Ich kriege keine Luft! COPD, Asthma Sauerstoffgabe - Zentralschweizerisches Pflegesymposium LUKS, Luzern 4. Juni 2013 Serge Elsasser
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Ich kriege keine Luft! COPD, Asthma Sauerstoffgabe Zentralschweizerisches Pflegesymposium LUKS, Luzern 4. Juni 2013 Serge Elsasser
Inhalt Dyspnoe • Diagnose, „Messung“, Differentialdiagnose COPD • Definition, Diagnose, Aktuelle Richtlinien Asthma • Definition, Diagnose, Aktuelle Richtlinien Sauerstoffgabe • Indikationen, Gefahren
Dyspnoe Am J Respir Crit Care Med 2012; 185: 435-52 Subjektive Erfahrung von Atembeschwerden, die qualitativ unterschiedliche Empfindungen wechselnder Intensität beinhaltet. Dieses Erleben leitet sich aus dem Zusammenwirken von mehreren physiologischen, psychologischen, sozialen und Umweltfaktoren ab und kann weitere physiologische Reaktionen und Verhaltens- Reaktionen hervorrufen Häufig, bis zu 50% der Akut-Patienten in Zentrumsspitälern, assoziiert mit deutlich erhöhter Mortalität Oft schwierigstes Problem bei Palliativ-Situationen Dyspnoe – Typen • Belastungsdyspnoe, Sprechdyspnoe, Ruhedyspnoe • Orthopnoe (Dyspnoe bei Flachlage) • Nächtliche paroxysmale Dyspnoe (bei Herzinsuffizienz, DD: Asthma) • Platypnoe (Dyspnoe bei aufrechter Position)
Dyspnoe – Initiale DD Ursache Untersuchung • Kardial Thorax, Echo • Pulmonal Spirometrie • Lungenembolie LE – CT, Szintigraphie • Panikattacke (Hyperventilationssyndrom) ABGA • Seltenere Ursachen Metabolische Azidose Trauma (z.B. Rippenfraktur) Anämie Dekonditionierung, Muskelschwäche (z.B. Guillan-Barré) Vocal Cord Dysfunction
Dyspnoe – Messung Dyspnoe sollte gemessen werden, dazu stehen verschiedene Skalen zur Verfügung Sensorisch – perzeptives Erleben • Borg Skala, VAS, NYHA Affektiver Stress • Einzel – Skala, Multi – Item (z.B. mit Ängstlichkeit) Lebensqualität • z.B. MRC (misst Behinderung durch Dyspnoe)
COPD www.copdgold.org 1998 durch NIH und WHO gegründet Seit 2001 Richtlinien Letzte Revision 2011
COPD – Definition COPD ist eine häufige, verhütbare und behandelbare Krankheit, die durch persistierende Bronchialobstruktion charakterisiert wird. Sie verläuft üblicherweise progressiv mit einer gesteigerten Entzündungsreaktion der Atemwege. Exazerbationen und Komorbiditäten tragen zum Schweregrad der Erkrankung bei. Emphysem und chronische Bronchitis (Husten und Auswurf für mindestens 3 Monate über mindestens 2 Jahre) sind nicht nötig zur Diagnose einer COPD. Zur Diagnose einer Atemwegsobstruktion ist eine Spirometrie notwendig.
