Imkerei und Bienenweide - kahnu kehl

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Imkerei und Bienenweide - kahnu kehl
Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil

Imkerei und Bienenweide

Wild- und Honigbienen sind auf reiche und vielfältige
Nahrungsquellen angewiesen
Diese Arbeit umschreibt das Imkerei-Projekt «Zueflucht für Bienen» und das Projekt
«Garten-Eden komm(T)», bei dem der Hauptfokus auf Bienenweide und geschlossene
Kreisläufe gelegt wird.

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Inhaltsverzeichnis
1.        Betriebsbeschrieb ......................................................................................................................... 4
     1.1         Zu meiner Person ................................................................................................................. 4
     1.2         Standort und Lage des Betriebes....................................................................................... 4
     1.3         Betriebsdaten ........................................................................................................................ 6
     1.4         Eigentumsverhältnisse ......................................................................................................... 7
     1.5         Übersicht über die Gebäude ............................................................................................... 8
2.        Tierhaltung ..................................................................................................................................... 8
     2.1         Situation der Bienen ............................................................................................................. 8
     2.2         Tierschutzverordnungen ...................................................................................................... 8
     2.3         Haltung / Produktionssystem und durchschnittliche Leistungen ................................... 9
     2.4         Abstände von Strassen und andern Imkerstellplätzen ................................................. 10
     2.5         Zuchtziele ............................................................................................................................. 10
     2.6         Bienengesundheit ............................................................................................................... 11
     2.7         Bienenkrankheiten .............................................................................................................. 12
     a)      Registrierung der Bienenstände ........................................................................................... 12
     d)      Einschränkung des Verstellens von Bienen ....................................................................... 13
     2.8         Beurteilung Grundfutterqualität ......................................................................................... 13
     2.9         Massnahmen zur Gesunderhaltung der Bienen ............................................................ 13
     2.10        Arzneimittel .......................................................................................................................... 15
3.        Pflanzenbau ................................................................................................................................. 15
     3.1         Parzellenplan Bodentypen ................................................................................................ 15
     3.2         Dünger: Was fällt an, wie wird er eingesetzt. ................................................................. 18
     3.3         Bodenbeurteilung und Fruchtbarkeit................................................................................ 19
     3.4         Welches Futter produzieren wir?...................................................................................... 19
     3.5         Nährstoffkreisläufe / Nährstoffbilanz ................................................................................ 20
     3.6         Hofdüngermanagement / Düngungsplanung ................................................................. 20
     3.7         Futterproduktion .................................................................................................................. 20
     3.8         Bodendiversität / Vernetzung BFF ................................................................................... 21
     3.9         Ackerkulturen und Fruchtfolge .......................................................................................... 21
     3.10        Produktvermarktung ........................................................................................................... 22
     3.11        Hintergrund: ......................................................................................................................... 22
     3.12        Grobe Berechnung der Kosten: ........................................................................................ 22
     3.13        Einbettung der Imkerei und Fundraising ......................................................................... 22
     3.14        Werbung:.............................................................................................................................. 23
     3.15        Verkauf des Honigs ............................................................................................................ 24

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     3.16      Verpackung.......................................................................................................................... 24
     3.17      Sensibilisierung ................................................................................................................... 24
     3.18      Imkerei ist ein Teil des Gesamtkonzeptes ...................................................................... 25
4.      Mechanisierung ........................................................................................................................... 25
     4.1       Beschreibung Mechanisierung ......................................................................................... 25
     4.2       Anforderungen bezüglich Strassenverkehr .................................................................... 26
     4.3       Arbeitssicherheit: Worauf wird besonders geachtet? .................................................... 26
     4.4   Unfallverhütung und Verbesserungsmöglichkeiten bei Maschinen,
     Aufbewahrungsorten und Gebäuden........................................................................................... 26
5.      Betriebsführung ........................................................................................................................... 27
     5.1       SAK Berechnung (Aktuelle SAK Berechnung) ............................................................... 27
     5.2       Direktzahlungen ergänzt mit kurzem Kommentar ......................................................... 27
     5.3       Stärken und Schwächen des Betriebes .......................................................................... 28
     5.4       Hofübergabe: Was gilt es zu beachten? ......................................................................... 29
A.      Literatur ........................................................................................................................................ 31
B.      Quellenverzeichnis ..................................................................................................................... 31
C. Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... 32
D. Anhänge ....................................................................................................................................... 35

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1. Betriebsbeschrieb

1.1   Zu meiner Person

Ich heisse Beno Kehl und bin verheiratet mit Seraina. Gemeinsam haben wir zwei Kinder,
Jonas und Mira. Wir wohnen in Wallenwil und betreiben verschiedene Projekte im Nonprofit
Bereich. In Afrika haben wir unter anderem ein Regenwasserrückhaltebecken realisiert,
                                         welches mehreren hundert Kleinbauern eine ganz
                                         neue Existenz ermöglicht. Wir haben auch eine
                                         Hühnerfarm in dieser Region aufgebaut. Auf
                                         diesem Gelände wurden 2019 ca. 100 Flüchtlinge
                                         aufgenommen. Diese engagieren sich nun in der
                                         Imkerei und dem Garten-Edenprojekt, welches
                                         schrittweise auch in Afrika aufgebaut wird.
                                         Hier in der Schweiz engagiere ich mich schon seit
                                         30 Jahren für den Verein Franziskanische
                                         Gassenarbeit (Anhang 4). Dieser ermöglicht
                                         Menschen in spektakulären Lebenssituationen Hilfe
zur Selbsthilfe.
Für die Franziskanische Gassenarbeit betreiben wir schon seit ca. 10 Jahren ein Wohnhaus
(Haus Zuflucht) in Zürich und eine Imkerei. Die gemeinsame Arbeit mit den Bienen bietet den
Menschen mit Suchtproblemen oder psychischen Auffälligkeiten die Möglichkeit eine
Tagesstruktur zu erhalten und als Tagelöhner etwas dazu zuverdienen. In den letzten 10
Jahren konnten ca. 15 Teilnehmer eine Imkerausbildung besuchen.
Das Bienensterben beschäftigt uns schon lange und wir haben schon verschiedenste
Behandlungs-Methoden ausprobiert. Wir sind überzeugt, dass neben der optimalen
Bienenhaltung, das in Schach halten der Varroamilbe dazu gehört und eine gute, vielfältige
Bienenweide von grösster Bedeutung ist. Die Bienenvölker leiden immer mehr darunter,
dass sie zu wenig Nektar finden. Im Jahr 2019 mussten wir die Bienenvölker bereits Ende
Juni notfüttern, da die meisten Völker die ganzen Wintervorräte vor dem Schleudern
aufgebraucht hatten. Schweizweit hat es nur ca. 4 Kg Honig pro Bienenvolk gegeben. Der
ÖLN mit Schnittdatum 15. Juni, war letztes Jahr ein markanter Einschnitt. Aus diesen und
ähnlichen Erfahrungen haben wir uns entschieden, ab dem 01.01.2019, das Projekt «Garten-
Eden komm(T)» ins Leben zu rufen. In diesem Projekt sollen vor allem insektenfreundliche
Wiesen, Gärten und Waldränder geschaffen werden. Es soll biodiverser Raum gestaltet
werden, mit dem Ansatz der Permakultur. Die Honigbienen haben die Lobby der Imker auf
Ihrer Seite, die Wildbienen und die restlichen Insekten, sind wie unsere Klientel. Sie haben
kaum Helfer, denn mit ihnen lässt sich spärlich Geld verdienen. Wir können uns für diese
Randgruppen einsetzten, da unser Verein von verschiedenen Seiten mit Spendengeldern
mitgetragen wird.

