HUMAN MANIFEST 15.Juni 2022, 17 h - Ostrale

Die Seite wird erstellt Niels-Arne Vetter
 
WEITER LESEN
HUMAN MANIFEST 15.Juni 2022, 17 h - Ostrale
HUMAN MANIFEST
              Künstlerische Konferenz zum Ukraine-Krieg

              15.Juni 2022, 17 h
              vor dem Kulturzentrum Scheune, Dresden
                                              Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden

Es diskutieren Iduna Böhning-Riedel (Leitung Kunsthaus Raskolnikow), Wolfgang Florey (Komponist),
Manaf Halbouni (Künstler), Andrea Hilger (Gründerin und Direktorin der OSTRALE), Dr. Reinhard Knodt
(Philosoph und Autor), Dr. Elena Korowin (Kunstwissenschaftlerin), Dr. Rolf Külz-Mackenzie (Künstler
und Historiker), Uljana Sieber (Leiterin der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden) und Prof. Dr. Harald
Seubert (Philosoph) mit dem arkadischen Botschafter, dem Künstler Peter Kees.
Human Manifest
Künstlerische Konferenz zum Ukraine-Krieg

Welche Rolle, welche Aufgabe, welche Möglichkeiten hat die Kunst in Zeiten
eines Krieges? In welchem Verhältnis standen und stehen Pazifismus, Freiheit
und Kunst? Hat der Krieg in der Ukraine daran etwas geändert? Wie soll Kunst
mit Krieg umgehen, wie parteiisch darf Kunst im Krieg sein? Darf es für die
Kunst Kriegsziele geben? Und wenn ja welche? Kunst und Propaganda eine oft
unheilvolle Kombination, wann wird Kunst zum Handlanger der Propaganda?
Müssen Künstler sich verhalten? Können sie etwas bewirken? Kann Kunst als
Waffe dienen? Welche Rolle haben dabei die Künste?

Diese und viele Fragen mehr stehen im Fokus einer sozialen Plastik am 15.Juni
22 in Dresden: im Öffentlichen Raum – vor dem Dresdner Kulturzentrum
Scheune (Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden) - diskutieren Iduna Böhning-
Riedel (Leitung Kunsthaus Raskolnikow), Wolfgang Florey (Komponist),
Manaf Halbouni (Künstler), Andrea Hilger (Gründerin und Direktorin der
OSTRALE), Dr. Reinhard Knodt (Philosoph und Autor), Dr. Elena Korowin
(Kunstwissenschaftlerin), Dr. Rolf Külz-Mackenzie (Künstler und Historiker),
Uljana Sieber (Leiterin der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden) und Prof.
Dr. Harald Seubert (Philosoph) mit dem arkadischen Botschafter, dem Künstler
Peter Kees über den Pazifismus der neuen Zeit und der Notwendigkeit einer
Ästhetik des Aufbegehrens.

Entwickelt wird ein humanitäres Manifest.
TeilnehmerInnen

Iduna Böhning-Riedel (Leitung Kunsthaus Raskolnikow)
Studierte Dipl. Ing. Pädagogin/Bauwesen, TU Dresden - Gasthörerin Kunstgeschichte,
Kulturmanagement TU Dresden - „Kuratieren“ Zentralinstitut für Weiterbildung der Universität der
Künste Berlin. Arbeitet seit 1994 im Bereich Bildende Kunst. Als Kuratorin von Kunstprojekten im
öffentlichen Raum, über die Erarbeitung und Realisierung eines funktionierenden Betreibermodells
des Kunsthaus Raskolnikow bis zum Aufbau und Betreibung einer Fördergalerie hat sie umfassende
Erfahrungen im Bereich Kunst und Kulturmanagement sammeln können. Mit der Übernahme der
Betreuung des Stipendiatenprogramm im Auftrag der Kulturstiftung zwischen dem Freistaat Sachsen
und dem GCAC Columbus Ohio und den Austauschprogrammen einiger Partnerstädte Dresdens,
hat sich das Aufgabengebiet international ausgeweitet. Die Arbeit des Kunstvereins unter Leitung
von Iduna Böhning-Riedel, wird von der Landeshauptstadt Dresden seit 2002 institutionell gefördert.
„Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“ (Willy Brandt)
„Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den
Aufbau einsetzten.“ (Albert Einstein)
„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ (Mahatma Gandhi)

