Imkerei und Bienenweide - kahnu kehl
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Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Imkerei und Bienenweide Wild- und Honigbienen sind auf reiche und vielfältige Nahrungsquellen angewiesen Diese Arbeit umschreibt das Imkerei-Projekt «Zueflucht für Bienen» und das Projekt «Garten-Eden komm(T)», bei dem der Hauptfokus auf Bienenweide und geschlossene Kreisläufe gelegt wird. 1
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Inhaltsverzeichnis 1. Betriebsbeschrieb ......................................................................................................................... 4 1.1 Zu meiner Person ................................................................................................................. 4 1.2 Standort und Lage des Betriebes....................................................................................... 4 1.3 Betriebsdaten ........................................................................................................................ 6 1.4 Eigentumsverhältnisse ......................................................................................................... 7 1.5 Übersicht über die Gebäude ............................................................................................... 8 2. Tierhaltung ..................................................................................................................................... 8 2.1 Situation der Bienen ............................................................................................................. 8 2.2 Tierschutzverordnungen ...................................................................................................... 8 2.3 Haltung / Produktionssystem und durchschnittliche Leistungen ................................... 9 2.4 Abstände von Strassen und andern Imkerstellplätzen ................................................. 10 2.5 Zuchtziele ............................................................................................................................. 10 2.6 Bienengesundheit ............................................................................................................... 11 2.7 Bienenkrankheiten .............................................................................................................. 12 a) Registrierung der Bienenstände ........................................................................................... 12 d) Einschränkung des Verstellens von Bienen ....................................................................... 13 2.8 Beurteilung Grundfutterqualität ......................................................................................... 13 2.9 Massnahmen zur Gesunderhaltung der Bienen ............................................................ 13 2.10 Arzneimittel .......................................................................................................................... 15 3. Pflanzenbau ................................................................................................................................. 15 3.1 Parzellenplan Bodentypen ................................................................................................ 15 3.2 Dünger: Was fällt an, wie wird er eingesetzt. ................................................................. 18 3.3 Bodenbeurteilung und Fruchtbarkeit................................................................................ 19 3.4 Welches Futter produzieren wir?...................................................................................... 19 3.5 Nährstoffkreisläufe / Nährstoffbilanz ................................................................................ 20 3.6 Hofdüngermanagement / Düngungsplanung ................................................................. 20 3.7 Futterproduktion .................................................................................................................. 20 3.8 Bodendiversität / Vernetzung BFF ................................................................................... 21 3.9 Ackerkulturen und Fruchtfolge .......................................................................................... 21 3.10 Produktvermarktung ........................................................................................................... 22 3.11 Hintergrund: ......................................................................................................................... 22 3.12 Grobe Berechnung der Kosten: ........................................................................................ 22 3.13 Einbettung der Imkerei und Fundraising ......................................................................... 22 3.14 Werbung:.............................................................................................................................. 23 3.15 Verkauf des Honigs ............................................................................................................ 24 2
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil 3.16 Verpackung.......................................................................................................................... 24 3.17 Sensibilisierung ................................................................................................................... 24 3.18 Imkerei ist ein Teil des Gesamtkonzeptes ...................................................................... 25 4. Mechanisierung ........................................................................................................................... 25 4.1 Beschreibung Mechanisierung ......................................................................................... 25 4.2 Anforderungen bezüglich Strassenverkehr .................................................................... 26 4.3 Arbeitssicherheit: Worauf wird besonders geachtet? .................................................... 26 4.4 Unfallverhütung und Verbesserungsmöglichkeiten bei Maschinen, Aufbewahrungsorten und Gebäuden........................................................................................... 26 5. Betriebsführung ........................................................................................................................... 27 5.1 SAK Berechnung (Aktuelle SAK Berechnung) ............................................................... 27 5.2 Direktzahlungen ergänzt mit kurzem Kommentar ......................................................... 27 5.3 Stärken und Schwächen des Betriebes .......................................................................... 28 5.4 Hofübergabe: Was gilt es zu beachten? ......................................................................... 29 A. Literatur ........................................................................................................................................ 31 B. Quellenverzeichnis ..................................................................................................................... 31 C. Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... 32 D. Anhänge ....................................................................................................................................... 35 3
