INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156

Die Seite wird erstellt Fiete Ruf
 
WEITER LESEN
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4
DIALOG UND KOMMUNIKATION

DOKUMENTATION NO 156
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
INHALT
    VORWORT                                           5

    1. Kommunale Beteiligung                               4. Aktive Kommunikation mit
                                                      6                                                       22
       beim Mobilfunkausbau                                   der Öffentlichkeit
      Wie die Netzbetreiber die Kommunen                     Mobilfunkunternehmen als Partner                  22
                                                      6
      über geplante Standorte informieren                    Wahr oder falsch?                                 22
      Was die Bundesimmissionsschutzverordnung               Eskalation oder Konsens?                          23
                                                   6–7
      für den Mobilfunk vorschreibt
                                                             Risiken richtig einschätzen                       23
      Wozu haben sich die Mobilfunknetz-
                                                      7      Wer profitiert und wer nicht?                     23
      betreiber verpflichtet?
                                                             Erfolgsfaktor: Zuhören                            24
      Kommunikation und Partizipation                 7
                                                             Bedarfsorientierte Dialogmaßnahmen            24 – 25
      Standortalternativen innerhalb des
                                                      8      Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend           26
      Suchkreises
      Zeitnahe Abstimmung                             8      Exkurs: Desinformation und Meinungsbildung        27
      Standortdatenbank im Netz                    8–9
      Gemeinsame Nutzung von                               5. Messungen als Mittel
      Mobilfunkstandorten
                                                      8                                                       28
                                                              der Aufklärung?
      Kommunale Liegenschaften als                           Grenzwerte stets deutlich unterschritten          28
                                                      8
      Standortoption
                                                             Vorher-/Nachhermessung oder Prognose-
                                                                                                               29
                                                             berechnung?
    2. Wie können Kommunen bei der                           Chancen und Risiken                               29
       Abstimmung von konkreten                     10       Keine Beruhigungspille                            30
       Standorten vorgehen?                                  Erfolgsfaktor: Seriöse Bewertung von
                                                                                                               30
      Die 16 wichtigsten Fragen für den Umgang               Standortalternativen
                                                     10
      mit einem Netzbetreibersuchkreis                       Exkurs: Standortkonzepte                      30 – 31
      Leitplanken definieren                         11
      Handlungsoptionen im Überblick             11 – 13   6. Öffentlichkeitsarbeit und
                                                                                                              32
                                                              Umgang mit Medien
    3. Im Spannungsfeld der Interessen:                      Erklären und aufklären                            33
       Der grundsätzliche Umgang                    14       Klare Botschaften senden                          33
       mit Mobilfunk                                         Fair und respektvoll bleiben                      33
      Die Kommune als Anlaufstelle                   15      Das Geschehen im Netz beobachten                  33
      Vorbereitung: Generelle Weichenstellung        15
      Transparenz und Information                    15
                                                           Glossar                                        34 – 35
      Wie kann die Kommunikation zum
                                                     16
      Netzausbau gelingen?
      Information über den Sachstand                       Weiterführende Literatur                           36
                                                     17
      - wissenschaftsbasiert
      Wissensbasis schaffen                          17    Informationsquellen                                37
      Wer ist kompetent?                             18
      Wer ist glaubwürdig?                           18
                                                           Impressum – Fotonachweis                           39
      Fakten checken                                 19
      Nutzen- und Risikoabwägung                     19
      Digitalisierung braucht Infrastruktur          19
      Sankt Florian im Hinterhof                     20
      Interessen sichtbar machen                     20
      Erfolgsfaktor:
                                                     21
      Transparenter Entscheidungsprozess

2                                                                                                                   3
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
deckenden Mobilfunknetz und den daraus resultierenden
                                                                                                     Fragen zu konkreten Standorten zu vermitteln. In einer plu-
                                                                                                     ralistischen Gesellschaft ist es wichtig, auftauchende Fragen
                                                                                                     öffentlich zu diskutieren. Die Basis für jede konstruktive
                                                                                                     thematische Befassung sind zuverlässige Informationen.
                                                                                                     Wir möchten den Verantwortlichen in den Kommunen
                                                                                                     mit diesem Infopaket verständlich erklärte Fakten liefern.
                                                                                                     Sowohl der Prozess der Abstimmung von konkreten Mobil-
                                                                                                     funkstandorten als auch die generelle Auseinandersetzung
                                                                                                     mit dem Thema Mobilfunk und Infrastrukturausbau sind in
                                                                                                     der vorliegenden Publikation ausgearbeitet.

                                                                                                     Kommunen als neutrale Institutionen sollten besonders gro-
                                                                                                     ßen Wert auf eine möglichst sachliche, unabhängige und
                                                                                                     transparente Informationsvermittlung legen. Die Städte und
                                                                                                     Gemeinden können mit ihrer Kommunikation und Organi-
                                                                                                     sation wesentlich zu einem lösungsorientierten Umgang
                                                                                                     mit dem Thema Mobilfunk beitragen, wenn sie die Ent-
                                                                                                     scheidungsgrundlagen möglichst offenlegen und Anfragen
                                                                                                     sachlich und transparent beantworten können.

                                                                                                     Die vorliegende Broschüre will einen konstruktiven Bei-
                                                                                                     trag leisten, um den Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur

    DIE BASIS FÜR JEDE KONSTRUKTIVE   VORWORT                                                        mit Kommunikation und Dialog zu begleiten. Der Mobil-
                                                                                                     funkausbau findet dann Akzeptanz, wenn die Bürger-
                                                                                                     innen und Bürger den Sinn und Nutzen des Ausbaus für
    THEMATISCHE BEFASSUNG SIND        Täglich nutzen wir unser Smartphone und andere Geräte          die Versorgung kennen und sich in der Lage sehen, die
                                      und können uns ein Leben ohne die Annehmlichkeiten der         sie jeweils betreffenden Aspekte abzuwägen.
    ZUVERLÄSSIGE INFORMATIONEN.       mobilen Kommunikation kaum mehr vorstellen. Die Techno-
                                      logie entwickelt sich schnell weiter und ermöglicht neue An-
                                      wendungen, gleichzeitig schlägt sich die Nutzung im rasant
                                      ansteigenden Datenvolumen nieder. Aufgrund des Anstiegs
                                      des Datenverkehrs ist der weitere Ausbau der Infrastruktur
                                      erforderlich. Um eine zukunftsfähige Mobilfunkinfrastruktur
                                      aufzubauen, müssen bestehende Mobilfunkstandorte er-
                                      weitert und zusätzlich neue Standorte gebaut werden.

                                      Viele Kommunen stehen vor der Herausforderung, zwischen
                                      den Bedürfnissen nach einem leistungsfähigen und flächen-

