Insekten Im klIma-wandel - Max-Planck ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
kurz notiert Wie die meisten Insekten leiden auch Bienen unter Pestiziden und Klimaveränderungen. F o t o: sh u t t e r s t o c k Insekten im Klima- wandel Der menschliche Einfluss auf Klima und Ökosysteme wird immer deut- licher: Überall in Europa ist ein gra- vierender Rückgang der Insektenbio- masse zu beobachten. Während be- stäubende Insektenarten vom Aus- sterben bedroht sind, breiten sich jedoch bestimmte Schädlinge und Krankheiten übertragende Arten immer weiter aus. Um die Wechsel- wirkungen zwischen Insekten, Klima ausgezeichnet und Menschen genauer zu untersu- chen, bündeln das Max-Planck-Insti- tut für chemische Ökologie, die Uni- versität Lund und die Schwedische erin schuman Universität für Agrarwissenschaf- ten ihre Kräfte in einem neuen Zent- 8 Erin Schuman, Direktorin am Max-Planck-Institut F o t o: M PI fü r Hi r n f or s c h u ng rum, dem Max Planck Center on next für Hirnforschung, erhält den Louis-Jeantet-Preis Generation Insect Chemical Ecology. für Medizin 2020 für ihre Arbeit zur lokalen Proteinsynthese an Synapsen. Diese bestimmen als Gemeinsam wollen die Partner vor Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen im Gehirn, allem untersuchen, wie sich höhere wie gut die Zellen kommunizieren können. Wie Erin Durchschnittstemperaturen, Treib- Schuman herausfand, werden viele Proteine, welche hausgase und die Luftverschmut- die Synapsen für die Kommunikation benötigen, lokal zung auf den Geruchssinn von Insek- in der Nähe der Synapsen produziert, sodass sie zur ten auswirken und wie sich die Tiere richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen. Durch diese Entdeckung lässt sich die Funktionsweise an diese Veränderungen anpassen. von Synapsen besser verstehen, ebenso Störungen in Die Erkenntnisse können einen wich- der neuronalen Entwicklung. Die Louis-Jeantet-Preise tigen Beitrag zur Lösung globaler gehören mit 500 000 Euro zu den bestdotierten Aus- Probleme in Zusammenhang mit der zeichnungen Europas für biomedizinische Forschung. Klimakrise, der Welternährung und Das Geld unterstützt die Preisträger bei ihren weiteren sogar der Bekämpfung von Krank- Arbeiten. heiten liefern. Denn die steigenden Temperaturen begünstigen auch die Ausbreitung von Infektionen, die von Svante Pääbo Insekten übertragen werden, wie das West-Nil-Fieber oder Malaria. Ein Der Japan-Preis 2020 geht an Svante Pääbo, Direktor Ziel der Kooperation im Max Planck am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropolo- Center ist es daher, neue Methoden F o t o: K a r s t e n Möbi us gie. Er gilt als Begründer der Paläogenetik, einer Dis- zur Bekämpfung solcher Erkrankun- ziplin, die sich mit der Analyse genetischer Proben aus Fossilien und prähistorischen Funden befasst. Durch gen zu entwickeln. Offiziell gestartet Vergleiche von DNA-Sequenzen heute lebender ist das Gemeinschaftsprojekt im Ja- Menschen mit denen von Neandertalern und weiteren nuar 2020 im schwedischen Alnarp. menschlichen Vorfahren erforscht Pääbo, welche www.mpg.de/14398598 genetischen Veränderungen im Laufe der Evolutions- geschichte den modernen Menschen geprägt haben. Zu Pääbos großen wissenschaftlichen Erfolgen zählen die komplette Entschlüsselung der mitochondrialen DNA des Neandertalers 2008 sowie der Genom- sequenz des Neandertalers. Der Japan-Preis wird gerne als japanischer Nobelpreis bezeichnet und ist mit 50 Millionen Yen (etwa 490 000 Euro) dotiert. Max Planck Forschung · 1 | 2020
