Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE

Die Seite wird erstellt Nils Büttner
 
WEITER LESEN
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
1   XXXXXXXX                                                    ETG-Mitgliederinformation 2/2016

    ETG
    Energietechnische
    Gesellschaft im VDE (ETG)
                                Mitgliederinformation                      2/2016

                                                           Jede
                                                             Stimme
                                                            zählt !

    ETG-Vorstandswahl 2016 für die Amtsperiode 2017-2019
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
2       INHALT                                                                                                                                     ETG-Mitgliederinformation 2/2016

			EDITORIAL                                                                        3      I : INTERNATIONALES                                                                          41

                                                                                                I1    Aktuelle Informationen aus dem DK der CIGRE...................41

 T : TECHNIK UND TRENDS                                                             4          I2    Aktuelles aus CIRED.............................................................42
                                                                                                I3    Erneuerbare Energien als Entwicklungshelfer
  T1 Generator-Umrichter-Prüfstand zur Untersuchung                                                   für Mapuche Indios ..............................................................43
		   elektrischer Energiewandler in Antriebssträngen...................4

      T2 Zweites Leben für Elektroauto-Akkupacks.............................5
                                                                                           F : FNN AKTUELL                                                                               46
      T3 Mobilität 2025: Unfallfrei – aber mit Datenrisiko.....................7

      T4 Gleichstrom im Niederspannungsbereich..............................8                   F1 Aktuelles aus dem FNN........................................................46

      T5 VDE/ETG-Task Force Zentrale und dezentrale Erzeugung.....10

      T6 Schutz vor Stromschlag bei Überflutungen..........................12              S : ENERGIEWENDE-SPLITTER                                                                     51
      T7 Technische Effizienz von Spitzenkappung............................13

      T8 ETG/ITG-Studie „Schutz- und Automatisierungs-
         technik in aktiven Verteilnetzen“...........................................14
                                                                                           K : ENERGIEVERSORUNG KONTROVERS52

                                                                                                K1 Energiewende, Ökostrom – wo geht die Reise hin? ............52
 E : ETG AKTUELL                                                                  17

      E1 ETG Vorstandswahl 2016 ....................................................17
                                                                                           V : NEUE VERÖFFENTLICHUNGEN                                                                   56
      E2 Aktuelles aus dem FNN Koordinierungskreis Strom/Gas ....18
                                                                                            V1 Elektroenergietechnik –
      E3 ETG bringt „Kochbuch“ zum atmenden Stromnetz raus .....19                        		   Grundlagen · Tabellen...........................................................56
      E4 ETG in Politik, Medien und Fachöffentlichkeit 2015 ............21                      V2 Netzschutztechnik –
                                                                                                   Anlagentechnik für elektrische Verteilungsnetze .................56
  E5 Vorschau ETG-Veranstaltungen............................................21
		E5.1 10. ETG-Fachtagung „Arbeiten unter Spannung (AuS)“.21                                    V3 Elektroenergiesysteme –
		   E5.2 VDE-Fachtagung Hochspannungstechnik 2016.........21                                      Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer
		E5.3 IZBE/VDE Symposium „Elektrische                                                             Energie..................................................................................56
  		       Fahrzeugantriebe und -ausrüstungen 2016“...............22

  E6 Rückblick ETG-Veranstaltungen...........................................23
		 E6.1 ETG/GMM-Fachtagung                                                                 H : HISTORIE DER ELEKTROTECHNIK                                                               57
			        „Innovative Klein- und Mikroantriebstechnik 2015“......23
                                                                                                H1 Physik und Technologie der Quecksilberdampfventile
		   E6.2 ETG Congress 2015 – Session System Aspects.........25
                                                                                                   für die HGÜ...........................................................................57
		   E6.3 ETG Congress 2015 – Session Technologies and
  		 Components..............................................................27
		   E6.4 ETG Congress 2015 – Session Markets & Regulatory
  		 Environment...............................................................27          L : LESERFORUM                                                                                61
		   E6.5 ETG Workshop 2016 „Kabeldiagnostik“......................29
		   E6.6 IZBE/VDE-Fachtagung „Sicherheit und Zulassung                                         L1 Leserbrief von Dr. Ing. Friedrich Kappius ............................61
  		       elektrischer Bahnausrüstungen 2015“........................29
                                                                                                L2 Antwort von Prof. Dr.-Ing. Rainer Speh
		   E6.7 FNN/ETG Tutorial „Schutz- und Leittechnik 2016“......31
                                                                                                   auf den Leserbrief von Dr. Friedrich Kappius .....................61
		E6.8 CIPS 2016 – Power Electronics in Challenging
  		       Little Boxes and More.................................................34             L3 Email von Dr.-Ing. Friedrich Kappius
     E6.9 Schaltungstechnik für Galliumnitrid-Bauelemente                                          in Ergänzung zu seinem Leserbrief ......................................62
  		       in der Leistungselektronik 2016..................................36
		E6.10 Life Needs Power – das Energieforum
  		       auf der Hannover Messe 2016 ...................................37
		E6.11 VDE YoungNet im Life Needs Power Forum
  		       auf der Hannover Messe 2016....................................40              		ETG-Veranstaltungskalender 2016/2017                                                         63

                                                                                                                                                     Foto Titelseite: Fotolia / rosifan19
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
ETG-Mitgliederinformation 2/2016                                                                        EDITORIAL                       3

                                                                      Prof. Dr.-Ing. Rainer M. Speh,
                                                                      Siemens Ltd.,
                                                                      Vorsitzender der Energietechnischen
                                                                      Gesellschaft (ETG)

Liebe ETG-Mitglieder,
wenn Sie dieses Editorial lesen, verbleiben dem aktuellen ETG         in Projekten erprobt wird. Auch der VDE, gemeinsam mit dem
­Vorstand noch knapp sechs Monate Zeit, um seine A  ­ mtsgeschäfte    DVGW und weiteren Partnern aus dem universitären Umfeld, ist
 erfolgreich weiterzuführen. Keine Angst, ich werde nicht schon       hier nicht untätig geblieben. Von Experten der Elektrotechnik und
 jetzt anfangen, Bilanz über die vergangenen zweieinhalb Jahre zu     der Gaswirtschaft wurde gemeinsam eine Projektskizze mit dem
 ziehen. Dazu ist es noch zu früh und ich plane das für die nächste   Titel „Zellulare, multimodale Energienetze“ erstellt und Mitte März
 ETG-Mitgliederinformation.                                           im Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt. Ziel ist es, mit einem
                                                                      retrospektiven Ansatz Roadmaps für die Bereiche Technik, Markt
Aber ich möchte Sie ein weiteres Mal auf die anstehenden Neu-         und regulatorisches Umfeld zu erstellen. Dies wird als ein wesent-
wahlen des ETG-Vorstands für die Amtsperiode 2017 – 2019              licher Beitrag für eine erfolgreiche und bezahlbare Energiewende
hinweisen. Sie haben mit dieser Mitgliederinformation alle den        gesehen.
Wahlbrief erhalten mit den Bewerbungsunterlagen der einzelnen
Kandidaten sowie den Anmeldeinformationen zur Online-Wahl. Sie        Abschließend ist es mir eine besondere Freude und Ehre, Sie
haben die Möglichkeit, bis 30. August 2016 ihre Stimme im Internet    auf den Beitrag von Elena Fuhr in dieser Mitgliederinformation
abzugeben. Diejenigen, die noch die klassische Briefwahl bevorzu-     hinzuweisen. Sie hatte mich Ende letzten Jahres auf ihr Projekt
gen, können die Wahlunterlagen ebenfalls bis 30. August 2016 bei      bei den Mapuche Indianern im Grenzgebiet zwischen Chile und
der ETG-Geschäftsstelle anfordern und anschließend ihre Stimme        ­Argentinien aufmerksam gemacht. Bei einem ersten persönlichen
bis 20. September an die ETG-Geschäftsstelle senden. Es gilt           Gespräch beschrieb sie mir die Situation dieses indigenen Volkes
hierbei der Posteingang bei der Geschäftsstelle.                       und erläuterte die ersten Ideen für ihr Projekt. Daraufhin habe ich
                                                                       einen Fragebogen entwickelt, um weitere Details über die aktuelle
Auch dieses Mal haben wir hervorragende Experten der Ener-             Situation und die vorherrschenden Rahmenbedingungen zu erhal-
gietechnik aus dem Kreis der Anwender, Hersteller und den Uni-         ten. Dieser Fragebogen wird zurzeit vor Ort bearbeitet und wird
versitäten gewinnen können, sich Ihrer Wahl zu stellen. Meine          weitere Informationen zur Fortführung des Projekts liefern. Falls
ausdrückliche Bitte ist: Nehmen Sie ihr Wahlrecht wahr. Es dauert      Sie Interesse haben, dieses Projekt mit Ihrer fachlichen Kompe-
wirklich nur ein paar Minuten. Unser gemeinsames Ziel sollte auf       tenz zu unterstützen, können Sie sich gerne direkt an Elena oder
jeden Fall eine höhere Wahlbeteiligung als bei der letzten Wahl        mich wenden. Hierbei denke ich besonders an unsere Mitglieder,
sein. Wie hoch die war, werde ich Ihnen aber heute nicht verraten.     die nicht mehr aktiv im Berufsleben stehen, sich aber noch jung
                                                                       genug fühlen, mit ihrer Erfahrung engagierten Menschen bei der
In den vergangenen Ausgaben der ETG-Mitgliederinformation              Umsetzung ihrer Ideen zu helfen. Auch eine finanzielle Unterstüt-
hatten wir schon mehrfach über die ETG-Taskforce „Grundsätz-           zung des Projekts ist möglich, steht aber nicht im Fokus meines
liche Auslegung neuer Netze“ und den von ihr erarbeiteten Re-          Aufrufs. Über den Fortgang des Projektes planen wir regelmäßig in
port mit dem Titel „Der zellulare Ansatz – Grundlage einer erfolg-     der ETG-Mitgliederinformation zu berichten.
reichen, regionenübergreifenden Energiewende“ berichtet. In den
verschiedenen Foren auf der Hannover Messe 2016 wie „Life             Liebe Grüße und Ihnen allen einen schönen Sommer wünscht ­
needs Power“ oder der „Integrated Energy Plaza“ wurde deutlich,       Ihr
dass das Konzept inzwischen von vielen Stellen aufgegriffen und       Rainer M. Speh
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
4        T: TECHNIK & TRENDS                                                                                                                   ETG-Mitgliederinformation 2/2016

