Im Lobbyrat Parlamentarier Der Einsitz in Kommissionen macht National- und Ständeräte attraktiv für die Lobbyarbeit - Dick Marty
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MARKETS LOBBYARBEIT Im IM NATIONALRATSSAAL Hier deklarieren die Politiker ihre Interessen, in den Kommissionen können sie dafür jedoch im Geheimen weibeln. L obbyrat Parlamentarier Der Einsitz in Kommissionen macht National- und Ständeräte attraktiv für die Lobbyarbeit. Sie werden deshalb mit Mandaten überhäuft. Doch jetzt steigt der Widerstand. von FLORENCE VUICHARD A ls das Traktandum Tourismus an Chance, nachzuvollziehen, wer sich hinter verschlos- der Reihe war, stand Dick Marty senen Türen wie stark wofür eingebracht hat. Martys auf, verliess ohne Zögern das Fazit: «Man sollte sich nicht über diejenigen wundern, Kommissionszimmer und über- die sich korrekt verhalten, sondern über die anderen.» liess das Legiferieren seinen Kol- Zum Beispiel über solche, die das Präsidium einer legen. Denn der Tessiner war Fachkommission übernähmen, obwohl sie in diesem damals nicht nur FDP-Ständerat, Fachbereich Partikularinteressen verträten und dafür sondern auch Präsident von Schweiz Tourismus – und hoch bezahlt würden. Ein unmissverständlicher Sei- somit bei diesem Dossier befangen. Amtsältere Stän- tenhieb gegen seinen Kantons- und Parteikollegen deräte erinnern sich mit einer gewissen Hochachtung Ignazio Cassis, der als Präsident des Kassenverbands an die Episode, die Marty noch immer als «Selbstver- Curafutura und des Pflegeverbands Curaviva vor sei- ständlichkeit» umschreibt. ner Wahl zum Bundesrat auch noch das Präsidium der Eine Selbstverständlichkeit aber, die heute in Bun- Gesundheitskommission innehatte. desbern die Ausnahme ist. Einige Politiker halten sich Wundern tut sich auch Beat Rieder, der 2015 den zwar in den Kommissionen nobel zurück, falls ein Sprung nach Bern schaffte und nach eigenen Angaben Thema zur Sprache kommt, das in direktem Zusam- am rechten Rand der CVP politisiert. Kaum war klar, menhang mit einem ihrer Mandate steht; die meisten dass der Walliser Neo-Ständerat in der Energiekom- Parlamentarier jedoch bringen sich direkt ein und mission Einsitz nehmen würde, erhielt er auch schon kämpfen gar für spezifische Interessen, für die sie zum lukrative Angebote aus der Branche. Doch er sagte Teil sehr gut bezahlt werden. Dick Marty, der von 1995 Nein. Und wieder Nein. Aus Überzeugung. «Man kann bis 2011 Ständerat war, bezeichnet dieses Verhalten selten gleichzeitig die Interessen eines Wasserschloss- schlicht als «schamlos», dies umso mehr, als die Kom- kantons, wie des Wallis, und als Verwaltungsrat die Foto: Keystone Foto: Keystone missionssitzungen nicht öffentlich sind und die Pro Interessen eines direkt betroffenen Unternehmens tokolle geheim bleiben. Die Wähler haben also keine vertreten», sagt Rieder. Da er in seinen zwei Jahren • 66 BILANZ 02 | 2018 02 | 2018 BILANZ 67
MARKETS LOBBYARBEIT Interessengesteuerte Gesundheitskommissionen Nationalrat: 25 Mitglieder, 62 Mandate Gerhard Pfister, CVP/ZG, Schulunternehmer 20 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich Ständerat: 13 Mitglieder, 28 Mandate Klinik Adelheid; Comparis Erich Ettlin, CVP/OW, Partner BDO Schweiz Pirmin Bischof, CVP/SO, Anwalt 11 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich 14 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich Sebastian Frehner, SVP/BS, Berater Lorenz Hess, BDP/BE, Berater Association Spitex privée Suisse CSS Thomas Aeschi, SVP/ZG, Berater 13 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich 9 Mandate total, 3 im Gesundheitsbereich 6 Mandate total, 0 im Gesundheitsbereich Rebecca Ruiz, SP/VD, Politikerin IG Biomedizinische Forschung und Innovation; Visana; IG Biomedizinische Forschung und