Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg

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Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Iconic Turn
Die „neue“ Macht der Bilder

  Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg,
             Nikolaus Schobesberger
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Iconic Turn?
– Wende vom Wort zum Bild
– Entwicklung eines bildlichen
  Geschichtsverständnisses
– Anerkennung des Bildes als Quelle in der
  Geschichtsforschung
– Iconic Turn als Kulturwissenschaftliches
  Erkenntniskonzept
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Begriffsgeschichte
•   griech.             Bild, Gemälde, Gleichnis
    –   Die „Ikone“ ist nicht Abbildung der Realität, sie ist
        Symbolisation einer tieferen, hinter ihr steckenden
        Bedeutung
•   William J. T. Mitchell (1992)
    –   „Pictural Turn“ als Gegenströmung zum Linguistic Turn
    –   Rehabilitierung des Denkens in Bildern
    –   Bruch mit dem Primat der Sprachlogik
•   Gottfried Boehm (1994)
    –   „Iconic Turn“ Hervorhebung der Bedeutung des Bildes in
        den Kulturwissenschaften
    –   „Rückkehr“ der Bilder als Teil des Erkenntnisprozesses
    –   Anerkennung des strukturierenden Charakters von Bildern
    –   Frage nach dem „Logos“ des Bildes
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Eigenschaften Bildlicher
           Information
• Das Bild wirkt intuitiver als Text
• Über Bildlichkeit sind komplexe
  Zusammenhänge scheinbar schneller zu
  erfassen
• Das Bild vermittelt einen höheren Grad an
  Emotionalität
• Das Bild postuliert absolute Wirklichkeit und
  Realität
• Besonders Fotografien und Film werden als
  besonders realitätsnah interpretiert
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Wende vom Wort zum Bild
These: Das Bild verdrängt die Sprache in ihrer
  Funktion als primärer Informationsträger
  – Bildlichkeit nimmt seit dem 19. Jh. rasant zu
  – Omnipräsenz von Bildern in den neuen Medien
  – Das Bild verliert den Charakter einer
    Textergänzung und wir eigenständig zum
    Informationsträger
  – Entstehung „Innerer Bilder“ im kognitiven Prozess
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Entwicklung eines bildlichen
  Geschichtsverständnisses
• Politische, gesellschaftliche, historische wie
  aktuelle Ereignisse werden über Innere Bilder
  identifiziert
• Die Bilder in unserem Kopf bestimmen unser
  historisches Wissen
• Bilder stellen einen persönlichen Bezug zu
  Ereignissen her
• Je nach subjektiver Deutung des
  dargestellten Ereignisses werden Bilder
  unterschiedlich wahrgenommen
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Iconic Turn als
Kulturwissenschaftliches Konzept
• Iconic Turn analog zum Linguistic Turn
• Bilder sind wie die Sprache ein
  gesellschaftlich-kulturelles Konstrukt
• Bilder zeigen nicht die Realität sondern sind
  Abbildung einer subjektiv konstruierten
  Wirklichkeit
• Die Narration eines Bildes ist von der
  Lebenswelt, dem sozialen, gesellschaftlichen
  und kulturellen Hintergrund des Betrachters
  abhängig!
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Bilddokumente in
vorfotografischer
       Zeit
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Welche Unterschiede bestehen
zwischen damaliger und heutiger
     bildlicher Darstellung?
Iconic Turn Die "neue" Macht der Bilder - Simone Faxa, Daniela Haarmann, Ines Weissberg
Welche Absicht stand hinter
 bildlichen darstellungen?
Inwiefern trat im Fotozeitalter ein
           Wandel auf?
Fotografie als Mittel zur
            Manipulation
• „Seeing is believing“
  – Bild spricht die emotionale Ebene an und
    umgeht die rationale Ebene
  – Bild gilt als Beweismittel
  – ABER: Bild ist eine aus dem Kontext gerissene
    Momentaufnahme
Analoge Fotomanipulation
• 19. Jahrhundert
   – Ziel der Bildretusche:
   – Fotografie aus seiner Starrheit zu befreien
   – Fotografie möglichst nah an Gemälde und Malerei heranbringen
• Retuschemöglichkeiten:
   – Negativretusche
   – Fotomontage
• Fotografie ersetzte nach und nach Ölgemälde und
  Porträtmalerei
• Bearbeitung von Fotos aus dem US-Bürgerkrieg
Analoge Fotomanipulation
Digitale Fotobearbeitung
• Neue Möglichkeiten
  – Analoge Fotobearbeitung leicht erkennbar
  – Digitale Fotobearbeitung kaum nachzuvollziehen für
    den Laien
• Photoshop
  – Marktführer der Bildbearbeitungsprogramme
  – Wird seit 1987 entwickelt, erste Version 1990
  – „Photoshop“ inzwischen abwertender Begriff für stark
    überarbeitete Bilder
Juristische Situation
• Legal: Veränderte Bilder auf Magazinen
   – Müssen als Fälschung gekennzeichnet bzw. erkennbar
     sein
   – Dürfen keinen Anspruch erheben, Originale zu sein
• Illegal:
   – Visuelle Lüge
• Fotomanipulation aber nicht explizit verboten!
Visualisierung – ein kulturelles
                 Defizit?
• Verlust oder Gewinn?
• Visualisierung als Begleittechnik?
• Geschriebener Text vs. Bild:
  – Text als ultimativer Phantasieförderer?
     →Gegenmeinung: Text gibt
     Handlungsrahmen vor
  – Bild als weitestgehende Möglichkeit für
    „autokreative Involvierung“?
     →Bild stellt ein Moment dar, dass vom
     Rezipienten weiterentwickelt werden kann
Visualisierung – ein kulturelles Defizit?

• „Lesefähigkeit“ von Text und Bild
• Theorie:
        – Visuell angebotene Inhalte bedürfen kürzere Erfassung;
          Textverarbeitung benötigt länger→Textverarbeitung muss
          zurücktreten→Selektion→weniger geläufige
          Kommunikationstechnik tritt zurück
• Soziale Zuordnung von Medien
• Veränderung der kulturellen Wertschätzung eines
  Mediums:
        – Text als Versatzstück „intellektueller Ritualität“
        – Bild als Medium „weniger gebildeter Schichten“
                →eigentliches Problem: ständige Zugriff
                sprachlicher Kommunikation auf Bild
Visualisierung – ein kulturelles Defizit?

• Schrift/Sprache als abgeschlossenes System
• Visualisierung wird durch eine nichterfolgte
  Loslösung von schrift/sprachtechnischen
  Strukturen an der Entwicklung als
  eigenständige Technik gehindert
• Entstehung isolierter „Technikgemeinden“:
     – Verhärtende Fronten zwischen Fans der
       verschiedenen Medien
              →Selektion des Mediums ist Prestige
• Lösungsmöglichkeiten?
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