JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...

Die Seite wird erstellt Joel Rupp
 
WEITER LESEN
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
AUGUST 2021

ZEITUNG DER KATHOLISCHEN KIRCHE IN WESEL

     JETZT
     Wenn nicht jetzt,
     wann dann?
     Engagement für den
     Klimaschutz

     Nichts tun ist
     für mich keine Option
     Der Künstler Thomas Heweling

     Dog&Talk
     Gespräche über Hunde
     und das Leben
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
AUS DEM INHALT

        VORGESTELLT
        Elternnachmittag online
        ein unerwarteter Gewinn                   4

        INSOFA                                    5

        PLUSPUNKT Ernährung                      6

        ERKLÄRT
        „Wenn nicht jetzt, wann dann?“           8

        Im Jetzt leben im Alter                  11

        SELBSTGEMACHT
        Nichts tun ist keine Option              12

        MITGEMACHT
        Stadtradeln: St. Nikolaus macht mit!     14

        Ziele: Kleve – Nijmegen 			               15
               Pastors Garten                    16
        Dog & Talk                               17

        KONTROVERS
        Wir verändern uns – immer                18

        Jetzt! – Menschen brauchen eine Heimat   20

        NOTIERT
        Die Feldmark bekommt ein neues Pfarrheim 22

        Altsilber für den fairen Handel          24

        ICH HAB DA MAL NE FRAGE
        Unterlassene Hilfeleistung               26

        NACHERZÄHLT
        Wer ohne Sünde ist                       28

        Impressum31
        Kontakt32

2
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
Liebe Leserinnen und Leser,
JETZT halten Sie die Sommerausgabe des Seitenschiff           über den Elternabend per Vi-
in Händen. JETZT, in diesem Augenblick, in dem ich            deo-Konferenz berichtet. Die
dieses Editorial schreibe, sehe ich die Bilder der Über-      Beteiligten haben, durch die
flutungskatastrophe im südlichen Nordrhein-Westfa-            Corona-Pandemie in das neue
len und Rheinland-Pfalz. Ich höre die Meldungen über          Medium gezwungen, eine gute Erfahrung gemacht, die
Schäden und Todesopfer. Eine noch nie dagewesene              in die Zukunft weiterwirkt.
Katastrophe. Zugleich weiß ich: Diese – im wahrsten           Der Künstler Thomas Heweling erzählt von seinen
Sinn des Wortes – unfassbaren Regenmengen sind                nachhaltigen Kunstwerken in Bislich, von denen eines
eine der Folgen des Klimawandels, der Zeitlupenkata-          direkt am Eingang der Johannes-Kirche zu sehen ist.
strophe unseres Jahrhunderts: JETZT, in diesem Au-            Mit seinen Holzskulpturen überrascht er im Hier und
genblick wird sie schreckliche Realität. Ich wage vor-        JETZT und regt zum Weiterdenken über die eigenen
auszusagen, dass in den kommenden wenigen Wochen              Haltungen und Anspannungen an.
bis zur Bundestagswahl im September die Politik sich          Liebe Leserinnen und Leser, mit dieser JETZT-Ausga-
überbieten wird mit Ankündigungen geeigneter Maß-             be des Seitenschiff möchten wir Ihnen mitten im Som-
nahmen dem Klimawandel zu begegnen: Was JETZT                 mer Anregung zum Nach- und Weiterdenken geben
geschieht, hat Geschichte und wird in die Zukunft wei-        und wünschen ganz in diesem Sinne: viele gute Entde-
terwirken.                                                    ckungen und anregende Lektüre.
Diese Ausgabe des Seitenschiff bietet Ihnen, liebe
Leserinnen und Leser, eine Reihe von Beiträgen zum
Leben in unserer Pfarrei. Aus unseren KiTas wird              Ihr Stefan Sühling, Pfarrer
Anzeige

                 WIR SIND FÜR SIE DA!

                                                                                                      Eine Einrichtung der pro homine

   Marien-Hospital Wesel · Pastor-Janßen-Str. 8-38 · 46483 Wesel · Tel.: 0281 104-0 · www.marien-hospital-wesel.de

AUGUST 2021                                                                                                                             3
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
VORGESTELLT

                  Elternnachmittag online
                  Ein unerwarteter Gewinn

                  I n diesem Jahr hatten wir das erste Mal die
                    Möglichkeit, unsere Eingewöhnungseltern-
                  abende über das Programm Teams online
                                                                    gewöhnungen orientieren. Hierzu gestalteten
                                                                    wir vorab eine Power-Point-Präsentation, wo-
                                                                    mit wir die Eltern gut durch den Abend beglei-
                  stattfinden zu lassen. Als wir Corona-bedingt     ten konnten. Sie gab Struktur und wichtige In-
                  diese Entscheidung trafen, haben wir uns be-      formationen zu unserer Eingewöhnung in den
                  sonders viele Gedanken darüber gemacht,           KiTas von Sankt Nikolaus.
                  wie dies wohl von Eltern angenommen wird.
                  Nicht nur für uns war dies Neuland, sondern       Eine Einladung, die vorher an die Eltern ver-
                  auch für die Eltern. Nicht jeder hat vielleicht   sendet wurde, enthielt die Möglichkeit, sich für
                  Teams auf seinem Computer oder eine Mög-          den Elternabend in der KiTa anzumelden. Wir
                  lichkeit, sich online zuzuschalten. Unsere Ge-    merkten schnell, dass die Resonanz gut war.
                  danken bezogen sich auch auf die Präsentati-      Für die angemeldeten Eltern gab es eine E-Mail
                  on, wie wir zum Beispiel unsere pädagogische      mit dem Link zur Teams-Veranstaltung, womit
                  Arbeit ersichtlich machen können. Hier legen      sie sich an dem Abend einwählen konnten. So
                  wir sehr viel Wert auf das Berliner Eingewöh-     hatten wir vorab eine Teilnehmerzahl und sa-
                  nunsgmodell, an dem wir uns in unseren Ein-       hen, wie viele Familien an dem Elternabend

