DLG-Trendmonitor 2020 - Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie www.DLG.org
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DLG-Trendmonitor 2020 Liebe Kolleginnen und Kollegen, unser aktueller Trendmonitor erscheint in einer gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich spannenden Zeit. Dazu gehö- ren in der persönlichen, betrieblichen und volkswirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit recht unterschiedlich zu bewer- tende, aber insgesamt nicht ignorierbare Umbrüche in der Rohstoff- und Energieversorgung. Nun ist ein ausgeprägtes Ressourcenbewusstsein in unserer Lebensmittelbranche nichts wirklich Neues, bekommt aber in der oft recht subjektiv gefärbten öffentlichen Diskussion und der monetären Bewertung (z. B. CO2-Steuer) immer mehr Aufmerksamkeit und Brisanz. Ist da eine Betrachtung der Robotik überhaupt interessant? Eindeutig ja, vor allem, wenn wir zu den genannten Ressourcen noch die besonders wertvolle Ressource Mensch in die Betrachtung einbeziehen. Robotik steht dabei – zumindest in unserer Branche – nicht im verdrängenden Wettbe- werb gegenüber dem Menschen, sondern zielt über dessen Loslösung von gefährlichen und unattraktiven Tätigkeiten hinaus auf die optimale Unterstützung (z. B. mit Cobots) bei nach wie vor nur vom Menschen zu führenden und zu kontrollierenden Prozessschritten. Und wie alle Ressourcen ist auch das Humankapital zeitlich und räumlich nicht unbegrenzt verfügbar. Über die gesamte Supply Chain der Lebensmittelindustrie kann die Robotik bei einem Großteil der Prozessschritte von funktionsunterstützend (z. B. Handling) bis funktionserfüllend (z. B. Trennen, Fügen, Dosieren, ...) die Produkt- und Liefersicherheit gleichermaßen erhöhen. Robotik als ein wesentlicher Teil der Automatisierung ist im Zeitalter der interdisziplinär integrierenden digitalen Trans- formation mit besonderen Herausforderungen, aber eben auch besonders großen Chancen für den nachhaltigen und kreislauforientierten Ressourceneinsatz verbunden. Dazu wünsche ich uns allen vollen Erfolg! Matthias Weiß Vorsitzender DLG-Arbeitskreis Robotik in der Lebensmittelherstellung Einleitung Im Zuge der fortschreitenden Automatisierung sind Roboter heute aus der modernen Lebensmittelindustrie nicht mehr wegzudenken. Sie übernehmen auch im direkten Kontakt mit Lebensmitteln immer mehr und diffizilere Aufgaben. Bei kleinen und mittelständischen Betrieben finden sie ebenfalls zunehmend Anwendung. Ziel des Trendmonitors ist es, einen Überblick darüber zu bekommen: 1. Wie viele Roboter bereits eingesetzt werden und wovon der Robotereinsatz abhängig ist. 2. Ob ein Robotereinsatz zukünftig geplant ist, ohne dass zuvor Roboter im Betrieb waren. 3. Was die Gründe dafür sind, wenn bisher noch keine Roboter eingesetzt wurden. 4. Ob die Zahl der Roboter erhöht werden soll. 5. Welche Art von Robotern aktuell bereits in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie eingesetzt werden. 6. In welchen Bereichen Roboter derzeit vornehmlich zum Einsatz kommen. 7. Was die konkreten Ziele für den Einsatz von Robotern sind. 8. Ob die bestehenden Aus- und Weiterbildungen als ausreichend angesehen werden, um Roboteranlagen effektiv in der Lebensmittel- und Getränke ©AndSus - stock.adobe.com industrie bedienen und damit einsetzen zu können. 9. Welche Art der Ausbildung die Personen haben, die Roboteranlagen be- treuen. Die DLG legt hiermit nunmehr den dritten DLG-Trendmonitor „Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie“ vor, der diese Fragen auf dem Stand von 2019 beantwortet. 2
Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie Studiendesign und Teilnehmerprofil Die Befragung für den aktuellen Gewürze, Würzen, Saucen 1 DLG-Trendmonitor Robotik wurde im Fisch, Feinkost 1 August und Oktober 2019 online durch- Fette, Öle 2 geführt. Die befragten Firmen wurden Teigwaren, Nährmittel, Getreide 5 lediglich nach ihrer Zugehörigkeit zur Obst, Gemüse, Kartoffeln 5 Lebensmittelbranche, nicht aber nach Süßwaren, Snacks 6 weiteren spezifischen oder statisti- Fertiggerichte, Tiefkühlprodukte, Convenience 7 schen Kriterien ausgesucht. Befragt Zulieferindustrie (Aromen, Zusatzstoffe, Zutaten) 7 wurden Betriebe im deutschsprachi- Milch, Milchprodukte, Käse 13 gen Raum (Deutschland, Österreich, Fleisch, Wurst, Geflügel 16 Schweiz). Es beteiligten sich 88 Teil- Backwaren 16 nehmer an der Studie. Getränke 23 teilgenommene Betriebe (Prozent) Da die Fragen teilweise konkreter Abbildung 1: Branchenzugehörigkeit der Teilnehmer (n=88) und umfassender formuliert wurden als in den vorherigen Trendmonitoren und die beantworteten Fragebögen Logistik, Materialwirtschaft, Einkauf 1 nicht aus den gleichen Betrieben / Verpackung 2 Branchen stammen wie damals, ist Marketing / Produktmanagement / Vertrieb 6 ein Vergleich zwischen den Ergeb- Forschung und Entwicklung 13 nissen der Trendmonitore nur bedingt Qualitätsmanagement / -sicherung / Hygiene / Analytik 22 möglich, was bei der Auswertung entsprechend berücksichtigt wurde. Produktion, Fertigung, Technik 25 Den Teilnehmern wurden unterschied- Geschäftsführung 32 liche Fragen in Abhängigkeit davon, Teilnehmer (Prozent) ob das Unternehmen bereits Roboter Abbildung 2: Unternehmensbereich der Teilnehmer (n=88) einsetzt oder nicht, gestellt. Nicht je- der Teilnehmer hat alle Fragen be- antwortet. > 2000 11 Anzahl der Mitarbeiter 1000 – 2000 7 Teilnehmer nach Branchen 500 – 999 7 250 – 499 10 In Abbildung 1 wird deutlich, dass 50 – 249 30 die Branchen Getränke (23 %); Fleisch, 10 – 49 24 Wurst, Geflügel (16 %); Backwaren 1–9 11 (16 %) und Milch, Milchprodukte, Käse befragte Betriebe (Prozent) (13 %) am stärksten im Trendmonitor Abbildung 3: Größenverteilung der Betriebe nach Mitarbeiterzahl (n=88) vertreten sind. Teilnehmer nach Keine Angabe 18 Unternehmensbereichen > 3 Mrd 6 Umsatzklasse (Euro) 1 Mrd – 3 Mrd 3 Beantwortet wurden die Frage- 500 – 999 Mio 6 bögen von unterschiedlichen Funkti- 200 – 499 Mio 7 100 – 199 Mio 6 onsinhabern innerhalb der einzelnen 50 – 99 Mio 5 Firmen. Geschäftsführung (32 %); 10 – 49 Mio 18 Produktion, Fertigung, Technik (25 %) < 10 Mio 32 und Qualitätsmanagement / -sicherung befragte Betriebe (Prozent) / Hygiene / Analytik (22 %) gaben am häufigsten Auskunft. Abbildung 4: Größenverteilung der Betriebe nach Jahresumsatz 2018 3
