Investor Relations-Handbuch - Die Schweizer Börse - Kompaktguide - SIX Group

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Die Schweizer Börse

Investor Relations-
Handbuch
Kompaktguide
Investor Relations als
Teil der strategischen
Unternehmenskommunikation

Liebe Leserinnen und Leser

         Wieso viel Arbeitskraft und Geld in eine Tätigkeit stecken, die für die Wertentwicklung
         eines Unternehmens peripher ist? Denn die Kommunikation und Investor Relations
         gehören, wie im IR-Handbuch detailliert erläutert, nicht zu den fundamentalen Treibern
         des Aktienkurses. Es sind dies vielmehr die Strategie und deren Umsetzung, die
         auf dem Leistungsausweis des Managements beruhen und sich in harten Zahlen
         niederschlagen.

         Wie die Antwort ausfällt, hängt von der Situation jedes Unternehmens ab. Eine Firma
         zum Beispiel, welche die Strategie aus dem operativen Cashflow finanzieren kann
         und einen Kernaktionär hat, der vor Übernahmen schützt, kann sich durchaus fragen,
         ob die Kosten einer Zusatz­investition in Investor Relations viel Nutzen stiften oder
         ob diese Mittel in der Forschung oder im Absatzmarkt nicht besser investiert wären.

         Anders präsentiert sich die Lage für ein Unternehmen auf steilem Wachstumspfad,
         das früher oder später auf frisches Kapital angewiesen ist, etwa zwecks Akquisitionen.
         Oder für eine Gesellschaft mit zersplittertem Aktionariat. Oder für eine Firma im
         Dornröschenschlaf, die von einem aktivistischen Investor geweckt werden könnte.
         All diese Unternehmen haben ein strategisches Interesse an einer angemessenen,
         sprich möglichst hohen Bewertung sowie, als Mittel zum Zweck, an einem guten
         Renommee am Kapitalmarkt. Dazu können, wie im Handbuch dargelegt, professionelle
         Investor Relations beitragen, auch wenn deren Effekt in der Marktbewertung «nur»
         ein paar Prozentpunkte ausmacht. Kommt hinzu, dass gute Investor Relations auch
         den Bekanntheitsgrad steigern, was positive Effekte auf die Geschäftspartner und
         Kunden oder die Rekrutierung talentierter Mitarbeitender haben kann.

         Investor Relations, verstanden als Teil der strategischen Unternehmens­führung und als
         Brennpunkt von Unternehmensstrategie, Corporate Governance, Corporate Finance
         und Unternehmenskommunikation, steuern die Erwartungen der Investoren. Für deren
         Erfolg ist in erster Linie die Haltung, neudeutsch das Mindset, von Verwaltungsrat
         und Geschäftsleitung ausschlaggebend und erst in zweiter Linie das IR-Instrumenta-
         rium. Wer weiss, wie die Investoren ticken, und ihre Rolle anerkennt, wird ihre Ansichten
         bei zentralen Fragen der Unternehmenssteuerung, etwa bei der Bestimmung von
         Strategie und Kapital­allokation, angemessen berücksichtigen, und die Kommunikation
         bedürfnisgerecht steuern.

         Ist Ihr Interesse geweckt? Dann empfehlen wir Ihnen die Lektüre des umfangreichen
         IR-Handbuchs: ➔ six-group.com/ir-handbuch

