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Zeitschrift zur Förderung der Betriebssicherheit und der Arbeitssicherheit bei der DB AG 6 | Juni 2020 BahnPraxis B Aktuell Informationen zur Auswahl von Schutzhandschuhen Unfallsteckbrief: Quetschung der Hand beim Aufsteigen auf das Triebfahrzeug Spezial Sonneneinstrahlung und Wärme: Arbeiten im Sommer
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Unser Titelbild unser Kollege Klaus ist Marathonläufer. Als wir zuletzt die Bewunderung für sein Durchhaltevermögen auf 40 Kilometern ausdrückten, meinte er, es seien doch sogar 42,195 Kilometer! Na gut, zwei Kilometer machen doch nichts mehr aus. Aber Klaus erklärte uns, dass es gerade diese beiden letzten Kilometer sind, auf denen viele Läufer aussteigen. Und das sei vor allem eine mentale Frage. Ist es bei den Maßnahmen zur Sicherheit und Gesund- heit im Rahmen der Corona-Krise auch so, dass wir uns gefühlt schon auf den letzten Metern befinden? Ist die Rangierlokomotiven in Abstellgleisen. Krise schon fast vorüber? Denn genau in dieser Phase Foto: UVB ist das Ende scheinbar schon zu sehen. Tatsächlich sind wir vielleicht erst bei Kilometer 25. Denn noch ist unklar, wie weit das Ziel entfernt ist. Und Inhaltsverzeichnis deshalb ist es gerade jetzt besonders wichtig, dass die Maßnahmen der Hygiene und des Abstandhal- 3 Informationen zur Auswahl tens konsequent weitergeführt werden, bis wir sicher von Schutzhandschuhen über der Ziellinie sind. Und zwar bei der Arbeit wie im privaten Bereich. In unserem eigenen Interesse und im 8 Sonneneinstrahlung und Interesse unserer Kolleginnen und Kollegen. Gerade Wärme: Arbeiten im Sommer jetzt, wo wir – dank der gemeinsamen Anstrengungen – bisher doch verhältnismäßig glimpflich durch die Krise 11 Unfallsteckbrief: Quetschung der Hand beim Aufsteigen gekommen sind. auf das Triebfahrzeug Wir wünschen Ihnen alles Gute, und bleiben Sie gesund! Ihr BahnPraxis B-Redaktionsteam Impressum BahnPraxis B, Zeitschrift zur Förderung der Betriebssicherheit und der Arbeitssicherheit bei der Deutschen Bahn AG Herausgeber kostenlos. Für externe Bezieher: Jahresabonnement EUR 15,60 zuzüglich Unfallversicherung Bund und Bahn (UVB) – Gesetzliche Versandkosten. Unfallversicherung – Körperschaft des öffentlichen Rechts, in Zusammenarbeit mit DB Netz AG D eutsche Bahn Gruppe. Verlag Bahn Fachverlag GmbH, Klosterstraße 44, D-10179 Berlin Redaktion Telefon (030) 200 95 22-0, Telefax (030) 200 95 22-29, Dirk Menne (Chefredakteur), Uwe Haas, Anita Hausmann, Gerhard Heres, E-Mail: mail@bahn-fachverlag.de, Markus Krittian, Steffen Mehner, Niels Tiessen (Redakteure). Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Sebastian Hüthig und Thorsten Breustedt Anschrift Druck Redaktion „BahnPraxis“, DB Netz AG, I.NPB 4, Laub GmbH & Co KG, Brühlweg 28, D-74834 Elztal-Dallau. Mainzer Landstraße 185, D-60327 Frankfurt am Main, Fax (0 69) 2 65-20506, E-Mail: mail@bahn-fachverlag.de Sprache Für die Inhalte der BahnPraxis werden geschlechtsneutrale Formulierun- Erscheinungsweise und Bezugspreis gen bevorzugt oder beide Geschlechter gleichberechtigt erwähnt. Wo dies Erscheint monatlich. Der Bezugspreis ist für Mitglieder der UVB im aus Gründen der Lesbarkeit unterbleibt, sind ausdrücklich stets beide Mitgliedsbeitrag enthalten. Die Beschäftigten erhalten die Zeitschrift Geschlechter angesprochen. 2 BahnPraxis B 6 | 2020
