Wirtschaftsreport Dezember 2019 - Titelthema: Die Zeit zurückgespult - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport Dez 19 1 Editorial Quantensprünge und kleine Schritte Die heimische Wirtschaft ist besonders auf leistungsfähige Verkehrswege angewiesen: Walzen, Rohre, Maschinen und Anlagen können den Kunden nicht in einer Cloud zum Download angeboten werden. Diese Produkte müssen tatsächlich ganz real bewegt werden auf der Straße und der Schiene. Die Verkehrsträger sind wirtschaftliche Lebensadern, die zu ver- kalken drohen. Ist es erst einmal so weit, werden viele Betriebe zu Patien- ten und nehmen Schaden. Mit dem zweifelhaften Prädikat „Stauland Nummer 1“ wird Nordrhein-Westfalen trotz aller Anstrengungen, hieran etwas zu ändern, noch längere Zeit leben müssen. Seit zwei Jahren wird allerdings wieder verstärkt in den Erhalt und den Ausbau der Verkehrs- infrastruktur investiert. Das ist gut so. Die Mittel wandern in den ÖPNV und in die vernetzte Mobilität, aber eben auch in den Ausbau und in den Erhalt von Straßen. Zudem wird offensichtlich mehr Personal eingesetzt, um etwa Planungen voranzutreiben. Weniger die Summen als das eigentliche Umdenken bedeuten einen Quan- tensprung in der Verkehrspolitik. Investitionen in den Straßenbau galten lange Zeit fast schon als anrüchig. Die Folge waren politische Versäum- nisse. Der Investitionsstau entwickelte sich dadurch zum ständigen Be- gleiter des Staus auf der Straße. Will man Verkehrsbehinderungen durch immer neue Baustellen mindern, ist eine baulastträgerübergreifende Baustellenkoordination das Gebot der Stunde. Das hat Minister Wüst erkannt. Die Zeiten, in denen Bund, Länder und Kommunen engagiert aneinander vorbeiplanten, sollen vorbei sein. Inzwischen gibt es in dieser Frage auch eine Kooperation mit der Deutschen Bahn. Um die geplanten Baumaßnahmen auf kommunaler Ebene kennenzulernen, geht das Land wird durch interessierte gesellschaftliche Gruppen nach wie vor zu viel aktiv auf Landkreise, Städte und Gemeinden zu und bietet kostenfrei ein behindert, wie die gerichtliche Auseinandersetzung um die Südumgehung Programm zur digitalen Erfassung der Baustellen an. Das alles kann man Kreuztal nachdrücklich belegt. nur begrüßen. Gemessen an der Vergangenheit fällt die Bilanz dennoch positiv aus. Das Den frischen Wind spüren wir auch hier vor Ort. Die Erneuerung der Sauer- ist auch in anderer Hinsicht bedeutsam: Der Verkehrssektor ist in jüngster landlinie liegt gut in der Zeit. Die abschnittweise Planung trägt Früchte. Zeit unter dem Stichwort „Mobilität der Zukunft“ zu Recht als entschei- Die L512 zwischen Olpe und Attendorn erhält einen dritten Fahrstreifen dendes Handlungsfeld für den Klimaschutz diskutiert worden. Leider wer- und im Siegerland werden die Planungen für zwei Ortsumgehungen wie- den wie am Fließband stetig neue staatliche Eingriffe ersonnen. Dabei der aufgegriffen, um das Weißtal verkehrlich zu entlasten. Zu den erfreu- kommt es am Ende auf die Berücksichtigung von Klimafragen in den un- lichen Entwicklungen gehört zweifellos auch das Südwestfalen Container- ternehmerischen Entscheidungen an. Die Akzeptanz und Bereitschaft, terminal in Kreuztal – ein wesentlicher Baustein, um Güterverkehre dort, etwa alternative Antriebe im betriebseigenen Fuhrpark einzusetzen, dürf- wo es geht, verstärkt über die Schiene abzuwickeln. te um ein Vielfaches höher sein, wenn logistische Abläufe gesichert sind und Existenzsorgen durch den Stillstand auf Deutschlands Straßen dem Natürlich: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Rund 16.000 Anträge auf Ge- nicht im Wege stehen. nehmigung von Großraum- und Schwertransporten bearbeiten die beiden Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe jährlich. Die rechtlichen Vorgaben Auch vermeintlich kleine Schritte sind dabei hilfreich, wie in der Gemein- aus Berlin sorgen vor Ort für zahlreiche neue Auflagen und lösen nach wie de Wilnsdorf, wo jüngst ein Kreisverkehr endgültig ausgebaut wurde – vor teils absurde bürokratische Aufwände aus. Zudem bleiben bei der Fi- nachdem er 18 Jahre ein Dasein als ein Provisorium fristete. In chinesi- nanzierung der Landesstraßen nach wie vor regionalspezifische Belastun- scher Zeitrechnung sind das immerhin viereinhalb Großflughäfen! ! gen unberücksichtigt. Angesichts bewegter Topografie und besonderer Witterungseinflüsse, aber auch weil der Güterverkehr vorwiegend über das In diesem Sinne grüßt Sie herzlich nachgelagerte Straßennetz verläuft, sind die Kosten für die Straßenunter- haltung bei uns deutlich höher als andernorts. Gleichwohl werden die Walter Viegener Landesgelder weiter nach dem Gießkannenprinzip verteilt. Und schließlich IHK-Vizepräsident
2 Dez 19 Wirtschaftsreport Inhaltsverzeichnis Titelthema 4 Wirtschaftsgeschichte im 19. Jahrhundert: Die Zeit zurückgespult Heute sind die Kommunen im heimischen Kammerbezirk wichtige Teile des Top-Industriestandortes Südwestfalen und Sitz weltweit agierender Firmen. Das Titelthema beschäftigt sich mit der regionalen Entwicklung von Unternehmen und Wirtschaft. Titelseite: Foto: Heiner Morgenthal 24 dy-Pack Verpackungen Erfolgreich 36 Diversifizierung Mit wachem Auge 44 „Weihnachten im Schuhkarton“ Mehr als ein Päckchen und nachhaltig in die Zukunft mit Geschenken Impressum Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen Herausgeber Layout und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen Industrie- und Handelskammer Siegen, Manfred Jung, Christian Reeh ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be- Hauptgeschäftsstelle, Druck, Anzeigen und Verlag zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20 Postfach 10 04 51, 57069 Siegen, Vorländer GmbH & Co. KG + Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt. Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur Bestellung nur durch den Verlag. Telefon 0271 3302-0, Telefax 0271 3302-400 Obergraben 39, 57072 Siegen E-Mail: si@siegen.ihk.de, Internet: http://www.ihk-siegen.de Telefon 0271 5940-0 Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats. Druckauflage: 22 467 Exemplare Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe, Anzeigenannahme: Günter Chojetzki Quartal 3/2019 In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50, Telefon 0271 5940-338 A 4791 Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de Telefax 0271 5940-373 Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de Redaktion: Boris Edelmann: 0271 3302-319, des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen Patrick Kohlberger: 0271 3302-317, Zustellung wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und Ann-Kristin Spies: 0271 3302-318 Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für E-Mail: presse@siegen.ihk.de bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273. innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand- te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete Anke Bösenberg, Katja Sponholz, Jan Micha Solms, Veröffentlichung. Frank Steinseifer, Brigitte Wambsganß Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 58
