Dorfmoderationszeitung - Blogs

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Dorfmoderationszeitung
  1. Ausgabe, September 2019

Vorwort
Heute haltet Ihr das erste Exemplar
unserer Dorfmoderationszeitung in der Hand. Sie soll viermal jährlich
erscheinen.
Wir möchten Euch einladen, uns bei der Suche nach einem
ansprechenden Titel für die Zeitung zu helfen. Bitte überhäuft uns mit
Vorschlägen, die uns die Wahl schwermachen. Auf welchem Weg die
Entscheidung am Ende getroffen wird, z. B. Abstimmung/Wahl per E-
Mail od. Entscheidung durch ein Komitee, ist noch offen.
Der Gewinnerin oder dem Gewinner winkt ein schöner Preis: Sie oder
er darf an der Feldrundfahrt 2020 in Groß Lengden teilnehmen und
anschließend mit der Dorfgemeinde Kaffee und Kuchen genießen.
Wer an der Mitarbeit im Redaktionsteam interessiert ist, darf sich
gerne melden!
Ganz herzlich möchten wir allen Autoren und Einsenderinnen für die
herrlich vielfältigen Artikel danken! Bitte macht weiter so!

Euer Redaktionsteam
Regina Horeis (Dorfmoderatorin Groß Lengden)
Swantje Eigner-Thiel (Dorfmoderatorin Reyershausen, wiss. Mit-
arbeiterin HAWK)
Jascha Jennrich (päd. Mitarbeiterin LEB)

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort ................................................................................................................................................... 1
Neuigkeiten für die Dörfer ...................................................................................................................... 3
   Austauschtreffen am 17. Juni 2019 in Reyershausen ......................................................................... 3
   Dorfrundgang in Reyershausen am 17. Juni 2019............................................................................... 4
   Sparkassen und Banken bauen ihren Service vor Ort oft ab – es gibt aber auch Beispiele für
   Kooperationen in Dörfern ................................................................................................................... 6
Berichte aus den Dörfern ........................................................................................................................ 7
   Jugendbeteiligung in Hahausen - Jetzt reden wir! .............................................................................. 7
   Hemeln bleibt gesund ......................................................................................................................... 9
   Dorfflohmarkt in Diemarden ............................................................................................................. 11
   Eisdorf: Dorfmoderatoren präsentierten ihre Arbeit ........................................................................ 12
   Klein Schneen mobil .......................................................................................................................... 13
   Sternwanderung nach Groß Lengden ............................................................................................... 15
   Erntedank in Jühnde – früher und heute .......................................................................................... 17
   Benteröder Wurzelwiese................................................................................................................... 19
   Alternativer Dorfrundgang in Heckenbeck........................................................................................ 20
Veranstaltungskalender ........................................................................................................................ 22
   Termine in den Dörfern ..................................................................................................................... 22
   Eröffnungsparty „mittendrin“ in Reyershausen ................................................................................ 23
   Dorfflohmarkt in Groß Lengden am 15.09.2019 ............................................................................... 23
   Der Kultur-Verein Jühnde e.V. lädt ein zum Wein-Lese-Abend in Jühnde ........................................ 24
   Symposium ........................................................................................................................................ 24
   Dorfmoderation: „Immer mehr mischen mit!?“ ............................................................................... 24
   Neue Termine für Qualifizierung Dorfmoderation (Modul2) ............................................................ 25
Praktische Tipps für den Dorfalltag ....................................................................................................... 26
   Doktor Dorf........................................................................................................................................ 26
   Interview mit der Demografiebeauftragten des Landkreises Göttingen, Regina Meyer .................. 27
   Interview zum Dorfbudget aus Sicht einer Dorfmoderatorin ........................................................... 28
Literaturtipps ......................................................................................................................................... 29
   WohnLokal und WohnLokal kompakt ............................................................................................... 29
   „Beschreibung eines Dorfes“ – von Marie-Luise Kaschnitz ............................................................... 30
Forschung .............................................................................................................................................. 31
   Die Dorfmoderation in Aktion erleben – Erste Beobachtungen einer Forschenden ........................ 31
Impressum ............................................................................................................................................. 32

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Neuigkeiten für die Dörfer
Austauschtreffen am 17. Juni 2019 in Reyershausen
Zunächst einmal möchten wir uns bei den Dorfmoderator*innen aus
Reyershausen bedanken, die unseren Aufenthalt so toll organisiert
haben! Dank gilt auch der Bürgermeisterin, Frau Ilona Dettmar, die uns
so nett in Empfang nahm, und an Lailla Ahmadi, die ein umwerfendes
Buffet bereitstellte.
Nach dem mittlerweile üblichen Rundgang durchs Dorf kehrten wir in
das Gemeindehaus der Kirche Reyershausens ein.
Wir beschlossen die künftige Öffnung der Austauschtreffen auch für
andere in der Dorfentwicklung Engagierte und mögliche an der
Dorfmoderation Interessierte. Bringt also zum nächsten Treffen gern
neue Gesichter mit und leitet die Einladung weiter.
Diverse Materialien für Öffentlichkeitsarbeit wurden vor- und den
Dorfmoderator*innen zur Verfügung gestellt:
Eine PowerpointPräsentation mit allen Eckpunkten der Dorf-
moderation und des Projektes „Dorf ist nicht gleich Dorf“ wurde
erstellt und kann von allen Dorfmoderator*innen genutzt werden. Sie
kann von Jascha Jennrich per Mail bezogen werden.
Die aktuellen Flyer zum Modellvorhaben „Dorf ist nicht gleich Dorf“
liegen bei Regina Meyer, Landkreis Göttingen, zur Abholung bereit.
Eine vierseitige Projektzusammenfassung wurde von Swantje Eigner-
Thiel erstellt und kann von ihr bezogen werden.
Bereits 2020 werden die Ergebnisse des Projektes als schriftliche
Endprodukte erwartet.
Das erprobte Modul 3 kann Anfang 2020 erneut angeboten werden,
wenn sich genügend Teilnehmende finden. Interessenten melden sich
bitte bei Jascha Jennrich.
Das nächste Austauschtreffen findet am 9. September in Hahausen
statt.
                                                    Jascha Jennrich, LEB