COPD - Epidemiologie Häufigkeit (Prävalenz) bis 17% Vierthäufigste Todesursache Risikofaktoren • Rauchen, inhalative Noxen • Alter • Sozioökonomischer Status • Bronchiale Hyperreagibilität • Bronchitis • Respiratorische Infekte in der Kindheit
COPD – Symptome Dyspnoe • Progressiv, initial belastungsabhängig, persistierend Chronischer Husten • Kann intermittierend sein, ev. ohne Sputum Chronischer Auswurf Exposition • Rauchen, offene Feuerstellen Familienanamnese Giemen
COPD – Diagnose Ausschluss anderer Husten – Ursachen • Asthma, Bronchialkarzinom, Tbc, Bronchiektasen, Herzinsuffizienz, interstitielle Lungenkrankheiten, CF, idiopathisch • Allergische Rhinitis, Upper airway cough syndrome, Reflux, Medis Klinik Kehlkopf – Jugulum Ausatemstoss ↓ Clubbing < 4 cm
COPD - Diagnose Spirometrie • FEV1/FVC < 0.7 • Stad. 1: FEV1 > 80% • Stad. 2: FEV1 50 – 80% • Stad. 3: FEV1 30 – 50% • Stad. 4: FEV1 < 30% Phänotypisierung nach Spirometrie und Symptomen
COPD – Therapie Nicht pharmakologisch Rauchstopp Bewegung Grippe – Impfung, Pneumokokken – Impfung Ev. Rehabilitation Ko – Morbiditäten behandeln Sauerstoff – Therapie • PaO2 < 7.3 kPa oder SaO2 < 88% (2x innert 3 Wochen) • PaO2 < 8.0 kPa / SaO2 < 88% UND PAH oder HI oder Hkt > 55% Nicht-invasive Beatmung / CPAP (bei Schlafapnoe) Chirurgisch • Lungenvolumen-Reduktion, Bullektomie • Transplantation
COPD – Therapie Pharmakologisch Kurzwirksame Beta-Mimetika (z.B. Ventolin® u.a.) Kurzwirksame Anticholinergica (z.B. Atrovent®) Inhalierte Kortikosteroide (z.B. Pulmicort®, Axotide®) Theophyllin (Euphyllin®, Unifyl®) Langwirksame Beta-Mimetika (z.B. Oxis®, Serevent®) Langwirksame Anticholinergica (Spiriva®) NB: Kardioselektive Betablocker sind nicht kontraindiziert (im Gegenteil!) Phosphodiesterase 4 – Inhibitor (Daxas®) • Hemmung der Entzündung durch Verminderung des cAMP – Abbaus intrazellulär • Keine direkte Bronchodilatation • Reduziert Exazerbationen • Vorwiegend gastro-intestinale Nebenwirkungen • Indikation: Dauertherapie mit LABA/Spiriva bei FEV1 < 50% bei häufigen Exazerbationen • Dosis: 1 x täglich 500 μg Roflumilast (Daxas®)
COPD – Stadientherapie ICS + LABA ICS + LABA oder oder Spiriva Spiriva Atrovent LABA oder oder Ventolin n.B Spiriva LABA = langwirksame Betamimetika; ICS = inhalierte Steroide
COPD – Exazerbation Akute Verschlechterung mit Zunahme von Dyspnoe, Husten, Auswurf Ursachen: virale und bakterielle Infekte, Luftbelastung, Herzinsuffizienz Therapie: • Sauerstoff-Titration bei SaO2 < 90% • Inhalation mit Ventolin/Atrovent (bis kontinuierlich) • Steroide (Spiricort 40 mg/d) • Meist Antibiotika • NIV bzw. Intubation (Aktivität frühzeitg besprechen!) • Bei unkontrollierter Obstruktion: wie Asthma – Anfall
Asthma Chronisch entzündliche Erkrankung der Atemweg, charakterisiert durch bronchiale Hyperreagibilität und variable Atemwegsobstruktion Manifestes Asthma bei etwa 5% der Erwachsenen Exazerbationen durch • Infekte mit pneumotropen Viren oder Mykoplasmen • Allergen-Exposition • Analgetika, Beta-Blocker Risiko für gefährliches Asthma • Orale Steroide • Fehlende inhalative Kortikoid-Therapie • Häufiges nächtliches Erwachen wegen Asthma • Malcompliance • Psychosoziale Instabilität
Asthma – Ätiologie Harrison: Principles of Internal Medicine, 18th ed.
