DLG-Trendmonitor 2020 - Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie www.DLG.org

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DLG-Trendmonitor 2020 - Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie www.DLG.org
DLG-Trendmonitor 2020

Roboter in der Lebensmittel-
und Getränkeindustrie

www.DLG.org
DLG-Trendmonitor 2020

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    unser aktueller Trendmonitor erscheint in einer gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich spannenden Zeit. Dazu gehö-
    ren in der persönlichen, betrieblichen und volkswirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit recht unterschiedlich zu bewer-
    tende, aber insgesamt nicht ignorierbare Umbrüche in der Rohstoff- und Energieversorgung. Nun ist ein ausgeprägtes
    Ressourcenbewusstsein in unserer Lebensmittelbranche nichts wirklich Neues, bekommt aber in der oft recht subjektiv
    gefärbten öffentlichen Diskussion und der monetären Bewertung (z. B. CO2-Steuer) immer mehr Aufmerksamkeit und
    Brisanz. Ist da eine Betrachtung der Robotik überhaupt interessant?

    Eindeutig ja, vor allem, wenn wir zu den genannten Ressourcen noch die besonders wertvolle Ressource Mensch in
    die Betrachtung einbeziehen. Robotik steht dabei – zumindest in unserer Branche – nicht im verdrängenden Wettbe-
    werb gegenüber dem Menschen, sondern zielt über dessen Loslösung von gefährlichen und unattraktiven Tätigkeiten
    hinaus auf die optimale Unterstützung (z. B. mit Cobots) bei nach wie vor nur vom Menschen zu führenden und zu
    kontrollierenden Prozessschritten. Und wie alle Ressourcen ist auch das Humankapital zeitlich und räumlich nicht
    unbegrenzt verfügbar.

    Über die gesamte Supply Chain der Lebensmittelindustrie kann die Robotik bei einem Großteil der Prozessschritte
    von funktionsunterstützend (z. B. Handling) bis funktionserfüllend (z. B. Trennen, Fügen, Dosieren, ...) die Produkt- und
    Liefersicherheit gleichermaßen erhöhen.

    Robotik als ein wesentlicher Teil der Automatisierung ist im Zeitalter der interdisziplinär integrierenden digitalen Trans-
    formation mit besonderen Herausforderungen, aber eben auch besonders großen Chancen für den nachhaltigen und
    kreislauforientierten Ressourceneinsatz verbunden.

    Dazu wünsche ich uns allen vollen Erfolg!

    Matthias Weiß
    Vorsitzender DLG-Arbeitskreis Robotik in der Lebensmittelherstellung

Einleitung
    Im Zuge der fortschreitenden Automatisierung sind Roboter heute aus der modernen Lebensmittelindustrie nicht mehr
wegzudenken. Sie übernehmen auch im direkten Kontakt mit Lebensmitteln immer mehr und diffizilere Aufgaben. Bei
kleinen und mittelständischen Betrieben finden sie ebenfalls zunehmend Anwendung.

Ziel des Trendmonitors ist es, einen Überblick darüber zu bekommen:
1.   Wie viele Roboter bereits eingesetzt werden und wovon der Robotereinsatz abhängig ist.
2.   Ob ein Robotereinsatz zukünftig geplant ist, ohne dass zuvor Roboter im Betrieb waren.
3.   Was die Gründe dafür sind, wenn bisher noch keine Roboter eingesetzt wurden.
4.   Ob die Zahl der Roboter erhöht werden soll.
5.   Welche Art von Robotern aktuell bereits in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie
     eingesetzt werden.
6.   In welchen Bereichen Roboter derzeit vornehmlich zum Einsatz kommen.
7.   Was die konkreten Ziele für den Einsatz von Robotern sind.
8.   Ob die bestehenden Aus- und Weiterbildungen als ausreichend angesehen
     werden, um Roboteranlagen effektiv in der Lebensmittel- und Getränke­
                                                                                                                                  ©AndSus - stock.adobe.com

     industrie bedienen und damit einsetzen zu können.
9.   Welche Art der Ausbildung die Personen haben, die Roboteranlagen be-
     treuen.

