Inklusion: Schule für alle gestalten - Inhalt Alle reden von Inklusion 02 Auf dem Weg zur inklusiven Schule 04 Erste Schritte in den inklusiven ...

 
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Inklusion:
Schule für alle
    gestalten
                                           Inhalt

                     Alle reden von Inklusion   02
         Auf dem Weg zur inklusiven Schule      04
  Erste Schritte in den inklusiven Unterricht   06
  Material- und Linksammlung, Impressum         08
Inklusion: Schule für alle gestalten - Inhalt Alle reden von Inklusion 02 Auf dem Weg zur inklusiven Schule 04 Erste Schritte in den inklusiven ...
Alle reden von
                                                                                Inklusion

                                                                      Mit Kampagnen und Aktionen trägt die Aktion Mensch das Thema Inklusion in
                                                                     die Öffentlichkeit: www.aktion-mensch.de/themen-informieren-und-diskutieren/
                                                                                                                   kampagnen-und-aktionen.html

                                                   Liebe Lehrerinnen,
                                                         liebe Lehrer,
                                                   die Aktion Mensch engagiert sich seit          Inklusionswissenschaftlerinnen zeigte
Günther Wollmer, Lehrer                            ihrer Gründung für die gleichberechtig-        uns, dass in vielen Schulen täglich
                                                   te Teilhabe von Menschen mit Behin-            inklusive Praktiken angewandt, diese
„Als ich das erste Mal von Inklusion               derungen in unserer Gesellschaft –             aber oft nicht dem Thema Inklusion
hörte, dachte ich: Bloß das nicht auch             durch die Förderung von sozialen               zugeordnet werden. Methodenvielfalt
noch! Dafür bin ich nicht ausgebildet.             Projekten und durch Aufklärungsarbeit,         sowie Kompetenz- und Entwicklungs-
Als ich mich dann dem Thema                        die dazu beiträgt, Barrieren und Vorbe-        orientierung sind für die meisten Leh-
näherte, ist mir bewusst geworden,                 halte abzubauen. Bildung spielt dabei          renden bereits Alltag. Darauf können
dass viele von uns Inklusion ja schon              eine zentrale Rolle.                           wir aufbauen.
praktizieren, ohne das allerdings so zu
nennen. Die I­nklusion, von der jetzt              Mit der Ratifizierung der UN-Behinderten­-     Inklusion ist ein Prozess. Ein allgemein-
die Rede ist, ­ist aber sicherlich noch            rechtskonvention hat sich Deutsch­land         gültiges Rezept dafür gibt es nicht. Alle
einmal eine besondere Herausforde-                 verpflichtet, ein inklusives Bildungssys-      Beteiligten – auch die Eltern – haben
rung. ­Warum sollte das vereint nicht              tem zu etablieren. Die politisch Verant-       die Chance mitzuarbeiten und sich ein-
zu bewältigen sein?“                               wortlichen sind aufgefordert, die in der       zubringen. Denn jeder Schritt zum
                                                   Konvention beschriebenen Bedingun-             Abbau von Hindernissen und Vorbehal-
                                                   gen im Schulsystem zu schaffen und             ten ist ein Schritt in Richtung „Schule
                                                   durch Schulgesetze zu gestalten.               für alle“.
                                                   Damit Vielfalt als Bereicherung erlebt
Link-Tipp                                          wird, sind fachlich gut ausgebildete           Wir freuen uns, diesen Weg mit Ihnen
Im Rahmen ihrer Förderung bietet die Aktion
                                                   Pädagoginnen und Pädagogen gefragt,            zu gehen und sind gespannt, von Ihren
Mensch verschiedene Fördermöglichkeiten an         die auf die besonderen Bedürfnisse             Erfahrungen zu hören.
– auch zum Schwerpunkt Inklusion. ­Informationen   von Schülerinnen und Schülern mit
unter:
                                                   verschiedenen Behinderungsformen
                                                   eingehen können – mehr Personal und
           www.aktion-mensch.de/foerderung         eine gut organisierte Aus- und Fortbil-
                                                   dung sind hier wichtig. Die Aktion
                                                   Mensch möchte den Inklusionsprozess
                                                   an Schulen begleiten und Ihnen mit