DLG-Trendmonitor 2020 Teilnehmer nach Betriebsgröße und Unternehmensumsatz Die meisten Umfrageteilnehmer stammen aus klein- und mittelständischen Betrieben (siehe Abbildung 3) mit einem Umsatz < 10 Mio Euro (32 %) und zwischen 10 – 49 Mio Euro (18 %) (vgl. Abbildung 4). Jedoch haben sich auch Großbe- triebe an der Umfrage beteiligt (siehe Abbildung 3). Robotereinsatz Etwas über die Hälfte (52 %, 46 > 100 2 Wie viele Roboter setzen Sie bereits heute in Ihrem Betrieb ein? Betriebe) der befragten Betriebe haben > 50 0 Roboter im Einsatz, 48 % (42 Unter- nehmen) setzen keine Roboter ein. Anzahl an eingesetzten Robotern 41 – 50 0 31 – 40 0 Es zeigt sich, dass elf Betriebe zwei 21 – 30 2 Roboter einsetzen, neun Betriebe ei- 11 – 20 10 nen und zehn Unternehmen zwischen 5 – 10 7 elf und zwanzig Roboter nutzen. Es 4 1 gibt bereits Betriebe, die über hundert 3 4 Roboter im Einsatz haben (siehe Ab- 2 11 bildung 5). 1 9 0 42 Wird der Robotereinsatz in Abhän- befragte Betriebe (Anzahl) gigkeit der Mitarbeiterzahl (siehe Ab- bildung 6) und Umsatzklasse (siehe Abbildung 5: Anzahl der eingesetzten Roboter in den Betrieben Abbildung 7) betrachtet, ist ersicht- lich, dass Unternehmen verschiede- Setzen keine Roboter ein ner Größe und Umsatzklasse Roboter Anzahl der befragten Betriebe Setzen Roboter ein einsetzen. Abbildung 8 zeigt, dass insbe- 15 sondere die Molkereibranche (11 13 10 11 10 Antworten) Roboter einsetzt. Bei den 8 8 Branchen Getränke; Fleisch, Wurst, 5 0 1 2 4 1 0 Geflügel; Backwaren, die ebenfalls häufig geantwortet haben, lässt sich 1– 9 10 – 49 50 – 249 250 – 499 500 – 999 1000 – 2000 > 2000 kein klarer Trend hin zum oder weg Mitarbeiter (Anzahl) vom Robotereinsatz erkennen. Abbildung 6: Robotereinsatz in Abhängigkeit der Mitarbeiterzahl (Unternehmensgröße) Von den 42 Betrieben, die bisher noch keine Roboter im Einsatz haben, Setzen keine Roboter ein wollen 19 Betriebe (45 %) zukünftig Anzahl der befragten Betriebe Roboter einsetzen. 23 Betriebe (55 %) Setzen Roboter ein sehen auch künftig von einem Robo- tereinsatz ab. 20 Als Hauptgründe für den fehlenden 11 Robotereinsatz gaben, wie in Abbildung 8 8 8 5 1 3 0 5 4 0 5 0 3 0 5 9 dargestellt, 21 Teilnehmer an, dass die 2 „Investitionskosten zu hoch“ sind, 18 Keine < 10 Mio 10 – 50 – 100 – 200 – 500 – 1 Mrd – > 3 Mrd Angabe 49 Mio 99 Mio 199 Mio 499 Mio 999 Mio 3 Mrd Betriebe nannten „Platzfrage“ als Grund Umsatz (Euro) und 16 Betriebe, dass „Roboter wirt- schaftlich derzeit nicht interessant“ sind. Abbildung 7: Robotereinsatz in Abhängigkeit vom Umsatz 4
Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie Zulieferindustrie (Aromen, Zusatzstoffe, Zutaten) 2 4 Setzen keine Roboter ein Teigwaren 2 Setzen Roboter ein Süßwaren 2 Snacks 2 1 Obst, Gemüse, Kartoffeln 2 2 Nährmittel 1 Getreide 1 Milch, Milchprodukte, Käse 11 Gewürze, Würzen, Saucen 1 Fleisch, Wurst, Geflügel 8 6 Fisch, Feinkost 1 Fette, Öle 2 Fertiggerichte, Tiefkühlprodukte, Convenience 3 3 Backwaren 6 8 Alkoholhaltige Getränke 10 6 Alkoholfreie Getränke 2 2 befragte Betriebe (Anzahl) Abbildung 8: Robotereinsatz in Abhängigkeit der Branche Als weitere Gründe für den fehlenden Wenn Sie bisher keine Roboter einsetzen, worin liegen die Gründe hierfür? Robotereinsatz wurden „handwerklich Qualität der Greifer 1 geprägtes Arbeiten“, „Schwierigkeiten 21 bei den Reparaturen der Elektronik“, Investitionskosten zu hoch „heterogene Produkte“ und „fehlende Fehlende Robotervarianten 7 Kompetenz zur Berechnung der Wirt- Wirtschaftlich derzeit nicht interessant 16 schaftlichkeit“ genannt. Bei dieser Fra- Probleme bei der Integration in bestehende Linien / 12 in die bestehende Infrastruktur ge waren Mehrfachnennungen möglich. 