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Innendämmung im Baudenkmal Planungs- und Ausführungshinweise 02 Berichte zur Forschung und Praxis der Denkmalpflege in Deutschland
02 Innendämmung im Baudenkmal Planungs- und Ausführungshinweise Ein Arbeitsheft der Arbeitsgruppe Bautechnik der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland Bearbeitet von Dipl.-Ing. Ansgar Brockmann, Dr.-Ing. Roswitha Kaiser, Dipl.-Ing. Saskia Schöfer, Dipl.-Ing. (BA) Silke Vollmann M.A., M.BP., Dipl.-Ing. Frank Eßmann Band 2 der Schriftenreihe der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland
4 Inhalt 1 Einführung 5 2 Grundbegriffe des Wärme- und Feuchteschutzes 8 3 Nachweisverfahren 11 3.1 Mindestwärmeschutz nach DIN 4108 11 3.2 Gebäudeenergiegesetz (GEG) 14 3.3 Feuchteschutz 15 4 Dämmsysteme 18 5 Planung und Ausführung der Innendämmung 22 5.1 Denkmalpflegerisches Konzept 22 5.2 Besonderheiten bei verschiedenen Baukonstruktionen 24 5.3 Technische Aspekte 26 6 Checkliste 29 7 Zusammenfassung 34 8 Literatur 36 9 Impressum 39
Einführung 5 1 Einführung Denkmale prägen als Zeugnisse der regionalen Neubau sind Nutzung und Anspruch jedoch Bau- und Handwerkskunst maßgeblich das Bild an den Gegebenheiten des Baudenkmals zu unserer Städte, Dörfer und Kulturlandschaften. orientieren. Insbesondere die Fassaden tragen wesentlich Da jedes Denkmal einmalig ist, gibt es keine zum Anschauungs- und Denkmalwert eines allgemeingültigen Lösungen für denkmal- Baudenkmals bei, als Teil der Gebäudehülle verträgliche Maßnahmen zur energetischen stehen sie aber auch bei Maßnahmen zur Ertüchtigung. Eine denkmal- und material- energetischen Ertüchtigung im Fokus. Ist die gerechte Planung ist stets auf der Grundlage unveränderte Erhaltung der Fassaden aus einer detaillierten Bestandsuntersuchung zu denkmalpflegerischer Sicht geboten, sind Maß- entwickeln und berücksichtigt sowohl baukon- nahmen zur energetischen Optimierung wie struktive und bauphysikalische Eigenschaften beispielsweise eine Außenwärmedämmung in des Bestandes als auch nutzungsbedingte der Regel nicht möglich. Dabei sind Denkmal- und denkmalpflegerische Belange. Nicht die schutz und Klimaschutz gleichwertige Belange. maximale Energieeinsparung ist bei der ener- Für eine klimafreundliche Energiebilanz sind getischen Ertüchtigung eines Baudenkmals nicht nur Maßnahmen zum Wärmeschutz maßgeblich, sondern die langfristige Verträg- ausschlaggebend. In der Gesamtbetrachtung lichkeit mit der historischen Bausubstanz und sind ebenso die lange Nutzungsdauer, die der Erhalt des Denkmalwertes. Verwendung natürlicher, wiederverwertbarer Um das äußere Erscheinungsbild eines Baumaterialien sowie die Reparaturfähigkeit Baudenkmals unverändert zu erhalten, kann traditionell hergestellter Altbauten zu berück- eine Innendämmung der Außenwände als sichtigen. Daher ist es ökologisch sinnvoll, die Bestandteil des energetischen Gesamtkonzep- bestehende Bausubstanz von Denkmalen als tes in Frage kommen. Auf der Innenseite der wertvolle Ressource zu erhalten und weiterhin historischen Außenwandkonstruktion wird zu nutzen. eine Dämmschicht ergänzt, um die energe- Aufgrund steigender Komfortansprüche und tischen Eigenschaften der Außenwand zu technischer Standards können auch bei einem optimieren sowie die raumseitige Oberflächen- Baudenkmal Maßnahmen zur energetischen temperatur und die Behaglichkeit im Raum zu Ertüchtigung erforderlich und sinnvoll sein, erhöhen. Dabei ist in jedem Einzelfall zunächst um die Nutzung und damit die langfristige zu prüfen, ob historische Oberflächen oder er- Erhaltung sicherzustellen. Anders als beim haltenswerte Raumausstattungen (Wand- oder
Einführung 6 Deckenmalerei, Putz und Stuck, Wand- und Maßnahmen zur energetischen Ertüchti- Fensterverkleidungen, Parkettböden, Treppen gung eines Baudenkmals bedürfen gemäß etc.) der Ausführung einer Innendämmung den Denkmalschutzgesetzen der jeweiligen entgegenstehen. Bundesländer der denkmalrechtlichen Geneh- Aufgrund von bauphysikalischen Risiken migung durch die zuständige Denkmalbehörde. hinsichtlich des Feuchtetransportes wer- Baudenkmale und sonstige besonders erhal- den Innendämmungen häufig pauschal als tenswerte Bausubstanz sind von den Bestim- schadensanfällig und problematisch bewertet. mungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) Eine kapillaraktive Innendämmung stellt bei ausgenommen, soweit die Erfüllung der Anfor- qualifizierter Planung und Ausführung jedoch derungen die Substanz oder das Erscheinungs- eine in der Praxis bewährte Lösung dar, bei der bild beeinträchtigen oder andere Maßnahmen geeignete Dämm- und Baumaterialen die an- zu einem unverhältnismäßig hohen Aufwand fallende Feuchtigkeit unmittelbar aufnehmen, führen (§ 105 GEG). transportieren und wieder abgeben können. Das vorliegende Arbeitsheft soll als fach- Zur Bemessung der Dämmschicht sind neben liche Hilfestellung dienen, bauphysikalische der Bestandssituation und der Materialität des Grundbegriffe und Nachweisverfahren erklären Innendämmsystems auch Wärmebrücken zu sowie im Folgenden die grundsätzliche Vorge- betrachten. hensweise bei der denkmalgerechten Planung Bei der Planung ist die frühzeitige Abstim- und Ausführung einer Innendämmung im mung mit den Denkmalbehörden geboten. Baudenkmal aufzeigen. 1. Um die Fachwerksichtigkeit und das regionaltypische 2. Eine Außenwärmedämmung würde den Verlust Straßenbild zu erhalten, ist eine Außenwärmedämmung dieser detailreichen und denkmalwerten Ziegelfassade nicht möglich. bedeuten.
Einführung 7 3. Auch bei Putzfassaden schließt sich häufig eine 4. Wesentlich für den Anschauungs- und Denkmalwert Außenwärmedämmung aus, um authentische Oberflä- des Baudenkmals ist die ortstypische Natursteinfassade. chen zu erhalten.