Wirtschaftsreport Dez 19 3 IHK online » Die Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. « » 4 Titelthema 10 | Nachrichten » 62 Jubiläen/Bücher 24 | Berichte » 10 Konjunktur in Südwestfalen 62 | Börsen » 24 Erfolgreich und nachhaltig » 12 Mobilitätswende » 62 Recyclingbörse » 28 Erfolg seit Generationen » 14 Südwestfalenaward » 63 Unternehmensnachfolgebörse » 32 Ein unterschätzter » 17 Ausbildungsforum » 65 Handels- und Wettbewerbsvorteil » 55 Fachkräftereport Genossenschaftsregister » 36 Mit wachem Auge in die Zukunft » 59 Handelsstreit » 72 Veranstaltungskalender » 40 Weit mehr als ein „Rachenputzer“ » 44 „Weihnachten im Schuhkarton“ » 48 Drei Häuser, zwei Generationen, ein Hotel
4 Dez 19 Wirtschaftsreport Wirtschaftsgeschichte im 19. Jahrhundert Die Zeit zurückgespult Heute sind die Kommunen im heimischen Kammerbezirk wichtige Teile des Top-Industriestandortes Südwestfalen und Sitz weltweit agierender Firmen. In einer kleinen Serie wird sich der Wirtschaftsreport mit der regionalen Entwicklung von Unternehmen und Wirtschaft beschäftigen. Dabei wird auch der Kreis Olpe detailliert beleuchtet. Zum Auftakt steht nun Siegen-Wittgenstein im Fokus. Wegweisend für die dortige Erfolgsgeschichte waren die Ereignisse im 19. Jahrhundert. Damals – und bis 1975 – bildeten Siegerland und Wittgenstein zwei eigenständige Kreise mit völlig unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen. Und doch gab es Knotenpunkte, die sie miteinander verbanden. Text: Brigitte Wambsganß | Fotos: Heiner Morgenthal (5), Carsten Schmale (1)
» Wirtschaftsreport Dez 19 5 Für Historiker wie den Siegener Dieter Pfau hört das und 1817 entstanden die Kreise Siegen 19. Jahrhundert erst 1918 mit dem Ende des Ersten Welt- und Wittgenstein: „Für Preußen war kriegs und des Kaiserreichs auf. Die Geschichte der beiden der Anschluss des Kreises Siegen heimischen Kreise in diesem Zeitraum beschreiben die äußerst lukrativ.“ Das Sieger- Historikerin Elisabeth Strautz und er im zweiten Band der land war „eine große Me- optisch und inhaltlich aufwendigen Buchreihe „Zeitspuren tallfabrik mit zahlreichen in Siegerland und Wittgenstein“ (siehe Kasten). Das Leben Eisen-, Stahl-, Silber-, war Anfang des 19. Jahrhunderts für die meisten Menschen Blei- und Kupferhütten“, hart: „Diese Zeit war gekennzeichnet von großer Armut“, zitiert der Historiker ein verdeutlicht Dieter Pfau. Es gab ein großes soziales Gefälle. offizielles Dokument. Ganz oben die Fürsten in Berleburg und Laasphe, gefolgt Zudem entwickelte sich von der dünnen Oberschicht aus Beamten und Gewerbe- das Textil-, Gerberei- treibenden in beiden Kreisen. Besonders schlecht ging es und Ledergewerbe er- der Landbevölkerung. Katastrophale Ernten und Armut führ- folgreich. Anders sah es ten besonders in Wittgenstein zu mehreren großen Aus- in Wittgenstein aus. Hier wanderungswellen. Elisabeth Strautz, beim Archiv des Krei- lebten die Menschen über- ses Siegen-Wittgenstein beschäftigt, blickt zurück: „Die wiegend von Viehzucht und Bevölkerung war in Wittgenstein so sehr geschrumpft, dass Holzwirtschaft. Die hier ansäs- Für der Landrat 1818 von einer ,Auswanderungs-Seuche‘ sigen Köhler belieferten die Gru- Dieter sprach.“ ben und Hütten im Siegerland sowie Pfau sind im Dillenburger Raum mit Holzkohle. die „Zeitspuren“ Nach dem Wiener Kongress 1814/15 begann ein neuer Zeit- Elisabeth Strautz ordnet ein: „Später, als Steinkohle die eine echte Herzens- abschnitt. Dieter Pfau: „Es war im Nachhinein der Beginn Holzkohle ersetzte, wurde das Holz der Wittgensteiner Wäl- angelegenheit. des Übergangs in die Moderne.“ Die Fürstentümer Nas- der in großen Mengen für den Grubenbau und um 1900 für sau-Oranien, Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Witt- die deutschlandweite Aufstellung von Telegrafenmasten genstein-Hohenstein fielen an Preußen. In den Jahren 1816 geliefert, für die in Laasphe eigens eine Imprägnieranstalt entstand.“ Auch die Siegerländer Haubergswirtschaft habe durch die Verdrängung der Holzkohle ihre vormalige Be- deutung verloren: „Sie konnte aber bis in die 1890er-Jahre immerhin noch von der Leim- und Lederindustrie gewinn- bringend genutzt werden.“ Als Archivarin des Für die Region sei die neue Regierung in Berlin im Gesamten Kreises Siegen- betrachtet ein Glück gewesen, resümieren die beiden His- Wittgenstein weiß toriker. Die Preußen ließen Straßen bauen und kümmerten Elisabeth Strautz viel sich um Arbeit für die arme Bevölkerung in über die Entwicklung Wittgenstein. „Es gab eine Art Wirt- der letzten schaftsförderung, um neue Gewer- Jahrhun- beansiedlungen zum Beispiel für derte. Tuch- und Strumpfstrickerei- en, Pulverfabriken oder eine Merinoweberei nicht nur für Wittgensteiner, son- dern auch für auswärtige Unternehmer zu ermög- lichen“, erklärt Elisabeth Strautz. Die preußische Bürokratie funktionier- te. Ausführliche Berich- te über die wichtigsten Ereignisse in den Land- kreisen landeten bei der Bezirksregierung in Arns- berg und über diese in Berlin. Für die Autoren der „Zeitspuren“ bilden die entspre- chenden „Zeitungsberichte“ und die Vielzahl von Verwaltungsakten
