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VORARLBERGER JAGD MAGAZIN DER VORARLBERGER JÄGERSCHAFT MAI & JUNI 2021 VERSICHERUNG Mehrwert für Mitglieder RARITÄTEN Abnorme Trophäen RESUMEE Vlbg. Grundeigentümertag PIRSCHSTEIG Weg zum Ziel
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LIEBE JÄGERINNEN UND JÄGER! A uf zwei wichtige Beiträge in der durchgeführt werden. Wer die Vorträge aktuellen Jagdzeitung möchte und die Diskussion live mitverfolgte, ich Euch besonders hinweisen. dürfte wie ich der Ansicht sein, dass es Dr. Christoph Breier Vorarlberger Landesjägermeister Seit 2018 wurde im Vorstand der Vlbg. sich um eine sehr gut organisierte und Jägerschaft über eine Anpassung und Ver- gelungene Veranstaltung gehandelt besserung der Jagdhaftpflichtversiche- hat. Dafür danke ich den Hauptorgani- rung diskutiert. Es sind dabei Wunden satoren BJM KR Manfred Vonbank mit und Verletzungen entstanden, die bis seinem technisch versierten Spezial- heute noch nicht völlig verheilt sind. team für die Übertragung und Aufzeich- Summa summarum ist jetzt aber nung des Livestreams und unserem eine „JägerInnen-Versicherung“ zum Wildbiologen und Geschäftsstellenleiter Abschluss gebracht worden, die allen Gernot Heigl, der sehr kompetent durch Jagdkarten-InhaberInnen Vorteile bringt Vorträge und Diskussion geführt hat. und vor allem den Mitgliedern unseres Besonders interessant waren die Hin- Vereines einen deutlich erweiterten weise, dass der Wolf – obwohl in Euro- Versicherungsschutz bietet. Da rechnet pa nicht mehr gefährdet –noch immer sich schon fast der Mitgliedsbeitrag! Es praktisch vollumfänglich geschützt ist, ist mir deshalb ein besonderes Anliegen, und dass der Wolf die von manchen in Impressum allen Beteiligten für ihr Engagement ihn gesetzten Hoffnungen zur Schalen- Titelbild: adobe stock herzlichst zu danken. wildregulierung nicht erfüllen kann, Redaktion: Meinem Vorgänger als LJM Dr. sondern ganz im Gegenteil sogar die Be- Chefredakteur Gernot Heigl, MSc gernot.heigl@vjagd.at Christof Germann, dass er die Versiche- mühungen zur Rotwildlenkung mittels rungsthematik angestoßen hat, unse- Fütterungen konterkarieren und das po- Bezirk Bregenz: Johannes Kaufmann johannes.kaufmann@vjagd.at rem vormaligen Finanzreferenten Akad. tentielle Abdrängen der Gams in beson- Bezirk Dornbirn: HM Bruno Metzler Jagdwirt Karlheinz Jehle für seinen sehr ders steile und sensible Schutzwälder bruno.metzler@vjagd.at sorgfältig erstellten früheren Versiche- fördern könnte. Erhöhte Verbissschäden Bezirk Feldkirch: Andrea Kerbleder rungsvertrag, der 2014 zuletzt angepasst und nachfolgende Zwangsabschüsse andrea.kerbleder@vjagd.at und seither nicht valorisiert wurde, vor der „Waldgams“ wären die wahrschein- Bezirk Bludenz: Doris Burtscher allem aber auch für seine fachlich wert- liche Folge. Hauptleidtragende eines doris.burtscher@vjagd.at vollen Korrekturvorschläge bei der Er- vermehrten Wolfvorkommens wären Medieninhaber und Herausgeber: stellung des neuen Vertrages. Weiters jedenfalls die Bergbauern und die Al- Vorarlberger Jägerschaft, Bäumler Park Markus-Sittikus-Straße 20, 6845 Hohenems danke ich unserem Vorstandsmitglied pwirtschaft. Ich sehe hier nur Verlierer Tel 05576 74633, Fax 05576 74677 Mario Sohler, der sein fachspezifisches ohne echte Gewinner. Das Um und Auf info@vjagd.at, www.vjagd.at Wissen mit großem Einsatz eingebracht aber wird die Fortsetzung und die prä- Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: und aufbauend auf einem stabilen Fun- zise Ausformulierung der bereits in den Montag bis Freitag: 8 bis 12 Uhr dament nun eine Versicherung zum Ab- 1980er Jahren begonnenen Wildökologi- Erscheinungsweise: 6x jährlich schluss gebracht hat, die für alle einen schen Raumplanung sein, mit dem Ver- Anzeigenmarketing: Media Team GesmbH, Interpark FOCUS 3 hohen Mehrwert darstellt. Besonders such, die Interessen der Landwirtschaft, 6832 Röthis , Tel 05523 52392-0 aber danke ich ihm auch für die weitere der Jäger und der immer zahlreicher office@media-team.at Betreuung des Versicherungsvertrages werdenden Naturnutzer unter einen Hersteller: und Herrn Dir. Stadelmann von UNIQA Hut zu bringen. Die Aufzeichnung des BULU - Buchdruckerei Lustenau GmbH Millennium Park 10, A-6890 Lustenau für seine große Geduld. Grundeigentümertages kann auf unse- Der zweite wichtige Beitrag, auf den rer Homepage abgerufen werden. PEFC-zertifiziert – dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und ich hinweisen möchte, ist die „Nachlese So wünsche ich Euch eine interessan- kontrollierten Quellen. zum Grundeigentümertag“ von Univ. te Lektüre mit der neuen Jagdzeitung, Prof. Dr. Friedrich Reimoser. stets guten Anblick, ein erfolgreiches Corona-Pandemie – bedingt konnte Jagdjahr und verbleibe mit einem kräfti- der schon traditionelle „Grundeigen- gen Weidmannsheil. tümertag“ im Rahmen der Oberländer Jägertage „nur“ als Online-Veranstaltung Euer LJM Christoph Breier www.pefc.at
SEITE 4 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD VORARLBERGER JAGD MAGAZIN DER VORARLBERGER JÄGERSCHAFT MAI & JUNI 2021 6 INHALT Alles auf einen Blick! AKTUELL Abnorme Trophäen Seite 6 Resümee – Grundeigentümertag Seite 10 Versicherung – Neuer Rahmenvertrag Seite 14 Tbc-Monitoring Seite 16 10 RUBRIKEN Gewinner-Schnappschuss Jagd & Recht: Abschussaufträge und Schonzeitaufhebungen Seite 5 Seite 12 Kinder & Natur: Der Fuchs Seite 18 Naturwacht – Fütterung von Wasservögeln Seite 20 Schusszeiten Seite 31 JAGD Wildtiertragödie im Hinterwald Seite 21 Der Pirschsteig – Weg zum Ziel Seite 24 Jagdwirtschaftlicher Bericht – Bludenz Seite 27 JÄGERSCHULE Waldbau in Theorie und Praxis Seite 22 20 JAGDHUNDE Neuer Leistungsrichter für den ÖJGV JÄGERINNEN & JÄGER Seite 22 Vlbg. Jagdmuseum Seite 23 Nachruf Georg Walter & Rudolf Kathrein Seite 28 Nachruf Franz Brenner Seite 29 Nachruf Walter Bereuter Seite 29 Geburtstage Seite 30 26 GEWINNER DES LETZTEN KINDERRÄTSELS Finn und Emil Grutsch, Satteins
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 5 Im Alter von etwa vier Wochen verlassen die Jungfüchse erstmals den Bau, gesäugt werden sie 8 - 12 Wochen lang. Diesen Schnappschuss von der säugenden Fähe konnte JSO Peter Greber mit der Kamera festhalten. GESUCHT: SCHNAPPSCHÜSSE Die LeserInnen der „Vorarlberger Jagdzeitung“ sind eingeladen, ihre besten Fototrophäen an die Redaktion (info@vjagd.at) zu senden. D ie Aufnahme sollte ein interes- schließlich per E-Mail. Die Teilnahme santes, lustiges, schönes oder ist kostenlos. seltenes Motiv aus der Natur ab- Die TeilnehmerInnen gewährleis- Als Gewinn winkt bilden. Eine kurze Erklärung zur Person ten, dass sie an den übermittelten Fo- des Fotografen/der Fotografin, dem Auf- tos sämtliche Rechte uneingeschränkt ein Victorinox nahmeort und den näheren Umständen besitzen und keine Rechte Dritter be- HUNTER der Aufnahme wäre wünschenswert. rühren. Taschenmesser mit Die Teilnahme erfolgt durch Über- sendung eines oder mehrerer Fotos aus- Die Bilder sollten eine Auflösung in Druckqualität haben. V-Jagd-Logo.