T:     TECHNIK UND TRENDS                                       schlüssen. Mit dem Prüfstand wird weiter-                      klasse von ca. 1,5 MW ermöglicht es,
                                                                hin die Erforschung von Wechselwirkungen                       aussagekräftige Untersuchungen für Ziel-
                                                                zwischen Umrichter und Generator und                           systeme noch größerer Leistung z. B. im
                                                                deren Einfluss auf andere Anlagenkompo-                        Maßstab ca. 1:10 durchzuführen. Dadurch
T1 Generator-Umrichter-Prüf-                                    nenten wie Lager und Getriebe ermöglicht.                      wird die Einrichtung auch für industrielle
   stand zur Untersuchung                                       Als Beispiele seien hier die Auswirkungen                      Partner interessant, die im Rahmen von
   elektri­scher Energiewandler                                 von Oberschwingungen im Stromverlauf,                          Vorfeldentwicklungen neue Konzepte er-
   in Antriebssträngen                                          zusätzliche Erwärmung, lokale Sättigungs­                      proben wollen.
                                                                effekte sowie Lagerspannungen und -ströme
                                                                genannt. Die erzielten Ergebnisse erlauben                     Auch neue Umrichterkonzepte, wie z. B.
                                                                wiederum eine verbesserte Validierung                          modulare Multilevel-Umrichter, sollen in
                                                                von Berechnungsprogrammen, Diagnose­                           der Prüffeldumgebung des GeCoLab im
                                                                verfahren und erweiterten Simulations-                         verringerten Maßstab untersucht werden
                                                                modellen für elektrische und betroffene                        können. Dazu ist die Flexibilität erforder-
                                                                mechanische Komponenten, um den ein-                           lich, Prüfstandsumrichter gegen zu unter-
                                                                gangs genannten Anforderungen bereits in                       suchende Umrichter auszutauschen.
                                                                der Entwurfsphase Rechnung zu tragen.
                                                                                                                               Aufgrund der oben beschriebenen For-
Prof. Dr.-Ing. Axel Mertens,    Dr.-Ing. Jörn Steinbrink,       Innerhalb der Energieforschung ordnet sich                     schungsfragen, der technischen Eigen-
Leibniz Universität Hannover,   Leibniz Universität Hannover,   das GeCoLab in einen größeren Verbund                          schaften und der Verbreitung der ver-
Institut für Antriebssysteme    Institut für Antriebssysteme
und Leistungselektronik         und Leistungselektronik         mit den in der Windenergieforschung be-                        schiedenen Antriebsstrangkonzepte von
                                                                reits ausgewiesenen norddeutschen Uni-                         Windenergieanlagen wurde das in Bild 1
Die experimentelle Untersuchung von elek­                       versitäten Hannover, Oldenburg und Bre-                        dargestellte Prüfstandkonzept gewählt,
trischen Maschinen und Umrichtern in                            men (ForWind) und dem Fraunhofer-Institut                      dessen wichtigste Kenndaten in Tabelle 1
der MW-Klasse ist aufwendig, und in der                         für Windenergie und Energiesystemtechnik                       (Seite 5) zusammengefasst sind. Aus-
Industrie fehlen häufig für langfristige und                    (IWES) ein. In dem Verbund werden auch                         gestattet ist der Universalprüfstand mit
tiefgreifende Arbeiten verfügbare Versuchs-                     die wechselseitige Nutzung und Weiter-                         einer doppelt gespeisten Asynchron­
kapazitäten. Der durch eine Förderung                           entwicklung von Versuchseinrichtungen                          maschine und einer permanentmagnet­
des BMWi realisierte Universalprüfstand                         und -ergebnissen abgestimmt. Während                           erregten Synchronmaschine mit jeweils
– primär, aber nicht ausschließlich auf die                     der am IWES in Bremerhaven betriebene                          zugehörigen 690-V-Umrichtern sowie ei-
Windenergie ausgerichtet – ermöglicht die                       Gondel-Prüfstand hauptsächlich auf die                         ner umrichterbasierten Netznachbildung
Untersuchung stationärer und dynamischer                        Erprobung und Verifikation begleitend zur                      mit 4,4 MVA. Die Maschinen sind mit
Eigenschaften elektrischer Maschinen und                        Produktentwicklung und -optimierung ab-                        umfangreicher zusätzlicher Messtech-
Umrichter inklusive der Umrichter-Maschi-                       zielt und damit Prüfanlagen im Verhältnis                      nik für Temperaturen in Stator und Rotor
ne-Wechselwirkungen.                                            1:1 erfordert, wird mit dem Generator-Um-                      und mit Flussmessspulen ausgestattet.
                                                                richter-Prüfstand an der Leibniz-Universität                   Außerdem besteht an den Maschinen die
                                                                Hannover die Vorentwicklung des elektri-                       Möglichkeit, verschiedenste Versuche durch
                                                                schen Antriebsstranges sowie die (univer-                      die Herausführung aller Spulengruppen,
                                                                sitäre) Erforschung und Entwicklung von                        eine einstellbare Exzentrizität und die Appli-
                                                                neuen Konzepten und Berechnungswerk-                           kationsvorbereitung für Stromsenso­ren in
                                                                zeugen abgedeckt. In diesen Phasen des                         einzelnen Teilen der Maschine durchzufüh-
                                                                Innovationsprozesses werden die Anlagen                        ren. Die zwei Generatoren, die Umrichter
                                                                aus Kostengründen im kleineren Maßstab                         und das Getriebe sind wassergekühlt, die
                                                                abgebildet. Die hier gewählte Leistungs-                       jeweils mit unterschiedlichen Sollwerten für

Die Entwicklung von elektrischen Maschi-
nen und Umrichtern im MW-Bereich ist
trotz jahrzehntelanger Erfahrungen auf dem
Gebiet noch längst nicht abgeschlossen.
Dies liegt u. a. daran, dass sich die An-
forderungen ändern und die eingesetzten
Materialien und elektronischen Bauteile
laufend weiterentwickelt werden. Hinzu
kommt die stetige Forderung nach verbes-
serter Wirtschaftlichkeit bei erhöhtem Wir-
kungsgrad oder erhöhter Zuverlässigkeit.
Mit dem Generator-Umrichter-Prüfstand
(GeCoLab) können nun sowohl konventio­
nelle als auch innovative Umrichter- und
Generatorkonzepte einschließlich der um-
richternahen Regelung und Methoden zum
Filterdesign eingehend erforscht werden.
Dies umfasst Untersuchungen zur Dyna-
mik und Systemstabilität, zur stationären
und transienten thermischen Belastung, zu
verschiedenen Methoden der Netzeinspei-
sung und Regelung sowie zum Verhalten
bei Netzfehlern wie z.  B. Spannungsein-
brüchen, Phasenkurzschlüssen oder Erd-                          Bild 1: Systemschaltbild des Generator-Umrichter-Prüfstandes
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
ETG-Mitgliederinformation 2/2016                                                                               T: TECHNIK & TRENDS                              5

                                                                                                               installiert. Einen Eindruck des fertigge-
  Spannfeldgrundfläche                                                     10 m x 4,3 m                        stellten Generator-Umrichter-Prüfstandes
                                                                                                               zeigt Bild 2. Zurzeit befindet sich ein erster
  Maximales Komponentengewicht                                             20 t                                Prüfling, eine fremderregte Synchronma-
                                                                                                               schine aus einer Industriekooperation, in
                                                                           PN = 1,2 MW                         der Inbetriebnahmephase.
  Permanentmagneterregte Synchronmaschine
                                                                           nN = 375 min-1 (0 – 750 min-1)
  mit zugehörigem Vollumrichter
                                                                                                               Der konsequent auf Universalität ausgeleg-
                                                                                                               te Prüfstand bietet die erforderlichen Varia-
                                                                           PN = 2,08 MW                        tionsmöglichkeiten, um dem Anspruch zu
  Doppeltgespeiste Asynchronmaschine mit zuge-
                                                                           nN = 1780 min-1                     genügen, die Vielfalt aktueller und zukünf-
  hörigem Windumrichter
                                                                                                               tiger Antriebstopologien sowohl in der Ge-
                                                                                                               samtheit als auch an Einzelkomponenten
  Umrichterbasierte Netznachbildung                                        SN = 4,4 MW
                                                                                                               untersuchen zu können. Gerne nehmen
Tabelle 1: Ausstattungskenndaten
                                                                                                               wir Fragen und Anregungen entgegen.

