Innovation EXTRA - Ihr Boden - Ihr größtes Kapital - Sonderheft - DSV-Saaten
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Thema Deutsche Saatveredelung AG Pflanzenzüchtung Innovation für Ihr Wachstum aus Leidenschaft! Die Deutsche Saatveredelung AG (DSV) zählt mit 340 Mitarbeitern und rund 96 Mio. Euro Jahresumsatz zu Forschung den führenden Pflanzenzuchtunternehmen Deutsch- lands. Dabei blickt das Unternehmen auf eine mehr Züchtung als 80-jährige Firmengeschichte zurück. 800 Aktio- näre, in der Hauptsache Landwirte und Mitarbeiter, Produktion halten heute das Stammkapital der DSV. Beratung und Vertrieb Zum Unternehmen zählen neben der Zentrale in Lippstadt ver- schiedene Saatzuchtstationen, eine Versuchsstation, zahlrei- che Prüfstellen sowie ein flächendeckendes, regional verteiltes Zweigstellen- und Beratungsnetz mit eigenen Aufbereitungsan- lagen, Saatgutlager und Vertriebseinrichtungen. Die DSV unter- hält im In- und Ausland wesentliche Beteiligungen an namhaften Unternehmen der Saatgutbranche. Mit DSV Polska, DSV France, DSV United Kingdom und DSV Ukraina wurden eigenständige Tochterunternehmen im Ausland gegründet. Zwischenfrüchte für Betrieb und Umwelt Züchtung, Produktion, Beratung und Vertrieb von Saatgut sind das Ziel des Unternehmens. Der Schwerpunkt liegt auf den Kulturen Gräser, Klee, Raps, Getreide, Mais (Vertrieb) und Zwischenfrüchte. „Alles aus einer Hand“ ist dabei eine Maxime. Auch heute um- fassen DSV Züchtungsprogramme ne- ben Getreide, Raps und Futtergräsern zahlreiche Zwischenfruchtarten. Neue DSV Forschungen richten sich ganz spe- ziell auf die besonderen Eigenschaften von „Mischungen“. Sie schaffen durch ihre Artenvielfalt zahlreiche Vorteile für den Bo- den und die Umwelt. Lange wurde die Zusammensetzung der un- terschiedlichsten Arten getestet. Daraus wurde für die verschie- denen Anforderungen ein Portfolio entwickelt. „TerraLife“, der Name ist Konzept und Verpflichtung zugleich, die Bodenfrucht- barkeit zu erhalten und zu fördern. Raps • Mais • Getreide Gräser • Zwischenfrüchte www.dsv-saaten.de
Inhalt Grünlanderneuerung rechnet Einführung in den Kosmos sich!! Boden 4 4 Johannes Peter Angenendt Vorstand der DSV Die Wasganze Fruchtfolge ist Humus? nutzen 6 7 DSV-Körnermais – da dresche ich Ertrag! 9 Ihrem Boden zu Liebe Regenwürmer, Maisuntersaat wahre sichert die Grundwasserqualität Weltmeister im Tunnelbau 10 10 Der Boden ist das wichtigste Produktionsmittel im Pflanzen- Saatmaisvermehrung in Deutschland 12 bau und das größte Kapital des Ackerbauers. Daher gilt es, den Boden nachhaltig zu bestellen, um somit die Bodenfrucht- Die Wurzel barkeit langfristig zu erhalten bzw. zu verbessern. Dies ist ein Aufbau und Funktion 14 schwieriges Unterfangen angesichts der aktuellen betriebs- Wie bildet sich das Öl in der Pflanze? 16 wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die zu immer engeren Die Wurzel, Teil 1 bis Teil 6 12 und einseitigeren Fruchtfolgen und damit zur Gefährdung der BaYMV-2 regional stark verbreitet 18 Bodenfruchtbarkeit führen. „Kyrill“ – Ein Sturm Hohe monetäre veränderte Einbußen durch Nährstoffverluste Die Förderung der Bodenfruchtbarkeit durch den Anbau von das Gesicht im Boden des Sauerlandes! 20 24 Zwischenfrüchten hat in der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) eine große Tradition. Bereits 1928 wurde mit der Ein- führung des Landsberger Gemenges der Startschuss für eine erfolgreiche Züchtung und Saatgutproduktion bei Zwischen- früchten gegeben. Um das Verständnis für die Bodenfruchtbarkeit zu fördern, ha- TerraLife – Der Name ist Konzept 26 ben wir in unserer Kundenzeitschrift INNOVATION, dem Maga- zin für die Landwirtschaft, immer wieder Beiträge zu diesem Was bringt der Anbau von Zwischenfrüchten? 30 Themenkomplex veröffentlicht. Das große Interesse unserer Leser an der Artikelserie „Ihr Boden – Ihr größtes Kapital“ hat selbst unsere höchsten Erwartungen noch weit übertroffen. Mit dieser Extra-Ausgabe der INNOVATION, die der Bodenfruchtbarkeit gewidmet ist, entsprechen wir ei- nem von zahlreichen Lesern geäußerten Wunsch. Calcium – mehr als nur ein pH-Wert-Regulator 32 Wir werden Ihnen auch künftig interessante Themen rund um Tun Sie etwas für Ihre Humusbilanz 34 den Boden und das Bodenleben anbieten. Wir wünschen Ihnen eine interessante und informative Lektüre, die Ihnen viele Anregungen bei der Erhaltung bzw. Verbesse- Impressum rung der Fruchtbarkeit Ihres Bodens gibt. Herausgeber: Deutsche Saatveredelung AG und Verlag Th. Mann Redaktion: Ludger Alpmann, Johannes-Peter Angenendt, Inken Steppentrup, Angelika Hemmers, Martin Koch, Rieke Nack, Carmen Rustemeyer, Frank Trockels, Oliver Wellie-Stephan, Deutsche Saatveredelung AG, Weissenburger Straße 5, 59557 Lippstadt, Fon 0 29 41.2 96-0, Fax 0 29 41.2 96-1 00, info@dsv-saaten.de, www.dsv-saaten.de Konzeption: Plantamedium GmbH, Everswinkeler Straße 7, 48231 Warendorf, Fon 0 25 81.9 27 90-0, www.plantamedium.de Johannes-Peter Angenendt · Vorstand der DSV Gestaltung und Realisierung: AgroConcept GmbH, Clemens-August-Str. 12–14, 53115 Bonn, Fon 02 28.96 94 26-0 schrift sse, die Zeit Urheberrecht: Die in »Innovation« veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt, S ie In te re Haben zu lesen? Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung. Beiträge mit Verfasser- n o v a ti o n ” regelmäßig namen geben nicht unbedingt die Meinung der Deutsche Saatveredelung und der Redaktion „In r Sie sich unte wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotografien u.a. Materialien wird keine Haftung g is tr ie re n übernommen. Jährlich Euro 10,- inkl. Versandkosten und MwSt. Einzelpreis Euro 3,- netto Dann re aten.de www.dsv-sa Innovation Sonderheft Boden · 3