         Ihr Issuer Relations Team, Primary Markets, Schweizer Börse

03
Strategische Relevanz der
Investor Relations

Investor Relations sind ein Handlungsfeld der strategi-    Auch eine enge Beziehungspflege mit den institutionel-
schen Unternehmenskommunikation. Sie bezeichnen            len Investoren hilft.
bei einer Aktiengesellschaft die Beziehungspflege zu
den Investoren.                                            Ein gutes IR- und Kommunikationsprogramm startet mit
                                                           einer guten Analyse. Welche Stärken und Schwächen
Oberstes Ziel der IR ist die Optimierung der Börsenbe-     hat das Unternehmen aus Investorensicht?
wertung respektive der Eigenkapitalfinanzierung.
                                                           Bei der IR-Strategie werden der Ist- und Sollzustand der
Zuverlässige, vertrauenswürdige und konsistente Infor-     IR-Ziele ermittelt und die Zielgruppen, Wahrnehmung,
mationen erhöhen überdies den Bekanntheitsgrad und         das Instrumentarium und die Kommunikationsgrund-
die Vertrauensbasis von Unternehmen und stärken            sätze definiert. Dabei wird es immer wichtiger, Risiko­
dadurch die Marktstellung.                                 analysen, Nachhaltigkeitsplanung und Geschäftsstrate-
                                                           gie als integrierte Prozesse zu führen.
In ausserordentlichen Situationen wie bei Transaktio­nen
(M&A), dem Auftauchen von Aktionärsaktivisten oder in      Für die IR-Planung werden die strategischen Themen
Krisen gewinnen die IR an strategischer Relevanz.          der Investor Relations operationalisiert und auf eine
                                                           Zeitachse gelegt.
Je klarer die Unternehmensstrategie, je straffer deren
Umsetzung, je disziplinierter der Kapital- und Mittel­
einsatz, desto besser die Grundlage für die Finanzkom-
munikation.

04
2.

                                                         IR-Strategie, Kapitalmarktstory
     1.                                                  und Financial Guidance sollen
                                                         regelmässig überprüft werden.
          Es ist wie beim Sport: Je besser die
          Grundkondition, je vertrauter
          die Bewegungsabläufe, desto bessere
          Leistungen können im Ernstfall abgerufen
          werden. Sprich, eine gute und gut
          eingespielte IR-Funktion erhöht sowohl
          im «Business as usual» und speziell in
          Sondersituationen die Wahrscheinlichkeit,
          dass die jeweiligen Unternehmens- und
          Kommunikationsziele erreicht
          werden können.

                                                            Es lohnt, sich alle 12–18 Monate in
                                                                                                      3.
                                                            strukturierter Form ein Bild davon zu
                                                            verschaffen, wie das Unternehmen
                                                            von Investoren beurteilt wird. Passt
                                                            dieses Bild auf die aktuelle Strategie?
                                                            Müssen neue Investorengruppen
                                                            angesprochen werden?
          Wer ist im Krisenfall Teil
          des Kernteams? Für kleinere
          Unternehmen empfiehlt
          sich der Beizug spezialisierter
          Anwälte und Berater, und
          sei es auch nur auf «Stand-
          by-Basis».

     5.
                                               Die wichtigsten Jahresziele und
                                               Meilensteine sind intern trans-
                                               parent zu machen. Nicht nur die
                                               Geschäfts­leitung, auch der Ver-
                                               waltungsrat muss den IR-Jahres-
                                               plan kennen.

                                                                              4.

05
Inhalte der Investor Relations

Der Wert eines Unternehmens wird in der mittleren und                Was die Qualität der Unternehmenskommunikation und
langen Frist definiert von                                           der Investor Relations betrifft, ist nicht nur die Substanz
– der Entwicklung des jeweiligen Absatzmarktes,                      entscheidend, sondern auch die Art und Weise, wann
– der Unternehmensstrategie,                                         und wie die Informationen präsentiert werden.
– der betriebswirtschaftlichen Leistung im Allgemeinen,
–	dem Umsatz- und Gewinnwachstum respektive der                     Die Nachhaltigkeitsberichterstattung muss zur Unter-
   Kapitalverzinsung im Spezifischen,                                nehmensstrategie passen und in diese eingebunden
– der Qualität und Kommunikationsstärke des                          sein. Auch hier geht es darum, die wesentlichen Themen
   Managements.                                                      zu erfassen und ausgewogen zu berichten. Insbesondere
                                                                     die als verbesserungswürdig identifizierten Themen­
Investoren wollen wissen, wo das Unternehmen genau                   bereiche und die dazu angestossenen Prozesse sind
steht, und ebenso genau, wohin es will. Das Unterneh-                relevant. «Greenwashing» oder das Auftreten als Wohl-
men hat dafür die richtigen Informationen zur Verfü-                 täter über externe Projekte ohne direkten Bezug zum
gung zu stellen.                                                     Kerngeschäft sind zu vermeiden.