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil 1. Betriebsbeschrieb 1.1 Zu meiner Person Ich heisse Beno Kehl und bin verheiratet mit Seraina. Gemeinsam haben wir zwei Kinder, Jonas und Mira. Wir wohnen in Wallenwil und betreiben verschiedene Projekte im Nonprofit Bereich. In Afrika haben wir unter anderem ein Regenwasserrückhaltebecken realisiert, welches mehreren hundert Kleinbauern eine ganz neue Existenz ermöglicht. Wir haben auch eine Hühnerfarm in dieser Region aufgebaut. Auf diesem Gelände wurden 2019 ca. 100 Flüchtlinge aufgenommen. Diese engagieren sich nun in der Imkerei und dem Garten-Edenprojekt, welches schrittweise auch in Afrika aufgebaut wird. Hier in der Schweiz engagiere ich mich schon seit 30 Jahren für den Verein Franziskanische Gassenarbeit (Anhang 4). Dieser ermöglicht Menschen in spektakulären Lebenssituationen Hilfe zur Selbsthilfe. Für die Franziskanische Gassenarbeit betreiben wir schon seit ca. 10 Jahren ein Wohnhaus (Haus Zuflucht) in Zürich und eine Imkerei. Die gemeinsame Arbeit mit den Bienen bietet den Menschen mit Suchtproblemen oder psychischen Auffälligkeiten die Möglichkeit eine Tagesstruktur zu erhalten und als Tagelöhner etwas dazu zuverdienen. In den letzten 10 Jahren konnten ca. 15 Teilnehmer eine Imkerausbildung besuchen. Das Bienensterben beschäftigt uns schon lange und wir haben schon verschiedenste Behandlungs-Methoden ausprobiert. Wir sind überzeugt, dass neben der optimalen Bienenhaltung, das in Schach halten der Varroamilbe dazu gehört und eine gute, vielfältige Bienenweide von grösster Bedeutung ist. Die Bienenvölker leiden immer mehr darunter, dass sie zu wenig Nektar finden. Im Jahr 2019 mussten wir die Bienenvölker bereits Ende Juni notfüttern, da die meisten Völker die ganzen Wintervorräte vor dem Schleudern aufgebraucht hatten. Schweizweit hat es nur ca. 4 Kg Honig pro Bienenvolk gegeben. Der ÖLN mit Schnittdatum 15. Juni, war letztes Jahr ein markanter Einschnitt. Aus diesen und ähnlichen Erfahrungen haben wir uns entschieden, ab dem 01.01.2019, das Projekt «Garten- Eden komm(T)» ins Leben zu rufen. In diesem Projekt sollen vor allem insektenfreundliche Wiesen, Gärten und Waldränder geschaffen werden. Es soll biodiverser Raum gestaltet werden, mit dem Ansatz der Permakultur. Die Honigbienen haben die Lobby der Imker auf Ihrer Seite, die Wildbienen und die restlichen Insekten, sind wie unsere Klientel. Sie haben kaum Helfer, denn mit ihnen lässt sich spärlich Geld verdienen. Wir können uns für diese Randgruppen einsetzten, da unser Verein von verschiedenen Seiten mit Spendengeldern mitgetragen wird. 1.2 Standort und Lage des Betriebes Die Imkerei und das Projekt «Garten-Eden komm(T)» haben verschiedene Standorte. Das alte Schützenhaus in AU Fischingen ist zu einem Bienenhaus umfunktioniert worden. An Stelle bodenbelastender Bleikugeln fliegen jetzt tausende Bienen durch die Schiessscharten ein und aus. Es befinden sich 15 bis 20 Bienenvölker vor Ort. 4
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Koordinaten: Eggholz Au-Fischingen, 47.396923, 8.948464 Höhenlage: 740 m ü. M. Weitere Bienenvölker stehen am Waldrand Chrüzberg in Balterswil. Dort haben wir vor 4 Jahren mit dem Förster begonnen den Waldrand insektenfreundlicher zu gestalten. Im Moment sind je 10 Völker auf den beiden Standplätzen. Koordinaten: Bichelsee-Balterswil 47.452674, 8.928633 Höhenlage: 620 m ü. M. Bichelsee-Balterswil 47.452327, 8.927517 Höhenlage: 610 m ü. M. Mit einem Partner, der auf ca. 1,5 ha Land Permakultur betreibt, mit dem Schwerpunkt Wildblumen, hätten wir bereits 2019 einen großartigen weiteren Platz beziehen können. Leider ist die Region wegen Faulbrut Sperrgebiet. 2020 haben wir ca. 10 Jungvölkern platziert, nachdem die Sperrung aufgehoben wurde. Der Kontakt mit unserem Bieneninspektor Frei Ernst, Dorfstrasse 9, 8374 Oberwangen, 071 966 51 40 / 079 696 30, 37frei.e@bluewin.ch ist sehr unkompliziert und hilfreich. Er sagte zwar, ich solle es mir gut überlegen, ob ich meine Bienen dort hinstellen möchte, da in den letzten 5 Jahren die Region bereits vier Mal Sperrgebiet war und einige Imker aus diesem Grund die Region verlassen hätten. Das Angebot der Permakultur Anlage mit der reichen Blumenvielfalt ist sehr vielversprechend und so haben wir uns entschieden das Risiko einzugehen. Koordinaten: Wängi 47.496335, 8.978642 Höhenlage: 510 m ü.M. Bienenstandnummer TG 74849 (Abbildung 1) Neben einigen kleineren Permakultur Gärten, die wir punktuell betreuen, haben wir ein grösseres Projekt bei der evangelischen Kirche Sirnach begonnen. Da entsteht auf einer halben Hektare Land, das Projekt «Buntä-Chilä-Gartä». Hier wird Permakultur mit Schwerpunkt «Insektenfreundlichkeit» bereits punktuell umgesetzt. Es ist eine grössere Fläche für Wildblumen in Bearbeitung, die im Frühling 2020 ausgesät wird. Mittelfristig wird hier ein attraktiver Lebensraum für Insekten, Wildbienen und Honigbienen entstehen, welcher auch Erfahrungs- und Erholungsraum für Menschen bietet. Hier haben wir unser Magazin für die Gartenarbeit. Koordinaten: Sirnach 47.459447, 8.996147 Höhenlage: 581 m ü.M. 5
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil (Abbildung 2) 1.3 Betriebsdaten Viele Daten gibt es nicht. Wir haben die Völker registriert und führen ein sehr einfaches Journal, welches noch Entwicklungspotential hat. Die verschiedenen Standorte sind wie folgt registriert. Bienenstand TG 74369 Chrüzberg West, Bichelsee-Balterswil (Abbildung 3) 6
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Bienenstand TG 74370 Chrüzberg Ost, Bichelsee-Balterswil (Abbildung 4) Bienenstand TG 74305 Bäretsrüti Fischingen (Abbildung 5) 1.4 Eigentumsverhältnisse Das Bienenhaus in Fischingen haben wir vom Kanton gepachtet, der Wald mit den Bienenvölkern in Bichelsee-Balterswil ist in unserem privaten Besitz. Die Bienen und das Imkereimaterial gehört dem Verein Franziskanische Gassenarbeit. Ebenso das meiste Gartenmaterial. Die Gebäude und der Boden für das Projekt «Garten – Eden komm(T)», ist 7
