HR-Performance-Management 2020 - Eine Trendstudie für die DACH-Region - Uhlberg Advisory
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HR-Performance-Management 2020 Vorwort 2 Impressum Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernehmen Redaktion, Verlag und Herausgeber keine Gewähr. © Oktober 2017 FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag, Frankenallee 68–72, 60327 Frankfurt am Main (Verlag und Redaktion; Geschäftsführung: Dr. André Hülsbömer, Hannes Ludwig) Cornerstone OnDemand Inc., Maximilianstraße 35a, 80539 München Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien. Verantwortlicher Redakteur und Autor: Dr. Guido Birkner Marktforschung: Jacqueline Preußer Gestaltung, Satz, Lektorat: FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Druck und Verarbeitung: Boschen Offsetdruck GmbH, Alpenroder Straße 14, 65936 Frankfurt am Main, www.boschendruck.de Mit Ökofarben auf umweltfreundlichem Papier gedruckt. Diese Studie wurde klimaneutral hergestellt. Der CO2-Ausstoß wurde durch Klimaschutzprojekte kompensiert. Titelfoto: Matteo Vistocco/@biscuits94/Unsplash
3 Vorwort Der einzelne Mitarbeiter wird für die Unternehmen immer wichtiger. Gerade in Umbruchzeiten mit disruptiven Veränderungen in Organisationen und Branchen und teils leergefegten Arbeitsmärkten sind Arbeitgeber auf hoch- qualifizierte Manager, Spezialisten und Fachkräfte angewiesen. Doch viele Betriebe kennen den wahren Wert ihrer Beschäftigten gar nicht und setzen sie in der Folge falsch ein – eine Konsequenz der bisherigen Praxis ohne eine systematische Leistungsbewertung. Statt eines offenen Feedbackdialogs zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter auf Augenhöhe reduzieren viele Unternehmen die Kommunikation mit den Mitarbeitern auf ein Jahresge- spräch. Das ist noch zu oft durch Ansagen der Führungskraft und Vorgaben für den Beschäftigten gekennzeichnet. Doch inzwischen professionalisieren immer mehr Arbeitgeber ihr Performance-Management und definieren dabei die Rollen von Führungskraft und Mitarbeiter im Feedbackprozess neu. Die neuen Ziele und Instrumente dieses Managementansatzes haben nur noch wenig gemein mit eindimensionaler Leistungsbewertung. Das Perfor- mance-Management gewinnt als strategische Funktion an Relevanz und unterstützt dadurch andere HR-Funktionen. Gerade für das Talentmanage- ment, die Personalentwicklung und das Succession-Planning wird dieser Ansatz immer wichtiger. Besonders jüngere Mitarbeiter erwarten eine höhere und qualitativ bessere Feedbackfrequenz. Derzeit befinden sich viele Unter- nehmen auf dem Weg hin zu einem kontinuierlichen Dialog mit ihren Beschäf- tigten. Doch ein „One Size fits all“ führt nicht zu individuell passenden Lösun- gen. Vielmehr sollten sich Arbeitgeber die Instrumente für die Bewertung der Beschäftigten und der Kommunikation mit ihnen aussuchen, die zum eigenen Geschäftsmodell und zur eigenen Organisation passen. Offen war bislang, wie weit gerade der Mittelstand in Deutschland, Öster- reich und der Schweiz bei der Professionalisierung des Performance- Managements ist. Deshalb untersuchen wir in der Studie „HR-Performance- Management 2020“ die Ansätze und Methoden, nach denen Arbeitgeber ihre Beschäftigten bewerten und neue individuelle Ziele vereinbaren. Dafür hat FRANKFURT BUSINESS MEDIA – der F.A.Z.-Fachverlag in Kooperation mit dem Mitherausgeber Cornerstone OnDemand 500 Top-Manager und HR-Ent- scheider in Unternehmen aus der DACH-Region online bzw. per Telefoninter- view anhand eines strukturierten Fragebogens befragt. Die Unternehmen haben mindestens 400 Mitarbeiter bzw. mindestens 50 Millionen Euro Umsatz und führen ein systematisches Performance-Management vollständig oder teilweise durch. Den Blick von Konzernen auf das Performance-Management spiegeln wir in fünf Face-to-Face-Interviews mit HR-Entscheidern wider. FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Cornerstone OnDemand
HR-Performance-Management 2020 Executive Summary 4 Inhalt Vorwort3 Executive Summary 5 Ein strukturiertes Performance-Management ist in den meisten Betrieben noch Zukunftsmusik Befragungsergebnisse der quantitativen Erhebung unter 500 Unternehmen 8 Performance-Management in der DACH-Region etabliert, aber mit Nachholbedarf Top-Entscheider im Interview 15 Ansprechpartner31
5 Executive Summary Ein strukturiertes Performance-Management ist in den meisten Betrieben noch Zukunftsmusik D ie Executive Summary berücksichtigt die Ana- lyse der quantitativen Befragungsergebnisse wie auch die Resultate der persönlichen Entschei- Arbeitgeber räumen den Mitarbeitern im Rahmen des Performance-Managements Freiräume ein, um sich eigene Ziele zu setzen, und wollen ermitteln, „Wir wollen eine flexiblere Ziel- setzung ermöglichen, um Ziele das ganze Jahr über definieren derinterviews. In der Quintessenz zeigt die Studie an welchen Stellen sie sie individuell am besten und ergänzen zu können.“ die aktuelle Praxis beim Performance-Manage- fördern und entwickeln können. Dr. Hartmut Klusik, ment auf und identifiziert den größten Handlungs- Das wichtigste Ziel, das die Unternehmen mit Bayer AG (S. 16) bedarf, vor allem im Mittelstand, aber auch bei dem Performance-Management verfolgen, ist die Großunternehmen. Freiheit für die Mitarbeiter, sich selbst individuelle Ziele in Anlehnung an die Unternehmensstrategie Die meisten Unternehmen in der DACH-Region zu setzen. Weiterhin soll durch das Performance- betreiben kein regelmäßiges, strukturiertes Management die Kommunikation zwischen Mit Performance-Management. arbeiter und Führungskraft verbessert werden. Ein professionelles Performance-Management Auch sollen die Mitarbeiter gemeinsam mit den ist im Mittelstand und in den Großunternehmen in Führungskräften individuelle Maßnahmen für die Deutschland, Österreich und der Schweiz noch Personalentwicklung festlegen. längst keine Selbstverständlichkeit. Zwar räumen Hinter dem Performance-Management steckt fast drei Viertel der Unternehmen ein, sie würden für eine Mehrheit der Unternehmen die Absicht, die Arbeitsleistung und das Entwicklungspotenzial die Fortschritte beim Erreichen persönlicher Ziele ihrer Führungskräfte und ihrer Mitarbeiter bewer- zu messen. Zudem nutzen die Unternehmen ten. Tatsächlich fährt aber weniger als die Hälfte dieses Instrument, um Stärken und Schwächen der befragten Unternehmen den Ansatz, dass sie der Mitarbeiter zu identifizieren und um so jedem das Performance-Management regelmäßig durch- Talent eine geeignete Position zuzuordnen. führen. Fast drei von zehn Betrieben setzen diesen Ebenfalls eine Mehrheit der Unternehmen sieht Managementansatz nur in Teilen und zudem unre- im Performance-Management ein Mittel, um die gelmäßig um. Immerhin jedes vierte Unterneh- Motivation und die Leistungsbereitschaft der Mit- men erkennt bislang für sich noch keine Relevanz arbeiter zu steigern. im Performance-Management. Zwischen den drei Unter den strategischen Zielen in Verbindung „Die Gesprächsführung und das Ländern zeigt sich die Tendenz, dass unter den mit dem Performance-Management ist es den Protokoll der IT-unterstützten Befragten mehr Schweizer und österreichische meisten Unternehmen ein besonderes Anliegen, Feedbackgespräche sind heute Unternehmen als deutsche Firmen ein struktu- die Leistungsbewertung effektiver und effizienter deutlich effizienter als früher, riertes Performance-Management regelmäßig zu gestalten. Zudem legen die meisten Unterneh- als dieser Prozess noch kom- umsetzen. In Deutschland sind die Anteile der men Wert darauf, dass Personalentscheider durch plett auf Papierbasis ablief.“ Unternehmen, die eine vollständige Leistungsbe- das Performance-Management ihre Entscheidun- Dr. Uwe Schirmer, wertung vornehmen, und der Betriebe, die sie gen objektiver treffen und transparenter darstel- Robert Bosch GmbH (S. 19) lediglich in Teilen durchführen, annähernd gleich len können. Weiterhin benötigen sie Instrumente, groß. Insbesondere große Unternehmen führen um Kompetenzlücken bei den Mitarbeitern zu eva- regelmäßig ein strukturiertes Performance- luieren und zu schließen. Rund jedes zweite Unter- Management durch, dagegen nicht einmal jeder nehmen will durch das Performance-Management zweite Betrieb mit weniger als 1.000 Mitarbeitern. das Mitarbeiterengagement steigern und vakante Fast neun von zehn Unternehmen messen die Führungs- und Expertenpositionen mit Talenten Performance der mittleren Führungsebene bzw. besetzen. Durch die Leistungsbewertung sollen der leitenden Angestellten. Zudem stehen auch die Unternehmensorganisation sowie die Mitar- das Top-Management sowie Experten und Spezia- beiterschaft agiler gestaltet werden. listen im Fokus.