1.2   Standort und Lage des Betriebes

Die Imkerei und das Projekt «Garten-Eden komm(T)» haben verschiedene Standorte.
Das alte Schützenhaus in AU Fischingen ist zu einem Bienenhaus umfunktioniert worden. An
Stelle bodenbelastender Bleikugeln fliegen jetzt tausende Bienen durch die Schiessscharten
ein und aus. Es befinden sich 15 bis 20 Bienenvölker vor Ort.

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Koordinaten: Eggholz Au-Fischingen, 47.396923, 8.948464 Höhenlage: 740 m ü. M.

Weitere Bienenvölker stehen am Waldrand Chrüzberg in Balterswil. Dort haben wir vor 4
Jahren mit dem Förster begonnen den Waldrand insektenfreundlicher zu gestalten. Im
Moment sind je 10 Völker auf den beiden Standplätzen.
Koordinaten: Bichelsee-Balterswil 47.452674, 8.928633 Höhenlage: 620 m ü. M.
                Bichelsee-Balterswil 47.452327, 8.927517 Höhenlage: 610 m ü. M.

Mit einem Partner, der auf ca. 1,5 ha Land Permakultur betreibt, mit dem Schwerpunkt
Wildblumen, hätten wir bereits 2019 einen großartigen weiteren Platz beziehen können.
Leider ist die Region wegen Faulbrut Sperrgebiet. 2020 haben wir ca. 10 Jungvölkern
platziert, nachdem die Sperrung aufgehoben wurde. Der Kontakt mit unserem
Bieneninspektor Frei Ernst, Dorfstrasse 9, 8374 Oberwangen, 071 966 51 40 / 079 696 30,
37frei.e@bluewin.ch ist sehr unkompliziert und hilfreich. Er sagte zwar, ich solle es mir gut
überlegen, ob ich meine Bienen dort hinstellen möchte, da in den letzten 5 Jahren die
Region bereits vier Mal Sperrgebiet war und einige Imker aus diesem Grund die Region
verlassen hätten. Das Angebot der Permakultur Anlage mit der reichen Blumenvielfalt ist
sehr vielversprechend und so haben wir uns entschieden das Risiko einzugehen.
Koordinaten: Wängi 47.496335, 8.978642 Höhenlage: 510 m ü.M. Bienenstandnummer TG
74849

(Abbildung 1)
Neben einigen kleineren Permakultur Gärten, die wir punktuell betreuen, haben wir ein
grösseres Projekt bei der evangelischen Kirche Sirnach begonnen. Da entsteht auf einer
halben Hektare Land, das Projekt «Buntä-Chilä-Gartä». Hier wird Permakultur mit
Schwerpunkt «Insektenfreundlichkeit» bereits punktuell umgesetzt. Es ist eine grössere
Fläche für Wildblumen in Bearbeitung, die im Frühling 2020 ausgesät wird. Mittelfristig wird
hier ein attraktiver Lebensraum für Insekten, Wildbienen und Honigbienen entstehen,
welcher auch Erfahrungs- und Erholungsraum für Menschen bietet. Hier haben wir unser
Magazin für die Gartenarbeit.
Koordinaten: Sirnach 47.459447, 8.996147 Höhenlage: 581 m ü.M.

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(Abbildung 2)

1.3   Betriebsdaten

Viele Daten gibt es nicht. Wir haben die Völker registriert und führen ein sehr einfaches
Journal, welches noch Entwicklungspotential hat. Die verschiedenen Standorte sind wie folgt
registriert.

Bienenstand TG 74369 Chrüzberg West, Bichelsee-Balterswil

(Abbildung 3)

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Bienenstand TG 74370 Chrüzberg Ost, Bichelsee-Balterswil

(Abbildung 4)

Bienenstand TG 74305 Bäretsrüti Fischingen

(Abbildung 5)

1.4   Eigentumsverhältnisse

Das Bienenhaus in Fischingen haben wir vom Kanton gepachtet, der Wald mit den
Bienenvölkern in Bichelsee-Balterswil ist in unserem privaten Besitz. Die Bienen und das
Imkereimaterial gehört dem Verein Franziskanische Gassenarbeit. Ebenso das meiste
Gartenmaterial. Die Gebäude und der Boden für das Projekt «Garten – Eden komm(T)», ist

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Besitz der evangelischen Kirchgemeinde Sirnach, die dies unentgeltlich zur Verfügung stellt.
Meine Aufgabe ist es, die verschiedenen Gruppen, Freiwillige, Pfarreiangehörige und
Randständige zu managen und in die verschiedenen Arbeiten mit einzubeziehen. Die
Hauptverantwortung sowie ein Grossteil der Arbeit liegen bei mir.

1.5   Übersicht über die Gebäude

Der Schiessstand in Au-Fischingen ist aus Holz, mit einem Ziegeldach. Das Schützenhaus
haben wir mit der Einwilligung des zuständigen Försters umgebaut. Es ist ca. 50 m2 gross
und ist aufgeteilt in einen Kühlraum, einen Schleuderraum sowie einen Bienenraum. Der
obere Stock bietet genug Raum zur Lagerung von Zargen und Imkereimaterial. Ebenso ist
eine Komposttoilette vorhanden. Eine gefasste Quelle liefert fliessendes Wasser. Die
Versicherung läuft über unsere private Hausratsversicherung.
Das Magazin aus Beton mit Ziegeldach für das Projekt «Garten-Eden komm(T)», steht auf
dem Gelände der evangelische Pfarrei Sirnach. Es besteht aus einer grösseren Garage, die
mit Hochgestellen ausgerüstet ist. Der Platz ist ausreichend, da bei Permakulturarbeiten
wenige motorbetriebene Maschinen eingesetzt werden. Auto und Anhänger werden privat
zur Verfügung gestellt und haben Aussenparkplätze bei unserem Wohnhaus in Wallenwil.
Die Geräte für die Gartenarbeiten stehen im Magazin. Die Versicherung läuft über die
evangelische Pfarrei Sirnach.

2. Tierhaltung

2.1   Situation der Bienen

«Die Biene ist in der Landwirtschaft das drittwichtigste Nutztier. Früher hat jeder Hof seine
eigenen Bienenvölker gehabt. Heute ist das nur noch zu etwa fünf Prozent der Fall.»
(bauernzeitung.ch) Hätte jeder Landwirtschaftsbetrieb Bienen, würde das Bewusstsein für
die Mitwelt, die Natur und die Blütenvielfalt
stärker sensibilisiert. Die Bienen sind ein
wichtiges Symbol auf dem Armaturenbrett der
Landwirtschaft. Sie sind für das Gefüge in der
Natur und in der Landwirtschaft ein Indikator
und zeigen an, wenn etwas nicht mehr im
Gleichgewicht ist. Momentan leuchtet das
Symbol der Biene auf dem Armaturenbrett
bereits orange auf, wenn nicht sogar rot!
                                                              (Abbildung 6)
Im Bewusstsein der Gesellschaft ist diese Tatsache angekommen, der Handlungsbedarf ist
enorm. So steht es auf der Webseite des Bundes.
«Bienen sind nicht nur für Imkerinnen und Imker von Bedeutung, sondern erfüllen als
Bestäuberinnen eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft. Entsprechend wichtig sind der
Schutz und die Förderung der Gesundheit der Bienen.» (www.admin.ch)

2.2   Tierschutzverordnungen

Es gibt nur sehr wenige Tierschutzverordnungen. Die wichtigste davon ist sicher die
Meldepflicht der Bienenvölker. Wenn die Bienen in einem Sperrgebiet sind, ist das Einhalten
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der Sperrfristen zu beachten. Ohne die Kontrolle durch den Bieneninspektor dürfen die
Bienen nicht verstellt werden. Ebenso dürfen kein offenes Futter und keine offenen Waben
bei den Bienenstandplätzen herumstehen. Wenn es um die Bienengesundheit geht, gibt es
verschiedene weitere Empfehlungen, zum Beispiel ein vom Jahresablauf bedingter Zyklus
zur Kontrolle und Pflege der Bienen. Es gibt eine kompetente Beratungsstelle für die
Bienengesundheit (bienen.ch). In der Praxis wird jedoch bei Unklarheiten und Fragen zuerst
mit dem zuständigen Bieneninspektor Kontakt aufgenommen.