Vorlauftemperatur und Durchflussmenge                            Netzspannung im Fehlerfall für jede Phase
betrieben werden können. Eine aufwendi-                          getrennt vorgegeben werden.
                                                                                                               T2 Zweites Leben für Elektro-
ge Schaltvorrichtung ermöglicht verschie-                                                                         auto-Akkupacks
denste Konstellationen der zu prüfenden                          Der Generator-Umrichter-Prüfstand wurde
Geräte, einschließlich der Verwendung                            in einer Komplettausstattung realisiert, so
eines (nicht im Bild dargestellten) zusätz-                      dass der Prüfstand ohne weitere Kom-
lichen Umrichterprüflings, der zwischen                          ponenten bereits funktionsfähig ist. Zur
Netz bzw. Netznachbildung und einer der                          Durchführung von weiteren Versuchen
Maschinen verschaltet werden kann.                               können in der Anlage jeweils einzelne Kom-
                                                                 ponenten gegen Prüflinge ausgetauscht
                                                                                                                                    Ehsan Rahimzei, MBAE
Aufgrund der Back-to-Back-Anordnung                              werden. Folgende Komponenten sind zum                              Projektmanager
der Maschinen muss aus dem 10 KV-Netz                            Tausch gegen einen Prüfling vorgesehen:                            VDE e.V., Bereich Technik
                                                                                                                                    & Innovation
lediglich die Verlustleistung der Genera-
                                                                 • Doppelt gespeister Asynchrongenerator
toren und Umrichter bereitgestellt wer-
                                                                   (DFIG)                                      Neue Studie analysiert Nachnutzung
den. Mit dem in Bild 1 (Seite 4) gezeigten
FRT-Netzwerk (Fault-Ride-Through) wird                           • Rotorseitiger Umrichter für DFIG            gebrauchter Elektroauto-Akkupacks
die Prüfung der Reaktion auf Netzfehler er-                      • Synchrongenerator (SG)                      sowie ökonomische und ökologische
möglicht. So können zwei- und dreipolige                         • Vollumrichter für Synchrongenerator         Potenziale
Kurzschlüsse, ein unsymmetrisches Netz
oder Harmonische in der Netzspannung                             Beim Tausch eines Generators zusammen         Elektroautos, vorausgesetzt ihr Strom
simuliert werden, ohne dass es zu Beein-                         mit dem zugehörigen Umrichter sind auch       speist sich aus regenerativen Energien,
flussungen des 10-kV-Netzes kommt. Die                           vielfältige andere Kombinationen realisier-   sind gut für die Umwelt. Was aber pas-
durchgängigste und beste Lösung dafür                            bar, beispielsweise kann der DFIG gegen       siert mit den Batterien am Ende ihrer Nut-
ist das Verfahren, die für den Versuch ge-                       einen Asynchrongenerator mit Vollumrich-      zungsdauer? Da diese Akkus oft noch
wünschte fehlerbehaftete Netzspannung                            ter getauscht werden. Ein zügiger Wechsel     Speicherkapazitäten von bis zu 80 Prozent
durch einen Umrichter mit einer speziellen                       der Komponenten wird durch ein Spann-         aufweisen, ist es sinnvoll, diese aufwän-
Steuerung und Regelung bereitzustellen.                          feld sowie einen bauseitigen 20t-Kran er-     dig hergestellten Energiespeicher weiter
Um die erhöhten Fehlerströme realisieren                         möglicht. Das Maschinenfundament ist          zu verwenden. Zu diesem Schluss kommt
zu können, muss dieser Umrichter auf der                         mittels pneumatischer Federelemente vom       die neue Studie „Second-Life-Konzepte
Ausgangsseite leistungsfähiger sein als auf                      Gebäude entkoppelt. Für einen Wechsel         für Lithium-Ionen-Batterien aus Elektro-
seiner Eingangsseite. Mit Hilfe dieses Um-                       der Umrichter gegen einen Prüfling wurde      fahrzeugen“. Entstanden unter der Feder-
richters können gezielt Zeitverläufe für die                     außerdem ein gut zugängliches Klemmfeld       führung des VDE, untersucht die Studie
                                                                                                               die ökonomischen Potenziale und den
                                                                                                               ökologischen Footprint für die Wiederver-
                                                                                                               wertung von Lithium-Ionen-Batterien. Sie
                                                                                                               zeigt, welche Anwendungen der ausge-
                                                                                                               dienten Elektrofahrzeug-Batterien möglich
                                                                                                               sind, wie sie sich in Bezug auf Rest- und
                                                                                                               Kapitalwert im Vergleich zu Neu-Batterien
                                                                                                               rechnen, welchen Einfluss die Weiterver-
                                                                                                               wendung auf die Total-Cost-of-Ownership
                                                                                                               eines Elektrofahrzeugs hat und welchen
                                                                                                               Umweltvorteil die sogenannten Second-
                                                                                                               Life-Batterien besitzen.

                                                                                                               Das Ergebnis der Studie: Es besteht ein
                                                                                                               signifikantes wirtschaftliches und ökologi-
                                                                                                               sches Potenzial für Second-Life-Konzepte,
                                                                                                               wenn der Markt für Elektromobilität und
                                                                                                               Batteriespeicher wie vorgesehen wächst.
                                                                                                               Zwei vielversprechende Anwendungen
                                                                                                               sind die Bereitstellung von Regelleistung
                                                                                                               für Stromnetzbetreiber und der Einsatz als
                                                                                                               Hausspeicher, die an Photovoltaikanlagen
Bild 2: Foto der gekoppelten Maschinen und des Anschlussfeldes während der Inbetriebnahme                      gekoppelt sind.
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
6     T: TECHNIK & TRENDS                                                                                     ETG-Mitgliederinformation 2/2016

So kommen die Experten zu dem Ergeb-
nis, dass sich ein Second-Life-Betrieb
sowohl für die Bereitstellung von Primär-
regelleistung (PRL) als auch für den Ein-
satz in Hausspeichersystemen (HSS) als
wirtschaftlich vorteilhaft gegenüber der
Verwendung von Neubatterien erweist.
Basierend auf Berechnungen nach der
Kapitalwertmethode prognostizieren die
Experten für PRL eine Steigerung des Ka-
pitalwerts um 33 Prozent, für HSS eine
Verbesserung um 26 Prozent. Der Umwelt-
vorteil von Second-Life-Batterien ist offen-
sichtlich, wenn durch ihre Anwendung die
Produktion von Neu-Batterien vermieden
wird. Je Kilowattstunde Nennkapazität der
Traktionsbatterie bestimmen die Experten
ein Treibhausgas-Einsparpotenzial von 34
bis 106 kg CO2-Äquivalenten für die Be-
reitstellung von PRL und von 30 bis 95 kg
CO2-Äquivalenten für den Einsatz als HSS.
Werden Traktionsbatterien bei einer Rest-
kapazität von 80 Prozent für Second-Life-
Anwendungen wiederaufbereitet, dann be-
trägt ihr maximaler Verkaufswert rund 50
Prozent der Kosten einer Neubatterie. Der
Restwert einer Second-Life-Batterie wie-
derum wird maßgeblich von der Entwick-
lung der Recyclingkosten beeinflusst.