Grundbegriffe des Wärme- und Feuchteschutzes 8 2 Grundbegriffe des Wärme- und Feuchteschutzes Die Auswahl geeigneter Dämmmaterialien und sichtigt neben den λ-Werten und Materialstär- -systeme für die Innendämmung von Baudenk- ken seiner Baustoffe auch den inneren sowie malen hängt im Wesentlichen von deren wär- äußeren Wärmeübergangswiderstand von der me- und feuchtetechnischen Eigenschaften ab. Umgebung zum Bauteil. Der Wärmedurch- gangskoeffizient U ist ein Anforderungswert Wärmetransport des Gebäudeenergiegesetzes. Wärme zielt auf einen Temperaturausgleich zwischen wärmeren und kälteren Bereichen Wärmedurchlasswiderstand R hin. Das kann durch Wärmeleitung zwischen Der Wärmedurchlasswiderstand R einer Bau- Materialien geschehen, die miteinander in teilschicht ermittelt sich aus dem Quotienten Berührung stehen. Auch durch Mitnahme in der Schichtdicke und der Wärmeleitfähigkeit einem bewegten Medium wie z. B. Luft (Wär- (R=d/λ). Der Wärmedurchlasswiderstand des mekonvektion) kann Wärme zur kälteren Seite gesamten Bauteils berechnet sich aus der strömen. Eine dritte Möglichkeit ist die Wär- Summe der Widerstände der einzelnen Bau- mestrahlung, die durch elektromagnetische teilschichten. Der Wärmedurchlasswiderstand Wellen verursacht wird. R des Bauteils ist ein Anforderungswert des Mindestwärmeschutzes nach DIN 4108-2. Wärmeleitfähigkeit λ Die Wärmeleitfähigkeit λ (Lambda) eines Mate- Diffusion und Wasserdampf-Diffusionswi- rials mit der Einheit W/(mK) ist ein Kennwert derstandszahl µ für den Wärmetransport durch Wärmeleitung. Den dampfförmigen Durchgang von Feuchte Je weniger dicht die Struktur des Dämmstoffes durch ein Bauteil nennt man Diffusion. Alle ist, desto schlechter ist seine Wärmeleitung. Baustoffe weisen gegenüber der Dampfdiffu- Das bedeutet: Je kleiner der Wert der Wärme- sion einen jeweils spezifischen Widerstand leitfähigkeit λ ist, desto besser ist die Dämm- auf. Diese materialspezifische Widerstandsfä- wirkung des Materials. higkeit gegenüber dem Dampftransport wird durch den dimensionslosen Faktor µ (My) Wärmedurchgangskoeffizient U gekennzeichnet. Der Wärmedurchgangskoeffizient U in W/ (m2K) beschreibt die wärmeleitende Eigen- schaft eines Bauteils. Seine Berechnung berück-
Grundbegriffe des Wärme- und Feuchteschutzes 9 5. In einer Bohlenstube dienten Decken- und Wandbekleidungen aus Holz der Wärmedämmung und Behaglichkeit im Raum. 6. Durch den dicken, raumseitigen Lehmputz wurde der Dämmwert der Ziegelwand optimiert.
Grundbegriffe des Wärme- und Feuchteschutzes 10 Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luft- Beim dampfförmigen Durchgang von schichtdicke sd Feuchte durch ein Bauteil (Diffusion) kann Das Produkt aus der Wasserdampf-Diffusions- an den Bauteilschichtgrenzen Kondensat widerstandszahl µ und der Schichtdicke d eines ausfallen, wenn dort der vorhandene Baustoffes wird als wasserdampfdiffusionsäqui- Wasserdampfdruck mit abnehmender valente Luftschichtdicke sd bezeichnet. Dieser Temperatur die Sättigungsgrenze überschreitet. Wert kennzeichnet den diffusionstechnischen Widerstand des Baustoffes im Vergleich mit Konvektion einer gleichermaßen wirksamen Luftschicht- Man bezeichnet die Übertragung von Wärme dicke in Metern. Jede Bauteilschicht setzt dem durch Wärmemitführung in bewegten Medien Dampfdurchgang einen spezifischen Wider- (Gase, Luft, Flüssigkeiten) als Wärmekonvekti- stand als sd-Wert entgegen. on. Bestehen innerhalb eines Bauteils Luft- spalte, so kommt es zu interner Luftströmung Wasseraufnahmekoeffizient Ww (Rotationsströmung), die Wärmeverluste im Kapillaraktive Baustoffe nehmen je nach der Bauwerk verursacht. Diese Wärmeverluste be- Struktur ihrer Poren und Kapillaren flüssiges tragen ein Vielfaches der Verluste aus Wärme- Wasser auf. Diese Materialeigenschaft wird durchgang. durch den Wasseraufnahmekoeffizienten Ww Beim Durchfluss der warmen Luft in einem in kg/(m2 h) bezeichnet. Dieser Wert wird kälteren Bauteilquerschnitt kühlt sich der in durch einen Laborversuch ermittelt, bei dem ihr enthaltene Wasserdampf ab und kann zu das Material für eine festgelegte Zeit in Wasser Kondensatbildung führen. Im Gegensatz zum getaucht und sein Massenzuwachs gewogen großflächig verteilten Prozess der Diffusion wird. tritt das durch die Dampfmengen verursachte Neben der kapillaren Wasseraufnahme sind Kondensat durch Konvektion lokal konzent- weitere Vorgänge des Feuchtetransportes und riert in der Umgebung der undichten Stelle der des Trocknungspotentials (Kondensat, Konvek- Konstruktion auf. tion etc.) der Baumaterialien zu berücksichti- gen, die für die Planung und Ausführung eines Innendämmsystems erhebliche Bedeutung haben. 8. Durch Konvektion verursachte Kondensatbildung führte zu Schimmelbildung in der Dämmschicht. 7. Laborversuch zur kapillaren Wasseraufnahmefähigkeit von Baustoffen Kondensat Luft kann bei einer bestimmten Temperatur nur eine begrenzte Menge Wasserdampf aufnehmen. Das Maximum der Aufnahme wird als Sättigung bezeichnet. Kühlt feuchtegeladene Luft ab, so erhöht sich deren relative Luftfeuchte. Wird hierbei die Sättigungsgrenze (100 %) überschritten, fällt die darüber hinaus enthaltene Dampfmenge in flüssiger Form als Kondensat (Tauwasser) aus.