Einführung in den Kosmos Boden Prof. Dr. Thomas Weyer, FH-Südwestfalen, Soest Was ist Boden? von Raum, Zeit und menschlichen Aktivitäten re und Pflanzen. Darum muss darauf geachtet Der Boden als oberste und belebte Schicht der weiter zu entwickeln. Deshalb gibt es beispiels- werden, dass ihre natürliche Fruchtbarkeit und Erdrinde besteht aus mineralischen Bestand- weise keine Böden auf unserem Erdtrabanten, ihre ökologischen Funktionen erhalten bleiben. teilen, insbesondere Gesteinsbruchstücken und dem Mond. Neben der Funktion als Nutzungsgrundlage Mineralen sowie aus den organischen Be- In der Europäischen Bodencharta ist zu lesen, haben Böden aber auch wichtige Funktionen standteilen der Bodenorganismen und der „Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der im Naturhaushalt als Filter und Puffer in Stoff- Pflanzenwurzeln. Er ist von Vegetationsrück- Menschheit. Er ermöglicht es, Pflanzen, Tieren kreisläufen sowie als Wasser- und Kohlenstoff- ständen bedeckt mit Humus ausgestattet, Was- und Menschen auf der Erdoberfläche zu le- speicher. ser und Luft zirkulieren darin. Böden entstehen ben.“ Dies macht auf die umfassende Bedeu- folglich überall dort, wo Gesteine (Lithosphä- tung des Bodens aufmerksam. Ausgangsgesteine re), organisches Material (Biosphäre), Wasser Böden sind zudem ein knappes Gut und nicht und Bodenentwicklung (Hydrosphäre) und Luft (Atmosphäre) zusam- vermehrbar. Folglich sind Böden die unver- Die wichtigsten Ausgangsgesteine landwirt- mentreffen, um sich dann unter dem Einfluss zichtbare Lebensgrundlage für Menschen, Tie- schaftlich genutzter Böden sind die durch Vul- kanismus entstandenen Magmatite, wie Basalt und Granit, die durch Druck und Temperatur umgewandelten Metamorphite, wie Schiefer und Gneis und die durch Wind oder Wasser transportierten Sedimente wie Sand und Löss. Während die vulkanischen Basaltgesteine der Mittelgebirge (Eifel, Westerwald und Rhön) sowie die metamorphen Gesteine des Rheini- schen Schiefergebirges viele Millionen Jahre alt sind, wurden viele Sand- und Lösssedimen- te in Nordrhein-Westfalen erst in der letzten Eiszeit, ca. 117.000 bis 12.000 Jahre vor heu- te, abgelagert. In geologischen Zeiträumen ist dies geradezu jung, nach menschlichem Ermes- sen ein unvorstellbar langer Zeitraum. Der An- teil der Sedimente an den Gesteinsgruppen der Erdoberfläche beträgt ca. 75 %. Lebendiger Boden: Nur der Regenwurm ver- bindet organische Stoffe und Tonminerale zu einem stabilen Bodengefüge 4 · Innovation Sonderheft Boden
Braunerde – der Allerweltsboden! Seinen Namen erhielt die Braunerde, auch Arenosol oder Cambisol genannt, durch die typbestimmende Verbraunung seines B-Hori- zonts. Der Bodenprozess der Verbraunung entsteht durch Eisen-II- Ionen, die bei der Verwitterung eisenhaltiger Minerale freigesetzt werden. Die Braunerde ist weit verbreitet und wird daher häufig als „Allerweltsboden“ bezeichnet. Typisch ist sie für die gemäßigte hu- mide Klimazone Mitteleuropas. Außerhalb Europas sind Braunerden in Nordamerika und in den südlichen Teilen von Sibirien zu finden. Vereinzelt treten sie auch in Australien und Neuseeland auf. Bodentyp Braunerde – variierende Eigenschaften und Nutzung je nach Ausgangsgestein Ausgangs- Braunerde aus Braunerde aus Braunerde gestein Sandstein, Sand, aus Basalt, Quarzit, Gneis, Flugsanden Geschiebelehm, Granit Löss und Lehm Eigen- sauer bis basen- basenarm, basenreich, schaften arm, nährstoffarm, nährstoffarm, nährstoffreich, steinig, grobkörnig, humusreich, flachgründig, flachgründig, tiefgründig, trocken trocken gute Wasser wenig fruchtbar/ speicherfähigkeit ertragreich ertragreich Nutzung Bergland mit Flachland mit Flachland sowie Forstnutzung forst- und land- Alpenvorland, wirtschaftlicher ackerbauliche Nutzung Nutzung Vergesell- Rankern, Podsol Parabraunerde, schaftung Rendzinen Schwarzerden Beispiele Braunerde aus Braunerde aus Braunerden aus der Vor Granit, unter Sand in Mecken- steinigem Lehm kommen Laubwald im burg-Vorpommern, in der Eifel, Brau- Bayerischen hessisches Ried, nerden aus Basalt Wald, podsolierte Spargelanbau in Offenlagen Braunerde unter von Vulkan Nadelwäldern und landschaften des Heidevegetation Westerwaldes und Vogelsberg Quelle: VHE, HuMuss Nr. 19 Besonders im kühlhumiden Klimabereich Deutschlands führen der Wechsel von Frost und Hitze einerseits und „Saurem Regen“ andererseits zur Verwitterung der Gesteine. Dieser „Alterungsprozess“ der Gesteine führt zur Bildung neuer Minerale und markiert den t es ersten Schritt zur Bodenbildung. B r a u n erde gib e r oden.d Zu den Faktoren, welche die Richtung und das Infos zu ww.bvb Ausmaß der Bodenbildung bestimmen, zählt un t e r : w neben dem Ausgangsgestein, dem Wasserein- fluss, dem Landschaftsrelief, dem Pflanzen- Foto: H. Bauer und Tierbesatz, den menschlichen und zeitli- chen Einflüssen vor allem das Klima. Erhöht sich beispielsweise die Bodentemperatur um Die Braunerde ist typisch für die gemäßigte, humide Klimazone Mitteleuropas. In Nordrhein- 10 °C, so verdoppeln sich alle biochemischen Westfalen beispielsweise überwiegt die Braunerde mit einem Flächenanteil von 27 Prozent. Innovation Sonderheft Boden · 5
Prozesse im Boden. Die Schwarzerde-Böden in in die Hauptbodenarten Sand, Schluff und trocken, ein Schluffboden bei gleichem Wasser- der Ukraine und in Kasachstan verdanken den Ton unterteilt. Lehm ist ein Gemisch aus den gehalt feucht und ein Sandboden nass anfühlt. Erhalt ihrer Fruchtbarkeit unter anderem auch drei Hauptbodenarten, hat aber keine eigene Tonteilchen sind also sehr quellfähig. dem kontinentalen Klima mit warm-trockenen Korngröße. Sandpartikel haben einen Durch- Die Bodenart hat durch die Form und die Grö- Sommern und kalten Wintern. messer von 2–0,063 mm, Schluffpartikel liegen ße der Oberfläche der Bodenteilchen einen Seit ca. 12.000 Jahren, seit dem Ende der letz- zwischen 0,063 und 0,002 mm. Tonteilchen entscheidenden Einfluss auf die Bodenstruktur. ten Eiszeit, bilden sich unsere heutigen Böden. sind die kleinsten Bodenteilchen mit einem Die winzigen Tonpartikel können dank ihrer Dies geschieht vorwiegend durch chemisch- Durchmesser kleiner als 0,002 mm. Damit ist Struktur komplexe Bindungen mit Stoffen im physikalische Um- ein Schluffteilchen Boden eingehen – ihre verhältnismäßig große wandlungsprozesse „Der Boden ist eines der kostbars- 1.000 Mal kleiner als Oberfläche sorgt zudem für erheblich mehr und durch Verlage- ten Güter der Menschheit. Er er- ein Sandteilchen und Bindungsmöglichkeiten als dies bei Sandkör- rungsvorgänge in möglicht es Pflanzen, Tieren und ein Tonteilchen sogar nern der Fall ist. Das ist der Grund dafür, war- den Böden selbst. In Menschen, auf der Erdoberfläche zu 1 Millionen Mal klei- um tonreiche Böden sehr komplexe und stabile der Summe führt dies leben.