Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums

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Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Hochbauamt

Pädagogische Hochschule Zürich
Wettbewerb Kunst am Bau
Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Pädagogische Hochschule Zürich
Wettbewerb Kunst am Bau

Jurybericht des Beurteilungsgremiums

Zürich, 10. November 2011
Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Inhalt

                                           Grundlagen                                       6
                                           Auftraggeberin und Gegenstand des Wettbewerbs    6
                                           Ausgangslage                                     6
                                           Die Pädagogische Hochschule Zürich               7
                                           Ziel des Wettbewerbs Kunst am Bau                7

                                           Pläne und Visualisierungen                       8

                                           Wettbewerbsverfahren                            10
                                           Beurteilungsgremium                             10
                                           Koordination des Verfahrens und Vorprüfung      10
                                           Künstlerinnen und Künstler                      10
                                           Budget und Entschädigung                        10
                                           Beurteilungskriterien                           10

                                           Beurteilung der Wettbewerbseingaben             11
                                           Jurierung                                       11
                                           Empfehlung                                      11
                                           Würdigung und Dank                              11

                                           Projektbeschreibungen                           12

                                           Gebäude LAA

                                           Takehito Koganezawa                             12
                                           Kerim Seiler                                    14
                                           Christian Vetter                                16

                                           Gebäude LAB

                                           Christian Kathriner                             18
                                           Nils Nova                                       20
                                           Boris Rebetez                                   22

                                           Gebäude LAC

                                           Pascal Häusermann                               24
                                           Susanne Hofer                                   26
                                           Karin Hueber                                    28

Impressum                                  Genehmigung                                     30

Der Bericht erscheint anlässlich der
öffentlichen Ausstellung des Wettbewerbs
Pädagogische Hochschule Zürich

Herausgeberin:
© 2011 Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt

Gestaltung, Layout und Druck:
Alinéa AG, Wetzikon

Auflage:
200
Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Grundlagen

    Auftraggeberin und Gegenstand                              Ausgangslage                                                Die Pädagogische Hochschule Zürich                       Ziel des Wettbewerbs Kunst am Bau
    des Wettbewerbs
                                                               Die heutige PH Zürich verteilt sich mit ihren diversen      Die PH Zürich ist mit rund 1900 Studierenden und         Die PH Zürich nimmt eine herausragende Stellung in
    Das Hochbauamt des Kantons Zürich veranstaltet             Bereichen auf über 19 Standorte in der Stadt Zürich.        über 6000 Weiterbildungsteilnehmenden jährlich           der Bildungslandschaft des Kantons Zürich ein, was
    einen Wettbewerb auf Einladung für drei künstlerische      Im Herbst 2012 zieht die PH Zürich in ihren neuen           eine der grössten Bildungsinstitutionen für Lehrper-     sich in einer entsprechenden Architektur wie auch in
    Interventionen an der Pädagogischen Hochschule             Campus eine Minute vom Hauptbahnhof Zürich ent-             sonen in der Schweiz und eine kompetente Partne-         den realisierten Kunstprojekten zeigen soll.
    Zürich (PH Zürich). Bauherrschaft ist der Kanton Zürich.   fernt und wird Teil der neuen urbanen «Europa­              rin für Schulen, Lehrpersonen und Behörden. Die rund
    Die Federführung und Projektleitung liegt beim             allee». Die verkehrsfreie Allee schafft mit dem auf-        700 Mitarbeitenden der Hochschule generieren             Im Wettbewerbsprogramm wurden Interventionen
    Hochbauamt des Kantons Zürich (HBA). Verantwortlich        gewerteten Flussraum der Sihl hohe Aufenthalts-             und transformieren Wissen für die Volksschule und        oder Kunstwerke gesucht, die eine starke Aussen­
    für die Projektierung ist das Architekturbüro Max          und Erholungsqualität im unmittelbaren Umfeld.              Unternehmen, und nicht zuletzt durch ihre exzel-         wirkung haben, ohne jedoch den Platz oder die
    Dudler AG in Zürich.                                                                                                   lenten Forschenden ist die PH Zürich in nationalen und   Fassade zu tangieren. Als Perimeter für Kunstgestal-
                                                               Im direktem Dialog mit der «alten Sihlpost» werden          internationalen Netzwerken engagiert. Die Leistun-       tungsprojekte boten sich die drei Eingangshallen
                                                               über dem Fundament des ehemaligen Postvertei­               gen der PH Zürich umfassen Ausbildung, Weiterbil-        sowie Wartebereiche und Gangsituationen an. Der
                                                               lungszentrums die drei neuen Gebäude der PH Zürich          dung, Forschung und Dienstleistungen. Bei Letzte-        Jury war die Langlebigkeit der künstlerischen Eingriffe