   Die DLG legt hiermit nunmehr den dritten DLG-Trendmonitor „Roboter in der Lebensmittel- und
Getränkeindustrie“ vor, der diese Fragen auf dem Stand von 2019 beantwortet.

2
Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie

      Studiendesign und Teilnehmerprofil
    Die Befragung für den aktuellen
                                                                                       Gewürze, Würzen, Saucen 1
DLG-Trendmonitor Robotik wurde im
                                                                                                             Fisch, Feinkost 1
August und Oktober 2019 online durch-
                                                                                                                 Fette, Öle    2
geführt. Die befragten Firmen wurden
                                                                                   Teigwaren, Nährmittel, Getreide                 5
lediglich nach ihrer Zugehörigkeit zur
                                                                                         Obst, Gemüse, Kartoffeln                  5
Lebensmittelbranche, nicht aber nach                                                                    Süßwaren, Snacks           6
weiteren spezifischen oder statisti-                         Fertiggerichte, Tiefkühlprodukte, Convenience                             7
schen Kriterien ausgesucht. Befragt          Zulieferindustrie (Aromen, Zusatzstoffe, Zutaten)                                         7
wurden Betriebe im deutschsprachi-                                                     Milch, Milchprodukte, Käse                                13
gen Raum (Deutschland, Österreich,                                                          Fleisch, Wurst, Geflügel                                  16
Schweiz). Es beteiligten sich 88 Teil-                                                                          Backwaren                             16
nehmer an der Studie.                                                                                             Getränke                                      23
                                                                                                                                       teilgenommene Betriebe (Prozent)
    Da die Fragen teilweise konkreter
                                           Abbildung 1: Branchenzugehörigkeit der Teilnehmer (n=88)
und umfassender formuliert wurden
als in den vorherigen Trendmonitoren
und die beantworteten Fragebögen
                                                                                     Logistik, Materialwirtschaft, Einkauf 1
nicht aus den gleichen Betrieben /
                                                                                                                     Verpackung         2
Branchen stammen wie damals, ist
                                                                            Marketing / Produktmanagement / Vertrieb                         6
ein Vergleich zwischen den Ergeb-
                                                                                                    Forschung und Entwicklung                    13
nissen der Trendmonitore nur bedingt
                                             Qualitätsmanagement / -sicherung / Hygiene / Analytik                                                         22
möglich, was bei der Auswertung
entsprechend berücksichtigt wurde.                                                       Produktion, Fertigung, Technik                                     25

Den Teilnehmern wurden unterschied-                                                                            Geschäftsführung                                      32
liche Fragen in Abhängigkeit davon,                                                                                                                    Teilnehmer (Prozent)
ob das Unternehmen bereits Roboter
                                           Abbildung 2: Unternehmensbereich der Teilnehmer (n=88)
einsetzt oder nicht, gestellt. Nicht je-
der Teilnehmer hat alle Fragen be-
antwortet.                                                                > 2000                         11
                                            Anzahl der Mitarbeiter

                                                                     1000 – 2000                7
Teilnehmer nach Branchen                                               500 – 999                7
                                                                       250 – 499                        10
    In Abbildung 1 wird deutlich, dass                                  50 – 249                                                       30
die Branchen Getränke (23 %); Fleisch,                                   10 – 49                                          24
Wurst, Geflügel (16 %); Backwaren                                          1–9                           11

(16 %) und Milch, Milchprodukte, Käse                                                                                   befragte Betriebe (Prozent)
(13 %) am stärksten im Trendmonitor
                                           Abbildung 3: Größenverteilung der Betriebe nach Mitarbeiterzahl (n=88)
vertreten sind.

