Das MagazinAus der Heimstiftung Verantwortung für Fortschritt - Evangelische Heimstiftung
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Das Magazin 1/2019 Aus der Heimstiftung Innovation2 ALADIEN – Pro-Pflegereform Start-up-Kooperationen Jetzt auch Aktuelle Entwicklungen in der EHS für zu Hause und zweites Gutachten Verantwortung für Fortschritt
Stell dir vor, zusammen sichern wir beste Pflegequalität. Mit der langjährigen Erfahrung der EHS. Ein Arbeitgeber nach deinen Vorstellungen. Das Wichtigste für die tägliche Arbeit? Herzblut und Überzeugung. Aber auch Expertise und Kompetenz. Nur so schaffen wir die passenden Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeiter wie zum Beispiel eine Vielzahl an unterschiedlichen Pflege- und Betreuungsformen. Wir können mit Überzeugung sagen: Wir haben bundesweit mit die besten Personalschlüssel. Denn gute Pflege hat einen Namen: Evangelische Heimstiftung. Jetzt unter www.ev-heimstiftung.de/karriere bewerben!
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, ein neues Jahr mit dem Magazin der Evangelischen Heimstiftung bringt neue, spannende Themen. Wir entwickeln uns als Unternehmen ständig weiter und wollen das auch mit Ihnen teilen. Wir übernehmen Verantwortung für den Fortschritt und wir übertragen Verantwortung, um das zu ermöglichen. Was das konkret bedeutet: Erstmalig kooperieren unsere Einrichtungen mit fünf Start- ups aus der Pf legebranche. Die Hausdirek- tionen konnten diese Start-ups in einem Pitch kennenlernen und sich für eine oder mehrere Kooperationen entscheiden. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse. Fortschritt fördern wir jedoch auch mit eigenen internen Projekten wie zum Beispiel der Weiter- entwicklung von ALADIEN für zu Hause, einer Kooperation mit Handwerksbetrieben im Projekt HAMMER 4.0 und unserem Einsatz für die Initi- ative ProPflegereform. Und auch aus den Einrichtungen gibt es wieder einiges zu berichten: Unsere Rehabilitationsklinik in Bad Sebastiansweiler wurde für die regionale Küche mit dem Zertifikat „Schmeck den Süden“ ausgezeichnet, das Haus am Maienplatz in Böblin- gen feierte 50-jähriges Jubiläum, eine Reportage zu den Bedingungen in der Pflege, gedreht unter anderem im Haus im Wiesengrund in Albershausen, wurde ausgezeichnet und im Mai hat unser erstes Strategie-Café in Freudenstadt stattgefunden. Ich wünsche uns und Ihnen auch für dieses Jahr wieder viele spannende, innovative und zukunfts- weisende Entwicklungen. Ihr Bernhard Schneider „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 3
Inhalt 06 14 Inhalt 1/2019 6 | Titel 20 | Impuls Das Magazin 1/2019 Innovation2 ALADIEN – Pro-Pflegereform Aus der Heimstiftung Innovation2 – Nicht „Wie viel“ sondern „Wohin“ Wenn Innovatoren kooperieren Start-up-Kooperationen Jetzt auch Aktuelle Entwicklungen in der EHS für zu Hause und zweites Gutachten Verantwortung für Fortschritt „Die Herausforderungen 22 | Aus der Heimstiftung der Zukunft im Blick” Dr. Antonie Kraut – eine Stuttgarter Jahrhundertfrau 10 | Perspektiven Ein starkes Netzwerk – Treffen Ein Arbeitgeber nach deinen der Trainee-Gruppe 2009 Vorstellungen – Employer Branding in der EHS Ausgezeichnet: SWR Reportage Neues von ALADIEN – jetzt auch Ein halbes Jahrhundert gute für Daheim Pflege in Böblingen – Evangelische Heimstiftung feiert Technik als Lebenshilfe – 50. Jubiläum im Haus am Maien- neue Geschäftsfelder platz im Handwerk Erstes Strategie-Café der EHS „Es ist an der Zeit, den Paradig- menwechsel herbeizuführen“ „Schmeck den Süden“ in Bad Sebastiansweiler Info-Kampagne #NeustartPflege Personalien 19 | Freundeskreis Wer macht was in der Evangelischen Heimstiftung? Projekte mit Herz 4 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Inhalt 23 28 30 28 | Ehrenamt aktiv Impressum Vom Ehrenamt zum „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“ Verantwortlich: Bernhard Schneider Engagement 4.0 Redaktion: Ann-Christin Kulick magazin@ev-heimstiftung.de Nicht gekennzeichnete Artikel sind 30 | Bau von der Redaktion verfasst Anschrift der Redaktion: Hammerschlag „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“ Hackstraße 12, 70190 Stuttgart Richtfest Gestaltung: Amedick & Sommer GmbH, Stuttgart Spatenstich/Grundsteinlegung Fotos: alle Fotos Evangelische Heimstiftung mit Ausnahme von: Titel, S.4 © Adobe Stock, Raisa Kanareva 34 | Übersicht S.3 © Adobe Stock, Worawut S.6 © Adobe Stock, PureSolution Namen und Anschriften S.18 © Adobe Stock, doris oberfrank-list S.28,29 © Adobe Stock tentacula Produktion und Druck: Henkel GmbH Druckerei, Stuttgart Nachdruck und elektronische Verwendung nur mit schriftlicher Genehmigung. „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“ erscheint zweimal im Jahr. Auflage: 20.500 Herausgeber: Evangelische Heimstiftung GmbH www.ev-heimstiftung.de Der Bezugspreis ist durch den Beitrag abgegolten. Im Magazin wird das generische Maskulinum ver- wendet. Dies dient lediglich der Leserfreundlichkeit und schließt alle Geschlechter mit ein. „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 5
Titel Innovation 2 – Wenn Innovatoren kooperieren ALADIEN, WohnenPLUS, ein eigenes Innovationszentrum – die Evangelische Heimstiftung (EHS) positioniert sich seit Jahrzehnten als Innovations-Treiber der Altenpflege. Doch auch Impulse von außen sind erwünscht. Der Startschuss für die Zusammenarbeit mit fünf Start-ups aus der Pflegebranche ist gefallen: wenn die Innovatoren kooperieren. Gute Pflege steht in der EHS an erster Stelle, der präsentierten fünf Start-ups ihre innovativen Kon- Mensch im Mittelpunkt. Innovation hat dabei einen zepte für die Pflege. Jede Einrichtung hat nun die hohen Stellenwert: „Wir wollen die Pflegebranche Möglichkeit diese Innovationen zu testen – von der voranbringen, mit technischen Lösungen aber auch videobasierten App Lindera zur Sturzprävention, „Der Startschuss Veränderungen in der Pflegepolitik.“ Im Innovati- der Verbesserung der Hygienestandards mit für die Zusam- onszentrum entwickelt die EHS gemeinsam mit HygNova und dem individuellen Lieferservice Partnern technische Lösungen, wie etwa das BringLiesel bis hin zu der Quiz-App SuperNurse für menarbeit mit ALADIEN-Tablet, aber auch neue Wohnkonzepte Pflegethemen oder innovativen Kommunikations- fünf Start-ups wie WohnenPLUS. Um zudem politische Entwick- formen mit Angehörigen von myo. Anschließend ist gefallen.