              4
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
Eltern meldeten uns positiv über die Veranstaltung zurück,
      dass sie keinen Babysitter brauchten, sie konnten teilweise zu
      zweit teilnehmen, da sie in ihrem eigenen Umfeld waren.

teilnehmen würden. Wir stellten sicher, dass wir tele-    KiTas stattfinden kann. Schön war auch, dass wir den
fonisch erreichbar wären, falls sich jemand nicht ein-    Eltern erklären konnten wie es mit den Ich-Büchern
wählen könnte. Dies war aber nicht nötig, da die Eltern   funktioniert, die wir in allen Kitas von Sankt Nikolaus
gut vorbereitet waren.                                    zur Verfügung stellen. Diese Ich-Bücher werden mit
                                                          individuellen Fotos aus dem Familienleben bestückt,
Für uns war diese Veranstaltung eine ganz wertvolle       die später im Kindergarten eine stützende Beglei-
Erfahrung, vor allem für die Verbundleitung Sandra        tung ermöglichen und Sicherheit vermitteln. Nor-
Gerdes: „Ich habe nach jeder Veranstaltung gemerkt,       malerweise werden die Ich-Bücher an diesem Abend
wie routinierter ich wurde und wie vertrauter ich         gemeinsam mit den anderen Familien gestaltet, wo-
mit dem Programm wurde. Die Hemmschwelle war              bei man zwischendurch auch immer in ein kleines Ge-
immer niedriger und ich konnte schnell erkennen,          spräch kommen kann. Vielleicht kann dies im nächs-
worauf man achten muss und welche Dinge ganz von          ten Jahr wieder stattfinden.“
selbst gut klappen konnten. Die Sicherheit kam durch
die Erfahrung und auch die Eltern konnten gut ver-        Es war keine Option den Elternabend Corona-be-
stehen, wie das Programm funktioniert, auf welche         dingt ausfallen zu lassen und unser Fazit zu dieser
Regeln wir bei der Gesprächsführung achten, und so        neuen Erfahrung war, dass wir unseren Horizont
konnten die Fragen aller Eltern gut beantwortet wer-      erweitern konnten und uns solche Veranstaltungen
den.“                                                     auch für die Zukunft sehr gut vorstellen können.

Die Einrichtungsleitung Sarah Rochel erzählte: „Die       Wir danken den Familien für die Offenheit, denn auch
Informationen, die wichtig waren, konnten wir an          sie brauchten Mut, um mit uns diesen Weg zu gehen.
dem Abend an die Eltern weitergeben. So wussten
die Eltern zum Beispiel wie die Eingewöhnung im all-                              Verbundleitung Sandra Gerdes
gemeinen abläuft, wann es den Betreuungsvertrag                             und Einrichtungsleitung Sarah Rochel
geben wird und ab wann die Eingewöhnung in den

Zertifizierung zur „Insoweit
erfahrene Fachkraft“
erfolgreich abgeschlossen

In der letzten Ausgabe haben wir über den an-
stehenden Zertifikatskurs zur INSOFA berich-
tet. Im Juni haben 10 pädagogische Fachkräfte
aus unseren KiTas die Qualifikation erfolgreich
abgeschlossen. Damit steht in jeder KiTa /
in jedem Familienzentrum mindestens eine
Fachkraft als Ansprechpartner*in zum Thema
Kindeswohlgefährdung für Kolleg*innen, Eltern
und Erziehungsverantwortliche zur Verfügung.

AUGUST 2021                                                                                                    5
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
VORGESTELLT

                  Pluspunkt Ernährung
                  Wir haben es geschafft!