Innovation; 8 Mandate total, 3 im Gesundheitsbereich Groupe Mutuel, Groupe de réflexion santé Spitex Verband Schweiz Palliative Vaud; Patientenstelle; Conseil professionnel de Konrad Graber, CVP/LU, Wirtschaftsprüfer Ivo Bischofberger, CVP/AI, Gymnasiallehrer la Haute Ecole de la Santé La Source 12 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich 8 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich Heinz Brand, SVP/GR, Berater Groupe Mutuel, Groupe de réflexion santé; Forum Gesundheit Schweiz Ulrich Giezendanner, SVP/AG, Unternehmer Ruth Humbel, CVP/AG, Beraterin 9 Mandate total, 5 im Gesundheitsbereich 16 Mandate total, 6 im Gesundheitsbereich 11 Mandate total, 9 im Gesundheitsbereich Schweizerische Stiftung für klinische Krebsforschung Santésuisse; Sasis; Tarifsuisse; Stiftung zur Förderung Regine Sauter, FDP/ZH, Direktorin Zürcher KPT Krankenkasse; KPT Versicherungen; KPT Holding; Concordia; IG Seltene Krankheiten; IG Biomedizinische Handelskammer Karin Keller-Sutter, FDP/SG, Alt-Regierungsrätin besonderer gemeinschaftlicher Aufgaben der sozialen Oleag Online Easy; Genossenschaft KPT Krankenkasse; Forschung und Innovation; Reha Clinic; Klinik Villa im Park; 7 Mandate total, 0 im Gesundheitsbereich 10 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich Pascale Bruderer, SP/AG, Beraterin Krankenversicherung; Schweizerischer Verband Genossenschaft KPT Versicherungen Schweiz. Stiftung für klinische Krebsforschung; Stiftung Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik 14 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich für Gemeinschaftsaufgaben der Krankenversicherer Schweiz. Akademie für Chiropraktik; Theraplus Stiftung für Stiftung Krebsregister Aargau Therapiebegleitung; Stiftung Alterszentrum Lindenhof Barbara Gysi, SP/SG, Politikerin Alex Kuprecht, SVP/SZ, Relation Manager Baloise Marina Carobbio, SP/TI, Ärztin 11 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich Silvia Schenker, SP/BS, Sozialarbeiterin 3 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich 9 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich Arud, Zentren für Suchtmedizin Christian Lohr, CVP/TG, Dozent Fachhochschulen 4 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich Josef Dittli, FDP/UR, Stiftungs- und Verwaltungsrat 13 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich Forum Gesundheit Schweiz Nationale Arbeitsgemeinschaft Suchtpolitik; 1 Mandat total, 0 im Gesundheitsbereich Universitätsspital Basel; Stiftung für das Ökumenische Fondazione per il bambino malato della Svizzera italiana Zentrum der Psychiatrischen Universitätsklinik Basel Curafutura Christine Häsler, Grüne/BE, Kommunikationschefin Kraftwerke Oberhasli Liliane Maury Pasquier, SP/GE, Politikerin Raymond Clottu, SVP/NE, Wirtschaftsprüfer 8 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich Barbara Schmid-Federer, CVP/ZH, Roland Eberle, SVP/TG, Unternehmer 5 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich Isabelle Moret, FDP/VD, Anwältin 3 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich Ärztezentrum Oberhasli; Stiftung Helsenberg Geschäftsführung TopPharm 11 Mandate total, 3 im Gesundheitsbereich Haute école de santé de Genève; 9 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich Groupe Mutuel, Groupe de réflexion santé; OCM Dentaire SA 20 Mandate total, 4 im Gesundheitsbereich Groupe Mutuel; Groupe Mutuel, Groupe de réflexion santé; Association des Amis de la Fondation AGIR H+ TopPharm Apotheke; Swiss Reha; Schweizerische Stiftung IG Biomedizinische Forschung und Innovation Bea Heim, SP/SO, Rhythmik- und Heilpädagogin für klinische Krebsforschung; Schweizerischer Verein für Thomas de Courten, SVP/BL, Berater 22 Mandate total, 4 im Gesundheitsbereich Pflegewissenschaft Paul