SEITE 6 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD ABNORME TROPHÄEN Raritäten interessieren uns Menschen im Allgemeinen mehr als das Gewöhnliche. So auch auf der Jagd. Dazu zählen kuriose Erlebnisse genauso wie biologische Abweichungen vom Normalen. Abnorme Trophäen oder abnorme Geweihzyklen stechen dabei besonders ins Auge. Im ver- gangenen Jagdjahr konnten in Vorarlberg gleich mehrere Trophäenträger mit einer abnormen Geweih- oder Hornbildung beobachtet bzw. erlegt werden. Ein paar besondere Exemplare davon sollen in diesem Beitrag näher beschrieben werden. Foto: A. Keckeis Foto: M. Vonbank Asymetrisches Steinbockgehörn Im August vergangenen Jahres wurde in der Steinwildkolonie Kanisfluh- Hoher Freschen ein 8-jähriger Steinbock erlegt, dessen rechtes Schwert nicht wie üblich nach hinten, sondern mit einer auffallend starken Krümmung nach vorne gewachsen war (siehe Abb.). Dieser Steinbock war in der Kolonie bei den Jägern und Jagdschutzorganen aufgrund Echtes Mehrstangengeweih seiner Trophäenabnormität seit vielen Jahren bekannt, was wiederum gute Rückschlüsse auf sein Streifgebiet bzw. seine Raumnutzung Im August 2020 wurde in der Wildregion 2.3 Lech ein ca. 6 Jahre alter im Laufe der Jahre ermöglichte. Wie anhand des ausgekochten Hirsch mit einem echten Mehrstangengeweih erlegt (siehe Abb.). Schädelknochens gut ersichtlich ist, resultiert das abnorme Wie auf dem Fotos gut ersichtlich ist, wurde auf beiden Seiten des Hornwachstum nicht wie bei den sogenannten „Teufelsböcken“ Geweihs im Bereich des Rosenstockansatzes jeweils ein zusätzlicher aufgrund von Entzündungen des Stirnzapfens mit späterem Aufweichen Rosenstock gebildet, der auffallend nach vorne gerichtet ist und der und „Abbiegen“ des Horns am betroffenen Jahresring, sondern aufgrund ebenfalls eine Stange gebildet hat. Beide Stangen sind zwar nur sehr eines Bruches des rechten Stirnzapfens im Alter von ca. 3 Jahren. kurz, dafür aber in Form einer Dreierkrone gewachsen. Wie kommt es Wegen des Bruches und der auffallenden Verformung des Stirnzapfens zu dieser Abnormität? Dieser Hirsch muss in den vergangenen Jahren ist zu vermuten, dass der Bock von einer Lawine weggefegt oder während der Zeit des Geweihabwurfes bzw. der Geweihneubildung eine mitgerissen wurde und im Zuge seines Absturzes mit dem Haupt Verletzung an beiden Rosenstöcken erlitten haben, was zur Entstehung rückwärts oder steil von oben mit voller Wucht auf einen Felsen dieser sekundären oder ortsfremden Rosenstöcke führte. Laut Literatur bzw. harten Boden aufgeprallt ist, was zu einer teilweisen Zerstörung kann sich aus dieser Knochenwucherung bereits im Jahr der Verletzung und stark nach vorne geneigten Krümmung des Stirnzapfens und oder erst Jahre danach eine Stange bilden. Wenn die zusätzlichen damit auch des Schlauches geführt hat. Dabei hat er nicht nur die Rosenstöcke weit genug vom echten Rosenstock entfernt sind, handelt beiden ersten Jahrgangsschübe verloren, sondern das Schwert auch es sich, wie auch hier im vorliegenden Fall, um ein „selbständiges“ in seiner Längsachse gespalten. Diese rinnenartige Längsspaltung Geweih, das im selben Zyklus wie das eigentliche Geweih entwickelt, auf der eigentlichen Hinterseite des Horns hat sich bis zu seinem abgeworfen und alljährlich wieder neu geschoben wird. Wann, wo und letzten Lebensjahr fortgesetzt. Durch das relativ starke Wachstum des wie sich der Hirsch an den Rosenstöcken verletzt hat, ist unbekannt. Horns in den vergangenen Jahren war die „Spitze“ des Schwertes zum Aufgrund seines körperlichen Zustandes ist jedoch davon auszugehen, Zeitpunkt der Erlegung kaum noch 1 cm vom Nasenbein entfernt. In dass dieser Hirsch einen schweren „Unfall“ hinter sich hatte. Zweifellos den kommenden Jahren hätte dies mit hoher Wahrscheinlichkeit zu handelt es sich bei diesem Hirsch jedoch um ein echtes und sehr größeren Problemen, wie z.B. Einwachsen des Horns in die Nasenpartie seltenes Mehrstangengeweih, was jedoch nicht mit einem sogenannten oder zu Komplikationen bei der Äsungsaufnahme, geführt. „Doppelkopf“ verwechselt werden darf.