Teilnehmer nach                                                      Keine Angabe                                  18
Unternehmensbereichen                                                      > 3 Mrd              6
                                            Umsatzklasse (Euro)

                                                                     1 Mrd – 3 Mrd      3
   Beantwortet wurden die Frage-                                     500 – 999 Mio              6
bögen von unterschiedlichen Funkti-                                  200 – 499 Mio                  7
                                                                     100 – 199 Mio              6
onsinhabern innerhalb der einzelnen
                                                                       50 – 99 Mio          5
Firmen. Geschäftsführung (32 %);
                                                                       10 – 49 Mio                                 18
Produktion, Fertigung, Technik (25 %)                                     < 10 Mio                                                      32
und Qualitätsmanagement / -sicherung                                                                                    befragte Betriebe (Prozent)
/ Hygiene / Analytik (22 %) gaben am
häufigsten Auskunft.                       Abbildung 4: Größenverteilung der Betriebe nach Jahresumsatz 2018

                                                                                                                                                                              3
DLG-Trendmonitor 2020

Teilnehmer nach Betriebsgröße und Unternehmensumsatz

    Die meisten Umfrageteilnehmer stammen aus klein- und mittelständischen Betrieben (siehe Abbildung 3) mit einem
Umsatz < 10 Mio Euro (32 %) und zwischen 10 – 49 Mio Euro (18 %) (vgl. Abbildung 4). Jedoch haben sich auch Großbe-
triebe an der Umfrage beteiligt (siehe Abbildung 3).

      Robotereinsatz
    Etwas über die Hälfte (52 %, 46
                                                                                     > 100          2                 Wie viele Roboter setzen Sie bereits heute in Ihrem Betrieb ein?
Betriebe) der befragten Betriebe haben
                                                                                      > 50          0
Roboter im Einsatz, 48 % (42 Unter-
nehmen) setzen keine Roboter ein.                 Anzahl an eingesetzten Robotern   41 – 50         0
                                                                                    31 – 40         0
Es zeigt sich, dass elf Betriebe zwei
                                                                                    21 – 30         2
Roboter einsetzen, neun Betriebe ei-
                                                                                    11 – 20                      10
nen und zehn Unternehmen zwischen
                                                                                     5 – 10                  7
elf und zwanzig Roboter nutzen. Es
                                                                                            4 1
gibt bereits Betriebe, die über hundert
                                                                                            3           4
Roboter im Einsatz haben (siehe Ab-
                                                                                            2                        11
bildung 5).
                                                                                            1                    9
                                                                                            0                                                             42
    Wird der Robotereinsatz in Abhän-
                                                                                                                                              befragte Betriebe (Anzahl)
gigkeit der Mitarbeiterzahl (siehe Ab-
bildung 6) und Umsatzklasse (siehe            Abbildung 5: Anzahl der eingesetzten Roboter in den Betrieben
Abbildung 7) betrachtet, ist ersicht-
lich, dass Unternehmen verschiede-                                                                                                                                          Setzen keine Roboter ein
ner Größe und Umsatzklasse Roboter
                                                Anzahl der befragten Betriebe

                                                                                                                                                                            Setzen Roboter ein
einsetzen.

   Abbildung 8 zeigt, dass insbe-                                                                                                  15
sondere die Molkereibranche (11                                                                                  13
                                                                                       10                                               11                                                        10
Antworten) Roboter einsetzt. Bei den                                                                                  8                               8
Branchen Getränke; Fleisch, Wurst,                                                                                                                                                  5
                                                                                                0                                                 1                2 4          1             0
Geflügel; Backwaren, die ebenfalls
häufig geantwortet haben, lässt sich                                                      1– 9                   10 – 49           50 – 249     250 – 499      500 – 999 1000 – 2000          > 2000
kein klarer Trend hin zum oder weg                                                                                                            Mitarbeiter (Anzahl)

vom Robotereinsatz erkennen.
                                              Abbildung 6: Robotereinsatz in Abhängigkeit der Mitarbeiterzahl
                                              (Unternehmensgröße)
    Von den 42 Betrieben, die bisher
noch keine Roboter im Einsatz haben,
                                                                                                                                                                            Setzen keine Roboter ein
wollen 19 Betriebe (45 %) zukünftig
                                                Anzahl der befragten Betriebe

