Impact Free Impact Free 28 - Mai 2020 - Journal für freie Bildungswissenschaftler - Gabi Reinmann

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   Impact Free
   Journal für freie Bildungswissenschaftler

   Impact Free 28 – Mai 2020
   HAMBURG

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                      Weißmüller
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Impact Free
Was ist das?
Impact Free ist eine Publikationsmöglichkeit für hochschuldidaktische Texte,
-   die als Vorversionen von Zeitschriften- oder Buch-Beiträgen online ge-
    hen, oder
-   die aus thematischen Gründen oder infolge noch nicht abgeschlossener
    Forschung keinen rechten Ort in Zeitschriften oder Büchern finden, oder
-   die einfach hier und jetzt online publiziert werden sollen.

Wer steckt dahinter?
Impact Free ist kein Publikationsorgan der Universität Hamburg. Es handelt
sich um eine Initiative, die allein ich, Gabi Reinmann, verantworte. Es handelt
sich um eine Publikationsmöglichkeit für freie Wissenschaftler, veröffentlicht
auf meinem Blog (http://gabi-reinmann.de/).
Herzlich willkommen sind Gastautoren, die zum Thema Hochschuldidaktik
schreiben wollen. Texte von Gastautoren können dann natürlich auch in deren
Blogs eingebunden werden.

Und was soll das?
Impact Free ist ein persönliches Experiment. Es kann sein, dass ich hier nur
wenige Texte veröffentliche, es kann sein, dass es mehr werden; und vielleicht
mag sich auch jemand mit dem einen oder anderen Text anschließen. Es
würde mich freuen.
Ich möchte hier Gedanken, die mir wichtig erscheinen, in Textform öffentlich
machen: Gedanken, bei denen ich so weit bin, dass sie sich für mehr als für
Blog-Posts eignen, Gedanken, die ich nicht anpassen möchte an Anforderun-
gen von Gutachtern und Herausgebern – in einer Textform, bei der ich kein
Corporate Design und keine sonstigen Formal-Vorgaben (Genderschreib-
weise, Textlänge) beachten muss. Einfach frei schreiben – und das auch noch,
ohne an irgendeinen Impact zu denken!

Kontaktdaten an der Universität Hamburg:
Prof. Dr. Gabi Reinmann
Universität Hamburg
Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen (HUL)
Leitung | Professur für Lehren und Lernen an der Hochschule

Schlüterstraße 51 | 20146 Hamburg

reinmann.gabi@googlemail.com
gabi.reinmann@uni-hamburg.de
https://www.hul.uni-hamburg.de/
http://gabi-reinmann.de/

