Investor Relations-Handbuch - Die Schweizer Börse - Kompaktguide - SIX Group
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Die Schweizer Börse Investor Relations- Handbuch Kompaktguide
Investor Relations als Teil der strategischen Unternehmenskommunikation Liebe Leserinnen und Leser Wieso viel Arbeitskraft und Geld in eine Tätigkeit stecken, die für die Wertentwicklung eines Unternehmens peripher ist? Denn die Kommunikation und Investor Relations gehören, wie im IR-Handbuch detailliert erläutert, nicht zu den fundamentalen Treibern des Aktienkurses. Es sind dies vielmehr die Strategie und deren Umsetzung, die auf dem Leistungsausweis des Managements beruhen und sich in harten Zahlen niederschlagen. Wie die Antwort ausfällt, hängt von der Situation jedes Unternehmens ab. Eine Firma zum Beispiel, welche die Strategie aus dem operativen Cashflow finanzieren kann und einen Kernaktionär hat, der vor Übernahmen schützt, kann sich durchaus fragen, ob die Kosten einer Zusatzinvestition in Investor Relations viel Nutzen stiften oder ob diese Mittel in der Forschung oder im Absatzmarkt nicht besser investiert wären. Anders präsentiert sich die Lage für ein Unternehmen auf steilem Wachstumspfad, das früher oder später auf frisches Kapital angewiesen ist, etwa zwecks Akquisitionen. Oder für eine Gesellschaft mit zersplittertem Aktionariat. Oder für eine Firma im Dornröschenschlaf, die von einem aktivistischen Investor geweckt werden könnte. All diese Unternehmen haben ein strategisches Interesse an einer angemessenen, sprich möglichst hohen Bewertung sowie, als Mittel zum Zweck, an einem guten Renommee am Kapitalmarkt. Dazu können, wie im Handbuch dargelegt, professionelle Investor Relations beitragen, auch wenn deren Effekt in der Marktbewertung «nur» ein paar Prozentpunkte ausmacht. Kommt hinzu, dass gute Investor Relations auch den Bekanntheitsgrad steigern, was positive Effekte auf die Geschäftspartner und Kunden oder die Rekrutierung talentierter Mitarbeitender haben kann. Investor Relations, verstanden als Teil der strategischen Unternehmensführung und als Brennpunkt von Unternehmensstrategie, Corporate Governance, Corporate Finance und Unternehmenskommunikation, steuern die Erwartungen der Investoren. Für deren Erfolg ist in erster Linie die Haltung, neudeutsch das Mindset, von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung ausschlaggebend und erst in zweiter Linie das IR-Instrumenta- rium. Wer weiss, wie die Investoren ticken, und ihre Rolle anerkennt, wird ihre Ansichten bei zentralen Fragen der Unternehmenssteuerung, etwa bei der Bestimmung von Strategie und Kapitalallokation, angemessen berücksichtigen, und die Kommunikation bedürfnisgerecht steuern. Ist Ihr Interesse geweckt? Dann empfehlen wir Ihnen die Lektüre des umfangreichen IR-Handbuchs: ➔ six-group.com/ir-handbuch Ihr Issuer Relations Team, Primary Markets, Schweizer Börse 03
Strategische Relevanz der Investor Relations Investor Relations sind ein Handlungsfeld der strategi- Auch eine enge Beziehungspflege mit den institutionel- schen Unternehmenskommunikation. Sie bezeichnen len Investoren hilft. bei einer Aktiengesellschaft die Beziehungspflege zu den Investoren. Ein gutes IR- und Kommunikationsprogramm startet mit einer guten Analyse. Welche Stärken und Schwächen Oberstes Ziel der IR ist die Optimierung der Börsenbe- hat das Unternehmen aus Investorensicht? wertung respektive der Eigenkapitalfinanzierung. Bei der IR-Strategie werden der Ist- und Sollzustand der Zuverlässige, vertrauenswürdige und konsistente Infor- IR-Ziele ermittelt und die Zielgruppen, Wahrnehmung, mationen erhöhen