Herzlich Willkommen! Vorschlag für ein Erneuerbare-Wärme-Infrastrukturgesetz - Berliner Energietage 3. Mai 2022, 09:00-11:00
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Herzlich Willkommen! Vorschlag für ein Erneuerbare- Wärme-Infrastrukturgesetz Berliner Energietage 3. Mai 2022, 09:00-11:00 In Zusammenarbeit mit:
Herzlich Willkommen! Vorschlag für ein Erneuerbare- Wärme-Infrastrukturgesetz Motivation und Herausforderungen Dr. Sara Ortner | ifeu
Projekt Dekarbonisierung von Energieinfrastrukturen Entwicklung eines Unterstützungsrahmens am Beispiel von Wärmenetzen Gefördert durch das Umweltbundesamt Laufzeit: Oktober 2019 – Oktober 2022 Abschlussbericht wird voraussichtlich Ende 2022 veröffentlicht!
Schwerpunkte im Projekt Technische Analyse der Institutionelle und sozio- Entwicklung eines Transformation ökonomische Analyse Unterstützungsrahmens Analyse wurden mit der Unterstützung von 6 Praxispartnern durchgeführt – Herzlichen Dank dafür! Seite 5
Projektabgrenzung Die Herausforderungen der Wärmewende sind vielschichtig! Dekarbonisierung des Stromsektors Strommarkt- design Dekarbonisierung der Wärmenetze Wärmenetzausbau Dekarbonisierung der objektbasierten Wärmeversorgung Seite 6
Agenda 1. Herausforderungen • Die Sicht des Umweltbundesamtes auf die Transformation der Fernwärme • Technische Analysen und die Herausforderungen am Beispiel der Stadtwerke Aachen 2. Mögliche Lösungen • Vorschlag für ein Erneuerbare-Wärme- Infrastrukturgesetz 3. Diskussion
Transformation der Wärmeversorgung Impulse aus der RESCUE-Studie, dem Kohleausstieg und dem KWKG Heiztechniken in der RESCUE-Studie Fernwärme in der RESCUE-Studie Seite 9
Technische Analysen und die Herausforderungen am Beispiel der Stadtwerke Aachen Susanne Ochse | GEF Ingenieur AG Ludger Hansmann | STAWAG Seite 10
Analyse von 6 Fallbeispielen • Netz 1: Städtische Werke Spremberg (Lausitz) GmbH • Netz 2: Gemeindewerke Großkrotzenburg GmbH • Netz 3: Stadtwerke Aachen AG • Netz 4: Stadtwerke Karlsruhe GmbH • Netz 5: eins - energie in Sachsen GmbH & Co. KG (Chemnitz) • Netz 6: Stadt Hamburg / Hamburg Wärme GmbH Infrastruktur-Analyse der Beispielnetze gemeinsam mit den Praxispartnern Seite 11
Analyse von 6 Fallbeispielen Erarbeitung von zwei Entwicklungsvarianten pro Fallbeispiel • SLOTH: SLOw Transformation of the Heating sector • EFFORT: EFFicient transfORmation of the heaTing sector Beide Szenarien sollen bis 2050 100 % Treibhausgas-Freiheit erreichen • u.a. Unterschiede im Wärmeverbrauchsrückgang SLOTH minus 38% von 2020 bis 2050 EFFORT minus 56% von 2020 bis 2050 • unterschiedliche Verfügbarkeit Müll/industrielle Abwärme (EFFORT geringer) • unterschiedliche Temperaturanforderungen der Gebäude Seite 12
Vier Elemente des Fernwärmesystems Gebäude Hausstationen (HAST) Wärmenetz Erzeugungsanlagen Seite 13