“ lungen zu fordern und zu fördern, ist die EHS an der an den Pitch der Innovatoren prüfte eine Jury, Initiative Pro-Pflegereform maßgeblich beteiligt. bestehend aus Bernhard Schneider, Hauptgeschäfts- „Wir haben intern großes Potenzial für Innovati- führer, Martin Schäfer, Prokurist Neue Wohn- onen, sind aber auch immer offen für Ideen von formen und Dienste und Dr. Alexandra Heizer- außen und sehen sie als große Bereicherung“, erläu- eder, Pressesprecherin, die Konzepte der jungen tert Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. Als Unternehmensgründer. „Die Start-ups haben sich Teil der diesjährigen Leitungskonferenz der EHS wirklich hervorragend präsentiert. Nach der Kurz- 6 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Titel Die Start-ups: Produkt: Produkt: Produkt: Technologie zum Monitoring der Drogerie-Liefer-Service zur Unter- Kommunikationsplattform für den Handdesinfektion in Kranken- und stützung von Pflegeteams Austausch zwischen Pflegekräften Pflegeeinrichtungen Wie funktioniert das? und Angehörigen der Bewohner. Wie funktioniert das? Versorgt Bewohner mit Dingen des Wie funktioniert das? Über einen im Bewohnerzimmer täglichen Bedarfs. Bestellungen App, über die tagesaktuelle Themen installierten Sensor erfolgt ein können nach individuellen Bedürf- mit den Angehörigen kommuniziert Monitoring über die Häufigkeit der nissen und Wünschen der Bewohner werden können. Austausch mittels Handdesinfektion. Die Technologie mit reduziertem Zeitaufwand und Informationen und Fotos aus dem kommt ohne bauliche Veränderun- möglichst selbstbestimmt erfolgen. Pflegealltag. gen vor Ort aus und ist die erste Gründer: Gründer: Anwendung ohne tragbaren Sensor. Christoph Gukelberg und Jasper Böckel und Felix Kuna Die Datentiefe der Auswertung kann Nico Jäschen Hintergrund: individuell vereinbart werden, so- Hintergrund: Pflegekräfte leisten viel mehr als dass eine vollständige Anonymisie- Immer weniger Angehörige sind bei den Angehörigen ankommt. rung möglich ist. Personenbezogene für alltägliche Besorgungen regel- Diese Kommunikationslücke soll Daten werden nicht gespeichert. mäßig verfügbar. Wie kann diese geschlossen werden. Für mehr Gründer: Lücke, möglichst unter Beteiligung Wertschätzung und engeren Aus- Dr. Ehsan Khaljani, Theresa Ebeling der Bewohner, geschlossen werden? tausch – und bessere Pflege. und Simon Slama Hintergrund: Wie können Infektionen mit Kran- kenhauskeimen reduziert werden? Produkt: Produkt: Quizz-App für Pflegethemen Mobilitätstests zur Sturzprävention präsentation konnten wir mit unseren Nachfragen Wie funktioniert das? mittels Videoanalyse nochmals genauer auf die Themen und Produkte Die App vermittelt spielerisch Fach- Wie funktioniert das? eingehen und den Entscheidern im Publikum wissen aus verschiedenen Bereichen Mit einer gewöhnlichen Smart- damit eine erste Informationsgrundlage bieten“, der Pflege und bietet zeitlich unab- phone-Kamera werden etwa 40- erläutert Schäfer. hängige Weiterbildung sowie Festi- sekündige 3-D-Videos erzeugt, gung von pflegerischem Fachwissen. anhand derer die Gangbewegung Auf dem „Marktplatz“ hatten die Regional- und Gründer: analysiert wird. Ein Fragebogen zu Hausdirektionen die Möglichkeit, sich mit den Judith Ebel Persönlichkeit und Wohnsituation Gründern auszutauschen und auch konkrete Ver- Hintergrund: ergänzt die Analyse. einbarungen zur Kooperation zu treffen. „Mir ist Fachwissen erneuert sich immer Gründer: es ein besonderes Anliegen, Bottom-up-Entschei- wieder – wie können sich Pflege- Diana Heinrichs dungen zu fördern, denn gute Impulse kommen kräfte zeitlich flexibel auf dem ak- Hintergrund: aus der Praxis, von der Basis. Dort, im direkten tuellen Stand halten? Wie können ältere Menschen Kontakt mit den Bewohnern, findet Pflege statt und länger und selbst bestimmt zu dort soll auch Innovation stattfinden“, erklärt Hause leben? Schneider. „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 7
Titel Mit welchen und wie vielen Start-ups die einzelnen Einrichtungen in einer Pilotphase zusammenar- beiten, entscheiden sie selbst. „Ich sage den Pfle- gefachkräften bei uns im Haus immer, sie sollen den Angehörigen unbedingt von den Bewohnern erzählen – positive Dinge berichten, denn unser Fokus liegt oft viel zu stark auf schlechten Nach- richten“, erzählt Kristina Baumstark, Hausdirek- torin im Haus im Wiesengrund, Albershausen. Sie möchte in der Pilotphase die Kommunika- tions-App myo testen. „Das ist genau, was wir erreichen möchten: dass Pflegekräfte mit Hilfe der App wieder verstärkt die positiven Momente ihres Berufes wahrnehmen. Die Kommunikation mit den Angehörigen sensibilisiert sie dafür“, erklärt palliativen Perspektive ist die Beziehung zwischen Jasper Böckel, Gründer von myo. Auch aus der Pflegekräften und Angehörigen sehr entscheidend: „Früher Kontaktaufbau zahlt sich gegebenenfalls später in der palliativen Betreuung aus. Es schafft die Basis für einen persönlicheren Umgang“, kom- mentiert Dr. Thomas Mäule, Leiter der Stabsstelle Theologie und Ethik. In den kommenden Monaten startet in den Ein- richtungen eine Pilotphase mit den gewählten Start-ups. Produkte, die sich im Pflegealltag be- währen, könnten zukünftig auch EHS-weit zum Einsatz kommen. Zur Finanzierung der Koopera- tionen soll ein Innovationsfond ins Leben gerufen werden. Die EHS misst der Weiterentwicklung in den Einrichtungen einen hohen Stellenwert zu. „Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe entspre- chende Unterstützungsangebote zu etablieren. Die Kooperationen sollen in den nächsten Monaten an den Start gehen. Wir freuen uns und sind ge- spannt“, resümiert Schneider. v.l.n.r.: Benjamin Klein, Social Impact Lab; Martin Schäfer, Prokurist Neue Wohnformen und Dienste EHS; Jasper Böckel, Gründer myo; Christoph Gukelberger, Geschäftsführer BringLiesel; Sebastian Donath, Social Impact Lab, Bernhard Schneider, Hautgeschäfts- führer EHS; Judith Ebel, Gründerin SuperNurse; Theresa Ebeling, Gründerin HygNova; Marleen Ebel, Social Media SuperNurse; Sosan Wardak, Innovationsmanagerin BringLiesel; Dr. Ehsan Khaljani, Gründer HygNova 8 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Titel Welchen Einfluss hat die Innovationskultur auf ein Unternehmen? Innovation steht für das Unbekannte, für Verän- derung und die Bereitschaft das „was wir schon immer so gemacht haben“, zu hinterfragen. Die- se Grundhaltung sorgt aus meiner Sicht für eine Kultur der Selbstreflektion und der Offenheit neue Wege zu gehen. Ich glaube, diese Haltung kann so etwas wie das Herz eines Unternehmens sein, welches nicht stillsteht und alles am Leben erhält. Die EHS hat, unter anderem mit dem Bereich der Neuen Wohnformen und Dienste, den Sie ver- antworten, auch intern großes Innovations- Potenzial. Welchen Mehrwert bietet dennoch die Martin Schäfer, Prokurist Neue Wohnformen und Dienste Kooperation mit externen Partnern? Menschen, die sich in Start-ups auf völlig neues Terrain begeben, sind bereit für ihre Idee das „Es ist erfrischend Risiko einzugehen zu scheitern. Diese Start-ups und bereichernd, „Die Herausforderungen können auf keine sicherheitsstiftende Tradition mit diesen Men- zurückblicken und begeben sich einzig aus ihrer der Zukunft im Blick” Überzeugung auf einen unbekannten Weg. Es ist schen zu tun zu erfrischend und bereichernd mit diesen Men- haben, ihre oft- Die EHS ist ganz bewusst ein Unternehmen, das schen zu tun zu haben, ihre oftmals großartigen mals großartigen auf eine Geschichte zurückblickt und als größter Ideen kennenzulernen. Ich erlebe uns als großes Ideen kennen- Träger für Altenpflegeeinrichtungen in Baden- Unternehmen dabei in zwei unterschiedlichen zulernen.