überdies den Bekanntheitsgrad und das Instrumentarium und die Kommunikationsgrund- die Vertrauensbasis von Unternehmen und stärken sätze definiert. Dabei wird es immer wichtiger, Risiko dadurch die Marktstellung. analysen, Nachhaltigkeitsplanung und Geschäftsstrate- gie als integrierte Prozesse zu führen. In ausserordentlichen Situationen wie bei Transaktionen (M&A), dem Auftauchen von Aktionärsaktivisten oder in Für die IR-Planung werden die strategischen Themen Krisen gewinnen die IR an strategischer Relevanz. der Investor Relations operationalisiert und auf eine Zeitachse gelegt. Je klarer die Unternehmensstrategie, je straffer deren Umsetzung, je disziplinierter der Kapital- und Mittel einsatz, desto besser die Grundlage für die Finanzkom- munikation. 04
2. IR-Strategie, Kapitalmarktstory 1. und Financial Guidance sollen regelmässig überprüft werden. Es ist wie beim Sport: Je besser die Grundkondition, je vertrauter die Bewegungsabläufe, desto bessere Leistungen können im Ernstfall abgerufen werden. Sprich, eine gute und gut eingespielte IR-Funktion erhöht sowohl im «Business as usual» und speziell in Sondersituationen die Wahrscheinlichkeit, dass die jeweiligen Unternehmens- und Kommunikationsziele erreicht werden können. Es lohnt, sich alle 12–18 Monate in 3. strukturierter Form ein Bild davon zu verschaffen, wie das Unternehmen von Investoren beurteilt wird. Passt dieses Bild auf die aktuelle Strategie? Müssen neue Investorengruppen angesprochen werden? Wer ist im Krisenfall Teil des Kernteams? Für kleinere Unternehmen empfiehlt sich der Beizug spezialisierter Anwälte und Berater, und sei es auch nur auf «Stand- by-Basis». 5. Die wichtigsten Jahresziele und Meilensteine sind intern trans- parent zu machen. Nicht nur die Geschäftsleitung, auch der Ver- waltungsrat muss den IR-Jahres- plan kennen. 4. 05
Inhalte der Investor Relations Der Wert eines Unternehmens wird in der mittleren und Was die Qualität der Unternehmenskommunikation und langen Frist definiert von der Investor Relations betrifft, ist nicht nur die Substanz – der Entwicklung des jeweiligen Absatzmarktes, entscheidend, sondern auch die Art und Weise, wann – der Unternehmensstrategie, und wie die Informationen präsentiert werden. – der betriebswirtschaftlichen Leistung im Allgemeinen, – dem Umsatz- und Gewinnwachstum respektive der Die Nachhaltigkeitsberichterstattung muss zur Unter- Kapitalverzinsung im Spezifischen, nehmensstrategie passen und in diese eingebunden – der Qualität und Kommunikationsstärke des sein. Auch hier geht es darum, die wesentlichen Themen Managements. zu erfassen und ausgewogen zu berichten. Insbesondere die als verbesserungswürdig identifizierten Themen Investoren wollen wissen, wo das Unternehmen genau bereiche und die dazu angestossenen Prozesse sind steht, und ebenso genau, wohin es will. Das Unterneh- relevant. «Greenwashing» oder das Auftreten als Wohl- men hat dafür die richtigen Informationen zur Verfü- täter über externe Projekte ohne direkten Bezug zum gung zu stellen. Kerngeschäft sind zu vermeiden. Die Kapitalmarktstory ist das Herzstück der Investor Die Emittenten können mittels eines Opting In erklären, Relations. Sie dreht sich im Kern darum, wie das Unter- einen Nachhaltigkeitsbericht gemäss einem international nehmen in der Zukunft Umsatz und Gewinn steigern anerkannten Standard, wie etwa GRI, zu erstellen. respektive die Dividende verdienen wird. Die Kapitalmarktstory – Herzstück der Investor Relations Wie erwirtschaftet das In welchen Märkten bewegt Wo steht das Unternehmen Wo soll das Unternehmen Unternehmen Geld? sich das Unternehmen? im Wettbewerb? in 5 Jahren stehen? Das Geschäftsmodell des Die Marktperspektiven Der Peervergleich und Allein Die Vision Unternehmens stellungsmerkmale (USP) Strategische Wie funktioniert das Chancen und Risiken Unternehmensziele Geschäftsmodell im Detail? in Zahlen Geschäftsziele, Ertragsziele, Die Erfolgs- und Risikofakto- Die Kennzahlen des Unter Finanzziele, Nachhaltigkeit/ ren der Wertschöpfungskette nehmens: historische Ent ESG-Kriterien wicklung, aktuelle Geschäfts- zahlen und Prognosen Quelle: Prof. Dr. Olaf Streuer 06
