Informationsrecherche: Was stimmt nicht bei Wikipedia? Wir suchen und korrigieren Fehler
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Martin Sierks Universität Flensburg ------------------------ Katharinenstraße 17 24937 Flensburg mastapain@gmx.net Sommersemester 2010 BA VM Mtrklnr: 535747 12.07.2010 Veranstaltung „Informationsrecherche: Was stimmt nicht bei Wikipedia? Wir suchen und korrigieren Fehler“ Thema der Arbeit: „Der Satz des Thales“ Eine Analyse des Wikipedia Artikels Prof. Dr. Herbert Bruhn Universität Flensburg Institut für Musik und ihre Didaktik Sommersemester 2010 1
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung…………………………………………………….S. 3 2. Begründung des Themas und Ziel der Arbeit………………..S. 4 3. Analyse des Wikipedia Artikels……………………………...S. 4 4. Fazit…………………………………………………………..S. 8 2
Einleitung: Diese Hausarbeit beschäftigt sich in erster Linie mit der intensiven Auseinandersetzung über die Internetperformanz von Wikipedia, welche für sich beansprucht - eine freie Online- Enzyklopädie zu sein, bei der jede interessierte Person selbst zum Autor werden kann. Bereits seit 2001 besteht das dynamische Netzwerk von Wikipedia und erreichte am „27.Dezember 2009 […] den einmillionsten Beitrag für den deutschsprachigen Teil der Wikipedia.“1 Bislang ist es generell unzulässig, bzw. verpönt Artikel von Wikipedia als Quelle einer Hausarbeit anzuführen, denn Kritiker beanstanden die Problematik, dass jeder motivierte Hobbyautor Teil des Wikipedia Konzeptes seien kann und auf diese Weise unqualifizierte Beiträge oder unpräzise Fakten schreiben darf. Allerdings wird hier oft vernachlässigt, dass fleißige Helfer die bestehenden sowie die editierten Artikel regelmäßig überprüfen und vor allem Letztere erst nach intensiver Begutachtung für die Öffentlichkeit freigeben. Bislang wird also seitens der Wikipedia-Nutzer das online Nachschlagewerk lediglich als „Vorschlagewerk“ genutzt oder um hilfreiche weiterführende Literatur zu erhalten. Angesichts der zunehmend wachsenden Mitgliedschaft von Fachautoren, sollte die Frage gestattet sein, warum gewisse Artikel nicht auch als sichere Quelle gelten dürfen. Im Rahmen eines Seminars der Universität Flensburg habe ich mich intensiv mit dem Phänomen Wikipedia beschäftigt und werde versuchen, in Form dieser Arbeit einen Teil dazu beizutragen, dass Wikipedias inhaltliche bzw. fachliche Qualität anhand meiner Recherche untersucht und unter Umständen stellenweise ergänzt wird. Diese Arbeit beschäftigt sich also zunächst im Allgemeinen mit Wikipedia und deren Qualität und geht gegebenenfalls auf Stärken und Schwächen ein. Anhand einer gründlichen Recherche habe ich einen Artikel ausgewählt, den ich ausführlich analysieren und gegebenenfalls vervollständigen werde. Hierbei kam es mir besonders auf den Bezug zur Mathematik an, da ich mich als Student dieses Faches durchaus in der Lage sehe, diverse mathematische Artikel genauer zu betrachten und diese unter Umständen mit der nötigen Kritik zu durchleuchten, um sie anschließend für die Wikipedia Rezipienten zu verbessern. Im Großen und Ganzen geht es also darum, einen von mir aus Gründen des fachspezifischen Interesses auserwählten Artikel auf dessen Qualität zu überprüfen und ihn wenn nötig zu verbessern, so dass Wikipedias inhaltliche Qualität wächst. 1 http://www.at-web.de/blog/20091229/1-million-beitrage-in-der-deutschsprachigen-wikipedia.htm - Stand: 23.06.2010 3
Wahl des Artikels und Ziel der Arbeit Zunächst stellte es sich durchaus als sehr kompliziert dar, einen Wikipedia Artikel aus dem immensen Repertoire der Mathematik auszuwählen. Allerdings grenzte sich meine Suche schnell ein, nachdem ich mich auf den Bereich der Geometrie festgelegt hatte. Geometrie ist meiner Meinung nach besonders anschaulich und überaus interessant. Es gibt zu jedem Satz unzählige Beweise, deren Geschichte und Typus von weitreichender Bedeutung für die gesamte Geometrie sind. Alle Sätze sind wiederum für diverse andere Beweise nutzbar und legen damit den Grundstein, für eine axiomatisch aufgebaute Geometrie und damit auch für die Mathematik generell. Wikipedia bietet zahlreiche