Vier Elemente des Fernwärmesystems Gebäude Hausstationen (HAST) Wärmenetz Erzeugungsanlagen z. T. im Eigentum des Versorgers im Eigentum des Kunden z. T. im Eigentum des Versorgers im Eigentum des Versorgers z. T. auch Wärmebezug von Dritten z. T. im Eigentum des Kunden (von Netz zu Netz unterschiedlich) Schnittstelle zum Kunden Seite 14
Vier Elemente des Fernwärmesystems Gebäude Hausstationen (HAST) Wärmenetz Erzeugungsanlagen z. T. im Eigentum des Versorgers im Eigentum des Kunden z. T. im Eigentum des Versorgers im Eigentum des Versorgers z. T. auch Wärmebezug von Dritten z. T. im Eigentum des Kunden (von Netz zu Netz unterschiedlich) Schnittstelle zum Kunden betrachtete Elemente im Rahmen der technischen Analyse Seite 15
Fallbeispiel Stadtwerke Aachen Seite 16
Stadtwerke Aachen AG (STAWAG) • bis 1967 Eigenbetrieb, seitdem Aktiengesellschaft • 100 % im Eigentum der Kommune Aachen • Sparten: Straßenbeleuchtung, Wasser, Strom, Gas, Fernwärme, Abwasser Kennzahlen 2020 Mitarbeiter (Konzern) 982 Umsatzerlöse 616,6 Mio. € Investitionen 89,6 Mio. € Verkaufsmenge Strom 728,5 Mio. kWh Verkaufsmenge Gas 1.106,7 Mio. kWh Verkaufsmenge Wärme 278 Mio. kWh Verkaufsmenge Wasser 15,8 Mio. m3 Seite 17
Fernwärme-System Aachen: historische Entwicklung 1960 1980 2000 2020 • 1962-1986: Aufbau einer • 1986-1993: schrittweise Umstellung • 2017: Projekt Langfristige Fernwärmeversorgung auf Basis der der Heizwerke von Kohle auf Erdgas, Fernwärmestrategie deutschen Steinkohle durch die dadurch deutliche Verbesserung der => Fokus auf Erzeugung Kohlewirtschaft (EBV) mit Luftqualität in Aachen ausschließlich kohlegefeuerten • 2018: IBN BHKW Melaten 10 MWth Heizwerken • 1994-96: Bau der 19 km langen Fernwärmeschiene Aachen, • 2020: Kohleausstiegsgesetz legt • 1986: STAWAG übernimmt Nutzung der Abwärme des Braunkohle- Stilllegungsdatum für Weisweiler fest unwirtschaftlich gewordene Kraftwerks Weisweiler (RWE) für die (2028/29) Fernwärmeversorgung vom EBV Fernwärme der STAWAG, - 9 veraltete und sanierungsbedürftige Auskopplung bis 85 MW => damit fast • 2021: Baubeginn BHKW Schwarzer Weg Heizwerke vollständige Deckung des 22 MWth + Wärmespeicher - etwa 30 km Netz Wärmebedarfs, (IBN 2022 geplant) weitere Reduktion der Emissionen im • 2021: Beschluss der STAWAG, bis 2030 Aachener Talkessel die Fernwärme kohlefrei und CO2-neutral zu machen und Strom zu 100% klimaneutral zu produzieren • 2021: Projekt Fernwärme 2030+ gestartet – läuft noch ©GEF Seite 18
Fernwärmesystem Aachen: Erzeugerpark aktuell (2020) Brennstoffmix Fernwärme Aachen Braunkohle-KWK BHKW Melaten + Speicher Weisweiler (RWE) (am RWTH-Campus) ca. 20 km HW Grüner Weg HW Wespienstraße HW Hanbruch v HW Mariabrunn • Braunkohle-KWK: 85 MWth Wärmebezug von RWE 82 km Netz • Erdgas-Kessel: 111 MWth STAWAG Primärnetz und Sek.-Netze • Erdgas-BHKW: 10 MWth STAWAG Medium: Heißwasser TVL 90 - 123 °C TRL 65 - 70 °C Seite 19