Wesentliche Stellschrauben für den Erfolg
von Second-Life-Produkten liegen in der
Standardisierung von Batteriemodulkonzep-
ten im Automotive-Bereich, der Optimie-
rung des Wiederaufbereitungsprozesses
und Detailkenntnissen über die Second-
Life-Anwendungen. Zudem wurden folgen-
de Aspekte identifiziert:
• Die Prüfung der Module von Traktions-
  batterien auf ihre Weiterverwendungs-
  fähigkeit in Second-Life-Batterien ist mit
  hohem Aufwand verbunden. Es besteht
  ein Bedarf an Alterungsschnelltests oder
  besser noch einer kontinuierlichen Auf-
  zeichnung geeigneter Zustandsgrößen in
  der Erstanwendung.
• Die Anforderungen von Sicherheitsre-
  gularien sind zu berücksichtigen und zu        verhindert und die Wirtschaftlichkeit des     Beirat namhafter deutscher Industrieun-
  bedenken. Dies gilt insbesondere für die       Second-Life-Betriebs weiter gesteigert        ternehmen, Forschungseinrichtungen und
  Transportnorm UN 38.3, welche eine er-         werden.                                       Universitäten (bestehend aus Daimler, Bat-
  neute Begutachtung bei Restkapazitäten                                                       teryLabFactory Universität Braunschweig,
  kleiner als 80 % vorsieht.                   Die Studie „Second-Life-Konzepte für Lithium-   BMW, Fraunhofer ISI | IVI | ICT | ISE, Bat-
                                               Ionen-Batterien aus Elektrofahrzeugen“          teryUniversity, ERCIS | MEET Universität
• Je besser das Lastprofil der Second-         unter der Gesamtleitung des VDE wurde           Münster, RWE, BTU Cottbus, Younicos,
  Life-Anwendung auf den Alterungszu-          von der FfE Forschungsstelle für Energie-       ZSW) begleitet.
  stand der Traktionsbatterie abgestimmt       wirtschaft e.V. und dem EES Lehrstuhl für
  ist, desto länger kann deren maximale        Elektrische Energiespeichertechnik der          Download: www.vde.com/studien
  Einsatzzeit dauern: Grundsätzlich soll-      Technischen Universität München im Rah-
  ten hohe Laderaten, hohe Ladeschluss-        men der Begleitforschung Schaufenster
  spannungen sowie extreme (besonders          Elektromobilität der Bundesministerien für
  tiefe) Temperaturen im Second-Life ver-      Wirtschaft und Energie (BMWi), Bildung
  mieden werden.                               und Forschung (BMBF), Verkehr und di-
• Durch zunehmendes Wissen über Alte-          gitale Infrastruktur (BMVI) und Umwelt,
  rungsverläufe und Weiterentwicklung der      Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
  Batterie-Zellchemie kann eine übermäßi-      (BMUB) erstellt. Die Studie wurde inhaltlich
  ge, nichtlineare Alterung gegebenenfalls     im Rahmen von Workshops durch einen
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
ETG-Mitgliederinformation 2/2016                                                                 T: TECHNIK & TRENDS                      7

T3 Mobilität 2025: Unfallfrei –                    und zum Teil sogar überflüssig machen.        auch außerhalb der großen urbanen Zen-
   aber mit Datenrisiko                            Die Studie untersucht zwei Szenarien der      tren. Der Fahrer der Zukunft wechselt sei-
                                                   künftigen Entwicklung: Koexistenz oder        nen Verkehrsmodus (z. B. vom Fahrrad zur
                                                   Konvergenz von IKT für Automotive. Seit       Bahn und dann zum Elektroauto) in Rela­
                                                   kurzem scheinen sich die großen Herstel-      tion zu Zeit und Kosten.
                                                   ler aus der Auto- und der Internet-/IT-Welt
                                                   zu verbünden, um gemeinsam die unver-         Fahrverbot für nicht vernetzte Autos
                                                   meidliche Umwälzung voranzutreiben. Die       denkbar
                                                   IKT werden die Leistungsfähigkeit und die
                       Dr. Patrick Ester,
                                                   Effizienz der Verkehrssysteme nachhaltig      Bei der Fahrzeugkommunikation steht der
                       Projektleiter               verbessern. Die hochgradige Vernetzung        Informationsaustausch zwischen techni-
                       VDE e.V., Bereich Technik
                       & Innovation
                                                   in Intelligenten Verkehrssystemen (IVS) sei   schen Systemen untereinander (Internet
                                                   die Basis für eine Vielzahl von Anwendun-     der Dinge) im Vordergrund. Die Fahrzeuge
                                                   gen im Bereich Sicherheit, Nachhaltigkeit     kommunizieren mit Infrastrukturelementen
Neue Studie im Auftrag des BMWi
                                                   und Komfort. Dabei werden IKT selbst zum      wie Ampeln oder Verkehrserfassungssys-
analysiert Zukunftsszenarien von IKT
                                                   Innovationstreiber in IVS: Sie unterstützen   temen, aber auch untereinander. 2025
und Mobilität – Autohersteller werden
                                                   die Automatisierung des Verkehrs und er-      wird fast jedes neu zugelassene Fahrzeug
integrierte Technologiekonzerne
                                                   lauben neuartige, datengetriebene Dienste     mit anderen Fahrzeugen und der Verkehrs­
                                                   und Geschäftsmodelle.                         infrastruktur kommunizieren können. Da-
Nie wieder ein Unfall, nie wieder Stau.
                                                                                                 mit würden auch vollumfänglich autonome
Dies könnte 2025 nach einer neuen Studie
                                                   Die Beziehung zwischen Automobilindu-         fahrerlose Systeme im normalen Straßen-
Realität werden. Neue Informations- und
                                                   strie und IT-Branche sei nach wie vor ein     verkehr in greifbare Nähe rücken. Um den
Kommunikationstechnologien (IKT) werden
                                                   Kooperationswettbewerb (Coopetition), so      Hemmschuh des Mischverkehrs aus Fahr-
unsere jetzige Verkehrsinfrastruktur einmal
                                                   die Studie: In Kooperationen werden           zeugen mit sehr unterschiedlicher „Intelli-
komplett umkrempeln. Die Fahrzeuge der
                                                   Produkte und Dienstleistungen aus der         genz“, d. h. sehr unterschiedlichen Graden
Zukunft verfügen über eine präzise Ortung
                                                   IT-Branche ins Fahrzeug integriert, um den    an Vernetzung und Automatisierung, zu
und hochgenaue digitale Karten mit dyna-
                                                   Kundennutzen zu erhöhen, andererseits         beseitigen, sei es sogar denkbar, dass
mischen Umfeldinformationen. Gleichzeitig
                                                   seien beide Branchen Konkurrenten um          Fahrzeugen ohne Fähigkeit zur Car-to-X-
wird die Vernetzung von Fahrzeugen, Infra­
                                                   den Zugang zum Endkunden für Mehr-            (Car-to-Car- und Car-to-Infrastructure-)
strukturen und Daten-Clouds die Sicher-
                                                   wertdienste und die Bindung an das ei-        Kommunikation die Teilnahme am öffentli-
heit, Nachhaltigkeit und den Komfort im
                                                   gene Unternehmen. Deshalb entwickeln          chen Straßenverkehr künftig verwehrt würde.
Verkehr deutlich verbessern. Die heutige
                                                   die meisten Automobilhersteller weiterhin
Mobilität, die sich seit den fünfziger Jahren
                                                   proprietäre IT-Systeme für ihre Fahrzeuge,    Die Studie wurde im Rahmen der Begleit-
kaum verändert hat, wird bis 2025 durch
                                                   zu denen den großen IT-Unternehmen der        forschung zum Technologieprogramm IKT
die Aufhebung der Grenzen zwischen Ver-
                                                   Zugang verwehrt werde. Für Konnektivi-        für Elektromobilität II (BMWi) vom VDE
kehrs- und Kommunikationsinfrastruktur
                                                   täts- und automatisierte Fahrfunktionen       Verband der Elektrotechnik Elektronik In-
auf eine völlig neue Ebene gehoben. Ver-
                                                   dominieren dabei klassische produktba-        formationstechnik e.V. betreut. Autoren
netzte, automatisierte Fahrzeuge werden
                                                   sierte Erlösmodelle. Die notwendige Hard-     der Studie sind die Technische Universi-
ihre Fahrmanöver koordinieren und den
                                                   und Software wird als aufpreispflichtige      tät Dresden (Vodafone Stiftungslehrstuhl
Verkehrsfluss optimieren.
                                                   Sonderausstattung verkauft.                   Mobile Nachrichtensysteme, Dr. Andreas
                                                                                                 ­
                                                                                                 Festag), das IVM Institut für Vernetzte
Dies sind Ergebnisse der Studie „Mobilität         Autohersteller werden zu integrierten         Mobilität gGmbH (Marco Rehme) und das
2025: Koexistenz oder Konvergenz von               Technologiekonzernen                          IFAK Institut für Automation und Kommu-
IKT für Automotive?“, die im Rahmen des                                                          nikation e.V., Magdeburg. Die Studie wur-
Technologieprogramms IKT für Elektromo-            Dieser Kooperationswettwerb wird in den       de inhaltlich durch einen Beirat namhafter
bilität II des Bundesministeriums für Wirt-        nächsten zehn Jahren durch echte Koope-       deutscher Industrieunternehmen (bestehend
schaft und Energie (BMWi) im Auftrag des           rationen mit einer umfassenden Öffnung        aus BMW, Continental, Deutsche Telekom,
VDE erstellt wurde. Ein weiteres Ergebnis          gegenüber der andere Seite (Cooperation)      DLR, Innoman, Siemens, Toyota, VDE, Vo-
der Studie: Neue Informations- und Kom-            ersetzt. Aus den Automobilherstellern wer-    dafone und Volkswagen) begleitet.
munikationstechnologien revolutionieren nicht      den dabei integrierte IT-/Auto-Technologie-
nur den Autoverkehr, sondern auch die              konzerne, entweder durch den notwendi-        Download: www.vde.com/studien
heutige Automobilbranche. IKT wird die             gen Aufbau neuer eigener Kompetenzen
Automobilindustrie mit der Kommunika­              oder durch branchenübergreifende Fusio-
tionstechnologie zusammenführen, wenn              nen und Übernahmen (Consolidation), so
nicht sogar verschmelzen. Durch die Ver-           das Konvergenz-Szenario der Studie.
netzung wird die zunehmende Elektrifi-
zierung der Antriebsstränge nicht mehr             Für Konnektivitätsfunktionen und automa-
aufzuhalten sein. Einziges Risiko bleiben          tisierte Fahrfunktionen werden sich neue
die Daten: Das Unfallrisiko wird durch das         dienstleistungsbasierte Erlösmodelle aus
Datenrisiko ausgetauscht. Statt Safety             der IT- und Kommunikationswelt durchset-
(Verkehrssicherheit) stehe künftig Security        zen. Gegen Entgelt (Abo oder Nutzungs-
(Datensicherheit) im Vordergrund.                  gebühr) kann der Fahrer Softwareupdates
                                                   und neue Fahrzeugfunktionen freischalten.
Die Revolution im Autoverkehr wird von             Die verschiedenen Verkehrsträger und -an-
der IKT vorangetrieben. Die neue Kom-              bieter werden durch multi- und intermo-
munikationsinfrastruktur wird die traditio­        dale Plattformen verbunden. „Mobility as
nelle Verkehrsinfrastruktur umkrempeln             a Service“ wird zum Massenphänomen,
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
8     T: TECHNIK & TRENDS                                                                                           ETG-Mitgliederinformation 2/2016