2. 1. Ähnliches gilt für Zahlen, die über den geprüften Abschluss hinausgehen, wie etwa zum Bestellungsein- Viele Unternehmen veröffentlichen gang oder zur Nachhaltigkeits- zusätzlich zu den geprüften Ergebnis- berichterstattung. sen auch adjustierte Zahlen. Daran ist prinzipiell nichts auszusetzen, sofern diese klar definiert, verständ- lich und nicht irreführend bezeichnet, im Zeitverlauf konsistent angewendet und auf die geprüften Zahlen überge- leitet werden. Es ist, ob operativ oder im Bereich der Nachhaltigkeit in Ordnung, wenn im eigenen Unternehmen eben noch nicht alles in perfekter Ordnung ist. Entscheidend ist, dass dieses Verbesse- rungspotenzial erkannt und aufgezeigt wird und die Schritte dargelegt werden, Auch kann der Kommunikationsstil wie diesbezüglich vorgegangen wird. und Tonfall genutzt werden, um Zahlen und Fakten in den richtigen Kontext zu setzen. Ehrliche, klare 3. Aussagen schaffen Vertrauen. Diese über die geprüften Finanzzahlen 5. hinausgehende Unternehmensbe- richterstattung schafft Mehrwert. Dazu darf sie allerdings nicht selektiv und beschönigend, sondern muss objektiv, im Zeitverlauf konsistent und ent scheidungsrelevant sein. Worte und Argumente sind nach Möglichkeit mit überprüfbaren Zahlen und Fakten zu unterlegen: «Wo ist die Evidenz?» 4. 07
Financial Guidance Investoren bewerten Unternehmen auf Basis der In den USA ist der erwartete Gewinn pro Aktie – für das zukünftigen Gewinne und Cashflows. Unter «Financial laufende oder nächste Quartal oder Geschäftsjahr – die Guidance», auch «Earnings Guidance», werden die am häufigsten verwendete Prognosekennziffer. offiziellen Finanzprognosen kotierter Unternehmen verstanden. Investoren und Analysten schätzen die Wachstumsper spektiven von Unternehmen mit gutem Leistungs Financial Guidance ist ein probates Mittel, um die Erwar- ausweis generell zu hoch ein. Das führt dazu, dass der tungen der Investoren zu steuern. Aktienkurs eines solchen Unternehmens im Fall einer Gewinnwarnung häufig besonders heftig korrigiert. In der Schweiz sind Prognosen für den operativen Gewinn am h äufigsten, gefolgt von Umsatzprojektionen. Kennzahlen der quantitativen Guidance Umsatz 61% EBIT/EBITA/EBITDA 68 % Gewinn/ 16 % Gewinn pro Aktie Dividende 29 % Cashflow 26 % Eigenkapitalquote/ 13 % -rendite 0 10 20 30 40 50 60 70 80 2019 Untersuchung von SMI Expanded Unternehmen, Beratungsfirma IRF, 2019 08
2. 1. Je präziser die Guidance, Die verwendeten Prognose- desto grösser die Wahr- werte und Kennziffern sollen scheinlichkeit, dass sie im ein geeigneter Gradmesser Rahmen einer Gewinnwarnung sein, um den Fortschritt der korrigiert werden muss. jeweiligen Unternehmens- strategie zu dokumentieren. Aktien mit viel Schub sind besonders exponiert. In einer Wachstumsphase Wenn sich abzeichnet, ist Vorsicht vor über- dass die Prognosen verfehlt schäumendem Enthusias- werden, ist eine möglichst mus angebracht. rasche und transparente Infor- mation angezeigt. Besser einmal kräftig korrigieren als 3. innert weniger Monate mehr- mals und schrittweise. 4. 09