Fernwärmesystem Aachen: Erzeugerpark aktuell (2020) Brennstoffmix Fernwärme Aachen Braunkohle-KWK BHKW Melaten + Speicher Weisweiler (RWE) (am RWTH-Campus) ca. 20 km HW Grüner Weg Herausforderungen in Aachen: • Ersatz für Wärmelieferung der RWE aus Weisweiler bis 2028 • Umgang mit der Transporttrasse (Eigentum RWE) • Ist ein Umbau in ein Niedertemperaturnetz sinnvoll? HW Wespienstraße HW Hanbruch v HW Mariabrunn • Braunkohle-KWK: 85 MWth Wärmebezug von RWE 82 km Netz • Erdgas-Kessel: 111 MWth STAWAG Primärnetz und Sek.-Netze • Erdgas-BHKW: 10 MWth STAWAG Medium: Heißwasser TVL 90 - 123 °C TRL 65 - 70 °C Seite 20
Erneuerbare Potenziale in Aachen Erneuerbare Potenzial Temperatur- Zeitliche Kommentar Energie vorhanden niveau Verfügbarkeit oberfl. Geothermie begrenzt niedrig ganzjährig tagsüber, vorwiegend Solarthermie begrenzt mittel (zeitweilig) im Sommer niedrig, im Sommer Abwasserkanal vorhanden ganzjährig höher als im Winter möglicherweise alte Gruben nördl. von Grubenwasser niedrig ganzjährig vorhanden Aachen möglicherweise hydrothermales System tiefe Geothermie 3000 m: 70 - 100 °C ganzjährig vorhanden in Weisweiler in Weisweiler, Eigentum Müllverbrennung vorhanden hoch ganzjährig EGN & AWA, aktuell keine KWK, nur Strom Klärschlamm vorhanden hoch ganzjährig begrenztes Potential niedrig, im Sommer Oberflächengewässer nicht vorhanden ganzjährig höher als im Winter Industr. Abwärme nicht vorhanden hoch ganzjährig Fokus auf Müllverbrennung, Abwasser, Klärschlamm (SLOTH) und tiefe Geothermie (EFFORT) aufgrund der Verfügbarkeit Alternative: Grubenwasser-Wärmepumpe Seite 21
Entwicklung Erzeugerpark SLOTH - Backcasting Zielsystem 2050 Aachen - SLOTH 2050 Aachen - SLOTH 2028/29 Aachen - SLOTH 2037 Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung 1% 0,7% 5% 1% 8% 18% 11% 16% Klärschlamm Klärschlamm Müll/EBS Müll/EBS Müll/EBS Erdgas-BHKW Abwasser-WP Abwasser-WP Erdgas-Kessel ern. Spitzenlast 73% ern. Spitzenlast 77% 89% Erdgas-Kessel Klärschlamm-Verbr.: 5 MWth Müll/EBS: 40 MWth (50% von Ist) Verlagerung EBS vom Sommer in den Winter Abwasser-WP: 15 MWth EE-Spitzenlast: 30 MWth Seite 22
Entwicklung Erzeugerpark SLOTH - Zwischenschritt 1 Aachen - SLOTH 2050 Aachen - SLOTH 2028/29 Aachen - SLOTH 2037 Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung 1% 0,7% 5% 1% 8% 18% 11% 16% Klärschlamm Klärschlamm Müll/EBS Müll/EBS Müll/EBS Erdgas-BHKW Abwasser-WP Abwasser-WP Erdgas-Kessel ern. Spitzenlast 73% ern. Spitzenlast 77% 89% Erdgas-Kessel Müll/EBS: 50 MWth (80% von Ist) Klärschlamm-Verbr.: 5 MWth Erdgas-BHKW: 30 MWth Müll/EBS: 40 MWth (50% von Ist) Erdgas-Spitzenlast: 80 MWth Verlagerung EBS vom Sommer in den Winter Abwasser-WP: 15 MWth EE-Spitzenlast: 30 MWth Seite 23
