HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter

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HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
20. Ausgabe | August 2021

HospizStern

      Menschen
      im Hospiz
  Trostpunkt für Trauernde          Was ist gutes Sterben?
  Gespräche auf dem Stadtfriedhof   Wir haben nachgefragt
HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
Wer das Hospiz besucht, schaut zuerst auf ein Gänseblümchen. Riesengroß ist die Blüte
und wunderschön. Die Nahaufnahme hat Thomas Reichardt gemacht. Seine Naturfotos
hängen seit Kurzem dauerhaft im Hospiz an der Lutter ausgestellt.

    Inhaltsverzeichnis                                            Spenden

                                                                  Kultur im Hospiz                                Seite 15
    Vorwort der 20. Ausgabe                       Seite 3
                                                                  Die neue Stiftung                               Seite 16

    Menschen im Hospiz                                            Spenden – aber wie?                             Seite 17

    Wir sind das Hospiz                           Seite 4                      Themenjahr „Was ist gutes Sterben?“

    Generationswechsel –                                                       Ein lebenswertes Leben bis zuletzt Seite 18
    Der neue Vorstand                             Seite 7
                                                                                Sterben in Zeiten von Corona     Seite 20
    Der Trostpunkt auf dem Stadtfriedhof          Seite 8
                                                                  Lesenswert
    Eine Tochter erzählt                          Seite 11
                                                                  Der Büchertisch von Frau Schneider              Seite 21

    Jeder stirbt für sich allein                  Seite 12        Lesetipps                                       Seite 22

    Resilienz – Immunsystem der Seele             Seite 14        Dank und Impressum                              Seite 23

2                                                                                                  HospizStern August 2021
HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
„Menschen im Hospiz“…
                          …lautet der Titel dieser Ausgabe des HospizSterns.
                          Einige dieser Menschen kommen darin zu Wort.

                             Ohne Menschen gibt es kein Hospiz – dann wären hier nur leere
                             Räume. Ein Hospiz lebt von den Menschen, die sich darin enga-
                             gieren – im Stationären und im Ambulanten Hospiz. Das Hospiz
                             an der Lutter ist mehr als nur Räume am Krankenhaus Neu-Ma-
                             ria-Hilf, es ist eine Bewegung, ein Engagement in der Mitte un-
                             serer Gesellschaft. Hospiz, das sind Menschen, die begleiten, zu-
                             hören, beraten, mitweinen, mitlachen, Menschen, die sich
                             anvertrauen, die pflegen, klären, mitaushalten, mitdenken, beten
                             und auch Menschen, die Zahlen im Blick haben, Rechnungen
                             überweisen, die Zeit oder Geld spenden…

                                        Und so ist ein Hospiz
                                        immer in Bewegung,
                                        Menschen kommen
                                        dazu, andere gehen,
                                        die Räume werden an-
                                        ders gestaltet, neue
                                        Ideen werden geboren
                                        – wie in diesem Früh-
                                        jahr der Trostpunkt, als
                                        weitere Form der Trau-
                                        erbegleitung und die
                                        Errichtung einer Hos-
                                        pizstiftung, um eine
                                        weitere Möglichkeit
                                        der finanziellen Unterstützung anzubieten. Die Zusam-
                                        mensetzung des Vorstands hat sich erneut verändert.
                                       „Was ist gutes Sterben?“ – diese Frage haben die Hos-
                                        pizverbände in Niedersachsen in diesem Jahr in den
                                        Mittelpunkt gestellt. Sie gibt Anlass zu Gesprächen und
                                        Kontroversen. Menschen, die sich in der Hospizbewe-
                                        gung engagieren, beschäftigt diese Frage im Innersten,
                                        und eine einfache, für alle gültige Antwort darauf gibt
                                        es nicht. Aber es ist gut, sich darüber auszutauschen,
                                        andere Vorstellungen, andere Wünsche zu erfahren. Las-
                                        sen Sie uns in der zweiten Jahreshälfte dazu miteinander
                                        ins Gespräch kommen – beim gemeinsamen Essen mit
                                        Freunden, beim Familientreffen, am Stand in der Innen-
                                        stadt, beim Welthospiztag, am Krankenbett…
                                                                             Ihre Elke Reichardt,
                                                            Vorsitzende des Hospiz an der Lutter

HospizStern August 2021                                                                          3
HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
Menschen im Hospiz
    Es gibt viele gute Gründe, sich für die Arbeit im Hospiz zu entscheiden

                                  An der Bettkante sitzen
                                  Nach Abschluss meiner Berufstätigkeit als Psychothera-
                                  peutin wollte ich diese berufliche Qualifikation auch in die
                                  ehrenamtliche Tätigkeit einbringen, für die ich mich seit
                                  inzwischen zehn Jahren engagiere: die Mitarbeit im Hos-
                                  piz.
                                  Es geht ums Zuhören und um einfühlsames Begleiten, „an
                                  der Bettkante sitzen“, wie es in einer Geschichte des Autors
                                  Peter Spangenberg heißt, ein Ohr haben für die Sorgen
                                  und Nöte der Hospizgäste, aber auch darum, die Freude
                                  über Erinnerungsfunde zu teilen und zu verstärken.
                                  Es geht ums Dasein für Spaziergänge im Hospizgarten, um
                                  Zeit haben zum Essen anreichen, für Gespräche mit Gästen
                                  und Zugehörigen, zum Singen und auch Beten und nicht
                                  zuletzt auch zum Austausch mit den Mitarbeitern des pro-
                                  fessionellen Teams.
                                  So ungewöhnlich es klingen mag: Die Begegnung und Aus-
                                  einandersetzung mit unheilbarer, schwerer Krankheit und
                                  Tod machen mein Leben reicher und lebendiger. Dafür bin
                                  ich dankbar.

                                  Gudrun Schiemann-Diepold, ehrenamtliche Mitarbeiterin

                        Den Tod aus der Tabuzone holen
                        Wenn ich erzähle, wo ich seit kurzem arbeite, sind die Reaktionen sehr unterschied-
                        lich. „Eine wichtige Aufgabe“, höre ich manchmal. Sogar „Das würde ich auch gern
                        machen“, hat jemand gesagt. Das ist allerdings die Ausnahme. Oft folgt erst einmal
                        Schweigen. Häufig bleibt es auch dabei. Keine Nachfrage – Themenwechsel. Das
                        zeigt, wie wichtig es ist, über unsere Arbeit zu reden, das Schweigen zu brechen,
                        zu kommunizieren, was diese Arbeit wichtig, wertvoll und gut macht.
                        Ich arbeite gern im Hospiz, weil ich den Menschen, für die das Hospiz da ist, Gehör
                        schenken und ihnen ein Sprachrohr sein kann. Die Hospizbewegung überzeugt
                        mich, und ich möchte mich für diese Haltung einsetzen. Dabei ist mir wichtig, das
                        Thema „Tod“ aus der Tabuzone zu holen. Ich habe nie verstanden, warum halb
                        Deutschland am Abend Krimis mit zig Toten anschaut, sich am Tag bei dem Thema
                        aber lieber wegduckt.

                        Eida Koheil, Öffentlichkeitsarbeit

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HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
Gut 30 hauptamtliche und mehr
           als 100 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
       und Mitarbeiter gehören zum Team. Was sind
       die Beweggründe, an diesem Ort zu arbeiten?
       Und warum arbeiten die Menschen gern hier?
                 Einige Antworten lesen Sie hier.
                                                                                Jeder Tag bringt
                                                                                neue Herausforderungen
                                                                                Als ich im Sommer 1998 mein Prakti-
                                                                                kum im damals noch jungen Stationä-
                                                                                ren Hospiz an der Lutter während mei-
                                                                                ner Krankenpflegeausbildung absolv-
                                                                                ierte, bekam ich einen Eindruck dieser
                                                                                wichtigen und gleichwohl spannenden
                                                                                Arbeit. Das was die Arbeit so spannend
                                Die letzte Zeit so schön                        macht ist, dass jeder Tag in der Zusam-
                                wie möglich gestalten                           menarbeit mit Gästen und Angehöri-
                                                                                gen neue Herausforderungen bringt.
                                Ich bin Alina Scharberth, 25 Jahre alt und
                                                                                Es gibt keine feste Tagesstruktur, außer
                                nun seit fast drei Jahren in der Hospizar-
                                                                                der, die die Gäste mit ihren Bedürfnis-
                                beit tätig – seit dem 1. April 2021 im Hospiz
                                                                                sen vorgeben.
                                an der Lutter hier in Göttingen. Warum
                                arbeite ich so gern im Hospiz – vor allem       Im Nachhinein beschreiben wir diese
                                im Hospiz an der Lutter? Es sind die Men-       Zeit als Pionierzeit der in Deutschland
                                schen, mein Team, die Warmherzigkeit            noch jungen Hospizarbeit. Denn viele
                                und das Füreinanderdasein. Es sind gleich-      organisatorischen Dinge, die heute
                                zeitig auch unsere Gäste, die mich häufig       ausgereifter sind, waren damals noch
                                beeindrucken und durch ihre Lebensge-           nicht so geregelt. Auch die Gesetzge-
                                schichte inspirieren. Die Pflege, die Ge-       bung hat viele finanzielle Dinge für
                                spräche oder einfach die Begegnungen            Gäste und Angehörige erleichtert.
                                mit Menschen, die am Ende ihres Lebens          Die Zeiten ändern sich, doch eins ist
                                stehen, sind ganz besonders. Ihnen ihre         geblieben: der intensive und würde-
                                letzte Zeit, die noch bleibt, so schön wie      volle Umgang mit Gästen und deren
                                möglich zu gestalten, das ist es, was ich       An- und Zugehörigen. Und auch der
                                gern mache und was mir sehr viel zurück-        Umgang der Mitarbeitenden im Hos-
                                gibt.                                           piz, sowohl der Ehrenamtlichen als
                                                                                auch der Hauptamtlichen, ist traditio-
                                                                                nell authentisch und fürsorglich. So er-
                                Alina Scharberth, Pflegerin
                                                                                lebe ich es.
                                                                                Und dass es so ist, gibt mir immer wie-
                                                                                der Kraft für die Arbeit – auch und ge-
                                                                                rade, wenn es mal schwierige Pflege-
                                                                                situationen gibt.