                                                   diesem Heft den Einstieg ­erleichtern.         Christina Marx
                                                   Ein Workshop mit Pädagogen und                 Aktion Mensch
 02
Inklusion: Schule für alle gestalten - Inhalt Alle reden von Inklusion 02 Auf dem Weg zur inklusiven Schule 04 Erste Schritte in den inklusiven ...
Schleswig-Holstein      63,4
                                       %
                                                                                                                     Noch nicht
                                                                                                                      die Regel
                                                          37,9        Mecklenburg-
                                                                      Vorpommern
                                                           %
                  Bremen          77,1
                                   %                           57,4          Berlin
                                                                                            Nur 34,1 Prozent der Kinder mit Förderbedarf lernen in
                                                                                            Deutschland an einer Regelschule: Während in einigen
      Niedersachsen        31,4
                                                                %
                            %
                                      59,6 Hamburg                     45,2
                                                                                            Bundesländern bereits mehr als die Hälfte aller Schüler mit
                                                                                            Förderbedarf eine Regelschule besucht, sind es beim
                                       % 30,4 Sachsen-                  %                   Schlusslicht Hessen nur 23,1 Prozent. Auch der europäische
                                                                                            Vergleich der European Agency for Development ­
                                                %     Anhalt
         Nordrhein-    33,4                                                                 in Special Needs Education ist er­nüch­ternd: Deutschland belegt
                        %                                             Brandenburg
          Westfalen                                                                         in Sachen Inklusion weiterhin einen der letzten Ränge.
                                                 33,3
                                     23,1         %            Sachsen
                                      %                                                     Berechnung auf der Grundlage von:
                                            Thüringen                 30,4                  KMK: Sonderpäd. Förderung in Schulen 2005 bis 2014,
                    29,1          Hessen                               %
                     %                                                                      Berlin 2016
Rheinland-Pfalz                                                                             European Agency for Development in Special Needs Education:
                                                                                            Special Needs Education Country Data 2012, Brüssel 2012
                                                               26,8
                                                                %
   Saarland
                  45,9                              Bayern                      Legende:
                   %
                                                                                           12,3      Bundesland
                                                                                                                                34,1           Deutschland
                                                                                                                                               Gesamt
                                                                                            %                                    %
                                                                                                     Anteil der Schüler mit
                                                                                                     Förderbedarf in Regel­                    2014/2015
                                   29,1                                                              schulen je Bundesland
        Baden-Württemberg           %