“ Württemberg nicht unbedingt in einem für In- Rollen: Auf der einen Seite sind wir Unterstützer, novation bekannten Umfeld tätig. Widersprechen auf der anderen profitieren wir vom Idealismus sich Innovation und Tradition? der jungen Unternehmen und können uns davon Ich glaube, dass das eine vom anderen abhängig anstecken lassen. Dabei begeben wir uns auf ein ist. Auf eine lange Tradition kann ein Unterneh- unbekanntes Gebiet: einer Idee zu folgen, ohne men nur zurückblicken, wenn es in der Lage ist, zu wissen was genau passieren wird und es auch sich den ständigen Veränderungen nicht nur an- auszuhalten einmal dabei zu scheitern. Ich glau- zupassen, sondern zu antizipieren. Dann ist es gut be, dass am Ende beide Seiten von diesen Begeg- aufgestellt und den dynamischen Herausforde- nungen profitieren. rungen gewachsen. Dies gelingt nur mit Innova- tion und Flexibilität. Tradition ist für ein Unter- Viele der Einrichtungen kooperieren nun in einem nehmen in der Selbstreflektion der eigenen Wur- Pilotprojekt mit Start-ups aus der Sozialbranche. zeln wichtig und schafft eine gute und sichere Welche Ergebnisse wünschen Sie sich ganz kon- Basis, von der aus Innovation starten kann. kret aus dieser Zusammenarbeit? Ich wünsche mir, dass ein Funke überspringt, eine Bezug zur Vergangenheit, vergewissern in der Ge- Geschäftsidee funktioniert, vielleicht etwas Neues genwart und die Herausforderungen der Zukunft entstehen. Dass die Menschen, die in den Einrich- im Blick: Das benötigt, gerade bei großen Unter- tungen leben und gepflegt werden und die Men- nehmen, viel Kraft und die Bereitschaft diese En- schen, die dort arbeiten, davon profitieren. Kon- ergie zu investieren. Ich bin davon überzeugt, dass kreter kann ich es nicht formulieren, denn wir die Evangelische Heimstiftung in der gesamten haben uns ganz bewusst darauf eingelassen vor Branche als gutes Beispiel dafür dienen kann, dass Ort etwas geschehen zu lassen, ohne uns sicher zu dies möglich und erfolgreich umsetzbar ist. sein was passiert. Innovation eben. „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 9
Employer Branding Ein Arbeitgeber nach deinen Vorstellungen – Die Evangelische Heimstiftung (EHS) ist der größte Träger für Altenpflege in Baden-Württemberg und trägt damit Verantwortung für 8.400 Mitarbeiter. Das Ziel: ein Arbeitgeber nach deren Vorstellungen zu sein. Die Herausforderung: genau die gleiche. Die EHS möchte als Arbeitgeber den Vorstellungen jedes einzel- nen Mitarbeiters entsprechen. Bei 8.400 Mitarbeitern eine spannende Herausforderung, die bestimmt nicht jeden Tag gelingt – eine Mitarbeiterbefragung aus dem Jahr 2018 zeigt jedoch, dass die Rückmeldungen po- sitiv sind. Mit einer Bewertung von 1,8 erreicht die Gesamtzu- friedenheit der Mitarbeiter in der aktuellen Befragung eine Bestnote. Acht von zehn Mitarbeitern sind demnach mit der EHS als Arbeitgeber zufrieden oder sehr zufrieden. Der Wert ist damit im Vergleich zu der Befragung im Jahr 2015 nochmals um zwei Prozentpunkte gestiegen. Den größten Einfluss auf die Gesamtzufriedenheit hat das Ansehen der EHS. Den Mit- arbeitern ist besonders wichtig, was ihr Arbeitgeber leistet und wie diese Arbeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Mit einem Anteil von 25 Prozent setzt sich der Aufwärtstrend der letzten zehn Jahre fort. „Für die EHS leitet sich daraus der klare Auftrag ab: Unsere Mitarbeiter sollen weiterhin allen Grund haben, stolz auf ihren Arbeitgeber zu sein“, kommentiert Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider das Ergebnis. Der zweitwichtigste Faktor für die Gesamtzufriedenheit ist die Arbeit selbst. Die Einschätzung der Zufriedenheit ist hierbei für die Mitarbeiter in erster Linie abhängig von der Freude an der Arbeit, der Wertschätzung der eigenen Arbeit von Vorge- setzten sowie dem Umgang mit den Kundenbedürfnissen. 10 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Employer Branding Employer Branding in der EHS wollen wir auch nutzen, denn was bringt uns weiter als zufrie- Hintergrund zur Befragung dene Mitarbeiter, die stolz sind hier zu arbeiten – bessere Markenbotschafter kann ein Unternehmen nicht haben“, fasst Von 29.10.2018 bis 4.12.2018 wurden alle Mitarbeiter, ein- Schneider zusammen. schließlich der Tochterunternehmen, zum ersten Mal online befragt. 2.776 Mitarbeiter füllten den Fragebogen aus, das Auch im Bereich der Ausbildung spiegelt sich diese Wertschät- entspricht einer Rücklaufquote von 35 Prozent. Erstmals fand zung: „Pflegefachkräfte erlernen einen anspruchsvollen Beruf zusätzlich von 23.10.2018 bis 15.11.2018 eine Befragung der mit großer Verantwortung. Dafür wollen wir unsere Auszubil- Leitungskräfte statt. Diese erzielte eine Rücklaufquote von 85 denden auch angemessen vergüten und bezahlen sie nach dem Prozent bei 111 teilnehmenden Personen. Die Befragung Tarif der Diakonie Deutschland. Ich begrüße deshalb ausdrück- wurde in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut lich die aktuelle Erhöhung der Ausbildungsvergütung zwischen cogitaris GmbH durchgeführt. Seit 2001 führt die EHS regel- vier und acht Prozent, je nach Lehrjahr“, erklärt Hauptgeschäfts- mäßig Mitarbeiterbefragungen durch. Seit 2018 mit einem führer Bernhard Schneider. Die Bezahlung für Pflegefachkräfte überarbeiteten Konzept: Neue Mitarbeiter werden nun bereits in Ausbildung liegt damit im ersten Lehrjahr nach der aktuellen nach den ersten sechs Monaten ihrer Tätigkeit zu ihrer Zufrie- Tariferhöhung gut 25 Prozent über dem vom Bundesinstitut für denheit befragt und auch ehemalige Mitarbeiter werden sechs Berufsbildung errechneten durchschnittlichen Entgelt während Monate nach ihrem Ausscheiden um ein Feedback gebeten. einer tariflich bezahlten Ausbildung in Deutschland. Neben dem deutschlandweit besten Personalschlüssel bietet die EHS den 8.400 Mitarbeitern und 830 Auszubildenden zusätzlich eine betriebliche Altersvorsorge sowie eine Jahressonderzahlung. 79 Prozent der Mitarbeiter geben an, die EHS als Arbeitgeber Auch nach der Ausbildung ist das Basisgehalt mit mindestens und 83 Prozent die EHS als Dienstleister an Kunden weiterzu- 2.460,60 Euro deutlich höher als nach vergleichbaren Ausbil- empfehlen. Beide Werte haben sich somit gegenüber der letz- dungen. Darüber hinaus bietet die EHS zahlreiche Karrierechan- ten Befragung nochmals um vier Prozentpunkte verbessert. cen in Form von Fort- oder Weiterbildungen sowie die Möglichkeit Mehr als neun von zehn Leitungskräften sind außerdem mit zur Übernahme von Personalverantwortung mit dem Trainee- und ihrem Arbeitgeber zufrieden. „Ich freue mich sehr über das dem CAREer-Programm. „Wir wollen unsere Mitarbeiter entspre- tolle Ergebnis der Mitarbeiterbefragung. Für uns ist das aber chend ihrer Kompetenzen und Bedürfnissen fördern und ein kein Anlass sich zurückzulehnen. Es gibt immer noch Bereiche, Arbeitgeber nach ihren Vorstellungen sein. Dafür haben wir die in denen wir uns verbessern können und dieses Potenzial entsprechenden Angebote geschaffen“, sagt Schneider. „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 11
