USSER BLITTCHE AUSGABE 15 / APRIL 2020 - HUG HOLZHAUSEN
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Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen Usser Blittche Ausgabe 15 / April 2020 Die neue Schmökerzelle Ihr lejwe Leu vo Holzhause Das Vereinsjahr geht diesmal tet und kann permanent genutzt ohne eine Jahreshauptversamm- werden. lung zu Ende. Das Corona-Virus Der Schmökerzelle ist jetzt hat dies erforderlich gemacht. nicht anzusehen, wie viele fleißi- Einen Jahresrückblick über un- ge Hände bis zur Fertigstellung sere Aktivitäten liefert die Colla- notwendig waren. Allen Helfern ge in unserem Aushängekasten sei herzlich gedankt. auf der Kreuzgasse. Neben den Daneben haben wir in der alljährlichen Arbeiten waren die obersten Etage des Dorfgemein- Gästebewirtung der Partnerge- schaftshaus den Teil unseres Ar- meinde von Greifenstein St. chivs untergebracht, der keiner Andrä-Wördern, die Beteiligung Aktualisierung bedarf, zum Bei- am Kirmesumzug und die Fahrt spiel alte Schriften oder Flurkar- nach Ahrweiler schöne Ab- ten der Gemeinde. Auch dieser Aufbau wechslungen im Vereinsleben, Bereich wird von unserer Archi- zumal der Familientag mit En- varin dankenswerterweise mit- tenrennen und der Hüttenabend betreut. widrigen Umständen zum Opfer Der Arbeitseinsatz im Früh- fielen. jahr wird aufgrund der Virenla- Im letzten Jahr haben wir die ge in Einzelaktionen, die indivi- Schmökerzelle mit Unterstüt- duell terminiert werden, durch- zung des Landes Hessen im Rah- geführt. men des Förderprogramms Auch unser Familientag wird „Starkes Dorf – wir machen mit“ von den momentanen Gegeben- und der Gemeinde aufgebaut. In heiten bestimmt. Wenigstens dieser kleinen, schmucken Bibli- leistet Usser Blittche eine kleine othek kann sich jeder ein Buch Abwechslung in der Zeit einge- ausleihen oder behalten. Eigene schränkter Bewegungsmöglich- Bücher können bei ausreichen- keit. dem Platz in der Zelle eingestellt Liebe Leserinnen und Leser, werden. Ansonsten ist bei Bü- sicherlich hat der Eine oder An- cherspenden mit Gabi Köhler dere noch alte Bilder für den Kontakt aufzunehmen. Die Zelle HuG auf denen die Backhäuser, Großer Andrang ist über eine Solarzelle beleuch- der Dreschschuppen im Betrieb, der Backsteinofen oder Holz- häuser bei der alltäglichen Ar- beit, bei Feiern und Zusammen- künften zu sehen sind. Alte Bilder, auch solche aus den 1950- und 1960iger Jahren, sind für unsere jungen Leser durchaus interessant, zumal bei diesen die Personen noch wei- testgehend bekannt sind. Die Bilder werden digitalisiert und zurückgegeben. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Lesen! Übergabe des Förderbescheids und der Förderplakette im Alten Haus, Hans-Joachim Schwalbe v. li.: C. Zühlsdorf-Gerhard, M. Sander, H.-J. Schwalbe, T. Zebunke, C.-P.Müller