Nachweisverfahren 11 3 Nachweisverfahren Für die Gesundheit und die Behaglichkeit der Kühlung vermindern. Daher kann ein wirksa- Bewohner sowie die Schadensfreiheit der Kon- mer Sonnenschutz vor Fenstern sinnvoll sein. struktion sind Anforderungen an den hygieni- Darüber hinaus ist ein hoher Anteil wärme- schen Wärmeschutz (Mindestwärmeschutz), an speichernder, massiver Bauteile in Verbindung den energetischen Wärmeschutz und an den mit einer effizienten Nachtlüftung anzustre- Feuchteschutz zu beachten. Die Erfüllung der ben. Wärmespeichernde Wirkung haben nur genannten Anforderungen kann mit folgenden Bauteile, die mit der Raumluft in Verbindung Nachweisverfahren ermittelt werden. stehen, also raumseitig vor Wärmedämm- schichten angeordnet sind. 3.1 Mindestwärmeschutz nach DIN 4108 Der Nachweis zur Einhaltung der Anforde- rungen an den sommerlichen Wärmeschutz Die DIN 4108-2:2013-02 beschreibt als einge- erfolgt nach DIN 4108-2:201302 über ein führte technische Baubestimmung in den vereinfachtes Verfahren mit standardisierten Landesbauordnungen die Mindestanforderun- Randparametern oder über eine thermische gen an den Wärmeschutz. Dabei wird zwischen Gebäudesimulation. winterlichem und sommerlichem Wärme- schutz unterschieden. Das Ziel des winterlichen Wärmeschutzes ist im Wesentlichen die Verhinderung von Schäden an der Bausubstanz sowie der Beein- trächtigung der Gesundheit der Bewohner, z. B. durch Schimmelpilzvorkommen. Generell sind eine gleichmäßige Beheizung und ausrei- chende Belüftung der Räume sicherzustellen. Außerdem wird eine weitgehend ungehinderte Luftzirkulation an den raumseitigen Außen- wandoberflächen vorausgesetzt. Die Mindestanforderungen an den sommer- lichen Wärmeschutz sollen die Behaglichkeit in Aufenthaltsräumen sicherstellen, eine Über- hitzung vermeiden und den Energieeinsatz für
Nachweisverfahren 12 9. Um den baulichen Mindestwärmeschutz zu erreichen, kann im Einzelfall eine zusätzliche Innendämmung an Wärmebrücken erforderlich sein. Anforderungen an die Außenwand als flächiges Bauteil Durch die Formulierung von Mindestwerten für die Dämmeigenschaft von Außenbauteilen soll sichergestellt werden, dass es aufgrund ausreichend hoher raumseitiger Oberflächen- temperaturen zu keiner Schimmelpilzbildung bzw. zu keinem Tauwasserausfall kommt. Der Nachweis zur Erfüllung des Mindest- wärmeschutzes für flächige Bauteile ist über die Ermittlung der Wärmedurchlasswiderstän- de R der einzelnen Bauteile zu führen. T1: Mindestwert für den Wärmedurchlasswiderstand R von Außen- wänden beheizter Räume nach DIN 41082:2013-02 Wände beheizter Räume Wärmedurchlasswiderstand z. B. gegen Außenluft, Erdreich des Bauteils R in m²K/W oder nicht beheizte Räume Schwere Wände 1,2 (m` ≥ 100 kg/m²) Leichte Wände 3,1 (m` < 100 kg/m²) Thermisch inhomogene nicht- transparente Wände z. B. Skelett-, 1,75 (Gefach) Rahmen- oder Holzständerbau- 1,0 (im Mittel) weisen
Nachweisverfahren 13 Anforderungen im Bereich von „Die Baukonstruktion muss dem Mindest- Wärmebrücken wärmeschutz entsprechen, der zum Zeitpunkt Der Mindestwärmeschutz im Bereich von Wär- der Errichtung des Bauwerks gültig war. Wer- mebrücken wie z. B. an einem Fenstersturz, an den Teile der thermischen Hülle so geändert, einbindenden Bauteilen oder in Gebäudeecken dass dies einen maßgeblichen Einfluss auf den ist dann erfüllt, wenn bei einem Normklima, Wärmeschutz hat, so gelten für diese Bauteile d. h. mit einer Raumlufttemperatur von 20 °C im Allgemeinen die Anforderungen zum Zeit- und einer relativen Raumluftfeuchte von 50 % punkt der Änderung.“ sowie einer Außenlufttemperatur von 5 °C, Ist im Einzelfall der bauliche Mindestwär- die raumseitige Oberflächentemperatur nicht meschutz nicht zu erreichen, ist zu prüfen, unter 12,6 °C sinkt. inwieweit das Schutzziel gegebenenfalls durch Im DIN-Fachbericht 4108-8: „Vermeidung technische Anlagen kompensiert werden kann. von Schimmelpilzwachstum in Wohngebäu- den“ ist unter Kapitel 8 " Begutachtung bei bestehenden Gebäuden“ folgender Hinweis zu finden: 10. Wärmebrückenberechnung eines Fensteranschlusses mit Innendämmung, Temperaturverlauf und Materialbild 11. Wärmebrücken am Fenster: Sturz, Laibung und reduzierte Wandstärke im Brüstungsbereich
Nachweisverfahren 14 13. Konstruktiver Schlagregenschutz durch geschossweise angebrachte Vordächer in 12. Regionaltypischer Schlagregenschutz durch Baden Schieferbehang im Harz 3.2 Gebäudeenergiegesetz (GEG) Als Nachweis zur Erfüllung des GEG können für ein gesamtes Gebäude der Jahres-Primär- Das GEG ist zum 01.11.2020 in Kraft getreten. energiebedarf sowie der auf die wärmeübertra- Mit dem GEG und der damit verordneten gende Umfassungsfläche bezogene Transmis- Einsparung von Energie im Gebäudebetrieb sionswärmeverlust (Wohngebäude) ermittelt und der verstärkten Nutzung erneuerbarer werden. Bei Nichtwohngebäuden werden die Energiequellen durch u. a. technische Ge- Höchstwerte der mittleren Wärmedurchgangs- bäudeausrüstung sollen die klimapolitischen koeffizienten ermittelt. Das dafür verwendete Ziele der Bundesregierung wie beispielsweise Verfahren wird als „Bilanzierung“ oder „Bilanz- ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050 verfahren“ bezeichnet. Die Anforderungen des vorangebracht werden. Das GEG führt die GEG gelten bei Bestandsgebäuden als erfüllt, Bestimmungen der Energieeinsparverordnung wenn die errechneten Werte maximal 40 % (EnEV 2013), des Erneuerbare-Energien-Wär- über den Werten des vom GEG definierten Refe- megesetzes (EEWärmeG 2011) und des Ener- renzgebäudes liegen. gieeinsparungsgesetzes (EnEG 2013) novelliert Ein weiteres Nachweisverfahren ist das so- zusammen. genannte „Bauteilverfahren“. Die Anforderun- Anforderungen des GEG sind u. a. einzuhal- gen des GEG gelten dabei als erfüllt, wenn bei ten, sobald Änderungen an der Gebäudehülle Bauteilen die im GEG genannten Höchstwerte (vom beheizten Bereich zum Außenbereich der Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) oder zu unbeheizten Bereichen) vorgenommen nicht überschritten oder die genannten Dämm- werden. Davon ausgenommen sind Änderun- stärken und/oder Wärmeleitgruppen eingehal- gen an Bauteilen unterhalb der Bagatellgrenze, ten werden. wie in § 46(1) erwähnt. Laut § 105 kann von den Seit der letzten Novellierung der EnEV im Anforderungen des GEG abgewichen wer- Jahr 2013 wurden keine energetischen Anfor- den, soweit bei Baudenkmalen oder sonstiger derungen an innengedämmte Bauteile mehr besonders erhaltenswerter Bausubstanz die formuliert. Gemäß GEG ist die Wahl der Dämm- Erfüllung der Anforderungen die Substanz oder schichtdicke sowie des Innendämmsystems das Erscheinungsbild beeinträchtigen oder frei zu planen, solange durch den Einbau keine andere Maßnahmen zu einem unverhältnis- bauphysikalisch bedingten Schäden entstehen. mäßig hohen Aufwand führen. Das GEG gilt nicht für Gebäude, die dem Gottesdienst oder anderen religiösen Zwecken gewidmet sind.