T4 Gleichstrom im Nieder-                              Vorteile von Gleichstrom                      Auch unter dem Gesichtspunkt der Ener-
   spannungsbereich                                                                                  gieeffizienz stellt Gleichstrom eine Alterna-
                                                       Oft wird Gleichstrom von dezentralen Ener-    tive dar. Beispielsweise können viele unnö-
                                                       gieerzeugern produziert oder in ihren Um-     tige Wandlungsverluste vermieden werden,
                                                       wandlungen genutzt. In den meisten Ver-       da Einzelnetzteile überflüssig werden. Ge-
                                                       brauchern wird Gleichstrom zur internen       rade bei Gebäudeinstallationen wäre ne-
                                                       Versorgung der einzelnen Funktionskom-        ben einem Wechselspannungsnetz eine
                    Henriette Boos,
                                                       ponenten eingesetzt. Viele elektronische      Gleichstrominfrastruktur denkbar.
                    Projektmanagerin im Bereich        Betriebsmittel könnten mit Gleichspannung
                    Standardisierung + Innovationen
                    der DKE Deutsche Kommission
                                                       versorgt werden, ohne Konvertierungsver-      Wirtschaftliche und rechtliche
                    Elektrotechnik Elektronik Infor-   luste hinnehmen zu müssen. Umwande-           Rahmen­bedingungen
                    mationstechnik in DIN und VDE,
                    Frankfurt am Main
                                                       lungsverluste von Wechselspannung in
                                                       Gleichspannung könnten somit eingespart       Zurzeit sind nur Nischenapplikationen wie
                                                       werden, große Netzteile wären überflüssig     zum Beispiel Rechenzentren entstanden
Einführung
                                                       und Investitionskosten könnten eingespart     und daher ist die Marktentwicklung schwer
                                                       werden. Davon würden nicht nur Endver-        abzuschätzen. Denkbar wäre eine dezen-
Solarzellen als alternative Stromlieferanten           braucher, sondern auch Hersteller profitie-   trale Energieversorgung und -speicherung
produzieren Gleichstrom (DC). Wenn man                 ren. AC/DC-Wandler könnten damit entfal-      in Zukunft in Regionen wie zum Beispiel In-
sich in der Wohnung umsieht, fällt einem               len.                                          dien, Afrika und vielleicht auch in Südame-
auf, dass die meisten Geräte wie Fern-                                                               rika ausschließlich über Gleichstrom, denn
seher, Computer und Telefone intern mit                Die Nutzung eines DC-Netzes könnte            nur mit Gleichstrom ist eine größere Reich-
DC betrieben werden. Aus der Steckdose                 daher einige technische Vorteile mit sich
                                                       ­                                             weite und höhere Leistung mit/über das-
kommt jedoch Wechselstrom – wie passt                  bringen:                                      selbe Kabel/Leitung möglich. Die Nutzung
das zusammen? Es stellt sich die Frage, ob                                                           von Gleichstromsystemen ist in Schwel-
der von den Solarzellen gelieferte Gleich-             • Umwandlungsschritte entfallen
                                                                                                     lenländern in vielen Bereichen denkbar: so
strom erst verlustbehaftet nach AC umge-               • Geringerer Materialaufwand                  wird zum Beispiel in Indien 20 % der elek­
wandelt werden muss, wenn die meisten                  • Reduzierte Umwandlungsverluste              trischen Energie für Bewässerungspum-
Geräte im Haushalt intern ohnehin mit DC                                                             pen benötigt. Diese Systeme sollen auf
                                                       • Echte Unterbrechungsfreiheit
betrieben werden und Netzteile nutzen, die                                                           dezentrale Gleichstromlösungen mit PV
die Spannung heruntertransformieren und                • Entfallen der 5 - 8 ms Umschaltzeit zur
                                                         Erkennung von Abweichungen in Phasen-       umgestellt werden, die sich innerhalb von
den Strom gleichrichten.                                                                             drei Jahren amortisieren.
                                                         lage, Phasenwinkel und Amplitude von
                                                         Bypass und Transferschalter
Die Stromabnehmer sind beispielsweise                                                                Sicherheit und Schutzkonzepte
Leuchten, Haushaltsgeräte, Unterhaltungs­              • Verbesserung der Netzqualität
elektronik oder in der Industrie Werkzeug-             • Problematik von AC-Oberschwingungen         Schutzziele sollen die Sicherheit von Per-
maschinen. Bei genauerer Betrachtung ist                 entfällt                                    sonen, Nutztieren und Sachwerten bei
jedoch festzustellen, dass es die unzähli-             • Effizientere Nutzung des vorhandenen        bestimmungsgemäßen Gebrauch elek­
gen Motoren, Lampen, Netzteile und elek-                 Leiterquerschnittes                         trischer DC-Anlagen und -Geräten sicher-
tronischen Bauteile sind, in denen die elek-                                                         stellen. Gefährliche Körperströme und
trische Energie in andere Formen wie Licht             Ein Gleichstromsystem wäre für Energie­       überhöhte Temperaturen, die möglicher-
oder Bewegung umgesetzt werden. Die                    erzeuger wie Photovoltaikanlagen und Brenn­   weise Verbrennungen und Brände verur-
meisten dieser Elemente erfordern bereits              stoffzellen gut geeignet. Die Energieerzeu-   sachen können, gehören zu den Risiken.
heute Gleichstrom oder lassen sich einfach             ger erzeugen oft Gleichstrom (zum Beispiel    Ebenso bergen Überstrom, Unterbrechung
umrüsten, etwa durch Einsatz von Univer-               Photovoltaik, Brennstoffzelle). Dieser muss   der Stromversorgung und Lichtbögen zu-
salmotoren, die sowohl mit AC als auch mit             in einem AC-System aber erst umgewan-         sätzliche Gefahren.
DC funktionieren.                                      delt werden, um daraufhin in das elektri-
                                                       sche System des Gebäudes eingespeist          Besonders zu betrachten ist die Perso-
Historisch bedingt wurde unser elektri-                zu werden, um letztendlich doch wieder        nengefährdung bei Gleichstrom durch
sches Energieversorgungssystem entwor-                 in Gleichspannung zurückgewandelt zu          den elektrischen Schlag. Im Bereich der
fen, um aus zentralen Erzeugungsanlagen                werden, wo er dann für viele Endanwen-        Niederspannung werden die meisten Ge-
den Wechselstrom in Richtung dezentraler               dungen benutzt werden kann. Diese             räte von Laien bedient und betrieben, die
Verbraucher zu bewegen. Haushalte und                  DC-AC-DC-Umwandlungen führen zu er-           elektrische Sicherheit spielt deswegen
Unternehmen werden über Hoch-, Mittel-                 heblichen Energieverlusten und könnten in     gerade hier eine besondere Rolle. Wie in
und Niederspannungsleitungen mit elek-                 einem DC-Netz reduziert werden.               der Tabelle (Seite 9) dargestellt, existieren
trischer Energie versorgt. Abnehmer sind                                                             mittlerweile zahlreiche elektrische Anlagen
dann die Leuchten, Motoren, Netzgeräte                 Mikroturbinen, kleine Wasserkraftwerke und    mit einer Nennspannung oberhalb der
und andere Verbraucher in Haushalten und               Windkraftanlagen mit variabler Drehzahl       zulässigen Berührungsspannungsgrenzen
Industrie. Das bestehende Netz weist eine              erzeugen Wechselstrom mit einer ande-         von 120-V-DC.
hierarchische Struktur auf, jedoch ändert              ren Frequenz als das Netz und brauchen
sie sich durch die Einbindung regenerativer            daher einen AC/DC/AC-Wandler. Diese           Die Wirkungen des elektrischen Gleich-
Energiequellen (Wind, Solar, Biomasse),                Erzeuger können aus der Verbindung mit        stroms auf den Menschen und Tiere ist
wodurch Einspeisequellen und Einspeise-                einem DC-System ebenfalls profitieren,        meist nur auf physiologischer Basis be-
orte hinzugekommen sind und weiterhin                  da auch hier der DC/AC-Wandler entfernt       kannt. Zu den Wirkungen gehören neben
dazukommen. Die Verbraucher von heute                  werden oder durch einen einfacheren und       der reinen Wahrnehmung die Muskelkon-
und die Erzeuger erneuerbarer Energien                 kostengünstigeren DC/DC-Wandler ersetzt       traktion mit Verkrampfung, das Herzkam-
verlangen, dieses Modell zu überdenken.                werden kann.                                  merflimmern und elektrochemische Effek­
                                                                                                     te wie zum Beispiel die Verätzung und
Gleichstrom wird Wechselstrom wahr-                    Auch Batterie- bzw. Speichersysteme kön-      die Hämolyse. Ein Schwellenwert für eine
scheinlich nicht ersetzen aber ergänzen,               nen ohne Wandler direkt an das System         Loslassschwelle bei Gleichstrom ist nicht
und dann werden Lösungen für den Ein-                  angeschlossen werden, was Kosten ein-         bekannt. Während Versuche zur Wahr-
satz von Gleichstromsystemen benötigt.                 spart und Verluste reduziert.                 nehmung einfach an Versuchspersonen
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
ETG-Mitgliederinformation 2/2016                                                              T: TECHNIK & TRENDS                       9

