HIER MACHT HOLZ DAS RENNEN - Haudenschild Holzbau AG
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28 Wir HOLZBAUER | 6.2018 HIER MACHT HOLZ DAS RENNEN Es war eine «Leistungsschau der E-Mobilität» und ein Volksfest für die Zürcher. So urteilte die «Neue Zürcher Zeitung» nach dem ersten Julius Bär Zürich E-Prix. Das Rennen war eingebettet in eine Infrastruktur aus Holz, die wie die Szene der E-Mobilität auf Nachhaltigkeit setzt. Aber nicht nur deshalb machte der Holzbau am Zürcher Seeufer das Rennen. TEXT SANDRA DEPNER | PLAN UND FOTOS SWISS E-PRIX OPERATIONS AG, SANDRA DEPNER Die Boxengasse (links) erstreckt sich über die ganze Länge des Hafens Enge. Über den zehn Teamgaragen befindet sich die Tribüne für 1000 Zuschauer. Der erste Zürich E-Prix am 10. Juni 2018 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist auch Holzbauingenieur und profitiert war gleichzeitig auch die erste Austra- im Jahr 1955 zurück, bei dem 83 Zuschau- heute von der Erfahrung, die er zuvor in gung der weltweit erfolgreichen elek- er getötet wurden. der Geschäftsleitung des Thurgauer Mes- trischen Rennserie «FIA Formel-E- Bereits im Vorfeld rechnete der se- und Eventbauers Nüssli gesammelt Meisterschaft» auf Schweizer Boden. Veranstalter Pascal Derron von Swiss hatte. Beim Zürich E-Prix tritt Derron Zwanzig Elektroboliden heizten mit bis E-Prix Operations AG mit einem grossen zudem in die Rolle des Architekten und zu 220 km/h auf der knapp 2,5 Kilometer Andrang am Renntag. Er sollte Recht be- Planers. Geht es nach ihm, soll die For- langen Rennstrecke um die Kurven. Für halten: Geschätzt 160 000 Besucher sol- mel-E ab sofort jährlich in der Schweiz viele der Zuschauer muss es das erste Mal len sich auf dem Rennsportgelände «Al- stattfinden. gewesen sein, dass sie überhaupt einen lianz E-Village» am Zürcher Mythenquai Rennzirkus in der Schweiz erlebten. Mit getummelt haben. Wer nicht vor Ort war, Holz-, Stahl-, Zelt- dem Zürich E-Prix 2018 fand nämlich konnte das Rennen live im Fernsehen oder Gerüstbau? erstmalig nach mehr als 60 Jahren wieder oder Internet verfolgen. Aus Sicht des Holzbaus sind drei der tem- ein Rundstreckenrennen in der Schweiz Mit dem Entscheid vom 5. Oktober porären Baumassnahmen von Interesse statt. Erst 2016 lockerte der Bundesrat 2017 ermöglichte der Zürcher Stadtrat (siehe Plan): die Hospitality-Einheit «Fly- das Verbot von Rundstreckenrennen. die Durchführung des Zürich E-Prix. Over Bridge», die Boxengasse mit Hospi- Dieses geht auf den tragischen Unfall Derron ist nicht nur der Veranstalter. Er tality namens «Poleposition Lounge» und
BAUEN 29 eine weitere Hospitality-Einheit namens hältnisse im städtischen Umfeld er- «E-Cube». Dass diese schliesslich aus forderten einen hohen Vorfertigungs- Fichte und Tanne gebaut wurden, stand grad. Statikberechnung, Logistik und nicht von Anfang an fest. Sicher war, dass Montageplanung sowie Materialbeschaf- ein Beherbergungskonzept für total 1800 fung – alle Abklärungen mussten nahezu Menschen geschaffen werden sollte, ide- zeitgleich erfolgen. Mit fünf Wochen war alerweise dreistöckig. Die Materialwahl die Produktion der Boxengasse veran- war folglich offen. Somit gingen Stahlbau, schlagt. Für die anderen Bauten stand Gerüstbau, Zeltbau und Holzbau beim noch weniger Zeit zur Verfügung: vier ersten Julius Bär Zürich E-Prix ins Ren- Wochen für den knapp 17 Meter hohen nen. Sie mussten sich hinsichtlich der E-Cube und drei Wochen für die Produkti- Kriterien Kosten, Geschwindigkeit, Kom- on der Elemente der kleineren «Fly-Over Blick von unten auf den Treppenzugang zur Hospitality-Einheit «Fly-Over Bridge». plexität und Effizienz messen. Holz setzte Bridge». Auf der Baustelle arbeiteten die sich in allen Belangen durch und bescher- Monteure unter enormem Zeitdruck, te zwei Schweizer Holzbauunternehmen Auf- und Abbau erfolgte nach einem ge- den Auftrag: Die Blumer-Lehmann AG nauen Zeitplan, der über 50 Lastwagen aus Gossau (SG) produzierte alle Elemen- koordinierte. Innerhalb von acht Tagen ABB FIA FORMEL-E- te und führte den