Inforegio - Energie und Regionalentwicklung - panorama
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de Energie und Regionalentwicklung inforegio | Nr. 20 | September 2006 | panorama Energie und Regionalentwicklung
Inhalt Die Regionen zwischen Disparität und Konvergenz 4 Der vierte Zwischenbericht über den Zusammenhalt zeigt, dass die Entwicklungsunterschiede auf EU-Ebene auf Grund eines schnellen Wachstums in den weniger wohlhabenden Mitgliedstaaten zwar schwinden, aber nach wie vor große Unterschiede auf regionaler Ebene insbesondere im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit bestehen. Energie und Regionalentwicklung Nachhaltige Energie: der regionale Zusammenhang 7 Auf Grund ihrer Nähe zu den Akteuren spielen die Regionen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Ziele in den Bereichen Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit, indem sie vor Ort die Energieeffi zienz, die erneuerbaren Energien und die innovativen Technologien fördern, mit positiven Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und Beschäftigung. Augenzeugen berichten: Estland, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik 17 EFRE in Aktion: Portugal, Deutschland, Österreich, Finnland 18 Reportage: An der Spitze im Bereich Energie 19 In Oberösterreich wird seit 1991 erfolgreich eine Politik geführt, die die Herausforderungen im Bereich Energie ins Zentrum der Regionalentwicklung stellt. EFRE in Aktion: Spanien, Frankreich, Ungarn, Vereinigtes Königreich 23 Augenzeugen berichten: Dänemark 24 Interreg in Aktion: Interreg IIIA Deutschland/Frankreich/ Belgien/Luxemburg, Interreg IIIB „CADSES“ und „Nordsee“, Interreg IIIC „West“ 25 Festigung der Innovation in den Regionen 26 „Innovation durch Regionalpolitik“: Diese erste Konferenz im Rahmen einer Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „Regionen für den wirtschaftlichen Wandel“ fand am 12. und 13. Juni in Brüssel statt. REGIO & Netzwerke 27 Online 28 Fotos (Seiten): Europäische Kommission (1, 3, 4, 5, 7, 8, 11, 14, 17, 26), Bio-Wärme Weyer (10), COGEN Europe (11), Solarfocus/Kalkgruber GmbH (12), EIE (13), Off shore-Power Net (15, 25), Argent Energy (16), Energy 4 Cohesion (17), SOGEO (18), Q-Cells AG (18), Biomassekraftwerk Güssing GmbH (18), BENET (18), Isabella Raml (20, 21, 22, 25), Gemeinde Lengau (20), CENER (23), Gwadabel (23), Polgármesteri Hivatal Szeged (23), WEBS (23), Samsø Danmarks Vedvarende Energi Ø (24), Arsenal Research (25), Energie-Cités (25). Umschlag: In der Nähe eines Wärmekraftwerks im irischen County Off aly. Redaktionelle Beiträge zu dieser Ausgabe: Christian Boissavy, Pierre Ergo, William Gillett, Jean-Luc Janot, Seppo Kallio, Simon Minett, Dickon Posnett, Isabella Raml, Burkhard Sanner, Peter Ungar, Isabelle Valentiny, Charles White. Verantwortlicher Herausgeber: Th ierry Daman, EK, GD Regionalpolitik. Diese Zeitschrift erscheint in gedruckter Form in Deutsch, Englisch und Französisch auf Recyclingpapier. Das Themadossier liegt auf der Website http://ec.europa.eu/regional_policy/index_de.htm in 19 Amtssprachen der EU vor. Der Wortlaut dieser Veröffentlichung ist rechtlich nicht bindend. Ab dieser Ausgabe erscheint Inforegio Panorama in gedruckter Form künftig auch auf Deutsch.
Energie und Regionen: Der Strom fließt Klimawandel, Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, Anstieg der weltweiten Nachfrage, schwankende Preise… Die Energieversor- gung unseres Planeten wird in wenigen Jahrzehnten an einen kriti- schen Punkt gelangen. Das Ausmaß und die Komplexität der Her- ausforderungen geben Anlass, unsere Bemühungen zu verdoppeln und auf allen Ebenen besser zu koordinieren: international und europäisch, national, regional und lokal. Vor kurzem hat die Euro- päische Kommission in einem Grünbuch drei große Ziele der Uni- on aufgestellt: Sicherung der Energieversorgung, Wettbewerbsfä- higkeit der Energieerzeugung und ökologische Nachhaltigkeit des Verbrauchs. Die Umsetzung dieser Ziele erfolgt zwar zunächst im Rahmen der Gemeinschaft – d. h. die Politik wird zentral koordiniert, um ge- meinsam die Herausforderungen der gesamten EU im Energiebe- reich anzugehen. Die Rolle der Regionen ist aber nicht weniger be- deutsam. Regionen und Akteure arbeiten Seite an Seite und sind so- mit die Ebene, auf der Entscheidungen zu Gunsten erneuerbarer Energien und Energietechnologien mit hoher Leistungsfähigkeit konkrete Formen annehmen können. Auf den folgenden Seiten werden wir einige Beispielen dafür sehen. Wind oder Sonne, Wasser, Erde oder Biomasse oder auch Kraft-Wärme-Kopplung – die Anwendungs- bereiche der Energiealternativen sind zahlreich. Sie betreffen sowohl Haushalte als auch Unternehmen und Kommunen, den Bausektor und das Transportwesen usw. Sie mobilisieren Bürger und Politiker, Betreiber und Verwaltungen in einem Prozess, bei dem drei Schlüsselelemente ins Spiel kommen: poli- tischer Wille, Information und Dialog. Sie führen zur Schaff ung zahlreicher Arbeitsplätze, zu erhebli- chen Einsparungen und verleihen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung neue Impulse. Da es sich bei den erfolgreichen Projekten im Bereich Energie häufig um regionale und lokale Projekte handelt, kann diese Erfahrung wiederum die Energiepolitik auf europäischer Ebene beeinflussen. Gleichzeitig kann sie zur Lissabon-Strategie für Wachstum, Beschäftigung und nachhaltiger Ent- wicklung beitragen, in deren Rahmen die Energie eine entscheidende Rolle spielt. Die neuen Program- me der Kohäsionspolitik, die im Januar 2007 anlaufen werden, stellen eine große Chance zur Verstär- kung dieses Prozesses dar. Das 7. Forschungsrahmenprogramm der Gemeinschaft sowie das neue Rahmenprogramm für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, in dem ein besonderer Schwerpunkt auf FuE zu Gunsten der Energie und auf die Unterstützung der KMU in diesem Bereich gelegt wird, gehen gemeinsam an den Start. Dass in den europäischen Regionen „der Strom fließt“, und zwar für eine nachhaltige Energiepolitik – dazu soll diese Ausgabe des Inforegio Panorama beitragen. Danuta Hübner Mitglied der Europäischen Kommission, zuständig für Regionalpolitik | inforegio | panorama | Nr. 20 | S. 3 |