Wolfgang Florey (Komponist)
geboren (1945) und aufgewachsen in Salzburg. Studium in Wien und Hamburg. Studentenpolitik
im Rahmen von AStA und vds. Konzerttätigkeit im In- und Ausland. Lehrtätigkeit an der Hamburger
Musikhochschule bis 1988. Arbeit als Komponist an Theatern und Hörspielabteilungen des
deutschsprachigen Raums bis 2010. Seither freischaffender Komponist. Verlegt bei Ricordi&Co.
und Universal-Edition, Wien. Lebt in Berlin und Wien.
Ursächlich erklärt sich der Krieg in der Ukraine nicht alleine aus seiner Vorgeschichte, sondern
ist Resultat seines Dispositivs. Kurz gesagt: Kapitalismus und Nation. Kunst und Krieg schließen
einander aus. Künstlerische Tätigkeit ist Arbeit aus dem Geist der Vernunft. Frieden ist vernünftig.
Die Gesetze des Marktes und die Gesetze der Fahne sind es nicht.

Manaf Halbouni (Künstler)
geboren 1984 in Damaskus/Syrien. Lebt und arbeitet in Berlin, Dresden und Zagreb. Studierte
2005 – 2008 an University of Fin art Damaskus, 2009 - 2014 an Hochschule für Bildende Künste
Dresden, in der Meisterklasse von Prof. Eberhard Bosslet. 2014 - 2016 Meisterstudent von Prof.
Eberhard Bosslet.
Manaf Halbouni wagt mit seiner Kunst den „Ausbruch aus dem goldenen Käfig“ und greift in seinem
Werk aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf, eine künstlerische Auseinandersetzung, die
häufig biografisch motiviert ist und mit der er eine gesellschaftliche Debatte anstoßen und Menschen
miteinander ins Gespräch bringen möchte.
Nichts ist ausdauernder als der Wunsch nach Freiheit. Gegen diesen kann keine Regierung
bestehen ebenso wenig ein Tyrann mit seiner Arme.

Andrea Hilger (Gründerin und Direktorin der OSTRALE)
geb. 1970 in Leipzig. Künstlerin, Veranstalterin, Gründerin und Direktorin der OSTRALE - Zentrum
für zeitgenössische Kunst 2007, Gründerin von TANZart Dresden 1997 und HILLUMINATION –
Licht + Bühnenkunst 2001. Seit 1999 Mitglied/Vorstand der Tanzbühne Dresden e.V., seit 1999
Tänzerin an zahlreichen Opernhäusern Deutschlands unter anderem bis heute an der Semperoper
Dresden. Seit 2000 Bühnen- und Kostümbildnerin an zahlreichen Theatern in ganz Deutschland wie
Oper Kiel, Staatstheater Cottbus, Landestheater Coburg etc. 2009 Förderpreisträgerin der Stadt
Dresden. 2017 Umstrukturierung der OSTRALE zur OSTRALE - BIENNALE internationale Ausstellung
zeitgenössischer Künste in Sachsen. Mitglied im Orga-Team der „Konferenz der Konkurrenten“ in
Vorbereitung auf die europäische Kulturhauptstadt 2025.
Kunst nimmt durch die empirische Widerspiegelung des Weltgeschehens mögliche Ängste und
deren Antworten auf, um sie in unser Bewusstsein und Überlebenshorizont einzubetten und
Bereitschaften unserer humanitären Ordnung in einen kommunikativen Diskurs zu stellen. Kunst
im Allgemeinen tritt hier an die Stelle der nicht zu klärenden politischen Wirklichkeit im JETZT.
Reinhard Knodt (Schriftsteller und Philosoph)
Jg. 1951. Schriftsteller und Philosoph. Literaturpreis der Bayerischen Akademie für Sprache und
Dichtung. Erstmalig als Universitätsdozent zum Vortrag über Nationalismus und Sprache 1994 in
Kharkiv. Nachfolgend einige Lese- und Podiums-Aufenthalte in Kharkiv (letztmalig 2019). Reisen
auch nach Russland und Polen. Zwei ins Ukrainische übersetzte Bücher. (Undinen und Schmerz).
Zusammenarbeit mit einer Künstler-Avantgarde-Gruppe um Serhi Dimitrov, Wolodimir Abaschnick
(Philosoph, FAZ), den Malern Gamlet Zinkowski, Alexander Borisov und dem ZET-Verlag. Lebt in
Berlin. Arbeitet als Vorstand einer weltweiten Akademie für interkulturellen Dialog mit Mitgliedern in
China, Indien, der Ukraine und Europa.
Wenn Ares singt, dann schweigen die Musen, sagten die Griechen. Insofern packen meine
ehemaligen Künstlerfreunde jetzt keine Bilder oder Bücher in ihre Autos, sondern Schutzwesten,
Medikamente und Motorsägen und bringen sie unter Lebensgefahr an die Front oder in
abgeschnittene Regionen. Ich selber werde Aussagen von Presseerzeugnissen nicht wiederholen,
höchstens kommentieren. Ich halte das, was zur Zeit gedruckt wird für vielfach fragwürdig oder
gar gefährlich. Ich kann aber über meine eigenen Erfahrungen in der Ukraine sprechen und
Gesamteindrücke wiedergeben. Ansonsten wohnen drei Flüchtlinge (zwei Frauen und ein Kind)
seit zwei Monaten in einem Künstlerhaus, das ich in Süddeutschland mitbetreue. Sie kamen über
Prag, wo ich sie bei einem Aufenthalt kennenlernte und von deren Schicksal ich erzählen kann.
Der Ukrainekrieg ist nur die Verschärfung eines seit vielen Jahren auch mit Waffen geführten
Bürger- und Grenzkrieges aufgrund dessen die Ukraine auch nie in die Europäische Gemeinschaft
aufgenommen wurde. Die Entfremdung kam durch eine vom „Westen“ (auch von Künstlern wie mir
oder von einzelnen Amerikanern und mit diesen zusammenarbeitenden bisines-men) befeuerte
Avantgarde-Bewegung (Bazon Brock) zustande, die nicht nur „künstlerischen“ sondern die nach
und nach auch nationalchauviniste Allianzen einging und die Politik befeuerte. Europa sollte sich
darauf beschränken, den Opfern und Flüchtlingen zu helfen. Also Ukrainefreundlicher Pazifismus
ohne „Krieg“ gegen Russland.