4                                                                                                                                                               5
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
1. KOMMUNALE BETEILIGUNG BEIM MOBILFUNKAUSBAU                                                                                 nommen. Betreiber von Funkanlagen sind durch den
                                                                                                                              Paragraphen dazu verpflichtet, Kommunen in die Standort-
                                                                                                                                                                                           im Jahr 2020 überarbeitet und erneuert wurde, bietet den
                                                                                                                                                                                           Kommunen konkrete Mitwirkungsmöglichkeiten bei der re-
                                                                                                                              wahl neuer Anlagen einzubeziehen und deren Vorschläge zu     gionalen Planung von Mobilfunkstandorten und trägt dazu
                                                                                                                              berücksichtigen.                                             bei, den einvernehmlichen Ausbau der Netzinfrastruktur
                                                                                                                                                                                           zu regeln. (https://www.informationszentrum-mobilfunk.
                                                                                                                              Die Verordnung und die zugehörigen technischen Normen        de/sites/default/files/medien/mobilfunkvereinbarung.pdf )
                                                                                                                              legen zudem fest, wie Feldstärke- und Flussdichtewerte zu    Das Dokument mit dem Titel „Vereinbarung über den Infor-
                                                                                                                              ermitteln sind. Die Messgeräte, Mess- und Berechnungsver-    mationsaustausch und die Beteiligung der Kommunen beim
                                                                                                                              fahren, so heißt es dort, müssen dem Stand der Mess- und     Ausbau der Mobilfunknetze“ bildet die Grundlage für eine
                                                                                                                              Berechnungstechnik entsprechen. Die Messungen erfolgen       Reihe von Maßnahmen bei der Abstimmung zwischen Netz-
                                                                                                                              am Einwirkungsort mit der jeweils stärksten Exposition, an   betreibern und Kommunen. Die Einhaltung der eingegange-
                                                                                                                              dem mit einem nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von       nen Verpflichtungen wird regelmäßig durch unabhängige
                                                                                                                              Menschen gerechnet werden muss.                              Gutachten überprüft. (https://www.bmu.de/download/jah-
                                                                                                                                                                                           resgutachten-zur-umsetzung-der-zusagen-der-selbstver-
                                                                                                                              Wozu haben sich die Mobilfunknetzbetreiber                   pflichtung-der-mobilfunkbetreiber/)
                                                                                                                              verpflichtet?
                                                                                                                              Die Mobilfunknetzbetreiber in                                Kommunikation und Partizipation
                                                                                                                              Deutschland wollen den Auf-                                  Die Mobilfunkunternehmen legen ihre Netzplanungen offen
                                                                                                                              und Ausbau der Mobilfunk-                                    und stellen diese den betroffenen Kommunen zur Verfü-
                                                                                                                              netze im gesellschaftlichen                                  gung. Es findet ein regelmäßiger Austausch über den Aus-
                                                                                                                              Konsens durchführen. Aus                                     bau- und Planungsstand der Netzinfrastruktur auf regionaler
Wie die Netzbetreiber die Kommunen über geplante               höchster Auslastung der Anlage und unter Berücksichtigung
                                                                                                                              diesem Grund haben sie ge-                                   und lokaler Ebene als Maßnahme zur frühzeitigen Einbezie-
Standorte informieren                                          der Immissionen anderer, in der Umgebung gelegener Funk-
                                                                                                                              genüber der Bundesregierung                                  hung der Kommunen statt. Deshalb besteht das grundsätz-
Ein mehrstufiger Prozess regelt die Information und die        anlagen die Grenzwerte nicht überschritten werden. Diese
                                                                                                                              2001 eine Selbstverpflichtung                                liche Angebot jedes Mobilfunknetzbetreibers, zu bedarfsori-
Mitsprache der Kommunen hinsichtlich des geplanten             Anforderung muss für den Einwirkungsbereich der Anlage in
                                                                                                                              abgegeben, in der sie für den                                entierten Gesprächen und schriftlichen Abstimmungen zum
Netzausbaus. So ist sichergestellt, dass die Städte und        Gebäuden oder auf Grundstücken, wo sich Menschen dauer-
                                                                                                                              Verbraucherschutz und die Zusammenarbeit mit den Kom-        aktuellen Ausbau- und Planungsstand. Wird ein Suchkreis
Gemeinden rechtzeitig von dem Vorhaben eines Mobil-            haft aufhalten, erfüllt werden.
                                                                                                                              munen Zusagen gemacht haben, die über die gesetzlichen       für einen neuen Standort vom Netzbetreiber versendet, ist
funknetzbetreibers Kenntnis erhalten und innerhalb eines
                                                                                                                              Vorschriften hinausgehen. Die Selbstverpflichtung wurde      der Zeitpunkt für diese Informationen so zu wählen, dass der
definierten Zeitfensters ihre konkreten Standortvorschläge     In der Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begren-
                                                                                                                              mehrfach aktualisiert und fortgeschrieben.                   Kommune ein angemessener Zeitraum zur Stellungnahme
in die Planung einbringen können. Sowohl in der 26. Ver-       zung elektromagnetischer Felder (BEMFV) ist in § 11 gere-
                                                                                                                                                                                           verbleibt und die endgültige Standortentscheidung noch
ordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutz-          gelt, dass die Inbetriebnahme einer Funkanlage der Bun-
                                                                                                                              Ebenfalls 2001 haben die Netzbetreiber mit den kommu-        offen ist. Für einen direkten und schnellen Informationsaus-
gesetzes (26. BImSchV) ist die Beteiligung der Kommunen        desnetzagentur angezeigt werden muss. Die BEMFV sagt
                                                                                                                              nalen Spitzenverbänden (Deutscher Städtetag, Deutscher       tausch auf der Fachebene benennt jeder Mobilfunknetz-
festgelegt, als auch in der Vereinbarung der Netzbetreiber     auch, dass eine ortsfeste Funkanlage mit einer äquivalenten
                                                                                                                              Städte- und Gemeindebund, Deutscher Landkreistag) die        betreiber gegenüber den Kommunen einen zuständigen
mit den kommunalen Spitzenverbänden. Durch diese bei-          isotropen Strahlungsleistung (EIRP) von 10 Watt oder mehr
                                                                                                                              „Vereinbarung über den Informationsaustausch und die         Ansprechpartner, der für Fragen der Mobilfunktechnik und
den Regelungen erhalten die Städte und Gemeinden die           nur betrieben werden darf, wenn für diesen Standort eine
                                                                                                                              Beteiligung der Kommunen beim Ausbau der Mobilfunk-          für konkrete Fragen zu Standorten zur Verfügung steht.
notwendigen Informationen ebenso wie Mitwirkungsmög-           gültige Standortbescheinigung vorliegt. Paragraph 7 der 26.
                                                                                                                              netze“ abgeschlossen. Diese Mobilfunkvereinbarung, die
lichkeiten bei der Auswahl von neuen Mobilfunkstandorten.      BImSchV regelt das Recht der zuständigen Behörden, die An-
                                                               tragsdaten des Betreibers sowie die Standortbescheinigun-
Was die Bundesimmissionsschutzverordnung für den               gen bei der Bundesnetzagentur abzurufen.
Mobilfunk vorschreibt
Die 26. Verordnung zur Durchführung des Bun-                   Die 26. BImschV ist im Jahr 1997 in Kraft getreten und wurde
des-Immissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) bein-               im August 2013 novelliert. Im Zuge der Neuregelung wurde
haltet Regelungen zum Schutz und zur Vorsorge vor              der Paragraph 7a „Beteiligung der Kommunen“ aufge-
möglichen Gesundheitsrisiken durch elektrische, magne-
tische und elektromagnetische Felder. Im Sinne der Ver-
ordnung sind Hochfrequenzanlagen ortsfeste Funkanlagen
mit einer Sendeleistung von 10 Watt EIRP (äquivalente iso-
trope Strahlungsleistung) oder mehr, die elektromagneti-
sche Felder im Frequenzbereich von 9 Kilohertz bis 300 Gi-
gahertz erzeugen. Da Mobilfunkbasisstationen zu den Hoch-
frequenzanlagen zählen, gelten für sie die in der Verordnung
definierten Grenzwerte. Ziel der Grenzwertfestlegung ist es,
die Sicherheit der Allgemeinbevölkerung im Umfeld von
Sendeanlagen zu gewährleisten. Hochfrequenzanlagen
sind danach so zu errichten und zu betreiben, dass auch bei

6                                                                                                                                                                                                                                                    7
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
Standortalternativen innerhalb
des Suchkreises
Die Kommune kann ihrerseits Standortvorschläge für
neue Sendeanlagen unterbreiten. Diese müssen in dem
Suchkreis liegen, den der Mobilfunknetzbetreiber auf
Grundlage seiner Netzplanung ermittelt hat, um die
erforderliche Versorgungsverbesserung zu errei-
chen. Die Netzbetreiber sagen zu, diese Vorschläge
der Kommune zu Standorten vorrangig und
ergebnisoffen zu prüfen sowie diese bei funktech-
                                                                                                                                                 JUBILÄUMS-
nischer und wirtschaftlicher Eignung vorrangig
zu realisieren. Sollten die kommunalen Standort-                                                                                                 AKTION                                                     1. 2. 3
vorschläge innerhalb des Suchkreises aus funk-                                                                                                   15 Jahre
                                                                                                                                                                                                                  SEI MIT DABEI!
                                                                                                                                                                                                                            BEI!
technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht
geeignet sein, ist der Mobilfunknetzbetreiber auf-                                                                                                                          15 Wochen tolle Aktionen. 15% Rabatt. Feiern Sie mit!

gefordert, dies der Kommune zu begründen und bei
                                                                                                                                                                                               Jeder zahlt den günstigsten Preis!

Vorliegen entsprechender Möglichkeiten maximal zwei
weitere konkrete Einigungsversuche zu unternehmen.

Zeitnahe Abstimmung
Der gesamte Abstimmungsprozess für einen konkreten            durch andere Netzbetreiber an einem identischen Stand-
Standort soll innerhalb von 8 Wochen abgeschlossen sein       ort im Wege der Mitnutzung. Bei Letzteren handelt es sich
und möglichst einvernehmlich erfolgen. In der Vereinbarung    häufig um freistehende Mastbauten. Für die Kommunen ist
betonen die Mobilfunknetzbetreiber und die kommunalen         Mehrfachnutzung bestehender Dach- und Maststandorte,
Spitzenverbände, dass auch bei umstrittenen Standorten die    Standorte zur Wahrung städtebaulicher Belange oder unter
Belange und Interessen beider Seiten berücksichtigt werden    Aspekten des Landschaftsschutzes von Interesse.
sollen.
                                                              Bei allen Erweiterungen sind die gesetzlichen Vorgaben
Standortdatenbank im Netz                                     einzuhalten, insbesondere die Bestimmungen des Immissi-         STANDORTDATENBANK IM NETZ
Die Bundesnetzagentur hat als Beitrag zur Digitalisierung     onsschutzes sowie des Baurechts. Da der Mobilfunkstand-
innerhalb der Kommunalabstimmung eine internetbasierte        ort bereits existiert, entfällt bei Erweiterungsmaßnahmen       - INTERNETBASIERTE STANDORTDATENBANK
Standortdatenbank für den kommerziellen Mobilfunk auf-        die Anzeige des Suchkreises, die Kommune wird jedoch              FÜR DEN KOMMERZIELLEN MOBILFUNK
gebaut. In dieser EMF-Datenbank für Kommunen können           schriftlich über die Maßnahme informiert. Begründet wird
diese die aktuellen Standortbescheinigungen für ihren         dies damit, dass Bestandsstandorte in aller Regel eine opti-
Gemarkungsbereich einsehen und sich über die Inbetrieb-       male Kombination aus funktechnischen Erfordernissen und
                                                                                                                              - AKTUELLE STANDORTBESCHEINIGUNGEN ÜBER
nahme neuer Makrostandorte informieren. Makrostandorte        wirtschaftlichen Überlegungen darstellten und Alternativ-         DIE INBETRIEBNAHME NEUER MAKROSTANDORTE*
sind Dachstandorte oder freistehende Masten mit einer Sen-    standorte grundsätzlich nicht in Betracht gezogen werden.
deleistung größer 10 Watt EIRP, die eine Standortbescheini-                                                                   - NUTZUNG FÜR KOMMUNEN KOSTENFREI
gung der Bundesnetzagentur benötigen. Die Nutzung ist für     Kommunale Liegenschaften als Standortoption
die Kommunen kostenfrei, die bisherige schriftliche Unter-    Angesichts der Bedeutung der Mobilfunkinfrastruktur auch
richtung der Netzbetreiber entfällt dadurch.                  für die Kommunen sollen kommunale Liegenschaften zur
                                                                                                                              - SCHRIFTLICHE UNTERRICHTUNG DER
                                                              Installation neuer Sendeanlagen genutzt werden.                   NETZBETREIBER ENTFÄLLT
Gemeinsame Nutzung von Mobilfunkstandorten
Aufgrund der großen Anzahl der im Zuge des weiteren Netz-     Die kommunalen Spitzenverbände unterstützten die Mobil-
ausbaus zu errichtenden Antennenstandorten streben die        funkbetreiber in diesem Anliegen ausdrücklich. Dazu wurden
Netzbetreiber die möglichst optimale Nutzung von vor-         Musterverträge über die Nutzung kommunaler Liegenschaf-            https://datenportal.bundesnetzagentur.de/
handenen und zukünftigen Antennenstandorten an. Damit         ten zum Zwecke des Baus und des Betriebs von Mobilfunk-
sind sowohl Erweiterungen der vorhandenen Anlagen ge-         anlagen erarbeitet, die im Bedarfsfall aktualisiert werden.
meint, ebenso wie auch die Installation neuer Sendeanlagen