6 Dez 19 Wirtschaftsreport eine unerschöpfliche Quelle. „Wir haben viele schöne Ge- Trotz der Erfolge hatte die Industrie immer wieder mit schichten gefunden“, freut sich Strautz. Zum Beispiel die Strukturproblemen zu kämpfen: „Es war ein ständiges Auf vom „Indianer Jakob“, der von einer philippinischen Insel und Ab“, unterstreicht Dieter Pfau. Das heimische Erz ge- verschleppt worden war. Er wurde 1829 in Siegen von einem noss zwar wegen seiner Qualität Weltruf, aber die deutsche Schausteller in Ketten vorgeführt, was angesehene Bürge- und die ausländische Konkurrenz produzierten günstiger. So rinnen erboste. Er bekam seine Freiheit und wurde sicher mussten die Siegerländer für ihre Produkte spürbar höhere nach Rotterdam geleitet, um von dort in seine Heimat zu- Transportkosten als die Unternehmen aus dem Ruhrgebiet rückkehren zu können. bezahlen. Ein Grund laut Dieter Pfau: „Die Aktionäre der privaten Eisenbahngesellschaften waren meist Industrielle Allmählich besserte sich die wirtschaftliche Lage. Bestehen- aus dem Ruhrgebiet, die sich so selbst einen Wettbewerbs- de Betriebe entwickelten sich weiter und neue entstanden. vorteil verschafften.“ Die hohen Frachtkosten waren auch Zehn Aussteller aus dem Kreis Siegen – alle aus dem Mon- in den folgenden Jahrzehnten ein großes Manko: „Ohne be- tanbereich – zeigten ihre Produkte 1844 auf der Berliner sondere Tarifermäßigungen wie den 1886 von der preußi- Gewerbeausstellung. 1852 war etwa die gleiche Zahl bei der schen Regierung eingeführten ,Notstandstarif für das Sieg- Provinzial-Gewerbe-Ausstellung in Düsseldorf dabei. Auf Lahn-Dill-Gebiet‘ war die Siegerländer Montanindustrie der „Allgemeinen Pariser Ausstellung“ im Jahr 1855 beka- nicht wettbewerbsfähig.“ Daran hatte Heinrich von Achen- men mehrere Betriebe des Montangewerbes sowie der Le- bach, dessen Eltern aus Siegen stammten, einen gehörigen der- und Leimindustrie des Siegerlandes Silbermedaillen Anteil. Er vertrat den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein von oder „ehrenvolle Erwähnungen“. Die 1849 gegründete Han- 1866 bis 1898 im Preußischen Abgeordnetenhaus und war delskammer für den Kreis Siegen vertrat nun die Interessen von 1873 bis 1878 sogar preußischer Minister für Handel, der hier ansässigen Unternehmen. Ingenieur Heinrich Mac- Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Immer wieder setzte er co, von 1879 bis 1906 Geschäftsführer der Siegener Han- sich für die Region ein. delskammer, repräsentierte ab 1899 den Wahlkreis Sie- gen-Wittgenstein für die Nationalliberale Partei im Die Wittgensteiner litten im 19. Jahrhundert lange unter Preußischen Abgeordnetenhaus. einer Doppelbesteuerung. Sie mussten nicht nur Steuern an den preußischen Staat zahlen, sondern auch noch Abgaben Mit der Eröffnung der Eisenbahn im Jahr 1861 begann an ihre ehemaligen Landesherren leisten sowie Hand- und schließlich die eigentliche Industrialisierung im Siegerland. Spanndienste erbringen. Preußen habe diese Praxis schließ- Koks kam nun in großen Mengen aus dem Ruhrgebiet ins lich mit dem „Ablösungsgesetz“ vom Dezember 1839 be- Siegerland. Große Hüttenwerke wie die 1864 in Betrieb ge- endet, konstatiert Elisabeth Strautz: „Damit haben sich die nommene Charlottenhütte boomten. Neu gegründete Ma- rechtlichen und ökonomischen Verhältnisse völlig verän- schinenfabriken versorgten die Bergbaugruben, die Eisen- dert. Die Fürsten erhielten vom Preußischen Staat für die und Stahlhütten- sowie die Walz- und Walzengusswerke Abgaben und Dienste eine finanzielle Entschädigung, die die vor Ort mit modernster Technik. Ihre Produkte verkauften Einwohner im Laufe von Jahrzehnten in eine Tilgungskasse sie auch in andere Regionen. Es ging aufwärts. Dieter Pfau: zurückgezahlt haben.“ An der positiven Wirtschaftsent- „Zwar war die Montanindustrie gegen Ende des Jahrhun- wicklung des Siegerlandes hat Wittgenstein einerseits par- derts immer noch bestimmend, doch ab 1890 entwickelte tizipiert, andererseits waren die Menschen abhängig von sich die Weiterverarbeitung immer besser. Man war unab- der Konjunktur im Nachbarkreis. Wenn die Industrie im hängiger, breiter aufgestellt und in der Lage, mit Krisen Siegerland florierte, brauchte sie zusätzlich zur Stammbe- besser umzugehen.“ Eine ganze Reihe von Siegener Unter- legschaft Arbeitskräfte aus Wittgenstein und dem Wester- nehmern sei deutschland- und teils weltweit so erfolgreich wald. Sie mieteten sich als „Wasserköstler“ bei Privatleuten gewesen, dass sie der Berliner Kunsthistoriker Albert Dresd- ein. Arbeiter aus Wittgenstein zogen in den 1870er-Jahren ner in seine veröffentlichten Industriellen-Porträts aufge- sogar ins Ruhrgebiet. Dadurch waren ihre Familien zeitwei- nommen habe: Gustav Gontermann, Robert Kölsch, Adolph se besser versorgt. „Allerdings mussten die Wittgensteiner Kreutz, Emil Peipers, H. D. F. Schneider, Willibald Schul- in Krisenzeiten auch schnell wieder gehen“, stellt die His- te und Friedrich Spiess. torikerin klar. Die Landwirtschaft profitierte von der Kunst des Siegerlän- Industriearchitektur im Blick der Wiesenbaus, der vor allem der Viehzucht zugutekam. Um 1832 schlossen sich die Bauern in beiden Kreisen zu Fotograf Jürgen Armenat widmet sich der heimischen Wirtschaft in ganz eigener „landwirtschaftlichen Gewerbevereinen“ zusammen. Im Weise. Seine Ausstellung „Point of View - Alles nur Fassade?“, die bis 27. Febru- späten 19. Jahrhundert intensivierte der Landrat eine wei- ar 2020 in der Ausstellungsreihe IHKansichten zu sehen ist, zeigt Aufnahmen tere Erwerbsmöglichkeit, indem er die Holzhausindustrie in von Gebäudefassaden hiesiger Unternehmen. Armenat sieht die Geometrie im Wittgenstein förderte, berichtet Elisabeth Strautz: „Eine Detail, spürt die Brüche, grafischen Elemente und Spiegelungen auf, sucht die Besonderheit stellte das Dorf Girkhausen dar. In fast jedem optimale Perspektive und macht so Fassaden zu unerwarteten und einmaligen Haus stand dort eine Drehbank, die den Bewohnern im Win- Kunstwerken. Die Vernissage findet am 4. Dezember um 19 Uhr in der IHK Siegen ter als Löffelschnitzer und Schüsseldreher ein Einkommen statt. verschaffte.“ Die Zeiten seien auch in Wittgenstein wech-