2.3   Haltung / Produktionssystem und durchschnittliche Leistungen

Es gibt verschiedenste Haltungs- und Produktionssysteme für die Bienenvölker, von denen
jedes seine Vor- und Nachteile hat. Die Imker debattieren immer wieder darüber, welches
das Beste ist. Letztlich hängt das mit dem Ort, der Bienenrasse und dem Imker zusammen,
wobei es über die Beutengrösse keine Vorschriften gibt.
Die verschiedenen Beutenmasse sind unzählig. Wir haben entschieden, uns von den
Schweizerkästen und den Zanderbeuten zu trennen und haben die ganze Imkerei auf
Halbdadantbeuten umgestellt, was die Arbeit sehr vereinfacht. Brut- und Honigräume haben
somit dasselbe Mass, so können die Zargen beliebig eingesetzt werden. Wir benutzen
folgende Masse: Dadant Blatt ½ Mass.

Der Zeitaufwand für die Imkerei ist gross. Bei 40 bis 50 Bienenvölkern, rechnen wir mit 15
Stunden Zeitaufwand pro Volk, dies sind 750 Stunden, was ca. 90 Arbeitstagen entspricht.
Dazu gehören alle Arbeitsschritte, von der Pflege über die Transportwege, bis hin zur
Vermarktung.
Der Schweizer Imkerverband rechnet mit ca.10-20 kg Honig pro Volk und Jahr. In den letzten
Jahren waren wir meistens unter diesem Durchschnitt. In unserer Region wird sehr intensive
Landwirtschaft betrieben, so bestehen nur wenige gute Bienenweiden. Dies hatte zur Folge,
dass wir bereits mehrere Male Mitte Juni mit der Notfütterung beginnen mussten, da die
Bienen nicht genügend Nektar fanden. Oft haben die Bienen Ende Juni die bereits
gesammelten Vorräte an Pollen und Honig selbst für die Brutpflege aufgebraucht. Dadurch
gibt es kaum Honig und mit den Wintervorräten sieht es prekär aus. Zudem schwächt der
Hunger die Bienenvölker enorm und sie werden noch anfälliger für Krankheiten.
Sobald ein Bienenvolk gefüttert werden muss, kann kein Honig mehr geerntet werden, da
der Futtersirup auch zu einer Art Honig verarbeitet und in die Waben eingelagert wird. Dieser
erreicht aber nie die Qualität von natürlichem Blüten- oder Waldhonig.
Die Leistung der Bienenvölker ist erstaunlich. Ein Bienenvolk kann in einem Tag 1kg Honig
sammeln (aid.de). Dafür müssen ca. 3kg Nektar eingetragen werden, was 100’000 Ausflüge
erfordert, bei denen 4 bis 14 Mio. Blüten besucht werden.
«Pro Tag fliegt eine Sammelbiene etwa fünf bis zehnmal aus. Sie bestäubt pro Flug 20 bis
100 Blüten. Ein Bienenvolk besteht durchschnittlich aus 30’000 bis 70’000 Arbeitsbienen, ein
Drittel davon sind Sammelbienen. Diese können pro Tag folglich etwa 3 bis 5kg Nektar
einsammeln. Ein Bienenvolk kann es schaffen, an einem Tag ein grosses Glas Honig zu
erzeugen.» (schwiezerbauer.ch)

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Das Bienenvolk hat pro Jahr einen Eigenbedarf von 70 kg Honig sowie 30 - 40 kg Pollen und
30 Liter Wasser. Diese 70 kg Honig dürfen wir dem Volk nicht entziehen. Der Imker muss
darum möglichst genau wissen, wann ein Bienenvolk genügend Vorräte aufweist. Sonst wird
das Volk geschwächt oder verhungert im schlimmsten Fall sogar (vergl. Honigbienen).
Pro Kilogramm Bienenwachs verarbeiten Bienen 10 bis 15 kg Honig. Wir rechnen pro Volk
mit ca. 500 bis 1000 Gramm Bienenwachs pro Jahr. Dieses Wachs erntet der Imker und
macht neue Mittelwände für die Bienenrahmen. Pollen, Propolis, Bienengift und Geleeroyal
ernten wir nicht, da dies eine zusätzliche Technologie und ein zusätzlicher Zeitaufwand
darstellen. Unser Hauptfokus ist das Leben und Überleben der Bienen und Wildbienen. Dies
ist auf kurze Dauer nicht sehr wirtschaftlich aber wenn die Bienen wegen fehlender
Lebensgrundlagen verschwinden, hätte dies enorme Auswirkungen auf unsere
Landwirtschaft und die ganze Umwelt.

2.4   Abstände von Strassen und andern Imkerstellplätzen

Es gibt Empfehlungen, wie weit einzelne Bienenstellplätze von dem nächsten Standort
entfernt sein sollten. Die Wanderimker empfehlen 500 Meter Abstand zu halten. Es ist
sinnvoll, zuerst mit dem Nachbarimker/der Nachbarimkerin zu sprechen. Es gibt Vorschriften
über den Abstand zu öffentlichen Wegen. Es müssen mindestens 3,5 Meter Abstand vom
Flugloch bis zum Wegrand eingehalten werden. Es hilft, wenn eine dichte Hecke oder ein
Sichtschutz von ca. 2 Metern Höhe erstellt wird, so dass die Bienen den Weg überfliegen
müssen. Dies ist ein zusätzlicher Schutz für Spaziergänger. Aus eigener Erfahrung weiss
ich, dass es schnell zu Konflikten mit Spaziergängern und Behörden kommen kann, wenn
jemand von einer oder mehreren Bienen gestochen wird. Dann ist es gut, die Richtlinien zu
kennen und vorweisen zu können.

2.5   Zuchtziele

Obwohl ich die Ausbildung zur Königinnenzucht besuchte und auch einige Male erfolgreich
Königinnen züchtete, habe ich mich aus diesem Spezialgebiet zurückgezogen, da es mit
einem grossen, zeitlichen Aufwand verbunden ist. Die Königinnenzucht ist vor allem etwas
für erfahrene und kompetente ZüchterInnen. Sie ist eine heikle Gratwanderung zwischen
Überzüchtung und genetischer Vielfalt. Lange wurde vor allem auf Honigertrag und Sanftheit
hin gezüchtet. Inzwischen richtet sich die Zucht nicht mehr nur auf Honigleistung, sondern
auch auf Volkstärke, Widerstandsfähigkeit, Putz- und Bautrieb, Sanftheit, Schwarmtrieb u.a.
aus.
Wir, von der Franziskanischen Gassenarbeit, haben uns entschieden mit Ablegern zu
arbeiten. So überlassen wir es den Bienen, die bestmögliche Selektion für die Königinnen zu
finden. Mit der Schwarmkontrolle, (künstliches Ausbrechen der Königinnenzellen), sind wir
etwas zurückhaltender geworden und freuen uns, wenn die Völker ab und zu schwärmen,
auch wenn dadurch der Honigertrag sehr vermindert wird. Uns ist bewusst, dass dies die
natürliche Vermehrung der Völker ist. Zudem ist es immer ein erhebendes Gefühl einen
Schwarm zu beobachten und ihn einzufangen. Alle 2-3 Jahre kaufen wir einige Königinnen
aus einer guten Zuchtlinie dazu, um unsere Völker positiv mitzuprägen. Bei unseren Bienen
liegt der Fokus auf der Gesundheit der Völker, deshalb lassen wir auch etwas weniger sanfte
Völker weiter bestehen, da sie robuster zu sein scheinen.
Der Honig ist jedes Jahr ein willkommenes Geschenk der Natur. Wir haben jedoch in den
letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Bienen ab Mitte Juni zu wenig Nahrung