                                                                                Jens Eikemeier, Pfleger

HospizStern August 2021                                                                                               5
HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
Die familiäre Atmosphäre hier genieße ich sehr
    Ich habe mich 2002 im Hospiz beworben, weil ich den Hospizauftrag enorm wichtig
    finde. Und das nicht nur aus Sicht der Gäste und ihrer Angehörigen, sondern auch
    gesellschaftspolitisch.
    Bereits nach kurzer Zeit habe ich mich von einem tollen empathischen Team sehr
    gut aufgenommen gefühlt. Die familiäre Atmosphäre hier genieße ich sehr und
    weiß die Rahmenbedingungen dieser Arbeit sehr zu schätzen.
    Jeder im Hospiz ist bemüht, zum Erhalt dieser so wichtigen Einrichtung in seinem
    Bereich das Beste zu geben. Die Entscheidung, hier zu arbeiten, war auf jeden Fall
    die richtige. Ich bin sehr gern ein Teil dieser Aufgabe.

    Simone Rinke, Finanzverwaltung

        „Ich arbeite gerne im Hospiz, weil…?“
          Das ist eine Frage, auf die es meiner Meinung nach viele Antworten
          geben kann, auch wenn sie auf den ersten Blick schwer zu fassen sind.
          Von Menschen von außen wird das Hospiz oft als ein Ort des Sterbens
          gesehen. Große fragende Augen begegnen mir mit traurigem Blick,
          wenn ich Menschen von außen erzähle, dass ich im Hospiz arbeite. Ich
          bekomme Rückmeldung wie „Oh, das muss schwer sein“ oder „Das
          könnte ich nicht“.
          Für mich jedoch ist es auch ein Ort voller Freude, Wertschätzung, Würde
          und Fürsorge. Ein bunter Ort voller Menschen, Musik, Lachen und ge-
          meinsam verbrachter Zeit. Die Bedürfnisse unserer Gäste und zu Be-
          gleitenden stehen an erster Stelle, und alle können ein offenes Ohr für
          jegliche Belange finden. Die Zeit, die wir als Mitarbeiter mitbringen,
          und die Sicherheit, die wir geben können, sind dabei wichtige Aspekte.
          Sicherheit auf einem Weg voller Unsicherheiten, voller Sorgen und
          Ängste.
          Auch wenn wir uns innerhalb unseres Lebens seltener mit seiner End-
          lichkeit beschäftigen, ist es umso wichtiger, in diesem Prozess, der uns
          alle irgendwann betreffen wird, Ansprechpartner zu haben und einen
          Ort, auf den wir zurückgreifen können.
          Wir sind in diesem letzten Lebensabschnitt an der Seite der Menschen
          und ihren Zugehörigen, begleiten und unterstützen sie. Sowohl im Sta-
          tionären Hospiz als auch im Ambulanten Hospiz, zu Hause, im Pflege-
          heim oder im Krankenhaus. Um dies leisten zu können, sind wir auf
          die Hilfe unserer großartigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und
          Mitarbeiter angewiesen. Insgesamt sind wir ein Team unterschied-
          lichster Menschen, die die Arbeit im Hospiz umso mehr bereichern.
          Viele wunderbare Gründe, warum ich gerne im Hospiz arbeite und un-
          glaublich dankbar dafür bin.

          Katja Unland, Leiterin des Ambulanten Hospiz an der Lutter

6                                                               HospizStern August 2021
HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
Auch bei Jüngeren für Akzeptanz werben
                                    Generationswechsel im Vereinsvorstand

In den Vereinsvorstand des Hospiz an        richtung des Hospizes immer im Blick       nommen und sich im Bereich der Öf-
der Lutter sind Kim Ockershausen und        zu haben.                                  fentlichkeitsarbeit engagiert. „Im Vor-
Tatjana Wieland als neue Mitglieder                                                    stand möchte ich meine Fähigkeiten
gewählt worden. Dies war nötig ge-          Christine Petersen war dem Hospiz          einsetzen für den Erhalt und die Erwei-
worden, weil die Vorstandsmitglieder        über mehr als 25 Jahre verbunden. Im       terung der Akzeptanz und Wahrneh-
Christine Petersen und Prof. Dr. Peter      Vorstand war sie Ansprechpartnerin         mung des Hospizes in der Göttinger
Diepold ihre Ämter nach jahrelanger         für das Ambulante Hospiz.                  Öffentlichkeit, sowie die Förderung
verantwortungsvoller Tätigkeit nieder-      Mit den Nachfolgerinnen sind zwei          und Verbreitung des Hospizgedankens
gelegt hatten.                              Frauen in den Vorstand gewählt wor-        auch bei jüngeren Menschen“, sagt sie.
Prof. Peter Diepold hat sich enorm für      den, die sich seit langem für das Hospiz   Tatjana Wieland, ist dem Hospiz an der
das Hospiz an der Lutter engagiert. Un-     an der Lutter einsetzen. Kim Ockers-       Lutter seit dem Jahr 2018 als ehren-
ter anderem hat er die Homepage             hausen ist Lehrerin am Göttinger Max-      amtliche Mitarbeiterin eng verbunden.
www.hospiz-goettingen.de mit einem          Planck-Gymnasium. Sie ist dem Hospiz       Durch ihre eigenen Erfahrungen mit
umfangreichen Archiv zur Vereinsge-         durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit seit    Sterbenden und ihre christliche Über-
schichte aufgebaut und gepflegt.            sechs Jahren verbunden. Unter ande-        zeugung ist es Tatjana Wieland ein
Wichtig war ihm als Theologe beson-         rem hat sie Menschen im Stationären        persönliches Anliegen, den Hospizge-
ders, die geistliche und spirituelle Aus-   Hospiz begleitet, Abenddienste über-       danken weiter in die Gesellschaft zu
                                                                                       tragen. Die 52-Jährige arbeitet bei der
                                                                                       Sparkasse Göttingen. „Meine Fähigkei-
                                                                                       ten, Erfahrungen und mein Netzwerk
                                                                                       möchte ich dabei insbesondere dazu
                                                                                       einsetzen, dass sich das Hospiz weiter
                                                                                       etabliert und über die nötigen finan-
                                                                                       ziellen Grundlagen verfügt, um die Ar-
                                                                                       beit aktiv und innovativ zu gestalten“,
                                                                                       sagt sie.
                                                                                                                    Eida Koheil

                                                                                       Der neue Vorstand (v.l.): Elke Reichardt,
                                                                                       Christian Müller, Kim Ockershausen,
                                                                                       Uwe Roselieb, Susanne Fischer,
                                                                                       Tatjana Wieland und Marc Störmer.

HospizStern August 2021                                                                                                       7
HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
In der Trauer gemeinsam gehen
                           Auf dem Göttinger Stadtfriedhof bietet das Hospiz
                       am „Bogen der Erinnerung“ Gespräche für Trauernde an