                                                               und ein Geschäftshaus windmühlenartig angelegt.             ren profiliert sich die PH Zürich vor allem mit ihren    sowohl in inhaltlicher wie auch in technischer Hin-
                                                               Eine in sich schlüssige, plastisch gegliederte Stadtfigur   Zentren: Zentrum für Beratung, Zentrum für Hoch-         sicht äusserst wichtig. Eine Auseinandersetzung mit
                                                               wurde entwickelt, die dem neuen Quartier durch              schuldidaktik und Didaktik der Erwachsenenbildung,       der Architektur, vor allem aber mit der zukünftigen
                                                               ihre unverwechselbare Gestaltung eine starke Identi-        Zentrum für internationale Entwicklungsprojekte          Nutzer­schaft, war unerlässlich. Da der Kanton Zürich
                                                               tät verleiht. In der Mitte der Anlage – erhöht über         (IPE) sowie Zentrum für Schulgeschichte Pestaloz­        Mieter der Liegenschaft und lediglich für den Innen-
                                                               einer Shoppingmall – befindet sich der Campus, ein          zianum. Eine der zentralen Partnerschaften im Bil-       ausbau der Gebäude zuständig ist, wurden mobile
                                                               öffentlicher Platz, welcher Adresse der Hochschule          dungssystem pflegt die PH Zürich mit der Volksschule.    und demontierbare Kunst-am-Bau-Projekte gefor-
                                                               und Begegnungsort zugleich ist. Über grosszügige            In den Leis­tungsbereichen Ausbildung, Weiterbil-        dert, damit sie allenfalls auch an einem ande­ren Ort
                                                               Treppen gelangt man auf den über der Mall errich­           dung, Beratung und Forschung zielen die Aktivitäten      wieder platziert oder neu interpretiert werden
                                                               teten zentralen Campus der Hochschule, der geprägt          primär auf eine erfolgreiche Umsetzung im Schul-         können. Im Handling und in der Wartung aufwendige
                                                               wird durch einen gläsernen Kubus, der a­ ls Solitär         feld hin. Das Ziel ist ein funktionierender Wissens-     Kunstwerke waren nicht erwünscht.
                                                               in zentraler Position das Ensemble ­dominiert. Einer-       kreislauf aus der Schule in die PH Zürich und
                                                               seits befindet sich hier das Auditorium als Treff-          wieder zurück in den Schulalltag. Die PH Zürich
                                                               punkt, Lehrstätte und Wissensspeicher. Andererseits         bildet Lehrpersonen für Vorschule, Primarschule,
                                                               werden die zentralen Funktionen der Hochschule              Sekundarstufe I sowie Sekun­darstufe II aus. Das
                                                               wie Hörsäle, Bibliothek, Mensa und Cafeteria hier           Studium zum Master oder Bachelor zeichnet
                                                               gebündelt. Die steinernen Fassaden der beiden               sich durch einen hohen Praxis­bezug aus und bereitet
                                                               anderen Gebäude zeigen das Prinzip von Stützen und          die angehenden Lehrpersonen für eine Schule von
                                                               Tragen. Die plastischen Fugen zwischen den Stein­           heute und morgen vor. Ab der ersten Studienwoche
                                                               teilen werden so zu einem wichtigen Gestaltungs­            stehen die Studierenden vor einer Schulklasse,
                                                               element. In den Gebäuden wurden hochwertige                 und fast ein Drittel der gesamten Ausbildungszeit
                                                               Materialien und Farben bewusst eingesetzt, um den           verbringen sie in Kooperationsschulen und in
                                                               hochwertigen Charakter der Gebäude zu unter­                Praktikumsklassen. Die Studiengänge können sowohl
                                                               streichen. Flure und Seminarräume sind zurückhaltend        im Vollzeit- als auch im Teilzeitstudium besucht
                                                               gestaltet, wichtige Funktionen jedoch wie Mensa,            werden. Mit ihren Weiterbildungsange­boten unter-
                                                               Sporthalle oder infrastrukturelle Räume sind auffällig      stützt die PH Zürich Lehrpersonen in allen Phasen
                                                               materialisiert und so leichter auffindbar. Wie ein          ihrer Berufslaufbahn. Sie leistet damit einen Beitrag
                                                               riesiges Holzmöbel ist der Hörsaalkubus im zentralen        zur Professionalisierung und ermöglicht Lehr-
                                                               Gebäude über mehrere Geschosse deutlich erkennbar.          personen eine individuelle Spezialisierung oder die
                                                                                                                           Übernahme einer Leitungsfunktion im Schulfeld.
                                                                                                                           Die Dozierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiten-
                                                                                                                           den der PH Zürich verfügen in der Regel über
                                                                                                                           einen Abschluss als Volksschullehrpersonen sowie
                                                                                                                           über ein Hochschulstudium. Fast alle Studienrich-
                                                                                                                           tungen sind dabei vorhanden.