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finden und dadurch ihre Honigreserven nicht aufbauen können, sondern bereits für die
Aufzucht ihrer Jungen gebrauchen. Dadurch wurde uns bewusst, dass es nicht nur darum
geht die Bienen so optimal wie möglich zu halten, sondern dass wir Mitverantwortung für
eine gute und reichhaltige Bienenweide übernehmen sollten.
Wenn Bienen eine grosse Auswahl an verschiedenen Blüten vorfinden, wird ihre Ernährung
riechhaltiger. Ich bin davon überzeugt, dass sie dadurch auch widerstandsfähiger und
gesünder bleiben. Zudem haben wir mit dem Schwerpunkt Blütenvielfalt auch unsere
Wildbienen im Blick, welche kaum eine Lobby haben aber eine wichtige Rolle in der
Biodiversität und bei der Bestäubung einnehmen.
Um den Verlusten von 5-10% durch «natürlichen» Abgang bei Bienenvölkern und den
Verlust durch Varroabefall und Krankheiten entgegen wirken zu können, machen wir ca. 30-
50 Prozent Jungvölker durch Ableger. Pro Jahr züchten wir 10 bis 25 Jungvölker und können
dadurch den Bestand halten und auch Völker weitergeben.

2.6     Bienengesundheit

Gesunde Bienenvölker, wie wir sie in Mitteleuropa vor 1977 kannten, gibt es leider nicht
mehr. Ohne den Imker können Bienenvölker maximal ein bis zwei Jahre überleben, bis sie
vom Varroadruck so geschwächt sind, dass verschiedene zusätzliche Krankheiten sie
sterben lassen. Die Brutkontrolle zeigt am besten, ob die Völker gesund und vital sind. Um
dies zu erkennen benötigt es aber etwas Erfahrung. Wenn der Imker den Mut hat, diejenigen
Völker mit schlechtem Brutverhalten im Frühling auszumerzen, kann er präventiv den
ganzen Bienenstandort schützen.
Das Bienensterben ist in aller Munde und die Gründe dafür sind vielfältig.
Es unterscheiden sich drei Hauptkategorien, die alle mehr oder weniger zu den Problemen
mit den Bienenvölkern beitragen: A) Bienenhaltung, B) Bienenweiden in Bezug zur
Landwirtschaft, C) die moderne Zivilisation.

      A) Bienenhaltung
Lange wurde einseitig auf Honigertrag und Sanftheit hin gezüchtet, erst seit kurzem gibt es
Bestrebungen, die Bienen auf Widerstandsfähigkeit und Putztrieb hin zu züchten. Die Imker
erkennen die Bienenkrankheiten oft zu spät oder wissen nicht genau, wie mit den Parasiten
(Varroa und Beutekäfer) umzugehen ist. Ebenso setzen die Bienenseuchen den Völkern
sehr zu. In diesem Zusammenhang fehlt vielen Imkern auch das Wissen, wie die
Hygienemassnahmen effizient umzusetzen sind.

      B) Bienenweiden in Bezug zur Landwirtschaft
Ein weiterer Punkt sind die Auswirkungen der modernen Landwirtschaft.
Die intensive Nutzung der Wiesen, die modernen Düngemethoden und Mähwerke mit
Aufbereitern und selbst der gute Ansatz des ÖLN setzen den Bienen zu. Nicht zu
unterschätzen sind die verschiedenen Monokulturen, die mit „Pflanzenschutzmitteln“
behandelt werden. Besonders die neonicotinoidhaltigen Spritzmittel belasten die Bienen. Zu
lange wurden die Bäche in Röhren gelegt und die vielfältigen Hecken und Büsche aus
Effizienzgründen verdrängt. Auch unsere Wälder wurden oft sehr einseitig auf Bauholz hin in
Monokulturen aufgeforstet.

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      C) Die moderne Zivilisation
Es gibt noch weitere Gründe, die den Bienen zusetzen: unser verdichtetes Bauen mit
Steingärten und Rasenrobotern, die Luftverschmutzung und der Elektrosmog mit den
verschiedenen Frequenzen von Handymasten, Radaranlagen und Satelliten.
Zuletzt braucht ein Bienenvolk auch viele Liter Wasser, so sind es auch unsere Gewässer
mit dem Düngemittel- und Medikamentenmix, die ihren Teil an der angegriffenen
Bienengesundheit beitragen.
Die Folge dieser verschiedenen Gefährdungen der Bienen ist, dass ihr Immunsystem
geschwächt ist und dadurch immer wieder meldepflichtige Bienenkrankheiten oder
Bienenseuchen auftreten. Dank eines guten Überwachungsnetzes und der
Bieneninspektoren, welche die Sperrgebiete beobachten und kontrollieren, haben wir nach
wie vor die Ausbreitung von Bienenseuchen im Griff, auch wenn es den Bienen und
Wildbienen insgesamt nicht besonders gut geht.
Der Bundesrat hat die rechtliche Grundlage für einen nationalen Bienengesundheitsdienst
geschaffen und dessen Aufgaben definiert. Gleichzeitig hat er die Finanzierung geregelt.
Wenn Völker wegen Bienenkrankheiten vernichtet werden müssen, wird der Imker
entschädigt. Die Kosten für die Bieneninspektoren und die Forschungsprogramme werden
von Kantonen und Bund übernommen.

2.7     Bienenkrankheiten

„Ein Bienenvolk wird als krank bezeichnet, wenn lebenswichtige Vorgänge gestört sind, wie
z.B. die Brutanlage und Brutpflege, der Wabenbau, die Verteidigung oder der Eintrag von
Nektar, Honigtau, Pollen und Wasser.“ (Bienenvater, Band 2, S. 102)
Wichtig sind die meldepflichtigen Krankheiten. In der Tierseuchenverordnung ist festgelegt,
welche Bienenkrankheiten meldepflichtig sind und welche überwacht werden müssen.
Unter den meldepflichtigen Bienenkrankheiten sind z.B. die «Sauerbrut» oder die «Faulbrut»
aufgeführt. Sie werden seit einigen Jahren wirksam bekämpft. Der in der Schweiz noch nicht
aufgetretene kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) ist meldepflichtig, damit sein erstes
Auftreten frühzeitig erkannt und Massnahmen zur Bekämpfung ergriffen werden können. Die
Varroamilbe ist ein zu überwachender Parasit im Bienenvolk. Sie stellt in der Schweiz aktuell
das grösste Problem für die Imkerei bzw. die Bienen dar.
Bei den meldepflichtigen und zu überwachenden Bienenkrankheiten handelt es sich in der
Regel um Krankheiten, welche von den einzelnen Tierhaltern nicht verhindert werden
können.