kurz notiert Kurz notiert Bi l d: C D C / A l i s sa Ec k e rt, M S; Da n H ig gi ns , M A M S Spitzen- forschung in Polen Das von der Max-Planck-Gesell- schaft initiierte Dioscuri-Programm 9 in Polen wird um drei Zentren er- weitert. Der Mathematiker Paweł Dłotko, der Biologe Gracjan Michlew- ski und der Physiker Bartłomiej Wacław werden die Zentren leiten und dort international wettbewerbs- fähige und innovative Forschungs- Wissenschaftler suchen nach einem gruppen etablieren. Ziel des Dio- Impfstoff gegen das Coronavirus, scuri-Programms ist es, Forsche- Immunschub hier im 3-D-Modell. rinnen und Forscher von interna- tional renommierten Stationen in gegen Corona Westeuropa und den USA zu gewin- nen und beim Aufbau einer eige- Forschende des Max-Planck-Insti- Gefahr schwerer Krankheitsver- nen Forschungsgruppe in ihrer Hei- tuts für Infektionsbiologie haben ei- läufe, und die Todesrate sinkt. Der mat zu unterstützen. So trägt es dazu nen Impfstoffkandidaten gegen Tu- bei Max-Planck neu entwickelte Tu- bei, das bestehende Leistungsge- berkulose entwickelt, der auch eine berkulose-Impfstoff hat sich in den fälle zwischen West- und Osteuropa Infektion mit SARS-CoV-2 abmil- bisherigen klinischen Studien als gut zu überwinden. Die ersten zwei Dio- dern könnte. Der Stoff basiert auf verträglich und wirksamer als die scuri-Zentren haben 2019 ihre Arbeit dem Impfstoff BCG, der Anfang Standardimpfung mit BCG erwie- aufgenommen. des 20. Jahrhunderts gegen Tuber- sen. Das lässt hoffen, dass der neue www.mpg.de/14308907 kulose entdeckt wurde. Studien an Impfstoff auch die Symptome einer Mäusen haben gezeigt, dass BCG SARS-CoV-2-Infektion besser ein- die Folgen von Virusinfektionen der dämmen kann. Seine Wirksamkeit Atemwege abschwächen kann. So gegen Corona soll nun in einer groß weisen an Grippe erkrankte Mäuse angelegten Studie in deutschen Kli- weniger Schädigungen an den Lun- niken getestet werden. Als Betei- gen auf, wenn sie zuvor mit BCG ligte sind vor allem Beschäftigte im geimpft wurden. Zudem gibt es Hin- Gesundheitswesen und ältere Men- weise, dass die Impfung das Immun- schen vorgesehen, die besonders von system gegen Virusinfektionen ak- der Erkrankung bedroht sind. tiviert. Dadurch verringert sich die www.mpg.de/14608782 Max Planck Forschung · 1 | 2020
kurz notiert Querschnitt durch den Hip- pocampus einer Maus. Nach der Gabe von Erythropoietin weisen die Tiere mehr Nerven- zellen in dieser für Lernen und Gedächtnis zentralen Gehirnregion auf. Körpereige- nes Doping fürs Gehirn Erythropoietin, kurz Epo, steigert als berüchtigtes Dopingmittel die körperliche Leistungsfähigkeit, es wirkt aber auch als Wachstumsfak- tor für Nervenzellen. So verringert es nach einem Schlaganfall die Schä- den im Gehirn. Auch Patienten, de- 10 ren geistige Fähigkeiten durch eine Schizophrenie, Depression, bipolare Erkrankung oder multiple Sklerose eingeschränkt sind, werden mit Epo wieder leistungsfähiger. Forscher vom Max-Planck-Institut für expe- rimentelle Medizin in Göttingen haben nun herausgefunden, wie