6                                                                                                                                                                                                                                             7
Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Pläne und Visualisierungen

                                 Aufsichten und Grundrisse: Max Dudler Architekten AG, Zürich

8                                                                                               9
Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Wettbewerbsverfahren                                                                                                  Beurteilung der Wettbewerbseingaben

     Beurteilungsgremium                                     Budget und Entschädigung                                      Jurierung                                                  Empfehlung

     Jury (stimmberechtigt):                                 Für das frist- und programmgemässe Einreichen eines           Aufgrund der hervorgehobenen Stellung der PH Zürich        Nach einer Gegenüberstellung der Arbeiten beschloss
                                                             beurteilungsfähigen Beitrages wurde eine Ent­                 in der Bildungslandschaft des Kantons Zürich und           die Jury, die Eingaben detailliert zu besprechen bzw.
     Wolfgang Annighöfer       Bildungsdirektion             schädigung von Fr. 3000.– inkl. MwSt. ausbezahlt.             der verdichteten Raumsituation der drei Gebäude            kritisch zu würdigen. Die jeweils für ein Gebäude ein-
     Prof. Dr. W. Bircher      PH Zürich, Rektor                                                                           wurde im Vorfeld der Jurierung intensiv nach mög-          gereichten Projekte wurden zunächst gegeneinan-
     Stefan Bitterli           Kantonsbaumeister, HBA,       Insgesamt standen für die Realisierung der Kunst-             lichen Kunstperimetern und Aufgabestellungen an            der verglichen. Erst im Zusammenspiel mit den zwei
                               Juryvorsitz                   am-Bau-Projekte je Fr. 150 000.– (inkl. MwSt.) für            die einzuladenden Kunstschaffenden gesucht.                anderen in die nähere Wahl genommenen Projek-
     Max Dudler                Architekt                     die Gebäude LAA und LAB sowie Fr. 100 000.–                   ­Gestützt auf ein Rahmenprogramm, das in diversen          ten konnte die Jury einen definitiven Entscheid fällen,
     Prof. Annette Landau      Abteilungsleiterin Künste,    (inkl. MwSt.) für das Gebäude LAC zur Verfügung.               Sitzungen zunächst von der Arbeitsgruppe um               damit die im Programm beschriebene Idee, eine
                               PH Zürich                                                                                    Tanja Scartazzini, Fachprojektleitung Kunst am Bau,       breite Palette an künstlerischen Eingriffen zu realisie-
     Tanja Scartazzini         HBA, Fachprojektleitung       Mit der Projektentschädigung wie auch der Realisie-            Kathrin Frauenfelder, Konservatorin Kunstsammlung         ren, auch wirklich umgesetzt werden konnte.
                               Kunst am Bau                  rungssumme mussten sämtliche Aufwendungen                      Kanton Zürich, und Brigitte Stadler, Dozentin PH
                                                             ­abgedeckt werden, insbesondere: Honorar,                      Zürich, erarbeitet und anschliessend mit den Vertretern    Die Jury hat sich nach intensiver Diskussion und
     Beratend:                                                ­Realisations­kos­ten, Reisespesen, allfälliger Aufenthalt    der PH Zürich sowie den Architekten genehmigt             ­gestützt auf das Wettbewerbsprogramm dafür ent-
                                                               in der Schweiz, Aufträge an Dritte usw.                      wurde, lud das Beurteilungsgremium neun Künstle-           schieden, die Projekte von Pascal Häusermann,
     Kathrin Frauenfelder      HBA, Konservatorin Kunst-                                                                    rinnen und Künstler zum Wettbewerb ein. Die Jury           Christian Kathriner und Christian Vetter zur Realisation
                               sammlung Kanton Zürich        Beurteilungskriterien                                          traf sich beschlussfähig am 9. und 10. November 2011       zu empfehlen. Die Begründungen sowie Empfeh-
     Stefan Hunziker           HBA, Projektleiter                                                                           jeweils von 8.30 bis 17 Uhr im Sihlhof, Lager-            lungen zu den einzelnen Projekten finden sich in den
     Mark van Kleef            Architekt                     Die folgenden Beurteilungskriterien waren mit einer            strasse 5, Zürich, zur Beurteilung der eingereichten      Projektbeschrieben.
     Brigitte Stadler          PH Zürich, Dozentin           Gewichtung entsprechend der Reihenfolge ihrer                  Wettbewerbsprojekte ein. Herr Stefan Bitterli
                                                             Auflistung zu erfüllen:                                        begrüsste die Anwesenden und eröffnete als Vorsit-        Würdigung und Dank
     Am 9. Und 10. November waren Herr Max Dudler                                                                           zender die Sitzung mit dem Hinweis auf die zu
     wie auch Herr Wolfgang Annighöfer verhindert.           –   künstlerische Einschätzung, ästhetischer Ausdruck          beachtende Vertraulichkeit.                               Die Jury würdigt die Vielfalt und die präzise Aus­
     Für sie nahmen seitens der Architekten Herr Mark        –   Sinnfälligkeit für den Ort                                                                                           arbeitung der eingereichten Projekte und lobt im
     van Kleef sowie seitens der Nutzerschaft Frau           –   Integration und Dialog mit der Architektur                Die Vorprüfung der eingereichten Projekte hatte Tanja      Speziellen den aufmerksamen Umgang mit der
     Brigitte Stadler stellvertretend Einsitz in die Jury.   –   eigenständige, starke Bildsprache                         Scartazzini unternommen. Die neun Beiträge                 ­Architektur und den Anliegen der PH Zürich. Sie
                                                             –   technische Realisierbarkeit                               wurden rechtzeitig und vollständig eingereicht. Die         ­bedankt sich bei allen Künstlerinnen und Künstlern
     Koordination des Verfahrens und Vorprüfung              –   Budget                                                    Jury beschloss deshalb einstimmig, alle Projekte             für ihr grosses Engagement, die gezielte Auseinan-
                                                                                                                           zur Beurteilung zuzulassen und damit die Entschädi-          dersetzung mit der Aufgabe und für die interes-
     Tanja Scartazzini, Hochbauamt, Stab,                      Die Jury begutachtete die einzureichenden Projekte          gung von Fr. 3000.– (inkl. MWSt.) gemäss Wett­               santen, sehr inspirierenden Projektvorschläge. Die
     Fachprojektleitung Kunst am Bau                           hinsichtlich ihres ästhetischen Ausdrucks, ihrer            bewerbsprogramm zu vergeben.                                 hohe Qualität der Projekte ermöglichte einen
                                                               ­Sinnfälligkeit für den jeweiligen Ort und ihrer Integra-                                                                ­äusserst fruchtbaren Dialog und damit einen gut
     Künstlerinnen und Künstler                                 tion in die architektonische Gesamtanlage. Die             Der Künstler Takehito Koganezawa war am vorge­                fundierten Entscheid.
                                                                  Kunstwerke sollten eine eigenständige und starke         sehenen Jurytermin verhindert und liess sich für die
     Aufgrund der Vorevaluation durch die Jury wurden           Bildsprache sprechen, die jedoch mit den spezifischen      Präsentation entschuldigen. Seine Eingabe wurde
     für den Wettbewerb die folgenden vier Kunstschaf-       Eigenschaften einer Hochschule mental korrespon-              aufgrund der eingereichten Unterlagen und der
     fenden eingeladen:                                      dieren. Angestrebt wurden intensiv wirkende                   ­Zusammenfassung von Tanja Scartazzini vorgestellt.
                                                             ­Kunstwerke. Es konnte mit verschiedensten Medien              Während jeweils dreissig Minuten präsentierten
     Gebäude LAA:              Takehito Koganezawa            und Techniken gearbeitet und diese räumlich wie               die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler an zwei
                               Kerim Seiler                   ­installativ eingesetzt werden. In den drei Gebäuden         Tagen ihre Projekte. Der Jury wurde Gelegenheit
                               Christian Vetter                 sollte damit eine Vielfalt von künstlerischen               für Verständnisfragen geboten. Anlässlich der darauf
                                                                ­Herangehensweisen ausprobiert werden können,               folgenden Diskussionsrunde wurde ersichtlich,
                                                                 die sich spielerisch und offen mit dem Gebäude             dass die eingeladenen Künstler und Künstlerinnen
     Gebäude LAB:              Christian Kathriner               und der Nutzerschaft auseinandersetzen. Die Jury           auf die komplexe Fragestellung des Wettbewerb­
                               Nils Nova                         suchte ­jedoch trotzdem die eindeutige Handschrift         programms mit gut reflektierten und äusserst attrak-
                               Boris Rebetez                     einer Künstlerin oder eines Künstlers, die dem             tiven Projekten antworteten.
                                                                 ­ein­zelnen Gebäude Charakter verleiht.

