Inklusion: Schule für alle gestalten - Inhalt Alle reden von Inklusion 02 Auf dem Weg zur inklusiven Schule 04 Erste Schritte in den inklusiven ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inklusion: Schule für alle gestalten Inhalt Alle reden von Inklusion 02 Auf dem Weg zur inklusiven Schule 04 Erste Schritte in den inklusiven Unterricht 06 Material- und Linksammlung, Impressum 08
Alle reden von Inklusion Mit Kampagnen und Aktionen trägt die Aktion Mensch das Thema Inklusion in die Öffentlichkeit: www.aktion-mensch.de/themen-informieren-und-diskutieren/ kampagnen-und-aktionen.html Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer, die Aktion Mensch engagiert sich seit Inklusionswissenschaftlerinnen zeigte Günther Wollmer, Lehrer ihrer Gründung für die gleichberechtig- uns, dass in vielen Schulen täglich te Teilhabe von Menschen mit Behin- inklusive Praktiken angewandt, diese „Als ich das erste Mal von Inklusion derungen in unserer Gesellschaft – aber oft nicht dem Thema Inklusion hörte, dachte ich: Bloß das nicht auch durch die Förderung von sozialen zugeordnet werden. Methodenvielfalt noch! Dafür bin ich nicht ausgebildet. Projekten und durch Aufklärungsarbeit, sowie Kompetenz- und Entwicklungs- Als ich mich dann dem Thema die dazu beiträgt, Barrieren und Vorbe- orientierung sind für die meisten Leh- näherte, ist mir bewusst geworden, halte abzubauen. Bildung spielt dabei renden bereits Alltag. Darauf können dass viele von uns Inklusion ja schon eine zentrale Rolle. wir aufbauen. praktizieren, ohne das allerdings so zu nennen. Die Inklusion, von der jetzt Mit der Ratifizierung der UN-Behinderten- Inklusion ist ein Prozess. Ein allgemein- die Rede ist, ist aber sicherlich noch rechtskonvention hat sich Deutschland gültiges Rezept dafür gibt es nicht. Alle einmal eine besondere Herausforde- verpflichtet, ein inklusives Bildungssys- Beteiligten – auch die Eltern – haben rung. Warum sollte das vereint nicht tem zu etablieren. Die politisch Verant- die Chance mitzuarbeiten und sich ein- zu bewältigen sein?“ wortlichen sind aufgefordert, die in der zubringen. Denn jeder Schritt zum Konvention beschriebenen Bedingun- Abbau von Hindernissen und Vorbehal- gen im Schulsystem zu schaffen und ten ist ein Schritt in Richtung „Schule durch Schulgesetze zu gestalten. für alle“. Damit Vielfalt als Bereicherung erlebt Link-Tipp wird, sind fachlich gut ausgebildete Wir freuen uns, diesen Weg mit Ihnen Im Rahmen ihrer Förderung bietet die Aktion Pädagoginnen und Pädagogen gefragt, zu gehen und sind gespannt, von Ihren Mensch verschiedene Fördermöglichkeiten an die auf die besonderen Bedürfnisse Erfahrungen zu hören. – auch zum Schwerpunkt Inklusion. Informationen von Schülerinnen und Schülern mit unter: verschiedenen Behinderungsformen eingehen können – mehr Personal und www.aktion-mensch.de/foerderung eine gut organisierte Aus- und Fortbil- dung sind hier wichtig. Die Aktion Mensch möchte den Inklusionsprozess an Schulen begleiten und Ihnen mit diesem Heft den Einstieg erleichtern. Christina Marx Ein Workshop mit Pädagogen und Aktion Mensch 02