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                         Weißmüller
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ZWEI THESEN ZUM DISRUP-                                   zung digitaler („neuer“) Medien in der Hoch-
                                                          schullehre einen fundamentalen Paradigmen-
TIVEN POTENZIAL VON OER                                   wandel darstellt, da es sich um eine gänzliche
FÜR ÖFFENTLICHE HOCH-                                     „Richtungsumkehrung der von den Medien zu
                                                          leistenden Vermittlung [handelt]. Die alten Me-
SCHULEN                                                   dien vermittelten die Welt als eine lesbare, be-
                                                          schreibbare, berechenbare Welt. Das neue Me-
KRISTINA S. WEIßMÜLLER                                    dium dagegen […] vermittelt die Welt als eine
                                                          konstruierbare (scheinbare)“ (Sesink, 2007, S.
                                                          79).
                                                          Ähnlich wie Jörrisen (2011) gehen Allert und
Zusammenfassung                                           Richter (2016, S. 11) so weit, „Bildung und
Die Nutzung und zunehmende Verbreitung von                Kompetenz als gestaltende und produktive Aus-
Open Educational Resources (OER) im Kontext               einandersetzung mit Unbestimmtheit in einer
der mediatisierten Hochschulbildung birgt ein             digitalen Kultur“ zu definieren. Im Sinne des
gewaltiges disruptives Potential sowohl hin-              Kompetenz-Ansatzes ist Medienbildung damit
sichtlich der gesellschaftlichen Rolle der insti-         die Ermöglichung der informierten Teilhabe
tutionalisierten öffentlichen Hochschulen als             und die Befähigung zur kritischen Würdigung
auch bezüglich des Verhältnisses zwischen                 (in) einer dynamischen, medialen Umwelt (Ma-
Lehrenden und Lernenden. Bislang finden öko-              yrberger & Bettinger, 2014).
nomisch-marktanalytische Perspektiven im                  Medien stellen als digitale Artefakte den Dreh-
Diskurs über die Chancen und Grenzen des Ein-             und Angelpunkt hochschulischer Lehre- und
satzes von OER in der deutschsprachigen Hoch-             Lernprozesse dar. Auch wenn die sich wan-
schullandschaft kaum Beachtung und eine sys-              delnde Medienausstattung und -nutzung Lern-
tematische Analyse aus rechtlich-wohlfahrts-              und Lehrprozesse für den/die einzelne/n Ler-
ökonomischer Perspektive fehlt noch weitestge-            nende/n und den/die einzelne/n Lehrende eher
hend. Dabei sind insbesondere profit-orientierte          inkrementell und nicht zwingend disruptiv ver-
Marktakteure aktuell die treibenden Kräfte des            ändert, wandelt sich die Rolle der Hochschulen
Angebots von OER und es besteht die Gefahr,               als Produzenten der Lehr-Lernumgebung und
dass besonders gravierende Regulierungslücken             als öffentliche Ermöglichungs- und Steuerungs-
langfristig zu einem Verlust der hochschuli-              institutionen des Bildungsprozesses durch For-
schen Steuerungsautorität bezüglich der im                schung und Lehre tiefgreifend (Mayrberger &
Hochschulwesen eingesetzten Lehr-Lernme-                  Bettinger, 2014).
dien zugunsten gewinnorientierter Akteure füh-
ren könnten.                                              Aus diesem Paradigmenwechsel ergibt sich
                                                          auch der Ruf nach einer Wendung hin zu einer
Hochschuldidaktik im Wandel                               Kultur der Digitalität als kollektive Praktik, die
                                                          didaktische und wissenschaftliche Offenheit (o-
Aus der zunehmenden Digitalisierung der Ge-               pen education und open science) forciert (Phe-
sellschaft folgt auch ein Wandel der Hochschu-            lan, 2012; Allert & Richter, 2016). Aus dieser
len auf allen Ebenen: organisational, kulturell,          Idee leitet sich auch ein neuer, offener Umgang
politisch-sozioökonomisch und akteurs-indivi-             mit den Medien der Hochschuldidaktik ab, in
duell. Die zunehmende Mediatisierung der per-             dessen Kern der offene Austausch von Ideen
sönlichen Lernumgebungen führt zu einer Ent-              aber auch Lernmaterialien in Form von Open
grenzung und Amalgamierung der Sphären des                Educational Ressources (OER) steht (Hegarty,
Privaten und des Studiums. Sowohl für Ler-                2015). OER sind „Bildungsmaterialien jegli-
nende als auch für Lehrende kommt es zu einer             cher Art und in jedem Medium, die unter einer
Grenzverschiebung und Auflösung spezifischer              offenen Lizenz veröffentlicht werden. Eine sol-
räumlicher und zeitlicher (Bildungs-)Strukturen           che offene Lizenz ermöglicht den kostenlosen
auf der Individualebene: Digitale Lehr-Lernme-            Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbei-
dien und -räume ermöglichen ganz neue For-                tung und Weiterverbreitung durch Andere ohne
men von Diskursivität, von Koproduktion und               oder mit geringfügigen Einschränkungen. Da-
von Interaktivität (Jörrisen, 2011; Mayrberger            bei bestimmen die Urheber selbst, welche Nut-
& Bettinger, 2014). Sesink (2007) bringt es auf           zungsrechte sie einräumen und welche Rechte
den Punkt, indem er postuliert, dass die Nut-             sie sich vorbehalten“ (UNESCO, 2016).