Kernzielgruppe Investoren Spricht man gemeinhin von Investor Relations, ist die Am Schweizer Aktienmarkt entfallen rund 85 Prozent Kommunikation mit professionellen oder sogenannten auf Investoren mit Domizil im Ausland. institutionellen Investoren gemeint. Es lohnt sich, im Rahmen der kontinuierlichen Investor Am schweizerischen Aktienmarkt haben Value-Investo- Relations und besonders bei Kapitalmarkttransaktionen ren das grösste Gewicht, in ihren Händen liegen rund oder delikaten Generalversammlungen den Kontakt zu 40 Prozent des SPI. In den letzten Jahren stark gewach- den Stimmrechtsberatern zu suchen. sen sind Indexfonds, die inzwischen rund 20 Prozent des SPI halten. Eine Kernaufgabe der Investor Relations besteht darin, aus der Fülle möglicher Investoren diejenigen zu eruie- ren, die gut zum jeweiligen Unternehmen passen: das Investor Targeting. Aktienresearch Die Aktienanalyse hat zum Ziel, die «schlechten» von In den Investor Relations nimmt die Kommunikation mit den guten und somit aussichtsreichen Aktienwerten zu Analysten eine zentrale Stellung ein. trennen. Mit den 2018 europaweit eingeführten MiFID-II-Regeln Analysten erstellen Schätzungen für die zukünftigen hat sich die Rolle der Analysten verändert. Ihre Bedeu- Geschäftsjahre für eine ganze Fülle von Kennziffern, tung hat eher ab- als zugenommen. namentlich für den Umsatz und den Gewinn. Diese gewinnen öffentliche Relevanz. Über die Qualität der Arbeit von Analysten gibt es viele Analysen. Die meisten davon kommen zum Schluss, dass die Prognosen von Analysten tendenziell zu optimistisch, aber besser als einfache Extrapolationen sind. 10
1. 2. Aufgabe der IR und, in oberster Verantwortung, des Verwal- tungsrates ist es, alle Aktionäre Die Stimmrechtsberater haben zu vertreten und nicht nur teils rigide und auch wider- 5. diejenigen, die ihre Meinung sprüchliche Vorstellungen und am deutlichsten artikulieren. Kriterien, was die Themen der Corporate Governance und Vergütung angeht. Jedes Unter- Aufgrund unterschiedlicher Markt nehmen muss seinen eigenen gegebenheiten bleiben Aktionäre Weg finden. oft anonym. Das Aktienregister bietet Gesellschaften in Kombination mit Instrumenten wie Aktionärsidentifi- kation die Möglichkeit, ihre Aktionäre zu eruieren. Um die Investorenkontakte effizient Bei einer datenbankgestützten zu bewirtschaften, betreiben viele Investorenselektion kann Unternehmen eine IR-Datenbank. eine Priorisierung der Kriterien Es empfiehlt sich, eine spezifische wirkungsvoll sein. Meist stehen IR-Softwarelösung von Finanz dabei die Kriterien «Anlagestil» informations-, IR-Technologie- oder und «Sektorfokus» zuoberst. Roadshow-Anbietern zu prüfen. 4. 3. 1. Jedes Unternehmen sollte die Grundregeln betreffend Umgang mit Analysten definieren. Die Richtlinien des CFA Institute können dafür Ausgangspunkt sein. Die Richtlinie zur Ad hoc- Viele Small & Mid Caps haben Publizität schreibt vor, zum Ziel, die Research-Ab- dass einzelnen Analysten deckung zu verbreitern. Dafür keine kursrelevanten können Unternehmen den Informationen kommuniziert allenfalls langen Weg der Über- werden dürfen. zeugung gehen, die «Hausbank» oder eine Investmentbank um ein konkretes Angebot bitten oder dem Programm «Stage» von 2. SIX beitreten. 3. 11