Perspektiven Neues von ALADIEN – jetzt auch für zu Hause ALADIEN sorgt bei bereits über 100 Kunden in welche persönlichen Bedarfe bestehen und wie die Betreuten Wohnungen der Evangelischen Heim- räumlichen Voraussetzungen mit ALADIEN so stiftung (EHS) für ein sicheres, selbstständiges und ausgestaltet werden können, dass mit wenig Auf- selbstbestimmtes Leben im Alter. Zukünftig kann wand so viel Sicherheit und Selbstständigkeit wie ALADIEN auch in der eigenen Häuslichkeit einge- möglich besteht. Alle Basismodule von ALADIEN setzt werden. Ein ALADIEN-Berater bespricht mit haben sich bereits in der Praxis der Betreuten den Kunden vor Ort in einer Wohnraumberatung Wohnungen bewährt. Leistungen des Basispakets von ALADIEN: Die Inaktivitätsmeldung meldet ALADIEN, wenn über längere Zeit keine Aktivität erkennbar war. Der Sturzmelder im Bad ist bei ALADIEN besonders sensibel, da viele Stürze dort passieren. Das Orientierungslicht wird bereits am Bett eingeschaltet und erleichtert den nächtlichen Gang vom Schlafzimmer zur Toilette. Der Hausnotruf benachrichtigt im Falle eines von ALADIEN festgestellten Unterstützungsbedarfes zu jeder Tages- und Nachtzeit automatisch die Mobilen Dienste der Evangelischen Heimstiftung, um zeitnahe Hilfe sicherzustellen. 12 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Perspektiven ALADIEN ermöglicht zukünftig zu Hause nicht funktionen reichen von der automatischen nur den Kontakt zu den Mobilen Diensten der Herdabschaltung bis hin zur komfortablen EHS, sondern erleichtert auch den Austausch Steuerung des Lichtes über das ALADIEN-Tablett. mit Familie, Freunden und Bekannten. Dazu steht bei ALADIEN das ALADIEN-Tablet zur Die Pilotphase in Bad Mergentheim hat in die- Verfügung, das mit der eigens entwickelten sem Frühjahr gestartet und wird für jeden Teil- Oberfläche leicht zu bedienen ist und älteren nehmer sechs Monate dauern. Danach geht Menschen den Zugang zu modernen Kommu- ALADIEN bei den Pilotkunden automatisch nikationswegen deutlich erleichtert. ALADIEN in den Regelbetrieb über. Die Teilnehmerzahl Daheim ist eine gemeinsame Entwicklung der ist auf 20 Kunden begrenzt. „Wer sich schnell Evangelischen Heimstift ung mit der escos anmeldet, ist dabei. Für die Pilotphase gibt es GmbH, an der die Evangelische Heimstiftung auch besonders gute preisliche Konditionen“, beteiligt ist. Beide arbeiten gemeinsam an der erläutert Henning Koch, Referent Assistenz Weiterentwicklung der ALADIEN-Familie. systeme und Digitalisierung bei der Evange- lischen Heimstiftung, die Bedingungen. ALADIEN Nach Abschluss der Pilotphase wird das Basis- ist eine gemeinsame Entwicklung der Evange- paket von ALADIEN individuell auch für Zuhause lischen Heimstiftung mit der escos GmbH, an um zusätzliche Module aus der ALADIEN-Familie der die Evangelische Heimstiftung beteiligt ist. erweiterbar sein, um die Wünsche und Bedarfe Beide arbeiten gemeinsam an der Weiterentwick- der Kunden bestmöglich zu erfüllen. Zusatz- lung der ALADIEN-Familie. ALADIEN für zu Hause startet mit einer Pilotphase in der Region Bad Mergentheim. Teilneh- men können alle Personen, die sich zu Hause aufgrund gesundheits- bedingter Bedarfe unsicher fühlen und mit der Unterstützung von ALADIEN und den Mobilen Diensten der EHS möglichst lange in den gewohnten, eigenen vier Wänden bleiben möchten. Angesprochen sind auch Bewohner der Betreuten Wohnungen der EHS oder anderer Träger. „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 13
Perspektiven Technik als Lebenshilfe – neue Geschäftsfelder im Handwerk Assistenzsysteme ermöglichen Personen mit Einschränkungen möglichst lange in der eigenen Wohnung zu bleiben – eine neue Perspektive dazu bietet das Projekt Hammer 4.0 – Partner aus Handwerk, Industrie, Forschung und Pflege haben gemeinsam zwei Jahre lang die Möglichkeiten ausgelotet. Die Evangelische Heimstiftung über- nahm dabei die Federführung. „Ich höre nicht, wenn es an der Haustüre klingelt – haben Sie dafür eine Lösung?“ „Wie kann ich den Rauchmelder in der Küche stumm schalten ohne auf die Leiter zu steigen, wenn er wieder anschlägt, weil es beim Kochen dampft?“ Volker Kiesel strahlt. „Das sind genau die Fragen, mit denen meine Kunden täglich zu mir kommen.“ 14 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Perspektiven Kiesel ist Elektrotechniker aus Rottenburg und die Bedarfe dieser Kunden verstehen sowie die Teil des Projekts Hammer 4.0. Seine Kunden, passenden technischen Lösungen kennen und überwiegend Privatleute, wissen: Der Mann hat umsetzen können, ist für einen langen Verbleib immer eine Idee, wie sich Alltagsprobleme mit- in den eigenen vier Wänden mit möglichst hoher hilfe neuer Technik lösen lassen. Lebensqualität unabdingbar.“ Oft seien es kleine Dinge: Wie eine Fernbedie- Der Anfang ist gemacht nung für den Rauchmelder, eine sogenannte Initiiert haben HAMMER 4.0 die Evangelische Blitzklingel, die nicht nur Geräusche von sich Heimstiftung und die Universität Tübingen, die gibt, sondern auch ein helles Blitzlicht auslöst Handwerkskammer und die Industrie- und Han- „Mit durchdachten oder ein Bewegungssensor, der die Nachtbeleuch- delskammer Reutlingen. Finanziell unterstützt technischen tung automatisch einschaltet, wenn jemand wurde das Projekt vom Wirtschaftsministerium Lösungen können aufsteht, um auf die Toilette zu gehen. „Es geht Baden-Württemberg. Mit im Boot: der Kreis vor allem darum, alle diese technischen Assi- seniorenrat Tübingen sowie die Stuttgarter Tellur wir Menschen mit stenzsysteme kompatibel zu gestalten, sodass sie Gesellschaft für Telekommunikation und das Einschränkungen längerfristig einfach und übersichtlich von Zentrum für Telemedizin (ZTM) in Bad Kis- das Leben tat- einem Gerät aus gesteuert werden – zum Beispiel singen. Die Projektleitung lag bei der EHS. Das sächlich leichter über unser ALADIEN-Tablet“, erläutert Henning Projekt Hammer 4.0 markiert den Beginn einer machen und ihnen Koch. Viele der technischen Lösungen und langfristigen Entwicklung. „Wir wollen den Assistenzsysteme lassen sich in der ALADIEN- regionalen Handels-, Handwerks- und Dienst mehr Sicherheit Musterwohnung der Evangelischen Heimstif- leistungsunternehmen dauerhaft neue, lukrative verschaffen.