CLEOFIDA - KÖNIGIN VON INDIEN - G. F. Händel/ G. Ph. Telemann - Stuttgarter Reihe 2020 gusto OPERA

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G. F. Händel/
G. Ph. Telemann
CLEOFIDA –
KÖNIGIN VON INDIEN
—
Libretto

Stuttgarter Reihe 2020
gusto OPERA

13. November 2020 – 19.00 Uhr
Phoenixhalle im Römerkastell
Triumph
                                                der Großmuth und Treue
                                                           Oder

                                             CLEOFIDA
                                                  Königin von Indien

                                                         in einem

                                                 Sing=Spiele
                                                          auf der

                                             Hamburgis[chen]. Schau=Bühne

                                                        fürgestellet.

                                                  Anno MDCCXXXII. [1732]
Texte der italienischen Gesänge
(nach Pietro Metastasio) und ihre deutsche
Übersetzung (von Christoph Gottlieb Wend)
aus dem Hamburger Libretto von 1732

Musik von Georg Friedrich Händel
und Georg Philipp Telemann
Nr. 1 Ouverture                                  durch mein Unglück
                                                      Il fato da me. D[a] C[apo].
                                                 nur betrügen lassen. [von vorne]
Erste Handlung
                                                 Zweyter Auftritt
Erster Auftritt                                  Porus, stracks hernach Timagenes mit dem Degen
Der Schauplatz zeiget eine Wahlstatt an dem      in der Faust und unter Begleitung eines Trupps
Ufer des Hydaspes, worauf umgeworfene Zelte      Macedonier, bald darauf Alexander.
und Wagen, weggeworfene Fahnen und Waffen
und auf der Flucht begriffene Soldaten von der   Nr. 4 Recitativo
durch den Alexander geschlagenen Armee des
Porus zu sehen sind.                             Nr. 5 Aria (Porus)
Porus, bald darauf Gandartes.                          Vedrai con tuo periglio,
                                                 Mit deinen Augen und mit deiner Gefahr
Nr. 2 Recitativo                                       Di questa spada il lampo
                                                 sollst du es sehen,
Nr. 3 Aria (Gandartes):                                Come baleni in campo
      E prezzo leggiero			                       was ich mit diesem Degen wider dessen Geber
Das Blut eines Untertanen                              Sul ciglio al tu al donator; –
      D’un suddito il sangue,			                 im Felde für Taten tun werde;
ist etwas geringschätziges,                            Conoscerai chi sono,
      Se all’ indico impero			                   du sollst alsdann, wer ich sey,
wenn dadurch die Wohlfahrt                             Ti pentirai del dono,
      Conserva il suo re; –			                   erfahren, und es wird dich des Geschenkes ge-
seines Herrn erhalten wird. –                          Ma sara tardi allor. D[a] C[apo]. reuen,
      O inganni felici,				                      aber es wird zu späth seyn. [von vorne]
O glücklicher Betrug,
      Se al par de’ nemici
wenn sich die Feinde                             Dritter Auftritt
      Restasse ingannato			                      Alexander, Timagenes, welcher mit dem Gefolge
seiner unterhabenden Griechen die Erixena in         Spesso si lagna, spesso sospira,
Ketten geführet bringet. Zween Indianer.        Seufzen und klagen, gehen im Leide
                                                     Ne d’altro parla che di morir; –
Nr. 6 Recitativo                                Und reden stets von Sterbens-Pflicht;
                                                     Io non mi affanno, non mi querelo,
Nr. 7 Aria (Alexander)                          Weil ich mich nun mit Gram nicht schlage,
     Vil trofeo d’un’ alma imbelle			                Giammai tiranno non chiamo il cielo,
Betränte Augen sind ein unanständiges           Noch über das Verhängniß klage,
     È quel ciglio allor che piange;		               Dunque il mio core d’amor non pena,
Triumphs-Zeichen einer großmütigen Seele:       Weiß ich auch nichts von Liebes-Plage,
     Io non venni infino al Gange			                 O pur l’ amore non è martir. D[a] C[apo].
Ich habe nicht über den Ganges-Fluß gesetzet,   Und liebt’ ich, hieß es Plage nicht. [von vorne]
     Le donzelle a debellar; –			                    (Geht ab.)
um Weiber zu überwinden. –
     Ho rossor di quegli alori			               Nr. 10 Recitativo
Ich müßte mich meiner Sieges-Lorbeern
     Che non han fra i miei sudori		            Nr. 11 Aria (Timagenes)
schämen, wenn sie aus so geringer Mühe                S’ appresti omai la vittima
     Comincato a germogliar. D[a] C[apo].       Es mache sich das Schlacht-Opfer
herfür wüchsen. [von vorne]                           A la vendetta mia.
     (Geht ab.)                                 zu meiner Rache nur gefaßt,
                                                      Cada il rival, e dia
                                                es falle mein Nebenbuhler
Vierter Auftritt                                      Pace il suo sangue al cor! –
Erixena und Timagenes                           und sein Blut beruhige mein Gemüte! –
                                                      Svenisi, Amor, quell’ anima,
Nr. 8 Recitativo                                man opfere der Liebe eine hochmütige Seele
                                                      Che altera oso tradirmi,
Nr. 9 Aria (Erixena)                            auf, die sich eines Betrugs unterfänget
     Chi vive amante, sempre delira,		                Mai non dovrò arrossirmi,
Verliebte sind nie recht gescheide,             und erröte nicht, wenn man auch
S’ anche son traditor. D[a] C[apo].               Fosti sempre il mio bel nume,
deßwegen ein Verräter heissen muß. [von vorne]   Hab ich dich stets hochgeschätzet,
                                                      Sei tu solo il mio diletto,
                                                 So bleib auch, was mich ergötzet;
Fünfter Auftritt                                      E sarai l’ ultimo affetto,
Ein Saal in der Königlich-Indianischen Burg.     Warst du mein zuerst Erwählter,
Cleofida mit ihrem Gefolge, hernach Porus.            Come fosti il primo amor. D[a] C[apo].
                                                 So sey auch der Letzte nu. [von vorne]
Nr. 12 Recitativo                                     (Geht ab.)