Artikel, die das Ziel haben, die Geometrie zu veranschaulichen und zu erklären. Das Hauptaugenmerk meiner Recherche und damit die Wahl für meinen zu untersuchenden Artikel, lag auf dem Nutzen für die Schule. In der Schule lernt man speziell für die elementargeometrischen Aufgabentypen zunächst anschauliche, verständliche Sätze kennen – wie zum Beispiel den Satz des Pythagoras oder den Höhensatz, Kathetensatz, Winkelsummensatz und viele mehr. Später folgen speziellere Sätze, die meist auf vorherige Sätze zurückgreifen. Hierzu zählt beispielsweise auch der Satz des Thales. Zum Verständnis benötigt man Kenntnisse über alle Basiseigenschaften des Kreises und wenn möglich auch über den Satz des Pythagoras. Der Winkelsummensatz wird für die Arbeit mit Dreiecken insbesondere vorausgesetzt. Aufgrund dieser Vielseitigkeit des Satzes finde ich diesen besonders interessant und lehrreich und habe mich entschlossen, den Wikipedia Artikel zu diesem Thema genauer zu betrachten. Hierbei lege ich mein Hauptaugenmerk auf die Vielzahl von Beweismöglichkeiten, die Art und Weise der Erklärungen und natürlich auf die inhaltlichen Aussagen. Darüber hinaus möchte ich versuchen, didaktische Aspekte zu liefern, um auf diese Weise Wikipedia für Lehrkräfte und Schüler noch interessanter werden zu lassen. Hierbei geht es nicht um die gezielte Unterrichtsvermittlung, sondern um praktische Anwendungsmöglichkeiten, die auch im Unterricht aufgegriffen werden könnten. Analyse des Wikipedia Artikels Zunächst einmal liefert der Wikipedia Artikel (Stand 06.07.2010) eine knappe Erläuterung, die den Satz des Thales in das große Gebiet der Mathematik einzuordnen versucht. Einerseits ist es sicherlich wünschenswert, zu einem bestimmten Begriff eine möglichst knappe Beschreibung zu finden. Andererseits denke ich, dass speziell hier etwas mehr Informationen bereits zu Beginn des Artikels angebracht wären. Insofern werde ich zusätzliche 4
Informationen liefern und die teilweise ungenauen Formulierungen versuchen zu editieren. Positiv finde ich bisher, dass im ersten Abschnitt zahlreiche weiterführende Hyperlinks markiert worden sind, durch die interessierte Leser auf unkomplizierte Art und Weise – nämlich per Mausklick – auf weiterführende Begriffserklärungen zugreifen können, um sich ein umfassenderes Bild des zu betrachtenden Gegenstandes machen zu können. Mein Vorschlag, den Eingangstext zu erweitern und den Satz des Thales noch genauer in das Themengebiet der Elementargeometrie einzuordnen, wurde nach ca. fünf Minuten durch einen „Wikipedianer“ gesichtet und für korrekt bzw. akzeptabel befunden. Der nächste Abschnitt des Artikels behandelt den Aspekt der mathematischen Beweisbarkeit des Satzes und dessen Formulierung, sowie auch den aus mathematischer Sicht nicht unwesentlichen Gesichtspunkt der Umkehrung des Satzes. Hier gibt es durchaus verschiedene Möglichkeiten, den Satz und dessen Umkehrung auszudrücken. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll verschiedene Formulierungen eines Satzes anzuführen, da unterschiedliche Rezipienten dieses Artikels auch unterschiedliche Wege des Verstehens aufweisen. Nicht alle Menschen verstehen etwas nach dem gleichen Prinzip, deshalb sind verschiedene Herangehensweisen eventuell hilfreich für die Leserschaft. Fakt ist doch, dass der, der diesen Artikel aufruft, vermutlich nach einer für ihn plausiblen Erklärung sucht und vermutlich froh ist, wenn diese auf unterschiedliche Arten gegeben ist. Am 07.07.2010 habe ich diesbezüglich Änderungen an den Formulierungen des Satzes in dem Artikel vorgenommen, die allerdings kurze Zeit darauf aus mir unerklärlichen Gründen abgewiesen worden sind. Meine Änderungen habe ich sogar mit Werken mathematischer Bekanntheiten der Gegenwart belegt und innerhalb des Artikels deutlich darauf verwiesen. Meiner Meinung nach hätten meine Änderungen den Artikel inhaltlich deutlich aufgewertet, doch eine Nachricht eines „Wikipedianers“ ließ mich wissen, dass meine Änderungen den Artikel eher zu einem Lehrbuch als zu einem Lexikoneintrag werden lassen würden. An dieser Stelle bin ich absolut anderer Meinung und werde in nächster Zeit versuchen, meine Änderungen – die unter dem Punkt „Versionsgeschichte“ automatisch dokumentiert worden sind – erneut einzutragen und zwar mit einem neuen Benutzernamen - in der Hoffnung, dass ein anderer „Wikipedianer“ meine Änderungen sichtet und für gut befindet. Nebenbei bemerkt hat der besagte Benutzer auch meine erste – bereits akzeptierte - Änderung rückgängig gemacht. Hier stellt sich mir natürlich die Frage, inwiefern einzelne Benutzer beurteilen können bzw. dürfen, wie umfassend die Enzyklopädie Wikipedia werden darf. 5