Vierter Zwischenbericht über den Zusammenhalt Die Regionen zwischen Disparität und Konvergenz: für ein allgemeines Wachstum Im Juni 2006 stellte die Kommissarin für Regionalpolitik, Danuta Hübner, den Vierten Zwischenbericht über die Kohäsion (1) vor, der einen Überblick über die Entwicklungen der 268 Regionen der EU-25 so- wie Bulgariens und Rumäniens liefert. Der Bericht fasst wenige Monate vor dem Start der Programme die aktuellen Vorbereitungen für die neue Kohäsionspolitik für den Zeitraum 2007-2013 zusammen. Instandsetzung der Verbindung Sochaczew-Grojec, die es ermöglicht Warschau (Polen) zu umfahren „Europa braucht Wachstum von unten, und alle besondere das Baltikum und die Slowakei, aber auch Regionen müssen dazu beitragen, wenn wir Wettbe- Griechenland und Irland. Dasselbe gilt auch für Bul- werbsfähigkeit und Beschäftigung in der EU insge- garien und Rumänien, den derzeitigen Beitrittskan- samt stärken wollen,“ so Frau Hübner. Der Bericht didaten. Die niedrigsten Wachstumsraten – weniger zeigt zwar, dass die Entwicklungsunterschiede auf als 1 % pro Jahr – hatten wohlhabende Mitgliedstaa- europäischer Ebene auf Grund eines schnellen und ten wie Deutschland, Dänemark, Italien, die Nieder- nachhaltigen Wachstums in den ärmsten Mitglied- lande sowie Malta und Portugal zu verzeichnen. staaten abnehmen, aber er macht auch deutlich, dass es nach wie vor große Unterschiede auf regio- naler Ebene gibt. Der Bericht zeigt vor allem „ein Schnelleres Wachstum in den ärmsten beunruhigendes Ungleichgewicht in der modernen Infrastruktur, in Forschung und Bildung, das unsere Ländern, aber die Konvergenz ist nach Fähigkeit für Exzellenz und Innovation begrenzt. wie vor ein langfristiges Ziel Die Regionalpolitik wird auch im nächsten Jahr- zehnt eine wichtige Rolle bei der Schließung dieser Im Zeitraum 1995-2005 hatten dreizehn Länder – Lücken spielen und der europäischen Wirtschaft Spanien, Griechenland, Portugal und die zehn neuen helfen, ihr Potenzial umfassend zu verwirklichen“. Mitgliedstaaten – ein relativ schnelles Wachstum zu verzeichnen. Diese Länder gelten heute als die ärms- In dieser Hinsicht war 2005 ein Rekordjahr mit in- ten der EU-25 (und können deshalb den Kohäsions- vestierten Mitteln in Höhe von insgesamt 38,3 fonds in Anspruch nehmen: siehe Inforegio Panora- Mrd. EUR aus dem EFRE, dem europäischen Sozi- ma Nr. 14). Das Wachstum betrug in diesen Ländern alfonds, dem Kohäsionsfonds und dem Heranfüh- 3,6 % pro Jahr, gegenüber einem Durchschnitt von rungsfonds für Beitrittskandidatenländer (ISPA). 2,2 % in der EU-15. Diese Entwicklung lässt vermu- Nach der Erweiterung im Mai 2004 hat sich die ten, dass die Konvergenz der Einkommen verwirk- Umsetzung der Kohäsionsprogramme in den neu- licht worden ist. Allerdings sind die Einkommensun- en Mitgliedstaaten im Jahr 2005 noch verstärkt – terschiede so groß, dass es viele Jahre dauern wird, mit einer finanziellen Ausführungsrate in ähnlicher Höhe wie in den alten Mitgliedstaaten zu Beginn Callcenter in Budapest (Ungarn) des Zeitraums 2000-2006. Im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum hat die Union im Jahr 2005 ein bescheidenes Gesamtniveau beibehalten. Zwischen 2000 und 2004 lag die durch- schnittliche Zunahme des Bruttoinlandprodukts (BIP) in allen Ländern der EU-25 leicht über 1,5 % pro Jahr, mit großen Unterschieden von Land zu Land. Die besten Ergebnisse erzielten in diesem Zeitraum im Wesentlichen die ärmsten Länder, ins- | S. 4 | inforegio | panorama | Nr. 20 |
bevor sie in der Gruppe dieser Länder bedeutend zurückge- hen werden. Einige neue Mitgliedstaaten haben jedoch be- reits das Niveau der ärmsten Länder der EU-15 erreicht. So passt sich das Pro-Kopf-Einkommen in Spanien auch weiter- hin an das in Italien und Deutschland an. 24 Millionen Arbeitsplätze sind noch zu schaffen, bevor die 70 % erreicht werden Im Jahr 2004 sind die durchschnittlichen Beschäftigungs- quoten in der EU-25 um 0,4 % auf 63,3 % (64,7 % in der EU- 15 und 56,0 % in der EU-10) angestiegen. Die EU erreicht also ihr in Lissabon festgelegtes Ziel von 70 % bis 2010 nicht, auch wenn die Beschäftigungsquoten relativ stark zugenom- men haben. Zwischen 1998 und 2004 sind rund 10 Millionen neue Arbeitsplätze in der EU-25 geschaffen worden, davon etwas mehr als die Hälfte zwischen 1998 und 2000. In den letzten Jahren konnten wir auch einen schrittweisen Rück- gang der Arbeitsplatzverluste in Polen, Deutschland und Auf einer Baustelle in Pano Platres (Zypern) Rumänien beobachten, die die Ergebnisse der Siebenund- zwanzig seit 2000 negativ beeinflussen: in diesen drei Län- dern sind fast 1,5 Millionen Arbeitslose gezählt worden, zu- Gruppe als Ganzes. Das Wachstum ist in den „Phasing-in- mindest zwischen 2000 und 2004. Regionen“ größer, aber dafür sind BIP und Beschäftigungs- Um in der EU-27 eine Beschäftigungsquote von 70 % zu zahlen nach wie vor schlechter als die der anderen RWB- erreichen, müssten 24 Millionen Arbeitsplätze geschaffen Regionen, obwohl die Arbeitslosigkeit dort höher ist. Diese werden, was einem Anstieg von fast 12 % im Vergleich zum Durchschnittswerte machen deutlich, dass in der EU wei- jetzigen Stand entspricht. Für die zehn neuen Mitgliedstaa- terhin ein großer Bedarf an kontinuierlichen Investitionen ten, Rumänien und Bulgarien würde dies einen erforderli- besteht, wenn das Wachstumspotenzial auf das Niveau der chen Gesamtanstieg von ungefähr 25 % bedeuten. Lissabon-Ziele angehoben werden soll. Neue Kohäsionsziele: Reaktion auf die Sehr unterschiedliche regionale Situationen bestehenden Bedürfnisse in der gesamten EU In der EU sind hinsichtlich der Wachstumsrate große regio- • Das neue Ziel „ Konvergenz“ für den Zeitraum 2007-2013 nale Unterschiede festzustellen, auch innerhalb ein und richtet sich an 100 Regionen (35 % der Bevölkerung der desselben Ziels. So lag die Wachstumsrate in den Konver- EU-27), in denen das BIP pro Kopf (BIP/Kopf) unter 75 % genzziel-Regionen zwischen 1995 und 2002 im Durchschnitt des Durchschnitts der 25 in den Jahren 2000-2002 liegt. bei 2,6 % pro Jahr, in 16 dieser Regionen lag sie allerdings 16 dieser Regionen befinden sich in der Auslaufperiode unter 1 % während sie in 15 anderen 5 % überstieg. (Phasing-out) von den im Rahmen dieses Ziels gewähr- Dasselbe gilt auch für die Höhe des BIP. Im Rahmen des ten Beihilfen: Hierbei handelt es sich um die Regionen, Konvergenzzieles meldeten mehrere Regionen ein Pro- deren BIP/Kopf weniger als 75 % des Durchschnitts der Kopf-BIP (in KKS) (2) an, das 2002 unter 25 % des EU- EU-15 betragen würde, wenn die Erweiterung nicht Durchschnitts lag. Diese Regionen lagen alle in Rumänien stattgefunden hätte („statistischer Effekt“). und Bulgarien. In diesen beiden Ländern liegen derzeit 12 Die „Konvergenzziel“-Regionen weisen niedrige Beschäfti- der am wenigsten wohlhabenden Länder. Daneben lag in gungsraten und hohe Arbeitslosigkeit auf. Insgesamt machte neun Regionen, die unter die Phasing-out-Regelung fallen, ihr Anteil am BIP der 27 im Jahr 2002 nur 12,5 % aus, im Ge- das Pro-Kopf-BIP über 80 % des EU-25-Durchschnitts. gensatz zu einem Anteil von 35 % an der Bevölkerung. Ihr Wenn man die Regionen im Phasing-In für die Hilfen des durchschnittliches Wachstum überschreitet zwar derzeit den CRE einbezieht, lag in 8 der RWB-Ziel-Regionen das Pro- Durchschnitt der Gemeinschaft, aber ihre Wachstumsraten Kopf-BIP unter 85 % des Wertes für