Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...

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Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
kurz notiert

                                                                                                                                            Wie die meisten Insekten
                                                                                                                                            leiden auch Bienen
                                                                                                                                            unter Pestiziden und
                                                                                                                                            Klimaveränderungen.
             F o t o: sh u t t e r s t o c k

                                                                                                                                            Insekten
                                                                                                                                            im Klima-
                                                                                                                                            wandel
                                                                                                                                            Der menschliche Einfluss auf Klima
                                                                                                                                            und Ökosysteme wird immer deut-
                                                                                                                                            licher: Überall in Europa ist ein gra-
                                                                                                                                            vierender Rückgang der Insektenbio-
                                                                                                                                            masse zu beobachten. Während be-
                                                                                                                                            stäubende Insektenarten vom Aus-
                                                                                                                                            sterben bedroht sind, breiten sich
                                                                                                                                            jedoch bestimmte Schädlinge und
                                                                                                                                            Krankheiten übertragende Arten
                                                                                                                                            immer weiter aus. Um die Wechsel-
                                                                                                                                            wirkungen zwischen Insekten, Klima
    ausgezeichnet                                                                                                                           und Menschen genauer zu untersu-
                                                                                                                                            chen, bündeln das Max-Planck-Insti-
                                                                                                                                            tut für chemische Ökologie, die Uni-
                                                                                                                                            versität Lund und die Schwedische
    erin schuman                                                                                                                            Universität für Agrarwissenschaf-
                                                                                                                                            ten ihre Kräfte in einem neuen Zent-
8   Erin Schuman, Direktorin am Max-Planck-Institut
                                                                                                F o t o: M PI fü r Hi r n f or s c h u ng

                                                                                                                                            rum, dem Max Planck Center on next
    für Hirnforschung, erhält den Louis-Jeantet-Preis
                                                                                                                                            Generation Insect Chemical Ecology.
    für Medizin 2020 für ihre Arbeit zur lokalen
    Proteinsynthese an Synapsen. Diese bestimmen als                                                                                        Gemeinsam wollen die Partner vor
    Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen im Gehirn,                                                                                     allem untersuchen, wie sich höhere
    wie gut die Zellen kommunizieren können. Wie Erin                                                                                       Durchschnittstemperaturen, Treib-
    Schuman herausfand, werden viele Proteine, welche                                                                                       hausgase und die Luftverschmut-
    die Synapsen für die Kommunikation benötigen, lokal                                                                                     zung auf den Geruchssinn von Insek-
    in der Nähe der Synapsen produziert, sodass sie zur                                                                                     ten auswirken und wie sich die Tiere
    richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen.
    Durch diese Entdeckung lässt sich die Funktionsweise
                                                                                                                                            an diese Veränderungen anpassen.
    von Synapsen besser verstehen, ebenso Störungen in                                                                                      Die Erkenntnisse können einen wich-
    der neuronalen Entwicklung. Die Louis-Jeantet-Preise                                                                                    tigen Beitrag zur Lösung globaler
    gehören mit 500 000 Euro zu den bestdotierten Aus-                                                                                      Probleme in Zusammenhang mit der
    zeichnungen Europas für biomedizinische Forschung.                                                                                      Klimakrise, der Welternährung und
    Das Geld unterstützt die Preisträger bei ihren weiteren                                                                                 sogar der Bekämpfung von Krank-
    Arbeiten.                                                                                                                               heiten liefern. Denn die steigenden
                                                                                                                                            Temperaturen begünstigen auch die
                                                                                                                                            Ausbreitung von Infektionen, die von
    Svante Pääbo                                                                                                                            Insekten übertragen werden, wie das
                                                                                                                                            West-Nil-Fieber oder Malaria. Ein
    Der Japan-Preis 2020 geht an Svante Pääbo, Direktor                                                                                     Ziel der Kooperation im Max Planck
    am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropolo-                                                                                     Center ist es daher, neue Methoden
                                                                                                  F o t o: K a r s t e n Möbi us

