Herausforderung klimaneutrale Mietwohngebäude
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DEKARBONISIERUNG – GEBÄUDESEKTOR Herausforderung klimaneutrale Mietwohngebäude Steven März, Stefan Thomas, Ines Stelk und Franziska Stelzer Die Dekarbonisierung der Mietwohnungsbestände ist zwingende Voraussetzung für die Einhaltung deutscher Klimaschutz- ziele. Hierzu ist eine schnelle und deutliche Verbesserung der Energieeffizienz unabdinglich. Aber: funktioniert der Markt für Energieeffizienz bei Mietwohnungen? Eine empirische Untersuchung auf dem Wuppertaler Mietwohnungsmarkt gibt Antworten darauf. Um die Sanierungsrate signifikant zu steigern, etwa durch eine höhere Zahlungsbereitschaft für Energieeffizienz, braucht es sowohl für Vermieter als auch für Mieter verbesserte Rahmenbedingungen. Der deutsche Wohngebäudebestand soll bis indem er die Zahlungsbereitschaft auf dem am teuersten, gefolgt von Frankfurt am Main 2045 klimaneutral werden. Soweit das politi- Wuppertaler Mietwohnungsmarkt empirisch (15,75 €/m2) und Stuttgart (14,74 €/m2). In sche Ziel, das die Ampel-Regierung in ihrem untersucht. Aufbauend auf den Analysen Wuppertal wird Wohnraum im Mittel für Koalitionsvertrag nochmals bekräftigte. Hier- werden zudem Empfehlungen für die Ausge- 6,05 €/m2 (Mittelwert) angeboten (vgl. Abb. 1). zu soll die energetische Sanierungsrate deut- staltung des existierenden politischen Rah- Ähnlich verhält es sich bei der Mietpreisent- lich gesteigert werden und die Beheizung mens gegeben. wicklung. Die Zeit hat empirica-Daten ausge- durch erneuerbare Energien bzw. Strom aus wertet und weist einen Preisanstieg von über erneuerbaren Energien erfolgen. In der Praxis Der Wuppertaler Wohnungs- 20 % für München (23,5 %), Stuttgart (22,5 %) sanken zwar die Emissionen (t CO2äq) des markt – Was Mieter wirklich bzw. Berlin (25,1 %) zwischen 2014-19 aus. In Gebäudebestandes zwischen 1990 und 2020 zu wollen scheinen Wuppertal betrug der Anstieg im gleichen um beachtliche 43 %, doch gerade in den Zeitraum 13,1 % [7]. letzten Jahren vergrößerte sich die Lücke Die Mieten in deutschen Städten sind in den zwischen dem Ambitionsziel und der tat- letzten Jahren durchweg angestiegen. Es gibt Während also in Städten wie Berlin oder sächlichen Entwicklung kontinuierlich. Witte- jedoch erhebliche Unterschiede, sowohl zwi- München z.T. heftige Debatten zum Thema rungsbereinigt reduzierten sich die Emissio- schen Städten als auch auf Quartiersebene Gentrifizierung entstanden sind und Ener- nen in den letzten zehn Jahren gerade einmal innerhalb einer Stadt. Das Handelsblatt hat gieeffizienz als ein Treiber dafür gesehen um 3 % [1, S. 40], sodass der Gebäudebestand für 2021 die Neuvermietungspreise verglichen wird, herrscht in Wuppertal (noch) eine an- sowohl 2020 als auch 2021 seine Klimaziele [6]. Mit 18,30 €/m2 ist Wohnraum in München dere Situation. Das Preisniveau sowie der verfehlte [2, S. 27]. Umso größer sind die Erwartungen an die aktuelle Ampel-Koalition. Obwohl sich so- wohl im Koalitionsvertrag als auch in der Eröffnungsbilanz Klimaschutz viele richti- ge Schritte zur Dekarbonisierung abzeich- nen, wird jedoch die Rolle der Mietmärkte kaum explizit adressiert. Gerade hier wird häufig das sog. Mieter-Vermieter-Dilemma als zentrale Ursache für den Sanierungs- stau benannt [3-5]. Im Kern besagt es, dass