                  S eit dem 25.06.2021 dürfen wir, die KiTa
                    Sankt Nikolaus Schepersfeld, die offizielle
                  Bezeichnung
                                                                    te sich heraus: „LECKER! Das schmeckt!“ Als
                                                                    nächstes musste das Glas mit der bekannten
                                                                    Nuss-Nougat-Creme dran glauben. Denn im-
                                                                    mer wieder freitags ist Schokotag und neben
                  „Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem        Käse und Wurst gibt es eben auch die süße
                  Pluspunkt Ernährung“ tragen.                      Schokocreme. Ein Blick auf die Zutatenliste
                                                                    lässt einen kleinen Schauer über den Rücken
                  Nachdem wir im Jahr 2016 zum Anerkannten          rieseln … Zucker und Palmfett ... puh, nicht so
                  Bewegungskindergarten zertifiziert wurden,        doll. Also musste eine Alternative her. Recher-
                  folgte nun der nächste Schritt.                   chen im Internet förderten diverse Rezepte
                                                                    zutage und nach einigem Probieren fanden
                  Aber von vorne …                                  wir „unsere“ selbstgemachte Schokocreme.
                                                                    Die gibt es immer noch am Freitag und die
                  Vor einiger Zeit gaben uns Eltern den An-         Kinder freuen sich sehr darauf. Dann ging es
                  stoß dazu, einmal über den allgemeinen Zu-        der „Standard Marmelade“ an den Kragen.
                  ckerkonsum von Kindern nachzudenken.              Eine reiche Erdbeerernte ließ uns auch hier
                  Zeitgleich ermöglichte uns der Förderverein       eine zuckerarme Alternative finden. Während
                  unserer KiTa, eine Müslitheke für das Bistro      dieser Zeit fielen uns die Unterlagen zur Zer-
                  anzuschaffen. Ein Sponsor schenkte uns noch       tifizierung für den Pluspunkt Ernährung in die
                  einen Gutschein von einem ortsnahen Bio-          Hände. Beim Durchlesen merkten wir schon:
                  markt und dann ging es los.                       Das ist was für uns! Denn ganz vieles setzten
                                                                    wir schon um.
                  Bereits bei unserem ersten Einkauf im Bio-
                  markt stellten wir fest: Auch Bio hat manch-      Das Angebot, eine Zertifizierung zum „Aner-
                  mal gaaaanz schön viel Zucker. Also hieß es gut   kannten Bewegungskindergarten mit dem Plus-
                  schauen und auswählen. Natürlich gab es Dis-      punkt Ernährung“ zu erhalten, wird von der
                  kussionen - auch im Team. Ob die Kinder wohl      Landesregierung und den gesetzlichen Kran-
                  Lebensmittel „pur“ mögen werden? Naturjo-         kenkassen in NRW in Kooperation mit dem
                  ghurt ungesüßt oder auch Cornflakes ohne          Landessportbund NRW vorgehalten.
                  Zucker? Basismüsli ohne Früchte oder Scho-
                  kosterne? Aber wie heißt es doch so schön?        Eine Voraussetzung zur Erlangung des Plus-
                  „Probieren geht über Studieren!“ Nach dem         punktes ist, dass die KiTa bereits ein „Aner-
                  einen oder anderen zaghaften Versuch stell-       kannter Bewegungskindergarten“ sein muss.

              6
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
Hinzu kommen Fortbildungen im Bereich          nicht nur die Nahrungsaufnahme, sondern
Ernährung, geleitet von einer Ökotropholo-     auch das Auseinandersetzen mit dem „Woher
gin, und das Schreiben eines ausführlichen     kommt unser Essen eigentlich?“ und „Was ist
Konzepts. Während dieser Zeit setzten wir      gut für meinen Körper und macht mich fit?“
uns noch einmal besonders intensiv mit den
Mahlzeiten, welche wir in der KiTa anbieten,   Nachdem alle Nachweise, Unterlagen und
auseinander. Was können wir anders, besser     Konzepte eingereicht waren hieß es: … warten
gestalten? Was trägt dazu bei, dass die Kin-   … Nach der Prüfung seitens der Verantwortli-
der sich wohl fühlen, sie Lust und Freude am   chen kam der ersehnte Telefonanruf: „Herzli-
Essen und am Probieren neuer Lebensmittel      chen Glückwunsch! Sie haben es geschafft!“
haben? Welche Lebensmittel sind eigentlich     Neben einem Zertifikat dürfen wir uns auch
wann sinnvoll? Wie ist das mit Kindern, die    über ein tolles Schild freuen, das von einer
sich sehr zurückhaltend zeigen, wenn es um     Mitarbeiterin einer gesetzlichen Krankenkas-
das Thema Essen geht, und wie ist es mit den   se überreicht wurde.
Kindern, die immer Hunger haben? Vieles gab
es und gibt es noch zu bedenken.               So konnten wir am 25.06.2021 im kleinen
                                               Kreis die Zertifikatsübergabe Corona-kon-
Unser Förderverein ermöglichte uns noch        form feiern. Mit unserem KiTa-Team haben
weitere Neuanschaffungen, wie zum Beispiel     sich, neben dem Elternrat, Vertreter des
einen Ernährungsteller oder eine Puppe die     Kreissportbundes, des Pfarreirates und dem
geöffnet werden kann, damit die Kinder auch    Förderverein, auch Vertreter des WTV als ko-
mal schauen können, was sich so im Inneren     operierender Sportverein gefreut.
des menschlichen Körpers befindet. Außer-
dem bekamen wir diverse Bilderbücher zum                                                          Sandra Schmidt
Thema. Ernährungsbildung ist schließlich

Anzeigen

                                                 Das Forum Mittendrin - Kirche vor Ort
                                                 Das Forum Mittendrin - Kirche vor Ort
                                                         Wir sind für Sie da!
                                                         Wir sind für Sie da!
                                                 Wir übernehmen die Organisation von theol. Wunsch-
                                                 Wir übernehmen
                                                 angeboten in dendie Organisation von
                                                                  Pfarrgemeinden   undtheol. Wunsch-
                                                                                        zwar von der
                                                 angeboten in den
                                                 Planung über     Pfarrgemeinden
                                                              die Durchführung  bisund
                                                                                    zur zwar von der
                                                                                        Werbung.
                                                 Planung über die
                                                 Sie wünschen     Durchführung
                                                              - wir machen!     bis zur Werbung.
                                                 Sie wünschen - wir machen!