Rechsteiner, SP/SG, Anwalt 14 Mandate total, 3 im Gesundheitsbereich Philippe Nantermod, FDP/VS, Anwalt Joachim Eder, FDP/ZG, Alt-Regierungsrat 2 Mandate total, 0 im Gesundheitsbereich Keradonum Stiftung Hornhautbank; Patientenstelle; IG Biomedizinische Forschung und Innovation; Swiss Reha; 3 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich 30 Mandate total, 11 im Gesundheitsbereich Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik; Intergenerika Comparis Jürg Stahl, SVP/ZH, OK-Präsident «Sion 2026» Comparis; Forum Gesundheit Schweiz; IG Biomedizinische Spital-Club Solothurn 7 Mandate total, 0 im Gesundheitsbereich Forschung und Innovation; Hospiz Zentralschweiz; Stiftung für Menschen mit seltenen Krankheiten; Hans Stöckli, SP/BE, Fürsprecher Yvonne Feri, SP/AG, Kauffrau Bruno Pezzatti, FDP/ZG, Vorstand Obstverband Schweizerische Stiftung für klinische Krebsforschung; 16 Mandate total, 4 im Gesundheitsbereich Verena Herzog, SVP/TG, Geschäftsleiterin 14 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich 17 Mandate total, 2 im Gesundheitsbereich Stiftung Sanitas Krankenversicherung; Stiftung Allianz «Gesunde Schweiz»; Geliko; QualiCCare; in einer kieferorthopädischen Praxis Aargauische Stiftung Suchthilfe; Förderverein für Kinder Groupe Mutuel, Groupe de réflexion santé; Thomas Weibel, GLP/ZH, Politiker Forschung 3R; Stiftung Micado; FMH; Swiss Reha Schweizer Plattform zur Gesundheitsfolgenabschätzung 16 Mandate total, 1 im Gesundheitsbereich mit seltenen Krankheiten IG Biomedizinische Forschung und Innovation 13 Mandate total, 4 im Gesundheitsbereich Komitee für eine Schweiz ohne Masern IG Biomedizinische Forschung und Innovation; Comparis; Schweizerische Stiftung für klinische Krebsforschung; Spitex Verband Schweiz in Bern erleben musste, dass er mit POLITIKER SOLLEN steht. Wieso sollte eine solche Regel nicht Ein Ansatz, mit dem ihr Parteikollege Mandat jedenfalls lassen sich an einer Sie räumt aber ein, dass alles stark von der • dieser Haltung eher ein Einzelfall ist, auch für parlamentarische Kommissionen Rieder nichts anfangen kann: Für ihn ist Hand abzählen. Im Ständerat sind dies der Persönlichkeit des jeweiligen Politikers so- AUF NEUE fordert er nun eine Einschränkung: entwickelt werden können?» das exzessive Interessengeflecht in dieser Gewerkschaftsbundpräsident Paul Rech- wie seiner Verankerung abhänge. «Parlamentarier sollten keine neuen ge- Die grösste Dichte an Interessenkon Fachkommission mit ein Grund, wieso steiner ( SP ) sowie Karin Keller-Sutter. «Mir wichtigen Mandate aus den Fachberei- flikten gibt es heute wohl in den beiden sich hier überhaupt nichts tut, obwohl der wurden verschiedene – auch sehr gut DAS LIEBE GELD chen ihrer Kommissionen annehmen dür- fen.» Das heisst, die Politiker müssten sich MANDATE AUS DEM Gesundheitskommissionen. Die insgesamt 38 National- und Ständeräte haben nicht Reformbedarf angesichts des ungebrems- ten Kostenwachstums enorm ist. Gesund- bezahlte – Mandate angeboten», sagt die FDP-Politikerin. Sie habe diese aber durch- Im Nationalrat haben derzeit nur drei Ge- sundheitspolitiker keine entsprechenden entscheiden: Wollen sie in die Ener giekommission, dürfen sie neu keine gut FACHBEREICH weniger als 90 gesundheitspolitische Man- date gesammelt – aus den unterschied- heitspolitiker ohne gesundheitspolitisches wegs abgelehnt, auch weil sie die Befürch- tung gehabt habe, «dass man mir mit Mandate. Bei den beiden SVP-Politikern ist das – jedenfalls vorerst – wenig aussage- dotierten Verwaltungsratsmandate bei Energiefirmen annehmen. Gesundheits- IHRER KOMMISSION lichsten Bereichen. Sie vertreten die Inter- essen der Kassen, der Spitäler, der Ärzte, Mandat in der Gesundheitsbranche meine Unabhängigkeit nicht mehr abnimmt». kräftig: Der frühere Nationalratspräsident