EU-25, während es in 7 sind in der Regel nicht ausreichend, um in naher Zukunft das anderen Regionen um 150 % darüber lag. durchschnittliche pro-Kopf-BIP der EU zu erreichen. Die Beschäftigungsquote in den Regionen, die unter das • Das neue Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und RWB-Ziel fallen, ist um 10 % höher als in den Konvergenz- Beschäftigung“ (RWB) gilt prinzipiell für die restliche ziel-Regionen. Aber auch hier kann es sehr große Unter- Union, d. h. für 155 Regionen, in denen 61 % der Bevölke- schiede geben. In den Konvergenzregionen leben über 25 rung von EU-27 leben. Weitere 13 Regionen (nahezu 4 % Millionen Menschen in Regionen mit hoher Erwerbstätig- der Bevölkerung) befinden sich im Phasing-in für die keit, während weitere 27 Millionen in Regionen mit niedri- Beihilfen im Rahmen von RWB. Hierbei handelt es sich ger Erwerbstätigkeit leben. Der Unterschied zwischen bei- um Regionen, die unter das gegenwärtige Ziel 1 fallen, den Gruppen beträgt mehr als 10 %. Insgesamt gesehen, und deren BIP/Kopf 75 % des Durchschnitts auch ohne wurde die Zielvorgabe einer Beschäftigung von 70 % bis- Erweiterung überschreiten würde. lang nur in zwei Konvergenzziel-Regionen erreicht, näm- lich in Cornwall (Vereinigtes Königreich) und in der Regi- Die RWB-Regionen weisen zusammen genommen ein rela- on Centro (Portugal). In den RWB-Regionen ist die durch- tiv hohes BIP auf, doch in vielen Regionen ist das Wachs- schnittliche Beschäftigungsquote höher (66,7 %), aber die tum nach wie vor gering und die Beschäftigungsquoten der Quoten der Regionen mit hoher Erwerbstätigkeit und Regi- meisten Regionen bleiben weit hinter der Zielvorgabe von onen mit niedriger Erwerbstätigkeit schwanken um 10 % 70 % zurück. Auch die Erwerbslosenquoten sind relativ und mehr. Die Beschäftigungsquote in Höhe von 70 % wird niedrig, erreichen jedoch immer noch nahezu 7 % für die in 49 RWB-Regionen erfüllt. | inforegio | panorama | Nr. 20 | S. 5 |
BIP je Einwohner in der EU-25: starke Podlaskie (36 %), Świętokrzyskie, Warmińsko-Mazurskie Schwankungen und Opolskie (je 37 %). Bezogen auf die EU-15 erzielte die Region Norte in Portugal den niedrigsten Wert (57 %). Das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaf- ten, Eurostat, hat die regionalen BIP in der EU-25 im Für weitere Informationen siehe: http://europa.eu/ Jahr 2003 veröffentlicht: Das BIP/Einw. lag zwischen rapid/pressReleasesAction.do?reference=STAT/06/63&fo 33 % des Durchschnitts in der polnischen Region Lu- rmat=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en belskie und 278 % in der Region Inner London (Stadt- mitte von London). Eurostat: Regionale BIP je Einwohner in der EU-25 im Jahr 2003 (in KKS, EU-25 = 100) Mit dieser Einstufung können die Entwicklungsunter- schiede zwischen den 254 Regionen der EU-25, insbeson- Die 10 Regionen mit dem höchsten BIP Die 10 Regionen mit dem niedrigsten BIP dere auch im Hinblick auf die alten und neuen Mitglied- 1 Inner London (VK) 278 1 Lubelskie (PL) 33 staaten, festgestellt werden. 2 Bruxelles-Capitale (B) 238 2 Podkarpackie (PL) 33 Jede siebte Region liegt bei über 125 % des EU-25- 3 Luxembourg (L) 234 3 Podlaskie (PL) 36 Durchschnitts… 4 Hamburg (D) 184 4 Świętokrzyskie (PL) 37 Die drei führenden Regionen waren Inner London im Vereinigten Königreich (278 % des Durchschnitts), Bru- 5 Île-de-France (F) 173 5 Warmińsko-Mazurskie (PL) 37 xelles-Capitale in Belgien (238 %) und das Großherzog- 6 Wien (A) 171 6 Opolskie (PL) 37 tum Luxemburg (234 %). Von den neuen Mitgliedstaaten 7 Berkshire, Buckinghamshire 165 7 Észak Magyaroszág (H) 38 war Prag in der Tschechischen Republik die einzige Regi- & Oxfordshire (VK) on dieser Gruppe (138 %). 8 Provincia Autonoma Bolzano (I) 160 8 Východné Slovensko (SK) 39 …und jede vierte bei unter 75 % 9 Oberbayern (D) 158 9 Eszag-Alföld (H) 39 Die sechs Regionen am unteren Ende der Rangfolge befin- 10 Stockholm (S) 158 10 Dél-Alföld (H) 40 den sich alle in Polen: Lubelskie und Podkarpackie (je 33 %), An den beiden Enden der Wohlstandsleiter ternet-Zugang. Auch hier bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten, mit einem Verbreitungs- Die Zahlen für EU-27 zeigen, dass 2002 10 % der Bevölke- grad von 70 % in den Niederlanden, in Dänemark und in rung der EU-27, die in den wohlhabendsten Regionen lebten, Schweden, und von knapp 20 % in Litauen, in der Tschechi- über 19 % des gesamten BIP ausmachten, im Vergleich zu schen Republik, in Ungarn, in der Slowakei und in Grie- 1,5 % der 10 % der Bevölkerung, die in den am wenigsten chenland. Im Allgemeinen sind die Verbreitungsgrade in wohlhabenden Regionen lebten. Wird das BIP in KKS (2) den neuen Mitgliedstaaten noch viel geringer, mit Ausnah- ausgedrückt, so entfallen auf die 10 % in den wohlhabends- me von Slowenien (48 %) und Lettland (42 %). ten Regionen knapp über 15 % des BIP, während der Anteil der am wenigsten wohlhabenden Regionen 3 % überschrei- In den derzeitigen Ziel-1-Regionen verfügt lediglich ein Drit- tet. In KKS ausgedrückt beträgt das Verhältnis der BIP der tel aller Haushalte über einen Internet-Zugang. Dort ist der beiden Gruppen zueinander 5:1. Ohne eine Anpassung in Internet-Zugang weniger weit verbreitet als in den anderen Bezug auf die relativen Preise beträgt das Verhältnis 12,5:1. Regionen desselben Mitgliedstaates; dieser Unterschied ist besonders deutlich in Spanien, Belgien und Italien. Aller- dings sind die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten FuE, IKT: Trennungslinien größer als innerhalb der Mitgliedstaaten selbst: in den Ziel-1- Regionen in Schweden, dem Vereinigten Königreich oder Forschung und Entwicklung (FuE) sind einer der Schlüs- Deutschland ist der Internet-Zugang weiter verbreitet als in selfaktoren zur Bestimmung der Innovationskapazität ei- den EU-Haushalten insgesamt und liegt beispielsweise bei ner Region. Es kann sich zwar nicht jede Region hohe Aus- weitem höher als in den italienischen Nicht-Ziel-1-Regionen. gaben im Bereich FuE leisten, doch die Konzentration die- Es besteht also weiterhin auf lokaler Ebene eine Kluft beim ser Ausgaben auf eine ziemlich begrenzte Anzahl von EU- Internet-Zugang; die Verfügbarkeit des Breitbandes beträgt Regionen gibt Anlass zur Sorge. 