Roboter einsetzen. 23 Betriebe (55 %)                                                                                                                                       Setzen Roboter ein

sehen auch künftig von einem Robo-
tereinsatz ab.
                                                                                                        20

    Als Hauptgründe für den fehlenden
                                                                                     11
Robotereinsatz gaben, wie in Abbildung                                                                       8             8 8
                                                                                          5                                             1 3       0 5              4      0 5           0 3       0 5
9 dargestellt, 21 Teilnehmer an, dass die                                                                                                                      2
„Investitionskosten zu hoch“ sind, 18                                                Keine < 10 Mio                        10 –       50 –       100 –    200 –           500 – 1 Mrd –       > 3 Mrd
                                                                                     Angabe                               49 Mio     99 Mio     199 Mio 499 Mio          999 Mio 3 Mrd
Betriebe nannten „Platzfrage“ als Grund
                                                                                                                                               Umsatz (Euro)
und 16 Betriebe, dass „Roboter wirt-
schaftlich derzeit nicht interessant“ sind.   Abbildung 7: Robotereinsatz in Abhängigkeit vom Umsatz

4
Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie

  Zulieferindustrie (Aromen, Zusatzstoffe, Zutaten)       2               4                                                 Setzen keine Roboter ein
                                         Teigwaren        2                                                                 Setzen Roboter ein
                                         Süßwaren         2
                                            Snacks        2       1
                          Obst, Gemüse, Kartoffeln        2           2
                                         Nährmittel   1
                                           Getreide   1
                        Milch, Milchprodukte, Käse                                     11
                        Gewürze, Würzen, Saucen       1
                           Fleisch, Wurst, Geflügel                       8                                             6
                                    Fisch, Feinkost   1
                                         Fette, Öle       2
    Fertiggerichte, Tiefkühlprodukte, Convenience             3               3
                                        Backwaren                     6                                             8
                           Alkoholhaltige Getränke                                10                                             6
                             Alkoholfreie Getränke        2           2
                                                                                       befragte Betriebe (Anzahl)

Abbildung 8: Robotereinsatz in Abhängigkeit der Branche

Als weitere Gründe für den fehlenden
                                          Wenn Sie bisher keine Roboter einsetzen, worin liegen die Gründe hierfür?
Robotereinsatz wurden „handwerklich
                                                                            Qualität der Greifer 1
geprägtes Arbeiten“, „Schwierigkeiten
                                                                                                                       21
bei den Reparaturen der Elektronik“,                                Investitionskosten zu hoch

„heterogene Produkte“ und „fehlende                                Fehlende Robotervarianten           7
Kompetenz zur Berechnung der Wirt-                     Wirtschaftlich derzeit nicht interessant                  16
schaftlichkeit“ genannt. Bei dieser Fra-   Probleme bei der Integration in bestehende Linien /             12
                                                               in die bestehende Infrastruktur
ge waren Mehrfachnennungen möglich.                                                                 3
                                                   Probleme hinsichtlich Hygienevorschriften
Es ist zu berücksichtigen, dass viele
                                                                                     Platzfrage                    18
kleine und mittlere Unternehmen an der
                                                                     Unzureichende Erfahrung            8
Umfrage teilgenommen haben (siehe
                                                             Fehlende Integrationskompetenz          4
Abbildung 3 und 4). Aus den Antworten
                                                                               Personalmangel      2
wird ersichtlich, dass weiterhin Aufklä-
                                                                                                          befragte Betriebe (Anzahl)
rungsbedarf besteht. Wie bereits in den
letzten Trendmonitoren angeführt, sind Abbildung 9: Gründe für fehlenden Robotereinsatz
(Fach-)Organisationen (wie z. B. die
DLG), Hochschulen und Systemhäuser gefragt, Betrieben die Vorteile und insbesondere die Flexibilität von Robotern (z. B.
Cobots) aufzuzeigen. Roboterhersteller wiederum sollten verstärkt Low Cost Varianten anbieten.