     Gebäude LAC:              Pascal Häusermann
                               Susanne Hofer
                               Karin Hueber

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Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Projektbeschreibungen Gebäude LAA

     Takehito Koganezawa: Waterfall – Mountains             Der Künstler schlägt deshalb eine zweiteilige Arbeit   Die Jury war von der spürbaren, sehr persönlichen
                                                            in Form von unterschiedlichen Wandmalereien vor.       Erinnerungswelt des Künstlers berührt. Obwohl doch
     «Die Erinnerung an die Schulzeit ist immer mit Stadt   Das Wandgemälde «Waterfall» entsteht vor Ort an        sehr unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt
     und Landschaften verbunden.» Ausgangspunkt für         der Längswand des Treppenhauses vom zehnten bis        werden, ist der innere Zusammenhalt der beiden Inter-
     Takehito Koganezawas Projektvorschlag «Waterfall –     zum fünften Obergeschoss Die vier Farben Blau, Gelb,   ventionen erleb- und nachvollziehbar. Insbesondere
     Mountains» sind einerseits persönliche Erinne-         Grün und Rot werden in flüssiger Form langsam          der performative Aspekt einer in situ aufgebrachten
     rungen des Künstlers an seine in dichten Fertigbau-    und gezielt verlaufen. Dank der Viskosität des Ma-     Wandmalerei weckte in der Jury auch technische
     Einheiten verbrachte Schulzeit in Japan, die geprägt   terials vermischen sich die Farben nur im unteren      Interessen an der Arbeit. Die spielerische und kind-
     wurde vom Sehnen nach freien Flächen und Natur.        Bereich des Treppenhauses, sodass Besucher und         liche Frische der Arbeit wurde gelobt, gleichwohl
     Anderseits sieht der Künstler Bildung und Erzie­-      Besucherinnen des Hauses beim Treppensteigen           auch wieder infrage gestellt, da es sich um eine
     hung als ein Weitergeben vom Älterem zum Jüngeren,­    den Weg vom Farbgemisch zu den reinen Farben bzw.      Hoch­schule für Erwachsene handelt. Auch die Inter-
     die vom Wasserfall bzw. Berg repräsentiert werden.     umgekehrt verfolgen können. Der Farbklang dieses       pretation des Wasserfalls als Symbol für Erziehung
                                                            «Waterfall» findet sich in der zweiten Wandarbeit      wurde hinterfragt und überzeugt für diesen Ort, der
                                                            wieder. Grossflächig setzt der Künstler in den vier    neue Erziehungsformen erproben und lehren will,
                                                            doppelgeschossigen Eckräumen seine bekannten,          nicht. Fraglich ist auch, ob die Eckräume, wie in der
                                                            hier jedoch digital auf ein Maximum vergrösserten      Projektskizze sehr augenfällig dargestellt, tatsäch-
                                                            A4-formatigen Buntstiftzeichnungen von stilisierten    lich eine derartige leuchtende Aussenwirkung haben.
                                                            Berglandschaften auf Tapete um und spielt so mit       Aufgrund dieser Überlegungen sieht die Jury von
                                                            Grössenverhältnissen zwischen Benutzern und            einer Empfehlung ab.
                                                            Räumen.

