Total Tax Contribution - Oder warum Schweizer Unternehmen eine zentrale Rolle als Steuerzahler und Steuereinzieher spielen.
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www.pwc.ch/ttc Total Tax Contribution Oder warum Schweizer Unternehmen eine zentrale Rolle als Steuerzahler und Steuereinzieher spielen. Diese Studie erläutert, wie viel Steuern grosse Unternehmen in der Schweiz zahlen und einziehen. Und was dies für die Finanzierung des Schweizer Staats bedeutet.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für beide Geschlechter. Gewisse Schlüsselbegriffe sind bewusst in Englisch gehalten, da dies dem Usus der Branche entspricht. Herausgeber: PricewaterhouseCoopers AG, Geschäftsbereich Steuern, Birchstrasse 160, 8050 Zürich Konzept und Gestaltung: PwC AG, Zürich Text: dietexterin.ch, Zürich Druck: Zofinger Tagblatt 3’000 Exemplare in Deutsch und Englisch (Vollversion) sowie Französisch (Kurzfassung) Bestellung von Gratisexemplaren: sonja.jau@ch.pwc.com oder marialuisa.leanza@economiesuisse.ch © 2012 PwC. All rights reserved. “PwC” refers to PricewaterhouseCoopers AG, which is a member firm of PricewaterhouseCoopers International Limited, each member firm of which is a separate legal entity.
Inhalt. 1 Vorwort. 4 2 Auf den Punkt gebracht. 5 3 Das TTC-Konzept. 6 3.1 Grundsätzliches 6 3.2 «Steuern» nach TTC 6 3.3 Die Kerngrössen und was sie bedeuten 7 3.4 Die fünf P 8 4 Ergebnisse und Aha-Effekte. 9 4.1 Unternehmen als Steuerzahler 9 4.2 Was die TTC-Studienteilnehmer beitragen 10 4.3 Mehr als Gewinnsteuern 13 4.4 Und ausserdem 15 4.5 Die Krise und ihre Folgen 16 4.6 Steuereinzieher für den Staat 21 5 Schlüsselfaktor Transparenz. 23 5.1 Eine neue Sensibilität 23 5.2 Diverse Initiativen 23 5.3 In Aufgaben und Lösungen gedacht 23 5.4 Praxis mit Bestnoten 24 6 So sieht es die Wirtschaftspolitik. 25 6.1 Unternehmen sind unverzichtbare Stützen – auch in der Krise 25 6.2 Steuer- und Finanzpolitik als Standortfaktoren pflegen 25 6.3 Vielfalt begünstigen, Industriepolitik verhindern 26 6.4 Arbeitsplätze sichern, Reformen vorantreiben 26 7 So sieht es die Wissenschaft. 27 7.1 Unternehmensbesteuerung und Steuerwettbewerb: Perspektiven für die Schweiz 27 8 Anhang. 32 8.1 Das TTC-Studiendesign 35 8.2 Studienteilnehmer 35 8.3 Die Total Tax Rate 36 8.4 Kleines Glossar 38 8.5 Lesens- und wissenswert 39 8.6 Gerne für Sie da 40 Total Tax Contribution 3
1 Vorwort. Liebe Leserinnen und Leser Steuern sind ein Dauerthema – und in ihrer Vielfalt kaum zu überblicken. So ist der wahre Umfang des Steuerbeitrags von Unternehmen eigentlich kaum bekannt. Ihnen als Unternehmer, Medienschaffende oder Politiker soll die vorliegende Studie erläutern, wie viel Steuern die Schweizer Unternehmen wirklich bezahlen – gerade die grossen. Um dies zu eruieren haben wir von PwC das Konzept der Total Tax Contributi- on (TTC) entwickelt und gemeinsam mit economiesuisse die vorliegende Studie durch- geführt. Das TTC-Konzept berücksichtigt alle Steuerarten und sämtliche Funktionen, die ein Unternehmen als Steuereinzieher für den Fiskus wahrnimmt. Und es betrachtet die Thematik aus einer ganzheitlichen Perspektive. Unsere Studie bietet Ihnen als Unternehmer eine Grundlage, mit der Sie Ihre eigentli- che Steuerleistung transparent kommunizieren können. Sie hilft, Entscheidungen zur geeigneten Standortwahl nicht nur auf aufgrund des Gewinnsteuersatzes zu fällen. Für Investoren, Journalisten und die Öffentlichkeit schafft die Erhebung ein differen- ziertes Verständnis der Steuermechanismen in der Schweiz. Und unseren Politikern gibt sie ein Fundament von Fakten, auf dem sich ein standortattraktives Steuersystem optimieren und weiterentwickeln lässt. Mit der fortschreitenden Globalisierung ist der internationale Druck, das Schweizer Unternehmenssteuerrecht anzupassen, gestiegen. Welche Optionen sich für die Schweiz im internationalen Kontext auftun, nehmen wir aus einer wissenschaftlichen Perspektive unter die Lupe. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und freuen uns auf eine angeregte Diskussion. Dr. Markus R. Neuhaus Dr. Pascal Gentinetta PwC economiesuisse 4 Total Tax Contribution
2 Auf den Punkt gebracht. 1. Grosse Kapitalgesellschaften sind noch grössere Steuerzahler – und damit unverzichtbare Stützen des Staats. 2. Die Unternehmen ziehen für den Fiskus einen beachtlichen Teil der Steuern ein. 3. Die Steuereinzugsfunktion kostet die Unternehmen doppelt: Geld und Risiko. 4. Gerade in der Krise wirken gewinnunabhängige Steuerarten auf die Staatsfinanzen stabilisierend. 5. Die Vielfalt der Branchen stabilisiert die Steuereinnahmen. 6. Für die Unternehmen heisst die Aufgabe der Zukunft: Transparenz. 7. Das steuerpolitische Terrain muss weiter gepflegt werden, damit Staat und Wirtschaft auch künftig florieren können. Total Tax Contribution 5
3 Das TTC-Konzept. 3.1 Grundsätzliches Auch die Weltbank hat das TTC-Konzept übernommen, um die Steuerbelastung Das Konzept der Total Tax Contribution eines durchschnittlichen KMU-Muster (TTC) bildet eine ganzheitliche Steuer unternehmens in 185 Ländern in ihrem betrachtung ab. Es hilft Ihrem Unterneh- jährlichen Report «Paying Taxes 2013» men, Ihre gesamten Steuerzahlungen zu vergleichen1. innerhalb einer bestimmten Periode zu messen und darzustellen. Dieses Modell Mehr zum Studiendesign der vorliegen- wurde von PwC mit dem Ziel entwickelt, den TTC-Erhebung lesen Sie im Anhang mehr Transparenz und damit ein besseres in Kapitel 8.1. Verständnis des Steuerbeitrags von Unternehmen an die Finanzierung des Staats zu schaffen. 3.2 «Steuern» nach TTC Das TTC-Konzept liefert ein anschauli- Das TTC-Konzept richtet seinen Fokus auf ches Bild über die effektive Gesamtsteuer- tatsächlich geleistete Steuerzahlungen. belastung von Schweizer Unternehmen. Als «Steuer» gemäss TTC gelten jene Die Resultate und Erkenntnisse sind Zahlungen, sowohl für Ihr Management und Ihre • die an den Staat (Bund, Kantone oder Mitarbeiter als auch für Investoren und Gemeinden), staatliche Organisationen die Öffentlichkeit von Interesse. oder an direkt dem Staat unterstellte Institutionen, inklusive Einrichtungen Das TTC-Konzept kommt rund um den der sozialen Vorsorge, in der Schweiz Erdball zur Anwendung. Denn damit zu leisten sind, lassen sich Steuerzahlungen und die • die obligatorisch sind, entsprechenden Kennzahlen länder • für die keine direkt zuordenbare übergreifend vergleichen – losgelöst von Gegenleistung beansprucht werden der Komplexität des Steuersystems der kann und einzelnen Staaten. So wurden TTC- • die zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben Studien in Australien, Belgien, Grossbri- erhoben werden. tannien, Indien, Kanada, den Niederlan- den, Südafrika und den USA durch Diese Definition weicht von derjenigen geführt. In weiteren Ländern sind ab, die die Eidgenössischen Steuer TTC-Studien in Arbeit. verwaltung (ESTV) verwendet. Es kann deshalb zu Unterschieden kommen: So zählen etwa AHV- und Arbeitslosen versicherungsbeiträge nach der TTC- Sichtweise als staatliche Zwangsabgaben zu den Steuern, während die ESTV sie als «Kausalabgabe» sieht. 1 Vgl. www.doingbusiness.org Ô Reports Ô Paying Taxes 2013: jährliche Studie über die Gesamtsteuerbelastung in 185 Ländern, die PwC in Zusammenarbeit mit der Weltbank herausgibt 6 Total Tax Contribution