“ Europäische Bodencharta ner als ein Sandkorn. Bodenaggregate ausbilden können, während zu charakteristischen Die Anteile der Sand-, sandreiche Böden dazu neigen, in instabilen Ausdifferenzierungen, den sog. Bodentypen. Schluff- und Tonteilchen bilden in der Summe Einzelkorngefügen zu verharren. Sandböden Auf diese Weise entwickelten sich beispiels- die Bodenart, z.B. lehmiger Sand (Sl3). Lössbö- können ihre Struktur nur in Kombination mit weise über einen langen Zeitraum die Para- den enthalten beispielsweise einen sehr hohen hohen Humusgehalten positiv verändern. braunerden aus Löss: Nachdem die Säure des Schluffanteil und häufig einen Tonanteil zwi- Eine auf die Bodenart abgestimmte Kalkung Regens den im Löss enthaltenen Kalk aufge- schen 10 und 24 %. des Bodens mit dem Ziel optimaler pH-Werte braucht hatte, verlagerten sich die Tonminerale Die kleinen Tonplättchen bilden erheblich fei- (z.B. Sand pH 5,6, lehmiger Schluff pH 6,5, to- des Oberbodens nach unten und reicherten nere, dafür aber wesentlich mehr Poren als die niger Lehm pH 7,0) beeinflusst die Bindungen sich im Unterboden an. größeren Sandkörner. Schluffreiche Böden lie- zwischen den Bodenteilchen positiv und för- gen mit ihrer Korn- und Porengrößenverteilung dert eine lockere, aber stabile Bodenstruktur. Warum Tonminerale in Bö- zwischen den Sand- und Tonböden. Sie haben Tonteilchen sind Produkte aus der Verwitterung den eine Hauptrolle spielen einen besonders hohen Anteil an Mittelporen der Gesteine und Minerale sowie der Boden- Die Bodenfruchtbarkeit ist ein Maß für die (d = 0,0002–0,01 mm), die das pflanzenver- bildung. Den Grundbaustein der Tonteilchen nachhaltige Ertragssicherheit der Böden. Sie ist fügbare Wasser (= nFK = nutzbare Feldkapazi- bildet eine Verbindung aus den chemischen abhängig vom Humusgehalt und der Bodenart tät) enthalten. Tonböden besitzen viele Feinpo- Elementen Silicium und Sauerstoff (SiO4). und dabei insbesondere vom Tonanteil an der ren (d = < 0,0002 mm). Das hierin enthaltene Diese Grundbausteine werden zu Zwei- und Bodenart. Wasser wird als „Totwasser“ (TW) bezeichnet, Dreischicht-Tonmineralen aufgebaut, sie sind weil die Pflanzen es kaum verwerten können. unterschiedlich vernetzt und verleihen allen Den verhältnismäßig größten Anteil an Sicker- Tonmineralen die Eigenschaft, Nährstoffe nicht wasser leitenden Grobporen (d = > 0,01 mm) nur zu binden und zu speichern, sondern diese besitzen Sandböden. auch verfügbar zu halten. Dies gilt insbesonde- Diese Umstände haben Einfluss auf die Fä- re für die Nährstoffe Kalium und Ammonium. Es higkeit des Bodens, Wasser zu speichern oder ist letztlich diese Eigenschaft der Tonminerale, versickern zu lassen. Sandböden sind schlechte die die Grunddüngung und auch die Kalkung Wasserspeicher, da sie das Wasser schnell ver- innerhalb der Fruchtfolge möglich machen. sickern lassen – ihre Poren sind zu weit, als das An den vielen Bindungsplätzen der Tonminera- die Wassermoleküle durch Anziehungskräfte le werden außerdem Schadstoffe und auch die im Boden gehalten werden könnten (Haft- Einträge durch den „Sauren Regen“ gepuffert. wasser). Im Gegensatz dazu sind Tonböden Diese Fähigkeit wird allerdings geschwächt, hervorragende Wasserspeicher, weil sie sehr wenn Böden über lange Zeiträume nicht ge- viele feine Poren besitzen. Ihre Poren sind je- kalkt werden. Sinken die pH-Werte von Böden doch überwiegend so klein, dass sie einen unter pH 3,0, wie es bei vielen Waldböden der Großteil des Wassers mit einer sehr hohen An- Fall ist, können sich Tonminerale nicht mehr ziehungskraft „festhalten“. Das macht es den regenerieren, die Tonminerale lösen sich dann Pflanzenwurzeln fast unmöglich, dieses Wasser auf, der Boden versandet. Die Bodenfrucht- aufzunehmen. barkeit dieser Böden geht dann irreversibel Pseudogley aus Löss über Kalksteinverwitte- Das Wasser im Sandboden versickert, während verloren. Deshalb ist die Bodenkalkung aktiver rung mit Krümelstruktur im Oberboden der Lehmboden (hoher Schluffanteil) das Was- Bodenschutz. ser hält, es aber gleichzeitig für die Pflanzen- Während der Bodentyp (z.B. Parabraunerde) wurzeln zur Verfügung stellen kann (pflanzen- Innovation 2/2009 die Entstehungsgeschichte, die Entwicklungs- verfügbares Wasser). Der Tonboden hingegen Prof. Dr. Thomas Weyer stufe und den Aufbau eines Bodens bezeich- bindet einen Großteil des Wassers so stark, Fon 02921.378245 net, ist die Bodenart die Summe der verschie- dass die Pflanzenwurzeln es nicht aufnehmen Fax 02921.378200 den großen Bodenteilchen eines Bodens. Die können (Totwasser). Dies ist die Ursache dafür, weyer@fh-swf.de Bodenteilchen werden nach ihrer Korngröße dass sich ein Tonboden bei 20 % Wassergehalt 6 · Innovation Sonderheft Boden
Was ist Humus? Die wichtigsten 30 cm im Boden Dipl. Ing. Agr. Michael Baumecker, Humboldt-Universität, Berlin Böden bestehen aus mineralischer Substanz (ca. 45 %), Luft (ca. 25 %), Substanzen) zu unterscheiden (Abb. 1). Beim Wasser (ca.23 %) und organischer Substanz (ca. 7 %). Es sind sehr gut ge- weiteren Abbau der organischen Substanz des Bodens bilden sich Fraktionen, die zum ei- pufferte Systeme, die nur langsam auf Veränderungen reagieren und 20 nen mit den Tonteilchen stabile Verbindungen bis 50 Jahre benötigen, um sich auf neue Fließgleichgewichte einzustellen. eingehen und nicht weiter abgebaut werden (Dauerhumus) und die Fraktion des Nährhu- Ein wesentlicher Bestandteil des Bodens ist die Es ist bei der Betrachtung der organischen mus. Diese Fraktion des Nährhumus unterteilt organische Substanz, die neben den Tonantei- Substanz zwischen der organischen Primär- sich wiederum in eine aktive und in eine sta- len die Fruchtbarkeit der Böden maßgeblich substanz (frische Ernte- und Wurzelrückstän- bilisierte Fraktion. Die aktive Fraktion ist rasch beeinflusst. de, organische Dünger) und der organischen mineralisierbar. Bei der stabilisierten Fraktion Schon Albrecht Daniel Thaer (1752–1828) stell- Substanz des Bodens (bereits umgewandelte verläuft der Mineralisierungsprozess dagegen te in seinem Werk „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“ fest: Abb. 1: F raktionen der organischen Bodensubstanz (Körschens et al. 1997) „So wie der Humus eine Erzeugung des Lebens ist, ist er auch die Bedin- gung des Lebens. Er gibt die Nahrung dem Organismus, ohne ihn lässt sich Organische Substanz daher kein Leben, wenigstens der vollkommeneren Tiere und Pflan- zen, auf dem Erdboden denken.“ Organische Primärsubstanz Organische Substanz des Bodens (OPS) (OBS) Humus positiv für Bodenfruchtbarkeit Organische Bodensubstanz oder Humus im Dauerhumus Nährhumus engeren Sinne ist nach SCHEFFER die abge- storbene organische Masse in und auf dem Boden, die sich in einem Abbau-, Umbau- und Aufbauprozess befindet. Dieser Vorgang wird Aktive OBS Stabilisierte OBS durch biochemische Prozesse eingeleitet und gesteuert. Innovation Sonderheft Boden · 7