HR-Performance-Management 2020 Executive Summary 6 „Wir unterscheiden halbjährliche Nur wenige Unternehmen geben den Mitarbeitern Performance-Gespräch samt Vor- und Nachberei- Mitarbeitergespräche von regel- ein kontinuierliches Feedback auf ihre Arbeits tung einen zeitlichen Aufwand von einer bis drei mäßigen Feedbacks zwischen leistung. Vielmehr findet Feedback in vielen mittel- Stunden. Weitere 10 Prozent veranschlagen den Vorgesetzten und Mitarbeitern.“ ständischen Betrieben grundsätzlich selten statt, zeitlichen Aufwand auf vier bis fünf Stunden. Rund Matthias Metzger, zum Teil noch nicht einmal regelmäßig im Jahres- 54 Prozent der Führungskräfte wenden mehr als Continental AG (S. 22) rhythmus. drei Stunden für die jährliche Performance-Runde Kontinuierliches Feedback mag in vielen Unter- für alle Mitarbeiter auf. Davon müssen allein nehmen ein mittelfristiges Ziel im Zusammenhang 32 Prozent der Führungskräfte 20 oder mehr mit dem Performance-Management sein. Doch die Stunden für die gesamte Mitarbeiterbewertung Realität in der DACH-Region sieht heute weit aufwenden. Zwar sind die meisten Führungskräfte gehend anders aus. So gibt heute gut jedes vierte nach Aussage der befragten Entscheider mit dem Unternehmen, das ein Performance-Management bestehenden Prozess des Performance-Manage- betreibt, den Mitarbeitern prinzipiell lediglich im ments zufrieden. Doch das zum Teil hohe Zeit Jahresrhythmus Feedback. Andere mittelständi- investment verdeutlicht, dass in vielen Unterneh- sche Betriebe erachten es sogar nur bei besonde- men keine helfenden IT-Programme für HR im ren Anlässen für erforderlich, den Mitarbeitern Einsatz sind. Rückmeldung zu ihrer Leistung zu geben. So informiert ein knappes Viertel der Unternehmen Performance-Management muss in den meisten die Mitarbeiterschaft lediglich bei relevanten Ver- Unternehmen ohne HR-spezifische IT auskommen änderungen im Unternehmen. Nur wenige Unter- und verursacht dadurch Ineffizienzen. nehmen haben einen permanenten Feedback Die Mehrzahl der befragten Unternehmen prozess verinstitutionalisiert. arbeitet beim Performance-Management- Prozess noch nicht mit geeigneten HR-IT-Pro- „Wir ermutigen Mitarbeiter, Das klassische Feedbackgespräch prägt das grammen. Ein Drittel der Unternehmen greift ihrem jeweiligen Vorgesetzten Performance-Management weiterhin als wichtigstes weiterhin auf Standardsoftware wie Excel zurück. Feedback zu geben, und sie Instrument, während andere Instrumente wie das Vor allem kleinere Unternehmen mit weniger als können ebenfalls individuelle 360-Grad-Feedback im Mittelstand erst vereinzelt 1.000 Beschäftigten setzen noch Standardsoft- Ziele einbringen.“ zum Einsatz kommen. ware ein. Immerhin 30 Prozent der Betriebe Anne Walther, Deutsche Post Das Performance-Management stützt sich in arbeiten mit einer Inhouse-Installation eines HR- DHL Group (S. 25) gut neun von zehn Unternehmen auf Feedback- Management-Systems. Fast jedes vierte Unter- gespräche mit den Mitarbeitern. Ein weiteres, nehmen nutzt noch keine IT-Lösung für das Per- häufig angewendetes Mittel ist der Abgleich der formance-Management. Auf Software as a Service gesetzten Ziele mit dem tatsächlich Erreichten. (SaaS) greifen nur wenige Unternehmen zu die- Ein 360-Grad-Feedback kommt vor allem in gro- sem Zweck zurück. ßen Betrieben mit mehr als 5.000 Mitarbeitern zum Einsatz. Dabei wird die Leistung eines Mitar- Lediglich vier von zehn Unternehmen speichern beiters aus verschiedenen Perspektiven beleuch- die P erformance-Daten langfristig und nutzen sie tet und durch mehrere Personen aus unterschied- für andere HR-Aufgaben. lichen Perspektiven beurteilt. Doch dieser Ansatz 39 Prozent der Unternehmen speichern die Mit- ist selbst für Konzerne oft zu aufwendig, so dass arbeiterdaten, die sie mittels des Performance- sie 360-Grad-Feedback auf einen Kreis von weni- Managements generiert haben, langfristig. Ins gen Zielpersonen beschränken. Fast jedes zweite besondere kleinere Unternehmen mit weniger als Unternehmen arbeitet mit Einstufungsverfahren. 1.000 Mitarbeitern sorgen für einen langen Fort- Eine einfache Bewertungsskala in Anlehnung an bestand und die Möglichkeit der Datennutzung das Schulnotensystem findet in knapp jedem drit- innerhalb der HR-Bereiche. Die mit dem Perfor- ten Unternehmen Anwendung. mance-Management erfassten Daten nutzen die Unternehmen vor allem für ihr Talentmanage- Jede dritte Führungskraft investiert in den bislang ment und ihre Nachfolgeplanung. Gut jedes dritte anfallenden Arbeitsaufwand rund um das Perfor- Unternehmen gibt an, die Daten zu nutzen, um mance-Management mindestens 20 Stunden. seine Organisation und seine Prozesse zu opti- Der Zeitaufwand rund um das bislang betrie- mieren. bene Performance-Management ist hoch. So beziffern acht von zehn Führungskräften für ein
7 Der Prozess der Zielerreichung ist der wichtigste anpassen können, sofern sich Veränderungen in „Wir wollen über das Messindikator für den Einsatz von IT-Lösungen im der geschäftlichen Ausrichtung ergeben. Während Performance-Management Performance-Management. nur jedes dritte mittelständische Unternehmen sicherstellen, dass Mitarbeiter Den Erfolg des Einsatzes von IT-Tools für das mittels IT-Tools Kompetenzen und Wissenslücken und Vorgesetzter bezüglich der Performance-Management messen die Unterneh- von Mitarbeitern identifiziert und nachverfolgt, ist Performance des Mitarbeiters men vor allem am Prozess der Zielerreichung. diese Funktion für Großunternehmen in ihrem denselben Informationsstand Dieser sollte nach Ansicht der meisten Unterneh- Performance-Management längst fest etabliert. haben.