                                                                                              wird angeraten die energetischen Be-
                                                                                              trachtungen und Berechnungsformeln zu
                                                                                              untersuchen. Im Bereich der elektromag-
                                                                                              netischen Verträglichkeit (EMV) sollten zum
                                                                                              Beispiel die EMV-Normen für mit Gleich-
                                                                                              strom betriebene Betriebsmittel überprüft
                                                                                              und ggf. neu erstellt werden und auch
                                                                                              eine Festlegung von EMV-Grenzwerten
                                                                                              für universell einsetzbare und skalierbare
                                                                                              DC-Stromversorgungssysteme erfolgen.

                                                                                              Forschung und Empfehlungen

                                                                                              Die Idee eines Gleichstromsystems findet
                                                                                              auch in der Forschungslandschaft einen
                                                                                              Platz. Es gibt eine ganze Reihe an Projek-
                                                                                              ten, die sich mit diesem Thema beschäfti-
                                                                                              gen. So wird zum Beispiel die Auswirkung
                                                                                              von Gleichstrom auf den menschlichen
                                                                                              Körper untersucht, die Isolationskoordi-
                                                                                              nation neu hinterfragt oder die Installation
                                                                                              eines DC-Microgrids in einem Bürogebäu-
                                                                                              de realisiert. Aber es gibt auch hier noch
                                                                                              einige Lücken hinsichtlich der Forschung.
                                                                                              So wäre zum Beispiel eine Fortführung
                                                                                              von Untersuchungen in Hinblick auf die
Tabelle: Anwendungen und Spannungslagen                                                       fehlende Loslassschwelle bei Gleichstrom
                                                                                              anzuraten, ebenso die thermischen Aus-
durchgeführt werden können, sind Versu-         gen überprüft werden sollten, sind auch       wirkungen auf den Körper und die spezifi-
che zur Untersuchung der Flimmerschwel-         Steckverbinder, Steckvorrichtungen und        schen Wirkungen auf das Blut.
le am Menschen nicht möglich.                   Klemmen nicht ausreichend in der Nor-
                                                mung abgedeckt. Das Gleiche gilt für Nor-     Forschungsbedarf besteht auch auf dem
Aber auch der Schutz bei Überspannung           men im betrachteten Anwendungsbereich         Gebiet der Lichtbogenthematik bei Gleich-
ist hinsichtlich des Auftretens temporärer      der Photovoltaik. So wird sowohl bei der      strom. Auch sind hier entsprechende
Überspannungen in DC-Netzen nicht zu            DIN VDE V 0124-100 (VDE V 0124-100)           Normen bzgl. des stromlos und span-
unterschätzen und gesondert zu analy-           „Netzintegration von Erzeugungsanlagen        nungsfreien Steckens bzw. Trennens in
sieren. Hierbei ist besonderes Augenmerk        – Niederspannung – Prüfanforderungen          DC-Systemen zu erarbeiten. Somit ergibt
darauf zu legen, eine Unterscheidung nach       an Erzeugungseinheiten vorgesehen zum         sich als grundlegende Anforderung ein
den Ursachen der Überspannung vorzu-            Anschluss und Parallelbetrieb am Nieder-      Verpolschutz des Steckers sowie eine Ver-
nehmen, d.h. die Überspannung durch ei-         spannungsnetz“ als auch bei DIN VDE           hinderung von Gefährdungen für Perso-
nen Blitzeinschlag und die Überspannung         0100-712 (VDE 0100-712) „Errichten von        nen und Sachen beim Ziehen unter Last.
durch Oszillationen im Netz getrennt zu         Niederspannungsanlagen – Teil 7-712: An-      Das Einstecken eines Steckers mit direk-
betrachten.                                     forderungen für Betriebsstätten, Räume        ter Stromaufnahme des Verbrauchers ist
                                                und Anlagen besonderer Art – Solar-Pho-       ebenfalls zu vermeiden, da es zu Lichtblit-
Bei Nutzung von Gleichstromsystemen ist         tovoltaik- (PV)-Stromversorgungssysteme“      zen und Abbranderscheinungen an den
zusätzlich die Gefährdung durch DC-Licht-       eine Anpassung an DC-Netze als notwen-        Steckkontakten führen kann. Letztendlich
bögen zu betrachten; im Vergleich zu kon-       dig beschrieben, da einige Prüfverfahren      müssen Steckverbinder in „laienbedien-
ventionellen AC-Netzen stellen diese Netze      evtl. entfallen würden (zum Beispiel Wech-    bar“, d.h. verpolsicher, trennen unter Last
ganz neue Anforderungen an Steckverbin-         selrichter) bzw. andere ergänzt werden        und werkzeuglos und „nicht-laienbedien-
der, Schalter und Leitungen. Durch das          müssen (DC/DC-Wandler).                       bar“ unterschieden werden.
Fehlen des Nulldurchgangs, wie er in ei-
nem 50-Hz-AC-Netz auftritt, entsteht beim       Besonderes Interesse gilt der Festlegung      Die Deutsche Normungs-Roadmap
Schalten, Trennen oder bei Isolationsfeh-       der Spannungsebenen. In der Internati-        „Gleichstrom im Niederspannungs­
lern ein Lichtbogen, welcher das Material       onalen elektrotechnischen Kommission          bereich“
erheblich beansprucht, schädigt und letzt-      (IEC) wurden in dem Gremium „Low Vol-
endlich die Funktionalität beeinträchtigt. Es   tage Direct Current Applications, Distribu-   Mit dem Aufkommen der Photovoltaik
muss gezielt auf die Vermeidung der Ge-         tion and Safety for use in Developed and      zur alternativen Stromerzeugung und der
fährdung beim Ziehen eines Steckers unter       Developing Economies” zwei bevorzugte         Neuentdeckung der Elektromobilität – bei-
Last hingewiesen werden. So gehören zu          Spannungsebenen definiert; für den nied-      des Anwendungsgebiete, die mit höheren
den Basiselementen für Sicherheit und Be-       rigen Leistungsbereich liegt sie bei 48 V,    Gleichspannungen arbeiten und im unmit-
trieb neben dem Basis- und Fehlerschutz         für höhere Leistungsbereiche bei 380 V.       telbaren Zugriff der Nutzer stehen – wurde
auch der Zusatzschutz zum Beispiel gegen        Wegen der gesonderten Gegebenheiten in        offensichtlich, dass zeitnah entsprechend
direktes Berühren.                              den Vereinigten Staaten von Amerika wur-      sichere Systeme zur Verfügung stehen
                                                de ergänzend die Spannungsebene 24 V          müssen. Hierfür wurde in den letzten Jah-
Spannungsebenen und Normungs­                   festgelegt.                                   ren durch verschiedene wissenschaftliche
bedarf                                                                                        Untersuchungen und Entwicklungen die
                                                Weitere Betrachtungen hinsichtlich des        Grundlage gelegt. Für das Einführen eines
Viel Normungsbedarf tut sich im Bereich         Normungs- und Forschungsbedarfs gelten        Gleichstromnetzes gab es bislang keinen
der Betriebsmittel und Komponenten auf.         den Bereichen Schutz gegen thermische         zwingenden Grund, obwohl die meisten
Neben den Kabeln, bei denen die Verle-          Einflüsse, Korrosionsschutz und EMV. Bei      Informations- und Unterhaltungsgeräte in-
gearten in den Errichtungsbestimmun-            dem Schutz gegen thermische Einflüsse         tern mit Gleichstrom arbeiten und wegen
Jede Stimme zählt ! - ETG Mitgliederinformation 2/2016 - VDE
10     T: TECHNIK & TRENDS                                                                                    ETG-Mitgliederinformation 2/2016