    36 Betriebe (78 %), die bereits Roboter im Einsatz haben, gaben an, zukünftig die Zahl der Roboter erhöhen zu wollen.
Nur zehn Betriebe (22 %) mit Robotererfahrung wollen die Zahl nicht weiter erhöhen. Somit wird deutlich, dass mit Robo-
tererfahrung der Trend zu einem weiteren Robotereinsatz geht, wie dies auch schon im Trendmonitor 2017 gezeigt wurde.

      Art der eingesetzten Roboter
    Auf die Frage, welcher Art die bereits eingesetzten Roboter sind (es waren Mehrfachnennungen möglich), wurden
die Knickarmroboter (Gelenkarmroboter) am häufigsten (29 Nennungen) genannt (siehe Abbildung 10). Bei dieser Fra-
ge gaben nur Betriebe mit Robotererfahrung Antwort. Elf nannten den Portalroboter. Zwölf gaben an, nicht zu wissen,
welche Roboter im Einsatz sind. Die Häufigkeit des Einsatzes lässt sich anhand des Einsatzspektrums der Knickarm-
bzw. Portalroboter erklären. Knickarmroboter werden auch als Universalroboter aufgrund ihres großen Arbeitsraumes und
der damit verbundenen hohen Beweglichkeit bezeichnet. Die am häufigsten verwendete Knickarmroboterbauweise hat
sechs Achsen (Hesse, 2010). Flächenportalroboter werden meist zur Maschinenbeschickung oder zur Palettierung (sie-
he Abbildung 11) eingesetzt. Portalroboter agieren über den Maschinen und beanspruchen nur gering die Bodenfläche.

                                                                                                                                                       5
DLG-Trendmonitor 2020

Das Portal kann relativ einfach ver-         Da Sie bereits Roboter in Ihrem Betrieb einsetzen, welche Art von Robotern sind dies?
größert werden oder mehrere Roboter
                                                                                                     Unbekannt                  12
können im gleichen Raum gleichzei-
                                                                                   Kombinierte Roboter                    5
tig agieren (Hesse, 2010). Gleichzei-
                                                              Autonome Mobile Roboter (AMR)                           3
tig zeigt dieses Ergebnis, dass noch                                                                                       6
                                               Scara-Roboter (horizontaler Gelenkarmroboter)
Aufklärungsbedarf zu den verschiede-                                                               Portalroboter                11
nen Robotertypen besteht und Mitar-                            Kooperierende Roboter (Cobot)                           4
beiter, die nicht aus dem technischen                    Knickarmroboter (Gelenkarmroboter)                                                     29
Umfeld stammen, nicht im Detail wis-                                  Deltaroboter (Parallelroboter)                      5
sen, um welchen Robotertyp es sich                                                                                                   befragte Betriebe (Anzahl)
handelt.
                                             Abbildung 10: Art der eingesetzten Robotertypen

      Aufgaben der eingesetzten Roboter
     Von besonderem Interesse war die        Bitte geben Sie in folgenden Bereichen an, für welche Aufgaben Sie Roboter einsetzen.
Frage, für welche Aufgaben die Ro-
                                                  Depalletieren                            11
boter in den verschiedenen Bereichen
(Logistik, Verarbeitung, Verpacken,                  Transport                 4