                                                      Forum Mittendrin – Kirche mittendrin
                                                      Forum  Mittendrin
                                                      Katholisches         – Kirche mittendrin
                                                                    Bildungsforum    im Kreisdekanat Wesel
                                                      Katholisches
                                                      Kirchplatz    Bildungsforum
                                                                 10-12               im Kreisdekanat Wesel
                                                                         | 47475 Kamp-Lintfort
                                                      Kirchplatz
                                                      02842 911210-12
                                                                  | - 17 | 47475 Kamp-Lintfort
                                                      02842 9112 | - 17
                                                      Kbf-kd-wesel-zv@bistum-muenster.de
                                                      Kbf-kd-wesel-zv@bistum-muenster.de
                                                      www.bildung-im-forum.de
                                                      www.bildung-im-forum.de

AUGUST 2021                                                                                                        7
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
ERKLÄRT

              WENN NICHT JETZT,
              WANN DANN?

          8
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
W      enn nicht jetzt, wann dann?“ So
                                                           singen die Höhner in einem Song.
                                                    In Bezug auf unser Engagement für den
                                                    Klimaschutz kommt mir das immer wie-
                                                    der in den Sinn, und besser gestern als
                                                    heute sollten wir uns für einen wirksa-
                                                    men Klimaschutz einsetzen, denn die
                                                    Klimakatastrophe ist eine bittere Reali-
                                                    tät und nicht wegzuleugnen. Und immer
                                                    wieder merke ich, wie wir es einfach
                                                    vermasseln und Chance um Chance ver-
                                                    streichen lassen, es substanziell anders
                                                    zu machen. Das macht mich wütend.
                                                    „Nach mir die Sintflut“, scheint das Motto
                                                    vieler mächtiger Menschen zu sein, die
                                                    tiefgreifende Entscheidungen treffen.
                                                    Nur dumm, dass die Sintflut schon da
                                                    ist. Die sintflutartigen Regenfälle in un-
                                                    serem Bundesland, die leider auch Men-
                                                    schenleben gekostet haben, korrelieren
                                                    in der Häufigkeit und Intensität, mit der
                                                    sie auftreten, mit dem menschenge-
                                                    machten Klimawandel. Der Klimawan-
                                                    del wird für uns immer bedrohlicher. Die
                                                    Dürren der letzten Jahre, mitverursacht
                                                    durch den erlahmenden Jetstream, wa-
                                                    ren auch schon gefährlich und führten
                                                    zu Ernteeinbußen. Irgendwann steht
                                                    dann auch die Existenz Vieler auf dem
                                                    Spiel. Ob dann die Einsicht wächst, dass
                                                    angehäufter Privatbesitz und der Traum
                                                    von grenzenlosem Wachstum und Kon-
                                                    sum einem das Leben nicht retten kön-
                                                    nen?

                                                       Ich frage mich, wie viele
                                                       Warnschüsse wir noch brau-
                                                       chen, um wirklich umzu-
    Umgebaute Bushaltestelle in Lützerath am Rand
    des Tagebaus Garzweiler 2                          denken und zu wirksamem
                                                       Handeln zu kommen.

                                                    Es ist doch offensichtlich, dass unsere
                                                    Art zu wirtschaften und ein dauerkon-
                                                    sumierendes Leben, ursächlich für die
                                                    Klimakatastrophe ist. „Wir können uns

AUGUST 2021                                                                                      9
JETZT Wenn nicht jetzt, wann dann? - Engagement für den Klimaschutz - Katholische ...
ERKLÄRT

                                               Wenn ich allein für die Lösung aller Pro-
                                               bleme verantwortlich sein soll, greift das
                                               zum einen viel zu kurz und zum anderen
                                               werde ich heillos überfordert.

                   eher das Ende der Welt vorstellen als ein                     damit mein ökologisches Gewissen. Nur ich
                   Ende des Kapitalismus“, hat ein kluger Mensch                 allein kann etwas tun und die anderen sollen
                   einmal gesagt und leider scheint sich das zu                  tun, was sie wollen.“
                   bewahrheiten. Vermutlich wird bei einigen so-
                   gar der Gedanke aufkommen, dass man gera-                     Das Joch aber, das Jesus auflegt, ist nicht drü-
                   de jetzt noch mehr Geld und Macht anhäufen                    ckend. (Mt 11,29)
                   muss, um im Konkurrenzkampf um die knap-
                   per werdenden Güter seine Überlebenschan-                     Gemeinschaftlich lässt sich alles besser tra-
                   cen zu vergrößern.                                            gen. Aus dem hoffnungsvollen Glauben an das
                                                                                 gute Leben für alle, kommt man nicht umhin,
                   Dabei liegen Hoffnungslosigkeit, Konkurrenz-                  angesichts der lebensbedrohenden Klima-
                   denken und Todestrieb nun wirklich nicht im                   katastrophe die Systemfrage zu stellen, was
                   Glauben von uns Christ*innen. Im Gegenteil!                   mehr gilt: ein Weiter-so im kohlengetriebenen
                   Jesus erzählt Hoffnungsvolles und bietet et-                  Kapitalismus mit Wohlstand für einige wenige
                   was anderes. Er redet vom Gottesreich, von                    und seinen bequemen Versprechen oder ein
                   universaler Gerechtigkeit, Geschwisterlich-                   radikaler Umbau unserer Gesellschaft mit
                   keit, Frieden und Liebe, das alles schon jetzt                Fokus auf die Ausgebeuteten jeder Art, bei
                   da sein soll. „Das Reich Gottes ist mitten unter              dem auf Profitmaximierung und Privatbesitz
                   euch.“ (LK 21,17) Das passiert dann, wenn wir                 verzichtet wird und wir eine genügsame und
                   an die Liebe glauben, uns einander öffnen und                 teilende Lebensweise bevorzugen. Wo wir ein
                   einlassen und universale Gerechtigkeit und                    gemeinsames Leben versuchen, das nieman-
                   Frieden suchen.                                               den zurücklässt.