                                                                                               parallelen Betrieb von Verbrauchern im
                                                                                               DC-Netz gerecht werden zu können.

                                                                                               Die Normungs-Roadmap „Gleichstrom im
                                                                                               Niederspannungsbereich“ kann kostenlos
                                                                                               unter www.dke.de/Gleichstrom-Roadmap
                                                                                               heruntergeladen werden.

                                                                                               T5 VDE/ETG-Task Force
                                                                                                  Zentrale und dezentrale
                                                                                                  Erzeugung

                                                                                                                   Prof. Dr.-Ing. Günther Brauner,
                                                                                                                   TU Wien, Leiter des FB V1
                                                                                                                   „Zentrale und dezentrale
                                                                                                                   Erzeugung“

der Wechselstromversorgung eine Trans-            des Erarbeitungsprozesses stand bei der
formation und Gleichrichtung mittels Netz-        Normungs-Roadmap eine umfangreiche           Mit dem Energiekonzept der Bundesregie­
teil erforderlich ist. Gleichstrom fristete in    Kommentierung durch die breite Öffent-       rung wurde in Deutschland ein langfristiger
den vergangenen 100 Jahren allenfalls ein         lichkeit. In einer abschließenden Redak-     Fahrplan zur Verbesserung des Klima-
Nischendasein. Doch heute wird er immer           tionssitzung wurden sämtliche Kommen-        schutzes und zum Umbau der Energie-
wieder angesprochen, und das nicht nur in         tare diskutiert und gegebenenfalls einge-    versorgung auf regenerative ­Technologien
der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertra-            arbeitet.                                    festgelegt. Bis zum Jahr 2050 soll der
gung (HGÜ), sondern auch im Niederspan-                                                        Bruttoendenergiebedarf zu 60 % und der
nungsbereich. Jedoch ist auch Vorsicht            Inhaltlich ist die Normungs-Roadmap in       Elektrizitätsbedarf zu 80 % auf Erneuer­
geboten, denn bisherige Schutzkonzepte,           sechs Abschnitte gegliedert:                 bare Energie (EE) umgestellt werden. In
Schaltgeräte und Versorgungseinrichtun-                                                        einer Arbeitsgruppe der VDE-ETG-V1
                                                  • Voraussetzungen für DC-Anwendungen,
gen, die für Wechselstrom entwickelt sind,                                                     wurde untersucht, welche Auswirkungen
                                                    gesetzliche Rahmenbedingungen und
lassen sich nicht eins zu eins auf Gleich-                                                     diese Vorgaben auf die Infrastrukturen der
                                                    Festlegungen
strom übertragen.                                                                              Elektrizitätsversorgung haben und welcher
                                                  • Schutzziele und Schutzkonzepte             Handlungsbedarf für die zukünftige Ent-
Zusammenfassend lässt sich feststellen,           • Basiselemente für Sicherheit und           wicklung der nachhaltigen Energieversor-
dass Gleichstrom Vorteile aufweist, die ihn         Betrieb                                    gung besteht.
für einen breiten Einsatz interessant ma-         • Technologien
chen. Um einen Überblick über das brei-                                                        Die Energiewende stellt einen Weg nach-
te Anwendungsgebiet von Gleichstrom zu            • Regelung und Koordination                  haltigen Energieversorgung mit einer da-
geben, aber auch um Lücken und Hand-              • Anwendungsfelder                           mit langfristig gültigen Zielvorgabe dar.
lungsempfehlungen aufzuzeigen, wurde                                                           Dieser Weg ist daher als langfristiger
die Normungs-Roadmap „Gleichstrom im              Durch die Komplexität des Themas tau-        Evolutionsprozess und nicht als kurzfristi-
Niederspannungsbereich“ erarbeitet.               chen bestimmte Aspekte wie zum Beispiel      ger Revolutionsprozess zu verstehen und
                                                  die Gefahr durch Lichtbögen vielfach un-     hängt von vielen, noch zu gestaltenden
Sie ist eine Gemeinschaftsarbeit von tech-        ter verschiedenen Gesichtspunkten auf.       Aspekten und Rahmenbedingungen, z. B.
nischen Experten der Deutsche Kommis-             Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse         technologischer, wirtschaftlicher, umwelt­
sion Elektrotechnik Elektronik Informa-           bei den Arbeiten dieser Roadmap sind         politischer und gesellschaftlicher Art ab. Er
tionstechnik in DIN und VDE (DKE) und             die Gremien aufgefordert zu prüfen, ob       ist nicht vollständig planbar, sondern stellt
der involvierten Interessenvertretungen           ihre Normen das Thema Gleichstrom            einen längerfristigen, evolutionären Anpas-
und Fachkreise. Die mitwirkenden Perso-           bereits hinreichend abdecken, und ggf.       sungsprozess dar, dessen Ziel die Sub-
nen kommen aus den unterschiedlichen              festgestellte Lücken zeitnah zu schließen.   stitution von fossiler Energie vorwiegend
Bereichen der Industrie und Forschung,            In dieser ersten Version der Normungs-       durch nachhaltig gewonnene Elektrizität
aber auch von Verbänden und der Politik.          Roadmap konnten jedoch noch nicht alle       ist. Die zukünftigen Rahmenbedingungen
Dies ist wichtig, um wirklich alle Aspekte        Bereiche hinreichend beleuchtet werden.      bestimmen daher neben der technologi-
beleuchten zu können, denn umso facet-            Daher ist die zeitnahe Aufnahme der Arbei-   schen Entwicklung, ob dieser Evolutions-
tenreicher der Arbeitskreis zusammenge-           ten an einer zweiten Version geplant, um     prozess gelingen kann. Er sollte zweck-
setzt ist, desto vielfältiger sind die Betrach-   auch Themen wie dem sicheren Trennen         mäßige Anfangsbedingungen finden z.B.
tungsweisen und Ansatzpunkte. Am Ende             und Schalten, der Power Quality und dem      Chancengleichheit, zeitliche Begrenzung
ETG-Mitgliederinformation 2/2016                                                                                   T: TECHNIK & TRENDS                                     11

von Anschubfinanzierungen, faire Wettbe-
werbsbedingungen, aber keine zu engen
Begrenzungen erfahren, um sich frei und
evolutionär entfalten zu können.

Die Umstellung auf nachhaltige Energie-
quellen ist mit erhöhten Fluktuationen der
Erzeugung, stärker leistungsorientierten
Ausbau der Energieinfrastrukturen und
erhöhtem Bedarf an Speichern, Netzkapa-
zitäten und flexiblen Erzeugungseinheiten
zur raschen Bereitstellung von Ausgleichs­
energie verbunden. Dabei ist zu klären,
welche Entwicklungstendenzen technisch
und energiewirtschaftlich günstiger sind:
zentrale oder dezentrale Entwicklungskon-
zepte.

Dezentrale Entwicklungskonzepte erwei-
sen sich insbesondere für die Integration
der Photovoltaik in die Verteilnetze von Vor-    Bild 1: Jahresdauerlinien von Offshore-Windkonvertern und Schwachwind-Onshore-Anlagen sowie konventionellen Binnenland-
                                                 Windanlagen
teil. Die Photovoltaik ist durch hohe Gleich-
zeitigkeit der Erzeugung infolge der Glo-
balstrahlung gekennzeichnet. Die kann zur
Überlastung der Verteilnetze und zu gleich-
zeitig geringem Marktwert dieser Energie
führen. Als Lösung ist hier ein zellulärer An-
satz zweckmäßig, bei dem die Leistungen
der gebäudeintegrierten PV-Anlagen auf
den lokalen Bedarf abgestimmt und mit lo-
kalen Speicherbatterien ausgestattet sind.
Damit wird es möglich, ohne Ausbau der
Verteilnetze bis zu etwa 50 % des Elektri-
zitätsbedarfs dort zu decken. Die PV stellt
dann aus der Sicht der Übertragungsnetze
keine Erzeugungs-, sondern eine Lastmin-
derungstechnologie mit geringem Infra-
strukturaufwand dar.