IR-Massnahmen Durch welche Kommunikation werden Investoren zufrie- Demnach stehen beim IR-Instrumentarium die folgen- dengestellt? Bei Bewertung und Beurteilung der Qualität den Massnahmen im Zentrum: eines Unternehmens stützen sich die meisten institutio – Persönliche Interaktionen in Form von Einzel nellen Investoren – an diese richten sich die Investor gesprächen und G ruppenpräsentationen, Relations in aller Regel – auf: basierend auf einer Investorenpräsentation – Daten und historische Zeitreihen aus Jahres- und – Geschäfts- und Zwischenberichte Zwischenberichten oder (seltener, da weniger üblich) – Website als zentrale Plattform und als Archiv Investorenhandbüchern – Aus regulatorischen Gründen zudem Generalver- – Informationen in Präsentationen, Investoren sammlung und Medienmitteilungen konferenzen und Einzelgesprächen mit dem – Demgegenüber gehören bei professionellen Management Investoren in Europa weder Medienartikel noch – Eigene Recherchen über Produkte, Sektor und Social Media zu den primären Informationsquellen. Wettbewerb Marktbeobachtung und Erfolgskontrolle Um den Markt und die Wahrnehmung des Unterneh- Der Erfolg von Investor Relations-Massnahmen lässt mens zu beobachten und zu beurteilen, stehen zahlrei- sich nur schwer objektiv nachweisen. Tatsächlich können che Instrumente zur Verfügung. Wirkungszusammenhänge meist nur vermutet werden. Als Minimum werden die Analyse von marktrelevanten Dennoch gibt es aktienmarkt- und publizitätsbezogene Kennzahlen sowie die systematische Auswertung der Hilfsgrössen, welche Hinweise auf den Erfolg der IR-Mass- Beziehungspflege zu Investoren empfohlen. nahmen geben können, vorausgesetzt, sie werden über einen längeren Zeitraum hinweg ermittelt. 12
1. Die wichtigsten IR-Instru- In Zusammenhang mit der General mente sind Einzelgespräche, versammlung ist, besonders bei Roadshow und Investoren- wichtigen Abstimmungen (Themen präsentationen. Die Ressourcen der Corporate Governance oder sollen vor allem dafür ein- Vergütung), ein frühzeitiger Austausch gesetzt werden, diese direkten mit den wichtigsten institutionellen Investorenkontakte effizient 5. Investoren und Stimmrechtsberatern und effektiv zu gestalten. empfehlenswert. Die IR-Präsentation ist das Schlüsseldokument. Mindestens einmal pro Immer mehr Unternehmen Jahr sollte sie gründlich gehen dazu über, den revidiert werden. Die Website ist die Visitenkarte und Geschäftsbericht nur noch auf der Website zu publizieren. meist erste Anlaufstelle. «There is no second chance to make a first 2. impression!» Investoren sind nicht nur am IR-Teil interessiert, sondern 4. noch mehr am «About us». 3. 2. 1. Die relevanten IR-Kennzahlen zur Aktie gehören zur regel- Eine nahe Marktbeobachtung und mässigen Berichterstattung kontinuierliche Beziehungspflege zuhanden Verwaltungsrat und liefert «unterschwellige» Erkenntnisse Geschäftsleitung. und schützt vor Überraschungen. 5. Die Wirkung von IR-Massnahmen muss auf Basis der vorab festgelegten Wahrnehmungsstudien sollten Ziele erfolgen und anhand der von einer neutralen Partei langfristigen Analyse von qualitativen durchgeführt werden, welche und quantitativen Messgrössen. gegenüber den befragten Investoren und Analysten Ver- traulichkeit zusichert. Allgemein gilt, dass nur durch kontinuierliche 3. IR-Arbeit ein Erfolg zu erwarten ist. 4. 13
Regulatorisches Umfeld, Regelwerk und Reporting SIX An der Schweizer Börse kotierte Unternehmen haben Bei den wiederkehrenden respektive Regelmeldepflich- verschiedene Informationspflichten gegenüber ihren ten nimmt das CONNEXOR Reporting eine wichtige Investoren und der Öffentlichkeit. Stellung ein. CONNEXOR Reporting ist die offizielle elektronische Meldeplattform für die Übermittlung von Diese Pflichten dienen dazu, eine kontinuierliche Trans- meldepflichtigen Sachverhalten und Ad hoc-Mitteilun- parenz über das kotierte Unternehmen sicherzustellen. gen an SIX Exchange Regulation AG. Die Informationspflichten für ein primärkotiertes Unter- Bei den ereignisbezogenen Pflichten sind die Regeln