Die Kapitalmarktstory ist das Herzstück der Investor                 Die Emittenten können mittels eines Opting In erklären,
Relations. Sie dreht sich im Kern darum, wie das Unter-              einen Nachhaltigkeitsbericht gemäss einem international
nehmen in der Zukunft Umsatz und Gewinn steigern                     anerkannten Standard, wie etwa GRI, zu erstellen.
respektive die Dividende verdienen wird.

Die Kapitalmarktstory – Herzstück der Investor Relations

     Wie erwirtschaftet das          In welchen Märkten bewegt        Wo steht das Unternehmen        Wo soll das Unternehmen
     Unternehmen Geld?               sich das Unternehmen?            im Wettbewerb?                  in 5 Jahren stehen?

     Das Geschäftsmodell des         Die Marktperspektiven            Der Peervergleich und Allein­   Die Vision
     Unternehmens                                                     stellungsmerkmale (USP)

     Strategische                    Wie funktioniert das             Chancen und Risiken
     Unternehmensziele               Geschäftsmodell im Detail?       in Zahlen

     Geschäftsziele, Ertragsziele,   Die Erfolgs- und Risikofakto-    Die Kennzahlen des Unter­
     Finanzziele, Nachhaltigkeit/    ren der Wertschöpfungskette      nehmens: historische Ent­
     ESG-Kriterien                                                    wicklung, aktuelle Geschäfts-
                                                                      zahlen und Prognosen

Quelle: Prof. Dr. Olaf Streuer

06
2.
      1.                                                 Ähnliches gilt für Zahlen,
                                                         die über den geprüften
                                                         Abschluss hinausgehen, wie
                                                         etwa zum Bestellungsein-
     Viele Unternehmen veröffentlichen
                                                         gang oder zur Nachhaltigkeits-
     zusätzlich zu den geprüften Ergebnis-
                                                         berichterstattung.
     sen auch adjustierte Zahlen. Daran
     ist prinzipiell nichts auszusetzen,
     sofern diese klar definiert, verständ-
     lich und nicht irreführend bezeichnet,
     im Zeitverlauf konsistent angewendet
     und auf die geprüften Zahlen überge-
     leitet werden.

                                                                Es ist, ob operativ oder im Bereich der
                                                                Nachhaltigkeit in Ordnung, wenn
                                                                im eigenen Unternehmen eben noch
                                                                nicht alles in perfekter Ordnung ist.
                                                                Entscheidend ist, dass dieses Verbesse-
                                                                rungspotenzial erkannt und aufgezeigt
                                                                wird und die Schritte dargelegt werden,
           Auch kann der Kommunikationsstil                     wie diesbezüglich vorgegangen wird.
           und Tonfall genutzt werden, um
           Zahlen und Fakten in den richtigen
           Kontext zu setzen. Ehrliche, klare
                                                                                                          3.
           Aussagen schaffen Vertrauen.

                                              Diese über die geprüften Finanzzahlen
         5.                                   hinausgehende Unternehmensbe­-
                                              richt­erstattung schafft Mehrwert. Dazu
                                              darf sie allerdings nicht selektiv und
                                              beschönigend, sondern muss objektiv,
                                              im Zeitverlauf konsistent und ent­
                                              scheidungsrelevant sein. Worte und
                                              Argumente sind nach Möglichkeit
                                              mit überprüfbaren Zahlen und Fakten
                                              zu unterlegen: «Wo ist die Evidenz?»

                                                                           4.

07
Financial Guidance

 Investoren bewerten Unternehmen auf Basis der                       In den USA ist der erwartete Gewinn pro Aktie – für das
 zukünftigen Gewinne und Cashflows. Unter «Financial                 laufende oder nächste Quartal oder Geschäftsjahr – die
 Guidance», auch «Earnings Guidance», werden die                     am häufigsten verwendete Prognosekennziffer.
 ­offiziellen Finanzprognosen kotierter Unternehmen
­verstanden.                                                         Investoren und Analysten schätzen die Wachstumsper­
                                                                     spektiven von Unternehmen mit gutem Leistungs­
Financial Guidance ist ein probates Mittel, um die Erwar-            ausweis generell zu hoch ein. Das führt dazu, dass der
tungen der Investoren zu steuern.                                    Aktien­kurs eines solchen Unternehmens im Fall einer
                                                                     Gewinnwarnung häufig besonders heftig korrigiert.
In der Schweiz sind Prognosen für den operativen Gewinn
am h­ äufigsten, gefolgt von Umsatzprojektionen.