    gie. Er gilt als Begründer der Paläogenetik, einer Dis-                                                                                 zur Bekämpfung solcher Erkrankun-
    ziplin, die sich mit der Analyse genetischer Proben aus
    Fossilien und prähistorischen Funden befasst. Durch                                                                                     gen zu entwickeln. Offiziell gestartet
    Vergleiche von DNA-Sequenzen heute lebender                                                                                             ist das Gemeinschaftsprojekt im Ja-
    Menschen mit denen von Neandertalern und weiteren                                                                                       nuar 2020 im schwedischen Alnarp.
    menschlichen Vorfahren erforscht Pääbo, welche                                                                                                            www.mpg.de/14398598
    genetischen Veränderungen im Laufe der Evolutions-
    geschichte den modernen Menschen geprägt haben.
    Zu Pääbos großen wissenschaftlichen Erfolgen zählen
    die komplette Entschlüsselung der mitochondrialen
    DNA des Neandertalers 2008 sowie der Genom-
    sequenz des Neandertalers. Der Japan-Preis wird
    gerne als japanischer Nobelpreis bezeichnet und ist
    mit 50 Millionen Yen (etwa 490 000 Euro) dotiert.

                                                              Max Planck Forschung · 1 | 2020
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
kurz notiert

                                                                                                                                                                        Kurz
                                                                                                                                                                      notiert
Bi l d: C D C / A l i s sa Ec k e rt, M S; Da n H ig gi ns , M A M S

                                                                                                                                                                       Spitzen-
                                                                                                                                                                       forschung
                                                                                                                                                                       in Polen
                                                                                                                                                                       Das von der Max-Planck-Gesell-
                                                                                                                                                                       schaft initiierte Dioscuri-Programm     9
                                                                                                                                                                       in Polen wird um drei Zentren er-
                                                                                                                                                                       weitert. Der Mathematiker Paweł
                                                                                                                                                                       Dłotko, der Biologe Gracjan Michlew-
                                                                                                                                                                       ski und der Physiker Bartłomiej
                                                                                                                                                                       Wacław werden die Zentren leiten
                                                                                                                                                                       und dort international wettbewerbs-
                                                                                                                                                                       fähige und innovative Forschungs-
                                                                                                                                 Wissenschaftler suchen nach einem     gruppen etablieren. Ziel des Dio-
                                                                                                                                   Impfstoff gegen das Coronavirus,    scuri-Programms ist es, Forsche-
                                                                       Immunschub                                                              hier im 3-D-Modell.     rinnen und Forscher von interna-
                                                                                                                                                                       tional renommierten Stationen in
                                                                       gegen Corona                                                                                    Westeuropa und den USA zu gewin-
                                                                                                                                                                       nen und beim Aufbau einer eige-
                                                                       Forschende des Max-Planck-Insti-        Gefahr schwerer Krankheitsver-                          nen Forschungsgruppe in ihrer Hei-
                                                                       tuts für Infektionsbiologie haben ei-   läufe, und die Todesrate sinkt. Der                     mat zu unterstützen. So trägt es dazu
                                                                       nen Impfstoffkandidaten gegen Tu-       bei Max-Planck neu entwickelte Tu-                      bei, das bestehende Leistungsge-
                                                                       berkulose entwickelt, der auch eine     berkulose-Impfstoff hat sich in den                     fälle zwischen West- und Osteuropa
                                                                       Infektion mit SARS-CoV-2 abmil-         bisherigen klinischen Studien als gut                   zu überwinden. Die ersten zwei Dio-
                                                                       dern könnte. Der Stoff basiert auf      verträglich und wirksamer als die                       scuri-Zentren haben 2019 ihre Arbeit
                                                                       dem Impfstoff BCG, der Anfang           Standardimpfung mit BCG erwie-                          aufgenommen.
                                                                       des 20. Jahrhunderts gegen Tuber-       sen. Das lässt hoffen, dass der neue                                     www.mpg.de/14308907
                                                                       kulose entdeckt wurde. Studien an       Impfstoff auch die Symptome einer
                                                                       Mäusen haben gezeigt, dass BCG          SARS-CoV-2-Infektion besser ein-
                                                                       die Folgen von Virusinfektionen der     dämmen kann. Seine Wirksamkeit
                                                                       Atemwege abschwächen kann. So           gegen Corona soll nun in einer groß
                                                                       weisen an Grippe erkrankte Mäuse        angelegten Studie in deutschen Kli-
                                                                       weniger Schädigungen an den Lun-        niken getestet werden. Als Betei-
                                                                       gen auf, wenn sie zuvor mit BCG         ligte sind vor allem Beschäftigte im
                                                                       geimpft wurden. Zudem gibt es Hin-      Gesundheitswesen und ältere Men-
                                                                       weise, dass die Impfung das Immun-      schen vorgesehen, die besonders von
                                                                       system gegen Virusinfektionen ak-       der Erkrankung bedroht sind.
                                                                       tiviert. Dadurch verringert sich die                     www.mpg.de/14608782