Seite 2 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 15/April 2020 Das Jahr 1920 – zitiert aus der Dorfchronik Das Jahr 1920 fing mit mil- der Witterung an. Am Sonn- tag, dem 11. Januar 1920 gin- gen gegen Abend bedeutende Regenmengen nieder, so dass in kurzer Zeit die Bäche aus den Ufern traten und durch die Überflutung großer Scha- den auch an den Durchlässen, Brücken und Wegen ange- richtet wurde. Im März war die Witterung recht milde ge- worden. Hoffnung auf bessere Ernte als im Vorjahr bestand. Kartoffel fehlten zu Beginn Burschenschaft 1920 des Jahres 1920 allenthalben und der Hunger war groß. Aber schon Ende August wur- schaft ging es nur langsam und Glücklicherweise war noch de es rau und herbstlich mit an die festgesetzten Höchst- ein Eisenbahnwagen aus dem viel Regen. Die Ernte von preise hielt sich niemand. So Osten mit 300 Zentnern Kar- Zwetschgen war außeror- kostete Ende des Jahr 1920 das toffeln angekommen, die auf dentlich gut, Dank des späten Pfund Fleisch 8 bis 10 Mark, die umliegenden Gemeinden Regens war auch die Kartof- ein Zentner Kartoffel 60 Mark, verteilt wurden, so dass vor- fel- und Apfelernte noch zu- Butter 10 bis 15 Mark das läufig der größten Not abge- friedenstellend. Die Maul- und Pfund usw. Der Schleichhan- holfen werden konnte. Knapp Klauenseuche bedrohte im del und das Schiebertum trie- konnte man auch das Vieh in Herbst das Nutzvieh. Viele ben ihre schönsten Blüten. den Sommer retten, die gerin- Rinder und Ziegen verendeten. Ein Glück für die Region gen Futtervorräte waren auf- Wenn auch der endgültige war der trotz Teuerung zügig gebraucht. Bis Juni litt man Frieden mit den meisten Völ- fortschreitende Bau der Ulm– nicht nur unter großem Re- kern wieder hergestellt wurde, talbahn, so dass man Ende des genmangel sondern auch im so verschlimmerten sich in Jahres 1921 mit der Fertigstel- Juni an solcher Abkühlung, Deutschland die Verhältnisse lung rechnen konnte. Diese dass Kartoffel und Bohnen von Tag zu Tag. Der Wert des wurde von den örtlichen Ba- erfroren und die Leute mit Papiergeldes sank anhaltend. salt- und Tonwerken sehnlich Öfen heizen mussten. Die Schulden des Reiches wa- erwartet. Ob diese Betriebe Erst Anfang Juli besserte ren unermesslich und vergrö- aufrechterhalten werden sich die Wetterlage durch lang ßerten sich täglich. Mit der konnten in dieser Zeit, stand anhaltende Gewitterregen. Aufhebung der Zwangswirt- dahin. Obwohl der Drang der Jugend zu Tänzereien und der Freude am Sport erlahmte, gründeten die fußballbegeis- terten jungen Männer von Holzhausen den Fußballverein und begannen, den Fußball- platz eigenhändig zu bauen. Erwähnt sei hier, dass Ro- bert Baum, damals 20 Jahre jung, die Balken für das Tor auf seinen Schultern von Eh- ringshausen nach Holzhausen transportierte. Die Fußball- mannschaft bestand aus neun Spielern. Fußballmannschaft 1920 Der HuG gratuliert dem Von links: Friedrich Droß, ? Honnep, Otto Vetter, Robert Baum, Heinrich TuSpo 1920 e. V. Holzhausen Schäfer, Fritz Groß, Alfred Vetter, vorne: Karl Würz mit Ball, dahinter Reinhard Würz zu seinem 100. Geburtstag.