Jürg Stahl hat jüngst seinen Job in der Ge- politiker wiederum müssten auf Mandate in Krankenkassenverwaltungsräten oder VERZICHTEN. der Patienten, der Forschungsinstitutio- nen und der Pharmaindustrie (siehe «In Grundsätzlich nehme sie nur Mandate an, die ohnehin auf ihrer politischen Linie schäftsleitung der Krankenkasse Groupe Mutuel an den Nagel gehängt, um sich um Spitalverbänden verzichten. teressengesteuerte Gesundheitskommis seien. «Ich muss mich also nicht anstren- die Olympiakandidatur «Sion 2026» zu sionen» oben). Spitzenreiter bei den gen, irgendwelche Interessen zu vertre- kümmern, und Thomas Aeschi ist erst seit GEGEN INTERESSENKONFLIKTE Kommissionen vertreten. Rieder weiss, Gesundheits-Interessenbindungen ist im ten.» Zudem habe sie sich überall ausbe- ein paar Wochen in der Gesundheits Rieder stösst mit seinem Vorschlag wohl dass eine Umsetzung nicht so einfach Ständerat der Freisinnige Joachim Eder, im dungen, ihre eigene Meinung zu vertreten. kommission. auch in seiner eigenen Partei auf wenig wäre. «Vielleicht könnten wir uns in der Nationalrat Ruth Humbel. Die CVP-Politi- Anders ist die Situation beim CVP-Nati- Gegenliebe. «Ein Verbot ist ein radikaler Politik von der Privatwirtschaft inspirieren kerin will in ihrer Mandate-Akkumulation FÜR EINE EINSCHRÄNKUNG onalrat Christian Lohr. «Ich will un Vorschlag, deshalb plädiere ich für eine lassen», sagt er und verweist auf seinen kein Problem erkennen – im Gegenteil: CVP-Ständerat Beat Rieder (l.) abhängig politisieren können, frei von Fotos: Keystone und der frühere FDP-Ständerat Einschränkung», sagt er. Es sei Zeit, einen Beruf als Anwalt: «Hier darf ich auch kein «Ich habe absichtlich verschiedene Man- Dick Marty wollen gegen unmittelbaren Interessen», sagt er. «Des- «Pflock einzuschlagen». Mit dem heutigen Mandat annehmen, bei dem auch nur date angenommen, um in alle Facetten des Interessenkonflikte vorgehen. halb habe ich bewusst alle Mandate aus System seien die Lobbys zu stark in den der Verdacht eines Interessenkonflikts be- Gesundheitswesens Einsicht zu haben.» dem Gesundheitsbereich abgelehnt – • 68 BILANZ 02 | 2018 02 | 2018 BILANZ 69
MARKETS LOBBYARBEIT FÜR MEHR den Unterschied zwischen entschädigten dem Apotheker- und dem Chirurgen Fachkommissionen eingeführt wurde TRANSPARENZ und ehrenamtlichen Interessenbindungen verband alimentiert; die IG Seltene Krank- (siehe «Die grosse Parlamentsreform» auf Die grosse Die Nationalräte sichtbar machen und scheiterte. Ihr SVP- heiten wurde aus einem Verbund aus Seite 70). Parlamentsreform Peter Keller (l., SVP) und Ratskollege Peter Keller erlitt in der letzten Spitälern, Ärzten, Apothekern und der Es ist fraglich, ob das Parlament fähig Isabelle Moret Dezembersession mit einem ähnlichen Pharmabranche gegründet; Treiber hinter ist, von innen heraus für mehr Transpa- In der Herbstsession 1991 entschied das (FDP) sowie der Anliegen Schiffbruch – obwohl die «Frei- der Schweizerischen Stiftung für klinische renz zu sorgen. Aber es gibt auch Druck Parlament, das Kommissionssystem zu Ständerat Andrea Caroni (FDP) grenze» pro Mandat im Lauf der Vorbe Krebsforschung waren ursprünglich die von aussen auf die Lobbyparlamentarier. reformieren. Das Mischsystem von wollen mehr ratung von 1200 auf grosszügige 12 000 Kantone, heute stammt das Geld mehr- So hat ein Komitee aus Konsumentenschüt- ständigen und nicht ständigen Kommis Transparenz, Franken hochgeschraubt worden war. heitlich aus Privatspenden. zern, Patientenorganisationen, Ärzten und sionen wurde ersetzt, es gab fortan scheitern aber Selbstredend chancenlos war Kellers Vor- Apothekern im Oktober die Volksinitiative nur noch ständige Fachkommissionen. am Widerstand ihrer Parteien. schlag, wonach die Parlamentarier ihre DRUCK VON AUSSEN «Für ein