90 % in den städtischen Haushalten der EU-15 gegenüber 60 % in den ländlichen Haushalten. Regionale Schätzungen haben ergeben, dass die Ausgaben von 35 Regionen für FuE die für die EU bis 2010 im Rahmen Der Vierte Zwischenbericht zeichnet auch die jüngs- der Lissabon-Strategie festgelegte Zielvorgabe in Höhe von ten Entwicklungen der Kohäsionspolitik nach. Die 3 % des BIP übersteigen. Auf diese 35 Regionen entfallen 46 % neuen, im Juli 2006 vollendeten Bestimmungen er- der gesamten FuE-Ausgaben in der EU-27 – was ihrem dop- möglichen die Annahme der strategischen Leitlini- pelten Anteil am BIP entspricht. Am oberen Ende der Tabelle en für den Zeitraum 2007-2013, die Festlegung der finden sich Ausgaben von 7 % in Braunschweig (Deutsch- den Regionen zuzuweisenden Beträge sowie den Ab- land) und von über 4 % in 12 weiteren Regionen. Die Konzen- schluss der Vorbereitungen für die neuen Program- tration der Aktivitäten in diesem Bereich bedeutet zwangs- me. Die Regionalentwickler können sich gerne mit läufig, dass in vielen Regionen praktisch überhaupt keine ihren Fragen und Beiträgen an die Generaldirektion FuE-Ausgaben getätigt werden; in 47 Regionen liegen sie un- Regionalpolitik wenden: http://ec.europa.eu/comm/ ter 0,5 % des BIP. In diesen 47 Regionen zusammen werden regional_policy/debate/forum_de.htm nur rund 0,5 % der FuE-Ausgaben der EU-27 getätigt. (1) Vollständiger Wortlaut: http://ec.europa.eu/regional_policy/sources/ Ein weiteres Schlüsselelement für die Regionalentwicklung docoffic/official/reports/pdf/interim4/4inter_de.pdf ist der Zugang zu Informations- und Kommunikati- (2) Bei dem Kaufkraftstandard (KKS) handelt es sich um eine künstliche onstechnologien (IKT). Im Jahr 2005 verfügte nahezu die Währung, die die Unterschiede zwischen den nationalen Preisniveaus Hälfte aller Haushalte in der EU insgesamt über einen In- berücksichtigt. | S. 6 | inforegio | panorama | Nr. 20 |
Energie und Regionalentwicklung Nachhaltige Energie: der regionale Zusammenhang Von Gerhard Dell, Christiane Egger und Christine Öhlinger (1) Auf Grund der Nähe zu den Akteuren leisten Regionen einen wichtigen Beitrag zur Erreichung europäischer und in- ternationaler Energie-Ziele. Umgekehrt fördern gerade ambitionierte Ziele auf europäischer und internationaler Ebene die Regionalentwicklung und liefern die nötigen Impulse für die lokale Wirtschaft. Solaranlage in Marstal (Dänemark) Das Leben im 21. Jahrhundert bringt auch im Energie- Energielandschaft im 21. Jahrhundert bereich neue und interessante Herausforderungen. Un- ser Energieverbrauch und die damit verbundenen Um- Die Welt ist in ein neues Energiezeitalter eingetreten und welteffekte stoßen an Grenzen, internationale und nati- zur Deckung der zu erwartenden Energienachfrage besteht onale Verpflichtungen geben neue Ziele und Rahmen- dringender Handlungsbedarf. Allein in Europa werden in bedingungen vor, globale Entwicklungen bewirken den nächsten 20 Jahren Investitionen von annähernd tau- starke Preisanstiege und -fluktuationen. Gefragt sind send Mrd. EUR erforderlich sein, um die alternde Energie- daher Lösungen, die es ermöglichen, den gleichen oder Infrastruktur zu ersetzen. einen verbesserten Lebensstandard mit weniger Ener- gieverbrauch zu erzielen und den verbleibenden Ener- Ein weiterer Aspekt, der rasches Handeln erfordert, ist die giebedarf möglichst aus umweltfreundlichen Quellen hohe Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern und zu decken. nuklearen Brennstoffen. Gelingt es nicht, die heimische Energieerzeugung wettbewerbsfähiger zu machen, wird der Energiebedarf der Europäischen Union in den nächs- Damit diese Ziele auch umsetzbar sind, ist es notwendig, ten 20 bis 30 Jahren zu 70 % (statt wie derzeit zu 50 %) auf allen Ebenen verstärkte Anstrengungen zu unterneh- durch Importe gedeckt werden, wobei einige aus Weltregi- men – besonders der regionalen Ebene kommt dabei Be- onen stammen, in denen unsichere Verhältnisse drohen. deutung zu. Nur durch gemeinsame Anstrengungen auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene kann es ge- Auch sind die fossilen Energiereserven in einigen wenigen lingen, eine positive Marktenwicklung in Richtung nach- Ländern konzentriert: so wird derzeit annähernd die haltiger Energienutzung zu erreichen. Hälfte des EU-Erdgasverbrauchs durch nur drei Länder (1) Geschäftsführer, stellvertretende Geschäftsführerin und Gruppenleiterin Geschäftsfeld Europa vom OÖ Energiesparverband, und FEDARENE-Mitglieder (Fédération Européenne Des Agences Régionales de l’ENergie et de l’Environnement) (www.fedarene.org). | inforegio | panorama | Nr. 20 | S. 7 |
Energie und Regionalentwicklung (Russland, Norwegen, Algerien) gedeckt. Falls die aktuel- len Trends anhalten, könnte sich die Abhängigkeit von Die Herausforderungen im Bereich Energie Erdgaseinfuhren in den nächsten 25 Jahren auf 80 % er- in den strategischen Kohäsionsleitlinien höhen. Die neuen strategischen Kohäsionsleitlinien der Ge- Neben der Versorgungssicherheit ist die weltweit steigende meinschaft (2007-2013), die von der Kommission vorge- Energienachfrage, gekoppelt mit steigenden CO2-Emissio- schlagen worden und vor Ende 2006 zu verabschieden nen, eine große Herausforderung. Prognosen zu Folge wer- sind, betonen mehrfach die Bedeutung der Energie für den die Energienachfrage und der weltweite CO2-Ausstoß die Verwirklichung der Lissabon-Ziele. Die Leitlinien bis 2030 voraussichtlich um rund 60 % steigen. Der welt- enthalten die Aufforderung, die Investitionen, die zu weite Erdölverbrauch ist seit 1994 um 20 % gestiegen, und den Kyoto-Verpflichtungen der EU beitragen, zu fördern laut Prognosen dürfte die weltweite Erdölnachfrage jähr- und vertreten eine „Lösung für Europas intensiven Ein- lich um 1,6 % wachsen. satz traditioneller Energiequellen“ im Einklang mit drei Aktionsleitlinien: Hinzu kommt, dass sich die Erdöl- und Erdgaspreise in der EU in den letzten zwei Jahren fast verdoppelt haben, und > Verbesserung der Energieeffizienz und die Verbrei- die Strompreise dieser Entwicklung folgen. Angesichts der tung von wenig energieintensiven Entwicklungsmo- steigenden weltweiten Nachfrage nach fossilen Brennstof- dellen; fen, stark beanspruchter Versorgungsketten und der zu- > Förderung der Entwicklung von erneuerbaren Ener- nehmenden Importabhängigkeit werden wir voraussicht- gien, die für die EU einen Vorteil darstellen können, lich weiter mit hohen Erdöl- und Erdgaspreisen rechnen und somit Stärkung ihrer Wettbewerbsstellung. Sie müssen. tragen gleichzeitig dazu bei, das Ziel, bis 2010 Strom zu 21 % aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, zu Die Auswirkungen der verstärkten Nutzung fossiler Ener- erreichen. gieträger auf die Umwelt sind bereits spürbar: dem „Zwi- > Im Hinblick auf die traditionellen Energiequellen schenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen“ (IPCC) sollen die Investitionen – insbesondere in den Kon- zufolge haben die Treibhausgas-Emissionen bereits eine vergenzziel-Regionen – auf Projekte zum Ausbau der Erwärmung der Welt um 0,6 °C bewirkt. Falls nichts unter- Netze in den Fällen, in denen der Markt versagt hat, nommen wird, wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts eine konzentriert werden. Temperaturerhöhung um 1,4 bis 5,8 °C zu verzeichnen sein. Alle Regionen der Welt – auch die EU – werden mit Weitere