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Besitz der evangelischen Kirchgemeinde Sirnach, die dies unentgeltlich zur Verfügung stellt. Meine Aufgabe ist es, die verschiedenen Gruppen, Freiwillige, Pfarreiangehörige und Randständige zu managen und in die verschiedenen Arbeiten mit einzubeziehen. Die Hauptverantwortung sowie ein Grossteil der Arbeit liegen bei mir. 1.5 Übersicht über die Gebäude Der Schiessstand in Au-Fischingen ist aus Holz, mit einem Ziegeldach. Das Schützenhaus haben wir mit der Einwilligung des zuständigen Försters umgebaut. Es ist ca. 50 m2 gross und ist aufgeteilt in einen Kühlraum, einen Schleuderraum sowie einen Bienenraum. Der obere Stock bietet genug Raum zur Lagerung von Zargen und Imkereimaterial. Ebenso ist eine Komposttoilette vorhanden. Eine gefasste Quelle liefert fliessendes Wasser. Die Versicherung läuft über unsere private Hausratsversicherung. Das Magazin aus Beton mit Ziegeldach für das Projekt «Garten-Eden komm(T)», steht auf dem Gelände der evangelische Pfarrei Sirnach. Es besteht aus einer grösseren Garage, die mit Hochgestellen ausgerüstet ist. Der Platz ist ausreichend, da bei Permakulturarbeiten wenige motorbetriebene Maschinen eingesetzt werden. Auto und Anhänger werden privat zur Verfügung gestellt und haben Aussenparkplätze bei unserem Wohnhaus in Wallenwil. Die Geräte für die Gartenarbeiten stehen im Magazin. Die Versicherung läuft über die evangelische Pfarrei Sirnach. 2. Tierhaltung 2.1 Situation der Bienen «Die Biene ist in der Landwirtschaft das drittwichtigste Nutztier. Früher hat jeder Hof seine eigenen Bienenvölker gehabt. Heute ist das nur noch zu etwa fünf Prozent der Fall.» (bauernzeitung.ch) Hätte jeder Landwirtschaftsbetrieb Bienen, würde das Bewusstsein für die Mitwelt, die Natur und die Blütenvielfalt stärker sensibilisiert. Die Bienen sind ein wichtiges Symbol auf dem Armaturenbrett der Landwirtschaft. Sie sind für das Gefüge in der Natur und in der Landwirtschaft ein Indikator und zeigen an, wenn etwas nicht mehr im Gleichgewicht ist. Momentan leuchtet das Symbol der Biene auf dem Armaturenbrett bereits orange auf, wenn nicht sogar rot! (Abbildung 6) Im Bewusstsein der Gesellschaft ist diese Tatsache angekommen, der Handlungsbedarf ist enorm. So steht es auf der Webseite des Bundes. «Bienen sind nicht nur für Imkerinnen und Imker von Bedeutung, sondern erfüllen als Bestäuberinnen eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft. Entsprechend wichtig sind der Schutz und die Förderung der Gesundheit der Bienen.» (www.admin.ch) 2.2 Tierschutzverordnungen Es gibt nur sehr wenige Tierschutzverordnungen. Die wichtigste davon ist sicher die Meldepflicht der Bienenvölker. Wenn die Bienen in einem Sperrgebiet sind, ist das Einhalten 8
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil der Sperrfristen zu beachten. Ohne die Kontrolle durch den Bieneninspektor dürfen die Bienen nicht verstellt werden. Ebenso dürfen kein offenes Futter und keine offenen Waben bei den Bienenstandplätzen herumstehen. Wenn es um die Bienengesundheit geht, gibt es verschiedene weitere Empfehlungen, zum Beispiel ein vom Jahresablauf bedingter Zyklus zur Kontrolle und Pflege der Bienen. Es gibt eine kompetente Beratungsstelle für die Bienengesundheit (bienen.ch). In der Praxis wird jedoch bei Unklarheiten und Fragen zuerst mit dem zuständigen Bieneninspektor Kontakt aufgenommen. 2.3 Haltung / Produktionssystem und durchschnittliche Leistungen Es gibt verschiedenste Haltungs- und Produktionssysteme für die Bienenvölker, von denen jedes seine Vor- und Nachteile hat. Die Imker debattieren immer wieder darüber, welches das Beste ist. Letztlich hängt das mit dem Ort, der Bienenrasse und dem Imker zusammen, wobei es über die Beutengrösse keine Vorschriften gibt. Die verschiedenen Beutenmasse sind unzählig. Wir haben entschieden, uns von den Schweizerkästen und den Zanderbeuten zu trennen und haben die ganze Imkerei auf Halbdadantbeuten umgestellt, was die Arbeit sehr vereinfacht. Brut- und Honigräume haben somit dasselbe Mass, so können die Zargen beliebig eingesetzt werden. Wir benutzen folgende Masse: Dadant Blatt ½ Mass. Der Zeitaufwand für die Imkerei ist gross. Bei 40 bis 50 Bienenvölkern, rechnen wir mit 15 Stunden Zeitaufwand pro Volk, dies sind 750 Stunden, was ca. 90 Arbeitstagen entspricht. Dazu gehören alle Arbeitsschritte, von der Pflege über die Transportwege, bis hin zur Vermarktung. Der Schweizer Imkerverband rechnet mit ca.10-20 kg Honig pro Volk und Jahr. In den letzten Jahren waren wir meistens unter diesem Durchschnitt. In unserer Region wird sehr intensive Landwirtschaft betrieben, so bestehen nur wenige gute Bienenweiden. Dies hatte zur Folge, dass wir bereits mehrere Male Mitte Juni mit der Notfütterung beginnen mussten, da die Bienen nicht genügend Nektar fanden. Oft haben die Bienen Ende Juni die bereits gesammelten Vorräte an Pollen und Honig selbst für die Brutpflege aufgebraucht. Dadurch gibt es kaum Honig und mit den Wintervorräten sieht es prekär aus. Zudem schwächt der Hunger die Bienenvölker enorm und sie werden noch anfälliger für Krankheiten. Sobald ein Bienenvolk gefüttert werden muss, kann kein Honig mehr geerntet werden, da der Futtersirup auch zu einer Art Honig verarbeitet und in die Waben eingelagert wird. Dieser erreicht aber nie die Qualität von natürlichem Blüten- oder Waldhonig. Die Leistung der Bienenvölker ist erstaunlich. Ein Bienenvolk kann in einem Tag 1kg Honig sammeln (aid.de). Dafür müssen ca. 3kg Nektar eingetragen werden, was 100’000 Ausflüge erfordert, bei denen 4 bis 14 Mio. Blüten besucht werden. «Pro Tag fliegt eine Sammelbiene etwa fünf bis zehnmal aus. Sie bestäubt pro Flug 20 bis 100 Blüten. Ein Bienenvolk besteht durchschnittlich aus 30’000 bis 70’000 Arbeitsbienen, ein Drittel davon sind Sammelbienen. Diese können pro Tag folglich etwa 3 bis 5kg Nektar einsammeln. Ein Bienenvolk kann es schaffen, an einem Tag ein grosses Glas Honig zu erzeugen.» (schwiezerbauer.ch) 9