“ men leicht verfolgbar sein, so dass ein hohes Maß Bei der Zielerreichung ist es den mittelständi- Isabel Matthews, an Transparenz innerhalb des Zielerreichungs schen Unternehmen weniger wichtig, mit Hilfe der Novartis Pharma AG (S. 28) prozesses erforderlich ist. Transparenz ist noch an Software Zielabweichungen und Anpassungsbe- anderen Stellen dieses Prozesses erforderlich. So darfe in Echtzeit ausweisen zu können, um dadurch misst fast jedes zweite Unternehmen den Erfolg vakante Führungs- und Expertenpositionen durch von IT-Lösungen für das Performance-Manage- interne Talente besetzen zu können. Hier nehmen ment daran, wie transparent die Mitarbeitermoti- Großunternehmen zum Teil eine andere Position vation dokumentiert werden kann bzw. wie Mitar- ein, indem sie entweder bereits eine HR-spezifi- beiter über das Erreichen individueller Ziele zum sche IT-Lösung einsetzen oder eine solche Lösung Gesamterfolg des Unternehmens beitragen. Den anstreben, die jeweils den aktuellen Grad der Einsatz von IT-Tools bewerten manche Unterneh- Zielerreichung visualisiert. men zudem als erfolgreich, wenn sie Ziele einfach Studiendesign: Methodik und Befragtengruppe D ie vorliegende Studie basiert auf zwei Befragungen: einer quantitativen Befragung von 500 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die mindestens Die Unternehmen, denen die befragten Personen angehö- ren, unterteilen sich nach der Zahl der Mitarbeiter wie folgt: 29 Prozent beschäftigen mehr als 5.000 Mitarbeiter, 26 Pro- 400 Mitarbeiter bzw. einen Jahresumsatz von mindestens zent haben zwischen 500 und weniger als 5.000 Mitarbeitern, 50 Millionen Euro haben, und einer qualitativen Befragung und 45 Prozent weisen 400 bis unter 500 Mitarbeiter auf. von fünf Top-HR-Managern in ausgewählten Großunter 77 Prozent der befragten Unternehmen haben ihren Sitz in nehmen in Face-to-Face-Interviews. Das zentrale Auswahl- Deutschland, 4 Prozent in Österreich und 3 Prozent in der kriterium für alle befragten Unternehmen war, dass die Schweiz. Weitere 16 Prozent der befragten Unternehmen Betriebe jeweils die Arbeitsleistung und das Entwicklungs- geben an, den eigenen Hauptsitz außerhalb der DACH-Region potenzial von Führungskräften und Mitarbeitern regelmäßig zu haben und innerhalb der drei Staaten mit Niederlassun- und strukturiert im Rahmen eines Performance-Manage- gen vertreten zu sein. Bei 27,5 Prozent der befragten Unter- ments bewerten. nehmen handelt es sich um börsennotierte Aktiengesell- Die Feldphase der quantitativen Erhebung war im Juli 2017. schaften. Insgesamt beträgt der Anteil der Aktiengesell- Die Erhebung erfolgte durch computergestützte Webinter- schaften unter allen befragten Unternehmen 30 Prozent. views (CAWI) auf der Basis eines strukturierten Fragebogens. Fünf Großunternehmen wurden exemplarisch von den drei Die Daten stammen aus der Personen- und Unternehmens- Studienherausgebern für die Face-to-Face-Interviews aus- datenbank der FRANKFURT BUSINESS MEDIA und wurden gewählt. Die Gesprächspartner waren jeweils HR-Entschei- nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Die Teilnehmer an der der, die für das globale HR-Performance-Management in quantitativen Erhebung sind Leiter HR bzw. Personal bzw. ihren Unternehmen verantwortlich sind. Die Face-to-Face- HR-Ressort (52,4 Prozent), Leiter bzw. Mitglieder von Interviews fanden zwischen Juli und September 2017 statt. Geschäftsführung bzw. Vorstand (42,1 Prozent) und sonstige Die Basis dieser offenen Gespräche war jeweils derselbe Entscheider in den Unternehmen (5,5 Prozent). Fragebogen, der der quantitativen Erhebung zugrunde lag.
HR-Performance-Management 2020 Befragungsergebnisse 8 Befragungsergebnisse der quantitativen Erhebung unter 500 Unternehmen Performance-Management in der DACH-Region etabliert, aber mit Nachholbedarf F ür den Großteil der 500 befragten Unterneh- men ist ein strukturiertes HR-Performance- Management ein wichtiges Instrument gelebter Personengruppen, für die regelmäßig und strukturiert ein Performance- Praxis. Fast drei Viertel der Unternehmen bewer- Management durchgeführt wird ten die Arbeitsleistung und das Entwicklungspo- (in % aller befragten Unternehmen, die ein tenzial ihrer Führungskräfte und ihrer Mitarbeiter Performance-Management durchführen1)) permanent oder zum Teil mit einem strukturierten Ansatz. Dabei gibt fast die Hälfte (44 Prozent) der Mittleres Management/leitende Angestellte 87 befragten Unternehmen an, das Performance- Management regelmäßig durchzuführen. Etwas Top-Management 66 mehr als ein Viertel (29 Prozent) führt es teilweise durch. Jedes vierte Unternehmen berichtet, Per- Experten/Spezialisten 63 formance-Management habe keinerlei Bedeutung für die eigene HR-Praxis. Mitarbeiter 62 Zwei Drittel der Betriebe im Tendenziell führen unter den Befragten mehr produzierenden Gewerbe sowie Schweizer und österreichische Unternehmen als Externe Kooperationspartner 8 knapp jede zweite Dienstleis- deutsche Firmen regelmäßig ein strukturiertes tungsgesellschaft mit einem Performance-Management durch. Hingegen hal- Hilfskräfte/Leiharbeiter 3 Performance-Management ten sich unter den deutschen Unternehmen dieje- bewerten auch Mitarbeiter. nigen, die eine vollständige Leistungsbewertung 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. vornehmen, und die Betriebe, die es nur teilweise tun, ungefähr die Waage. Je größer die Zahl der Mitarbeiter eines Unternehmens ist, desto eher Das mittlere Management und leitende Angestellte führt es regelmäßig ein strukturiertes Perfor- stehen beim Performance-Management im Fokus mance-Management durch. Die meisten Unternehmen, die ein Performance- Management durchführen, setzen es bei verschie- denen Mitarbeitergruppen ein. Gerade bei den Unternehmen, die Arbeitsleistung und Unternehmen ab 5.000 Mitarbeitern liegen die Entwicklungspotenzial der Mitarbeiter Anteile von Führungskräften und Experten jeweils regelmäßig und strukturiert in einem über 90 Prozent. Insgesamt nutzen 87 Prozent Performance-Management bewerten aller Unternehmen die Leistungsbewertung für (in % aller befragten Unternehmen) die mittlere Führungsebene bzw. für leitende Angestellte. Auch das Top-Management sowie weiß nicht/keine Antwort Experten und Spezialisten stehen beim Perfor- 2 mance-Management im Fokus: Jeweils knapp zwei Drittel (66 bzw. 63 Prozent) der Unternehmen nein 25 unterziehen die letztgenannten Personengruppen ja 44 einer regelmäßigen Bewertung. Dahinter folgen mit 62 Prozent die Mitarbeiter, die keine Leitungs- oder Expertenpositionen innehaben. Externe 29 Kooperationspartner (8 Prozent) sowie Hilfs- und teilweise Leiharbeiter (3 Prozent) beziehen die Unterneh- men dagegen nur eher selten in eine strukturierte Quelle: Frankfurt Business Media. Bewertung ein.