Vermieter Investitionen in Energieeffizienz aufgrund einer Kosten-Nutzen-Asymmetrie scheuen. Während also die Kosten bei den Vermietern liegen, profitieren vor allem Mieter von dem Nutzen in Form von sinken- den Heizkosten, einem höheren Wohnkom- fort etc. Dieses Dilemma impliziert zwei zentrale Fra- gen aus Vermietersicht. Erstens, gelingt eine Refinanzierung der Investitionskosten über den Markt, d.h. über steigende Mieten? Zwei- tens, sind die Investitionen richtig angelegt? Abb. 1 Mietpreisentwicklung 2012 bis 2019 in räumlicher Verteilung im Stadtgefüge Quelle: eigene Darstellung und Berechnung, Datengrundlage: IS 24 Diesen beiden Fragen widmet sich der Artikel, 46 ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 72. Jg. 2022 Heft 5
DEKARBONISIERUNG – GEBÄUDESEKTOR verbessert (vgl. Tab.). Dies bedeutet, dass Mietwohnungen der Energieeffizienzklasse A oder B einen Preisaufschlag von 3,15 bzw. 2,76 % gegenüber solchen der Energieeffi- zienzklasse G am Markt erzielen können, wenn die Rohdaten um andere Merkmale der Wohnung oder des Wohnumfelds berei- nigt werden (vgl. Kasten zu Daten und Methodik). Zahlungsbereitschaft für andere Wohnungsmerkmale zum Teil höher, aber irrational Das Modell zeigt zudem, dass die Zahlungs- bereitschaft für andere Wohnungsmerk- male höher ist. Einbauküchen, Balkone, Gäste-WC oder insgesamt ein hochwertiger Innenausbau, werden von Mietern aktuell deutlich stärker wertgeschätzt. Wer als Vermieter eine Einbauküche anbieten kann, erhält in Wuppertal einen Preisauf- schlag von 3,8 % (vgl. Abb. 2). Für densel- ben Preisaufschlag müsste sich der energe- tische Zustand rechnerisch um 224 kWh/m2 pro Jahr verbessern [22]. Bei heute ca. 7 Cent pro kWh entspricht das ca. 1,30 €/m2 monat- lich. Das sind rund 20 % der durchschnitt- lichen Kaltmiete im Untersuchungszeit- Preisanstieg sind moderat. Vermieter können Daten legen geringe Zahlungsbereit- raum – also sechs- bis siebenmal mehr als hier also nicht per se davon ausgehen, dass schaft für Energieeffizienz nahe der Aufschlag, um den nach der Analyse man die Investitionskosten über den Markt Insgesamt bestätigen die Ergebnisse andere die Kaltmiete der energieeffizienten Woh- refinanzieren kann. Anhand eines hedoni- nationale wie internationale Studien [9-12]. nungen höher liegt. Selbst wenn damals schen Regressionsmodells wurde daher die Es existiert eine Zahlungsbereitschaft für die Preise von Gas und Fernwärme etwas Zahlungsbereitschaft für Energieeffizienz Energieeffizienz. Im Regressionsmodell niedriger lagen: Das Beispiel verdeutlicht, sowie andere Wohnungsmerkmale ermittelt steigt die Zahlungsbereitschaft um 0,017 % dass (vgl. Kasten) [8]. je kWh/m2, um die sich die Energieeffizienz ■ die Heizkosten und deren Einsparungen für Mieter offenkundig zu wenig trans- Gesamtstadt Wohnlage parent sind und daher ihre empirisch Einfach Mittel Gut Exklusiv gefundene Zahlungsbereitschaft viel ge- ringer ist, als es aus ihrer Sicht sinnvoll Energy -0,00017*** 0,00014 * -0,00019 *** -0,00029*** -0,00026 wäre, und dass es daher Performance ■ Opportunitätskosten für Vermieter gibt (0,000023) (0,00006) (0,00003) (0,00008) (0,00023) und rein betriebswirtschaftlich andere Wohnungs- Investitionen als in Energieeffizienz 3 3 3 3 3 merkmale renditeträchtiger erscheinen. Quartier- 3 3 3 3 3 merkmale Zahlungsbereitschaft