Hessischer Umwelt-Monitor - Berichte, Fakten und Daten zur Umwelt 04/2018 - Hessische Statistische Landesamt
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Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Hessisches Statistisches Landesamt Hessischer Umwelt-Monitor Berichte, Fakten und Daten zur Umwelt 04/2018 22. Jahrgang
Gemeinsam herausgegeben von dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie und dem Hessischen Statistischen Landesamt Inhalt Fischotter, Scharlachkäfer & Co. – Erstnachweise oder Wiederfunde von Tier- und Pflanzenarten der Anhänge der FFH-Richtlinie in Hessen. . . . . . . . . . . . . . 3 A. Gewässerüberwachung in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1. Hydrologische Daten nach Messstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2. Gewässerbelastung nach Messstellen und Komponenten . . . . . . . . . . . . . 14 B. Die Luftqualität in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Der „Hessische Umwelt-Monitor“ erscheint vierteljährlich. Er wird gemeinsam herausgegeben von dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie und dem Hessischen Statistischen Landesamt. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Rheingaustraße 186 65203 Wiesbaden Hessisches Statistisches Landesamt (HSL) Rheinstraße 35/ 37 65175 Wiesbaden Verantwortlich für den Inhalt: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Telefon: 0611/6939-0 Telefax: 0611/6939-555 Redaktion: HLNUG Helmut Weinberger Telefon: 0611/6939-571 Layout: HLNUG Nadine Senkpiel Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit genauer Quellenangabe bei Einsendung eines Belegexemplares gestattet. 2
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Fischotter, Scharlachkäfer & Co. – Erstnachweise oder Wiederfunde von Tier- und Pflanzenarten der Anhänge der FFH-Richtlinie in Hessen ANDREAS OPITZ, SUSANNE JOKISCH & YVONNE HENKY Im Fokus des amtlichen und ehrenamtlichen Areal oder werden bei besonders intensiven Untersu- Naturschutzes stehen meist die Arten, die besonders chungen erstmals nachwiesen. Für ein paar Arten der gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind. Doch Anhänge II und IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie manchmal gibt es auch gute Nachrichten: Tier- und gab es in der Berichtsperiode 2013–2018 erfreuliche Pflanzenarten kehren in ihr historisches Verbrei- Funde für Hessen: tungsgebiet zurück, erweitern ihr angestammtes Fischotter im Vogelsberg, im Spessart und an der Eder Der Europäische Fischotter (Lutra lutra), auch die Intensivierung der Landwirtschaft (BINNER 1997, Wassermarder genannt, ist ein sich vorwiegend von BOYE et al. 1997) zurück zu führen ist. In Hessen galt Fischen ernährendes, semiaquatisches Säugetier, das der Fischotter seit den 1950er Jahren als ausgestor- ursprünglich in Mitteleuropa weit verbreitet war. ben (KOCK & KUGELSCHAFTER 1995). Der Fischotter ist ein Einzelgänger, nur die Weibchen Durch gezielte Schutzkonzepte konnte der mit ihren Jungen bilden soziale Gemeinschaften, bis Wassermarder in den 1990er Jahren wieder einen der Nachwuchs – meist im Alter von etwa einem Teil seiner früheren Lebensräume zurück erobern. Jahr - alt genug ist, sich auf die Suche nach einem Zunächst in Brandenburg (MUNR 1999), Mecklen- eigenen Territorium zu begeben. burg-Vorpommern (GRIESAU et al. 2004) und Sachsen besiedelte der Otter seine ehemaligen Lebensräume Durch diese sehr lange Unselbstständigkeit der Jung- wieder, dort liegt auch heute noch sein Verbreitungs- tiere, eine geringe Wurfgröße (meist 1–4 Jungtiere) schwerpunkt in Deutschland. Als wichtigstes Verbin- und die erst im zweiten Lebensjahr eintretende dungselement der einzelnen Fischottervorkommen Geschlechtsreife vollzieht sich die Wiederbesiedlung der noch- oder wiederbesiedelten Bundesländer wird ehemaliger Lebensräume dieser seltenen Marderart die Elbe betrachtet (HAUER & HEIDEKE 1999). sehr zögerlich. Mittlerweile gehören aber auch Schleswig-Holstein, Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts lebte der Fisch- Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Teil- otter in Deutschland in allen geeigneten Still- und bereiche Ost-Bayerns wieder zum Fischotterlebens- Fließgewässern, wurde aber als Fischräuber und raum (BfN 2013). wegen seines Pelzes gejagt und verfolgt. Schließlich verschwand er zur Mitte des 20. Jahrhunderts in In Hessen gelangen Nachweise des Fischotters erst vielen Teilen Deutschlands, was auf die Zerschnei- wieder im Jahr 2013 parallel in zwei unterschied- dung seiner Lebensräume (BINNER et al. 1996) und lichen Lebensräumen: 3