deutlich verlangsamt ab. Huminstoffe werden im Boden durch Ab- und Umbauprozesse stän- Abb. 3: H umusgehalte Statischer Nährstoffmangelversuch dig neu gebildet. Auf Grund ihrer chemischen in Abhängigkeit der organisch-mineralischen Düngung Eigenschaften können bedeutende Mengen Wasser und Ionen reversibel gebunden wer- 1,50 den. Huminstoffe und in Zersetzung begriffene Ausgangstoffe beeinflussen somit in hohem 1,17 Maße die Gefügebildung, Nährstoff- und Was- 0,97 1,00 serbindung sowie das Wärmeverhalten der Humus % 0,78 Böden. 0,73 0,70 0,67 Die organische Bodensubstanz wirkt wie Kitt, 0,62 0,59 sie verklebt die Mineralbestandteile, stabili- 0,50 siert das Einzelkorngefüge und schafft Poren, die den Luft- und Wasseraustausch begünsti- gen. So wird durch den Humus die Fruchtbar- keit aller Böden positiv beeinflusst. 0 ungedüngt Stallmist NPK + Kalk NPK + Kalk NPK NP + Kalk NK + Kalk PK + Kalk Ist es auf bindigeren Böden die Verbesserung + Stallmist (Kalkmangel) (K-Mangel) (P-Mangel) (N-Mangel) der Durchlüftung und des Wärmeverhaltens, so Quelle: Dauerversuch HU Berlin, Thyrow ist es auf den sandigen Substraten die einzige Möglichkeit, durch die Erhöhung des Anteils organischer Substanz, das Wasser- und Nähr- abhängig. Somit ergeben sich für die landwirt- 1 Mineralpartikel stoffspeichervermögen zu verbessern. schaftlich genutzten Böden standortspezifi- Der Humusgehalt eines Bodens ist in erster sche optimale Humusgehalte, die auf der einen 2 Organische Bestandteile („Humus”) Linie von dessen Ton- und Feinschluffgehalt Seite das System Boden abpuffern und auf der 3 Porensystem mit Luft/Wasser (Tab. 1) sowie von den klimatischen Bedin- anderen Seite erhöhte Nährstoffausträge ver- gungen (Temperatur und Niederschlag) vor Ort meiden. 4 Krümeloberfläche mit Humusanreicherung 5 Wurzelspitze mit Wurzelhaaren Abb. 2: Bodenkrümel mit Pflanzenwurzeln und Bodentieren 6 Milbe (Acari) 7 Springschwanz (Collembole) 6 8 Fadenwurm (Nematode) 8 4 8 5 1 7 (VÖKT et al. 1991, zit. in KELLER et al. 1997) 3 2 8 · Innovation Sonderheft Boden
Humusgehalt von 1 % wird in den organisch gedüngten Prüfgliedern erreicht. Alle aus- schließlich mineralisch gedüngten Prüfglieder erreichen diesen Gehalt nicht. Der Verzicht auf die mineralische Stickstoffzufuhr hat den Humusgehalt am stärksten abgesenkt. Dieses Niveau ist auch bei unterlassener Düngung zu finden. Das Ertragsniveau wurde durch die differen- zierte organisch-mineralische Düngung auch beeinflusst (Abb. 4). Gegenüber der mineralischen Düngung hat die kombinierte organisch-mineralische Dün- gung die Erträge von Kartoffeln, Silomais und Sommergerste um 30 bis 40 % erhöht. Bei Verzicht auf die mineralische Düngung kann bei ausschließlicher Stallmistdüngung nur Si- lomais die Nährstoffdefizite ausgleichen. Das Ertragsniveau der Kartoffeln sinkt um 14 %. Tab. 1: Humusgehalte Tongehalt Humusgehalt Bodenart (%) (%) Einfluss der Düngung Im jährlichen Wechsel werden Kartoffeln – auf den Humusgehalt Sommergerste – Silomais – Sommergerste Sand 0–17 1,0–1,8 Zur Ermittlung der optimalen Gehalte an orga- angebaut. Lehm 12–35 2,5–4,6 nischer Substanz wurden und werden Dauer- Ton 45–65 5,3 versuche durchgeführt. Deren Anzahl ist durch Erhaltung optimaler Quelle: nach ELLMER 2005 Aufgabe von Versuchen in den vergangenen Humusgehalte wichtig Jahrzehnten stetig zurückgegangen, so dass Die Abbildung 3 zeigt die Humusgehalte der heute nur noch wenige Versuche zur Verfügung Prüfglieder des Statischen Nährstoffmangel- Die auf Bodenversauerung empfindlich reagie- stehen. Am Beispiel des Thyrower Statischen versuches nach 70-jähriger Versuchsdauer. Im rende Sommergerste fällt im Ertrag um 60 % Nährstoffmangelversuches, 1937 angelegt, soll Verlauf der Versuchsdurchführung haben sich ab. Die Ertragsdefizite nehmen in der Reihen- nun auf den Einfluss der Düngung auf den Hu- deutliche düngungsspezifische Unterschie- folge Phosphormangel < Kaliummangel < musgehalt eingegangen werden. de im Humusgehalt eingestellt. Der optimale Stickstoffmangel zu. Die Unterlassung jeglicher Nährstoffzufuhr hat Ertragsausfälle zwischen 80 % (Silomais) und 100 % (Sommergerste) zur Folge. Abb. 4: Relativerträge Statischer Nährstoffmangelversuch in Abhängigkeit der organisch-mineralischen Düngung Für eine nachhaltige Bodennutzung mit stabi- len Erträgen ist es deshalb unumgänglich opti- 200 male Humusgehalte, entsprechend der Stand- NPK + Kalk Sommergerste = 22,8 dt/ha Korn Silomais = 79,2 dt/ha TM ortbedingungen, zu erhalten. Dies ist nur durch Kartoffeln = 269,7 dt/ha eine kontinuierliche Zufuhr organischer Primär- 148 150 138 substanz möglich. In diesem Zusammenhang 133 ist auch der Einfluss der Stickstoffdüngung zu 100 100 100 beachten, da diese in ihrem Einfluss auf den 100 96 Gehalt der organischen Bodensubstanz nicht % 91 88 86 82 82 75 71 unterschätzt werden darf. 50 43 45 Innovation 3/2009 37 37 34 29 21 18 Dipl. Ing. Agr. 10 0 Michael Baumecker 0 ungedüngt Stallmist NPK + Kalk NPK + Kalk NPK NP + Kalk NK + Kalk PK + Kalk Fon 033731.15469 + Stallmist (Kalkmangel) (K-Mangel) (P-Mangel) (N-Mangel) Fax 033731.80307 michael.baumecker@ Quelle: Dauerversuch HU Berlin, Thyrow ■ Sommergerste (94-08) ■ Kartoffeln (97-05) ■ Silomais (99-07) agrar.hu-berlin.de Innovation Sonderheft Boden · 9
Regenwürmer, wahre Weltmeister im Tunnelbau Der größte Vertreter der Regenwürmer in hei- Die Bedeutung des Bodenlebens mischen Ackerböden ist Lumbricus terrestris. für die Bodenfruchtbarkeit Dr. Monika Joschko, Müncheberg Die Fruchtbarkeit eines Bodens ist eng mit der Aktivität von Bodenorganis- Regenwürmer – die größten men verknüpft. Wichtige fruchtbarkeitsbestimmende Bodeneigenschaften, Bodenorganismen Die teils zum Pflanzen-, teils zum Tierreich ge- wie die Nährstoffdynamik, der Humusgehalt oder der Gefügezustand eines hörenden Bodenorganismen werden in ihrer Bodens, sind in starkem Maße das Ergebnis der Tätigkeit von Bodenorga- Gesamtheit als „Edaphon“ bezeichnet. Die nismen. Das Bindeglied zwischen Bodenlebewesen und Bodenfruchtbarkeit größte Gruppe der Bodenorganismen bilden die Bodenmikroorganismen, zu denen vor al- ist die organische Primärsubstanz, welche – als Ernte- oder Wurzelrück- lem Bakterien und Pilze, aber auch Protozoen, stand oder organische Düngung – den meist heterotrophen Organismen als Algen und Viren gehören. Sie sind überwie- Nahrung dient, und deren Reste, oft nach zahlreichen Umsetzungsprozes- gend sessil (lat., festsitzend) und haften auf der Oberfläche der Substrate und Bodenkol- sen, als Humus im Boden verbleiben. loide; sie gehören zum Lebensformtyp der „Bodenhafter“. Mikrobiologische Indikatoren Schon seit der Antike sind die engen