Ausgabe 15/April 2020 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Seite 3 Der Pflanzengarten Der Pflanzengarten war ein großer eingezäunter Garten am Eingang des Waldes im „Himbecher“. Es war ein großer Garten, der durch etwa zwei Meter breite Wege in vier Teile ge- teilt war. Hier konnte ein Pferdewagen durchfahren. Der Pflanzengarten war der Stolz des damaligen Försters Funk. Vor dem Garten stand ein Häuschen, hier wurden die Geräte aufbewahrt, Spa- ten, Rechen, Pflanzeisen, Ha- cken, Saatbretter und man- ches mehr. Ein großer Tisch mit zwei Bänken diente als Arbeiten im Pflanzengarten, Frühstücks- und Mittagstisch. von links: Minna Schäfer (Stinnese), Adelheid Hopf, Lina Schäfer (Braares), Gegenüber stand ein Herd. Christel Schweitzer, Opa Wolf Hier wurden gerne Eier geba- cken oder mitgebrachtes Es- 18 Mitarbeiter. Unsere Aufse- sät. Es wurden mit Brettern sen erwärmt. herin war Henriette Klaus, Rillen gedrückt, der Samen Ich habe von 1950 bis 1955 genannt „Ebbjes Wes“. Sie hineingesät und mit Erde be- im Pflanzengarten gearbeitet. hatte dieses Amt 25 Jahre be- deckt. Ein paar Leute waren Damals hat kaum ein Mäd- gleitet. Ich erinnere mich damit beschäftigt, Reisig im chen einen Beruf erlernt. Die noch gern daran, wenn sie aus Wald zu schneiden. Damit meisten Familien hatten eine früheren Zeiten erzählte. Von wurden die frisch gesäten Bee- kleine Landwirtschaft, da blie- der guten alten Zeit war aller- te bedeckt. Die Sämlinge des ben die Mädchen als Helferin- dings nichts mehr zu merken. letzten Jahres wurden mit nen zuhause. Einige gingen Zurück zum Garten. Hier Pflanzeisen in Reihen ausge- auch in Stellung – Anstellung wurden junge Tännchen von setzt. Weitere Arbeiterinnen in fremden Haushalten – oder der Saat bis zur Auspflanzung waren damit beschäftigt, die arbeiteten wie ich im Pflan- gezogen. Da große Waldflä- zwei- und dreijährigen Tänn- zengarten. Die Arbeiten im chen nach dem Krieg gerodet chen vom Unkraut zu befrei- Pflanzengarten wurden von wurden, war der Bedarf für en. Wenn ein trockenes Jahr einigen Mädchen, Frauen und neue Pflanzen groß. war, wurde Wasser vom Ulm- zwei bis drei Männern, die Im Frühjahr wurden die oder Ballersbach geholt, um auch sonstige Waldarbeiten Flächen, die im Herbst frei die Saat und die frisch gesetz- verrichteten, erledigt. Zu mei- wurden, umgegraben. Auf ei- ten Pflänzchen zu begießen. ner Zeit waren wir insgesamt nem Stück wurde Samen ge- War das alles erledigt, wurden die breiten meterlangen Wege mit Hacken unkrautfrei ge- kratzt. Die Rabatten der Beete wurden mit besonderen Bret- tern ordentlich versehen. Wenn alles erledigt war, konnte man kein Unkraut mehr im Garten finden. Förs- ter Funk freute sich sehr, wenn sein Vorzeigegarten so ordentlich da lag. Manchmal spendierte er zum Abschluss Kaffeestückchen. Das war dann unser Pflanzengarten- fest. Aufgeschrieben von Förster Funk mit seinem Arbeitstrupp, ganz rechts Ebbjes Wes Emmy Daniel