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Abb. 1: Fischotter © cloudtail/Fotolia Auf Grundlage verschiedener Hinweise zu Fisch- Das im Folgejahr beauftragte landesweite Artgutach- ottersichtungen im hessischen Spessart und an der ten zum Fischotter konnte alle vorher entdeckten Eder beauftragte das Regierungspräsidium Darm- Nachweise zwar bestätigen, brachte aber keine stadt im Jahr 2013 einen österreichischen Fischotter- neuen Erkenntnisse hinsichtlich der Besiedlung Experten mit der Untersuchung ausgewählter neuer Gewässersysteme (KRANZ & PODELNIK 2015). Zielgewässer auf Otterspuren. Ergebnis dieser Unter- suchungen war, dass im Spessart die Gewässer Jossa, Im April 2016 schließlich wurde ein überfahrener Marjoß, Sinn und schmale Sinn von Fischottern in Fischotter bei Schwalmstadt tot geborgen. Gene- geringer Dichte wieder besiedelt waren, ebenso tische Untersuchungen, woher das Tier stammen fanden sich Spuren der Art an der Eder (KRANZ & könnte, sind noch nicht abgeschlossen. PODELNIK 2013). BLUM et al. (2010) entwerfen drei Szenarien, wie der Fast zeitgleich wurde im Rahmen eines im Herbst Fischotter sich Hessen zurückerobern könnte. Allen 2013 durch Hessen-Forst FENA (heute HLNUG drei Szenarien ist aber gemeinsam, dass ein Groß- Abteilung Naturschutz) im Vogelsberg gestar- teil des Landes Hessen von Nord-Osten nach Süd- teten Fotofallen-Projekts zum Luchs an einem der Westen von Fischottern mittelfristig wieder besiedelt Kamera-Standorte im NSG Göringer Grund westlich werden könnte. von Romrod ebenfalls ein Fischotter fotografiert. Die anschließende Suche nach weiteren Spuren der Art Im Ergebnis bleibt also die erfreuliche Gewissheit, erbrachte, dass im Vogelsberg an neun Fließgewäs- dass der Fischotter – auch wenn vorerst mit wenigen sern, wie z. B. Felda, Antreff, Antrifft und Schwalm Einzeltieren – nach Hessen zurückgekehrt ist! und kleineren Zuflüssen zu diesen Bächen der Fischotter durch Auffinden des charakteristischen Wie sich der Fischotter in Hessen ausbreiten wird Kots zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte und ob eines der drei o. a. Szenarien diesen Prozess (SCHWAIGER & WÖLFL 2014). richtig vorhersagt, wird durch das Monitoring der Abteilung Naturschutz des HLNUG begleitet werden. 4
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Seltenes Moos als Hinweis für gute Luftqualität Der Moosforscher Jan Eckstein konnte das Rogers Bevorzugt werden lichtreiche Standorte an frei- Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri), eine weltweit stehenden Bäumen, in kleinen Baumgruppen oder sehr seltene Art, erstmals für Hessen nachweisen. Waldränder. Die Fundorte sind oft vor starkem Wind Daraufhin beauftragte Hessen-Forst FENA (heute geschützt, wie zum Beispiel an Berghängen oder die HLNUG Abteilung Naturschutz) eine Untersuchung Lee-Seite von Gehölzgruppen. Stark windexponierte des seltenen Mooses. Die Art bildet kleine, 5–15 mm Standorte wie Kuppen sowie gewässerbegleitende hohe, dunkel- bis gelbgrüne Polster. Der Name leitet Gehölze werden dagegen weitgehend gemieden. Die sich von der Form der länglich ovalen Sporenkapsel Art bevorzugt Gebiete mit sauberer Luft und hohem ab, die anfangs eine glockenförmige, haarlose, glän- Jahresniederschlag, wie sie in Hessen vor allem in zende Haube besitzt. Das Moos wächst auf der Rinde den Mittelgebirgen und den Gebirgsvorländern zu von lebenden Bäumen und Sträuchern. Die besie- finden sind. Besonders geeignet sind kleine Gehölz- delten Gehölze dienen dabei lediglich als Unterlage, gruppen in extensiv genutztem Grünland in luftrei- denn Wasser und die zum Wachstum notwendigen nen Gebieten entfernt von Hauptverkehrsstraßen. Nährstoffe bezieht die Art ausschließlich über die Luft. Das Rogers Kapuzenmoos bevorzugt wegen dieser Da O. rogeri sehr empfindlich auf Luftverschmut- besonderen Lebensweise Landschaften mit sauberer zung reagiert, war die Art wahrscheinlich schon im Luft und hohem Jahresniederschlag als Lebensraum. 19. Jahrhundert in Deutschland ausgestorben. Erst Daher vermutet der Moosexperte, dass die Neufunde Schäfer-Verwimp (1995) konnte sie aktuell nach in den hessischen Mittelgebirgen Taunus, Odenwald, über 100 Jahren wieder in Baden-Württemberg Vogelsberg, Kellerwald und Kaufunger Wald durch nachweisen. Die Art profitiert offenbar gemeinsam die in den letzten Jahrzehnten verbesserte Luftquali- mit vielen anderen epiphytischen Moosen und Flech- tät ermöglicht wurden. Das seltene Moos kommt aus- ten von der Verbesserung der Luftqualität seit den schließlich in Europa vor. Mit elf neuen Fundorten hat 1980er Jahren, vor allem von der deutlichen Reduk- Hessen jetzt eine erhebliche Verantwortung für das tion der SO2-Emissionen. Allerdings zeigen sich in Überleben