                                                                                                                                 Max Planck Forschung · 1 | 2020
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
kurz notiert

                              Querschnitt
                           durch den Hip-
                          pocampus einer
                              Maus. Nach
                            der Gabe von
                           Erythropoietin
                          weisen die Tiere
                            mehr Nerven-
                           zellen in dieser
                          für Lernen und
                              Gedächtnis
                                 zentralen
                            Gehirnregion
                                        auf.

     Körpereige-
     nes Doping
     fürs Gehirn
     Erythropoietin, kurz Epo, steigert
     als berüchtigtes Dopingmittel die
     körperliche Leistungsfähigkeit, es
     wirkt aber auch als Wachstumsfak-
     tor für Nervenzellen. So verringert
     es nach einem Schlaganfall die Schä-
     den im Gehirn. Auch Patienten, de-
10   ren geistige Fähigkeiten durch eine
     Schizophrenie, Depression, bipolare
     Erkrankung oder multiple Sklerose
     eingeschränkt sind, werden mit Epo
     wieder leistungsfähiger. Forscher
     vom Max-Planck-Institut für expe-
     rimentelle Medizin in Göttingen
     haben nun herausgefunden, wie die
     Substanz im Gehirn wirkt: Demnach
     lösen geistige Herausforderungen in
     den Nervenzellen des Gehirns einen
     leichten Sauerstoffmangel aus. Da-
     durch wird mehr Epo mitsamt seinen
     Rezeptoren produziert. Der Wachs-
     tumsfaktor steigert anschließend die
     Aktivität dieser Nervenzellen, be-
     wirkt die Bildung neuer Nervenzel-
     len aus benachbarten Vorläuferzel-
     len und erhöht die Vernetzung der
     Neuronen. Eine Epo-Einnahme ver-
     stärkt diesen natürlichen Effekt: Die
     Versuchsergebnisse zeigen, dass er-
     wachsene Mäuse nach der Gabe des
     Wachstumsfaktors 20 Prozent mehr
     Nervenzellen in der Pyramiden-
     schicht des Hippocampus bilden, ei-
     ner für Lernen und Gedächtnis ent-
     scheidenden Hirnregion.
                      www.mpg.de/14569809
                                                                                 Bi l d: M PI fü r Ps yc h i at r i e

                                               Max Planck Forschung · 1 | 2020
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
kurz notiert