Kennzahlen der quantitativen Guidance

                       Umsatz                                                          61%

            EBIT/EBITA/EBITDA                                                                  68 %

                      Gewinn/
                                             16 %
              Gewinn pro Aktie

                    Dividende                            29 %

                     Cashflow                        26 %

            Eigenkapitalquote/
                                        13 %
                      -rendite

                                 0          10      20          30       40       50      60          70    80

                                     2019

Untersuchung von SMI Expanded Unternehmen, Beratungsfirma IRF, 2019

08
2.
     1.
                                       Je präziser die Guidance,
       Die verwendeten Prognose-       desto grösser die Wahr-
       werte und Kennziffern sollen    scheinlichkeit, dass sie im
       ein geeigneter Gradmesser       Rahmen einer Gewinn­warnung
       sein, um den Fortschritt der    korrigiert werden muss.
       jeweiligen Unternehmens-
       strategie zu dokumentieren.

                                      Aktien mit viel Schub sind
                                      besonders exponiert.
                                      In einer Wachstumsphase
     Wenn sich abzeichnet,
                                      ist Vorsicht vor über-
     dass die Prognosen verfehlt
                                      schäumendem Enthusias-
     werden, ist eine möglichst
                                      mus angebracht.
     rasche und transparente Infor-
     mation angezeigt. Besser
     einmal kräftig korrigieren als                            3.
     innert weniger Monate mehr-
     mals und schrittweise.

         4.

09
Kernzielgruppe Investoren

Spricht man gemeinhin von Investor Relations, ist die      Am Schweizer Aktienmarkt entfallen rund 85 Prozent
Kommunikation mit professionellen oder sogenannten         auf Investoren mit Domizil im Ausland.
institutionellen Investoren gemeint.
                                                           Es lohnt sich, im Rahmen der kontinuierlichen Investor
Am schweizerischen Aktienmarkt haben Value-Investo-        Relations und besonders bei Kapitalmarkttransaktionen
ren das grösste Gewicht, in ihren Händen liegen rund       oder delikaten General­versammlungen den Kontakt zu
40 Prozent des SPI. In den letzten Jahren stark gewach-    den Stimmrechtsberatern zu suchen.
sen sind Indexfonds, die inzwischen rund 20 Prozent
des SPI halten.

Eine Kernaufgabe der Investor Relations besteht darin,
aus der Fülle möglicher Investoren diejenigen zu eruie-
ren, die gut zum jeweiligen Unternehmen passen: das
Investor Targeting.

Aktienresearch

Die Aktienanalyse hat zum Ziel, die «schlechten» von       In den Investor Relations nimmt die Kommunikation mit
den guten und somit aussichtsreichen Aktienwerten zu       Analysten eine zentrale Stellung ein.
trennen.
                                                           Mit den 2018 europaweit eingeführten MiFID-II-Regeln
Analysten erstellen Schätzungen für die zukünftigen        hat sich die Rolle der Analysten verändert. Ihre Bedeu-
Geschäftsjahre für eine ganze Fülle von Kennziffern,       tung hat eher ab- als zugenommen.
namentlich für den Umsatz und den Gewinn. Diese
gewinnen öffentliche Relevanz.

Über die Qualität der Arbeit von Analysten gibt es viele
Analysen. Die meisten davon kommen zum Schluss, dass
die Prognosen von Analysten tendenziell zu optimistisch,
aber besser als einfache Extrapolationen sind.

10
1.
                                                                                                                2.
                                         Aufgabe der IR und, in oberster
                                         Verantwortung, des Verwal-
                                         tungsrates ist es, alle Aktionäre          Die Stimmrechtsberater haben
                                         zu vertreten und nicht nur                 teils rigide und auch wider-
  5.                                     diejenigen, die ihre Meinung               sprüchliche Vorstellungen und
                                         am deutlichsten arti­kulieren.             Kriterien, was die Themen
                                                                                    der Corporate Governance und
                                                                                    Vergütung angeht. Jedes Unter-
Aufgrund unterschiedlicher Markt­                                                   nehmen muss seinen eigenen
gegebenheiten bleiben Aktionäre                                                     Weg finden.
oft anonym. Das Aktienregister bietet
Gesellschaften in Kombination mit
Instrumenten wie Aktionärsidentifi-
kation die Möglichkeit, ihre Aktionäre
zu eruieren.