Nachweisverfahren 15 3.3 Feuchteschutz • Diffusionsnachweis mit Hilfe des Glaser-Verfahrens (Periodenbilanzver- Klimabedingter Feuchteschutz nach fahren) nach DIN 4108 Teil 3 DIN 4108 Das sogenannte Glaser-Verfahren dient der Berechnung von Diffusionsvorgän- Die DIN 4108-3:2018-10 beschreibt die gen in einem Bauteil. Zwischen beheiz- Anforderungen und Berechnungsverfahren in ten Innenräumen von Gebäuden und der Bezug auf den klimabedingten Feuchteschutz Außenluft liegt im Winter ein Dampf- und enthält Hinweise zur Planung und druckgefälle vor. Dadurch kann sich in Ausführung. Ziel der Anforderungen ist dampfdurchlässigen Bauteilkonstrukti- es, Schimmelpilzbildung, Korrosion oder onen eine Erhöhung der Feuchte bis hin unzulässige Minderung des Wärmeschutzes zu zur Bildung von Tauwasser ergeben. Mit- verhindern. hilfe des Glaser-Verfahrens kann unter stationären winterlichen Bedingungen Schlagregenschutz die Tauwassermenge ermittelt werden, Ziel der Anforderungen an den Schlagregen- die zur Sicherstellung der Schadensfrei- schutz ist die Begrenzung der kapillaren Was- heit in der Norm festgelegte Grenzwerte seraufnahme, aber auch die Sicherstellung der nicht überschreiten darf. Die Anforde- Verdunstungsmöglichkeiten für ggf. eindrin- rungen sind erfüllt, wenn zudem das im gendes Regenwasser. Bauteil anfallende Tauwasser während Bei der Planung von Maßnahmen zur der Verdunstungsperiode wieder an die Gewährleistung eines ausreichenden Schlag- Umgebung abgegeben werden kann. regenschutzes sind die Intensität der Schlag- Das Glaser-Verfahren ist ein verein- regenbeanspruchung, die Fassadenausrich- fachtes, theoretisches Rechenmodell. tung, die örtliche Lage und die Gebäudeart zu Es berücksichtigt lediglich Vorgänge berücksichtigen. der Wärmeleitung und Dampfdiffusion unter konstanten klimatischen Rand- Schutz gegen Tauwasserbildung im bedingungen. Keine Beachtung finden Bauteilinneren Wärme- und Feuchtespeicherung sowie der Flüssig- und Kapillartransport. • Nachweisfreie Konstruktionen nach Außerdem werden vorhandene Schlag- DIN 4108 Teil 3 regenbelastungen und veränderliche Ist der geforderte Schlagregenschutz Klimarandbedingungen nicht berück- gewährleistet, dürfen Innendämmungen sichtigt. Daher kann ein Feuchteschutz- mit einem sehr geringen Wärmedurch- nachweis mit dem Glaser-Verfahren bei lasswiderstand (R ≤ 0,5 m²K/W) ohne Anwendung von kapillaraktiven Innen- weiteren Nachweis zur Tauwasserbil- dämmungen sowie bei schlagregenemp- dung im Bauteilinneren eingebaut wer- findlichen Außenwandkonstruktionen den. Eine Innendämmung zum Beispiel z. B. aus Sichtfachwerk nicht erbracht der Wärmeleitfähigkeitsgruppe WLG 040 werden. darf höchstens mit einer Dämmstoffdi- cke von 2 cm aufgebracht werden. Bei einem etwas höheren Wärmedurch- lasswiderstand (0,5 < R ≤ 1,0 m²K/W) der Innendämmung können die Anfor- derungen ohne zusätzlichen Nachweis auch durch die Anbringung entspre- chend kondensatbegrenzender bzw. -ver- hindernder Schichten (Dampfbremsen und Dampfsperren, sd ≥ 0,5 m) auf der Raumseite erfüllt werden. Eine Innen- dämmung der Wärmeleitfähigkeitsgrup- pe WLG 040 darf höchstens mit einer Dämmstoffdicke von 4 cm aufgebracht werden. 14. Berechnung von Diffusionsvorgängen nach dem Glaser-Verfahren
Nachweisverfahren 16 Klimabedingter Feuchteschutz nach DIN EN ISO 13788 Die DIN EN ISO 13788 beinhaltet ein Bilanzver- fahren, das vergleichbar dem Glaser-Verfahren das Wasserdampfdiffusionsverhalten berech- net. Im Gegensatz zum Glaser-Verfahren, das nur eine Tauwasser- und Verdunstungsperiode berücksichtigt, erfolgt hier eine monatliche Betrachtung. In der DIN 4108 Teil 3 wird bis zur nationalen Festlegung von Außenklima-Rand- bedingungen für dieses Monatsbilanzverfahren auf alternative Berechnungsverfahren (z. B. hygrothermische Bauteilsimulation) verwiesen. 15. Der hohe Fugenanteil der Ziegelfassade bedingt einen erhöhten Feuchteeintrag bei Nachweisfreie Konstruktionen für Schlagregen. Fachwerk nach WTA-Merkblatt 8-1 Gegenüber den Angaben in DIN 4108 Teile 2 und 3 werden im WTA-Merkblatt 8-1:09.2014/D für Fachwerk-Außenwände abweichende Anfor- derungswerte formuliert, die in der speziellen baulichen Konstruktion begründet liegen. So ist als Mindestwärmeschutz ein verringerter Wärmedurchlasswiderstand R der Wand von 1,0 m²K/W (abweichend 1,2 m²K/W nach DIN) zulässig. Weiterhin ist bei der Planung von Innen- dämmungen eine strengere Begrenzung des Wärmedurchlasswiderstandes dieser Innen- dämmung ohne besonderen Nachweis auf R ≤ 0,8 m²K/W (abweichend 1,0 m²K/W nach DIN) zu beachten. Auch hier gilt die zusätzliche Forderung einer Begrenzung der wasserdamp- 16. Das WTA-Merkblatt 8-1 formuliert abweichende Anforderungswerte für Außenwände aus Fachwerk. fäquivalenten Luftschichtdicke innen durch dampfbremsende Schichten: 0,5 m ≤ sd ≤ 2,0 m. Weitere Berechnungsverfahren zum klimabedingten Feuchteschutz Klimabedingter Feuchtschutz nach WTA- Merkblatt 6-4 Bei diesem grafischen Verfahren werden in Abhängigkeit zur geplanten Innendämmung Anforderungen an den sd-Wert der raumseiti- gen Bauteilschichten gestellt. Das Wirkprinzip kapillaraktiver/diffusionsoffener Innendämm- systeme findet bei diesem vereinfachten Nach- weisverfahren kaum Anwendung. Wenn mit diesem vereinfachten Verfahren der Nachweis nicht möglich ist, empfiehlt sich die Bemes- sung zur Berücksichtigung der kapillaren Eigenschaften von Innendämmsystemen mit einer hygrothermischen Bauteilsimulation.
Nachweisverfahren 17 Stationäre hygrothermische Berechnung Die stationäre hygrothermische Berechnung baut auf das Glaser-Verfahren auf. Allerdings werden hierbei nicht nur die Vorgänge der Wär- meleitung und Dampfdiffusion berücksichtigt, sondern auch eindimensionale Feuchtetrans- portvorgänge (kapillare Leitung). Die Betrach- tungen finden unter konstantem Innen- sowie Außenklima statt (stationär). Schlagregenereig- nisse können nicht in die Berechnung einflie- ßen. Stationäre hygrothermische Berechnungen können beispielsweise durch Verwendung der Software „COND“ durchgeführt werden. Diese Software wurde vom Institut für Bauklimatik der TU Dresden entwickelt. Instationäre hygrothermische Bauteilsimulation Mit der Neuerscheinung der DIN 4108 Teil 3 im 17. Die Eignung einer kapillaraktiven Innendämmung Jahr 2018 wird die Nachweisführung hinsicht- kann durch die hygrothermische Bauteilsimulation lich des klimabedingten Feuchteschutzes durch geprüft werden. hygrothermische Simulation im normativen Anhang D benannt. Instationäre hygrothermische Bauteilsimu- lationen ermöglichen die realitätsnahe Unter- suchung des gekoppelten Wärme- und Feuchte- verhaltens (Transport und Speicherung) unter Berücksichtigung der Baustoffeigenschaften. Es ist zudem möglich, ein reales Außen- und In- nenklima (instationär) einschließlich Schlag- regenbelastungen und Nutzerverhalten als Randbedingung anzusetzen. Daher eignen sich instationäre hygrother- mische Bauteilsimulationen für Nachweise des klimabedingten Feuchteschutzes insbesondere, wenn die Ausführung einer kapillaraktiven Innendämmung geplant ist oder Außenwände besonders schlagregenbelastet sind. Der Feuchteschutznachweis mittels einer hygrothermischen Bauteilsimulation gilt als erfüllt, wenn im Jahresverlauf und langfristig keine Feuchtezustände innerhalb der Konst- ruktion auftreten, die deren Funktion beein- 18. Im Bauablauf sind die erforderlichen Trocknungszeiten trächtigen oder sie schädigen können. der eingebrachten Innendämmung zu berücksichtigen. Instationäre hygrothermische Bauteilsimu- lationen können beispielsweise durch Ver- wendung der Software „Delphin“ oder „WUFI“ durchgeführt werden. Die Software „Delphin“ wurde vom Institut für Bauklimatik der TU Dres- den entwickelt, die Software „WUFI“ vom Fraun- hofer Institut für Bauphysik in Holzkirchen.