                                                                                                                             * Makrostandorte sind Dachstandorte oder freistehende Masten mit einer Sendeleistung größer 10 Watt EIRP
8                                                                                                                                                                                                                                       9
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
2. WIE KÖNNEN KOMMUNEN BEI DER ABSTIMMUNG                                                                                      Leitplanken definieren
   VON KONKRETEN STANDORTEN VORGEHEN?                                                                                          Da der zeitliche Rahmen für den Dialog und die Abstimmung    Generell gibt es drei Reaktionsmöglichkeiten für Kommu-
                                                                                                                               über Standorte mit rund acht Wochen angesetzt ist, emp-      nen, wenn es darum geht, mit einem konkreten Suchkreis
                                                                                                                               fiehlt sich eine zeitnahe Kommunikation mit dem betreffen-   eines Mobilfunkunternehmens umzugehen.
                                                                                                                               den Netzbetreiber über das geplante Vorgehen. So können
                                                                                                                               noch zusätzliche Informationen für die Gremien eingeholt     Fall 1:
                                                                                                                               und der Ablauf verbindlich festgelegt werden.                  Eine Kommune kann sich an der Standortsuche sowie der
                                                                                                                                                                                              Abstimmung beteiligen mit dem Ziel, einen Konsens zwi-
                                                                                                                               Wie bei fast allen komplexen Themen ist es hilfreich, die      schen allen Beteiligten zu erreichen. Dieser Weg ermöglicht
                                                                                                                               Leitplanken innerhalb derer die Kommune handeln kann           der Kommune die größte Mitsprache beim Ausbau der
                                                                                                                               und will, möglichst konkret in Worte zu fassen und zu          Infrastruktur.
                                                                                                                               kommunizieren.
                                                                                                                                                                                            Fall 2:
                                                                                                                                                                                              Auch der entgegengesetzte Weg kann eingeschlagen
                                                                                                                                                                                              werden: Die Kommune lehnt den Suchkreis und die Ab-
                                                                                                                                                                                              stimmung ab. Damit entsteht ein Dissens, der einen noch-
                                                                                                                                                                                              maligen Einigungsversuch vorsieht, aber gegebenenfalls
                                                                                                                                                                                              dennoch in der Ablehnung des Suchkreises endet.

                                                                                                                                                                                            Fall 3:
In der Praxis zeigt sich oft, dass der Mobilfunkdialog meist dann besonders gut funktioniert, wenn die Verwaltung ein Mandat
                                                                                                                                                                                              Der dritte mögliche Weg ist das passive Verhalten der Kom-
hat, bereits Standortvorschläge zu erarbeiten und es eine abgestufte Befassung der etablierten kommunalen Gremien mit der
                                                                                                                                                                                              mune. Ohne eine Reaktion der Kommune auf den Suchkreis
Mobilfunkthematik gibt. Konkrete Standortvorschläge und Klarheit über die weitere Vorgehensweise können die Schlüssel zu
                                                                                                                                                                                              kann keine Übereinstimmung erzielt werden, die kommu-
einer erfolgreichen Beteiligung beim Ausbau der Infrastruktur sein.
                                                                                                                                                                                              nale Abstimmung endet damit ohne kommunale Aktivität.

Geht eine Suchkreisanfrage bei der Kommune ein, ist es im Einzelfall empfehlenswert, die Gremien über das geplante
Vorhaben zu informieren. Nach verwaltungsinterner Prüfung und eventuell bereits erfolgter Suche nach Alternativen sollte
der entsprechende Ausschuss beziehungsweise der Gemeinderat informiert werden.

DIE 16 WICHTIGSTEN FRAGEN FÜR DEN UMGANG
MIT EINEM NETZBETREIBERSUCHKREIS
Generell sollte der kommunale Umgang mit einem Netz-
betreibersuchkreis die wesentlichen Fragen umfassen:
 Wer hat die Suchkreisanfrage für welches Netz gestellt?         Welche Behörden sind zuständig?
 Wo liegt der Suchkreis genau?                                  Inwieweit will die Kommune Einfluss auf die
 Gibt es innerhalb des Suchkreises schon geprüfte               Standortwahl nehmen?
 Alternativen oder Standorte anderer Betreiber?                  Wo liegen die Grenzen der kommunalen Beteiligung?
 Gibt es innerhalb des Suchkreises Bereiche, in denen die
 Kommune eher keine neuen Standorte wünscht?                   Darüber hinaus können vorab weitere Fragen
 Zum Beispiel unmittelbar neben als besonders sensibel         intern geklärt werden:
 empfundenen Einrichtungen oder Denkmalen?                       Wie groß ist der weitere Informationsbedarf?
 Gibt es Bereiche, die eine bessere Mobilfunkversorgung          Soll öffentlich oder nicht-öffentlich beraten werden?
 benötigen? Wie etwa touristische Ziele, Gewerbegebiete          Soll der Betreiber in die Sitzung eingeladen werden?
 oder Orte mit viel Publikumsverkehr?
                                                                 Wird ein weiterer Sachverständiger in der Sitzung
 Kann die Kommune einen geeigneten Standort                      benötigt?
 anbieten und damit die Mieteinnahmen der
                                                                 Was passiert, wenn keine Einigung erzielt wird?
 Allgemeinheit zukommen lassen?
                                                                 Welche rechtlichen/juristischen Stolpersteine gibt es?
 Welche bauordnungs-, bauplanungs- oder
 denkmalschutzrechtliche Rahmenbedingungen
 gibt es und gilt es zu beachten?

10                                                                                                                                                                                                                                                    11
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
HANDLUNGSOPTIONEN FÜR KOMMUNEN

                                                                                                                                 Mögliche Schritte             Auswirkungen                  Risiken                       Chancen
                                                                                                                                                               Zeitnahe Entscheidung,
                                                                                                                                 Nicht-öffentliche
                                                                                                                                                               Argumente können              „Hinterzimmer“-Vorwurf        Sachliche Diskussion
                                                                                                                                 Beratung im Rat
                                                                                                                                                               erörtert werden
                                                                                                                                                                                             Interessengruppen (pro/       Größere Akzeptanz durch
                                                                                                                                 Öffentliche                   Argumente können erörtert     contra) können auf die        Transparenz und Informa-
                                                                                                                                 Beratung im Rat               werden, Transparenz           Ratsmitglieder einwirken,     tion der Öffentlichkeit über
                                                                                                                                                                                             Vertagungsrisiko              die Entscheidungsgründe
                                                                                                                                                                                                                           Klare Information, Rechts-
                                                                                                                                                               Alle funktechnischen                                        und Planungssicherheit,
                                                                                                                                 Einladung des Netz-                                         Netzbetreiber wird als
                                                                                                                                                               Fragen werden meist                                         wachsendes Verständnis
                                                                                                                                 betreibers in den Rat                                       „zu einseitig“ angesehen
                                                                                                                                                               ad hoc beantwortet                                          für funktechnische Rahmen-
                                                                                                                                                                                                                           bedingungen
                                                                                                                                                                                                                           Unabhängige und sachliche
                                                                                                                                                                                             Welcher Sachverständige
                                                                                                                                 Einladung eines Sach-         Die meisten Fragen können                                   Information, sofern ein an-
                                                                                                                                                                                             ist der Richtige? Eventuell
                                                                                                                                 verständigen in den Rat       beantwortet werden                                          erkannter Sachverständiger
                                                                                                                                                                                             Akzeptanzprobleme
                                                                                                                                                                                                                           geladen ist
                                                                                                                                                                                             Fronten werden                Schnelle Klärung, ob sich die
                                                                                                                                 Einladung eines dezidierten   Kritische Fragen werden
                                                                                                                                                                                             geschaffen, Konflikt          Kommune weiterhin in den
                                                                                                                                 Kritikers in den Rat          gestellt und beantwortet
                                                                                                                                                                                             könnte sich verstärken        Dialog einbringen möchte

                                                                                                                                 Vertagung des Beschlusses     Entscheidung wird aus der     Standort wird vom Netz-       Verantwortung liegt allein
                                                                                                                                 ohne Abstimmung               Hand gegeben                  betreiber ausgewählt          beim Netzbetreiber