                                                                                    Um die Investorenkontakte effizient
                                         Bei einer datenbankgestützten
                                                                                    zu bewirtschaften, betreiben viele
                                         Investorenselektion kann
                                                                                    Unternehmen eine IR-Datenbank.
                                         eine Priorisierung der Kriterien
                                                                                    Es empfiehlt sich, eine spezifische
                                         wirkungsvoll sein. Meist stehen
                                                                                    IR-Softwarelösung von Finanz­
                                         dabei die Kriterien «Anlagestil»
                                                                                    informa­tions-, IR-Technologie- oder
                                         und «Sektorfokus» zuoberst.
                                                                                    Roadshow-Anbietern zu prüfen.
                             4.
                                                                                                           3.

                                                 1.
                                                    Jedes Unternehmen sollte
                                                    die Grundregeln betreffend
                                                    Umgang mit Analysten
                                                    definieren. Die Richtlinien
                                                    des CFA Institute können
                                                    dafür Ausgangspunkt sein.

                                                                              Die Richtlinie zur Ad hoc-
                           Viele Small & Mid Caps haben                       Publizität schreibt vor,
                           zum Ziel, die Research-Ab-                        dass einzelnen Analysten
                           deckung zu verbreitern. Dafür                      keine kursrelevanten
                           können Unternehmen den                            ­Informationen kommuniziert
                           allenfalls langen Weg der Über-                    werden dürfen.
                           zeugung gehen, die «Hausbank»
                           oder eine Investmentbank um
                           ein konkretes Angebot bitten
                           oder dem Programm «Stage» von
                                                                                                           2.
                           SIX beitreten.

                          3.

      11
IR-Massnahmen

Durch welche Kommunikation werden Investoren zufrie-        Demnach stehen beim IR-Instrumentarium die folgen-
dengestellt? Bei Bewertung und Beurteilung der Qualität     den Massnahmen im Zentrum:
eines Unternehmens stützen sich die meisten institutio­     –	Persönliche Interaktionen in Form von Einzel­
nellen Investoren – an diese richten sich die Investor         gesprächen und G  ­ ruppenpräsentationen,
Relations in aller Regel – auf:                                basierend auf einer Investorenpräsentation
–	Daten und historische Zeitreihen aus Jahres- und         – Geschäfts- und Zwischenberichte
    ­Zwischenberichten oder (seltener, da weniger üblich)   – Website als zentrale Plattform und als Archiv
     Investorenhandbüchern                                  –	Aus regulatorischen Gründen zudem Generalver-
–	Informationen in Präsentationen, Investoren­                sammlung und Medienmitteilungen
     konferenzen und ­Einzelgesprächen mit dem              –	Demgegenüber gehören bei professionellen
   ­Management                                                 ­Investoren in Europa weder Medienartikel noch
– Eigene Recherchen über Produkte, Sektor und                   Social Media zu den primären Informations­quellen.
   ­Wettbewerb

Marktbeobachtung und
­Erfolgskontrolle

Um den Markt und die Wahrnehmung des Unterneh-              Der Erfolg von Investor Relations-Massnahmen lässt
mens zu ­beobachten und zu beurteilen, stehen zahlrei-      sich nur schwer objektiv nachweisen. Tatsächlich können
che Instrumente zur Verfügung.                              Wirkungszusammenhänge meist nur vermutet werden.

Als Minimum werden die Analyse von marktrelevanten          Dennoch gibt es aktienmarkt- und publizitätsbezogene
Kennzahlen sowie die systematische Auswertung der           Hilfsgrössen, welche Hinweise auf den Erfolg der IR-Mass-
Beziehungspflege zu Investoren empfohlen.                   nahmen geben können, vorausgesetzt, sie werden über
                                                            einen längeren Zeitraum hinweg ermittelt.

12
1.