Entwicklung Erzeugerpark SLOTH - Zwischenschritte 1 und 2 Aachen - SLOTH 2050 Aachen - SLOTH 2028/29 Aachen - SLOTH 2037 Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung 1% 0,7% 5% 1% 8% 18% 11% 16% Klärschlamm Klärschlamm Müll/EBS Müll/EBS Müll/EBS Erdgas-BHKW Abwasser-WP Abwasser-WP Erdgas-Kessel ern. Spitzenlast 73% ern. Spitzenlast 77% 89% Erdgas-Kessel Müll/EBS: 50 MWth (80% von Ist) Klärschlamm-Verbr.: 5 MWth Klärschlamm-Verbr.: 5 MWth Erdgas-BHKW: 30 MWth Müll/EBS: 40 MWth (66% von Ist) Müll/EBS: 30 MWth (50% von Ist) Erdgas-Spitzenlast: 80 MWth Verlagerung EBS vom Sommer in Verlagerung EBS vom Sommer in den Winter den Winter Abwasser-WP: 15 MWth Abwasser-WP: 15 MWth Erdgas-Spitzenlast: 20 MWth EE-Spitzenlast: 30 MWth EE-Spitzenlast: 30 MWth Seite 24
Entwicklung Erzeugerpark SLOTH – Abschätzung Invest Aachen - SLOTH 2050 Aachen - SLOTH 2028/29 Aachen - SLOTH 2037 Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung Aufteilung Netzeinspeisung 1% 0,7% 5% 1% 8% 18% 11% 16% Klärschlamm Klärschlamm Müll/EBS Müll/EBS Müll/EBS Erdgas-BHKW Abwasser-WP Abwasser-WP Erdgas-Kessel ern. Spitzenlast 73% ern. Spitzenlast 77% 89% Erdgas-Kessel Müll/EBS: 50 MWth (80% von Ist) Klärschlamm-Verbr.: 5 MWth Klärschlamm-Verbr.: 5 MWth Erdgas-BHKW: 30 MWth Müll/EBS: 40 MWth (66% von Ist) Müll/EBS: 30 MWth (50% von Ist) Erdgas-Spitzenlast: 80 MWth Verlagerung EBS vom Sommer in Invest für Erzeugerpark bis 2050: den Winter Σ 47 Mio. € Verlagerung EBS vom Sommer in den Winter - Abwasser-WP: 15 MWth kein Invest angenommen für Anlagen, die „gesetzt“ sind, d.h. bereits in Planung/Bau sind (BHKW Grüner Weg) Erdgas-Spitzenlast: 20 MWth Abwasser-WP: 15 MWth EE-Spitzenlast: 30 MWth - 40 Mio. € für Klärschlammverbrennung EE-Spitzenlast: 30 MWth - kein Invest für MVA angenommen, wird über Wärmebezugskosten abgegolten Seite 25
Was plant STAWAG Fernwärmesystem • „Fernwärme 2030 +“ - Strategieprojekt seit Herbst 2021 Schwerpunkt Erzeugung • Nutzung BEW war geplant kommt für die Erarbeitung des Transformationsplans (zu) spät Bereich Erzeugung • Analyse von Alternativen zur Wärmeauskopplung aus Weisweiler läuft noch kein Endergebnis • In Frage kommen: MVA, Tiefengeothermie (eigenes lfd. Projekt), Großwärmepumpen (Abwasserwärme), BHKW (Energieträger?), Solarthermie, Biomasse … Seite 26
Ziel-Netz im Jahr 2050 im SLOTH-Szenario Was würde es bedeuten, Bestandsfernwärme-Systeme in Niedertemperaturnetze umzubauen? Systemtemperaturen Ist SLOTH 2050 Wärmenetze Vorlauf Winter (max.) 123 °C 80 °C Netz 3: SLOTH 2050 Rücklauf Winter 65 °C 45 °C Delta t 58 K 35 K Höchstlast 112 MW 99 MW • Neudimensionierung Zielnetz für 35 K • Annahme: nach techn. Nutzungsdauer von 40 a wird Netz ausgetauscht und mit neuen Nennweiten und höherer Dämmstufe erneuert Kostenansatz: • Schätzung Invest für Nennweitengerüst* Ist: 103 Mio. € SLOTH 2050 85 Mio.€ • Erneuerungsbedarf Netz bis 2050: 71 % • Kosten Netzumbau: Erneuerung 60 Mio. € Transportleitung Weisweiler 39 Mio. € Anbindung Kläranlage 2 Mio. € Summe 101 Mio. € Einspeisestandort Erzeugung Weitere Erkenntnisse: ©GEF • Vorlauftemperatur: Absenkung hat im Fallbeispiel keine hohe Priorität, weil MVA hohe Temperaturen bereitstellen kann • Entscheidung über Umgang mit Transporttrasse nach Weisweiler Seite 27