für umwelt- Zeit/Jahre 3 3 3 3 3 freundlichere Heizungssysteme höher als für Energieeffizienz n 12.232 1.545 9.260 1.260 155 Aus den Daten kann jedoch nicht geschlossen Korr. R2 0,611268 0,61411 0,57407 0,68705 0,67343 werden, dass Klimaschutz für die Wupper- taler Mieter kein relevantes Mietkriterium *p < 0,05; **p < 0,01; ***p < 0,001; ist. So zeigt sich eine signifikante Zahlungs- Tab. Hedonisches Regressionsmodell für die Gesamtstadt und nach Wohnlagen bereitschaft für umweltfreundlichere Hei- Quelle: eigene Berechnung, Datengrundlage: IS24 zungssysteme. Dort wo die Beheizung durch ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 72. Jg. 2022 Heft 5 47
DEKARBONISIERUNG – GEBÄUDESEKTOR nicht am Markt durch eine entsprechend höhere Kaltmiete oder eine einfachere Neu- vermietung refinanzieren zu können, scheint hoch. Mit der Modernisierungsumlage (§ 559 BGB) existiert ein Instrument, nach dem 8 % der energiebedingten Mehrkosten von Inves- titionen auf die Jahreskaltmiete umgelegt werden können und damit die Refinanzie- rung sicherstellen soll. Studien zeigen je- doch, dass viele Vermieter meist nur bei Neu- vermietungen Mieten anpassen bzw. diesen Spielraum nicht oder nur teilweise nutzen [13-15]. Zumindest in Wuppertal deutet vieles darauf hin, dass Vermieter diesen Spielraum nicht nutzen bzw. dass Mieter entsprechende Preisaufschläge nicht akzeptieren würden. Es braucht daher andere Refinanzierungs- modelle. Ein Beispiel hierfür ist das soge- nannte „Drittelmodell“, bei dem die Sanie- rungskosten zwischen dem Staat, den Abb. 2 Zahlungsbereitschaft für unterschiedliche Wohnungsmerkmale in Relation zur Energieeffizienzsteige- Vermietendenen und den Mietendenen auf- rung Quelle: eigene Berechnung, Datengrundlage: IS24 geteilt werden [16]. Vor dem Hintergrund der gebotenen raschen Dekarbonisierung des Wärmepumpen, solarthermische Anlagen, gen, besonders stark vor allem im Bereich Gebäudebestandes erscheint zudem eine Holzpellets-/-hackschnitzelanlagen oder auch der einfachen Wohnlagen, wo der Mietpreis Debatte über eine anlassbezogene Sanie- Fernwärme/Nahwärme erfolgt, wird dies um 17 Prozent (gesamtstädtisch: 12 %) anstieg. rungsverpflichtung (z.B. Eigentümerwech- auch am Mietmarkt entsprechend honoriert. Trotz des Preisanstiegs zeigen die Modell- sel) oder eine Kopplung der Vermietung an daten auch, dass sich preisgünstige Woh- den energetischen Zustand des Mietobjekts Zahlungsbereitschaft variiert nungen hauptsächlich in einfachen Wohn- notwendig [17, 18]. Die Förderung nach dem zwischen den unterschiedlichen lagen befinden (z. B. in Gegenden mit hohem Drittelmodell würde diese Pflichten für alle Wohnlagen Verkehrsaufkommen) und dass Haushalte Beteiligten ohne Härten tragbar machen. Während für die Gesamtstadt eine Zahlungs- mit niedrigem Einkommen in diesen Gegen- bereitschaft für Energieeffizienz nachgewie- den überrepräsentiert sind. Dies deutet auf Energieeffizienz durch CO2-Beprei- sen werden konnte, ermöglicht der Blick auf Segregationstendenzen in der Stadtentwick- sung attraktiver machen und als die Wohnlagen ein differenzierteres Bild. lungspolitik hin. Mietkriterium stärken Denn: bei einfachen Wohnlagen kehrt sich Zweitens braucht es stärkere Anreize für dieser Effekt um. Hier wird nach den vorlie- Was heißt das für die Gebäude- Mieter, damit Energieeffizienz