                                                                                                                                                                                                                           Kommune hat Hoheit über
                                                                                                                                 Angebot einer kommunalen Mietzahlung kommt der              Kommune wird verant-
                                                                                                                                                                                                                           den Standort, leistet Beitrag
                                                                                                                                 Liegenschaft             Allgemeinheit zugute               wortlich gemacht
                                                                                                                                                                                                                           zur Versorgungssicherheit

                                                                                                                                                                                             Eigenverantwortliche
                                                                                                                                 Ablehnung des Netzausbaus Zeitweiser Aufschub des                                         verzögerte Verbesserung
                                                                                                                                                                                             Akquise des Netzbetreibers
                                                                                                                                 innerhalb des Suchkreises Netzausbaus                                                     der Funkversorgung
Endet die kommunale Abstimmung mit einem Dissens oder          Die gängigsten Optionen mit deren Auswirkungen sowie                                                                          im Suchkreis
ohne kommunale Aktivität, bleibt die Frage offen, ob ein       Chancen und Risiken sind hier kurz dargestellt. Es handelt sich
Standort realisiert werden kann. Je nach Interessenlage oder   dabei um Einschätzungen auf der Basis von rund 20 Jahren
spezifischer kommunaler Situation kann ein Dissens durch-      Erfahrung aus den bisherigen Dialogverfahren:                                                   Aufwändiger und               Rechtliche Unsicherheit,      Rechtssicherheit, sofern aus-
                                                                                                                                 Erstellung einer externen
aus ein Weg sein, der sowohl für die Kommune als auch                                                                                                          vergleichsweise teurer        Kommune muss Standorte        reichend viele Positivstand-
                                                                                                                                 baurechtlich unterlegten
                                                                                                                                                               Prozess, keine Verbesserung   für den gesamten aktuellen    orte rechtlich ausgewiesen
für den Netzbetreiber eine Option darstellt. Die Kommune                                                                         Planung, um den Netz-
                                                                                                                                                               der Funkversorgung ggü.       und zeitnahen branchen-       werden können und tat-
wahrt die Distanz zum Betreiber und der Netzbetreiber kann                                                                       ausbau zu steuern
                                                                                                                                                               dialogischem Verfahren        weiten Bedarf ausweisen       sächlich verfügbar sind
nach Abschluss der Kommunalabstimmung versuchen,
einen Standort gemäß der rechtlichen Vorgaben zu errich-
ten. Sollte dies nicht gelingen, kann allerdings die Versor-
gung darunter leiden.                                                                                                                                                                                                      Aufwand für die Kommune
                                                                                                                                                                                             Eventuell Vorwurf
                                                                                                                                                                                                                           gering, solange die Entschei-
                                                                                                                                                                                             der „Untätigkeit“.
                                                                                                                                 Keine Reaktion auf            Keine Mitsprache-                                           dung zum Nichthandeln
                                                                                                                                                                                             Auch Nicht-Handeln
                                                                                                                                 Suchkreis-Anfrage             Möglichkeit                                                 nicht zu einer unerwünsch-
                                                                                                                                                                                             wird oft als politische
                                                                                                                                                                                                                           ten Standortlösung für die
                                                                                                                                                                                             Entscheidung gewertet
                                                                                                                                                                                                                           Bevölkerung führt

12                                                                                                                                                                                                                                                        13
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
Vorbereitung: Generelle Weichenstellung
                                                                                                                                                                                              Unabhängig von einem konkreten Suchkreis können sich
                                                                                                                                                                                              Städte und Gemeinden auf den Ausbau der Mobilfunkin-
                                                                                                                                                                                              frastruktur vorbereiten und die Weichen stellen, wie die
                                                                                                                                                                                              Verwaltung mit dem Thema grundsätzlich umgehen soll.
                                                                                                                                                                                              Mit welcher Intention und mit welcher Haltung bearbeitet
                                                                                                                                                                                              die Kommune das Thema? Wie soll organisatorisch mit dem
                                                                                                                                                                                              Netzausbau vorgegangen werden? Beispielsweise könnte
                                                                                                                                                                                              eine Strategie sein, bei Suchkreisen kommunale Standort-
                                                                                                                                                                                              vorschläge einzubringen. Dies könnte sich auch auf kom-
                                                                                                                                                                                              munale Liegenschaften beziehen. Ob und welche Fälle im
                                                                                                                                                                                              Rat besprochen werden, lässt sich auch im Vorfeld festlegen:
                                                                                                                                                                                              Sollen nur Sonderfälle im Gremium abgestimmt werden?
                                                                                                                                                                                              Zum Beispiel bei Standorten in Wohngebieten? Oder ge-
                                                                                                                                                                                              nerell alle Standortoptionen? Welche Freiheiten erhält die
                                                                                                                                                                                              Verwaltung? Sucht sie den regelmäßigen Austausch mit
                                                                                                                                                                                              den Netzbetreibern? Welche Rolle sollen Prognoseberech-
                                                                                                                                                                                              nungen, Messungen oder Standortkonzepte spielen?

                                                                                                                                                                                              Schon bei der Planung und Ausweisung neuer Baugebiete
                                                                                                                                                                                              sollte die Kommune die mobile Infrastruktur mitdenken und
                                                                                                                                                                                              berücksichtigen. Ein neues Industriegebiet oder ein grö-
                                                                                                                                                                                              ßeres neues Wohngebiet ohne Mobilfunkstandort kann zu
                                                                                                                                                                                              einem Versorgungsproblem führen. Deshalb ist es sinnvoll,
                                                                                                                                                                                              bei der Planung von neuen Wohn- und Industriegebieten
                                                                                                                                                                                              die Telekommunikationsanbieter schon früh einzubeziehen
                                                                                                                                                                                              oder mögliche Mobilfunkstandorte vorzusehen.

                                                                                                                                                                                              Zur Vorbereitung einer Kommune gehört auch die Registrie-
                                                                                                                                                                                              rung für die im Jahr 2020 erweiterte Standortdatenbank bei
                                                                                                                                                                                              der Bundesnetzagentur (https://datenportal.bundesnetz-
                                                                                                                                                                                              agentur.de/), um einen Überblick über den aktuellen Sta-
                                                                                                                                                                                              tus quo zu bekommen. Je konkreter die politische Willens-
                                                                                                                                                                                              bildung zum Mobilfunknetzausbau ist, desto klarer und
                                                                                                                                                                                              strukturierter kann die Verwaltung das Thema bearbeiten
                                                                                                                                                                                              und die Entscheidungen der Bevölkerung erklären.

3. IM SPANNUNGSFELD DER INTERESSEN:                                                                                          Die Kommune als Anlaufstelle
                                                                                                                             Die Kommune als erste Anlaufstelle für Bürgerinnen und           Transparenz und Information
   DER GRUNDSÄTZLICHE UMGANG MIT MOBILFUNK                                                                                   Bürger hat die Chance, das lokale Informations- und Dialog-
                                                                                                                             bedürfnis richtig einzuschätzen und mit aktiver Kommunika-
                                                                                                                                                                                              Wie kann die Kommunikation zum Thema Mobilfunknetz-
                                                                                                                                                                                              ausbau in Kommunen gelingen? Die wichtigsten Stichworte
                                                                                                                             tion Konflikten vorzubeugen bzw. diese zu minimieren. Wie        dabei sind: Transparenz und Information. Insbesondere
                                                                                                                             in allen demokratischen Willensbildungsprozessen steigt die      durch die persönliche Einschätzung möglicher Risiken ge-
Die Frage nach den Vorteilen oder je nach Blickwinkel        Thema Mobilfunk ist die Befindlichkeit und die Meinungs-        Chance auf eine Verständigung, wenn abweichenden Hal-            staltet sich die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bür-
auch Nachteilen des Mobilfunks beschäftigt viele Men-        bildung komplex: Wissen, Werte, Wahrnehmungen, persön-          tungen mit Respekt begegnet wird. Es führt allerdings eher       gern komplexer. Die Diskussion kann rasch auf eine emo-
schen. Die Sorge, dass die elektromagnetischen Felder        liche Betroffenheit, Technikfreundlichkeit oder Technikfeind-   zu einer Zuspitzung der Konflikte in der Kommune, wenn           tionale und unsachliche Ebene gelangen. Wichtig ist es
des Mobilfunks Auswirkungen auf die Gesundheit haben         lichkeit und andere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Aller-   diese tolerante Haltung auf Seite besorgter Bürger als Be-       einerseits, den Zeitpunkt der Kommunikation mit Bedacht
könnten, ist in Deutschland verbreitet. Trotz hoher Nach-    dings zählt es in der Regel zu den Kernkompetenzen von          stätigung für deren eigene Ängste missverstanden werden          zu wählen, andererseits die Art und Weise der Information
frage und steigender Nutzung der mobilen Kommunika-          Kommunen, gerade in strittigen Diskussionen um notwen-          kann. In der Einordnung sollte ebenfalls berücksichtigt wer-     und des Dialogs auf die Befindlichkeit abzustimmen. Es geht
tion gibt es stets einen gewissen Prozentsatz der Bevöl-     dige Infrastrukturmaßnahmen, Lösungen unter Abwägung            den, dass die sogenannte schweigende Mehrheit der Bürger,        bei der Diskussion nicht allein um Aufklärung und sachliche
kerung, der den Behörden misstraut oder sich von den         der unterschiedlichen Interessen zu finden.                     die an einer guten Mobilfunkversorgung interessiert ist, sich    Information, sondern auch Kommunikation und Dialog sind
Grenzwerten nicht geschützt sieht (BfS). Insbesondere beim                                                                   nicht zu Wort meldet und an der Diskussion nicht partizipiert.   notwendig, um Ängsten entgegenzuwirken.