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Dorfrundgang in Reyerhausen am 17. Juni 2019
Nach einer Begrüßung durch die Ortsbürgermeisterin Ilona Dettmar
und ihren Stellvertreter Uwe Bartram ging die Gruppe von ca. 30
Personen in Richtung Friedhof an den höhergelegenen Wald, um sich
einen Überblick über den Ort zu verschaffen. Ulrike Eckes, eine der vier
Dorfmoderator*innen von Reyershausen, und die Ortsbürger-
meisterin gaben einen kurzen geschichtlichen Abriss: Sie zeigten den
ursprünglichen alten Ortskern mit der Kirche und wiesen auf das
Kalibergwerk hin, das dem Dorf zu wirtschaftlichem Aufschwung
verholfen hat. Es existierte von 1905 bis 1969, bis es aus
wirtschaftlichen     Gründen      geschlossen      wurde.     Aus    der
Bergmannstradition heraus entstand ein „Bergmannschor“, deren
Mitglieder noch heute in ihren Uniformen auf Feierlichkeiten ihre
Sangeskünste zum Besten geben und auch schon mit dem Schulchor
zusammen aufgetreten sind.
Aufgrund des Bergwerks konnte sich Reyershausen bspw. das Freibad
leisten, das ebenfalls bis heute existiert und weit über die Grenzen von
Reyershausen bekannt ist. Es gibt heute außerdem noch eine
einzügige Grundschule mit ca. 60 Kindern und einen Kindergarten, der
vor einigen Jahren zur Kindertagesstätte mit einer Krippe ausgebaut
worden ist. Nachdem im Dorf in den letzten Jahren immer weniger
Kinder geboren worden sind, „boomen“ die Geburten zurzeit
regelrecht, und viele kleine Krabbler treffen sich wöchentlich mit ihren
Eltern im Gemeindehaus. Dorfmoderatorin Ulrike Eckes beschrieb die
Neubaugebiete aus den verschiedenen Jahrzehnten und wies auf das
neueste Areal hin, auf dem Ende dieses Jahres zunächst 17 Bauplätze
ausgewiesen werden. Außerdem zeigte sie den großen offenen
Kuhstall mit über 600 Kühen, die von der „Plesse Milch GmbH & Co.
KG.“, einem Zusammenschluss mehrerer Landwirte aus den drei
Dörfern Eddigehausen, Reyershausen und Billingshausen, gemeinsam
gehalten werden. Die GmbH verkauft die Milch der Kühe und den
Strom aus der Gülle, die in der angeschlossenen Biogasanlage
vergoren wird.
Sabine Kratzat, die zweite Dorfmoderatorin im Ort, zeigte der Gruppe
anschließend den „Schwalbengarten“ – ein mehrere Tausend
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Quadratmeter großes, privat angelegtes Biotop mit Teich auf einem
ehemaligen Acker. Der Focus der naturnahen Fläche liegt auf dem
vielfältigen Schutz und Lebensraum für Tiere aller Art wie auch für
ortstypische Pflanzen. Nebenbei wird von dem Ehepaar auch Gemüse
und Obst kultiviert. Durch die vielen Arten von Blumen und Gehölzen
haben die Beiden damit nicht nur für sich, sondern vor allem für
Schwalben, Schmetterlinge und Bienen ein kleines Paradies
geschaffen. Die Gartenbesitzer öffnen ihr Areal immer gerne für
interessierte Besucher.
Als neueste soziale Entwicklung hat sich in Reyershausen 2017 die
sogenannte „Dorftreff-Initiative“ gegründet. Dies war zunächst ein
loser Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern, die
verschiedene Veranstaltungen für das Dorf konzipieren, wie bspw.
gemeinschaftliche Radtouren, ein Sportplatzfest, Bastelnachmittage,
Vorleseabende mit musikalischer Untermalung (bisher zu den Themen
„Gegensätze“, „Weihnachten“, „Frühling und Natur“), Scheunenfeste
in verschiedenen privaten Scheunen, Singeabende, Brotback-
nachmittage usw. Ihr Ziel ist es, neue Ideen und neue Veranstaltungs-
formate auszuprobieren und damit auch neue Menschen anzu-
sprechen und die Dorfgemeinschaft zu fördern. Um Fördergelder
beantragen zu können, wurde mittlerweile aus der losen Initiative der
Verein „Dorftreff e.V.“ gegründet, der mit seinen Veranstaltungen
offen für alle Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner ist, auch
unabhängig von einer Mitgliedschaft. Dieser Verein hat es sich nun
zum Ziel gesetzt, die alte Fleischerei im Ort, die seit ca. 4 Jahren leer
steht, zu einer Begegnungsstätte umzubauen - dem „mittendrin“.
Diese Baustelle besuchte dann die Gruppe der Dorfmoderator*innen
zum Ende des Dorfrundgangs, wo gerade zwei Herren ihr Tagewerk an
Restaurationsarbeiten vollbracht hatten.
Die Kultur- und Begegnungsstätte soll am 28. September 2019 eröffnet
werden und dann regelmäßig an den Wochenenden geöffnet haben.
Es wird dort kulturelle Veranstaltungen sowie einen Offenen Abend
und am Wochenende Cafébetrieb geben und soll auch darüber hinaus
als Treffpunkt für Gruppen, Initiativen und Feierlichkeiten dienen. Die
Umbauarbeiten werden ehrenamtlich gestemmt und durch viele
eingeworbene Spenden regionaler Unternehmen, von Privatleuten
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und Banken finanziert. Zusätzlich wurden erfolgreich zahlreiche
Fördergelder für die inhaltliche, kulturelle Arbeit eingeworben.
    Swantje Eigner-Thiel, Dorfmoderatorin Reyershausen, Landkreis Göttingen,
                                   wissenschaftliche Mitarbeiterin der HAWK

Sparkassen und Banken bauen ihren Service vor Ort oft ab –
es gibt aber auch Beispiele für Kooperationen in Dörfern
Im hessischen Bromskirchen (Landkreis Waldeck-Frankenberg) teilen
sich die Sparkasse Battenberg und die Frankenberger Bank seit
Frühjahr 2018 eine gemeinsame Zweigstelle mit Schalterbetrieb.
Sparkasse und VR-Bank haben jeweils an zwei Tagen pro Woche am
Vor- und Nachmittag geöffnet (Mo und Do: Sparkasse, Di und Fr VR-
Bank). Der Geldautomat ist ganztägig verfügbar. Die Erfahrungen sind
für alle Beteiligten bisher sehr positiv. Die Kunden haben weiterhin
kurze Wege.
Im Landkreis Celle betreiben Sparkasse gemeinsam mit der Volksbank
seit 2018 anstatt eigener Geschäftsstellen in zunehmend mehr Orten
zusammen die SB-Terminals und Geldausgabeautomaten, zum
Beispiel in Müden (Aller), Unterlüß, Langlingen und Eicklingen. Für die
Befüllung der gemeinsamen Geldausgabeautomaten ist wechselseitig
jeweils ein Geldinstitut zuständig. Inwieweit die SB-Terminals für
Überweisungen erhalten bleiben, ist offen. Sie werden nach und nach
aus Kostengründen aus dem Verkehr gezogen. Die Institute setzten auf
Online-Banking und für ältere Menschen auf Telefonbanking. Auf die
Frage, worauf diese seltenen Kooperationen in erster Linie beruhen,
antwortete ein Banker: „Wir sind hier auf dem platten Land, man
kennt sich. Wir wollen den Menschen in den Dörfern weiterhin
zumindest kleine Basisstellen erhalten.“ Die Kunden der beiden
Institute können die Ausgabenautomaten jeweils kostenlos nutzen.
                                                          Winfried Eberhardt
                                        Thünen-Institut für Ländliche Räume
                                                        38116 Braunschweig
                                                        Tel: 0531 / 596-5161
                                       Mail: winfried.eberhardt@thuenen.de

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Berichte aus den Dörfern
Jugendbeteiligung in Hahausen - Jetzt reden wir!