3 Probleme hinsichtlich Hygienevorschriften Es ist zu berücksichtigen, dass viele Platzfrage 18 kleine und mittlere Unternehmen an der Unzureichende Erfahrung 8 Umfrage teilgenommen haben (siehe Fehlende Integrationskompetenz 4 Abbildung 3 und 4). Aus den Antworten Personalmangel 2 wird ersichtlich, dass weiterhin Aufklä- befragte Betriebe (Anzahl) rungsbedarf besteht. Wie bereits in den letzten Trendmonitoren angeführt, sind Abbildung 9: Gründe für fehlenden Robotereinsatz (Fach-)Organisationen (wie z. B. die DLG), Hochschulen und Systemhäuser gefragt, Betrieben die Vorteile und insbesondere die Flexibilität von Robotern (z. B. Cobots) aufzuzeigen. Roboterhersteller wiederum sollten verstärkt Low Cost Varianten anbieten. 36 Betriebe (78 %), die bereits Roboter im Einsatz haben, gaben an, zukünftig die Zahl der Roboter erhöhen zu wollen. Nur zehn Betriebe (22 %) mit Robotererfahrung wollen die Zahl nicht weiter erhöhen. Somit wird deutlich, dass mit Robo- tererfahrung der Trend zu einem weiteren Robotereinsatz geht, wie dies auch schon im Trendmonitor 2017 gezeigt wurde. Art der eingesetzten Roboter Auf die Frage, welcher Art die bereits eingesetzten Roboter sind (es waren Mehrfachnennungen möglich), wurden die Knickarmroboter (Gelenkarmroboter) am häufigsten (29 Nennungen) genannt (siehe Abbildung 10). Bei dieser Fra- ge gaben nur Betriebe mit Robotererfahrung Antwort. Elf nannten den Portalroboter. Zwölf gaben an, nicht zu wissen, welche Roboter im Einsatz sind. Die Häufigkeit des Einsatzes lässt sich anhand des Einsatzspektrums der Knickarm- bzw. Portalroboter erklären. Knickarmroboter werden auch als Universalroboter aufgrund ihres großen Arbeitsraumes und der damit verbundenen hohen Beweglichkeit bezeichnet. Die am häufigsten verwendete Knickarmroboterbauweise hat sechs Achsen (Hesse, 2010). Flächenportalroboter werden meist zur Maschinenbeschickung oder zur Palettierung (sie- he Abbildung 11) eingesetzt. Portalroboter agieren über den Maschinen und beanspruchen nur gering die Bodenfläche. 5
DLG-Trendmonitor 2020 Das Portal kann relativ einfach ver- Da Sie bereits Roboter in Ihrem Betrieb einsetzen, welche Art von Robotern sind dies? größert werden oder mehrere Roboter Unbekannt 12 können im gleichen Raum gleichzei- Kombinierte Roboter 5 tig agieren (Hesse, 2010). Gleichzei- Autonome Mobile Roboter (AMR) 3 tig zeigt dieses Ergebnis, dass noch 6 Scara-Roboter (horizontaler Gelenkarmroboter) Aufklärungsbedarf zu den verschiede- Portalroboter 11 nen Robotertypen besteht und Mitar- Kooperierende Roboter (Cobot) 4 beiter, die nicht aus dem technischen Knickarmroboter (Gelenkarmroboter) 29 Umfeld stammen, nicht im Detail wis- Deltaroboter (Parallelroboter) 5 sen, um welchen Robotertyp es sich befragte Betriebe (Anzahl) handelt. Abbildung 10: Art der eingesetzten Robotertypen Aufgaben der eingesetzten Roboter Von besonderem Interesse war die Bitte geben Sie in folgenden Bereichen an, für welche Aufgaben Sie Roboter einsetzen. Frage, für welche Aufgaben die Ro- Depalletieren 11 boter in den verschiedenen Bereichen (Logistik, Verarbeitung, Verpacken, Transport 4 Sonstige) eingesetzt