BahnPraxis Aktuell Arbeitsschutz Schutzhandschuhe, aber bitte die Richtigen! Dennis Vetter, Leiter Fachstelle Arbeitsschutz, DB Cargo AG, Mainz Schutzhandschuhe werden in unterschiedlichen Bereichen des Bahnbetriebs und der Instandhaltung entsprechend den Gefährdungsbeurteilungen benötigt. Grundsätzlich gilt auch hier, dass Schutzhandschuhe, die in die Kategorie „Persönliche Schutzausrüstung“ (PSA) gehören, in der Maßnahmenhierarchie eine der letzten Wahlmöglich- keiten sein sollen. Foto: Dennis Vetter BahnPraxis B 6 | 2020 3
BahnPraxis Aktuell Gerade in Werkstätten oder in bestimmten Bereichen des Bahnbetriebs lassen sich nicht immer adäquate Schutz- maßnahmen finden, die höherwertig wären als das Tragen von Schutzhandschuhen. Aus diesem Grund ist es wich- tig, die richtigen Schutzhandschuhe für die Beschäftigten auszuwählen. Gründe für die Auswahl von Schutzhandschuhen können zum Beispiel sein: • die regelmäßige Fortschreibung der Gefährdungs beurteilung, • veränderte Arbeitsverfahren, • neue Arbeitsverfahren, • Unfälle, bei denen die Schutzwirkung nicht ausreichend war. Foto: Dennis Vetter Gerade der letzte Punkt sollte nicht nur im eigenen Bereich betrachtet werden. Hier mag es zu wenigen Vor- fällen gekommen sein. Bei einer überregionalen Betrach- tung ist aber oft festzustellen, dass es bei vergleichbaren Fehlender Anstoßschutz beim Handschuh Arbeiten zu ähnlichen Unfällen kommt. Dies bedeutet, dass es sich hier ggf. um einen Schwerpunkt im Unfallge- schehen handelt und die getroffenen Schutzmaßnahmen nicht ausreichend sind. In diesem Fall gilt es, die Gefährdungsbeurteilung genau zu überprüfen oder bei Änderungen von Arbeitsverfahren die Gefährdungen so gut wie möglich herauszuarbeiten. Denn dies stellt die Basis für die spätere Auswahl von PSA Foto: Dennis Vetter – hier von Schutzhandschuhen – dar. Was bedeutet dies für die Praxis? Fehlender Anstoßschutz beim Handschuh Hierzu soll ein Beispiel aus der Fahrzeug-Instandhaltung genutzt werden: Beim Lösen von Schraubverbindun- gen ist der Beschäftigte vom Arbeitsmittel abgerutscht und anschließend der Handrücken gegen die Bauteile des Wagens geschlagen. In der Gefährdungsbeurteilung wurden folgende gefahrbringenden Bedingungen fest gestellt: • Aufgebrachte Krafteinwirkung auf Ringmaulschlüssel und plötzliches Lockern der Schraubverbindung • Abrutschen mit Ringmaulschlüssel durch nicht korrekte Anbringung oder Verrutschen durch Kraftaufbringung • Abrutschen am Ringmaulschlüssel wegen zu wenig Foto: Dennis Vetter Grip mit dem Sicherheitshandschuh (Leder) Alle drei gefahrbringenden Bedingungen und ermittel- ten Gefahrquellen haben die gleichen Gefährdungen zur Folge: die Verletzung der Hand durch Anschlagen an Fehlender Grip am Handschuh 4 BahnPraxis B 6 | 2020
BahnPraxis Aktuell Bauteilen des Wagens oder anderen Gegenständen. Entsprechend dem Vorgehen bei der Gefährdungsbeurteilung sind die Gefährdungen zu beurteilen und Lösungen zu finden. Es ist möglich, dass bestimmte technische oder organisatorische Maßnahmen wei- tere oder neue Gefährdungen mit sich bringen und diese Lösungsansätze schlichtweg nicht umsetzbar sind, sodass auf die PSA als Schutzmaß- nahme zurückgegriffen werden muss. Für die Vorauswahl des passenden Hand- Wichtig ist hierbei, dass die ande- schuhs für eine Tätig- ren Möglichkeiten betrachtet, doku- keit kann die Check- mentiert und es nachvollziehbar liste aus Anhang 4 der begründet wird, warum eine Umset- DGUV Regel 112-995 zung nicht möglich ist. Im Rahmen „Benutzung