                                    Eine Sache treibt ganz viele Vereine
                                    um – der Mangel an Nachwuchs
                                    oder an Ehrenamtlichen für die
                                    Vorstandsarbeit. Ältere wünschen
                                    sich mehr Beteiligung durch die
Jugend. Neuzugezogene empfinden es oft schwierig, im Dorfleben
integriert zu werden. Wie gelingt ein besseres Miteinander? Was
kurbelt die Nachwuchsarbeit an? Welche Träume und Bedürfnisse hat
die Jugend im Dorf?
Genau hier setzt die Dorfmoderation Hahausen an. Beim
Ideenwettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung haben
wir, Petra Kremeik und Claudia Mehl, ein Konzept erarbeitet und
eingereicht, um uns dem Thema „Gesprächskultur“ und
„Jugendbeteiligung“ zu widmen. „Wir möchten die Jugend zu Wort
kommen lassen, damit ihre Bedürfnisse gehört werden, sie ihren Platz
im Dorf finden und am Dorfgestaltungsprozess teilhaben,“ erläutert
Petra Kremeik die Idee. Dazu wird Andreas Roth mit einem Kollegen
aus der Jugendarbeit erwartet, der die Sprache der Zielgruppe bestens
kennt und diese in zwei
Workshops moderiert. „Wir
sehen es als große Chance, aus
dem                gesammelten
Erfahrungsschatz der Experten
zu lernen, wie Jugend-
beteiligung angestoßen wird.
Vorab findet ein Gespräch mit
den Vorsitzenden der Vereine und Verbände sowie Vertretern des
Ortsrates statt. Vielleicht gibt es Parallelen beim Angebot der Vereine
und Institutionen und den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen
in         Bezug          auf          Nachwuchsförderung           und
Freizeitprogrammvorstellungen,“          so     erhoffen     sich    die
Dorfmoderatorinnen eine mögliche Win-Win-Situation für alle.
                                                                       7
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Um Kinder und Jugendliche „an Bord“ zu holen und in die Thematik
einzuweihen, gab es ein erstes Vorbereitungstreffen Ende April in
kleiner Runde. An vier Stationen galt es, Antworten zu finden.
Beispielsweise ging es um die Erreichbarkeit, die besten
Kommunikationswege und darum, wer überhaupt alles zur Zielgruppe
gehört. Aufgrund der Datenschutzverordnung darf die Samtgemeinde
Lutter keine personenbezogenen Daten herausgeben. Besonders
spannend war das Ergebnis, was den vier Teilnehmern bei der Station
„Typisch Hahausen“ einfiel. Auf Moderationskarten war zum Beispiel
zu lesen: „Nichts los“, „eingeschlafen“, „viele Menschen vom Dorf
abgeschottet“, „Menschen reden nicht miteinander“ oder auch „viel
Grün“, „wenig Müll“, „Treffpunkte schaffen“ und „es wird daran
gearbeitet, dass das Dorf aktiver wird“.
Anfang Juli wurde zum ersten Kennenlerntreffen mit kulinarischer
Note eingeladen. 18 Kinder und Jugendliche folgten der Einladung und
ließen sich dabei auf etwas Neues ein. Beim Gemüseschneiden, und
Zubereiten von Dip und Brotaufstrichen kamen sie mit den
Dorfmoderatorinnen ins Gespräch. Nach dem gemeinsamen Essen
wurden Ideen für das nächste Treffen im September gesammelt. Eine
Mehrheit stimmte für eine „Dorfrallye mit Lost Places – Orte, die
keiner kennt“.
                              Unsere Zwischenreflexion: „Nur durch
                              persönliche        Ansprache       beim
                              Jubiläumsfest der Vereine wurde die
                              Teilnehmerzahl       erreicht.     Viele
                              signalisierten uns, die schriftliche
                              Einladung nicht gelesen zu haben.
                              Manche Wünsche wie „ein Freibad fehlt“
                              oder      „Einkaufsmöglichkeiten     am
Nachmittag“ sind Utopien, denen wir Raum gaben. Aus der Freude
„endlich passiert hier etwas“ wurde schnell eine hohe
Erwartungshaltung. Die ausgesprochenen Wünsche sollten am
liebsten sofort umgesetzt werden. Trotzdem sind wir mit dem
bisherigen Verlauf des Projektes aufgrund folgender Punkte zufrieden:
Es gibt eine zunehmende Beteiligung; voneinander Lernen macht
Spaß; Vertrauen lässt sich aufbauen durch Zuhören und ist genauso
                                                                     8
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wichtig, wie jede Äußerung der Teilnehmer ernst zu nehmen; Interesse
für ein weiteres Treffen wurde gezeigt. Bleibt zu hoffen, dass wir durch
die Aktivitäten die Zielgruppe am Ball halten, sie weiter stärken, sich
zu äußern, um alle bei den Workshops wiederzusehen. Der nächste
Schritt wäre dann die Überlegung, was jeder Einzelne bereit ist, für die
Umsetzung beizusteuern, sich aktiv zu beteiligen, die Eltern zu
mobilisieren, mitzumachen usw. Es bleibt ein spannender Weg, der
beim MITEINANDER REDEN beginnt.“
                  Claudia Mehl, Dorfmoderatorin Hahausen, Landkreis Goslar

Hemeln bleibt gesund
Ende letzten Jahres wurde am Dezember-Stammtisch des
Volksgesundheitsvereins      Hemeln     e.V.    die    Idee   einer
Gesundheitswoche diskutiert. Es kamen viele kreative Ideen
zusammen, von Tonnensauna bis Barfußpfad. Im März 2019 wurde es
ernst und ein Orga-Team gegründet. Ein Termin nach den
Sommerferien wurde festgelegt und der Dreschschuppen (er dient als
Dorfgemeinschaftshaus in Hemeln) für eine Woche reserviert. Das
Orga-Team bestand zunächst aus vier Personen, die sich im Laufe der
Wochen aber auf sieben bis acht Personen vermehrten (4
Vorstandsmitglieder, drei weitere Vereinsmitglieder und ich, die
Dorfmoderatorin und gleichzeitig auch Vereinsmitglied).
Durch vielfältige Kontakte der Orga-Team-Mitglieder kam mit der Zeit
ein umfangreiches Programm zustande. Aus einer Veranstaltung pro
Tag wurden drei bis vier.
Von Montag bis Freitag wurde ein Mix aus Vorträgen, Workshops und
Seminaren angeboten. QiGong, Yoga, Kinderyoga, Entspannungs-
übungen, meditativer Tanz, Kräuterseminar, Vorträge über „gesund
älter werden“, Gesundheitswirkung des Honigs, Schüßlersalze,
Homöopathie, Funktionsweise des Gedächtnisses mit praktischen
Übungen fanden statt.
Am Freitagabend brachten die HotDocs mit Rock- und Pop-
Ohrwürmern ca. 170 Besucher*innen in Schwung. Die HotDocs sind
eine Göttinger Ärzte-Band und spenden üblicherweise ihre Gage für
„Ärzte ohne Grenzen“, was sehr gut zum Thema der Woche passte.
                                                                         9
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Am Samstag gab es ein buntes Programm mit Infoständen aus dem
medizinischen Bereich sowie Anbietern regionaler Produkte –
darunter auch einige Hemelner*innen - . Das DRK war mit einem
Rettungswagen vor Ort und gab auch eine Einführung in die
Handhabung des neu für das Dorf angeschafften Defibrillators, was auf
großes Interesse stieß. Außer Sehtests, Venenmessungen,
Blutdruckmessungen und anderen Vorsorgemaßnahmen war
selbstverständlich auch für gesunde Verpflegung gesorgt. Nachmittags
erfreuten die Brackenberger Musikanten und die Kinder der Show-
Garde-Tanzgruppe Gimte die Besucher*innen mit musikalischen und
tänzerischen Darbietungen, die auch zum Mitmachen einluden. Denn
Bewegung und Spaß sind wichtige Pfeiler für die Gesundheit. Das
ganze Wochenende über wurde kostenlos Obst für Kinder
bereitgestellt. Nicht verteiltes Obst wurde dem Hemelner
Kindergarten zur Verfügung gestellt. Am Samstag konnten sich die
Kinder fantasievoll schminken lassen. Abends gab es noch einen Film
über gesunde Ernährung und anschließend ein sehr gut besuchtes
schamanisches Feuer am Weserufer.
                                 Am Sonntag war nach einer kurzen
                                 Andacht und einer Wanderung durch
                                 Wald und Feld das Highlight die
                                 Einweihung des noch rechtzeitig von
                                 Vereinsmitgliedern       angelegten
                                 Barfußpfades, der u. a. mit Mitteln
                                 des Dorfbudgets des Landkreises
                                 entstand.
Anschließend gab es vor einem Gesundheitsquiz mit vielen
Gewinnmöglichkeiten interessanter Preise und einer kurzen
Abschlussveranstaltung noch eine gesunde Gemüsesuppe.
Die Veranstalter*innen waren rundum zufrieden mit dem Ablauf,
Besucherzahlen (über 600 bei den Einzelveranstaltungen, zusätzlich
ca. 200 tagsüber), Presse, Spenden und Sponsoring und Beteiligung
der Hemelner*innen insbesondere bei der Materialsammlung für den
Barfußpfad. Die Woche war ein großer Erfolg. Für das Orga-Team
bedeutete das aber auch einen enormen Einsatz in den letzten