Asthma – COPD Parameter Asthma COPD Alter bei Beginn häufig jung meist > 40 Allergie häufig selten Rauchen gelegentlich fast immer Husten/Auswurf manchmal häufig Dyspnoe anfallsweise chronisch Variabilität gross gering Differentialdiagnose durch Spirometrie nicht immer möglich, gelegentlich erst im Verlauf zu stellen (PEF – Messung)
Asthma – Kontrolle www.ginasthma.org
Asthma – Schweregrad Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie
Asthma – Therapie Kurzwirksame Beta-Mimetika nach Bedarf • Nur bei seltenen Asthmaanfällen Inhalierte Kortikosteroide Leukotrienhemmer (Singulair®, Accolate®) • Cave Nebenwirkungen Orale Kortikosteroide Anti-IgE-Therapie (Xolair®) • In Spezialfällen Intensivtherapie / Beatmung sehr selten nötig, meist bei Malcompliance
Asthma – Stufentherapie http://www.pharmazeutische-zeitung.de
Behandlung Asthma - Anfall Sauerstoff (SaO2 ≥ 90%) Kurzwirksamer Beta-Agonist kontinuierlich für eine Stunde p.i. • Salbutamol (Ventolin®), Terbutalin (Bricanyl®), Fenoterol (Berotec®) Kurzwirksames Anticholinergicum (Atrovent®) p.i. Systemische Kortikosteroide (z.B. 40 mg Solu-Medrol® i.v.) I.v. Magnesium (2 g = 80 mmol über 20 min) Komplikationen suchen (Thorax), Diagnose überprüfen (VCD) Eventuell Theophyllin i.v. Adrenalin 0.3 mg s.c. (bei Anaphylaxie, Angioödem) Heliox NIV, Intubation, tiefe Sedation, ev. Muskelrelaxation) Ketamin / Esketamin (Bolus 50 – 100 mg i.v.) Inhalationsanästhetika (Halothan, Sevofluran)
Sauerstoff – Therapie Sauerstoff ist ein Medikament und sollte auch so verschrieben werden! Ziel: Meist SaO2 ≥ 90% (d.h. SpO2 ≥ 92%) Verabreichung • Nasenkanüle (wenns nicht darauf ankommt) • Nasenbrille (meist bis 6 l/min, FiO2 ca. 0.4) • Gesichtsmaske • Venturi – Maske (bis 30 l/min) • High – Flow (bis 60 l/min, FiO2 bis 1.0), generiert 3 – 7 cm H2O PEEP
Sauerstoff – Nebenwirkungen Gefahr der Hyperkapnie bei sauerstoff-gesteuertem Atemantrieb (meist COPD, bei globaler resp. Insuffizienz) Abnahme Schlagvolumen und Herzindex JACC 1996; 27: 353-7 Erhöht Wedge – Druck und systemischen Gefässwiderstand Pulmonale Toxizität (kann ARDS auslösen) NEJM 1983; 309: 878-83 Resorptions – Atelektasen Effekt von 15 min O2 auf AMV und PaCO2 Crit Care 2012; 16: 323
CO2 – Narkose Eine CO2 – Narkose tritt bei einem PaCO2 > 200 mmHg (26 kPa) auf Wichtiger als das PaCO2 ist der pH NEJM 1998; 338: 26-34 • Intrazelluläres pH < 6.7 führt zu tiefem Koma Gut dokumentierte CO2 – Narkose bei einem PaCO2 < 150 mmHg (20 kPa) nicht vorhanden • Fallbericht von Koma bei Eur J Emerg Med 2004; 11: 355-7 pH 7.10, PaCO2 18.5 kPa, PaO2 4.9 kPa Ätiologie der Bewusstseinstrübung bei PaCO2 < 20 kPa? Lancet 1826: „Surgical Humbug“
Sauerstoff bei COPD Sauerstoff kann bei Patienten mit erhöhtem PaCO2 zu einer weiteren Hyperkapnie führen Crit Care 2012; 16: 323 Sauerstoff soll bis zu einem SaO2 > 88% gegeben werden Kontrolle der Blutgase nach einer Stunde Titrierte vs. liberale Sauerstoffgabe verminderte Sterblichkeit bei COPD (RR 0.22) BMJ 2010; 341: c5462 Falls PaCO2 > 8 kPa • Atemunterstützung mit NIV / Intubation (IPS – Verlegung) • Palliative Therapie
Sauerstoff bei Notfällen Viel Sauerstoff generiert viele reaktive Sauerstoff-Radikale (z.B. Ozon), diese führen zu Entzündungs-Reaktion Herzinfarkt • Widersprüchlich Studien, Sättigungs-Ziel 90-96% Stroke • Hyperoxie führt zu cerebraler Vasokonstriktion • Sättigungs-Ziel 92 – 96% Sepsis / hämorrhagischer Schock • Keine Studien • Hyperoxie vermindert Sauerstoff – Verbrauch • Sättigungs – Ziel 88 – 95% Crit Care 2013; 17: 313
Permissive Hypoxämie Falls lungenschädigende Beatmung (AZV > 6 ml/kg oder Pinsp > 30 cm H2O) für SaO2 > 90% notwendig SaO2 > 90% optimal für Sauerstoffversorgung des Gewebes Falls Lungeschädigung im Vordergrund sind auch SaO2 – Werte bis 60% tolerierbar Hypoxischer Herzstillstand drohend bei SaO2 < 50% (regelmässig bei SaO2 < 40%) Hypoxische Enzephalopathie bei SaO2 < 60% möglich
Take home message Sauerstoffsättigung von 97 – 100 % wird oft zustimmend toleriert Für mich bei spontan atmenden Patienten mit wenig Sauerstoff – Gabe ganz ok Macht mich bei beatmeten Patienten eher nervös
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