Der anschließende Teil des Artikels thematisiert den expliziten mathematisch formalen Beweis des Satzes und führt zunächst an, auf welchen Sätzen der Beweis basiert. Dieser Aspekt ist somit als gelungen zu bezeichnen, da dem Rezipienten bewusst wird, dass die Mathematik axiomatisch und auf Sätzen basierend aufgebaut ist. Mit bereits bewiesenen Sätzen beweist man andere Sätze – das ist Mathematik. Der Artikel zeigt ausschließlich einen möglichen Beweis des Satzes und könnte daher meiner Meinung nach zumindest erwähnen, dass es weitere Beweismöglichkeiten gibt, denn die Mathematik lebt gerade von den unterschiedlichen Herangehensweisen und Beweismöglichkeiten. Auch hier bin ich wieder der Meinung, dass dem Leser durch mehrere Informationen eher die Möglichkeit gegeben werden würde, den Inhalt wirklich nachvollziehen zu können. Hier werde ich also versuchen zumindest Verweise auf weitere Beweismöglichkeiten in den Artikel zu integrieren. Große Aufmerksamkeit schenke ich dem Thema „Umkehrung des Satzes von Thales“, da nicht jeder Satz in der Mathematik auch umkehrbar ist. Dies ist ein ganz zentraler Aspekt und sollte nicht nur in einem kurzen Nebensatz erwähnt werden. Allerdings findet man zur Umkehrung des Satzes in diesem Artikel lediglich einen knapp formulierten Satz, der keineswegs anschaulich erklärt, warum dieser Satz überhaupt umkehrbar ist. Insofern habe ich mit einem neuen Account den Beweis der Umkehrung dieses Satzes eingefügt und gehe stark davon aus, dass dieser Beweis auch erhalten bleibt. Meines Erachtens gehört zu dem Punkt „Beweise“ auch der Beweis der Umkehrung und nicht nur der Beweis des Satzes. Erst diese Ergänzung kann den Wikipedia Artikel zu einem mathematisch vollständigen Eintrag werden lassen. Sehr gerne würde ich auch noch didaktische Aspekte in den Artikel einfließen lassen und empirische Beweismöglichkeiten anführen. Man könnte den Satz des Thales zum Beispiel auf der enaktiven Ebene übermitteln, indem man sich mit der lernbereiten Gruppe zu einem Halbkreis formiert und einige der Kinder die Endpunkte des Durchmessers mit den Händen anpeilen lässt. Alle Kinder rundherum auf dem Halbkreis hätten dieses nacheinander als Aufgabe und würden vermutlich alsbald feststellen, dass egal welches Kind mit seinen Händen die Durchmesserendpunkte anpeilt, es rundherum im Halbkreis vom jeweiligen Kind aus betrachtet - ein gleichgroßer Winkel entsteht, nämlich der 90° Winkel. Hierzu gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die der Leserschaft einen umfassenderen und verständlicheren Überblick verschaffen würde. Sogar Lehrer könnten sich problemlos über Wikipedia Anregungen für den Unterricht holen. Jedoch habe ich feststellen müssen, dass grundsätzlich jegliche didaktische Aspekte zu mathematischen Themen bei Wikipedia nicht gewollt sind – 6
weil es ein reines Lexikon darstellen will. Insofern beschränke ich mich im Folgenden auf den fachlichen Inhalt des Artikels. Daran anknüpfend findet sich im Artikel der Punkt „Verallgemeinerung“, der meiner Meinung nach deutlich optimiert werden könnte, weil er bisher viel zu kurz und daher undeutlich gestaltet worden ist. Meine Änderung vom April hat zu meinem Erstaunen weiterhin bestand. Damals hatte ich den bis dato einzigen Satz, durch eine weitere Umschreibung ergänzt. Die Verallgemeinerung besagt, dass der Thalessatz ein Spezialfall des Peripheriewinkelsatzes darstellt. Für fachfremde Interessenten ist diese Verallgemeinerung meiner Meinung nach alles andere als hilfreich, auch wenn man mithilfe eines Hyperlinks auf den Artikel über den Peripheriewinkelsatz