 m                  m                 h
 und ­sonstige            Mutag. Kat. 2                                                         H341
 Eigen­schaften
                          Repr. Kat. 2                                                          H361                             m                 m                  m                 m
                          Karz. Kat. 1 A. 1B                                                    H350
                          Mutag. Kat. 1 A, 1B                                                   H340                             h                  h                  h                h
                          Repr. Kat. 1 A, 1B                                                    H360
 Sensibilisierend         Sens. Haut Kat. 1                                                     H317
                          Sensibilisierende Gefahrstoffe nach Anlage 3 so-                                                       g                 m                  m                 h
                          wie nach Nummer 3.2.1 Abs. 2 oder 3
g = geringe Gefährdung   m = mittlere Gefährdung   h = hohe Gefährdung                                                                                                           Stand: März 2013

Tabelle 3-4 Arbeitshilfe Teil 2 Gefährdungsbeurteilung der dermalen Exposition für ­Stoffe der Gefahrenklasse
             „Spezifische Zielorgan-Toxizität“ (STOT) nach der CLP-Verordnung

 Eigenschaft              Gefahrenklassen/Gefahrenkategorie                                     Kennzeichnung            Dauer/Ausmaß des Hautkontakts
                                                                                                der Stoffe/
                                                                                                                         kurzfristig (< 15 min)               längerfristig ( > 15 min)
                                                                                                Gemische mit
                                                                                                H-Satz                   kleinflächig        großflächig kleinflächig             großflächig
                                                                                                                         (z. B. Spritzer)                     (z. B. Spritzer)

 Hautresorptiv            STOT einmalig Kat. 2                                                  H312                             g                 m                  m                 h
 und sonstige             STOT einmalig Kat. 1                                                  H311                            m                  m                  m                 h
 Eigenschaften
                          STOT wiederholt Kat. 2                                                H310                             g                 m                  m                 h
                          STOT wiederholt Kat. 1                                                H317                            m                  m                  m                 h
g = geringe Gefährdung   m = mittlere Gefährdung   h = hohe Gefährdung                                                                                                           Stand: März 2013
Die Einstufung erfolgte aufgrund der CLP-Verordnung, wobei die Einstufungskriterien für die Bewertung nach STOT und für die akute Toxizität (dermal) zugrunde gelegt wurden.