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 7 Foto: R. Matt Foto: H. Schatz Rosenstockbruch Im Vergleich zu den oben beschriebenen Geweihanomalien kommen abnorme Geweihe aufgrund von Rosenstockbrüchen wesentlich häufiger vor. In der Wildregion 1.2- Frödischtal- Laternsertal-Dünserberg wurde im vergangenen Jagdjahr ein im Brunftkampf verendeter Hirsch aufgefunden, dessen linke Stange im Inneren des Rosenstocks abgebrochen bzw. ausgehebelt war, ohne die äußere Wand des Rosenstockes zu verletzen. Beim ersten Hinsehen sieht die Bruchstelle fast wie ein frisch abgeworfenes Geweih aus. Die im Bereich der Petschaft abgebrochene Stange konnte leider nicht gefunden werden (siehe Abb. oben). Eine Abwurfstange mit wesentlich stärkeren Deformationen am Petschaft konnte in der heurigen Abwurfzeit in der Wildregion 2.2 Klostertal vom Boden aufgenommen werden. Diese Abnormität ist auf einen Bruch des Rosenstockes zurückzuführen, der vermutlich im vergangenen Jahr, als der Hirsch seine Stangen noch aufhatte passiert ist. Ein Teil des verletzten Rosenstockes ist dabei Plattkopf oder Mönch aber auf jeden Fall noch am Stirnbein verblieben, sonst hätte der Hirsch keine neue Stange schieben und vor allem nicht erhalten Der Vollständigkeit halber soll hier auch noch eine weitere Kuriosität können. Der stark verformte Petschaft sieht aus, als hätte die Stange in der Geweihbildung des Rothirsches, nämlich der sogenannte auf zwei Rosenstöcken gesessen (siehe Abb. unten). Tatsächlich „Plattkopf“ oder „Mönch“, erwähnt werden. Ein solcher Hirsch wurde ist die Deformation aber auf den gebrochenen und verformten beispielsweise vor einigen Jahren im Zuge einer Bewegungsjagd in der Rosenstock zurückzuführen. Sofern dem Hirsch noch einige gesunde Wildregion 2.3 Lech erlegt (siehe Abb.). Im Vergleich zu den vollständig Jahre beschieden sind, ist aber davon auszugehen, dass sowohl rosenstock- und damit auch geweihlosen Hirschen aufgrund des Rosenstock als auch Petschaft im Laufe der nächsten Jahre wieder Verlustes beider Hoden unmittelbar nach der Geburt, handelt es sich weitgehend regenerieren, was wiederum die Voraussetzungen für beim Plattkopf weder um einen kastrierten Hirsch noch um einen das Wachstum einer nahezu normalen Stange schafft. Zwitter. Diese Individuen verfügen über vollkommen entwickelte Hoden mit normaler Fortpflanzungsfähigkeit. Sie weisen auch die Statur eines normalen Hirsches inklusive Brunftmähne auf, haben jedoch nur ein sehr rudimentär entwickeltes Geweih. „Mönche“ bzw. „Plattköpfe“ nehmen trotz ihrer stummelhaften Stirnbeinfortsätze aktiv an der Brunft teil. Eine zeitlang vermutete man die Vererbung dieser Geweihrarität, die genaue Ursache dieser Missbildung ist jedoch nach wie vor nicht genau erforscht. Heute glaubt man, dass die Veranlagung zu schwachen Rosenstöcken und ein schwieriges, kümmerliches erstes Lebensjahr des betroffenen Hirsches ausschlaggebend für die Bildung von „Mönchsgeweihen“ sein könnte. Foto: M. Neuhauser
SEITE 8 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD Foto: B. Schatz Doppelkopf Diese Abnormität entsteht, wenn durch einen langanhaltenden hohen Hormonspiegel eine tiefe Verkalkung im Inneren des Rosenstocks stattfindet und damit den Stangenabwurf erschwert oder gänzlich verhindert. Beim Einsetzen des neuen Kolbenwachstums kommt es zum seitlichen Auswachsen der neuen Kolbenmassen am Rosenstock und Überwallen der alten Rose, wodurch die Geweihe zweier Jahrgänge auf einem gemeinsamen Rosenstock sitzen. Im nächsten Jahr werden die alte Stange und die meist nur sehr kurz entwickelte neue gemeinsam abgeworfen, danach läuft in der Regel alles wieder normal ab. Abwurf im Oktober Gamsgeiß mit „Schal“ Im Oktober 2020 hat in der Wildregion 1.5b Bezau- Zum Abschluss sei noch eine Besonderheit vorgestellt, die weder mit Schönenbach ein ca. 8 Jahre alter Hirsch binnen der Trophäe noch mit Vorarlberg zu tun hat. Am Hochschwab in der kurzer Zeit seine beiden Stangen abgeworfen. Der Steiermark wurde die unten abgebildete 20-jährige Gamsgeiß erlegt Fehler im Geweihzyklus dieses Hirsches ist mit hoher (Abb. 7). Neben dem hohen Alter fiel das Tier aber v.a. durch eine über Wahrscheinlichkeit auf eine Störung bzw. Fehlfunktion mehrere Jahre lang mitgetragene zweite Haardecke auf. Wie am Foto in der Achse Hypophyse – Hoden zurückzuführen, was ersichtlich, hat sich vom Träger abwärts ein relativ großes Vlies an zu einem radikalen Einbruch des Geschlechtshormons alten, extrem verfilzten Haaren erhalten, das dem greisen Tier zu einer Testosteron geführt hat. Unter Umständen war eine Art Schal verhalf. Interessanterweise resultiert dieser vermutlich nicht Verletzung der Brunftkugeln der Auslöser für die aus einem Jahr, sondern aus einem Sammelsurium mehrerer Jahre. außergewöhnliche Abwurfzeit. Nach Angaben des Die Geiß war dem zuständigen Berufsjäger schon seit Jahren aufgrund zuständigen Jagdschutzorgans und Fütterungsbetreuers dieser Abnormität aufgefallen. Nachdem sie aber mit Ausnahme der mied der Hirsch nach dem Abwurf der Stangen die letzten beiden Lebensjahre immer normal entwickelte Kitze führte Gesellschaft von anderen Hirschen und schloss sich und auch selbst keine körperlichen Beschwerden zeigte, wurde sie vom Beginn der Fütterung dem Kahlwild an. Nachdem nicht zum Abschuss freigeben. Als Ursache für diese Besonderheit ist bis zum Hochwinter noch keine neue Geweihbildung eine Stoffwechselstörung im hohen Alter zu vermuten. Dieser ca. 1 m sichtbar war, kann man guter Hoffnung sein, dass diese lange Schal war auch nach der Erlegung der Geiß kaum vom Körper ab März beginnen und wieder im normalen Zyklus wegzubringen und „ziert“ nun als besondere Rarität das Präparat der ablaufen wird. alten Dame an der Wand des Jägerhauses. DI Hubert Schatz
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 9 Foto: Gernot Heigl KONTINUITÄT IN DER JAGDLICHEN AUS- UND WEITERBILDUNG T rotz der Covid-19-bedingten Vorarlberger Jägerschaft bzw. Jäger- Abschließend seien die Bemühun- schwierigen Umstände mit zahl- schule sowie der Volkshochschule gen aller Hegegemeinschaften im reichen Beschränkungen und Götzis ermöglicht. Lande erwähnt, die eine konsequente Vorgaben im öffentlichen wie auch im Kontinuität konnte auch in der Durchführung der Winterfütterung so- privaten Leben ist es der Vorarlberger Durchführung der diesjährigen Ober- wie Überwachung der Wildruhezonen Jägerschule im vergangenen Ausbil- länder Jägertage sichergestellt werden, in einem phasenweise sehr schneerei- dungsjahr gelungen, den Lehrbetrieb welche von der Vorarlberger Jäger- chen Winter 2020/21 gewährleisteten. aufrechtzuerhalten bzw. konsequent schaft organisiert wurde. Obwohl die Gleichzeitig ergeht die Bitte, jetzt so umzusetzen. Der Onlineunterricht traditionelle und weit über die Gren- rasch wie möglich mit den Aufräum- im Jungjägerkurs war sowohl für die zen des Landes hinaus bekannte Veran- arbeiten und Hygienemaßnahmen an Schulleitung als auch für die Vortra- staltung vor Ort nicht umsetzbar war, allen Futterstellen zu beginnen und genden „Neuland“. Insgesamt nahmen wurde der sogenannte „Grundbe- die Biosicherheitsmaßnahmen zur Ver- 95 Personen an den von Dezember sitzertag“ online abgehalten. Sowohl meidung der Entstehung und Übertra- bis April dauernden