Was plant STAWAG Bereich Netz • Noch keine Transformationsmaßnahmen, wie beispielsweise Absenkung Netztemperaturen, analysiert • Geplant / in Umsetzung: Verstärkung Netzausbau (Vorleistungen, spezielles Modellgebiet) • Geplant: Zusammenschluss Inselnetze Schloss Rahe / Brander Feld mit zentralem FW-Netz Seite 28
Ergebnisse aus der Analyse aller Fallbeispiele Seite 29
Ergebnisse der Analyse von 6 Fallbeispielen Lösung für alle Fallbeispiele gefunden Spremberg (SLOTH) Großkrotzenburg (SLOTH) Aachen (SLOTH) Solarthermie + saisonaler Speicher Müllverbrennung Fluss-Wärmepumpe mit Wärmepumpe + Biomasse Karlsruhe (SLOTH) Chemnitz (SLOTH) Hamburg (SLOTH) Ind. Abwärme + Geothermie Müll + Luft-Wärmepumpe Müll + ind. Abwärme + Geothermie u.v.a.m Seite 30
Ergebnisse der Analyse von 6 Fallbeispielen Vergleich der Investitionskosten Modellierung Investitionen SLOTH - relativ 100% 80% 35% 40% 52% 50% 45% 52% 60% 10% 40% 31% 21% 19% 22% 24% 55% 20% 34% 29% 29% 28% 24% 0% Spremberg Großkrotzenburg Aachen Karlsruhe Chemnitz Hamburg SLOTH Invest Erzeugung SLOTH Invest HAST SLOTH Invest Zielnetz • Bei den getroffenen Annahmen (Austausch Netz nach 40 Jahren, Umbau in Niedertemperaturnetz mit TVL 80 °C) liegen die Netzinvestitionen i.d.R. höher als die Investitionen in die Erzeugung und i.d.R. das teuerste Element der Transformation. Seite 31
Erkenntnisse Erzeugung • Die Auswahl an EE-Erzeugungsoptionen ist begrenzt. Wo immer möglich, sollte in der Grundlast Geothermie oder Abwärme (auch aus der Müllverbrennung) genutzt werden. • In der Grundlast konkurrieren z. T. verschiedenen EE-Optionen um Einsatzzeiten. Einsatz sais. Speicher kann (muss aber nicht) eine Option sein. • Wie 2045/50 erneuerbare Spitzenlast erzeugt wird, ist heute noch nicht absehbar. Es ist davon auszugehen, dass ein transportierbarer und disponibler Brennstoff notwendig bleiben wird (z.B. für ca. 500 Vbh in der Dunkelflaute). Leistung (Spitzenlast) wird zukünftig voraussichtlich teurer, evtl. mit entsprechenden Auswirkungen auf die Tarife (Grundpreis). Netze • Da der Umbau in Niedertemperatur-Netze ein Projekt über Jahrzehnte und mit hohen Investitionen verbunden ist, gilt es, den Bedarf im Rahmen einer Transformationsplanung zeitnah zu ermitteln (Zielnetz-Temperatur). Wenn dekarbonisierte Hochtemperatur-Quellen zur Verfügung stehen (in den Praxisbeispielen bei vier von sechs Beispielen der Fall), hat die Absenkung der Vorlauftemperatur (bei Verringerung der Temperaturspreizung) möglicherweise eine geringere Priorität. Hausstationen • Der Austausch von HAST ist ein fortlaufender, kostenintensiver Prozess. Eine Strategie der flächendeckenden Umstellung auf wohnungsweise Frischwasserstationen wie im EFFORT-Szenario (zur Nutzung der Drei-Liter-Regel für sehr starke Temp.-Absenkung) erhöht die Kosten signifikant und erscheint nur umsetzbar, wenn im Gebäudebereich Seite 32 auch die Haustechnik tatsächlich in hohem Maße energetisch saniert wird.