zur nehmen sind an der Schweizer Börse im Vergleich zu Ad hoc-Publizität am bedeutsamsten. anderen Börsen überschaubar. So ist etwa die Quartals- berichterstattung freiwillig. Den Emittenten obliegt es schliesslich, für das Thema Insiderinformation firmeneigene Regeln und Prozedere Es wird unterschieden zwischen wiederkehrenden sowie zu definieren. Die Unternehmen sind dafür verantwort- ereignisbezogenen Pflichten. lich, dass die nötigen Kontrollmechanismen installiert sind und kriminelles Verhalten aufgedeckt wird. Wiederkehrende und ereignisbezogene Pflichten Wiederkehrende Pflichten Ereignisbezogene Pflichten Corporate Reporting Ad hoc-Publizität – Finanzberichterstattung: Jahres-/Halbjahresbericht, Alternative Informationen zu kursrelevanten Tatsachen (z. B. wesentliche Performancekennzahlen Gewinnveränderungen, Restrukturierungen, Kaufangebote) – Corporate Governance: Informationen zur Governance und Offenlegung von Management-Transaktionen Führung des Unternehmens (z. B. Zusammensetzung und Meldung aller relevanten Transaktionen von Verwaltungsrat Vergütung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung); und Geschäftsleitung «Comply or Explain»-Regel – Nachhaltigkeitsberichtsberichterstattung Offenlegung von Beteiligungen Meldung durch die meldepflichtige Person oder Gruppe bei Regelmeldungen Erreichung, Über- oder Unterschreitung der Stimmrechts- Technische und administrative Informationen zum Emittenten und Grenzwerte von: 3 %, 5 %, 10 %, 15 %, 20 %, 25 %, 33 1⁄3 %, 50 % zur Effekte (z. B. Informationen zur Dividende) oder 66 2 ⁄3 % Kommunikationspflichten zur Aufrechterhaltung der Kotierung an der Schweizer Börse 14
1. Für die Ad hoc-Publizität benötigt 2. jeder Emittent eine klare Regelung der Verantwortlichkeiten, inklusive Stell- vertretungen. Die personelle und IT- Eine Gewinnwarnung ist zu Infrastruktur muss so ausgelegt sein, publizieren, sobald ein Mitglied dass jederzeit «innert Stundenfrist» eine der Geschäftsleitung oder ein Medienmitteilung geschrieben, ab- nicht-exekutives Verwaltungsrats gesegnet und publiziert werden kann, mitglied ungefähre Kenntnis inklusive Back-up-Variante zum Beispiel über die absehbare Geschäfts im Fall einer IT-Panne. entwicklung hat. Was die Offenlegung von Beteiligungen betrifft, kann sowohl die Höhe des Betreffend CONNEXOR Reporting Aktienbesitzes als auch die Identität der empfiehlt sich, dass mehrere Personen bedeutenden Aktionäre für Investoren über einen Token verfügen, damit relevant sein. Die Änderung des Anteils die Meldungen und Ad hoc-Mitteilungen besitzes kann somit preissensitiv sein und auch bei Ferien- oder Krankheitsabwesen- damit sowohl der Ad hoc-Publizitätspflicht heiten fristgerecht an SIX Exchange und der Publikationspflicht der Beteili- Regulation AG übermittelt werden können. gung durch den Emittenten unterliegen. Die Publikation durch Dritte von kurs relevanten Informationen im Zusammen- hang mit einem Emittenten befreit den 4. Emittenten nicht von seiner Pflicht, eine Ad hoc-Mitteilung zur selben Information zu publizieren. 3. 15
Organisation der Investor Relations Innerhalb eines Unternehmens beschäftigen sich ver- Die Kommunikation mit Investoren und Analysten ver- schiedene Personen und Funktionen mit IR-Aufgaben, langt nach ganz spezifischen Kenntnissen und Kompe- angefangen beim VR-Präsidenten und dem CEO hin zum tenzen, die sich zum Beispiel von denjenigen eines guten CFO, IRO, Kommunikationschef sowie allenfalls externen Kommunikationschefs teils deutlich unterscheiden. Beratern. Die meisten Unternehmen erledigen die wichtigste Die zentrale Rolle hat der oder die IRO (Investor Relations IR-Tätigkeit, die direkte Interaktion mit den institu Officer) inne, bei kleineren Unternehmen häufig als Teil- tionellen Investoren und den Analysten, mit eigenen aufgabe zusammen mit einer anderen Funktion, etwa Ressourcen. Gleichwohl gibt es gute Gründe, externe CFO, Generalsekretär oder Kommunikationschef. Dem- Unterstützung beizuziehen. gegenüber führen IROs bei Grossunternehmen eigene Teams. 16