die Substanz im Gehirn wirkt: Demnach lösen geistige Herausforderungen in den Nervenzellen des Gehirns einen leichten Sauerstoffmangel aus. Da- durch wird mehr Epo mitsamt seinen Rezeptoren produziert. Der Wachs- tumsfaktor steigert anschließend die Aktivität dieser Nervenzellen, be- wirkt die Bildung neuer Nervenzel- len aus benachbarten Vorläuferzel- len und erhöht die Vernetzung der Neuronen. Eine Epo-Einnahme ver- stärkt diesen natürlichen Effekt: Die Versuchsergebnisse zeigen, dass er- wachsene Mäuse nach der Gabe des Wachstumsfaktors 20 Prozent mehr Nervenzellen in der Pyramiden- schicht des Hippocampus bilden, ei- ner für Lernen und Gedächtnis ent- scheidenden Hirnregion. www.mpg.de/14569809 Bi l d: M PI fü r Ps yc h i at r i e Max Planck Forschung · 1 | 2020
kurz notiert Das Denken der anderen F o t o: NASA / J PL - C a lt ec h Um zu verstehen, was andere denken, und einzuschätzen, wie sie sich ver- halten, entwickeln wir in der Kind- heit die Fähigkeit, uns in die Perspek- tive anderer hineinzudenken. Bislang war die Forschung uneins darüber, ab welchem Alter Kinder diese Fähig- keit besitzen. Eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften zeigt, dass erst Vierjährige wirklich in der Lage sind zu verstehen, was andere denken, und deren Handlungen zu antizipie- ren. Wie die Forschenden mittels Eye- Kundschafter auf dem Roten Planeten: InSight – hier eine Illustration der Sonde auf der Oberfläche – liefert wertvolle Einblicke in das Innenleben des Mars. tracking beobachteten, können zwar schon jüngere Kinder die Handlun- gen einer Comicfigur vorhersehen. Werden sie aber danach gefragt, ge- der mars bebt ben sie die falsche Antwort. Den Grund dafür fanden die Forschenden Der Rote Planet ist durchaus unru- seismisch aktiv ist. Allerdings sind bei Messungen der Hirnaktivität: Bei hig. Nicht weniger als 174 Marsbe- die Erschütterungen auf unserem den beiden Entscheidungsprozessen – ben hat das Seismometer der Sonde Nachbarn im All lange nicht so hef- der nonverbalen Variante, die sich im InSight in den ersten zehn Monaten tig wie auf der Erde: Keines der regis- Blick äußert, und der verbalen in der seit seiner Inbetriebnahme Ende Fe- trierten Beben erreichte eine Stärke Antwort – sind verschiedene Hirn- bruar 2019 gemessen. Das entspricht von mehr als 4. Bei 150 Beben waren durchschnittlich etwas mehr als ei- nur Wellen zu messen, die sich in der 11 strukturen beteiligt. Die Hirnregi- onen, mit deren Hilfe wir wirklich nem Beben alle zwei Tage. Die Da- Kruste des Mars ausbreiteten. Hin- verstehen, was andere denken, ist erst ten, die Wissenschaftler unter Be- gegen durchliefen die restlichen 24 im Alter von etwa vier Jahren so aus- teiligung des Max-Planck-Instituts Beben den Gesteinsmantel des Mars gereift, dass wir das auch sprachlich für Sonnensystemforschung gewon- und wiesen ähnliche Charakteristika ausdrücken können. In der frühen nen haben, liefern den ersten umfas- auf wie irdische Beben. Kindheit gibt es aber eine andere Ge- senden Beweis dafür, dass neben der www.mpg.de/14506985 hirnfunktion, die es ermöglicht, zu- Erde und dem Mond auch der Mars mindest den Blickwinkel des anderen zu übernehmen. www.mpg.de/14559563 M use e n z u B e r l i n – Pr euSSi s c h e r K u lt u r b e si t z F o t o: R at hge n F