ein- bis zweimal die Wahl der drei Themen Gamswild, gung von Tierkrankheiten gewissen- pro Woche stattfindenden Unter- Wolf und Raumplanung als auch die haft umzusetzen. Im ausgewiesenen richtseinheiten teil. Im April wurde Ausführungen der hochkarätigen TBC-Bekämpfungsgebiet wird eine zusätzlich ein Blockkurs angeboten. Referenten brachten die gemeinsamen anstandslose Umsetzung der TBC-Vor- Der Unterricht für die Berufsausbil- Herausforderungen von Grundeigen- sorgemaßnahmen sowie eine enge dung „Jagdschutzorgan“ konnte in der tümern und Jägern bzw. Jagdnutzungs- Abstimmung bzw. Zusammenarbeit Volkshochschule Götzis bzw. durch berechtigten in Zukunft klar zum Aus- mit den Alpverantwortlichen erwartet. Onlineteilnahme abgehalten werden. druck. Der wildökologischen als auch In diesem Sinne wünschen wir allen Die Durchführung eines reibungslo- der allgemeinen Raumplanung dürfte Jägerinnen und Jägern ein gutes und sen, über viele Wochen bzw. mehrere in der Problemlösung künftig eine noch vor allem von Gesundheit gesegnetes Monate dauernden Ausbildungskurses größere Bedeutung zukommen als bis- Jagdjahr 2021/22 sowie ein kräftiges ist unter den gegebenen Umständen her. Jedenfalls liegt allein im vermut- Weidmannsheil bei der zeitgerechten keine Selbstverständlichkeit, sondern lich verstärkten Auftreten des Wolfes Umsetzung der Abschussplanvorgaben. wird durch den tatkräftigen Einsatz der noch viel gemeinsame Arbeit vor uns. Entgeltliche Einschaltung des Landes Vorarlberg
SEITE 10 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD M it diesen vier heißen Themen, die stark miteinander zusam- menhängen, befasste sich der Vorarlberger Online-Grundeigentümer- tag im März 2021. Die Vorträge und die sachliche, offene Diskussion legten in verschiedener Hinsicht die Notwen- digkeit eines Umdenkens in Politik und Praxis nahe, um sich zuspitzende Probleme möglichst zu vermeiden. Im Zentrum der Diskussion stand – wie zu erwarten – der Wolf, dessen Bestand eu- ropaweit rasch zunimmt und der noch immer streng geschützt ist (Anhang IV der FFH-Richtlinie). Welche Aus- wirkungen sind zu erwarten, hinsicht- ONLINE-GRUND- lich Alpwirtschaft, Schalenwildma- nagement, Schutzwaldsanierung und Wildökologischer Raumplanung? Was EIGENTÜMERTAG sollte getan werden? Hier eine kurze Nachlese zur interessanten Tagung. DER WOLF UND SEIN SCHUTZSTATUS FFH-Richtlinie, Gams, Wolf und Raumplanung Die Anzahl der Wölfe hat in Europa in den letzten Jahren stark zugenom- men. Die Weltnaturschutzorganisation jeweils in nationales Recht umzusetzen. zonen, die wildschadensminimierende IUCN stufte den Wolf 2018 für Europa In Österreich schätzt man, dass sich im Lenkung des Rotwildes durch Wildfüt- in die Kategorie „nicht gefährdet“ ein. Land zuletzt etwa 40 bis 50 Wölfe auf- terung sowie die Wildbestandsregulie- Das über die FFH-Richtlinie (Fauna-Flo- gehalten haben. In Österreich könnten rung und die Wildökologische Raum- ra-Habitatrichtlinie der EU seit 1992) auch 500 Wölfe leben, wenn man sie planung. Durch den neuen, nur sehr vorgegebene europäische Ziel, dem sich lässt. Aber wie viele können/wollen wir schwer kalkulierbaren Standortfaktor die Mitgliedsstaaten angeschlossen uns leisten? Dafür gibt es bis jetzt keine Wolf wird es noch schwieriger werden, hatten, war ein vitaler, überlebensfä- landeskulturelle Entscheidung Öster- Schutzwälder von zu starkem Wildver- higer Wolfsbestand in Europa. Dieses reichs, sondern lediglich sehr unter- biss junger Waldbäume zu entlasten Ziel wurde erreicht. Der strenge Schutz, schiedliche Forderungen verschiedener und die Schutzwirkung dieser Wälder der anfangs für die Ausbreitung der Interessensgruppen. Es wird angenom- dauerhaft zu erhalten. Das Schalenwild, Wolfspopulation erforderlich war, wur- men, dass in Europa (ohne Russland) insbesondere Gams, weicht vor Wölfen de aber bisher nicht geändert. Der Wolf derzeit mehr als 17.000 Wölfe leben, im vermehrt in steile Schutzwälder aus, ist bei uns nach wie vor im Anhang europäischen Teil Russlands weitere ca. oft in die für die Bevölkerung besonders IV gelistet. Ausnahmen vom strengen 15.000 und weltweit ca. 170.000 (Anga- wichtigen Objekt-Schutzwälder, wohin Schutz sind gemäß Artikel 16 aber mög- ben aus dem Internet). Für Europa kann Wölfe schwer folgen können. Dort ist lich („Problemwölfe“). Wölfe haben aufgrund der weiten Wanderungen der das Schalenwild aber jagdlich, vor allem eine hohe Zuwachsrate, und sie können Wölfe von einer einzigen Wolfspopula- im Winter, oft nur schwierig oder gar in ihrer Ausbreitung und Populations- tion ausgegangen werden, die zwar in nicht regulierbar. vernetzung in kurzer Zeit sehr weit 10 Teilgebiete (Subpopulationen) unter- Im Wolfsvortrag wurde betont, der wandern (1.000 km und mehr). Ökolo- gliedert wurde, wo aber die Wölfe mitei- Wolf sei ein „Game Changer“; er stelle gisch gesehen sollte ihr Monitoring und nander im Austausch stehen. Traditionen in der Landnutzung auf Management also großräumig, europä- den Kopf; Wölfe führten zwangsläufig isch erfolgen und nicht kleinräumig, WOLF ALS „GAME CHANGER“ zu einem Systemwechsel in der Kul- landesweise. Laut FFH-Richtlinie sind turlandschaft. Die Frage ist, wer sind aber die einzelnen Länder aufgefordert, Wo Wölfe leben, erschwert dies dabei die Gewinner, wer die Verlierer? sich Ziele zu setzen, wie viele Wölfe in maßgeblich vor allem die Weidebewirt- Es wird aber auch davon abhängen, wie ihrem Land leben sollen. Die FFH-Richt- schaftung, die zweckmäßige Lenkung viele Wölfe ein Gebiet besiedeln, wie linie ist von allen EU-Mitgliedsstaaten des Schalenwildes durch Wild-Ruhe- sie regional verteilt sind und wie die
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 11 Landnutzungsform im Wolfsgebiet aus- sieht: ob Weidewirtschaft oder nicht, ob steiles, alpines Gelände oder nicht, usw. Die Bergbauern mit Alpweide dürften die Haupt-Verlierer bei regelmäßigem Wolfsvorkommen sein. Eine Berufs- Die Aufzeichnung des Livestreams gruppe, die schon bisher wirtschaftlich kann auf unserer Homepage in keiner Komfortzone lebte und kaum www.vjagd.at abgerufen werden weiter belastbar ist, eine Gruppe, der wir aber unsere abwechslungsreiche al- pine Kulturlandschaft mit hoher Biodi- versität verdanken. Es ist letztlich wohl eine Frage der Politik auf europäischer, aber besonders auch auf nationaler Ebe- der Wildart und ihres Lebensraumes Wölfe ebenso wie andere Wildtiere ne, inwieweit solch ein wolfsbedingter besonders Rücksicht genommen, wäh- und verschiedene Landnutzergruppen Systemwechsel gefördert, zugelassen rend anderenorts nur wenig oder kein in die Raumplanung miteinzubeziehen oder verhindert werden soll. Wild der betreffenden Art toleriert und diese Planung mit den Nachbar- wird. Ebenso müssen auch die Men- ländern großräumig abzustimmen. Die PROBLEMLÖSUNG SCHAFFT schen selbst bei der Landnutzung raum- Wildökologische Raumplanung sollte NEUE PROBLEME planerische Regeln hinnehmen. dabei nicht für sich separiert gesehen, sondern in die allgemeine Landesraum- Die Wölfe sind wieder da! Damit hat RAUMPLANUNG planung als integraler Bestandteil ein- man zwar aus Sicht des Naturschutzes gegliedert werden. Bleibt zu hoffen, dass auf europäischer Ebene nun ein Prob- Vorarlberg hat als erstes Bundesland Vorarlberg einen Weg