Seite 4 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 15/April 2020 Bei Knetsche auf der Kreuzgass Ein Familienbetrieb und ein Gebäude im Wandel der Zeiten Das „Knetsche-Haus“ in Postagent die Postagentur der Katzenfurter Straße 4 mit- führte, wurde diese in dem ten in Holzhausen, wo heute Kaufmannsladen, wenn man die Familie Kevin Birlenbach rein kam rechts, übernom- wohnt und Lenglings das Len- men. Das Ehepaar Knetsch gos betreiben, war bis Ende vergrößerte die Liegenschaft der 1960er Jahre der gesell- um den Saalanbau, so dass ein schaftliche Mittelpunkt im stattliches Anwesen in der Holzhäuser Dorfleben. Dorfmitte entstand. Ernst Knetsch Gasthaus Ernst Knetsch mit Tankstelle Anfang des 20igsten Jahr- Ernst Knetsch war auch hunderts erwarb der Kauf- Jagdpächter in Holzhausen mann Ernst Knetsch zusam- und lud Jahr für Jahr für seine men mit seiner Ehefrau Berta Treibjagden, Gäste aus dem Berta Knetsch mit Luise und Klara (Knetsche Berta) von Ottmar Ruhrgebiet ein, denen er über Bender das Eckhaus, in dem der Gastwirtschaft Gästezim- Knetsch plötzlich mit 49 Jah- bereits eine Gastwirtschaft mer zur Verfügung stellte, der ren im Jahre 1930, so dass sei- und ein Lebensmittelladen Anfang von einem dauer- ne Ehefrau Berta und die betrieben wurden. Da der Va- haften Übernachtungsangebot Töchter Luise Jung und Klara, ter von Ernst Knetsch, Ferdi- bei Knetsche. später verheiratete Kretzer, nand Knetsch, bereits als Leider verstarb Ernst das Ladengeschäft und die Gastwirtschaft weiter führten: Klara bis zu Ihrer Eheschlie- ßung, Luise, die ihren Ehe- mann 1943 im 2. Weltkrieg verlor, bis zur Pensionierung. Insbesondere der Lebens- mittelladen bot alles, was man in Holzhäuser Haushalten zu- sätzlich zu der Eigenversor- gung brauchte. In mitgebrach- ten Flaschen holte man Mag- gi, Essig und Öl, in Papiertü- ten wurden Zucker und Salz verpackt. Wohlschmeckendes Brot und Brötchen gab es vom Kirmesfrühschoppen in Knetsche Wirtschaft Allendorfer Bäcker Erno Mül- ler. Mit Eiern konnte man die Von links im Uhrzeigersinn: Heine Droß (Bondrose), Sibille Koob, Wilhelm Koch (Wäwersch), Lebensmittel bezahlen falls dahinter August Fehling, Robert Baum, ?, Walter Droß, Wilhelm Droß, ?, ?, das Kleingeld fehlte. Das Ge- Willi Allmenröder, Karl Raub schäft hatte sich inzwischen
Ausgabe 15/April 2020 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Seite 5 zu einer Kolonialwarenhand- gruppe, die hier ihre Stücke lung, wie sie für diese Zeit ty- sehr erfolgreich aufführte. Zur pisch war, weiter entwickelt. Zeit des Nationalsozialismus Neben den Dingen des tägli- wurde der Saal als Reparatur- chen Bedarfs erhielt man auch werkstatt für technische Importwaren wie Kaffee, Ka- Kriegsgeräte genutzt. Als 1945 kao, Jute, Gewürze, Tee sowie der Ami kam, schlug dieser Öl für Petroleumlampen oder sein Hauptquartier im Saal Heringe aus dem Fass. Auch auf. Die Familie Knetsch wur- Hochzeit von Klara und Rudolf Kretzer Fahrräder und Jagdwaffen ge- de in den Raum der Gastwirt- hörten zum Angebot. Außer- schaft ausquartiert und muss- zeitsbild vor der Gaststätte dem gehörte zum Geschäft te hier auf Matratzen nächti- oben gezeigt ist. Aber bis zum eine Tankstelle. Berta saß bis gen. Tode der „Knetsche Berta“, ins hohe Alter hinter der The- Als das gesellschaftliche die im Alter von 92 Jahren ke am Ofen und bediente die Leben nach dem Krieg wieder 1969 verstarb, blieb alles beim Kundschaft. Das Austauschen Fahrt aufnahm, fanden im Alten. Danach begannen von Dorfneuigkeiten gehörte Saal viele Veranstaltungen Überlegungen, das Anwesen natürlich kostenlos dazu. von Vereinen sowie Theater- zu modernisieren. Klaras Geöffnet war an sieben Ta- aufführungen von Schulklas- Tochter Anneli trat für kurze gen in der Woche. Erzählt sen statt. Insbesondere sollte Zeit in das