Wo finde ich Trost in Zeiten der Kon-       barin, die einem freundlich zulächelt,     Stille unterbrechen. Entweder sitzt
taktbeschränkungen? In der Corona-          aber das ist nicht dasselbe, wie der       man zu zweit auf einer Bank oder geht
Pandemie ist es schwierig geworden,         Austausch mit Menschen, die selbst         gemeinsam in kleinen Runden über
Menschen in ihrer Trauer zu begleiten.      den Verlust eines nahestehenden Men-       den Friedhof. So kann es vorkommen,
Trauergruppen und Trauercafés sind          schen erlebt haben.                        dass die Bank leer ist, aber spätestens
geschlossen – aber die Sorgen sind                                                     zur halben oder vollen Stunde treffen
                                            Um den Austausch – mitunter auch
noch da. Um Trauernde nicht allein zu                                                  die Spaziergänger wieder ein.
                                            über ganz praktische Dinge, die gere-
lassen, ist auf dem Göttinger Stadt-
                                            gelt werden müssen – zu ermöglichen        Der Trauer Zeit geben
friedhof am „Bogen der Erinnerung“
                                            wurde der Trostpunkt ins Leben geru-
ein Trostpunkt entstanden. Ehrenamt-                                                   Diese begleiteten Spaziergänge sind
                                            fen. An einer Bank am „Bogen der Er-
liche Trauerbegleiterinnen des Hospiz                                                  nicht als therapeutische Angebote zu
                                            innerung“ erwarten zwei ehrenamtli-
an der Lutter sind dort für trauernde                                                  verstehen. Allenfalls stellen diese Be-
                                            che Mitarbeiterinnen des Hospizes, die
Menschen da. Draußen mit dem nöti-                                                     gegnung und dieser Ort eine Kontakt-
                                            zum Trostpunkt kommenden Men-
gen Abstand, aber nah an den Sorgen.                                                   möglichkeit dar, der Trauer Raum und
                                            schen. Deutlich erkennbar sind sie
                                            durch die orangefarbenen Regen-            Zeit zu geben und sie aussprechen zu
Orangefarbene Regenschirme
                                            schirme.                                   können.
Zurzeit haben trauernde Menschen
                                                                                       Den Mitarbeiterinnen geht es in den
wenige Möglichkeiten, ihren Schmerz         Der Ort ähnelt eher einem verwun-
                                                                                       Gesprächen um ein achtsames Zuhö-
mit anderen Trauernden zu teilen. Zwar      schenen Park als einem Friedhof. Ein
                                                                                       ren, dem Erspüren, was für den jewei-
gibt es Freunde oder die nette Nach-        Ort der Ruhe; es sind die Vögel, die die
                                                                                       ligen Menschen gerade jetzt so schwer,
                                                                                       ist sowie den Überlegungen, was ihm
                                                                                       guttun würde. Und ob es hilfreich sein
                                                                                       könnte, weitere Anlaufstellen zu ver-
                                                                                       mitteln, falls die Trauer zu belastend
                                                                                       ist. Oft geschieht es auch, dass es nicht
                                                                                       die Hospiz-Mitarbeiterinnen sind, die
                                                                                       Zuspruch geben, sondern es sind die
                                                                                       Trauernden selbst, die sich zuhören
                                                                                       und auch von eigenen, für andere hilf-
                                                                                       reiche Erfahrungen berichten.
                                                                                       Die Spaziergänge finden wöchentlich
                                                                                       statt, mal vormittags, mal nachmittags.
                                                                                       Die Termine werden auf der Homepage
                                                                                       www.hospiz-goettingen.de und in der
                                                                                       lokalen Presse veröffentlicht. Auf Pla-
                                                                                       katen an den Eingängen des Friedhofs
                                                                                       finden sich weitere Hinweise. Dort gibt
                                                                                       es auch einen Plan mit dem Weg zum
Christine Sichtmann, Barbara Ahlrichs und Heide Reinshagen (v. l.) stehen              Trostpunk. Die Stadt Göttingen unter-
für Trauergespräche auf dem Göttinger Stadtfriedhof zur Verfügung.                     stützt das Projekt und hat dafür einen

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HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
Zeichnung: Stadt Göttingen
                                              Standort „Trostpunkt“

Schaukasten am „Bogen der Erinne-
rung“ aufgestellt.                         „Das stärkt und gibt Trost zugleich“
Offenes Angebot
                                           Ulrike Albrecht ist schon mehrmals         chen konnte, mit welchen Schwierig-
„Das Hospiz an der Lutter möchte mit
                                           zum Trostpunkt gekommen, obwohl            keiten ich am Anfang, und nicht nur
 dem Trostpunkt ein verbindliches und
                                           der Tod ihres Angehörigen schon fast       am Anfang, zu kämpfen hatte. Selbst
 offenes Angebot schaffen, ohne die
                                           drei Jahre zurückliegt. Die ehrenamtli-    nach nahezu drei Jahren treten offene
 Hürden einer schriftlichen oder telefo-
                                           che Trauerbegleiterin Jutta Stubbe hat     Fragen auf, die mich berühren und
 nischen Anmeldung“, sagt Manja
                                           sie nach ihren Erfahrungen gefragt.        nicht loslassen. Vergeblich suche ich
 Schondorf-Denecke, Koordinatorin der
 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des       Hospiz: Frau Albrecht, warum kom-          nach Antworten. Im Trauercafé traf ich
 Ambulanten Hospizes.                      men Sie zum Trostpunkt?                    auf Menschen, die ebenso fragend und
                                           Ulrike Albrecht: Schon häufiger war ich    suchend sind. Ich spürte: Ich bin nicht
Trauerarbeit wird für Hospize leider                                                  allein. Hier kann ich weinen. Denn trotz
nicht finanziert, der Trostpunkt ist ein   beim Trauercafé vom Hospiz und habe
                                           dort sehr angenehme Erfahrungen ge-        vieler Schicksalsschläge bin ich noch
zusätzliches Angebot. „Wir sind froh,
                                           macht. Ich fühlte mich geborgen und        nie so tief in eine Trauer gefallen wie
dass unsere Ehrenamtlichen sich dieser
                                           verstanden, wenn ich von meiner Ein-       nach dem Tod meines Ehemannes.
wichtigen Aufgabe annehmen.“
                                           samkeit, meinem Schmerz und dem            Durch die Pandemie fielen die Treffen
              Jutta Stubbe | Eida Koheil   Verlust erzählte. Dass ich dort ausspre-   im Trauercafé schon seit langem völlig

HospizStern August 2021                                                                                                                              9
HospizStern - Trostpunkt für Trauernde Gespräche auf dem Stadtfriedhof Was ist gutes Sterben? Wir haben nachgefragt - Hospiz an der Lutter
Trauergespräche
                                                         Das Hospiz an der Lutter bietet trauernden Menschen auch ein
                                                         kostenfreies Angebot für Einzelgespräche an, unabhängig da-
                                                         von, ob der Verlust schon länger zurückliegt und ob eine Ver-
                                                         abschiedung möglich war oder nicht. Weitere Informationen
                                                         und Terminabsprache unter Telefon 0551 / 50343821.

                                                       Ulrike Albrecht und          Teils erleichtert, teils mitfühlend, mit-
                                                       Jutta Stubbe haben           unter aber auch aufgewühlt. Erleich-
                                                       sich auf dem Göttinger       tert, weil ich wieder spüre, ich bin nicht
                                                       Stadtfriedhof zum            allein. Hier treffen Menschen aufeinan-
                                                       Gespräch getroffen.          der, die gleiches empfinden und trotz-
                                                                                    dem auf sehr unterschiedliche Weise
                                                                                    ihre Trauer verarbeiten. Und alles an
                                                                                    Gefühlen und Formen der Trauer darf
                                                                                    sein, es gibt kein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘.
                                                                                    Keiner sagt, diese oder jene Art der
                                                                                    Trauer sei unmöglich, oder zu lang,
                                                                                    oder belächelt die Gefühle des anderen.
                                                                                    Auch die Wut, häufig ein stiller Beglei-
                                                                                    ter der Trauer, darf ausgesprochen wer-
                                                                                    den.
                                                                                    Mitfühlend, weil ich erlebe, dass die
                                                                                    Trauer in jedem Leben eines Menschen
                                                                                    etwas Einzigartiges ist. Sie reißt den
aus. Und das Zusammensein in der          bekam dort Mitgefühl und den Mut,         Boden unter den Füßen weg. Nichts ist
Gruppe, in dem liebevoll gestalteten      immer ein Stück nach vorn zu blicken.     mehr so, wie es einmal war, und es
und geschützten Rahmen, die Nähe zu                                                 kann auch niemals mehr wieder so
                                          Freilich sind die Spaziergänge etwas
den anderen Trauernden, hat mir schon                                               werden, wie es einmal war. Das muss
                                          anders als das Trauercafé, und sie sind
sehr gefehlt. Dann hörte ich von den                                                jeder Trauernde und jede Trauernde für
                                          letztlich auch kein Ersatz für jenes.
Spaziergängen auf dem Friedhof und                                                  sich annehmen und damit zu leben ler-
                                          Aber ich traf auch hier auf Menschen,
freute mich, dass das Hospiz nach                                                   nen – ein langer Weg.
                                          mit denen ich über die gleichen Fragen
neuen Möglichkeiten des Zusammen-                                                   Aufgewühlt, weil ich so viele unter-
                                          sprechen konnte, über die man weder
seins gesucht hat und diese nun auch                                                schiedliche und zum Teil sehr erschüt-
                                          mit den eigenen Kindern, den Ange-
anbietet. Und so kam ich zum Trost-                                                 ternde und unfassbare Schicksale zu
                                          hörigen noch mit Freunden reden
punkt.                                                                              hören bekomme. Ich sehe dann, was
                                          möchte, weil man sie in die eigene
Was hatten Sie erwartet?                  Trauer nicht mit hineinziehen möchte,     manchen Menschen zu tragen aufge-
Was haben Sie erlebt?                     vielmehr will man sie ja schonen. Die     bürdet worden ist und frage mich, wie
                                          Rundgänge sind insofern etwas ande-       kann das ein Mensch nur verkraften.
Etwas skeptisch war ich schon, dass die
                                          res als sie eine gewisse Lockerheit zu-   Aber hilfreich bei all dem Schweren,
Spaziergänge ein Ersatz für das Trau-
                                          lassen und es bei einem Treffen ver-      das zur Sprache kommt, ist die behut-
ercafé sein könnten. Ebenso skeptisch
                                          mehrt zu Einzelgesprächen mit             same Begleitung durch die ehrenamt-
war ich zunächst allerdings auch ge-
                                          unterschiedlichen Menschen kommt.         lichen Mitarbeiterinnen. Das stärkt
genüber einem Trauercafé: Kaffeetrin-
                                          Vielleicht könnte man in Zukunft bei-     und gibt Trost zugleich. Und so gehe
ken mit traurigen Menschen, denen
                                          des anbieten.                             ich mit der Vielfalt der Eindrücke dann
das Hospiz Abwechslung vom Trauer-
                                                                                    doch ganz erfüllt und ruhig wieder
alltag schenken möchte – ist das etwas    Mit welchen Gefühlen und Eindrücken
                                                                                    nach Hause.
für mich? Aber so war es ja nicht. Ich    sind Sie wieder nach Hause gegangen?                                  Jutta Stubbe