Informationen sind dem vollständigen Wortlaut gravierenden Auswirkungen auf ihre Wirtschafts- und der Mitteilung zu entnehmen: http://ec.europa.eu/ Ökosysteme konfrontiert sein. regional_policy/sources/docoffic/2007/osc/com_2006_ 0386_de.pdf Die globale Dimension all dieser Aspekte bedingt, dass alle Regionen der Welt bei der Gewährleistung der Energiever- sorgung, von stabilen wirtschaftlichen Bedingungen und wirksamen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawan- auf lokaler, regionaler, nationaler oder europäischer Ebene dels aufeinander angewiesen sind – allen Akteuren, sei es kommt bei diesem Veränderungsprozess eine wichtige Rol- le zu, nämlich gegenzusteuern und eine nachhaltige Ener- giepolitik einzuleiten. Biodiesel, eine Alternative zu fossilen Treibstoffen Eckpunkte einer nachhaltigen Energiepolitik Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger sind Eck- pfeiler einer nachhaltigen Energiepolitik, einer erhöhten Versorgungssicherheit und ein wichtiger Impuls zur Schaf- fung neuer Arbeitsplätze. Angesichts der europäischen Beschlüsse und der international getroffenen Vereinbarun- gen zur Verringerung der CO2-Emissionen ist es notwen- dig, die bereits bestehenden, bedeutenden Initiativen auf europäischer Ebene zur Förderung der Energieeffizienz, der erneuerbaren Energieträger und innovativen Energie- technologien verstärkt voranzutreiben. Aber auch auf regionaler Ebene kann viel erreicht werden. Erneuerbare Energieträger sind regional verfügbare Res- sourcen und können auch einen wichtigen ökonomischen Faktor für eine positive Regionalentwicklung darstellen. Energie-Effi zienz wird ebenfalls überwiegend lokal umge- setzt, so stellt z. B. die Sanierung von Gebäuden häufig einen wichtigen Impuls für die örtliche Bauwirtschaft dar. Regionale Energie-Strategien sind besonders im Lich- te der europäischen Integration zu sehen. Komplementär dazu nimmt die Bedeutung der Regionen als Akteur zu, und legt ihnen die Verpfl ichtung auf, entsprechende Rah- menbedingungen in ihrem Wirkungsbereich zu schaffen. | S. 8 | inforegio | panorama | Nr. 20 |
Energie und Regionalentwicklung Die Nähe zu den Beteiligten, aber auch die notwendige Koor- Die EU-Bürger sprechen sich mehrheitlich dafür aus, dass dination von verschiedenen Maßnahmen und das Eingehen Entscheidungen zu den neuen Herausforderungen im E- auf gebietsspezifische Anforderungen und Besonderheiten nergiebereich, etwa zur Energieversorgungssicherheit, zum unterstreichen diese Notwendigkeit, unterstreichen die Be- wachsenden Energieverbrauch und zum Klimawandel, deutung regionaler Energieaktivitäten. Es ist daher für die auch auf der europäischen Ebene getroffen werden. Dies ist Erreichung europäischer und internationaler Ziele wichtig, eines der Ergebnisse einer Eurobarometer-Umfrage, die „top-down“-Maßnahmen (wie z. B. das Kyoto-Ziel oder Ziel- 2005 in den 25 EU-Mitgliedstaaten und in den Beitrittslän- setzungen, die in europäischen Richtlinien festgeschrieben dern durchgeführt wurde. „Die Botschaft der Bürger ist sind), mit dem „bottom-up“-Ansatz zu verbinden und damit klar – Energie geht alle Europäer an, und die Menschen die Zielerreichung qualitativ und quantitativ zu unterstützen. erwarten klare, konkrete Maßnahmen auf allen politischen Ebenen. Europa braucht eine echte Energiepolitik, deren Von einer Steigerung der Energie-Effi zienz und der Öko- Schwerpunkt auf Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfä- energie-Nutzung sind eine Reihe positiver Auswirkungen auf higkeit und Nachhaltigkeit liegt,“ so Kommissar Piebalgs Wirtschaft und Regionalentwicklung zu erwarten: neben zu den Ergebnissen der Umfrage. der erhöhten Versorgungssicherheit und ökologischen Vor- teilen führt sie auch zu zusätzlichen Investitionen, zu neu- Gerade für die neuen Mitgliedstaaten mit bisher weitge- en Produkten und Arbeitsplätzen. Eine langfristigere Pers- hend ungenutzten Potentialen im Bereich Energie-Effizienz pektive zeigt, dass Wirtschaftswachstum und Energiever- und erneuerbare Energie tun sich enorme ökonomische brauch voneinander „entkoppelt“ werden können und und ökologische Chancen auf, die aber nur dann wirklich müssen, und dass die Steigerung des Bruttoinlandspro- genutzt werden können, wenn sie durch aktives und ambi- dukts nicht mit einem entsprechenden Anstieg des Ener- tioniertes Handeln auf der regionalen Ebene vorangetrie- gieverbrauchs einhergehen muss. ben werden. Ein Grünbuch für eine neue Nachteile der verschiedenen Energiequellen (ein- Energielandschaft in Europa schließlich Kernenergie), ihre Verfügbarkeit, Kosten und Auswirkungen auf die Umwelt, um den Heraus- „Eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbe- forderungen im Energiesektor in der EU insgesamt werbsfähige und sichere Energie“ (*): Dieses Grünbuch gegenübertreten zu können und gleichzeitig das Ent- der Europäischen Kommission, das am 8. März 2006 scheidungsrecht der Mitgliedstaaten einzuhalten. veröffentlicht wurde, ist bis zum 24. September 2006 Gegenstand einer öffentlichen Konsultation. Je nach 4. Ein integrierter Ansatz bei der Bekämpfung des den Ergebnissen und den Schlussfolgerungen des Eu- Klimawandels, durch konkrete Maßnahmen (Infor- ropäischen Rates und des Europäischen Parlamentes mationskampagnen, Finanzmechanismen usw.) mit wird die Kommission eine Reihe konkreter Maßnah- dem Ziel, 20 % der Energie einzusparen, die die EU bis men für eine kohärente Energiepolitik vorschlagen. 2020 verbrauchen würde, und durch die Ausarbeitung eines langfristigen Fahrplans zur Aufwertung der er- Die vorgeschlagene Strategie umfasst drei große Ziele – neuerbaren Energien: Wind- und Sonnenenergie, Bio- Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit im Ener- masse, Biokraftstoffe, Wasserkraftwerke, Geothermie giesektor, Nachhaltigkeit der Umwelt – und basiert auf usw. sechs Grundsätzen: 5. Ein strategischer Plan für innovative Energietech- 1. Verbesserung der Funktionsweise der Binnen- nologien (Energiespeicherung, Verwendung von Was- märkte für Gas und Strom, insbesondere durch den serstoff, Erfassung des CO2 vor der Verbrennung usw.), Aufbau eines europäischen Netz-Kodex, die Schaf- von denen eine Verbesserung der Energieerträge zu fung eines europäischen Regulierers und eines euro- erwarten ist, mit Unterstützung der europäischen päischen Zentrums für Energienetze, die Verbesse- Technologieplattformen und durch gemeinsame Maß- rung des Netzverbunds, eine wirksamere Entflechtung nahmen zur Entwicklung führender Märkte in diesem der Übertragung und Verteilung der Energie zur För- Bereich. derung eines fairen Wettbewerbs, die Stärkung der Investitionen und der Wettbewerbsfähigkeit. 