Geschäft ein. Es wurde, dass immer mittags die Holzhäuser Kirmes er- wurden einige interne Um- etwas mehr Betrieb war, wenn wähnt werden. Ein ganz spezi- bauten getätigt, um es dann die Suppenwürfel schnell elles Ereignis war das Auslo- Anfang der 1970er Jahre an noch besorgt werden mussten. sen des Vortanzes auf der die Braunfelser Brauerei zu In der Blütezeit des Geschäftes Bühne am Vorabend der Kir- verkaufen. Das war zwar das waren zu Stoßzeiten immer wieder etliche Holzhäuser Frauen und Mädchen be- schäftigt. Zum Beispiel wäh- rend der Anwesenheit der Jagdgesellschaften, ging es im Haus hoch her, so dass die in Marburger Hotels erworbenen Hotelfachkenntnisse der bei- den Töchter Luise und Klara von großem Nutzen waren. Daraus ergaben sich auch hin Kochkursteilnehmerinnen ca 1930, mit Luise (karierte Bluse) und Klara links mit Schüssel mes. Die Tanzveranstaltung Ende des Lebensmittelge- und das lustige Beisammen- schäftes nicht aber der Gast- Theateraufführung, circa 1959 sein fanden im Saal statt. Bei wirtschaft. Diese lebt unter Knetsche fand sich so man- verschiedenen Besitzern noch und wieder Hauswirtschafts- ches Paar fürs Leben. Beson- heute. Das Lengos ist heute und Kochkurse. ders zu erwähnen ist der Kir- die einzige Gastwirtschaft in In der Gastwirtschaft, heu- mesfrühschoppen am Mon- Holzhausen. Der Saal, dessen te Lengos, traf man sich nach tagmorgen, mit dem die Kir- Dienste nicht mehr benötigt getaner Arbeit auf ein Bier mes beendet wurde. wurden, ist zu einem Wohn- und konnte in den 1950er Jah- Bis in die 1960er Jahre gab haus mit viel Charme umge- ren mit dem ersten und einzi- es auch regelmäßig Filmvor- baut worden und erinnert nur gen Holzhäuser Fernseher in führungen von damals aktuel- noch durch die dekorative die weite Welt schauen. len Filmen. Bühne im Wohnzimmer an Ein Magnet für das dörfli- 1961 ging das Anwesen in die alten Zeiten. che Leben war der Saal mit den Besitz von Tochter Klara Aufgeschrieben von Bühne. In den 1930er Jahren und Schwiegersohn Rudolf Helma Schauss nach Gesprächen mit gab es eine örtliche Theater- Kretzer über, deren Hoch- Dieter Jung und Anne Germann
Seite 6 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 15/April 2020 Alte deutsche, fast vergessene Handschrift Die Sütterlinschriften un- terscheiden sich in Druck- schriften und Handschriften. Während Druckschriften in Gotik und Fraktur gelegent- lich noch heute anzutreffen sind, scheint die frühere deut- sche Handschrift nahezu ver- gessen. Als Verkehrsschrift oder persönliche Handschrift wurde einstmals hauptsäch- lich Sütterlin verwendet. Für die Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des zweiten Weltkrieges kann Gegenüberstellung der Alphabete einst und heute davon ausgegangen werden, dass der größte Teil schriftli- und mit dem Griffel auf der mehr die Handschrift. Junge cher Aufzeichnungen in Schiefertafel die ersten Lettern Leute, die historische Auf- Handschriften erfolgte. Am schrieb oder die Stahlfeder des zeichnungen und alte Doku- gebräuchlichsten war dazu die Federhalters in ein Tintenfass mente lesen wollen, müssen Sütterlinschrift. tauchte, um die Buchstaben in wieder die Sütterlinschrift ler- Der Name dieser Kurrent- einem mehrfach linierten nen. schrift leitet sich von dem Schulheft zu Papier zu brin- Die alte deutsche Hand- Berliner Graphiker Ludwig gen, erinnert sich, dass die schrift