Elena Korowin (Kunstwissenschaftlerin)
Studium der Kunstwissenschaft, Philosophie und kuratorischen Praxis / Promotion mit „Der
Russenboom – Ausstellungen als Mittel der Diplomatie im Kalten Krieg“ (Ausgezeichnet mit dem
ifa-Foschungspreis) / Volontariat in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden / Postdoc-Stelle an
der Universität Freiburg im von der DFG geförderten Graduiertenkolleg „Kulturtransfer und ‚kulturelle
Identität‘“ / zahlreiche internationale Vorträge und Publikationen zu Themen der Kunstautonomie,
Dissidenz, Schönheit, feministischen Positionen im postdigitalen Zeitalter und osteuropäischer Kunst
des 19.-21. Jahrhunderts sowie Beiträge in Feuilletons
Die Kunst hat Möglichkeiten, unangenehme Wahrheiten auszudrücken und sichtbar werden
zulassen. Kunstschaffende konnten mit ihren kreativen Möglichkeiten immer wieder ihre Finger
wirksam in die Wunden der Gesellschaft legen. Allerdings sollte dieses Können nicht permanent
abgefragt und erwartet werden, denn auch Künstler*innen bilden in ihrer Vielfalt die Gesellschaft ab
und zeigen unterschiedliche Möglichkeiten, den Herausforderungen der Aktualität zu begegnen.
Manche können sofort reagieren und andere brauchen Zeit, diese sollten wir - das Publikum -
ihnen zugestehen.

Rolf Külz-Mackenzie (Künstler und Historiker)
Jg. 1946. Studium Architektur/Stadtplanung, Malerei und Grafik und Neuere Geschichte,
Kommunikations- und Theaterwissenschaften. Arbeit als Stadtplaner, Dokumentarfilmregisseur,
Maler/bildender Künstler, Lehre in Film, AV Medien und Filmtheorie, Konzepte und Realition als
Ausstellungsmacher/Kurator und Kulturmanager von Ausstellungen und Projekte und Veröffentlichung
als Publizist Essays im Bereich Kultur, Kulturwissenschaften, Kunst, Politik und Zeitgeschichte sowie
zahlreiche Texte für Künstler und Ausstellungskataloge. Als bildender Künstler zahlreiche Ausstellungen
in Deutschland und international mit Installationen, Rauminszenierungen und bildnerischen Werken.
Lebt und arbeitet in Berlin und andernorts.
Kunst braucht weder Heimat noch Nation, ist kosmopolitisch und an sich selbst gebunden bzw.
an ihre SchöpferInnen. Kunst ist Freiheit und Kritik, kann politisch und revolutionär, innovativ und
traditionell sein. Sie kann etwas sozial bewegen aber sollte keine Propaganda beinhalten. Autor
und Werk sind zu trennen im Sinne von Roland Barthes (Der Tod des Autors, 1968).
Harald Seubert (Philosoph)
geboren 1967 in Nürnberg, nach Dozenturen Professuren u.a. in Halle /Saale, München,
Bamberg, Poznan seit 2012 Ordentlicher Professor für Philosophie und Religionswissenschaft
an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel,,zahlreiche Buch- und
Aufsatzveröffentlichungen zu Metaphysik, Ethik, Ästhetik. Jüngst: Philosophiegeschichte des 20.
Jahrhunderts. Das Strahlen im Zeichen triumphalen Unheils, Nomos, Academioa: Baden-Baden
2021, mit Kristina Schippling, Bewusstseinssprung im Raum von Selbst und Welt, Basel: Schwabe
2022.
Kants Traum vom ewigen Frieden ist nicht ausgeträumt. Er hat seine Zukunft noch vor sich. Auch
nach der „Zeitenwende“ des Kriegs in der Ukraine und die Aggression ändern nichts daran, dass
waffenstarrende Kriege, übrigens auch die Aufrüstung in der Debatte, massive und langfristige
Schädigungen hervorbringen. Die Welt steht wieder einmal an einem Abgrund. Analogien zu
1914 legen sich nahe. Im Hintergrund steht, hoffentlich nicht verblassend, das vor 1914 von
Husserl formulierte konkrete Ideal einer geeinten Menschheit. Besonderer Fokus gilt der Frage,
welche Rolle Kunst und Kreativität haben können Ich schließe an Beuys Satz an: „Der wahre
Friede ist der Ideenkrieg mit sich selbst“.