14
Gefährdungsbeurteilung

Beispiele für die Anwendung der Tabelle 3-3 (Arbeitshilfe        Demgegenüber wird die Haut bei Kälte weniger durch-
Teil 1 Gefährdungsbeurteilung der dermalen Exposition für        blutet. Die Regeneration und die Talgproduktion sind ver-
Stoffe nach der CLP-Verordnung):                                 mindert. Kalte Luft ist trockener und entzieht der Haut
• Wird ein Kaltreiniger (Kennzeichnung H315) verwendet          ­Feuchtigkeit.
   und besteht dabei nur die Gefahr von Spritzern (klein-
   flächiger Hautkontakt) bei einer Zeitdauer von weniger       Weiterhin können natürliche und künstliche UV-Strahlung
   als 15 min pro Schicht (kurzfristiger Hautkontakt), resul-   die Haut schädigen. Als akute Folge einer zu hohen Be-
   tiert daraus eine geringe Gefährdung. Hier sind nur all-     strahlung können Hautrötungen und Sonnenbrand entste-
   gemeine ­Hygienemaßnahmen zu treffen.                        hen. Chronische Folgen können vorzeitige Hautalterung
• Besteht hingegen bei Reinigungsarbeiten mit dem glei-         und Hautkrebs sein.
   chen Produkt ein großflächiger Hautkontakt länger als
   15 min pro Schicht (längerfristiger Hautkontakt), liegt      Biologische Gefährdungen
   eine mittlere Gefährdung vor. Damit sind Schutzmaß-          Bei Biostoffen handelt es sich überwiegend um Mikro-
   nahmen wie der Ersatz des Kaltreinigers sowie der Ein-       organismen, wie Bakterien, Pilze und Viren, die beim
   satz eines hautkontaktfreien oder -armen Verfahrens zu       Menschen Infektionen, sensibilisierende oder toxische
   prüfen und umzusetzen.                                       Wirkungen hervorrufen können. Für Tätigkeiten mit Bio-
• Bei Bedarf sind zusätzlich zu den technischen                 stoffen gelten die Regelungen der Biostoffverordnung
   Schutzmaßnahmen noch organisatorische                        (Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei
   Maßnahmen zu treffen, um die Gefährdung der                  Tätigkeiten mit Biologischen Arbeitsstoffen BioStoffV).
   Beschäftigten zu minimieren.
• Für verbleibende Gefährdungen sind Persönliche                Im Holz- und Metallbereich liegen Expositionen im Sinne
   Schutzausrüstungen wie Chemikalienschutzhandschu-            der BioStoffV − von Ausnahmen abgesehen − vorwiegend
   he zur Verfügung zu stellen.                                 bei Tätigkeiten mit wässrigen Umlauf­medien im neutra-
                                                                len und alkalischen pH-Bereich, bei Wartungsarbeiten an
Physikalische Gefährdungen                                      kontaminierten Geräten, Gegenständen oder in kontami-
Durch mechanische Einwirkungen können Mikroverlet-              nierten Bereichen etc. vor. Da eine Substitution der Bio-
zungen entstehen, durch die die Arbeitsstoffe in ­tiefere       stoffe in der Regel nicht möglich ist, kommt den techni-
Hautschichten eindringen. Ähnliche ­Effekte werden              schen und organisatorischen Schutzmaßnahmen eine
durch Schnitte und ­Stiche bewirkt. Zu den mechanischen         besondere Bedeutung zu. Auch Schutzhandschuhe kön-
­Gefährdungen gehören zum Beispiel:                             nen bei solchen Tätigkeiten sinnvoll sein, die aufgrund
 • Kontakt mit rauen, scharfkantigen Objekten,                  anderer Gefährdungen (zum Beispiel zum Schutz vor Ge-
   z. B. Späne, scharfe Blechkanten, Grate                      fahrstoffen) zumeist ohnehin getragen werden müssen.
 • Umgang mit künstlichen Mineral­fasern                        Da bei wässrigen Medien die Biostoffe in der Flüssigkeit
 • Umgang mit Metallschwämmen, z. B. für Reinigungs-            enthalten sind, schützen flüssigkeitsdichte Handschuhe
   arbeiten                                                     ausreichend.
 • Umgang mit Kartons und anderen Verpackungs­
   materialien                                                  Eine wichtige Ausnahme für Tischlereibetriebe, die auch
 • Umgang mit Paletten                                          Bestattungen anbieten, ist der Umgang mit Verstorbenen.
 • Handreinigung mit reibemittelhaltigen Inhaltstoffen          Es bestehen Gefährdungen durch Biostoffe auf oder in der
   oder Bürsten                                                 verstorbenen Person, in den Körperöffnungen, auf der mit
                                                                Blut, Körpersekreten und Ausscheidungen verunreinig-
Daneben kann auch eine heiße Arbeitsumgebung zu                 ten Wäsche sowie an Instrumenten, Arbeitsmitteln und
Hautproblemen führen, da höhere Temperaturen einen              Räumen. Bei Bergungen von Unfallopfern und beim Um-
starken Feuchtigkeitsverlust der Haut hervorrufen. Starkes      lagern von ­Verstorbenen können durch das Komprimie-
Schwitzen führt zu einer Aufquellung der Haut, die da-          ren der Lunge und die austretende Restluft luftgetragene
durch leichter irritierbar ist.                                 Bio­stoffe in den Atembereich der beteiligten Personen
                                                                ­gelangen.

                                                                                                                          15
Gefährdungsbeurteilung

Direkte Hautgefährdungen können durch mögliche un-
geschützte Kontakte zu Haut- und Nagelpilzen (Dermato-
phyten) oder zu Parasiten wie Krätzmilben (Scabies, mel-
depflichtig!) Läusen und Flöhen bestehen; über Flohbisse
können zudem Infektionserreger übertragen werden. Wei-
terhin besteht bei ungeschützten Hautkontakten die Ge-
fahr, dass es über Verletzungen der Haut zum Eindringen
von blutübertragbaren Infektionserregern, wie dem HIV-
oder Hepatitis B/C-Virus, kommen kann. Bei Benutzung
von geeigneten Schutzhandschuhen ist die Gefahr des
Infektionsrisikos der Haut jedoch sehr gering.