                       Was ist Inklusion?
        Der Begriff Inklusion (lat. includere = einbeziehen) wird in                        eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen: Hierzu zäh-
        Abgrenzung zum Begriff Integration benutzt. Während Integ-                          len unabhängige Lebensführung, Arbeit, Gesundheit und
        ration bedeutet, Menschen nachträglich einzugliedern, geht                          Mobilität sowie Zugang zu Information und Kommunikation,
        es bei Inklusion darum, die Gesellschaft von Anfang an so zu                        Justiz u
                                                                                                   ­ nd Bildung.
        gestalten, dass jeder Mensch gleichberechtigt an allen Pro-
        zessen teilhaben und sie mitgestalten kann – unabhängig

                                                                                                        Was bedeutet das
        von individuellen Fähigkeiten, ethnischer Zugehörigkeit und
        sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter. Inklusive pädagogi-

                                                                                                        für Unterricht und
        sche Ansätze betonen Vielfalt in Bildung und Erziehung als
        Bereicherung für alle, da soziale Kompetenzen und gegensei-

                                                                                                                  Schule?
        tiger Respekt gefördert werden und niemand mehr vom
        gemeinsamen Lernen und Leben ausgeschlossen wird.

                                                                                            In Artikel 24 der Konvention heißt es zum Bereich Bildung:

          Die UN-Behinderten­
                                                                                            „Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
                                                                                            mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Dis-

              rechtskonvention
                                                                                            kriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit
                                                                                            zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklu-
                                                                                            sives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges
        Am 13. Dezember 2006 verabschiedete die UN-Generalver-                              Lernen (…)“. Für Schulen und Pädagogen ist die UN-Konven-
        sammlung das Übereinkommen über die Rechte von Men-                                 tion eine Herausforderung, aber auch die Chance, gemein-
        schen mit Behinderungen. Seit dem 26. März 2009 gilt die                            sam mit allen Beteiligten ein Schulsystem zu etablieren, das
        UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland. Bis a   ­uf                          den Anforderungen an eine „Schule für alle“ gerecht wird.
        wenige Ausnahmen wurde sie von allen europäischen Län-
        dern unterzeichnet.
        Die Konvention verpflichtet die Vertragsstaaten, Menschen
        mit Behinderungen in allen Bereichen des täglichen Lebens

                                                                                                                                                               03
Inklusion: Schule für alle gestalten - Inhalt Alle reden von Inklusion 02 Auf dem Weg zur inklusiven Schule 04 Erste Schritte in den inklusiven ...
Auf dem Weg zur
                                                      inklusiven Schule
Astrid Schulze, Lehrerin für                 Der Inklusionsprozess setzt die Bereitschaft zur Veränderung voraus. Neben
Sonderpädagogik und M  ­ oderatorin          einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft ist es Aufgabe der Ver­antwortlichen
in der Lehrerfortbildung                     in Politik und Schulverwaltung, die Grundlagen für inklusive S
                                                                                                          ­ trukturen zu schaffen.

„Lehrer reagieren ­zurzeit sehr ­emo­tio­-
nal auf Inklusion. Einige haben Vor­­be­-
halte oder Berüh­r­ungs­ängste Menschen                Zu den konkreten Bedingungen für das
mit Behinderungen gegen­über.
Meistens aber ist es die Sorge, Schü-                Gelingen einer inklusiven Schule ge­hören:
lern mit B­ ehinderung pädagogisch
nicht ­g erecht zu werden, da sich die       ••Anpassung des Personalbedarfs durch          ration, Teamarbeit und zur Übernahme
Kolleginnen und Kollegen dafür nicht           die Beschäftigung zusätzlicher Lehr-         von gemeinsamer Verantwortung)
ausgebildet fühlen.                            kräfte und Schulassistenzen                ••Didaktische Rahmenbedingungen ba‑
In meinen Fortbildungen versuche ich,        ••Zusammenarbeit von Lehrern und Pä‑           sierend auf der Erkenntnis, dass Ent-
ihnen diese Sorge zu nehmen, indem             dagogen in multiprofessionellen Teams        wicklung und Lernen selbstbestimmte,
ich ihnen zeige, dass sie bereits jetzt        (Fachleute mit Erfahrungen im Um‑            konstruktive, soziale und e    ­ntwick‑
schon täglich im Unterricht mit einer          gang mit unterschiedlichen Behinde-          lungslogische Prozesse sind und jedes
großen Vielfalt von Stärken und                rungsformen arbeiten zusammen und            Kind auf Anerkennung, D  ­ ialog, Kom-
Schwächen, Problemen und Störungen             gehen auf besondere Bedürfnisse der          munikation und Kooperation angewie-
umgehen können.                                Schüler ein)                                 sen ist
Der wichtigste Schritt liegt darin, eine     ••Fachliche Fort- und Weiterbildungen        ••Angebot dialogischer, kooperativer,
Haltung zu entwickeln, die jedes Kind        ••Bauliche, technische und digitale Bar-       offener Lernformen und Differenzie-
in seiner Individualität wertschätzt und       rierefreiheit                                rungen (das heißt der Lehrer ist ein
Vielfalt als Bereicherung für erfolg­rei­    ••Flexible schulorganisatorische Rahmen‑       Lernbegleiter, der Kompetenzen indi-
ches Lernen aller Schülerinnen und             bedingungen (z. B. Blockunterricht, in­-     viduell fördert und bewertet)
Schüler erkennt.                               dividuelle Pausenzeiten, verlängerte
Und in Zukunft wächst eine Generati-           Einzelstunden)
on heran, für die der Umgang mit             ••Reflexion der Einstellungen und Hal-       Auszug aus den Ergebnissen des Panels
Behinderung ganz selbstverständlich            tungen der Lehrkräfte und aller an         „Be-Hinderung“ im Rahmen der Tagung „Inklusion
                                                                                          & Diversität als Herausforderung an Erziehung,
sein wird!“                                    Schule Beteiligter wie Schüler und         Schule und LehrerInnenbildung“, 11./12.10.2011,
                                               Eltern (zu gelingender sozialer Integ-     Universität Köln, www.cedis.uni-koeln.de