Wirtschaftsreport Dez 19 7 Kuxen – die „Aktien“ der Gruben Zu seinem 18. Geburtstag erhielt Arnold ein.“ Die Anteilseigner wählten in der Vetter von seinem Großvater Ernst Vetter Gewerkenversammlung den Grubenvor- ein eher ideelles Geschenk: einen „Kux- stand und den Repräsentanten. Jede schein“, also einen Anteilschein, und Grube konnte entweder 100 oder 1000 zwar an der Grube „Philippshoffnung“ in Stück Anteile respektive Kuxen vergeben. Eiserfeld. „Damals konnte ich noch nichts damit anfangen“, erinnert sich der Sie- Arnold Vetter blättert eine dicke Mappe gerländer Unternehmer. Später entdeck- mit in Folien verpackten Kuxscheinen te er in einem Trödelladen ein ähnliches durch. Manche sind einfach, einige Papier. Seine Neugier war geweckt. prachtvoll gestaltet – zum Beispiel die der „Gewerkschaft Neue Hoffnung Lan- Heute besitzt der Geschäftsführer der deskrone“. Aber alle seien nach demsel- VETTER Industrie GmbH aus Burbach eine ben Prinzip aufgebaut, erklärt der Unter- große Sammlung dieser inzwischen ma- nehmer. So ist jeder Kux persönlich auf teriell wertlosen Papiere. Für Arnold Vet- den Eigentümer ausgestellt und jede ter sind sie mehr als Erinnerungsstücke: Übertragung wird auf dem Kuxschein „Sie dokumentieren einen wesentlichen sowie in einem Gewerkenbuch notiert. Teil der Siegerländer Wirtschaftsge- Außerdem wurden alle Scheine vom Gru- schichte.“ Für den Erzbergbau hat er sich Unternehmer Arnold Vetter kann vor allem über die sogenannten benvorstand oder vom Repräsentanten schon aus familiären Gründen immer in- „Kuxscheine“ jede Menge berichten. unterschrieben. Sie waren bald beliebte teressiert: „Mein Urgroßvater Arnold Vet- Spekulationsobjekte – auch außerhalb ter war Grubenschmied – zunächst bei der Grube Eisenzecher Zug, im des „Siegerländer Erzreviers“, das den Kreis Altenkirchen sowie Teile des Jahr 1889 machte er sich dann in Eiserfeld selbstständig. Schnell etab- Westerwaldkreises einschloss. Auch wohlhabende Siegerländer Fami- lierte er sein Unternehmen als Hersteller von Bergbauausrüstungen.“ lien kauften Kuxen – genauso wie Bergmannsfamilien. Alle hofften auf Seine Schmiede, Urzelle der heutigen VETTER Industrie GmbH in Burbach den großen Gewinn. Arnold Vetter: „Im Sprachgebrauch haben sich sowie der VETTER Krantechnik GmbH in Siegen und Haiger, stand in der Begriffe wie ,Kuxefewer‘ für Spekulationsfieber, ,Kuxerich‘ für einen Nähe des Portals des Reinhold-Forster-Erbstollns in Eiserfeld. Spekulanten und ,Kuxerei‘ für den leichtsinnigen Umgang mit Geld eta- bliert.“ Wer in eine erfolgreiche Grube investierte, konnte „Kohle ma- Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es noch etwa 300 Gruben. Nur chen“: So kletterten Kuxen der Gewerkschaft „Pfannenberger Einigkeit“ wenige Menschen waren dafür verantwortlich, diese zu betreiben. Ar- von 300 Mark (1892) auf 15.000 Mark (1915) pro Schein. Wer Pech nold Vetter erinnert: „Familienangehörige und Nachbarn schlossen sich hatte, „verkuxte sich“ und verlor viel Geld – die Kuxscheine der „Ge- zusammen. Das Erz haben sie vorwiegend über Tage abgebaut. Letztlich werkschaft Königsstollen“ in Herdorf stürzten von 5000 Mark auf 45 waren dies Vorläufer der Bergbaugesellschaften.“ Später, als der Tage- Mark pro Stück ab. Und es konnte passieren, dass der Anteilseigner bau erschöpft war, brauchten die Grubenbetreiber Geld, um Maschinen zubuttern musste („Zubußpflicht“), wenn eine Grube schlecht wirt- für den Tiefbau anschaffen zu können. Sie mussten investieren und schaftete. Die Kuxscheine wurden übrigens an der Berliner Börse no- beschafften sich das Kapital durch die Herausgabe von Kuxen. Der äl- tiert. Vor Ort handelte der Siegener Ernst Giebeler mit den Wertpapie- teste Kuxschein in Arnold Vetters Sammlung stammt von der „Grube ren. Er gab sogar tägliche Kursberichte heraus. Heinrichsfund“ in Caan aus dem Jahr 1872. Das Preußische Berggesetz von 1865 ermöglichte die Gründung der „Bergrechtlichen Gewerk- Das Ende der Kuxscheine folgte erst am 1. Januar 1984. Arnold Vetter: schaft“, die „die benötigten Kapitalsummen aufbringen konnte“, wie „Mit dem Bundesbergbaugesetz wurden alle bergrechtlichen Gesell- Vetter zurückblickt. Mit den heutigen Gewerkschaften hatte der Begriff schaften aufgelöst oder in eine andere Gesellschaftsform überführt.“ nichts zu tun. Es handelte sich um einen Zusammenschluss mehrerer Die „Kuxscheine“ sind nur noch in Alben verwahrte Sammelobjekte. Personen, die „zum Zwecke des Bergbaus zusammenwirkten“. Diese Gehalten hat sich auch die amüsante Geschichte vom Siegerländer Ori- Bergwerksbetreiber hießen „Gewerken“: „Zwei oder mehrere Gewerken ginal Wilhelm Holdinghausen, der Kölner Spekulanten Kuxen der fikti- bildeten dann die Gewerkschaft und brachten das notwendige Kapital ven „Ongelsgrow“ andrehte, was schließlich vor dem Kadi endete. selhaft gewesen. Bis 1890 habe teils große Not geherrscht, schaftlichen Nebenerwerb und fürsorgliches Verhalten einer bevor sich um 1900 eine spürbare Verbesserung eingestellt größtenteils patriarchalisch gesinnten Unternehmerschaft habe. abmildern. Soziale Konflikte spielten kaum eine Rolle.“ Doch die kurz vor 1900 gegründeten Christlichen Gewerkschaften Mit der Industrialisierung stand auch im Siegerland und in hätten auch im Siegener Raum neue Akzente gesetzt. „Die Wittgenstein die „sociale Frage“ auf der Tagesordnung, wie ‚Arbeiterschicht‘ wollte jetzt selbst mitreden“, bemerkt Die- Dieter Pfau erklärt: „Die vor allem in Konjunkturkrisen dro- ter Pfau. In beiden Kreisen nahm die Wohlstandsentwick- hende Not der Arbeiter konnte man vielfach durch landwirt- lung bis 1914 zu. Durch den Bau von Wasserleitungen und
8 Dez 19 Wirtschaftsreport Fischbach unterstreicht. Er hat den Film mithilfe seiner Partnerfirma Omnimago aus Ingelheim aufwendig restau- riert und digitalisiert. Unterstützung kam von der Stadt Siegen und dem Kreisarchiv. Die DVD sowie viele weitere Titel sind jetzt in ganz neuer, höherer Qualität im Buch- handel und bei mundus.tv (www.mundus-tv.de) zu haben. Die Wirtschaft der Region wurde erst 1952 Thema eines Films. Titel: „Der Eisenwald“. Regie führte Herbert Laden- dorff, der später als Produzent in Siegen lebte und arbeite- te. Kameramann war Herbert Apelt. Alexander Fischbach erhielt durch einen glücklichen Zufall aus dem Nachlass des Kameramanns originales Bild- und Tonnegativ. Es gelang, hiervon einen neuen Scan in 4K zu erstellen, der die Basis für eine komplette Neurestaurierung bildete. Die Macher des „Eisenwaldes“ hatten allerdings ihre Auftraggeber aus Alexander Fischbach der Wirtschaft gründlich missverstanden. Anstatt die mo- setzt sich auf Kanalisation steigerte sich die Lebensqualität. Es gab eine dernen Industrieanlagen zu zeigen, drehten sie einen ro- filmischer Ebene mit bessere Gesundheitsversorgung, weniger Krankheiten und mantischen Heimatfilm. Was damals nicht gut ankam, ist der Geschichte der einen höheren Lebensstandard. Dieter Pfau: „1914 ist es den heute ein Segen. Denn die Szenen aus dem Hauberg, dem Wirtschaft im Sie- Menschen so gut gegangen wie nie zuvor.