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Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Kerim Seiler: Gordischer Un-knoten                       Positiv wertet die Jury die Idee, mit einem Lichtobjekt
                                                                    einen kraftvollen Akzent im Innenhof zu setzen.
           Eine Variation an Zugängen führt zum und durch           Sie kann sich sehr gut vorstellen, dass die Sinnlichkeit
           das Zentralgebäude LAA. Diese Treppen- und Ver-          der Neonskulptur, die Spiegelungen des Lichts in
           kehrsräume verlangen, so die Meinung des Künst-          den Fenstern sowie die Sicht auf die wechselnde Far-
     Der   lers, nicht zwingend
           Gordische              nach einer Gestaltung.
                                Unknoten          leuchtetDes-      bigkeit
                                                                   im       der sich leicht bewegenden Schlaufenform
                                                                        Patio
           halb schlägt Kerim Seiler für seine Intervention den     zu einem eindrücklichen Erlebnis für die Sinne führen.
           Patio vor, der sich im vierten Stock des Gebäudes        Dieses Lichtspiel lenkt zugleich ab von der Strenge
           befindet und sich über vier Etagen nach oben öffnet.     der Architektur. Die Wiederholung der Fensteranord-
           Ins Zentrum dieses Innenhofes hängt der Künstler         nung wird durch die Reflexe aufgebrochen, und
           an gespannten Stahlseilen ein Leuchtobjekt auf. Die      das Repetitive der Fensterraster tritt in den Hinter-
           Materialisierung der Lichtskulptur besteht aus           grund. Ganz allgemein wird der Hof durch die
           sieben um einen Aluminiumstab angeordnete Neon-          Setzung aufgewertet. Er gewinnt an Stimmung und
           röhren aus Muranoglas. Die Röhren sind in den            Ambiance. Umgekehrt beschränkt sich die Inter-
           sechs Grundfarben des Farbkreises gehalten. Das          vention auf den Innenhof. Ein Umstand, der die Jury
           Leuchtobjekt, ein Leuchtstab in der Form gross­          gezwungenermassen sehr bedauert, bleiben so
           zügig ineinanderverwundener Schlaufen stellt eine        andere wichtige Räume im Gebäude unbespielt.
           Art Knoten in Auflösung dar. Je nach Betrachter­         Ebenso bedauert sie den Umstand, dass nichts
           standpunkt ändert sich das Bild. Durch die Spiege-       von der verspielten Wirkung des Lichtobjektes nach
           lungen des Objektes in den umliegenden, gross­           aussen dringt. Ein Knackpunkt sah die Jury ferner
           formatigen Fenstern vervielfältigen sich die Win-        im Verhältnis der Raumproportionen zum Umfang des
           dungen des Lichtstrangs. Der Innenhof verwandelt         Objektes. Sie fragt sich, ob das Objekt in seiner
           sich in einen magischen Ort, der einen kreativen Pro-    vorgesehenen Dimension das Raumvolumen des
           zess bei den Betrachtenden auslöst.                      Innenhofes tatsächlich wirkungsvoll zu bespielen
                                                                    vermag und nicht doch nur ein Lichtpunkt in der
                                                                    Raummitte bildet. Aufgrund dieser Erörterungen
                                                                    sieht das Preisgericht von der Ausführung der Licht­
                                                                    skulptur ab.

     ./.
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Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Christian Vetter: Wissen Infinitiv                        Die zweite Werkgruppe umfasst Neonzeichen, die            Die Jury war sehr angetan von dem umfassenden,
                                                               dem Betrachter bereits beim Haupteingang                  modular aufgebauten Konzept des Künstlers. Sie war
     Der Projektvorschlag von Christian Vetter sieht zwei      begegnen. Zu erkennen sind einzelne Zeichen und           erfreut, dass der Künstler die Kernkompetenz der
     zentrale Interventionen vor, um die Verkehrsräume         Buchstabenfragmente: ein W, eine Art Wurzel­              PH Zürich als Ausgangspunkt seiner Intervention
     des Gebäudes LAA zu bespielen.                            zeichen sowie eine stilisierte liegende 8. Bei längerer   gemacht hat. Ihrer Meinung nach tut er dies auf
                                                               Betrachtung setzen sich die Zeichen zu den zwei           eine intelligente, philosophische und coole Art
     In einer Serie von Bildern, die an mehreren ausgewähl-    Wörtern WER WEISS zusammen. Auf eine weitere              zugleich. Ihr gefällt die Art, wie die Werke in ihrer
     ten Orten aufgehängt werden, zeigt jedes einzelne         Neonzeichnung stösst der Betrachter auf der               Medienvielfalt das gesamte Gebäude durchziehen.
     Werk den Satz WIR WISSEN, WIE ES IST in einer von 36      sonnenabgewandten Seite im zentralen Lichthof. Die        Der Besucher wird bereits am Eingang mit der zentra-
     möglichen Konjugationsformen. Je nach Zeitform            zwischen Abstraktion und Lesbarkeit oszillierenden        len Kernfrage abgeholt, die ihm während seines
     erlangen die Sätze eine völlig unterschiedliche Färbung   Zeichen lassen sich als die Fragewörter WARUM,            Gangs durch das Gebäude immer wieder begegnet
     und lassen so im Betrachter eine kleine Geschichte        WANN, WO, WIE, WAS, WER entziffern.                       und ihm die Aufgabe der Wissensvermittlung auf
     aufleuchten, die das Gelesene mit Inhalt füllt. Mit den                                                             anregende und unterhaltsame Weise in Erinnerung
     Mitteln der Malerei werden die einzelnen Sätze            Sein Konzept ergänzt Christian Vetter mit einem Buch,     ruft. Zu kritischer Auseinandersetzung gab der
     immer wieder anders dargestellt. Während gewisse          das in der Bibliothek aufliegen wird und das die          Umstand Anlass, dass der Künstler sich über die
     Sätze deutlich lesbar sind, verlieren sich andere         einzelnen Bilder zusammen mit einem kurzen asso­          Bestimmung, die Aussenfassade nicht zu bespielen,
     in der Malerei und sind nur noch ansatzweise rekon-       ziativen Text auflistet sowie mit einer Animation,        hinwegsetzt. Er tut dies jedoch auf eine sehr über­
     struierbar. Auch die Bildgründe variieren: Die Sätze      in der alle 36 Sätze der Reihe nach aufscheinen.          zeugende Weise, weshalb die Jury den Eingriff akzep-
     in der Gegenwart sind auf weissem, alle Sätze der                                                                   tiert und das Projekt einstimmig zur Ausführung
     Zukunft auf schwarzem Grund gemalt. Die Sätze                                                                       empfiehlt.
     der Vergangenheit sind über Fotografien gemalt, dem
     Medium, das per se immer nur Vergangenes fest­
     halten kann. Auf seinen Wegen durch das Gebäude
     wird der Betrachter so mit der Frage nach dem
     Wissen konfrontiert.