04
Index für Inklusion
Der „Index für Inklusion“ definiert drei miteinander verbundene Dimensionen, mit                          Ulla Kreutz, Schulleiterin an einer
denen sich Schulen und Pädagogen auseinandersetzen sollten, damit die Teil-                               Gesamtschule mit „Gemeinsamem
nahme und Teilhabe aller gelingen kann:                                                                   Unterricht“
1. Inklusive Kulturen schaffen: „Diese Dimension zielt darauf ab, eine sichere,
    ­akzeptierende, zusammen arbeitende und anregende Gemeinschaft zu schaf-                              „Ein persönliches Aufnahmegespräch
   fen (…).“                                                                                              führen wir mit allen Schülern und ihren
2. Inklusive Strukturen etablieren: „Diese Dimension soll absichern, dass Inklu-                         Eltern, wenn sie auf unsere Schule
      sion als Leitbild alle Strukturen einer Schule durchdringt.“                                        wechseln wollen. Bei dem 30-minüti-
3. Inklusive Praktiken (weiter-)entwickeln: „Unterricht entspricht der Vielfalt der                      gen Gespräch reden wir mit den
     ­SchülerInnen. Sie werden dazu angeregt, dass sie aktiv auf alle Aspekte ihrer                       Kindern offen darüber, dass an
      Bildung und Erziehung Einfluss nehmen (…).“                                                         unserer Schule Kinder mit und ohne
                                                                                                          Behinderung in einer Klasse gemein-
(Index für Inklusion, S.15f.)                                                                             sam unterrichtet werden. Dabei
                                                                                                          verzichten wir auf komplizierte
                                                                                                          Pädagogensprache, die niemand

                                         Packen wir es an!
                                                                                                          versteht. Wir wollen sicher sein, dass
                                                                                                          Eltern und Kind wissen, was ‚Gemein-
                                                                                                          samer Unterricht‘ bedeutet.“
Die folgenden Orientierungsfragen unterstützen Sie darin, inklusive Kulturen,
Strukturen und Praktiken in Ihrer Schule zu fördern. Sie stehen beispielhaft für
eine Sammlung von Fragen, Anregungen und Empfehlungen, die Sie im „Index für
Inklusion“ finden:
   I nklusive Kulturen schaffen: Sind Informationen über die Schule für alle
1. 
   zugänglich und verständlich, in verschiedenen Sprachen bzw. in einfacher
                                                                                                          Link-Tipp
   Sprache, in Braille, auf verschiedenen Medien (CD, Kassette), in Großdruck?                            Ein Beispiel für eine Förderung inklusiver Bildung
2. Inklusive Strukturen etablieren: Gibt es Möglichkeiten für alle Lehrer (ein-                          durch die Aktion Mensch ist die Sophie-Scholl-
                                                                                                          Schule in Gießen. Ihr Erfolg macht Mut. Schulen
    schließlich neuer Mitarbeiter), sich über ihre Fähigkeiten und Sachkenntnis in
                                                                                                          können über einen Förderverein oder freie,
    Bezug auf Inklusion a­ uszutauschen?                                                                  gemeinnützige Organisationen unterstützt w  ­ erden.
3. Inklusive Praktiken entwickeln: Wird der Unterricht so angepasst, dass Schü-                          Weitere Beispiele finden Sie unter: ­
    ler mit körperlichen oder Sinnesbeeinträchtigungen z. B. auch im Sportunter-
                                                                                                                     www.aktion-mensch.de/karte
    richt, in Hauswirtschaft oder Physik Wissen und Fertigkeiten erwerben können?

Literaturtipp                                                                                                               KARTE
Der „Index for Inclusion“ von Tony Booth und Mel Ainscow ist ein Grund­lagenwerk mit praxisorientierten
Hilfestellungen auf dem Weg zu einer inklusiven Schule. Er wurde von Prof. Andreas Hinz und Ines Boban
für den deutschsprachigen Raum überarbeitet.

                                                                                                                                                        05
Erste Schritte in
                     den inklusiven Unterricht

                                          Die folgenden Anregungen unterstützen Sie auf dem Weg in einen inklusiven
                                          Unterricht dabei, Ihre Arbeit regelmäßig zu reflektieren. Sie können sie unabhängig
                                          von Fach und Inhalt nutzen.