E-Cube sowie die Bo- musste die Montage des E-Cube über die CHAMPIONSHIP xengasse (Poleposition Lounge) aus, die Bühne gehen, drei Tage waren für die Bo- Die ABB FIA Formel-E-Champi- Haudenschild AG aus Niederbipp (BE) xengasse und zwei Tage für die Montage onship ist eine Strassenrennserie montierte die kleinere Einheit Fly-Over der «Fly-Over Bridge» veranschlagt. für Elektrofahrzeuge und die welt- Bridge. weit erste internationale Motor- Die Infrastruktur rund um die For- Busse und Autos sportkategorie für Einsitzer mit mel-E sollte CO2-neutral und gleich- erschweren die Montage vollelektrischem Antrieb. Die For- zeitig qualitativ hochwertig realisiert Für die kompletten Aufbauarbeiten am mel E bietet elektrisierende Kopf- werden. Schnelligkeit war ebenso ent- Mythenquai waren rund zwei Wochen an-Kopf-Rennen in den bedeu- scheidend – sowohl in der Produktion veranschlagt. Das Projekt stellte die Pla- tendsten Städten der Welt vor als auch in der Aufrichte. Zwischen Pro- nung und Logistik der Holzbauunterneh- den einzigartigen Stadtbildern jektstart und Montage lagen nur zwei men vor besondere Herausforderungen. von New York, Hongkong, Paris, Monate. Die beschränkten Platzver- Die meiste Zeit wurde im laufenden Be- Rom und Zürich. zuericheprix.ch A C B Drei der temporären Baumassnahmen wurden in Holz realisiert: (A) die Hospitality-Einheit «Fly-Over Bridge», (B) die Boxengasse «Poleposition Lounge» sowie (C) die grössere Hospitality-Einheit an der Startlinie «E-Cube». Die 2,5 Kilometer lange Rundstrecke beginnt beim Hafen Enge am Zürichsee, führt durch Zürichs Banken- und Nobelquartier bevor es nach einer scharfen Linkskurve wieder zurück zum See geht.
30 Wir HOLZBAUER | 6.2018 trieb gebaut. Erst 48 Stunden vor dem Startschuss wurden die Strassen der ge- planten Rennstrecke gesperrt. Das heisst, dass bis dahin bei normalem Strassenver- kehr, während Busse und Autos die Bau- stelle passierten, montiert wurde. Das Arbeiten unter diesen Bedingungen be- einträchtigte das Materiallager, den Montagezeitraum und die Nutzungen der vier Kräne, die zum Teil gleichzeitig ro- tierten. Auch beim Abbau musste alles schnell gehen. Noch am selben Abend nach dem Rennen wurde mit dem Abbau der Installationen begonnen – nach Der- rons Rechnung ging dieser um die 30 Pro- zent schneller vonstatten als der Aufbau. 2019 soll der Holzbau Für die Montage der Fly-Over Bridge waren zwei Tage geplant. wieder zum Einsatz kommen Mit mehreren Hundert Kubikmetern Holz kam im Rahmen der Infrastruktur ein nachhaltiger Baustoff bei der For- mel-E in Zürich zum Einsatz. Einmalig für den Rennsport. Bei einem Mal soll es für Veranstalter Derron nicht blei- ben. Er will auch wieder 2019 die Renn- boliden in der Schweiz sehen – beglei- tet von den selben Holzbauten, die dann wiederaufgebaut werden. Und vielleicht schafft es dann Daniel Buemi auf das Siegertreppchen. Der Schwei- zer Rennfahrer musste sich beim Zü- rich E-Prix 2018 mit dem fünften Platz zufriedengeben. Das Rennen machte der Brasilianer Lucas di Grassi. blumer-lehmann.ch, haudenschild.ch Acht Tage waren für die Montage des knapp 16 Meter hohen E-Cube vorgesehen. Von hier aus konnten die Gäste direkt auf die unter ihnen liegende Startlinie blicken. TEMPORÄRE INFRASTRUKTUR FÜR DEN ZÜRICH E-PRIX 2018 Projekt: Boxengasse mit Zuschauertribüne, Startgebäude «E-Cube» und Hospitality-Brücke «Fly-Over Bridge» Bauherrschaft: Swiss E-Prix Operations AG, Frauenfeld (TG) Architektur, Ingenieurleistung, Projekt- und Bauleitung: Pascal Derron Holzbau: Blumer-Lehmann AG, Gossau (SG); Haudenschild AG, Niederbipp (BE) Verwendetes Holz: Startgebäude E-Cube: 50 m3 Ständerholz, 408 m3 Brettschichtholz, 113 m3 Brettsperrholzplatten, 55 m3 Dreischichtplatten Catering-Gebäude: 2 m3 Ständerholz, 60,5 m3 Brettschichtholz, 15 m3 CLT-Platten, 18,5 m3 Dreischichtplatten Boxengasse: 94 m3 Ständerholz, 486 m3 Brettschichtholz, 171 m3 Brettsperrholzplatten Fly-Over Bridge: 180 m3 Brettschichtholz, 8 m3 Dreischichtplatten
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