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Pädagogische Hochschule Zürich Wettbewerb Kunst am Bau - Jurybericht des Beurteilungsgremiums
Projektbeschreibungen Gebäude LAB

     Christian Kathriner: Projekteingabe ohne Titel         Das Ins-Zentrum-Rücken von zwei zeitgenössischen
                                                            jungen Menschen als den Galionsfiguren der PH
     Im Eingangsbereich des Gebäudes LAB setzt Christian    Zürich in einer klassischen, jedoch nur dank der heu-
     Kathriner zwei aus synthetischem Gips gegossene        tigen Guss-Technik in diesem Detaillierungsgrad
     hyperreale Figuren eines Mannes und einer Frau.        möglichen Form hat die Jury für diesen Ort sehr über-
     Bekleidung und Haltung lassen erkennen, dass es        zeugt. Die Rückbesinnung auf eine Körperlichkeit
     sich um zeitgenössische junge Menschen handelt.        des Menschen mit irritierenden, beinahe unange-
     Die Positionierung auf Sockeln links und rechts des    nehmen und museal-morbiden Darstellungen von
     Eingangs und die weisse Farbe der Figuren lösen        Händen, überrascht und ist mutig. Die vertiefte Aus-
     jedoch Assoziationen zu klassischen Vorbildern aus.    einandersetzung mit dem Wesen der Wahrnehmung
                                                            führt zu einer künstlerischen Intervention, die an
     Im Treppenhaus begegnen dem Besucher Handpaare         vorhandenes oder noch zu erwerbendes Wissen und
     in verschiedenen Posen des Haltens, Hebens, Tragens    vor allem an das genaue Beobachten appelliert. Die
     oder Stützens, die aus den grossen Trägerstützen des   Skulpturen schmiegen sich an den Bau an und sind
     Treppenhauses gleichsam herauszuwachsen schei-         absolut zurückgezogen, ohne jedoch ihre Präsenz zu
     nen. Diese Handpaare sind das Gebäude selbst oder      verlieren. Genau hier setzt jedoch auch der kritische
     Teile des Gebäudes, das sie stützen und tragen.        Kommentar der Jury ein: In seiner Präsentation geht
                                                            der Künstler von einem beinahe sakralen, ruhigen Ein-
                                                            gangsbereich aus, der in Realität jedoch mit Bild­
                                                            schirmen, Signaletik und weiterem für den Schul­
                                                            ablauf nötigen Mobiliar bestückt sein wird. Die
                                                            Jury schlägt darum das Projekt von Christian Kathriner
                                                            zur Realisierung vor. Vorbehalten bleibt ihr jedoch
                                                            eine weitere Überprüfung des Konzeptes nach An-
                                                            passung der Skulpturen bezüglich deren Grösse,
                                                            Ausgestaltung und Platzierung an den bestehen-
                                                            den Ort.

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Nils Nova: Echo                                            Nils Nova platziert seine Tafelbilder im gesamten
                                                                Gebäude auf den verschiedenen Stockwerken und
     Nils Nova bespielt in seinem Projekt «Echo» das            erstellt so ein Bezugssystem von Stimmungsbildern,
     Gebäude LAB mit grossen, in kräftigen Farben               die auch zur Orientierung im Raum dienen können.
     leuchtenden Tafelbildern sowie mit Papierarbeiten in       Dazwischen sollen wie Gedankenblitze die kleineren
     kleineren Formaten. Der malerische Aufbau seiner           Porträts hängen und die Benutzerinnen und Benutzer
     Leinwände entsteht aus horizontalen und vertikalen         auf ihrem Weg durch das Gebäude begleiten.
     Farbaufträgen, die sich zu monochromen Flächen
     verdichten. Die Bild­formate leitet der Künstler aus den   Sehr interessant findet die Jury die Idee, Stimmung
     in der Architektur des Gebäudes LAB vorgegebenen           und Orientierung durch präzis gesetzte malerische
     Fenstergrössen ab. Es entstehen so hoch- und quer-         Akzente in die unüberschaubaren Gänge und Räum-
     formatige Bilder mit, gemäss Künstler, sowohl              lichkeiten des Gebäudes zu bringen. Jedes Stock-
     inhaltlichem (Aufbau des Bildes durch vertikale und        werk erhält so seine eigene Prägung und einen Cha-
     horizontale Pinselführung) wie auch formalem               rakter. Auch das Angebot, sich mit der Zeitge-
     Bezug (Bildformate) zur Architektur.                       schichte in einer überraschenden, auch ironischen
                                                                Form auseinandersetzen zu können, wird durchaus
     Die kleineren Papierarbeiten sind Tuschmalereien auf       positiv gewürdigt. Für die Jury jedoch schwer nach-
     weissem Papier oder Acrylmalereien auf schwarzem           vollziehbar ist der Bezug zur Architektur, auch
     Papier. Dargestellt sind Ikonen unserer Zeit oder der      vermisst sie eine intensivere Beschäftigung mit der
     Zeitgeschichte. Die Porträts sind gleichsam anony­         PH Zürich. Ob die Enge der Räume tatsächlich
     misiert, die Personen haben keine Gesichter, trotzdem      wie vorgesehen durch Malerei als Metafenster geöff-
     sind sie an ihren spezifischen Frisuren, Bärten oder       net wird, wird von der Jury bezweifelt. Der Projekt­
     Posen für den Betrachter erkennbar.                        vorschlag zeigt sich als eine Bebilderung der Räum-
                                                                lichkeiten mit Werken des Künstlers in der bekannten,
                                                                hohen Qualität. Die ausstellungsartige Präsentations-
                                                                form jedoch erscheint der Jury zu konserva­tiv, weshalb
                                                                von diesem Vorschlag abgesehen wird.