werden. Bei den Lagerung 9 Antworten konnten mehrere Angaben Palettieren 35 gemacht werden. Im Vergleich zu den Kommissionieren 11 DLG-Trendmonitoren 2014 und 2017 befragte Betriebe (Anzahl) wurden die Antwortmöglichkeiten deut- Abbildung 11: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Logistik lich erweitert, da sich die Vielfalt der Roboter im Lebensmittel- und Getränke- einsatz vergrößert hat (DLG-Trendmoni- Dosieren 8 tor Robotik, 2017). Im Bereich Logistik Positionieren 15 (siehe Abbildung 11) wurde der Ein- Zubereitung 1 satzbereich „Palettieren“ mit 35 Nen- Formen 4 nungen am häufigsten angegeben (vgl. Fügen 2 auch DLG-Trendmonitor Investitionen Trennen 6 und Trends in der Lebensmittel- und Sortieren 13 Getränkeindustrie, 2018). Im Bereich Kontrollieren 4 der Verarbeitung liegt „Positionieren“ (15 befragte Betriebe (Anzahl) Nennungen) und „Sortieren“ (13 Nen- nungen) bei den Antworten vorne. Im Abbildung 12: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Verarbeitung Bereich Verpacken wurde das „Umver- packen“ mit 14 Nennungen am häufigs- Auspacken 1 ten angegeben. Damit wurden immer Kennzeichnen 5 noch körperlich schwere Arbeiten wie Verschließen 9 das Palettieren am häufigsten genannt. Umverpacken 14 Auch bei Arbeiten, bei denen es Präzi- Primär verpacken 9 sion und gleichzeitig Schnelligkeit erfor- befragte Betriebe (Anzahl) dert, sind Roboter dem Menschen über- legen und werden eingesetzt (z. B. Pick Abbildung 13: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Verpacken and Place-Anwendungen). Interessant ist, dass auch Reinigungsarbeiten (zwei Konsum (Catering) 0 Nennungen) und andere Arbeiten, direkt Reinigen 2 in der Produktion / Verarbeitung oder am befragte Betriebe (Anzahl) offenen Produkt, von Robotern über- nommen werden (vgl. Abbildung 12). Abbildung 14: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Sonstiges 6
Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie Ziele des Robotereinsatzes Für den Einsatz von Robotern in Was sind Ihre konkreten Ziele beim Einsatz von Robotern? der Lebensmittel- bzw. Getränkeher- stellung gibt es verschiedene Motive. Erhöhung der Flexibilität/ Modularität 17 Auch bei dieser Frage waren mehrere Kosteneinsparung 32 Antworten möglich. Im Vergleich zum DLG-Trendmonitor Robotik 2017 wur- Verbesserung der Produktionshygiene / der Lebensmittelsicherheit 12 den die Punkte „Erhöhung der Flexibi- Qualitätsverbesserung 12 lität / Modularität“ und „Kosteneinspa- rung“ ergänzt. Die Frage wurde nur an Erleichterung der Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz 38 die Befragungsteilnehmer gerichtet, Effektivitätsverbesserung 30 die bereits Roboter einsetzen. „Perso- naleinsparung (Automatisierung)“ (39 Personaleinsparung (Automatisierung) 39 Nennungen) sowie „Erleichterung der befragte Betriebe (Anzahl) Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz“ (38 Nennungen) wurden als Haupt- Abbildung 15: Konkrete Ziele beim Einsatz von Robotern gründe für den Robotereinsatz ge- nannt. Automatisierung führte bereits 2017 das Ranking an, gefolgt von „Humanisierung des Arbeitsplatzes“ (DLG-Trend- monitor Robotik, 2017). Auch „Kosteneinsparung“ mit 32 Nennungen liegt als Ziel für den Robotereinsatz weit vorne. „Effektivitätsverbesserung“ sinkt im Vergleich