“ tung in Stuttgart auf Praxistauglichkeit testen. Geschäftsfelder eröffnen“, sagt Sylvia Weinhold, ALADIEN steht für das Zusammenwirken von Geschäftsführerin der Handwerkskammer Reut- Alltagsunterstützenden Assistenzsystemen mit lingen. Um das damit verbundene Wissen zu Dienstleistungen. „Mit durchdachten tech- bündeln und öffentlich zugänglich zu machen, nischen Lösungen können wir Menschen mit erstellte der Projektpartner ZTM eine HAMMER- Einschränkungen das Leben tatsächlich leichter Datenbank. Darauf aufbauend hat die Evange- machen und ihnen mehr Sicherheit verschaffen. lische Heimstiftung eine Wissensdatenbank Dies gilt nicht nur für die Einrichtungen der (www.wiqqi.de) geschaffen, deren Inhalte jedem Evangelischen Heimstiftung, sondern insbeson- Interessierten zur Verfügung stehen. dere für Menschen in ihrem gewohnten Zuhau- se. Die Zusammenarbeit mit Handwerkern, die „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 15
Perspektiven „Es ist an der Zeit, den Paradigmenwechsel herbeizuführen“ Bernhard Schneider ist Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung und Sprecher der Initiative Pro-Pflegereform. Im Interview spricht er über die aktuellen Entwicklungen, ein zweites Gutachten und Optimismus. Pflege- und Betroffenenverbände, Politiker, Bund drehen“. Ich freue mich jedenfalls über jede dieser und Länder, Mitarbeiter und Bewohner: Überall Positionierungen, denn sie zahlen alle auf die fordert man den Sockel-Spitze-Tausch in der gleiche Karte ein. Wichtig war sicher auf der einen Pflegeversicherung. Hätten Sie mit einer solchen Seite das Pflegestärkungsgesetz 2 und die Einfüh- Dynamik gerechnet? rung des einrichtungseinheitlichen Eigenanteils, Nicht wirklich – es war schon klar, dass durch die der wegen steigender Löhne und auch wegen steigenden Eigenanteile der Druck bei den Betrof- besserer Personalschlüssel deutlich höher gewor- fenen steigen und dann auch in der Politik den ist. In der EHS hat sich der einrichtungsein- ankommen würde. Ich hätte aber nicht mit dem heitliche Eigenanteil in den letzten zwei Jahren „Deshalb fordern großen Echo gerechnet, das unsere Forderungen um rund 400 Euro erhöht, so dass wir Eigenanteile wir den Sockel- nach einem Sockel-Spitze-Tausch oder einer von 2.500 bis über 3.000 Euro erreichen. Wer kann Begrenzung der Eigenanteile auf allen Ebenen sich das noch leisten? Jede Leistungsverbesserung Spitze-Tausch.“ erzeugten. Interessant ist, wie sich die Vorschläge muss von den Bewohnern und deren Angehörigen inhaltlich und auch in der Wortwahl ähnlich sind, aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Immer und zwar unabhängig davon, ob sich unser Sozial mehr Menschen empfinden das als eine große minister Manfred Lucha und die Fraktionsvor Ungerechtigkeit. Es kann doch nicht sein, dass es sitzende von Bündnis90/Die Grünen im Bundes- eine Pflegeversicherung gibt und trotzdem müssen tag Katrin Göring-Eckardt im Handelsblatt dazu alte Menschen noch über 1.500 Euro für die Pflege äußern oder, ob die SPD-Vorsitzende Andrea zusätzlich bezahlen. Deshalb fordern wir den Sockel- Nahles auf spiegel.de fordert, „das System umzu- Spitze-Tausch: Die Pflegebedürftigen bezahlen für 16 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Perspektiven die Pflegekosten einen fixen, festgelegten Anteil Was sind die nächsten Schritte der Initiative? und alle Kosten, die darüber hinaus gehen, über- Die Initiative hat die Entwicklung Ende letzten nimmt die Pflegeversicherung. Das entspricht dem Jahres richtig eingeschätzt und deshalb ein zweites solidarischen Prinzip einer Sozialversicherung und Gutachten bei Professor Heinz Rothgang und ich finde es ist jetzt wirklich an der Zeit, diesen Thomas Kawitzki in Auftrag gegeben. Ziel des Gut- Paradigmenwechsel herbeizuführen. achtens ist es, zunächst in einem Diskussionspapier, die bisher geführte, sehr breite fachliche Diskussion Auch in Baden-Württemberg wird eine Reform und die sich daraus ergebenden Fragen zusammen- der Pflegeversicherung unterstützt. Wie sehen zuführen. Diese werden dann in zwei Resonanz- Sie die Aktivitäten des Sozialministeriums? gruppen eingebracht. Eine der Gruppen beschäftigt Über die Aktivitäten von Herrn Lucha freue ich sich bis Juli mit den Finanzierungsfragen des mich natürlich sehr. Er hat mir kürzlich bei einem Sockel-Spitze-Tausches und dem Umgang der Gespräch versichert, dass er das Reformgutachten, Behandlungspflege. Eine zweite Resonanzgruppe das ich ihm bei der Pflegemesse 2018 überreicht fragt sich, wie eine Welt aussehen könnte, in der es habe, persönlich gelesen und auch verstanden den ambulanten und den stationären Sektor nicht hat. Er hat auch mit anderen Bundesländern die mehr gibt, sondern Pflege und Betreuung nach dem Initiative ergriffen und einen Entschließungs Prinzip „Wohnen und Pflege” organisiert wird. Das antrag zur Einrichtung einer Bund-Länder- sind natürlich alles hoch spannende Fragen und ich „Das sind natürlich Arbeitsgruppe in den Bundesrat eingebracht. bin sicher, die Antworten darauf werden neue Fragen alles hoch span- Ein solches Gremium kommt genau zur richtigen aufwerfen. Aber es lohnt sich, sich damit auseinan- nende Fragen.“ Zeit. Es bildet die Basis für verschiedene Initia derzusetzen, denn nach 25 Jahren Pflegeversiche- tiven, die auf das gleiche Ziel zulaufen: Da ist der rung hat sie es verdient, neu erfunden zu werden. Bund-Länder-Antrag von Schleswig-Holstein, Daran arbeiten wir und ich bin sicher, dass wir mit Hamburg und Berlin, die erfolgreiche Petition der dem zweiten Reformgutachten im Herbst diesen AWO, die Forderungen verschiedener Organisa Jahres neue Vorschläge und Handlungsempfeh- tionen wie der BAGSO, dem VdK oder auch von lungen geben können. ver.di. Die Forderungen sind in einzelnen Details unterschiedlich, so fordern zum Beispiel ver.di Auch wenn die Zukunft stets ungewiss ist, was und die SPD eine Pflegevollversicherung, während sagt Ihr Gefühl: Wann schaffen wir den Sockel- sich die Grünen und auch Vertreter der CDU auch Spitze-Tausch? für die Pflege einen Eigenanteil vorstellen können, Ich bin Optimist und rechne deshalb damit, dass der aber begrenzt und damit versicherbar ist. Alle ich in meiner aktiven Zeit den Paradigmenwech- arbeiten daran, den Sockel-Spitze-Tausch tatsäch- sel, also den Sockel-Spitze-Tausch und den Abbau lich stemmen zu können. der Sektorengrenzen, noch erleben werde. „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 17