or s c h u ngsl a b or , S ta at l ic h e Von Hirten und Helices „Die Anbetung der Hirten“ des ita- hand der genauen Strukturdaten des lienischen Bildhauers Giuseppe wasserhaltigen Calciumacetats kön- Torretti lässt nicht nur Liebhaber nen Restauratoren das gleiche Korro- des Barock staunen, sondern auch sionsprodukt auch an anderen Mar- Chemiker. Denn ein durch Korro- morarbeiten identifizieren und dann sion entstandenes Salz, das an dem möglicherweise die Prozesse unter- restaurierten Marmorrelief knub- binden, in denen die Ausblühungen belige Ausblühungen bildet, kris- entstehen. Die anorganischen He- tallisiert in der gleichen Dreifach- lices könnten sich aber auch als Vor- spirale wie das Protein Kollagen. lage verwenden lassen, um andere Das haben Forschende am Stuttgar- chemische Substanzen in diese Form „Die Anbetung der Hirten“ überstand den 2. Weltkrieg ter Max-Planck-Institut für Festkör- zu bringen. nur in Fragmenten (bräunliche Teile), hier kombiniert mit perforschung herausgefunden. An- www.mpg.de/14577597 einem Schwarz-Weiß-Foto des unversehrten Reliefs. Max Planck Forschung · 1 | 2020
kurz notiert Müllabfuhr für Corona- viren Wenn Zellen gestresst sind, entsor- gen sie verstärkt überflüssige oder beschädigte Zellteile. Durch die Bi l d: S c i e nc e Pho t o Lib r a ry / M u rt i , Dr . G opa l zelleigene Müllabfuhr können sie auch Viren loswerden. Ein Team des Max-Planck-Instituts für Psy- chiatrie und des Uniklinikums Bonn ist auf ein Protein für die Beseiti- gung von Abfallstoffen gestoßen, das durch bereits auf dem Markt befind- liche Antibiotika und Medikamente Hilfsbereite gegen Darmwürmer verstärkt Vi- ren entsorgt. Zusammen mit Wis- Papageien senschaftlern der Charité in Berlin haben die Forscher entdeckt, dass Papageien sind nicht nur außeror- die Wirkstoffe die Vermehrung des dentlich intelligent, sie besitzen auch MERS-Coronavirus, eines Ver- ein hohes Maß an Einfühlungsver- wandten des neuen Coronavirus mögen und Hilfsbereitschaft. Dies SARS-CoV-2, eindämmen können. ist das Ergebnis von Studien, die For- Das MERS-Virus kann beim Men- scherinnen an der Außenstelle Tene- schen eine schwere Lungenentzün- riffa des Max-Planck-Instituts für dung auslösen, die bei jedem dritten Ornithologie in Seewiesen an Grau- Infizierten tödlich verläuft. Gegen papageien durchgeführt haben. In den Erreger gibt es wie gegen SARS- den Tests verteilten die Forschenden CoV-2 bislang weder Medikamente 12 an einige Vögel aus einer Gruppe Elektronenmikroskop- noch einen Impfstoff. Ob die Wirk- Metallmarken, die diese gegen Futter Aufnahme von stoffe die Beseitigung von Coronavi- eintauschen konnten. Dabei verhiel- Coronaviren. ren im Menschen ankurbeln, muss ten sich Papageien, die eine Marke sich erst noch zeigen. Unterdessen bekommen hatten, in den meisten untersuchen auch Wissenschaft- Fällen ausgesprochen selbstlos und ler am Lead Discovery Center in reichten die Marke mit dem Schna- Dortmund, einer Ausgründung der bel an ihren Nachbarn weiter, wenn Max-Planck-Gesellschaft, andere dieser keine Marke erhielt. Papageien Substanzen, die die Entsorgungsma- erkennen also offenbar, wann ein Art- schinerie ankurbeln und zur Behand- genosse von ihrer Hilfe profitieren lung eingesetzt werden können. kann und wann nicht. In weiteren