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Das Bienenvolk hat pro Jahr einen Eigenbedarf von 70 kg Honig sowie 30 - 40 kg Pollen und 30 Liter Wasser. Diese 70 kg Honig dürfen wir dem Volk nicht entziehen. Der Imker muss darum möglichst genau wissen, wann ein Bienenvolk genügend Vorräte aufweist. Sonst wird das Volk geschwächt oder verhungert im schlimmsten Fall sogar (vergl. Honigbienen). Pro Kilogramm Bienenwachs verarbeiten Bienen 10 bis 15 kg Honig. Wir rechnen pro Volk mit ca. 500 bis 1000 Gramm Bienenwachs pro Jahr. Dieses Wachs erntet der Imker und macht neue Mittelwände für die Bienenrahmen. Pollen, Propolis, Bienengift und Geleeroyal ernten wir nicht, da dies eine zusätzliche Technologie und ein zusätzlicher Zeitaufwand darstellen. Unser Hauptfokus ist das Leben und Überleben der Bienen und Wildbienen. Dies ist auf kurze Dauer nicht sehr wirtschaftlich aber wenn die Bienen wegen fehlender Lebensgrundlagen verschwinden, hätte dies enorme Auswirkungen auf unsere Landwirtschaft und die ganze Umwelt. 2.4 Abstände von Strassen und andern Imkerstellplätzen Es gibt Empfehlungen, wie weit einzelne Bienenstellplätze von dem nächsten Standort entfernt sein sollten. Die Wanderimker empfehlen 500 Meter Abstand zu halten. Es ist sinnvoll, zuerst mit dem Nachbarimker/der Nachbarimkerin zu sprechen. Es gibt Vorschriften über den Abstand zu öffentlichen Wegen. Es müssen mindestens 3,5 Meter Abstand vom Flugloch bis zum Wegrand eingehalten werden. Es hilft, wenn eine dichte Hecke oder ein Sichtschutz von ca. 2 Metern Höhe erstellt wird, so dass die Bienen den Weg überfliegen müssen. Dies ist ein zusätzlicher Schutz für Spaziergänger. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es schnell zu Konflikten mit Spaziergängern und Behörden kommen kann, wenn jemand von einer oder mehreren Bienen gestochen wird. Dann ist es gut, die Richtlinien zu kennen und vorweisen zu können. 2.5 Zuchtziele Obwohl ich die Ausbildung zur Königinnenzucht besuchte und auch einige Male erfolgreich Königinnen züchtete, habe ich mich aus diesem Spezialgebiet zurückgezogen, da es mit einem grossen, zeitlichen Aufwand verbunden ist. Die Königinnenzucht ist vor allem etwas für erfahrene und kompetente ZüchterInnen. Sie ist eine heikle Gratwanderung zwischen Überzüchtung und genetischer Vielfalt. Lange wurde vor allem auf Honigertrag und Sanftheit hin gezüchtet. Inzwischen richtet sich die Zucht nicht mehr nur auf Honigleistung, sondern auch auf Volkstärke, Widerstandsfähigkeit, Putz- und Bautrieb, Sanftheit, Schwarmtrieb u.a. aus. Wir, von der Franziskanischen Gassenarbeit, haben uns entschieden mit Ablegern zu arbeiten. So überlassen wir es den Bienen, die bestmögliche Selektion für die Königinnen zu finden. Mit der Schwarmkontrolle, (künstliches Ausbrechen der Königinnenzellen), sind wir etwas zurückhaltender geworden und freuen uns, wenn die Völker ab und zu schwärmen, auch wenn dadurch der Honigertrag sehr vermindert wird. Uns ist bewusst, dass dies die natürliche Vermehrung der Völker ist. Zudem ist es immer ein erhebendes Gefühl einen Schwarm zu beobachten und ihn einzufangen. Alle 2-3 Jahre kaufen wir einige Königinnen aus einer guten Zuchtlinie dazu, um unsere Völker positiv mitzuprägen. Bei unseren Bienen liegt der Fokus auf der Gesundheit der Völker, deshalb lassen wir auch etwas weniger sanfte Völker weiter bestehen, da sie robuster zu sein scheinen. Der Honig ist jedes Jahr ein willkommenes Geschenk der Natur. Wir haben jedoch in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Bienen ab Mitte Juni zu wenig Nahrung 10
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil finden und dadurch ihre Honigreserven nicht aufbauen können, sondern bereits für die Aufzucht ihrer Jungen gebrauchen. Dadurch wurde uns bewusst, dass es nicht nur darum geht die Bienen so optimal wie möglich zu halten, sondern dass wir Mitverantwortung für eine gute und reichhaltige Bienenweide übernehmen sollten. Wenn Bienen eine grosse Auswahl an verschiedenen Blüten vorfinden, wird ihre Ernährung riechhaltiger. Ich bin davon überzeugt, dass sie dadurch auch widerstandsfähiger und gesünder bleiben. Zudem haben wir mit dem Schwerpunkt Blütenvielfalt auch unsere Wildbienen im Blick, welche kaum eine Lobby haben aber eine wichtige Rolle in der Biodiversität und bei der Bestäubung einnehmen. Um den Verlusten von 5-10% durch «natürlichen» Abgang bei Bienenvölkern und den Verlust durch Varroabefall und Krankheiten entgegen wirken zu können, machen wir ca. 30- 50 Prozent Jungvölker durch Ableger. Pro Jahr züchten wir 10 bis 25 Jungvölker und können dadurch den Bestand halten und auch Völker weitergeben. 2.6 Bienengesundheit Gesunde Bienenvölker, wie wir sie in Mitteleuropa vor 1977 kannten, gibt es leider nicht mehr. Ohne den Imker können Bienenvölker maximal ein bis zwei Jahre überleben, bis sie vom Varroadruck so geschwächt sind, dass verschiedene zusätzliche Krankheiten sie sterben lassen. Die Brutkontrolle zeigt am besten, ob die Völker gesund und vital sind. Um dies zu erkennen benötigt es aber etwas Erfahrung. Wenn der Imker den Mut hat, diejenigen Völker mit schlechtem Brutverhalten im Frühling auszumerzen, kann er präventiv den ganzen Bienenstandort schützen. Das Bienensterben ist in aller Munde und die Gründe dafür sind vielfältig. Es unterscheiden sich drei Hauptkategorien, die alle mehr oder weniger zu den Problemen mit den Bienenvölkern beitragen: A) Bienenhaltung, B) Bienenweiden in Bezug zur Landwirtschaft, C) die moderne Zivilisation. A) Bienenhaltung Lange wurde einseitig auf Honigertrag und Sanftheit hin gezüchtet, erst seit kurzem gibt es Bestrebungen, die Bienen auf Widerstandsfähigkeit und Putztrieb hin zu züchten. Die Imker erkennen die Bienenkrankheiten oft zu spät oder wissen nicht genau, wie mit den Parasiten (Varroa und Beutekäfer) umzugehen ist. Ebenso setzen die Bienenseuchen den Völkern sehr zu. In diesem Zusammenhang fehlt vielen Imkern auch das Wissen, wie die Hygienemassnahmen effizient umzusetzen sind. B) Bienenweiden in Bezug zur Landwirtschaft Ein weiterer Punkt sind die Auswirkungen der modernen Landwirtschaft. Die intensive Nutzung der Wiesen, die modernen Düngemethoden und Mähwerke mit Aufbereitern und selbst der gute Ansatz des ÖLN setzen den Bienen zu. Nicht zu unterschätzen sind die verschiedenen Monokulturen, die mit „Pflanzenschutzmitteln“ behandelt werden. Besonders die neonicotinoidhaltigen Spritzmittel belasten die Bienen. Zu lange wurden die Bäche in Röhren gelegt und die vielfältigen Hecken und Büsche aus Effizienzgründen verdrängt. Auch unsere Wälder wurden oft sehr einseitig auf Bauholz hin in Monokulturen aufgeforstet. 11