Dämmsysteme 18 4 Dämmsysteme 19. Gemauerte Vorsatzschale mit Leichtlehmsteinen 20. Plastisches Dämmsystem mit Wärmedämmlehm Innendämmsysteme unterscheiden sich entweder nach dem bauphysikalischen System oder der Art der Ausführung. Maßgebend für die bauphysikalische Beurteilung einer Wand sind die Diffusionsfähigkeit und das kapillare Wasseraufnahmevermögen der Materialien. Bei der Unterscheidung des bauphysikalischen Systems wird betrachtet, inwieweit es zu einer Kondensatbildung kommen kann und Feuchtemengen wieder abtrocknen können. Bei der Art der Ausführung wird nach der Einbautechnik unterschieden.
Dämmsysteme 19 Einteilung nach dem bauphysikalischen System • kondensattolerierende Systeme (Calci- umsilikatplatten, Mineraldämmplatten, Wärmedämmputz etc.) • kondensatbegrenzende Systeme (feuch- teadaptive Dampfbremsen, OSB-Platten etc.) • kondensatverhindernde Systeme (Schaumglas, Dampfsperre etc.) Einteilung nach Art der Ausführung: • Plastische Systeme: Wärmedämmputze, Wärmedämmlehme, Zelluloseputz • Gemauerte Vorsatzschalen: wärmedäm- mende Leichtziegel, Leichtbetonsteine, 21. kondensattolerierende Innendämmsysteme Leichtlehmsteine, Porenbeton • Ständerwerksysteme: Mineralwolle mit Metall-/Holzständer, Holzrahmen- konstruktion mit Einblasdämmung und • Systeme mit Dämmplatten: Calcium- silikat, Mineralschaum, Perlite, Bläh- glas, Wärmedämmlehm, Holzfaser, EPS-Verbund, Mineralwolle-Verbund, Schaumglas, Vakuumisolationspaneele, Schilfrohr-Matten, Polyurethan 22. kondensatbegrenzende Innendämmsysteme 23. kondensatverhindernde Innendämmsysteme
Dämmsysteme 20 Eine Auswahl verschiedener raumseitiger Wärmedämm-Materialien für die Anwendung im Baudenkmal ist in der nachfolgenden Tabel- le dargestellt: T2: Raumseitige Wärmedämm-Materialien für die Anwendung im Baudenkmal Wärmeleitfähig- Diffusions- Wasser-auf- Innendämm-System keit λ widerstand nahme w Brandverhalten in W/(mK) μ in kg/(m²√h) Calciumsilikatplatte 0,060 – 0,090 2–7 45 – 75 A1 Holzweichfaserplatte 0,038 – 0,050 2 – 10 0,5 – 5 B2 Mineraldämmplatte 0,040 – 0,045 3–6 0,5 – 1 (14) A1 Perlite-Dämmplatte 0,045 – 0,055 4-6 100 – 120 A1 Wärmedämmputz 0,07 – 0,12 5 - 20 0,5 - 10 A1 - B1 (B2) organisch, anorganisch Leichtlehm 0,15 – 0,22 3-20 3-6 A2 - B2 Lehmstein 0,17 – 0,30 5-10 1 - 12 A2 - B2 Schilfrohr 0,05 – 0,07 1-10 0,1 – 0,5 B2 Darüber hinaus sind weitere Innendämm- Systeme am Markt verfügbar. Zu nennen sind zum Beispiel spezielle Verbundsysteme, Syste- me mit feuchteadaptiver Dampfbremse oder neuartige Systeme mit Aerogelen (als Platte oder als Wärmedämmputz). Im Einzelfall kön- nen auch diese Systeme sinnvoll sein, wobei der jeweilige Einsatz v. a. hinsichtlich bauphysikali- scher Funktionsfähigkeit, Dauerhaftigkeit oder einer geforderten Materialkontinuität sorgfäl- tig zu überprüfen und zu dokumentieren ist. Das bei einer Innendämmung zu bevor- zugende System ist nach den Anforderungen von Denkmalschutz, Nutzung, Außenklima, Bauteilkonstruktion etc. auszuwählen. Bei vielen Anwendungen haben sich in der denk- malpflegerischen Praxis solche Konstruktionen bewährt, die diffusionsoffen und kapillaraktiv sind (kondensattolerierende Systeme). Bei besonderen Einbausituationen wie z. B. der raumseitigen Wärmedämmung einer Beton- wand kann auch ein kondensatverhinderndes System sinnvoll sein.
Dämmsysteme 21 24. - 27. kapillaraktive Innendämmung mit Mineraldämmplatten, Wärmedämmlehm, Holzweichfaserplatten und Leichtlehmsteinen
Planung und Ausführung der Innendämmung 22 5 Planung und Ausführung der Innendämmung Bei der Planung einer Innendämmung im Bau- fassungswänden des Baudenkmals historische denkmal müssen neben denkmalpflegerischen Wandoberflächen, Farbfassungen oder wand- Belangen auch verschiedene bauphysikalische feste Ausstattungen existieren, die aus denk- Aspekte berücksichtigt werden, je nach Objekt malpflegerischen Gründen in situ zu erhalten insbesondere aufsteigende Feuchte, Salzbelas- sind. Neben sichtbar vorhandener Ausstattung tung, Frostbeständigkeit, Undichtigkeiten und können sich weitergehend unterhalb von Vor- Schlagregenbelastung. Nur unter Beachtung satzschalen, Aufdoppelungen, Verkleidungen dieser Punkte kann im Zusammenspiel mit oder Anstrichen erhaltenswerte Bestandteile denkmalpflegerischen sowie ökologischen und des Baudenkmals befinden, beispielsweise his- ökonomischen Aspekten eine Gesamtkonzep- torische Ausmalungen, Fußbodenbeläge oder tion sinnvoll erarbeitet werden. Dieses Konzept Stuckdecken. Einer Innendämmung stehen muss in der Ausführung fachgerecht und sorg- möglicherweise auch nachteilige Verände- fältig umgesetzt werden, um die gewünschte rungen der Raumproportionen und Bauteil- Wirkung und Schadensfreiheit zu erreichen. anschlüsse entgegen. Zur Klärung, welche Veränderungen unter Berücksichtigung des 5.1 Denkmalpflegerisches Konzept Denkmalwerts möglich sind, ist die frühzeitige Einbindung der zuständigen Denkmalbehörden Der Denkmalwert eines Gebäudes beschränkt geboten. Je nach Umfang, Wertigkeit, Erhal- sich in aller Regel nicht nur auf seine äußere tungszustand und Einbausituation ist dann ab- Erscheinung. Historische Raumstrukturen, zuwägen und im denkmalrechtlichen Verfah- Konstruktionen, Raumausstattungen und ren zu entscheiden, ob bzw. in welcher Weise Oberflächen können ebenso wesentliche eine Innendämmung ausgeführt werden kann. Bestandteile des Baudenkmals sein. Bei der Stehen überwiegende denkmalpflegerische konzeptionellen Planung und grundsätzli- Belange der Ausführung einer Innendämmung chen Entscheidung für eine Innendämmung entgegen, kann ggf. durch andere Maßnahmen müssen zunächst die denkmalpflegerischen zur energetischen Optimierung dennoch ein Belange geprüft werden. Der denkmalrechtli- gutes Gesamtergebnis erreicht werden. So kön- che Status und die Zeugniswerte des Gebäu- nen energetische Nachteile der ungedämmten des sind vorab zu ermitteln. Im Rahmen der Außenwand durch eine optimierte Dämmung Bestandsanalyse und Voruntersuchung ist im anderer Bauteile oder eine effiziente technische Einzelfall zu klären, ob bei den äußeren Um- Gebäudeausstattung kompensiert werden.