Das „Erneuerbare-Wärme- Infrastrukturgesetz“ (EWG) Vorschlag für eine Regelungsinstrument aus einem Guss Paula Möhring| HIC Dr. Martin Pehnt | ifeu Seite 33
Hemmnisse für die Dekarbonisierung der Fernwärme Strukturelle Überlegenheit fossiler Fernwärme der aktuellen Regulatorik Wirtschaftlich: Zuschlag auf fossilen KWK-Strom (KWKG) vs. unzureichende, fragmentierte Förderung erneuerbarer Fernwärmeerzeugung Planerisch: Wenige zentrale Erzeuger vs. verteilte dezentrale Erzeuger mit lokalem Flächenbedarf sowie weiteren Standortbedingungen (Zugang zu Umweltwärmequelle o.ä.) Methodisch: Ungleichgewicht bei der energetischen Bewertung von fossiler KWK- Wärme und Wärmepumpen (Verdrängungsstrommix bei Primärenergiefaktoren) Fehlende übergeordnete und verbindliche Zielstellung für die Fernwärme- Dekarbonisierung Zahlreiche weitere technologiespezifische Hemmnisse, z. B. fehlende Möglichkeiten zur Risikoabsicherung bei der Abwärmenutzung Seite 34
Vorgehen im Projekt zur Erarbeitung eines Unterstützungsrahmens Literaturanalyse: Rolle der Technische Analyse und Sozio-ökonomische und Kohlewärme und Möglichkeiten Entwicklungsvarianten für institutionelle Analyse der der Transformation spezifische Fallbeispiele Fernwärmetransformation 1. Analyse des bestehenden übergreifenden regulatorischen Rahmens für die Dekarbonisierung von Wärmenetzen sowie der technologiespezifischen Rahmenbedingungen 2. Entwicklung kohärenter vorläufiger Unterstützungsrahmen 1 und 2 3. Interviews mit Verantwortlichen für den Unterstützungsrahmen 4. Fachgespräch mit Verantwortlichen für den Unterstützungsrahmen 5. Finalisierung und Entwicklung des finalen Unterstützungsrahmen (inkl. EWG) Seite 35
Rückblick: Berliner Energietage 2019 Seite 36
Dekarbonisierungs-Anforderungen an dezentrale und Wärmenetz- gebundene Versorgung symmetrisch gestalten. Kommunale WPlanung Eignungsgebiete für neue und erweiterte Wärmenetze werden definiert. 65 % EE Koalitionsausschuss: Ab dem 1.1.2024 müssen heizungstechnische Anlagen mindestens 65 Prozent der mit der Anlage bereitgestellten Privilegierung von Wärme aus erneuerbaren Energien erzeugen. Wärmenetzen Überlegung: Hausübergabestation zum Anschluss an ein Wärmenetz gilt als Pflichterfüllung, auch wenn das Wärmenetz noch nicht auf 65 % EE- Anteil kommt. Dafür sollte im Gegenzug eine Verbindlichkeit des Primärenergie- oder THG-Faktoren sollten den Anschluss eines Neubaus Transformationsprozesses GEG (oder eines BEG-geförderten Bestandsgebäudes) auch dann ermöglichen, hergestellt werden. wenn das Wärmenetz noch nicht vollständig dekarbonisiert ist. Seite 37
„alles aus einem Guss“ Fachgespräch am 01.02.2022
Elemente des EWG und Kontext Seite 39
Element 1 Gesetzlich garantierte BEW - Verbindlichkeit der Förderung - Seite 40
Bundesförderung effiziente Wärmenetze • Förderung stellt wichtigste Säule für Dekarbonisierung der Fernwärme dar • Verfügbarkeit und langfristige Planbarkeit der Fördermittel ist ausschlaggebend • BEW-Richtlinienvorschlag liegt vor. Gesetzliche Verankerung der Förderung (analog zum § 13 EEWärmeG) „Die Nutzung Erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme für die Erzeugung von leitungsgebundener Wärme wird durch den Bund bedarfsgerecht in den Jahren 2022 bis 2030 mit bis zu [xx] Milliarden Euro gefördert. Einzelheiten werden durch Verwaltungsvorschriften des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz im Einvernehmen mit dem Bundesfinanzministerium geregelt.“ Seite 41