weisen kann, wie lem gelöst, offensichtlich aber dadurch in den 1980er Jahren mit der Wildöko- man am besten mit der immer komple- mehrere andere Probleme (wieder) ge- logischen Raumplanung begonnen und xer werdenden Mehrfachnutzung der schaffen. Der Hinweis, es sei alles halb somit viel Erfahrung, welche Maßnah- Landschaft zurechtkommt, ohne – wie so schlimm und „wir müssen nur wie- men von den verschiedenen Landnut- in der Tagung prognostiziert – wolfsbe- der lernen, mit den Wölfen zu leben“, zern gut aufeinander abgestimmt zu set- dingt einen unkontrollierten System- ist nicht ganz schlüssig. Unsere Vorfah- zen sind, damit große Wildtierarten in wechsel zu riskieren. ren hatten offensichtlich nicht gelernt, der Kulturlandschaft Platz finden und Die Politik sollte die rechtlichen Rah- mit Wölfen zu leben – wohl deshalb wechselseitige Schäden minimiert wer- menbedingungen an die veränderte Re- wurden sie nicht toleriert. den können. Den Grundeigentümern alität anpassen, nicht den Bogen über- Es stellte sich also die Frage, wie kommt dabei eine wichtige Bedeutung spannen und weiterhin den strengen können wir den „Game Changer“ zu, vor allem bei der räumlich-zeitlich Schutz der Wölfe um jeden Preis durch- Wolf möglichst schadensfrei in unse- gut abgestimmten Detailplanung. Sie setzen wollen, auch wenn die Art gar re Kulturlandschaft integrieren? Das sind für Wald, Landwirtschaft und auch nicht mehr gefährdet ist. Das würden wird ohne Raumplanung kaum gehen. für Jagd zuständig. Sie bzw. ihre Vertre- immer weniger Menschen verstehen, Wölfe können nicht weiterhin mit ter haben auch primär zu entscheiden, es würde möglicherweise in Zukunft strengem Schutz überall Priorität ge- ob sie die Jagd verpachten oder nicht, an zu Gegenreaktionen führen, die letzt- nießen, egal wo und in welcher Anzahl wen, und unter welchen Bedingungen. lich auch dem Wolf schaden. In diesem sie sich ansiedeln wollen. Sie leben Auf die Freizeitaktivitäten der Mitmen- Zusammenhang drängte sich in der in einer Kulturlandschaft mit Men- schen und auf die Wölfe haben sie hin- Diskussion der Tagung eine im Grunde schen zusammen und werden wohl gegen derzeit wenig Einfluss. gesellschaftspolitische Frage besonders auch Einschränkungen hinnehmen auf: Wenn der Wolf in Europa offiziell müssen, ebenso wie es z.B. für Rotwild RESÜMEE als nicht gefährdet gilt, warum sollte und Gams ganz selbstverständlich ge- Österreich dann unbedingt mehr Wölfe handhabt wird. Diese Arten werden im Aus der Tagung ergibt sich folgen- haben, als es sie jetzt schon gibt? Etwa Rahmen der Wildökologischen Raum- des Resümee: Eine gute Wildökologi- um den vorausgesagten Systemwechsel planung in unserer Kulturlandschaft sche Raumplanung ist heute wichti- in der Kulturlandschaft zu beschleuni- nicht überall gleichermaßen toleriert; ger denn je, wird aber durch die rasch gen? Fragt sich, wem dies wohl nützen die Bestände werden reguliert und das stärker werdenden Freizeitaktivitäten würde, und welche Interessengruppen Wild wird in seiner Raumnutzung der Menschen im Lebensraum der von der weiteren Forderung nach stren- vernünftig gelenkt, sodass Schäden Wildtiere und durch ein ungeregeltes gem Wolfsschutz profitieren? minimiert werden. In ausgewiesenen Wolfsvorkommen immer schwieriger Kernzonen wird auf die Erhaltung realisierbar. Ziel sollte es deshalb sein, Dr. Friedrich Reimoser
SEITE 12 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD JAGD & RECHT ABSCHUSSAUFTRÄGE UND SCHONZEITAUF- HEBUNGEN AUS RECHTLICHER SICHT I m Vorarlberger Jagdgesetz ist der Abschussauftrag in § 41 im Zusam- menhang mit dem Abschuss von Schadwild verankert. Weiters kann die Behörde gemäß § 27a Vorarlberger Jagd- verordnung Ausnahmen von Schuss- und Schonzeiten festsetzen, wenn es die auftretenden besonderen Verhält- nisse erfordern. Welche rechtlichen Voraussetzungen sind bei der Erteilung von Abschussaufträgen oder bei der An- ordnung von Schonzeitaufhebungen zu berücksichtigen? dazu eine klare Sprache: Nur wenn An sich soll durch die Abschussplanung GAMSWILD VERSUS FFH- keine anderweitige zufriedenstellen- ein Wildbestand herbeigeführt werden, RICHTLINIE de Lösung möglich ist, können gemäß der dem Lebensraum in einer Weise an- Artikel 16 der FFH Richtlinie die Mit- gepasst ist, dass gesamthaft betrachtet Abschussaufträge gelten ausdrück- gliedsstaaten zur Verhütung ernster keine untragbaren Schäden eintreten. lich nicht für nach Artikel 12, 14 oder Schäden an Wäldern Ausnahmen vor- Dessen ungeachtet können aber auch 15 der FFH-Richtlinie geschützte Wild- sehen/zulassen. Ob der einfache Zuruf durch eine zeitweilige Massierung des arten. Der Vorarlberger Gesetzgeber eines Waldaufsehers die ultima ratio im Wildes auf bestimmten Grundflächen hat beim Abschuss von Schadwild das Sinne der anzuwendenden FFH-Richtli- untragbare Wildschäden herbeigeführt Gamswild, das unter Artikel 14 der nie erfüllt, ist stark zu bezweifeln und werden, wenn nicht durch gezielte Ein- FFH-Richtlinie geschützt wäre, davon von der Behörde ein umfassendes Er- griffe in den Wildbestand auf diesen wiederum ausgenommen, sodass die mittlungsverfahren einzuleiten. Grundflächen und in deren Nachbar- Regelungen der Abschussaufträge un- schaft Abhilfe geschaffen wird.“ eingeschränkt auch auf Gamswild zur ABSCHUSSAUFTRAG ZWECK: Gemäß § 41 Abs 3 des Vorarlberger Anwendung kommen. Als Rechtsbei- DES GESETZGEBERS Jagdgesetzes ist ein Abschussauftrag zu rat habe ich in diesem Zusammenhang erteilen, wenn durch einen überhöhten immer wieder darauf hingewiesen, dass Aus den gesetzlichen Materialien Wildbestand in einem bestimmten Ge- diese Sonderregelungen aus meiner zum Vorarlberger Jagdgesetz ist der biet untragbare (!) Schäden, insbeson- Sicht gegen die europäische FFH-Richt- Zweck der erwähnten Regelung sinnge- dere waldgefährdende Wildschäden, linie verstoßen. Soweit überblickbar, mäß wie folgt zu entnehmen: „Bei den in drohen. fehlt dazu (noch) höchstgerichtliche § 41 des Vorarlberger Jagdgesetzes vor- Für die Erteilung eines Abschussauf- Rechtsprechung. geschriebenen Maßnahmen steht – im trages müssen daher „untragbare Schä- Auch bei Schonzeitaufhebungen ist Gegensatz zu der in § 37 geregelten groß- den, insbesondere waldgefährdenden beim Gamswild gemäß § 36 Abs 2 Vor- räumigen Regulierung des Wildbestan- Wildschäden“ vorliegen oder zumindest arlberger Jagdgesetz nur in Ausnahme- des (Stichwort: Abschussplanung) – die drohen, und zwar im Sinne der oben zi- fällen von Schonzeiten abzuweichen. besondere Gefährdung einzelner Grund- tierten gesetzlichen Materialien. Diese Die europäische FFH-Richtlinie spricht flächen durch das Wild im Vordergrund. Voraussetzungen sind von der Behörde