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Die Hände sind wieder frei ...
                           Kathrin Vogel hat ihre Mutter im Hospiz begleitet

Wenn sich die Tür zum Hospiz öffnet,      verständlich mit Kaffee und Kuchen        Ein Geschenk, das meiner Mutter am
bleibt das Lächeln der Pflegenden bei     versorgen, Türen öffnen, wenn Nähe        Ende wertvoller war als der heißge-
der Begrüßung hinter der Maske ver-       wichtig ist und geschlossene Türen res-   liebte gute Kaffee.
borgen, doch es ist spürbar in Worten     pektieren. Zugewandte Hände testen
und im Augenkontakt. Anstelle eines       mich klaglos jeden dritten Tag auf Co-    Es liegt auf der Hand
Handreichens haben die Hände Kon-         vid-19 und haben dabei meist Zeit für     Die Hände in den Schoß legen, um zu-
takt mit Desinfektionsmittel. Trotzdem    ein Gespräch.                             hören zu können, sich Zeit nehmen, ob-
sind Hände mein Sinnbild für die Zeit     Zu einem Ritual voller Nähe und wort-     wohl gerade viel zu tun ist, das habe
im Hospiz als nächste Angehörige.         loser Zuwendung hat sich die tägliche     ich als sehr kostbar und hilfreich erlebt
Helfende Hände nehmen mir die Last        Fußmassage entwickelt, Streichelein-      in einer auch privat so kontaktarmen
der unmittelbaren Pflege und Versor-      heiten begleitet vom duftenden Ros-       Corona-Zeit. Diese Menschen, egal mit
gung meiner Mutter ab, die zuvor ich      marinöl. Die Idee und die erste Mas-      welcher pflegerischen, leitenden, me-
getragen habe. Auf einmal sind die ei-    sage verdanken wir auch den               dizinischen, sozialarbeiterischen oder
genen Hände wieder frei, haben Zeit,      pflegenden Händen einer Schwester.        geistlichen Aufgabe sie betraut sind,
um Hand zu halten mit diesem gelieb-                                                haben sich eingelassen auf mich, konn-
ten Menschen.                                                                       ten abwarten und sorgsam wählen,
Es sind professionelle Hände, denen ich                                             mit welchen Worten sie mir die Hand
meine Mutter anvertrauen kann, zu de-                                               reichen – und auch ein Taschentuch,
nen sie gut Vertrauen aufbauen kann.                                                wenn nötig. Besonders im Abschied-
Menschen, die uns Zeit lassen anzu-                                                 nehmen fühlte ich mich nicht allein-
kommen, helfen, pflegen und respekt-                                                gelassen. Hände zünden eine Kerze an
voll zurückhaltend selbstbestimmtes                                                 und spenden Zuwendung und Licht,
Handeln ermöglichen, auch wenn das                                                  wenn das Leben zu Ende gegangen ist
zeitaufwändig ist.                                                                  und doch für die Angehörigen weiter
                                                                                    geht.
Zugewandte Hände                                                                    Es liegt auf der Hand, ich blicke dank-
Es sind Hände, die heißgeliebte                                                     bar auf die Zeit im Hospiz zurück, an
Spiegeleier braten, die Gitarre                                                     die mich das Licht auf dem Schreib-
spielend Erinnerungen wecken, über                                                  tisch und die von meiner Mutter ge-
die wir ins Erzählen kommen. Hände,                                                 liebten Hände aus Ton erinnern.
die auch mich unerwartet wie selbst-                                                                          Kathrin Vogel

HospizStern August 2021                                                                                                   11
Ein letzter Weg
                        Eine Hospizbegleiterin erzählt über ihre Beweggründe

Jeder stirbt für sich allein. Dessen war    mer war; meine Schwester tat ihren        fernt von uns. Sie ging ganz einfach
ich mir sicher, denn so hatte ich es in     letzten Atemzug, und mein Schwager        fort. Noch 30 Jahre nach ihrem Tod er-
meiner Familie erlebt. Mein Vater starb,    und ich saßen an ihrem Bett. Sie war      fasst mich plötzlich große Trauer, ver-
als niemand von uns in seinem Zim-          räumlich nah, aber seit Tagen weit ent-   mischt mit Zorn. Warum musste sie so
                                                                                      früh sterben? Ich hätte sie gern in mei-
                                                                                      nem Leben behalten.

                                                                                      Ausbildung nach dem Celler Modell
                                                                                      Im zweiten Weltkrieg verlor meine Fa-
                                                                                      milie viele Angehörige. In meinem ge-
                                                                                      samten Leben war der Tod immer ein
                                                                                      Thema, in Erzählungen meiner Mutter
                                                                                      beschrieben. 2001 war meine Her-
                                                                                      kunftsfamilie tot, aber ich am Leben.
                                                                                      Es dauerte noch einige Jahre, bis ich
                                                                                      mit meiner Hospizausbildung begann,
                                                                                      denn ich wollte nach meiner Pensio-
                                                                                      nierung nicht fremdbestimmt leben,
                                                                                      sondern frei selbst agieren. 2014 be-
                                                                                      gann meine Ausbildung nach dem Cel-
                                                                                      ler Modell, 2015 besuchte ich die erste
                                                                                      Sterbende im Pflegeheim. Ich habe sie
                                                                                      ein Vierteljahr begleitet, und ich erin-

                                                                                      Anne Schmidt-Dahrendorf: Mit den
                                                                                      Handpuppen habe ich sie zum Lachen
                                                                                      gebracht. Darüber habe ich mich
                                                                                      gefreut.

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Am Ende wissen, wie es geht: Der Letzte Hilfe Kurs
                                                Das Lebensende und das Sterben machen uns als Mitmenschen oft hilflos.
                                                Obwohl die meisten Menschen sich wünschen zu Hause zu sterben, stirbt
                                                der größte Teil der Bevölkerung in Krankenhäusern und Pflegeheimen.
                                                Das Hospiz an der Lutter bietet einen Basis-Kurs zur Letzten Hilfe an, in dem
                                                Bürgerinnen und Bürger lernen, was sie für ihre Mitmenschen am Ende des
                                                Lebens tun können. Wissen um Letzte Hilfe und Umsorgung von schwerkran-
                                                ken und sterbenden Menschen muss (wieder) zum Allgemeinwissen werden.
nere mich sehr genau an sie. Sie war
Mitte 70, sehr gepflegt, nach Schlag-           Der Kurs besteht aus vier Unterrichtseinheiten zu jeweils 45 Minuten:
anfällen halbseitig gelähmt. Sie konnte         1. Sterben als ein Teil des Lebens
die rechte Seite nur eingeschränkt be-          2. Vorsorgen und entscheiden
wegen, die rechte Hand konnte meine             3. Leiden lindern
Hand wegschieben, wenn sie meine
                                                4. Abschied nehmen
Berührung nicht mehr wollte. Ich
fragte sie immer zuerst, ob ich sie be-         Anmeldung sind möglich unter
rühren dürfe, sie antwortete mit ihren          ambulantes-hospiz@hospiz-goettingen.de oder 0551 / 50343821.
klaren Augen, wenn sie nicht schlief.           Weitere Informationen: www.letztehilfe.info.
Wenn sie schlief, berührte ich behut-
sam ihre Stirn, auch ihren Kopf oder
ihre Schultern und achtete auf ihre           und sie war schön. Als ich von ihrem               Ich wünsche mir am Ende
Atemzüge.                                     Tod erfuhr, war ich dankbar, dass ich                    meiner Zeit
                                              sie begleiten durfte. Dankbar bin ich            Mitgefühl und Barmherzigkeit
Ein Stinktier und ein Fuchs                   auch, dass ich durch die Hospizarbeit
                                              etwas geben kann, was gebraucht                  und jemanden, der zu mir hält,
Ihr Zimmer war ansprechend einge-
                                              wird: Zeit, menschliche Wärme, Dasein.           wenn mein Leben von mir fällt.
richtet, überall hingen Tierbilder. Sie sei
                                              Und wenn meine Zeit, mein letzter
so gern in Hagenbecks Tierpark gewe-                                                     Vielleicht stirbt doch nicht jeder für
                                              Weg gekommen ist, wünsche ich eine
sen, erzählten die Angehörigen. Das                                                      sich allein.
                                              Hospizbegleitung, wenn es möglich ist.
brachte mich auf die Idee, ihr etwas
                                              2015 schrieb ich:                                       Anne Schmidt-Dahrendorf
mit Tierhandpuppen vorzuspielen. In
meinem Berufsleben hatte ich im Eng-
lischunterricht Handpuppen benutzt:
                                                Ausbildung für Hospizbegleiter: Grund- und Aufbaukurs für Ehrenamtliche
einen Bären, einen Löwen, ein Stinktier,
einen Fuchs. Mit diesen Tieren habe ich         Regelmäßig bietet das Ambulante Hospiz Kurse für Ehrenamtliche an, um sie
sie zweimal zum Lachen gebracht, tief           auf diese besondere Aufgabe vorzubereiten. Eine Hospizbegleitung kann ganz
aus dem Inneren kam es kurz, und in             unterschiedlich sein. Die Ehrenamtlichen begleiten die Gäste durch Gespräche,
ihren Augen konnte ich es auch sehen.           Vorlesen, Spazierengehen oder einfach „Dasein“. Ein anderes Mal entlasten
Darüber habe ich mich gefreut.                  sie die Angehörigen und übernehmen Betreuungszeiten, bieten die Möglich-
                                                keit an, über alles zu reden, oder sie unterstützen bei der Regelung von wich-
Ich beschrieb die Jahreszeit, es war
                                                tigen Dingen.
Frühling, brachte Magnolien-, Kirsch-
blüten und Tulpen aus meinem Garten             Die Hospizhelfer begleiten Menschen im häuslichen Umfeld der Erkrankten,
mit und legte sie auf ihre Bettdecke.           in Alten- und Pflegeeinrichtungen im Krankenhaus und im Stationären Hospiz.
Sie schaute in die Blüten. Wenn sie die         Der Kurs umfasst 100 Stunden und wird in der Regel von September bis März
Augen schloss, verabschiedete ich mich          durchgeführt.
mit einem stillen Vaterunser. Im wei-           Für weitere Informationen und zur Vereinbarung eines persönlichen Vorge-
teren Verlauf des Vierteljahrs wurde            spräches wenden Sie sich an das Ambulante Hospiz, Telefon 0551 / 50343821,
sie immer schwächer. Die Konturen ih-           E-Mail: ambulantes-hospiz@hospiz-goettingen.de.
res Gesichts waren wie gemeißelt –