       I n der DGUV Information 214-021 „Biologische
        Arbeitsstoffe beim Umgang mit Verstorbenen“ wird
        dieses Thema ausführlich behandelt. Daneben
        werden auch konkrete hygienische Schutzmaßnah-
        men vorgeschlagen.

16
4 Schutzmaßnahmen

Durch geeignete Schutzmaßnahmen sollen Hautgefähr-          4.2    Technische Schutzmaßnahmen
dungen bei der beruflichen Tätigkeit minimiert werden.
Dabei ist das STOP-Modell zu berücksichtigen:               Häufig kann nicht auf weniger gefährliche Arbeitsstoffe
• Substitution                                              zurückgegriffen werden. Dann sind technische Schutz-
• Technische Schutzmaßnahmen                                maßnahmen anzuwenden, zum Beispiel bei:
• Organisatorische Schutzmaßnahmen
• Persönliche Schutzmaßnahmen                               Tätigkeiten mit Kühlschmierstoffen in der mechanischen
                                                            Fertigung:
                                                            • gekapselte, abgesaugte Werkzeugmaschinen
4.1    Substitution                                         • gekapselte, abgesaugte Anlagen zum Reinigen und
                                                               Trocknen von W­ erkstücken
Der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin hat im Rahmen der    • Spritzschutzeinrichtungen
Informationsermittlung und Gefährdungsbeurteilung nach      • Verwendung von Spänehaken
§ 6 der Gefahrstoffverordnung die Möglichkeit der Substi-
tution zu prüfen und unter Berücksichtigung der Kriterien   Tätigkeiten mit Lacken, Lösemitteln, Klebstoffen:
nach TRGS 600 „Substitution“ umzusetzen. Die Vermei-        • automatisierte, gekapselte Reinigungsanlagen
dung oder die Verringerung der Gefährdung durch Subs-       • Verwendung von Robotern zum Auftrag von Lacken
titution hat als Schutzmaßnahme Priorität. Sie umfasst         oder Klebstoffen
die Vermeidung des Gefahrstoffs, den Ersatz durch einen     • automatische Mischanlagen
weniger gefährlichen Stoff oder den Einsatz von Verfahren   • Lackauftrag durch Tauchen statt ­Spritzen
ohne oder mit geringerem Hautkontakt. Beispiele sind:
• Ersatz von wassergemischten Kühlschmierstoffen            Tätigkeiten in der Galvanik:
   (Feuchtarbeit) durch Minimalmengenschmierung bei         • Einsatz von Galvanisierautomaten
   der mechanischen Bearbeitung (Sägen, Bohren, Dre-        • Umpumpen von Flüssigkeiten im ­geschlossenen
   hen, Fräsen)                                                S
                                                               ­ ystem
• Ersatz von lösemittelhaltigen Lacken durch Wasser­        • Verwendung von fertig angesetzten Elektrolyten
   lacke oder Pulverlacke
• Ersatz flusssäurehaltiger Felgenreiniger                  Tätigkeiten im Freien (Sonnen­strahlung):
• Herstellung der GFK-Bauteile mit ­Resin Transfer          • Abschattung, zum Beispiel durch Unterstellmöglichkei-
   ­Moulding (RTM)-Verfahren anstelle des Handlaminierens      ten (auch für Pausen) oder Schaffung von Arbeitsberei-
• Verwendung fertig angesetzter Elektrolyte                    chen mit ausreichend großen Sonnenschirmen, Son-
                                                               nensegeln, Sonnenplanen und Überdachungen.
       nterstützung bei der Suche nach einer geeigneten
      U
      ­Substitutionslösung gibt die TRGS 600 „Substitu-     Sonstige Tätigkeiten:
      tion“ oder die Anlage 6 der TRGS 401 „Gefährdung      • Verwendung von Auftragshilfsmitteln (Fettpressen,
       durch ­Hautkontakt“.                                   Pinsel, Rolle)
                                                            • automatisierte Lötstationen anstelle manueller
                                                              ­Lötplätze
                                                            • Dosierhilfsmittel (z. B. Kartuschen für Klebstoffe,
                                                               ­Silikondichtmassen)
                                                            • kontaktfreie Verpackungen (z. B. ­Kartuschen oder
                                                                ­Knetbeutel für ­Epoxidharzsysteme)