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 13 gewissenhaft zu überprüfen und festzu- gesetzliche Definition der waldgefähr- men Schwarzwild) die Schusszeit zu ver- stellen. Bei der Beurteilung, ob waldge- denden Wildschäden. Ohne untragba- kürzen. Die Schusszeit ist insbesondere fährdende Wildschäden vorliegen, ist re Schäden kann ein Abschussauftrag dann zu verkürzen, wenn dies für die ein Blick in § 49 Abs 4 des Vorarlberger nicht erteilt werden. Ruhe des betreffenden Wildes oder ande- Jagdgesetzes hilfreich, wonach diese ge- re Wildarten in diesem Gebiet notwen- setzlich wie folgt definiert werden: ABSCHUSSAUFTRÄGE/SCHON- dig ist. Eine Regelung, die aus meiner ZEITAUFHEBUNG – ANRECHNUNG Sicht noch mit „Leben“ zu befüllen ist. „Waldgefährdende Wildschäden lie- AUF DEN ABSCHUSSPLAN gen vor, wenn das Wild durch Verbiss, MMag. Dr. Tobias Gisinger Verfegen oder Schälen Während schälendes Wild ungeachtet a) in Waldbeständen ausgedehnte Blö- der Schonzeit und des Abschussplanes ßen verursacht oder auf größeren abzuschießen ist, ist bei einer Schonzeit- Flächen die gesunde Entwicklung des aufhebung der Abschussplan uneinge- Waldes unmöglich macht oder we- schränkt anzuwenden und zu berück- sentlich verschlechtert, sichtigen. Eine Schonzeitaufhebung b) die Wiederbewaldung oder Neube- hebt daher nicht einen Abschussplan waldung verhindert, auf, sondern dient als Instrument zur Er- c) Naturverjüngung nicht aufkommen füllung des Abschussplanes. lässt oder d) eine standortgemäße Mischung von MÖGLICHKEIT EINER SCHON- Baumarten verhindert.“ ZEITVERLÄNGERUNG BEIM SCHALENWILD Geringfügige Schäden sind daher für die Erteilung eines Abschussauftrages Seit rund zwei Jahren ist es in Vorarl- nicht ausreichend. Die gesetzliche Re- berg gemäß § 27 Abs 6 der Vorarlberger gelung spricht klar von „untragbaren“ Jagdgesetzes möglich, zum nachhaltigen Wildschäden und verweist dazu auf die Schutz des Schalenwildes (ausgenom-
SEITE 14 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD VERSICHERUNG - NEUER RAHMENVERTRAG Verbesserter Versicherungsschutz für Mitglieder der Vlbg. Jägerschaft A lle JägerInnen mit Jagdschein Deckungssumme sind gesetzlich dazu ver- Für Mitglieder: EUR 5.000.000,- pflichtet, eine Jagdhaftpflicht- Für Nichtmitglieder: EUR 1.000.000,- versicherung abzuschließen. Die Deckungssumme für reine Vermögens- Vorarlberger Jägerschaft hat mit der schäden: EUR 500.000,- UNIQA-Versicherungs AG einen neu- en Rahmenvertrag mit Gültigkeit ab Jagdhundeversicherung 01.04.2021 abgeschlossen, welcher Mit- Die Haftpflichtversicherung für gliedern der Vorarlberger Jägerschaft ei- Jagdhunde erstreckt sich auf die gesetz- nen besonderen Mehrwert bietet. liche Haftpflicht des Versicherten: Als Halter bis zu drei „jagdlich geeignete“ JAGDHAFTPFLICHTVERSICHE- Hunde und zwar auch für Schäden au- RUNG ßerhalb der Jagd, wobei im Zweifelsfal- le die jagdliche Eignung des Hundes in Die Jagdhaftpflichtversicherung einem Schadensfall von einem einver- deckt Schäden an Personen und Sa- nehmlich bestellten Sachverständigen chen, die im Zusammenhang mit der festgestellt werden muss. Es handelt Jagd verursacht wurden. Ebenfalls sich dabei um eine „subsidiäre“ De- mitversichert sind auch die Haft- ckung, d.h. erst wenn bei der eigenen pflichtansprüche aus dem Bestand und Versicherung kein Versicherungs- der Verwendung von Jagdeinrichtun- schutz besteht, kann diese Leistung in gen sowie die Haltung von bis zu drei Anspruch genommen werden. jagdlich geeigneten Hunden und von bis zu zwei Beizvögeln. Der Geltungsbereich umfasst Euro- pa im geografischen Sinn.
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 15 Haftpflichtversicherung für „kundi- Der Versicherungsschutz umfasst Un- JAGDWAFFENVERSICHERUNG ge Personen“ gemäß Lebensmittel- fälle aus Direktvermarktungsverordnung • Versicherte Personen in Ausübung ih- Versichert sind Jagd- und Sportwaf- Versichert sind Folgen aus der Wild- rer jagdlichen Tätigkeit. fen, Zielfernrohr, Spektiv, Feldstecher, körper- und Wildtierorgankontrolle als • Veranstaltungen, Versammlungen, Gewehrkoffer oder Futteral und Muni- „kundige Person“. Die Deckungssumme Festlichkeiten und ähnlichen Zusam- tion. Die Versicherung deckt Schäden hierfür beträgt 400.000€. Der örtliche menkünften, an welchen auf Veran- und Verluste durch gegen den Willen Geltungsbereich ist Vorarlberg lassung der für die versicherten Per- des Versicherten eingetretene Beschä- sonen zuständigen Landesjägerschaft digungen sowie Diebstahl oder Raub. Versicherungsbestätigungen für Aus- bzw. des Jagdbezirkes oder Hegegebie- Deckungssumme EUR 2.500,- pro landsjagden tes teilgenommen wird. Schadensfall auf erstes Risiko, bei Für Auslandsjagden bietet UNIQA • der Verrichtung von Besorgungen im einem Selbstbehalt von EUR 250,-. gemeinsam mit der Vorarlberger Jäger- Auftrag der für die versicherte Person (Gesamtjahreshöchstleistung ist mit schaft einen einmaligen Service. For- zuständigen Landesjägerschaft bzw. EUR 10.000 beschränkt.) dern Sie eine Haftpflichtversicherungs- des Jagdbezirkes oder Hegegebietes bestätigung für sämtliche europäischen • der Teilnahme an Schießveranstaltun- Zusätzliche Information (im geografischen Sinn) Länder in der gen der Jägerschaft bzw. des Jagdbezir- Es konnte vereinbart werden, dass jeweiligen Landessprache an. kes oder Hegegebietes und der Hand- der neue Deckungsumfang automa- habung der Jagdwaffe. tisch mit Wirkung zum 01.04.2021 Eine Kopie ihrer gültigen Jagdkarte auch für jene JägerInnen in Kraft tritt, (Vorder- und Rückseite) postalisch oder STRAF-RECHTSSCHUTZ die die Vorarlberger Jagdkarte gelöst per E-Mail mit der Bitte um Ausstellung UND SCHADENERSATZ- haben und Mitglieder des Vereins der einer Versicherungsbestätigung – Lan- RECHTSSCHUTZ Vorarlberger Jägerschaft sind. Auch sie dessprache angeben – an UNIQA-Lan- Sämtliche Jagdkarteninhaber der haben bereits jetzt Anspruch auf den desdirektion Vorarlberg, E-Mail: sonja. Vorarlberger Jägerschaft in Ausübung verbesserten Deckungsumfang. haid@uniqa.at oder mario.sohler@ ihrer jagdlichen und uniqa.at schicken. hegerischen Tätigkeit (also nicht im Sie bekommen die Versicherungs- sonstigen privaten oder beruflichen Be- bestätigung auf die Restgültigkeit ihrer reich). Die Höchstsatzleistung des Ver- Jagdkarte (max. 6 Jahre) mit der Post sicherers beträgt je Schadensereignis und per Mail zugeschickt. EUR 170.000,-. Der Versicherungsschutz umfasst den MEHRWERT FÜR MITGLIEDER • Schadenersatz-Rechtsschutz (Artikel DER VORARLBERGER 19 ARB) Geltendmachung von Scha- Schadensereignisse melden JÄGERSCHAFT denersatzansprüchen aufgrund ge- Sie bitte an die Geschäftsstelle setzlicher Haftpflichtbestimmungen oder mario.sohler@uniqa.at Die folgende Deckungserweiterun- privatrechtlichen Inhalts wegen eines gen haben ausschließlich für Mitglie- erlittenen Personen-, Sach- oder Ver- Ein entsprechendes der der Vorarlberger Jägerschaft mit mögensschadens. Schadensformular finden Sie aufrechter Vorarlberger Jagdkarte Gül- • Straf-Rechtsschutz (Artikel 19 ARB) auf unserer Homepage tigkeit. Mit der Zahlung des jährlichen Vertretung in einem Strafverfahren, www.vjagd.at Mitgliedsbeitrages haben Sie automa- das entweder von einem Gericht oder tisch Anspruch auf den nun verbesser- von einer Verwaltungsbehörde gegen ten Versicherungsschutz. einen Versicherten eingeleitet wurde. Das Ermittlungsverfahren gemäß Art. UNFALLVERSICHERUNG 19.2.2.4 ARB gilt als mitversichert. Die Versicherungsleistung pro Per- • Beratungs-Rechtsschutz (vgl. Art. 22 son beträgt: ARB) • Für bleibende Invalidität: Kostenlose Rechtsberatung EUR 20.000,-- Wenn Sie Interesse an einer kosten- (Leistung bis EUR 40.000,--) losen Rechtsberatung in jagdlichen Be- •F ür den Todesfall: EUR 10.000,-- langen, kontaktieren Sie uns entweder • Bergungskosten bis: EUR 5.000,-- telefonisch oder per E-Mail zur Termin- vereinbarung.