zum letzten Trendmonitor etwas ab auf nunmehr Platz 4 (2017: Platz 2). Hier zeigt sich, dass sowohl der wirtschaftliche Druck wie auch der zunehmende Fachkräftemangel zum Ausdruck kom- men (DLG-Trendmonitor Robotik, 2017). Aus- und Weiterbildung an Robotern Wie bereits in den DLG-Trendmonitoren 2014 und 2017 wurden die Teilnehmer gefragt, welche Art der Ausbildung die Personen besitzen, die im Unternehmen den Einsatz von Robotern betreuen. Es bestätigt sich wie in den Jahren zuvor der Trend, dass Personen sehr unterschiedlicher Berufsrichtungen für die Arbeit am / mit dem Roboter zuständig sind. Genannt wurden Diplom-Ingenieur, Elektroniker, Elektriker (-meister), Automatisierungstechniker, Haustechniker (-meister), Mechatroniker, Mechaniker, Wartung- und Instandhaltungstechniker, Programmierer, Schlosser und Fachkräfte für Lager und Logistik. Darüber hinaus wurden auch Mitarbeiter aus Lebensmittel(nahen) Berufen genannt: Brauer, Winzer, Lebensmittel- technologen, Facharbeiter für Lebensmitteltechnik, Maschinen- und Anlagenfahrer und Fachkräfte für Verpackungstechnik. Es wurde mehrfach bestätigt, dass teilweise einfache Einweisungen und vereinzelt weiterführende Kenntnisse durch die jeweilige Roboterfirma ausreichend sind, die Roboter zu bedienen und damit auch angelerntes Personal mit unterschied- lichen / keinen Abschlüssen eingesetzt wird. Auf die Frage, ob die aktuell bestehenden Aus- und Weiterbildungen ausreichen, um Roboteranlagen effektiv in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie einsetzen zu können, verneinte dies knapp die Hälfte (24 Nennungen) der 47 Ant- wortenden. 23 hingegen sehen die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, wie auch im Abschnitt zuvor angegeben, als ausreichend an. Dies entspricht den Aussagen der DLG-Trendmonitore 2014 und 2017. Als Gründe für die ausreichende Aus- und Weiterbildung wurden nachfolgende Argumente genannt: Individuelle Anlagen, lange Erfahrungswerte, Know- how wird von außen eingekauft, die Programme der Lieferanten sind ausgereift, die Nutzung liegt hinter den technischen Möglichkeiten, die Handhabung und Bedienung bleiben gleich und sind somit einfach zu bedienen (userfreundlich), zuvor ist eine Ausbildung erfolgt und das Aus- und Weiterbildungsangebot ist ausgereift. Die andere Hälfte der Befragten gibt nachfolgende Gründe für ein unzureichendes Aus- und Weiterbildungsangebot an: Die Ausbildung hält mit der Entwicklung nicht Schritt, es gibt zu wenig Zeit für Weiterbildungen, es gibt zu wenig Anbieter für Anwendungsschulungen, es gibt kaum effektive Weiterbildungen für Kleinunternehmen, Roboterwissen ist nicht Teil der Ausbildung, das Fachpersonal fehlt, die Anforderungen sind sehr komplex und es sind kaum Informationen vorhanden, was alles möglich ist. 7
DLG-Trendmonitor 2020 Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassend ist zu sagen, dass ein hoher Bedarf an Robotertechnologien besteht. Viele Vorgänge, besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen, werden in der Lebensmittelproduktion noch manuell gelöst und haben, z. B. aufgrund von Monotonie oder schweren Lasten, Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit des Personals. Etwas über die Hälfte der befragten Betriebe haben Roboter im Einsatz, 48 % setzen noch