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                                       Weißmüller
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OER umfassen daher jegliche Form von Bil-                  zunehmend auch Stimmen laut, die vor einer zu-
dungsressource (z.B. auch Lehrbücher, Lehr-                nehmenden Ökonomisierung der Vermittlung
plänen, Kursmaterialien, Streaming-Videos,                 mit OER und vor einer wachsenden Hegemonie
Multimedia-Anwendungen, Podcasts, Program-                 einzelner internationaler institutioneller und/o-
miercode sowie jegliches weitere Material),                der profitorientierter Akteure warnen (Allert &
welche zu Lehr- und Lernzwecken [von Lehren-               Richter, 2016).
den und Lernenden] entwickelt und frei zugäng-
                                                           Bislang entstehen OER in der deutschsprachi-
lich (open access) bereitgestellt wird (UNE-
                                                           gen Bildungslandschaft oft unter mangelnder
SCO, 2013). Durch die Digitalisierung sind die
                                                           Rechtssicherheit. An vielen Hochschulen fehlen
Grenzkosten einzelner OER pro Download
                                                           bisher klare Richtlinien bezüglich des Urheber-
bzw. pro Nutzung oder Nutzer marginal und
                                                           rechts und der Nutzungsrechte hinsichtlich des
quasi gleich null, sodass anzunehmen ist, dass
                                                           in der Tätigkeit als Lehrende/r erstellten OER
sich zusätzliche Leistungen durch sehr geringe
                                                           Materials. Notwendigkeit ist auch die Entwick-
Gebühren pro Inanspruchnahme realisieren lie-
                                                           lung klarer Richtlinien im Bereich Personal-
ßen und daher vulnerable Gruppen, die früher
                                                           wirtschaft, welche z.B. festlegen, inwiefern die
aus Kostengründen vom Hochschulsektor aus-
                                                           Erstellung von OER Teil der Arbeitsplatzbe-
geschlossen waren, hierdurch erstmals Zugang
                                                           schreibung der sehr häufig aus öffentlichen Mit-
erhalten (García-Peñalvo, García de Figuerola
                                                           teln finanzierten Mitarbeitenden ist (UNESCO,
& Merlo ,2010; Phelan, 2012; Rifkin, 2014).
                                                           2013). Zudem kommt es im speziellen Fall öf-
OER bilden damit das Zentrum eines Kultur-                 fentlich-rechtlich finanzierter Hochschulen zu
wandels innerhalb der Hochschuldidaktik auf                einem schleichenden Kontrollverlust des öf-
der Mikroebene (grass root movement) hin zu                fentlichen Akteurs und damit mit einer latenten
einer Philosophie der Open Educational Prac-               Abnahme der demokratischen Kontrollhoheit
tices (OEP). OEP bezeichnen institutionalisierte           des öffentlichen Akteurs: In der Pariser Erklä-
Praktiken, die der (gemeinschaftlichen) Erstel-            rung zu OER betont die UNESCO (2012, S. f),
lung, Nutzung und Verbreitung von OER die-                 dass Regierungen bzw. die zuständigen Behör-
nen. Damit einhergehend folgt auch ein funda-              den „beträchtlichen Nutzen für ihre Bürger er-
mentaler Wandel des Rollenverständnisses von               zielen [könnten], indem sie sicherstell[t]en, dass
Lehrenden und Lernenden als gemeinschaftli-                öffentlich finanzierte Bildungsmaterialien unter
che Akteure eines synergetischen, lebenslangen             offenen Lizenzen (mit allen Einschränkungen,
Lernprozesses (OPAL, 2011; Olcott, 2012; He-               die ihnen notwendig erscheinen) verfügbar ge-
garty, 2015). Als verteilte Praktik ist die zuneh-         macht w[ü]rden, um die Wirkung der Investi-
mende Erstellung, Nutzung und Verbreitung                  tion zu maximieren“. Doch bislang ist unklar,
von OER daher nicht nur eine Bewegung ein-                 wie genau Anreize geschaffen werden können,
zelner engagierter Gestalter des Lehrlernpro-              um sicher zu stellen, dass effektiv öffentlich fi-
zesses (als Mikroakteur), sondern sie betrifft die         nanzierte Bildungsmaterialen auch gesellschaft-
Hochschulen als Makroakteure des, politisch                lich offen bereitgestellt werden.
und gesellschaftlich institutionalisierten, kol-
                                                           Aus dieser Regulierungslücke ergibt sich direk-
lektiven Bildungsprozesses in fundamentaler
                                                           ter Forschungsbedarf. Bislang findet ein syste-
Weise.
                                                           matischer, ökonomisch-marktanalytischer Dis-
Auch wenn OER vor dem Hintergrund des ge-                  kurs über die Chancen und Grenzen des Einsat-
sellschaftspolitischen Bildungsauftrags und                zes von OER in der deutschsprachigen Hoch-
-privilegs der Hochschulen viele als positiv zu            schullandschaft unter Berücksichtigung von
bewertende Möglichkeiten bieten – u. a. die Er-            hochschul- und mediendidaktischen sowie
möglichung von sozialer Teilhabe über zeitliche            wohlfahrtsoptimalen und rechtlichen Notwen-
und räumliche Grenzen hinweg, das Potential                digkeiten kaum statt. Dies ist problematisch, da
zur Realisierung von erheblicher Kostenreduk-              sich international bereits abzeichnet, dass bei
tion bei langfristiger Qualitätssteigerung der             ausbleibender Regulierung insbesondere profit-
Materialien durch Skalierungseffekte und Kol-              orientierte Marktakteure die treibenden Kräfte
laboration, die Erhöhung von (internationaler)             des Marktes von OER bilden und als Quasi-Mo-
Sichtbarkeit und die Entwicklung neuer und auf             nopolisten die Mediennutzung in der Hoch-
Nachhaltigkeit ausgelegter Geschäftsmodelle                schulbildung gravierend (und nicht wohlfahrts-
(Geith & Vignare, 2008; Hockings, Brett & Ter-             optimal) umgestalten.
entjevs, 2012; UNESCO, 2013) –, so werden
                                                           Langfristig gefährdet dies auch die staatlich-fö-
                                                           derale Steuerungsautorität über das öffentliche

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                                        Weißmüller
[3]