als relevan- genden Daten die Energieeffizienz vom Markt energieeffizienz? tes Mietkriterium wahrgenommen und am in Form von Mietminderungen sogar bestraft Markt eingefordert wird. Einen solchen An- (vgl. Tab.). Die Investitionsbedingungen für Statistische Modelle sind immer eine Verein- reiz liefert die zum 01.01.2021 eingeführte Vermieter scheinen damit besonders dort fachung realer Prozesse und Entscheidun- CO2-Steuer [19]. Ein CO2-Preis von aktuell ungünstig, wo Energieeffizienz das größte gen. Das Bestimmtheitsmaß (korr. R2) aller (2022) 30 €/t CO2 dürfte jedoch kaum zu Potenzial für Zusatznutzen hat (z. B. Ver- dargestellten Modelle (vgl. Tab.) deutet dar- nennenswerten Verschiebungen der Zah- meidung von Energiearmut, Gesundheitsver- auf hin, dass es weitere Einflussfaktoren lungsbereitschaft führen. Bezogen auf Erd- besserung durch Vermeidung von Schimmel- gibt, die nicht abgebildet sind (z.B. Marktun- gas erhöht sich der Endkundenpreis um pilzbefall, Verringerung des Steueraufwands vollkommenheiten). Dennoch lassen sich aus 0,55 Cent pro kWh (netto), d.h. um ca. 10 % für Sozialhilfeempfänger usw.). den Daten einige Erkenntnisse ableiten. [23]. Unterstellt man einen Jahresverbrauch von 10.000 kWh, würde die Mehrbelastung Steigende Mietpreise erhöhen Das Anreiz- um ein anreizbezogenes des Haushalts knapp 55 € (netto) betragen, Segregationstendenzen innerhalb Verpflichtungssystem ergänzen ein Wert, der sich vermutlich auch durch der Stadt Betriebswirtschaftlich scheinen Investitio- Tarifwechsel einsparen ließe. Es braucht Die Mietpreise sind zwischen 2012 und 2019 nen in Energieeffizienz in einem Markt wie folglich einen höheren Einstiegspreis bzw. auch in einem eher nachfrageschwächeren Wuppertal kein attraktives Investment dar- einen raschen Anstieg des CO2-Preises, um Markt wie Wuppertal kontinuierlich gestie- zustellen. Das Risiko, die Investitionskosten signifikante Preissignale zu setzen. Bei 48 ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 72. Jg. 2022 Heft 5
DEKARBONISIERUNG – GEBÄUDESEKTOR dem vom UBA [20, S. 9] oder von Fridays for Energieeffizienz als Teil einer rung besteht darin, die notwendige ökologi- Future [24] geforderten CO2-Preis von 180 €/t zukunftsfähigen Stadtentwicklungs- schen Transformation mit sozialen und stadt- CO2 würden die CO2-Kosten in dem Beispiel politik verstehen politischen Zielen in Einklang zu bringen, 328 € betragen und die Gesamtheizkosten um Gebäudeenergieeffizienz ist mehr als ein da nur so die notwendige Akzeptanz für ent- 46 % steigen. technischer Optimierungsvorgang, sondern sprechende Investitionen geschaffen werden besitzt auch sozial- und stadtentwicklungs- kann. Es ist zudem zu begrüßen, dass die Bundesre- politische Ziele. Sie bietet direkte Co-Bene- gierung eine Aufteilung der Kosten zwischen fits für die Bewohner (Heizkostenersparnis, Literatur Vermietern und Mietern plant. Dabei sollen in Wohnkomfort etc.). Die bauphysikalischen einem Stufenmodell die jeweils zu zahlenden Eigenschaften prägen genauso das Stadtbild [1] BMU, „Klimaschutz in Zahlen. Fakten, Trends und Anteile vom energetischem Zustand des wie die in den Gebäuden lebenden Menschen. Impulse deutscher Klimapolitik.