Planung und Ausführung der Innendämmung 23 28. - 29 Innenräume mit hochwertiger Ausstattung und empfindlichen Oberflächen, in denen eine Innendämmung aus denkmalpflegerischer Sicht nicht möglich ist. 30. - 31. Im Treppenhaus des ehemaligen Bahnhofgebäudes war eine Innendämmung nicht möglich, gedämmt wurden daher raumseitig die Innen- wände zum Treppenraum.
Planung und Ausführung der Innendämmung 24 Im Einzelfall kann auch geprüft werden, einen sichtigenden Aspekte finden sich in der WTA- einzelnen Bereich, in dem eine Innendäm- Merkblatt-Reihe „Fachwerkinstandsetzung mung der Außenwand nicht möglich ist, aus nach WTA“ (Merkblätter 8-1 bis 8-12). der wärmedämmenden Gebäudehülle auszu- nehmen. Betonwände Dem denkmalpflegerischen Grundsatz der Betonwände zeichnen sich durch eine hohe Materialgerechtigkeit und -kontinuität folgend Wärmeleitfähigkeit, ein geringes kapillares sind z. B. in Fachwerkgebäuden Holz- und Wasseraufnahmevermögen und einen hohen Lehmbaustoffe zu bevorzugen, während für Diffusionswiderstand aus. Eine zusätzliche einen Massivbau in der Regel mineralische Pro- Wärmedämmung von Betonwänden ist aus dukte wie Calciumsilikatplatten oder Dämm- Gründen der Behaglichkeit und des hygieni- putze eher geeignet sind. schen Wärmeschutzes (Vermeidung der Schim- Ebenso ist das denkmalpflegerische Prinzip melpilzgefahr) häufig erforderlich. der Reversibilität zu berücksichtigen. Letzte- Aufgrund der speziellen Eigenschaften des res ist besonders wichtig, wenn raumseitige Betons ist somit ein ansonsten häufig geeig- Bauteiloberflächen schützenswert sind und netes kapillaraktives und diffusionsoffenes eine spätere Wiederfreilegung möglich sein Innendämmsystem nicht in jedem Fall zu soll. Für einen schadensfreien Rückbau eignen empfehlen, da die Feuchteanreicherung im sich am besten Trockenbausysteme, die jedoch Bauteil hier höher ist. Gerade wenn ungünstige aufgrund der Hohlraumkonstruktion aus bau- Randbedingungen vorliegen, z. B. eine Hydro- physikalischen Gründen zumeist kritisch zu phobierung, kann auch der Einsatz von diffu- beurteilen sind. sionsdichten Systemen wie eine Schaumglas- Innendämmsysteme, die vermörtelt werden, dämmung sinnvoll sein. Eine bauphysikalische sind in der Regel wieder abnehmbar, aber die Betrachtung ist bei Betonwänden unbedingt Mörtel/Kleberschicht lässt sich nach aktuellem erforderlich. Stand der Technik nicht immer rückstandsfrei entfernen. Gegebenenfalls ist die Verwendung Zweischalige Mauerwerkskonstruktionen von Trennschichten, die den Schutz denkmal- Eine Besonderheit sind zweischalige Wand- werter Bauteiloberflächen gewährleisten sollen, konstruktionen mit Luftschicht. Die äußere in Erwägung zu ziehen. In den letzten Jahren Mauerwerksschale stellt dabei einen zusätzli- haben sich einige Forschungsvorhaben mit chen Witterungsschutz dar. Die Hohlschicht dem Thema „Reversible Innendämmungen“ be- kann im Einzelfall als Dämmebene durch nach- schäftigt (Kilian, Ralf; Krus, Martin; et al. 2017). trägliches Verfüllen bzw. Ausblasen mit einem Eine Bewertung der Langzeitbewährung für die Dämmstoff genutzt werden. Dabei sind bauphy- untersuchten Systeme steht noch aus. sikalische Aspekte zu beachten. Maßgebend ist dabei das Erfordernis, dass durch die Vormauer- 5.2 Besonderheiten bei verschiedenen schale eingedrungenes Wasser wieder nach au- Baukonstruktionen ßen abtrocknen kann. Die äußere Mauerwerks- schale muss frostbeständig sein, da diese Schale Fachwerkwände nach Einbau der Wärmedämmung durch den Fachwerkwände werden häufig von innen verminderten Wärmeeintrag im verstärkt gedämmt, um die äußere Fachwerksichtigkeit durchfeuchteten und frostbelasteten Bereich zu erhalten. Die feuchtetechnische Belastung liegt. Weiterhin sind die Größe und der Zustand ist jedoch bei einem Sichtfachwerk erhöht, da des vorhandenen Hohlraumes zu betrachten, ein erheblicher Feuchtezutritt über die Fuge da dieser nicht selten durch Mörtelbatzen, Gefach/Holz erfolgt. Diese Belastung sowie Ankersteine oder Mauerwerksanker verkleinert die Materialheterogenität, die unterschiedli- ist. Auch sind konstruktive Wärmebrücken wie ches thermisches und hygrisches Verhalten beispielsweise einbindende Geschossdecken innerhalb der Wand bedeutet, erfordern eine oder Fensteranschlüsse zu beachten. In Kom- differenzierte Betrachtung dieser Außenwand. bination mit einer Innendämmung lassen sich Als wichtigste Grundsätze der Fachwerkin- solche Wärmebrücken meist vermindern. standsetzung und -dämmung gelten somit u. a. die Begrenzung der Witterungsbelastung bei Sichtfachwerk und die optimale Abtrock- nung von eingedrungener Feuchte infolge Schlagregen und Wasserdampfdiffusion nach außen und innen. Daraus ergeben sich weitere Anforderungen wie beispielsweise der Verzicht auf raumseitige Dampfsperren. Die zu berück-
Planung und Ausführung der Innendämmung 25 32. Fachwerkfassade, erhebliche Feuchtebelastung über die Fugen Gefach/Holz 33. Fassade aus Stahlbetonfertigteilen 34. Zweischaliges Mauerwerk mit Hohlschicht