Hochschulwesen und könnte zu einer gravieren-             aus der Gruppe der Hochschuldozierenden, der
den Verminderung der Wettbewerbsfähigkeit                 Professor/inn/en, des technischen und Verwal-
der deutschsprachigen Hochschulen im interna-             tungspersonals, oder der Hochschulleitung. Un-
tionalen Vergleich führen.                                ter Makroakteuren hingegen versteht man kol-
                                                          lektive Akteure, d.h. aus institutionalisierten In-
Um dieser Gefahr zuvorzukommen und um die
                                                          dividuen bestehende Entitäten, die einen nach
strategische Handlungsfähigkeit öffentlicher
                                                          außen homogen handelnden Akteur bilden, je-
Hochschulen in einer digitalisierten Welt nach-
                                                          doch aus mehr als einem Individuum bestehen,
haltig zu gewährleisten, gilt es daher, (1) die
                                                          beispielsweise eine Hochschule als Gesamtor-
bislang entstandenen Gesetze, Richtlinien, und
                                                          ganisation, welche eine bestimmte Strategie
Praktiken (und best practices) zu OER systema-
                                                          verfolgt und nach außen wirksam handelt. Da-
tisch und vollständig für die deutschsprachige
                                                          zwischen existiert noch die Zwischenebene der
Hochschullandschaft zu erfassen, um (2) nach
                                                          Mesoakteure, kleinerer koordinierter Akteure
einer marktbasierten Evaluation der Chancen
                                                          aus mehr als einem Individuum, z.B. Fachberei-
und Risiken von OER für die beteiligten Ak-
                                                          che an Fakultäten, interne Stakeholdergruppen,
teure (3) strategische Handlungsempfehlungen
                                                          Teams, oder Institute innerhalb der Hochschule.
für die Regulierung, Nutzung, und Förderung
                                                          Im Gegensatz zu Makroakteuren sind Mesoak-
von OER aus legislativer und hochschulmedi-
                                                          teure selbst nicht legitimiert, mit der Organisa-
endidaktischer Perspektive abzuleiten.
                                                          tionsumwelt politisch zu interagieren.
OER sind disruptiv
Im Rahmen der Pariser Erklärung zu OER for-
dert die UNESCO alle Staaten explizit dazu auf,
Rechtssicherheit für alle Akteure zu schaffen,
indem der Gesetzgeber „die Entwicklung spezi-
fischer Regelungen zur Erstellung und Nutzung
von OER innerhalb breiter angelegter Strate-
gien zur Bildungsförderung unterstützen [soll]“
(UNESCO, 2012, S. c). Dies ist für die deutsch-
sprachige Bildungslandschaft aufgrund ihrer im
internationalen Vergleich hohen Spezifität und
der Komplexität der anreizoptimalen Gestal-
tung des OER-Rechts jedoch bislang ausgeblie-
ben. Der folgende Abschnitt legt dar, worin das
Anreizproblem genau besteht und leitet zwei
Thesen aus der Gesamtheit der rechtlichen, öko-
nomischen und mediendidaktischen Abwägun-
gen ab.

OER entstehen in konfligären Anreiz-
                                                                   Abb. 1: Mikro-Meso-Makro-Struktur
strukturen
                                                          Auf der Mikroebene, d.h. für den einzelnen Ak-
Die Chancen von OER sind vielfältig und ihr
                                                          teur, stellt die aktuelle rechtliche Regulierung
potentieller Nutzen in Zeiten einer digitalisier-
                                                          an vielen Hochschulen ein Dilemma dar: Einer-
ten und mediatisierten Welt wegen ihres disrup-
                                                          seits ist zwar über die Creative Common (CC)
tiven Potentials kaum absehbar. Dennoch sind
                                                          Lizenzen das persönliche Urheberrecht klar ge-
die bestehenden managerialen und organisatio-
                                                          regelt (wenn auch für den einzelnen Akteur nur
nalen Strukturen der (deutschsprachigen) Hoch-
                                                          schwer prüf- bzw. durchsetzbar), andererseits
schullandschaft kaum darauf ausgelegt, OEP
                                                          gibt es für die Gruppe der Hochschuldo-
und OER hinreichend und rechtssicher zu integ-
                                                          zent/inn/en (zumeist Tarifpersonal bzw. in ab-
rieren (Olcott, 2012). Bei der Analyse des An-
                                                          hängigen Beschäftigungsverhältnissen) keine
reizsystems zur Schaffung, Nutzung und Ver-
                                                          Rechtssicherheit bezüglich der innerhalb ihrer
breitung von OER muss zwischen den Anreizen
                                                          bzw. seiner Arbeitszeit erstellten OER. Der Ar-
des Mikroakteurs und des Makroakteurs unter-
                                                          beitgeber hat ein direktes Interesse und eventu-
schieden werden (vgl. Abb. 1). Unter Mikroak-
                                                          ell auch ein arbeitsrechtliches Vorrecht, die
teuren versteht man eine einzelne Person, z.B.
                                                          durch den/die Dozenten/in erschaffene OER als

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                                        Weißmüller
[4]