        a) Registrierung der Bienenstände
Seit dem 1. Januar 2010 müssen alle Bienenhaltungen in der Schweiz bei einer kantonalen
Koordinationsstelle registriert werden. Zudem muss das Verstellen von Bienenvölkern von
einem Inspektionskreis in einen anderen gemeldet werden. Das Ziel dieser Massnahmen ist
eine wirksamere Bekämpfung von Bienenkrankheiten. (vgl. admin.ch, Meldepflicht)

        b) Zu überwachende Tierseuchen

Die Krankheit Tracheenmilben (Acarapis woodi) sowie die zwei Milbenkrankheiten
Varroatose und Tropilaelaps-Acariose, setzen viel Wissen bei den Imkern voraus. Es wird
empfohlen, an den verschiedenen Weiterbildungen der Imkervereine teilzunehmen und im
Zweifelsfall mit dem Bieneninspektor Kontakt aufzunehmen. Dank der neuen Handytechnik,
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kann schnell ein Bild gesendet werden. Der Imker bekommt dadurch eine rasche und
kompetente Antwort. Bei Bedarf oder bei Unsicherheiten besucht der Inspektor den
Bienenstand persönlich und schaut sich die Völker an.

      c) Meldepflichtige Bienenkrankheiten

Faulbrut der Bienen, kleiner Beutenkäfer, Sauerbrut der Bienen. Da diese Krankheiten nicht
immer leicht zu erkennen sind, lohnt es sich bei einem Verdacht mit dem Inspektor Kontakt
aufzunehmen. Er wird dann Proben aus den Waben ins Labor schicken.

      d) Einschränkung des Verstellens von Bienen
Aufgrund des diffusen Vorkommens von Feuerbrand in der Schweiz, betrifft die
Einschränkung des Verstellens von Bienen seit einigen Jahren nur noch das Verbot, Bienen
aus dem Nicht-Schutzgebiet in das Schutzgebiet (Wallis) zu verstellen. Wenn man in einem
Sperrgebiet wegen meldepflichtigen Bienenkrankheiten ist, muss man mit dem Verstellen der
Völker warten, bis der Inspektor das Gebiet wieder frei gibt. In diesem Fall können keine
Ableger mehr gemacht werden. Neue Völker können dann nur durch „Flüglinge“ gezüchtet
werden.

2.8   Beurteilung Grundfutterqualität

Wie bereits angetönt, sind die Bienen auf die Landwirtschaft, die Gärten, die Hecken und die
Waldränder als Bienenweiden angewiesen. In unserer Region sieht es betreffend
Bienenweiden nicht sehr gut aus. In manchen Jahren haben die Imker das Glück, dass es
ordentlich Waldhonig gibt. Die Baumläuse haben einen sehr empfindlichen Zyklus und ihr
zahlreiches Vorkommen ist stark von den Wetterbedingungen abhängig. So gibt es im
Durchschnitt nur alle drei Jahre Waldhonig.
Bereits mehrere Male versuchte ich Bauern dafür zu gewinnen, einen Blühstreifen an den
Wegrändern stehen zulassen. Ich hätte diese auch selbst angepflanzt, aber die angefragten
Bauern hatten kein Gehör für dieses Anliegen. Dadurch, dass wir ein eigenes Stück Wald
besitzen, konnten wir mit dem Förster zusammen unseren Waldrand von ca. 70 Rottannen
befreien, um diesen insekten- und bienenfreundlich aufzuforsten.
Wegen der knappen Bienenweide haben wir versucht Landwirtschaftsland zu pachten, um
selbst handanzulegen. Dies war jedoch aus rechtlichen Gründen nicht möglich, zudem
kämpfen die Bauern um jeden Quadratmeter Land. Mit dem DZ Kurs hoffen wir diesem Ziel
näher zu kommen. Inzwischen haben sich auch neue Türen geöffnet. So arbeiten wir an
einem grösseren Projekt, mit der evangelischen Kirchgemeinde Sirnach zusammen. Wir
legen auf ca. einer halben Hektare einen «Buntä-Chilä-Gartä» an, mit Blick auf Insekten- und
Bienenfreundlichkeit. Neben einigen Permakultur Beeten werden Wildblumenwiesen und
Sträucher angepflanzt.

2.9   Massnahmen zur Gesunderhaltung der Bienen

Neben einer aufmerksamen Beobachtung, Brutkontrolle, Winterfütterung und
Varroabehandlung ist die Hygiene ein wesentlicher Schlüssel. Beim Austauschen der
Futterkisten und Beuten wird immer alles gründlich gereinigt und desinfiziert. Diese Arbeiten
werden im Freien mit entsprechender Schutzkleidung (Brille, Handschuhe und Atemmaske)
durchgeführt. Wir benutzen folgende «Mittel», die uns vom Bieneninspektor empfohlen
wurden.
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(Abbildung 8)

Bei der Varroabekämpfung haben wir verschiedene Methoden ausprobiert und keine war
wirklich zufriedenstellend. Wir testen jeweils an einem Bienenstand die neuen
Behandlungsmethoden, um nicht alle Bienen zu gefährden. Dabei gab es auch Tiefschläge.
Mit dem «Varroa Killer Sound» hatten wir über 80% der Bienen verloren. Seit einigen Jahren
arbeiten wir mit dem «MAQS». Diese Methode ist kostspielig, bringt aber gute Resultate.
Nach der Auffütterung im August wird zweimal während ca. 3 Wochen behandelt, um die
Bienen mit möglichst wenig Varroa Milben in den Winter zu schicken.

(Abbildung 9)
Neu testen wir «Varroxal», dies ist ein Oxalsäure-Dihydrat-Pulver zum Verdampfen. Dazu
benutzen wir den VARROX®-Verdampfer, der an Akkus angeschlossen wird. Wenn diese
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Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil

Methode anstelle der „MAQS“ bereits im August eingesetzt wird, muss die ganze Brut
entnommen werden. Dieser Vorgang wird Totalsanierung genannt, was zusätzliche Arbeit
bedeutet. Dafür gehen die Bienen praktisch zu 100% varroafrei in den Herbst. Im November
oder Dezember wird so oder so eine Winterbehandlung gemacht. Für diese Aufgabe bietet
sich Varroxal an, da sie effizient und kostengünstig ist. Wie es aussieht, müssen wir in
Zukunft immer mehr mit der Totalsanierung der Völker rechnen. Zu beachten ist, dass die
Behandlung mit Varroxal nur mit vollem Schutzanzug gemacht werden darf, da die Dämpfe
für die menschliche Lunge sehr gefährlich sind. Diese Arbeiten werden mit der speziellen
Atemschutzmaske FFP3 durchgeführt. Wir benutzen das Model von der Landi 4279-PT.
Dazu tragen wir eine Schutzbrille, nebst dem kompletten Imkeroverall mit
Gummihandschuhen.