zu lesen ist nicht Sütterlin (1865 – 1917) ab. lateinische Schrift damals als schwer, aber wer kann sie Sein Entwurf für eine nor- Schönschrift geübt wurde. noch fehlerfrei schreiben? mierte Handschrift wurde ab 1941 verbot Hitler die goti- Vergessen wir dabei auch 1924 für den Schreibunter- sche Schrift und damit auch nicht die unterschiedlichen richt an den preußischen Sütterlin, sowohl in den deut- Schreibweisen für das „lange Volksschulen verbindlich. schen Schulen als auch im es“ und das „Schluß es“. Als 1930 übernahmen die meisten Amtsverkehr. Nunmehr wur- ein Buchstabe galt „st“ und deutschen Länder die Sütter- de die lateinische Antiqua- durfte nie getrennt werden. linschrift. Sie wurde 1934, als Schrift durch einen Reichser- Der Trennungsstrich (=) sieht die Nationalsozialisten jeden lass offizielle Normalschrift. wie ein Gleichheitszeichen Lebensbereich gleichschalte- Mit der Ende der 40er Jah- aus. ten, dann auch für die deut- re immer stärkeren Mechani- Zitiert aus einem Artikel von schen Schulen verordnet. sierung der Schreibprozesse Günter Grull, erschienen im Wer von unseren Älteren verdrängte die Schreibmaschi- Gießener Seniorenjournal das A-B-C noch in der deut- ne mit ihrer Druckschrift und schen Schreibschrift lernte heute der Computer immer Bisweilen wird jede Form der deutschen Kur- rentschrift als Sütterlin- schrift bezeichnet. Dies liegt noch daran, daß die Sütterlinschrift diejen- ige Form der deutschen Kurrentschrift ist, deren Name am bekanntesten ist. Trotzdem ist diese Be- zeichnung unzutreffend, denn es gab die deutsche Kurrentschrift schon lange vor Ludwig Sütter- lin. Quelle: Wikipedia Linker Text in Druckschrift Bucheinband „Der Struwwelpeter“
Ausgabe 15/April 2020 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Seite 7 O, nütze aus der Jugend frohe Stunden, sie wissen nichts von Wiederkehr einmal, entflohen einmal ent- schwunden, zurück kehrt keine Jugend mehr. Zum ewigen Andenken an Dora Holzhausen den 31.5.1942 Widmung in einem Poesiealbum Zum Nachbacken Altes Fachwerkhaus inmitten von Holzhausen, das bis in die siebziger Jahre auf der Kreuzgasse stand Mehr als ein halbes Jahr- Milchkannen noch auf einem immer mehr verfiel. Es befand hundert hat dieses Foto, das alten Anhängerwagen standen sich ungefähr dort wo heute auf der Holzhäuser Kreuzgass, und auf das Abholen warteten. der Kreuzgass-Parkplatz und dem Ortsmittelpunkt, ent- Das eigentlich einmal schö- der Dorffestplatz ist und wur- stand, schon auf dem Buckel. ne Fachwerkhaus stand da- de, nachdem die damalige Ge- Es entstand in den 1960er mals zentral im Dorfmittel- meinde Ulmtal gebildet wor- Jahren, was man auch daran punkt und war sicherlich kei- den war, Anfang der siebziger erkennen kann, dass die ne Zierde für das Dorf, weil es Jahre des vergangenen Jahr- hundert abgerissen. Geplant war der Bau eines Dorfge- meinschaftshauses für Holz- hausen, was sich aber dann anders erledigte. Ob sich die damals jungen Radfahrer vor dem Haus auch heute noch wiedererkennen? Ein ganz anderes Gesicht hätte sicher der Dorfmittel- punkt, wenn das früher recht schmucke Gebäude restauriert noch heut dort stände. Zitiert aus einem Artikel „Wissenswert“ im Greifensteiner Gemeinde Express Nr. 19/2002 Anfang der 1970-iger Jahre wurde dieses Haus auf der Kreuzgasse abgerissen Ergänzende Anmerkun- Gemeinschaft und Veranstal- milienfest mit Entenrennen gen der Redaktion: tungen. auf dem Ulmbach des Hei- Wie in dem Artikel be- So finden zum Beispiel das mat- und Geschichtsvereins richtet, entstand an dieser Aufstellen des Maibaums, ver- und allzeit das Bespielen Stelle zwar kein Dorfge- schiedene musikalische Ver- der Boulebahn statt. meinschaftshaus, aber der anstaltungen, der von der Platz entwickelte sich zum Vereinsgemeinschaft organi- zentralen Platz dörflicher sierte Nikolausmarkt, das Fa-