Perspektiven # ge für die Pfle Neustart Pflege Info-Kampagne reform pro hen. lbar mac ege bezah Gute Pfl ze n . re n teile beg tzen. Eigenan durchse it ze -Tausch #NeustartPflege -S p Sockel rm.de pflegerefo www.pro- Sie hier: rt, sehen funktionie Pfleg ereform Wie die Initiative startet Postkarten-Aktion an Minister Spahn zum Sockel-Spitze-Tausch Stefan und seine pflegebedürftige Mutter fordern Gleichzeitig sollen die Sektorengrenzen zwischen von der Politik, den Sockel-Spitze-Tausch umzu- ambulant und stationär überwunden und statt- setzen und so die explodierenden Eigenanteile dessen das System nach den zwei Prinzipien endlich zu begrenzen. Ein Erklär-Video zeigt an „Wohnen“ und „Pflege“ einfach und verständ- einem Beispiel auf, welche zwei Fehler das Pfle- lich organisiert werden. Unabhängig davon, wo gesystem hat und wie sie politisch korrigiert jemand wohnt (zu Hause, im Betreuten Wohnen werden können. Die Initiative startet außerdem oder Pflegeheim), übernimmt also die Pflegever eine bundesweite Aktion: Angehörige, Pflege sicherung Grundpf lege und Betreuung, die bedürftige und Pflegekräfte können sich mittels Krankenkasse Behandlungspflege und Rehabili einer Postkarte, eines Briefs oder mit dem Erklär- tation und der Versicherte zahlt die Hotelkosten. Video über die sozialen Medien an die Politik wenden und den Sockel-Spitze-Tausch einfordern. Systemreform kommt Pflege kräften und Pflegebedürftigen Postkarten-Aktion und Erklär- zugute Kampagne gestartet Diese Reform macht das System nicht nur für „Pflegende und Immer mehr Angehörige fordern eine Begrenzung Pflegebedürftige, sondern gerade für Pflegekräfte Pflegebedürftige der explodierenden Eigenanteile, unterstützen den gerechter und hat drei große Vorteile: erstens wirkt Sockel-Spitze-Tausch und fragen, wie sie die den man Dumpinglöhnen und schlechter Pflege ent- dürfen nicht Reformprozess voranbringen können“, erklärt gegen, weil sich der Wettbewerb dann an der länger gegen Bernhard Schneider. Der Hauptgeschäftsführer der Qualität orientiert und nicht mehr am Preis; einander Evangelischen Heimstiftung ist auch Sprecher von zweitens wird der Pflegeberuf attraktiver, weil die ausgespielt Pro-Pflegereform, einer bundesweiten Initiative, die Rahmenbedingungen unabhängig von den Kosten werden.“ 2017 ins Leben gerufen wurde. „Wir wollen deshalb für die Betroffenen verbessert werden können; Postkarten und Briefe zur Verfügung stellen, um drittens wird gute Pflege wieder bezahlbar und das die Angehörigen zu unterstützen“, sagt Schneider Risiko der Altersarmut sinkt automatisch. weiter. Das Erklär-Video, die Postkarte und der Brief sind auf der Homepage der Initiative erhältlich. Der Sockel-Spitze-Tausch bedeutet, das aktuelle System der Pflegeversicherung auf den Kopf zu stellen. Denn derzeit sind die Leistungen Jetzt mitmachen der Pflegeversicherung auf einen Sockelbetrag und Pflegereform begrenzt. Die nach oben offene Spitze zahlen die fordern! Erklärvideo zur Pflegebedürftigen selbst und mit ihr jede Verbes- Pflegereform unter serung, wie bessere Gehälter oder mehr Personal Postkarte, Brief und www.pro-pflegereform.de in den Einrichtungen. Durch die Reform über- Erklärvideo auf nimmt die Pflegekasse alle notwendigen, pflege- www.pro-pflegereform.de bedingten Kosten – also die Spitze – und berech- net dem Versicherten den fixen und begrenzten Eigenanteil – also den Sockel. 18 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Freundeskreis Projekte mit Herz Das Wohlergehen der Bewohner vor Ort fördern, aber auch Ehrenamtliche bei ihrer Arbeit aktiv unterstützen – das sind die Anliegen des Freundeskreises der Evangelischen Heimstiftung e.V. Auch 2019 konnten, dank zahlreicher Spender, wieder viele Projekte in den Einrichtungen realisiert werden. Unter anderem die Aktionen „Humor am Lebensende“ in Heidenheim und „Veeh-Harfen“ in Blaubeuren: „Humor am Lebensende“ – Heidenheim, Hansegisreute Lachen tut uns allen gut. Gerade in schwierigen Zeiten. Für viele SPENDENKONTO Betreuungskräfte und Ehrenamtliche der Hospizgruppe Heiden- Evangelische Bank heim in der Hansegisreute wurde dies in dem Seminar „Humor IBAN DE215206 0410 0000 4040 20 am Lebensende“, von Ludger Hoffkamp, deutlich spürbar. Der BIC GENODEF1EK1 Freundeskreis ermöglichte diesen im Juni 2018, aufbauend auf Freundeskreis der Evangelischen das Seminar „Humor in der Pflege bzw. den Humor pflegen“ für Heimstiftung e.V. Mitarbeiter und Ehrenamtliche im Jahr zuvor. Hoffkamp ist Theologe und arbeitet seit über 15 Jahren als Klinik-Clown – seit fünf Jahren für die von Eckart von Hirschhausen gegründete „Veeh-Harfen“ – Blaubeuren, Stiftung "Humor hilft heilen". Karl-Christian-Planck-Stift Hoffkamp brachte seine Zuhörer, immer wieder herzhaft zum Wöchentlichen Musikunterricht für Bewohner gibt es seit Lachen. „Humor ist ein spannendes Thema”, beginnt er. Aber Oktober 2017 im Karl-Christian-Planck-Stift – dank der Unter auch die Relevanz von Humor in schweren und traurigen Zeiten stützung des Freundeskreises. „Die Anschaffungen der stand im Mittelpunkt seines Vortrags. Er berichtete dabei immer Veeh-Harfen wäre sonst nicht möglich gewesen. Mit der Unter wieder über seine vielfältigen positiven Erfahrungen zum stützung einer ehrenamtlichen Musikschullehrerin wird die Thema Humor im Zusammenhang mit Krankheit, Sterben und Unterrichtsgestaltung noch professioneller und lebendiger“, Trauer. Sein Ziel: Mit Humor Menschen für den Moment glück- findet Eveline Venohr, Hausdirektorin des Karl-Christina- lich machen. “Wir pflanzen schöne Bilder in die Köpfe", ver- Planck-Stifts. Veehn-Harfen sind Instrumente, die auch von deutlichte der Referent und ließ auch aktuelle Forschungs Senioren in hohem Alter noch gut lernbar sind ihnen viel und ergebnisse einfließen, die vom großen Erfolg solcher „Humor- schnell Freude bereiten. „Sie ermöglichen unseren Bewohnern, therapien” berichteten. die selbst noch gerne musizieren, mitsingen oder auch nur zuhören eine gute Möglichkeit, dies miteinander in geselliger Neben Information und Unterhaltung gab Hoffkamp den Runde zu tun“, erzählt Venohr. Die ersten hauseigenen Kon- Teilnehmern mit in den Alltag: „Starke Menschen holen Hilfe, zerte konnten bereits stattfinden. Schwache nicht“ – dies gelte auch für „Humor am Lebensende“ Norbert Schick und ganz besonders für die Integration von Abschiednehmen und Sterben im Alltag. „Gerne hat der Freundeskreis diese sehr Der Freundeskreis der Evangelischen Heimstiftung e. V. kann interessante, kurzweilige und humorvolle Fortbildung in der diese tollen Projekte nur mit Hilfe von Spenden unterstützen. Hansegisreute in Heidenheim, mit großer Freude und einem Helfen Sie uns, auch in Zukunft außergewöhnliche Ideen zum finanziellen Beitrag unterstützt“, resümiert Gerhard Gasser, Wohle der Bewohner zu realisieren. Jeder Spenden-EURO Vorsitzender des Freundeskreises. kommt direkt vor Ort an. Schon jetzt ein herzliches Dank- Birgit Misliworski und Norbert Schick schön für Ihre Spende. „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 19