                                                                                                                      17
Schutzmaßnahmen

4.3    Organisatorische Schutzmaßnahmen und                  4.4     Persönliche Schutzmaßnahmen
       Arbeitshygiene
                                                             Lassen sich die Hautgefährdungen nicht durch Substitu-
Arbeitshygienische und organisatorische Maßnahmen            tion oder technische und organisatorische Schutzmaß-
sind zum Beispiel:                                           nahmen vermeiden oder ausreichend vermindern, müs-
• Erstellen der Betriebsanweisung mit Maßnahmen zur          sen zusätzlich persönliche Schutzmaßnahmen ergriffen
   Hautprävention                                            werden. Beispiele dafür werden in diesem Abschnitt
• Erstellen eines Hand- und Hautschutzplans                  sowie für spezielle Arbeitsbereiche in Abschnitt 6 be­
• Unterweisung der Beschäftigten zur Hautprävention          schrieben.
   (mit arbeitsmedizinisch-toxikologischer Beratung)
• Arbeitsmedizinische Vorsorge (siehe Abschnitt 5)           In der Metall- und Holzbranche ­werden überwiegend
• Wechsel von Tätigkeiten mit und ohne Hautbelastung         Schutzhandschuhe (Abschnitt 4.4.1) und Hautschutz-
• Festlegen von Wechselintervallen beim Tragen von           mittel (Abschnitt 4.4.2) verwendet, darüber hinaus gege-
   Schutzhandschuhen                                         benenfalls Augen- oder Gesichtsschutz, Schutzkleidung
• Wechsel durchfeuchteter Kleidungsstücke                    oder Schutzschürzen.
• Erstellung eines Wartungsplans für Kühlschmier-
   stoff-Kreisläufe in der mechanischen Fertigung            Bei der Auswahl persönlicher Schutzmaßnahmen haben
• Keine Verwendung von Putzlappen für Maschinen zum          geeignete Schutzhandschuhe Vorrang vor Hautschutzmit-
   Händtrocknen                                              teln. Hautschutzmittel sollten nur dann gewählt werden,
• Kein Abblasen der Hände mit Druckluft                      wenn das Tragen von Schutzhandschuhen nicht möglich
                                                             oder nicht erlaubt ist, zum Beispiel bei Tätigkeiten an Ma-
Bei Tätigkeiten im Freien (Sonnen­strahlung):                schinen mit Einzugsgefahr.
• Arbeiten möglichst vermeiden, wenn die Sonne inten-
  siv scheint (April bis September, in der Zeit von ca. 10   Bei mechanischen Gefährdungen kann ein praxisrele-
  bis 15 Uhr).                                               vanter Schutz nicht durch Hautschutzmittel, sondern
• Pausenzeiten an die Tageszeit ­anpassen.                   nur durch einen geeigneten Schutzhandschuh bewirkt
• Körperlich anstrengende Arbeiten möglichst früh mor-       ­werden.
  gens oder spät nachmittags ausführen lassen. Auf den
  Tätigkeitswechsel (z. B. Schichtarbeit mit Arbeitsbeginn
  in den frühen Morgenstunden) zwischen den Beschäf-         4.4.1   Schutzhandschuhe
  tigten achten.
                                                             Allgemeines
                                                             Schutzhandschuhe gehören zur Persönlichen Schutzaus-
                                                             rüstung (PSA). Sie sollen vor folgenden Gefährdungen
                                                             schützen:
                                                             • chemische Gefährdungen
                                                             • physikalische Gefährdungen (z. B. mechanische, elekt-
                                                                rische oder thermische Gefährdungen)
                                                             • biologische Gefährdungen

                                                             Die Kennzeichnung von Schutzhandschuhen zeigt, gegen
                                                             welche Gefahren sie schützen. Bestandteile der Kenn-
                                                             zeichnung sind neben dem CE-Zeichen auch die spezifi-
                                                             schen graphischen Symbole (Abb. 4-1).