Abbildung 1: Die Elemente Einige Steuerarten können sowohl eine des TTC-Konzepts Tax borne als auch eine Tax collected sein, so etwa die Sozialversicherungsbei- träge. Darüber hinaus kann eine Steuer Total Tax Contribution beim einen Unternehmen eine Tax borne Gesamtsteuerzahlungen an den Staat und beim anderen eine Tax collected darstellen, zum Beispiel die Stempelabga- be auf Versicherungsprämien. Als Compliance-Kosten gelten nach dem Taxes TTC-Modell alle internen und externen Taxes Kosten, die im Unternehmen für die collected borne Administration der einzelnen Steuern Für den Staat «Getragene «eingezogene» anfallen – ganz gleich, ob für die Taxes Steuern» Steuern borne oder Taxes collected. Die Höhe der Compliance-Kosten zeigt, wie komplex oder effizient ein Steuersystem funktio- niert (mehr dazu erfahren Sie in Kapitel Compliance-Kosten 4.6.2). Aufwand für die Erfüllung der Steuerpflicht Die Total Tax Contribution (TTC) in absoluten Zahlen geht aus der Summe von Taxes borne und Taxes collected 3.3 Die Kerngrössen und den administrativen Aufwand und das hervor und beschreibt damit sämtliche im was sie bedeuten Fehlerrisiko, die daraus hervorgehen. Zu Geschäftsjahr geleisteten Steuerzahlun- den Taxes collected gehören: gen des Unternehmens. Das TTC-Konzept unterscheidet zwischen • Arbeitnehmerbeiträge an die Sozialver- sogenannten Taxes borne und Taxes sicherungen Die Total Tax Rate (TTR) misst die collected. • Verrechnungssteuer effektive Gesamtsteuerbelastung eines • Mehrwertsteuer Unternehmens. Sie vergleicht die Summe Taxes borne sind Zahlungen, die das • Lohnquellensteuer ALLER Taxes borne mit dem Gewinn vor Unternehmen selber als Steuersubjekt • EU-Zinsbesteuerung deren Abzug. Hier ein Rechenbeispiel aufwandwirksam trägt und die die Höhe • usw. zum besseren Verständnis: des Gewinns nach Steuern beeinflussen. Zu den Taxes borne gehören: • Gewinnsteuer Abbildung 2: Alle Taxes borne im Verhältnis zu den Taxes borne vor Gewinnsteuern für ein • Kapitalsteuer Durchschnittsunternehmen (Datenbasis: 2011) • Nicht rückforderbare Mehrwertsteuer • Arbeitgeberbeiträge an die Sozialversi- Position Berechnung in TCHF cherungen Gewinn vor Taxes borne a 97’743 • Grundstückgewinnsteuer Sonstige Taxes borne b 18’708 • Emissionsabgabe Gewinn vor Gewinnsteuern a–b=c 79’035 • Liegenschaftssteuer • Handänderungssteuer Gewinnsteuern d 12’472 • usw. Gewinn nach Steuern c–d=e 66’563 Taxes borne b+d=f 31’180 Taxes collected sind Zahlungen, die das TTR f/a 31.9% Unternehmen von Dritten einzieht und an den Staat weiterleitet. Sie sind reine Durchlaufposten, stellen also keine finanziellen Kosten für das Unternehmen dar und beeinflussen dessen Ergebnis nicht. Das Unternehmen trägt allerdings Total Tax Contribution 7
3.4 Die fünf P Abbildung 3: Übersicht über die wichtigsten Steuerarten und -kategorien Die Taxes borne und Taxes collected Taxes borne Taxes collected lassen sich in weitere Unterkategorien Gewinnsteuern Verrechnungssteuer Profit taxes aufteilen, in die sogenannten fünf P für Verrechnungssteuer EU-Zinsbesteuerung «Profit», «Property», «People», «Product» und «Planet»: Grundstückgewinnsteuer • Profit: Steuern basierend auf Gewinn- grössen. Kapitalsteuer Stempelabgaben Property taxes • Property: Steuern, die auf dem Stempelsteuer Eigentum und der Eigentumsübertra- Liegenschaftssteuer gung von Vermögen erhoben werden. Motorfahrzeugsteuern • People: Steuern im Zusammenhang Wasserfahrzeugsteuern mit den Mitarbeitern. • Product: Steuern, die auf die Produkti- Sozialabgaben (Arbeitgeber) Lohnquellensteuer People taxes on, den Verkauf und die Verwendung Sozialabgaben von Gütern und Dienstleistungen und (Mitarbeiter) deren Leistungsaustausch entrichtet werden. • Planet: Steuern, die mit Umweltbelas- Nichtrückforderbare MWST MWST (netto) tung zu tun haben. Stempelabgabe auf Stempelabgabe auf Versicherungsprämien Versicherungsprämien Product taxes Die Gliederung nach den 5 P verfeinert Einfuhrzölle Einfuhrzölle die Resultate des TTC-Konzepts und Steuern i. Z. m. Glücksspielen Alkohol- und Tabaksteuern ermöglicht eine einfach nachvollziehbare Monopolgebühren Übrige Steuern Betrachtung des gesamten unternehmeri- Kantonale Stempelsteuern schen Steuerbeitrags. Die vorliegende Studie macht deutlich, dass nicht nur Registerabgabe die Kategorie «Profit» – also die Gewinn- Übrige Steuern steuern – substanzielles Steuersubstrat Mineralölsteuer Mineralölsteuer Planet taxes liefert, sondern dass wesentliche Beträge LSVA Motorfahrzeugsteuer auch aus anderen Bereichen stammen. CO2-Abgabe Die folgende Tabelle zeigt, wie sich Taxes borne und Taxes collected in die fünf Unterkategorien gliedern. 8 Total Tax Contribution
4 Ergebnisse und Aha-Effekte. 4.1 Unternehmen als Abbildung 4: Zusammensetzung der steuerlichen Staatseinnahmen 2010 (in CHF) Staatseinnahmen Steuern in CHF Steuerzahler Gerade juristischen Personen wird nachgesagt, aufgrund von Steueroptimie- rungen zu wenig Steuern zu zahlen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Von den Staatseinnahmen inklusive Sozialversicherungen: 54 Mrd. Sozialversicherungen von rund 197 Mrd. Total Verrechnungssteuer: 21 Mrd. Franken (2010) fliessen mehr als Übrige Steuern: 122 Mrd. 55% durch diese Unternehmen. Etwas 197 Mrd. Total Staatseinnahmen: 197 Mrd. weniger als die Hälfte davon tragen sie selbst, den Rest ziehen sie für den Staat ein. Diese Steuereinzugsfunktion ist mit Risiken verbunden: Geschehen dabei Fehler, muss meistens das Unter- nehmen dafür geradestehen, da es den Fehlbetrag nachträglich selten auf den Steuerschuldner überwälzen kann. Mehr als 55 % der Davon Staatsfinanzierung laufen 114 Mrd. von über Unternehmen. juristischen Personen Überraschend ist, dass die Steuern (inklusive Sozialversicherungen) der juristischen Personen sehr einseitig auf die verschiedenen Gebietskörperschaften verteilt sind. Mehr als 88 % Total Total betreffen den Bund und die staatlichen Sozialversiche- 114 Mrd. 114 Mrd. rungen. Lediglich rund 12 % entfallen auf die Kantone und Gemeinden. Bund: 47 Mrd. Sozialversicherungen: 54 Mrd. Zwischentotal Eidgenossenschaft: 101 Mrd. Kantone: 8.5 Mrd. Taxes borne: 53 Mrd. Gemeinden: 4.5 Mrd. Taxes collected: 61 Mrd. Total: 114 Mrd. Total: 114 Mrd. Total Tax Contribution 9