Bezie- Ende des 18. Jahrhunderts hatte bereits de für die Bodenfruchtbarkeit sind die mikro- hungen zwischen Bodenleben und Boden- Saussure die Grundlagen zur Erkenntnis der bielle Biomasse, d.h. die Gesamtmasse leben- fruchtbarkeit bekannt. So schrieb Plinius der Rolle des Humus in der Ernährung der Pflanzen der Mikroorganismen in einem Boden, oder Ältere bereits ein Jahrhundert vor unsere Zeit- gelegt. Allmählich wurde klar, dass nicht nur das Verhältnis von mikrobieller Biomasse zu rechnung: „Jenes Land ist gut, das, sobald es die Regenwürmer, sondern die verschiedens- Kohlenstoffgehalten des Bodens. Bei entspre- aufgepflügt ist, von gierigen Vögeln überfallen ten Organismengruppen für die Humusbildung chenden Untersuchungen wird mit unter- wird, die den Pflug begleiten“ (nach Müller, und Stoffumsetzung im Boden verantwortlich schiedlichen Verfahren die Kohlenstoffmenge 1965). Die Bedeutung der Regenwürmer für sind. Die Bedeutung des Bodenlebens für die in der mikrobiellen Biomasse bestimmt. In die Humusbildung wurde später von Charles Bodenfruchtbarkeit war damit endgültig aner- Ackerböden beträgt die mittlere Menge an Darwin umfassend dargestellt (Darwin 1881). kannt. mikrobieller Biomasse 3 t/ha, entsprechend 10 · Innovation Sonderheft Boden
15 t/ha Frischmasse oder 30 Großvieheinhei- (Mineralisierung). Dabei werden die in der ten/ha. organischen Substanz vorhandenen Verbin- Die Bodenfauna umfasst Tiergruppen verschie- dungen so weit zerlegt, dass sie als in der Bo- dener Größenklassen. Zu den kleinsten Boden- denlösung vorhandene Ionen von der Pflanze tieren gehören die Protozoen und Nematoden wieder aufgenommen werden können. Die mit einer Körpergröße ab 1/1000 mm. Sie le- Bodenorganismen schaffen so die Existenz- ben als „Bodenschwimmer“ in wassergefüllten grundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen Poren oder im Wasserfilm, welcher die Mineral und schließen den Stoffkreislauf der Natur. partikel umschließt, und Populationsdichten von mehreren Millionen pro m² erreichen können. Leistungen im Agrarökosystem Äußerst vielgestaltig sind die Vertreter der Als Hauptträger der Stoffumsetzungen sind Mesofauna, die verschiedene Gliederfüßler Bodenmikroorganismen die wichtigste Orga- wie Collembolen und Milben einschließen. Sie nismengruppe im Boden. Sie bewerkstelligen sind als „Bodenschliefer“ auf die luftgefüllten den Ab- und Umbau der organischen Subs- Hohlräume des Bodens angewiesen; die räube- tanz, setzen Nährstoffe frei und beeinflussen rischen Arten bewegen sich auf der Suche nach das Bodengefüge durch die Ausscheidung Beutetieren zum Teil in rasendem Lauf durch von Schleimstoffen. Bodentiere „schreddern“ die engen Gänge. Die größten Bodenorganis- C-haltige Pflanzenreste und Ernterückstände, men (Makrofauna) sind die „Bodenwühler“ verteilen sie im Boden und vermischen sie mit wie die Regenwürmer, deren größte Vertreter Mineralpartikeln. Bei der Passage von Boden bis über 20 cm lang werden können (Lum- und organischem Material durch den Darm- bricus terrestris). Je nach der Textur und dem trakt der Bodentiere kommt es zu Veränderun- Kohlenstoffgehalt des Bodens können über gen des Substrates: Die Pflanzenverfügbarkeit 1 t/ha Frischmasse an Regenwürmern in einem der Nährstoffe wird erhöht und die Bildung von Ackerboden vorhanden sein. Huminstoffen aus organischem Material ge- steigert. In Gefäß- und Feldversuchen konnten Leistungen allgemein häufig Ertragssteigerungen durch die Boden- Fotos: Ehrmann Den Bodenorganismen kommt in ihrer Gesamt- tiertätigkeit festgestellt werden. Bei ihrem Weg heit die Aufgabe zu, die von höheren Pflanzen durch den Boden verändern die Bodentiere das gebildete und von Tieren und Menschen teil- Bodengefüge in kleinsten Dimensionen (µm- weise umgeformte organische Substanz weiter Bereich), aber auch im Makrobereich durch das Bei ihrem Weg durch den Boden verändern umzubauen (Humifizierung) bzw. abzubauen Anlegen von Gängen, die mehrere Meter tief in die Bodentiere das Bodengefüge. den Unterboden reichen können. duzierung der Bodenbearbeitung wirkt sich Bodenorganismen dabei besonders auf Regenwürmer, vor allem richtig füttern auch auf den tiefgrabenden Tauwurm günstig Wie kann nun die so wichtige Tätigkeit der aus. Bodenorganismen gefördert werden? Wichtig ist vor allem die richtige „Fütterung“ durch Ausblick leicht verwertbares organisches Material, Zwischen Humushaushalt und Bodenleben welches zum Beispiel in Form der Ernte- und besteht eine enge Beziehung, die für die Auf- Wurzelrückstände den Bodenorganismen zur rechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit von Verfügung gestellt wird. Langjährige Unter- großer Bedeutung ist. Landwirte wissen seit suchungen in Müncheberg zeigten den großen langem, dass Landwirtschaft in erster Linie Einfluss der Pflanze, d.h. der Fruchtfolge, auf „Humuswirtschaft“ ist – die Erhaltung und das Bodenleben. Besonders förderlich für Vermehrung der Humusmenge im Boden war Bodenmikroorganismen und Bodentiere wir- immer schon ein wichtiges Anliegen bei der ken sich Leguminosen in der Fruchtfolge aus. Bodenbewirtschaftung. Allerdings müssen Eine Aufweitung der derzeit üblichen engen auch die ökonomischen Rahmenbedingungen Fruchtfolgen mit der Wiedereinbeziehung von entsprechend beschaffen sein. Futterpflanzen als Haupt- und Zwischenfrüch- te ist aus bodenökologischer Sicht unbedingt anzustreben. Eine organische Düngung mit Innovation 4/2009 leicht verwertbaren Kohlenstoffquellen fördert Dr. Monika Joschko ebenfalls die Bodenorganismen – je nach Art Fon 033432.82254 des Materials in unterschiedlichem Ausmaß. Fax 033432.82243 Die Tätigkeit der Bodenorganismen wird Ein weiteres Mittel zur Beeinflussung des Bo- mjoschko@zalf.de durch organisches Material gefördert. denlebens ist die Bodenbearbeitung; eine Re- Innovation Sonderheft Boden · 11