                                                                   10
Wochen. Trotz der Anstrengungen werden sicher, spätestens bei der
vorgesehenen Nachlese, Ideen für eine Wiederholung sprudeln....
Eine gewisse Nachhaltigkeit lässt sich ebenfalls feststellen. Es wurde z.
B. großes Interesse an einem QiGong-Kurs in Hemeln bekundet und
die Vorbereitungen hierzu laufen bereits. Außerdem wurde der
Barfußpfad in den letzten Tagen schon von einigen Gruppen für
Aktivitäten eingeplant.
             Nortrud Riemann, Dorfmoderatorin Hemeln, Landkreis Göttingen

Dorfflohmarkt in Diemarden
Anfang letzten Jahres haben wir im Freundeskreis darüber
nachgedacht, in Diemarden einen Flohmarkt zu organisieren. Die Idee
verfestigte sich immer mehr und schließlich haben wir, in der
Hauptsache Familie Schmoling und meine Familie, „Nägel mit Köpfen“
gemacht: Wir haben einen freien Termin gesucht und gefunden, mit
der Gemeinde gesprochen und dann Schritt für Schritt das Konzept
abgearbeitet. Natürlich war für uns meine Ausbildung zum
Dorfmoderator sehr hilfreich, konnte ich doch Ideen und Anregungen
aus unseren Zusammenkünften mit einbringen. Und nicht nur das,
auch die finanzielle Unterstützung durch den Landkreis aus dem
Dorfbudget, von dem ich durch die Dorfmoderation erfahren habe, hat
uns sehr geholfen. Eigentlich wollten wir einen echten Dorfflohmarkt
vor den Häusern ausrichten und hatten uns für unser großes Dorf 50
Familien als Mindestzahl an Anbietern gesetzt. Eingegangen sind 38
Anmeldungen. Und so haben wir uns entschieden, den Flohmarkt auf
dem großen Parkplatz vor unserer Sporthalle durchzuführen. Im
Nachhinein eine gute Entscheidung, und es entstand der Wunsch,
auch den nächsten Flohmarkt an gleicher Stelle durchzuführen. Um
den Flohmarkt überhaupt erstmal in Gang zu bekommen, haben wir
keine Standgebühr oder einen Kuchen verlangt. Mit dem Betrag aus
dem Dorfbudget haben wir die Werbung finanziert. Ich habe mit einem
Freund die Gestelle für die Werbebanner hergestellt, diese wiederum
wurden von einem Diemardener Werbefachmann günstig hergestellt
(siehe Foto).

                                                                       11
Kaffee und Kuchen sowie Torten
wurden      von     Diemardener
Bürgerinnen gespendet und der
Verkauf in die Hände der
Fußballjugendabteilung des TSV
Germania Diemarden gelegt. Der
Erlös ging dann an eben diese
Abteilung.
„Von       Diemardenern       für
Diemardener“ war das Motto der
Veranstaltung. Dass auch viele
Bürger aus der Umgebung zu
Besuch kamen, hat uns und
Familie Schmoling sehr gefreut. Wir hatten ein Superangebot an
Waren, und da uns auch der Wettergott wohlgesonnen war, war es
eine rundum gelungene Veranstaltung. Wunsch nahezu aller Anbieter:
„Das könnt Ihr nächstes Jahr wieder machen!“ Und so fand der 2.
Diemardener Flohmarkt am 18. August 2019 statt. Ich bin in diesem
Jahr in die 2. Reihe gerückt, Lothar Schmoling hat die Organisation
übernommen. Mein Wunsch ist, dass der Flohmarkt seinen festen
Termin im Veranstaltungskalender unseres Dorfes finden wird.
                Willi Gräbe, Dorfmoderator Diemarden, Landkreis Göttingen

Eisdorf: Dorfmoderatoren präsentierten ihre Arbeit
Auf der Veranstaltung „Frühstück unter den Eichen“ am 11.8.2019 in
Eisdorf, an der über 100 Einwohner teilnahmen, präsentierten auch in
diesem Jahr die drei Dorfmoderatoren mit einem Infostand wieder
ihre Projekte:
Der vor einem Jahr gegründete
Verein „Mobiles Eisdorf e.V.“
überzeugte mit seinem E-Auto
sowie Testfahrten und den
eingerichteten
Fahrdienstangeboten.

                                                                       12
Die Projektgruppe „Unser Eisdorfer Dorfmarkt“ berichtete über die
laufenden Vorbereitungen für den nächsten Markt am 30.08.2019.
Die Dorfmoderatoren riefen ab sofort zum Fotowettbewerb auf.
Eisdorfer Motive sollen wieder den Jahreskalender 2020 schmücken,
das Siegerfoto erhält das Titelblatt. Einsendeschluss ist der
30.09.2019.
Neu in der Dorfmoderationsrunde war Melissa Niewind. Sie ist
wissenschaftliche Mitarbeiterin der HAWK (Hochschule für
angewandte Wissenschaften und Kunst) und begleitet das Team bis
auf Weiteres für eine Doktorarbeit zum Thema „Die Wirkung von
Dorfmoderation“.
                                  Käuflich zu erwerben gab es neben
                                  den bekannten Eisdorfer Postkarten
                                  dieses     Mal    auch    Eisdorfer
                                  Glücksschweinchen, die in der
                                  „Geschenkekiste“ in Teichhütte
                                  auch für die anderen Ortsteile Bad
                                  Grunds zu erhalten sind. 0,50 €
hiervon erhält die jeweils ortsansässige Kindertagesstätte.
Bei Fragen zu oben genannten Projekten stehen Annette Altmann,
Petra Pinnecke und Jürgen Zuchowski unter dorfmoderatoren
@eisdorf.de gerne zur Verfügung oder stellen entsprechende
Kontakte her.
             Annette Altmann, Dorfmoderatorin Eisdorf, Landkreis Göttingen
                                       Fotos: Annette und Helge Altmann

Klein Schneen mobil
In Klein Schneen hat sich durch die Initiative des Dorfmoderators Rolf
Gruschinski im Januar 2019 der Verein „Klein Schneen Mobil e.V.“
gegründet, welcher derzeit rund 30 Mitglieder zählt. Das Dorf Klein
Schneen hat zurzeit insgesamt ca. 600 Einwohner.
Der Verein tritt für ein menschen- und umweltverträgliches
Verkehrswesen und für eine Verringerung der Umweltbelastungen
durch den Verkehr ein. Er setzt sich insbesondere für eine Reduzierung
des motorisierten Verkehrs, die sparsame Verwendung von Energie,