dieser in Anhang II der europäischen Fauna- den letzten Jahren immer deutlicher die negativen Flora-Habitat-Richtlinie gelisteten Moosart (Eckstein Auswirkungen von anhaltend hohen Stickstoff- 2013). Das größte Vorkommen wurde mit 9 Polstern emissionen, besonders aus Intensivlandwirtschaft in Nordhessen im FFH-Gebiet Hirschberg- und Tiefen- und Verkehr (EEA 2014, KIRSCHBAUM et al. 2012, bachwiesen südlich Wickenrode nachgewiesen. UBA 2011). Erhöhte Stickstoffeinträge begünstigen wenige, konkurrenzkräftige Arten, die dann ihrerseits In Hessen werden vor allem Weiden, Eichen und konkurrenzschwächere Arten wie O. rogeri verdrän- Berg-Ahorn besiedelt, grundsätzlich sind aber fast gen. Deshalb ist die Verunreinigung der Luft durch alle heimischen Gehölze als Unterlage geeignet. Landwirtschaft, Industrie und Verkehr nach wie vor die Hauptgefährdungsursache für O. rogeri. Zum Schutz und zur Förderung der Art sollten vor allem vielfältige Gehölzstrukturen wie Einzelbäume, Baumgruppen und Feldgehölze in der Landschaft erhalten und gefördert werden. Außerdem scheint eine Förderung von großflächig extensiver Grünland- nutzung sinnvoll, da hier ein Verbreitungsschwer- punkt liegt. Die Erhaltung und Schaffung von lichten Gehölzstrukturen sollte wo immer möglich in den Schutzzielen und Managementplänen der Natur- schutz- und FFH-Gebiete verankert werden. Weiter- Abb. 2: Rogers Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri) bevorzugt hin sind verstärkte Anstrengungen nötig, die Emis- als Lebensraum Landschaften mit sauberer Luft und sionen aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr hohem Jahresniederschlag. © Jan Eckstein weiter zu senken. 5
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Abb. 3: Der Scharlachkäfer mit seiner roten Oberseite und seinen schwarzen Beinen und Fühlern © By Siga [GFDL] or CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons Räuberisch zwischen morschem und festem Holz In den hessischen Auwäldern ist eine kleine Schön- gleich an mehreren Stellen in Auwäldern entlang heit aufgetaucht: rote Oberseite, schwarze Beine des Rheins nach (SCHAFFRATH 2012). Eine erneute und Fühler und ein eleganter, flacher Körper – der Kartierung im Auftrag des HLNUG zeigte 2017, dass Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus). Bis zu sich der Scharlachkäfer auf der hessischen Rheinseite 1,5 cm lang wird der Käfer, den man aufgrund seiner zwischen Ginsheim-Gustavsburg und Hessenaue versteckten Lebensweise allerdings nur sehr selten offensichtlich weiterhin wohlfühlt (SCHAFFRATH 2017). zu sehen bekommt. Die ersten zwei bis drei Jahre seines Lebens verbringt er verborgen als Larve unter Wie kommt es, dass plötzlich eine Käferart neu in der Rinde von frisch abgestorbenen oder gefällten Hessen auftaucht? Noch im Jahr 2002 lag das be- Bäumen. Danach verpuppt er sich und lebt als kannte Verbreitungsgebiet des Scharlachkäfers im öst- geschlüpfter Käfer noch etwa ein ¾ Jahr versteckt, lichen Mitteleuropa sowie in Nord- und Osteuropa. bevor er sich im Frühjahr fortpflanzt. Für die Ablage Die einzigen bekannten deutschen Vorkommen be- der Eier suchen sich die Weibchen geeignete tote fanden sich im Südosten Bayerns. Diese bayerischen Baumstämme und der Zyklus beginnt von vorne Populationen waren die am westlichsten gelegenen (BUSSLER 2002). Larven und ausgewachsene Schar- Fundpunkte in Mitteleuropa und stellten somit hier lachkäfer ernähren sich von wirbellosen Tieren, von die westliche Arealgrenze der Art dar (BUSSLER 2002). Pflanzen- und Pilzmaterial (HORÁK 2011). In 2003 und den Folgejahren wurde jedoch eine Scharlachkäfer-Population in Baden-Württemberg 2012 entdeckte ein Käferexperte den Scharlachkäfer bei Rastatt nachgewiesen (REIBNITZ 2008). Außer- erstmals in Hessen. Daraufhin beauftragte Hessen- dem gelangen neben den Käferfunden in Hessen Forst FENA (heute HLNUG Abteilung Naturschutz) eine Untersuchung des seltenen Käfers und wies ihn 6
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 2012 auch Nachweise in der Nähe von Eindhoven in den Niederlanden (NOORDIJK et al. 2013). Es folgten Funde bei Nauen in Brandenburg (MAINDA 2014), in Belgien (CREVECOEUR et al. 2017) und in Hamburg (HÖRREN & TOLKIEHN 2016). Diese unerwartete Ent- wicklung lässt sich noch nicht abschließend erklären. Was das Auftauchen des Scharlachkäfers in Hessen betrifft, so hält Schaffrath (2012) es für durchaus wahrscheinlich, dass Individuen aus der baden- württembergischen Population mit Treibholz bei einem Hochwasser den Rhein hinab nach Hessen gelangt sein und sich dann hier angesiedelt haben Abb. 4: Unter der Rinde der gefällten Stämme leben die Lar- könnten. ven des