von der regelmäßigen Überprüfung der Schutzhandschuhen“ Gefährdungsbeurteilung ist immer zu anhand der vorhan- prüfen, ob sich an dem Sachverhalt den Gefährdungs- etwas verändert hat. beurteilung und den Quelle: DB Cargo AG Erkenntnissen aus Ist man zu der Entscheidung gekom- der arbeitsablauf men, Schutzhandschuhe als PSA zu orientierten Gefähr- verwenden, muss nun genau defi- dungsbeurteilung niert werden, welche Anforderun- angewendet werden. Diese Regeln finden gen der Schutzhandschuh besitzen Sie auf der Inter- muss. netseite des Unfall versicherungsträgers Es gibt eine Vielzahl von Schutzhand- kostenlos zum schuhen für unterschiedliche Anwen- Download: dungsbereiche in drei Grundformen: www.publikationen.dguv.de Faust-, Dreifinger- und Fünffinger- handschuhe. Neben dem Zweck unterscheiden sich die Schutzhandschuhe in die Gefahrenklassen für den Einsatz bereich. Dazu zählen zum Beispiel: • Schutz gegen mechanische Gefahren, • Schutz gegen Schnitte und Stiche, • Schutz gegen Kälte, • Schutz gegen Hitze und Flammen, • Schutz gegen ionisierende Strahlen Quelle: DB Cargo AG und • Schutz gegen radioaktive Checkliste Schutzhandschuhe am Kontamination durch Partikel. begleitenden Beispiel Seite 1 und 2 BahnPraxis B 6 | 2020 5
BahnPraxis Aktuell Es kann notwendig sein, dass weitere Regelungen des aufgrund der Tätigkeit, für die der Handschuh verwendet Unfallversicherungsträgers berücksichtigt werden müs- werden soll, die Leistungsstufe auf 3 angepasst. Bei den sen, dieses ist immer abhängig von der Art des benötig- gewählten Leistungsstufen war es wichtig, dass der neue ten Schutzes. Für den Einsatz von Chemikalienschutz- Handschuh zusätzlich einen Schutz gegen Stoßeinwirkun- handschuhen ist zum Beispiel zusätzlich die DGUV gen hat. Die DIN EN 388:2016 schreibt bei erfolgreicher Information 212-007 „Chemikalienschutzhandschuhe“ zu Prüfung eine Kennzeichnung nach der fünften Stelle der beachten. Leistungsstufen mit einem P vor. Darüber hinaus sollte der Handschuh an der Innenfläche über eine Polsterung Nachdem die benötigte Art des Schutzes definiert ist, und erhöhten Grip verfügen, so dass ein Abrutschen vom müssen anhand der geltenden EN oder DIN die Anfor- Werkzeug möglichst vermieden wird. derungen definiert werden, denn nur diese Definitionen sind auf den Schutzhandschuhen zu finden. Welche Nor- Nach der Recherche zu passenden Schutzhandschuhen men im Einzelfall gelten, wird von der Art des benötigten konnte ein Handschuh gefunden werden, der alle gestell- Schutzes bestimmt. Im DB-Konzern haben Sie die Mög- ten Anforderungen erfüllt: lichkeit, über Perinorm einen Großteil der benötigten Nor- • Benötigte Leistungsstufen für die Tätigkeit beim Lösen men kostenlos für Ihre Tätigkeit herunterzuladen. Hierfür von Schraubverbindungen müssen Sie sich einmalig registrieren und können dann • Zusätzlicher Schutz gegen Stoßen des Handrückens über BKU und Ihre Anmeldedaten darauf zugreifen. und der Finger • Erfüllt die Vorgaben der aktuellen DIN EN 388:2016 Im angeführten Beispiel war das Ergebnis, dass ein Fünf- • Griffsicherheit durch erhöhten Grip und Polsterung in fingerhandschuh benötigt wird, der eine Greiffähigkeit, der Handinnenfläche Geschmeidigkeit, erhöhte Grip-Eigenschaften und einen • Geschmeidigkeit des Handschuhs für das Arbeiten Schutz gegen mechanische Gefahren bietet. Im Beson- deren soll er den Handrücken bei Stößen gegen andere Gegenstände schützen. Normentafel UVEX