Sonstige) eingesetzt werden. Bei den                 Lagerung                          9
Antworten konnten mehrere Angaben                   Palettieren                                                                 35
gemacht werden. Im Vergleich zu den           Kommissionieren                              11
DLG-Trendmonitoren 2014 und 2017                                                                                 befragte Betriebe (Anzahl)
wurden die Antwortmöglichkeiten deut-
                                             Abbildung 11: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Logistik
lich erweitert, da sich die Vielfalt der
Roboter im Lebensmittel- und Getränke-
einsatz vergrößert hat (DLG-Trendmoni-            Dosieren                                           8
tor Robotik, 2017). Im Bereich Logistik       Positionieren                                                                    15
(siehe Abbildung 11) wurde der Ein-            Zubereitung        1
satzbereich „Palettieren“ mit 35 Nen-              Formen                          4
nungen am häufigsten angegeben (vgl.                Fügen              2
auch DLG-Trendmonitor Investitionen
                                                  Trennen                                  6
und Trends in der Lebensmittel- und
                                                 Sortieren                                                           13
Getränkeindustrie, 2018). Im Bereich
                                              Kontrollieren                        4
der Verarbeitung liegt „Positionieren“ (15
                                                                                                            befragte Betriebe (Anzahl)
Nennungen) und „Sortieren“ (13 Nen-
nungen) bei den Antworten vorne. Im          Abbildung 12: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Verarbeitung
Bereich Verpacken wurde das „Umver-
packen“ mit 14 Nennungen am häufigs-                Auspacken           1
ten angegeben. Damit wurden immer                Kennzeichnen                                  5
noch körperlich schwere Arbeiten wie
                                                  Verschließen                                               9
das Palettieren am häufigsten genannt.
                                                 Umverpacken                                                                    14
Auch bei Arbeiten, bei denen es Präzi-
                                              Primär verpacken                                               9
sion und gleichzeitig Schnelligkeit erfor-
                                                                                                                 befragte Betriebe (Anzahl)
dert, sind Roboter dem Menschen über-
legen und werden eingesetzt (z. B. Pick      Abbildung 13: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Verpacken
and Place-Anwendungen). Interessant
ist, dass auch Reinigungsarbeiten (zwei       Konsum (Catering)            0
Nennungen) und andere Arbeiten, direkt
                                                       Reinigen                                                                      2
in der Produk­tion / Verarbeitung oder am
                                                                                                                   befragte Betriebe (Anzahl)
offenen Produkt, von Robotern über-
nommen werden (vgl. Abbildung 12).           Abbildung 14: Aufgaben der eingesetzten Roboter im Bereich Sonstiges

6
Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie

      Ziele des Robotereinsatzes
     Für den Einsatz von Robotern in
                                            Was sind Ihre konkreten Ziele beim Einsatz von Robotern?
der Lebensmittel- bzw. Getränkeher-
stellung gibt es verschiedene Motive.                                     Erhöhung der Flexibilität/ Modularität     17
Auch bei dieser Frage waren mehrere
                                                                                             Kosteneinsparung              32
Antworten möglich. Im Vergleich zum
DLG-Trendmonitor Robotik 2017 wur-           Verbesserung der Produktionshygiene / der Lebensmittelsicherheit     12
den die Punkte „Erhöhung der Flexibi-
                                                                                        Qualitätsverbesserung     12
lität / Modularität“ und „Kosteneinspa-
rung“ ergänzt. Die Frage wurde nur an                   Erleichterung der Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz                 38
die Befragungsteilnehmer gerichtet,
                                                                                     Effektivitätsverbesserung            30
die bereits Roboter einsetzen. „Perso-
naleinsparung (Automatisierung)“ (39                                    Personaleinsparung (Automatisierung)                  39
Nennungen) sowie „Erleichterung der
                                                                                                                 befragte Betriebe (Anzahl)
Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz“
(38 Nennungen) wurden als Haupt- Abbildung 15: Konkrete Ziele beim Einsatz von Robotern
gründe für den Robotereinsatz ge-
nannt. Automatisierung führte bereits 2017 das Ranking an, gefolgt von „Humanisierung des Arbeitsplatzes“ (DLG-Trend-
monitor Robotik, 2017). Auch „Kosteneinsparung“ mit 32 Nennungen liegt als Ziel für den Robotereinsatz weit vorne.
„Effektivitätsverbesserung“ sinkt im Vergleich zum letzten Trendmonitor etwas ab auf nunmehr Platz 4 (2017: Platz 2).
Hier zeigt sich, dass sowohl der wirtschaftliche Druck wie auch der zunehmende Fachkräftemangel zum Ausdruck kom-
men (DLG-Trendmonitor Robotik, 2017).