HospizStern August 2021                                                                                                         13
Ich sage „Nein“, wenn ich „Nein“ meine
                  Resilienz – eine Fortbildung für die Mitarbeitenden im Hospiz

                                   Wenn man Menschen in Extremsitua-           nur um ihnen noch mehr aufzubür-
                                   tionen beistehen möchte, sollte man         den? Und wäre der Patient mit einer
                                   in sich ruhen und mit sich im Einklang      Stresserkrankung dann selbst schuld,
                                   sein. Nur so kann man Kraft speichern       weil er seine Resilienz nicht trainiert
                                   und abgeben. Menschen im Ambulan-           hat? Kalisch kommt dem Ergebnis, dass
                                   ten wie Stationären Hospiz, Betreu-         die Chancen der Resilienzforschung die
                                   ende wie Betreute, sind mit Lebenskri-      Risiken übersteigen.
                                   sen konfrontiert. Die Hospiz-Gäste          Resilienz ist ein langfristiger Prozess,
                                   müssen Krankheit und nahenden Tod           den man wollen muss. Resilient ist, so
                                   akzeptieren, Betreuende müssen die          eine Definition, wer sich durch Krisen
                                   Krisen der Sterbenskranken mittragen        nicht „brechen“ lässt, sondern aus je-
                                   können. Leicht kann man dabei an die        dem Unglück lernt und gerade aus der
                                   eigenen Grenzen kommen, manchmal            Leiderfahrung über sich hinauswächst
                                   auch darüber hinausgehen.                   und noch widerstandsfähiger wird.
                                                                               Man sollte Prioritäten setzen, Hilfe an-
                                   Immunsystem der Seele
                                                                               nehmen können und seine Kompeten-
                                   Resilienz als eine Art Immunsystem der      zen kennen. Dazu gehört, sich von dem
                                   Seele kann hier hilfreich sein, das in-     Anspruch zu verabschieden, es immer
                                   nere Gleichgewicht wiederzuerlangen         allen recht zu machen, immer stark
                                   oder beizubehalten. Sebastian Mauritz       sein zu müssen, immer perfekt sein zu
                                   setzt sich schon lange mit dem Thema        wollen.
Yvonne Bangert,                    Resilienz auseinander. Was lag also nä-
                                   her, als ihn für einen Hospiz-Seminar-      Was läuft gerade gut?
ehrenamtliche Mitarbeiterin.
                                   tag als Dozent zu gewinnen.                 Was also hilft Resilienz aufzubauen?
                                   Es gibt viele Definitionen für Resilienz.   Auf sich selbst vertrauen gehört dazu.
                                   Allen gemeinsam ist die Vorstellung,        Täglich soll man sich laut Mauritz die
                                   die eigenen Kraftquellen zu entdecken       Fragen beantworten: Was läuft gerade
                                   und zu nutzen, die eigene Mitte zu fin-     gut? Wofür bin ich dankbar? Weitere
                                   den und beides sich selbst und ande-        Merksätze gibt er uns: Ich liebe und ak-
                                   ren zunutze zu machen.                      zeptiere mich, egal ob ich stark bin
                                                                               oder nicht. Und: Ich sage „Nein“, wenn
                                   Chancen übersteigen die Risiken             ich „Nein“ meine und nicht „Ja, aber“.

                                   Neurowissenschaftler Raffael Kalisch        Wir erhalten Motivkarten mit Lehrsät-
                                   gibt in der Fachzeitschrift „Psychologie    zen des Seminartags. Eine zeigt eine
                                   Heute“ zu bedenken: Sollte man nicht        Feder und ein einziges Wort: atme. Für
                                   besser den Stress reduzieren, als die       mich heißt das, ich atme tief ein und
                                   Menschen stressresistenter zu ma-           nehme Kraft und Energie auf, ich atme
                                   chen? Könnte die Forschung zur Resi-        lange aus und gebe Negatives ab. Die-
                                   lienz dazu führen, dass Chefs ihre Mit-     ses Mantra werde ich beibehalten.
                                   arbeiter in Resilienzseminare schicken,                             Yvonne Bangert

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Laufen, singen, Karten spielen
                    Die Unterstützung für das Hospiz an der Lutter ist vielfältig

Round Table unterstützt                   Christiane Eiben, Gregor Jess (rechts)    Brockenchallenge spendet 6000 Euro
mit Gastroquartett                        und Christoph Busse spielen
                                                                                    Die Brocken Challenge 2021 (BC) ist in
                                          jazzigen Balladen im Hospizgarten.
Der Round Table 89 Göttingen verkauft                                               diesem Jahr Corona-bedingt virtuell
sein Gastronomiequartett in diesem                                                  abgelaufen. Trotzdem sind bei dem
Jahr zugunsten des Hospiz an der Lut-     Kulturveranstaltungen hat der Rotary      Wohltätigkeitslauf 14 000 Euro an
ter. Das Göttinger Gastroquartett         Club Sternwarte das Hospiz an der Lut-    Spenden zusammengekommen. 6000
ist ein Kartenspiel mit 32 Motiven von    ter unterstützt. Den Auftakt machten      Euro hat das Hospiz an der Lutter be-
Göttinger Restaurants, Bistros, Cafés,    Anfang Juni Christiane Eiben, Gregor      kommen. Danke dafür!
Bars und Kneipen. Jede Karte enthält      Jess und Christoph Busse im Hospiz-
einen Coupon, der beim Besuch des je-     garten mit jazzigen Balladen. Zur Tanz-   Lions Club Hainberg spendet
weiligen Lokals eingelöst werden kann.    performance sind sechs Tänzerinnen        aus Adventskalenderaktion
5000 Euro hat das Hospiz Anfang Mai       der Göttinger Ballettschule „art la
                                                                                    Der Lions Club Göttingen Hainberg hat
bereits bekommen. Und der Verkauf         danse“, ihre Choreografin Judith Kara
                                                                                    1500 Euro an das Hospiz an der Lutter
geht weiter. Quartettspiele sind zu ei-   und der Violinist und Leiter des Göt-     gespendet. Das Geld stammt aus der
nem Preis von sieben Euro bei in der      tinger Barock Orchesters Henning Va-      jährlichen Adventskalenderaktion der
Buchhandlung Thalia in der Weender        ter zu Gast im Garten gewesen (Foto       drei Göttinger Lions Clubs. Zur Spen-
Straße, der Tourist-Information Göttin-   links unten). Und schließlich gab An-     denübergabe sind Lions Club-Präsiden-
gen am Markt und bei trink!ich, Rote      dreas Düker (Foto unten) Ende Juni ein    tin Nicole Salditt und Martin Lange ins
Straße 10, erhältlich.                    Konzert mit spanischer Gitarrenmusik      Hospiz gekommen.
                                          aus dem 19. Jahrhundert.                                              Eida Koheil
Rotary Club Sternwarte
spendet Kultur

Und endlich wieder Musik: Mit der Or-
ganisation und Finanzierung einiger

                                                                                    Scheckübergabe im Hospizgarten
                                                                                    (v.l.): Nicole Salditt, Martin Lange
                                                                                    vom Lions Club Göttingen Hainberg
                                                                                    und Elke Reichardt.