14                                                                                                                                                                                                                                                     15
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
Wie kann die Kommunikation zum Thema
     Mobilfunknetzausbau in Kommunen gelingen?

     DREI WICHTIGE BESTANDTEILE
     ZUM KOMMUNIKATIONS-PROZESS:
     1. INFORMATION ÜBER DEN SACHSTAND - WISSENSCHAFTSBASIERT
     2. NUTZEN-/RISIKOABWÄGUNG
     3. TRANSPARENTER ENTSCHEIDUNGSPROZESS

                                                                Information über den Sachstand - wissenschaftsbasiert            Wissensbasis schaffen
                                                                In einer Zeit, in der alle Informationen über das Internet für   Obwohl die meisten Menschen in Deutschland sich schon
                                                                jeden überall und immer zur Verfügung stehen, fällt die Aus-     einmal zumindest oberflächlich mit dem Thema Mobil-
                                                                wahl und die Bewertung der Informationen umso schwerer.          funk beschäftigt haben, fühlen sich die Menschen zum
                                                                Ob nun die Algorithmen der sozialen Medien für die jeweili-      einen subjektiv nicht sehr gut informiert, zum anderen ist
                                                                gen Filter verantwortlich gemacht werden oder persönliche        der Kenntnisstand über elektromagnetische Felder auch
                                                                Einstellungen und Werte: Eine objektive Meinungsbildung          30 Jahre nach der Einführung des Handys immer noch nied-
                                                                wird mit der Fülle der verfügbaren Informationen zusehends       rig. Beispielsweise stufen viele Menschen Mobilfunksen-
                                                                schwieriger. Welche Quelle ist vertrauenswürdig? Wer be-         deanlagen als immissionsrelevanter ein als Mobiltelefone.
                                                                wertet Informationen oder Studien objektiv? Wo finde ich         Über das Zusammenwirken zwischen Mobilfunksendean-
                                                                seriöse Informationen? Wer hat welche Interessen?                lagen und Endgeräten wissen Laien meist wenig. Auch der
                                                                                                                                 aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung kann nicht
                                                                                                                                 als bekannt vorausgesetzt werden. Das Wissen zum Beispiel
                                                                                                                                 über den SAR-Wert (das ist die spezifische Absorptionsrate)
                                                                                                                                 ist laut Umfragen vergleichsweise niedrig und spielt bei der
                                                                                                                                 Anschaffung eines neuen Smartphones eine untergeord-
                                                                                                                                 nete Rolle. (Quelle: https://www.bfs.de/DE/themen/emf/
                                                                                                                                 kompetenzzentrum/berichte/berichte-mobilfunk/risikoe/
                                                                                                                                 umfrage/umfragen_node.html)

16                                                                                                                                                                                        17
INFOBAUKASTEN MOBILFUNK 1/4 - DIALOG UND KOMMUNIKATION - DOKUMENTATION NO 156
Wer ist kompetent?
Für die Kommunen in Deutschland bedeutet dies, dass sie         wichtiger Faktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland,
sich in ihrer Kommunikation rund um das Thema gesundheit-       gleichzeitig müssten Fragen zu den gesundheitlichen Wir-
licher Auswirkungen insbesondere auf unabhängige wissen-        kungen des Mobilfunks beantwortet werden. (https://www.
schaftliche Einrichtungen stützen sollten. Neutrale und ob-     bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/kommunikationsinitia-
jektive Institutionen wie das Bundesamt für Strahlenschutz      tive-mobilfunkausbau.html)
oder die Weltgesundheitsorganisation sind hier verlässliche                                                                   Fakten checken
Quellen. Das Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder         Häufig werden in der Diskussion einzelne Studien oder Be-     In den letzten Jahren haben Falschmeldungen oder Ver-            Zusammengefasst für die Kommunikation vor Ort bedeutet
des Bundesamtes für Strahlenschutz versteht sich als unab-      richte als Beleg für die jeweilige Meinung angeführt, eine    schwörungsmythen vor allem durch die Verbreitung in              dies: Mit dem Verweis auf qualifizierte Quellen sowie mit
hängigen Vermittler zwischen Wissenschaft und Öffentlich-       sachliche Auseinandersetzung mit Inhalten, Qualität von       sozialen Medien zugenommen. Insbesondere beim Thema              wissenschaftsbasierter Kommunikation können Kommunen
keit und steht sowohl den Bürgern als auch den Behörden         Einzelstudien oder deren Bewertung kann nicht die Auf-        Mobilfunk sind solche Falschmeldungen fast schon an              bei Bedarf die unterschiedlichen Argumente einordnen,
und weiteren beteiligten Akteuren als neutraler Ansprech-       gabe von Verantwortlichen in den Kommunen sein. Hier          der Tagesordnung. Zumeist halten die Berichte einer aus-         den Kenntnisstand in der Bevölkerung erhöhen und für eine
partner zur Verfügung. Für kommunale Entscheider ist ei-        ist die Empfehlung für kommunale Akteure eindeutig, sich      führlichen Überprüfung nicht stand, wie unabhängige              Versachlichung der Diskussion sorgen.
gens eine Sprechstunde eingerichtet. (https://www.bfs.de/       auf die Zuständigkeit und Kompetenz von übergeordneten        Rechercheportale belegen. Sollten in einer Kommune solche
DE/themen/emf/kompetenzzentrum/das-kompetenzzen-                Behörden zu stützen und auf deren Expertise zu verweisen.     unbewiesenen Behauptungen virulent sein, empfiehlt sich
trum/das-kompetenzzentrum.html) Das Bundesumwelt-               Die Glaubwürdigkeit der Quellen ist von großer Bedeutung.     ein Faktencheck und die klare Kommunikation. (https://
ministerium hat Fragen und Antworten zur Einführung der         Wenn Kommunen sich zu der Frage der gesundheitlichen          www.informationszentrum-mobilfunk.de/artikel/fakten-
5G-Mobilfunknetze und den damit in Verbindung stehen-           Auswirkungen von Mobilfunk äußern wollen, sollten sie sich    check-verschwoerungstheorien-rund-um-5g)
den elektromagnetischen Feldern zusammengestellt und            an etablierten Institutionen wie Behörden, Forschungsein-
veröffentlicht. Mit einer transparenten und wissenschafts-      richtungen oder Organisationen orientieren. Eine Liste von
basierten Kommunikation will das Ministerium die Grund-         Quellen und Ansprechpartnern findet sich im Anhang.
lage für eine faktenbasierte gesellschaftliche Diskussion
schaffen. (https://www.bmu.de/themen/atomenergie-strah-         Wer ist glaubwürdig?
lenschutz/strahlenschutz/nieder-und-hochfrequenz/               Beim Thema Technik und Funkplanung sind die Mobilfunk-
hochfrequente-felder/fragen-und-antworten-zur-einfueh-          netzbetreiber die ersten Ansprechpartner, wobei kritische
rung-der-5g-mobilfunknetze-und-emf/) Auch die Bundes-           Bürgerinnen und Bürger der Industrie eine geringere Glaub-
regierung hat eine Kommunikationsinitiative zum Mobil-          würdigkeit einräumen. Die Erfahrung, beispielsweise bei der
funkausbau und zu 5G gestartet. Die Informationsinitiative      Abschätzung der auftretenden elektromagnetischen Felder
befindet sich derzeit im Aufbau, sie soll auch Dialogangebote   in einer Kommune, zeigt, dass unabhängige Sachverstän-
beinhalten. Ein leistungsfähige, stabile und flächendeckend     dige nicht zu anderen Ergebnissen kommen als der jeweilige
verfügbare Mobilfunkversorgung sei ein wichtiger Faktor bei     Netzbetreiber. Allerdings wird dem Sachverständigen meist
der Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse und ein         höhere Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit attestiert.

                                                                                                                              Nutzen- und Risikoabwägung                                       da das notwendige Basiswissen für eine Abwägung und
                                                                                                                              Die Einführung neuer Technologien, wie beispielsweise ak-        eine Auseinandersetzung in der Verwaltung zumeist nicht
                                                                                                                              tuell des 5G-Mobilfunkstandards, ist oft von Skepsis und         vorhanden ist. Trotz der schwierigen Ausgangslage gibt es
                                                                                                                              Risikodebatten begleitet. Die Diskussion um Chancen und          für die Kommunen vier generelle Handlungsempfehlungen:
                                                                                                                              Risiken muss gesellschaftlich geführt werden. Politik, Unter-    beobachten, informieren, Ängste ernst nehmen sowie aktiv
                                                                                                                              nehmen, Nutzer, Befürworter und Gegner benötigen einen           informieren und Vertrauen aufbauen.
                                                                                                                              fairen Diskurs. Die öffentliche Diskussion über die Einfüh-
                                                                                                                              rung einer neuen Technologie ist Teil einer verantwortungs-      Digitalisierung braucht Infrastruktur
                                                                                                                              vollen Risikokommunikation. Die Erfahrung zeigt, dass eine       Betrachtet man die Entwicklung der Nutzungszahlen in der
                                                                                                                              kooperative und offene Kommunikation zu nachhaltigeren           mobilen Kommunikation, so sind hohe jährliche Zuwachsra-
                                                                                                                              und besseren Lösungen und weniger Konflikten führt.              ten bei der übertragenen Datenmenge an der Tagesordnung.
                                                                                                                                                                                               Da sich dieses Nutzungsverhalten voraussichtlich fortsetzen
                                                                                                                              Häufig wird allerdings in Kommunen diese Diskussion im           wird, ist aus Sicht der Mobilfunknetzbetreiber der weitere
                                                                                                                              konkreten Fall am Standort einer Mobilfunkanlage fest-           Ausbau der mobilen Infrastruktur erforderlich. Ausreichende
                                                                                                                              gemacht und ausgetragen. Damit wird der gesamtgesell-            Kapazität wird von den Nutzern ebenso eingefordert wie die
                                                                                                                              schaftliche Diskurs auf eine lokale Ebene verlagert, die dafür   Schließung von noch vorhandenen Funklöchern. Die Digi-
                                                                                                                              weder verantwortlich noch vorbereitet ist. Für die handeln-      talisierung fast aller Lebensbereiche basiert auch auf zeitge-
                                                                                                                              den Personen ergibt sich daraus eine schwierige Situation,       mäß ausgebauten Mobilfunknetzen.