Element 2 Dekarbonisierungs-Fahrpläne - Verbindlichkeit der Transformation - Seite 42
Planungsinstrumente Vorschlag/Orientierungswerte für erforderlichen Dekarb-Anteil für die gesamt-deutsche Dekarbonisierungs-Fahrplan (DFP) Fernwärmerzeugung Jahr Dekarb- Energieträger (Beispiele) Verbindlichkeit Anteil an • Bereits in drei Bundesländern eingeführt Fernwärme erzeugung (Thüringen, Berlin und Hamburg) 2027 35-45 % EE, unvermeidbare Abwärme, unverbindlich Wärme aus thermischen • Fahrplan zur Erreichung der Klimaneutralität Abfallbehandlungsanlagen bis 2045 mit Zwischenzielen (ab 2035 2030 50 % EE, unvermeidbare Abwärme, unverbindlich Wärme aus thermischen verbindlich) Abfallbehandlungsanlagen • Vorgaben (rechts) für die gesamte deutsche 2035 55 % EE, unvermeidbare Abwärme, Wärme aus thermischen verbindlich Fernwärmeerzeugung definiert, einzelne Netze Abfallbehandlungsanlagen dürfen bis 2040 in einem Toleranzbereich von 2040 80 % EE, unvermeidbare Abwärme, verbindlich Wärme aus thermischen bis zu fünf Prozentpunkten abweichen Abfallbehandlungsanlagen, (plausible Begründung) Elektrokessel, grüne Gase 2045 100 % EE, unvermeidbare Abwärme, verbindlich • Veröffentlichung und regelmäßige Wärme aus thermischen Aktualisierung der DFP Abfallbehandlungsanlagen, Elektrokessel, grüne Gase Seite 43
Planungsinstrumente Dekarbonisierungs-Fahrplan (DFP) • Einrichtung einer Instanz zur formellen Prüfung Einrichtung auf Landesebene bei der für Energie zuständigen Verwaltungsstelle mit der Aufgaben der Prüfung auf Schlüssigkeit und Überwachung der Einhaltung ggf. Einbindung unabhängiger Gutachter zur inhaltlichen Prüfung vorab (analog zur Bewertung der FW nach FW 309-1/FW 209-5 /FW 309-7) • Eintragung der Ergebnisse in zentrale bundesweite Datenbank und Gegenüberstellung der jährlichen Dekarb-Anteile mit den verbindlichen Zielvorgaben • Einführung von Strafzahlungen bei Verfehlung der verbindlichen Zielvorgaben • Bagatellgrenze für Prüfung der DFP (z. B. unter 5 MW Engpasserzeugungsleistung des Wärmenetzes) Seite 44
Planungsinstrumente Abgrenzung Dekarbonisierungs-Fahrplan und Transformationsplan • Trafo-Plan freiwillig, Dekarb-Fahrplan verpflichtend • Vermeidung von erhöhtem Planungsaufwand • Erfüllt ein Trafo-Plan die Anforderungen an DFP, kann dieser als Erfüllungstatbestand dienen Seite 45
Element 3 Verpflichtende kommunale Wärmeplanung Seite 46
Planungsinstrumente Kommunale Wärmeplanung • Im EWG: Regelung der Inhalte und die Verpflichtung der Länder, die Wärmeplanung für einen gewissen Anteil der Bevölkerung sicherzustellen • Umsetzung analog zu Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein • Kommunale Wärmeplanung soll über die Erstellung eines Fachgutachtens hinausgehen. Schritt 1: die Erstellung und Veröffentlichung des Fachgutachtens (Vorarbeiten aus BW/SH), Schritt 2: der politische Beschluss der Kommune des Wärmeplans, Schritt 3: die Umsetzung der Maßnahmen, Schritt 4: die regelmäßige Fortschreibung (alle 5 Jahre) der Wärmeplanung. ! Beteiligung der involvierter Stakeholder bei Erstellung und Überführung des Seite 47 Fachgutachtens in kommunalen Beschluss
Element 4 Technologiespezifische Anpassungen Seite 48