9 Individuelle Ziele an der Unternehmensstrategie ausrichten HR-Ziele, die mit dem Performance-Management verfolgt Die Unternehmen verfolgen mit dem Perfor- werden (in % aller befragten Unternehmen, die ein Performance- mance-Management unterschiedliche Zwecke, Management durchführen1)) zumeist verknüpft ein Unternehmen auch mehrere davon miteinander. Der wichtigste Zweck ist, den Mitarbeitern ermöglichen, sich Ziele gemäß der Unternehmensstrategie zu setzen 71 Mitarbeitern zu ermöglichen, sich Ziele zu setzen, die der Unternehmensstrategie entsprechen. Das Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter optimieren 69 geben 71 Prozent der befragten Entscheider an. Zudem soll durch das Performance-Management Individuelle Maßnahmen und Ziele der Personalentwicklung festlegen 65 auch die Kommunikation zwischen Mitarbeiter und Führungskraft verbessert werden (69 Pro- Individuelle Stärken und Schwächen der Mitarbeiter identifizieren 61 zent). Auch sollen die Mitarbeiter gemeinsam mit den Führungskräften dadurch individuelle Ziele Das richtige Talent auf die richtige Position setzen 61 und Maßnahmen festlegen, die letztlich der Ent- wicklung des Personals dienen (65 Prozent). Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter steigern 61 Hinter dem Performance-Management steckt bei 60 Prozent der Unternehmen die Absicht, die Individuelle Fortschritte beim Erreichen der persönlichen Ziele messen 60 Fortschritte beim Erreichen persönlicher Ziele messen zu können. Zudem nehmen jeweils 61 Pro- Individuelle Karriereplanung der Mitarbeiter 42 zent der Unternehmen dieses Instrument, um Stärken und Schwächen der Mitarbeiter identifi- Künftige Vergütung bestimmen 37 zieren und um das richtige Talent auf eine geeig- nete Position setzen zu können. Ebenso viele Talentmanagement auf das Geschäftsmodell abstimmen 27 Unternehmen geben an, über das Performance- Management die Motivation und die Leistungs 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. bereitschaft der Mitarbeiter zu steigern. Weitere Ziele, die die Unternehmen nennen, die aber eine untergeordnete Rolle spielen, sind, die Karriere planung der Mitarbeiter zu unterstützen sowie deren Vergütung festzulegen. Strategische Ziele, die mit dem Performance-Management Mehr Effizienz und Transparenz im HR-Management verfolgt werden (in % aller befragten Unternehmen, die ein Neben den HR-Zielen, die die Unternehmen mit Performance-Management durchführen1)) Hilfe des Performance-Managements erreichen möchten, nennen die Unternehmen auch strate Leistungsbewertung effektiver und effizienter gestalten 66 gische Ziele. 66 Prozent der Unternehmen, die Performance-Management einsetzen, möchten Personalentscheidungen objektivieren und transparent machen 60 dadurch die Leistungsbewertung effektiver und effizienter gestalten. Zudem sollen die Personal- Führungskräften Instrumente geben, um Kompetenzlücken zu identifizieren und zu schließen 58 entscheider durch Performance-Management ihre Entscheidungen objektiver treffen und transpa- Mitarbeiterengagement steigern 53 renter darstellen können (60 Prozent). Führungs- kräfte sollen auch Instrumente erhalten, um Kom- Vakante Führungs- und Expertenpositionen mit den passenden Talenten besetzen 46 petenzlücken bei den Mitarbeitern zu evaluieren und zu schließen (58 Prozent). Etwa jedes zweite Unternehmensorganisation agiler machen 44 Unternehmen möchte durch das Performance- Management das Mitarbeiterengagement steigern Mitarbeiterschaft agiler, kollegialer und produktiver machen 44 (53 Prozent) und vakante Führungs- und Experten- positionen mit Talenten besetzen (46 Prozent). Die HR-Strukturen und -prozesse gruppenweit harmonisieren 30 Leistungsbewertung soll die Agilität in der Unter- nehmensorganisation und in der Mitarbeiterschaft 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. erhöhen (jeweils 44 Prozent).
HR-Performance-Management 2020 Befragungsergebnisse 10 Feedbackgespräche gehören fest zur Performance Arbeitsqualität ist die wichtigste Dimension für das Die systematische Leistungsbewertung von Mit- Performance-Management arbeitern basiert in gut neun von zehn Unterneh- Das Performance-Management hat Auswirkun- men auf Feedbackgesprächen mit den Mitarbei- gen auf viele Bereiche im Umfeld des Unterneh- tern (91 Prozent). Auch liegt der systematischen mens. In erster Linie setzen Unternehmen das Leistungsbewertung häufig der Abgleich von Performance-Management ein, um die Arbeits- gesetzten Zielen mit dem tatsächlich Erreichten qualität zu erhöhen, und messen die Leistung an zugrunde (85 Prozent). diesem Kriterium (86 Prozent). Weiterhin nennen „Monatliche 1:1-Gespräche Eine weitere Methode zur Beurteilung der Mitar- jeweils 75 Prozent Kundenorientierung und die stellen ein unmittelbares Feed- beiter ist das 360-Grad-Feedback. Dieses wenden Arbeitsleistung. Wichtig sind zudem die Dimensio- back sicher, vermeiden Überra- 39 Prozent der Unternehmen an, vor allem große nen Einsatzbereitschaft und Führungskompetenz schungen und trainieren Gesellschaften mit mehr als 5.000 Mitarbeitern. (jeweils 73 Prozent), Teamfähigkeit (71 Prozent) den Feedbackmuskel der Dabei wird die Leistung eines Mitarbeiters aus und Fachkompetenz (68 Prozent). Des Weiteren Mitarbeiter.“ verschiedenen Perspektiven beleuchtet und durch soll das Performance-Management die Konflikt Spontane Antwort eines Befragten mehrere Personen aus unterschiedlichen Per- fähigkeit (45 Prozent), die Kreativität (41 Prozent) spektiven beurteilt. Fast jedes zweite Unterneh- und das Auftreten in Unternehmen (37 Prozent) men arbeitet mit Einstufungsverfahren (48 Pro- positiv beeinflussen. zent). Eine einfache Bewertungsskala, vergleich- Im Hinblick auf die Kopplung der variablen Ver- bar mit Schulnoten, findet in knapp jedem dritten gütung an das Performance-Management orien- Unternehmen (31 Prozent) Anwendung und dient tiert sich die Bonushöhe in jeweils mehr als einem als Basis für das Performance-Management. Nur Drittel der Unternehmen am Unternehmens ein kleiner Teil der befragten Unternehmen bewer- ergebnis bzw. an der individuellen Leistung. Die tet seine Mitarbeiter durch das Team (19 Prozent), Team- bzw. Divisionsleistung steht hier zurück. durch das Errechnen eines Mittelwerts (14 Pro- zent) oder durch das Einordnen aller Mitarbeiter nach einer leistungsbezogenen Rangordnung Welche Dimensionen für das Perfor- (9 Prozent). mance-Management im Unternehmen besonders wichtig sind (in % aller befragten Unternehmen, die ein Perfor- Eingesetzte Methoden und Instrumente für das Performance- mance-Management durchführen1)) Management (in % aller befragten Unternehmen, die ein Perfor- mance-Management durchführen1)) Arbeitsqualität 86 Feedbackgespräche mit Mitarbeitern Kundenorientierung 91 75 Abgleich von Zielsetzung und Zielerreichung der Mitarbeiter Arbeitsleistung 85 75 Einstufungsverfahren Einsatzbereitschaft 48 73 360-Grad-Feedback Führungskompetenz 39 73 Einfache Bewertungsskala Teamfähigkeit 31 71 Teambewertung Fachkompetenz 19 68 Bewertung der Gesamtleistung eines Mitarbeiters in errechnetem Mittelwert Konfliktfähigkeit 14 45 Quotierungsvorgaben für Führungskräfte bei den Bewertungen Kreativität 11 41 Rangordnungsverfahren Auftreten 9 37 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media.