18                                                                                                                                                                                                                                                        19
Sankt Florian im Hinterhof

Gleichzeitig gibt es die persönliche Befindlichkeit bei
Bürgerinnen und Bürgern, wenn es um den konkre-
ten Netzausbau vor der Haustüre geht. Im Englischen
hat sich für diese Form des Protestes die Abkürzung
NIMBY (not in my backyard – nicht in meinem Hin-
terhof ) etabliert. Der Begriff, der seit den frühen
Achtziger Jahren existiert, bezieht sich meist auf
konkrete lokale Projekte, die zwar generell befür-
wortet werden, aber eben nicht in Sichtweite bzw.
im subjektiv definierten Nahbereich. Das reicht
von Strommasten über sozialen Wohnungsbau und
Windräder bis hin zu Mobilfunkanlagen. Oft ist der
NIMBY-Vorwurf gleichbedeutend mit der Aussage,
dass dabei nur eigene Interessen eine Rolle spielen
und das „große Ganze“ dabei außen vor bliebe. Hier
geht es letztlich um die Frage, ob das Gemeinwohl wichti-
ger ist als die postulierten eigenen Interessen.

Interessen sichtbar machen                                       Umgang mit Interessen ganz unterschiedlicher Art hilft
In der St. Florians-Debatte geht aber auch schnell unter, dass   Transparenz und Abwägung. In diesem Spannungsfeld
jeder der Beteiligten seine eigenen Interessen verfolgt: Die     gilt es dann, einen für alle gangbaren Weg zu finden. Ein
Verwaltung und die Politik ebenso wie die Mobilfunknetz-         Lösungsansatz ist, neutral zu überlegen, wie die gemein-
betreiber oder die Bürger, die Bedenken anmelden. Beim           samen Angelegenheiten geregelt werden können.

                                                                                                                             Erfolgsfaktor:
                                                                                                                             Transparenter Entscheidungsprozess
                                                                                                                             Sobald Menschen die Erfahrung machen, dass sich         Beim Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur ist anders als bei
                                                                                                                             Entwicklungen über ihre Köpfe hinweg vollziehen,        großen Infrastrukturprojekten, aufgrund der kleinteiligen
                                                                                                                             kann Zorn und Wut entstehen. Wenn kommunale Po-         Struktur zu berücksichtigen, dass die Handlungsspielräume
                                                                                                                             litik die Interessen offen benennt und den Weg einer    entsprechend kleiner sind.
                                                                                                                             transparenten Erörterung verfolgt, kann der Entschei-
                                                                                                                             dungsprozess erfolgreich abgeschlossen werden. In       Am Beispiel des Ausbaus der Mobilfunkinfrastruktur können
                                                                                                                             der rechtlichen Sprache ist immer wieder vom Abwä-      die Kriterien für eine Abwägung der Interessen zum Beispiel
                                                                                                                             gungsgebot die Rede. Es geht um die Abwägung öf-        diese Bereiche umfassen: Fragen der Versorgung, das Thema
                                                                                                                             fentlicher und privater Belange gegeneinander und un-   der Immissionsminimierung, Landschaftsschutz, Denkmal-
                                                                                                                             tereinander. Ob nun der Abwägungsprozess mit dem        schutz oder die optische Verträglichkeit. Stehen die Kriterien
                                                                                                                             kleinsten gemeinsamen Nenner endet oder einer ande-     fest, kann die Abwägung zwischen möglichen Standorten
                                                                                                                             ren Lösung: Transparenz im Entscheidungsprozess, der    auf einer soliden und nachvollziehbaren Basis erfolgen.
                                                                                                                             Austausch von Argumenten und am Ende die Abwägung       Somit wird der kommunale Entscheidungsprozess transpa-
                                                                                                                             – diese Schritte führen zu einer nachhaltigen Lösung.   rent und nachvollziehbar.

20                                                                                                                                                                                                                                              21
4. AKTIVE KOMMUNIKATION MIT DER ÖFFENTLICHKEIT                                                                                 Eskalation oder Konsens?
                                                                                                                               Aus der Konfliktforschung ist bekannt, dass nicht bearbei-
                                                                                                                                                                                               Risiken richtig einschätzen
                                                                                                                                                                                               Insbesondere das Thema der wissenschaftlichen Unsicher-
                                                                                                                               tete Konflikte weiter gären und zum Teil erhebliches Eskala-    heit bedarf der Erläuterung. Beim Thema Mobilfunk gibt
                                                                                                                               tionspotential in sich tragen. Für Kommunen bedeutet dies:      es eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien und gesi-
                                                                                                                               Kommunikation ist integraler Bestandteil des Mobilfunk-         cherten Erkenntnissen zur biologischen Wirkung elektro-
                                                                                                                               ausbaus. Nur so lassen sich Differenzen auf einer sachlichen    magnetischer Felder, die die Unbedenklichkeit bestätigen.
                                                                                                                               Ebene behandeln und Lösungen finden, die nachhaltig sind.       Gleichzeitig gibt es aber auch offene Fragen und weiteren
                                                                                                                                                                                               Forschungsbedarf. Für Laien wirken diese Aussagen risiko-
                                                                                                                               Die grundsätzlichen Schritte sind vergleichsweise einfach: Es   verstärkend. Das kann zu einer systematischen Überschät-
                                                                                                                               gilt, die Situation zu beobachten, frühzeitig und transparent   zung von Risiken führen. Auch bei der Interpretation von
                                                                                                                               zu informieren, die Ängste in der Bevölkerung zu erkennen       wissenschaftlichen Erkenntnissen sind Laien häufig überfor-
                                                                                                                               und durch aktive Information Vertrauen aufzubauen. In der       dert. Was ist ein „Hinweis“, was ein „Verdacht“ oder was hat
                                                                                                                               Risikowahrnehmung sind, wie der amerikanische Forscher          die Einordnung „möglicherweise Krebs erregend“ zu bedeu-
                                                                                                                               Peter Sandmann festgestellt hat, oftmals die Risiken, vor       ten? Hier können kommunale Vertreter auf das Know-how
                                                                                                                               denen man sich fürchtet, nicht unbedingt die, vor denen man     der Gesundheitsämter, des Bundesamtes für Strahlenschutz
                                                                                                                               sich fürchten muss. Das bedeutet für die Kommunikation in       oder auch auf die Mobilfunkbeauftragten der Netzbetreiber
                                                                                                                               den Kommunen, dass zuerst Basiswissen wie der Stand der         zugehen und sich externes Wissen erschließen.
                                                                                                                               wissenschaftlichen Forschung sowie die gesetzlichen und
                                                                                                                               rechtlichen Grundlagen vermittelt werden müssen.