Schleswig-Holstein 63,4 % Noch nicht die Regel 37,9 Mecklenburg- Vorpommern % Bremen 77,1 % 57,4 Berlin Nur 34,1 Prozent der Kinder mit Förderbedarf lernen in Deutschland an einer Regelschule: Während in einigen Niedersachsen 31,4 % % 59,6 Hamburg 45,2 Bundesländern bereits mehr als die Hälfte aller Schüler mit Förderbedarf eine Regelschule besucht, sind es beim % 30,4 Sachsen- % Schlusslicht Hessen nur 23,1 Prozent. Auch der europäische Vergleich der European Agency for Development % Anhalt Nordrhein- 33,4 in Special Needs Education ist ernüchternd: Deutschland belegt % Brandenburg Westfalen in Sachen Inklusion weiterhin einen der letzten Ränge. 33,3 23,1 % Sachsen % Berechnung auf der Grundlage von: Thüringen 30,4 KMK: Sonderpäd. Förderung in Schulen 2005 bis 2014, 29,1 Hessen % % Berlin 2016 Rheinland-Pfalz European Agency for Development in Special Needs Education: Special Needs Education Country Data 2012, Brüssel 2012 26,8 % Saarland 45,9 Bayern Legende: % 12,3 Bundesland 34,1 Deutschland Gesamt % % Anteil der Schüler mit Förderbedarf in Regel 2014/2015 29,1 schulen je Bundesland Baden-Württemberg % Was ist Inklusion? Der Begriff Inklusion (lat. includere = einbeziehen) wird in eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen: Hierzu zäh- Abgrenzung zum Begriff Integration benutzt. Während Integ- len unabhängige Lebensführung, Arbeit, Gesundheit und ration bedeutet, Menschen nachträglich einzugliedern, geht Mobilität sowie Zugang zu Information und Kommunikation, es bei Inklusion darum, die Gesellschaft von Anfang an so zu Justiz u nd Bildung. gestalten, dass jeder Mensch gleichberechtigt an allen Pro- zessen teilhaben und sie mitgestalten kann – unabhängig Was bedeutet das von individuellen Fähigkeiten, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter. Inklusive pädagogi- für Unterricht und sche Ansätze betonen Vielfalt in Bildung und Erziehung als Bereicherung für alle, da soziale Kompetenzen und gegensei- Schule? tiger Respekt gefördert werden und niemand mehr vom gemeinsamen Lernen und Leben ausgeschlossen wird. In Artikel 24 der Konvention heißt es zum Bereich Bildung: Die UN-Behinderten „Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Dis- rechtskonvention kriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklu- sives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Am 13. Dezember 2006 verabschiedete die UN-Generalver- Lernen (…)“. Für Schulen und Pädagogen ist die UN-Konven- sammlung das Übereinkommen über die Rechte von Men- tion eine Herausforderung, aber auch die Chance, gemein- schen mit Behinderungen. Seit dem 26. März 2009 gilt die sam mit allen Beteiligten ein Schulsystem zu etablieren, das UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland. Bis a uf den Anforderungen an eine „Schule für alle“ gerecht wird. wenige Ausnahmen wurde sie von allen europäischen Län- dern unterzeichnet. Die Konvention verpflichtet die Vertragsstaaten, Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen des täglichen Lebens 03
Auf dem Weg zur inklusiven Schule Astrid Schulze, Lehrerin für Der Inklusionsprozess setzt die Bereitschaft zur Veränderung voraus. Neben Sonderpädagogik und M oderatorin einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft ist es Aufgabe der Verantwortlichen in der Lehrerfortbildung in Politik und Schulverwaltung, die Grundlagen für inklusive S trukturen zu schaffen. „Lehrer reagieren zurzeit sehr emotio- nal auf Inklusion. Einige haben Vorbe- halte oder Berührungsängste Menschen Zu den konkreten Bedingungen für das mit Behinderungen gegenüber. Meistens aber ist es die Sorge, Schü- Gelingen einer inklusiven Schule gehören: lern mit B ehinderung pädagogisch nicht g erecht zu werden, da sich die ••Anpassung des Personalbedarfs durch ration, Teamarbeit und zur Übernahme Kolleginnen und Kollegen dafür nicht die Beschäftigung zusätzlicher Lehr- von gemeinsamer Verantwortung) ausgebildet fühlen. kräfte und Schulassistenzen ••Didaktische Rahmenbedingungen ba‑ In meinen Fortbildungen versuche ich, ••Zusammenarbeit von Lehrern und Pä‑ sierend auf der Erkenntnis, dass Ent- ihnen diese Sorge zu nehmen, indem