11 mance-Management einsetzen, informiert die Mit- Wie häufig bekommen Ihre Mitarbeiter arbeiter im Rahmen des Performance-Manage- Feedback vom Vorgesetzten im Rahmen ments prinzipiell im Jahresrhythmus. Viele andere des Performance-Managements? Unternehmen geben hingegen vor allem bei be- (in % aller befragten Unternehmen, die ein sonderen Anlässen Rückmeldungen an ihre Mitar- Performance-Management durchführen1)) beiter. So informiert etwas weniger als ein Viertel (24 Prozent) der Unternehmen die Mitarbeiter- Einmal pro Jahr schaft bei allen relevanten Veränderungen im 28 Unternehmen. Immerhin noch ein knappes Fünf- Bei allen relevanten Veränderungen tel (19 Prozent) gibt projektorientierte Rückmel- 24 dungen. Fast ebenso viele Unternehmen (17 Pro- Projektorientiertes Feedback zent) informieren ihre Mitarbeiter im halbjährlichen 19 Abstand. Nur knapp jedes zehnte Unternehmen hat Halbjährlich ein permanentes Feedback implementiert. 17 Permanent Kultur des Coachings als Ziel des Feedbacks 9 Auf die Frage nach den wichtigsten Aspekten „Dimensionen und Aspekte des Quartalsweise beim Feedback nennen die Unternehmen an ers- Performance-Managements 4 ter Stelle, dass durch strukturierte Gespräche hängen von der einzelnen Gar nicht zwischen Mitarbeiter und Führungskraft über Stelle ab. Wir erwarten mehr 1 Ziele und Leistung eine Kultur der kontinuierli- Kreativität vom Marketing als chen Entwicklung und des Coachings entstehen von Finance“ 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. solle (93 Prozent sehr wichtig bzw. wichtig). Auch Spontane Antwort eines Befragten ist für die Unternehmen relevant, dass sich poten- Unterschiedliche Feedbackfrequenz zielle Probleme durch kontinuierliches Feedback Auf die Frage, wie oft die Mitarbeiter von ihrem schnell identifizieren und lösen lassen (80 Prozent Vorgesetzten Feedback im Rahmen des Perfor- sehr wichtig bzw. wichtig). Zudem soll kurzfristig mance-Managements erhalten, ergibt sich kein ein Feedback stattfinden können, um den Mitar- einheitliches Bild: Etwas mehr als ein Viertel beiter zu coachen (76 Prozent sehr wichtig bzw. (28 Prozent) der Unternehmen, die ein Perfor- wichtig). Wichtige Aspekte beim Feedback (in % aller befragten Unternehmen, die ein Performance-Management durchführen) Kultur der kontinuierlichen Entwicklung und des Coachings durch strukturierte Gespräche zwischen Mitarbeiter und Führungskraft über Ziele und Performance 48 45 Potenzielle Probleme durch kontinuierliches Feedback schnell identifizieren und lösen 30 50 Einfache Durchführung von kurzfristigem Feedback, um den Mitarbeiter zu coachen 28 48 Transparenz des Bewertungsprozesses und der Bewertungskriterien 29 46 Einfaches kontinuierliches Coaching und Feedback in ganzer Organisation für eine Kultur der kontinuierlichen Entwicklung 23 50 Genauigkeit und Unvoreingenommenheit der Führungskraft 31 42 Einheitliche Methoden und Instrumente für das Feedback 22 44 Ergebnisse des Feedbacks evaluieren 10 48 M Sehr wichtig M Wichtig Quelle: Frankfurt Business Media.
HR-Performance-Management 2020 Befragungsergebnisse 12 Einschätzung des Mitarbeiters erfassen. Das ist Wichtige Aspekte für Gespräche zwischen Mitarbeiter und 45 Prozent der Unternehmen sehr wichtig und Führungskraft über Ziele und Performance (in % aller befragten 47 Prozent wichtig. Ebenso sollten Leistungen Unternehmen, die ein Performance-Management durchführen) bewertet und konkrete Ziele für einen bestimmten Zeitraum vereinbart werden. Das erachten knapp Perspektive und Selbsteinschätzung des Mitarbeiters erfassen 90 Prozent als sehr wichtig oder wichtig. 45 47 85 Prozent der befragten Unternehmen erhoffen Verbindliche Vereinbarungen zu Bewertung, Zielen und Maßnahmen schriftlich festhalten sich, dass dank des kontinuierlichen Feedbacks in 51 39 turnusmäßig angesetzten Feedbackgesprächen Leistungsbewertung und Zielvereinbarung für definierte Zeiträume keine bösen Überraschungen für eine der beiden 41 47 Seiten auftauchen. Fast sieben von zehn Unter- Gespräche sollten dank des kontinuierlichen Feedbacks keine Überraschungen hervorbringen nehmen wünschen sich für Gespräche einen fest 44 41 definierten Rahmen (68 Prozent sehr wichtig bzw. Vorgegebener Strukturrahmen für Gespräche wichtig). Immerhin noch etwas mehr als die Hälfte 19 49 der Unternehmen (54 Prozent) halten es für sehr Performance-Daten der vergangenen Jahre als Basis für Zielvereinbarungen wichtig oder wichtig, dass Performance-Daten der 16 38 vergangenen Jahre erfasst, gespeichert und fort- geschrieben werden und die Daten somit die Basis M Sehr wichtig M Wichtig Quelle: Frankfurt Business Media. für künftige Zielvereinbarungen darstellen. Fast 80 Prozent der Unternehmen messen den Den meisten ist eine schriftliche Zielfixierung sehr Performance-Runden einen sehr großen bzw. wichtig großen Nutzen für das eigene geschäftliche Die Zufriedenheit des oberen In 60 Prozent der Unternehmen geben jeweils Wachstum bei. Umgekehrt bestreitet kaum ein und mittleren Managements die unmittelbaren Vorgesetzten den Mitarbeitern Unternehmensvertreter grundsätzlich, dass das mit dem Performance- Feedback. Immerhin übernimmt in rund 15 Pro- Performance-Management der geschäftlichen Management und mit dessen zent der Fälle das Top-Management selbst diese Entwicklung nützt. Auch die Zufriedenheit der Wachstumsimpulsen ist in Aufgabe. Wenn Führungskräfte mit Mitarbeitern Führungskräfte im operativen Geschäft mit den kleineren Betrieben über über Ziele und Performance sprechen, ist es dem Performance-Runden wird von knapp 80 Prozent durchschnittlich groß. Großteil der Unternehmen sehr wichtig (51 Pro- der Unternehmen als sehr hoch bzw. als hoch ein- zent), dass Vereinbarungen verbindlich sind und geschätzt. Tendenziell ähnlich stufen die befrag- somit auch schriftlich festgehalten werden. Wei- ten Unternehmensentscheider die Stimmung der tere zwei Fünftel der Befragten (39 Prozent) finden Beschäftigten im operativen Geschäft gegenüber diesen Aspekt immer noch wichtig. den Performance-Runden ein. Hier ist die Zahl Zudem möchten die Unternehmen, die ein derjenigen, die auf Mitarbeiterseite eine Unzufrie- Performance-Management durchführen, in den denheit wahrnehmen, geringfügig höher als bei Gesprächen auch die Perspektive und die eigene der vorhergehenden Frage. Heterogene IT-Landschaften für das Performance- Genutzte IT-Lösungen für das Perfor- Management in den Unternehmen mance-Management (in % aller befragten Welche bzw. ob Software zum Erfassen und zum Unternehmen, die ein Performance- Analysieren des Performance-Managements Management durchführen1)) genutzt wird, ist in den Unternehmen verschieden. Ein Drittel der Unternehmen greift auf Standard- Standardsoftware software wie Excel zurück (33 Prozent). Dahinter 33 folgen Inhouse-Installationen von HR-Manage- Inhouse-Installation eines HR-Management-Systems ment-Systemen, die 30 Prozent der Unternehmen 30 nutzen. Vor allem Unternehmen mit weniger als Keine IT-Lösung genutzt 1.000 Beschäftigten arbeiten noch mit Standard- 23 software (47 Prozent). Fast jedes vierte Unter Software as a Service (SaaS) nehmen (23 Prozent) insgesamt setzt noch keine 13 IT-Lösung für das Performance-Management ein. Auf Software as a Service (SaaS) greifen nur 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. 13 Prozent der Unternehmen zurück.