gelangen kann. Zumindest erwähnt werden sollte, dass der Satz des Thales sich genau dann verallgemeinern lässt, wenn man AB als beliebige Kreissehne und nicht als Durchmesser voraussetzt. Allein dieser Zusatz sorgt beim Rezipienten meiner Meinung nach für durchaus mehr Vorstellungsspielraum und ist daher im Artikel zwingend erforderlich. Der letzte Abschnitt – das Literaturverzeichnis ausgenommen – beschäftigt sich mit der Anwendung des Satzes in der Welt der Mathematik. Das Beispiel ist vollständig korrekt, jedoch meiner Ansicht nach für Themenneulinge zu kompliziert gewählt. Das Niveau bewegt sich bereits in der höheren Algebra, doch sollte eher dem vom Verständnis her - einfachen Satz angepasst sein. Hier kann man eine simple Anwendungsaufgabe konstruieren: Wie kann man ausschließlich mit einer Schnur, einem Stück Kreide und einem geraden Stock ein annähernd exakt rechtwinkliges Dreieck bzw. einen rechten Winkel erstellen? Mit dem Vorwissen des Satzes ist es ganz einfach und es ist lediglich ein Trick für die Konstruktion des Kreises nötig. Zunächst hält man die Schnur am Kreismittelpunkt gespannt und umkreist diesen mit dem Rest der Schnur und dem Stück Kreide. Auf diese Weise zeichnet man einen sauberen Kreis, wie mit einem Zirkel. Jetzt kann man einen beliebigen Punkt des Kreises über den Kreismittelpunkt hinaus verlängern, bis man auf einem weiteren Kreispunkt landet. Das Resultat ist der Durchmesser. Jetzt ist klar was zu machen ist: Man wählt erneut einen beliebigen Punkt auf einer der beiden Seiten und verbindet ihn mit den Endpunkten des Durchmessers. Das entstandene Dreieck bzw. der entstandene Winkel über dem Durchmesser ist dann annähernd exakt 90°. Auf diese praxisbezogene Weise kann Jedermann den Nutzen des Satzes sofort erschließen. Für die gesamte Geometrie ist dieser Satz elementar, da jegliche Kreiskonstruktionen mit dem 7
Thalessatz bewiesen werden können. Dieses einfache Beispiel ist sicherlich auch für Schüler leicht vorstellbar und daher vermutlich besser geeignet, als das aktuelle Anwendungsbeispiel. Möglich wäre meiner Meinung nach allerdings auch das Bestehen beider Anwendungsbeispiele, da auf diese Weise abermals mehr Leser angesprochen bzw. erreicht werden würden. Insofern sehe ich Chancen, dieses Beispiel in den Wikipedia Artikel implementieren zu können. Fazit Als ich den Wikipedia Artikel über den Satz des Thales zum ersten Mal gelesen habe, fielen mir eine Menge Informationen ein, die meiner Meinung nach von Bedeutung sind, jedoch bisher keine Berücksichtigung im Artikel gefunden haben. Der Prozess des Editierens gestaltete sich als unerwartet schwierig, da der Umfang meiner Änderungsvorschläge zunächst zu ausgedehnt erschien. Kleine Veränderungen konnte ich zwar vornehmen, doch bisher ist es nicht gelungen, in puncto Beweisen - mehr als nur den Beweis für die Umkehrung des Satzes anzuführen. Als Begründung sei hier gesagt, dass ein Lexikon mit nur einem Beweis durchaus auskommen kann, doch meiner Meinung nach ein Verweis auf weitere Beweismöglichkeiten im hohen Maße für dieses Lexikon sprechen würde. Von der fachlichen Seite her gab es inhaltlich nichts an dem bisherigen Artikel zu kritisieren, allerdings musste ich nach gründlicher Analyse den Artikel stellenweise - bezogen auf diverse Formulierungen und Unklarheiten -- als überarbeitungswürdig beurteilen. Sicher ist aber zweifelsohne, dass z.B. ein Schüler, der diesen Wikipedia Artikel rezipiert hat, durchaus mit ausreichend Wissen ausgestattet sein sollte. Im Grunde sind für einen groben Überblick, den ein Lexikon bieten soll, bis auf die Verallgemeinerung des Satzes und das Anwendungsbeispiel alle Informationen korrekt und akzeptabel. Verbesserungen bis hin zur Perfektion kann man in allen Bereichen anstreben, das ist wie im Alltag. Ob sie dadurch den Alltag überschaubarer und immer richtiger gestalten sei dahingestellt. Anmerkung: Die von mir geänderten Beiträge wurden und werden unter den Mitgliedsnamen „Mastapain“ und „MartinSierks“ in der Versionslegende bzw. Versionsgeschichte bei Wikipedia protokolliert. 8
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