4.2 Was die TTC- Die TTC-Studienteilnehmer tragen rund Die 57 Studienteilnehmer leisten also Studienteilnehmer 4 % der Beiträge von juristischen Perso- einen bedeutenden Beitrag an die nen in der Schweiz. Zusätzlich ziehen sie Steuereinnahmen von Bund, Kantonen beitragen für den Staat nicht weniger als 6.3 % der und Gemeinden. Ihre durchschnittliche An der aktuellen TTC-Studie haben 57 gesamten Steuern von Kapitalgesellschaf- TTC 2011 beträgt 95 Mio. Franken pro Grossunternehmen teilgenommen. Sie ten ein. Insgesamt fliessen damit 10.3 % Gesellschaft (siehe Abbildung 6). Dies ist repräsentieren von den rund 295’000 der Steuerzahlungen von juristischen mehr als 250 Mal mehr als der Beitrag (Stand 2009) Kapitalgesellschaften in der Personen durch unsere Studienteilneh- einer durchschnittlichen Schweizer Schweiz 123 Gesellschaften, also weniger mer an den Schweizer Staat. Durch die Kapitalgesellschaft. Die fünf grössten als 0.1 % (Details zum Studiendesign Lohnzahlungen bewirken die Studienteil- Studienteilnehmer tragen im Durch- siehe Kapitel 8.1). Dies scheint auf den nehmer weitere 3.1%. schnitt 1.287 Mrd. Franken bei oder mehr ersten Blick wenig. Dennoch fliessen rund als 3’300 Mal mehr als ein Schweizer 7.7 % der gesamten Steuerzahlungen von Durchschnittsunternehmen. rund 197 Mrd. Franken und rund 10.3 % der Beiträge von juristischen Personen von rund 114 Mrd. Franken durch die Abbildung 5: Beitrag der Studienteilnehmer an die staatlichen Steuereinnahmen Gesellschaften der Studienteilnehmer in Mrd. (Datenbasis: 2011). 20 Wenige tragen CHF 3.3 Mrd. ausnehmend viel. 15 In absoluten Zahlen beläuft sich der CHF 3.5 Mrd. Gesamtsteuerbeitrag (inkl. Sozialversi- cherungsbeiträge) der Studienteilnehmer auf 15.2 Mrd. Franken. 4.5 Mrd. Franken CHF 7.2 Mrd. der gesamten Steuerbeiträge der Studien- 10 teilnehmer entfallen auf die Taxes borne, 7.2 Mrd. Franken der Steuerbeiträge auf die Taxes collected. Dies bedeutet, dass CHF 11.7 Mrd. entsprechen ein Unternehmen im Jahr 2011 für jeden 5 10.3% Steuerfranken, den es zulasten seines CHF 4.5 Mrd. Gewinns bezahlt, zusätzlich noch einmal 1.60 Franken von Dritten an die Steuerbe- In % Staatseinnahmen JP hörden weiterleitet. Ausserdem bewirken 0 die Studienteilnehmer 3.5 Mrd. Franken Taxes borne Taxes collected Bewirkte PK (AG- und Einkommenssteuern durch Lohnzahlun- Einkommenssteuern AN-Beiträge) gen an ihre Mitarbeiter. 10 Total Tax Contribution
Die Schweizer Unternehmen haben im Abbildung 6: Durchschnittliche TTC der Studienteilnehmer Jahr 2011 im Durchschnitt je 179’000 Top 5 Restliche Teilnehmer Franken Steuern getragen – unsere Studienteilnehmer 36 Mio. Franken (im in Mrd. Durchschnitt pro Gesellschaft). Dies 2 entspricht dem über 200-Fachen der Durchschnittliche Durchschnittliche TTC einer Schweizer Schweizer Durchschnittsgesellschaft. Die TTC aller Studienteil- nehmer: Kapitalgesellschaft: fünf grössten Studienteilnehmer haben TCHF 386 durchschnittlich sogar 427 Mio. Franken CHF 95 Mio. zur gesamten Taxes borne beigetragen. 1.5 Durchschnittliche TTC der Top-5- Die Grossen leisten in Studienteilnehmer: allen Bereichen einen 1.0 CHF 1.287 Mrd. überproportionalen Beitrag an den Fiskus. 0.5 Aus der Analyse der Beiträge folgern wir: je grösser ein Unternehmen, desto grösser sein Beitrag an die Gewinnsteuern – und überproportional sein Beitrag an die 0 übrigen Steuern. Dies lässt sich auch am Beispiel der Direkten Bundessteuer veranschaulichen: Zu den rund 8 Mrd. Abbildung 7: Durchschnittlicher Beitrag der Studienteilnehmer an die Taxes borne Franken (2011) Direkte Bundessteuer von juristischen Personen haben alleine die Top 5 Restliche Teilnehmer TTC-Studienteilnehmer 1 Mrd. Franken in Mrd. beigesteuert, also 12.5 %. 0.6 Durch- schnittliche Taxes Unter den rund 295’000 (Stand 2009) Durchschnittliche Taxes Borne aller borne einer Schweizer Kapitalgesellschaften der Schweiz Kapitalgesellschaft: 0.5 Studienteilnehmer: befinden sich viele Kleinunternehmen CHF 36 Mio. TCHF 179 und inaktive Firmen. Rund 154’000 Kapitalgesellschaften zahlen gar keine 0.4 Durchschnittliche Gewinnsteuern, sei es, weil sie Verluste Taxes Borne der Top-5- (oder Verlustvorträge) ausweisen oder Studienteilnehmer: inaktiv sind. Die restlichen 141’000 0.3 CHF 427 Mio. (gewinnbringenden) Kapitalgesellschaf- ten zahlen im Durchschnitt 54’000 0.2 Franken Direkte Bundesteuern, während die Studienteilnehmer im Durchschnitt je 8 Mio. Franken zahlen – also 148 Mal 0.1 mehr als das Durchschnittsunternehmen. 0 Total Tax Contribution 11
Abbildung 8: Bedeutung der Abbildung 9: Beitrag der börsenkotierten Unternehmen Studienteilnehmer als Arbeitgeber. Anteil Taxes borne Bewirkte Einkommens- Mitarbeiter Lohnsumme TTC steuer 47.3% 45.6% 45.1% 40.2% 26% 52.7% 54.4% 54.9 % 59.8% Beitrag aller Studien- Beitrag börsenkotierte Unternehmen: 3.35 Mrd. teilnehmer: Beitrag nicht börsenkotierte Top 5 Restliche Teilnehmer CHF 4.5 Mrd. Unternehmen: 1.15 Mrd. Total Studienteilnehmer: 4.50 Mrd. Die grossen Unternehmen tragen dem- 74% nach die Hauptlast der Direkten Bundes- steuer von juristischen Personen. Diese Situation ist durchaus vergleichbar mit Anteil Taxes collected derjenigen der natürlichen Personen: Auch hier trägt eine kleine Gruppe reicher Steuerzahler den Hauptanteil der 23% Direkten Bundesteuern. Grosse Unternehmen Beitrag aller Studien- Beitrag börsenkotierte sind unverzichtbare Arbeit- teilnehmer: Unternehmen: 9.0 Mrd. geber – und sorgen dafür, CHF 11.7 Mrd. Beitrag nicht börsenkotierte Unternehmen: 2.7 Mrd. dass die Einkommenssteuer Total Studienteilnehmer: 11.7 Mrd. fliesst. 77% Bei den TTC-Studienteilnehmern fallen die fünf grössten Unternehmen auf. Diese Top 5 beschäftigen knapp 99’000 Mitarbeiter, was einem Anteil von 52.7 % der Mitarbeiter aller Studienteil- grossen Teil davon für den Staat ein – nehmer entspricht. Weiter zahlen sie sowohl Gewinnsteuern als auch übrige ihren Mitarbeitern Löhne von 12.1 Mrd. Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Franken oder 54.4 % der von allen Die fünf grössten Studienteilnehmer Studienteilnehmern bezahlten Löhne. zeichnen sich durch ihren progressiven Diese Lohnzahlungen bewirken über Anteil aus. 2 Mrd. Franken Einkommenssteuern von den Mitarbeitern, was einem Anteil Auch die 31 schweizerischen börsenko- von 59.8 % im Verhältnis zu allen tierten Unternehmen unter den Studien- Studienteilnehmern entspricht. teilnehmern machen die Bedeutung der grossen Unternehmen deutlich. Von den Die vorliegenden Auswertungen zeigen: insgesamt 4.5 Mrd. Franken Taxes borne Die Studienteilnehmer und noch andere der 57 Studienteilnehmer tragen sie rund Schweizer Grossunternehmen tragen 3.35 Mrd. Franken, was einem Anteil von einen überproportionalen Anteil an 74 % gleichkommt. Von den insgesamt Steuern beziehungsweise ziehen einen 11.7 Mrd. Franken Taxes borne und Taxes collected der Studienteilnehmer stam- men rund 9 Mrd. Franken oder 77 % von den börsenkotierten Unternehmen. 12 Total Tax Contribution