Nr. 13 Aria (Porus)
     Se mai più sarò geloso,		                   Siebender Auftritt
Wo ich jemals mehr eifersüchtig seyn werde,      Erixena, Porus, hernach Gandartes
     Mi punisca il sacro nume,
soll mich dafür die heilige Gottheit,            Nr. 16 Recitativo
     Che dell’ India è domator.
so Indiens Bezwinger ist, bestrafen.             Nr. 17 Aria (Porus)
                                                      Se possono tanto
                                                 Sind Augen so kräftig,
Sechster Auftritt                                     Due luci vezzose,
Die Vorigen. Erixena mit einigen Macedoniern.    Quält Schönheit so heftig,
                                                      Son degne di pianto
Nr. 14 Recitativo                                So muß man Mitleid üben
                                                      Le furie gelose
Nr. 15 Aria (Cleofida)                           Bey Eifersuchts-Trieben,
     Se mai turbo il tuo riposo,		                    D’ un’ alma infelice
Wo ich deine Ruh je störe,                       Die in gekränkten Seelen
     Se m’ accendo ad altro lume,		                   D’ un misero cor; –
Wo ich mich von dir je kehre,                    So grausam oft sind;
     Pace mai non abbia il cor! –		                   S’ accenda un momento
Sey mein Herz auch ohne Ruh! –                   Will einer drauf fluchen,
Chi sgrida, chi dice,			               Neunter Auftritt
Der mag sie versuchen                       Ein Garten.
     Che vano è il tormento			              Alexander in tiefsinnigen Gedanken, Timagenes,
und selber erzählen,                        hernach Cleofida mit einigen Sclaven, so die
     Che ingiusto è’l timor. D[a] C[apo].   Geschenke tragen.
Ob sie so ungerecht sind. [von vorne]
                                            Nr. 20 Recitativo