dagogen in multiprofessionellen Teams wicklung und Lernen selbstbestimmte, ich ihnen zeige, dass sie bereits jetzt (Fachleute mit Erfahrungen im Um‑ konstruktive, soziale und e ntwick‑ schon täglich im Unterricht mit einer gang mit unterschiedlichen Behinde- lungslogische Prozesse sind und jedes großen Vielfalt von Stärken und rungsformen arbeiten zusammen und Kind auf Anerkennung, D ialog, Kom- Schwächen, Problemen und Störungen gehen auf besondere Bedürfnisse der munikation und Kooperation angewie- umgehen können. Schüler ein) sen ist Der wichtigste Schritt liegt darin, eine ••Fachliche Fort- und Weiterbildungen ••Angebot dialogischer, kooperativer, Haltung zu entwickeln, die jedes Kind ••Bauliche, technische und digitale Bar- offener Lernformen und Differenzie- in seiner Individualität wertschätzt und rierefreiheit rungen (das heißt der Lehrer ist ein Vielfalt als Bereicherung für erfolgrei ••Flexible schulorganisatorische Rahmen‑ Lernbegleiter, der Kompetenzen indi- ches Lernen aller Schülerinnen und bedingungen (z. B. Blockunterricht, in- viduell fördert und bewertet) Schüler erkennt. dividuelle Pausenzeiten, verlängerte Und in Zukunft wächst eine Generati- Einzelstunden) on heran, für die der Umgang mit ••Reflexion der Einstellungen und Hal- Auszug aus den Ergebnissen des Panels Behinderung ganz selbstverständlich tungen der Lehrkräfte und aller an „Be-Hinderung“ im Rahmen der Tagung „Inklusion & Diversität als Herausforderung an Erziehung, sein wird!“ Schule Beteiligter wie Schüler und Schule und LehrerInnenbildung“, 11./12.10.2011, Eltern (zu gelingender sozialer Integ- Universität Köln, www.cedis.uni-koeln.de 04
Index für Inklusion Der „Index für Inklusion“ definiert drei miteinander verbundene Dimensionen, mit Ulla Kreutz, Schulleiterin an einer denen sich Schulen und Pädagogen auseinandersetzen sollten, damit die Teil- Gesamtschule mit „Gemeinsamem nahme und Teilhabe aller gelingen kann: Unterricht“ 1. Inklusive Kulturen schaffen: „Diese Dimension zielt darauf ab, eine sichere, akzeptierende, zusammen arbeitende und anregende Gemeinschaft zu schaf- „Ein persönliches Aufnahmegespräch fen (…).“ führen wir mit allen Schülern und ihren 2. Inklusive Strukturen etablieren: „Diese Dimension soll absichern, dass Inklu- Eltern, wenn sie auf unsere Schule sion als Leitbild alle Strukturen einer Schule durchdringt.“ wechseln wollen. Bei dem 30-minüti- 3. Inklusive Praktiken (weiter-)entwickeln: „Unterricht entspricht der Vielfalt der gen Gespräch reden wir mit den SchülerInnen. Sie werden dazu angeregt, dass sie aktiv auf alle Aspekte ihrer Kindern offen darüber, dass an Bildung und Erziehung Einfluss nehmen (…).“ unserer Schule Kinder mit und ohne Behinderung in einer Klasse gemein- (Index für Inklusion, S.15f.) sam unterrichtet werden. Dabei verzichten wir auf komplizierte Pädagogensprache, die niemand Packen wir es an! versteht. Wir wollen sicher sein, dass Eltern und Kind wissen, was ‚Gemein- samer Unterricht‘ bedeutet.“ Die folgenden Orientierungsfragen unterstützen Sie darin, inklusive Kulturen, Strukturen und Praktiken in Ihrer Schule zu fördern. Sie stehen beispielhaft für eine Sammlung von Fragen, Anregungen und Empfehlungen, die Sie im „Index für Inklusion“ finden: I nklusive Kulturen schaffen: Sind Informationen über die Schule für alle 1. zugänglich und verständlich, in verschiedenen Sprachen bzw. in einfacher Link-Tipp Sprache, in Braille, auf verschiedenen Medien (CD, Kassette), in Großdruck? Ein Beispiel für eine Förderung inklusiver Bildung 2. Inklusive Strukturen etablieren: Gibt es Möglichkeiten für alle Lehrer (ein- durch die Aktion Mensch ist die Sophie-Scholl- Schule in Gießen. Ihr Erfolg macht Mut. Schulen schließlich neuer Mitarbeiter), sich über ihre Fähigkeiten und Sachkenntnis in können über einen Förderverein oder freie, Bezug auf Inklusion a uszutauschen? gemeinnützige Organisationen unterstützt w erden. 