Scharlachkäfers. © Ulrich Schaffrath Grüner Kobold wiedergefunden Seit 1917 wurde erstmals wieder das in Anhang und Luftverschmutzung naheliegend (SAUER 2000, II der FFH-Richtlinie gelistete Grüne Koboldmoos MEINUNGER & SCHRÖDER 2007, ECKSTEIN 2007). Für (Buxbaumia viridis) in Hessen nachgewiesen. Dieses HACHTEL et al. (2003) ist die Hauptursache für den ungewöhnliche Moos besitzt ca. 1 mm große Moos- Rückgang von Buxbaumia viridis der starke Rück- pflänzchen (Gametophyt), worauf ein ca. 1 cm gang von alten, natürlichen und halbnatürlichen großer Stiel mit einer meist olivgrünen Kapsel (Spo- Nadelwäldern im Rahmen des Waldumbaus zu Laub- rophyt) wächst. Hauptsächlich bevorzugt das Moos wald sowie deren forstliche Übernutzung, da sich als Wuchsort morsches Holz und dickere Stämme hierbei das Mikroklima ihrer Wuchsorte verändert. in luftfeuchten und niederschlagsreichen Gebieten. In Deutschland gilt die Art als „stark gefährdet“. Entwässerung und Trockenlegungen, die Meinunger In der Roten Liste der Moose Hessens wurde das & Schröder (2007) als eine der Hauptursachen für Grüne Koboldmoos noch im Sommer 2013 als „aus- den Rückgang der Art ansehen, dürften vor allem gestorben oder verschollen“ eingestuft (DREHWALD in tieferen Lagen eine Rolle spielen und könnten für 2013), bevor dem Mooskundler Uwe Drehwald das heutige Fehlen von Buxbaumia viridis im Frank- im Herbst 2013 der erste Nachweis in Hessen im furter Stadtwald verantwortlich sein. Nationalpark Kellerwald-Edersee nach fast 100 Jahren gelang. Nach diesem Fund wurden 2014 und 2016 im Auftrag des HLNUG landesweite Erfassungen von Buxbaumia viridis durchgeführt und gezielt nach bisher unentdeckten Vorkommen gesucht. Es konnten drei Vorkommen von Bux- baumia viridis nachgewiesen werden, zwei Vorkom- men im Nationalpark Kellerwald-Edersee und eines im Odenwald (DREHWALD 2016). Über die Ursachen des deutlichen Rückgangs von Buxbaumia viridis kann nur spekuliert werden. Hierzu liegen keine speziellen Untersuchungen vor. Da der Rückgang sich in den letzten 100 Jahren voll- Abb. 5: Nach fast 100 Jahren wurde das Grüne Koboldmoos zogen hat, ist ähnlich wie bei vielen epiphytischen (Buxbaumia viridis) in Hessen im Nationalpark Keller- Moosen ein Zusammenhang mit saurem Regen wald-Edersee wieder nachgewiesen. © Andreas Opitz 7
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Kassel Marburg Gießen Fulda Frankfurt a.M. Wiesbaden Darmstadt Nachweis der Östlichen Moosjungfer 2017 Abb. 8: Die aktuelle Verbreitung der Östlichen Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons) in Hessen (links); Ein Männchen mit der typi- schen blauschwarzen Hinterleibsfärbung und schwarzen Flügelmalen © Benno v. Blanckenhagen (rechts) Die Östliche Moosjungfer – nach über 100 Jahren zurück in Hessen Die Östliche Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons (BURMEISTER, 1839)), die in der Ordnung der Libellen (Odonata) zu der Unterordnung der Großlibellen (Anisoptera) und zur Familie der Segellibellen (Libellulidae) gehört, konnte nach über 100 Jahren wieder in Hessen nachgewiesen werden. Es handelt sich dabei um eine streng geschützte Art gemäß dem Anhang IV der FFH-Richtlinie, die in der Roten Liste Deutschlands als „vom Aussterben bedroht“ einge- stuft wird. Die Östliche Moosjungfer gilt als eine der seltensten Libellenarten Europas. Aktuell kommt die Östliche Moosjungfer in Deutschland nur in Mecklenburg- Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen und Bayern vor. In Hessen wurde eine bodenstän- dige Population letztmalig 1901 im Raum Kassel beobachtet. Bei einem Geländetermin mit dem Gut- achter B. v. Blanckenhagen im Juli 2017 an einem Gewässer bei Frankfurt ist die Östliche Moosjung- fer, die eine Körperlänge von max. 40 mm und eine Abb. 6: Schlupf einer Östlichen Moosjungfer (Leucorrhinia Flügelspannweite von bis zu 60 mm besitzt, überra- albifrons); die Flügel sind dabei, sich zu entfalten. schend wiederentdeckt worden. Zurück bleibt die leere Exuvie. © Benno v. Blancken- hagen 8