Achter Auftritt
Erixena und Gandartes.                      Zehnter Auftritt
                                            Die Vorigen. Timagenes kömmt wieder.
Nr. 18 Recitativo

Nr. 19 Aria (Erixena)                       Elfter Auftritt
      Compagni nell’ amore			               Porus und die Vorigen.
Kann dein verliebter Magen
      Se tollerar non sai,			               Nr. 21 Aria (Alexander)
Mitesser nicht vertragen,                        Se amore a questo petto
      Non puoi trovare un core		            Wenn nicht gar bey mir die Liebe
Bleibt dir nie eine Seele                        Non fosse ignoto affetto,
      Che avvampa mai per te; –		           Was unbekanntes bliebe,
Rechtschaffen zugetan. –                         Per te m’accenderei,
      Chi tanta fè richiede			              Würd’ ich gewiß allein
Ist einer zu begehrlich,                         Lo proverei per te: –
      Si rende altrui molesto;		            Von dir entflammet seyn. –
Macht er sich nur beschwerlich,                  Ma se quest’ alma avvezza
      Questo rigor di fede			               Doch wenn in diesem Herzen
Und zu so strenger Treue                         Non, e a si dolce ardore,
      Più stagion non è. D[a] C[apo].       Nicht Amors Triebe scherzen,
Trifft man Bestand nicht an. [von vorne]         Colpa di tua bellezza,
      (Geht ab.)                            So ist die Schuld nicht deine,
Colpa non è d’ amore,			                      CLEOFIDA/PORUS:
So ist die Schuld nicht seine,                     Chi non crede al mio dolore,
     E colpa mia non è. D[a] C[apo].          Wer meiner Empfindlichkeit nicht glaubt,
So ist der Fehl nicht mein. [Von vorne]            Che lo posso un dì provar. –
                                              mag solche einmal prüfen. –
Nr. 22 Recitativo                                  PORUS:
                                                   Per chi perdo, o giusti Dei,
                                              Gerechte Götter, wem opfere ich sonst
Zwölffter Auftritt                                 Il riposo de’ miei giorni?
Porus und Cleofida.                           die Zufriedenheit meines Lebens auf?
                                                   CLEOFIDA:
Nr. 23 Duetto (Cleofida/Porus)                     A chi mai gli affetti miei,
     CLEOFIDA:                                Gerechte Götter, für wen habe ich bisher
     Se mai turbo il tuo riposo,		                 Giusti Dei, serbai fin’ ora?
Wo ich jemals deine Ruhe störe,               meine Liebe getragen?
     Se m’ accendo ad altro lume,		                CLEOFIDA/PORUS:
wo ich jemals von andern Flammen entbrenne,        Ah! si mora
     Pace mai non abbia il cor!		             Ach! laßt mich sterben
so müsse mein Herz niemals Ruhe haben!             E non si torni
     PORUS:                                   und nicht ferner mehr
     Se mai più sarò geloso			                     Per l’ ingrata/
Wo ich jemals mehr eifersüchtig seyn werde,   um eines undankbaren
     Mi punisca il sacro Nume,		                   l’ ingrato a sospirare. D[a] C[apo].
soll mich dafür die heilige Gottheit,         Gemütes willen seufzen. [von vorne]
     Che dell’ India è domator!
die Indiens Bezwinger ist, bestrafen.
     Infedel, quest’ è’ l’ amore?		           Ende der ersten Handlung
Ungetreue, heißt dieses Liebe?
     CLEOFIDA:
     Menzogner, quest’ è la fede?
Falscher, heißt dieses Treue?
Zweyte Handlung                                        CLEOFIDA: Al mio seno,
                                                 meiner Brust,
                                                       PORUS: Al core oppresso
Erster Auftritt                                  meinem bedrängten Herzen,
Der Schauplatz zeiget auf der einen Seite ein          à 2: Già dai vita, e fai goder.
Feld voll Zelten und andern Zubereitungen zu     schon das Leben und ergötzet mich.
Bewirtung der Griechischen Armee. In der               CLEOFIDA: Tua mir rendo,
Mitte siehet man eine Brücke über den Fluß       Ich schenke mich dir wieder,
Hydaspes. Auf der andern Seite erblickt man            PORUS: A te mi dono,
gedachte Armee in Schlacht-Ordnung gestellet,    Ich liefre mich dir wieder,
und indem ein Teil davon unter einer Sympho-           CLEOFIDA: Idol mio, fedel ti sono,
nie von kriegerischen Instrumenten über die      Mein Abgott, ich bin dir getreu,
Brücke zu marschieren anfängt, kömmt Alex-             PORUS: Son per te costante e forte,
ander und Timagenes die Cleofida diesseits vor   Ich bleibe für dich standhaftig,
der Brücke entgegen.                                   CLEOFIDA: Teco voglio e vita e morte,
Cleofida, Alexander, Timagenes, Gandartes.       Bey dir will ich leben und sterben,
                                                       à 2: Spera, o caro/cara, e non temer!
Nr. 24 Marsch der Macedonier                                                          D[a]. C[apo].
                                                 Hoffe, mein Liebstes, und fürchte nichts. [v. v.]
Nr. 25 Recitativo
                                                 Nr. 27 Recitativo