Nur ein gut ausgebildetes Wurzel- system ermöglicht eine optimale Pflanzenentwicklung und damit hohe Erträge. Dabei hängt die Ausbildung eines leistungsfähigen Wurzelsystems von vielen Faktoren ab. Darüber hinaus nehmen Wur- Die Wurzel Teil 1 zeln auch eine wichtige Stellung im Ökosystem Boden ein und stehen in enger Wechselbeziehung zur Boden- Aufbau und Funktion fruchtbarkeit. Kirsten Engelke, Deutsche Saatveredelung AG · Lippstadt Das Wurzelsystem variiert mit der Pflanzenart Je nach Pflanzenart aber auch in Abhängig- keit von den Umweltbedingungen können Wurzelsysteme und Wurzeln in Aussehen und Funktion stark von einander abweichen. Zwei- keimblättrige Pflanzen bilden eine Primär- wurzel (oder Polwurzel), die bei Raps, Rüben, Lupinen oder Luzerne als verdickte, senkrecht wachsende Pfahlwurzel ausgebildet wird, aus der die untergeordneten Seitenwurzeln wach- sen. Einkeimblättrige Pflanzen wie Getreide und Gräser bilden zunächst drei bis sechs Keimwurzeln sowie später von dem unterir- dischen Halmknoten aus Kronenwurzeln. Die einzelnen Wurzeln sind meist gleich dick und wachsen bogenförmig nach unten und durch- wurzeln vor allem den Oberboden. Bei diesem sekundären Wurzelsystem sterben die Keim- wurzeln ab oder nehmen eine gleichrangige Stellung zu den Kronenwurzeln (sprossbürtige Nebenwurzeln) ein. Durch Wurzelumbildun- gen können auch Speicherwurzeln (Zucker- rübe), Stützwurzeln (Mais) oder Saugwurzeln (Efeu) entstehen. Wurzeln – Wahre Wachstumskünstler Durch das stetige Wurzelwachstum, die Aus- Durch Wurzelumbildungen können auch Die Seitenwurzeln bilden ebenfalls Wurzel- bildung von Wurzelhaaren und Seitenwurzeln Stützwurzeln entstehen. haare aus. erreicht das gesamte Wurzelsystem einer ein- zelnen Pflanze eine erstaunlich große Wur- zellänge. Sie wird durch äußere Faktoren wie Bodenart, Bodenzustand, Wassergehalt des Bodens, O2- bzw. CO2-Konzentration, Tempera- tur, Licht und Nährstoffversorgung beeinflusst. Die Wurzel nutzt vorhan- Der perfekte Boden für die Wurzelentwicklung dene Hohlräume, um den ist feucht, warm, nährstoffreich, tiefgründig, Boden in Tiefe und Breite besitzt ausreichend sauerstoffführende Grob- zu durchdringen. poren und hat einen hohen Feinerdeanteil. Bei ungestörtem Tiefenwachstum können die Wintergetreidearten, Raps und Rüben bis über 2 m tief in den Boden vordringen. Bei Luzerne 12 · Innovation Sonderheft Boden
wurden sogar noch Wurzeln in einer Tiefe von mehr als 12 m nachgewiesen. Aufbau der Wurzel Nach einer Untersuchung von Russel (1954) betrug die Wurzellänge von Roggen in einem An der Wurzelspitze Sekundäres Dickenwachstum der Wurzel Bodenzylinder von 7,6 cm Durchmesser und befindet sich die Zellver- 12,2 cm Tiefe 64 Meter. In dem untersuchten mehrungszone. Durch Wurzelrinde Bodenzylinder konnte Russel 12,5 Millionen ständige Zellneubildung stirbt ab Wurzelhaare finden. In der Literatur finden sich schiebt sich die Wurzel Angaben von einer Gesamtlänge der Wurzeln weiter in den Boden. einer Roggenpflanze von bis zu 80 Kilometern, Die Wurzelhaube (Ca- Seiten wurzelbildung bei Weizen in der Krume bis zu 50 Kilometern. lyptra) umschließt und Foto: Wurzelatlas, DLG-Verlag Frankfurt Der Großteil, rund 75 bis 90 %, der Wurzeln schützt dieses Gewebe. befindet sich in den oberen 30 bis 35 cm des Die Wände der Haube Bodens. sind durch Ausschei- Wurzeln sind in der Lage, Nährstoffe zu er- dungen verschleimt und wachsen. In Bodenbereichen mit hoher Nähr- machen die Wurzelspit- Exodermis Rhizodermis stoffkonzentration ist das Wurzelsystem ze im Boden gleitfähig. geht zugrunde deutlich dichter, dies gilt insbesondere für die Nach oben hin folgen Wurzelhaare Nährstoffe Phosphor und Stickstoff, während Wurzelwachstum: die Differenzierungszo- sterben ab Kalium kaum zu einer verstärkten Wurzelbil- links: Boden wenig verdichtet; ne und dann die Wur- Wurzel dung führt. rechts: Boden stark verdichtet zelhaarzone. haarzone Die Wurzelentwicklung beginnt zeitlich vor dem Sprosswachstum und nimmt nach der Blüte ab. vermehrt in die Tiefe. Pfahlwurzler wie Raps Wurzelhaare sind Aus- Dabei sterben ständig ältere Wurzeln ab und und Leguminosen dringen ohnehin in tiefere stülpungen der äußeren neue werden gebildet. In einer Untersuchung Bodenschichten vor und sind weniger anfällig Wurzelzellen, dienen wurde festgestellt, dass sich das Wurzelsystem für Trockenstress. Tiefgründige Böden wie Lös zur Vergrößerung der Calyptra bei Weizen in der Krume zwischen Ende Besto- und Lehm sind bei Trockenheit aufgrund besse- Oberfläche und sterben ckung und Teigreife innerhalb von drei bis sechs rer Durchwurzelungstiefe und Wasserspeicher- meistens schon nach Quelle: Wochen komplett erneuerte. Die in dieser Zeit kapazität von Vorteil. wenigen Tagen ab. Die Lehrbuch des Pflanzenbaues, Band I gebildeten Wurzeln machten 35 bis 65 % der Niedrige Temperaturen hemmen die Pflanzen- Anzahl der Wurzelhaare gebildeten Gesamttrockenmasse aus. und somit auch die Wurzelentwicklung. Den richtet sich nach Pflanzenart, Bodendurchlüf- höchsten Wurzelzuwachs erreichen Pflanzen tung sowie Wasser- und Nährstoffgehalt. So Gute Bodenstruktur für un- in Zeiträumen mit unregelmäßiger Nieder- werden in einem Boden mit hoher Wasser- gestörtes Wurzelwachstum schlagsverteilung. Der Wechsel von starker sättigung aber auch bei extremer Trockenheit Die Wurzel nutzt vorhandene Hohlräume, um Befeuchtung und Austrocknung regt die Wur- fast keine Wurzelhaare ausgebildet. den Boden in Tiefe und Breite zu durchdringen. zel scheinbar zu verstärktem Wachstum an. Selbst feinste Haarrisse werden für die Durch- Der Aussaatzeitpunkt der Winterungen muss Über der Wurzelhaarzone schließt sich die wurzelung genutzt. Über das Dickenwachstum abhängig vom Standort so gewählt werden, Zone mit den Seitenwurzeln an, welche sich werden Hohlräume erweitert, die Durchlüftung dass eine ausreichende Vorwinterentwicklung aus den inneren Zellen heraus entwickeln, um des Bodens gefördert, leichte Verdichtungen auf- möglich ist. Mit Bodenerwärmung im Früh- die Verbindung zu den Leitbahnen im Inneren gesprengt und so der Weg für jüngere Wurzeln jahr nimmt vorrangig die Durchwurzelung des der Wurzel zu erhalten. Die Seitenwurzeln bil- bereitet. Feinerdereiche Böden lassen bei guter Oberbodens zu. Bei steigenden Bodentempe- den ebenfalls Wurzelhaare aus. Es entstehen Durchlüftung ein größeres Tiefenwachstum zu raturen ist die Wurzelentwicklung vermehrt in große Wurzelsysteme. als grobe Böden, denn Steine müssen umwach- die Tiefe gerichtet. sen werden. Stark tonhaltige Böden neigen bei Im Inneren der Wurzel befindet sich der Zen- Trockenheit zur Aggregatbildung, welche von Fazit tralzylinder mit den Leitgefäßen Xylem den Wurzeln nur oberflächlich bewachsen und Gesunde und üppige Pflanzenbestände sind und Phloem. Das Xylem ist für die Wasser- nicht durchdrungen werden können. Trotz einer auf ein leistungsfähiges Wurzelwerk zurück- förderung in den Spross und das Phloem für hohen Versorgungsstufe können Bodenwasser zuführen. Bei der Pflanzenproduktion ist also die Assimilatförderung in die Wurzel verant- und Nährstoffe kaum genutzt werden, die Salz- nicht nur der oberirdische Bewuchs ausschlag- wortlich. Durch seine verholzten Zellen hat konzentration in der Bodenlösung nimmt ab. gebend, sondern auch das Wurzelwerk ist zu der Zentralzylinder zusätzlich eine stützende Es können Mangelerscheinungen auftreten. beachten und zu fördern. Funktion. Er nimmt ca. 5–7 % des Durchmes- Die Wurzeln benötigen einen feuchten Boden, sers der Wurzel ein. Außerhalb des Zentral- um sich ausbreiten zu können. Das maximale Innovation 4/2010 zylinders liegt das Rindengewebe, welches Längenwachstum wird bei Bodenwassergehal- 93–95 % des Durchmessers der Wurzel aus- ten zwischen Feldkapazität und Welkepunkt Kirsten Engelke macht und als Speicher dient. Dieses Verhält- erreicht. Bei beginnender Austrocknung des nis wird selbst in einer 0,1 mm dicken Wurzel Bodens schieben die Pflanzen, vor allem Flach- aufrechterhalten. wurzler wie Getreide und Mais, die Wurzeln Innovation Sonderheft Boden · 13