keine Roboter ein. Besteht schon Robotererfahrung, geht der Trend bei den befragten Unternehmen hin zu einem weiteren Einsatz von Robotern. Personaleinsparung (Auto- matisierung) sowie Erleichterung der Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz wurden als Hauptgründe für den Robotereinsatz genannt. Der Roboter ist gegenüber dem Menschen auch in Sachen Hygiene im Vorteil. Weitere wichtige Vorteile des Roboters sind seine Flexibilität, seine Schnelligkeit und Genauigkeit. Auch Arbeiten direkt in der Produktion / Verarbeitung, am offenen Produkt, werden inzwischen von Robotern übernommen. Besonders körperlich schwere Arbeiten und solche, bei denen es Präzision und gleichzeitig Schnelligkeit erfordert, verrichten Roboter. Da kleinere und mittlere Unternehmen die Investitionskosten als zu hoch beziffern, könnten Low Cost Roboter eine Lösung sein. Traditionelle Knickarmroboter (Gelenkarmroboter) sind in der Lebensmittelproduktion noch immer am häufigsten anzutreffen. Für die Arbeit am / mit dem Roboter sind Personen sehr unterschiedlicher Berufsrichtungen und Ausbildungen zuständig. Daher ist es notwendig, dass Roboter einfach zu bedienen und zu programmieren sind. „Es ist weiterhin eine deutliche Entwicklung der Robotik zu beobachten. Der Bereich der Rohstofflieferung (Landwirt- schaft), sowie der des Konsums (Caterings) erleben zurzeit eine enorme Entwicklung durch die Automatisierung dieser Bereiche. Aber auch der Bereich der Lebensmittelherstellung wird insbesondere durch Einsatz moderner Robotertechno- logien für das Trennen, Fügen und Formen von Gütern weiterentwickelt“ (Naciri, 2019). Schlussendlich kann konstatiert werden, dass auch in diesem Betrachtungszeitraum erneut deutlich wurde, dass der Bedarf an robotergestützten Automatisierungslösungen wächst. Die bevorstehenden internationalen Messen, wie die Inter- pack 2020 und die Anuga FoodTec 2021 werden dazu spannende Innovationen sowohl beim Einsatz von universellen als auch ganz spezifischen Roboterlösungen insbesondere in der Mensch-Maschine-Kollaboration beim Entwickeln, Planen, Produzieren und Kontrollieren aufzeigen. Kontakt Carola K. Herbst, Projektleiterin, DLG e.V., Fachzentrum Lebensmittel, C.Herbst@DLG.org In Zusammenarbeit mit dem DLG-Arbeitskreis Robotik in der Lebensmittelherstellung Literaturverzeichnis - DLG-Trendmonitor 2014: Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie - DLG-Trendmonitor 2017: Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie - DLG-Trendmonitor 2018: Investitionen und Trends in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie - DLG-Trendmonitor 2019: Deutsche Molkereiwirtschaft: Technologien, Trends und Exportprognosen Cover © Patrick P. Palej - stock.adobe.com – Stand: 3/2020 - Hesse, Stefan; Malisa, Viktorio: Taschenbuch Robotik – Montage – Handhabung. München: Hanser, 2010 - Naciri, Annika; Prof. Dr. Matthias, Weiß: Systematik und Vergleich von aktuellen und perspektivischen Einsatzvarianten für Robotik über die gesamte „Supply Chain“ der Lebensmittelherstellung. Bachelorarbeit, 2019 DLG e.V. Fachzentrum Lebensmittel Eschborner Landstraße 122 · 60489 Frankfurt am Main Tel. +49 69 24788-311 · Fax +49 69 24788-8311 FachzentrumLM@DLG.org · www.DLG.org 8
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