HospizStern August 2021                                                                                                    15
Hospiz an der Lutter errichtet Stiftung
         „Wichtiger Finanzierungsbaustein, um Hospizarbeit in Göttingen zu sichern“

 Leben in Würde bis zuletzt: Das ist der
 Grundgedanke der Hospizarbeit. Für
 diese Aufgabe brauchen wir Hilfe. Der
 Verein Hospiz an der Lutter hat deshalb
 die gemeinnützige Stiftung Hospiz an
 der Lutter errichtet, deren vorrangiger
 Zweck die Unterstützung des Hospizes
 an der Lutter sowie der Hospizarbeit
 in Göttingen ist. Mitte Juni haben der
 Vorstandsvorsitzende der Sparkasse
 Göttingen, Rainer Hald, Thomas
 Häntzsch von der Sparkasse Göttingen
 und Tina Schirmer von der Stiftungs-
 partner GmbH das Hospiz besucht,
 und die Stiftungsurkunde im Hospiz-
 garten übergeben.                          Übergabe der Stiftungsurkunde im Hospizgarten (v.l.): Thomas Häntzsch (Sparkasse
                                            Göttingen), Rainer Hald (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Göttingen), Olaf
„Die Stiftung ist ein wichtiger Finanzie-   Hußmann (Geschäftsführer des Hospiz an der Lutter und Beirat Hospiz an der
 rungsbaustein, um Zuwendungen              Lutter Stiftung), Tina Schirmer (Die Stiftungspartner GmbH), Uwe Roselieb und
 nachhaltig anzulegen und die Hospiz-       Dr. Dagmar Schlapeit-Beck (beide Mitglied im Beirat der Hospiz an der Lutter
 arbeit in Göttingen zu sichern“, sagt      Stiftung), Elke Reichardt (Vorsitzende des Hospiz an der Lutter).
 Olaf Hußmann, Geschäftsführer im
 Hospiz an der Lutter und Mitglied des
 Stiftungsbeirats. Die Stiftung solle       Die Stiftung eröffnet die Möglichkeit     satzpunkt, dem Stifter zu folgen und
 dazu beitragen, den Hospizgedanken         von Zustiftungen zur Erhöhung des         entweder zu Lebzeiten oder in Form
 in die Öffentlichkeit zu tragen, denn      Grundstockvermögens sowie von             von testamentarischen Verfügungen
 Hospizarbeit sei auf bürgerschaftliches    Spenden, die zur Erfüllung der sat-       dieses Thema zu unterstützen“, betont
 Engagement angewiesen. Ohne Spen-          zungsgemäßen Zwecke eingesetzt            Tina Schirmer von der Stiftungspartner
 den aus der Bevölkerung könne es in        werden. „So bietet sie all denen, die     GmbH, die die Stiftung Hospiz an der
 Göttingen keine qualitativ hochwer-        sich mit dem Hospizgedanken verbun-       Lutter verwaltet.
 tige hospizliche Versorgung geben.         den fühlen, einen hervorragenden An-                                  Eida Koheil

   Weitere Informationen:
   Stiftung Hospiz an der Lutter (stiftungsportal-suedniedersachsen.de) oder www.hospiz-goettingen.de

   Spenden für die Zweckverwirklichung u Verwendungszweck: Spende
   oder Zustiftungen zur Erhöhung des Stiftungskapitals u Verwendungszweck: Zustiftung
   können Sie gern auf unser Stiftungskonto überweisen:
   Stiftung Hospiz an der Lutter | Sparkasse Göttingen | IBAN: DE43 2605 0001 0056 0881 98 | BIC: NOLADE21GOEBU

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Ohne Ihre Hilfe geht es nicht
                                  Wie Sie das Hospiz unterstützen können

Spenden von 300 000 Euro braucht          Geste und häufig auch im Sinne des         gieren wollen und Ihnen am Herzen
das Hospiz an der Lutter pro Jahr, um     Verstorbenen.                              liegt, dass es in Göttingen und der Re-
alle Wünsche und Ansprüche an eine        Und über Spenden, die bei Benefizak-       gion eine hochwertige hospizliche Ver-
qualitativ hochwertige hospizliche Be-    tionen, Firmenjubiläen, Betriebsfeiern     sorgung gibt, können Sie unserem För-
treuung in Göttingen zu erfüllen. An-     und privaten Geburtstagen gesammelt        derkreis beitreten. Über neue Mit-
gebote wie Musiktherapie für die          werden, sind wir dankbar.                  glieder freuen wir uns sehr.
Hospizgäste, die Gartenpflege, die
                                          Hospizliche Versorgung sichern             Danke für Ihre vielfältige Unterstüt-
Anschaffung neuer Möbel aber auch
                                                                                     zung!
Supervision für die Mitarbeiter und       Hin und wieder wird das Hospiz in Erb-
Fortbildungen muss das Hospiz selbst      schaften und Vermächtnissen bedacht.       Spendenkonto:
finanzieren. Der Gesetzgeber über-        Solche gelegentlichen Vermächtnisse        Sparkasse Göttingen
nimmt lediglich 95 Prozent der Kosten     sichern das Hospiz finanziell. Nach wie    IBAN: DE10 2605 0001 0044 3007 70
für die Grundversorgung.                  vor sind wir auf solche Spenden ange-      BIC: NOLADE21GOE
Für die Patienten sind alle Leistungen    wiesen.
                                                                                     www.hospiz-goettingen.de
des Hospizes kostenlos. Die Finanzie-     Und schließlich ist der Förderkreis eine
rung des Aufenthalts geschieht durch      besondere Stütze. Wenn Sie sich enga-                                 Eida Koheil
eine Mischfinanzierung aus Kranken-
kasse und Pflegeversicherung. So wird
der Aufenthalt der Gäste zum Teil von
den gesetzlichen Versicherungen über-
nommen. Ein Eigenanteil der berech-
neten Tagessätze muss jedoch vom
Hospiz selbst erbracht werden. Das
sieht der Gesetzgeber so vor.

Spenden aus der Bevölkerung
Um das zu ermöglichen, braucht das
Hospiz Spenden aus der Bevölkerung.
Die können ganz unterschiedlich aus-
fallen.
Zeit ist ein wesentlicher Faktor. Ohne
die mehr als 100 ehrenamtlichen Mit-
arbeiter, die dem Hospiz mit ihrer Zeit
eine wertvolle Ressource kostenlos zur
Verfügung stellen, würde die hospizli-
che Arbeit gar nicht funktionieren.
Eine weitere wesentliche Säule bilden
die Sach- und Geldspenden. Gedenk-
spenden anstelle von Kränzen und
Blumen im Trauerfall sind eine schöne     Auch der Hospizgarten wird zum Großteil über Spenden finanziert.

HospizStern August 2021                                                                                                  17
Was ist gutes Sterben?
                                          Ein lebenswertes Leben bis zuletzt

Die Diskussion geht weiter: Das Bundes-      Im Ambulanten und Stationären „Hos-          Auch der Wunsch nach einem schnel-
verfassungsgericht hat im Februar 2020       piz an der Lutter“ ist die Frage nach        len Ende durch ein Medikament darf
entschieden, dass jeder Mensch ein           dem assistierten Suizid ein Thema, das       ausgesprochen werden. Für manche ist
Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben       uns bewegt. Wir sind dabei, dazu eine        dieser Gedanke der Rettungsanker, der
hat. Das umfasst auch die Freiheit, für      Haltung zu entwickeln, die alle mittra-      sie beruhigt und weiterleben lässt. Da-
den sogenannten assistierten Suizid bei      gen können. Der Wunsch, seinem Le-           rüber muss gesprochen werden. Dabei
Dritten Hilfe zu suchen. Bisher hat der      ben ein Ende zu setzen, ist nicht neu.       stehen wir zur Seite. In der hospizli-
Bundestag zu diesem Urteil noch kein         Stets waren Menschen, die sich in der        chen Begleitung bestimmt der Mensch,
Gesetz verabschiedet. Die Hospizmitar-       Hospizbewegung engagieren, mit dem           der begleitet wird, was für ihn richtig
beiter versuchen trotzdem, sich vorzu-       Wunsch konfrontiert, dass Menschen           ist. Wir hören zu, klären auf, begleiten,
bereiten und Antworten auf viele offene      ihrem Leid ein Ende bereiten wollen,         versorgen und lindern.
Fragen zu finden.                            weil das Leben für sie unerträglich ge-
                                             worden ist oder weil sie niemandem           Unsere Koordinatorinnen im Ambulan-
                                             zur Last fallen wollen. Wir sind dafür       ten Hospiz beraten Schwerkranke und
                                             da, dass so bedrängte Menschen aus-          deren Angehörige, über Möglichkeiten
                                             sprechen dürfen, was sie belastet.           der palliativen (lindernden) Versorgung.