                   So erwachsen auch wirklich tragfähige Alter-                  Im Sinne des Evangeliums und des Klimas
                   nativen zur gegenwärtigen Misere immer in                     wäre die zweite Option zu bevorzugen. Noch
                   Gemeinschaft mit anderen. Gemeinschaftlich                    haben wir die Chance dazu. Dafür sollten wir
                   das Heil zu suchen beinhaltet auch eine Absa-                 als Gemeinschaft von Kirche einstehen und
                   ge an die gängigen neoliberalen Lösungsstra-                  uns einsetzen und Wege suchen, wie das im-
                   tegien der Klimakrise, die alle Problemlösun-                 mer mehr Wirklichkeit werden kann. Wenn
                   gen einer kollektiven, systemischen Krise ins                 nicht jetzt, wann dann?
                   solitär stehende Subjekt verlagern à la: „Ich
                   kaufe mir jetzt ein Elektroauto und beruhige                                                     Jan Henrik Röttgers

               1
                 Vgl. https://www.deutschlandfunk.de/klimawandel-oder-nur-wetter-was-die-wissenschaft-dazu-sagt.1939.de.html?drn:news_
               id=1281103

          10
Im Jetzt leben im Alter

H    eute besuche ich den neuen Bewohner
     im Martinistift, Herrn W. In einem über-
schaubar, aber freundlich ausgestatteten Zim-
                                                   Ich glaube, Herrn W. ist es gelungen, die Tat-
                                                   sachen nüchtern zu betrachten, das Für und
                                                   Wider seiner Entscheidung abzuwägen und
mer sitzt ein stattlicher Mann mit grauen Haa-     schließlich seinen Blick auf das Positive, auf
ren in einem Rollstuhl. Ich erkläre ihm, wer ich   die Ressourcen zu lenken. Leben im Jetzt ist
bin und warum ich ihn besuche. Er stellt sich      auch im Alter eine wichtige Devise!
ebenfalls vor und sagt dann: „Ich bin hier und
es ist gut so!“ Dann erzählt er mir im Schnell-    Richten junge Menschen ihr Denken und Tun
durchlauf, wie er die letzten Jahre verlebt hat    auf ihre Zukunft, blicken die Älteren meist zu-
und betont immer wieder, dass die Wahl der         rück. Dagegen ist zunächst nichts einzuwen-
Senioreneinrichtung die richtige Entschei-         den. Der Blick in die Zukunft kann Motivation
dung war. Er erzählt, welche Möglichkeiten er      spenden und die Erinnerungen können eine
jetzt hat und was für eine gute Betreuung! Ich     Lehre und eine Quelle für Dankbarkeit sein.
wundere mich ein wenig über seine überaus          Wenn jedoch die meiste Zeit und Energie da-
positive, ja sogar ein wenig euphorische Dar-      für verwendet wird, dann bleibt keine Kraft
stellung seiner Situation. „Wenn Sie wüssten,      mehr für das Jetzt, kein Mut, die Aufgaben
wie viel Angst ich davor hatte … Es wird so viel   der Gegenwart zu meistern. Das Geschenk
Negatives über Pflegeheime erzählt …“ – „Ich       der vielen kleinen Augenblicke, die das Leben
mache gerade zum Glück eine ganz andere            lebenswert machen, wird nicht wahrgenom-
Erfahrung und bin so froh darüber!“ – lässt er     men: Da sind die vielen Altenpfleger*innen
mich wissen.                                       mit ihrer liebevollen Zuwendung, da der So-
                                                   zialdienst mit Angeboten zur Freizeitgestal-
Der Besuch bei Herrn W. ist mir noch lange         tung, da die Angehörigen mit den Zeichen der
nachgegangen. Die meisten Menschen, die            Wertschätzung, da die Mitbewohner*innen
ich in Seniorenheimen zum ersten Mal treffe,       mit einer netten Geste, da ist einfach ein schö-
sind voller Trauer und Bitterkeit. Sie haben       ner Tag… Es wäre noch viel mehr aufzulisten…
Schwierigkeiten, sich zu akklimatisieren, ver-     Die Fähigkeit, im Jetzt zu leben, ist zugegebe-
missen ihr Hab und Gut und das hinterlassene       nermaßen auch ein Stück Arbeit, die man, ob
Leben. Warum ist das bei Herrn W. anders?          Jung oder Alt, leider nicht delegieren kann.
Auch er hat vor wenigen Jahren seine liebe
Frau verloren, auch er musste mit einigen we-
nigen persönlichen Gegenständen sein Haus                                    Katharina Mikolaszek
verlassen …

AUGUST 2021                                                                                           11
SELBSTGEMACHT

12
„Nichts tun
    ist für mich keine Option!“

    Thomas Heweling stellt seine Kunst „FIGUR-PUR“ in       und sind nach wie vor wichtige Themen. Mit mei-
    der Bislicher Rheinaue aus. Martin Knauer kam mit       ner Kunst hier in der Rheinaue versuche ich, ohne
    ihm ins Gespräch über Engagement und die Möglich-       Zeigefinger die Menschen für den Naturschutz zu
    keit sich einzusetzen.                                  sensibilisieren.