4.3 Mehr als Abbildung 10: Taxes borne 2011, aufgeteilt nach den 5 P Gewinnsteuern 65% 4.3.1 Analyse der Taxes borne Meistens wird die Steuerschuld über die 55% Gewinnsteuer definiert. Tatsache ist: 45% Neben den Gewinnsteuern machen die 44% anderen Steuern einen Anteil von fast 35% 38% 60 % am Gesamtsteuerertrag juristischer Personen aus. Dabei sind die mitarbeiter- 25% bezogenen Steuern und Abgaben mit rund 38 % die zweitgrösste Kategorie. 15% 13% Mitarbeiterbezogene Steuern tragen viel 5% 5% 0.8% zu den gesamten Steuerzahlungen bei. Profit Property People Product Planet Davon zeugt der grosse Anteil von Steuern in der Kategorie «People». Den Hauptan- teil machen hier die Sozialversicherungs- Unsere Studienteilnehmer wurden weder beiträge aus (Arbeitgeberbeiträge). durch die CO2-Abgabe noch durch Mineralölsteuer oder die leistungsabhän- Die Kategorie «Planet», also die umwelt- gige Schwerverkehrsabgabe besonders bezogenen Steuern, umfasst einen sehr stark belastet. Umweltfreundliche, geringen Anteil der Taxes borne. Zu den lohnintensive Unternehmen verzeichnen wichtigsten Steuern dieser Kategorie bei der CO2-Abgabe oft eine höhere zählen die leistungsabhängige Schwer- Rückerstattung als Belastung. verkehrsabgabe, die Mineralölsteuer und die CO2-Abgabe. Für die Studienteilneh- 4.3.2 Analyse der Taxes collected mer kommen diese Steuerarten jedoch Die Betrachtung der Taxes collected lässt kaum zum Tragen. zwei Schlussfolgerungen zu: Fast 60 % der Beitragslast Einerseits übernehmen Schweizer von juristischen Unternehmen eine zentrale Steuerein- zugsfunktion bei der Mehrwertsteuer, der Personen entfallen auf Verrechnungs- und Lohnquellensteuer. gewinnunabhängige Die Kategorie «Product» (also insbesonde- Steuerarten. re die Mehrwertsteuer) in Abbildung 11 ist deshalb negativ dargestellt, weil die an Die CO2-Abgabe ist als Lenkungsabgabe Lieferanten bezahlte Vorsteuer auf dem konzipiert. Das heisst, dass sie zu zwei Exportumsatz zurückerstattet wird. Diese Dritteln an die Unternehmen und an die Besonderheit geht aus der Tatsache Bevölkerung zurückfliesst. Der Rest wird hervor, dass sich an der Studie Unterneh- für energetische Gebäudesanierungen men mit einem hohen Exportanteil eingesetzt. Die Rückerstattung an die beteiligt haben. Allerdings handelt es sich Unternehmen ist an die AHV-Lohnsum- hier nicht um eine Subvention der me gekoppelt. Exporte, da diese im Bestimmungsland der lokalen Mehrwertsteuer unterworfen sind. Total Tax Contribution 13
Zum anderen fällt bei den Taxes collected Abbildung 11: Taxes collected 2011, aufgeteilt nach den 5 P der grosse Anteil in der Kategorie «Profit» auf. Der Grund dafür ist die Verrech- 65% nungssteuer. Diese bringen die Studien- 55% 61% teilnehmer auf den ausbezahlten Dividen- den in Abzug und liefern sie dem Bund ab. 45% Im Weiteren ziehen die Banken Verrech- 35% nungssteuern auch auf Zinsen ab und zahlen sie dem Bund. Inländische 25% 25% Steuerpflichtige können die Verrech- 15% nungssteuer vollständig, aber unverzinst zurückfordern. Ausländische Empfänger 5% 7% 0% können sie auf Dividenden und Zinsen je –7% nach Rechtsform, Steuerdomizil des –5% Empfängers und anwendbarem Doppel- Profit Property People Product Planet besteuerungsabkommen ganz oder zumindest teilweise zurückfordern. Abbildung 12: TTR eines Durchschnittsunternehmens (Median) Das am 1. Januar 2011 eingeführte 2010 2011 Kapitaleinlageprinzip ermöglicht Taxes borne 26’798 31’180 den Unternehmen, nicht nur wie früher Taxes collected 38’983 33’003 den Nominalwert, sondern grundsätzlich das gesamte Eigenkapital, das von TTR 25.8% 31.9% den Aktionären stammt und nach dem Mitarbeiter 1’355 1’348 1. Januar 1997 einbezahlt wurde, Stat. Gewinn 115’182 106’182 steuerneutral an diese zurückzuzahlen. Damit entfällt die frühere – steuer systematisch falsche – unterschiedliche Steuern, die gewinnunabhängig sind, Behandlung von Nominalkapital und wirken sich für die Unternehmen wie «fixe weiteren Kapitaleinlagen (Agio). Die Einführung dieses Prinzips beeinflusste Kosten» aus. Gewinnsteuern hingegen bei den Studienteilnehmern die Verrech- gehen mit dem Konjunkturverlauf mit. nungssteuerzahlungen insgesamt kaum. 4.3.3 Analyse der TTR Die höhere TTR bei gesunkenem statuta- Die Total Tax Rate (TTR) beschreibt wie rischem Gewinn in Abbildung 12 ist wie in Kapitel 3 erläutert das Verhältnis von folgt zu erklären: Die effektive Steuerlast Taxes borne zum Gewinn vor Taxes der Unternehmen ist massiv grösser borne. Abbildung 12 illustriert, dass die als die der Gewinnsteuer allein. Letztere TTR für ein Schweizer Durchschnittsun- reagiert auf den Konjunkturverlauf ternehmen leicht gestiegen ist und volatil. Die nicht gewinnabhängigen deutlich über dem durchschnittlichen Steuerkategorien hingegen verhalten sich Gewinnsteuersatz der Schweiz von zirka ähnlich wie «fixe Kosten». In Zeiten 21 % liegt2. Oder anders gesagt: Die abnehmender Gewinne drücken sie die Unternehmen bezahlen deutlich mehr als TTR der Unternehmen in die Höhe – nur Gewinnsteuern. und wirken für den Staat stabilisierend (siehe dazu auch Anhang, Kapitel 8.3). 2 Quelle: economiesuisse, Faktenblatt Unternehmenssteuerreform III. 14 Total Tax Contribution
Abbildung 13: TTR im internationalen Vergleich Corporate income tax Labour taxes Other taxes borne 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Kanada Schweiz Niederlande Luxemburg Indien Schweiz inkl. PK Australien USA Grossbritannien Belgien Japan Gewinnen im selben Jahr zwischen Im internationalen TTR-Vergleich liegt verschiedenen Konzerngesellschaften. Da die Schweiz unter dem Durchschnitt. Hier die Gruppenbesteuerung in der Schweiz gilt es zu beachten, dass die Altersvorsor- nicht möglich ist, haben TTC-Teilnehmer ge in der Schweiz im Vergleich zu vielen mit Gewinnen und Verlusten bei verschie- anderen Staaten anders geregelt ist. Diese denen Konzerngesellschaften im selben kennen lediglich eine und nur eine Jahr in der Schweiz im Schnitt insgesamt staatliche Altersvorsorge, während es in 97 Mio. Franken Gewinnsteuern bezahlt. der Schweiz neben der AHV auch noch Diese Steuerlast würde bei einer Grup- die Pensionskassen gibt. In die TTR-Be- penbesteuerung gerade noch 6.4 Mio. rechnungen fliessen jedoch lediglich die Franken wiegen. Dies zeigt, dass schwei- staatlichen Zwangsabgaben (also die zerische Unternehmungen in Bezug auf AHV, IV, EO, ALV etc.), nicht aber die den konsolidierten Konzernabschluss Pensionskassenzahlungen ein. Damit oftmals überbesteuert werden. wird die TTR der Schweiz tendenziell zu tief ausgewiesen. Die TTC-Studie macht weiter deutlich, dass gewinnunabhängige Steuern Ausfälle bei den Gewinnsteuern auch 4.4 Und ausserdem nach oder gerade während Krisenjahren überraschend gut kompensieren. Das Bei der Analyse der Daten haben wir eröffnet einen Handlungsspielraum, um festgestellt, dass unsere Studienteilneh- beispielsweise das im internationalen mer von einer «Gruppenbesteuerung» Vergleich wenig attraktive Verlustver- profitieren würden. Eine solche erlaubt rechnungsregime oder den Beteiligungs- das Verrechnen von Verlusten mit abzug anzupassen. Die gewinnunabhängigen Steuerkategorien haben die Steuerausfälle in der Finanz- und Wirtschaftskrise gemildert. Total Tax Contribution 15