Eine Reihe von Studien und Befragungen beschäftigen sich        Ein Teil dieser Aufklärungsarbeit findet aber weiterhin vor
mit der Frage, wie die Gesellschaft die Risiken des Mobil-      Ort in den Kommunen statt, zumeist in der direkten Nach-
funks einschätzt, beziehungsweise wie groß die Besorgnis        barschaft von geplanten Mobilfunkstandorten. Insbeson-
im Hinblick auf die elektromagnetischen Felder des Mobil-       dere durch eine offene und klare sowie frühzeitige Informa-
funks und deren Auswirkungen auf die Gesundheit ist.            tion können Misstrauen und Ängste abgebaut werden. Die
                                                                Mobilfunknetzbetreiber haben dazu regionale Ansprech-
Studien wie jene des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS,        partner benannt, die den Kommunen konkrete Fragen be-
2019) (https://www.bfs.de/DE/themen/emf/kompetenzzen-           antworten und gegebenenfalls vor Ort bei Gemeinderatssit-
trum/berichte/berichte-mobilfunk/risikoe/umfrage/umfra-         zungen oder Veranstaltungen Fragen beantworten und sich
gen.html) konstatieren eine allgemeine Besorgnis von ca.        in die Diskussion einbringen.
30 % der Befragten. Sorgen und Befürchtungen in Bezug auf
den Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur sind in Deutschland       Wahr oder falsch?
schon seit rund 20 Jahren zu beobachten. Daher haben sich       In den letzten Jahren hat sich die gesellschaftliche Mobil-
die Mobilfunknetzbetreiber schon 2001 gegenüber der Bun-        funkdebatte stark verändert. Spielten früher die klassischen
desregierung verpflichtet, die Kommunen frühzeitig über         Medien eine zentrale Rolle, hat sich heute das Internet als
die Netzplanung zu informieren und verschiedene Dialog-         wichtigste Informationsquelle durchgesetzt. Dies bringt Vor-
und Informationsmaßnahmen umzusetzen. Dieser Dialog-            und Nachteile mit sich. Zum einen kann sich jeder rasch ein    Wer profitiert und wer nicht?                                   es im Einzelfall sehr schwierig sein, die unterschiedlichen
prozess wird regelmäßig durch externe Gutachter bewertet        Bild von dem Wissensstand rund um das Thema Mobilfunk          Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls die Frage nach der Ver-    Interessen zu koordinieren und zu berücksichtigen. Die Arti-
und die Gutachten zur Selbstverpflichtung werden von Bun-       machen, indem anerkannte Quellen konsultiert werden,           teilung des Nutzens. Wenn in der Bevölkerung der Eindruck       kulation von Interessen sollte jedoch zunächst stets als legi-
desumweltministerium veröffentlicht.                            zum anderen eröffnet das Internet aber auch andere Quel-       entsteht, der Nutzen sei ungerecht verteilt, wächst das Po-     tim erachtet werden, auch wenn die letztliche Entscheidung
                                                                len, deren Seriosität nicht überprüft werden kann. In der      tential für Dissens. Wenn durch die Mieteinnahmen für eine      gegebenenfalls nicht allen Interessenlagen gerecht werden
Mobilfunkunternehmen als Partner                                letzten Zeit kursieren vermehrt Verschwörungstheorien und      Basisstation nur ein Eigentümer als Vermieter bereit steht      kann.
Die Netzbetreiber sind sich der Erwartungen der Bevölkerung     Falschmeldungen, die aller wissenschaftlichen und journalis-   und einen „Nutzen“ hat und der Versorgungsaspekt in der
und der Politik an ein leistungsfähiges Mobilfunknetz ebenso    tischen Widerlegung zum Trotz immer weiter geteilt werden.     Diskussion untergewichtet wird, kann dies zu Konflikten         Wurde die kommunale Entscheidung für einen be-
bewusst wie der Besorgnisse, die mit dem Ausbau verbunden       In diesem Spannungsfeld ist die Kommunikation mit der          führen, da die benachbarten Anwohner vermeintlich nur           stimmten Mobilfunkstandort auf der Basis von klaren
sind. Sie setzen weiterhin auf den Dialog mit Städten und Ge-   Öffentlichkeit und insbesondere mit Anwohnern angesiedelt.     die mutmaßlichen Risiken zu tragen haben. Besteht hinge-        Kriterien getroffen gestaltet sich die Kommunikation
meinden sowie auf Aufklärungsarbeit wie zum Beispiel durch                                                                     gen eine gewisse Einflussmöglichkeit auf die Standortwahl,      einfacher. Die Kommune kann dann die Kriterien und
die Unterstützung des Informationsportals www.informati-                                                                       verändert sich auch oftmals die individuelle Haltung zum        deren Abwägung klar beschreiben und das Vorgehen
onszentrum-mobilfunk.de.                                                                                                       Thema Mobilfunk und Versorgung. Für eine Kommune kann           begründen.

22                                                                                                                                                                                                                                                         23
CHANCEN UND RISIKEN
                                                                                                                            VON DIALOGVERFAHREN

                                                                                                                            Maßnahme                      Chancen                              Risiken                            Aufwand

                                                                                                                            Bürgerfragestunde
                                                                                                                            nach öffentlicher Gemeide-
                                                                                                                            ratssitzung, eventuell ge-    Dialog-Angebot an interessierte      Je nach Umfang der Tages-
                                                                                                                                                                                                                                  Geringer zeitlicher
                                                                                                                            meinsam mit einem Ver-        Bürger mit der Chance, in sach-      ordnung evtl. wenig Zeit und
                                                                                                                                                                                                                                  und finanzieller
                                                                                                                            treter eines Netzbetreibers   licher Atmosphäre Fragen zu          Raum, um alle Einwände zu
                                                                                                                                                                                                                                  Aufwand
                                                                                                                            oder einem fachlich zustän-   klären.                              bearbeiten.
                                                                                                                            digen Experten, Moderation
                                                                                                                            durch Bürgermeister

                                                                                                                                                                                               Dieses Format benötigt einen
                                                                                                                                                          Ausführliches Dialogangebot,
                                                                                                                                                                                               klaren Rahmen (z.  B. eine
                                                                                                                            Runder Tisch:                 das aber bei allen Beteiligten die
                                                                                                                                                                                               Geschäftsordnung) in dem
                                                                                                                            ein von den Gremien           Bereitschaft zur konstruktiven                                          Geringer finanzieller
                                                                                                                                                                                               die Spielregeln der Arbeit
                                                                                                                            eingesetztes Beratungs-       Zusammenarbeit voraussetzt.                                             Aufwand, aber hoher
                                                                                                                                                                                               genau definiert sind. Es ist nur
                                                                                                                            gremium unter Vorsitz eines   Kann durch die intensive Ausein-                                        Zeitbedarf und
                                                                                                                                                                                               für kleinere Gruppen geeignet.
                                                                                                                            Verwaltungsmitarbeiters       andersetzung mit dem Thema für                                          langwierig
                                                                                                                                                                                               Die beteiligten Bürger können
                                                                                                                            oder Bürgermeister            Versachlichung und nachhaltige
                                                                                                                                                                                               den Rückhalt ihrer Community
                                                                                                                                                          Lösungen sorgen.
                                                                                                                                                                                               verlieren.
Erfolgsfaktor: Zuhören                                         Bedarfsorientierte Dialogmaßnahmen
Zwar ist in der Kommunalabstimmung von Mobilfunkstand-         Bei der standortübergreifenden Diskussion zum Thema
orten keine Bürgerbeteiligung vorgesehen, aber sehr wohl       Mobilfunk bieten sich unterschiedliche Dialogmaßnahmen                                                                          Kann eventuell zu langen und
                                                                                                                            Informations-
können die Kommunen in den Dialog mit Bürgern treten.                                                                                                     Gute Möglichkeit, über den           emotionalen Diskussionen
                                                               an, die sich an dem jeweiligen Bedarf vor Ort orientieren.   veranstaltung:                                                                                        Hoher Aufwand,
                                                                                                                                                          Sachstand und die Handlungs-         und einer Frontenbildung
Dafür sind grundsätzlich verschiedene Modelle denkbar.         Je nachdem, welcher Hauptpunkt im Zentrum der Debatte        mit Moderator, Experten                                                                               vor allem zeitlich
                                                                                                                                                          optionen zu informieren.             führen, wenn die Diskussion
Diese reichen von einer Fragestunde, bis zu übergeordneten     steht, sollte das Veranstaltungsformat und die beteiligten   und Fragemöglichkeit
                                                                                                                                                                                               im Grundsätzlichen verharrt.
Informationsveranstaltungen. Welches Format für welche         Personen ausgewählt werden. Steht die Frage zur Debatte,
Kommune angemessen und hilfreich ist, lässt sich nicht pau-    wie sich die Kommune generell im Hinblick auf den Netzaus-
schal sagen. Wichtigstes Kriterium ist die Bereitschaft, die   bau positioniert? Will die Kommune über den Netzausbau in-                                                                      Kann eventuell zu langen und
Meinung der Bürger zu hören und diese zu Wort kommen           formieren? Oder geht es darum, mit welchen Verfahren Ent-    a) Informationsveran-
                                                                                                                                                          Pro- und Contra-Argumente            emotionalen Diskussionen           Hoher Aufwand,
zu lassen. Auch wenn die administrativen Handlungsspiel-                                                                       staltung mit kontrovers
                                                               scheidungen getroffen werden sollen? Wenn ausschließlich                                   können ausgetauscht werden           und einer Frontenbildung           vor allem zeitlich
                                                                                                                               besetztem Podium
räume gering sein mögen, ist es sinnvoll, wenn Bürgerinnen     der Bereich Mobilfunk und Gesundheit im Mittelpunkt steht,                                                                      führen.
und Bürger ihre Ängste und Bedenken artikulieren können.       braucht es eine ganz andere personelle Besetzung.

                                                                                                                                                                                               Wenn die Diskussion verhärtet
                                                                                                                            b) Informationsveran-
                                                                                                                                                          Angebot an interessierte Bürger      ist, kann es schon über die
                                                                                                                               staltung mit Podiums-                                                                         Etwas weniger
                                                                                                                                                          mit der Chance, in sachlicher        Auswahl der Gesprächspartner
                                                                                                                               vertretern, die fachlich                                                                      Aufwand
                                                                                                                                                          Atmosphäre Fragen zu klären          unterschiedliche Meinungen
                                                                                                                               zuständig sind.
                                                                                                                                                                                               geben.

                                                                                                                            c) Informationsveran-
                                                                                                                                                          Lösungsorientierung
                                                                                                                               staltung mit Bürger-                                            Führt meist zu einer               Etwas weniger
                                                                                                                                                          der Initiativen kann klar
                                                                                                                               initiativen auf dem                                             Verhärtung der Situation.          Aufwand
                                                                                                                                                          hinterfragt werden
                                                                                                                               Podium

24                                                                                                                                                                                                                                                      25
Exkurs: Desinformation und Meinungsbildung
                                                                                                                                     Die Frage nach der Deutungshoheit und dem Wahrheitsgehalt
                                                                                                                                     von Informationen ist in den letzten Jahren immer wieder auf
                                                                                                                                     der Tagesordnung gelandet. Die Unmengen an Informationen
                                                                                                                                     durch neue Medien und Kommunikationskanäle sind schwer
                                                                                                                                     zu filtern. Menschen sind in einer übergeordneten Krise noch
                                                                                                                                     anfälliger für Desinformation als ohnehin schon.