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Das Besondere an dieser Beobachtung liegt darin, Die Abteilung Naturschutz des HLNUG wird die dass nicht nur adulte Tiere gesichtet wurden. Funde wiederentdeckte Art in den nächsten Jahren weiter der bei der Häutung der Larven zurückbleibenden beobachten und Monitoring-Aufträge zum Schutz Hüllen zeigen, dass auch in Hessen eine reprodu- der Art vergeben, damit die Östliche Moosjungfer zierende Population existiert. Wie viele andere weiterhin in Hessen erhalten bleibt. Libellen-Arten benötigt auch Leucorrhinia albifrons aus dem Wasser ragende Schilfhalme oder Binsen, worauf sie sich gerne niederlässt. Die Dicke Trespe ist nicht länger verschollen Im Auftrag von Hessen-Forst FENA (heute HLNUG Abteilung Naturschutz) konnte von Petra Schmidt und ihren Kollegen im Jahr 2014 die Dicke Trespe (Bromus grossus) in Hessen, in der Gemeinde Mörlenbach und bei der Stadt Hep- penheim, wieder nachgewiesen werden. Die zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehörende Dicke Trespe oder auch Spelztrespe ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt und gilt laut aktueller Fassung der Roten Liste (HEMM et al. 2008) in Hessen als „Verschollen“. Das einjäh- rige Gras keimt im Herbst, überwintert und blüht im Juni des folgenden Jahres. Es gilt als häufige Begleitpflanze auf Äckern mit Dinkel, wurde aber auch zwischen Weizen, Gerste, Roggen und Ein- korn beobachtet. In Deutschland gilt die Trespe als „vom Aussterben bedroht“, in Hessen galt sie lange Zeit als „verschollen“. Damit hat Deutsch- land und somit Hessen eine hohe Verantwor- tung für die Erhaltung der Art. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist eine extensive, bodenschonende oder pfluglose Ackerbewirtschaftung mit winter- getreidebetonter Fruchtfolge und Verzicht auf Gräser-Herbizide und Saatgutreinigung eine wesentliche Voraussetzung zum Erhalt und zur För- derung von Bromus grossus. Abb. 9: Dicke Trespe (Bromus grossus) (Foto: PLÖN) Fazit: Genauer Hinschauen lohnt sich! Deutlich verbesserte Umweltbedingungen und vor arten mit geringer Größe oder sehr versteckter allem die intensive Beschäftigung mit den Arten Lebensweise kommen wir auch in Mitteleuropa der Anhänge der europäischen Fauna-Flora-Habitat- nur mit großer Aufmerksamkeit und professioneller Richtlinie sind Gründe für die spannenden Neu- und Suche auf die Spur. Doch wie die vorangegangenen Wiederfunde von seltenen Arten in Hessen. Vielen Beispiele zeigen, kann sich die Suche auch in Hessen der sehr schwer zu findenden Tier- und Pflanzen- lohnen! 9
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Literatur BINNER, U. (1997): Die Verbreitung des Fischotters (Lutra GRIESAU, A., ALLGEYER, P., BINNER, U., BOD, B., GRÜNWALD, M., lutra L.) in Mecklenburg-Vorpommern. – Natur Na- HAUBOLD, S., KALZ, B., KOCH, R., NEUBERT, F. WEBER, tursch. Mecklenb.-Vorpommern, 33: 3–41; Greifs- J. & W ÖLFEL , L. (2004): Empfehlungen zum wald. Schutz des Fischotters und seines Lebensraums BINNER, U.; HAGENGUTH, A. & HENLE, K. (1996): Raumnut- in Mecklenburg-Vorpommern. – Arbeitsgruppe zung und Dismigration des Fischotters. – Schr.-R. L.- „Semiaquatische Säugetieres des Landes Mecklen- Amt Umwelt Natur Mecklenb.-Vorpommern, 1996, burg-Vorpommerns“. – 49 S. (1): 43–47; Güstrow. HACHTEL, M., LUDWIG, G. & WEDDELING, K. (2003): Bux- BLUM, M., LANG, J. & HÄNEL, K. (2010): Die Wiederbe- baumia viridis (Moug. ex Lam. und DC.) Brid. siedlung Hessens durch den Fischotter – eine GIS- – In: PETERSEN, B., ELLWANGER, G., BIEWALD, G., basierte Modellierung. – Jb. 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Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 MAINDA, T. (2014): Nachweis des Scharlachkäfers Cucujus SCHAFFRATH, U. (2012): Gutachten zur gesamthessischen cinnaberinus (Scopoli, 1763) in Brandenburg (Cole- Situation des Scharlachkäfers (Cucujus cinnaberi- optera, Cucujidae) – Entomolog. Nachr. Ber., 58 (3): nus) in Hessen 2012 (Stand März 2014). – 25 S.; 313-315; Dresden. Gießen (Hessen Forst FENA). MEINUNGER, L. & SCHRÖDER, W. (2007): Verbreitungsatlas SCHAFFRATH, U. (2017): Gutachten zum Bundesmonito- der Moose Deutschlands. – Bd. 1–3; Regensburg ring 2017 des Scharlachkäfers (Cucujus cinnaberi- (Regensburg. Botan. Ges.). nus; Art der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie) MNUR – Ministerium für Umwelt, Naturschutz und in Hessen. – Gutachten im Auftrag des HLNUG, Raumordnung des Landes Brandenburg (Hrsg.) Gießen. (1999): Artenschutzprogramm Elbebiber und Fisch- SCHWAIGER, M. & WÖLFL, S. (2014): Gezielte Nachsuche otter: 51 S.; Potsdam. auf Hinweise zu Fischottervorkommen (Lutra lutra) NOORDIJK, J., COLIJN, E.O., TEUNISSEN, A.P.J.A. & VENDRIG, (Art des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie) in C.F.P. (2013). De vermiljoenkever: een voor Neder- Hessen in den Regionen Vogelsberg und Hersfeld- land nieuwe habitatrichtlijnsoort geeft aanwijzingen Rotenburg im Jahr 2014. – 20 S.; Gießen (Hessen- voor bosbeheer. – De Levende Natuur, 114: 187–190; Forst FENA). Amsterdam. STRAKA, U. (2008): Zur Biologie des Scharlachkäfers Cucu- REIBNITZ, J. (2008): Cucujus cinnaberinus sicher in Baden- jus cinnaberinus (Scopoli, 1763). – Beitr. Entomo- Württemberg (Coleoptera: Cucujidae). – Mitt. ento- faunistik, 8: 11–26; Wien. mol. Ver. Stuttgart, 43: 16; Stuttgart. UBA – Umweltbundesamt (2011): Stickstoff – Zuviel des SAUER, M. (2000): Buxbaumiaceae. – In: NEBEL, M. & Guten? – 42 S.; Dessau-Roßlau (UBA). [URL:http:// PHILIPPI, G.: Die Moose Baden-Württembergs. – www.umweltbundesamt.de/publikationen/ Bd. 1: 90–97; Stuttgart (Ulmer). stickstoff-zuviel-des-guten] S CHÄFER -V ERWIMP , A. (1995): Erstnachweis von Orthotrichum rogeri für Südwestdeutschland. – Herzogia, 11: 81–92; Halle. 11