3. Inklusive Praktiken entwickeln: Wird der Unterricht so angepasst, dass Schü- Weitere Beispiele finden Sie unter: ler mit körperlichen oder Sinnesbeeinträchtigungen z. B. auch im Sportunter- www.aktion-mensch.de/karte richt, in Hauswirtschaft oder Physik Wissen und Fertigkeiten erwerben können? Literaturtipp KARTE Der „Index for Inclusion“ von Tony Booth und Mel Ainscow ist ein Grundlagenwerk mit praxisorientierten Hilfestellungen auf dem Weg zu einer inklusiven Schule. Er wurde von Prof. Andreas Hinz und Ines Boban für den deutschsprachigen Raum überarbeitet. 05
Erste Schritte in den inklusiven Unterricht Die folgenden Anregungen unterstützen Sie auf dem Weg in einen inklusiven Unterricht dabei, Ihre Arbeit regelmäßig zu reflektieren. Sie können sie unabhängig von Fach und Inhalt nutzen. Manfred Wagner, Lehrer Lehrkraft als Moderator „Zeit ist wichtig für das Gelingen, denn wir brauchen für unsere Klasse und Lernbegleiter mehr als ein Arbeitsblatt. Wir bieten Im inklusiven Unterricht kommt dem Lehrer verstärkt die Rolle eines Moderators verschiedene Herangehensweisen und Lernbegleiters zu, der den Schülern Lernimpulse gibt und sie individuell unter- und häufig kooperative Aufgaben und stützt. Wie Sie diese Rolle ausfüllen, hängt entscheidend von Ihrem beruflichen kooperative Lernformen für alle an. Selbstverständnis ab. So haben wir für unsere Neuner z. B. ••Abwechslungsreicher Unterricht lebt von einem Wechsel der Sozialformen. bei der letzten Mathematikarbeit drei ••Binnendifferenziertes Arbeiten innerhalb einer Lerngruppe und gemeinsame verschiedene Tests vorbereitet: einen Unterrichtseinheiten ergänzen sich. Test mit Rechenaufgaben zur Addition ••Gemeinsam mit einem Kollegen arbeiten Sie als Team und unterstützen so Ihre und Subtraktion im Zahlenraum bis Schüler. 100, einen Test zu den schriftlichen Rechenverfahren im Zahlenraum bis Kompetenz- und entwick- 1.000.000 und einen Test, in dem wir lineare Funktionen abprüften. Damit unsere Schüler sich nicht ärgern, wenn sie schlechter abschnei- lungsorientierter Unterricht den als ihre Mitschüler in den ‚einfa- Im kompetenz- und entwicklungsorientierten Unterricht erarbeiten Ihre Schüler ein cheren‘ Tests, machen wir von Anfang Thema über verschiedene Kommunikationsformen, Sozialformen und Medien an (schon ab Klasse 5) transparent, sowie mit p ersoneller Unterstützung. Dabei werden unterschiedliche Schwierig- dass wir je nach individuellen Möglich- keits-/Komplexitätsstufen und individuelle Lerngeschwindigkeiten berücksichtigt. keiten des Einzelnen auch unter- Die Beurteilung erfolgt im Idealfall über variable Bewertungsformen. Darauf abge- schiedliche Anforderungen stellen. stimmte Schulgesetze sind hier notwendig. Diese Arbeitsweise ist nur als Team zu ••Machen Sie die Entwicklungspotenziale Ihrer Schüler ausfindig. Überlegen Sie schaffen! Eine gute Teamarbeit kann sich, welche Kompetenzen Ihre Schüler haben: Welcher Schüler arbeitet beson- sehr entlastend sein. Doch auch ders strukturiert? Welcher Schüler lernt eher auditiv, welcher eher visuell? Kom- hierfür benötigt man zusätzliche Zeit munizieren Sie diese Stärken offen, denn dann verstehen Ihre Schüler, warum für gemeinsame Planungen und manche Mitschüler häufiger mit spielerischen und andere eher mit textbezogenen Absprachen.“ Aufgaben arbeiten. ••Setzen Sie in Gruppenarbeit Schüler mit unterschiedlichen Kompetenzen zusam- men: So können Schüler, die Inhalte bereits verstanden haben, andere unterstüt- zen und dadurch das eigene Verständnis des Gelernten vertiefen. ••Lehnen Sie Ihre Leistungsbewertung an die unterschiedlichen Kompetenzen und Entwicklungspotenziale Ihrer Schüler an und machen Sie diese transparent. 06