und möglicher Schutzhandschuh Bei der Auswahl des Schutzhandschuhs war die DIN EN 388:2016 „Schutzhandschuhe gegen mechanische Risi- ken“ anzuwenden, die die DIN-Prüfverfahren und deren Einordnung gegen mechanische Einwirkungen beschreibt. Nach DIN EN 388:2016 müssen Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken mindestens eine der Eigenschaf- Quelle: Hersteller ten (Abrieb-, Schnitt-, Weiterreiß- und Durchstichfestig- keit) mit der Leistungsstufe 1 oder Leistungsstufe A für die TDM-Schnittfestigkeitsprüfung nach EN ISO 13997:1999 erreichen. Im Nachgang einer Vorauswahl oder direkt mit dem Entscheidungsgremium (Unternehmer, Betriebsarzt, Die Leistungsstufen eines Schutzhandschuhs Betriebsrat, Fachkraft für Arbeitssicherheit, ggf. weitere Personen) sind Ziele nach der SMART-Methode zu defi- nieren, wie der Einsatz eines neuen Handschuhs erfol- gen soll. Hierzu zählen auch Abbruchszenarien, wenn zum Beispiel der Handschuh bei den Beschäftigten Haut reaktionen auslöst. Quelle: Dennis Vetter Denken Sie in diesem Zusammenhang daran, den Haut- schutzplan zu prüfen und ggf. anzupassen. Ein guter Die Anforderungen für Abrieb-, Schnitt-, Weiterreißfes- und richtig ausgewählter Schutzhandschuh schützt die tigkeit entsprechen den Leistungsstufen des bisheri- Mitarbeiter vor Verletzungen bzw. Unfällen. Aus diesem gen Schutzhandschuhs. Bei der Durchstichkraft wurde Grund muss bei der Auswahl und der Beurteilung ein 6 BahnPraxis B 6 | 2020
BahnPraxis Aktuell hohes Maß an Genauigkeit ange- wandt werden. Fazit Zusammenfassend ist Folgendes festzustellen: • Grundsätzlich sind Schutzhand- Neuer Schutzhand- schuhe nach der Maßnahmen schuh im Einsatz: hierarchie eines der letzten wähl Anstoßschutz baren Mittel. Nichtdestotrotz vorhanden können Schutzhandschuhe Unfälle bzw. Verletzungen verhindern oder reduzieren. • Es müssen alle notwendigen Betei- ligten eingebunden werden (Unter- nehmer, Betriebsarzt, Betriebsrat, Fachkraft für Arbeitssicherheit, ggf. weitere Personen). Foto: Dennis Vetter • Nur eine gute Gefährdungs beurteilung ist die Basis für den geeigneten Schutzhandschuh. • Bei der Auswahl des geeigneten Schutzhandschuhs sind das Regel- werk des Unfallversicherungs trägers und die zutreffenden Normen (EN/DIN) anzuwenden. • Es müssen Methoden gewählt werden, die eine erfolgreiche Anstoßschutz vorhanden Einführung messbar machen. • Hautschutzpläne müssen geprüft und ggf. aktualisiert werden. Foto: Dennis Vetter Grip vorhanden Foto: Dennis Vetter BahnPraxis B 6 | 2020 7
BahnPraxis Spezial Quelle: Pixabay Arbeiten im Sommer „Das bisschen Sonne macht mir nichts“ Nele Gardner, Fachreferentin Arbeitsschutz, DB Netz AG, Frankfurt am Main Nicht nur die aktuelle Corona-Pandemie birgt Gefahren für Mitarbeiter, sondern auch die nun immer stärker werdende ultraviolette (UV-) Strahlung durch Sonnenschein. Viele Tätigkeiten bei der DB AG werden im Freien durch- UV-Strahlung kann akut aber auch langfristig schädigen. geführt. Ob beispielsweise Mitarbeiter des Oberbaus Je größer und länger die Einwirkung, desto größer die oder Rangierbegleiter: Bereits im Frühling kommen alle Gesundheitsgefahr. Gefährlich ist insbesondere, dass mit viel UV-Strahlung in Kontakt. Seit einiger Zeit ist wis- UV-Strahlung für das menschliche Auge nicht sichtbar ist senschaftlich erwiesen, dass durch die UV-Strahlung der und die Schäden meist erst bemerkt werden, wenn diese Sonne während der Arbeitszeit auch Hauterkrankungen – bereits eingetreten sind. Selbst wenn die Strahlung darunter im schlimmsten Fall auch Hautkrebs – entste- keinen sichtbaren Sonnenbrand ausgelöst hat, kann hen können. Zum 1. Januar 2015 wurde deshalb der durch sie durch die Bildung freier Radikale zur schnelleren UV-Strahlung verursachte weiße Hautkrebs in die Liste Alterung der Haut beitragen und das Risiko für die Ent- der Berufskrankheiten aufgenommen. Wie sich Mitarbei- stehung von Hautkrebs erhöhen. Durch die UV-Einwir- ter bestmöglich vor UV-Strahlung bei Tätigkeiten im Freien kung können verschiedene Stellen des Körpers geschä- schützen können, soll nachfolgend vorgestellt werden. digt werden. Vermutlich jeder von uns hatte schon mal einen Sonnenbrand, der als leichte Rötung, aber auch als Blasenbildung erscheinen kann. Die Augen können Gefährdung durch Sonnenstrahlung durch eine Binde- oder Hornhautentzündung betrof- fen werden. Zudem kann der Körper durch Wärme und Auch wenn es viele von uns genießen, dass die Sonne direkte Sonneneinwirkung austrocknen, einen Hitz- scheint und wir eine geringe Dosis Sonnenlicht für die schlag oder einen Sonnenstich erleiden. Hierbei handelt Bildung des Provitamins D3 und eine gesunde Psyche es sich um akute Auswirkungen, die bereits nach kurzer benötigen: Die Sonne birgt drei verschiedene Gefähr- Zeit mehr oder weniger stark auftreten können. dungsfaktoren, die gerade während der Arbeit nicht unterschätzt werden sollten: die UV-Strahlung, die Langfristig kann es durch UV-Strahlung zu einer Wärmestrahlung und die Blendung. vorzeitigen Hautalterung, zu bestimmten Formen von 8 BahnPraxis B 6 | 2020
Sommermonaten ist die UV-Strahlung am intensivsten. • Die geographische Breite und Höhe haben einen Einfluss auf die Belastungshöhe. Die Belastung nimmt dabei mit der Nähe zum Äquator zu. BahnPraxis Spezial • In Einzelfällen kann die Belastung durch die UV-Strahlung durch Oberflächenreflexionen (z. B. Schnee, Bleche) erhöht werden. Schattenregel Faustregel: Ist der Schatten kleiner als die Körpergröße, besteht Gefahr; ist der Hautkrebs und zu Linsentrübungen des Auges (Grauer Schatten größer als die Körpergröße, Quelle: DGUV Information 203-085, BG BAU Star) kommen. Die zudem durch die Sonne wirkende besteht geringere Gefahr Wärmestrahlung kann gerade bei körperlich anstren- genden Tätigkeiten zusätzlich das Herz-Kreislauf-System 17: 00 13 und den Wasser- und Elektrolythaushalt belasten, zum :0 0 Beispiel durch starkes Schwitzen. Blendung kann dazu führen, dass andere Gefährdun- gen, zum Beispiel das Herannahen von Zügen, weniger Gefahr geringere Gefahr schnell oder gar nicht wahrgenommen werden. Sonneneinstrahlung als Gefährdungsfaktor in Bewegungsflächen von Fahrzeugen oder ande- ren Mitarbeitern, durch unzureichenden Brandschutz Wenn Tätigkeiten im Freien ausgeübt werden sollte oder durch die Sog- und Druckwirkung von bewegten der Unternehmer in seiner Gefährdungsbeurteilung Schienenfahrzeugen. die Gefährdungen der Sonneneinstrahlung, der hohen Außentemperaturen sowie der Blendung mit einbezie- Werden Fahrzeuge eingesetzt, sollte die Fahrerkabine hen und beurteilen. Dabei gilt generell: Je länger ein mit einer Klimatisierung ausgestattet sein. Hierbei ist Mitarbeiter der Sonneneinstrahlung und hohen Außen- vor allem darauf zu achten, dass die Klimatisierung nicht temperaturen ausgesetzt ist, desto höher ist auch seine zu stark eingestellt wird, so dass sich Mitarbeiter eine Belastung. Dabei