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Hessischer Umwelt-Zahlenspiegel A. Gewässerüberwachung in Hessen Gewässeruntersuchungen sind Grundlage für die ord- Die Überwachung der Gewässerbeschaffenheit nungsgemäße Bewirtschaftung der Gewässer sowie und die Bewertung des chemischen Zustands den Schutz der Gewässer als Bestandteil des Natur- gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie haushaltes. Zunehmende Ansprüche an die ober- und (EU-WRRL) in Hessen erfolgt an den größeren Ge- unterirdischen Gewässer erfordern einen umfassenden wässern in Hessen wie Main, Nidda, Kinzig, Werra, Gewässerschutz mit einer laufenden Überwachung Lahn, Fulda und wegen der besonderen Belastungs- der Gewässer. Die Bereitstellung der hierfür benö- situation im Schwarzbach (Ried) durch Messstati- tigten quantitativen und qualitativen Daten bedingt onen. Hier werden physikalisch messbare Parameter die Einrichtung von umfangreichen Messnetzen. kontinuierlich, d. h. minütlich bzw. halbstündlich registriert und es wird kontinuierlich Probenwas- In Hessen werden betrieben/untersucht: ser für die spätere chemische Analyse entnommen. Um den chemischen Zustand auch der kleineren Ge- 108 Pegel an oberirdischen Gewässern zur Erfassung des Wasser- wässer zu erfassen, werden darüber hinaus an 251 UVCPFGUWPFFCTCWUCDIGNGKVGVFGU#DƂWUUGU Messpunkten sowohl umfangreiche physikalische als 75 Niederschlagsmessstellen auch quantitative und qualitative chemische Untersu- 7 Messstellen zur kontinuierlichen Erfassung der Beschaffen- chungen durchgeführt. Diese Messstellen liefern zwar heit oberirdischer Gewässer eine geringere Informationsdichte als die Messstati- 251 Messstellen zur stichprobenhaften Erfassung der onen, umfassen dafür aber ein dichtes Messstellen- Beschaffenheit oberirdischer Gewässer netz, das gleichmäßig über die Fläche Hessens verteilt 94 Messstellen zur stichprobenhaften Erfassung der Beschaf- fenheit von Seen ist und je nach Situation bei negativer Entwicklung der Güte einzelner Gewässer bzw. in deren Teilein- 910 Grundwassermessstellen zur Erfassung des Wasserstandes sowie 67 Quellschüttungsmessstellen, davon zugsgebieten regional durch zusätzliche Messstellen verdichtet werden kann. 351 Grundwassermessstellen zur Erfassung der Wasserbeschaf- fenheit > operative Messstellen (gemäß EU-WRRL) zur Erfassung von Die Beschaffenheit von Seen wird an 94 Messstellen 1.200 Fischen, Fischnährtieren, Algen und/oder WCUUGTRƂCP\GPKP überwacht. Die Bewertung des ökologischen Zustands Fließgewässern gemäß EU-WRRL erfolgt in erster Linie anhand der im Gewässer vokommenden Fauna und Flora. Die Für alle Messstellen hat das HLNUG gemäß § 57 Einzelergebnisse dieser Untersuchungen sind unter Hessisches Wassergesetz die Aufgabe, die quantita- http://wrrl.hessen.de einsehbar. Sowohl hier als tiven und qualitativen Gewässerdaten zu erfassen, auch unter http://www.flussgebiete.hessen.de zu sammeln, fortzuschreiben und fallweise zu veröf- sind zahlreiche weitere Informationen zur Umsetzung fentlichen. Die Daten werden nach unterschiedlichen der EU-WRRL zu finden. Ziel der Gewässerüberwa- Gesichtspunkten und mit verschiedenen Techniken chung ist somit einerseits Langzeitwirkungen zu beo- erfasst und in die jeweiligen Datenbanken einge- bachten, andererseits kurzfristige Änderungen der Ge- stellt. Die der Erfassung des Wasserstandes an den wässerbeschaffenheit frühzeitig zu erkennen. Fließgewässern dienenden Pegel sind zum Groß- teil (97) über Einrichtungen zur Datenfernübertra- Der quantitative Grundwassermessdienst wird gung mit einer zentralen Datenbank verbunden. im Auftrag der Regierungspräsidien von Beobachtern Damit stehen die Daten zeitnah zur Verfügung. Bei vorgenommen, die überwiegend im Wochenturnus Überschreitung eines vorgegebenen Wasserstandes Einzelmessungen im Hinblick auf Grundwasserstand wird automatisch eine Hochwasserwarnung an die und Quellschüttung durchführen. Nur in einigen Fäl- für den Hochwasserwarndienst zuständigen Behör- len werden überall dort, wo aus hydrogeologischen den abgegeben. Die Öffentlichkeit kann sich auch Gründen der Grundwasserspiegel in Beobachtungs- über das Internet (http://www.hlnug.de) über rohren oder die Schüttung von Quellen starken