13 IT-Lösungen für das Performance-Management sollen einfach zu bedienen und effizient im Zeitein- Besonders wichtige Aspekte bei IT-Lösungen für das satz sein Performance-Management (in % aller befragten Unternehmen, Befragt man Unternehmen, welche Anforderun- die ein Performance-Management durchführen1)) gen IT-Lösungen für das Performance-Manage- ment erfüllen müssen, antworten sie in erster IT-Lösung muss Zeit sparen und den Arbeitsaufwand reduzieren 69 Linie, dass ihnen eine einfache Bedienung (68 Pro- zent) sowie eine hohe Zeiteffizienz (69 Prozent) am Einfache Bedienung, um das Kompetenzprofil des Mitarbeiters in Echtzeit abzurufen 68 wichtigsten seien. Dadurch möchten sie erreichen, dass sie das Kompetenzprofil des Mitarbeiters in Papierloses Performance-Management 51 Echtzeit abrufen können und durch die IT-Lösun- gen den Arbeitsaufwand reduzieren und Zeit spa- Hohe Integrationsfähigkeit über Schnittstellen 42 ren können. In zweiter Linie ist für die Unternehmen ein Lösung auf dem aktuellen Stand der Technik 25 papierloses Performance-Management besonders attraktiv (51 Prozent). Durch die IT-Lösungen erhof- Transparente Kosten 24 fen sich die Unternehmen zudem eine hohe Integ- rationsfähigkeit über Schnittstellen (42 Prozent). Daten auf eigenen Servern halten 22 Etwa jedes vierte Unternehmen hält Kostentrans- parenz (24 Prozent) bzw. eine Lösung auf dem aktu- Out-of-the-Box-Funktionalität 14 ellen Stand der Technik (25 Prozent) für wichtig. 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. Performance-IT ist häufig an Personalentwicklung und Talentmanagement geknüpft Die Verknüpfung des Performance-Manage- ments mit anderen HR-Bereichen ist in den meis- 55 Prozent der Betriebe, ten Unternehmen noch nicht weit fortgeschritten: Andere Funktionsbereiche, mit denen die Excel & Co. für das Perfor- Wenn die Unternehmen Verknüpfungen herstellen, die IT-Lösung für das Performance- mance-Management einsetzen, achten sie vor allem auf Schnittstellen zur Perso- Management verknüpft ist (in % aller wollen dabei Zeit sparen und nalentwicklung (68 Prozent) und zum Talentma- befragten Unternehmen, die ein Perfor- den Arbeitsaufwand reduzieren, nagement (53 Prozent). Während die Personalent- mance-Management durchführen1)) verzichten aber auf eine HR- wicklung in allen Untergruppen konstant hohe Software. Nennungen aufweist, zeigt sich beim Talentma- Personalentwicklung 68 nagement, dass hier vor allem die großen Unter- nehmen ab 5.000 Mitarbeitern eine Verknüpfung Talentmanagement 53 mit dem Performance-Management herstellen. Lediglich 33 Prozent halten eine Verknüpfung mit Nachfolgeplanung 33 der Nachfolgeplanung für wichtig, und nur etwa jeweils jedes vierte Unternehmen verknüpft das Recruiting 27 Performance-Management mit dem Recruiting (27 Prozent), dem Personalcontrolling (26 Prozent), Personalcontrolling 26 Payroll (24 Prozent) oder Learning (23 Prozent). 80 Prozent der Führungskräfte verzeichnen für Payroll 24 ein Performance-Gespräch samt Vor- und Nach- bereitung einen zeitlichen Aufwand von einer bis Learning 23 drei Stunden. Weitere 10 Prozent veranschlagen den zeitlichen Aufwand auf vier bis fünf Stunden. Workforce-Planning 7 Rund 54 Prozent der Führungskräfte wenden mehr als drei Stunden für die jährliche Perfor- 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. mance-Runde für alle Mitarbeiter auf. Davon müs- sen allein 32 Prozent der Führungskräfte 20 oder mehr Stunden für die gesamte Mitarbeiterbewer- tung aufbringen.