Inklusion als Teamarbeit Inklusion gelingt nur im Team. Beim Austausch mit Kollegen und außerschulischen Eva-Maria Thoms, Vorsitzende Akteuren geht es nicht um Kontrolle, sondern um gegenseitige Unterstützung und von ‚mittendrin e. V.‘ und Mutter Anregung. einer Tochter mit Trisomie 21 ••Fächerübergreifender Unterricht ist wünschenswert. Um den Austausch mit Kolle- gen zu fördern, können Sie wechselseitige Unterrichtsbesuche vereinbaren und „Das Schöne an Inklusion ist: Man sich gegenseitig Feedback geben. merkt schnell, dass Kinder und ••Nutzen Sie die Chance, Ihre Unterrichtsplanung zu bereichern, indem Sie die Jugendliche mit Behinderung in erster Erfahrungen von Kollegen berücksichtigen. So gestalten Sie einen ansprechen- Linie Kinder bzw. Jugendliche sind, den und anspruchsvollen Unterricht. also ziemlich normal, und sich vor ••Gehen Sie neue Wege, indem Sie den Unterricht zum Beispiel an außerschuli- allem wünschen, ganz normal dazuzu- sche Lernorte verlagern oder den Austausch mit Experten vertiefen. gehören. Wenn Lehrer eine solche Selbstverständlichkeit signalisieren, klappt es meist auch in der Klasse ohne große Probleme. Da sind junge Von der Grundschule lernen. Leute viel unkomplizierter als Erwach- sene – solange man sie lässt. Vielen Grundschullehrern ist der Um‑ Schüler in Einzel-, Partner- oder Grup- gang mit Heterogenität vertraut. Grund penarbeit an ihren individuell vereinbar- Erwachsene holen schnell aus eigener genug, einen Blick in den Unterrichts‑ ten Lernzielen. Dabei überlegen sie Befangenheit die Moralkeule aus dem alltag der „Kleinen“ zu werfen. selbst, was sie heute lernen wollen, und Schrank und stiften damit wider Willen entscheiden, wie sie es lernen wollen. Unfrieden. Verhaltensregeln gelten „Bei uns hat jedes Kind sein eigenes Ist eine Lerneinheit erfolgreich beendet grundsätzlich für alle Schüler – soweit Lernprogramm. Im ‚Haus für Deutsch‘ worden, gibt es eine Urkunde für das sie in der Lage sind, sie zu befolgen. oder an der ‚Mathemauer‘ hängen für Lerntagebuch. Wenn nicht, muss darüber geredet jedes Kind individuell und sichtbar die Im Sachunterricht wird je nach individu- werden. Und wenn K onflikte entste- Lerninhalte und Kompetenzerwartungen, eller Voraussetzung die Herangehens- hen, dann sollte man aufmerksam die die in der Grundschule gelernt werden, weise zu einem Thema differenziert Ursache suchen und offen beiden aus. So erhalten die Kinder (und auch angeboten. Ein Beispiel: Bei dem The- Seiten zuhören. Kinder mit die Eltern) einen Überblick darüber, was ma ‚heimische Tiere‘ können die Schü- B ehinderung brauchen zuweilen sie noch lernen werden. In einer regel- ler wählen, ob sie mit Bildmaterial, Schutz. Aber sie brauchen vor allem mäßigen und persönlichen Beratung einem Fachtext/Sachbuch oder einem das tägliche Miteinander, um ihren schätzen Schüler mithilfe des Lehrers Hörbeispiel das Thema bearbeiten. Am Platz in der Gesellschaft zu finden.“ ein, was sie schon sicher können oder Ende einer Lerneinheit (egal ob im was wiederholt bzw. neu erarbeitet wer- Sachunterricht, in den Fächern oder der den sollte. Beim gemeinsamen Unter- Freiarbeit) berichten sie von ihren richtsbeginn wird ein Tagesplan erstellt, Ergebnissen und überprüfen, was sie der den Schülern die Orientierung heute gelernt haben.“ erleichtert. In der Freiarbeit arbeiten die Uschi Brockerhoff, Rektorin 07