Die Windenergieanlagen sind bei Integra-
tion in die Mittelspannungsnetze ebenfalls
zur Selbstversorgung der dezentralen
Energiezellen einsetzbar. Für die Energie-
                                                 Bild 2: Dezentrale Energiezelle mit Smart metern
versorgung der Ballungszentren und der
Industrie ist aber auch eine Integration in
die Übertragungsnetze als große Onsho-           insbesondere für die Übertragungsnetze                           Weiterhin ist es notwendig, die Infrastruk-
re- oder als Offshore-Windparks notwen-          dar. Die Infrastrukturen können aus Sicht                        turen für Elektrizität, Wärme und Gas zu-
dig. Hierdurch wird auch ein teilweiser          der Energiewirtschaft und des Umwelt-                            künftig als integriertes System zu betrach-
gegenseitiger Ausgleich der Fluktuationen        schutzes nicht entsprechend der kurzfristig                      ten, um insbesondere Überschussenergie
der Windparks möglich, was zu einem              auftretenden Spitzenlast der Erzeugung                           in Form von Wärme und Power-to-Gas
verminderten Bedarf an Speicherkapazitä-         ausgelegt werden. Die regenerativen Ener-                        nutzen zu können und damit einen hohen
ten und Ausgleichsenergie führt. Um den          giequellen müssen sich daher zukünftig in                        Nutzungsgrad des regenerativen Poten­
Ausbaubedarf an Übertragungsnetz- und            ihren Eigenschaften an den technisch und                         tials sicherzustellen.
Speicherkapazitäten zu minimieren, sollten       wirtschaftlich möglichen Ausbau der Infra-
zukünftig im Binnenland Schwachwind-             strukturen anpassen.                                             Alle Sektoren des Energiebedarfs müs-
anlagen eingesetzt werden. Diese haben                                                                            sen sich zukünftig in Richtung nachhaltige
vergrößerte Rotordurchmesser mit z.B. 8 MW       Dies stellt einen Paradigmenwechsel bei                          Energieversorgung entwickeln, d.h. den
Antriebsleistung und begrenzte Genera-           der Netzintegration dar. Bisher wurde                            Grad der Elektrifizierung erhöhen. Im Be-
torleistungen von etwa 3 MW. Hierdurch           den regenerativen Energiequellen die Re-                         reich der Haushalte kann dies durch Um-
ergeben sich auch im Binnenland 3.000            serveleistung der Netze (unter Aufgabe                           stellung der Heizungsanlagen auf Wärme-
Vollbetriebsstunden. Gleichzeitig werden         des statischen n-1-Prinzips) kostenlos für                       pumpen erfolgen. Im Bereich des Verkehrs
der leistungsorientierte Ausbau der Netze        ihre Integration zur Verfügung gestellt. Die                     sollte der elektrische Antrieb langfristig den
für die kurzzeitig zu übertragende Spitzen-      Übertragungs-Netzreserven sind derzeit                           Verbrennungsmotor ersetzen.
leistung und ebenfalls der Speicherbedarf        weitgehend aufgebraucht und ein europäi-
geringer (Bild 1).                               sches Engpassmanagement ist notwendig                            Auch die Industrie sollte ihre Produktions­
                                                 geworden. Zukünftig müssen die Infra-                            anlagen entsprechend umstellen. Im Be-
Die regenerativen Erzeugungsanlagen stel-        strukturen und die Quellen einem gemein-                         reich der motorischen Antriebe sind sie
len zukünftig zeitweilig die überwiegenden       samen volkswirtschaftlichen Optimum zu-                          bereits in hohem Maß auf elektrische
Erzeugungskapazitäten dar mit Spitzenlas-        geführt werden. Hierzu müssen die Quellen                        Energieversorgung umgestellt. Um an
ten bis zum dreifachen der Netzlast. Dies        leistungsbegrenzt als Schwachwindanla-                           der überwiegend durch Elektrifizierung
stellt zukünftig große Herausforderungen         gen ausgelegt werden.                                            gekennzeichneten Energiewende zukünf-
12    T: TECHNIK & TRENDS                                                                                       ETG-Mitgliederinformation 2/2016

tig teilnehmen zu können, sollten sie im
Bereich der Prozesswärme von derzeitig
überwiegend fossiler Energienutzung auf
elektrisch erzeugte Prozesswärme um-
stellen. Im Bereich der Niedertemperatur-
Prozesswärme ist auch eine teilweise Um-
stellung auf Solarthermie möglich.

Schließlich sollten Echtzeitpreise und die
allgemeine Einführung von Smart Metern
dazu beitragen, das Verhalten der End­
energienutzer stärker an die Erzeugungs-
charakteristik der regenerativen Quellen
anzupassen. Durch dezentrale Intelligenz
kann diese Verbrauchssteuerung dann
automatisch erfolgen. Da die Endnutzer
zukünftig über Erzeugungskapazitäten als
Prosumer verfügen, ist eine Automatisie-
rung des dezentralen Energiehandel in
Klein-Bilanzguppen erforderlich (Bild 2 Sei-
te 11).

T6 Schutz vor Stromschlag bei
   Überflutungen

                    Thomas Raphael,
                    Geschäftsführer des VDE-
                    Ausschusses Sicherheits- und
                    Unfallforschung (SUF)

VDE-Merkblatt gibt wichtige Hinweise
zum sicheren Umgang mit elektrischen
Anlagen

Hochwasser bedeutet oft eine Gefahr für
das Leben von Menschen – und das nicht
nur unmittelbar. Eine Gefährdung geht
auch von elektrischen Anlagen aus, die bei
Überflutungen mit Wasser in Kontakt ste-
hen oder standen. Überflutung wird hier
als allgemeiner Begriff benutzt, der sowohl        Die Maßnahmen dienen dazu, die Gefähr-       Bitte senden Sie ein Belegexemplar an
Hochwasser als auch eindringendes Was-             dung von Personen durch elektrischen
                                                                                                suf@vde.com
ser bei „Starkregen“ bezeichnet.                   Stromschlag (elektrische Körperdurchströ-
                                                                                                VDE e.V. Ausschuss Sicherheits- und
                                                   mung) möglichst auszuschließen. Gleich-
                                                                                                Unfallforschung
Kommen elektrische Anlagen mit Wasser              zeitig sind unnötige Abschaltungen von
                                                                                                Stresemannallee 15
in Berührung, kann dies für Personen, die          Stromversorgungen zu vermeiden und die
                                                                                                60596 Frankfurt.
das Wasser betreten – z.B. Bewohner, die           allgemeine Stromversorgung weitgehend
einen Keller auspumpen wollen -, tödlich           sicherzustellen, damit überlebenswichtige
                                                                                                Weiterführende Informationen für
enden. Aber auch nach dem Ende der                 Einrichtungen wie z. B. Pumpen, Heizungen­
                                                                                                Feuerwehr-Einsatzkräfte
Überflutung kann Schmutz und Restwas-              und Telekommunikationsverbindungen wei­
ser in Steckdosen, Abzweigdosen usw.               ter­hin funktionieren.
                                                                                                Speziell für Einsatzkräfte der Feuerwehren
die Sicherheit der elektrischen Installation       Download: www.vde.com/hochwasser             gibt es eine detaillierte Information „Elektri-
erheblich einschränken.                                                                         sche Gefahren an der Einsatzstelle“ (BGI/
                                                   Stromnetzbetreiber, Baugenossen-             GUV-I 8677), die von der DGUV Deutsche
Was zu tun ist sowohl während der Über-            schaften usw. als Multiplikatoren            Gesetzliche Unfallversicherung in Zusam-
flutung selbst, aber auch danach und                                                            menarbeit mit VDE|DKE herausgegeben
vorausschauend in der ­     Planungsphase,         Um das Merkblatt möglichst breit zu ver-     wurde.
darüber informiert ein Merkblatt des               teilen, laden wir die Unternehmen und Or-
VDE-Ausschusses „Sicherheits- und Un-                                                           Download:
                                                   ganisationen, die einen direkten Kontakt     http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/
fallforschung“. Es richtet sich an Eigentü-        zu Mietern oder Wohnungseigentümern
mer und Mieter von Wohn- und Geschäfts-                                                         10002/i-8677.pdf
                                                   haben, ein, dieses Merkblatt in ihren Kun-
räumen.                                            denzeitschriften abzudrucken und auf der
                                                   eigenen Homepage zu veröffentlichen.
Sie können auch lesen