Manfred Wagner, Lehrer                                    Lehrkraft als Moderator
„Zeit ist wichtig für das Gelingen,
denn wir brauchen für unsere Klasse
                                                               und Lernbegleiter
mehr als ein Arbeitsblatt. Wir bieten     Im inklusiven Unterricht kommt dem Lehrer verstärkt die Rolle eines Moderators
verschiedene Herangehensweisen            und Lernbegleiters zu, der den Schülern Lernimpulse gibt und sie individuell unter-
und häufig kooperative Aufgaben und       stützt. ­Wie Sie diese Rolle ausfüllen, hängt entscheidend von Ihrem beruflichen
kooperative Lernformen für alle an.       Selbst­verständnis ab.
So haben wir für unsere Neuner z. B.      ••Abwechslungsreicher Unterricht lebt von einem Wechsel der Sozialformen.
bei der letzten Mathematikarbeit drei     ••Binnendifferenziertes Arbeiten innerhalb einer Lerngruppe und gemeinsame
verschiedene Tests vorbereitet: einen        Unterrichtseinheiten ergänzen sich.
Test mit Rechenaufgaben zur Addition      ••Gemeinsam mit einem Kollegen arbeiten Sie als Team und unterstützen so Ihre
und Subtraktion im Zahlenraum bis           ­Schüler.
100, einen Test zu den schriftlichen
Rechenverfahren im Zahlenraum bis

                                                 Kompetenz- und entwick-
1.000.000 und einen Test, in dem wir
lineare Funktionen abprüften.

Damit unsere Schüler sich nicht
ärgern, wenn sie schlechter abschnei-
                                               lungsorientierter Unterricht
den als ihre Mitschüler in den ‚einfa-    Im kompetenz- und entwicklungsorientierten Unterricht erarbeiten Ihre Schüler ein
cheren‘ Tests, machen wir von Anfang      Thema über verschiedene Kommunikationsformen, Sozialformen und Medien
an (schon ab Klasse 5) transparent,       sowie mit p ­ ersoneller Unterstützung. Dabei werden unterschiedliche Schwierig-
dass wir je nach individuellen Möglich-   keits-/Komplexitätsstufen und individuelle Lerngeschwindigkeiten berücksichtigt.
keiten des Einzelnen auch unter-          Die Beurteilung erfolgt im Idealfall über variable Bewertungs­formen. Darauf abge-
schiedliche Anforderungen stellen.        stimmte Schulgesetze sind hier notwendig.
Diese Arbeitsweise ist nur als Team zu    ••Machen Sie die Entwicklungspotenziale Ihrer Schüler ausfindig. Überlegen Sie
schaffen! Eine gute Teamarbeit kann         sich, welche Kompetenzen Ihre Schüler haben: Welcher Schüler arbeitet beson-
sehr entlastend sein. Doch auch             ders strukturiert? Welcher Schüler lernt eher auditiv, welcher eher visuell? Kom-
hierfür benötigt man zusätzliche Zeit       munizieren Sie diese Stärken offen, denn dann verstehen Ihre Schüler, warum
für gemeinsame Planungen und                manche Mitschüler häufiger mit spielerischen und andere eher mit textbezogenen
Absprachen.“                                Aufgaben arbeiten.
                                          ••Setzen Sie in Gruppenarbeit Schüler mit unterschiedlichen Kompetenzen zusam-
                                            men: So können Schüler, die Inhalte bereits verstanden haben, a­ndere unterstüt-
                                            zen und dadurch das eigene Verständnis des Gelernten vertiefen.
                                          ••Lehnen Sie Ihre Leistungsbewertung an die unterschiedlichen ­Kompetenzen und
                                            Entwicklungspotenziale Ihrer Schüler an und machen Sie diese ­transparent.