                                                                        13
Raum und Rohstoffen, den Vorrang von umweltverträglichen
Verkehrsmitteln und eine umweltschonende und sozialverträgliche
Fahrweise ein.
Zu diesem Zweck wurde von dem Verein ein Elektroauto als Dorfauto
für ein Car-Sharing angeschafft. Jedes Vereinsmitglied hat die
Möglichkeit, dieses Auto über ein Buchungssystem für bestimmte
Zeiten zu reservieren. Hierdurch wird eine neue Mobilitätsmöglichkeit
für BürgerInnen geschaffen, sodass Zweitautos unter Umständen nicht
angeschafft oder abgeschafft werden können. Auch wenn
Familienkinder ihren Führerschein frisch erworben haben, muss
womöglich nicht gleich ein extra Auto angeschafft werden, da das
Dorfauto auf Zuruf genutzt werden kann.
Durch die Fahrten mit dem E-Auto zum Beispiel in das nahegelegene
Göttingen werden zudem umweltschädliche Emissionen von
Stickoxiden und Rußpartikeln vermieden.
Der Verein „Klein Schneen Mobil“ stellt seinen Mitgliedern neben der
Möglichkeit, das E-Mobil zu nutzen, auch einen Fahrdienst ohne
zusätzliche Kosten zur Verfügung. Dieser wird von den Mitgliedern
ehrenamtlich bedient. Er richtet sich insbesondere an Mitglieder, die
alters- oder krankheitsbedingt nicht mehr selber fahren können. So tut
der Verein „Gutes“, indem er alten oder kranken Menschen
beispielsweise Fahrten zu Banken, Ärzten, Apotheken oder
Einkaufszentren ermöglicht. Auch Hol- und Bringdienste, zum Beispiel
zum Bahnhof, sind möglich. Weiterhin besteht für Eltern die
Möglichkeit, ihre Kinder zur Schule oder Vereinsaktivitäten fahren zu
lassen - und das nicht nur im Notfall. Weitere Einsatzmöglichkeiten des
Fahrdienstes sind Discofahrten, Nutzung bei verpassten Zug- und
Busfahrten, Ersatzfahrten, wenn eigene Autos nicht fahrbereit sind,
und noch vieles mehr.
Der Verein versucht neben dem Betrieb des Dorfautos auch,
verschiedene Methoden der ressourcenschonenden Mobilität zu
etablieren. Eine ganz einfache Methode hierfür ist der sogenannte
„Mitfahrerdaumen“. So wurden an den Ortsausgängen von Klein
Schneen Schilder mit abgebildeten „Tramperdaumen“ angebracht.
Alle Vorbeifahrenden sollen dadurch wissen: Wer an diesem
Mitfahrdaumen steht, hat den Wunsch, in die nahegelegenen Zentren
                                                                     14
Friedland oder Groß Schneen mitgenommen zu werden. Die gleichen
Mitfahrdaumen stehen auch in den beiden Orten Friedland und Groß
Schneen. Diese Daumen sollen dann ebenfalls sagen: „Nimm mich
bitte mit zurück nach Klein Schneen, wenn es geht.“ Diese Mitfahr-
Methode hat den Vorteil, dass keine Anfrage und Buchung über eine
Applikation oder ein Telefonat getätigt werden muss. Die Daumen
ermöglichen somit eine spontane Mitfahrgelegenheit. Auch hierin
wird eine wichtige und unkomplizierte Mobilitätsergänzung für Klein
Schneen gesehen.
Zu dieser Thematik wurde auf Anforderung der Dorfmoderation Klein
Schneen ein öffentliches Treffen am 3. Juni organisiert. Das genaue
Thema lautete: „Ergänzungen zum ÖPNV – Mitfahrbank,
Mitfahrdaumen oder Mitfahrgruppe: Wie kann die Akzeptanz erhöht
werden?“ An diesem Treffen nahmen 35 interessierte und
diskussionsfreudige Gäste teil. Der Verein Klein Schneen Mobil e. V.
koordiniert zudem verschiedene Online-Mitfahrgelegenheiten, die die
Bürger über ihr Smartphone nutzen können. Neben einer WhatsApp-
Gruppe besteht auch ein gemeinsamer, kostenloser Kalender über
„TimeTree“. Hierin können zum Beispiel Fahrten angeboten oder
gesucht werden. Diese Möglichkeit wird aktuell recht gut genutzt.
Durch die oben dargestellten unterschiedlichen Mobilitäts-
möglichkeiten trägt der Verein zudem nicht unwesentlich zur
Förderung der dörflichen Gemeinschaft bei.
         Rolf Gruschinski, Dorfmoderator Klein Schneen, Landkreis Göttingen

Sternwanderung nach Groß Lengden
Die Dörfer Benniehausen, Diemarden, Klein Lengden und Groß
Lengden haben sich am 25.08.2019 zum dritten Mal getrennt
voneinander auf den Weg gemacht, um dann gemeinsam in einem Ort
-diesmal in Groß Lengden- in gemütlicher Runde regionale Produkte zu
genießen. Bei strahlendem Sonnenschein ging so jedes Dorf einen
anderen Weg mit dem gleichen Ziel.
Unterwegs hatten wir verschiedene Aufgaben zu bearbeiten, für die es
– wie sich am Ende herausstellte – auch mehrere richtige Lösungen

                                                                         15
gab. Denn wer mag schon entscheiden, ob zu „Chören“ auch
„Gesangsvereine“ gehören?
Wir hatten jedenfalls jede Menge Spaß. Es war schön, auch mal mit
Leuten zu sprechen, zu denen man sonst keinen Kontakt hat oder aber
in der Gruppe eines anderen Dorfes jemanden zu treffen, den man aus
dem Berufsleben kennt, mit ihm aber nie darüber gesprochen hat, wo
er herkommt.
Sonntags mal nicht den Kochlöffel schwingen zu müssen und beim
Buffet mit Süppchen noch gut unterhalten zu werden, ist ein weiteres
Plus dieser Veranstaltung
Den Höhepunkt bildete eine kreative Darstellung des eigenen Ortes, in
der einem stressgeplagten Berliner die Vorzüge des Landlebens
präsentiert wurden. Jedes Dorf hat diese Aufgabe voller Schwung und
Elan bravourös gemeistert, so dass der gestresste Berliner es sicher
schwer hätte, sich zwischen den Dörfern zu entscheiden. Es soll sich
unter die 75 Teilnehmenden sogar eine Berlinerin gemischt haben,
ihre Meinung ist der Redaktion leider nicht bekannt.
                                                 Gewonnen haben
                                                 schließlich alle. Das
                                                   Organisationsteam
                                                 hatte für jedes Dorf
                                                 eine      Tüte     mit
                                                 Süßigkeiten vorbe-
                                                 reitet. Die Bürger-
                                                 meister      erhielten
                                                 eine     selbst    ge-
                                                 staltete Plakette und
                                                 Diemarden konnte
                                                 stolz     den     neu
gestifteten Wanderpokal mitnehmen, denn dort findet die
Sternwanderung im nächsten Jahr statt.
Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht und mitgeholfen haben. Wir
freuen uns auf das nächste Mal in Diemarden!
          Regina Horeis, Dorfmoderatorin Groß Lengden, Landkreis Göttingen