www.mpg.de/14642215 Untersuchungen beobachteten die Forschenden zudem, dass Graupa- In den Verhaltensexperimenten pageien nicht neidisch sind, wenn ein erhalten die Papageien Metall- Artgenosse für die gleiche Leistung marken, die sie dann gegen höher belohnt wird oder für die glei- Futter eintauschen können. che Belohnung weniger hart arbeiten muss. Möglicherweise liegt dieses Verhalten nicht an einem mangeln- den Sinn für Fairness, sondern an ei- F o t o: C om pa r at iv e C o gn i t ion Grou p ner ausgeprägten Paarbindung. An- ders als Schimpansen, die eine solche Ungleichbehandlung nicht klaglos hinnehmen, leben Graupapageien in der Regel ein Leben lang mit einem Partner zusammen. Tiere mit dauer- haften Partnerschaften können wahr- scheinlich toleranter gegenüber Un- gleichheit sein als nicht monogame Arten, da sich die Großzügigkeit auf Dauer trotzdem auszahlt. www.mpg.de/14319760 Max Planck Forschung · 1 | 2020
kurz notiert F o t o: Wi m Hoe k / sh u t t e r s t o c k 13 Weibliche Mönchsgrasmücke. Die Art ist in ihrem Zugverhalten sehr variabel: Je nach Herkunft fliegen die Vögel unterschiedlich weit in ihre Überwinterungsgebiete. Manche Vögel ziehen bei jedem ziehen auch überhaupt nicht. Klima Kuckucke aus Kamtschatka flie- ben im Mittel relativ konstant. An- gen zum Überwintern nach Angola ders in Nord- und Südamerika: Dort – eine Strecke von etwa 14 000 Kilo- gab es während der Eiszeit 20 Prozent metern. Wohin und wie weit die Vö- weniger Zugvogel-Arten. Viele waren gel fliegen, wird vor allem vom Klima während der Eiszeit offenbar Stand- bestimmt. Dieses hat sich jedoch über vögel und wurden erst danach Zug- die letzten 50 000 Jahre immer wieder vögel. Die Zugstrecken waren zudem stark gewandelt. Forscherinnen und 40 Prozent kürzer als heute. Der Vo- Forscher des Max Planck - Yale Cen- gelzug hat also selbst starke Klima- ter for Biodiversity Movement and veränderungen überdauert. Wie sich Global Change haben am Computer der menschengemachte Klimawan- modelliert, wie sich der Vogelzug auf del auf den Zug der Vögel auswirkt, der Erde während dieser Zeit entwi- wissen die Forscher noch nicht. Er ckelt hat. Die Simulationen zeigen, verläuft schneller als frühere Klima- dass Vögel auch während der letzten veränderungen, zudem verschlech- Eiszeit zwischen Sommer- und Win- tern sich die Lebensbedingungen für tergebieten hin- und herpendelten. Vögel in vielerlei Hinsicht, zum Bei- Wie Zugvögel auf Klimaveränderun- spiel durch den Verlust von Lebens- gen reagieren, unterscheidet sich der raum und Nahrung. Das Computer- Berechnung zufolge allerdings regio- modell kann nun helfen, die Folgen nal: So gab es in Europa, Asien und dieser Veränderungen auf den Vogel- Afrika während der letzten Eiszeit zug vorherzusagen. etwa gleich viele Zugvogel-Arten wie www.mpg.de/14473814 heute. Auch die Flugdistanzen blie- Max Planck Forschung · 1 | 2020