sein Eigentum zu beanspruchen, da ja OER zum                       Littlejohn und Hood (2017) belegt. Die Autoren
Zeitpunkt ihrer Erstellung nicht kostenlos sind,                   stellen fest, dass für Lehrende erhebliche Kon-
sondern direkt oder indirekt wenigstens Herstel-                   flikte bzw. Dilemmata durch OER entstehen, da
lungskosten in Form von Personalkosten (in                         es in vielen Hochschulen keine prozedurale
Mannstunden) angefallen sind (Geith & Vig-                         Klarheit und oftmals auch keine kulturelle Ak-
nare, 2008; Annand & Jensen, 2017). Diese oft-                     zeptanz der open access Philosophie gibt. In
mals latenten Personalkosten können ein erheb-                     diesem auf der Mikro- und Mesoebene ausge-
liches Ausmaß annehmen und ein entscheiden-                        tragenen Konflikt kann die intrinsische Motiva-
des Hemmnis für die Institutionalisierung von                      tion der Lehrenden trotz einer objektiven Ver-
OEP darstellen. Allen und Seaman (2014, 2016)                      besserung der Bildungsressource sowohl für die
bekräftigen diese Annahmen in zwei großange-                       Lehrenden als auch die Lernenden soweit ver-
legten quantitativen Befragungsstudien, welche                     mindert werden, dass es zu einer Einstellung des
mit mehr als N = 5.000 Hochschullehrenden in                       OER-Engagements kommt (Kaatrakoski, Litt-
den U.S.A durchgeführt wurden. Die Autoren                         lejohn & Hood, 2017).
kommen zu dem Schluss, dass das größte
                                                                   Zu dieser arbeits-/dienstrechtlichen Unsicher-
Hemmnis der Institutionalisierung von OEP die
                                                                   heit kommt die generelle Problematik, dass hin-
als unüberschaubar angenommenen Kosten für
                                                                   sichtlich der direkten Interessen des individuel-
Arbeitszeit sind, welche für die Lokalisation,
                                                                   len Erstellers der OER und der Hochschule ein
Koordination, und Evaluation des vorhandenen
                                                                   Konflikt bezüglich des Grads der freien Zu-
bzw. zu erstellenden Materials getragen werden
                                                                   gänglichkeit der OER besteht (Geith & Vignare,
müssten.
                                                                   2008). Für das Individuum kann die Erstellung
Insbesondere bei hochgradig intrinsisch moti-                      und Verbreitung von OER auch dann interes-
vierten Dozierenden verschwimmen jedoch die                        sant sein, wenn sie nicht direkt vergütet wird, da
Grenzen von Arbeits- und Freizeit in hohem                         offene Lizenzen einerseits eine Schutzfunktion
Maße, was eine Abgrenzung – und damit eine                         für den/die Urheber/in darstellen, indem sie ei-
rechtlich scharfe Trennung – erschwert. Auch                       nerseits ein hohes Maß an Dispersion und
fallen langfristig Kosten unter anderem in Form                    Transparenz ermöglichen und andererseits die
von Investitionen für Arbeitszeit für die detail-                  Sichtbarkeit und Reichweite der selbsterstellen
lierte Planung der OER, für ihre inhaltliche Ge-                   OER in der internationalen Forschungs- und
staltung und die technische Umsetzung sowie                        Lehrcommunity deutlich erhöhen. In einer zu-
die digitale Bereitstellung bzw. Zugänglichma-                     nehmend entgrenzten und vernetzten akademi-
chung an, welche oft als latente Gemeinkosten                      schen Welt ist Sichtbarkeit (und ggf. auch Pres-
über die Infrastruktur der Hochschule getragen                     tige für qualitativ hochwertige OER) ein wich-
werden, woraus rechtstheoretisch auch ein Ei-                      tiger Faktor für die beruflich – zunehmend in-
gentumsanspruch aus der indirekten Koproduk-                       ternationale – Laufbahn der Hochschuldo-
tion der OER abgeleitet werden könnte, wenn                        zent/inn/en (UNESCO, 2013; UNESCO, 2015).
auch nicht ein Urheberanspruch (für eine Über-                     Die Hochschule als korporativer Akteur ist je-
sicht der im Diskurs festgehalten Probleme vgl.                    doch an einer Beschränkung der Zugänglichkeit
Annand & Jensen, 2017). Es ist festzuhalten,                       der OER interessiert, da die Finanzierung der
dass der/die einzelne Dozent/in, der/die viel-                     Hochschulen in hohem Maße daran gekoppelt
leicht nicht in besonders hohem Maße intrin-                       ist, wie viele Studierende strukturierte Bil-
sisch motiviert ist, OER bereit zu stellen, dann                   dungsprozesse erfolgreich durchlaufen, d.h. die
   „am ehesten angemessene wirtschaftliche Anreize zum             Hochschulen werden seitens des Gesetzgebers
   offenen Teilen von Inhalten [erhält], wenn seine[/ihre]         oft nicht explizit dafür belohnt, möglichst viele
   Institution über Verfahrensweisen verfügt, derlei Akti-         Personen zu bilden, sondern möglichst viele
   vitäten vernünftig zu entlohnen. Bisher tendieren viele         Personen zu formalisierten Abschlüssen zu ver-
   institutionelle und nationale Strategien sowie die fi-
   nanziellen Rahmenbedingungen dazu, Zusammenar-
                                                                   helfen. Eine unbeschränkte Offenheit der Bil-
   beit und öffentliches Verfügbarmachen von Wissen                dungsmaterialien könnte dazu führen, dass sich
   schlimmstenfalls zu bestrafen (indem sie mögliche               langfristig mehr und mehr Personen dazu ent-
   Einkommensströme kürzen, wenn Wissen offen geteilt              scheiden, sich ohne die formelle Immatrikula-
   wird) oder bestenfalls zu ignorieren (wie dies viele            tion zu bilden und damit das politisch instituti-
   Universitäten tun, indem sie Forschungspublikationen
   stärker entlohnen als andere Arbeiten)“ (UNESCO,                onalisierte „Geschäftsmodell“ der Hochschulen
   2013, S. 15).                                                   indirekt auszuhöhlen (Olcott 2012). Aus diesem
                                                                   komplexen Gefüge der Mikro- und Makroanrei-
Dieses Spannungsfeld wird in einer groß ange-                      zen folgt:
legten, qualitativen Studie von Kaatrakoski,