“ Dann kam der Eisenerzabbau in den Gruben und aus der Verhüttung lassen gerland auseinander. Erste Weltkrieg. Rückschlüsse auf die Siegerländer Wirtschaft der 20er-Jah- re zu. Die harte Arbeit der Köhler, die rauchenden Meiler, Und was folgte nach dem Ende des Krieges und der Kaiser- die Schufterei in den Gruben und bei großer Hitze in der zeit? Die Siegener Film- und TV-Produktion mundus.tv ge- Stahlproduktion – all das hätte genauso in den 20er-Jahren neriert in erster Linie moderne Industrie- und Werbefilme. gefilmt werden können, erklärt der mundus.tv-Inhaber. Der Sie hat aber auch zahlreiche historische Filme gerettet, mit Film zeigt zum Beispiel Männer, die nach der Schicht aus der Technik von heute bearbeitet und neu herausgebracht. dem Stahlwerk Boschgotthardshütte kamen und direkt da- Inhaber Alexander Fischbach konnte bisher allerdings kein nach mit dem Leiterwagen aufs Feld oder in den Hauberg Filmmaterial aus der Zeit unmittelbar nach dem Ersten fuhren. Alexander Fischbach: „Die Nebenerwerbs-Landwirt- Weltkrieg finden, das einen Bezug zur Siegerländer und schaft ist ebenso wie die Haubergswirtschaft nach dem Wittgensteiner Wirtschaft hatte. Der älteste Film aus dem Krieg wieder aufgeflammt.“ ! Jahr 1924 zeigt „Siegen in seiner ganzen Schönheit. Den Bergbau oder die Industrie hat er nicht behandelt“, wie Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 3175. „Zeitspuren“ in zwei Bänden Der erste Teil der „Zeitspuren“ hatte die genstein, das Kreisarchiv sowie den Hei- Zeit des Früh- und Hochmittelalters matbund Siegerland-Wittgenstein e.V. (750 – 1250) erhellt – von der fränki- erhält“, wie die Autoren konstatieren. schen Herrschaft bis zu den Anfängen Initiator und maßgeblicher Motor ist der Landesherrschaft in Siegerland und IHK-Ehrenpräsident Klaus Th. Vetter. Ihm Wittgenstein. Hingegen widmet sich der gelang es mithilfe der heimischen Wirt- zweite Teil bewusst erst wieder dem 19. schaft, insgesamt 100.000 € für diesen Jahrhundert. Grund: das 2017 gefeierte Zweck zu sammeln. Bis Ende 2020 sollen Jubiläum der Gründung des Kreises Sie- die neuen „Zeitspuren“ vorliegen, und gen aus den Altkreisen Siegen und Witt- zwar in zwei Teilbänden (1800-1860 und genstein. Vereinigt wurden die Kreise 1861-1918). Erste Schlaglichter auf 1975. Den Namen Siegen-Wittgenstein diesen neuen Blick in die Geschichte des erhielt der neue Kreis erst 1984 auf 19. Jahrhunderts in Siegerland und Witt- Druck der Wittgensteiner Bürger. Das genstein bietet die Website www.zeit- Interesse an der Vorgeschichte der bei- spuren-siwi.de. den Kreise war geweckt. Zahlreiche Spender sichern die Finanzierung des IHK-Ehrenpräsident Klaus Th. Vetter hat sich Projektes, das eine „großzügige Unter- als Initiator der „Zeitspuren“ verdient ge- stützung durch den Kreis Siegen-Witt- macht.
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10 Dez 19 Wirtschaftsreport Konjunktur in Südwestfalen Handelskonflikte drücken Stimmung Der Handelsstreit zwischen den USA und China lage und 41 % geringere Exporte. Neben dem sowie den USA und Europa, die schwierige poli- Export sehen die IHKs im Strukturwandel in der tische Lage im Nahen Osten, der Brexit – all das Automobilindustrie hin zu elektrischen Antrieben drückt die Stimmung in der südwestfälischen einen weiteren Grund für die gedrückte Stim- Industrie. Insbesondere die Zulieferer spüren die mung unter den Zulieferern. „In Deutschland Verwerfungen im internationalen Handel. Dies ist fährt kaum ein Auto ohne Teile aus Südwestfalen. das Ergebnis der ersten gemeinsamen Konjunk- Das ist eine Erfolgsgeschichte, doch die Diskus- tur-Auswertung der drei Industrie- und Handels- sionen um die Zukunft des Autos gehen nicht an kammern in Arnsberg, Hagen und Siegen. hiesigen Zulieferern vorbei“, sagt Ralf Stoffels. Gemeinsam haben die drei IHKs 460 Industrie- Deutlich besser als bei den Zulieferern ist die betriebe befragt. Von diesen erwarten 44 % eine Stimmung bei den Herstellern von Investitions- Verschlechterung ihrer Geschäftslage in den gütern sowie von Gebrauchs- und Verbrauchs- kommenden Monaten. Nur 12 % prognostizieren gütern. Im Maschinenbau, der Kernbranche der Carsten Schmale eine Verbesserung. Zu Jahresbeginn hielten sich Investitionsgüterindustrie, sind immer noch 50 % Optimismus und Pessimismus noch fast die Waa- der Unternehmen mit ihrer Lage sehr zufrieden. ge. „Die südwestfälische Industrie durchläuft ein Wenngleich die Zahl derer, die ihre Lage mit von Unsicherheiten geprägtes Jahr. Die Handels- Die erste gemeinsame Konjunktur-Auswertung der „schlecht“ beschreiben, um 18 % angestiegen ist. hemmnisse haben eher zu- als abgenommen. Der drei südwestfälischen IHKs verdeutlicht, dass die Stim- Sowohl bei den allgemeinen Geschäfts- als auch Brexit belastet den Handel in Europa. Die Auto- mung unter den Industriebetrieben durch Verwerfun- bei den Exporterwartungen überwiegen noch die mobilbranche befindet sich im Umbruch. Büro- gen im internationalen Handel gedrückt ist. Optimisten. Mit 42 % erwarten doppelt so viele kratie lähmt die internen Prozesse und Geneh- Betriebe bessere als schlechtere Exporte. Felix G. migungsverfahren. All dies drückt auf die der Größe ihrer Belegschaft in den kommenden Hensel: „Es ist erfreulich, dass trotz der schwie- Erwartungen an die nähere Zukunft“, erläutert Monaten festhalten. Doch fast ein Drittel gibt an, rigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingun- Andreas Rother, Präsident der IHK Arnsberg. Ins- dass sich die Zahl der Beschäftigten verringern gen die Maschinenbauer noch überwiegend op- besondere die Zulieferer sind pessimistisch ge- könnte. Die Zulieferindustrie in Südwestfalen ist timistisch in die Zukunft blicken. Aber auch hier stimmt. Dort erwarten fünf von zehn Unterneh- geprägt von den Branchen Metall- und Elektro- hinterlassen die globalen Handelskonflikte ihre men eine Verschlechterung der Geschäftslage, sowie der Gummi- und Kunststoffindustrie. Be- Spuren. Es überrascht daher nicht, dass in dieser jedoch nur eines von zehn eine Verbesserung. sonders gedrückt ist die Stimmung bei den Unter- exportorientierten Schlüsselbranche drei von vier Dem Export werden kaum positive Impulse zu- nehmen aus der Metallerzeugung und -bearbei- Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rah- getraut. 