18
Schutzmaßnahmen

 Gedbrauchsanweisung;           Schutzausrüstung gegen         Schutzausrüstung gegen
 ­Bedienungsanleitung           ­Chemikalien                   Mikroorganismen

 Schutzausrüstung gegen         Schutzausrüstung gegen         Schutzausrüstung
 ­mechanische Einwirkung        ­Hitze und Flammen             gegen Kälte

Abb. 4-1   Graphische Symbole nach DIN EN ISO 21420 „Schutzhandschuhe − Allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren“

Das graphische Symbol „aufgeschlagenes Buch“ der               Die Leistungen von Schutzhandschuhen gegen mecha-
DIN EN ISO 21420 weist darauf hin, dass zusätzliche In-        nische Risiken werden nach der DIN EN 388 geprüft.
formationen des Herstellers beachtet werden müssen             Diese Norm legt die Anforderungen, Prüfverfahren und
(­Anleitung und Information der Hersteller).                   Kennzeichnung für Schutzhandschuhe gegen die me-
                                                               chanischen Risiken Abrieb, Schnitt, Weiterreißen und
Für einige Gefährdungsarten, wie mechanische Risiken,          Durchstich fest. Die Erläuterung der Leistungsarten und
Hitze und Feuer, Kälte und chemische Gefährdungen, wer-        Leistungsstufen ergibt sich aus Abb. 4-2. Die Leistungs-
den zusätzlich zum graphischen Symbol noch die geprüf-         stufen werden als Zahlen und/oder Buchstaben unter
ten Eigenschaften und die dort erzielten Leistungsstufen       dem graphisches Symbol angegeben und reichen von
angegeben. Das wird exemplarisch in Abb. 4-2 dargestellt.      niedrig (1, bzw. A) bis hoch (4, bzw. 5 oder F).

                                                               Nach DIN EN 388 stehen zwei Varianten zur Bestim-
                                                               mung der Schnitthemmung zur Verfügung: der klassische
                                                               Coupe-Test und der TDM-Test. Im sogenannten Coupe-Test
                                                               werden Prüfmuster unter konstantem Kraftaufwand mit
                                                               einem rotierenden, sich entgegen der Rotationsrichtung
                                                               hin- und her bewegenden Rundmesser geschnitten und
                                                               das Ergebnis wird in Schutzstufen von 0 bis 5 umgerechnet.

                                                               Da Gestricke aus Hybridfasern mit anorganischen Be-
                                                               standteilen (Glas, Metall etc.) in diesem Verfahren zu
                                                               einer Abstumpfung der Klinge führen, sind die ermittelten
                                                               Leistungsstufen für die Schnitthemmmung nur mangel-
                                                               haft reproduzierbar. Für diese Bauarten steht das Testver-
                                                               fahren nach DIN EN ISO 13997 zur Verfügung (TDM-Test).
Abb. 4-2 Graphisches Symbol für Schutzhandschuhe gegen         Dabei wird die Schnitthemmung bei einem einmaligen
mechanische Risiken nach DIN EN ISO 21420 mit Beispiel einer   Kontakt mit einer langen, geraden Klinge unter sich stei-
Kennzeichnung nach DIN EN 388                                  gerndem Kraftaufwand bestimmt und die minimale Kraft
                                                               zum Durchschnitt des Prüfmusters nach 20 Millimetern