Uljana Sieber (Historikerin/Politikwissenschaftlerin)
Die 1971 in Dresden geborene Uljana Sieber erlernte 1988 den Beruf des Tischlers. Nach
Abschluss der Berufsausbildung legte sie 1993 am Abendgymnasium Dresden das Abitur ab. An der
Technischen Universität Dresden studierte sie Neuere und neueste Geschichte, Politikwissenschaft
und Soziologie mit den Studienschwerpunkten Geschichte der Sowjetunion sowie der Erforschung
autoritärer bzw. totalitärer kommunistischer Diktaturen. Nach Studienabschluss 2005 war sie als freie
Presserezensentin und Historikerin tätig. So arbeitete sie unter anderem für die Stiftung Sächsische
Gedenkstätten zu deutschen und sowjetischen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges sowie
als Besucherreferentin für die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden. Dort konzipierte und kuratierte
sie Ausstellungen, leitete pädagogische Projekte und zeichnete für Publikationen der Gedenkstätte
Bautzner Straße Dresden verantwortlich. Seit 2011 ist sie deren Leiterin.
„Wer Frieden als Zusammenhang definiert, als Kohärenz zwischen Denken, Sprache und
Wirklichkeit, der muss diesen Frieden schon länger vermisst haben,“ schreibt der Autor Lukas
Bärfuss am 24. März 2022. Ja. Mit dem Meißel gehauene oder laute Sprache unter Bannern
verhindert Präzision, Humor und Erkenntnis, sie fürchtet die Freiheit und liebt nicht den Plural –
es sei denn als Gefolge. Sprache kann Grenzen überschreiten und Krieg schüren. Und sie kann
Frieden stiften, indem sie Grenzen überwindet. Wenn sie das Wort des Anderen und dessen
Würde, wenn sie Diskurs und Kontroverse, wenn sie Versöhnung zulässt.

Peter Kees (Künstler)
befasst sich als Künstler mit Sehnsüchten, Idealen und Visionen. Seit der Biennale von Havanna
2006 hat er mehrfach einzelne Quadratmeter in europäischen Ländern annektiert und zu arkadischem
Staatsgebiet erklärt. Als Arkadischer Botschafter vergibt er Visa und gewährt Asyl. Zu sehen waren
seine Arbeiten u.a. auf der Mediations Biennale in Posen, im Museum of Contemporary Art Skopje, in
La Capella Barcelona, im PAN Palazzo delle Arti Napoli, in der Neue Nationalgalerie Berlin, im Berliner
Martin-Gropius-Bau, am Kunsthaus Bregenz, an der Kunsthalle Rostock, bei der OSTRALE Biennale
Dresden oder beim Kunstfest Weimar.
Schrecklich genug, dass es der Menschheit noch immer nicht gelingt, Konflikte ohne Gewalt zu
lösen. Gerade aber weil Konkurrenz und Rivalität wesentliche Bestandteile des menschlichen
Seins sind und zu grotesken Auswüchsen führen, ist es Aufgabe der Künste, mit einer Ästhetik
des Aufbegehrens zu intervenieren.

Ein Projekt von Peter Kees in Kooperation mit der Ostrale Zentrum für Zeitgenössische Kunst Dresden,
gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des „dive in. Programm für digitale Interaktionen“
Sie können auch lesen