Zweyter Auftritt
                                                 Dritter Auftritt
Nr. 26 Duetto (Cleofida/Porus)
     CLEOFIDA: Caro,				                         Vierter Auftritt
Geliebter,
     PORUS: Dolce,					                          Nr. 28 Aria (Alexander)
Meine Lust,                                           (zur Cleofida)
     à 2: Amico amplesso,				                         D’ un barbaro scortese
ein so freundliches Umarmen gibt                 Daß du einer so grausamen Beleidigung
Non rammentar l’ offese,			                          Digli, che la mia stella
vergessen kannst, ist etwas so                       Sage ihm, daß ich das Verhängnüß
     E un preggio, ch’ innamora			                        Spero placcar col pianto,
preißwürdiges, das ich an dir weit höher             mit meinen Tränen zu begütigen hoffe,
     Più che la tua beltà; –				                          Che lo consoli in tanto
schätze, als selbst deine Schönheit. –               und daß die Erinnerung derselben,
     (zum Porus)                                          L’ immagine di quella,
     Da lei, crudel, da lei,				                     die in seinem Herzen lebet,
Barbar, lerne von dieser hier,                            Che vive nel suo cor! D[a]. C[apo].
     Che ingiustamente offendi,			                   ihn solange trösten möge. [von vorne]
die du so unbillig beleidigest,                           (Wird von der Wache weggeführet.)
     Quella pietade apprendi,
die Tugend des Erbarmens,
     Che l’ alma tua non hà. D[a]. C[apo].		         Sechster Auftritt
Welche dein Gemüt nicht besitzet. [von vorne]        Porus und Timagenes.

                                                     Nr. 31 Recitativo
Fünfter Auftritt
Cleofida, Porus, und Timagenes mit der Leib-Wache.   Nr. 32 Aria (Porus)
                                                           Senza procella ancora
Nr. 29 Recitativo                                    Ob gleich kein Sturm sich errege,
                                                           Se per de quel nocchiero,
Nr. 30 Aria (Cleofida)                               Verunglückt ein Schiffer leichte,
     Digli, che io son fedele,			                          Che lento in su la prora
Sage ihm, daß ich getreu sey, daß ich ihn            Wofern er beim Steuer träge,
     Digli, ch’ è il mio tesoro,			                        Passa dormendo il dì; –
über alles schätze, daß, wenn er mich liebet,        Tage mit Schlafen verbringt. –
     Che m’ ami, ch’ io l’ adoro,			                       Sognava il suo pensiero
ich ihn anbete, und daß er der Verzweifelung         Ob ihm vielleicht auch träumend deuchte,
     Che non disperi ancor! –			                           Forse l’ amiche sponde,
noch nicht Raum geben solle. –                       Er sitz’ am Ufer lachend,
Ma sì trovò fra l’ onde			                 Dal dolce tesoro,
So fühlt er doch erwachend,                 Was lieb ist, heißt geben,
     Allor che i lumi apri. D[a]. C[apo].       Non vivo, non moro,
Daß ihn noch Fluth umringt. [von vorne]     Nicht sterben, nicht leben,
     (Geht ab.)                                 Ma provo il tormento
                                            Wohl aber, was betrübet
                                                D’ un viver penoso,
Siebender Auftritt                          Durch lebenslanges Leiden,
Ein Zimmer auf Cleofidens Schlosse.             D’ un lungo martor. D[a]. C[apo].
Cleofide und Gandartes.                     Durch stetige Not. [von vorne]
                                                (Geht ab.)
Nr. 33 Recitativo