                                                                        Die wichtigsten IR-Instru-
               In Zusammenhang mit der General­                         mente sind Einzelgespräche,
               versammlung ist, besonders bei                           Roadshow und Investoren-
               wichtigen Abstimmungen (Themen                           präsentationen. Die Ressourcen
               der Corporate Governance oder                            sollen vor allem dafür ein-
               Vergütung), ein frühzeitiger Austausch                   gesetzt werden, diese direkten
               mit den wichtigsten institutionellen                     Investorenkontakte effi­zient
     5.        Investoren und Stimmrechtsberatern                       und effektiv zu gestalten.
                empfehlenswert.

                                                                                          Die IR-Präsentation ist
                                                                                          das Schlüsseldokument.
                                                                                          Mindestens einmal pro
     Immer mehr Unternehmen                                                                Jahr sollte sie gründlich
     gehen dazu über, den                                                                 revidiert werden.
                                           Die Website ist die Visitenkarte und
     Geschäftsbericht nur noch auf
     der Website zu publizieren.
                                           meist erste Anlaufstelle. «There
                                           is no second chance to make a first
                                                                                                                   2.
                                           impression!» Investoren sind nicht
                                           nur am IR-Teil interessiert, sondern
      4.                                   noch mehr am «About us».

                                                                             3.

                                                                                                      2.
                         1.
                                                                          Die relevanten IR-Kennzahlen
                                                                          zur Aktie gehören zur regel-
                         Eine nahe Marktbeobachtung und
                                                                          mässigen Bericht­erstattung
                         kontinuierliche Beziehungspflege
                                                                          zuhanden Verwaltungsrat und
                         liefert «unterschwellige» Erkenntnisse
                                                                          Geschäftsleitung.
                         und schützt vor Überraschungen.

5.
                                                                            Die Wirkung von IR-Massnahmen
                                                                            muss auf Basis der vorab festgelegten
      Wahrnehmungsstudien sollten
                                                                            Ziele erfolgen und anhand der
      von einer neutralen Partei
                                                                            lang­fristigen Analyse von qualitativen
      durchgeführt werden, welche
                                                                            und quantitativen Messgrössen.
      gegenüber den befragten
      Investoren und Analysten Ver-
      traulichkeit zusichert.                Allgemein gilt, dass nur
                                             durch kontinuierliche
                                                                                                                  3.
                                             IR-Arbeit ein Erfolg zu
                                             erwarten ist.

                                                                  4.
      13
Regulatorisches Umfeld,
Regelwerk und Reporting SIX

An der Schweizer Börse kotierte Unternehmen haben                     Bei den wiederkehrenden respektive Regelmeldepflich-
verschiedene Informationspflichten gegenüber ihren                    ten nimmt das CONNEXOR Reporting eine wichtige
Investoren und der Öffentlichkeit.                                    Stellung ein. CONNEXOR Reporting ist die offizielle
                                                                      elektronische Meldeplattform für die Übermittlung von
Diese Pflichten dienen dazu, eine kontinuierliche Trans-              ­meldepflichtigen Sachverhalten und Ad hoc-Mitteilun-
parenz über das kotierte Unternehmen sicherzustellen.                  gen an SIX Exchange Regulation AG.

Die Informationspflichten für ein primärkotiertes Unter-              Bei den ereignisbezogenen Pflichten sind die Regeln zur
nehmen sind an der Schweizer Börse im Vergleich zu                    Ad hoc-Publizität am bedeutsamsten.
anderen Börsen überschaubar. So ist etwa die Quartals-
berichterstattung freiwillig.                                         Den Emittenten obliegt es schliesslich, für das Thema
                                                                      Insiderinformation firmeneigene Regeln und Prozedere
Es wird unterschieden zwischen wiederkehrenden sowie                  zu definieren. Die Unternehmen sind dafür verantwort-
ereignisbezogenen Pflichten.                                          lich, dass die nötigen Kontrollmechanismen installiert
                                                                      sind und kriminelles Verhalten aufgedeckt wird.