                                                            Bei „FIGUR-PUR“ handelt es sich um ein Kunst-
    Sie stellen im Moment in der Bislicher Rheinaue         und gleichermaßen Spendenprojekt. Warum?
    Figuren aus Schwemmgut aus. Was ist die Idee            Mir ist es wichtig, dass mit meiner Kunst ein Mehr-
    hinter dem Projekt?                                     wert entsteht. Ich mache meine Kunst aus einer
    Mit meinen Figuren möchte ich Menschen und              Haltung der Dankbarkeit für alles, was ich im Leben
    ihren Müll in einem Kontext zeigen. Meine Figu-         habe und erreicht habe. Mir war es wichtig, ein lo-
    ren sind aus Treibholz, das in den Rhein geworfen       kales Projekt zu finden, das sich für Kinder einsetzt.
    wurde. Beim Sammeln bin ich erschreckt, wieviel         Ich habe im Friedensdorf International in Oberhau-
    Schwemmgut man immer noch findet. Alle fünf Fi-         sen wirklich starke und kostbare Menschen erleben
    guren haben eine Aussage. Sie beschreiben uns als       dürfen. Wenn ich da ein bisschen helfen kann, dann
    Menschen in einer positiven Art und Weise. Das          freut es mich. Nichtstun ist keine Option für mich.
    Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz war und           Ich bin so privilegiert, da muss ich einfach was ma-
    ist mir wichtig. Wenn die Figuren den Betrachter        chen, etwas Positives aufbauen.
    einladen, sich mit dem Thema Umweltschutz und
    Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, finde ich das
    gut.

    Wie wichtig ist es Ihnen, dass Natur und Mensch          INFO
    im Einklang leben?                                       Bis September beziehungsweise bis zum Hoch-
    Das ist mir sehr wichtig. Wenn ich mich an die Zeit      wasser können die großen „FIGUR-PUR“-Skulp-
    als Kind zurückerinnere, war die Verschmutzung des       turen in den Bislicher Rheinauen betrachtet
    Rheins durch Plastik und Schaum auf dem Wasser           werden. Nachbildungen aus Stahl sind käuflich
    sichtbar und riechbar. Dies hat sich mittlerweile ge-    zu erwerben. 50% der Einnahmen fließen als
    ändert. Und dennoch wird Umweltschutz zukünftig          Spende an Friedensdorf International®
    das Thema sein, an dem keiner mehr vorbeikommt.
    Wir zerstören unseren eigenen Lebensraum. Ich            www.thomas-heweling.de
    war selbst Messdiener und die Bewahrung der
    Schöpfung und Wertschätzung der Umwelt waren

AUGUST 2021                                                                                                   13
„Sankt Nikolaus macht mit“
MITGEMACHT
BEOBACHTET

                  – nicht nur beim Stadtradeln

                  N    ach der Premiere im Jahr 2020 haben sich
                       auch dieses Jahr wieder Gemeindemit-
                  glieder gefunden, die unter dem Teamnamen
                                                                       ren beachtet werden sollten und nicht zuletzt
                                                                       ihre Lieblingsstrecke.

                  „Sankt Nikolaus macht mit“ trotz widrigen            Die Liebe zum Radfahren – spätberufen oder
                  Wetters – gefühlt hat es permanent geregnet –        in die Wiege gelegt?
                  für ein besseres Klima in die Pedale gestiegen       Ehrlich – die Freude am Radfahren habe ich
                  sind und das Auto haben stehengelassen. Über         erst 2017 in Schweden für mich entdeckt, wo
                  1 Tonne CO2 konnten im 3-wöchigen Aktions-           mein Mann beruflich tätig ist. Bei einem Besuch
                  zeitraum eingespart werden. Damit wurde das          in einem Fahrradgeschäft hat er mich geschickt
                  gute Ergebnis des Vorjahres bestätigt, was in        in die Abteilung E-Bikes gelotst. Das war für
                  der „Endabrechnung“ einen Platz unter den            mich bis dato was völlig Unbekanntes. Ich habe
                  Top 10 im Stadtgebiet bedeutete.                     mich aber bereits bei der ersten Probefahrt
                                                                       wohlgefühlt. Schweden ist schon sehr hügelig.
                  Fest steht, dass eine Aktion wie das Stadtradeln     Da fährst du nicht eben mal so zig Kilometer
                  die Sensibilisierung für Umweltthemen und            mit dem Rad. Mit dem E-Bike erweiterte sich
                  Klimaschutz stärkt. Nicht wenige lassen insbe-       mein Bewegungsradius enorm und ich bin auf
                  sondere für kurze Strecken das Auto bewusst          den Geschmack gekommen. Letztes Jahr habe
                  stehen und steigen aufs Rad um oder setzen           ich mir dann auch für hier ein E-Bike zugelegt
                  auf einen Mobilitätsmix: Auto oder Bahn & Rad        und mir für das Stadtradeln 2021 fest vorge-
                  lautet oftmals die Devise.                           nommen, möglichst täglich zu fahren. Und das
                                                                       schaffte ich auch.
                  Im Team „Sankt Nikolaus macht mit“ hat dieses
                  Jahr Walburga Kalus die meisten Kilometer ge-        Allein oder in der Gruppe, spontan oder ge-
                  radelt. Sie verrät uns, wie sie zur „Vielfahrerin“   plant – wie bist du unterwegs?
                  geworden ist, welche Tipps bei weiteren Tou-         Wenn es sich einrichten lässt, bin ich mit mei-
                                                                       nem Mann unterwegs, in Schweden und auch
                                                                       hier. Ich habe aber auch Freude daran gefun-
                                                                       den, allein unterwegs zu sein. Sicher fühle ich
                                                                       mich mit der passenden Kleidung samt Helm.
                                                                       Und geplant sollte die Tour schon sein. Über
                                                                       KOMOOT.de teile ich meine Routen. Es ist rat-
                                                                       sam eine Powerbank für das Handy mitzuneh-
                                                                       men, damit die Navigation sicher ist. Zudem ha-
                                                                       ben wir uns eine Tracking-App zugelegt. Wenn
                                                                       wir allein unterwegs sind, kann so der andere
                                                                       immer schauen, wo wir gerade sind. Das gibt
                                                                       uns schon ein Stück mehr Sicherheit.