      Aus- und Weiterbildung an Robotern
    Wie bereits in den DLG-Trendmonitoren 2014 und 2017 wurden die Teilnehmer gefragt, welche Art der Ausbildung die
Personen besitzen, die im Unternehmen den Einsatz von Robotern betreuen. Es bestätigt sich wie in den Jahren zuvor
der Trend, dass Personen sehr unterschiedlicher Berufsrichtungen für die Arbeit am / mit dem Roboter zuständig sind.
Genannt wurden Diplom-Ingenieur, Elektroniker, Elektriker (-meister), Automatisierungstechniker, Haustechniker (-meister),
Mechatroniker, Mechaniker, Wartung- und Instandhaltungstechniker, Programmierer, Schlosser und Fachkräfte für Lager und
Logistik. Darüber hinaus wurden auch Mitarbeiter aus Lebensmittel(nahen) Berufen genannt: Brauer, Winzer, Lebensmittel-
technologen, Facharbeiter für Lebensmitteltechnik, Maschinen- und Anlagenfahrer und Fachkräfte für Verpackungstechnik.
Es wurde mehrfach bestätigt, dass teilweise einfache Einweisungen und vereinzelt weiterführende Kenntnisse durch die
jeweilige Roboterfirma ausreichend sind, die Roboter zu bedienen und damit auch angelerntes Personal mit unterschied-
lichen / keinen Abschlüssen eingesetzt wird.

    Auf die Frage, ob die aktuell bestehenden Aus- und Weiterbildungen ausreichen, um Roboteranlagen effektiv in der
Lebensmittel- und Getränkeindustrie einsetzen zu können, verneinte dies knapp die Hälfte (24 Nennungen) der 47 Ant-
wortenden. 23 hingegen sehen die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, wie auch im Abschnitt zuvor angegeben, als
ausreichend an. Dies entspricht den Aussagen der DLG-Trendmonitore 2014 und 2017. Als Gründe für die ausreichende
Aus- und Weiterbildung wurden nachfolgende Argumente genannt: Individuelle Anlagen, lange Erfahrungswerte, Know-
how wird von außen eingekauft, die Programme der Lieferanten sind ausgereift, die Nutzung liegt hinter den technischen
Möglichkeiten, die Handhabung und Bedienung bleiben gleich und sind somit einfach zu bedienen (userfreundlich), zuvor
ist eine Ausbildung erfolgt und das Aus- und Weiterbildungsangebot ist ausgereift.

   Die andere Hälfte der Befragten gibt nachfolgende Gründe für ein unzureichendes Aus- und Weiterbildungsangebot
an: Die Ausbildung hält mit der Entwicklung nicht Schritt, es gibt zu wenig Zeit für Weiterbildungen, es gibt zu wenig
Anbieter für Anwendungsschulungen, es gibt kaum effektive Weiterbildungen für Kleinunternehmen, Roboterwissen ist
nicht Teil der Ausbildung, das Fachpersonal fehlt, die Anforderungen sind sehr komplex und es sind kaum Informationen
vorhanden, was alles möglich ist.