4.5 Die Krise und ihre Abbildung 14: Taxes borne der Teilnehmer beider Studien Folgen Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes borne Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat ihre in Mrd. CHF 8 Spuren vor allem bei der Gewinnsteuer der Studienteilnehmer hinterlassen3. So 7 stellen wir bei den Taxes borne und 6 collected in der Kategorie «Profit» massive Einbrüche in den Jahren 2010/2011 5 gegenüber 2007/2008 fest. Dieser Effekt 4 lässt sich hauptsächlich dadurch erklären, 3 dass die Studienteilnehmer aufgrund der Krise weniger Gewinn erwirtschaftet 2 haben und die verrechnungssteuerpflich- 1 tigen Dividenden in der Folge zurückge- gangen sind. 0 2007 2010 2011 Von der Krise bedeutend weniger oder nicht betroffen waren die Kategorien «People», «Product» und «Property». Abbildung 15: Taxes collected brutto und netto der Teilnehmer beider Studien Heisst: Diese anderen – also gewinnunab- hängigen – Bereiche spielen für die Taxes collected brutto Steuereinnahmen des Staats eine wichti- Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes collected ge, stabilisierende Rolle, gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten. in Mrd. CHF 8 Unternehmen sind auch in der Krise wich- tige Arbeitgeber. Sie stabilisieren den 7 Konsum und unterstützen die Sozialversi- 6 cherungen. 5 Bei den Taxes collected zeigt sich wegen 4 der Krise zunächst ein massiver Einbruch 3 der Steuerzahlungen. Dieser liegt hauptsächlich in einem erheblichen 2 Rückgang der Verrechnungssteuerzah- 1 lungen begründet. Er relativiert sich allerdings weitgehend, wenn man 0 2007 2010 2011 berücksichtigt, dass vom durch die Unternehmen zum Satz von 35 % abgelie- Taxes collected netto ferten Verrechnungssteuerbetrag im Ergebnis nur zirka 10 % bei der Eidgenös- Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes collected sischen Steuerverwaltung verbleiben. in Mrd. CHF Denn im Schnitt werden 90 % der 8 Verrechnungssteuer durch den Fiskus an voll- oder teilweise rückerstattungs 7 berechtigte Empfänger von Zins- oder 6 Dividendenzahlung zurückbezahlt. 5 Abbildung 15 unten zeigt den um die Rückerstattung bereinigten Verlauf 4 der Taxes collected. 3 2 3 Insgesamt haben 31 Studienteilnehmer sowohl an der ersten TTC-Umfrage im 2009 als auch an 1 der vorliegenden TTC-Umfrage 2012 teilgenommen. Die nachfolgenden Daten 0 stammen von den Unternehmen, die an beiden 2007 2010 2011 Studien teilgenommen haben. 16 Total Tax Contribution
4.5.1 Entwicklung bei den Abbildung 16: Taxes borne der Banken Banken Die Banken weisen den massivsten Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes borne Gewinnsteuereinbruch auf – die Finanz- in Mrd. CHF krise hat die Gewinnsteuereinnahmen 3.5 aus diesem Bereich ausserordentlich stark beeinflusst. Aber: Der Anteil der übrigen, 3.0 gewinnunabhängigen Steuern ist nach 2.5 wie vor erheblich; dem Staat kommt von 2.0 hier noch immer ein stattliches Steuer- substrat zu. Die derzeit tiefen Gewinn- 1.5 steuern bedeuten also nicht, dass die 1.0 Banken keine Steuern bezahlen, wie dies in den Medien gelegentlich zu lesen war. 0.5 0.0 Die Banken sind –0.5 2007 2010 2011 und bleiben potente Steuerzahler. Abbildung 17: Taxes collected der Banken Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes collected in Mrd. CHF 7 6 5 4 3 2 1 0 2007 2010 2011 Total Tax Contribution 17
4.5.2 Entwicklung bei den Abbildung 18: Taxes borne der Versicherungen Versicherungen Der Gewinnsteuerbeitrag der Versiche- Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes borne rungen ist kontinuierlich gewachsen, in Mrd. CHF trotz Krise. Allerdings haben die Versiche- 1.50 rungen mehr erarbeitete Gewinne 1.35 einbehalten. Auch die übrigen Taxes 1.20 borne sind kontinuierlich gestiegen. Die Versicherungen haben damit in der 1.05 Krise festigend gewirkt. 0.90 0.75 0.60 0.45 0.30 0.15 0 2007 2010 2011 Abbildung 19: Taxes collected der Versicherungen Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes collected in Mrd. CHF 1.50 1.35 1.20 1.05 0.90 0.75 0.60 0.45 0.30 0.15 0 2007 2010 2011 18 Total Tax Contribution
4.5.3 Entwicklung in der Abbildung 20: Taxes borne in der Pharmaindustrie Pharmaindustrie Der Steuerbeitrag der Pharmaunterneh- Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes borne men hat dank wachsendem Personalbe- stand und deutlich mehr steuerbaren in Mrd. CHF 1.50 Ausschüttungen stark zugenommen. Damit haben die Pharmaunternehmen 1.35 die Staatseinnahmen in der Krise gestützt 1.20 und gefestigt. Auffallend ist ausserdem 1.05 der grosse Exportanteil, der zu einem 0.90 hohen Vorsteuerüberhang der Mehrwert- 0.75 steuer führt (die Rückerstattung von 0.60 Vorsteuern bewirkt negative übrige Taxes 0.45 collected). Die Exporte sind jedoch 0.30 nicht steuerfrei, sondern werden im Bestimmungsland besteuert. 0.15 0 2007 2011 Abbildung 21: Taxes collected in der Pharmaindustrie Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes collected in Mrd. CHF 1.5 1.0 0.5 0.0 –0.5 –1.0 –1.5 –2.0 2007 2011 Total Tax Contribution 19
4.5.4 Entwicklung in den übrigen Abbildung 22: Taxes borne der Gesellschaften in den übrigen Branchen Branchen In den übrigen Branchen (Industriegüter, Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes borne Technologie/Telekommunikation/ Medien, Dienstleistungen, Handel und in Mrd. CHF Konsum sowie Energie/Versorgung/Bau) 0.45 hat die Krise deutlich erkennbare Spuren 0.40 hinterlassen: Profitabilität und Arbeits- 0.35 plätze sind laufend zurückgegangen, 0.30 ebenso der Gesamtsteuerbeitrag. Da- durch stiegen aber der relative Steuer- 0.25 druck und die Bedeutung der übrigen 0.20 Steuern für die Unternehmen. 0.15 0.10 Auffallend ist zudem, dass die übrigen Taxes collected im 2007 negativ waren 0.05 (Vorsteuerüberhang), in den Jahren 2010 0 2007 2010 2011 und 2011 jedoch positive Steuerzahlun- gen auslösten. Hier zeigt sich ein Rück- gang der Exporte, wohl bedingt durch die Krise, die Frankenstärke und entspre- Abbildung 23: Taxes collected Gesellschaften in den übrigen Branchen chende Produktionsverlagerungen ins Ausland. Profit Taxes People Taxes Übrige Taxes collected in Mrd. CHF 0.45 0.40 0.35 0.30 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0 –0.05 2007 2010 2011 20 Total Tax Contribution