Impuls Nicht „Wie viel“ – Christine Westermann hat sich zu ihrem 65. Geburtstag ein Buch geschenkt. „Da geht noch was“, heißt es. Darin erzählt sie von ihrer letzten Fernsehreportage beim WDR. Gedreht wurde ein Klosteraufenthalt. Zurück an ihrem Schreibtisch sah sie, wie die Sendung beworben werden sollte. „Christine Westermann: „Wieviel Leben bleibt mir damit man sich spürt. Nur keinen Stillstand aufkom- noch?“, stand da. Sofort spürte sie, wie der Ärger in men lassen. Dabei ist es wichtig, zur Ruhe zu kom- ihr Aufstieg. „Die Leute denken, die hat eine tod- men, um unsere Erfahrungen zu reflektieren und zu bringende Krankheit“, dachte sie. Oder, Möglichkeit unserer Mitte zu finden. Nichtstun und Träume zwei: „Die ist stark vergreist und verabschiedet sich haben, – für Sam Keen sind das die Haltungen auf mit dieser Dokumentation.“ Und dann, mit klarem dem Weg nach „innen“ und nach „oben“. Kopf schrieb sie an die Redaktion: „Wie viel Leben bleibt mir noch? Das ist keine Sinnfrage. Das ist Da fällt mir Jakob ein. Nicht der Apostel Jakobus, eine Unsinnsfrage. Es geht nicht um das Wieviel. nach dem der Pilgerweg benannt ist, sondern der Das Wohin ist das Entscheidende, die Richtung, die Jakob aus der hebräischen Bibel. Der Zweitgebore- ich meinem Leben noch geben will. Nur deshalb ne, der seinem Bruder Esau das Erbe abluchste – habe ich mich auf die Suche eingelassen.“ und seinem Vater Isaak den Segen. Ein junger Mann, voller Hunger nach Leben, dem jedes „Am Ende geht Sie ist nicht die Einzige. Christine Bergmann, die Mittel Recht scheint, um zu bekommen, was das es um die Frage ehemalige Bundesfamilienministerin, ist letztes Schicksal ihm verweigert: Land und Herden, die Jahr mit ihrem 20-jährigen Enkel den Jakobsweg dem Erstgeborenen zustehen, eine große Familie nach dem Wohin, gegangen – ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes, und viele Nachkommen, eben Erfolg und Segen. nach Ziel und nach einer Phase vieler Ämter und Ehrenämter. Der Schwindel fliegt auf und Jakob flieht durch Richtung unseres Und die vielen Altersgenossinnen, die jetzt auf die Wüste zu seinem Onkel Laban. Er wird sich Lebens.” Kreuzfahrtschiffen unterwegs sind, wollen nicht durchkämpfen durch die Widrigkeiten der kom- nur entspannen, gut essen und den blauen Him- menden Jahre und es wird ihm tatsächlich gelin- mel genießen – es geht zugleich um neue, tiefere gen, sich nach und nach den Reichtum aufzubau- Entdeckungen. Die großen Reisen, die Pilgerschaf- en, nach dem er sich sehnte – als stünde ihm der ten passen in eine der immer neuen Aufbrüche in Himmel tatsächlich offen. Er hatte den offenen Jobs, Partnerschaft und Familie. Am Ende geht es Himmel gesehen in einem Traum auf der Flucht. um die Frage nach dem Wohin, nach Ziel und Nachts in der Wüste, den Kopf auf einem Stein. Richtung unseres Lebens. Die Himmelsleiter, an der die Engel auf- und ab- stiegen, hat er sicher nie vergessen. „Es lohnt sich nur der Weg nach innen“, heißt eines der Bücher von Sam Keen. Er legt den Finger in die Diesem Jakob können wir später noch einmal Wunde einer Zeit, in der immer etwas los sein muss, begegnen, in einer anderen Nacht, gegen Ende 20 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Impuls sondern „Wohin“ seines Lebens. Es ist eine Art Gegengeschichte. Möglichkeit, sich auf das Wesentliche zu zentrie- Jakob ist auf dem Weg zurück, um sich mit Esau ren und Ruhe, Gelassenheit und Frieden zu finden. zu versöhnen. Seine Herden, seine Frauen und Es geht dabei nicht um viele Worte, sondern ei- Kinder, seinen ganzen Reichtum, hat er am Ufer gentlich nur um einen Gedanken: „Jesus Christus, gelassen; er ist allein, als er in der Nacht am Fluss erbarme dich meiner“ oder das „Liebe umgibt Jabbok mit einer unbekannten Macht ringt. Noch mich“. Wer sich im Ausatmen und Einatmen da- einmal geht es um den Segen – jetzt aber nicht mehr von tragen lässt, kann spüren, wie der Geist zur in diesem äußeren Sinne von Erfolg, Land und Ruhe kommt. „Diese mystische Erfahrung setzt Besitz, sondern in einem inneren Sinn. Es geht um allerdings voraus, dass wir von Barrieregefühlen die eigene Integrität. Um die Frage, ob er trotz des frei geworden sind“, schreibt die Kieler Theologin Cornelia Coenen-Marx ehemalige Landeskirchen- Betrugs, der am Anfang steht, akzeptiert und an- Sabine Bobert; Gefühlen wie Hass, Angst, Wut, rätin der Evangelischen genommen ist – von der Familie, von Gott selbst. Neid, Lähmung und Zweifel. Kirche im Rheinland und Am Ende dieser Nacht ist Jakob verletzt, er hinkt. Rundfunksprecherin. Aber er geht der Sonne entgegen. Hinkend geht er Solche Gefühle entfremden uns voneinander und aufrecht. Er ist ein anderer geworden oder in einem von uns selbst; sie schneiden uns von unserer tieferen Sinne er selbst: Jakob ist jetzt Israel. Wesensmitte ab. Im Alltag unterdrücken wir sie oft, schieben sie einfach beiseite – aber wenn Max Beckmann hat die beiden Gottesbegeg- plötzlich Zeit dafür ist, im Urlaub, in Krankheit nungen Jakobs in einem einzigen Holzschnitt oder auch im Alter, können die alten Gespenster dargestellt. Wir sehen Gott, der Jakob auf der noch einmal richtig munter werden. „Sie wollen Leiter hält. Wie Jakob sich festhält an dieser Got- uns keine Angst einjagen; vielmehr wollen sie tesgestalt und doch zu fallen droht in die Tiefe endlich in Rente gehen“, meint spitzbübisch Bri- und Dunkelheit des Flusses. Von oben aber, von gitte Hieronimus in ihrem Buch „Mut zum Lebens- der Spitze der Leiter, strahlt Licht ins Bild – die wandel“. Situationen und Menschen, die uns aufgehende Sonne. Es ist, als zöge sie den Fallenden schwierige Erfahrungen in Erinnerung rufen, nach oben. „Ich bin in meinem Leben oft gefallen, nennt sie „Entwicklungshelfer“, „weil sie dazu sei es in Beziehungen oder im Beruf, emotional beitragen, das Blockierte in uns wieder wahrzu- oder körperlich, doch immer gab es einen Tram- nehmen.“ Uns zu versöhnen mit alten Widersa- polineffekt, der bewirkte, dass ich letztlich nach chern, mit den Ecken und Kanten des eigenen oben gefallen bin“, schreibt der Franziskanerpater Lebens. Der dunkle Gott, der Jakob am Jabbok Richard Rohr. begegnet ist, hatte genau diese versöhnende Kraft. Jakobs Reise ist mir zum Bild geworden. Wir müs- Darum geht es: sich ganz und gar einzulassen auf sen uns mit unseren Schatten auseinandersetzen das Leben, auch wenn es uns verwundet, und auf und mit unserer tiefsten Sehnsucht. Leicht ist das die Kraft, die uns nach oben zieht. Auf Gott, dem nicht. Aber wir werden ankommen. wir in Träumen begegnen können, im Nichtstun, im Gebet. Das orthodoxe Herzensgebet ist so eine „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 21