Planung und Ausführung der Innendämmung 26 5.3 Technische Aspekte Schlagregenbelastung Bei Einbau eines Innendämmsystems sind stets auch die Schlagregenbelastung und der Schlagregenschutz der jeweils betroffenen Wand zu beachten. Durch den Einbau einer Innendämmung wird das feuchtetechnische System der Wand verändert, sodass eingedrun- gene Feuchten nur noch erschwert abtrocknen können. Daher ist es im Vorfeld jeder Maßnah- me erforderlich, die Schlagregenbelastung und den jeweiligen Schlagregenschutz aller Fassa- den zu beurteilen. Neben einer ersten Einstu- fung der regionalen/lokalen Schlagregenbelas- 35. Örtliche Schlagregenuntersuchung mit der Franke-Platte tung ist auch die örtliche Lage (frei angeströmt, geschützt) entscheidend. Des Weiteren ist der örtliche Schutz über z. B. Dachüberstände oder Bekleidungen zu beachten. Im WTA-Merkblatt 8-1 „Fachwerkinstandsetzung nach WTA I: Bau- physikalische Anforderungen an Fachwerkge- bäude“ finden sich zusätzlich zu den Angaben in DIN 4108 Teil 3 Hinweise zur detaillierteren Einordnung. In jedem Fall ist zumindest eine visuelle Beurteilung der Fassade erforderlich. Unter Umständen sind örtliche Untersuchun- gen zur Wasseraufnahmefähigkeit empfeh- lenswert (z. B. Karsten´sches Prüfröhrchen oder Franke-Platte). In Abhängigkeit aller Erkenntnisse aus der Bestandsuntersuchung und der Festlegung eines Dämmstandards kann es erforderlich 36. Nicht frostbeständiges Mauerwerk, Schadensbild nach erfolgter sein, vor der Innendämm-Maßnahme zunächst Hohlraumdämmung die Fassade soweit instand zu setzen, dass der Schlagregenschutz wiedergegeben ist (Neuver- fugung, Verputz etc.). Besonders kritisch sind Fassaden, die Risse und konstruktionsbedingte Fugen aufweisen wie z. B. Sichtfachwerkwände Hohlräume oder Ziegelfassaden mit Brennrissen. Eine Hy- Innen vor die Außenwand gestellte Ständer- drophobierung sollte dabei nur mit besonderer werksysteme sind in der Regel kritisch zu beur- Vorsicht in Erwägung gezogen werden, weil das teilen, da Hohlräume in Innendämmsystemen Risiko besteht, dass in die Konstruktion einge- eine besondere Gefahr der Kondensatbildung drungene Feuchten nur vermindert abtrocknen infolge von Konvektion darstellen. Erforderliche können. Die Hinzuziehung von erfahrenen dichte Anschlussfugen an angrenzende Bautei- Fachplanern ist erforderlich. le oder Durchdringungen wie z. B. bei Steck- dosen, Schaltern oder anderen Leitungsdurch- Einbaufeuchten führungen lassen sich fachgerecht zumeist nur Einbaufeuchten, die bereits eine erhebliche mit erhöhtem Aufwand erstellen. Generell ist Feuchtebelastung darstellen, sind ein wichtiger ein hohlraumfreier Einbau des Innendämm- Aspekt zur Beurteilung eines Innendämmsys- systems zu bevorzugen, um den kapillaren tems. Eine Abtrocknung des Systems bzw. von Feuchtetransport zu ermöglichen. Bei platten- einzelnen Schichten ist vor den weiteren Arbei- artigen Dämmsystemen muss zunächst ein ten im Allgemeinen erforderlich, um Pilz- und ebener Untergrund der Bestandswand vorhan- Fäulnisschädigungen zu vermeiden. Insbeson- den sein bzw. hergestellt werden (Ausgleichs- dere bei feucht einzubringenden Putz-, Mörtel- putz o. ä.). Gerade bei Fachwerkwänden mit oder Lehmsystemen (plastische Dämmsysteme unebenen Untergründen sind daher plastisch oder Ausgleichsputze) sind die notwendigen einzubringende Materialien (Dämmputze, Trocknungszeiten zu berücksichtigen. Leichtlehme etc.) vorteilhaft.
Planung und Ausführung der Innendämmung 27 38. Schimmelbildung in der Dämmschicht 37. Innendämmung mit Ständerwerksystem in Leichtbauweise Wärmebrücken und Durchdringungen Wärmebrücken und Durchdringungen sind bei Innendämmungen detailliert zu betrachten, um insbesondere die Gefahr der Schimmelpilz- bildung an der raumseitigen Bauteiloberfläche beurteilen zu können. Als besonders relevante Punkte gelten dabei Anschlüsse von Fenstern (Leibung, Sturz, Brüstung) oder Innenwänden, Geschossdecken (Stahlträger, Stahlbetonplatte, Holzbalken) sowie Installationsdurchdringun- gen. Im Regelfall werden Wärmebrücken mithil- fe von Software nachgewiesen, die ausschließ- lich wärmetechnische Prozesse betrachtet. Bei komplexen Wärmebrückensituationen sollte auch eine hygrothermische Bauteilsimulation 39. Die Wärmebrücke an der ungedämmten für die Beurteilung der Schadensfreiheit ver- Fensterlaibung verursacht Kondensat und Schimmelbildung wendet werden. Ist im Einzelfall der bauliche Mindest- wärmeschutz im Bereich von Wärmebrücken nicht zu erreichen, ist zu prüfen, inwieweit das Schutzziel gegebenenfalls anderweitig sicher- gestellt werden kann, z. B. durch eine Temperie- rung der raumseitigen Oberflächen oder durch den Einsatz feuchtegesteuerter Lüftungsanla- gen zur Begrenzung der Raumluftfeuchte. 40. Innendämmung der Fensterlaibung mit Schilfrohr
Planung und Ausführung der Innendämmung 28 Sommerlicher Wärmeschutz Der sommerliche Wärmeschutz wird durch verschiedene Aspekte beeinflusst. Insbeson- dere sind die Art, Größe und Ausrichtung der Verglasung und ein eventuell vorhandener Sonnenschutz maßgebend. Die sommerlichen Raumtemperaturen werden auch durch eine hohe Wärmespeicherfähigkeit der umgeben- den Bauteile positiv beeinflusst. Eine Innen- dämmung bewirkt jedoch eine Entkopplung des Raumklimas von der Speichermasse der Außenwand, weshalb bei einem Raum mit ei- nem höheren Anteil innengedämmter Flächen dieser Einfluss durch leicht erhöhte Raumtem- peraturen spürbar sein kann. Innendämmma- terialien mit wärme- und feuchtespeichernden Eigenschaften wie z. B. Lehm- oder Holzweich- faserprodukte haben einen positiven Einfluss 41. Eine Wandheizung kann eine sinnvolle Ergänzung einer Innendämmung darstellen. auf das Raumklima und die Behaglichkeit. Wandheizung In Zusammenhang mit einer Innendäm- mung empfiehlt sich bei einigen Systemen die Kombination mit einer Wandheizung. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Wand- heizung nicht zur Abtrocknung eines durch- feuchteten Systems eingesetzt werden darf. Ein Ausfall oder ein Ausschalten der Wandheizung würde dann zu einem Bauteilversagen führen. Die Wandheizung kann vielmehr eine sinnvol- le Ergänzung eines in sich funktionsfähigen Systems darstellen. Zu beachten ist hier beson- ders die Wahl des Oberputzes. Damit eine gute Wärmeübertragung nach innen ermöglicht wird, sollte der Putz nicht zu dick und nicht dämmend sein. Gleichzeitig muss der Putz eine erhöhte Wärmespeicherfähigkeit und eine ge- ringe Wärmedehnung aufweisen sowie auf den 42. Bei einer Wandheizung muss der Putz eine gute Wärmespeicherfähigkeit und geringe Untergrund abgestimmt sein. Häufig haben Wärmedehnung aufweisen. sich dafür Kalk- und Lehmputze bewährt, wo- bei der jeweils geeignete Aufbau projektbezogen zu prüfen ist.