                                                                                                                                         7
DLG-Trendmonitor 2020

                                                                   Zusammenfassung und Ausblick
                                                                 Zusammenfassend ist zu sagen, dass ein hoher Bedarf an Robotertechnologien besteht. Viele Vorgänge, besonders bei
                                                             kleinen und mittleren Unternehmen, werden in der Lebensmittelproduktion noch manuell gelöst und haben, z. B. aufgrund
                                                             von Monotonie oder schweren Lasten, Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit des Personals. Etwas über die Hälfte
                                                             der befragten Betriebe haben Roboter im Einsatz, 48 % setzen noch keine Roboter ein. Besteht schon Robotererfahrung,
                                                             geht der Trend bei den befragten Unternehmen hin zu einem weiteren Einsatz von Robotern. Personaleinsparung (Auto-
                                                             matisierung) sowie Erleichterung der Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz wurden als Hauptgründe für den Robotereinsatz
                                                             genannt. Der Roboter ist gegenüber dem Menschen auch in Sachen Hygiene im Vorteil. Weitere wichtige Vorteile des
                                                             Roboters sind seine Flexibilität, seine Schnelligkeit und Genauigkeit. Auch Arbeiten direkt in der Produktion / Verarbeitung,
                                                             am offenen Produkt, werden inzwischen von Robotern übernommen. Besonders körperlich schwere Arbeiten und solche,
                                                             bei denen es Präzision und gleichzeitig Schnelligkeit erfordert, verrichten Roboter. Da kleinere und mittlere Unternehmen
                                                             die Investitionskosten als zu hoch beziffern, könnten Low Cost Roboter eine Lösung sein. Traditionelle Knickarmroboter
                                                             (Gelenkarmroboter) sind in der Lebensmittelproduktion noch immer am häufigsten anzutreffen. Für die Arbeit am / mit dem
                                                             Roboter sind Personen sehr unterschiedlicher Berufsrichtungen und Ausbildungen zuständig. Daher ist es notwendig, dass
                                                             Roboter einfach zu bedienen und zu programmieren sind.

                                                                 „Es ist weiterhin eine deutliche Entwicklung der Robotik zu beobachten. Der Bereich der Rohstofflieferung (Landwirt-
                                                             schaft), sowie der des Konsums (Caterings) erleben zurzeit eine enorme Entwicklung durch die Automatisierung dieser
                                                             Bereiche. Aber auch der Bereich der Lebensmittelherstellung wird insbesondere durch Einsatz moderner Robotertechno-
                                                             logien für das Trennen, Fügen und Formen von Gütern weiterentwickelt“ (Naciri, 2019).

                                                                Schlussendlich kann konstatiert werden, dass auch in diesem Betrachtungszeitraum erneut deutlich wurde, dass der
                                                             Bedarf an robotergestützten Automatisierungslösungen wächst. Die bevorstehenden internationalen Messen, wie die Inter-
                                                             pack 2020 und die Anuga FoodTec 2021 werden dazu spannende Innovationen sowohl beim Einsatz von universellen als
                                                             auch ganz spezifischen Roboterlösungen insbesondere in der Mensch-Maschine-Kollaboration beim Entwickeln, Planen,
                                                             Produzieren und Kontrollieren aufzeigen.

                                                             Kontakt
                                                             Carola K. Herbst, Projektleiterin, DLG e.V., Fachzentrum Lebensmittel, C.Herbst@DLG.org

                                                             In Zusammenarbeit mit dem DLG-Arbeitskreis Robotik in der Lebensmittelherstellung

                                                             Literaturverzeichnis
                                                             -   DLG-Trendmonitor 2014: Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie
                                                             -   DLG-Trendmonitor 2017: Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie
                                                             -   DLG-Trendmonitor 2018: Investitionen und Trends in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie
                                                             -   DLG-Trendmonitor 2019: Deutsche Molkereiwirtschaft: Technologien, Trends und Exportprognosen
Cover © Patrick P. Palej - stock.adobe.com – Stand: 3/2020

                                                             -   Hesse, Stefan; Malisa, Viktorio: Taschenbuch Robotik – Montage – Handhabung. München: Hanser, 2010
                                                             -   Naciri, Annika; Prof. Dr. Matthias, Weiß: Systematik und Vergleich von aktuellen und perspektivischen Einsatzvarianten
                                                                 für Robotik über die gesamte „Supply Chain“ der Lebensmittelherstellung. Bachelorarbeit, 2019

                                                                              DLG e.V.
                                                                              Fachzentrum Lebensmittel
                                                                              Eschborner Landstraße 122 · 60489 Frankfurt am Main
                                                                              Tel. +49 69 24788-311 · Fax +49 69 24788-8311
                                                                              FachzentrumLM@DLG.org · www.DLG.org

                                                             8
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