Technologiespezifisch: Drei Beispiele Großwärmepumpen und Abwärmepotenziale ausschöpfen: Großwärmespeicher schneller • Verpflichtende Abwärmenutzung oder integrieren: Bereitstellung der Abwärme für Externe • Vereinfachung und Beschleunigung der • Staatliche Risikoabsicherung Genehmigungsverfahren (Bürgschaften/Fonds) für die Einbindung • u. a. durch Erstellung von von Abwärme bundesweiten Planungs- und Genehmigungsleitfäden Umweltwärme in Form von Trinkwasser erschließen: • gefördertes Trinkwasser bietet thermisches Potenzial • Vorteilhaft, da Pumpaufwand entfällt (Wasser wird bereits gefördert); konstante Wassertemperatur und frei von Verunreinigungen • In EU-Ländern bereits umgesetzt (z.B. Italien) • Anpassung §17 TrinkwV, sodass Abwärme aus Roh- und Trinkwasseraufbereitungsanlagen genutzt werden kann Seite 49
Element 5 Primärenergie- und Treibhausgasfaktoren von Wärmenetzen Seite 50
GEG: Primärenergie- und Treibhausgasfaktoren Ausgangslage • Im Rahmen der nächsten großen GEG-Novelle ist die Einführung einer Hauptanforderungsgröße „Treibhausgase“ wahrscheinlich. • Aktuell verwendete Berechnungsmethodik für Primärenergie- und THG-Faktoren weist mehrere methodische Schwachstellen auf und führt zu einer systematischen Bevorteilung von fossiler KWK (siehe ifeu et al. 2018). THG-Faktoren für Fernwärme inkl. Netzverluste und Hilfsstrom Wärmequelle fTHG g CO2Äq/kWh Heizwerke ohne KWK Steinkohle 476-587 Braunkohle 511-631 • Durch eine Umstellung auf THG und die Verwendung des (in FW Gas 272-333 309-6 schon angelegten) Carnot-Verfahrens werden diese Heizöl 351-430 Feste Biomasse 31-46 Nachteile entfernt. Biogas 89-110 Flüssige Biomasse 240-295 • Allerdings sind die THG-Faktoren bestehender FW-Netze unter KWK-Anlage* Steinkohle 130-288 diesen Bedingungen sehr unterschiedlich und teilweise recht hoch. Braunkohle 140-310 Gas 61-163 • Bei der Neukonzeptionierung muss daher ein Weg gefunden Heizöl 79-210 werden, in Verbindung mit den verbindlichen Feste Biomasse 8-22 Biogas 19-51 Dekarbonisierungsfahrplänen das Zukunftspotenzial der Flüssige Biomasse 53-143 Fernwärme abzubilden. Quelle: eigene Darstellung nach AGFW 2022 Seite 51
GEG: Primärenergie- und Treibhausgasfaktoren Vorschlag: „Ökowärme-Tarif“ bzw. produktspezifische Kennzahlen Aktuelles System: Zielsystem: Umsetzung Ein Netz, ein Produkt Vermarktung verschiedener Fernwärme-Qualitäten im EWG oder im GEG Keine getrennte Vermarktung Vermarktung „grüner Fernwärme“ in einem zweiten Bilanzkreis, „grüner Fernwärme“ mit eigenem der zugebaute EE-Erzeuger abbildet Faktor Verbindet marktwirtschaftlichen Ausbauimpuls für EE- Fernwärme mit der Möglichkeit, Neubau und geförderte Seite 52 Sanierungen mit Ökowärme-Produkt zu realisieren
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz als Begleit-Instrument für die Fernwärmedekarbonisierung Seite 53
KWKG: Kein Schlüsselinstrument der Fernwärme-Dekarbonisierung Weiterentwicklung Anpassungen im Detail: • Fortführung Reduktionspfades VBH • Förderbedingung: Neue Anlagen H2-Ready • Zwischenzeitige Anpassung iKWK: Ausweitung Leistungssegment ab 500 kW Anhebung des Fördervolumens bei wiederholter Überzeichnung Anpassung Methodik Solarthermie Seite 54
Fazit Seite 55
Key Messages • EWG als neues Instrument der verbindlichen Wärmenetz- Dekarbonisierung • EWG als Gesamt-Paket umsetzen, da Instrumente im Zusammenspiel wirken • Keine Einzelinstrumente isoliert und ohne EWG-Kontext umsetzen • Zeitlich: Schnelle Implementierung wichtig Seite 56
Fragen? Kontakt: Dr. Sara Ortner Sara.Ortner@ifeu.de
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