06
Inklusion als Teamarbeit
Inklusion gelingt nur im Team. Beim Austausch mit Kollegen und außerschulischen           Eva-Maria Thoms, Vorsitzende
Akteuren geht es nicht um Kontrolle, sondern um gegenseitige Unterstützung und            von ‚mittendrin e. V.‘ und Mutter
Anregung.                                                                                 einer Tochter mit Trisomie 21
••Fächerübergreifender Unterricht ist wünschenswert. Um den Austausch mit Kolle-
  gen zu fördern, können Sie wechselseitige Unterrichtsbesuche vereinbaren und            „Das Schöne an Inklusion ist: Man
  sich gegenseitig Feedback geben.                                                        merkt schnell, dass Kinder und
••Nutzen Sie die Chance, Ihre Unterrichtsplanung zu bereichern, indem Sie die             Jugendliche mit Behinderung in erster
  Erfahrungen von Kollegen berücksichtigen. So gestalten Sie einen ansprechen-            Linie Kinder bzw. Jugendliche sind,
  den und anspruchsvollen Unterricht.                                                     also ziemlich normal, und sich vor
••Gehen Sie neue Wege, indem Sie den Unterricht zum Beispiel an außerschuli-              allem wünschen, ganz normal dazuzu-
  sche Lernorte verlagern oder den Austausch mit Experten vertiefen.                      gehören. Wenn Lehrer eine solche
                                                                                          Selbstverständlichkeit signalisieren,
                                                                                          klappt es meist auch in der Klasse
                                                                                          ohne große Probleme. Da sind junge
                                   Von der Grundschule lernen.                            Leute viel unkomplizierter als Erwach-
                                                                                          sene – solange man sie lässt.
Vielen Grundschullehrern ist der Um‑          Schüler in Einzel-, Partner- oder Grup-
gang mit Heterogenität vertraut. Grund        penarbeit an ihren individuell vereinbar-   Erwachsene holen schnell aus eigener
genug, einen Blick in den Unterrichts‑        ten Lernzielen. Dabei überlegen sie         Befangenheit die Moralkeule aus dem
alltag der „Kleinen“ zu werfen.               selbst, was sie heute lernen wollen, und    Schrank und stiften damit wider Willen
                                              entscheiden, wie sie es lernen wollen.      Unfrieden. Verhaltensregeln gelten
„Bei uns hat jedes Kind sein eigenes          Ist eine Lerneinheit erfolgreich beendet    grundsätzlich für alle Schüler – soweit
Lernprogramm. Im ‚Haus für Deutsch‘           worden, gibt es eine Urkunde für das        sie in der Lage sind, sie zu befolgen.
oder an der ‚Mathemauer‘ hängen für           Lerntagebuch.                               Wenn nicht, muss darüber geredet
jedes Kind individuell und sichtbar die       Im Sachunterricht wird je nach individu-    werden. Und wenn K   ­ onflikte entste-
Lerninhalte und Kompetenzerwartungen,         eller Voraussetzung die Herangehens-        hen, dann sollte man aufmerksam die
die in der Grundschule gelernt werden,        weise zu einem Thema differenziert          Ursache suchen und offen beiden
aus. So erhalten die Kinder (und auch         angeboten. Ein Beispiel: Bei dem The-       Seiten zuhören. Kinder mit
die Eltern) einen Überblick darüber, was      ma ‚heimische Tiere‘ können die Schü-       ­B ehinderung brauchen zuweilen
sie noch lernen werden. In einer regel-       ler wählen, ob sie mit Bildmaterial,         Schutz. Aber sie brauchen vor allem
mäßigen und persönlichen Beratung             einem Fachtext/Sachbuch oder einem           das tägliche Miteinander, um ihren
schätzen Schüler mithilfe des Lehrers         Hörbeispiel das Thema bearbeiten. Am         Platz in der Gesellschaft zu finden.“
ein, was sie schon sicher können oder         Ende einer Lerneinheit (egal ob im
was wiederholt bzw. neu erarbeitet wer-       Sachunterricht, in den Fächern oder der
den sollte. Beim gemeinsamen Unter-           Freiarbeit) berichten sie von ihren
richtsbeginn wird ein Tagesplan erstellt,     Ergebnissen und überprüfen, was sie
der den Schülern die Orientierung             heute gelernt haben.“
erleichtert. In der Freiarbeit arbeiten die   Uschi Brockerhoff, Rektorin