sollte auf die Tageszeit Unterkühlung zuziehen können. Beim Ver- geachtet werden, in der die Tätigkeiten lassen des Fahrzeugs und dem plötzlichen durchgeführt werden. Die Belastung ist in Wichtiger Hinweis: Wechsel in die Wärme können sonst akute der Mittagszeit in der Regel von 11 bis 15 Auch wenn es eher Kreislaufprobleme auftreten. Uhr am höchsten. Und natürlich ist die UV- bewölkt ist, wirken UV- Strahlung gerade in den Sommermonaten Strahlen – in einem Bei körperlich stark beanspruchenden am höchsten. Eine Faustregel kann bei der geminderten Maße – Tätigkeiten sollten technische Hilfsmit- Bewertung weiterhelfen: Wenn der Schat- auf den Mitarbeiter ein. tel zur Erleichterung eingesetzt werden, ten kleiner als die Körpergröße ist, sind zum Beispiel Krane zum Transportieren Sonnenstand und damit die Belastung in der Regel recht von schweren Lasten. Auch eine Erhöhung der Anzahl hoch einzuschätzen (siehe Abbildung oben) – die Sonne der Mitarbeiter zur Unterstützung kann sinnvoll sein. steht hoch und die UV-Strahlung erreicht mit einem Da bei hohen Außentemperaturen die Beanspruchung höheren Anteil den Erdboden. der Mitarbeiter sehr hoch sein kann, sollte auch das Arbeitstempo auf der Baustelle angepasst werden. Eine Erhöhung der Zahl und ggf. der Länge der Pausen kann Maßnahmen gegen die Gefährdungen durch ebenfalls dazu beitragen, dass die Leistungsfähigkeit Sonneneinstrahlung und große Wärmebelastung der Mitarbeiter auf Dauer erhalten bleibt. Die Mitarbei- ter sollten die Möglichkeit bekommen, sich in Pausen an Am effektivsten für den längeren Aufenthalt von Mitar- schattigen, kühlen Plätzen aufzuhalten. beitern im Freien ist es, wenn die UV-Strahlung gering ist (hohe Wolkenbedeckung oder Zeiten außerhalb der Während der Tätigkeit sollten die Mitarbeiter kühle Mittagsstunden). Tätigkeiten, die draußen stattfinden, Getränke in der Nähe des Arbeitsplatzes zur Verfügung sollten möglichst außerhalb der Stunden zwischen 11 gestellt bekommen. Geeignet sind Wasser sowie unge- und 15 Uhr stattfinden. Das gilt besonders für körperlich süßter Tee. stark beanspruchende Arbeiten. Ideal für den Sonnenschutz ist langärmelige, luftdurch- Insbesondere bei kleineren Baumaßnahmen kann eine lässige und körperbedeckende Kleidung. Die Web- Beschattung sinnvoll sein. Hierbei ist darauf zu achten, dichte bestimmt dabei die Durchlässigkeit für UV-Strah- dass keine weiteren Gefährdungen entstehen, zum Bei- len. Spezielle UV-Schutzkleidung ist dabei in der Regel spiel durch aufgestellte Sonnenschirme oder Pavillons nicht notwendig. So bietet beispielsweise ein normales BahnPraxis B 6 | 2020 9
BahnPraxis Spezial Baumwollhemd mit langen Ärmeln einen ausreichenden BauWetter-App liefert wetterabhängige UV-Schutz. Auch Funktionsshirts aus dem Sportbereich Arbeitsschutzmaßnahmen sind zu empfehlen, da sie einen guten Feuchtigkeitstrans- port besitzen. Im Gleisbereich ist jedoch darauf zu ach- Es gibt zahlreiche nützliche Apps für das Smartphone auf ten, dass unabhängig von diesen Empfehlungen die vor- dem Markt, die, tagesaktuell oder auch einige Tage in die geschriebene Warnkleidung getragen wird. Zudem ist auf Zukunft geblickt, die UV-Werte einschätzen können. Die eine Kopfbedeckung zu achten, um vor direkter Sonnen- BG BAU hat seit 2018 eine kostenfreie App („Bauwetter einwirkung auf den Kopf zu schützen. Idealerweise wäre App“) für Firmen entwickelt, die regelmäßig Bautätigkei- eine Kappe mit Schirm oder