41 % der Unternehmen rechnen mit tung. Die Bewertung der Lage hat sich dort im menbedingungen als größtes Konjunkturrisiko geringeren, nur 12 % mit höheren Ausfuhren. Vergleich zur letzten Umfrage umgekehrt. Zu sehen.“ „Der Export schwächelt in Deutschland insge- Jahresbeginn bezeichneten noch 46 % ihre Ge- samt. Davon sind direkt und indirekt viele Zulie- schäftslage als gut und nur 10 % als schlecht. Die Produzenten von Gebrauchs- und Ver- ferer betroffen. Sie liefern zwar häufig innerhalb Nun sagen nur noch 11 %, die Lage sei gut. Der- brauchsgütern profitieren von der guten Binnen- Deutschlands, doch das Endprodukt ist oft für weil sehen 36 % pessimistisch auf die aktuelle konjunktur. „Die hohe Nachfrage der Konsumen- den Weltmarkt bestimmt“, betont Ralf Stoffels, Lage. Beim Blick auf die zukünftigen Geschäfte ten und die ausgelastete Baubranche sorgen Präsident der SIHK zu Hagen. ist eine deutliche Mehrheit von 63 % pessimis- weiterhin für gute Absatzzahlen. Doch auch hier tisch. Beim Export rechnet die eine Hälfte mit ist ein Einbrechen der Inlandsnachfrage das Die Bedeutung des indirekten Exports zeigt sich einer Verschlechterung, die andere mit gleich- größte Risiko aus Sicht der Unternehmen“, betont auch beim Blick auf die wirtschaftlichen Risiken. bleibenden Geschäften. Andreas Rother. 83 % der Unternehmen bezeich- 61 % der Industriebetriebe bezeichnen inzwi- nen ihre Lage mit „befriedigend“ oder „gut“. Zwei schen die Inlandsnachfrage als Risiko. Das ist der Ein ähnliches Bild der Wirtschaftslage zeigt Drittel erwarten gleichbleibende Geschäfte, 21 % geteilte Spitzenplatz unter den Konjunkturgefah- sich bei den Herstellern von Metallerzeugnis- bessere. 40 % erwarten höhere Exporte, nur etwa ren. Gleichauf liegen die wirtschaftspolitischen sen. Während zu Jahresbeginn noch 47 % ihre die Hälfte schlechtere. „Die Stimmung ist in wei- Rahmenbedingungen mit ebenfalls 61 % und an Lage mit „gut“ beschrieben, sind es jetzt nur noch ten Teilen der südwestfälischen Industrie sicht- dritter Stelle folgt die Auslandsnachfrage mit 17 %. Negativ urteilen 28 %, verglichen mit 6 % lich gedrückt. Die Unternehmen stehen vor einer 54 %. Zu Jahresbeginn wurde noch der Fachkräf- zum Jahresbeginn. Eine Verschlechterung ihrer Zukunft, die unsicher ist wie lange nicht. Doch temangel am häufigsten genannt. „Unterneh- Geschäftslage erwarten 47 %, schlechtere Ex- eine Vollbremsung sehen wir nicht. Viele Unter- men, die für die Zukunft schlechtere Geschäfte porte 46 %. Zumindest mit der aktuellen Lage nehmen waren in den letzten Jahren auf der ganz erwarten, schaffen in der Regel kaum neue Stel- zufrieden sind die Unternehmen der Gummi- und linken Überholspur unterwegs. Noch schneller len. Sollten sich die Aussichten bewahrheiten, Kunststoffindustrie. Immerhin zwei Drittel be- und noch eine Spur weiter nach links geht es sind 2020 Stellenreduzierungen nicht auszu- urteilen sie mit „befriedigend“, 23 % mit „gut“ dann nicht mehr. Nun konzentriert es sich wieder schließen“, stellt Felix G. Hensel, Präsident der und nur 15 % mit „schlecht“. Bei den Erwartun- auf der mittleren Spur. Dort geht es zwar lang- IHK Siegen, fest. Dies belegen auch die Zahlen. gen ist jedoch ebenfalls der Optimismus verflo- samer, aber noch immer solide voran“, fassen die Zwar wollen fast 60 % der Industriebetriebe an gen. 44 % erwarten eine schlechtere Geschäfts- drei IHK-Präsidenten zusammen. !
Wirtschaftsreport Dez 19 11 Berufsbildungszentrum Veranstaltungsreihe „Ausbildung digital“ Unter dem Titel „Ausbildung digital – Neue Me- thoden und Inhalte der betrieblichen Ausbil- dung“ veranstaltet das Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK Siegen in den kommenden vier Jahren bis zu 200 Vorträge und Workshops, die sich speziell an Ausbilder, Ausbildungsbeauf- tragte, Personalverantwortliche und Betriebsräte richten. In Kooperation mit der LEWA und dem Bildungszentrum Wittgenstein soll so an den Standorten Siegen, Attendorn und Bad Berleburg eine Austausch- und Informationsplattform ent- stehen. Die duale Berufsausbildung befindet sich in einem grundlegenden Prozess der Weiterent- wicklung. Mit der Integration neuer Lerninhalte und digitaler Medien müssen die Methoden der Wissensvermittlung angepasst werden. Das zeigte sich auch im ersten Workshop der neuen Veranstaltungsreihe im Rahmen des IHK-Aus- bildungsforums: Nicht nur das Thema „Die Trans- formation vom Ausbilder zum Lernbegleiter“ stieß bei den mehr als 50 Teilnehmern auf großes Interesse, sondern auch die Frage, wie neue Me- dien sinnvoll in die Ausbildung einzubinden sind. Für bbz-Geschäftsführer Klaus Fenster war der Workshop ein gelungener Auftakt: „Mit diesem Thema treffen wir den Nerv der Zeit. Die Bereit- schaft der Betriebe, die berufliche Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten, ist hoch. Und wir haben uns zum Ziel gesetzt, sie dabei aktiv zu unterstützen. Dank der finanziellen Förderung durch regionale Gewerkschaften, Arbeitgeber- verbände und die IHK Siegen können wir die Ver- anstaltungen kostenlos anbieten und somit ei- nen Beitrag zur Stärkung der dualen Ausbildung und zur Fachkräftesicherung leisten.“ Die Veranstaltungsreihe setzt vier themati- sche Schwerpunkte: 1. Ausbildung digital - Alles wird anders, aber wie? 2. Einsatzmöglichkeiten digitaler Lernmittel und -methoden in der betrieblichen Aus- bildung 3. Teilqualifikationen als Chance zur Quali- fizierung un- und angelernter Mitarbeiter 4. Angebote für leistungsstarke Jugendliche am Beispiel von Zusatzqualifikationen Aktuelle Themen und Termine der Veranstal- tungsreihe sind auf der Homepage des bbz zu finden: www.bbz-siegen.de. Für Fragen steht Judith Hamers, Leiterin der kaufmän- nischen Bildung im bbz, zur Verfügung: 0271 89057-21 / hamers@bbz-siegen.de. !