Das Denken
der
anderen

                                                                                                                                                              F o t o: NASA / J PL - C a lt ec h
Um zu verstehen, was andere denken,
und einzuschätzen, wie sie sich ver-
halten, entwickeln wir in der Kind-
heit die Fähigkeit, uns in die Perspek-
tive anderer hineinzudenken. Bislang
war die Forschung uneins darüber, ab
welchem Alter Kinder diese Fähig-
keit besitzen. Eine aktuelle Studie des
Max-Planck-Instituts für Kognitions-
und Neurowissenschaften zeigt, dass
erst Vierjährige wirklich in der Lage
sind zu verstehen, was andere denken,
und deren Handlungen zu antizipie-
ren. Wie die Forschenden mittels Eye-                Kundschafter auf dem Roten Planeten: InSight – hier eine Illustration der Sonde auf der
                                                     Oberfläche – liefert wertvolle Einblicke in das Innenleben des Mars.
tracking beobachteten, können zwar
schon jüngere Kinder die Handlun-
gen einer Comicfigur vorhersehen.
Werden sie aber danach gefragt, ge-                            der mars bebt
ben sie die falsche Antwort. Den
Grund dafür fanden die Forschenden                             Der Rote Planet ist durchaus unru-                  seismisch aktiv ist. Allerdings sind
bei Messungen der Hirnaktivität: Bei                           hig. Nicht weniger als 174 Marsbe-                  die Erschütterungen auf unserem
den beiden Entscheidungsprozessen –                            ben hat das Seismometer der Sonde                   Nachbarn im All lange nicht so hef-
der nonverbalen Variante, die sich im                          InSight in den ersten zehn Monaten                  tig wie auf der Erde: Keines der regis-
Blick äußert, und der verbalen in der                          seit seiner Inbetriebnahme Ende Fe-                 trierten Beben erreichte eine Stärke
Antwort – sind verschiedene Hirn-                              bruar 2019 gemessen. Das entspricht                 von mehr als 4. Bei 150 Beben waren
                                                               durchschnittlich etwas mehr als ei-                 nur Wellen zu messen, die sich in der                                                   11
strukturen beteiligt. Die Hirnregi-
onen, mit deren Hilfe wir wirklich                             nem Beben alle zwei Tage. Die Da-                   Kruste des Mars ausbreiteten. Hin-
verstehen, was andere denken, ist erst                         ten, die Wissenschaftler unter Be-                  gegen durchliefen die restlichen 24
im Alter von etwa vier Jahren so aus-                          teiligung des Max-Planck-Instituts                  Beben den Gesteinsmantel des Mars
gereift, dass wir das auch sprachlich                          für Sonnensystemforschung gewon-                    und wiesen ähnliche Charakteristika
ausdrücken können. In der frühen                               nen haben, liefern den ersten umfas-                auf wie irdische Beben.
Kindheit gibt es aber eine andere Ge-                          senden Beweis dafür, dass neben der                                   www.mpg.de/14506985
hirnfunktion, die es ermöglicht, zu-                           Erde und dem Mond auch der Mars
mindest den Blickwinkel des anderen
zu übernehmen.
                  www.mpg.de/14559563

                                                                                                                                                             M use e n z u B e r l i n – Pr euSSi s c h e r K u lt u r b e si t z
                                                                                                                                                             F o t o: R at hge n F or s c h u ngsl a b or , S ta at l ic h e

Von Hirten und Helices
„Die Anbetung der Hirten“ des ita-        hand der genauen Strukturdaten des
lienischen Bildhauers Giuseppe            wasserhaltigen Calciumacetats kön-
Torretti lässt nicht nur Liebhaber        nen Restauratoren das gleiche Korro-
 des Barock staunen, sondern auch         sionsprodukt auch an anderen Mar-
Chemiker. Denn ein durch Korro-           morarbeiten identifizieren und dann
 sion entstandenes Salz, das an dem       möglicherweise die Prozesse unter-
restaurierten Marmorrelief knub-          binden, in denen die Ausblühungen
belige Ausblühungen bildet, kris-         entstehen. Die anorganischen He-
tallisiert in der gleichen Dreifach-      lices könnten sich aber auch als Vor-
 spirale wie das Protein Kollagen.        lage verwenden lassen, um andere
Das haben Forschende am Stuttgar-         chemische Substanzen in diese Form „Die Anbetung der Hirten“ überstand den 2. Weltkrieg
ter Max-Planck-Institut für Festkör-      zu bringen.                           nur in Fragmenten (bräunliche Teile), hier kombiniert mit
perforschung herausgefunden. An-          www.mpg.de/14577597                                 einem Schwarz-Weiß-Foto des unversehrten Reliefs.

                                                             Max Planck Forschung · 1 | 2020
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
kurz notiert

                                                                                                                                                                               Müllabfuhr
                                                                                                                                                                               für Corona-
                                                                                                                                                                               viren
                                                                                                                                                                                Wenn Zellen gestresst sind, entsor-
                                                                                                                                                                                gen sie verstärkt überflüssige oder
                                                                                                                                                                                beschädigte Zellteile. Durch die