von den Krankenkassen unabhän- Es war eine technische Revision, aber Einkünfte in einer zehnstufigen Skala zwi- Die Gesundheitskommission ist blockiert, giges Parlament» lanciert. Konkret wollen eine mit enormer Tragweite: Sie hat schen 1200 und 250 000 Franken einord- in der Energiekommission werden Par die Initianten den Parlamentariern verbie- das Parlament im Gesetzgebungsprozess nen sollten. Der Nationalrat verwarf sogar tikularinteressen durchgeboxt, in der ten, Mandate und Geld von Krankenkassen gegenüber Regierung und Verwaltung seinen Vorstoss für eine «freiwillige Dekla- Wirtschaftskommission schanzt sich die anzunehmen. Die Leute hätten genug vom gestärkt, was letztlich auch das Ziel war. ration» von ehrenamtlichen und bezahl- Landwirtschaft mehr Privilegien zu. Die Prämienanstieg, sagt Jean Blanchard vom Der Anstoss für die Reform war von ten Tätigkeiten. Grundidee eines Milizparlaments ist ei- Initiativkomitee, die 100 000 Unterschrif- zwei Freisinnigen gekommen: vom Basel • und ich habe damit bewusst auf Zusatz guter Ansatz.» Er habe in seinen 16 Jahren Caronis Forderung nach mehr Trans gentlich, dass Politiker ihren Erfahrungs- ten sollten problemlos zusammenkom- bieter Ständerat René Rhinow und vom entschädigungen von 20 000 oder 30 000 in Bern eine Änderung der politischen Kul- parenz ist also gut gemeint, bis anhin aber schatz aus dem Berufsleben ein bringen. men. Das Klischee von «bösen» Kassen und Genfer Nationalrat Gilles Petitpierre. Franken verzichtet.» tur beobachtet, «nicht zum Guten», was wenig effektiv. Der Verschleierungswille ist Doch im heutigen, faktischen Semi-Berufs- «guten» Ärzten, Spitälern und Patienten Widerstand leisteten vor allem Politiker Letztlich geht es um Geld, auch wenn strengere Regeln leider nötig mache. hoch, nicht nur in Bezug auf die Geldsum- parlament läuft es häufig umgekehrt: Die greift aber zu kurz, weshalb die Diskussion aus der SVP – zum Teil aus grundsätzli einige Mandate ehrenamtlich sind. Der Zwar betonen fast alle Politiker mit vie- men, sondern auch auf die Geldgeber. Politiker kommen nach Bern, nehmen Ein- auf andere Lobbygruppen ausgeweitet chen Überlegungen. Der damalige FDP-Ständerat Josef Dittli etwa bekommt len Mandaten, dass sie keine «Befehlsemp- Hinter der genannten IG Biomedizinische sitz in eine Kommission und erhalten dann werden dürfte, sobald das Volksbegehren SVP-Nationalrat Christoph Blocher etwa neu stolze 140 000 Franken für das Präsi- fänger» seien und trotz Interessenbindun- Forschung und Innovation zum Beispiel zahlreiche Angebote für entsprechende auf dem Tisch liegt – im Gesundheitswesen warnte davor, dass das Parlament zu dium des Kassenverbands Curafutura. Das gen unabhängig urteilen könnten. Doch steckt Interpharma; das Forum Gesund- fachspezifische Mandate. Indirekt auch und auch in anderen Bereichen. Und dann einem «Sammelbecken von Leuten» sind zwar 40 000 Franken weniger, als sein ebenso viele können Anekdoten erzählen heit Schweiz wird von Santésuisse, dem eine Folge der letzten Parlamentsreform wird wohl auch Rieders Vorschlag neue Vorgänger Cassis erhielt, ist aber noch im- von Kollegen, die in Kommissionssitzun- Konsumentenforum, Interpharma sowie von 1991, bei der das System der ständigen Anhänger finden. • würde, «die entweder nicht willens oder mer etwa gleich viel, wie für ein National- gen «wortwörtlich» Anträge von Lobby- nicht fähig sind, einen privaten Beruf ratsmandat im Schnitt – inklusive Spesen – gruppen vorlesen und bei allfälligen Nach- auszuüben». Anderseits war die Ableh ANZEIGE vergütet wird. Im Gegenzug legte er seine fragen indirekt zugeben müssen, dass sie nung auch stark von persönlichen In Mitgliedschaft in der Groupe de réflexion das Thema inhaltlich nicht durchschauen. teressen geleitet: Insbesondere