20                                                                                                                        21
Boris Rebetez: Room with a View                           Die architektonischen Skulpturen bilden eine Art          Die Jury war angetan von dem sehr sorgfältig ausge-
                                                               Innenraum im Aussenraum. Sie laden die Studieren-         arbeiteten Konzept und den mitgebrachten skulp­
     Boris Rebetez´ Projektbeitrag sieht vor, auf den beiden   den ein, selbst zum Akteur zu werden, die Skulp­-         turalen Modellen. Sie war beeindruckt von der kom-
     Aussenterrassen des Gebäudes LAB je eine pavillon­        turen zu begehen und sie als Aussichtsplattformen         plexen Inhaltlichkeit des Vorschlages. Sie hat sich
     artige Skulptur zu platzieren. Die Skulpturen sind in     zu benutzen. Die Strukturen können aber auch              allerdings gefragt, ob die Skulpturen für den vorge-
     Bezug auf Farbigkeit (braun oder grau), Bewegung          als abstrakte Zeichen im Raum gelesen werden, die         sehenen Ort nicht zu leise sind und sich gegenüber
     und Dimensionen von der Architektur hergeleitet, mit      ihre Gestalt je nach Lichtverhältnissen und Schat­        der architektonischen Wucht der Gebäude behaupten
     der sie auch im Dialog stehen. So ist das eine            tenwurf immer wieder verändern. Eine weitere Ebene        können. Kritisch diskutiert hat sie die Massstäblich-
     Gehäuse für die Nordterrasse schmal und von läng-         der Skulptur ist ihre Funktion als Wahrnehmungs-          keit der Strukturen, derzufolge diese nicht eindeutig
     licher Art. Das zweite Gehäuse für die Südterrasse        maschine. Als solche schärft sie die Sinne für die        gelesen werden können und bald als Pavillon,
     ist eine mit runden und geraden Elementen zusam-          Dimensionen des Raumes, der unter anderem als             bald als Möbelskulptur oder als Design aufgefasst
     mengesetzte Form. Die Strukturen sind aus feuer­          privat, öffentlich, geschichtlich, architektonisch oder   werden. Diese Uneindeutigkeit warf die Frage
     verzinktem und farbig bemaltem Stahlrohr gefertigt.       existenziell verstanden werden kann; der erscheint,       auf, ob die Strukturen in der realen Umsetzung in
     In jede Struktur ist eine hellblaue Glasfläche            sich verändert und verschwindet; der als real, gedank-    ihrer Vielschichtigkeit verstanden werden. Die
     eingepasst.                                               lich oder theoretisch erfahren und wahrgenommen           Jury befürchtet, dass die Skulpturen von den Studie-
                                                               werden kann.                                              renden nicht gelebt werden, aus diesem Grund
                                                                                                                         auch, dass die Objekte fremd bleiben und so einer
                                                                                                                         erhöhten Gefahr von Vandalismus ausgesetzt wären.

                                                                                                                                                                           8

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Projektbeschreibungen Gebäude LAC

     Pascal Häusermann: Vertical Structures                    Die beiden Arbeiten von Pascal Häusermann bilden ein     Sowohl die Wandmalerei als auch die Deckenskulp-
                                                               Gesamtkonzept, das sich in medialer Vielfalt im          tur bieten sich als vieldeutige Sinnbilder an vom
     Der horizontalen Struktur der Gebäudefassaden setzt       Gebäude ausbreitet. Mit den organischen Strukturen       Baum des Wissens über die sich verzweigenden Wege
     Pascal Häusermann vier gigantische, sich in den           setzt Häusermann einen starken Kontrapunkt zur           der Entwicklung und Kreativität bis zur Wurzel der
     Treppenhäusern über alle Etagen von unten nach oben       stringenten Geometrie des Gebäudes. Positiv bewer-       Kraft.
     erstreckende Baumzeichnungen entgegen, soge-              tete die Jury den kraftvollen Gestus der beiden
     nannte «vertical structures». Die Zeichnungen gehen       Interventionen. Der physischen Wirkung des Gewichts      Aus obigen Erwägungen empfiehlt die Jury das Pro-
     von Druckgrafiken aus dem 15. und 16. Jahrhun-            der rohen gnomartigen Wurzel, die über den               jekt «Vertical Structures» zur Realisation – mit fol-
     dert aus, lösen sich jedoch in ihrer monumentalen         Köpfen der Betrachter schwebt, kann man sich kaum        gendem Vorbehalt: Eines der vier zu bespielenden
     Ausdehnung und farblichen Veränderung stark von           entziehen. Bei der Malerei geht die Ausdehnung           Treppenhäuser ist eine Nottreppe, die in der
     der Vorlage. Auch ist der Baum nie als Ganzes zu          einher mit einer sich fein verästelnden, ornamentalen,   Regel verschlossen und unzugänglich ist. Die Jury
     sehen, sondern stets ausschnittweise erfahrbar, in        fast zarten Struktur, der man auf der Treppe stets in    schlägt vor, dort die Zeichnung nicht auszuführen
     dem man sich von einem Stockwerk zum nächsten             sinnlicher Nähe begegnet. An der Entfaltung und farb-    und die frei werdende Summe für die statisch
     bewegt.                                                   lichen Entwicklung des Baumes über die vier bis sechs    anspruchsvolle Hängung der Wurzelskulptur zu ver-
                                                               Stockwerke können sich die Benutzer orientieren.         wenden. Wegen der gekörnten Struktur der
     Einen weiteren unübersehbaren Akzent setzt eine           Der kunsthistorische Bezug ist eine weitere Lesart der   Wände zieht die Jury die Wandmalerei der Schablo-
     riesige raumgreifende Wurzel, die im zweiten Stock        Arbeit.                                                  nenmontage vor.
     über dem Eingangsbereich von der Decke herunter-
     hängt. Es handelt sich dabei um ein Artefakt in lichtem
     Braun mit rauer Oberfläche, bestehend aus Acryl-
     gips, dem eine Eisenkonstruktion zugrunde liegt.