ein Hut mit Krempe, um eine ten im Freien durchführen. Diese erscheint auch für alle Beschattung auch von Teilen des Gesichtes zu ermög Mitarbeiter der DB Netz AG sinnvoll, die regelmäßig im lichen. Freien Instandhaltungs- und Instandsetzungsmaßnah- men durchführen. Mit der App wird der Standort ausge- Zum Schutz vor schädlichen Einwirkungen auf die Augen wählt, an dem die Tätigkeiten durchgeführt werden sollen. sollte eine Sonnenbrille getragen werden. Diese sollte Auf Basis der Wetterdaten werden dann die empfohlenen die Kennzeichnung UV 400 haben. Die Tönungsstufe darf Arbeitsschutzmaßnahmen angezeigt. Über eine einfa- dabei 3 nicht überschreiten, da diese sonst im Gleis che Ampellogik bekommt der Mitarbeiter auf einen Blick bereich nicht zugelassen ist. angezeigt, ob er besondere Schutzmaßnahmen anwen- den sollte. Über eine Detailansicht sind weitere Informa- Das Verwenden von Sonnenschutzmitteln ist eine zusätz- tionen erhältlich. Es wird jeweils die gefühlte Temperatur liche erweiterte Maßnahme, um die Haut langfristig zu angezeigt, damit sich der Mitarbeiter so bekleiden kann, schützen. Hierbei sollte mindestens der UV-Schutzfaktor dass ihm nicht zu kalt oder zu warm wird. 30, im besten Fall höher, verwendet werden. Beim Ein- cremen sollte ausreichend Creme verwendet werden: Als Faustregel sollten für das ganze Gesicht 0,5 bis 1 Teelöffel, Fazit für jeweils einen Arm und beide Hände sollte jeweils eine Portion von etwa einer Zwei-Euro-Münze genommen wer- Mit nur wenigen und verhältnismäßig einfachen Maß- den. Da gerade durch Schwitzen die Sonnencreme nicht nahmen können sich Mitarbeiter vor der Sonnenein- dauerhaft auf der Haut verbleibt, sollte auf regelmäßiges strahlung und der Wärme schützen. Dabei kann auch Nachcremen circa alle zwei Stunden, geachtet werden. das Risiko einer langfristigen Erkrankung durch konse- Hierbei ist zu beachten, dass Sonnenschutzmittel zwar quent durchgeführte Maßnahmen gemindert werden. das Eindringen der schädlichen Strahlung in die Haut ver- Ein hundertprozentiger Schutz kann jedoch nicht erreicht hindern, jedoch keinen vollständigen Schutz vor Haut- werden. Jeder Mitarbeiter muss auch die Verantwortung krebs bieten. In der jährlichen Unterweisung sollte das für sich selbst übernehmen und die vom Unternehmen richtige Verhalten bei großer Wärmebelastung und unter zur Verfügung gestellten Maßnahmen und Schutzmittel UV-Strahlung thematisiert werden. konsequent nutzen und anwenden. Weitere Informationen • DGUV Information 203-085 „Arbeiten unter der Sonne“: https://bit.ly/3dyIsWr • „Bauwetter App“ der BG BAU: https://www.bgbau.de/service/angebote/ medien-center-suche/medium/bauwetter-app/ • Broschüre der BG BAU: „Sonnenschutz bei Arbeiten im Freien“: https://bit.ly/30deKCB • Selbsttest Hautkrebs der BG BAU: „Sind Sie gefährdet?“: https://bit.ly/3f0MS8X • Kurzfilm der BG BAU auf YouTube: „Nachgebohrt: UV-Schutz auf der Baustelle“: https://bit.ly/371LW0V • Kurzfilm der BG BAU auf YouTube: „Zu viel Sonne kann krank machen“: https://bit.ly/2Br0POI 10 BahnPraxis B 6 | 2020