e i l 2 T Die Wurzel Die Nährstoffaufnahme Kirsten Engelke, Deutsche Saatveredelung AG · Lippstadt Nährstoffe bilden die Grundlage des Lebens. Alle Stoffwechselvorgänge in der Pflanze hängen von der ausreichenden Nährstoffverfügbarkeit im rich- tigen Verhältnis ab. Dabei entdeckte der Wissenschaftler Justus von Liebig im Jahre 1855 das Gesetz vom Minimum: „Der Pflanzenertrag ist in erster Linie abhängig von dem relativ am meisten im Minimum befindlichen Nähr- stoff.“ Das bedeutet, dass der Mangel eines Wachstumsfaktors nicht durch einen anderen ausgeglichen werden kann, sondern das Wachstum begrenzt. Bis auf die gasförmigen Stoffe CO2, H2O und O2 Tiefenwachstum an sondern auch auf eine in- nehmen Pflanzen die meisten Nährstoffe in ge- tensive Durchdringung des A-Horizontes. ladener Form als Ionen aus dem Boden auf. Eine große Wurzeloberfläche bildet dafür die Voraus- Bodenfeuchtigkeit setzung, um große Bodenareale zu erschließen. ist entscheidend Bei einer Vorschubgeschwindigkeit von ca. 2 cm Der überwiegende Teil der Nährstoffe gelangt pro Tag erreichen Wintergetreidewurzeln bis über kurze Strecken mit der Bodenlösung Dezember Bodentiefen von 20–40 cm und durch Massenfluss und Diffusion zu den Pflan- nach Einsetzen der Vegetation können im April zenwurzeln. Doch auch über direkten Kontakt auch Tiefen von 40–70 cm und tiefer erschlos- der Wurzeln mit Ton- oder Humusteilchen kön- Pflanzen können über Wurzelausscheidungen sen werden. Es kommt jedoch nicht nur auf das nen locker gebundene Kationen im Austausch auch das Bodenleben beeinflussen. 14 · Innovation Sonderheft Boden
mit H+- Ionen adsorbiert werden. Diese Prozes- se hängen von der Bodenfeuchtigkeit ab. Je geringer die Feuchtigkeit ist, desto schlechter gelangen Nährstoffe zu den Pflanzenwurzeln. In trockenen Jahren muss die Wurzel in feuchte Bodenschichten vordringen, um die Mineral- stoffversorgung sicherzustellen. Somit muss auch der Unterboden mit ausreichend Nähr- stoffen versorgt und gut durchwurzelbar sein. Bodenart und Bodenleben steuern die Bereitstellung Die Nährstoffbereitstellung hängt nicht nur von den im Boden vorhandenen Nährstoff- mengen sondern auch von Bodenart, Feuch- tigkeit, pH-Wert, Aktivität des Bodenlebens und der Temperatur ab. Die Bodenart bestimmt die Höhe der gebundenen Nährstoffe an den Tonteilchen, die Feuchtigkeit dient als Trans- portmedium, der pH-Wert beeinflusst die Ver- fügbarkeit und Antagonismen der Mineralien. Das Bodenleben wandelt organische Substanz in mineralische Stoffe um und die Temperatur steuert die Ablaufgeschwindigkeit der Prozes- se. Pflanzen können hier über Wurzelausschei- Mit einer großen Wurzeloberfläche können weite Bodenareale erschlossen werden. dungen (Exsudate), wie organische Säuren, Aminosäuren, Zucker etc. sowohl den pH-Wert Vergiftung. Bei Aufnahme von Nährionen ge- Carrier an der Zelle. Mehrfach geladene Ionen als auch das Bodenleben beeinflussen. ben Pflanzen zum Ladungsausgleich H+- bzw. wie Ca++ und Mg++ besitzen eine größere Hyd- OH--Ionen an die Wurzelumgebung ab. Dabei rathülle als einfach geladene Ionen wie K+ oder Aktive Aufnahme in kommt es zum pH-Wert-Abfall oder -Anstieg in Na+ und gelangen nur langsam in die Zellen. die Wurzelzellen der Rhizosphäre. So erklärt sich die saure oder Dadurch kann es zu Nährstoffdisharmonien in Nährstoffe werden aktiv und passiv durch die alkalische Wirkung mancher Dünger. der Pflanze kommen. Bekannte Ionenantago- Wurzelzellen aufgenommen. Dieser Vorgang nismen bestehen zwischen K+- und Ca++-Ionen benötigt Energie, denn je besser die Wurzeln Komplexe sowie K+- und Mg++-Ionen. Solche Verhältnisse mit Sauerstoff versorgt sind, desto besser Wechselwirkungen gilt es bei der Düngung zu berücksichtigen. Ein funktioniert die Nährstoffaufnahme. Starke Bei der Anhäufung von Ionen an der Wurzel Nährstoff kann trotz ausreichender Verfügbar- Verdichtungen oder Vernässung reduzieren die oberfläche können sich diese gegenseitig be- keit im Mangel sein, da durch den Überschuss Wurzelatmung sowie die Nährstoffaufnahme hindern (Antagonismus). Die Ionen konkurrie- eines anderen Nährstoffes die Aufnahme ge- aufgrund von Sauerstoffmangel bzw. CO2- ren sowohl um Anlagerungsstellen als auch um hemmt wird (Abb. 1). Fazit Abb. 1: Das Wirkungsgefüge der Nährstoffe Eine optimale Nährstoffversorgung sichert Wachstum und Ertrag. Damit die Pflanzen- Cu wurzel die benötigten Nährstoffe aufnehmen Mg Ca kann, müssen die Elemente in ausgewogenen Na Mengenanteilen bereitgestellt und mobilisiert werden. Durch angepasste Bodenbearbeitung und Bestandesführung kann das lebende Sys- Mn tem Boden unterstützt werden, um den Trans- Zn port und die Aufnahme der Nährstoffe zu för- dern. Wirkungsweise K N Antagonismus stark Innovation 1/2011 Antagonismus schwach Kirsten Engelke Fe B P Synergismus Quelle: H. Unterfrauner, 2008 Innovation Sonderheft Boden · 15