“, Berlin, 2021. Gebäudes abhängen. Bei einem nennens- Schließlich interagieren Gebäude mit den ent- [2] BMWK, „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“, werten CO2-Preis entsteht so für beide Seiten sprechenden Versorgungsinfrastrukturen. Bundesministerium für Wirtschaft und ein Preissignal [21]. Wichtig, vor allem für Entsprechend sollten kommunale Wärmepla- Klimaschutz, 2022. [Online]. Verfügbar unter: die einkommensärmeren Haushalte, ist dann nungen ein ganzheitliches Bild für die Dekar- https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/ die Rückerstattung des größeren Teils der bonisierung des Gebäudebestandes aufzeigen. Energie/220111_eroeffnungsbilanz_klimaschutz. Einnahmen über eine Klimaprämie oder ein pdf?__blob=publicationFile&v=14 Klimageld, das an Jede und Jeden in gleicher Es wurde zudem deutlich, dass die Sanie- [3] B. Ástmarsson, P. A. Jensen, und E. Maslesa, Höhe ausgezahlt wird. rungsherausforderungen sich innerhalb einer „Sustainable renovation of residential buildings Stadt unterscheiden. Hier gilt es, den Förder- and the landlord/tenant dilemma“, Energy Policy, Zusätzlich zum Preissignal muss auch die rahmen entsprechend anzupassen, um ähn- Bd. 63, S. 355–362, Dez. 2013, doi: 10.1016/j. Transparenz der Energiekosten gestärkt wer- lich wie in der Städtebauförderung benachtei- enpol.2013.08.046. den. Die Pflicht, in Immobilienanzeigen die ligte Quartiere besonders zu fördern. Hierbei [4] B. Kossmann, G. Wangenheim, und B. Gill, „Wege Energieeffizienzklasse und den Energiever- sollten die Städte Fördermittel räumlich len- aus dem Vermieter-Mieter-Dilemma bei der brauchsindikator anzugeben, müsste konse- ken können, da private Investitionen immer energetischen Modernisierung: Einsparabhängige quenter durchgesetzt werden, und es müsste auch stadtentwicklungspolitische Implikati- statt kostenabhängige Refinanzierung“, 2016. einfach zugängliche Information zu resultie- onen haben. Schließlich geht es auch darum, Zugegriffen: 23. September 2018. [Online]. renden Energiekosten und Warmmieten in die privaten Investoren, vielfach private Klein- Verfügbar unter: https://www.uni-kassel.de/fb07/ vielen Sprachen bereitgestellt werden. vermieter, zu aktivieren. Individuelle Sanie- fileadmin/datas/fb07/5-Institute/IWR/Deckert/ rungsfahrpläne sind hier ebenso ein Ansatz EnWorks_Dateien/Einsparabhaengiger-Mietauf- Energieeffizienz ist unerlässlich, wie sogenannte One-Stop-Shops (OSS), wie sie schlag-Langfassung.pdf aber verstärkter Fokus auf etwa wie im Projekt ProRetro (proretro.eu) [5] M. Neitzel, „Wege aus dem Vermieter-Mieter-Dilemma. erneuerbare Energien geboten entwickelt werden. Sie bieten eine ganzheit- Konzeptstudie“, InWIS Forschung & Beratung GmbH, Der dritte Aspekt bezieht sich auf eine Ver- liche Sanierungsbegleitung, was nicht nur Bochum, 2011. Zugegriffen: 14. Oktober 2015. schiebung der Bedeutung von Energieeffizi- Aufwand sondern auch Kosten für die Ver- [Online]. Verfügbar unter: http://web.gdw.de/ enz und erneuerbaren Energien in Hinblick mietenden reduziert. uploads/pdf/InWIS-Vermieter-Mieter-Dilemma.pdf auf einen klimaneutralen Gebäudebestand. [6] Handelsblatt Online, „Mietpreise in Deutschland: In Beide Strategien sind für die Dekarbonisie- Fazit diesen Städten sind die Mieten pro Quadratmeter am rung des Gebäudebestandes unerlässlich. höchsten“, 2021. Zugegriffen: 18. Januar 2022. Sie sind komplementär, das Ambitionsni- Die Dekarbonisierung des