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil C) Die moderne Zivilisation Es gibt noch weitere Gründe, die den Bienen zusetzen: unser verdichtetes Bauen mit Steingärten und Rasenrobotern, die Luftverschmutzung und der Elektrosmog mit den verschiedenen Frequenzen von Handymasten, Radaranlagen und Satelliten. Zuletzt braucht ein Bienenvolk auch viele Liter Wasser, so sind es auch unsere Gewässer mit dem Düngemittel- und Medikamentenmix, die ihren Teil an der angegriffenen Bienengesundheit beitragen. Die Folge dieser verschiedenen Gefährdungen der Bienen ist, dass ihr Immunsystem geschwächt ist und dadurch immer wieder meldepflichtige Bienenkrankheiten oder Bienenseuchen auftreten. Dank eines guten Überwachungsnetzes und der Bieneninspektoren, welche die Sperrgebiete beobachten und kontrollieren, haben wir nach wie vor die Ausbreitung von Bienenseuchen im Griff, auch wenn es den Bienen und Wildbienen insgesamt nicht besonders gut geht. Der Bundesrat hat die rechtliche Grundlage für einen nationalen Bienengesundheitsdienst geschaffen und dessen Aufgaben definiert. Gleichzeitig hat er die Finanzierung geregelt. Wenn Völker wegen Bienenkrankheiten vernichtet werden müssen, wird der Imker entschädigt. Die Kosten für die Bieneninspektoren und die Forschungsprogramme werden von Kantonen und Bund übernommen. 2.7 Bienenkrankheiten „Ein Bienenvolk wird als krank bezeichnet, wenn lebenswichtige Vorgänge gestört sind, wie z.B. die Brutanlage und Brutpflege, der Wabenbau, die Verteidigung oder der Eintrag von Nektar, Honigtau, Pollen und Wasser.“ (Bienenvater, Band 2, S. 102) Wichtig sind die meldepflichtigen Krankheiten. In der Tierseuchenverordnung ist festgelegt, welche Bienenkrankheiten meldepflichtig sind und welche überwacht werden müssen. Unter den meldepflichtigen Bienenkrankheiten sind z.B. die «Sauerbrut» oder die «Faulbrut» aufgeführt. Sie werden seit einigen Jahren wirksam bekämpft. Der in der Schweiz noch nicht aufgetretene kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) ist meldepflichtig, damit sein erstes Auftreten frühzeitig erkannt und Massnahmen zur Bekämpfung ergriffen werden können. Die Varroamilbe ist ein zu überwachender Parasit im Bienenvolk. Sie stellt in der Schweiz aktuell das grösste Problem für die Imkerei bzw. die Bienen dar. Bei den meldepflichtigen und zu überwachenden Bienenkrankheiten handelt es sich in der Regel um Krankheiten, welche von den einzelnen Tierhaltern nicht verhindert werden können. a) Registrierung der Bienenstände Seit dem 1. Januar 2010 müssen alle Bienenhaltungen in der Schweiz bei einer kantonalen Koordinationsstelle registriert werden. Zudem muss das Verstellen von Bienenvölkern von einem Inspektionskreis in einen anderen gemeldet werden. Das Ziel dieser Massnahmen ist eine wirksamere Bekämpfung von Bienenkrankheiten. (vgl. admin.ch, Meldepflicht) b) Zu überwachende Tierseuchen Die Krankheit Tracheenmilben (Acarapis woodi) sowie die zwei Milbenkrankheiten Varroatose und Tropilaelaps-Acariose, setzen viel Wissen bei den Imkern voraus. Es wird empfohlen, an den verschiedenen Weiterbildungen der Imkervereine teilzunehmen und im Zweifelsfall mit dem Bieneninspektor Kontakt aufzunehmen. Dank der neuen Handytechnik, 12
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil kann schnell ein Bild gesendet werden. Der Imker bekommt dadurch eine rasche und kompetente Antwort. Bei Bedarf oder bei Unsicherheiten besucht der Inspektor den Bienenstand persönlich und schaut sich die Völker an. c) Meldepflichtige Bienenkrankheiten Faulbrut der Bienen, kleiner Beutenkäfer, Sauerbrut der Bienen. Da diese Krankheiten nicht immer leicht zu erkennen sind, lohnt es sich bei einem Verdacht mit dem Inspektor Kontakt aufzunehmen. Er wird dann Proben aus den Waben ins Labor schicken. d) Einschränkung des Verstellens von Bienen Aufgrund des diffusen Vorkommens von Feuerbrand in der Schweiz, betrifft die Einschränkung des Verstellens von Bienen seit einigen Jahren nur noch das Verbot, Bienen aus dem Nicht-Schutzgebiet in das Schutzgebiet (Wallis) zu verstellen. Wenn man in einem Sperrgebiet wegen meldepflichtigen Bienenkrankheiten ist, muss man mit dem Verstellen der Völker warten, bis der Inspektor das Gebiet wieder frei gibt. In diesem Fall können keine Ableger mehr gemacht werden. Neue Völker können dann nur durch „Flüglinge“ gezüchtet werden. 2.8 Beurteilung Grundfutterqualität Wie bereits angetönt, sind die Bienen auf die Landwirtschaft, die Gärten, die Hecken und die Waldränder als Bienenweiden angewiesen. In unserer Region sieht es betreffend Bienenweiden nicht sehr gut aus. In manchen Jahren haben die Imker das Glück, dass es ordentlich Waldhonig gibt. Die Baumläuse haben einen sehr empfindlichen Zyklus und ihr zahlreiches Vorkommen ist stark von den Wetterbedingungen abhängig. So gibt es im Durchschnitt nur alle drei Jahre Waldhonig. Bereits mehrere Male versuchte ich Bauern dafür zu gewinnen, einen Blühstreifen an den Wegrändern stehen zulassen. Ich hätte diese auch selbst angepflanzt, aber die angefragten Bauern hatten kein Gehör für dieses Anliegen. Dadurch, dass wir ein eigenes Stück Wald besitzen, konnten wir mit dem Förster zusammen unseren Waldrand von ca. 70 Rottannen befreien, um diesen insekten- und bienenfreundlich aufzuforsten. Wegen der knappen Bienenweide haben wir versucht Landwirtschaftsland zu pachten, um selbst handanzulegen. Dies war jedoch aus rechtlichen Gründen nicht möglich, zudem kämpfen die Bauern um jeden Quadratmeter Land. Mit dem DZ Kurs hoffen wir diesem Ziel näher zu kommen. Inzwischen haben sich auch neue Türen geöffnet. So arbeiten wir an einem grösseren Projekt, mit der evangelischen Kirchgemeinde Sirnach zusammen. Wir legen auf ca. einer halben Hektare einen «Buntä-Chilä-Gartä» an, mit Blick auf Insekten- und Bienenfreundlichkeit. Neben einigen Permakultur Beeten werden Wildblumenwiesen und Sträucher angepflanzt. 2.9 Massnahmen zur Gesunderhaltung der Bienen Neben einer aufmerksamen Beobachtung, Brutkontrolle, Winterfütterung und Varroabehandlung ist die Hygiene ein wesentlicher Schlüssel. Beim Austauschen der Futterkisten und Beuten wird immer alles gründlich gereinigt und desinfiziert. Diese Arbeiten werden im Freien mit entsprechender Schutzkleidung (Brille, Handschuhe und Atemmaske) durchgeführt. Wir benutzen folgende «Mittel», die uns vom Bieneninspektor empfohlen wurden. 13
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil (Abbildung 8) Bei der Varroabekämpfung haben wir verschiedene Methoden ausprobiert und keine war wirklich zufriedenstellend. Wir testen jeweils an einem Bienenstand die neuen Behandlungsmethoden, um nicht alle Bienen zu gefährden. Dabei gab es auch Tiefschläge. Mit dem «Varroa Killer Sound» hatten wir über 80% der Bienen verloren. Seit einigen Jahren arbeiten wir mit dem «MAQS». Diese Methode ist kostspielig, bringt aber gute Resultate. Nach der Auffütterung im August wird zweimal während ca. 3 Wochen behandelt, um die Bienen mit möglichst wenig Varroa Milben in den Winter zu schicken. (Abbildung 9) Neu testen wir «Varroxal», dies ist ein Oxalsäure-Dihydrat-Pulver zum Verdampfen. Dazu benutzen wir den VARROX®-Verdampfer, der an Akkus angeschlossen wird. Wenn diese 14