                                            Zehnter Auftritt
Achter Auftritt                             Erixena und Gandartes.
Alexander. Die Vorigen.
                                            Nr. 35 Recitativo

Neunter Auftritt                            Nr. 36 Aria (Gandartes)
                                                 Se viver non poss’ io
Nr. 34 Aria (Cleofida)                      Muß ich von dir, Geliebte,
     Se il ciel mi divide			                     Lungi da te, mio bene,
Will mich der Himmel scheiden               Entfernt den Geist aufgeben,
     Dal caro mio sposo,			                      Lasciami almen, ben mio,
Von dem, was ich geliebet,                  So füge sich mein Leben,
     Perchè non m’ uccide			                     Morir vicino a te! –
Warum denn auch giebet                      Mein Tod bey dir nur nah!
     Pietoso il dolor? –			                      Che se partissi ancora
Der Schmerz mir nicht den Tod? –            Dann reis’ ich schon von hinnen,
     Divisa un momento			                        L’ alma faria rotorno,
Ein wenig das nur meiden,                   Kehr’ ich zurück in Sinnen,
E non so diti allora,				                   Dritte Handlung
Mein Fuß mag weg sich heben,
     Quel che farebbe il piè. D[a]. C[apo].
Bleibt doch mein Herz stets da. [von vorne]      Erster Auftritt
     (Geht ab.)                                  Der Schauplatz zeigt eine Galerie, so nach
                                                 dem Hofe des Palastes zugehet.
                                                 Porus und Erixena, welche einander begegnen.
Elfter Auftritt
Erixena allein.                                  Nr. 39 Recitativo

Nr. 37 Recitativo                                Nr. 40 Aria (Porus)
                                                      Risveglia lo sdegno,
Nr. 38 Aria (Erixena)                            Erwecke den Eifer,
     Di render mi la calma			                         Rammenta l’ offesa
Ja, Hoffnung, du magst sagen,                    Erinnere dich der Beleidigung
     Prometti, o speme infida,		                      E pensa, a qual segno
Daß Still’ auf Sturm nicht fehle,                Und erwäge, was für ein Zeichen
     Ma incredula quest’ alma		                       Mi fido di te! –
Es hält doch meine Seele                         des Vertrauens ich dir gebe! –
     Più fede non ti dà; –			                         Nell’ aspra contesa
Dein Schmeicheln nicht für wahr; –               Bey so einem harten Streite
     Che ne provò lo sdegno,		                        Di tanta vicende
Wenn einer ungeübet                              und bey hoffendem Glücks-Wechsel
     Se folle al mar si fida			                       Da te sol dipende
Sich auf die See begiebet,                       kömmt die Ehre der Tat,
     De suoi perigli è degno,		                       L’ onor dell’ impresa,
Der ist nicht zu beklagen,                       die Beruhigung eines Reiches
     Non merita pietà. D[a]. C[apo].		                La pace d’ un regno,
Verdienet die Gefahr. [von vorne]                und das Leben eines Königes
                                                      La vita d’ un re. D[a]. C[apo].
Ende der zweyten Handlung                        bloß auf dich an. [von vorne]          (Geht ab.)
Zweyter Auftritt                      mit seinem Schatten, es sieht sein
Erixena, Cleofida weinend.                 Multiplicar se stesso,
                                      Bildniß darinnen vielfach wiederscheinen,
Nr. 41 Recitativo                          E semplice deride
                                      und lacht in seiner Einfalt über
                                           L’ immagine di se. D[a]. C[apo].
Dritter Auftritt                      seine eigene Gestalt. [von vorne]
Alexander, die Vorigen.                    (Geht ab.)