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[5]

These 1: Konkurrierende Anreizstrukturen zwi-                von qualitativ hochwertigen, relevanten Lehr-
schen Hochschulen und Lehrenden hemmen die                   materialen die Produktivität der Lehrenden, da
flächendeckende Nutzung und Verbreitung von                  eine Dopplung des Arbeitsaufwands bei der
OER.                                                         Materialerstellung entfällt (UNESCO, 2013).
                                                             Dieser Synergieeffekt wirkt sich positiv auf die
Da der Preis- und Allokationsmechanismus                     Effizienz der Hochschullehrenden aus und ver-
durch die Rechtsunsicherheit hinsichtlich der                bessert durch die (offen begrüßte) kontinuierli-
Nutzungsrechte ausgehebelt ist, besteht ein                  che und kollaborative Weiterentwicklung der
Marktversagen. Der offene Zugang zu Bildung                  Materialien deren Qualität bei gleichbleibenden
über Grenzen sozialer Schichten hinweg ist je-               bzw. schrittweise reduzierten Kosten durch
doch im Grundgesetz und in der Charta der                    Skalierungseffekte und eine Minimierung der
Menschenrechte der UN festgeschrieben und                    Grenzkosten (Geith & Vignare, 2008; UNE-
erneut in der UN-Bildungsagenda 2030 (mit ex-                SCO, 2013; Rifkin, 2014; Annand & Jensen,
pliziter Nennung von OER) bekräftigt worden                  2017). Auch können spezifisch für das Angebot
(UNESCO, 2017). Folglich ist durch die techni-               der Hochschule entwickelte OER die durch die
sche Fortentwicklung und Digitalisierung die                 Studierenden empfundene Servicequalität erhö-
Erstellung und Verbreitung von OER nach die-                 hen und daher die Attraktivität der Hochschule
ser Logik zu einer Kernaufgabe der Hochschu-                 fördern (Annand & Jensen, 2017).
len als öffentlich-rechtlich legitimierte Instituti-
onen der Bildung geworden, da OER Bildung                    In Beteiligungsfinanzierungsmodellen streben
über zeitliche-räumliche und monetäre Schran-                Hochschulen an, die Kosten der OER durch ex-
ken hinweg ermöglichen und damit eine die Ge-                terne Finanzierungsprogramme – z.B. durch öf-
sellschaftsschichten übergreifende Teilhabe al-              fentliche Förderprogramme – zu gewährleisten
ler Bürger – insbesondere auch vulnerable Per-               oder im Sinne einer öffentlich-privatwirtschaft-
sonengruppen – am Bildungsprozess erlaubt                    lichen Partnerschaft Investitionspartner aus der
(Wiley, 2006; Hockings, Brett & Terentjevs,                  freien Wirtschaft (z.B. Verlage) oder in Form
2012; Annand & Jensen, 2017). Daraus ergibt                  von gemeinnützigen Stiftungen zu gewinnen
sich gemäß Subsidiaritätsprinzip direkt der                  (Annand & Jensen, 2017). Diese Form der Fi-
Zwang zur politischen Regulierung und For-                   nanzierung ist jedoch wenig planbar und erlaubt
schungsbedarf zur wohlfahrtsoptimalen Ausge-                 die Verfolgung langfristig nachhaltiger, hoch-
staltung dieser Regulierung.                                 schulweiter, nicht-fachspezifischer OER-Stra-
                                                             tegien nur in geringem Maße, da man von
Merkantilisierung der Hochschulbildung                       Schwerpunktförderprogrammen            abhängig
durch Added-Value-Modelle                                    bleibt. Auch wenn die UNESCO (2015) die po-
                                                             litischen Akteure explizit dazu auffordert, lang-
Um die Kosten für die Erstellung, Weiterent-                 fristige nationale Förderprogramme für OER
wicklung und Verbreitung von OER zu decken,                  aufzubauen, ist dieses wohlfahrtsunbedenkliche
gibt es aktuell verschiede Möglichkeiten. Die                Finanzierungsmodell bislang in der bestehen-
Langzeitwirkungen auf die öffentliche Wohl-                  den Förderlandschaft kaum praktisch realisier-
fahrt und die Nachhaltigkeit dieser Möglichkei-              bar.
ten sind jedoch bislang ungeklärt (Olcott,
2012). International vergleichende Studien von               Bei Added-Value-Modellen handelt es sich tat-
Hylén (2006), Vignare, Geith und Schiffman                   sächlich um eine Angebotserweiterung der
(2006) sowie Geith und Vignare (2008) teilen                 Hochschulen abseits klassischer Studiengänge
die bestehenden Modelle in drei Archetypen                   im Sinne eines nicht-ortsgebundenen (Weiter-)
ein: (1) Kosten/Nutzen-Modelle, (2) Beteili-                 Bildungsangebots. Dabei werden OER zwar of-
gungsfinanzierungsmodelle durch Dritte und                   fen bereitgestellt, gleichzeitig jedoch ein weiter
(3) Added-Value-Modelle.                                     reichendes Service- oder Betreuungsangebot
                                                             ggf. mit der Option einen anerkannten Studien-
In Kosten-Nutzen-Modellen fördern Hochschu-                  abschluss zu erwerben gegen Gebühr angeboten
len die Erstellung, Weiterentwicklung und Nut-               (Geith & Vignare, 2008; UNESCO, 2013). Ein
zung von OER aus eigenen (Haushalts-)Mitteln                 bekanntes Vorbild für dieses Modell ist das
und aus eigennutzmaximierender Motivation                    Vorgehen des MIT, welches zwar im Rahmen
heraus, da OER zu einer Kostendegression füh-                der Initiative MIT OCW alles vorhandene Kurs-
ren kann was Lizenzgebühren für extern er-                   material frei zugänglich und über das Internet
stellte Medien angeht (Annand & Jensen,                      abrufbar bereitstellt, jedoch einen Bildungsab-
2017). Zudem erhöht die offene Verfügbarkeit