6. Eine gemeinsame Energieaußenpolitik angesichts der Herausforderungen, die sich durch die Importab- 2. Größere Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten hängigkeit, hohe und volatile Energiepreise, die wach- im Bereich der Versorgungssicherheit, durch eine sende weltweite Nachfrage und die Klimaerwärmung Überprüfung des geltenden Gemeinschaftsrechts zu ergeben: Festlegung der Prioritäten im Bereich der Öl- und Gasvorräten, durch die Gründung einer euro- Versorgungsinfrastrukturen, Partnerschaften mit den päischen Beobachtungsstelle für die Energieversor- von außen kommenden Lieferanten, Einrichtung einer gung, die für mehr Transparenz und Vorbeugung in europaweiten Energiegemeinschaft auf der Grundlage diesem Bereich sorgen soll und durch eine verstärkte der in Athen am 25. Oktober 2005 gebildeten Energie- Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit der Infra- gemeinschaft usw. struktur und Netze. 3. Hin zu einem stärker nachhaltig ausgerichteten, (*) KOM(2006) 105 endgültig. Das Grünbuch und der Fragebogen können effi zienteren und vielfältigeren Energieträgermix, auf dieser Website abgerufen werden: http://ec.europa.eu/comm/ durch eine umfassende Debatte über die Vor- und energy/green-paper-energy/index_de.htm | inforegio | panorama | Nr. 20 | S. 9 |
Energie und Regionalentwicklung Strategie für eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und si- chere Energie, KOM(2006) 105 endg.], in dem die drei diesbezüglichen Hauptziele behandelt werden: Wettbe- werbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit. Die Regionen fungieren hier als wichtiges Bindeglied zwi- schen den Akteuren: auf Grund der Nähe zu den Bürger/ innen können sie einerseits wichtiges Feedback für die eu- ropäische Energiepolitik liefern und sind andererseits für deren erfolgreiche Umsetzung unerlässlich. Biomassenutzung – eine Chance für Regionen Ein wichtiger Bestandteil – derzeit wird ungefähr die Hälfte der in der EU genutzten erneuerbaren Energie aus Biomasse erzeugt – zur Verwirklichung der oben erläuterten Ziele und zur Vorbereitung konkreter Maßnahmen ist der von der Holzchiplager für Biomasse Heizungen Europäischen Kommission vorgelegte Aktionsplan für Bio- masse (KOM(2005) 628 endg.). In diesem Aktionsplan wird dargelegt, wie die Nutzung von Biomasse-Energie durch Europäische Energiepolitik und regionale Schaff ung wirtschaftlicher Anreize und durch die Beseiti- Auswirkung gung von Marktbarrieren gefördert werden kann. Bei der Verwirklichung der Ziele Europas in Bezug auf Die Auswirkungen einer verstärkten Biomassenutzung für Wachstum, Beschäftigung und Nachhaltigkeit kommt der Regionen sind sehr positiv. In der Region Oberösterreich Energie eine entscheidende Rolle zu. Vor diesem Hinter- beispielsweise, wo rund 13 % des Energiebedarfs durch Bi- grund hat die Europäische Kommission im Frühjahr 2006 omasse gedeckt werden, bleiben durch die energetische ein Grünbuch vorgelegt [Grünbuch – Eine europäische Nutzung der Biomasse mehr als 1,5 Milliarden Kaufkraft Wenn die Energie aus dem Holz kommt zusammen mit anderen festen Brennstoffen verwendet werden. Es wäre auch sinnvoll, die Wärmeproduktion Für den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss durch Biomasse mit Hilfe einer Richtlinie zu fördern. (EWSA) ist die Nutzung des Holzes als Energiequelle ein wichtiges Mittel zur Reduzierung der Treibhausgasemis- Die Forschung darf nicht außen vor bleiben. Im 7. For- sionen und gleichzeitig ein Beitrag neben den anderen schungsrahmenprogramm der Gemeinschaft (2007-2013) erneuerbaren Energien zum Abbau der Abhängigkeit der hat der Forstsektor der EU eine Plattform errichtet, die EU im Bereich Energie. Die nachhaltige Nutzung der erhebliche Bemühungen im Bereich FuE vorsieht. Wälder beinhaltet auch eine Form der Waldpflege, die ihr Wachstum, ihre langfristige Verfügbarkeit und nicht zu Die Nebenprodukte der Holzindustrie (Rinde, Sägespäne, vergessen ihre wesentliche Rolle für die biologische Viel- Schwarzlauge(*) usw.) sowie Recyclingholz bieten das falt und ihren Erholungswert sichert. größte Potenzial und werden in zahlreichen Ländern be- reits genutzt, insbesondere im Rahmen einer integrierten Hier geht es um eine langfristige Herausforderung. Es holzverarbeitenden Industrie. In der Papier- und Sägein- müssen faire Bedingungen im Sektor geschaffen und der dustrie kann mehr Energie produziert werden als ver- Brennstoff markt muss für Nebenprodukte der Holzin- braucht wird: Die Nebenprodukte, die über ihren eigenen dustrie geöff net werden, für Holz, das für die Energiepro- Energiebedarf hinaus anfallen, könnten auf dem Bio- duktion vorgesehen ist und für behandeltes Brennholz. kraftstoff markt verkauft werden. Um den Bereich der Holzenergie auszubauen, müssen die Da die industrielle Nutzung des Potenzials der Wälder Akteure auf einem funktionierenden Markt überleben knapp 50 % überschreitet, muss auch die Nutzung der Ne- können. In den Fällen, in denen der Markt nicht funktio- benprodukte des Holzeinschlags als Energiequelle geför- niert, sind vorübergehende Hilfen angemessen. Es ist von dert werden. Zum Beispiel indem die Nutzer Beihilfen zur entscheidender Bedeutung, dass die Verbände der Waldbe- Finanzierung der Kosten für den Holzeinschlag im Zusam- sitzer und die lokalen Unternehmer unterstützt werden. menhang mit Projekten erhalten, die nicht mit der Liefe- Genauso muss den zahlreichen kleinen Forstbetrieben in rung von Rohstoffen für die Industrie konkurrieren. Der der EU bei ihrer Zusammenarbeit geholfen werden. EWSA geht schließlich davon aus, dass die Besteuerung des Fast 30 % der Zunahme der Wälder werden nicht genutzt, CO2 ein gutes Mittel zur Stärkung der Wettbewerbsfähig- und der Waldbestand der EU wächst seit 50 Jahren. Die keit des Holzes auf dem Energiemarkt darstellen würde. mangelnde Sensibilisierung für dieses Potenzial muss Für weitere Informationen siehe: durch Informationskampagnen, den Austausch bewährter ht t p : //w w w. e e s c . e u r op a . e u /s e c t i o n s /t e n /i n d e x _ Verfahrensweisen und durch Technologietransfer ausge- en.asp?id=1001tenen glichen werden. Das Ressourceninventar sowie die Infor- mation über die Nutzungsmöglichkeiten auf allen Ebenen müssen verbessert werden: Haushalte, Unternehmen, (*) Substanz, die nach dem Kochen des Papierbreis anfällt und Lignine Städte. In vielen modernen Wärmekraftwerken kann Holz enthält. | S. 10 | inforegio | panorama | Nr. 20 |