Checkliste 29 6 Checkliste Erfassung des Bestandes und Zustandes Anmerkungen Denkmalwert Ausstattung Oberflächenbeschaffenheit Schäden (z. B. Feuchte- und Salzbelastung) Wandaufbau Materialkennwerte Lage und Orientierung der Wand (Himmelsrichtung, Exponiertheit) Schlagregenbeanspruchung Sommerlicher Wärmeschutz Nutzung
Checkliste 30 Denkmalpflegerisches Konzept Anmerkungen Definition der denkmalpflegerischen Ziele Materialkontinuität Berücksichtigung der Raumproportionen Reversibilität Erhalt und ggf. Wiedereinbau denkmalwerter Wandbekleidungen und Fußleisten Anschlüsse an Öffnungen Anschlüsse an Decken Eingriffe in erhaltenswerte Deckenkonstruktionen Abwägung denkmalpflegerischer Belange Individuelle Lösungen in Abhängigkeit von unterschiedlichen Bestandssituationen
Checkliste 31 Auswahl eines geeigneten Systems Anmerkungen Vermeidung von Hohlraumkonstruktionen Reversibilität insbesondere bei zu schützenden Oberflächen Verhinderung von zusätzlichem Feuchteeintrag bei unzureichender Trocknungsdauer Material und Aufbaustärke Kapillarer Feuchtetransport und Diffusionsverhalten Berücksichtigung der technischen Gebäudeausrüstung (z. B. Heizung und Lüftung) Berücksichtigung der geplanten Nutzung Wärmespeicherfähigkeit Sommerlicher Wärmeschutz Aufheizverhalten Konstruktive und technische Sonderlösungen Bauphysikalische Berechnung des Wandquerschnitts Hygrothermische Bauteilsimulation Anmerkungen insbesondere zu empfehlen bei: erhöhten Dämmschichtdicken erhöhter Schlagregenbelastung extremen klimatische Randbedingungen nutzungsbedingter Feuchtebelastung
Checkliste 32 Prüfung von Details, z. B. Anmerkungen Fensteranschlüsse, Laibungen Balkenköpfe Decken- und Bodenanschlüsse bei Teildämmung: Anschluss an nicht gedämmte Bereiche vorhandene Wärmebrücken wie Gebäudeecken und Durchdringungen, auch bei Installationsdurchführungen Ausführung Anmerkungen Vorbereitung der Wandoberflächen (z. B. Entfernung von ungeeigneten Putzen, Ausgleichsputz bei hohlraum- freien Systemen) Vermeidung systemfremder Materialien (z. B. diffusionseinschränkende Anstriche auf kapillaraktiven Dämmsystemen) luftdichter Abschluss von Installationen (z. B. Steckdosen, Schalter) Fachgerechter Einbau Kontinuierliche Bauleitung Monitoring bzw. Qualitätssicherung nach Abschluss der Baumaßnahmen
Checkliste 33 44. Ausführung einer kapillaraktiven Innendämmung mit Wärmedämmlehm, Vorbereitung der Wand und Unterkonstruktion 43. Die Fachwerksichtigkeit konnte durch die Ausführung einer Innendämmung erhalten bleiben, Schlagregenschutz am Westgiebel durch Schieferbehang. 46. Schilfrohr als Putzträger 45. Der Wärmedämmlehm wird schichtweise eingebracht und verdichtet, die Trocknungszeiten des Wärmedämmlehms sind im Bauablauf zu berücksichtigen. 47. Ein Lehmputz mit Anstrich bildet den Abschluss der kapillaraktiven und diffusionsoffenen Innendämmung, die Heizungsrohre wurden auf Putz verlegt.
Zusammenfassung 34 7 Zusammenfassung Eine energetische Sanierung ist häufig mit unterschiedlichen denkmalpflegerischen An- Dämmmaßnahmen an den Außenwänden forderungen zum Einsatz kommen können, ist verbunden. Mit einer Außendämmung geht vielfältig. Hier sind eine sorgfältige Abwägung aber immer eine Veränderung und oft eine und maßgeschneiderte Lösungen notwendig, Beeinträchtigung des äußeren Erscheinungs- um eine wirksame und dennoch denkmalver- bildes einher, weshalb diese bei Baudenkmalen trägliche Innendämmung zu ermöglichen. in vielen Fällen ausgeschlossen und alternativ Letztendlich dürfen Dämmmaßnahmen eine Dämmung nur von innen möglich ist. im Baudenkmal nicht isoliert beurteilt wer- Eine Innendämmung ist mit aktuell zur den, sondern müssen immer Teil einer ganz- Verfügung stehenden Materialien und Be- heitlichen Gebäudebetrachtung sein. Diese rechnungsmethoden gut planbar und hat bei komplexen Aufgabenstellungen werden in bautechnisch korrekter und denkmalgerechter der Regel von Experten wie z. B. besonders Umsetzung eine Reihe von Vorzügen. Im Win- geschulten Energieberatern für Baudenkma- ter werden die Räume schneller aufgeheizt, und le wahrgenommen. Qualifizierte Fachplaner die innere Oberflächentemperatur der Wände sind unverzichtbar, um ein denkmalpflege- wird erhöht. Dieses führt zu einer Verringerung risch geeignetes Dämmsystem zu bestimmen. des Schimmelpilzrisikos und einer allgemei- Fachfirmen gewährleisten die fachgerechte nen Verbesserung der Behaglichkeit. Eine und denkmalverträgliche Ausführung. Wenn schrittweise, raumbezogene Sanierung ist ohne eine Innendämmung auf der Grundlage eines Außengerüstbau möglich. denkmalpflegerischen und bauphysikalischen Die energetische Verbesserung muss sich Gesamtkonzeptes eingebaut wird, lassen sich jedoch in jedem Fall danach richten, in welcher Baudenkmale sowohl an zeitgemäße Nutzungs- Art und Stärke eine Dämmung ohne Schädi- bedingungen anpassen als auch langfristig gung der Bausubstanz eingebaut werden kann. substanzschonend erhalten. Voraussetzung hierfür ist stets die detaillierte Erfassung des Bestandes, denn jedes Gebäu- de und insbesondere Baudenkmale bedürfen aufgrund ihrer Bausubstanz, ihres Erschei- nungsbildes und ihrer Lage einer individuel- len Betrachtung. Das Angebot an möglichen Dämmsystemen und -materialien, die für die
Zusammenfassung 35 48. Das Fachwerkhaus wurde mit Holzfaserplatten innen gedämmt, um das äußere Erscheinungsbild zu erhalten. 49. Für eine hohlraumfreie Ausführung ist eine ebene 50. Nach Montage der Holzfaserplatten wird der ab- Wand erforderlich und ggfs. durch Ausgleichsputz schließende Lehmputz aufgetragen. herzustellen.
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