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                                          Weißmüller
[6]

schluss klar an eine formale und kostenpflich-                 Die Vorreiter des Added-Value-Modells – wel-
tige Immatrikulation am MIT knüpft. Auch                       che nur Vorreiter sein können, da sie bereits
Harvard verfolgt diese Strategie mit edX (MIT                  über eine hohe Reichweite (Renommee) und
& Harvard University, 2012; Phelan, 2012).                     hoch Finanzkraft (Investitionsleistung für OER)
                                                               verfügen – nehmen daher die treibende Stellung
Entscheidet sich eine Hochschule für ein Ad-
                                                               im weltweiten Markt für „offene“ Hochschul-
ded-Value-Modell zur Finanzierung ihrer OER,
                                                               bildung ein. Dadurch gestalten sie selbst die
verfolgt sie (als Makroakteur) eine spezifische,
                                                               Vorlage anhand derer weitere Hochschulen ihr
eigennutzmaximierende Strategie in dem Sinne,
                                                               OER-Finanzierungsmodell auswählen, da die
dass sie versucht, eine wettbewerbsfähige
                                                               nachfolgenden Akteure von dem Erfolg und der
Marktposition innerhalb des sehr volatilen
                                                               Reichweite der von z.B. MIT und Harvard ver-
(Welt-)Marktes für Hochschulbildung einzu-
                                                               folgten Strategie erfahren und diese Strategien
nehmen. Gleichzeitig etabliert sie sich damit
                                                               selbst ganz oder teilweise nachbilden (Knox,
auch als internationale Marke (Olcott, 2012).
                                                               2013). Dieser Lerneffekt setzt ein, da Hoch-
Daraus entsteht ein expliziter Anreiz für Hoch-
                                                               schulen höchstspezifische und komplexe Orga-
schulen, den Grad der Offenheit und die Ver-
                                                               nisationsorganismen sind, die – sofern sie nicht
fügbarkeit von OER möglichst breit auszu-
                                                               auf unbestimmte Zeit voll öffentlich ausfinan-
bauen. Durch einen möglichst weitreichende
                                                               ziert werden und dabei volle Handlungsautono-
openness werden andere Hochschulen (insbe-
                                                               mie besitzen – unter ständigem Selektionsdruck
sondere öffentlich finanzierte ohne Finanzie-
                                                               in einer stark umkämpften Umwelt (rigidities
rungsdruck) und/oder solche Hochschulen ohne
                                                               im Hochschulbildungsmarkt) um begrenzte
eigene (kommerzielle) OER-Agenda dazu an-
                                                               Ressourcen (money and talent) konkurrieren.
geregt, zur Verbesserung bzw. Ergänzung ihres
                                                               Dies ist in einem voll-medialen Zeitalter nur
eigenen Lehrangebots auch auf die OER eines
                                                               scheinbar paradox, da zwar quasi unbegrenzt
spezifischen Anbieters zurückgreifen.
                                                               Material (content) in Form von OER verfügbar
                                                               ist oder sein könnte, durch die Masse des Ange-
                                                               bots jedoch auch die Kosten der Qualitätssiche-
                                                               rung exponentiell steigen.
                                                               Es ist daher unter begrenzten Ressourcen für
                                                               eine Hochschule als rationaler Makroakteuer lo-
                                                               gisch, die erfolgreichen Finanzierungsmodelle
                                                               der Vorreiter zu übernehmen, da die Risiken ei-
                                                               ner Alternativstrategie prohibitiv hoch werden,
                                                               je mehr anderer Marktakteure bereits dem Ad-
                                                               ded-Value-Modell folgen. Dadurch verengt sich
                                                               im Zeitverlauf der verfügbare strategische
                                                               Handlungsspielraum immer weiter (vgl. Abb. 2)
                                                               und es bilden sich isomorphe Geschäftsmodelle
                                                               heraus (Aldrich & Pfeffer, 1976; Aldrich et al.,
Abb. 2: Beschränkung des strategischen Handlungsspiel-         1984; Burgelman, 1991; Scott & Davis, 2007).
  raums einzelner Hochschulen durch zunehmenden
                  Selektionsdruck                              Bei begrenzten Ressourcen (insb. bedingt durch
Hierdurch steigt der Bekanntheitsgrad und das                  die finanzielle Austerität des Bildungssektors
Renommee dieses spezifischen Anbieters, was                    durch ausgeprägte Sparpolitik) erzeugt dieser
langfristig auch zu einer Erhöhung der Nach-                   Selektionsdruck einen ausgeprägten Isomor-
frage nach dem (kostenpflichtigen) Zusatzange-                 phismus innerhalb der Organisationspopulatio-
bot führt (Nikoi & Armellini, 2012). Auch eine                 nen, sodass die einzelnen Hochschulen gezwun-
direkte Steigerung der Attraktivität für Studien-              gen werden, diejenigen Geschäftsmodelle nach-
anfänger zeichnet sich ab (MIT, 2006). Indirekt                zubilden, die sich bei einzelnen Vorreitern (z.B.
besteht daher die Gefahr, dass Added-Value-                    dem MIT OCW) als erfolgreich erwiesen ha-
Modelle langfristig zu einer verstärkten Mer-                  ben. Die Vorreiter haben dabei einen entschei-
kantilisierung der Hochschulbildung führen, da                 denden Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern,
die Hochschule selbst über die Granularität der                da sie die Richtung der Marktentwicklung als
openness der OER entscheiden und direkt fi-                    zentrale Akteure vorgeben („first mover’s ad-
nanzielle Interessen involviert sind (Nikoi &                  vantage“). Im Zeitverlauf ergibt sich daher eine
Armellini, 2012; Olcott, 2012; Knox, 2013).                    zunehmende Verengung des strategischen