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Susanne Hofer: Eck-Stücke                                 Die spielerische Streuung der Interventionen im
                                                               Gebäude und ihr poetisches Potenzial wurden von
     Frei gestreut über alle Korridore des Gebäudes bespielt   der Jury durchwegs positiv aufgenommen. Die
     Susanne Hofer ausgesuchte Ecken am Boden oder             unerwarteten «Stolpersteine» rücken scheinbar
     an der Decke. Sie passt leuchtende Tetraeder so in die    Nebensächliches ins Zentrum der Aufmerksam-
     Ecken ein, dass jeweils nur die Frontseite sichtbar       keit und ermöglichen den Benutzerinnen und Benut-
     bleibt. Darauf sind Aufnahmen von Raumecken appli-        zern, vom allzu Gradlinigen des Alltags kurz
     ziert. Diese können aus dem Gebäude selbst oder           abzuschweifen.
     dessen Umgebung stammen oder entferntere Orte
     zeigen, private oder auch schon nicht mehr exis­          Die Jury hinterfragt jedoch, ob sich die Irritationen mit
     tierende Situationen darstellen. So können sie sich       der Zeit nicht aufbrauchen. Auch fehlt der Jury das im
     auf die Bauzeit beziehen oder aber zeigen, was            Wettbewerbsprogramm erwünschte Spiel mit der
     hinter der Scheibe tatsächlich sichtbar wäre. Den         Medienvielfalt. Problematisch erweist sich die notwen-
     Gesetzen der Perspektive folgend passt sich der           dige präzise Einpassung der Tetraeder wegen der
     fremde Raum nur aus einem einzigen Sichtpunkt             Schattenfugen an den Decken und den Sockelleisten,
     nahtlos in den bestehenden ein. Schon ein Schritt         ferner die unsichtbare Verlegung der Kabel am
     weiter entstehen irritierende räumliche Situationen.      Boden. Die Scheiben am Boden sind den Putzmaschi-
     Mit der Ecke rückt die Künstlerin ein architekto-         nen und unachtsamen Passanten stark ausgesetzt,
     nisches Detail ins Blickfeld, dem normalerweise           weshalb die Jury das Projekt nicht zur Realisierung
     wenig Beachtung geschenkt wird. Sie legt ein              weiterempfiehlt.
     Netz von Stolpersteinen aus, die der Passantin, dem
     Passanten einen Flash in eine andere Wirklichkeit
     anbieten.

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Karin Hueber: Paneele / Magma                            Positiv bewertet wurde im Konzept «Magma» das           Ebenfalls positiv fielen die frischen farbigen Akzente
                                                              grossflächige Ansprechen der taktilen Wahrneh-          auf, die die Paneele zu den betont dezent gehal-
     Karin Hueber schlägt zwei Interventionen vor: Im         mung. Die leichte Verschiebung auf und über die         tenen Gebäudefarben setzen, ebenso ihr Signalcha-
     zweiten und dritten Stock wandelt sich plötzlich der     Füsse richtet die Aufmerksamkeit unwillkürlich          rakter, der die Benutzer von aussen nach innen
     Boden unter den Füssen der BenutzerInnen. Wie            und unerwartet auf den Körper und den Boden, den        begleitet. Sie wirken jedoch auch etwas beliebig und
     fliessendes Magma überziehen wellenförmige Schich-       man betritt. Der im Aussenraum unspektakuläre           dekorativ. Die Paneele sind mit «Magma» nicht
     ten einer Bodenmasse den darunter liegenden              Wechsel zu einem leicht unebenen Boden wird im          nachvollziehbar verbunden. Die Jury empfiehlt auf-
     PU-Boden, der nur noch an einigen wenigen Stellen        Innerraum und in dieser Form zur Irritation. Die        grund dieser Erwägungen das Projekt nicht weiter.
     hervorscheint. Für den Projektteil «Magma» ent-          Kunst breitet sich dort aus, wo sie am wenigsten
     steht eine leicht gewellte unregelmässige Bodenober-     erwartet wird. Sie findet ihren Widerhall in den
     fläche. Im Eingangsbereich des Erdgeschosses wie         Benutzerströmen, die tagtäglich durch das Gebäude
     in der Cafeteria sieht die Künstlerin schwenkbare Rei-   fluten. Die Frage stellt sich, wie sicher der Boden
     hen von Paneelen vor, die an einer Aussen- und           ist, auf dem wir stehen.
     an zwei Innenwänden rhythmisch angebracht wer-
     den. Die Platten sind vorne und hinten in Farb-          Da die geplante Schicht sich jedoch unlösbar mit dem
     tönen bemalt, die den Veränderungen der auf dem          PU-Untergrund verbindet und dieser wiederum mit
     Campusplatz inszenierten Natur nachempfunden             dem Rohboden verschweisst ist, ist die wichtige Wett-
     sind. Die Paneele haben zwei Formate, 100 × 100 cm       bewerbsforderung der Transportfähigkeit der Arbeit
     aussen und im Foyer, 180 × 30 cm in der Cafeteria.       nicht erfüllt. Das Entfernen wäre mit dem Herausreis-
     Diese schmaleren Paneele sind knapp über dem             sen des ganzen Bodens verbunden.
     Boden angebracht und lassen sich nach Belieben
     berühren und richten – im Unterschied zu den übrigen,
     über Kopfhöhe befestigten Paneelen spielen sie
     mit der menschlichen Körpergrösse.

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Genehmigung

     Beurteilungsgremium

     Jury (stimmberechtigt):                Beratend:

     Prof. Dr. W. Bircher                   Kathrin Frauenfelder
     PH Zürich, Rektor                      HBA, Konservatorin Kunstsammlung Kanton Zürich

     Stefan Bitterli                        Stefan Hunziker
     HBA, Kantonsbaumeister, Juryvorsitz    HBA, Projektleiter

     Prof. Annette Landau
     PH Zürich, Abteilungsleiterin Künste

     Tanja Scartazzini
     HBA, Fachprojektleitung Kunst am Bau

     Brigitte Stadler
     PH Zürich, Dozentin

     Mark van Kleef
     Architekt

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