                                                                        16
Erntedank in Jühnde – früher und heute
Aus der Jühnder Chronik, Seite 157: (Joachim Jünemann, von 1960):
„Wenn am 8. September man sagte: „Um Mariä gebort moket de
swöelke (Schwalbe) fort“, so wurde es Zeit, für die Kirmes zu rüsten.
Ende dieses Monats fand sie statt.
Es ist ein sehr altes Fest. Aus dem Jahre 1681 wird überliefert, dass der
Oppermann (Schulmeister) und die Diener des Schlosses in Jühnde
einen Kirmeshammel erhielten. Schaffer und Kirmesburschen wurden
alljährlich neu gewählt. Die vorjährig vergrabene Kirmesflasche wurde
von der Jugend ausgegraben und die Kirmes angetrunken.
Im Festzug fuhren in alter Zeit die sorgfältig geschmückten Erntewagen
der einzelnen Höfe. Auf dem Schießstand fand ein Preisschießen statt.
Die „Gesundheiten“ machten die altgewohnte Dorfrunde, das heißt:
Auf Wunsch oder Bestellung spielte eine Musikkapelle vor jedem
Hause ein Lied mit Tusch. Bei anbrechender Dunkelheit ließen die
Burschen ihren Mädchen durch „Nachtmusiken“ aufspielen.“
Alma Hampe, geb. Weitemeier (*21.06.1918 - +01.08.2014), konnte
sich noch gut erinnern, wie früher die Kirmes bei „Jüspan`s“ (ehem.
Gaststätte „Zum alten Krug“ der Familie Weitemeier, am Ortseingang
von Dransfeld kommend) auf dem Hof und Saal gefeiert wurde. Da
mussten die Kinder die Betten räumen, damit die Musikanten eine
Schlafstätte hatten. Es gab vor dem 2. Weltkrieg sogar den Plan, einen
neuen großen Saal zu bauen. Aber daraus wurde dann nichts mehr –
genauso wenig wie aus dem Plan, aus der Zehntscheune ein
Dorfgemeinschaftshaus oder eine Dorfgemeinschaftshalle zu machen.
Die Zehntscheune war nach dem Krieg so baufällig, dass sie abgerissen
wurde.
Wann genau die Kirmes in ihrer heutigen Form organisiert wurde,
müsste in den Gemeindeprotokollen stehen. Abwechselnd richten die
Jühnder Vereine die Kirmes aus, damit die Arbeitslast reihum verteilt
wird. In der Regel fällt die Jühnder Kirmes immer auf das
Erntedankfest.
Heute halten wir immer noch an unseren 4 Tagen Kirmes fest und die
Besucherzahlen sprechen auch dafür - wobei der ausrichtende Verein
sogar 6 Tage vor sich hat.
                                                                       17
Hier noch einmal der komplette Ablauf, wie er bis heute stattfindet: 2-
3 Wochen vor dem Erntedanktermin wurde vom Schützenverein das
Königsschießen und das Volkskönigschießen veranstaltet. Heute ist die
Schützensparte des TSV Jühnde 1920 aufgelöst, aber das
Volkskönigsschießen wird noch durch die Jühnder Kyffhäuser
Kameradschaft ausgerichtet. Am Donnerstagabend vor Erntedank
treffen sich der im letzten Jahr ausrichtende Verein mit dem
diesjährigen beim Bürgermeister oder der Bürgermeisterin und graben
die Kirmes bei einem „kleinen Umtrunk mit Imbiss“ aus. Am
Freitagabend folgt die Disco in der Friedrich-Spielmann-Halle. Am
Samstagnachmittag gibt es die Kinderbelustigung im und am
Vergnügungspark um die Friedrich-Spielmann-Halle. Früher zog zu
dieser Zeit der Schützenverein mit dem Posaunenchor durch Jühnde
und brachte die Königsscheiben an den Hausfassaden an.
Samstagabend ist traditionell Tanz mit der Proklamation der
Volkskönige. - Sonntagmorgen ist Erntedankgottesdienst mit der
Übergabe der Erntekrone an den Ortslandwirt und dessen Rede zur
vergangenen Landwirtschaftssaison in Jühnde in der Kirche. Die
Erntekrone wird heute noch von der Landjugend im Vorfeld gewickelt.
Nachmittags findet der Kirmesumzug statt. Traditionell ist der Wagen
mit der Erntekrone der erste im Kirmesumzug - eine der wenigen
Gelegenheiten, „ungestraft“ die Wahrheiten des letzten Jahres und zu
aktuellen Themen in Fuß- und Wagengruppen darzustellen. (Ähnlich
den Rosenmontagszügen und deren Themen von harmlosem Jux bis
ernster Wahrheit!) Der Weg des Kirmeszuges führt immer ohne Musik
und mit einer kurzen Pause am Friedhof vorbei. Noch eine
Besonderheit ist während des Kirmesumzuges auch der Gruß der
Kirchengemeinde an die Kirmes. Solang der Zug an der Jühnder Kirche
vorbeizieht, läuten die Glocken. Die Glockenmusik hilft auch indirekt
den Musikgruppen, beim langen Anstieg an der Kirche nicht spielen zu
müssen.
Anschließend spielen alle Musikgruppen des Kirmesumzuges in der
Friedrich-Spielmann-Halle auf. Unter der Begleitung des Jühnder
Posaunenchors wird die im Kirmesumzug mitgeführte Erntekrone in
den Himmel der Friedrich-Spielmann-Halle hochgezogen. Der
Nachmittag klingt bei Kaffee und Kuchen mit Musik irgendwann aus.
                                                                     18
Am Montag ist der traditionelle Jühnder Kirmesfrühschoppen. Es darf
gern gespendet werden, damit das Freibier lange fließen kann. Das
Kirmesfrühstück schmeckt in dieser Runde immer besonders gut. Am
Dienstag wird dann vom ausrichtenden Verein aufgeräumt und am
Nachmittag die Erntekrone zum Ortslandwirt gebracht – da gibt es
dann immer eine ordentliche Kaffeetafel. Am Dienstagabend kommt
dann der schwere Gang zum Bürgermeister oder zur Bürgermeisterin
und die Kirmes wird vom ausrichtenden Verein für dieses Jahr beerdigt
und muss wieder ein Jahr ruhen.
Viele helfende Hände freuen sich jedes Jahr, mal ausrichtender
Arbeiter, mal feiernder Kirmesgänger sein zu dürfen. Und so wird
dieses traditionelle Erntedank- und Kirmesfest in Jühnde hoffentlich
noch lange bestehen können.
            Hubertus Menke, Ortsheimatpfleger, Landkreis Göttingen Jühnde

Benteröder Wurzelwiese
                          Zum „DoMo-Team“ in Benterode gehören
                          der Dorfmoderator Werner Dümer und fünf
                          weitere Aktive im Alter von ca. 26 bis 70
                          Jahren, die er aufgrund seiner Erkenntnisse
                          vom DoMo-Lehrgang zu seinen Aktivitäten
                          hinzugezogen hat. Zusammen mit dem
                          Heimat- und Kulturverein arbeitet diese
                          Gruppe zurzeit an einer weiteren
                          Ausgestaltung der „Wurzelwiese“. Hier
wurden bereits Greifvogelsitzstangen und eine Hinweistafel
angebracht, eine Sitzbank aufgestellt, ein Insektenhotel gebaut und
eine Blühwiese eingesät, die jetzt schön blüht. Da die Baumpflege über
einen Patenschein den Pflanzern angetragen wurde, sind beim Mähen
mit den Eltern und wegen der Trockenheit beim Wässern der Bäume
natürlich auch Kinder dabei. Außerdem wird zurzeit eine
Begrüßungsmappe für Neubürger erstellt. Die dörflichen Aktivitäten
haben nicht nur in Benterode, sondern auch aus den anderen
Ortsteilen Staufenbergs positive Resonanz erfahren. Werner
berichtet: „Wir arbeiten in allen Teams sehr gut zusammen, durch die
                                                                       19
Aufgabenteilung wird es keinem zu viel, daher macht es allen Spaß.
Aber auch z.B. im Sportverein werden Aktivitäten von ganz
Staufenberg besucht:
So sind die Bunte-Eier-Suche oder das
Oktoberfest immer eine Top-Veranstaltung!“
- Kurz vor Ostern wurden in Benterode erste
Erfahrungen mit der „Benteröder Landküche“
gemacht, als in der Dorfgemeinschaftsanlage
ein Drei-Gänge-Menü mit Karotten-Ingwer-
Suppe, Pellkartoffeln und Grüner Soße sowie
einem leckeren Osterdessert angeboten
wurde. Hier kamen 25 Personen in geselliger
Runde zusammen und haben sich schmecken lassen, was zwei
Benteröder Damen für alle gekocht hatten. Ausblick in die Zukunft: Im
Herbst, konkret am 26.10.2019, werden neue Bäume für Benteröder
Kinder auf der Wurzelwiese gepflanzt werden. Wer Kinder hat und für
diese einen Baum pflanzen möchte, kann sich gerne beteiligen.
                  Werner Dümer, Dorfmoderator Benterode, Landkreis Göttingen