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                                           Weißmüller
[7]

Handlungsspielraums und es kommt zu Pfadab-                 Burgelman, R.A. (1991). Intraorganizational
hängigkeiten aufgrund derer nur diejenigen Ak-              ecology of strategy making and organizational
teure bestehen bleiben, die frühzeitig in die stra-         adaptation: Theory and field research. Organi-
tegische (d.h. eigennutzmaximierende) Nut-                  zation Science, 2 (3), 239-262.
zung von OER investiert haben („survival of the
                                                            Garcá-Peñalvo, F.J., de Figuerola, C.G. &
fittest“) (Aldrich & Pfeffer, 1976; Hannan &
                                                            Merlo, J.A. (2010). Open knowledge: chal-
Freeman, 1977; Scott & Davis, 2007). Dieser
                                                            lenges and facts. Online Information Review, 34
Isomorphismus ist bedenklich, da er zu einer
                                                            (4), 520-539.
nachhaltigen Verschiebung hin zu einer von
Kosteneffizienz getriebenen Monokultur der                  Geith, C. & Vignare, K. (2008). Access to edu-
Bildung führen kann, und die dem humboldt-                  cation with online learning and open educa-
schen Bildungsideal zu Gunsten eines neolibe-               tional resources: Can they close the gap. Jour-
ralen Bildungsverständnisses – Bildung als in-              nal of Asynchronous Learning Networks, 12 (1),
dividuelles Humankapital – widerspricht                     105-126.
(Knox, 2013). Aus dem Phänomen des strategi-                Hegarty, B. (2015). Attributes of open peda-
schen Isomorphismus folgt daher:                            gogy: A model for using open educational re-
These 2: In unregulierten Bildungsmärkten be-               sources’, Educational Technology, 3-13. URL:
fördert das Added-Value-Finanzierungsmodell                 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/com-
eine monopolistische Merkantilisierung der                  mons/c/ca/Ed_Tech_Hegarty_2015_article_at-
Hochschulbildung.                                           tributes_of_open_pedagogy.pdf
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                                                            grenzung akademischen Lernens mit mobilen

IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                                        Weißmüller
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                                                           Bisher erschienene Impact Free-Artikel
ety: The Internet of Things, the Collaborative
Commons and the Eclipse of Capitalism. New                 Casper, M. (2020). Wem gehört die Ökonomi-
York: St. Martin’s Press.                                  sche Bildung? Die problematische Leitkultur
                                                           der Wirtschaftswissenschaften aus hochschul-
Scott, W.R. & Davis, G.F. (2007). Organiza-
                                                           und mediendidaktischer Perspektive. Impact
tions and Organizing – Rational, Natural, and
                                                           Free 27. Hamburg.
Open System Perspectives, Upper Saddle River,
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Sesink, W. (2007). Bildung und Medium. Bil-
                                                           Konzept und seine Möglichkeiten. Impact Free
dungstheoretische Spurensuche auf dem Felde
                                                           26. Hamburg.
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                                                           Reinmann, G., Brase, A., Jänsch, V., Vohle, F.
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URL:     https://www.unesco.de/fileadmin/me-
                                                           nahmen für forschendes Lernen in einem De-
dien/Dokumente/Bild-
                                                           sign-Based Research-Projekt zu Student Crowd
ung/Pariser_Erkl%C3%A4rung_zu_OER.pdf
                                                           Research. Impact Free 25. Hamburg.
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Resources? Und andere häufig gestellte Fragen
                                                           Spielend ins Gespräch kommen. Impact Free
zu OER. URL: https://www.unesco.de/filead-
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IMPACT FREE 28 (Mai 2020)                                                                   Weißmüller
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