4.5.5 TTC pro Mitarbeiter Abbildung 24: Entwicklung der TTC pro Mitarbeitender Die Schweizer Unternehmen bezahlen pro Mitarbeiter und Jahr bis zu einem 2007 2010 2011 vollen Jahreslohn an Steuern. Dieser Beitrag ist über die Krise hinweg ziemlich in TCHF stabil geblieben. Einzig bei den Banken 250 stellen wir hier einen Einbruch fest. Trotzdem ist deren Beitrag noch immer 200 höher als derjenige der übrigen Branchen. 150 4.6 Steuereinzieher für den Staat 100 4.6.1 Bedeutung der Taxes 50 collected Für jeden Franken, den die Studienteil- 0 nehmer selbst tragen, zogen sie im Jahre Alle Teilnehmer Banken Versicherungen Pharma Übrige Branchen 2011 1.60 Franken an Taxes collected ein. Bei den Banken sind es 2 Franken und bei den Versicherungen sogar fast 2.50 Fran- ken pro Franken Taxes borne. Bei den Abbildung 25: Taxes collected 2011 in Prozent ausgedrückt im Verhältnis zu Taxes borne 2011 übrigen Branchen ist das Verhältnis von Taxes borne zu Taxes collected geringer. Taxes borne Taxes collected Im Allgemeinen ist dieses Verhältnis 300% von Jahr zu Jahr volatil, weil es durch die im Konjunkturverlauf schwankenden 250% Gewinnsteuern beeinflusst wird. 200% 4.6.2 Compliance-Kosten Compliance-Kosten beziffern zum einen 150% jene Aufwendungen, die bei den Unter- nehmen für die Erfüllung ihrer Steuer- 100% pflicht entstehen, also mit dem Deklarie- 50% ren und Bezahlen der Taxes borne. Compliance-Kosten fallen jedoch auch 0% noch aus einem anderen Grund an: Bei Alle Teilnehmer Banken Versicherungen Pharma Übrige Branchen den Taxes collected ziehen die Unterneh- men Steuern ein, die sie letztlich nicht selber tragen müssen, sondern andere wie beispielsweise ihre Arbeitnehmer (Lohnquellensteuern) oder die Anteilsin- haber (Verrechnungssteuer). Die Unternehmen üben also eine zentrale Aufgabe für den Staat aus und entlasten ihn in beachtlichem Umfang. Genauer betrachtet ist die Steuereinzugsfunktion der Unternehmen sogar noch wichtiger, denn diese sind gegenüber dem Staat verpflichtet, die Taxes collected korrekt zu ermitteln und auch vollständig abzuliefern. Das Risiko der rechtlichen und finanziellen Verantwortung bei allfälligen Fehlern und Unvollständigkei- ten liegt bei den Unternehmen. Total Tax Contribution 21
Die Compliance kostet die TTC-Studien- Abbildung 26: Taxes borne und Taxes collected in % des Umsatzes teilnehmer jährlich rund 45 Mio. Fran- ken. Dies entspricht etwa 0.4 % ihres Taxes borne Taxes collected gesamten Steuerbeitrags oder knapp 1 % der Taxes borne. Damit sie ihre Compli- 25% ance-Aufgaben korrekt erfüllen können, beschäftigen die Studienteilnehmer 20% gemeinsam rund 450 Mitarbeiter. Das ist mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter der 15% Eidgenössischen Steuerverwaltung. 10% 4.6.3 Die Schweiz im Weltspiegel Der Anteil der Taxes collected am 5% Gesamtsteuerbetrag ist ein guter Indika- tor dafür, wie gross die Belastung von 0% Japan USA Luxemburg Schweiz Australien Kanada Südamerika Indien Belgien Grossbritannien Niederlande Unternehmen durch ihre Steuereinzugs funktion sein kann. Im internationalen Vergleich macht die Schweiz eine gute Figur und weist ein wesentlich günstige- res Verhältnis von Taxes collected zur TTC aus als beispielsweise die Niederlan- de (siehe Abbildung 26). Die Vielzahl der Steuerarten bei den Abbildung 27: Zahl der Steuerarten in verschiedenen Ländern Taxes collected lässt weitere Rückschlüsse auf die Belastung von Unternehmen Taxes borne Taxes collected durch die Steuereinzugsfunktion zu. So 20 steht die Schweiz zum Beispiel bei der absoluten Zahl der Steuerarten im 18 internationalen Vergleich weniger gut da. 16 14 Aber: Die Studie «Paying Taxes 2013 – 12 The Global Picture» von PwC4 zeigt, dass 10 die Schweiz beim Zeitaufwand der 8 Unternehmen für die Erfüllung der 6 Compliance-Aufgaben in den wichtigsten 4 Steuerarten wie Gewinnsteuern, Lohn- steuern und Verbrauchersteuern weltweit 2 an der Spitze mitläuft. In nur sechs 0 Luxemburg Australien Südafrika Indien Grossbritannein Niederlande Belgien Kanada Japan USA Schweiz Staaten wendet ein Unternehmen im Durchschnitt weniger Zeit für seine Compliance auf. Trotzdem ist es ange- bracht, über eine Reduktion der Steuer arten und weitere Vereinfachung des Steuersystems nachzudenken. 4 Vgl. «Paying Taxes 2013 – The Global Picture»; als Download verfügbar auf: http://www.pwc. com/payingtaxes 22 Total Tax Contribution
5 Schlüsselfaktor Transparenz. 5.1 Eine neue Sensibilität Auch die EU und die OECD haben die Doch der Übergang zu einer erfolgreichen Zeichen der Zeit erkannt und treiben Offenlegung ist nicht einfach, und die Die Erwartung an die Offenlegung von nun ähnliche Projekte voran – so etwa den Gründe dafür sind vielfältig: Interessens- Geschäftszahlen, besonders von Steuer- Entwurf zu einer entsprechenden EU- konflikte zwischen Steuerplanung und zahlen, hat sich bei den verschiedenen Richtlinie. Und nicht zuletzt lobbyieren Steuertransparenz; die Schwierigkeit, ein Anspruchsgruppen im In- und Ausland verschiedene NGO schon seit Längerem komplexes Fachgebiet richtig und gerade in jüngster Zeit stark verändert. beim International Accounting Standards verständlich zu kommunizieren; der Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen, Board (IASB), damit es Richtlinien oder Spielraum für Missverständnisse oder vor allem als Folge der Finanz- und Bestimmungen für eine detailliertere Missinterpretationen der Daten; das Wirtschaftskrise und der angespannten Offenlegung von Finanzinformationen Spannungsfeld zwischen Vertraulichkeit Lage in vielen Staatshaushalten. (inklusive Steuern) entwerfe. und Transparenz; Ressourcen, Zeit und Kosten – diese Liste liesse sich beliebig In England haben die Unternehmen erweitern. schon vor Längerem auf die neue Steuer- 5.3 In Aufgaben und sensibilität der Gesellschaft reagiert – Lösungen gedacht PwC hat eine Methode entwickelt, die es freiwillig. Sie haben nämlich festgestellt, den Unternehmen erleichtert, ein dass ihnen eine erhöhte Transparenz Das Zahlen von Steuern wird immer ganzheitliches und vollständige Bild ihrer beim Tax Reporting Vorteile im Ge- enger mit der finanzpolitischen und Steuerverhältnisse zu erhalten: das schäftsalltag und vor allem eine positive letztlich gesellschaftlichen Verantwor- Tax Transparency Framework. Mit Veränderung ihres öffentlichen Images tung der Unternehmen verknüpft. Die diesem Ansatz lassen sich der steuerliche bringen kann5. Unternehmen stehen also zum einen vor Gesamtbeitrag und weitere Informatio- der Herausforderung, ihren Beitrag an die nen über Steuern sinnvoll offenlegen Staatsfinanzierung umfassend darzustel- und auf verständliche Weise darstellen, 5.2 Diverse Initiativen len. Zum anderen müssen sie mit der vergleichen und beurteilen6. richtigen Kommunikation dafür sorgen, Die Bestrebungen, Unternehmen zur dass genau diese positiv zu bewertende transparenteren und detaillierteren Transparenz auch von der Öffentlichkeit Offenlegung von Zahlungen (inklusive wahrgenommen wird. Steuern) an den Staat anzuhalten, sind zahlreich. Dazu gehören die «Extractive Industries Transparency Initiative (EITI)», die Kampagne «Publish What You Pay» und insbesondere der US Dodd Frank Act. Zu Letzterem hat die US-Bör- 5 Vgl. «Tax Transparency and Country-by-Country Reporting», PwC, 2012; als Download verfügbar auf: senaufsichtsbehörde Ende August 2012 http://www.pwc.com/gx/en/tax/publications/tax-transparency-reporting.jhtml. die Ausführungsbestimmungen erlassen, 6 Vgl. «Tax Transparency: Communicating the tax companies pay»; als Download verfügbar auf: www.pwc. damit das neue Gesetz im 2013 in Kraft co.uk/tax/publications/tax-transparency.jhtml. treten kann. Total Tax Contribution 23