2.10 Arzneimittel

Arzneimittel wie Antibiotika sind in der Schweiz bei der Bienenhaltung verboten, da es
Rückstände im Honig hinterlassen würde. So muss der Honig in Gebieten mit Feuerbrand
jeweils entsorgt werden. Diese Regeln gibt es in vielen Ländern nicht, deshalb ist
Schweizerhonig grundsätzlich frei von solchen Rückständen.
Wir besprühen die Bienenvölker regelmässig mit Bienen-FIT (EM-Mirco Organismen). Die
Erfahrung hat gezeigt, dass die Bienenvölker dadurch robuster sind.
«Bienen FIT ist ein Flüssigprodukt, das in der Bienenhaltung verwendet werden kann. Es
reguliert die Verdauung auf natürliche Weise, unterstützt die Vitalität und fördert den
Putztrieb der Bienen. Fermentprodukt zur Milieu-Lenkung im Bienenstock.
Zusammensetzung Bienen FIT: Wasser, Orangensaftkonzentrat (1.5%), Zucker,
Orangensaft (0.25%), Reiskleie-Extrakt, Zuckerrohrmelasse, Milchsäure-Bakterien, Hefe,
Spurenelemente.
Anwendung: - Bei jedem Öffnen der Kästen Bienen und Waben mit Bienen FIT unverdünnt
fein besprühen. - Bei der Völkerkontrolle Waben pro Seite mit 3 Pumpstössen Bienen FIT
unverdünnt einsprühen. - Die Flugbretter bei jedem Besuch des Bienenhauses besprühen.
Bienen FIT 1:10 mit Wasser verdünnen. - Schwärme mit Bienen FIT 1:10 mit Wasser
verdünnt vor dem Einfangen einsprühen. - Waben und Gerätschaften vor dem Gebrauch mit
Bienen FIT 1:10 mit Wasser verdünnt einsprühen. - Mit Wasser verdünntes Bienen FIT
innerhalb von 2-3 Tagen verwenden.
Imker berichten: - Die Völker sind aktiver und stärker. - Die Stöcke werden von den Bienen
sauberer gehalten. Der Putzreflex ist erhöht. - Parasiten und andere Störprozesse werden
von den Völkern besser vertragen. - Beim Besprühen der Waben werden die Bienen sofort
ruhiger und die Flüssigkeit wird sofort abgeleckt. - Die Völker kommen besser durch den
Winter.» (em-schweiz.ch)

3. Pflanzenbau

3.1   Parzellenplan Bodentypen

Da ich meine Arbeit im Zusammenhang mit dem Bienenprojekt schreibe, ist es nicht so
einfach einen Parzellenplan zu erstellen. «Der Flugradius einer Biene liegt bei ca. 3
Kilometern, in Ausnahmefällen bei bis zu 7 Kilometern. Man geht jedoch von einer
durchschnittlichen Strecke zwischen 500 bis 1000 Metern für den Hin- und Rückflug aus. Für

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eine 20g Portion Honig auf dem Frühstücksbrötchen fliegen die Bienen rund 3000 Kilometer
(vgl. propolis-honig.de).
Unter diesem Aspekt werde ich die Umgebung unserer Bienenstandorte etwas genauer
umschreiben. In einem zweiten Schritt wird das Projekt „Garten Eden komm(T)“ erläutert, wo
wir begonnen haben Bienenweiden anzupflanzen. Dies ist sicherlich einer der Gründe
warum ich den DZ Kurs besuche, nämlich dass sich mehr Möglichkeiten für eine
insektenfreundliche Mitweltgestaltung ergeben. Wir verstehen uns auch als ein Teil der
Mission B, welche von öffentlich-rechtlichen Sendern der Schweiz gefördert wird. «Ziel von
«Mission B» ist es, die Biodiversität in der Schweiz nachhaltig zu fördern.» (srf.ch)
Die «Mission B» bezieht sich auf den Aktionsplan des Bundesrates vom 6. September 2017.
«Die Massnahmen des Aktionsplans Biodiversität» fördern die Biodiversität direkt (Schaffung
Ökologische Infrastruktur und Artenförderung).
Es soll Brücken schlagen zwischen der Biodiversitätspolitik des Bundes und anderen
Politikbereichen (z.B. Landwirtschaft, Raumplanung, Verkehr, wirtschaftliche Entwicklung).
Es soll die Entscheidungsträger/Innen und die Öffentlichkeit sensibilisieren für die Wichtigkeit
der Biodiversität als unsere Lebensgrundlage». (admin.ch)
Unsere Bienenstandorte teilen wir mit 4 bis 5 Imkern im Umkreis von 2000 Metern, was
Säuchen relevant ist. Mehr auf bienen.ch, Bienengesundheit. Die Bienen fliegen
hauptsächlich in einem Umkreis von ca. 500 m um ihren Bienenstock. In diesem Radius gibt
es bei einigen unserer Bienenplätze einen weiteren Bienenstandplatz. Die Umgebung ist
ländlich und intensiv bewirtschaftet. Leider sind keine Biodiversitätsförderflächen
Qualitätsstufe II in der Umgebung unserer Bienen. Nur in Au-Fischingen grenzt eine
Biodiversitätsförderfläche mit Vernetzung an den Bienenstand. Die Standorte sind umgeben
mit Einfamilienhäusern, was manchmal für etwas mehr Bienenweide sorgt. Es braucht auch
bei den Hausbesitzern noch einiges an Sensibilisierung, damit insektenfreundlichere Gärten
entstehen können. Meine Vorstösse sind bis jetzt eher auf Widerstand gestossen (Anhang
3). Rasenroboter und Steingärten mit wenig einheimischen Sträuchern geben weniger Arbeit
und sehen „schweizerisch“ gepflegt aus. Für die Insekten sind es grüne oder graue Wüsten,
ähnlich wie die intensive Landwirtschaft und die Fichtenwälder. Hoffen können wir am
ehesten auf die Wälder, die um unsere Bienenstandorte vorhanden sind. Die Förster sind
sehr hilfsbereit, wenn es darum geht die Waldränder mit insektenfreundlicheren Pflanzen
aufzuforsten, welche Nektar und Pollen spenden. Hier sind die Gespräche auf fruchtbaren
Boden gefallen und es konnten bereits Projekte umgesetzt werden.

(Abbildung 10, Balterswil)           (Abbildung 11, Au-Fischingen) (Abbildung 12, Wängi)

Seit mehreren Jahren mussten wir etliche Bienenvölker bereits Ende Juni notfüttern. Diese
Situation lässt die Imker nachdenklich werden und auch wir haben uns gefragt, wie wir auf

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dieses Problem reagieren können. So entstand Anfang 2019 das offizielle Projekt «Garten
Eden komm(T)» in Zusammenarbeit mit dem Verein kahnu.ch, dem Verein Fraga.ch und der
evangelischen Kirche Sirnach. Wir haben bereits vorher damit begonnen, aber seit 2019 ist
ein offizielles Budget vorhanden. Wir haben uns entschieden nach den Prinzipien der
Permakultur zu arbeiten. Der Hauptfokus liegt auf insektenfreundlichen Pflanzen und der
Sensibilisierung der Bevölkerung. Es ist auch schön zu sehen, dass bereits überall kleine
ähnliche Projekte umgesetzt werden, ganz nach dem Aktionsplan von Mission B: «Das
Hauptziel dieses Aktionsplans ist es, die Biodiversität und ihre Ökosystemleistungen
langfristig zu erhalten. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, muss aber noch viel
geschehen.» (srf.ch) Nach dem Motto viele kleine Leute an vielen kleinen Orten bauen den
Garten-Eden wieder auf (Fraga.ch).