                                                                                                                                     Medienwissenschaftler und Psychologen haben für die Anfäl-
                                                                                                                                     ligkeit von Menschen in bedrohlichen Situationen Erklärungs-
                                                                                                                                     modelle entwickelt. Eine Ursache liegt, so die Experten, in der
                                                                                                                                     Entwicklungsgeschichte begründet: Wenn der Säbelzahntiger
                                                                                                                                     das Leben bedroht, schaltet die Angst den Verstand aus. Das
                                                                                                                                     wird als eine Begründung angeführt, dass Menschen, die sich
                                                                                                                                     fürchten, anfälliger für Falschnachrichten sind.

                                                                                                                                     Im Kontext der Meinungsbildung beim Mobilfunk ist es
                                                                                                                                     sinnvoll, diese Zusammenhänge zu berücksichtigen. Nicht
                                                                                                                                     immer kann Medienkompetenz vorausgesetzt werden. Des-
                                                                                                                                     wegen ist es von großer Bedeutung, als Verwaltung Informa-
                                                                                                                                     tionen zu liefern, die belegbar und nachprüfbar sind. Fakten-
                                                                                                                                     checks und geprüfte Informationen finden sich zum Beispiel
                                                                                                                                     auf dem Portal des Informationszentrums Mobilfunk.
                                                                                                                                     (https://www.informationszentrum-mobilfunk.de/)

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend                              Meist sind die Interessen beim Ausbau der Netzinfrastruktur
Bei der Frage, wann der beste Zeitpunkt für die Kommuni-             auch gegenläufig. Die eine Hälfte der Bürger fordert vehe-
kation mit der Öffentlichkeit ist, gilt die Faustregel: je früher,   ment den schnellen Ausbau der Infrastruktur, die anderen
desto besser. Der frühzeitige Beginn der Kommunikation               haben Vorbehalte und sehen die Notwendigkeit nicht. In
zeigt, wie vorausschauend die Verwaltung handelt. Gleich-            diesem Spannungsfeld liegt es an den Kommunen, den
zeitig wird signalisiert, dass die Anliegen der Betroffenen          Diskurs darüber zu führen und die Verantwortung für Inter-
erkannt wurden. Frühzeitige Kommunikation heißt auch,                essen beider Gruppen wahrzunehmen.
die Chance auf Deutungshoheit über das Thema zu wah-
ren. Sind erst einmal Gerüchte oder Falschinformationen im           Im ersten Schritt geht es darum, Wissenslücken zu schließen:
Umlauf, ist es schwer, diese wieder aus der Welt zu schaffen.        Nicht alle der Technologie zugrunde liegenden technischen,
Grundsätzlich sollte sich die Kommunikation an den Fakten            medizinischen oder wissenschaftlichen Mechanismen sind
orientieren. Zahlen, Daten und Fakten helfen bei der Einord-         den Laien bekannt. Hinzu kommen noch Verständigungs-
nung des Themas und schaffen eine solide Grundlage für               probleme, da oft nicht die gleiche Sprache gesprochen wird.
eine Meinungsbildung der gewählten Vertreter ebenso wie              Oder die Erklärungen von Experten gar nicht auf die Ängste
für die interessierte Öffentlichkeit. Wer plant was? Wann?           der Fragesteller eingehen. Sobald Misstrauen gegenüber der
Wer entscheidet? Nach welchen Kriterien? Neben der Kom-              Verwaltung oder den Netzbetreibern auftritt, wird der Dia-
munikation der Fakten geht es darum, Vertrauen zu schaffen.          log kompliziert.
Entscheidend ist dabei, mit welcher Haltung die Akteure an
das Thema herangehen. Eine offene, transparente Haltung              Insbesondere für kleinere Gemeinden und Städte, die keinen
ohne Vorurteile bildet die Basis für eine gerechte Kommuni-          expliziten Mobilfunkbeauftragen haben, ist das eine große
kation mit allen Akteuren.                                           Herausforderung. Bevor jedoch selbsternannte Experten mit
                                                                     ins Boot geholt werden, lohnt es sich, Rat zu holen, zum Bei-
                                                                     spiel beim Ansprechpartner des Mobilfunknetzbetreibers.

26                                                                                                                                                                                                     27
5. MESSUNGEN ALS MITTEL DER AUFKLÄRUNG?
                                                                                                                          Vorher-/Nachhermessung oder Prognoseberechnung?
                                                                                                                          Generell muss zwischen unterschiedlichen Methoden bzw.
                                                                                                                          Vorgehensweisen unterschieden werden. Drei Optionen
                                                                                                                          sind denkbar: Vorhermessung, Prognoseberechnungen
                                                                                                                          und Nachhermessung. Bei der Messung der elektromag-
                                                                                                                          netischen Felder vor Inbetriebnahme einer neuen Mobil-
                                                                                                                          funkstation geht es darum, den Status Quo der Immissionen
                                                                                                                          an einem vorher definierten Ort festzustellen. Wird anschlie-
                                                                                                                          ßend eine Messung nach Inbetriebnahme durchgeführt,
                                                                                                                          können die durch die neue Station hervorgerufenen elektro-
                                                                                                                          magnetischen Felder ermittelt werden. Eine weitere Mög-
                                                                                                                          lichkeit sind sogenannte Prognoseberechnungen. Diese
                                                                                                                          Immissionsprognoseberechnungen simulieren die durch
                                                                                                                          eine Errichtung oder Änderung einer Mobilfunkbasisstation
                                                                                                                          im Gebiet der Kommune zu erwartenden elektromagneti-
                                                                                                                          schen Felder. Häufig werden solche Prognoseberechnungen
                                                                                                                          beauftragt, wenn es darum geht, unterschiedliche Stand-
                                                                                                                          ortalternativen für Mobilfunkbasisstationen nach Immissi-
                                                                                                                          onskriterien zu bewerten.

Aus der Vergangenheit gibt es eine Reihe von Erkenntnissen   Grenzwerte stets deutlich unterschritten                                                                                     Chancen und Risiken
im Umgang mit dem Thema Prognoserechnungen und Mes-          Die Ergebnisse dieser Messungen sind alle ähnlich und ein-                                                                   Ob eine oder mehrere Messungen oder Immissionsprogno-
sungen von elektromagnetischen Feldern. Im Kern geht es      deutig: Trotz steigender Zahl der Mobilfunkteilnehmer und                                                                    sen die Meinungsbildung in einer Kommune voranbringen
darum, die Diskussion zu versachlichen und diese auf eine    dem verstärkten Auf- und Ausbau neuer Funktechniken wer-                                                                     und für mehr Akzeptanz sorgen, hängt stark von den jewei-
solide Datenbasis zu stellen. Kann dies gelingen? Welche     den die Grenzwerte im Mobilfunk deutlich unterschritten.                                                                     ligen Rahmenbedingungen und den Erwartungshaltungen
Voraussetzungen braucht es dafür?                            Seit 2004 können Messdaten von Mobilfunkanlagen auf der                                                                      ab. Geht es darum, aus mehreren geeigneten Alternativstand-
                                                             Website der Bundesnetzagentur in einer öffentlich zugäng-                                                                    orten eine Auswahl unter Immissionsgesichtspunkten zu
Für elektromagnetische Felder gelten Grenzwerte, die der     lichen Datenbank abgerufen werden. https://emf3.bundes-                                                                      treffen, kann eine Prognose sinnvoll sein. Immer gilt aber: Es
Gesetzgeber festgelegt hat. Die Felder des Mobilfunks un-    netzagentur.de/karte/Default.aspx                                                                                            muss vorher in der Kommune geklärt sein, was das Ziel einer
terschreiten die Grenzwerte nach wie vor deutlich, obwohl                                                                                                                                 solchen Untersuchung ist und wie die Ergebnisse dann in die
die Zahl der Funkstandards (2G, 3G, 4G und 5G) und der       Neben Angaben zur Höhe der örtlichen Immissionen von                                                                         notwendigen Entscheidungen einfließen.
genutzten Frequenzen in den letzten Jahren zugenommen        Sende- bzw. Funkanlagen informiert die Seite über den
hat. Grund ist das Standortbescheinigungsverfahren, das      Standort von Mobilfunkanlagen sowie über den jeweils                                                                         Messungen und Immissionsprognosen alleine sind ohne
durch konservative Berechnungen gewährleistet, dass die      geltenden Sicherheitsabstand. Einige Kommunen setzen zu-                                                                     den notwendigen Kontext in aller Regel Ausgaben ohne
Grenzwerte in öffentlich zugänglichen Bereichen eingehal-    sätzlich auf eigene Mobilfunkmessungen und Prognosebe-                                                                       Nutzen. Die Kosten für solche Untersuchungen variieren
ten werden. Um die Höhe der elektromagnetischen Felder       rechnungen. In Bayern gibt es dafür ein eigenes Programm                                                                     stark, ebenso wie die Kompetenz der Anbieter. Eine Liste
zu überprüfen, gab es in der Vergangenheit größere Mess-     mit klaren Regeln. (https://www.lfu.bayern.de/strahlung/                                                                     von ausgewiesenen Sachverständigen gibt es hier: (https://
reihen zum Beispiel von der Bundesnetzagentur. Diese führt   emf_messung_bewertung/fee2/index.htm)                                                                                        www.lfu.bayern.de/strahlung/emf_messung_bewertung/
auch regelmäßige Kontrollmessungen durch.                                                                                                                                                 fee2/index.htm).

28                                                                                                                                                                                                                                                   29
Sie können auch lesen