Impressum Material- und Linksammlung Herausgeber: Booth, Tony; Ainscow, Mel: Index für Inklusion. Lernen und Teilhabe in der Schule Aktion Mensch e. V. der Vielfalt entwickeln. Heinemannstr. 36 Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft (Hrsg.): Inklusion vor Ort. Der Kom- 53175 Bonn munale Index für Inklusion – ein Praxishandbuch. Klemm, Klaus: Gemeinsam lernen. Inklusion leben. Status Quo und Herausforde- Verantwortlich: Silke Niemann rungen inklusiver Bildung in Deutschland. Konzept und Projektleitung: Karin Jacek Klemm, Klaus; Preuss-Lausitz, Ulf: Auf dem Weg zur schulischen Inklusion in bildung@aktion-mensch.de Nordrhein-Westfalen. Empfehlungen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechts- konvention im Bereich der allgemeinen Schulen. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl › www.inklusionspaedagogik.de Informationsportal und Literatursammlung zum Pädagogik und Didaktik bei Menschen Thema Inklusionspädagogik. mit geistiger Behinderung, Prof. Dr. › www.inklunet.de Informationsplattform der Universität zu Köln zum Themen- Kerstin Ziemen, Universität zu Köln schwerpunkt inklusive Bildung. › www.vielfalt-in-bildung.de Internetseite zur Förderung des Ausbaus inklusiver Bildnachweis: Shutterstock (Seite 1); Bildung und Erziehung in Deutschland. Aktion Mensch (Seite 2); Christiane › www.unesco.de/inklusive_bildung.html Internetseite der Deutschen UNESCO- von Enzberg (Seite 4 und 7) Kommission mit Hintergrunddokumenten zur inklusiven Bildung in Deutschland, Europa und weltweit. Hinweise: › www.eine-schule-fuer-alle.info Internetseite des Kölner Elternvereins „mittendrin Wir erklären mit Blick auf die genannten e. V.“, der sich für inklusive Bildung einsetzt. Internet-Links, dass wir keinerlei Ein‑ fluss auf die Gestaltung und Inhalte der Seiten haben und uns deren Inhalte Angebote der Aktion Mensch nicht zu eigen machen. Bei Nennung mehrerer Personen (z. B. › www.aktion-mensch.de Internetseite mit Informationen zu F örderung, Aufklä- Schüler, Lehrer) wird im Text die männ- rungsarbeit und Lotterie der Aktion Mensch. liche Form benutzt. In diesen Fällen › www.aktion-mensch.de/bildungsservice Bildungsservice der Aktion Mensch mit sind auch immer Mädchen und Frauen einer umfangreichen Materialsammlung zum Themenfeld Inklusion. gemeint. › jam.aktion-mensch.de JAM! Junge Aktion Mensch – das digitale Jugendangebot für inklusive und soziale Themen. Mit Handbuch „Die JAM! Webshows. Impulse Stand: Oktober 2016 und Materialien für inklusiven Unterricht“ (erhältlich auf www.aktion-mensch.de/ bildungsservice) › www.aktion-mensch.de/familienratgeber Online-Wegweiser für Menschen mit Be- hinderung und ihre Angehörigen sowie die sie betreuenden und beratenden Stellen. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.aktion-mensch.de Über die Aktion Mensch Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Die Soziallotterie wurde 1964 als Aktion Sorgenkind gegründet und 2000 in Aktion Mensch umbenannt. Zu ihren Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiter- wohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Der Paritätische Gesamtver- band, Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Der Verein unterstützt mit seinen Erlösen jeden Monat bis zu 1.000 soziale Vorhaben der Behindertenhil- fe und -selbsthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Möglich machen dies rund vier Millionen Lotterieteilnehmer der Aktion-Mensch-Lotterie. www.aktion-mensch.de
Sie können auch lesen