12 Dez 19 Wirtschaftsreport Mobilitätswende Zukunft des Automobils im Fokus Dauer private, individuelle Fahrten nicht weg- zudenken seien, weil dies die effizienteste Me- thode darstelle, Menschen über längere Stre- cken zum gewünschten Zeitpunkt ans Ziel zu bringen. Für die Innenstädte wiederum sei es wichtiger, hier auf gemeinschaftlichen Verkehr zu setzen, der aber bequem sein müsse, um ak- zeptiert zu werden. Schuh setzt in seiner Vision für die Mobilitätswende auf „Mover“. Das sind batterieelektrisch angetriebene Kleinbusse mit bis zu 15 Plätzen, die über ein Ridesharing-Sys- tem die Fahrgäste möglichst schnell ans Ziel bringen. „Privat-Pkws, Car-Sharing-Fahrzeuge und ,Mover‘ treffen sich am Rande der Innen- städte in sogenannten Hubs, die ein schnelles und bequemes Umsteigen ermöglichen.“ Prof. Carsten Schmale Schuh ist sich sicher, dass auf diese Weise Men- schen bequemer und schneller ans Ziel kommen und deshalb auch bereit sind, umzusteigen. Da- Unternehmerschafts-Vorsitzender Jörg Dienenthal (links), Referent Prof. Dr. Günther Schuh (Mitte) und IHK-Prä- durch wird der Verkehr in den Innenstädten ins- sident Felix G. Hensel tauschten sich über die Mobilitätswende aus. gesamt reduziert, flüssiger und vor Ort emissi- onsfrei. Linienbusse sind laut Schuh nur auf den „Der Plug-In-Hybrid-Motor ist das Modell der Zu- ließen die Zuhörer große Augen machen: So wür- Hauptstrecken sinnvoll einzusetzen. Teil des kunft und das ist gut für uns!“ Prof. Dr. Günther den städtische Verkehrsflächen laut seinen Be- gesamten Mobilitätskonzepts ist allerdings auch Schuh machte in seinem Vortrag vor rund 140 rechnungen nur zu 3 % tatsächlich ausgelastet, das Elektrofahrzeug e.GO Life, das laut Schuh Gästen von Unternehmerschaft Siegen-Wittgen- Autos zu 4 % und Bussitze zu 7 %. Stau sei offen- für den innerstädtischen Kurzstreckenverkehr stein (USW) und Industrie- und Handelskammer bar das Ergebnis einer „mäßigen Intelligenz, ob konzipiert sei. Siegen (IHK) aus seinem Herzen keine Mörder- künstlich oder natürlich“, wie Schuh augenzwin- grube. Der Inhaber des Lehrstuhls für Produk- kernd mitteilte, die dazu führe, dass alle zur sel- Hier kam an dem Abend zusätzlich eine südwest- tionssystematik und Direktor des FIR e.V. an der ben Minute dieselbe Strecke fahren wollten oder fälische Komponente ins Spiel: Ergänzend zum RWTH Aachen sowie Gründer der Unternehmen müssten. Vortrag von Prof. Günther Schuh stellten Michael StreetScooter und e.GO Mobile betonte, dass die Vitt und Detlef Walter von der LEWA Attendorn „Mobilitätswende“ in Zukunft das Bedürfnis nach In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit, Ressourcen- GmbH eine dort konzipierte und umgesetzte Ro- individueller Mobilität ebenso komfortabel und schonung und Emissionsfreiheit höhere Bedeu- boter-Schweißanlage vor, die den Karosserierah- individuell befriedigen muss wie das Auto dies tung erlangten, sei dies so nicht mehr hinnehm- men des e.GO fertigt. Die Teilnehmer konnten heute bereits tut. Seine Vision ging darüber hin- bar. „Wenn Verkehr flexibel ist, müssen die diese in einer 3D-Simulation erleben und auch aus: „Wir werden dieses Bedürfnis in Zukunft Verkehrssysteme dies auch sein“, so Schuhs ve- die fertigen Teile des Vorder- und Hinterwagens noch viel besser befriedigen können.“ Und die hementes Plädoyer. Beispiel Messeverkehr: „Seit sehen. Dadurch wurden die Besonderheiten des Begründung dafür: Die Industrialisierung habe in mehr als 30 Jahren wird hier eine Steuerung an- Kleinwagens auch noch einmal deutlicher. Und den vergangenen Jahrzehnten zu einer Überpro- gewandt, die den Verkehr morgens mehrspurig den eingangs erwähnten Hybrid-Motor, d. h. der duktion in vielen Bereichen geführt. Dadurch Richtung Messe leitet und einspurig zurück, am Antrieb besteht aus einem batterieelektrischen seien die Fertigungskosten insgesamt so gering Ende des Messetags aber genau andersherum. Motor und einem Verbrenneraggregat oder einer geworden, dass sich die Gesellschaft eine viel zu Was spricht eigentlich dagegen, dies im norma- Brennstoffzelle, lobte Schuh als die Form für die geringe Auslastung in zentralen Bereichen leis- len Stadtverkehr genauso zu machen?“ Stattdes- Zukunft aus, weil dieser innerstädtisch emissi- ten könne. Die von Schuh aufgeführten Werte sen würden immer noch feste Spuren mit fixen onsfrei fahren könne und dennoch sowohl lange Schildern markiert, die den Notwendigkeiten je- Strecken als auch schwere Lasten bewältige. Gut doch allenfalls notdürftig Genüge täten. für den Industriestandort Deutschland sei dies SAUBERE FENSTER deshalb, weil sich die deutschen Unternehmen Unternehmen & Privat Schuh stellte sein Mobilitätskonzept für die Zu- durch Know-how-intensive Produkte auszeich- kunft vor. Die Besonderheit: Es wurde aus der neten, was auch hier notwendig sei. Der Vorsit- Sichtweise eines Produktionssystematikers ent- zende der Unternehmerschaft Siegen-Wittgen- wickelt. Unter diesem Blickwinkel achtet Schuh stein, Jörg Dienenthal, und IHK-Präsident Felix G. insbesondere auf eine gute Auslastung und ho- Hensel waren sich mit dem Referenten einig, dass he Produktivität, auch im Verkehr. So ist er der es sich dabei keineswegs um eine Übergangslö- 0162 9525950 sauberfrau.biz Auffassung, dass insbesondere auf dem Land auf sung handle. !
Wirtschaftsreport Dez 19 13 Wirtschaftsjunioren Brennerei Vierhasen Businessforum fand großen Anklang Erneut prämiert Auch das zweite überregionale Businessforum der wichtige Informationen für das Unternehmen Zum wiederholten Male freut sich Hans-Peter Wirtschaftsjunioren Südwestfalen und Lüden- liefern. Aber zielloses Jammern braucht Begren- Hasenstab mit seiner „kleinen südwestfälischen scheid stieß auf große Nachfrage. Dieses Mal ging zung.“ Wichtigster Punkt im Umgang mit Jam- Brennerei“ über eine renommierte Auszeichnung es um das Thema „Mehr Produktivität und Erfolg merern sei, diesen auf einer rein faktischen Ebene der Landwirtschaftskammer und des Landwirt- in Unternehmen: raus aus dem Jammern und Kla- ohne Bewertungen oder Interpretationen zu be- schaftsministeriums Rheinland-Pfalz. Der Hilchen- gen“, mit dem sich rund zwei Dutzend junge gegnen und das Ziel der maximalen Ermächtigung bacher Edelbrandsommelier erhielt für seine aktu- Unternehmer und Führungskräfte aus Lüden- des Mitarbeiters zu verfolgen. Zuvor analysierte elle Kollektion selbst hergestellter Geiste gleich scheid sowie den Kreisen Siegen-Wittgenstein Referent Robert Erlinghagen die psychologischen elfmal Gold oder Silber. Zum vierten Mal in Folge und Olpe in der IHK-Geschäftsstelle Olpe ausein- Aspekte und Auswirkungen des Phänomens. Er stellt er einen Siegerbrand, dieses Jahr mit dem andersetzten. In jedem Unternehmen gibt es sie, kann als Coach, Supervisor, Organisationsberater, Erdbeergeist. Damit hat die Brennerei den Titel die Jammerer. Doch wie geht man konstruktiv mit Trainer und Inhaber der