Vierter Auftritt                      Fünffter Auftritt
Cleofida, Erixena.                    Erixena, bald hernach Alexander mit seiner Garde.

Nr. 42 Arie (Cleofida)                Nr. 43 Recitativo
     Se troppo crede al ciglio
Wer zu Schiffe fähret und seinem      Nr. 44 Aria (Erixena)
     Colui, che va per l’ onde		           Come il candore de intatta neve
Augenmaße trauen will, wird darauf    Die Treu’ der edlen Seelen blitzet
     In vece del naviglio			               È d’ un bel core la fedeltà; –
schwören, daß nicht das Wasser        Wie frisch-gefallnen Schnees Glantz; –
     Verde partir le sponde,			            Un orma sola, che in se riceve,
sondern das Ufer neben ihm            Wofern ihn nur ein Tritt beschmitzet,
     Giura, che fugge il lido,			          Tutta le invola la sua beltà. D[a]. C[apo].
vorbey streichet, da dem doch         Verliehrt sich seine Schönheit gantz. [von vorne]
     E così non è; –				                   (Geht ab.)
gar nicht also ist; –
     Se troppo al ciglio crede
Ein Kind, welches sich nahe in        Sechster Auftritt
     Fanciullo al fonte appresso,		   Alexander, darauf Timagenes.
einem Brunnen bespiegelet, spielt
     Scherza coll’ ombra e vede		     Nr. 45 Recitativo
Nr. 46 Aria (Alexander)                       Nr. 48 Aria (Porus)
     Serbati a grand imprese,		                    Dove? Si affretti
Bleib leben zu Vollbringung grosser Taten,    Erwünschter Tod,
     Acciò rimanga ascosa			                       Per me la morte!
damit der schändliche Flecken                 Warum verzeuchst du so lange?
     La macchia vergognosa			                      Poveri affetti,
dieser Untreue                                Elende Liebe, grausames Verhängniß;
     Di questa infedeltà! –			                     Barbara sorte!
dadurch ausgelöscht werde! –                  ungetreue Gemahlin,
     Che nel sentier d’ onore		                    Perchè tradirmi,
Wirst du auf dem Pfad der Ehre                warum muß ich mich
     Se ritornar saprai,			                        Sposa infedel? –
wieder umzukehren wissen,                     von dir so hintergehen lassen? –
     Ricompensata assai			                         Lo credo appena;
so werde ich meine Gütigkeit                  Ich kann es kaum glauben;
     Vedrò la mia pietà. D[a]. C[apo].             L’ empia m’ inganna;
sattsam vergolten sehen. [von vorne]          Gleichwohl täuscht mich die Meineydige:
     (Gehen ab.)                                   Questa è una pena
                                              Das ist eine allzu
                                                   Troppo tiranna,
Siebender Auftritt                            tyrannische Qual,
Ein Palmen und Cypressen-Gebüsche.                 Questo è un tormento
Porus, bald darauf Gandartes.                 das ist eine allzu
                                                   Troppo crudel. D[a]. C[apo].
Nr. 47 Recitativo                             empfindliche Marter. [von vorne]
                                                   (Geht ab.)