                                                           Bi l d: S c i e nc e Pho t o Lib r a ry / M u rt i , Dr . G opa l
                                                                                                                                                                                zelleigene Müllabfuhr können sie
                                                                                                                                                                                auch Viren loswerden. Ein Team
                                                                                                                                                                                des Max-Planck-Instituts für Psy-
                                                                                                                                                                                chiatrie und des Uniklinikums Bonn
                                                                                                                                                                                ist auf ein Protein für die Beseiti-
                                                                                                                                                                                gung von Abfallstoffen gestoßen, das
                                                                                                                                                                                durch bereits auf dem Markt befind-
                                                                                                                                                                                liche Antibiotika und Medikamente
     Hilfsbereite                                                                                                                                                               gegen Darmwürmer verstärkt Vi-
                                                                                                                                                                                ren entsorgt. Zusammen mit Wis-
     Papageien                                                                                                                                                                  senschaftlern der Charité in Berlin
                                                                                                                                                                                haben die Forscher entdeckt, dass
     Papageien sind nicht nur außeror-                                                                                                                                          die Wirkstoffe die Vermehrung des
     dentlich intelligent, sie besitzen auch                                                                                                                                    MERS-Coronavirus, eines Ver-
     ein hohes Maß an Einfühlungsver-                                                                                                                                           wandten des neuen Coronavirus
     mögen und Hilfsbereitschaft. Dies                                                                                                                                          SARS-CoV-2, eindämmen können.
     ist das Ergebnis von Studien, die For-                                                                                                                                     Das MERS-Virus kann beim Men-
     scherinnen an der Außenstelle Tene-                                                                                                                                        schen eine schwere Lungenentzün-
     riffa des Max-Planck-Instituts für                                                                                                                                         dung auslösen, die bei jedem dritten
     Ornithologie in Seewiesen an Grau-                                                                                                                                         Infizierten tödlich verläuft. Gegen
     papageien durchgeführt haben. In                                                                                                                                           den Erreger gibt es wie gegen SARS-
     den Tests verteilten die Forschenden                                                                                                                                       CoV-2 bislang weder Medikamente
12   an einige Vögel aus einer Gruppe                                                                                                                     Elektronenmikroskop- noch einen Impfstoff. Ob die Wirk-
     Metallmarken, die diese gegen Futter                                                                                                                        Aufnahme von   stoffe die Beseitigung von Coronavi-
     eintauschen konnten. Dabei verhiel-                                                                                                                           Coronaviren. ren im Menschen ankurbeln, muss
     ten sich Papageien, die eine Marke                                                                                                                                         sich erst noch zeigen. Unterdessen
     bekommen hatten, in den meisten                                                                                                                                            untersuchen auch Wissenschaft-
     Fällen ausgesprochen selbstlos und                                                                                                                                         ler am Lead Discovery Center in
     reichten die Marke mit dem Schna-                                                                                                                                          Dortmund, einer Ausgründung der
     bel an ihren Nachbarn weiter, wenn                                                                                                                                         Max-Planck-Gesellschaft, andere
     dieser keine Marke erhielt. Papageien                                                                                                                                      Substanzen, die die Entsorgungsma-
     erkennen also offenbar, wann ein Art-                                                                                                                                      schinerie ankurbeln und zur Behand-
     genosse von ihrer Hilfe profitieren                                                                                                                                        lung eingesetzt werden können.
     kann und wann nicht. In weiteren                                                                                                                                           www.mpg.de/14642215
     Untersuchungen beobachteten die
     Forschenden zudem, dass Graupa-           In den Verhaltensexperimenten
     pageien nicht neidisch sind, wenn ein     erhalten die Papageien Metall-
     Artgenosse für die gleiche Leistung       marken, die sie dann gegen
     höher belohnt wird oder für die glei-     Futter eintauschen können.
     che Belohnung weniger hart arbeiten
     muss. Möglicherweise liegt dieses
     Verhalten nicht an einem mangeln-
     den Sinn für Fairness, sondern an ei-
                                                                                                                                                                                                 F o t o: C om pa r at iv e C o gn i t ion Grou p

     ner ausgeprägten Paarbindung. An-
     ders als Schimpansen, die eine solche
     Ungleichbehandlung nicht klaglos
     hinnehmen, leben Graupapageien in
     der Regel ein Leben lang mit einem
     Partner zusammen. Tiere mit dauer-
     haften Partnerschaften können wahr-
     scheinlich toleranter gegenüber Un-
     gleichheit sein als nicht monogame
     Arten, da sich die Großzügigkeit auf
     Dauer trotzdem auszahlt.
                       www.mpg.de/14319760

                                                                                                                               Max Planck Forschung · 1 | 2020
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
kurz notiert