Energie und Regionalentwicklung im Land und tragen dort zur örtlichen Wertschöpfung bei, die sonst für den Import fossiler Energieträger ausgegeben werden müssten. Energieeffizienz: weniger kann mehr sein Energie-Effizienz schaff t Arbeitsplätze und ist ein wichtiger Standortfaktor. Laut Grünbuch könnte die EU mindestens 20 % ihres derzeitigen Energieverbrauchs auf kostengünstige Weise einsparen; dies entspricht einem Gegenwert von 60 Mrd. EUR pro Jahr oder dem gegenwärtigen gemeinsamen Energieverbrauch von Deutschland und Finnland! Zwar sind in einigen Bereichen beträchtliche Investitionen nötig, um diese Einsparpotentiale zu nutzen, jedoch bieten diese auch einmalige Chancen hinsichtlich Beschäftigung und Wachstum in Europa: Expertenschätzungen gehen da- von aus, dass durch die Realisierung der Energie-Effizienzpo- In Irland wurde ein ,nationaler Windatlas‘ tentiale direkt und indirekt eine Million neuer Arbeitsplätze veröffentlicht, um die Windkraftentwicklung zu fördern Der Beitrag der Kraft-Wärme-Kopplung zur zung der Energieeinsparungen, und das Europäische Regionalentwicklung Programm zur Klimaänderung erwähnt das Verfahren als beste Maßnahme, die von der EU umgesetzt werden Bei der Kraft-Wärme-Kopplung entstehen gleichzeitig kann, um die Klimaziele des Kyoto-Protokolls zu errei- Strom und Wärme, die beide genutzt werden. Sie kann für chen. In einem für die niederländische Ratspräsident- alle Technologien genutzt werden, die Strom mit Hilfe von schaft der EU erarbeiteten Bericht erklärte Pricewater- Kraftstoffen erzeugen. Die wesentlichen Kriterien sind der houseCoopers, dass die Kraft-Wärme-Kopplung die ren- Standort und die Größe des Kraftwerks. Eine Anlage in der tabelste Lösung zur Umsetzung der Ziele in den Berei- Nähe eines Industriegebiets, einer Stadt oder von Gebäu- chen Klima und Energieversorgung darstellt. den kann ein hohes Maß an Effizienz erreichen. Dank der Kraft-Wärme-Kopplung können im Allgemeinen Energie- Die Entwicklung der Kraft-Wärme-Kopplung wird der- einsparungen von 10 % bis 30 % im Vergleich zu anderen zeit von einer europäischen Richtlinie (2004/08/EG) un- Verfahren erzielt werden. Die Kohlenstoffemissionen kön- terstützt, die verlangt, dass jeder Mitgliedstaat das Poten- nen in ähnlichem Ausmaß reduziert werden. zial der Kraft-Wärme-Kopplung in seinem Hoheitsgebiet untersucht und sich bemüht, dieses Potenzial umzuset- Die Kraft-Wärme-Kopplung deckt ungefähr 12 % des eu- zen und entsprechende Hindernisse zu beseitigen, gege- ropäischen Bedarfs an Strom und Wärme. Somit birgt sie benenfalls durch Finanzierung der Maßnahmen. Jetzt ist ein bedeutendes Wachstumspotenzial zu Gunsten der also der Moment für die Mitgliedstaaten gekommen, die Umwelt, der Sicherheit der Energieketten und der wirt- mögliche Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung zu untersu- schaftlichen Wettbewerbsfähigkeit in sich. Die Kraft- chen. Dieses Verfahren wird außerdem vom Emissions- Wärme-Kopplung ist ein besonders wirksames Mittel zur handelssystem der Europäischen Union, in der Richtlinie Erzeugung von Wärme, Kälte und Strom (Trigeneration). über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden und in Sie ist eine äußerst leistungsfähige Lösung, mit deren allen Systemen zur Unterstützung der Biomasse, von der Hilfe die Treibhausgasemissionen und andere Schadstof- Richtlinie über die erneuerbaren Energiequellen bis zum fe bedeutend gesenkt werden können, was die Nachhal- Aktionsplan Biomasse als zu bevorzugende Option ge- tigkeit des europäischen Energiesektors verbessert. nannt. Das Grünbuch über die Energieeffizienz nennt die Kraft- Wärme-Kopplung als wichtigstes Verfahren zur Umset- Durch die Regionalen Entwicklungsprogramme kann die Kraft-Wärme-Kopplung ein wertvolles Instrument zur Verbesserung der Energieeinsparungen und der Umwelt- leistung der Mitgliedstaaten und Kandidatenländer dar- stellen. Industrien, Fernwärme und Gebäude können mit Systemen der Kraft-Wärme-Kopplung ausgerüstet wer- den, die durch Biokraftstoffe oder konventionelle Kraft- stoffe angetrieben werden. Zahlreiche Kraft-Wärme- Kopplungskraftwerke sind zum Beispiel im Rahmen von Projekten in Rumänien umgesetzt worden. In Ungarn nutzen fast alle neuen Stromerzeugungseinheiten die Kraft-Wärme-Kopplung, von denen ein erheblicher An- teil in Fernwärmeprojekte für kleine Gemeinden eingeht. Für weitere Informationen siehe:COGEN Europe, Asso- ciation européenne de promotion de la cogénération (Eu- ropäischer Verband zur Förderung der Kraft-Wärme- Kopplung, http://www.cogen.org) | inforegio | panorama | Nr. 20 | S. 11 |
Energie und Regionalentwicklung in den europäischen Regionen geschaffen werden könnten und dass ein durchschnittlicher EU-Haushalt zwischen 200 und 1 000 EUR pro Jahr an Kosten einsparen könnte. Weiters tragen starke Marktimpulse für neue Produkte und Dienstleistungen rund um effiziente Energienutzung dazu bei, die bereits derzeit führende Rolle Europas auf diesem Gebiet noch weiter auszubauen. Gebäude-Sektor – ein Bereich mit hohem Effizienzpotenzial 40 % des europäischen Energieverbrauches entfällt auf den Gebäude-Bereich – damit kommt ihm bei der Erreichung von Energie-Effizienzzielen eine wesentliche Rolle zu. Da- her will die „Gebäude-Richtlinie“ (Richtlinie über die Ge- samteffizienz von Gebäuden, RL 2002/91/EG) sicherstel- len, dass Gebäudestandards in Europa einen Schwerpunkt auf die Minimierung des Energieverbrauches setzen. Bereits jetzt ist ein Trend in Richtung energieeffi ziente Ge- bäude und nachhaltige Energieträger in vielen europäi- schen Regionen deutlich sichtbar – dennoch sind noch lange nicht alle möglichen Energiesparpotentiale Geothermie in Europa Grundwasser, aber geothermische Oberfl ächenenergie wird weitgehend mit Hilfe von Wärmepumpen genutzt, Unsere Erde ist ein mit einer dünnen Kruste aus kal- die überall installiert werden können. Dasselbe gilt für tem, festem Stein umhüllter Feuerball. Die Hitze im Inneren kommt dort an die Oberfläche, wo die Kruste Deutschland, Österreich und die Schweiz, und dieser dünn ist, wie zum Beispiel entlang des mittelatlanti- Markt ist in Frankreich und in den Benelux-Ländern in- schen Rückens (Island, Azoren) oder im Süden Itali- zwischen in Bewegung geraten. ens, um das Tyrrhenische Meer herum. Unser Planet Die Anwendungsbereiche für Geothermie sind vielfältig: gibt ständig rund 40 Millionen MW Wärme an den Stromerzeugung, Fernwärmenetze oder individuelle Weltraum ab. Mit Hilfe entsprechender Technologie könnte diese erneuerbare Energie, die so genannte Wärmeanlagen (geothermische Wärmepumpen), Treib- Geothermie, genutzt werden, und zwar nicht nur in hausbeheizung, Fischzucht und Algenproduktion (spiru- den vulkanischen Gebieten. Die Nutzung dieser Ener- lina), Trocknung in der Landwirtschaft, in der Lebens- gie hat übrigens eine lange Tradition in Europa, seit mittel- oder in der Holzindustrie und nicht zu vergessen der Erwärmung der römischen Bäder und Villen bis die Projekte der Meerwasserentsalzung auf den griechi- zur ersten Stromerzeugung durch Geothermie im Jahr schen Inseln. Der französische Kaviar aus Mios (Aqui- 1904 in Italien. taine) oder der griechische Spargel aus Xanthi, der im Ja- Heute wird die Geothermie in fast ganz Europa