1. Es gibt keine universal gültige oder richtige Ausgestaltung der IR-Funktion. Die Unternehmen sind frei, eine für sie passende Lösung zu finden. 2. IR ist Synonym für Kommunikation mit dem Kapitalmarkt und insofern ein Produktionsfaktor, um einem Unternehmen zu helfen, die Ressource Kapital möglichst kostengünstig zu sichern und zu beschaffen. Diese Prämisse hilft im Budgetierungsprozess. Eine auch für die IR-Funktion passende Managementweisheit, von Toyota: «Sei streng mit dem Prozess, aber sanft mit den Mitarbeitern.» 4. Drängt sich der Beizug oder Wechsel des IR-Beraters auf, ist es empfehlenswert, sich von Marktkennern, Investoren, Analysten und vergleichbaren Unternehmen mögliche Partner vorschlagen zu lassen. 3. 17
Kontakte und Adressen SIX Issuer Relations-Team, Primary Markets Das Team Issuer Relations der Schweizer Börse steht Unternehmen bei Fragen rund um ihre Kotierung beratend zur Seite. Wir betreuen Sie individuell, kompetent und mit massgeschneiderten Dienstleistungen. Gemeinsam arbeiten wir für Ihren Erfolg. Dediziertes Team bei SIX Informationszentrale • Die Anlaufstelle für Emittenten • Regulatorische Entwicklungen • Kompetente Beratung rund um das Being Public • Zugriff auf Ihre Daten Emittenten Visibilitäts-Treiber Weiterbildungs- & Netzwerk-Partner • «Bridge» – Emittenten mit der Buy-Side z usammenbringen • Events, Workshops • Stage-Programm • Konferenzen, Sponsoring • Event-Räumlichkeiten • Zusammenarbeit mit dem IR club Für weitere Informationen siehe: ➔ six-group.com/de/products-services/the-swiss-stock-exchange/listing/ equities/services-for-issuers.html Anregungen, welche bei der nächsten Überarbeitung des Investor Relations-Handbuchs berücksichtigt werden sollten, sind willkommen auf: ➔ iir@six-group.com oder kontaktieren Sie uns unter +41 58 399 2245. SIX Exchange Regulation AG Kotierung Corporate Governance listing@six-group.com corporate-governance@six-group.com Management-Transaktionen Offenlegung Beteiligungen management-transactions@six-group.com disclosure-office@six-group.com Rechnungslegung/Corporate Governance/ Handelsüberwachung Nachhaltigkeitsberichterstattung ➔ ser-ag.com/de/contacts/contact-enc.html reporting@six-group.com Prospektprüfstelle Weitere Informationen siehe: prospectus-office@six-group.com (seit 1. Juni 2020) ➔ ser-ag.com/de/contacts.html Ad hoc-Publizität adhoc@six-group.com Regelmeldungen reporting-obligations@six-group.com 18
Impressum Autor: Martin Meier-Pfister, IRF Reputation AG im Auftrag von SIX Keine der hierin enthaltenen Informationen begründet ein Angebot oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Finanzinstrumentes. SIX Group AG bzw. ihre direkten und indirekten Tochtergesellschaften (nachfolgend SIX) haften weder dafür, dass die enthaltenen Informa- tionen vollständig, richtig, aktuell und ununterbrochen verfügbar sind, noch für Schäden von Handlungen, die aufgrund von Informationen vorgenommen werden, die in dieser oder einer anderen Publikation von SIX enthalten sind. SIX behält sich ausdrücklich vor, jederzeit die Preise oder die Produktzusammenstellung zu ändern. © SIX Group AG, 2020. Alle Rechte vorbehalten.
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