Achter Auftritt
Die Vorigen. Erixena, die herzueilt und dem
Gandartes in den Arm fällt.
Neunter Auftritt                     Nr. 52 Aria (Erixena)
Erixena und Gandartes.                    Son confusa pastorella,
                                     Einer Hirtin gleich verwirret,
Nr. 49 Recitativo                         Che nel bosco a notte oscura
                                     Die im Walde tief verirret,
Nr. 50 Aria (Gandartes)                   Senza face e senza stella
      Mio ben, ricordati,			         Nacht-Zeits ohne Licht und Sterne
Mein Schatz, gedenke nur,                 Infelice se smarrì; –
      Dove ch’ io habbia dimora,		   Unglückseelig steckt, bin ich; –
Wo ich auch Bleibens habe,                Ogni moto più leggiero
      Quanto quest’ anima			         Wenn sich nur ein Blatt beweget,
Sey dir allstets mein Mut                 Mi spaventa e mi scolora,
      Fedel t’ amò! –				            Wird mir Furcht und Angst erreget.
Treu zugetan! –                           E lontana eancor l’ aurora
      E se pur amano				             Bey der Morgenröthe Ferne
Noch in kalter Asche                      E non spero un chiaro dì. D[a]. C[apo].
      Le fredde ceneri, 			          Hoff ich keinen Tag für mich. [von vorne]
Glimmt meiner Liebe Glut;                 (Geht ab.)
      Nell’ urna ancora
Und selbst im Grabe
      T’ adorero. D[a]. C[apo]. 		   Elffter Auftritt.
Bet’ ich dich an. [von vorne]        Der Schauplatz zeiget einen prächtigen
      (Geht ab.)                     Tempel, dem Bacchus geweyhet, und in dessen
                                     Mitte einen zubereiteten Scheiter-Haufen, auf
                                     einem niedrigen Altare, der hernach angezün-
Zehnter Auftritt                     det wird; zu beyden Seiten stehen die Pries-
Erixena allein.                      ter des Bacchus mit brennenden Fackeln und
                                     Rauchfässern.
Nr. 51 Recitativo                    Porus mit einem Dolche in der Hand, und Gandartes.

                                     Nr. 53 Recitativo
Zwölffter Auftritt                                   Nr. 58 Chor
Cleofida und Alexander mit ihrem Gefolge von         Grosser Alexander, lebe,
Indianern und Griechen; zugleich erscheinen einige   Lebe, Großmut-voller Held,
Bacchanten, Faunen und Nymphen, welche den           Der verdient, daß er der Welt
Anfang der Ceremonie mit Tanzen machen.              Ganz allein Gesetze gebe,
                                                     Grosser Alexander, lebe!
Nr. 54 Tanz der Bacchanten,
Nymphen und Faunen                                   Nr. 59 Duetto (Cleofida/Porus)
                                                          CLEOFIDA:
Nr. 55 Recitativo                                         Caro, vieni al mio seno
                                                     Geliebter, komm an meine Brust
Nr. 56 Aria (Cleofida)                                    Dopo tanto languir!
     Spirto amato dell’ idol mio		                   Nach so langem Schmachten!
Geliebter Geist meines Abgottes,                          Sento ch’ io vengo meno
     Deh raccogli i miei sospiri,		                  Ich fühle, daß ich von so übermäßiger
nimm meine letzten Seufzer auf                            Per un sì gran gioir;
     Se purgiri intorno a me!		                      Freude ganz außer mir gesetzet werde.
und umringe mich mit deinem Schatten!                     PORUS:
                                                          Cara, torno al tuo seno
                                                     Geliebte, ich kehre mich
Letzter Auftritt                                          Dopo tanto soffrir;
Timagenes bringt den Porus und Gandartes             nach so vielem Leiden an deine Brust;
gefangen herbey geführet, Erixena kömmt auch              Scaccia sì bel sereno
darzu. Die Vorigen.                                  Eine so schöne Heiterkeit zerstäube
                                                          L’ ombre del mio martir!
Nr. 57 Recitativo                                    Das trübe Wesen meiner Marter!

                                                     Nr. 60 Tutti/Chorus
                                                          Dopo tanto penare
                                                     Nach so harter Not
                                                          E più grato il piacer,
ist die Lust desto angenehmer,
      Chi sa costante amare
und auf beständiges Lieben
      Rende immense il goder.
Folget eine uns unermeßliche Freude.

ENDE

                                       Das gesamte Libretto inklusive der
                                       deutschen Rezitative finden Sie unter
                                       www.ilgustobarocco.de
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