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Methode anstelle der „MAQS“ bereits im August eingesetzt wird, muss die ganze Brut entnommen werden. Dieser Vorgang wird Totalsanierung genannt, was zusätzliche Arbeit bedeutet. Dafür gehen die Bienen praktisch zu 100% varroafrei in den Herbst. Im November oder Dezember wird so oder so eine Winterbehandlung gemacht. Für diese Aufgabe bietet sich Varroxal an, da sie effizient und kostengünstig ist. Wie es aussieht, müssen wir in Zukunft immer mehr mit der Totalsanierung der Völker rechnen. Zu beachten ist, dass die Behandlung mit Varroxal nur mit vollem Schutzanzug gemacht werden darf, da die Dämpfe für die menschliche Lunge sehr gefährlich sind. Diese Arbeiten werden mit der speziellen Atemschutzmaske FFP3 durchgeführt. Wir benutzen das Model von der Landi 4279-PT. Dazu tragen wir eine Schutzbrille, nebst dem kompletten Imkeroverall mit Gummihandschuhen. 2.10 Arzneimittel Arzneimittel wie Antibiotika sind in der Schweiz bei der Bienenhaltung verboten, da es Rückstände im Honig hinterlassen würde. So muss der Honig in Gebieten mit Feuerbrand jeweils entsorgt werden. Diese Regeln gibt es in vielen Ländern nicht, deshalb ist Schweizerhonig grundsätzlich frei von solchen Rückständen. Wir besprühen die Bienenvölker regelmässig mit Bienen-FIT (EM-Mirco Organismen). Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Bienenvölker dadurch robuster sind. «Bienen FIT ist ein Flüssigprodukt, das in der Bienenhaltung verwendet werden kann. Es reguliert die Verdauung auf natürliche Weise, unterstützt die Vitalität und fördert den Putztrieb der Bienen. Fermentprodukt zur Milieu-Lenkung im Bienenstock. Zusammensetzung Bienen FIT: Wasser, Orangensaftkonzentrat (1.5%), Zucker, Orangensaft (0.25%), Reiskleie-Extrakt, Zuckerrohrmelasse, Milchsäure-Bakterien, Hefe, Spurenelemente. Anwendung: - Bei jedem Öffnen der Kästen Bienen und Waben mit Bienen FIT unverdünnt fein besprühen. - Bei der Völkerkontrolle Waben pro Seite mit 3 Pumpstössen Bienen FIT unverdünnt einsprühen. - Die Flugbretter bei jedem Besuch des Bienenhauses besprühen. Bienen FIT 1:10 mit Wasser verdünnen. - Schwärme mit Bienen FIT 1:10 mit Wasser verdünnt vor dem Einfangen einsprühen. - Waben und Gerätschaften vor dem Gebrauch mit Bienen FIT 1:10 mit Wasser verdünnt einsprühen. - Mit Wasser verdünntes Bienen FIT innerhalb von 2-3 Tagen verwenden. Imker berichten: - Die Völker sind aktiver und stärker. - Die Stöcke werden von den Bienen sauberer gehalten. Der Putzreflex ist erhöht. - Parasiten und andere Störprozesse werden von den Völkern besser vertragen. - Beim Besprühen der Waben werden die Bienen sofort ruhiger und die Flüssigkeit wird sofort abgeleckt. - Die Völker kommen besser durch den Winter.» (em-schweiz.ch) 3. Pflanzenbau 3.1 Parzellenplan Bodentypen Da ich meine Arbeit im Zusammenhang mit dem Bienenprojekt schreibe, ist es nicht so einfach einen Parzellenplan zu erstellen. «Der Flugradius einer Biene liegt bei ca. 3 Kilometern, in Ausnahmefällen bei bis zu 7 Kilometern. Man geht jedoch von einer durchschnittlichen Strecke zwischen 500 bis 1000 Metern für den Hin- und Rückflug aus. Für 15
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil eine 20g Portion Honig auf dem Frühstücksbrötchen fliegen die Bienen rund 3000 Kilometer (vgl. propolis-honig.de). Unter diesem Aspekt werde ich die Umgebung unserer Bienenstandorte etwas genauer umschreiben. In einem zweiten Schritt wird das Projekt „Garten Eden komm(T)“ erläutert, wo wir begonnen haben Bienenweiden anzupflanzen. Dies ist sicherlich einer der Gründe warum ich den DZ Kurs besuche, nämlich dass sich mehr Möglichkeiten für eine insektenfreundliche Mitweltgestaltung ergeben. Wir verstehen uns auch als ein Teil der Mission B, welche von öffentlich-rechtlichen Sendern der Schweiz gefördert wird. «Ziel von «Mission B» ist es, die Biodiversität in der Schweiz nachhaltig zu fördern.» (srf.ch) Die «Mission B» bezieht sich auf den Aktionsplan des Bundesrates vom 6. September 2017. «Die Massnahmen des Aktionsplans Biodiversität» fördern die Biodiversität direkt (Schaffung Ökologische Infrastruktur und Artenförderung). Es soll Brücken schlagen zwischen der Biodiversitätspolitik des Bundes und anderen Politikbereichen (z.B. Landwirtschaft, Raumplanung, Verkehr, wirtschaftliche Entwicklung). Es soll die Entscheidungsträger/Innen und die Öffentlichkeit sensibilisieren für die Wichtigkeit der Biodiversität als unsere Lebensgrundlage». (admin.ch) Unsere Bienenstandorte teilen wir mit 4 bis 5 Imkern im Umkreis von 2000 Metern, was Säuchen relevant ist. Mehr auf bienen.ch, Bienengesundheit. Die Bienen fliegen hauptsächlich in einem Umkreis von ca. 500 m um ihren Bienenstock. In diesem Radius gibt es bei einigen unserer Bienenplätze einen weiteren Bienenstandplatz. Die Umgebung ist ländlich und intensiv bewirtschaftet. Leider sind keine Biodiversitätsförderflächen Qualitätsstufe II in der Umgebung unserer Bienen. Nur in Au-Fischingen grenzt eine Biodiversitätsförderfläche mit Vernetzung an den Bienenstand. Die Standorte sind umgeben mit Einfamilienhäusern, was manchmal für etwas mehr Bienenweide sorgt. Es braucht auch bei den Hausbesitzern noch einiges an Sensibilisierung, damit insektenfreundlichere Gärten entstehen können. Meine Vorstösse sind bis jetzt eher auf Widerstand gestossen (Anhang 3). Rasenroboter und Steingärten mit wenig einheimischen Sträuchern geben weniger Arbeit und sehen „schweizerisch“ gepflegt aus. Für die Insekten sind es grüne oder graue Wüsten, ähnlich wie die intensive Landwirtschaft und die Fichtenwälder. Hoffen können wir am ehesten auf die Wälder, die um unsere Bienenstandorte vorhanden sind. Die Förster sind sehr hilfsbereit, wenn es darum geht die Waldränder mit insektenfreundlicheren Pflanzen aufzuforsten, welche Nektar und Pollen spenden. Hier sind die Gespräche auf fruchtbaren Boden gefallen und es konnten bereits Projekte umgesetzt werden. (Abbildung 10, Balterswil) (Abbildung 11, Au-Fischingen) (Abbildung 12, Wängi) Seit mehreren Jahren mussten wir etliche Bienenvölker bereits Ende Juni notfüttern. Diese Situation lässt die Imker nachdenklich werden und auch wir haben uns gefragt, wie wir auf 16