                                                                                                                            07
Impressum                                  Material- und ­Linksammlung
Herausgeber:                               Booth, Tony; Ainscow, Mel: Index für Inklusion. Lernen und Teilhabe in der ­Schule
Aktion Mensch e. V.                        der Vielfalt entwickeln.
Heinemannstr. 36                           Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft (Hrsg.): Inklusion vor Ort. Der Kom-
53175 Bonn                                 munale Index für Inklusion – ein Praxishandbuch.
                                           Klemm, Klaus: Gemeinsam lernen. Inklusion leben. Status Quo und Herausforde-
Verantwortlich: Silke Niemann              rungen inklusiver Bildung in Deutschland.
Konzept und Projektleitung: Karin Jacek    Klemm, Klaus; Preuss-Lausitz, Ulf: Auf dem Weg zur schulischen Inklusion in
bildung@aktion-mensch.de                   Nordrhein-Westfalen. Empfehlungen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechts-
                                           konvention im Bereich der allgemeinen Schulen.
In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl                                          ›
                                           www.inklusionspaedagogik.de Informationsportal und Literatursammlung zum
Pädagogik und Didaktik bei Menschen        Thema Inklusionspädagogik.
mit geistiger Behinderung, Prof. Dr.                        ›
                                           www.inklunet.de Informationsplattform der Universität zu Köln zum Themen-
Kerstin Ziemen, Universität zu Köln        schwerpunkt inklusive Bildung.
                                                                         ›
                                           www.vielfalt-in-bildung.de Internetseite zur Förderung des Ausbaus inklusiver
Bildnachweis: Shutterstock (Seite 1);      Bildung und Erziehung in Deutschland.
Aktion Mensch (Seite 2); Christiane                                                ›
                                           www.unesco.de/inklusive_bildung.html Internetseite der Deutschen UNESCO-
von Enzberg (Seite 4 und 7)                Kommission mit Hintergrunddokumenten zur inklusiven Bildung in Deutschland,
                                           Europa und weltweit.
Hinweise:                                                                    ›
                                           www.eine-schule-fuer-alle.info Internetseite des Kölner Elternvereins „mittendrin
Wir erklären mit Blick auf die genannten   e. V.“, der sich für inklusive Bildung einsetzt.
Internet-Links, dass wir keinerlei Ein‑
fluss auf die Gestaltung und Inhalte der
Seiten haben und uns deren Inhalte         Angebote der Aktion Mensch
nicht zu eigen machen.
Bei Nennung mehrerer Personen (z. B.                                 ›
                                           www.aktion-mensch.de Internetseite mit Informationen zu F     ­örderung, Aufklä-
Schüler, Lehrer) wird im Text die männ­-   rungsarbeit und Lotterie der Aktion Mensch.
liche Form benutzt. In diesen Fällen                                               ›
                                           www.aktion-mensch.de/bildungsservice Bildungsservice der Aktion Mensch mit
sind auch immer Mädchen und Frauen         einer umfangreichen Materialsammlung zum Themenfeld Inklusion.
gemeint.                                                         ›
                                           jam.aktion-mensch.de JAM! Junge Aktion Mensch – das digitale Jugendangebot
                                           für inklusive und soziale Themen. Mit Handbuch „Die JAM! Webshows. Impulse­
Stand: Oktober 2016                        und Materialien für inklusiven Unterricht“ (erhältlich auf www.aktion-mensch.de/­
                                           bildungsservice)
                                                                                   ›
                                           www.aktion-mensch.de/familienratgeber Online-Wegweiser für Menschen mit Be-
                                           hinderung und ihre Angehörigen sowie die sie betreuenden und beratenden Stellen.

Mehr Informationen
erhalten Sie unter
www.aktion-mensch.de
                                           Über die Aktion Mensch
                                           Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in
                                           Deutschland. Die Soziallotterie wurde 1964 als Aktion Sorgenkind gegründet und
                                           2000 in Aktion Mensch umbenannt. Zu ihren Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiter-
                                           wohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Der Paritätische Gesamtver-
                                           band, Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Der Verein unterstützt
                                           mit seinen Erlösen jeden Monat bis zu 1.000 soziale Vorhaben der Behindertenhil-
                                           fe und -selbsthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Möglich machen dies rund­
                                           vier Millionen Lotterieteilnehmer der Aktion-Mensch-Lotterie.
                                           www.aktion-mensch.de
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