SEITE 16 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD TBC- MONITORING Änderungen bei der Probenvorlage Lage der Darmlymphknoten A ufgrund der Anpassungen in der • Im Gegenzug ist die Vorlage des Haup- Rotwild-TBC-Verordnung vom tes ohne weitere Organe nicht mehr 23.12.2020 ist nicht nur der Bau möglich. Es muss in Zukunft bei jeder und die Inbetriebnahme von Redukti- Probe der gesamte Atmungstrakt von onsgattern im Bekämpfungsgebiet mög- der Zunge bis zur Lunge inklusive der lich gemacht worden, sondern es werden anhängenden Lymphknoten abgegeben auch neue Akzente in der Probenfrequenz werden. Jagdlich gesprochen das ge- und der Qualität der Vorlage gesetzt. Die samte Geräusch inklusive dem Lecker. wesentlichen Änderungen sind: Besondere Aufmerksamkeit ist der Ent- • Im Kern- und Randgebiet sind ab dem nahme der tiefen Halslymphknoten am Jagdjahr 2021/2022 nicht mehr wie Grunde des Zungenbeins zu schenken, bisher alle erlegten mehrjährigen Stü- die erst nach Durchtrennung des wei- cke zu beproben. Lediglich in der Früh- chen Gaumens bzw. des Rachendaches jahrsbejagung bzw. bis zum 15.8. des Jah- zugänglich sind. res sind alle Stücke zu beproben. Ab dem • Zudem muss in Zukunft ein Darm- 16.8. kann die Beprobung auf 30% der lymphknoten entnommen und am erlegten Stücke bzw. jedes dritte erlegte zweckmäßigsten separat in einem klei- Ressourcen, und zwar sowohl was die mehrjährige Stück zurückgenommen nen Plastikbeutel verpackt mit abgelie- Kosten angeht als auch was den Auf- werden. Insgesamt wird so eine Vorlage fert werden. wand von Seiten der Jägerschaft für die von 35-40% der gesamten Strecke erwar- Beprobung betrifft. Die statistische Aus- tet, was für eine Einschätzung der Präva- Die wesentliche Motivation für die sage bezüglich der Prävalenzentwick- lenzentwicklung jedenfalls ausreichend Änderung der Probenfrequenz im Kern- lung wird bei einer Beprobung von 35- ist. und Randgebiet ist die Einsparung von 40% der erlegten mehrjährigen Stücke immer noch ausreichend sein. Zudem soll die geringere Frequenz durch eine Steigerung der Probenqualität kompen- siert werden. Deshalb wird die Vorlage des gesamten Atmungstraktes inklu- Kehlkopf mit Kopflymphknoten sive eines Darmlymphknotens vorge- schrieben. Die Probenfrequenz bleibt im Be- obachtungsgebiet wie bisher bei 25% und im restlichen Monitoringgebiet des Landes wird heuer derselbe Stichpro- benplan gelten wie im vorigen Jagdjahr. Die vorzulegenden Proben sind ebenso wie im Kern- und Randgebiet der ge- samte Atmungstrakt und ein Darm- lymphknoten. Sobald es die Corona-Situation zu- lässt, ist geplant, die Probenentnah- me, insbesondere auch die Entnahme des Darmlymphknotens, im Rahmen von Schulungen zu üben. Die Termi- ne hierzu werden rechtzeitig bekannt gegeben. Dr. Norbert Greber
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 17 NEU © 2021 Coole Sache: mein MINOX. Smarte Optik. Smarter Preis. Änderungen in Design, technischer Ausführung, Lieferumfang und Preise vorbehalten. X-range 10x42 Exakte Messung auf bis zu 2.800 Meter Entfernung* Für Links- und Rechtshänder geeignet Enorm robustes und kompaktes Magnesium Gehäuse *Maximale Reichweite bei großen Objekten. Die Entfernung zum Wild ist bis auf 1.600 Meter exakt messbar. € 1.559,- UVP inklusive der gesetzlich gültigen MwSt. www.minox.com
SEITE 18 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD Text: Andrea Kerbleder; Design: kreativsi.at Bildnachweis: Adobe Stock De r Fuchs SCHLAUER JÄGER Der Fuchs ist ein sehr schlauer Jäger. Er ist in der Dämmerung und in der Nacht auf der Jagd. Am liebsten frisst er Mäuse, Eier und Insekten aber auch Beeren und Regenwürmer. Somit ist er ein sogenannter Allesfresser. Es gibt sogar Füchse die sich tot stellen, um damit Krähen anzulocken, um sie dann im richtigen Moment zu schnappen. k uc r Pfotenabd FEINDE Neben uns Menschen, sind Luchs, Wolf und Obwohl ein Fuchs nur zirka 40 cm groß ist, Steinadler natürliche Feinde des Fuchses. kann er eine Hausgans oder einen Hasen Auch Krankheiten wie zum Beispiel die davontragen. Ihr kennt sicher das Lied: Tollwut können für den Fuchs gefährlich „Fuchs du hast die Gans gestohlen….“! werden.
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 19 FINDE DAS LÖSUNGSWORT: Die buschige Lunte ist der ... 1 2 3 Wie nennt der Jäger die Jungen des Fuchses? 4 Jägersprache: Männlicher Fuchs 5 Der Fuchs kann sehr gut ... NESTHOCKER 6 Die Ranzzeit – die Paarungszeit des Fuchses Wann geht der Fuchs auf die Jagd? findet im Jänner / Februar statt. Nach zirka 50 Tagen Tragezeit wirft die Fähe dann 3-5 7 Welpen. Die Nesthocker sind am Anfang völlig blind und nackt. Doch schon nach einem Wenn der Fuchs im Schnee einen Tritt vor den Monat unternehmen sie den ersten Ausflug anderen setzt, dann sagt der Jäger, der Fuchs aus dem Bau. . 1 2 3 4 5 6 7 Sende deine Lösung an: info@vjagd.at und mach mit bei der Verlosung von einem tollen Kinderbuch. Die Lösung findest du in der nächsten Jagdzeitung. Ausgabe März / April 2021: SPECHTSCHMIEDE JÄGERSPRACHE Eckzähne = Fänge Männchen = Rüde, Fuchs Weibchen = Fähe, Füchsin Schwanz = Lunte Paarungszeit = Ranzzeit, Rollzeit Jungtier = Welpe, Jungfuchs SUPERSINNE Jungtiere eines Wurfes = Geheck Der Fuchs hört Maul = Fang hervorragend. Das leise Fell = Balg Piepsen einer Maus vernimmt er noch aus einer Entfernung von 70 m! Hast du gewusst, Seinen Fuchsbau gräbt der Fuchs meist nicht dass ein Fuchs bis zu selbst. Er übernimmt ihn oft von Dachsen. 400 mal besser riechen Auch sehr schlau! Selbst wenn dort noch ein kann, als ein Mensch? Dachs wohnt, zieht er einfach mit ein, denn Tolle Supernase! Fuchs und Dachs vertragen sich gut.