Betzdorfer Coaching- „Haus der prämierten Edelbrände“ erfolgreich ver- ihnen um? Soll sich der Mitarbeiter mit dem, was agentur „mindshaker“ auf 20 Jahre Erfahrung teidigt und sich zudem offiziell in den Top Ten der ihm nicht gefällt, einfach abfinden? Ist in seinen zurückgreifen. „Wer jammert, will – ob bewusst Brennereien etabliert. „Wir stellen uns gerne den Klagen nicht auch ein Körnchen Wahrheit ent- oder unbewusst – Verantwortung abgeben“, be- strengen Richtlinien dieser Prämierung. Die Teil- halten? Wie reagiert man darauf, ohne der „Jam- tonte er. „Und deswegen funktioniert in diesem nahme ist wichtiger Teil der Qualitätssicherung mer-Strategie“ Vorschub zu leisten? Antworten Fall die Methode der Positiven Psychologie nicht. und auch der Qualitätssteigerung“, betont Hasen- lieferte Referentin Claudia Polzin von „Business- Als Verband aus Unternehmern und Führungs- stab. Die Auszeichnung sei ein großer Ansporn, coaching Polzin“ aus Kreuztal den Teilnehmern kräften war dies für die Wirtschaftsjunioren be- weiter innovativ zu bleiben. Inzwischen hat der aus den Bereichen Industrie, Einzelhandel und sonders interessant. So diskutierten die Teilneh- Siegerländer bereits eine neue Komposition auf Onlineagenturen. Sie erarbeitete mit den Anwe- mer anschließend ebenso lebhaft wie konstruktiv. den Markt gebracht. Gemeinsam mit einem be- senden eine Lösungsstrategie in vier Phasen für Der große Erfolg der ersten beiden Businessforen nachbarten Imker kreierte er die Rezeptur für eine den konstruktiven und zielführenden Umgang mit bestärkt das Organisationsteam in ihrem Konzept. Honig-Spirituose aus dem Maulbeerfass. Mit Spe- Jammern und Klagen. „Jammern hat echtes Inte- Schon bald sollen die Planungen für die nächsten zialitäten wie dieser möchte sich Hasenstab in resse verdient“, erklärte sie. „Schließlich kann es Veranstaltungen beginnen. ! Zukunft weitere Prämierungen erarbeiten. ! Hochbau Tiefbau Leitungsbau Schlüsselfertigbau Projektentwicklung Immobilien Wir stellen Weichen für gute Qualität. Berge-Bau GmbH & Co. KG Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0 Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
14 Dez 19 Wirtschaftsreport Südwestfalenaward 2019 Gewinner für ihre Internetseiten ausgezeichnet dia-Award an die Schmale Maschinenbau GmbH (www.schmale-gmbh.de) aus Altena. Die Jury zeigte sich insbesondere beeindruckt ob der zahlreichen professionellen Videos auf YouTube. Zudem sei Schmale Maschinenbau ein gutes Beispiel dafür, dass soziale Medien nicht nur für Firmen mit Endkundenkontakt sehr hilfreich sein können. Doch das Internet ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Vereine, Kom- munen, Organisationen oder Initiativen von gro- ßer Bedeutung. Dies zeigt der Gewinner der Kategorie „Non Profit“ sehr eindrucksvoll: Die Jury gratulierte dem Verein „In Safe Hands“ für seinen professionellen Internetauftritt (www. insafehands.de), der ebenfalls von der Agentur SIHK zu Hagen „Des Wahnsinns fette Beute“ stammt. Ganz be- sonders wichtig sei der Jury gewesen, dass die ansprechende Oberfläche die schöne Verpa- IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener (2.v.r.) mit den Preisträgern aus der heimischen Wirtschaft: (v.l.) Simon ckung für die adäquaten und kontinuierlich ge- Florath und Michael Mücher von der Attendorner Agentur „Des Wahnsinns fette Beute“, die unter anderem den pflegten Inhalte darstellt. Internetauftritt von „zon Eichen® – Handwerk und Interior“ aus Kreuztal-Eichen gestaltet hat, sowie Anne Knour und Thorsten Gödele von der Tracto-Technik GmbH & Co. KG aus Lennestadt. Wer erreicht seine Zielgruppe am besten und wer erzeugt Mehrwert auf seiner Internetseite? Südwestfalen hat viel mehr zu bieten als grüne seiten der Region von den drei südwestfälischen Kurzum: Wer ist im Internet für seine Kunden Natur oder traditionelle mittelständische Indus- Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Ha- da? Am meisten überzeugte die Jury in der Kate- trie. Dies zeigte sich erneut bei der Preisverlei- gen und Siegen im Rahmen einer feierlichen gorie „Kunde“ die Webseite des Lennestädter hung der Südwestfalenawards in den Räumen Gala ausgezeichnet. Unternehmens Tracto-Technik GmbH & Co. KG der Südwestfälischen Industrie- und Handels- (www.tracto-technik.de). Jury-Mitglied Prof. Dr. kammer zu Hagen (SIHK). Geradezu ein Feuer- „Bei mehr als 100 Bewerbungen hatte die Jury Uwe Klug wies in seiner Laudatio insbesondere werk an gut gestalteten Webauftritten führte keine leichte Aufgabe, die Preisträger in den vier auf die zahlreichen Animationen und Videos hin, den zahlreichen Besuchern vor Augen, dass mo- verschiedenen Kategorien zu ermitteln. Vom die selbst Laien dabei hälfen, die Funktionswei- derne Zeiten längst Einzug gehalten haben. Be- großen Industrieunternehmen über Vereine und se der angebotenen Maschinen zu verstehen. reits zum 20. Mal wurden die besten Internet- Verbände bis hin zu Einzelbewerbungen war al- Den Schlusspunkt bildete die Südwestfalen les vertreten“, unterstrich SIHK-Hauptge- Agentur, die bereits seit 2009 einen eigenen schäftsführer Dr. Ralf Geruschkat. Oft stehen Sonderpreis verleiht. Den Award überreichte heimische Medienagenturen hinter der Gestal- Marie Ting, Leiterin des Regionalmarketings, an tung der Seiten. Sie belegen damit, dass Know- Martin Schrodt aus Hemer für seine Webseite how und gute gestalterische Qualität nicht nur www.icefactum.com. Mit dem Sonderpreis wer- in Köln, Düsseldorf oder Berlin zu finden sind. Im den handwerklich gut gemachte Internetseiten Bereich Design gewann „zon Eichen® – Hand- gewürdigt, die die Stärken Südwestfalens in werk und Interior“ aus Kreuztal-Eichen für den außergewöhnlicher oder kreativer Weise veran- Internetauftritt www.zon-eichen.de, den die schaulichen, indem sie die innovative Wirt- Attendorner Agentur „Des Wahnsinns fette Beu- schaftsregion hervorheben und die Südwestfa- te“ gestaltet hat. Klaus Gräbener, Hauptge- len-DNA – digital, nachhaltig, authentisch schäftsführer der Industrie- und Handelskam- – beispielhaft verdeutlichen. mer Siegen, übereichte die Trophäe und betonte in seiner Laudatio: „Ihre Website ist eine Über- Dass indes unter den Preisträgern des Tages raschung für den Auftritt eines Handwerksun- gleich drei Akteure aus Siegen-Wittgenstein ternehmens und sollte anderen Unternehmen und Olpe waren, stimmte IHK-Hauptgeschäfts- Mut machen, aus dem Brancheneinerlei auszu- führer Klaus Gräbener sehr zufrieden: „Das ist brechen.“ ein toller Erfolg für unsere Region. Die Verlei- hung zeigt einmal mehr, dass zahlreiche Unter- Der Hagener Künstler Hartmut Gloger, der auch nehmen in unserem Kammerbezirk sehr zielge- in diesem Jahr wieder die Gewinnerstelen ge- richtet mit den Möglichkeiten des Internets staltet hat, verlieh anschließend den Social-Me- umgehen und die Potenziale erkennen.“ !
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