kurz notiert Krebsartiger Stoffwech- sel lässt Gehirn wachsen Die Größe des menschlichen Ge- ganellen strömt. Dank der höheren hirns hat im Laufe der Evolution Kalziumkonzentration können die erheblich zugenommen. Wissen- Mitochondrien über den Stoffwech- Bi l d: M PI - C B G / Na m ba et a l . schaftler am Max-Planck-Institut selweg der Glutaminolyse Energie für molekulare Zellbiologie und Ge- erzeugen und die Hirnstammzellen netik in Dresden haben herausge- dazu bringen, sich stärker zu vermeh- funden, dass sich die sogenannten ren. Eine hohe Glutaminolyse-Rate basalen Hirnstammzellen dank ei- ist unter anderem typisch für Krebs- nes als ARHGAP11B bezeichneten zellen. Das menschliche Gehirn ist Gens vermehren können. Dadurch im Laufe der Evolution also offen- werden mehr Nervenzellen gebildet. bar auch deshalb so stark gewachsen, Nun wissen die Forscher auch, wie weil sich der menschliche Stoffwech- das Gen funktioniert: Zusammen sel so veränderte, dass er im Gehirn mit einem weiteren Protein schließt für einen begrenzten Zeitraum auf es eine Pore in der Mitochondrien- einen krebsartigen Stoffwechsel um- membran der Stammzellen und ver- schalten kann. hindert so, dass Kalzium aus den Or- www.mpg.de/14323143 Das ARHGAP11B-Protein (magenta) in einer basalen Hirnstammzelle (blau: Zellkern). Flotte Mikroschwimmer Ein Mikroschwimmer aus dem bildet sich in seinem Hohlraum eine Max-Planck-Institut für Intelligente Luftblase. Diese bringen die For- 14 Systeme in Stuttgart überholt seine schenden mit Ultraschall zum Pul- natürlichen Vorbilder. Ein Team sieren, sodass der Mikroschwimmer des Instituts hat einen Mikrorobo- durch den Rückstoß vorwärtsgetrie- ter entwickelt, der deutlich schneller ben wird. Solche akustisch angetrie- Feedback, schwimmt als Bakterien oder Algen. benen Mini-U-Boote könnten künf- Der winzige Schwimmkörper hat die tig etwa in minimal-invasiven me- aber richtig Form einer hohlen Halbkugel mit ei- dizinischen Behandlungen zum ner kleinen Öffnung am Boden. So- Einsatz kommen. Feedback gilt als wichtiger Bestand- bald er in eine Flüssigkeit eintaucht, www.mpg.de/14420595 teil einer erfolgreichen Unterneh- menskultur. Richtig eingesetzt, kann es die Arbeitsleistung und die Zu- sammenarbeit im Team stärken. In einem Experiment haben Wissen- schaftler des Max-Planck-Instituts Rauchen ohne Qualm für Bildungsforschung untersucht, welchen Einfluss die Art des Feed- Vor passivem Rauchen schützt selbst tionen von 35 flüchtigen organischen backs auf das weitere Verhalten hat. das Rauchverbot in öffentlichen Ein- Verbindungen, die im Zigaretten- Am besten für die Zusammenarbeit richtungen nicht. Mit Schadstoffen rauch enthalten sind. Demnach at- war Feedback, das den Teilnehmen- wie etwa Nikotin und Feinstaub aus men Zuschauer, die eine Stunde lang I l lus t r at ion: sh u t t e r s t o c k den die Leistung der Gruppe insge- dem Zigarettenrauch ist die Luft in in dem Kinosaal sitzen, Schadstoff- samt widerspiegelte. Ranking-Feed- Räumen auch belastet, wenn sich mengen von bis zu zehn passiv ge- back, also Informationen, welche die darin Personen aufhalten oder auf- rauchten Zigaretten ein. Wie hoch eigene Leistung im Vergleich zu den gehalten haben, die vorher woan- die Belastung durch die einzelnen anderen Teilnehmenden einstuften, ders geraucht haben. Denn deren Schadstoffe ist, hängt unter anderem führte hingegen dazu, dass sich die Kleidung, Haut und Haare verströ- von deren Flüchtigkeit ab. Im Fall des Probanden immer stärker als Kon- men die Stoffe. Das indirekte Pas- krebserregenden Benzols entsprach kurrenten sahen. Das ging so weit, sivrauchen haben Forschende des sie in einer Stunde zum Beispiel dem dass sie