die Ag santé der Groupe Mutuel nieder, pikanter- FDP-Ständerat Andrea Caroni hat eben- Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch! rarpolitiker fürchteten, dass sie bei der weise jener Krankenkasse, die massgeblich falls Mühe mit der geballten Interessen Nadja Barthel M.A., Programmleiterin Vorberatung der für sie relevanten Ge zum Austritt von Helsana, CSS, KPT und vertretung in gewissen Kommissionen, Tel. +41 (0)71 224 7501, Email: unternehmerschule@unisg.ch schäfte nicht mehr teilnehmen könnten. Sanitas aus dem Verband Santésuisse und hält aber ein Verbot für «nicht zielfüh- In der Tat war mit dem Systemwech www.unternehmerschule.unisg.ch/amp zur Gründung von Curafutura beigetragen rend». Sein Gegenvorschlag: «Mehr Trans- sel die Hoffnung verbunden, dass die hat. Dittli hat also quasi das Lager gewech- parenz, damit der Wähler im Bilde ist.» So Einflussnahme von Interessengruppen selt. Er sieht das nicht so eng: «Die Groupe sollten seiner Ansicht nach die Parlamen- auf die Gesetzgebung erschwert würde. de réflexion santé war keine verpflichtende tarier auch ihren Arbeitgeber nennen und Refresher für erfahrene Führungskräfte mit grosser Im alten System liessen sich jeweils die Bindung, eher eine Informationsplattform angeben, welche ihrer Mandate entlöhnt Führungserfahrung Gleichgesinnten aller Fraktionen in die für Gesundheitsthemen.» Dennoch konn- werden. Doch Vorstösse dieser Art haben Advanced Management Ad-hoc-Kommissionen delegieren, wo ten Dittli und seine Kollegen mit der Teil- im Parlament einen schweren Stand, auch sie die Beratung stark prägen konnten. nahme an vier Sitzungen der Gruppe bis sehr moderate Versionen. FDP-National «Das gilt keineswegs nur, aber insbe anhin bis zu 20 000 Franken pro Jahr ein- rätin Isabelle Moret etwa wollte «nur» sondere für die Bauernpolitiker, die auf diese Weise die Gestaltung der Land wirtschaftspolitik während Jahrzehnten streichen. Neu soll die maximale Entschä- digung 10 000 Franken betragen, wie die Groupe Mutuel bestätigt. Der Vergleichs- Program nachhaltig bestimmt haben», schrieb dienst Comparis zahlt seinen Beiräten Auf dem Executive Campus der Universität St. Gallen (20-29 Tage): 8000 Franken für vier Sitzungen pro Jahr. Sozial- und Persönlichkeitskompetenz | Unternehmensentwicklungs- die «NZZ» damals. Heute wissen wir, dass die Landwirtschaftsvertreter noch Mit 440 Franken vergleichsweise beschei- den ist das Sitzungsgeld bei der IG Biome- IM PARLAMENT kompetenz SCHEITERN immer Meister im Verteidigen ihrer In dizinische Forschung und Innovation, die „Das Advanced Management Program begeistert in höchstem Masse und teressen sind. Derweil haben sich auch führt gekonnt zur nicht immer nur ‘schmerz freien’ Selbstreflexion. Heraus- in der R egel drei- oder viermal jährlich tagt. ALLE VORSTÖSSE die anderen organisierten Lobbys in den ragende Dozierende aus der Praxis sowie die perfekte Organisation und Diesem Treiben möchte Beat Rieder Kommissionen eingenistet. Immerhin, Durchführung in stilvoller Umgebung, begeistern nachhaltig. Ein Programm jetzt einen Riegel schieben. Sukkurs erhält FÜR MEHR so betonen die Promotoren der Reform der Extraklasse!“ er dabei von Marty: «Politiker mit gut be- Fotos: Keystone noch heute, sei jetzt alles viel transpa Roland Ratschiller, Geschäftsführer, RIAG Oberflächentechnik AG, ER zahlten Mandaten sollten nicht in die ent- BU C H renter geworden. R Ü H TRANSPARENZ. sprechenden Fachkommissionen gehen www.ahc-surface.com, Teilnehmer des AMP-HSG 6. Durchführung F TT R ABA r 2018 dürfen», sagt der FDP-Mann. «Das ist ein F e br u a bis 3. s: 8. Durchführung 2018/2019 eschlus Start: 14. Mai 2018 Anmeld 2018 3. A p r il 70 BILANZ 02 | 2018 Anmeldeschluss: 3. April 2018
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