SEITE 20 MAI & JUNI 2021 VORARLBERGER JAGD FÜTTERUNG VON WASSERVÖGELN R egelmäßig bewegt das Thema gefüttert wird, sind öfter geschwächt des Fütterns von Enten, Schwä- und können einen erhöhten Parasiten- nen und Möwen die Öffent- befall aufweisen. Das deutet auf Stress lichkeit und die Medien. Auch Natur- hin. Krankheiten können sich unter wächter*innen werden oft auf dieses Vögeln, die eng zusammenleben, ein- Thema angesprochen. Diskussionen facher und schneller ausbreiten. entstehen meist dort, wo Wasservögel • Ansammlungen von Wasservögeln in massiv mit Brot gefüttert werden, wo- Parkanlagen, auf landwirtschaftlich rauf die Behörden mit Empfehlungen genutzten Flächen und in der Nähe oder Fütterungsverboten reagieren. von Straßen können zu Bedenken we- In diesem Zusammenhang werden oft gen des Vogelkots und der Verkehrs- auch die Auswirkungen der Fütterung sicherheit führen. Erfahrungsgemäß auf die Vögel thematisiert. Die Schwei- lassen sich solche Konflikte am ehes- zerische Vogelwarte Sempach, BirdLife ten mit einem Fütterungsverzicht Schweiz und auch die Naturwacht Vor- lösen, der zur Auflösung lokaler Kon- arlberg setzen sich dafür ein, dass diese zentrationen und zu einer gleichmä- Diskussion auf Fakten basiert. ßigeren Verteilung der Wasservögel führt. • Eine Fütterung von Wasservögeln ist • Das Füttern von Wasservögeln kann nicht nötig. in Städten zu unerwünschten Begleit- • Wasservögel sind gut an die hiesigen erscheinungen führen. Insbesondere Winterbedingungen angepasst und locken herumliegende Brotreste Rat- finden in geeigneten Gebieten selber ten und Straßentauben an. ausreichend Nahrung. • Die Wasserqualität leidet normaler- • Gefährdete Wasservogelarten profi- weise nicht unter der Fütterung von tieren nicht von der Fütterung. Sie Wasservögeln. benötigen Schutz in Form von Ruhe- Ausgenommen davon sind Ba- zonen, in denen sie ungestört sind. deseen, etwa der Jannersee. Hier haben • Das Füttern bietet die Gelegenheit, Wasserproben 2020 gezeigt, dass die Wasservögel aus der Nähe zu beob- Fütterung von Schwänen und Nilgän- achten und ermöglicht es, die einzel- sen zur Verunreinigung des Wassers nen Arten besser kennenzulernen. geführt hat. Auch der Uferbereich, wel- • Das gelegentliche Verfüttern von Brot cher von den nicht sonderlich scheuen in kleinen Mengen gefährdet die Ge- Tieren gerne aufgesucht wird, wurde sundheit der Wasservögel nicht. In mit Kot verschmutzt. (Anmerkung Al- Gebieten, wo wenig Pflanzennahrung win Schönenberger) vorhanden ist, kann eine massive und • In Naturschutzgebieten sollen sich einseitige Fütterung mit Brot aber zu die Vogelbestände möglichst frei von Verdauungsproblemen führen. Kei- menschlichen Einflüssen entwickeln nesfalls verfüttert werden dürfen können. In den betreffenden Gebie- gewürzte Essensreste oder verschim- ten ist auf das Füttern der Wasservö- meltes Brot. geln zu verzichten. • Unbegründet ist die Angst, wildle- • Sollte die Fütterung von Wasservö- bende Wasservögel würden durch geln lokal zu Konflikten führen, fällt die Fütterung verfetten oder auf- es in die Zuständigkeit der Gemein- quellendes Brot führe zu Magenver- den, ein allfälliges Fütterungsverbot letzungen. Dasselbe gilt für die Be- zu prüfen. fürchtung, Fütterung führe zu einem Vor Ort sind die durch Beschilde- erhöhten Auftreten von Legenot. rungen kenntlich gemachten Fütte- •D as Füttern kann zu lokalen Kon- rungsverbote einzuhalten. zentrationen von Wasservögeln füh- ren. Für die geselligen Tiere stellt das grundsätzlich kein Problem dar. Quelle: © Schweizerische Vogelwarte & Schwäne von Orten, wo sehr intensiv SVS/BirdLife Schweiz, Sempach & Zürich
VORARLBERGER JAGD MAI & JUNI 2021 SEITE 21 WILDTIER- TRAGÖDIE IM HINTERWALD N achdem schon vor zwei Jahren, im Januar 2019, eine gewalti- ge Staublawine den Großteil des schützenden Waldbereiches an der Üntschenspitze ( 2.135 m ) zum Vorsäß Vorderhopfreben (Gde. Schoppernau) beinahe völlig zerstört hat, sowie auch einige Stück Gams- und Rotwild mit in den Tod gerissen hat, wiederholte sich dieses dramatische Ereignis heuer im Januar ,2021 aufs Neue. Nach den schweren und ergiebigen Schneefällen Mitte Jänner, löste sich am Üntschen- berg „Mahd Ahorn“ auf ca. 1.700 m eine riesige Staublawine und donnerte zu Tal. Die Lawine nahm aber unerklärli- cherweise nicht die alte Lawinenbahn im „Laubagraben“, sondern donnerte in den Schutzwaldbereich oberhalb der Hopfreber Rotwildfütterung, also Erst in den ersten warmen März- die aus dem Frühjahrs-Lawinenschnee in die unmittelbaren geschützten Win- tagen konnte der junge Jagdaufseher herausragten. Dem war aber nicht so, tereinstandsgebiete des Rotwildes, wo- JO Bernd Geiger aus Schoppernau sondern es handelte sich dabei um nach vermutlich durch die Druckwelle nicht nur auffällige „Fuchslöcher“ die verschütteten Lawinenopfer-Hir- einige Stück Rotwild weggeschleudert entdecken, sondern auch leicht aus- sche. Nach mühsamen Sondierungen wurden und leider zu Tode kamen. geaperte scheinbare Abwurfstangen, und Grabarbeiten im hartgefrorenen Lawinenschnee konnte JO Bernd Gei- ger insgesamt vier Hirschkadaver aus dem Schnee freilegen, wobei es sich um einen Erntehirsch im 11. Kopf, einen sehr gut veranlagten 14ender Mittelklasse-Hirsch und zwei IIIer- Jugendklassehirsche handelte. „Mit den Naturgewalten ist kein ewiger Bund zu halten!“ Dieser alte Spruch hat sich leider wieder einmal bewahrhei- tet! Leider sind auch zeitgleich in ei- nem nahegelegenen Lawinengraben eine starke Gamsgeiß und ihr kräftiges Gamskitz einer Lawine zum Opfer ge- fallen. Wer weiß, ob nicht die Schnee- schmelze in den kommenden warmen Frühjahrstagen weitere Lawinenopfer zu Tage fördert – hoffentlich nicht! Fotos: Bernd Geiger Roland Moos
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