HR-Performance-Management 2020 Befragungsergebnisse 14 Kriterien, an denen der Einsatz von IT-Tools für das Performance-Management gemessen wird (in % aller befragten Unternehmen, die ein Performance-Management durchführen1)) Prozess der Zielerreichung lässt sich leicht verfolgen 65 Mitarbeitermotivation durch transparente Dokumentation, wie Mitarbeiter über erreichte eigene Ziele zum Gesamterfolg des Unternehmens beitragen 48 Einfache Zielanpassungen bei veränderten Initiativen im Geschäft 38 Genaue Nachverfolgung der Kompetenzen und der Wissenslücken der einzelnen Mitarbeiter 32 Hoher Grad beim Erreichen individueller Ziele der Mitarbeiter gemäß der Unternehmensstrategie 29 Zielabweichungen und Anpassungsbedarfe werden in Echtzeit ausgewiesen 22 Hoher Deckungsgrad von Vakanzen bei Führungskräfte- und Expertenpositionen durch interne Talente 19 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. Der Prozess der Zielerreichung ist der wichtigste Den Einsatz von IT-Tools bewerten 38 Prozent Messindikator der Unternehmen auch als erfolgreich, wenn sie „Wir müssen sicherstellen, Wie erfolgreich der Einsatz von IT-Tools für das Ziele einfach anpassen können, sofern sich Ver dass wir Mitarbeitergespräche Performance-Management ist, messen die befrag- änderungen in der geschäftlichen Ausrichtung flächendeckend durchführen ten Unternehmen vor allem an dem Prozess der ergeben. 32 Prozent der Unternehmen hoffen dar- können.“ Zielerreichung. Dieser sollte leicht verfolgbar auf, mittels IT-Tools Kompetenzen und etwaige Spontane Antwort eines Befragten sein. Das ist für fast zwei Drittel der Unternehmen Wissenslücken von Mitarbeitern identifizieren und (65 Prozent) ein wichtiges Kriterium. Fast jedes nachverfolgen zu können. zweite Unternehmen (48 Prozent) misst den Erfolg Weniger wichtig ist für die Unternehmen, dass daran, wie transparent die Mitarbeitermotivation sie mit Hilfe der Software Zielabweichungen und dokumentiert werden kann bzw. wie Mitarbeiter Anpassungsbedarfe in Echtzeit ausweisen können über das Erreichen individueller Ziele zum Gesamt- und dass dadurch vakante Führungs- und Exper- erfolg des Unternehmens beitragen. tenpositionen mit internen Talenten besetzt wer- den können. Nur vier von zehn Unternehmen speichern die Umgang mit Mitarbeiterdaten, die über das Performance- Performance-Daten langfristig Management generiert werden (in % aller befragten Unterneh- 39 Prozent der Unternehmen speichern die Mit- men, die ein Performance-Management durchführen1)) arbeiterdaten, die sie mittels des Performance- Managements generiert haben, langfristig. Vor Daten werden für das Talentmanagement genutzt allem kleinere Unternehmen mit weniger als 54 1.000 Mitarbeitern sorgen für einen langen Fort Daten werden für die Nachfolgeplanung genutzt bestand der Daten und für Möglichkeiten, sie zu 53 nutzen. Dagegen speichern und nutzen 19 Prozent Daten werden langfristig gespeichert der Unternehmen die Daten aus dem Perfor- 39 mance-Management nicht langfristig. Die mit dem Daten werden für die Optimierung der Organisation und ihrer Prozesse genutzt Performance-Management erfassten Daten nut- 36 zen die Unternehmen vor allem für ihr Talentma- Daten werden nicht langfristig gespeichert und genutzt nagement (54 Prozent) und ihre Nachfolgeplanung 19 (53 Prozent). 36 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie die Daten nutzen, um ihre Organisa- 1) Mehrfachantworten möglich. Quelle: Frankfurt Business Media. tion und ihre Prozesse zu optimieren.
15 Top-Entscheider im Interview Dr. Hartmut Klusik, Personalvorstand und Arbeitsdirektor, und Gabriele Oehlschläger, Head of Talent Management, beide Bayer AG Kontinuierlicher Dialog und Feedback werden im Performance-Management immer wichtiger16 Dr. Uwe Schirmer, Leitender Direktor, Robert Bosch GmbH Der Teamgedanke wird beim Performance-Management in den Vordergrund rücken19 Matthias Metzger, Senior Vice President Talent Management & Organizational Development, Continental AG „Wir wollen künftig stärker danach fragen, wie unsere Mitarbeiter ihre Leistung erbringen“22 Anne Walther, Executive Vice President Corporate HR Standards & Programs, Deutsche Post DHL Group Die Wahl zwischen integrierten IT-Lösungen und Best-of-Breed- Produkten wird entsprechend dem einzelnen Bedarf entschieden 25 Isabel Matthews, Global Head of Talent Management and Organization Development, und Guido Andre Ruiz Höhn, Business Leader Strategic Program, beide Novartis Pharma AG Novartis setzt beim Performance-Management auf Einfachheit, Klarheit und Transparenz28
HR-Performance-Management 2020 Interviews 16 Dr. Hartmut Klusik, Personalvorstand und Arbeitsdirektor, und Gabriele Oehlschläger, Head of Talent Management, beide Bayer AG Kontinuierlicher Dialog und Feedback werden im Performance-Management immer wichtiger © FFA Creativ Studio. Herr Dr. Klusik, welche Rolle spielt das jeder Dialog und jede Interaktion sind eine Mög- Performance-Management für Bayer? lichkeit, Beiträge anderer wertzuschätzen und sie Hartmut Klusik: Für den Erfolg des Unternehmens in ihrer Selbstreflexion und Entwicklung zu unter- und die Motivation unserer Mitarbeiter ist es ent- stützen. scheidend, dass jeder weiß, wie er dazu beitragen Gabriele Oehlschläger: Der Erfolg von Bayer beruht kann, die Ziele des Konzerns zu erreichen. Das ganz wesentlich auf dem Wissen, Können, Enga- Performance-Management spielt dafür eine wich- gement und der Zufriedenheit unserer Mitarbeiter. tige Rolle. Es hilft uns dabei, dass jeder Mitarbei- Mit unserer Arbeitgebermarke „Passion to inno- ter seine Stärken bestmöglich einbringen und vate – Power to change“ möchten wir die besten sein Potenzial bei Bayer verwirklichen kann. Talente für Bayer gewinnen; denn nur so schaffen Durch regelmäßiges Feedback und einen zuneh- wir es, innovative Lösungen anzubieten, die die mend kontinuierlichen Dialog mit seinem Vorge- Lebensqualität der Menschen nachhaltig erhöhen. setzten weiß jeder Beschäftigte, wie seine Leis- Hierfür brauchen wir ein Umfeld, in dem sich tung gesehen wird, und bekommt bei Bedarf Hilfe- unsere Mitarbeiter befähigt und motiviert fühlen, stellung, um sich noch weiter zu verbessern. Denn in dem sie ihre Stärken bestmöglich einbringen
17 und sich durch intensives und differenziertes Kulturwandel. Dieser be- Feedback kontinuierlich weiterentwickeln können. trifft vor allem die Erwar- Darüber hinaus trägt das Performance-Manage- tungen an unsere Füh- ment dazu bei, die Leistung unserer Mitarbeiter rungskräfte und die Frage, wertzuschätzen und ihre Beiträge zum Unterneh- wie sie dazu beitragen, menserfolg transparent und fair zu honorieren. ihre Mitarbeiter durch dif- ferenziertes Performance- Welche Instrumente nutzen Sie, um den Mitarbeitern Feedback und Coaching Feedback zu ihrer Performance zu geben? Dreht bestmöglich zu unterstüt- sich bei Bayer noch alles um das Jahresgespräch zen. Dazu gehört auch, ein zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter? vertrauensvolles Umfeld Gabriele Oehlschläger: Performance-Management und eine Feedbackkultur © FFA Creativ Studio. ist bei Bayer seit fast zwanzig Jahren etabliert. zu schaffen, in der sich Schon jetzt sind die Gespräche darin das wichtigste Mitarbeiter ermutigt füh- Instrument, um Feedback zu geben. In einer Welt len, sowohl dem Vor des rasanten Wandels brauchen wir jedoch auch gesetzten als auch sich im Performance-Management mehr Agilität. Wir untereinander offenes und haben unsere Beschäftigten deshalb über unsere