BahnPraxis Aktuell Unfallsteckbrief Quetschung der Hand im Türrahmen beim Aufsteigen auf das Triebfahrzeug Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel. Die Auswertung der schweren Arbeitsunfälle zeigt, dass bei deren Ursachen oftmals auch das Verhalten von Mitarbeitern eine Rolle spielt. Damit sich gleichgeartete Unfälle möglichst nicht wiederholen, werden reale Arbeitsunfälle in unregelmäßigen Abständen in der BahnPraxis B vorgestellt. Hierbei wird bewusst mit kurz gehaltenen Botschaften gearbeitet. Unfallbeschreibung Nach Abschluss von Kuppeltätigkeiten wollte der Rangierbegleiter wieder zum Führerraum auf das Trieb- fahrzeug der Baureihe 294 aufsteigen, um mit diesem zum nächsten Dienstauftrag zu fahren. Beim Aufsteigen Foto: DB AG/Martin Busbach wurde im unteren Bereich die 3-Punkt-Methode noch korrekt angewandt und sich an den Haltegriffen festgehal- ten. Im oberen Bereich hat der Mitarbeiter die linke Hand in den Türrahmen gelegt und die rechte Hand zum Türgriff der Baureihe 294 geführt. Durch das Wegrutschen eines Fußes wurde die massive Außentür schlagartig zugezogen und die linke Hand des Rangierbegleiters gequetscht. Unfallfolgen Wie können derartige Unfälle bei den Arbeiten • Die Hand wurde durch das Zuziehen vermieden werden? der Tür schwer gequetscht • Konsequentes Anwenden der • An der linken Hand entstand eine 3-Punkt-Methode Fraktur eines Mittelknochens • Nutzen der vorhandenen Haltegriffe und nicht • Blutergüsse auf dem Handrücken in den Türrahmen greifen • Vier Wochen Krankenstand • Beachten von Witterungseinflüssen zum • Rehabilitation der Hand und Beispiel auf Schuhwerk, Haltegriffe, Stufen Muskulatur waren notwendig • Freihalten der Hände von Gegenständen • Tragen des Rucksackes auf dem Rücken mit Mögliche Unfallursachen beiden Riemen über die Schultern • Unterschätzen der äußeren Einflüsse auf das • Berücksichtigen der äußeren Einflüsse, Schuhwerk, die zu einem Abrutschen geführt zum Beispiel Fett und Öle, haben. Diese können witterungsbedingt, auf das Schuhwerk und insbesondere aber auch zum Beispiel materielle Einflüsse auf die Schuhsohlen wie Fette oder Öle gewesen sein • Beachten eines sicheren Standes • Teilweise nicht vorschriftsgemäßes Nutzen auch beim Auf- und Absteigen der H altegriffe beim Aufsteigen • Keine Ablenkung durch andere Medien • Unkonzentriertes Aufsteigen, da dieses zur beim Auf- und Absteigen täglichen Arbeit gehört • Bewusstes Konzentrieren auf die beabsichtigte Tätigkeit „Auf- und Absteigen“ Ein Unfall bedeutet für alle Beteiligten viel Leid. Deshalb sind die Unfallsteckbriefe soweit a nonymisiert, dass zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte keine Rückschlüsse auf den Ort beziehungsweise die beteiligten Personen geschlossen werden können. BahnPraxis B 6 | 2020 11
E-Scooter fahren – alleine statt zu zweit! Sicherheit im Straßenverkehr. Die Präventionskampagne kommmitmensch der gesetzlichen Unfallversicherungsträger zeigt auf Plakaten bewusst Motive, die regelverletzendes Verhalten darstellen. Eben richtig blöde Ideen, die aber im Alltag gar nicht so selten vorkommen. Neue Formen der Mobilität brauchen keine neuen Regeln. Um sicher und gesund mit dem E-Scooter unterwegs zu sein, sind einige altbewährte Grundregeln ausreichend: • Helme schützen – auch auf dem E-Scooter. • E-Scooter gehören auf Radwege. Gehwege und Fußgängerzonen sind tabu. • Besser allein unterwegs: E-Scooter sind nur für eine Person zugelassen. • Nicht ablenken lassen: Unterwegs nie aufs Smartphone blicken oder Musik hören. • E-Scooter nach der Fahrt so abstellen, dass andere Personen nicht gefährdet werden. Informationen auf der kommmitmensch.de/schlaue-Ideen Kampagnen-Website: Beiträge zum Teilen: facebook.com/UKundBG 12 2 twitter.com/DGUV BahnPraxis B 6 3 | 2020
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