Wiederkehrende und ereignisbezogene Pflichten

 Wiederkehrende Pflichten                                             Ereignisbezogene Pflichten

 Corporate Reporting                                                  Ad hoc-Publizität
 – Finanzberichterstattung: Jahres-/Halbjahresbericht, Alternative   Informationen zu kursrelevanten Tatsachen (z. B. wesentliche
    Performancekennzahlen                                             Gewinnveränderungen, Restrukturierungen, Kaufangebote)
 – Corporate Governance: Informationen zur Governance und
                                                                      Offenlegung von Management-Transaktionen
    Führung des Unternehmens (z. B. Zusammensetzung und
                                                                      Meldung aller relevanten Transaktionen von Verwaltungsrat
    ­Vergütung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung);
                                                                      und Geschäftsleitung
     «Comply or Explain»-­Regel
 – Nachhaltigkeitsberichtsberichterstattung                          Offenlegung von Beteiligungen
                                                                      Meldung durch die meldepflichtige Person oder Gruppe bei
 Regelmeldungen
                                                                      Erreichung, Über- oder Unterschreitung der Stimmrechts-
 Technische und administrative Informationen zum Emittenten und
                                                                      Grenzwerte von: 3 %, 5 %, 10 %, 15 %, 20 %, 25 %, 33 1⁄3 %, 50 %
 zur Effekte (z. B. Informationen zur Dividende)
                                                                      oder 66 2 ⁄3 %

Kommunikationspflichten zur Aufrechterhaltung der Kotierung an der Schweizer Börse

14
1.

                   Für die Ad hoc-Publizität benötigt                                             2.
                   jeder Emittent eine klare Regelung der
                   Verantwortlichkeiten, inklusive Stell­-
                   vertretungen. Die personelle und IT-              Eine Gewinnwarnung ist zu
                   Infrastruktur muss so ausgelegt sein,             publizieren, sobald ein Mitglied
                   dass jederzeit «innert Stundenfrist» eine         der Geschäftsleitung oder ein
                   Medienmitteilung geschrieben, ab-                 nicht-exekutives Verwaltungsrats­
                   gesegnet und publiziert werden kann,              mitglied ungefähre Kenntnis
                   inklusive Back-up-Variante zum Beispiel           über die absehbare Geschäfts­
                   im Fall einer IT-Panne.                           entwicklung hat.

                                                          Was die Offenlegung von Beteiligungen
                                                          betrifft, kann sowohl die Höhe des
      Betreffend CONNEXOR Reporting
                                                          Aktienbesitzes als auch die Identität der
      empfiehlt sich, dass mehrere Personen
                                                          bedeutenden Aktionäre für Investoren
       über einen Token verfügen, damit
                                                          relevant sein. Die Änderung des Anteils­
      die Meldungen und Ad hoc-Mitteilungen
                                                          besitzes kann somit preis­sensitiv sein und
      auch bei Ferien- oder Krankheitsabwesen-
                                                          damit sowohl der Ad hoc-Publizitätspflicht
       heiten fristgerecht an SIX Exchange
                                                          und der Publikations­pflicht der Beteili-
      ­Regulation AG über­mittelt werden können.
                                                          gung durch den Emitten­ten unterliegen.
                                                          Die Publikation durch Dritte von kurs­
                                                          relevanten Informationen im Zusammen-
                                                          hang mit einem Emittenten befreit den
     4.                                                   Emittenten nicht von seiner Pflicht, eine
                                                          Ad hoc-Mitteilung zur selben Information
                                                          zu publizieren.

                                                                                                        3.

15
Organisation der
Investor Relations

Innerhalb eines Unternehmens beschäftigen sich ver-           Die Kommunikation mit Investoren und Analysten ver-
schiedene Personen und Funktionen mit IR-Aufgaben,            langt nach ganz spezifischen Kenntnissen und Kompe-
angefangen beim VR-Präsidenten und dem CEO hin zum            tenzen, die sich zum Beispiel von denjenigen eines guten
CFO, IRO, Kommunikationschef sowie allenfalls externen        Kommunikationschefs teils deutlich unterscheiden.
Beratern.
                                                              Die meisten Unternehmen erledigen die wichtigste
Die zentrale Rolle hat der oder die IRO (Investor Relations   IR-Tätigkeit, die direkte Interaktion mit den institu­
Officer) inne, bei kleineren Unternehmen häufig als Teil-     tionellen Investoren und den Analysten, mit eigenen
aufgabe zusammen mit einer anderen Funktion, etwa             Ressourcen. Gleichwohl gibt es gute Gründe, externe
CFO, Generalsekretär oder Kommunikationschef. Dem-            Unterstützung beizuziehen.
gegenüber führen IROs bei Grossunternehmen eigene
Teams.