5.4 Praxis mit Bestnoten Grossunternehmen weltweit haben die Wettbewerbsvorteile einer transparenten Steuerberichterstattung erkannt und sind das Thema Steuertransparenz aktiv angegangen. Der nachfolgende Auszug aus dem Geschäftsbericht 2012 der SABMiller zeigt exemplarisch, wie sich dies in die Praxis erfolgreich umsetzen lässt7. Tax The effective rate of tax for the year (before amortisation of intangible assets other than (f) Tax borne and collected (g) Tax borne and collected software and exceptional items) was 27.5% by category by region compared with a rate of 28.2% in the prior year. 4 5 8 This reduction in the rate resulted from a 7 3 6 combination of factors including: 6 • the successful conclusion of our Russian court proceedings; 2 • reorganisation gains as a result of the Foster’s 5 acquisition; 4 • changes in tax legislation; and 1 • the resolution of various uncertain tax positions. 3 In the medium term we expect the effective tax rate 1 to be between 27% and 29%, reflecting a level 2 which we believe is sustainable given the current tax structure and composition of the group. 1 Excise 60% Emerging and developing economies 2 Other Indirect taxes 21% 1 Latin America 32% The corporate tax charge for the year was US$1,126 3 Taxes on profits 10% 2 South Africa 19% million. This differed from the tax paid because the 4 Employment taxes 7% 3 Europe 14% payment of a tax liability can fall outside the financial 5 Tax withheld at source 1% 4 Africa 8% year, and because of deferred tax accounting 6 Taxes on property 1% 5 Asia Pacific 4% treatments. Uncertainty of interpretation and application of tax law in some jurisdictions also contributes to differences between the amounts Developed economies paid and those charged to the income statement. 6 USA 9% 7 Europe 9% In terms of total taxes borne and collected by the 8 Asia Pacific 5% group, including excise and indirect taxes, these amounted to US$9,400 million (2011: US$8,400 million) in the year. The various business combinations and disposals of businesses during the year impacted this analysis. The composition and divisional analysis is shown in charts (f) and (g). During the year approximately US$2,500 million (including South Africa). 7 Quelle: SABMiller, Annual Report 2012, Business review, Chief Financial Officer’s review, Seiten 39 und 40 24 Total Tax Contribution
6 So sieht es die Wirtschaftspolitik. 6.1 Unternehmen sind auch über jene Branchen und Unter Binnenmarkt spielt die Steuerpolitik aber unverzichtbare nehmen, die derzeit deutlich tiefere eine besondere Rolle – umso mehr, als Gewinnsteuern abliefern als vor der dass die Schweiz über eine hoch entwi- Stützen – auch in Krise, weiterhin bedeutende Einnahmen. ckelte und stark international ausgerich- der Krise Nach ersten Schätzungen der Eidgenös tete Wirtschaft verfügt. Entsprechend sischen Finanzverwaltung (EFV) haben sind grosse, international tätige Unter- Die vorliegende TTC-Studie zeigt, dass die Einnahmen von Bund, Kantonen, nehmen aus dem In- und Ausland von bei vielen Steuern und Abgaben die Gemeinden und Sozialversicherungen hoher volkswirtschaftlicher und finanz- Beiträge der befragten Unternehmen im Jahr 2011 mit zirka 201 Mrd. Franken politischer Bedeutung. auch in der Krise stabil geblieben oder denn auch einen neuen Höchststand sogar weiter angewachsen sind. Lediglich erreicht. Über 55 % stammen direkt oder Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten bei der Gewinnsteuer, die stark von der indirekt von den Unternehmen. Besonde- hat sich die Steuerpolitik der Schweiz in konjunkturellen Entwicklung abhängt, ist re Bedeutung kommt dabei den grössten den letzten Jahren nicht nur als attraktiv, gegenüber der letzten TTC-Publikation Unternehmen zu: Gemäss ESTV kommen sondern auch als erfolgreich erwiesen. von 2009 ein Einbruch festzustellen. knapp 3 % der juristischen Personen für Das Ausmass der Staatsverschuldung Dieser resultiert vor allem aus den über 90 % der Gewinnsteuererträge auf. zwingt viele Länder zu kurzfristigen, deutlich tieferen Steuerbeiträgen des Über 97 % der Erträge aus der Direkten einschneidenden Steuererhöhungen. Die Finanzsektors. Betrachtet man alle Bundessteuer stammen von 12 Prozent Schweizer Finanzpolitik hingegen ist Unternehmen in der Schweiz, lagen die der Unternehmen8. dank Schuldenbremse und direkter Erträge aus der Gewinnsteuer auf Demokratie auf Stabilität ausgerichtet. Bundesebene mit 8.4 Mrd. Franken im Die beiden Unternehmenssteuerreformen Jahr 2011 jedoch höher als in den auf Bundesebene von 1997 und 2008 Vorjahren: Im 2007 – also vor der 6.2 Steuer- und sowie zahlreiche Veränderungen auf globalen Finanz- und Wirtschaftskrise – Finanzpolitik als Kantonsebene, kombiniert mit den betrugen diese Erträge noch 6.9 Mrd. übrigen attraktiven Standortfaktoren der Franken. Standortfaktoren Schweiz, haben seit Ende der 1990er- pflegen Jahre einen beachtlichen Zuzug von Die meisten Steuern und Abgaben, die Unternehmen aus dem Ausland bewirkt. die Unternehmen leisten oder einziehen, Die Schweizer Steuerpolitik ist attraktiv. Das hat nicht nur Wirtschaftswachstum sind permanent und garantieren dem Das zeigen die Zahlen zu den Steuerein- und neue Arbeitsplätze gebracht, sondern Staat zuverlässige Einnahmequellen. nahmen und die Tatsache, dass die auch neues Steuersubstrat. Internationale Dazu gehören die Sozialversicherungsbei- Schweiz die Krise vergleichsweise gut Unternehmen mit hoher Wertschöpfung träge (Arbeitgeberanteil), nicht rückfor- gemeistert hat. Standortentscheide von und hoch qualifizierten Arbeitskräften derbare Mehrwertsteuern, Kapitalsteu- Firmen hängen zwar immer von verschie- sind besonders mobil und reagieren stark ern, die Stempelabgaben oder die denen Faktoren ab. Gerade in der Schweiz auf Veränderungen des Steuersystems. So leistungsabhängige Schwerverkehrsabga- als rohstoffarmes Land mit kleinem sind attraktive steuerliche Rahmenbedin- be (LSVA). Aus Sicht der Unternehmen gungen eine zentrale Voraussetzung, um stellen diese Beiträge einen grossen 8 Vgl. ESTV, Direkte Bundessteuer – Juristische solche Unternehmen in die Schweiz zu Fixkostenblock dar. Der Fiskus erzielt Personen – Kantone – Steuerperiode 2011. holen – respektive hier zu halten. Total Tax Contribution 25