                                                                                                                          19
Schutzmaßnahmen

ermittelt. Für Schutzhandschuhe, die keine abstumpfen-       Chemikalienschutzhandschuhe aus Elastomeren
den Bestandteile beinhalten, bleibt die Prüfung mit dem      Elastomere bestehen aus verknäulten, miteinander ver-
Rundmesser nach DIN EN 388 ­bestehen.                        netzten Molekülketten, die sich bei Zug- und Druckbelas-
                                                             tung verformen, danach jedoch wieder ihre ursprüngliche
Die Prüfmethoden der DIN EN 388 und der DIN EN ISO 13997     Form annehmen. Sie bilden aufgrund ihrer Elastizität die
sind nicht miteinander vergleichbar. Die Leistungslevel      wichtigste Materialgruppe unter den Chemikalienschutz-
nach DIN EN ISO 13997 werden in Form von Buchstaben          handschuhen.
angegeben (A bis F; A = geringster Kraftaufwand, F =
höchster Kraftaufwand bis zum Durchschneiden des Prüf-       Zur Herstellung von Elastomeren werden häufig Vulka-
musters).                                                    nisationsbeschleuniger wie Thiurame und Carbamate
                                                             eingesetzt, die Allergien auslösen können. Ob und ge-
Optional kann ein Handschuh auf seinen Schutz vor Stö-       gebenenfalls welche Allergie auslösende(n) Stoffe in
ßen nach DIN EN 13594 geprüft werden. Ist der Test bestan-   Schutzhandschuhen bei der Herstellung verwendet wer-
den, wird dies mit dem Buchstaben „P“ hervorgehoben.         den, kann bei den Herstellern erfragt werden oder ist in
                                                             der Handschuh-Allergenliste unter www.bgbau.de, Web-
4.4.1.2 Handschuhmaterialien                                 code: WCOTRi ­aufgeführt.
Die gängigsten Handschuhmaterialien sind derzeit:
• Polymere (Elastomere oder Thermoplaste)                    Latex (Naturlatex, NR = Natural Rubber, bzw. Synthesela-
• Laminate                                                   tex, IR = Isoprene Rubber) ist ein hochflexibles Material
• Strick und Gewebe, auch beschichtet                        mit guten mechanischen Eigenschaften und einem sehr
• Leder                                                      guten Tragekomfort. Es eignet sich bei Kontakt mit nicht
                                                             aggressiven Chemikalien, wie Wasser, handelsüblichen
Polymere                                                     Reinigungsmitteln und anorganischen Säuren und Lau-
Polymere werden als Material für Chemikalienschutz-          gen. Latex ist jedoch nicht beständig ­gegenüber Kohlen-
handschuhe, als Beschichtung für Strickhandschuhe            wasserstoffen, zum Beispiel Ölen und vielen organischen
­sowie als Fasern eingesetzt (Abb. 4-3).                     Lösemitteln. Es findet daher im Holz- und Metallbereich
                                                             wenig Anwendung (Ausnahme: ­Galvanik).

                                                                          Latex, Nitril-,
                            Elastomere                                  Neopren-, Butyl-,
                                                                         Fluorkautschuk

                                                    Duroplaste            Polyurethan
     Synthetische
                               Plaste
      Polymere
                                                  Thermoplaste          Polyvinylchlorid
                                                                          Polyethylen
                                                                           Polyamid