                                                                                                                           F o t o: Wi m Hoe k / sh u t t e r s t o c k
                                                                                                                                                                          13

         Weibliche Mönchsgrasmücke.
Die Art ist in ihrem Zugverhalten sehr
     variabel: Je nach Herkunft fliegen
      die Vögel unterschiedlich weit in
ihre Überwinterungsgebiete. Manche
                                          Vögel ziehen bei jedem
          ziehen auch überhaupt nicht.
                                          Klima
                                           Kuckucke aus Kamtschatka flie-          ben im Mittel relativ konstant. An-
                                           gen zum Überwintern nach Angola         ders in Nord- und Südamerika: Dort
                                           – eine Strecke von etwa 14 000 Kilo-    gab es während der Eiszeit 20 Prozent
                                           metern. Wohin und wie weit die Vö-      weniger Zugvogel-Arten. Viele waren
                                           gel fliegen, wird vor allem vom Klima   während der Eiszeit offenbar Stand-
                                           bestimmt. Dieses hat sich jedoch über   vögel und wurden erst danach Zug-
                                           die letzten 50 000 Jahre immer wieder   vögel. Die Zugstrecken waren zudem
                                           stark gewandelt. Forscherinnen und      40 Prozent kürzer als heute. Der Vo-
                                           Forscher des Max Planck - Yale Cen-     gelzug hat also selbst starke Klima-
                                           ter for Biodiversity Movement and       veränderungen überdauert. Wie sich
                                           Global Change haben am Computer         der menschengemachte Klimawan-
                                           modelliert, wie sich der Vogelzug auf   del auf den Zug der Vögel auswirkt,
                                           der Erde während dieser Zeit entwi-     wissen die Forscher noch nicht. Er
                                           ckelt hat. Die Simulationen zeigen,     verläuft schneller als frühere Klima-
                                           dass Vögel auch während der letzten     veränderungen, zudem verschlech-
                                           Eiszeit zwischen Sommer- und Win-       tern sich die Lebensbedingungen für
                                           tergebieten hin- und herpendelten.      Vögel in vielerlei Hinsicht, zum Bei-
                                           Wie Zugvögel auf Klimaveränderun-       spiel durch den Verlust von Lebens-
                                           gen reagieren, unterscheidet sich der   raum und Nahrung. Das Computer-
                                           Berechnung zufolge allerdings regio-    modell kann nun helfen, die Folgen
                                           nal: So gab es in Europa, Asien und     dieser Veränderungen auf den Vogel-
                                           Afrika während der letzten Eiszeit      zug vorherzusagen.
                                           etwa gleich viele Zugvogel-Arten wie                     www.mpg.de/14473814
                                           heute. Auch die Flugdistanzen blie-

                                          Max Planck Forschung · 1 | 2020
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
kurz notiert

                                                                                          Krebsartiger Stoffwech-
                                                                                          sel lässt Gehirn wachsen
                                                                                          Die Größe des menschlichen Ge-            ganellen strömt. Dank der höheren
                                                                                          hirns hat im Laufe der Evolution          Kalziumkonzentration können die
                                                                                          erheblich zugenommen. Wissen-             Mitochondrien über den Stoffwech-
            Bi l d: M PI - C B G / Na m ba et a l .

                                                                                          schaftler am Max-Planck-Institut          selweg der Glutaminolyse Energie
                                                                                          für molekulare Zellbiologie und Ge-       erzeugen und die Hirnstammzellen
                                                                                          netik in Dresden haben herausge-          dazu bringen, sich stärker zu vermeh-
                                                                                          funden, dass sich die sogenannten         ren. Eine hohe Glutaminolyse-Rate
                                                                                          basalen Hirnstammzellen dank ei-          ist unter anderem typisch für Krebs-
                                                                                          nes als ARHGAP11B bezeichneten            zellen. Das menschliche Gehirn ist
                                                                                          Gens vermehren können. Dadurch            im Laufe der Evolution also offen-
                                                                                          werden mehr Nervenzellen gebildet.        bar auch deshalb so stark gewachsen,
                                                                                          Nun wissen die Forscher auch, wie         weil sich der menschliche Stoffwech-
                                                                                          das Gen funktioniert: Zusammen            sel so veränderte, dass er im Gehirn
                                                                                          mit einem weiteren Protein schließt       für einen begrenzten Zeitraum auf
                                                                                          es eine Pore in der Mitochondrien-        einen krebsartigen Stoffwechsel um-
                                                                                          membran der Stammzellen und ver-          schalten kann.
                                                                                          hindert so, dass Kalzium aus den Or-                        www.mpg.de/14323143

                                                      Das ARHGAP11B-Protein
                                                      (magenta) in einer basalen
                                                      Hirnstammzelle (blau: Zellkern).