Seite 8 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 15/April 2020 Reinhold Droß scheidet im zarten Alter von Platt Geschwätz 78 Jahren aus unserem Vorstand aus Nach 39-jähriger aktiver samt Geläut, bei dem Umbau Vorstandsarbeit wird Rein- des Sportlerheims des TuSpo hold Droß nicht mehr kandi- und dem Bau des Brunnens Biehleise – Bügeleisen dieren. auf der Kreuzgasse sollen an erwe – arbeiten dieser Stelle nur beispielhaft Gärschdesobb – Gersten- erwähnt werden. Seine Hilfs- suppe bereitschaft bei der Durchfüh- Goardedierche – Gartentür rung von Veranstaltungen Haare – Zigeuner war stets vorbildlich. Durch Huurn strehle – Haare seine Art hat er hier auch an- kämmen dere zur Mithilfe motivieren Innerrock – Unterrock können. Seine Tatkraft und Koamcher – Geizhals, La- sein Einsatz zum Wohle der mentierer Allgemeinheit haben in Holz- Milchdippe – Milchtopf hausen viele Spuren hinterlas- Muffel – kleiner Happen sen. Mouglüftche – Eichelhäher Reinhold hat sich mit sei- Neuschier – neugierige Per- Reihold Droß – wie wir ihn kennen nem außergewöhnlichen En- son gagement um seinen Heima- Nissjesseloat – Feldsalat Wir nehmen dies zum An- tort im Allgemeinen und un- nackich – nackt lass Reinhold öffentlich unse- seren Verein im Besondern nierich – notwendig ren Dank auszusprechen. verdient gemacht. Sein Wir- odou – anziehen Schon seit der Vereins- ken wurde auch durch die Plugg – Pflug gründung im Jahr 1965 hat er Verleihung der Ehrenplakette Praddel – Matsch sich – obwohl noch kein Mit- der Gemeinde Greifenstein Ratzefummel – Radier- glied – immer wieder arbeits- gewürdigt. gummi mäßig engagiert. Nach seiner Für die Zukunft wünschen Riesdebruud – geröstetes Wahl als Beisitzer im Jahr wir einer pflichtbewussten, Brot 1981 hat er diese Position in lebensfrohen, charakterstar- Rotznoas – triefende Nase all ihren Facetten ausgefüllt. ken, aber auch manchmal un- schäpp – schief Reinhold ist ein Mann mit bequemen Persönlichkeit alles schmudchich – drückend außerordentlichem hand- erdenklich Gute, vor allen warm werklichen Geschick. Dieses Dingen aber Gesundheit und schnoagse – schnarchen handwerkliche Rüstzeug hat Wohlergehen im Kreis seiner triggel – trocknen er immer wieder in den lieben Familie. Wir freuen uns zäjelln – ärgern, necken Dienst der Allgemeinheit ge- aber auch weiterhin auf Rein- stellt. Die Mithilfe bei der Res- holds kreative Ratschläge und taurierung der Kirchenuhr handwerkliche Hilfe. Termine: Das Familienfest mit Enten- rennen am 27.06.2020 fällt aus. Weitere Termine bestimmt der Verlauf der Virenattacke. Impressum: Informationsblatt des Hei- mat- und Geschichtsverein Holzhausen. Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen. Redaktion: H.-J. Schwalbe, H. Schauss, E. Haas. Internet: www.hug-holzhausen.de Reinhold Droß mit der, von ihm konstruierten und gebauten Entensammelstation 2017
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