Aus der Heimstiftung Dr. Antonie Kraut – eine Stuttgarter Jahrhundertfrau g der Evangelischen Heimstiftun Zwischen Oktober 2016 und Juni 2018 erforsch- hinweggesetzt. Das ist gelebte te das Diakoniewissenschaftliche Institut Hei- Diakonie und bis heute ein Leit- Pionierin und Gründerin delberg im Auftrag der Evangelischen Heim- bild unseres Handelns“. Die stiftung (EHS) Leben und Wirken von Dr. Anto- besondere Bindung zur EHS Dr. Antonie Kraut Eine Stuttgarter Teresa A. K. Kaya, Thomas Mäule nie Kraut. Entstanden ist ein zweiteiliges Buch, beruhte stets auf Gegenseitig- Dr. Antonie Kraut „Helfen, wo geholfe n werden muss.“ das Antonie Kraut als Führungs- und Privat Mutig sein, hinsehen, sich keit. „Die Krönung meiner Arbeit einmischen, für Hilfebedürftige eintreten (1905 – 2002) – das ist Antonie Kraut. person ergründet und Entwicklungen nach- war 1952 die Mitgründung der Teresa A. K. Kaya, Thomas Mäule: Eine Stuttgarter Pionierin und Gründerin der Evangelischen Heimstiftung zeichnet, die zur EHS geführt haben. In einem Evangelischen Heimstiftung“, zweiten Teil zeigen 13 Beiträge anschaulich, wie schreibt Kraut in einem Rück- Evangelische Heimstiftung, Diakoniewissenschaftliches Institut der Universität Heidelberg (Hg.) Antonie Kraut bis heute inspiriert und bewegt. blick. 50 Jahre lang war sie ehrenamtlich und unentgelt- Für die Evangelische Heimstiftung hat die lich als Vorsitzende und Ehren- Gründerin eine ganz besondere Bedeutung. vorsitzende engagiert. „Ihr selbstgewähltes Motto „Helfen, wo geholfen werden muss“ hat das Unternehmen Und auch darüber hinaus hat das Wirken Informationen zum Buch von Beginn an tief geprägt und tut es immer Antonie Krauts Spuren hinterlassen. „Sie Teresa A. K. Kaya, Thomas Mäule: Dr. Antonie noch“, sagt Hauptgeschäftsführer Bernhard war gewissermaßen die Grande Dame der Kraut (1905 – 2002). Eine Stuttgarter Pionierin Schneider. Die Stuttgarter Unternehmenszen- Stuttgarter Diakonie“, sagt Mäule. Als Frau in und Gründerin der Evangelischen Heimstiftung. trale trägt ihren Namen, am Eingang erinnern Führung habe sie tragfähige Fundamente für Evangelische Heimstiftung, Diakoniewissen- ein Wandbild und ein Zitat an die Gründerin. die württembergische Diakonie gelegt und schaftliches Institut der Universität Heidelberg „Für sie stand der Mensch immer im Fokus“, wesentlich zur Förderung der beruflichen (Hg.), Verlag und Buchhandlung der Evange- weiß Schneider, „dafür hat sie sich im Zweifel Gleichstellung von Frauen und Männern im lischen Gesellschaft GmbH, Stuttgart 2018, auch mutig über Konventionen ihrer Zeit kirchlichen Bereich beigetragen. 136 Seiten. ISBN 978-3-945369-72-2. „Es ist die Lebensgeschichte einer Frau mit Format, die zu ihren Überzeugungen stand und sich behauptete. Eine Kämpferin für die Rechte der Frau, aber noch viel mehr für die Rechte der Menschen, die Hilfe brauchen.“ Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 11/2019 „Bewohner und Besucher waren tief berührt vom Leben und Wirken der Antonie Kraut.“ Kristina Baumstark, Hausdirektion Haus im Wiesengrund, Albershausen „Das Buch ist sehr gelungen – ansprechend, vielfältig, bunt, informativ – ein wunderbares Produkt, das hervorragende Resonanz erfahren wird, so hoffe ich.“ Prof. Johannes Eurich, Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts, Universität Heidelberg „Mein Dank und meine Anerkennung für dieses gelungene Projekt ist riesengroß. Die Heimstiftung hat wieder einmal ein Qualitätsmerkmal geschaffen.“ Siegfried Hörrmann, ehemaliger Geschäftsführer des Diakonischen Werks Württemberg „Es tut gut, in Erinnerungen eintauchen zu können und auch viel Unbekanntes zu erfahren.“ Erika Deppe, Zeitzeugin "Das Buch gefällt mir in Bild und Text sehr gut. Haben Sie herzlichen Dank" Dr. Max Kraut, Neffe von Dr. Antonie Kraut 22 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
Aus der Heimstiftung Ein starkes Netzwerk – Treffen der Trainee-Gruppe 2009 „Das Lernen ist ein Schleifstein der Per- Seit 2004 starten etwa zehn Teilnehmer begleitende Lerncoaching und das Modul sönlichkeit“, so befand im zwölften jährlich im Trainee-Programm der Evan- zur Weiterentwicklung des diakonischen Jahrhundert der chinesische Philosoph gelischen Heimstiftung. Seit dem Start Profils. Durch diesen regelmäßigen Aus- Zhu Xi – „eine gute Überschrift für das haben mittlerweile über 150 Trainees das tausch wächst die Gruppe zusammen und Trainee-Programm der Evangelischen Programm absolviert. Für jeden Trainee „es entstehen persönliche Beziehungen auf Heimstiftung“, findet Peter Hettig, Regio wird ein individuelles Programm erarbeitet, Augenhöhe, obwohl die Gruppe meist recht n aldirektion Heilbronn und ehemaliger das aus zielgerichteten Praxis- und Pro- heterogen ist“, erläutert Annabelle Arm- Teilnehmer des Programms. Zur Verab- jekteinsätzen in verschiedenen Einrich- bruster, bei der EHS verantwortlich für das schiedung von Anna Maria Witte, Haus- tungen besteht. Die Lernfelder werden Programm. „Neben all dem Arbeiten an der direktorin Johannes-Sichart-Haus und genau definiert und geeignete Maßnah- eigenen Führungspersönlichkeit, war es ebenfalls Teilnehmerin des Trainee-Jahr- men dafür abgeleitet. Das Mentoring durch auch einfach eine tolle Zeit mit einer Grup- gangs 20 0 9, zus ammengekommen, erfahrene Führungskräfte während der pe Menschen, die einander verstanden und resümieren die ehemaligen Trainees die Traineephase spielt eine große Rolle. Jeder halfen, in einem sehr schönen Ambiente Bedeutung de s damals noch recht Trainee wird durch die jeweilige Haus in Isny“, findet Petra Annen. neuen Fortbildungs- und Coachingpro- direktion intensiv betreut und bei jeglichen gramms für neue Hausdirektionen. „Das fachlichen oder persönlichen Fragen und Anna Maria Witte und ihre ehemaligen ist schon etwas sehr Erstaunliches und Herausforderungen unterstützt. Auch die Trainee-Kollegen sammeln sich um einen Schönes“ finden Peter Hettig und Frank Geschäftsführung nimmt sich immer der Stehtische. Der Festakt zur Verab- Beyrich, „wie uns die gemeinsame Zeit wieder Zeit zum Austausch beispielsweise schiedung ist schon längst beendet. Man zu einer Gruppe geformt hat, die heute am Traineetag „Strukturen und Prozesse“. sieht geradezu das Netzwerk, das sie noch – zehn Jahre später – als Netzwerk, Standardisiert sind lediglich die Module, verbindet und so verabschiedet man sich Fahrgemeinschaft und einfach als freund- die für alle Trainees verpflichtend sind – selbstverständlich mit: wir hören uns, schaftlicher Kontakt funktioniert“. allen voran das Führungstraining, das wir sehen uns und bis zum nächsten Mal. Auf dem Foto (v.l.): Peter Hettig, Petra Annen, Petra Becker, Anna Maria Witte, Frank Beyrich, Gisela Schmid „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 23
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