                                                          Es wäre wünsc
                                                                         henswert, viel
                                                                                         en schwerstkr
                                                                     ein Sterben in                      anken Mensche
                                                                                     Würde zu erm                      n
                                                                                                      öglichen.
                                                                   Ich würde mir
                                                                                   wünschen, den
                                                                         die an zum To                Menschen,
                                                               Erkrankungen               de führenden
                                                                              leiden, die Angs
                                                                                                 t vor dem Ster
                                                                             nehmen zu kö                       ben
                                                                                              nnen.
                                                             „Gutes Sterben“
                                                                             bedeutet auch
                                                             von Wünschen                      : das Wahrneh
                                                                            und Ängsten de                     men
                                                                                               r Sterbenden so
                                                                         der respektvol                         wie
                                                                                         le Umgang
                                                                     mit dem Sterbe
                                                                                       nden und sein
                                                                                                        en
Elke Reichardt,                                                                 Zugehörigen.
Vorsitzende des Hospiz an der Lutter.                          Für mich bede
                                                                             utet gutes Ster
                                                              Wochen oder Ta                  ben, die letzte
                                                                               ge in familiärer               n
                                                                  und Geborgenh                    Atmosphäre
                                                                                   eit erleben zu
                                                                                                    dürfen.
                                                                             Christel Frank

                                               Kontakt und Beratung: Hospiz an der Lutter, Humboldtallee 10, 37073 Göttingen,
                                               Telefon 0551 / 5034-3821, E-Mail: ambulantes-hospiz@hospiz-goettingen.de

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Ein gutes Sterbe
                                                                   n soll keine
                                                  Angst und So
                                                                rgen haben,
                                                soll schmerzfre
                                                                i sein und in
                                                kompetenter H
                                                                ilfestellung
                                               begleitet sein,
                                                               soll in allem
                                              aufgehoben un
                                                              d behütet sein
                                                in Liebe und Ve
                                                                rständnis.
                                                  Gisela Heidem
                                                                  ann

Sie vermitteln Ehrenamtliche, die zur                                                    zugesprochen hat, seinem Leben ein
Seite stehen, weisen auf die Möglich-                                                    Ende setzten zu dürfen und dabei Hilfe
keit hin, von einem ambulanten Pallia-                                                   von anderen zu erhalten. Wir müssen
tivteam versorgt zu werden oder stel-     terinnen? Was gibt es vor diesem letz-         miteinander sprechen, was das für un-
len den Kontakt zum Stationären           ten Schritt zu tun, zu erleben, zu regeln,     sere Gesellschaft bedeutet. Ein Gesetz
Hospiz her.                               was das Leben erträglich oder sogar le-        dazu und die Regelungen zur Umset-
                                          benswert bleiben lässt? Unser Herz             zung müssen wir abwarten.
Sie klären darüber auf, welche Rechte     schlägt dafür, einem schwerkranken
                                                                                         Schwer zu ertragen ist, wenn der
es gibt, eine Behandlung zu verweigern.   oder sterbenden Menschen die letzte
                                                                                         Wunsch nach einem assistierten Suizid
Niemand ist gezwungen, gegen seinen       Phase seines Lebens erträglich zu ge-
                                                                                         entsteht, weil ein Mensch nicht die Un-
Willen beatmet oder ernährt zu wer-       stalten.
                                                                                         terstützung erhält, die er benötigt, um
den. Wir helfen beim Abwägen aller        Den Wunsch verzweifelter Menschen              ein lebenswertes Leben bis zuletzt zu
Konsequenzen, auch bei der Frage nach     nach einem Ende von Schmerzen, Lei-            leben. Auch hier wird die Hospizbewe-
einem Suizid. Wer ist noch davon be-      den oder Einsamkeit gab es schon im-           gung immer wieder den Finger in die
troffen? Was bedeutet es für Zugehö-      mer. Neu ist, dass unser höchstes Ge-          Wunde legen.
rige, Pflegende, ehrenamtliche Beglei-    richt dem Menschen ein Recht darauf                                      Elke Reichardt

                                                                   Es ist a ll e s g e le b t .
                                                                                            nstein,
                                                                              Heinrich Laue         .
                                                                                         Sommer 2020
                                                                          Hospiz-Gast im

  Der Landesstützpunkt Hospizar-
  beit und Palliativversorgung Nie-
  dersachsen (LSHPN), der Hospiz-                                        Ich bin jetzt 89
                                                                                           Jahre alt
  und Palliativverband Niedersach-                                      und hatte ein
                                                                                        gutes Leben.
  sen (HPVN) sowie die Hospiz Stif-                                       Wenn man alle
                                                                                           in wäre,
  tung Niedersachsen (HSN) veran-                                       müsste man An
                                                                                         gst haben,
  stalten 2021 ein Themenjahr zur                                       aber ich bin ja
                                                                                        nicht allein.
  Frage „Was ist gutes Sterben?“
                                                                            Ulrich Reichard
  Auch der Hospizstern beschäftigt                                                            t,
                                                                      zwei Monate
                                                                                    vor seinem To
  sich in seiner Sommerausgabe                                                                      d.
  mit dieser Frage.

HospizStern August 2021                                                                                                      19
Sterben in Zeiten von Corona
                 Ich hätte mir eine gütige und behutsame Begleitung gewünscht

Mit Trauer und Zorn habe ich das Ster-    Tod am 20. März konnten meine Toch-       Sieben Wochen konnte ich ihn nicht
ben meines Mannes erlebt. Fast sech-      ter und ich ihn nur zweimal kurz be-      besuchen und betreuen. Seit Anfang
zig Jahre haben wir gemeinsam ver-        suchen. Einmal einen Tag nach seinem      März kam dreimal der Anruf, er habe
bracht, nur sein langsames Sterben        Geburtstag, am 13. März, waren wir        ja eine Patientenverfügung, solle diese
nicht. Nun ist der Zorn vergangen, die    kurz bei ihm im Krankenhaus. Er war       angewendet werden; wiederholt der
Trauer ist geblieben.                     sehr abgemagert, aber er freute sich      Schock, jetzt müsse ich über Leben und
                                          uns zu sehen, und aß und trank etwas.     Tod bestimmen. Und ich konnte ihn
Mein Mann starb am 20. März 2021. Im
                                          Und dann kam am 19. März der Anruf,       nicht begleiten. Aber das strikte Verbot
Januar beobachtete ich, dass sich sein
                                          er liege im Sterben. Wir fuhren sofort    bis fast zuletzt erfüllt mich mit Unver-
Zustand verschlechterte – er hatte seit
                                          zu ihm. Er war schon weit fort, aber      ständnis. Ich muss mich damit abfin-
neunzehn Jahren Parkinson. Er konnte
                                          warm, seine Hand umfasste meine wie       den. Diese Erfahrung tut weh. Andere
schlecht schlucken, ihm schmeckte
                                          in guten Zeiten. Er wandte seinen Kopf    werden Ähnliches erlebt haben. Und
nichts, er trank zu wenig, trotz Spezi-
                                          in die Richtung der Tochter, als sie zu   dennoch: Ich hätte mir eine gütige und
alnahrung nahm er ständig ab. Ich
                                          ihm sprach. Wir konnten uns verab-        behutsame Begleitung für meinem
konnte ihn aber mit Testung und
                                                                                    Mann gewünscht.
Maske zweimal die Woche für eine          schieden und ihm alles sagen, was wir
halbe Stunde besuchen und ihm etwas       ihm noch zu sagen hatten. Am nächs-                   Anne Schmidt-Dahrendorf,
Nahrung reichen. Und dann ging            ten Morgen kam der Anruf, er sei in der             ehrenamtliche Mitarbeiterin
nichts mehr. Von Februar bis zu seinem    Nacht gestorben.                                    im Hospiz seit sieben Jahren

                                                                                                         Nun ist der Zorn
                                                                                                         vergangen, die
                                                                                                         Trauer geblieben.

20                                                                                               HospizStern August 2021
Der Büchertisch war eine Institution
                          20 Jahre lang gingen die Erlöse ans Hospiz – Danke!