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil dieses Problem reagieren können. So entstand Anfang 2019 das offizielle Projekt «Garten Eden komm(T)» in Zusammenarbeit mit dem Verein kahnu.ch, dem Verein Fraga.ch und der evangelischen Kirche Sirnach. Wir haben bereits vorher damit begonnen, aber seit 2019 ist ein offizielles Budget vorhanden. Wir haben uns entschieden nach den Prinzipien der Permakultur zu arbeiten. Der Hauptfokus liegt auf insektenfreundlichen Pflanzen und der Sensibilisierung der Bevölkerung. Es ist auch schön zu sehen, dass bereits überall kleine ähnliche Projekte umgesetzt werden, ganz nach dem Aktionsplan von Mission B: «Das Hauptziel dieses Aktionsplans ist es, die Biodiversität und ihre Ökosystemleistungen langfristig zu erhalten. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, muss aber noch viel geschehen.» (srf.ch) Nach dem Motto viele kleine Leute an vielen kleinen Orten bauen den Garten-Eden wieder auf (Fraga.ch). Folgende Gärten, Parzellen und Waldränder sind wir am Bearbeiten: (Abbildung 13) 400 m2 Permakultur Garten mit Bienenweide, Magerwiese, Stein- und Holzhaufen, Sumpfteich. Balterswilerstr. 7 CH 8360 Wallenwil Koordinaten 47.454666, 8.954850 (Abbildung 14) 2800m2 Waldrand mit Insektenfreundlicher Aufforstung, Bienenweide, Holzhaufen Bichelsee-8363 Balterswil Chrüzberg Koordinaten 47.452362, 8.927977 (Abbildung 15) 800m2 Permakultur Garten, mit Wildblumenwiese, Magerwiese, Stein und Holzhaufen, Sumpfteich Evang. Kirche Sirnach Koordinaten: 47.459544, 8.995920 (Abbildung 16) 700m2 Waldrand, Magerwiese mit seltenen Blumen, Teich und Bienenweide Eggholz Au-Fischingen Koordinaten: 47.396893, 8.948473 17
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil (Abbildung) 17) 4400m2 Permakulturgarten wie im Buch, dieser Garten wird aber nicht von uns gepflegt aber unsere Bienen sind da stationiert und dient als Vorbild und Inspirationsquelle Alte Bergstrasse Wängi Koordinaten 47.496344, 8.978626 (Abbildung 18) 250m2 Permakultur Garten mit Bienenweide, Stein und Holzhaufen, Sumpfteich. Rosenstrasse 7 CH 8360 Eschlikon Koordinaten 47.463452, 8.958319 Wir haben auf ca 5000m2 Fläche Einfluss und versuchen durch sanfte Massnahmen alles insektenfreundlicher zu gestalten. Inzwischen wurden wir angefragt, ob wir weitere Flächen umgestalten würden. 3.2 Dünger: Was fällt an, wie wird er eingesetzt. Unsere Düngebilanz ist nicht zu vergleichen mit der der Landwirtschaft, da wir bestrebt sind mit den Ansätzen der Permakultur zu arbeiten. Permakultur, arbeitet vorwiegend mit geschlossenen Kreisläufen, das heisst, dass versucht wird möglichst keine zusätzlichen Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu verwenden. Bei diesem Ansatz sind das Kompostieren von Grasschnitt, Blättern und Gartenabfällen u.a. ein wichtiger Punkt. Unsere Kleintiere, Hühner und Hasen geben wohl etwas Mist, diesen verarbeiten wir aber jeweils im Kompost. Damit werden die Hoch- oder Hügelbeete aufgebaut. Beim Aufbau eines neuen Hügelbeets wird oft mit Ressourcen von aussen nachgeholfen. Viele Pferdebesitzer stellen gerne Mist zur Verfügung, dabei wird darauf geachtet, dass die Pferde keine Antibiotika Behandlungen hatten. Bei der Permakultur wird vorzugsweise mit Pferdemist gearbeitet, da Pferde keine allzu guten Futterverwerter sind und dadurch noch viele wertvolle Mineralien im Mist enthalten sind. Es wird davon ausgegangen, dass 10 cm Höhe des Hochbeetes für ein Jahr ausreichen. Wenn ein Hochbeet ca. 1 Meter hoch aufgebaut wird, bringt es ca. 10 Jahre lang einen guten Ertrag ohne zusätzliche Düngung. Dies dank der Mischkulturen und den optimalen Bedingungen für die Bodenlebewesen. Es gibt verschiedenste Methoden, um Hoch- oder Hügelbeete aufzubauen, eine ist die unten beschriebene: • «Zuerst hebt man den Boden des Beets oder den Rasen 40 Zentimeter tief aus und legt Maschendraht zum Schutz vor Wühlmäusen auf die Sohle. In die Mitte kommt ein 80 Zentimeter breiter und 40 Zentimeter hoher Kern aus zerkleinertem Strauch-Schnittgut. • Erdaushub oder umgedrehte Rasensoden 15 Zentimeter hoch aufbringen. • Als dritte Lage kommt eine 20 Zentimeter hohe Schicht aus feuchtem Laub oder Stroh zum Einsatz. • Darüber verrotteten Stallmist oder groben Kompost (15 Zentimeter hoch) verteilen. • Ein Gemisch aus Gartenerde und reifem Kompost (15 bis 25 Zentimeter) bildet die Pflanzschicht.» (mein-schoener-garten.de) (Abbildung 19) 18
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Bei der Permakultur liegt die Erde eigentlich nie nackt da. Die Erde ist bedeckt mit Grasschnitt, Stroh, Heu oder Laub und oft wird auch mit Gründüngung gearbeitet. Wir helfen mit EM (Effektive Mikroorganismen) nach, um den Prozess zu optimieren, da das Bodengleichgewicht gestärkt wird und so auch weniger Krankheiten entstehen. Die Krümelbildung geht bedeutend besser von statten. Je nach Bodentyp wird auch mit etwas Kalk, Sand, Sägemehl oder Holzschnipseln nachgeholfen. Ebenso gibt es Effektive Mikroorganismen, welche das Kompostieren optimieren. Das Kompostieren ist eine Kunst und Wissenschaft für sich, welche viel Erfahrung und Einsatz fordert. Beim Pflanzen der Bienenweiden, sind wir nicht auf die Düngung angewiesen, da 80% der Blumen lieber magere Böden haben. Wir haben auch schon begonnen die obere Rasenschicht 10-15 cm abzutragen, um den Boden etwas auszumagern. Zusätzlich haben wir an gewissen Standorten Sand ausgestreut und sind daran Kies- und Trockenböden aufzubauen. 3.3 Bodenbeurteilung und Fruchtbarkeit Da unsere kleinen Flächen nicht unter die Direktzahlungen fallen, sind wir nicht verpflichtet Bodenanalysen zu machen. Wir achten jedoch darauf, dass der PH Wert des Bodens zwischen sauer 5,7 und alkalisch 7.5 liegt, da sich die Bodenlebewesen in diesem Bereich am Wohlsten fühlen. Dazu hilft uns eine Bodensonde von Gro Line Soil ph Tester, was für unsere Bedürfnisse vollkommen reicht. Bei Säurewerten unter 5.7 verwenden wir Kalk und bei basischen Werten eher Sägemehl. Mit den Mengen sind wir noch etwas am Experimentieren. Die Bodenfruchtbarkeit wollen wir bewusst nicht mit Kunstdünger puschen, da die verschiedenen Salze die Bodenlebewesen oft in eine Art Schlummerzustand versetzten. Vielleicht müssen wir in diesem Bereich noch einen Weg gehen und von den hohen Idealen der Permakultur, die komplett ohne Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel arbeitet, hin zu einem verantwortungsvollen Umgang mit moderner Düngetechnologie und Pflanzenschutzmitteln zu gelangen. Die Zukunft wird es zeigen. Da wir nicht von einer effizienten Produktion leben müssen, können wir es uns leisten einen anderen Weg zu gehen. Bis jetzt haben wir immer ordentliche Gemüse Ernten gehabt. Unser Ziel ist es eine gesunde Krümelstruktur zu erreichen. Dazu braucht der Boden Zeit und Ruhe, so haben wir z.B. schon länger damit aufgehört die Erde umzustechen, da dadurch die Bodenlebewesen bei der Krümelbildung gestört werden. Bei gewissen Kulturen, wie z.B. den Kartoffeln braucht es gewisse Erdbewegungen. Wir lassen den Boden über den Winter ruhen und bedecken ihn mit Stroh, Heu, Mulch oder Gartenresten. Dies sieht zwar nicht so ordentlich aus, wie ein frisch gepflügter Acker, aber die Krümelbildung gibt uns Recht. 