                                                                                          Flotte Mikroschwimmer
                                                                                           Ein Mikroschwimmer aus dem               bildet sich in seinem Hohlraum eine
                                                                                           Max-Planck-Institut für Intelligente     Luftblase. Diese bringen die For-
14
                                                                                           Systeme in Stuttgart überholt seine      schenden mit Ultraschall zum Pul-
                                                                                           natürlichen Vorbilder. Ein Team          sieren, sodass der Mikroschwimmer
                                                                                           des Instituts hat einen Mikrorobo-       durch den Rückstoß vorwärtsgetrie-
                                                                                           ter entwickelt, der deutlich schneller   ben wird. Solche akustisch angetrie-
     Feedback,                                                                             schwimmt als Bakterien oder Algen.       benen Mini-U-Boote könnten künf-
                                                                                           Der winzige Schwimmkörper hat die        tig etwa in minimal-invasiven me-
     aber richtig                                                                          Form einer hohlen Halbkugel mit ei-      dizinischen Behandlungen zum
                                                                                           ner kleinen Öffnung am Boden. So-        Einsatz kommen.
     Feedback gilt als wichtiger Bestand-                                                  bald er in eine Flüssigkeit eintaucht,                     www.mpg.de/14420595
     teil einer erfolgreichen Unterneh-
     menskultur. Richtig eingesetzt, kann
     es die Arbeitsleistung und die Zu-
     sammenarbeit im Team stärken. In
     einem Experiment haben Wissen-
     schaftler des Max-Planck-Instituts                                                    Rauchen ohne Qualm
     für Bildungsforschung untersucht,
     welchen Einfluss die Art des Feed-                                                   Vor passivem Rauchen schützt selbst       tionen von 35 flüchtigen organischen
     backs auf das weitere Verhalten hat.                                                 das Rauchverbot in öffentlichen Ein-      Verbindungen, die im Zigaretten-
     Am besten für die Zusammenarbeit                                                     richtungen nicht. Mit Schadstoffen        rauch enthalten sind. Demnach at-
     war Feedback, das den Teilnehmen-                                                    wie etwa Nikotin und Feinstaub aus        men Zuschauer, die eine Stunde lang
                                                                                                                                                                             I l lus t r at ion: sh u t t e r s t o c k

     den die Leistung der Gruppe insge-                                                   dem Zigarettenrauch ist die Luft in       in dem Kinosaal sitzen, Schadstoff-
     samt widerspiegelte. Ranking-Feed-                                                   Räumen auch belastet, wenn sich           mengen von bis zu zehn passiv ge-
     back, also Informationen, welche die                                                 darin Personen aufhalten oder auf-        rauchten Zigaretten ein. Wie hoch
     eigene Leistung im Vergleich zu den                                                  gehalten haben, die vorher woan-          die Belastung durch die einzelnen
     anderen Teilnehmenden einstuften,                                                    ders geraucht haben. Denn deren           Schadstoffe ist, hängt unter anderem
     führte hingegen dazu, dass sich die                                                  Kleidung, Haut und Haare verströ-         von deren Flüchtigkeit ab. Im Fall des
     Probanden immer stärker als Kon-                                                     men die Stoffe. Das indirekte Pas-        krebserregenden Benzols entsprach
     kurrenten sahen. Das ging so weit,                                                   sivrauchen haben Forschende des           sie in einer Stunde zum Beispiel dem
     dass sie ihr Handeln nur noch darauf                                                 Max-Planck-Instituts für Chemie           Qualm von acht Zigaretten. In weni-
     ausrichteten, andere auszustechen,                                                   und der Yale University jetzt erst-       ger gut belüfteten Räumen als einem
     sogar wenn sie damit der Gruppe und                                                  mals mit Messungen bestätigt. Sie         Kinosaal dürfte die Belastung noch
     so letztlich auch sich selbst schadeten.                                             protokollierten in einem Kinosaal         größer sein.
                                                               www.mpg.de/14434978        über mehrere Tage die Konzentra-                           www.mpg.de/14558058