Wohngebäudebe- [Online]. Verfügbar unter: https://www. veau kann sich jedoch unterscheiden. standes ist ein essenzieller Schritt zur Ein- handelsblatt.com/finanzen/immobilien/ haltung der deutschen Klimaschutzziele. Vor mietpreise-in-deutschland-in-diesen-staedten- Die Modelldaten legen nahe, dass auf Miet- allem bei Mietwohnungsbeständen bleiben sind-die-mieten-pro-quadratmeter-am-hoechs- märkten ein stärkerer Fokus auf den Aus- jedoch Energieeffizienzpotenziale häufig un- ten/25430390.html bau erneuerbarer Energien der einfachere erschlossen. Die Analyse bestätigt andere [7] J. Tröger, „Mietpreise: Teurer geht immer“, Die Zeit, Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäu- Studien. Mieter sind bereit, einen Preisauf- Hamburg, 30. Januar 2019. Zugegriffen: 9. August debestand ist. Mieter besitzen demnach schlag für Energieeffizienz zu zahlen. Dieser 2020. [Online]. Verfügbar unter: https://www.zeit. eine höhere Zahlungsbereitschaft für er- scheint in Märkten mit einem Überangebot de/wirtschaft/2019-01/mietpreise-immobilien- neuerbare Heizungstechnologien. Die In- an Wohnungen jedoch zu gering, als dass markt-staedte-deutschlandkarte vestitionen können folglich einfacher über entsprechende Investitionen für Vermieter [8] S. März, I. Stelk, und F. Stelzer, „Are tenants den Markt refinanziert werden. Daher soll- attraktiv sind. willing to pay for energy efficiency? Evidence te über ein zeitnahes Einbauverbot fossiler from a small-scale spatial analysis in Germany“, Heizungssysteme nachgedacht werden. In- Es braucht also sowohl für Vermieter als auch Energy Policy, Bd. 161, S. 112753, Feb. 2022, doi: vestitionen in neue Heizungsanlagen soll- für Mieter veränderte Rahmenbedingungen, 10.1016/j.enpol.2021.112753. ten jedoch stets mit Energieeffizienzinvesti- damit Energieeffizienz ein relevantes Miet-/ [9] M. Cajias, F. Fuerst, und S. Bienert, „Tearing down tionen ganzheitlich betrachtet werden. Vermietungskriterium wird. Die Herausforde- the information barrier: the price impacts of energy ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 72. Jg. 2022 Heft 5 49
DEKARBONISIERUNG – GEBÄUDESEKTOR efficiency ratings for buildings in the German Germany“, Sustainability, Bd. 12, Nr. 5, S. 1702, Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt. rental market“, Energy Research & Social Science, Jan. 2020, doi: 10.3390/su12051702. de/sites/default/files/medien/1410/publikatio- Bd. 47, S. 177–191, Jan. 2019, doi: 10.1016/j. [16] H. Gaßner, L. Viezens, und A. Bechstedt, „Faire nen/2019-02-11_methodenkonvention-3-0_kos- erss.2018.08.014. Kostenverteilung bei energetischer Modernisie- tensaetze_korr.pdf [10] F. Fuerst, P. McAllister, A. Nanda, und P. Wyatt, rung – rechtliche Rahmenbedingungen einer [21] C. Herz, „Immobilien: Neuer Heizkosten-Auf- „Energy performance ratings and house prices in Umwandlung der Modernisierungsumlage gemäß schlag: Diese Kosten kommen auf Mieter und Wales: An empirical study“, Energy Policy, Bd. 92, § 559 BGB in ein sozial gerechtes und ökologi- Vermieter zu“, Handelsblatt, 18. Februar 2022. S. 20–33, Mai 2016, doi: 10.1016/j.en- sches Instrument“, 2019. Zugegriffen: 23. Februar 2022. [Online]. pol.2016.01.024. [17] H. Gaßner und P. Neusüß, „Sanierungsvorgaben Verfügbar unter: https://www.handelsblatt.com/ [11] K. A. Kholodilin, A. Mense, und C. Michelsen, für