direktes Feedback zu geben. Ein Element, das wir Dr. Hartmut Klusik interne Crowdsourcing-Plattform „WeSolve“ um im Performance-Experiment gerade testen, ist der ihre Vorschläge zur Weiterentwicklung des Ansat- Leadership Pulse. Er gibt Mitarbeitern die Mög- zes gebeten. Ein nach diesen Ideen gestaltetes lichkeit, ihren Vorgesetzten direktes Feedback zu Experiment wird derzeit von rund 2.000 Mitarbei- geben und damit aufzuzeigen, was das Team an tern im gesamten Konzern getestet. der Führungskraft schätzt, aber auch mitzuteilen, Hartmut Klusik: In einem neuen Ansatz sind uns wie die Führungskraft ihre Rolle noch wirkungs- drei Elemente besonders wichtig: Wir wollen darin voller leben kann. eine flexiblere Zielsetzung ermöglichen, so dass Ziele das ganze Jahr über definiert und ergänzt Für welche Gruppen von Mitarbeitern führt Bayer werden können, um auf veränderte Geschäftsprio- ein strukturiertes Performance-Management durch? ritäten schneller reagieren zu können. Wir wollen Hartmut Klusik: Am Performance-Management zudem den Teamansatz und die Kollaboration wei- nehmen bei Bayer alle Beschäftigten des leitenden ter stärken, indem mehr Teamziele vereinbart Bereichs einschließlich des Vorstands teil. Dafür werden und künftig auch Teamleistungen stärker nutzen wir im gesamten Konzern durchgängig ein reflektiert und honoriert werden. Und wir wollen einheitliches System. Alle Teilnehmer am Perfor- durch regelmäßige Check-ins und häufigere Feed- mance-Management werden nach den gleichen backgespräche mit Kollegen und Vorgesetzten Prinzipien und Kriterien gemessen. einen kontinuierlichen Dialog etablieren. Das Ziel ist, das bislang vergangenheitsorientierte Bewer- Welche Rolle übernimmt HR in diesem Prozess? tungsgespräch am Ende des Jahres durch ein zeit- Gabriele Oehlschläger: HR ist beim Performance- nahes und stärker entwicklungsbasiertes Feed- Management immer in der Rolle des Enablers, der back zu ersetzen, das allen Beschäftigten dabei Rahmen und Instrumente vorgibt sowie Vor hilft, ihre Leistung und ihr Verhalten regelmäßig gesetzte und Mitarbeiter dabei unterstützt, diese zu reflektieren und sich kontinuierlich weiterzu- Instrumente bestmöglich mit Leben zu füllen. entwickeln. Denn wir sind davon überzeugt, dass Konkret geht es darum, ein Klima zu schaffen, das Bayer langfristig nur erfolgreich sein wird, wenn einen offenen, kontinuierlichen Dialog zwischen auch unsere Mitarbeiter dazu bereit sind, sich kon- allen Beschäftigten im Unternehmen fördert, und tinuierlich weiterzuentwickeln und sich immer die Führungskräfte dabei zu unterstützen, effek- wieder neuen Herausforderungen zu stellen. tive Feedbackgespräche mit ihren Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern zu führen und sie praxisnah Wie viel Kulturwandel steckt in einem solchen zu coachen. Prozess, den Sie beschreiben? Hartmut Klusik: Die Dialoge zwischen den Beschäf- Hartmut Klusik: Die Einführung eines unmittel tigten dürfen nicht mehr nur top-down verlaufen, baren und stark dialogorientierten Performance- sondern müssen auch bottom-up gehen. Jeder Managements erfordert sicher einen gewissen Mitarbeiter ist aufgefordert, seine Ideen und Vor-
HR-Performance-Management 2020 Interviews 18 schläge stärker als bislang ins Performance- ehrliches und konstruktives Feedback die Selbst- Management einzubringen, um zu sagen, wie er einschätzung und ‑wahrnehmung zu verbessern. die Dinge sieht, wie er etwas verbessern und mit welchen Maßnahmen er seine persönlichen Ziele Welche Anforderungen stellen Sie an ein IT-System und die strategischen Unternehmensziele errei- für das Performance-Management? chen möchte. Hartmut Klusik: Das System muss einfach in der Bedienung sein, und es muss die mit dem Perfor- Welche Relevanz werden die beiden Kompo- mance-Management verbundenen Ziele effektiv nenten What und How im neuen Performance- unterstützen. Dabei steht die Interaktion zwischen Management von Bayer haben? Mitarbeiter und Vorgesetztem im Mittelpunkt. Gabriele Oehlschläger: Bei Bayer ist das Perfor- Technische Aspekte sind meist zweitrangig. Das mance-Management immer eng mit den Unter- System darf jedoch auf keinen Fall den Prozess nehmenswerten verknüpft und ein wichtiges dominieren in dem Sinne, dass die beteiligten Per- Instrument zu ihrer lebendigen Verankerung im sonen irgendwelche Aktionen ausführen müssen, Konzern. Wir haben aus unseren weltweit gültigen weil das System sie so vorschreibt, obwohl sie Unternehmenswerten Leadership, Integrity, keinen wirklichen Mehrwert bringen. Flexibility und Efficiency – kurz „LIFE“ – zusätzlich Wie zufrieden sind Sie mit der IT-Unterstützung vier Kernverhaltenswei- des Performance-Managements? sen abgeleitet, die wir im Gabriele Oehlschläger: Um zukünftig ein agileres Unternehmen weiter stär- Performance-Management zu etablieren, brau- ken möchten: Kundenori- chen wir auch eine IT-Lösung, die diese flexible- entierung, Experimentie- ren und stärker feedbackorientierten Ansätze ren, Zusammenarbeit und bestmöglich unterstützt. Auch wir stellen zurzeit Vertrauen. Das Perfor- unsere Talentmanagementsysteme auf eine mance-Management hilft cloudbasierte SaaS-Lösung um. Hiervon verspre- uns dabei, uns sowohl auf chen wir uns eine innovativere und stärker inte- die LIFE-Werte als auch grierte Plattform, die unsere Führungskräfte und die Focus-Behaviours zu Mitarbeiter bestmöglich in ihren Aufgaben unter- © FFA Creativ Studio. fokussieren, indem wir stützt. vorbildliches Verhalten anerkennen und Möglich- Koppelt Bayer weiterhin den Bonus an das keiten schaffen, sie in die Performance-Management? tägliche Arbeit zu inte- Hartmut Klusik: Die kurzfristige Vergütung jedes Gabriele Oehlschläger grieren. Insofern sind in unserem Performance- Mitarbeiters ist bei Bayer gedrittelt in die individu- Management das Was und das Wie zwei gleichran- elle Komponente, die Divisionskomponente und gige Kriterien. die Konzernkomponente. Wir wollen auch künftig Hartmut Klusik: Ich kann das nur unterstreichen: bei Beurteilung und Entgelt differenzieren, indem Natürlich ist es für die Performance einer Füh- wir gemäß dem Grundsatz „Pay for Performance“ rungskraft wichtig, die Geschäftsziele zu errei- bei der individuellen Komponente die Koppelung chen. Doch es kann noch viel aussagekräftiger von individueller Leistung und Bezahlung beibe- sein, wie dieselbe Führungskraft das eigene Team halten – aber stets fair und transparent und künf- in einer schwierigen Situation motiviert hat oder tig auch mit größerer Flexibilität. Doch wir wissen wie sie ihre Mitarbeiter weiterentwickelt hat. Diese auch, dass Geld nicht alles ist und dass Menschen ganzheitliche Betrachtung verrät oft mehr dar- auf unterschiedliche Weise motiviert werden. Des- über, welches Führungspotenzial eine Mitarbeite- halb legen wir Wert auf eine wertschätzende Leis- rin oder ein Mitarbeiter wirklich besitzt. Deshalb tungsbewertung, die auf vielen unterjährigen legen wir im Performance-Management auf das Einschätzungen und Feedback aus unterschiedli- Wie genauso viel Wert wie auf das Was. Klar ist: chen Perspektiven beruht und auch nichtmonetäre Ein Einheitssystem für alle Unternehmen gibt es Motivationselemente integriert. Denn auch das ist nicht. Jedes System muss zur Kultur des Unter- ein wichtiger Aspekt einer fairen, angemessenen nehmens passen, und uns ist daran gelegen, die und differenzierten Beurteilung. < Stärken unserer Mitarbeiter zu fördern und durch
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