                                                                       Niederrhein, Rheinland oder Ruhrgebiet –
                                                                       welches ist deine Lieblingstour?
                                                                       Ganz spontan – es ist die Tour „Kleve – Nijme-
                                                                       gen – und zurück“. Die ist einfach traumhaft!
                                                                       Eine richtige Schönwettertour mit schattiger
                                                                       Wegstrecke.

                                                                                                       Petra Klingberg

             14
Kleve – Nijmegen
         – und zurück
         Tourlänge: 61,5 km
         Fahrzeit: 3 Std 30 bei Ø 17,4 km/h

         Sonntagsmorgens mit den Fahrrädern
         auf dem Auto nach Kleve aufgebrochen.
         Vom Parkplatz am Spoykanal führte die
         Tour bei bestem Radfahrwetter zunächst
         über die alte Eisenbahnlinie Ölwerke
         Spyck nach Griethausen zur ältesten er-
         haltenen stählernen Flussüberbauung
         Deutschlands aus dem Jahr 1865.

         Von dort immer entlang des Wassers –
         Griethauser Altrhein – vorbei an Düf-
         felward – bis zur Waal – Millingerwaard
         – weiter bis Nijmegen uns zu Füßen lag.

         Entlang netter kleiner Wasserläufe „Het
         Meertje“, Wiesen und Feldern, kamen
         wir durch Zyyfflich.

         Nach 48,5 km hatten wir ein weiteres
         Highlight unserer Tour erreicht – die
         Draisinenstrecke Kranenburg-Kleve.

         So legten wir – mein Mann Thomas und
         ich – die verbleibenden 12 km bis nach
         Kleve parallel zu dieser Strecke zurück
         und waren uns einig – traumhaft!

AUGUST 2021                                        15
„Pastor‘s Garten“
MITGEMACHT

                  Idylle zwischen Deich und Dorf

                  Im Schatten der Bislicher Kirche befindet
                   sich eine grüne Oase, die im Dorf unter dem
                  Namen „Pastor’s Garten“ bekannt ist.
                                                                     genießen. Die Ruhe dort wird nur vom Stun-
                                                                     denschlag der Kirchenglocke unterbrochen.
                                                                     Ein Häuschen mit einer Marienfigur darin lädt
                                                                     dazu ein, mit der Gottesmutter
                  Direkt hinter der St. Johannes-Kirche betritt      Zwiesprache zu halten und bietet einen Ort für
                  man einen Ort, der aus der Zeit gefallen zu sein   ein ganz persönliches Gebet.
                  scheint. Alte, hohe Bäume spenden Schatten
                  und filtern das Licht mit ihren Blättern.          Schaut man aus dem Garten hinaus in die Um-
                                                                     gebung, sieht man linker Hand den Rheindeich,
                  Bei schräg einfallendem Sonnenlicht hat es         der bei Radfahrern besonders beliebt ist. Bei
                  eine fast magische Wirkung. Der Garten ist         Westwind hört man die Schiffe auf dem Rhein
                  von schmalen Wegen durchzogen und die              dahinter besonders deutlich.
                  Blumenbeete sind von niedrigen Buchsbaum-          Geradeaus liegt eines der Bislicher Storchen-
                  hecken umgeben. Pflanzliche Skulpturen, in         nester inmitten der Kirchenwoy, einem kleinen
                  Form von Kugeln und Pyramiden geschnitten,         See, der manchmal allerdings trocken liegt.
                  lockern die Blumenbeete auf, dazwischen
                  befinden sich einige steinerne Säulenkapitelle,    Dort haben in den letzten Jahren schon viele
                  die aus der alten St. Johannes-Kirche stammen      kleine Störche das Licht der Welt erblickt. Dank
                  und mittlerweile von Moos überzogen sind. Ein      der „Storchencam“ auf www.bislich.de lässt sich
                  Grabstein mit den Namen mehrerer Bislicher         das Wachsen der Jungen im Nest verfolgen.
                  Familien erzählt Dorfgeschichte und wurde
                  vom kommunalen Friedhof hierhin auf einen          Anfang der 90er Jahre hat Georg Schmid mit
                  neuen Platz gebracht.                              diesem Garten ein Refugium geschaffen, einen
                                                                     kleinen Garten voll christlicher Symbolik, als
                  Im Frühling ist es in „Pastor’s Garten“ beson-     Ort der Ruhe und der Besinnung. Eine Ruhein-
                  ders schön, weil die Frühblüher in bunten Far-     sel zwischen Deich und Dorf, die auch vielen
                  ben dem Besucher entgegenleuchten. Es sind         Tieren einen Lebensraum bietet.
                  vermutlich tausende von Blumenzwiebeln, die
                  in der Erde ruhen und den Garten in ein Blüten-    Nach seinem Tod im Jahr 2006, hat ein Team
                  meer verwandeln. Der Lauf der Jahreszeiten         von Ehrenamtlichen die Pflege dieser Oase
                  ändert auch die Blumen und Farben in dieser        übernommen. Dafür sind sie 2019 mit dem
                  Oase, deshalb ist ein Besuch jederzeit empfeh-     Heimatpreis der Stadt Wesel ausgezeichnet
                  lenswert.                                          worden.