ge- nuar geerntet wird, verdanken ihre Existenz der Geother- nutzt. Es muss zwischen geothermischen Ressourcen mie. von hoher Temperatur (die nur unter bestimmten geo- In den Gebieten, die über tiefe Grundwasserspeicher logischen Bedingungen zu finden sind), warmem oder heißem Wasser tiefer Grundwasserspeicher (in allen verfügen, wie in Ungarn oder Frankreich, und in den Wassereinzugsgebieten) und geothermischen Oberflä- Gebieten mit heißen Quellen kann die geothermische chenanwendungen, die fast überall genutzt werden Technologie verschiedene Temperaturniveaus ausnut- können, unterschieden werden. Dank der FuE im Be- zen. Die Geothermie kann für die landwirtschaftliche reich der „stimulierten geothermischen Systeme“ ist Entwicklung von besonderem Interesse sein; in einigen die Nutzung hoher Temperaturen außerhalb natürli- Regionen stellt sie die Grundlage dieser Entwicklung cher geothermischer Felder möglich, wie das europäi- dar. Geothermische Wärmepumpen können schließlich sche Forschungsprojekt in Soultz-sous-Forêts im auch als Klimaanlagen genutzt werden. Sie sind bedeu- Elsass zeigt. tend effi zienter als herkömmliche Apparate und bieten Im Jahr 2004 sind rund 7 TWh (7 Millionen MWh) somit hervorragende Aussichten für Südeuropa, aber Strom in Europa durch Geothermie erzeugt worden, da- dieser Markt hat dort noch nicht denselben Aufschwung von rund 75 % allein in Italien. Die Erzeugung von Wär- erfahren wie im Süden der Vereinigten Staaten oder in me durch Geothermie in der EU-25 lag bei 21,4 TWh/ China. Jahr, wobei Schweden an der Spitze lag (zirka 45 %), ge- folgt von Ungarn und Italien (je 10 %). In Schweden gibt Für weitere Informationen siehe: European Geothermal es zwar weder Vulkane noch Geysire oder warmes Energy Council (EGEC), http://www.egec.org | S. 12 | inforegio | panorama | Nr. 20 |
Energie und Regionalentwicklung ausgeschöpft und der Energieträger Öl ist derzeit noch eine eine zentrale Rolle zu. Hier sind die europäischen Regionen mengenmäßig sehr bedeutende Heizenergieform. aufgrund ihrer Nähe zu Bürgen und Wirtschaftstreiben- den aufgerufen, ihren Beitrag zu effi zienten, nachhaltigen Entsprechende Rahmenbedingungen tragen zur Realisie- und lebenswerten Gebäuden zu leisten und auch mit ihren rung von energieeffizienten Gebäuden bei und sind neben- eigenen Gebäuden als Vorbild voranzugehen. bei ein wichtiger Konjunkturmotor für die regionale Bau- wirtschaft. Eine deutlich erhöhte Energieeffi zienz bildet dabei die Basis für den Einsatz erneuerbarer Energietech- Ökostrom – ein Beitrag zu nachhaltiger nologien. Der erhöhte Wärmeschutz von Gebäuden sowie Regionalentwicklung der Einsatz innovativer Technologien bringen nicht nur Vorteile in Bezug auf eine gesteigerte Behaglichkeit, son- Mit der Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus dern tragen auch wesentlich zur Schaff ung und Sicherung erneuerbaren Energiequellen (RL 2001/77/EG) hat sich die von Arbeitsplätzen bei. Europäische Union ein ambitioniertes Ziel gesetzt: bis 2010 soll der Anteil des Ökostroms – das ist Strom aus er- Neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen kommt ge- neuerbaren Energiequellen wie Wind, Sonne, Biomasse, rade beim Bauen und Wohnen entsprechenden Informati- Wasserkraft – auf 22 % gesteigert werden. Auch für jeden onsstrategien – sowohl für die Gebäudenutzer, aber auch Mitgliedstaat ist ein konkretes Ziel festgeschrieben, das für die zahlreichen Akteure rund um das Baugeschehen – nach vorhandenem Potenzial, nach bereits erfolgtem Aus- Intelligente Energie für Europa (IEE): Seit 2005 unterliegt das Programm IEE der Verwaltung Umsetzung der Politik in Aktionen der Exekutivagentur für intelligente Energie (Intelli- gent Energy Executive Agency – IEEA), einer neuen Das Programm Intelligente Energie für Europa (1) ist Agentur, die von der Kommission gegründet wurde, um zwischen 2003 und 2006 mit einem Haushalt in Höhe die Politik wirksamer und mit besseren Ergebnissen in von 250 Mio. EUR umgesetzt worden. Es finanziert Aktionen zu übertragen. Auf diese Weise kann sich die 50 % der Kosten für europäische Maßnahmen im Be- reich Bereitstellung und Nutzung nachhaltiger Ener- Kommission auf ihre politischen und institutionellen gien (erneuerbare Energien, Energieeffi zienz, Energie Aufgaben konzentrieren. Die IEEA beschäftigt 43 Mitar- für Verkehrszwecke). Das Material wird allerdings beiter in Brüssel und arbeitet eng mit der Generaldirekti- nicht finanziert. Das Programm wird von 2007 bis on Energie und Verkehr zusammen. 2013 durch das Rahmenprogramm für Innovation und Der 4. Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen im Wettbewerbsfähigkeit fortgesetzt. Rahmen des Programms IEE ist am 29. Mai 2006 veröf- fentlicht worden. Der letzte Termin zur Einreichung von Vorschlägen ist auf den 31. Oktober festgelegt worden. Der vorgesehene Haushalt umfasst ungefähr 50 Mio. EUR. Die Aufforderung wird durch „Info“-Tage in der gesamten EU und durch die Website der IEE unterstützt. Die meisten Vorschläge müssen von mindestens drei un- abhängigen Organisationen aus mindestens drei der fol- genden Länder eingereicht werden: Mitgliedstaaten der EU, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Island, Norwegen und Liechtenstein. Eine Website (2) hilft bei der Suche nach Partnern. Um eine unabhängige Bewertung der Vorschläge zu er- möglichen, wird die IEEA von Experten unterstützt. Di- plomierte Experten mit einer mindestens fünfj ährigen Berufserfahrung in diesem Bereich können ihre Mitar- beit anbieten, indem sie sich auf der Website des Pro- gramms IEE eintragen. Die aus dem Programm IEE hervorgehenden Projekte Im Zeitraum 2007-2013 wird das Programm IEE im Rah- sollen den aktuellen Herausforderungen im Energiesek- menprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innova- tor mit Hilfe von Marktanalysen, Erfahrungsaustausch, tion (3) fortgeführt, das die KMU durch eine Reihe von Sensibilisierungskampagnen, Ausbildungen usw. Rech- Aktionen zur Förderung des Wachstums, der Beschäfti- nung tragen. Das Programm IEE unterstützt bereits über gung, der Ökoinnovationen und des Klimaschutzes un- ein Tausend Organisationen in mehr als 200 internatio- terstützt. nalen Projekten, die Schaff ung von zirka 35 neuen Ener- giebehörden auf lokaler oder regionaler Ebene sowie rund (1) http://ec.europa.eu/energy/intelligent/index_en.html 40 europäische Veranstaltungen. Durch die Unterzeich- (2) http://www.managenergy.net/ nung einer Reihe von Verträgen wird die Zahl dieser Ak- (3) http://europa.eu.int/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/06/ tionen noch dieses Jahr um fast 50 % ansteigen. 716&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de | inforegio | panorama | Nr. 20 | S. 13 |
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