Folgende Gärten, Parzellen und Waldränder sind wir am Bearbeiten:

                         (Abbildung 13) 400 m2 Permakultur Garten mit Bienenweide,
                         Magerwiese, Stein- und Holzhaufen, Sumpfteich.
                         Balterswilerstr. 7 CH 8360 Wallenwil
                         Koordinaten 47.454666, 8.954850

                         (Abbildung 14) 2800m2 Waldrand mit Insektenfreundlicher
                         Aufforstung, Bienenweide, Holzhaufen Bichelsee-8363 Balterswil
                         Chrüzberg Koordinaten 47.452362, 8.927977

                          (Abbildung 15) 800m2 Permakultur Garten, mit Wildblumenwiese,
                          Magerwiese, Stein und Holzhaufen, Sumpfteich
                          Evang. Kirche Sirnach Koordinaten: 47.459544, 8.995920

                         (Abbildung 16) 700m2 Waldrand, Magerwiese mit seltenen Blumen,
                         Teich und Bienenweide
                         Eggholz Au-Fischingen
                         Koordinaten: 47.396893, 8.948473

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                             (Abbildung) 17) 4400m2 Permakulturgarten wie im Buch, dieser
                             Garten wird aber nicht von uns gepflegt aber unsere Bienen sind da
                             stationiert und dient als Vorbild und Inspirationsquelle
                             Alte Bergstrasse Wängi
                             Koordinaten 47.496344, 8.978626

                             (Abbildung 18) 250m2 Permakultur Garten mit Bienenweide, Stein
                             und Holzhaufen, Sumpfteich. Rosenstrasse 7 CH 8360 Eschlikon
                             Koordinaten 47.463452, 8.958319

Wir haben auf ca 5000m2 Fläche Einfluss und versuchen durch sanfte Massnahmen alles
insektenfreundlicher zu gestalten. Inzwischen wurden wir angefragt, ob wir weitere Flächen
umgestalten würden.

3.2       Dünger: Was fällt an, wie wird er eingesetzt.

Unsere Düngebilanz ist nicht zu vergleichen mit der der Landwirtschaft, da wir bestrebt sind
mit den Ansätzen der Permakultur zu arbeiten. Permakultur, arbeitet vorwiegend mit
geschlossenen Kreisläufen, das heisst, dass versucht wird möglichst keine zusätzlichen
Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu verwenden. Bei diesem Ansatz sind das Kompostieren
von Grasschnitt, Blättern und Gartenabfällen u.a. ein wichtiger Punkt. Unsere Kleintiere,
Hühner und Hasen geben wohl etwas Mist, diesen verarbeiten wir aber jeweils im Kompost.
Damit werden die Hoch- oder Hügelbeete aufgebaut. Beim Aufbau eines neuen Hügelbeets
wird oft mit Ressourcen von aussen nachgeholfen. Viele Pferdebesitzer stellen gerne Mist
zur Verfügung, dabei wird darauf geachtet, dass die Pferde keine Antibiotika Behandlungen
hatten. Bei der Permakultur wird vorzugsweise mit Pferdemist gearbeitet, da Pferde keine
allzu guten Futterverwerter sind und dadurch noch viele wertvolle Mineralien im Mist
enthalten sind. Es wird davon ausgegangen, dass 10 cm Höhe des Hochbeetes für ein Jahr
ausreichen. Wenn ein Hochbeet ca. 1 Meter hoch aufgebaut wird, bringt es ca. 10 Jahre lang
einen guten Ertrag ohne zusätzliche Düngung. Dies dank der Mischkulturen und den
optimalen Bedingungen für die Bodenlebewesen. Es gibt verschiedenste Methoden, um
Hoch- oder Hügelbeete aufzubauen, eine ist die unten beschriebene:

      •    «Zuerst hebt man den Boden des Beets oder den Rasen 40 Zentimeter tief aus und
           legt Maschendraht zum Schutz vor Wühlmäusen auf die Sohle.
           In die Mitte kommt ein 80 Zentimeter breiter und 40 Zentimeter hoher Kern aus
           zerkleinertem Strauch-Schnittgut.
      •    Erdaushub oder umgedrehte Rasensoden 15
           Zentimeter hoch aufbringen.
      •    Als dritte Lage kommt eine 20 Zentimeter hohe
           Schicht aus feuchtem Laub oder Stroh zum
           Einsatz.
      •    Darüber verrotteten Stallmist oder groben
           Kompost (15 Zentimeter hoch) verteilen.
      •    Ein Gemisch aus Gartenerde und reifem Kompost
           (15 bis 25 Zentimeter) bildet die Pflanzschicht.»
          (mein-schoener-garten.de)                                                        (Abbildung 19)
                                                                                                             18
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Bei der Permakultur liegt die Erde eigentlich nie nackt da. Die Erde ist bedeckt mit
Grasschnitt, Stroh, Heu oder Laub und oft wird auch mit Gründüngung gearbeitet. Wir helfen
mit EM (Effektive Mikroorganismen) nach, um den Prozess zu optimieren, da das
Bodengleichgewicht gestärkt wird und so auch weniger Krankheiten entstehen. Die
Krümelbildung geht bedeutend besser von statten. Je nach Bodentyp wird auch mit etwas
Kalk, Sand, Sägemehl oder Holzschnipseln nachgeholfen. Ebenso gibt es Effektive
Mikroorganismen, welche das Kompostieren optimieren. Das Kompostieren ist eine Kunst
und Wissenschaft für sich, welche viel Erfahrung und Einsatz fordert.
Beim Pflanzen der Bienenweiden, sind wir nicht auf die Düngung angewiesen, da 80% der
Blumen lieber magere Böden haben. Wir haben auch schon begonnen die obere
Rasenschicht 10-15 cm abzutragen, um den Boden etwas auszumagern. Zusätzlich haben
wir an gewissen Standorten Sand ausgestreut und sind daran Kies- und Trockenböden
aufzubauen.

3.3   Bodenbeurteilung und Fruchtbarkeit

Da unsere kleinen Flächen nicht unter die Direktzahlungen fallen, sind wir nicht verpflichtet
Bodenanalysen zu machen. Wir achten jedoch darauf, dass der PH Wert des Bodens
zwischen sauer 5,7 und alkalisch 7.5 liegt, da sich die Bodenlebewesen in diesem Bereich
am Wohlsten fühlen. Dazu hilft uns eine Bodensonde von Gro Line Soil ph Tester, was für
unsere Bedürfnisse vollkommen reicht. Bei Säurewerten unter 5.7 verwenden wir Kalk und
bei basischen Werten eher Sägemehl. Mit den Mengen sind wir noch etwas am
Experimentieren. Die Bodenfruchtbarkeit wollen wir bewusst nicht mit Kunstdünger puschen,
da die verschiedenen Salze die Bodenlebewesen oft in eine Art Schlummerzustand
versetzten. Vielleicht müssen wir in diesem Bereich noch einen Weg gehen und von den
hohen Idealen der Permakultur, die komplett ohne Kunstdünger und chemische
Pflanzenschutzmittel arbeitet, hin zu einem verantwortungsvollen Umgang mit moderner
Düngetechnologie und Pflanzenschutzmitteln zu gelangen. Die Zukunft wird es zeigen. Da
wir nicht von einer effizienten Produktion leben müssen, können wir es uns leisten einen
anderen Weg zu gehen. Bis jetzt haben wir immer ordentliche Gemüse Ernten gehabt. Unser
Ziel ist es eine gesunde Krümelstruktur zu erreichen. Dazu braucht der Boden Zeit und
Ruhe, so haben wir z.B. schon länger damit aufgehört die Erde umzustechen, da dadurch
die Bodenlebewesen bei der Krümelbildung gestört werden. Bei gewissen Kulturen, wie z.B.
den Kartoffeln braucht es gewisse Erdbewegungen. Wir lassen den Boden über den Winter
ruhen und bedecken ihn mit Stroh, Heu, Mulch oder Gartenresten. Dies sieht zwar nicht so
ordentlich aus, wie ein frisch gepflügter Acker, aber die Krümelbildung gibt uns Recht.