i l 3 Die Wurzel Te Die Wurzelentwicklung richtig fördern Oliver Wellie-Stephan, Deutsche Saatveredelung AG · Lippstadt Ein gutes Wurzelsystem ist das Fundament für hohe Erträge. Beschäftigt man sich damit, wie der Landwirt die Wurzelentwicklung fördern kann, kommt man immer zum gleichen Schluss – wesentlich für die Ausbildung kräftiger Wurzelsysteme und ein gesundes Pflanzenwachstum ist ein in- takter, gut strukturierter Boden mit einem ausreichenden Anteil an Grob-, Regenwurmgänge wirken positiv auf Mittel- und Feinporen. Versickerung und Durchwurzelung. Günstige Bodenstruktur Bestockung und Ährendifferenzierung. Dies ist ratsam, die meist mit schmalen Reifen bestück- ist das A und O der Grund, warum Pflanzen in Bereichen mit ten Transportanhänger, auf den angrenzenden Für optimales Wachstum benötigen die Wur- Staunässe meist schlecht bestockt sind und Feldwegen abzustellen. zeln einen Luftgehalt von 10 bis 15 % im Bo- nur kleine Ähren ausbilden. Grundsätzlich soll- den. Ist der Boden erst verdichtet, kann dies te der Ackerboden nur soviel wie nötig, unter Bei Strukturproblemen kurzfristig nicht behoben werden und deutli- Beachtung der Bodenverhältnisse (Feuchtezu- Tiefenlockerung durchführen che Ertragseinbußen sind die Folge. In verdich- stand), mit schwerer Technik befahren werden. Abhilfe bei Strukturproblemen schafft nur teten Bereichen des Ackers kommt es in der Reifendruckregelsysteme ermöglichen eine Ab- eine gezielte Lockerung, die unterhalb der Regel nach Niederschlägen zu Staunässe, die senkung des Reifendrucks auf dem Acker und Verdichtungszone ansetzt und bei ausreichend wiederum zu Sauerstoffmangel in der Wurzel- können so den Bodendruck und das Verdich- trockenen Bodenverhältnissen durchgeführt zone führt. Sauerstoff wird aber als Energie- tungsrisiko deutlich senken. Bei der Ernte ist es werden muss. Wichtig ist, dass nachfolgend lieferant für die Aufnahme und den Transport von Nährstoffen benötigt. Bei O2-Mangel ist Folgen von Bodenschadverdichtungen insbesondere die Kalium-, Calcium- Magnesi- um-, Phosphat- und Eisenaufnahme sowie der Transport dieser Ionen in der Pflanze deutlich erschwert. Durch Denitrifikationsvorgänge be- dingte N- Verluste können massiv sein und so- gar zu vorübergehendem Stickstoffmangel füh- ren. Gleichzeitig steigt die Konzentration von Schwermetallen und Mangan in der Bodenlö- sung, Vergiftungserscheinungen der Pflanzen können die Folge sein. Erkennbar kann das unter anderem an verbräunten Wurzeln sein, insbesondere die Feinwurzeln sterben ab und der Spross ist vergilbt und bildet Nekrosen an den Blättern aus. Bei derartigen Wurzelschädi- gungen ist die Synthese des Phytohormons Cy- Schema zu Verhältnissen in unverdichteten (links) und verdichteten Böden (rechts): tokinin deutlich eingeschränkt. Cytokinin spielt a) Kapillarität unterbrochen, b) Wurzelwachstum und Versickerung gehemmt Quelle: T. Weyer, 2010 aber beim Getreide eine wichtige Rolle bei der 16 · Innovation Sonderheft Boden
oder zeitgleich eine Rückverdichtung erfolgt Das Bodengefüge wird durch Zwischenfrüchte positiv beeinflusst und Pflanzen angebaut werden, zum Beispiel im Rahmen des Zwischenfruchtanbaus, die den Boden weiter lockern, aufschließen und vor allem stabilisieren. Nur die so genannte Lebendverbauung kann die Bodenstruktur nachhaltig verbessern und das für die Durch- wurzelung notwendige stabile Krümelgefüge schaffen. Wird nach der Unterbodenlockerung keine Zwischenfrucht angebaut, werden keine beständigen Krümel aufgebaut und der Boden kann wieder verschlämmen. Bei mangelnder Rückverfestigung kann sich diese Verschläm- mung (Tonauswaschung) bis zum Bearbei- tungshorizont ausdehnen und eine Schicht Winterweizen TerraLife-RIGOL mit schlechter Wasserdurchlässigkeit bilden. In DLG-Feldtage Bockerode 2010 (Bodenprofil der LWK Niedersachsen) der Folge können sich neue Verdichtungs- und Stauhorizonte aufbauen und die ursprüngliche Situation zusätzlich verschlimmern. Diese Art der Bodenlockerung ist leider gängige Praxis Futterbau mit Gräsern oder Leguminosen-/ die Etablierung der Bestände nicht behindert. beim Lockern von Fahrspuren. Grasgemischen nicht mehr betrieben wird und Mit diesen Maßnahmen kann der Humusge- Besonders nach längeren nassen Phasen sind organische Düngemittel selten oder gar nicht halt im Boden erhalten oder bei Zufuhr grö- auf vielen Flächen wieder gravierende Struk- mehr eingesetzt werden. Sinkende Humusge- ßerer Mengen organischer Substanz sogar turprobleme zu sehen. Wir sollten uns darüber halte sind die Folge. Häufig wurde aufgrund noch gesteigert werden. Besonders effizient ist klar sein, dass unser Boden unsere Produkti- wirtschaftlicher Zwänge zusätzlich noch an der Humusaufbau, wenn die organische Dün- onsgrundlage für die Zukunft ist. Gerade in der Grunddüngung gespart. Vermutlich ist dies gung mit einer wachsenden Hauptkultur und Zeiten von häufigen Witterungsextremen sind ein Grund, dass in diesen Betrieben, insbe- Zwischenfrucht kombiniert wird. Eine bessere unsere Pflanzenbestände einem zunehmenden sondere auf leichten Böden, die Bestände bei Bodenstruktur, bessere Wasser- und Nährstoff- Stress ausgesetzt. Praxiserfahrungen zeigen, Stresssituationen wie zum Beispiel Hitze oder speicherung, reges Bodenleben sowie eine dass Bestände, die auf einem intakten Boden Trockenheit deutlich früher und stärker zeich- leichtere Bearbeitbarkeit und deutlich bessere wachsen, diesen Stress deutlich besser kom- nen als Bestände, die auf Flächen wachsen, die Durchwurzelbarkeit sind die Folgen. Eine wich- pensieren. regelmäßig mit organischen Düngern versorgt tige Rolle spielt in diesem Zusammenhang der werden. Regenwurm, der durch die Zufuhr von ausrei- Ausreichende Humusgehalte Einige Betriebe haben dies erkannt und kaufen chend organischer Biomasse deutlich geför- wichtig organische Dünger wie zum Beispiel Hühner- dert wird. Regenwürmer schaffen durch ihre Die im Rahmen der Spezialisierung häufig trockenkot, Kompost, Gülle oder Gärsubstrat Grabtätigkeit Gänge, die dann die Wurzeln der vorgenommene Trennung von Ackerbau und zu und bauen Zwischenfrüchte an. Stroh soll- Kulturpflanzen erwachsen können, so werden Tierhaltung sowie die Verengung der Frucht- te auf dem Acker verbleiben, muss aber un- der Wurzeltiefgang und die Verzweigung der folgen mit wenigen Marktfrüchten haben dazu bedingt kurz gehäckselt und gut eingemischt Wurzel gefördert und letztendlich die Erträge geführt, dass in reinen Ackerbaubetrieben werden, damit es die Wurzelentwicklung und sicherer und nachhaltig gesteigert. Humus ist ein sehr guter Wasser- und Nähr- Ihr Boden – s Kapital stoffspeicher und unterstützt in erheblichem Maße das Puffersystem des Bodens. Darüber Ihr größte hinaus ist der Humus eine langsam fließende Nährstoffquelle und stellt eine ausgewogene Pflanzenernährung mit allen wichtigen Nähr- Schützen Sie Ihren Boden mit: stoffen sicher. TerraLife Spezielle Zwischenfruchtmischungen Auch mit speziellen Düngungsmaßnahmen kann natürlich die Entwicklung des Wurzelsys- Humus-Plus Untersaaten in Mais tems gefördert werden. Zwischenfrüchten Vielfältige Einzelkomponenten Innovation 2/2011 Oliver Wellie-Stephan Fon 02941.296487 www.dsv-saaten.de Fax 02941.2968487 wellie-stephan@dsv-saaten.de Innovation Sonderheft Boden · 17
Sie können auch lesen