Bücher spielen in Elfrieda Schneiders     mäßig bei Elfrieda Schneider einge-       fuhren oft kilometerweit. Bücher ein-
Leben eine wichtige Rolle. „Ich war       kauft. Manche spendeten auch einfach      packen, auspacken, ins Krankenhaus
schon immer die Lesetante“, sagt sie      so Geld für das Hospiz. Bücherspenden     transportieren, das alles war auch eine
augenzwinkernd. Auch verkauft hat sie     gab es reichlich: zum Beispiel über El-   richtige Plackerei – die ihr vor allem
Bücher jahrzehntelang – immer für so-     frieda Schneiders Bridge-Runde.           Freude bereitet hat. „Ich träume heute
ziale Zwecke und mehr als 20 Jahre für   „Meine Mitspielerinnen haben tolle,        noch von meinem Büchertisch“, sagt
das Hospiz an der Lutter. Ihr Bücher-     hochwertige und oftmals auch aktu-        Elfrieda Schneider rückblickend.
tisch im Foyer des Weender Kranken-       elle Bücher gespendet“, sagt sie. Zu-     Im Januar 2020 fand der Büchertisch
hauses war eine Institution.              dem habe die wöchentliche Ankündi-        aufgrund der Pandemie ein jähes Ende.
                                          gung des Buchverkaufs auf der             Aber auch wenn die Lage es wieder er-
Bücherspenden gab es reichlich            Terminseite des Göttinger Tageblatts      laubt, wird es für Elfrieda Schneider
An jedem Dienstagvormittag stand die      viele Bücher gebracht                     keinen Neustart geben. „Ich mache das
heute 88-Jährige mit ihrem reichen                                                  nicht mehr, ich bin jetzt alt“, sagt sie.
                                          Aufwendige Logistik
Lektürefundus dort, und zeitweise
übernahm ihr Ehemann Ralf sogar eine      Doch es brauchte zunächst eine auf-       Hospiz in enormem
zweite Schicht am Donnerstag. Kund-       wendige Logistik, um die Lektüre zum      Maße unterstützt
schaft gab es genügend. Besucher,         Leser zu bringen. Die Bücher mussten      Mit ihrer unermüdlichen Arbeit und
Ärzte und Pflegepersonal haben regel-     abgeholt werden, sie und ihr Mann         den Erlösen ihres Büchertischs hat El-
                                                                                    frieda Schneider das Hospiz an der Lut-
                                                                                    ter in den vergangenen zwei Jahrzehn-
                                                                                    ten in enormem Maße unterstützt. „So
                                                                                    ein Engagement ist ein großes Ge-
                                                                                    schenk, tausendmal Danke dafür“, sagt
                                                                                    Elke Reichardt, Vorsitzende im Hospiz
                                                                                    an der Lutter.
                                                                                                                Eida Koheil

Elfrieda Schneider an ihrem Büchertisch im Evangelischen Krankenhaus.

HospizStern August 2021                                                                                                  21
„Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs                                                             ausladenden Ästen. Sollten wir
 und das Pferd“ von Charlie Mackesy                                                               vielleicht auch hin und wieder
                                                                                                  unsere festen Standpunkte
 Lange ist mir kein Buch mehr begegnet,
                                                                                                 verlassen?           Ute Caspers
 das mich so intensiv angesprochen hat.
 Es geht um einen Jungen, der sich mit                                                          ISBN: 9783471360217
 seinen vierbeinigen Freunden über das                                                          Ullstein 2020
 Leben austauscht: „Was willst du wer-
 den, wann du groß bist? − „Freund-
 lich“, sagte der Junge. Das Buch von                                                        „Die letzten Dinge“
 Charlie Mackesy sieht erst einmal                                                            von Iris Radisch
 aus wie jedes andere mitteldicke                                                            Zeit-Feuilleton-Chefin Iris Radisch
 Buch fürs Regal. Dennoch ist alles                                                         führte 18 „Lebensendgespräche“ mit
 anders. „Der Junge, der Maulwurf,                                                          Schriftstellerinnen, Schriftstellern
 der Fuchs und das Pferd“ ist ei-                                                          und Intellektuellen, darunter Günther
 gentlich ein Bilderbuch, handge-                                                         Grass, Martin Walser, Marcel Reich-Ra-
 schrieben, ohne Seitenzahlen, ohne                                                       nicki, Ilse Aichinger, Ruth Klüger, Frie-
 durchgehende Geschichte. Vorange-
 stellt ist ein Brief des Künstler-Autors     „Die Brücke hinter den Sternen“
 an die Leser „ob ihr nun acht oder acht-      von Cornelia Funke
 zig seid“, in dem er die Tiere vorstellt,     Cornelia Funke hat mit „Die Brü-
                                               cke hinter den Sternen“ ein Buch
                                               über den Tod, Verlust und Trauer
                                               geschrieben, das sich an Kinder
                                               und ihre Familien richtet. Der
                                               kleine Engel Barnabel, dem stän-
                                               dig von allen gesagt wird, er sei
                                               noch viel zu jung und unwissend,
                                               bleibt bei seinem Plan hartnäckig
                                               und macht sich auf eine Reise, um
                                               auch das schwerste Menschen-
                                               herz über die Brücke ins Licht zu
                                               führen. Wichtig sei es, über den
                                               Tod zu reden, sagt Funke, „sonst
                                               ist es das Monster im Schrank, das
                                               klopft“. Funke wollte, dass das
                                               Buch glaubhaft ist. Das ist ihr ge-        derike Mairöcker. Jedes Gespräch hat
                                               lungen. Genau wie die Illustratio-         ein Motto, zum Beispiel Aichinger: „Er-
                                               nen, die sie selbst gemalt hat.            füllte Wünsche sind ein Unglück“, Klü-
                                                                      Eida Koheil         ger: „Der Sinn des Lebens ist das Leben“,
                                               ISBN: 978-3-7513-0003-2                    Reich-Ranicki: „Ich bin nicht glücklich.
                                               Dressler-Verlag 2021                       Ich war es nie in meinem Leben.“
 die der Junge nach und nach trifft. Der                                                  Es wird Bilanz gezogen auf sehr per-
 Maulwurf, der so gern Kuchen isst, der                                                   sönliche und offene Weise. Manchmal
 Fuchs, der scheu ist, „weil ihm das Le-     gen bekommen. Bei den vorwiegend             überwiegt Wehmut, auch Bitterkeit,
 ben weh getan hat“ und das Pferd,           schwarz gezeichneten Illustrationen          manchmal heitere Gelassenheit. Ein
 groß und sanft.                             fällt auf, dass die Figuren oft von hinten   besinnliches Buch.
 Tatsächlich bin ich mir selbst in diesem    gezeichnet sind. Damit laden sie dazu                    Anne Schmidt-Dahrendorf
 Buch immer wieder begegnet. Ich habe        ein, ihren Blickwinkel einzunehmen.          ISBN: 3499631113
 mich bestätigt gefühlt und Anregun-         Oft sitzen Junge und Maulwurf auf            Rowohlt 2015

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Herzlichen Dank!
       Wir möchten für jede Art der Unterstützung, Hilfe und Verbundenheit danken.

Unser Dank gilt allen Dauer- und Ein-      zugleich. Sie ermöglichen damit, dass       für das Pflegepersonal konnte erreicht
zelspendern, allen Benefizveranstal-       wir auch weiterhin unsere Patienten         werden. Diese positive Entwicklung ist
tern, Firmen, Referenten und Personen,     mit ausreichend Pflegefachkräften be-       aber immer noch nicht kostendeckend.
die ihre Kompetenz und Arbeit zur Ver-     gleiten, pflegen und unterstützen kön-
                                                                                       Hospizarbeit braucht ein großes bür-
fügung stellen.                            nen.
                                                                                       gerschaftliches Engagement. Bitte hel-
Ebenso danken wir allen mitbeteiligten     Des Weiteren ermöglichen Sie damit          fen auch Sie uns weiterhin mit Ihrer
Berufsgruppen, die verlässlich und en-     die Schulung und Fortbildung der eh-        Spende.
gagiert mithelfen und uns unterstüt-       renamtlichen Begleiter im Ambulan-
zen. Danke auch allen weiteren Men-        ten Hospiz, sodass auch weiterhin
schen, die mit Sachspenden unseren         Schwerkranke zu Hause, im Pflegeheim
Patienten und dem Hospiz an der Lut-       und im Krankenhaus begleitet werden            Spendenkonto
ter eine Freude bereiten.                  können.
                                                                                          Sparkasse Göttingen
Ihre finanzielle, materielle und gedank-   In der Politik bekommt die Hospizar-           DE 10 2605 0001 0044 3007 70
liche Zuwendung und Unterstützung          beit seit einiger Zeit viel Aufmerksam-        NOLADE21GOE
tut unserer Einrichtung gut und hilft      keit, und auch eine bessere Vergütung

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  Herausgeberin und Versand:                                    Bildnachweis:
  Elke Reichardt | Vorsitzende                                  1 Hospiz intern und privat
  Humboldtallee 10 | 37073 Göttingen                            1 Johanna Jepsen (Titelbild
  Telefon 0551 / 5034 3831 | www.hospiz-goettingen.de             und Menschen im Hospiz)
                                                                1 Thomas Reichardt
  Redaktion:
  1 Eida Koheil | Öffentlichkeitsarbeit
                                                                Unsere ehrenamtliche
  1 Elke Reichardt | Vorstand
                                                                Mitarbeiterin Johanna Jepsen
  1 Olaf Hußmann | Geschäftsführer
                                                                hat die Menschen im Hospiz
  1 Katja Unland | Ambulantes Hospiz                            für das Titelthema fotografiert.
  1 Manuela Brandt-Durlach | Stationäres Hospiz
  1 Sarah Wieborg | Sozialarbeiterin im Hospiz
  1 Yvonne Bangert | Ehrenamt
  1 Anne Schmidt-Dahrendorf | Ehrenamt
                                                                Wir freuen uns
  Gestaltung:
  Blueprint Werbeagentur | www.blueprint-online.de
                                                                auf Ihre Rückmeldung!
  Druck:
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  Auflage:                                                      Dann schreiben Sie uns eine Nachricht an
  2000 Stück                                                    e.koheil@hospiz-goettingen.de.

HospizStern August 2021                                                                                                   23
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