                                                                                         Max Planck Forschung · 1 | 2020
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
Exot mit elf Kilometer
Radius
Neutronensterne sind kompakte, ex-
trem dichte Überreste von Superno-
                                        narien aus, die zum einen zu den
                                        Gravitationswellen von GW170817
                                                                                                                                        für Chemie
va-Explosionen. Gelegentlich ver-
schmelzen zwei dieser exotischen
                                        passten und die zum anderen bei
                                        der Verschmelzung einen kurzle-                                                                 und Life Sciences
stellaren Kugeln – so wie beim Er-      bigen hypermassereichen Neutro-
eignis GW170817, das Astronomen         nenstern erzeugen. Drittens muss-
im August 2017 durch Gravitations-      ten die in Betracht gezogenen Mo-
wellen und im gesamten elektroma-       delle mit bekannten Obergrenzen                                                                 Von Chemikern für Chemiker –
gnetischen Spektrum beobachtet ha-      der Masse übereinstimmen, welche                                                                Nutzen Sie das Netzwerk
ben. Aus den Daten zu GW170817          die Astrophysiker aus elektromag-
und aus theoretischen Überlegungen      netischen Beobachtungen der Quelle                                                              der GDCh:
ermittelten die Forscher um Collin      von GW170817 ermittelt hatten. Das
Capano aus dem Max-Planck-Insti-        Ergebnis: Ein typischer Neutronen-                                                               Stellenmarkt – Online und in
tut für Gravitationsphysik den Ra-      stern mit der 1,4-fachen Masse unse-                                                              den Nachrichten aus der Chemie
dius typischer Neutronensterne, wie     rer Sonne hat einen Radius von etwa                                                              CheMento – das Mentoring
sie bei GW170817 kollidierten. Die      elf Kilometern.                                                                                   Programm der GDCh für chemische
Wissenschaftler wählten dabei Sze-                          www.mpg.de/14573502
                                                                                                                                          Nachwuchskräfte
                                                                                                                                         Publikationen rund um die Karriere
                                                                                                                                         Bewerbungsseminare und
                                                                                                                                          -workshops
                                                                                          Bi l d: ESO / L . C a l ç a da                 Jobbörsen und Vorträge

                                                                                                                           A nz e ige

                          Wunderkugel: Neutronensterne besitzen eine größere
                         Masse als die Sonne, in ihnen ist die Materie aber unvor-
                          stellbar dicht gepackt. Daher haben sie typischerweise
                                            einen Radius von nur elf Kilometern.

Die ersten Salmonellen
Der Beginn der Landwirtschaft war       ierten acht alte Genome des Krank-
ein Meilenstein in der Geschichte der   heitserregers Salmonella enterica.
Menschheit. Schon lange wird ver-       Ihre Analyse ergab, dass sie Vorläufer
mutet, dass durch den engen Kon-        des Bakterienstammes Paratyphi C
takt mit Tieren viele neue Krank-       waren – ein Stamm, der inzwischen
heiten beim Menschen, sogenannte        ausschließlich Menschen infiziert,
Zoonosen, aufkamen. Ein Team um         aber nur selten vorkommt. Die histo-
Wissenschaftler des Max-Planck-In-      rischen Salmonellen hingegen steck-
stituts für Menschheitsgeschichte hat   ten wahrscheinlich Tiere genauso an
nun Bakterien aus bis zu 6500 Jahre     wie Menschen. Das legt nahe, dass
alten Skeletten von Landwirten un-      die bäuerliche Lebensweise tatsäch-
tersucht und damit neues Licht in       lich die Entstehung neuer Krankhei-
die Entwicklung von Zoonosen ge-        ten begünstigte.
bracht. Die Forschenden rekonstru-                       www.mpg.de/14506291

                                                                                                                                        Gesellschaft Deutscher Chemiker

                                                            Max Planck Forschung · 1 | 2020
                                                                                                                                           www.gdch.de/karriere
Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ... Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
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