die Wasserstände hessischer Gewässer informieren. Schwankungen unterworfen sind, die entspre- chenden Messgrößen kontinuierlich mittels konven- Die Niederschlagshöhen werden an den 75 Mess- tioneller Schreibgeräte und/oder mittels Datenlogger stellen des landeseigenen Niederschlagsmessnetzes registriert. Aus 351 Grundwassermessstellen und ermittelt. Derzeit sind 50 Messstellen mit Datenfern- Quellen werden Proben genommen. Die chemische übertragung ausgerüstet, deren Werte digital in eine Analyse dient der Bewertung des Ist-Zustandes der zentrale Datenbank übermittelt werden. Dort stehen Grundwasserbeschaffenheit und der Prognose der sie u.a. für Hochwasservorhersagemodelle und für die zukünftigen Entwicklung unter dem Einfluss anthro- Internetdarstellung zur Verfügung. pogener Wirkfaktoren. 12
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 1. Hydrologische Daten nach Messstellen °C Lufttemperatur 25 20 15 10 Frankfurt/M.- Flughafen 5 0 -5 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 mm Niederschlag 200 Hofgeismar - 150 Beberbeck 100 Marburg - Lahnberge 50 Schotten - Eichelsachsen 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 Mio m³ Talsperreninhalt 200 160 Edertalsperre 120 80 Diemeltalsperre 40 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 m³/s Abfluss 50 Helmarshausen/ Diemel 40 Rotenburg/Fulda 30 Aßlar/Dill 20 Marburg/Lahn Hanau/Kinzig 10 Bad Vilbel/Nidda 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 13
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 m unter Gelände Grundwasserstand 0 Weissenborn -2 Bracht -4 Schwalbach -6 Kath. Willenroth -8 Bauschheim -10 Langstadt -12 Lampertheim -14 Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2. Gewässerbelastung nach Messstellen und Komponenten m/gl Sauerstoff 14 Bischofsheim/ 12 Main 10 Oberbiel/Lahn 8 Witzenhausen/ Werra 6 Wahnhausen/ 4 Fulda 2 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 Periode m/gl Wassertemperatur 24 Bischofsheim/ 20 Main Oberbiel/Lahn 16 Witzenhausen/ 12 Werra 8 Wahnhausen/ Fulda 4 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 Periode 14
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 m/gl Gesamt-N 6 Bischofsheim/ 5 Main Oberbiel/Lahn 4 Witzenhausen/ 3 Werra 2 Wahnhausen/ Fulda 1 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 Periode m/gl NO³-N 6 Bischofsheim/ 5 Main Oberbiel/Lahn 4 Witzenhausen/ 3 Werra 2 Wahnhausen/ Fulda 1 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 Periode m/gl Gesamt-P 0,25 Bischofsheim/ Main 0,20 Oberbiel/Lahn 0,15 Witzenhausen/ Werra 0,10 Wahnhausen/ Fulda 0,05 Wiesbaden- Mainz/Rhein 0,00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 Periode * Periode 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 01.01.18 15.01.18 29.01.18 12.02.18 26.02.18 12.03.18 26.03.18 09.04.18 23.04.18 07.05.18 21.05.18 04.06.18 18.06.18 15
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Messwerte Wasser http://www.hlnug.de/?id=473 Wir überwachen die Gewässer in Hessen. Viele gewässerkundliche Messstellen, sowie Sondermesspro- gramme und die Daten Dritter liefern die notwendigen Informationen. Die aufbereiteten Daten dieses gewässerkundlichen Datenpools stellen wir Ihnen auf unserer Homepage aktuell zur Verfügung. Dort M·PPGP5KGUKEJ½DGT9CUUGTUV¥PFG&WTEJƂWUU9CUUGTVGORGTCVWT)TWPFYCUUGT0KGFGTUEJNCI#DƂWUU und Wasserstandsvorhersagen sowie sowie über physikalische, chemische und biologische Gewässergüte- Parameter informieren. 16
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 B. Die Luftqualität in Hessen Zur kontinuierlichen Überwachung der Luftqua- Sowohl die Aufteilung Hessens in Ballungsräu- lität betreibt das Hessische Landesamt für Na- me und Gebiete nach 39. BImSchV als auch die turschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ein Standorte der Luftmessstationen sind der fol- landesweites Messnetz mit rund 35 Luftmess- genden Übersichtskarte zu entnehmen. stationen. Die Verpflichtung zur landesweiten Immissionsüberwachung ergibt sich aus den EG- Luftqualitätsrichtlinien, welche durch die 39. BImSchV (Verordnung über Luftqualitätsstan- dards und Emissionshöchstmengen) in deutsches Recht umgesetzt sind, und durch das Bundes- Immissionsschutzgesetz (BImSchG) selbst, das seit 1974 die rechtliche Grundlage für die Luft- reinhaltung in Deutschland, so auch in Hessen, darstellt. Die automatisierten Stationen des Luftmess- netzes sind mit Analysegeräten für gasförmige Schadstoffkomponenten und für Feinstaub, und mit Messgeräten zur Erfassung meteorologischer Einflussgrößen ausgestattet. Die ermittelten Da- ten werden direkt an die Messnetzzentrale im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie nach Wiesbaden übertragen. Von dort aus werden die Daten über verschiedene Medien wie z. B. Info-Telefon, Videotext und In- ternet zeitnah veröffentlicht, damit sich Interes- sierte aktuell informieren können. Darüber hinaus dienen die Messdaten der landes- weiten Überwachung der Luftqualität und sind Für die Komponenten Stickstoffmonoxid (NO), eine wesentliche Grundlage für die hessische Stickstoffdioxid (NO2), Ozon (O3), Schwefel- Luftreinhalteplanung, deren Ziel das Erreichen dioxid (SO2), Feinstaub (PM10) und Feinstaub und Einhalten anspruchsvoller Luftqualitätsziele (PM2,5), Benzol/Toluol/Xylol (BTX), Kohlen- ist. monoxid (CO) und Lufttemperatur sind auf den folgenden Seiten je eine Verlaufsgrafik und Aktuelle Informationen zur Luftqualität erhält man eine Tabelle der Monatsmittelwerte für den zu- über folgende Medien: rückliegenden Zeitraum von zwölf Monaten • Info-Telefon des HLNUG: 0611/6939-666 (Ansage) dargestellt. Mittels dieser Darstellungen lässt • Videotext des HR 3: Hessentext: Tafeln 160–168 sich pro Komponente ein vollständiger Jahres- (akt. Messwerte), Tafeln 174–178 (Wetterdaten) gang verfolgen. In den Darstellungen sind die • Internet: http://www.hlnug.de Konzentrationswerte der Luftschadstoffe je- weils in der Einheit „Mikrogramm pro Kubik- meter Luft“ (μg/m3) angegeben. Für Kohlenmono- Die Messstationen sind entsprechend ihrer xid (CO) gilt die Einheit „Milligramm pro Kubik- Standortcharakteristik in drei Gruppen unterteilt: meter Luft“ (mg/m3). Die gemessenen Feinstaub- fraktionen PM10 und PM2,5 beinhalten Partikel z Luftmessstationen in Städten mit einem Durchmesser kleiner oder gleich 10 bzw. 2,5 Mikrometer (μm). S Luftmessstationen an Verkehrsschwerpunkten Luftmessstationen im ländlichen Raum 17
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Monatsmittelwerte – Stickstoffmonoxid (NO) in μg/m³ μg/m³ Stickstoffmonoxid (NO) 80 Kassel-Mitte 60 Wetzlar Frankfurt - Höchst 40 Michelstadt 20 Spessart Wiesbaden- 0 Ringkirche Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 Monatsmittelwerte – Stickstoffdioxid (NO2) in μg/ m³ μg/m³ Stickstoffdioxid (NO²) 60 Kassel-Mitte 50 Wetzlar 40 Frankfurt - Höchst 30 Michelstadt 20 Spessart 10 Wiesbaden- 0 Ringkirche Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 Monatsmittelwerte – Ozon (O3) in μg /m³ μg/m³ Ozon (O³) 120 Kassel-Mitte 100 Wetzlar 80 Frankfurt - Höchst 60 Michelstadt 40 Spessart 20 0 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 18
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Monatsmittelwerte – Schwefeldioxid (SO2) in μg/ m³ μg/m³ Stickstoffmonoxid (NO) 80 Kassel-Mitte 60 Wetzlar Frankfurt - Höchst 40 Michelstadt 20 Spessart Wiesbaden- 0 Ringkirche Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 Monatsmittelwerte – Feinstaub (PM2,5) in μg/ m³ μg/m³ Feinstaub (PM2,5) 30 Bad Arolsen Gießen- Westanlage 20 Frankfurt - Friedb.- Landstraße 10 Wiesbaden- Ringkirche 0 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 Monatsmittelwerte – Feinstaub (PM10) in μg/ m³ μg/m³ Feinstaub (PM10) 40 Kassel-Mitte Wetzlar 30 Frankfurt - Höchst 20 Michelstadt Fürth/Odenwald 10 Frankfurt- Friedb.- Landstraße 0 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 19
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Monatsmittelwerte – Benzol/Toluol/Xylol (BTX) in μg/ m³ μg/m³ Benzol/Toluol/Xylol (BTX) 5 Benzol Wetzlar Toluol Wetzlar 4 m-/p-Xylol Wetzlar 3 Benzol Darmstadt- Hügelstraße 2 Toluol Darmstadt- Hügelstraße 1 m-/p-Xylol Darmstadt- Hügelstraße 0 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 Monatsmittelwerte – Kohlenmonoxid (CO) in mg/m³ μg/m³ Kohlenmonoxid (CO) 1,0 Kassel- Fünffenster- 0,8 straße 0,6 Raunheim Darmstadt 0,4 Wiesbaden- 0,2 Ringkirche 0,0 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 Lufttemperaturen an drei hessischen Messstationen: Monatsmittelwerte – Temperatur in °C μg/m³ Temperatur 25 20 Kassel 15 Wetzlar 10 5 Michelstadt 0 -5 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2017 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2018 2018 2018 20
Hessischer Umwelt-Monitor 4/2018 Messwerte Luft http://www.hlnug.de/?id=445 5CWDGTG.WHVKUVXQPITWPFNGIGPFGT$GFGWVWPIH½T/GPUEJGP6KGTGWPF2ƂCP\GP&CU*.07)DGVTGKDVGKP landesweites Messnetz mit über 35 Luftmessstationen und ist zuständig für die Beurteilung der Luftqua- lität in Hessen. Auf unseren Luftmesswerte-Seiten werden die ermittelten Daten zeitnah veröffentlicht. Dort können Sie sich über die aktuellen Messwerte von Ozon, Stickstoffoxiden, Feinstaub und anderen Luftschadstoffen informieren sowie Recherchen zu diesen Daten durchführen. 21
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