16
1.

            Es gibt keine universal gültige
            oder richtige Ausgestaltung
            der IR-Funktion. Die Unternehmen
            sind frei, eine für sie passende
            Lösung zu finden.                                                                  2.

                                                    IR ist Synonym für Kommunikation mit
                                                    dem Kapitalmarkt und insofern ein
                                                    Produktionsfaktor, um einem Unternehmen
                                                    zu helfen, die Ressource Kapital möglichst
                                                    kosten­günstig zu sichern und zu beschaffen.
                                                    Diese Prämisse hilft im Budgetierungsprozess.
          Eine auch für die IR-Funktion
          passende Managementweisheit,
          von Toyota: «Sei streng mit
          dem Prozess, aber sanft mit den
          Mitarbeitern.»

     4.

                                            Drängt sich der Beizug oder Wechsel
                                            des IR-Beraters auf, ist es empfehlenswert,
                                            sich von Marktkennern, Investoren,
                                            Analysten und vergleichbaren Unternehmen
                                            mögliche Partner vorschlagen zu lassen.

                                                                                          3.

17
Kontakte und Adressen

SIX Issuer Relations-Team, Primary Markets
Das Team Issuer Relations der Schweizer Börse steht Unternehmen bei Fragen rund um ihre Kotierung beratend zur
Seite. Wir betreuen Sie individuell, kompetent und mit massgeschneiderten Dienstleistungen. Gemeinsam arbeiten
wir für Ihren Erfolg.

Dediziertes Team bei SIX                                                                              Informationszentrale
• Die Anlaufstelle für Emittenten                                                                • Regulatorische Entwicklungen
• Kompetente Beratung rund um das Being Public                                                          • Zugriff auf Ihre Daten

                                                              Emittenten
Visibilitäts-Treiber                                                                   Weiterbildungs- & Netzwerk-Partner
• «Bridge» – Emittenten mit der Buy-Side z­ usammenbringen                                                • Events, Workshops
• Stage-Programm                                                                                     • Konferenzen, Sponsoring
                                                                                                        • Event-Räumlichkeiten
                                                                                              • Zusammenarbeit mit dem IR club

Für weitere Informationen siehe: ➔ six-group.com/de/products-­services/the-swiss-stock-exchange/listing/
equities/services-for-issuers.html

Anregungen, welche bei der nächsten Überarbeitung des Investor Relations-Handbuchs berücksichtigt werden
­sollten, sind willkommen auf: ➔ iir@six-group.com oder kontaktieren Sie uns unter +41 58 399 2245.

SIX Exchange Regulation AG
Kotierung                                                           Corporate Governance
listing@six-group.com                                               corporate-governance@six-group.com

Management-Transaktionen                                            Offenlegung Beteiligungen
management-transactions@six-group.com                               disclosure-office@six-group.com

Rechnungslegung/Corporate Governance/                               Handelsüberwachung
Nachhaltigkeitsberichterstattung                                    ➔ ser-ag.com/de/contacts/contact-enc.html
reporting@six-group.com

Prospektprüfstelle                                                  Weitere Informationen siehe:
prospectus-office@six-group.com (seit 1. Juni 2020)                 ➔ ser-ag.com/de/contacts.html

Ad hoc-Publizität
adhoc@six-group.com

Regelmeldungen
reporting-obligations@six-group.com

18
Impressum
  Autor: Martin Meier-Pfister, IRF Reputation AG im Auftrag von SIX

Keine der hierin enthaltenen Informationen begründet ein Angebot oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Finanzinstrumentes.
SIX Group AG bzw. ihre direkten und indirekten Tochtergesellschaften (nachfolgend SIX) haften weder dafür, dass die enthaltenen Informa-
tionen vollständig, richtig, aktuell und ununterbrochen verfügbar sind, noch für Schäden von Handlungen, die aufgrund von Informationen
vorgenommen werden, die in dieser oder einer anderen Publikation von SIX enthalten sind. SIX behält sich ausdrücklich vor, jederzeit die
Preise oder die Produktzusammenstellung zu ändern. © SIX Group AG, 2020. Alle Rechte vorbehalten.
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