Alternativer Dorfrundgang in Heckenbeck
Ein Mitglieder-Dorfladen, Ärzte, Kindergarten und Schule in freier
Trägerschaft, ein Kulturzentrum – so vielleicht die Wünsche von so
manchem Dorf. Auch auf dem Land ist das, und Vieles mehr, möglich.
In Heckenbeck gesellen sich in den bunten Strauß der Projekte darüber
hinaus noch ein solidarischer Gemüsebau, ein

Die solidarische Landwirtschaft      Das Mediationshaus        Die „Bücherei“

                                                                            20
Meditationshaus, eine Bürgersolaranlage, Bahnhofpendelfahrräder,
Carsharing, ein Verschenkeladen, Strohballenhäuser und natürlich die
großen traditionellen Dorfvereine wie Sportverein, Schützenverein,
Feuerwehr und Kirchengemeinde. Der dörfliche E-Mail-Verteiler
"Marktplatz" ist ein Abbild des regen Austausches untereinander. Seit
einer NDR-Dokumentation über Heckenbeck vom 17.1.2017 hat eine
kleine Gruppe Aktiver im Dorf beschlossen, regelmäßig Dorfführungen
anzubieten. Seitdem findet immer am letzten Sonntag im Monat ein
etwa eineinhalb stündiger Dorfrundgang statt. Beginnend an der
Weltbühne, dem soziokulturellen Zentrum, werden die Hintergründe
des Zuzuges, vornehmlich junger Familien, erläutert. Mit jedem Zuzug
kommen auch neue Impulse ins Dorf, die über lang oder kurz in das
Dorfleben einfließen können, so dass das kulturelle Angebot immens
ist und eher dem einer Stadt gleicht.

Ricarda Polzin bei einer Führung in Heckenbeck   Der Bioladen in Heckenbeck

Neben den monatlichen Dorfrundgängen melden sich auch immer
Gruppen, um eigene Termine zu buchen, diese können auch an
bestimmten Schwerpunkten ausgerichtet sein. Aus den
Dorfrundgängen nehmen nicht nur die Besucherinnen und Besucher
etwas mit, sondern auch wir, die diese Menschen durch unseren Ort
begleiten. Es ist ein schöner Anlass für Austausch und regt uns an, uns
und unsere Lebensweise zu reflektieren.
Führungen am letzten Sonntag im Monat (außer Dezember),
Treffpunkt ist um 11 Uhr an der Weltbühne. Die Termine sind auch auf
www.heckenbeck-online.de zu finden.
               Ricarda Polzin, Dorfmoderatorin Heckenbeck, Landkreis Northeim

                                                                              21
Veranstaltungskalender
 Termine in den Dörfern

                          22
Eröffnungsparty „mittendrin“ in Reyershausen
Samstag, 28. Sept. 2019, ab 12:00 Uhr bis „open end“
  - Kinderprogramm -Hüpfburg, Kinderschminken-
  - Musik Live
  - MonkeyBurger Food Truck 12:00 bis 15:00 Uhr
  - Kaffee und Kuchen
  - Getränke und Speisen -Fassbier Bayreuther HELL- ab 17:30 Uhr
     Leckeres vom Grill, Pommes ...
  - Tombola mit tollen Preisen
  - ... Lernt unsere Kultur- & Begegnungsstätte kennen!
Dorfleben pur - wir feiern F(f)este..
    Swantje Eigner-Thiel, Dorfmoderatorin Reyershausen, Landkreis Göttingen

Dorfflohmarkt in Groß Lengden am 15.09.2019
Den engagierten Mitgliedern unseres Fördervereins „Treffpunkt
Dorfladen“ ist es zu verdanken, dass in Groß Lengden in diesem Jahr
wieder ein Kinderkleider- und Dorfflohmarkt stattfindet. Neben der
Werbung für den Dorfladen sollen die Groß Lengder Vereine
Gelegenheit erhalten, ihr Programm vorzustellen. Auch soll auf unsere
1200-Jahr-Feier im Jahr 2022 aufmerksam gemacht und
Mitstreiterinnen und Mitstreiter aktiviert werden.
Von 11:00 bis 16:00 Uhr können die Besucherinnen und Besucher
gemütlich durchs Dorf schlendern und nach schönen Schnäppchen
suchen. Auch das kulinarische Angebot wird nicht zu kurz kommen.
Neben den zentralen Standorten (Dorfladen, Feuerwehr, Pfarrgarten,
Sportplatz und „Vorplatz Werkstatt Klingelhöfer“, Jendelstr. 2) gibt es
auch zahlreiche Privatpersonen, die ihre Waren feilbieten.
Auf einer Übersichtskarte, die den Besuchern und Besucherinnen
Orientierung bietet, erfahren diese, wo sie Stände, Aktionen und
Verköstigung finden.
Wir freuen uns auf Euren Besuch!
          Regina Horeis, Dorfmoderatorin Groß Lengden, Landkreis Göttingen

                                                                         23
Der Kultur-Verein Jühnde e.V. lädt ein zum Wein-Lese-Abend
in Jühnde
am 25. Oktober 2019 um 19.00 h.
Guter Wein und gute Bücher – zwei verheißungsvolle Stoffe für einen
interessanten Abend. Im schönen Ambiente des Jühnder Schlosses
stellen drei Jühnder*innen jeweils eines ihrer Lieblingsbücher vor.
Dazu bieten wir Wein aus verschiedenen Regionen an.
Ein interessanter vielfältiger und genussreicher Abend erwartet uns.
Wegen des begrenzten Platzes ist eine vorherige Anmeldung
erforderlich. Anmeldungen bitte ab 20.9.            per e-mail an:
rbrinkm@gwdg.de oder telefonisch unter 05502 999380.
          Roswitha Brinkmann, Dorfmoderatorin Jühnde, Landkreis Göttingen

Symposium
Dorfmoderation: „Immer mehr mischen mit!?“
05. November 2019, 9:00 – 16:00 Uhr,
MUSA e.V., Hagenweg 2 A, 37081 Göttingen
In Deutschland gibt es immer mehr Dörfer, in denen die Bewohnerin-
nen und Bewohner vor dem Hintergrund des demografischen Wandels
aktiv dabei sind, die Attraktivität ihres Dorfes zu erhalten, indem sie
ihre Fähigkeiten und Potenziale für die dörfliche Gemeinschaft einset-
zen. So werden beispielsweise Dorfläden von Bürger*innen oder dörf-
lichen Genossenschaften wiedereröffnet, Energiegesellschaften oder
neue Bürgervereine gegründet, die z.B. zusammen mit dem Ortsrat
neue Aktivitäten auf die Beine stellen. Um solche Aktivitäten auf der
Metaebene zu unterstützen oder zu moderieren, gibt es in vielen Bun-
desländern heute Qualifizierungsangebote zum sogenannten „Dorf-
kümmerer“, zur „Dorfmoderation“ oder zur Durchführung von „Dorf-
gesprächen“.
Im Mittelpunkt der Tagung steht die Qualifizierung und Vernetzung
von Dorfmoderator*innen in Südniedersachsen. Die Qualifizierung
wird zurzeit weiterentwickelt, indem ein Vertiefungsmodul mit dem