                               Fasern             Chemiefasern

Abb. 4-3   Handschuhmaterialien aus Polymeren

20
Schutzmaßnahmen

Polychloropren (CR = Chloroprene Rubber, Neopren®) ist         Polyvinylalkohol ist ein wasserlöslicher Thermoplast und
wie Latex ein hochflexibles Material mit sehr guten Trage-     daher als Material für Schutzhandschuhe nur sehr einge-
eigenschaften. Die Alterungs- und Chemikalienbeständig-        schränkt geeignet.
keit, auch gegenüber Ölen, ist jedoch deutlich besser als
bei Latex.                                                     Polyethylen und Polyamid werden im Bereich von Schutz-
                                                               handschuhen nicht als Beschichtungsmaterial, sondern
Nitrilkautschuk (NBR = Nitrile Butadiene Rubber) wird          als Kunstfaser für Gewebehandschuhe (Strickhand-
durch Polymerisation aus Acrylnitril und Butadien produ-       schuhe) eingesetzt. Polyethylen wird auch in Laminaten
ziert. Chemikalienschutzhandschuhe aus Nitrilkautschuk         ­verwendet.
finden breiten Einsatz im Holz- und Metallbereich, weil
sie gegenüber zahlreichen Chemikalien beständig sind.          Polyurethan gehört zu den Duroplasten. Dabei handelt es
Je nachdem, in welchem Mischungsverhältnis diese bei-          sich um stark quervernetzte Kunststoffe, die deutlich här-
den Stoffe eingesetzt werden, können die Eigenschaften         ter und spröder als Thermoplaste sind. Polyurethan wird
variieren. Allgemein gilt: Je höher der Acrylnitrilgehalt,     zur Beschichtung von Strickhandschuhen verwendet.
desto besser ist die Öl- beziehungsweise Kohlenwasser-
stoff-, die Alterungs- und Chemikalienbeständigkeit. Mit       Laminate
steigendem Acrylnitril-Anteil wird der Handschuh jedoch        Als Laminate werden Handschuhe bezeichnet, die aus
auch steifer.                                                  mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien zusam-
                                                               mengeschweißt werden, zum Beispiel Polyethylen oder
Butylkautschuk (Butyl, IIR = Isobutylene Isoprene Rubber)      Polyvinylalkohol. Sie eignen sich für spezielle Einsatzbe-
wird aus Isopren und Isobutyl hergestellt. Wie Latex hat       reiche, in denen der Kontakt mit Gefahrstoffen durch an-
dieses Material nur eine geringe Beständigkeit gegen Öle,      dere Chemikalienschutzhandschuhe nicht ausreichend
Fette, aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe         vermieden werden kann. Nachteilig ist die geringe Reiß-
und Chlorkohlenwasserstoffe. Butylkautschuk eignet sich        festigkeit der Nähte, die Steifigkeit des Materials und der
vor allem zum Schutz vor Estern, Ketonen und Aldehyden         eingeschränkte Tragekomfort.
(Bestandteile vieler Lacke).
                                                               Strick und Gewebe
Fluorkautschuk (FKM = Fluorkautschuk-Monomere,                 Strick- und Gewebehandschuhe können je nach Ausfüh-
­Viton®) ist ein extrem gasdichtes Material mit sehr hoher     rung gegen mechanische und thermische Belastungen
Chemikalien- und Alterungsbeständigkeit. Schutzhand-           der Haut schützen. Ferner können sie auch im Produkt-
schuhe aus Fluorkautschuk sind jedoch relativ teuer.           schutz und als Unterziehhandschuh getragen werden.
                                                               Als ­Materialien werden Baumwolle, Polyamid sowie
Schutzhandschuhe aus Plasten                                   schnitthemmende Materialien wie Aramide, ultrahoch­
Polyvinylchlorid (Vinyl, PVC), Polyvinylalkohol (PVA), Poly-   molekulares Polyethylen oder schnitthemmende Hybrid-
ethylen (PE) und Polyamid (PA) gehören zu den Thermo-          garne eingesetzt.
plasten. Sie bestehen aus unvernetzten, wenig oder nicht
verzweigten (linearen) Kohlenstoffketten.                      Entscheidend für die Eigenschaften der Handschuhe sind
                                                               die eingesetzten Gewebe. So bietet zum Beispiel Ara-
Polyvinylchlorid ist charakterisiert durch eine geringe        mid-Gewebe einen guten Schnitt- und Hitzeschutz, Baum-
Flexibilität, die durch Zusatz von Weichmachern kom-           wollgewebe wird als Unterziehhandschuh oder Trägerma-
pensiert werden kann. Schutzhandschuhe aus Vinyl sind          terial für kunststoffbeschichtete Handschuhe verwendet.
mechanisch kaum belastbar. Sie sind beständig gegen
alkalische Lösungen (Laugen) und nicht-­oxidierende Säu-       Reine Stoff- und Gewebehandschuhe sind feuchtigkeits-
ren, zum Beispiel Salzsäure. Bei Kontakt mit organischen       durchlässig (nicht okklusiv wirkend), so dass der Haut-
­Lösemitteln werden die Weichmacher herausgelöst, so           schweiß an die Umgebung abgegeben werden kann. Sie
 dass der Handschuh spröde und ­damit unbrauchbar wird.        sind als Schutz gegen Flüssigkeiten wie Wasser, Öl und
                                                               Fett nicht geeignet.

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