ihr Handeln nur noch darauf Max-Planck-Instituts für Chemie Qualm von acht Zigaretten. In weni- ausrichteten, andere auszustechen, und der Yale University jetzt erst- ger gut belüfteten Räumen als einem sogar wenn sie damit der Gruppe und mals mit Messungen bestätigt. Sie Kinosaal dürfte die Belastung noch so letztlich auch sich selbst schadeten. protokollierten in einem Kinosaal größer sein. www.mpg.de/14434978 über mehrere Tage die Konzentra- www.mpg.de/14558058 Max Planck Forschung · 1 | 2020
Exot mit elf Kilometer Radius Neutronensterne sind kompakte, ex- trem dichte Überreste von Superno- narien aus, die zum einen zu den Gravitationswellen von GW170817 für Chemie va-Explosionen. Gelegentlich ver- schmelzen zwei dieser exotischen passten und die zum anderen bei der Verschmelzung einen kurzle- und Life Sciences stellaren Kugeln – so wie beim Er- bigen hypermassereichen Neutro- eignis GW170817, das Astronomen nenstern erzeugen. Drittens muss- im August 2017 durch Gravitations- ten die in Betracht gezogenen Mo- wellen und im gesamten elektroma- delle mit bekannten Obergrenzen Von Chemikern für Chemiker – gnetischen Spektrum beobachtet ha- der Masse übereinstimmen, welche Nutzen Sie das Netzwerk ben. Aus den Daten zu GW170817 die Astrophysiker aus elektromag- und aus theoretischen Überlegungen netischen Beobachtungen der Quelle der GDCh: ermittelten die Forscher um Collin von GW170817 ermittelt hatten. Das Capano aus dem Max-Planck-Insti- Ergebnis: Ein typischer Neutronen- Stellenmarkt – Online und in tut für Gravitationsphysik den Ra- stern mit der 1,4-fachen Masse unse- den Nachrichten aus der Chemie dius typischer Neutronensterne, wie rer Sonne hat einen Radius von etwa CheMento – das Mentoring sie bei GW170817 kollidierten. Die elf Kilometern. Programm der GDCh für chemische Wissenschaftler wählten dabei Sze- www.mpg.de/14573502 Nachwuchskräfte Publikationen rund um die Karriere Bewerbungsseminare und -workshops Bi l d: ESO / L . C a l ç a da Jobbörsen und Vorträge A nz e ige Wunderkugel: Neutronensterne besitzen eine größere Masse als die Sonne, in ihnen ist die Materie aber unvor- stellbar dicht gepackt. Daher haben sie typischerweise einen Radius von nur elf Kilometern. Die ersten Salmonellen Der Beginn der Landwirtschaft war ierten acht alte Genome des Krank- ein Meilenstein in der Geschichte der heitserregers Salmonella enterica. Menschheit. Schon lange wird ver- Ihre Analyse ergab, dass sie Vorläufer mutet, dass durch den engen Kon- des Bakterienstammes Paratyphi C takt mit Tieren viele neue Krank- waren – ein Stamm, der inzwischen heiten beim Menschen, sogenannte ausschließlich Menschen infiziert, Zoonosen, aufkamen. Ein Team um aber nur selten vorkommt. Die histo- Wissenschaftler des Max-Planck-In- rischen Salmonellen hingegen steck- stituts für Menschheitsgeschichte hat ten wahrscheinlich Tiere genauso an nun Bakterien aus bis zu 6500 Jahre wie Menschen. Das legt nahe, dass alten Skeletten von Landwirten un- die bäuerliche Lebensweise tatsäch- tersucht und damit neues Licht in lich die Entstehung neuer Krankhei- die Entwicklung von Zoonosen ge- ten begünstigte. bracht. Die Forschenden rekonstru- www.mpg.de/14506291 Gesellschaft Deutscher Chemiker Max Planck Forschung · 1 | 2020 www.gdch.de/karriere
Sie können auch lesen