6.3 Vielfalt begünstigen, 6.4 Arbeitsplätze sichern, und mit höchster Priorität die Unterneh- Industriepolitik Reformen vorantreiben menssteuerreform III umsetzen, um den Standort Schweiz zu verteidigen und den verhindern Die Kritik aus dem Ausland an der Abfluss von Steuersubstrat zu verhindern. Die Politik sollte der hohen Diversifikation Schweizer Steuerpolitik ist in den letzten der Schweizer Wirtschaft und den Jahren angesichts der Finanz- und Neben Gewinnsteuersenkungen sollte unterschiedlichen wirtschaftlichen Schuldenkrise lauter geworden. Während die Unternehmenssteuerreform III Bedürfnissen auch in Zukunft Rechnung die EU die kantonalen Steuerregimes insbesondere mit Lizenz- und Zinsboxen tragen. Heute verfügt die Schweiz über kritisiert und als unerlaubte staatliche für international aktive Unternehmen einen erfolgreichen Mix verschiedener Beihilfen bezeichnet, dreht sich auf massgeschneiderte, international wettbewerbsfähiger Branchen; die internationaler Ebene die Debatte akzeptierte und wettbewerbsfähige Schwierigkeiten des Finanzsektors insbesondere um die Transparenz und Besteuerungslösungen bei mobilen konnten andere Branchen (wie Pharma/ den Austausch von Steuerinformationen. Erträgen schaffen. Daneben ist der Chemie oder Uhrenindustrie) während Diese Herausforderungen sowie der Steuerstandort mit weiteren Massnah- der Krise zu einem guten Teil kompensie- Kampf der Schweizer Unternehmen men wie der Abschaffung der Emissions- ren. Verglichen mit den meisten westli- gegen die Frankenstärke und Schulden- abgabe auf Eigenkapital oder mit chen Industriestaaten ist es der Schweiz krise machen deutlich: Es braucht Verbesserungen bei der Konzernfinanzie- ausserdem gelungen, den Anteil der Massnahmen zur Stärkung des Standorts. rung und bei der Verlustverrechnung Industrie an der Wertschöpfung in den Die Politik sollte deshalb möglichst rasch zu stärken. letzten Jahren zu stabilisieren9. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Dienstleistungssektor und Industrie hat In Kürze: Unternehmenssteuerreform III und Steuerstreit mit der EU sich als weiterer Erfolgsfaktor der Die Unternehmenssteuerreform will primär die Attraktivität der Schweiz als Schweizer Wirtschaft erwiesen. Die Standort für international tätige Unternehmen erhalten und stärken. Gleichzeitig Politik sollte daher von einer Industriepo- soll die internationale Angreifbarkeit der Unternehmensbesteuerung in der Schweiz litik absehen, wie sie zahlreiche Staaten reduziert werden. Die heutigen kantonalen Regimes für Holding-, Verwaltungs- und seit einigen Jahren betreiben: in Form sogenannte gemischte Gesellschaften stehen im Zentrum der Kritik und des Streits von Subventionen und sonstigen Privile- um die Unternehmenssteuern zwischen der Schweiz und der EU. gien vor allem bei der Energie- und Stromversorgung und der Automobil Auf der innenpolitischen Seite hat der Bundesrat im September 2012 für die Ausar- industrie. beitung einer Unternehmenssteuerreform eine Projektorganisation unter der Leitung von Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf und mit Vertretern von 9 Vgl. Avenir Suisse (2012): Industriemacht Bund und Kantonen eingesetzt. Diese Arbeitsgruppe soll dem Bundesrat einen Schweiz. Die wirtschaftspolitische Grafik: Der Bericht unterbreiten, der aufzeigt, wie sich die folgenden Ziele erreichen lassen: Mythos der De-Industrialisierung. Als Download verfügbar auf: www.avenirsuisse.ch. 1. Stärkung der internationalen Akzeptanz des Schweizer Unternehmenssteuersystems; 2. Sicherstellung und Stärkung der internationalen Attraktivität des Steuerstandorts Schweiz; 3. Sicherung der Steuereinnahmen. 26 Total Tax Contribution
7 So sieht es die Wissenschaft. 7.1 Unternehmens- Viele Unternehmen produzieren heute Die Unterschiede zwischen der Besteue- besteuerung und weltweit. Dies gilt für Grossunternehmen rung von Unternehmen und jener von wie mittlerweile auch für KMU. Als natürlichen Personen sind zunächst Steuerwettbewerb: sogenannte Global Players werden die überraschend. Erfordert doch die Umset- Perspektiven für unterschiedlichen Arbeitskosten sowie zung des steuerpolitischen Ideals der die Schweiz die Investitions-, Steuer- und anderen synthetischen Einkommenssteuer, dass Standortbedingungen in den unter- alle Einkommensbestandteile gleich (Von Prof. Dr. Christoph A. Schaltegger, schiedlichen Ländern innerhalb des behandelt werden sollten (Homburg, Universität Luzern und Institut für Unternehmens optimiert. Die Wertschöp- 2010). Auch wenn kein Land dies je Finanzwissenschaft und Finanzrecht der fungskette eines Unternehmens verteilt integral umgesetzt hat, so dient das Universität St. Gallen) sich über den Globus. Der Prozess der Prinzip doch oft als Richtschnur für Arbeitsteilung und Spezialisierung nimmt steuerpolitische Beurteilungen. Die 1918 schrieb Joseph A. Schumpeter: «Die zu: Es kommt zur Clusterbildung, bei der generelle Akzeptanz der synthetischen Finanzen sind einer der besten Angriffs- sich ähnliche Unternehmensfunktionen Einkommenssteuer liegt in der Erfüllung punkte der Untersuchung des sozialen am gleichen Standort gruppieren und horizontaler Gerechtigkeit, weil alles Getriebes, besonders, aber nicht aus- arbeitsintensive Teile des Produktionspro- Einkommen zu gleichen Teilen zur schliesslich, des politischen. Namentlich zesses hin zu ausländischen Vorlieferan- Leistungsfähigkeit einer Person beiträgt. an jenen Wendepunkten oder besser ten oder Direktinvestitionen verlagern. Wende-Epochen, in denen Vorhandenes Offenkundig folgt die tatsächliche abzusterben und in Neues überzugehen 7.1.1 Globalisierung und Steuerpolitik aber nicht dem theoreti- beginnt und die auch stets finanzielle Steuerpolitik schen Ideal. Die Literatur zur effizienten Krisen der jeweils alten Methoden sind, Von der Intensivierung der internationa- Besteuerung folgert denn auch, dass sich zeigt sich die ganze Fruchtbarkeit des len Kapitalflüsse und der Integration der die Steuerpolitik den Nachfrage- und finanzpolitischen Gesichtspunktes.» Finanzmärkte sind auch die nationalen Angebotsbedingungen der besteuerten Steuersysteme betroffen: Während bis in Güter und Dienstleitungen anzupassen Die derzeitige Verschuldungs- und die 1970er-Jahre die Freiheitsgrade in der hat (Blankart, 2011). Um Effizienzverlus- Vertrauenskrise fügt sich gut in diese Steuerpolitik noch relativ gross waren, te bei der Deckung eines Finanzbedarfs Einschätzung. Politische Realitäten haben sich diese mit der Globalisierung zu minimieren, müssen die Güter und verändern sich – auch in der Steuerpoli- und internationalen Arbeitsteilung Dienstleistungen unterschiedlich – ge- tik. Die grosse Zahl an staatlichen eingeschränkt. Die Entwicklung insbe- mäss ihrer Elastizität – besteuert werden. Stützungs- und Rettungspaketen hat den sondere der Körperschaftssteuersätze ist Damit wird klar, dass in einer Welt mit Finanzbedarf der Staaten sprunghaft eindrücklich. So lag der durchschnittliche zunehmender Kapitalmobilität eine erhöht. Die Solvenz staatlicher Schuldner Körperschaftssteuersatz zu Beginn der unterschiedliche Besteuerung von gilt nicht mehr unbesehen als sicher. 1980er-Jahre in der OECD bei 49 %, im mobilen und immobilen Aktivitäten Gleichzeitig hat die globale Mobilität von Jahr 2012 noch bei knapp über 24 %. Im durchaus sinnvoll sein kann. Kapital, Gütern und Dienstleistungen Vergleich dazu haben sich die Spitzen- über die letzten Jahre stark zugenommen. steuersätze bei der persönlichen Einkom- menssteuer weniger stark verändert: Zu Beginn der 1980er-Jahre lagen die Spitzensteuersätze in einigen OECD- Staaten noch um die 60 %, heute liegt der Durchschnitt bei 41.4 %. Total Tax Contribution 27
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