3.4 Welches Futter produzieren wir? Der Hauptfokus liegt bei uns auf Wildblumenwiesen und Bienenweide, dies versuchen wir durch verschiedene Methoden zu kultivieren. Wir kommen jedoch nicht darum herum jedes Jahr fast eine halbe Tonne Glukose-Sirup für die Winter- oder Trachtlückenfütterung für die Bienen dazu zu kaufen. Wir verwenden API FORTUNE Futtersirup, dieser ist zwar etwas teurer als Zucker, dafür vertragen ihn die Bienen besser und es kommt wegen seiner Geruchsneutralität weniger zu «Räubereien». Ebenso geben wir jeweils etwas EM Bienenfit dazu, was die Bienenvölker stärkt und widerstandsfähiger macht. Gerne würden wir unser Winterfutter selbst herstellen, aber uns fehlen das Land, das Wissen und die Technologie. 19
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil Den Grasschnitt der Blumenwiesen verarbeiten wir zu Mulch, Kompost und auch zu Heu für unsere Kleintiere. Das Ziel unserer Blumenwiesen ist eine möglichst grosse Artenvielfalt zu erreichen, dabei sind wir dankbar für die Beratung durch Johannes Burri (UFA Wildblumen Berater, 058 433 76 43), welcher sich mit den Samen und deren Bedingungen, besonders rund um die Bienenweide und Magerblumenwiesen, sehr gut auskennt. Eine wichtige Komponente im Thema Bienenweide sind die Sträucher, Beeren und Bäume. So haben wir mit der Pflanzung von Kupfer-Felsenbirnen, Weißdorn, Schneebeeren, Berberitzen, Fingersträuchern, Weiden, Linden, Edelkastanien, Apfel-, Quitten-, Kirsch-, und Birnbäumen begonnen. 3.5 Nährstoffkreisläufe / Nährstoffbilanz Wie bereits oben erwähnt, versuchen wir mit möglichst geschlossenen Kreisläufen zu arbeiten. Wir verwenden Kompost, Gründüngung und höchstens beim Aufbau von Hügeln oder Hochbeeten wird von aussen Mist zugeführt. Bis jetzt brauchten wir keinen ÖLN und keine Swiss- oder Nährstoffbilanz. Aus der Sicht der Permakultur gibt es einige Fragezeichen zur Swiss Bilanz, da bei dieser Berechnung nur darauf geachtet wird wieviel von dem ausgebrachten Dünger pflanzenverfügbar ist. Der Ausnutzungsgrad liegt je nach Kultur bei ca. 50%. Der Aspekt Boden wird nicht wirklich beachtet, da bei jeder Düngung doch einiges mehr an Stickstoff, Phosphor, Kalzium, Magnesium und diversen andern Mineralien und Schwermetallen in den Boden gelangen, welche die Pflanzen nicht aufnehmen können. Über die Jahre werden sich diese Stoffe irgendwo ansammeln. Die Frage bleibt, wieviel können die Bodenlebewesen über die Jahre konstruktiv verarbeiten, wo sammeln sich Schwermetalle an, ab wann verliert der Boden sein biologisches Gleichgewicht, wieviel Bodenverdichtung durch Maschinen mag es noch leiden, bis die Kapillarwirkung an einen kritischen Punkt kommt. Wenn sich die Situation ergibt, Landwirtschaftsland zu pachten oder zu kaufen, dann würde ich mich zuerst mit dem Landwirtschaftsamt in Verbindung setzten, um mich gut beraten zu lassen, wie wir mit den Böden weitermachen könnten. Dabei geht es uns um Nachhaltigkeit, um mit den Böden und Pflanzen möglichst optimal umzugehen. 3.6 Hofdüngermanagement / Düngungsplanung Solange wir keinen eigenen Landwirtschaftsbetrieb haben und nur als Imkerei arbeiten, brauchen wir kein Hofdüngermanagement und auch keine Düngungsplanung. 3.7 Futterproduktion Es wäre schön, selbst die Zuckerrüben anzubauen, um für die Bienen genügend Zucker für den Winter zu haben. Für ein Kilogramm Zucker müsste 1m2 mit Zuckerrüben bepflanzt werden (mein-suedzucker.de). D.h. für unsere 50 Bienenvölker bräuchten wir grosszügig gerechnet bis zu 750 Kg Zucker, was einer Fläche von 750 m2 entspricht. Möchten wir einen solchen Ertrag mit Permakultur (Mischkulturen) hinkriegen, kämen wir schnell an die Grenzen unserer Möglichkeiten. Da für den Anbau dieser Menge Zuckerrüben in Mischkulturen ca. 3 ha Land bewirtschaftet werden müssten. Bei solchen Überlegungen wird 20
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil man schnell wieder dankbar für die moderne Landwirtschaft, da Zuckerrübenanbau einiges an Maschinen und Düngung gebrauchen. Pro Hektare benötigt es einiges an pflanzenverfügbaren Dünger. N 90kg, P 45kg, K 150kg, MG 23kg was ungefähr 46m3 Vollgülle von 2 Milchkühen entspricht. Es gibt da unterschiedliche Tabellen mit den Werten von Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium, aber da nur ungefähr die Hälfte pflanzenverfügbar ist, braucht es die doppelte Menge an Gülle, was wiederum die Frage aufwirft, wie geht der Boden langfristig mit diesen Mengen um, auch wenn eine Fruchtfolge eingehalten wird. 3.8 Bodendiversität / Vernetzung BFF Im Umkreis unserer Bienenstandorte sind wenige Biodiversitätsförderflächen Qualitätsstufe I (BFF Q I Fläche TG) BFF-Typ 611. Es sind extensiv genutzte Wiesen und ganz wenige BFF- Typ 617 extensiv genutzte Weiden. Ebenso hat es im Flugradius der Bienen ganz wenig Biodiversitätsförderflächen Qualitätsstufe II z.T. mit Obstbäumen. Alle Bienenstandorte sind am Rande oder mitten in den Vernetzungskorridoren. Art E Vernetzung Nr. 446 in Wängi Art D Vernetzung Nr. 480 in Balterswil Art B Vernetzung Nr. 481 in Au Fischingen Das ist für die Bienenweide eigentlich ein gutes Zeichen aber ab dem 15. Juni wird es wieder eng für die Bienen, da sonst alles intensiv genutztes Landwirtschaftsgebiet ist. (Abbildung 20) (Abbildung 21) (Abbildung22) (Abbildung 23) 3.9 Ackerkulturen und Fruchtfolge Die Fruchtfolgen für Bienenweide heisst eher die Trachtfolge für den Imker. Im Anhang sind für jeden Monat die wichtigsten Pflanzen, die als Bienenweide bekannt sind, aufgeführt. Der Blühkalender zeigt auf, wann welche Pflanzen Pollen und Nektar spenden. Die Blühperioden können je nach Wetter bis um einen Monat oder manchmal auch etwas mehr variieren. Gewisse Pflanzen haben längere Blühphasen und reichen in den nächsten oder übernächsten Monat oder blühen sogar über mehrere Monate hinaus. Viele dieser Pflanzen sollen nach Möglichkeit im Projekt «Jahreskreis» im Buntä-Chilä-Gartä noch im Jahr 2020 angesiedelt werden. Die meisten Angaben sind aus dem Blühkalender vom Honigmacher (die-honigmacher.de). Der Anhang mit Bild und lateinischem Namen soll uns auch als Hilfsmittel und Nachschlagewerk für das Projekt dienen. (Anhang 1) 21
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