                                                                       24
Titel „Dorf ist nicht gleich Dorf“ angeboten und wissenschaftlich aus-
gewertet wird. Ziel der Tagung ist die Vorstellung dieses Curriculums
einschließlich des Vernetzungskonzepts der Dorfmoderation in Süd-
niedersachsen sowie der bundesweite Austausch dazu mit Kennern,
Interessierten oder Liebhabern ähnlicher Konzepte.
Nach mehreren einführenden Vorträgen werden in Arbeitsgruppen
Themen wie „Akzeptanz und Legitimation der Dorfmoderation“,
„Dorfmoderation als Beitrag zu einer lebendigen Demokratie“, „Ver-
stetigung der Dorfmoderation“ und „Dorfinventur und Dorfanalyse“
behandelt und diskutiert.
Die Tagung richtet sich an Engagierte und Professionelle mit Interesse
an dem Pilotvorhaben: an Dorfmoderator*innen, ehrenamtliche Dorf-
akteure, Gemeinde- und Ortsbürgermeister/innen, Landkreise, Ver-
waltungen aus der Region und überregional sowie an weitere Interes-
sierte aus der Dorfplanung und der Wissenschaft.
Anmeldung (begrenzte Teilnehmerzahl, Gebühr 20,00 €) bitte bis 15.
Oktober 2019 per Email an:
Frau Kolle, Referat Demografie und Sozialplanung, Landkreis
Göttingen Mail: Kolle@landkreisgoettingen.de, Tel: 0551 – 525-2970.
                                     Regina Meyer, Landkreis Göttingen

Neue Termine für Qualifizierung Dorfmoderation (Modul2)
Die LEB bietet einen neuen Durchgang zur Qualifizierung als Dorfmo-
derator*in an. Dieser findet an den Wochenenden vom 29. November
bis 01. Dezember und am 24. bis 26. Januar auf dem Schulbauernhof
in Hevensen, Landkreis Northeim, statt.
Die Qualifizierung zum/zur Dorfmoderator*in will Akteure im Dorf,
Menschen mit Ideen für ihr Dorf, ansprechen und sie dazu befähigen,
Dorfentwicklungsprozesse anzustoßen, zu koordinieren und zu gestal-
ten. Sie richtet sich gleichermaßen an Akteure, die in bestehenden
Vereinsstrukturen oder auf dörflicher Ebene politisch (z. B. als Ortsbür-
germeister*in) tätig sind sowie an Bürger*innen von jung bis alt, die
motiviert sind, sich für ihr Dorf oder ihre Gemeinde z. B. für Dorfläden,

                                                                       25
Jugendaktionen, Generationen-Projekte oder Erzählcafés zu engagie-
ren. Es bietet sich an, sich als Team anzumelden.
Die Teilnehmenden werden in 2 Blöcken zu je 24 Unterrichtsstunden
zu Dorfmoderator*innen qualifiziert. Die Teilnahme an beiden Termi-
nen ist notwendig.
Interessenten melden sich bitte bei Heidi Berthold, Freiwilligenakade-
mie Niedersachsen, an. Bei Fragen jeglicher Art steht Jascha Jennrich,
LEB, bereit.
                                                     Jascha Jennrich, LEB

Praktische Tipps für den Dorfalltag
Doktor Dorf
Wohnen Sie im Dorf und haben ein drängendes Problem? Gibt es Strei-
tigkeiten mit den Nachbarn, Ärger über ungeputzte Gehwege, Lange-
weile wegen zu wenig Feierlichkeiten oder laute Kinder, die Ihnen Ih-
ren verdienten Mittagsschlaf rauben? Wissen Sie nicht weiter und
bräuchten dringend ein paar Tipps zum Überleben im dörflichen Alltag
oder eine Beratung bei einem persönlichen ländlichen Anliegen?
Dann wenden Sie sich an uns! Schreiben Sie Dr. Dorf und seinem Team
– gerne auch anonym. Wir beantworten Ihre Fragen kompetent und
veröffentlichen sie in einer der folgenden Ausgaben der DoMo-Zei-
tung: Bitte per E-Mail an doktor.dorf@gmx.de. Wir freuen uns, Ihre
Probleme zu lösen!
                                     Dr. Dorf, Vereintes Südniedersachsen

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Interview mit der Demografiebeauftragten des Landkreises
Göttingen, Regina Meyer
DoMo-Zeitung: Wofür kann man das
Dorfbudget in Höhe von 500,00 €
beantragen, wofür ist es gedacht?
RM: Das Dorfbudget soll die
positive Entwicklung       eines   Ortes
fördern, Dorfprozesse anstoßen und
den Zusammenhalt im Ort stärken. Es
soll also mit einer Idee von „Gemeinschaft und Integration“ verbunden
sein.
DoMo-Zeitung: Kann ich es zum Beispiel nutzen, um eine Person im
Dorf zur Fortbildung für die Durchführung eines „Erzählcafés“ zu
schicken?
RM: Ja, das ist eine gute Idee, wenn es einen Ort gibt, an dem solche
Veranstaltungen stattfinden können. Erzählcafés schaffen auf jeden
Fall Begegnung.
DoMo-Zeitung: Kann ich es nutzen, um bspw. bei einem Erzählcafé
Kaffee und Kuchen zu finanzieren?
RM: Ja, kann man machen, man könnte aber auch diese Kosten über
Spendenaktionen abdecken.
DoMo-Zeitung: Könnte die Anreise eines Referenten oder einer
Referentin zu einem Vortrag im Dorf übernommen werden?
RM: Ist auch denkbar, wenn der Vortrag in den Dorfprozess passt oder
einen solchen anstößt.
DoMo-Zeitung:         Wer    kann    es    beantragen?    Auch     die
Dorfmoderator*innen? Oder muss das über den Ortsrat laufen?
RM: Die Ideen für die Verwendung eines Dorfbudgets kann von
einzelnen Dorfbewohner*innen, Initiativgruppen, Vereinen oder dem
Ortsrat kommen – am Ende muss es mit dem Ortsrat bzw. dem/der
Ortsbürgermeister*in besprochen und abgestimmt werden.
DoMo-Zeitung: Wo kommt das Geld eigentlich her?
RM: Der Kreistag in Göttingen hat 2015 erstmals den Einsatz von
kreiseigenen Mitteln zur Förderung von Dorfentwicklungsprozessen
beschlossen, d.h. es sind Mittel aus der „Kreiskasse“.
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DoMo-Zeitung: Was mache ich mit Restmitteln?
RM: Restmittel gibt es eigentlich nicht. Ausbezahlt wird immer nur so
viel, wie verbraucht und per Beleg nachgewiesen werden kann,
maximal 500,- Euro pro Ort.
DoMo-Zeitung: Wird es in absehbarer Zeit auch ein Dorfbudget für die
Landkreise Northeim, Holzminden und Goslar geben?
RM: Gute Frage – ich werde es an die Kollegin und die Kollegen in den
Nachbarlandkreisen weitergeben.
DoMo-Zeitung: Herzlichen Dank für die Informationen!

Interview zum Dorfbudget aus Sicht einer Dorfmodera-
torin
Interviewpartnerin:   Sabine   Kratzat,    Dorfmoderatorin        aus
Reyershausen, Flecken Bovenden, Landkreis Göttingen

DoMo-Zeitung: Wie hast du vom
Dorfbudget erfahren?
SK: Über das Göttinger Tageblatt.
DoMo-Zeitung: Wann habt ihr für
Reyershausen das erste Mal das
Dorfbudget beantragt?
SK: 2017.
DoMo-Zeitung: Wer genau hat das
Dorfbudget aus Eurem Dorf beantragt? War der Ortsrat beteiligt?
SK: Aktive im Dorf und ein Ortsratsmitglied. Im Klartext: Ich wurde
damals vom Ortsrat bestimmt, die Gelder zu verwalten und hatte auch
den Freiraum bekommen, dieses Geld für unsere neue Initiative, den
Dorftreff zu nutzen. Dieses Jahr hat der Ortsrat entschieden, die
Gelder aufzuteilen, einmal für den Kindergarten und einmal für die
Feuerwehr.
DoMo-Zeitung: Wie geht die Beantragung, ist das kompliziert?
SK: Die Beantragung ist unkompliziert, inzwischen ist mir nicht mehr
so klar, wofür das Geld ausgegeben werden soll, aber durch die direkte
Abklärung mit der Demografiebeauftragten des Landkreises
Göttingen, Frau Meyer, ist das händelbar.
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