3.4   Welches Futter produzieren wir?

Der Hauptfokus liegt bei uns auf Wildblumenwiesen und Bienenweide, dies versuchen wir
durch verschiedene Methoden zu kultivieren. Wir kommen jedoch nicht darum herum jedes
Jahr fast eine halbe Tonne Glukose-Sirup für die Winter- oder Trachtlückenfütterung für die
Bienen dazu zu kaufen. Wir verwenden API FORTUNE Futtersirup, dieser ist zwar etwas
teurer als Zucker, dafür vertragen ihn die Bienen besser und es kommt wegen seiner
Geruchsneutralität weniger zu «Räubereien». Ebenso geben wir jeweils etwas EM Bienenfit
dazu, was die Bienenvölker stärkt und widerstandsfähiger macht. Gerne würden wir unser
Winterfutter selbst herstellen, aber uns fehlen das Land, das Wissen und die Technologie.

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Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil

Den Grasschnitt der Blumenwiesen verarbeiten wir zu Mulch, Kompost und auch zu Heu für
unsere Kleintiere. Das Ziel unserer Blumenwiesen ist eine möglichst grosse Artenvielfalt zu
erreichen, dabei sind wir dankbar für die Beratung durch Johannes Burri (UFA Wildblumen
Berater, 058 433 76 43), welcher sich mit den Samen und deren Bedingungen, besonders
rund um die Bienenweide und Magerblumenwiesen, sehr gut auskennt. Eine wichtige
Komponente im Thema Bienenweide sind die Sträucher, Beeren und Bäume. So haben wir
mit der Pflanzung von Kupfer-Felsenbirnen, Weißdorn, Schneebeeren, Berberitzen,
Fingersträuchern, Weiden, Linden, Edelkastanien, Apfel-, Quitten-, Kirsch-, und Birnbäumen
begonnen.

3.5   Nährstoffkreisläufe / Nährstoffbilanz

Wie bereits oben erwähnt, versuchen wir mit möglichst geschlossenen Kreisläufen zu
arbeiten. Wir verwenden Kompost, Gründüngung und höchstens beim Aufbau von Hügeln
oder Hochbeeten wird von aussen Mist zugeführt. Bis jetzt brauchten wir keinen ÖLN und
keine Swiss- oder Nährstoffbilanz. Aus der Sicht der Permakultur gibt es einige
Fragezeichen zur Swiss Bilanz, da bei dieser Berechnung nur darauf geachtet wird wieviel
von dem ausgebrachten Dünger pflanzenverfügbar ist. Der Ausnutzungsgrad liegt je nach
Kultur bei ca. 50%. Der Aspekt Boden wird nicht wirklich beachtet, da bei jeder Düngung
doch einiges mehr an Stickstoff, Phosphor, Kalzium, Magnesium und diversen andern
Mineralien und Schwermetallen in den Boden gelangen, welche die Pflanzen nicht
aufnehmen können. Über die Jahre werden sich diese Stoffe irgendwo ansammeln. Die
Frage bleibt, wieviel können die Bodenlebewesen über die Jahre konstruktiv verarbeiten, wo
sammeln sich Schwermetalle an, ab wann verliert der Boden sein biologisches
Gleichgewicht, wieviel Bodenverdichtung durch Maschinen mag es noch leiden, bis die
Kapillarwirkung an einen kritischen Punkt kommt.

Wenn sich die Situation ergibt, Landwirtschaftsland zu pachten oder zu kaufen, dann würde
ich mich zuerst mit dem Landwirtschaftsamt in Verbindung setzten, um mich gut beraten zu
lassen, wie wir mit den Böden weitermachen könnten. Dabei geht es uns um Nachhaltigkeit,
um mit den Böden und Pflanzen möglichst optimal umzugehen.

3.6   Hofdüngermanagement / Düngungsplanung

Solange wir keinen eigenen Landwirtschaftsbetrieb haben und nur als Imkerei arbeiten,
brauchen wir kein Hofdüngermanagement und auch keine Düngungsplanung.

3.7   Futterproduktion

Es wäre schön, selbst die Zuckerrüben anzubauen, um für die Bienen genügend Zucker für
den Winter zu haben. Für ein Kilogramm Zucker müsste 1m2 mit Zuckerrüben bepflanzt
werden (mein-suedzucker.de). D.h. für unsere 50 Bienenvölker bräuchten wir grosszügig
gerechnet bis zu 750 Kg Zucker, was einer Fläche von 750 m2 entspricht. Möchten wir einen
solchen Ertrag mit Permakultur (Mischkulturen) hinkriegen, kämen wir schnell an die
Grenzen unserer Möglichkeiten. Da für den Anbau dieser Menge Zuckerrüben in
Mischkulturen ca. 3 ha Land bewirtschaftet werden müssten. Bei solchen Überlegungen wird
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Schriftliche Arbeit DZ Kurs 2019-2020 / Beno Kehl Balterswilerstr. 7 CH-8360 Wallenwil

man schnell wieder dankbar für die moderne Landwirtschaft, da Zuckerrübenanbau einiges
an Maschinen und Düngung gebrauchen. Pro Hektare benötigt es einiges an
pflanzenverfügbaren Dünger. N 90kg, P 45kg, K 150kg, MG 23kg was ungefähr 46m3
Vollgülle von 2 Milchkühen entspricht. Es gibt da unterschiedliche Tabellen mit den Werten
von Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium, aber da nur ungefähr die Hälfte
pflanzenverfügbar ist, braucht es die doppelte Menge an Gülle, was wiederum die Frage
aufwirft, wie geht der Boden langfristig mit diesen Mengen um, auch wenn eine Fruchtfolge
eingehalten wird.

3.8   Bodendiversität / Vernetzung BFF

Im Umkreis unserer Bienenstandorte sind wenige Biodiversitätsförderflächen Qualitätsstufe I
(BFF Q I Fläche TG) BFF-Typ 611. Es sind extensiv genutzte Wiesen und ganz wenige BFF-
Typ 617 extensiv genutzte Weiden. Ebenso hat es im Flugradius der Bienen ganz wenig
Biodiversitätsförderflächen Qualitätsstufe II z.T. mit Obstbäumen.
Alle Bienenstandorte sind am Rande oder mitten in den Vernetzungskorridoren.

Art E Vernetzung Nr. 446 in Wängi
Art D Vernetzung Nr. 480 in Balterswil
Art B Vernetzung Nr. 481 in Au Fischingen
Das ist für die Bienenweide eigentlich ein gutes Zeichen aber ab dem 15. Juni wird es wieder
eng für die Bienen, da sonst alles intensiv genutztes Landwirtschaftsgebiet ist.

(Abbildung 20)           (Abbildung 21)                      (Abbildung22)                   (Abbildung 23)

3.9   Ackerkulturen und Fruchtfolge

Die Fruchtfolgen für Bienenweide heisst eher die Trachtfolge für den Imker. Im Anhang sind
für jeden Monat die wichtigsten Pflanzen, die als Bienenweide bekannt sind, aufgeführt. Der
Blühkalender zeigt auf, wann welche Pflanzen Pollen und Nektar spenden. Die Blühperioden
können je nach Wetter bis um einen Monat oder manchmal auch etwas mehr variieren.
Gewisse Pflanzen haben längere Blühphasen und reichen in den nächsten oder
übernächsten Monat oder blühen sogar über mehrere Monate hinaus. Viele dieser Pflanzen
sollen nach Möglichkeit im Projekt «Jahreskreis» im Buntä-Chilä-Gartä noch im Jahr 2020
angesiedelt werden. Die meisten Angaben sind aus dem Blühkalender vom Honigmacher
(die-honigmacher.de). Der Anhang mit Bild und lateinischem Namen soll uns auch als
Hilfsmittel und Nachschlagewerk für das Projekt dienen. (Anhang 1)
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