bestehende Gebäude. Vereinbarkeit mit finanzen/immobilien/immobilien-neuer-heizkos- „Marktwert der Energieeffizienz : deutliche Eigentumsschutz und anderen Grundrechten“, ten-aufschlag-diese-kosten-kommen-auf-mieter- Unterschiede zwischen Miet- und Eigentums- NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V., und-vermieter-zu/28069446.html wohnungen“, DIW-Wochenbericht : Wirtschaft, Berlin, 2011. Zugegriffen: 18. September 2018. Politik, Wissenschaft, Bd. 83, Nr. 28, S. 605–613, [Online]. Verfügbar unter: https://www.nabu.de/ Anmerkungen 2016. imperia/md/content/nabude/energie/ggsc_rechts- [12] L. Taruttis und C. Weber, „Estimating the impact gutachten_sanierungsvorgaben_final_110913.pdf [22] Der Mietpreis steigt pro jährlich eingesparter of energy efficiency on housing prices in [18] M. Pehnt u. a., „Weiterentwicklung des kWh/m2 um 0,017 %. Dividiert man 3,8 % durch Germany: Does regional disparity matter?“, bestehenden Instrumentariums für den 0,017 % ergibt sich rechnerisch eine Verbesserung Energy Economics, Bd. 105, S. 105750, Jan. 2022, Klimaschutz im Gebäudebereich.“ ifeu, IWU, der Energieeffizienz um 224 kWh/m2 pro Jahr doi: 10.1016/j.eneco.2021.105750. Ecofys, Universität Bielefeld, Heidelberg, [23] Der Verbraucherpreis für Erdgas betrug im 1. Halb- [13] R. M. Henger und M. Voigtländer, „Einfluss- Darmstadt, Köln, Bielefeld, 2015. Zugegriffen: jahr 2021 durchschnittlich 5,39 Cent/kWh (netto). faktoren auf die Rentabilität energetischer 11. August 2018. [Online]. Verfügbar unter: https:// [24] https://fridaysforfuture.de/forderungen/ Sanierungen bei Mietobjekten“, Institut der www.iwu.de/fileadmin/user_upload/dateien/ Deutschen Wirtschaft Köln: IW-Trends − Viertel- energie/Sanierungsfahrplan_AP_3_final.pdf Dr. S. März, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, jahresschrift zur empirischen Wirtschaftsfor- [19] B. für W. und BMWi und BMUB, „Bundeskabinett Dr. S. Thomas, Abteilungsleiter, Dr. F. Stelzer, schung aus dem Institut der Deutschen beschließt höheren CO2-Preis, Entlastungen bei Senior Researcher, Wuppertal Institut für Wirtschaft Köln, Bd. 38, Nr. 1, S. 49–66, 2011. Strompreisen und für Pendler. Pressemitteilung Klima, Umwelt, Energie gGmbH, Wuppertal; [14] S. März, „Beyond economics – understanding the vom 20.05.2020“. 2020. Zugegriffen: 9. August I. Stelk, Referentin, Bergische Universität decision-making of German small private 2020. [Online]. Verfügbar unter: https://www. Wuppertal landlords in terms of energy efficiency bmwi.de/Redaktion/DE/ steven.maerz@wupperinst.org investment“, Energy Efficiency, Bd. 11, Nr. 7, S. Pressemitteilungen/2020/20200520-bundes- 1721–1743, Okt. 2018, doi: 10.1007/s12053-017- kabinett-beschliesst-hoeheren-co2-preis.html 9567-7. [20] A. Matthey und B. Bünger, „Methodenkonvention Im gesamten Artikel wird aus Lesbarkeitsgrün- [15] S. März, A. Bierwirth, und R. Schüle, „Mixed- 3.0 zur Ermittlung von Umweltkosten. den das grammatikalische Maskulin verwendet Method Research to Foster Energy Efficiency Kostensätze“, Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, und soll alle Geschlechter ansprechen. Investments by Small Private Landlords in 2019. Zugegriffen: 21. Juli 2020. [Online]. 50 ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 72. Jg. 2022 Heft 5
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