                  Sitzgelegenheiten laden ein, sich aus-             Ein herzliches Dankeschön an das Kirchengar-
                  zuruhen, sich Zeit zu nehmen und                         tenteam, dass sie diese Idylle für uns alle
                  innezuhalten, um dieses Idyll zu                            erhalten.

                                                                                                      Sigrid Hochstrat

             16
Dog&Talk – Gespräche über
              Hunde und das Leben

              A    ls sich im Laufe des Aprils
                   herauskristallisierte, dass
              bis auf Weiteres im öffentli-
                                                 Und so liefen wir und kamen
                                                 miteinander ins Gespräch.
                                                 Und wir kamen über kurz
              chen Raum lediglich das Tref-      oder lang zu all den Fragen, zu
              fen von Personen aus nur zwei      denen sich jeder von uns eine
              Hausständen gestattet war,         Meinung bilden musste in den
              wurde im Pastoralteam nach         letzten Wochen und Mona-
              Alternativen gesucht, wie wir      ten: Wie funktioniert das Zu-
              Corona-konform weiterhin in        sammenleben, wenn alle zu
              Kontakt bleiben könnten. Da        Hause sind? Was ist mir in die-
              Gruppen- und Gemeindetref-         ser besonderen Zeit wichtig
              fen untersagt waren, entwi-        geworden? Wie werden wir
              ckelten wir digitale Angebote      uns weiterentwickeln? Zuver-
              wie den „Frühlingsplausch“,        sicht war oft ein Thema und
              um über aktuelle Themen            nicht selten war zu spüren:
              miteinander ins Gespräch zu        Ich glaube daran, dass jemand
              kommen.                            mitgeht. Es wurde erzählt von
                                                 dem, was einem gut tut in die-
              Es traf sich, dass Mitte März      ser Zeit, zuweilen verbunden
              mein Hund Alwin bei mir ein-       mit der Frage: „Wo ist der
              gezogen war. Tägliche Spazier-     Hund?“ Denn den kann man
              gänge strukturierten nun den       schon mal vergessen, wenn
              Tagesablauf, und der Gedanke,      man eine Wegstrecke gemein-
              diese Zeit als Gesprächsange-      sam geht.
              bot zu nutzen, ließ mich nicht
              mehr los, und so veröffent-        Als Lockerungen wieder Tref-
              lichte ich das Angebot „Do-        fen im größeren Rahmen zu-
              g&Talk“ im Newsletter und          ließen, rief keiner mehr an.
              auf Instagram. Die Resonanz        Doch Alwin und unsere täg-
              war breit gefächert: Einige        lichen Spaziergänge sind ge-
              fanden die Idee gut, andere        blieben und das Angebot, sich
              mutmaßten, dass der Hund           eine Zeit lang gemeinsam auf
              nur für das Projekt geliehen       den Weg zu machen und mit-
              worden ist, und Dritte riefen      einander Worte und Gedan-
              einfach an und fragten: „Wann      ken kreisen zu lassen, besteht
                hast du Zeit?“                   weiterhin.

                                                 … und auch über mich habe
                      INFO                       ich einiges dazugelernt. Die
                    Mit Martin Knauer            typischen Hundehalter-Sätze
                    und Alwin unterwegs          wie „Der will nur spielen!“, „Ist
                   im Nordglacis, Aaper          ‘n ganz Lieber!“ oder „Macht
                 Busch, am Auesee …              er sonst nie!“ gehörten ganz
               0281 3002669-280                  schnell zu meinem Repertoire.

                                                                  Martin Knauer

AUGUST 2021                                                                          17
WIR VERÄNDERN
KONTROVERS

                  UNS – IMMER!

                  W      ir verändern uns – immer! Das gilt
                         für jede und jeden persönlich, das
                  gilt für unsere Welt. Gerade in diesen
                                                                Synodale Weg dem Wahrnehmen von
                                                                Veränderungen und dem „Von-Innen-her-
                                                                aus-neu-Werden“ verschrieben.
                  Jahren mit anhaltender Dürre und Hitze,
                  gefolgt von einem Sommer der Überflu-         Wir verändern uns – immer! Auch an uns,
                  tungen, wird deutlich: Das gilt auch für      den Christen in Wesel, geht das nicht
                  unser Klima und damit für unsere ganze        spurlos vorüber. So haben wir in unserem
                  Lebenswelt. Wir verändern uns – gilt auch     Pastoralplan vor nun schon sieben Jah-
                  für unsere Gesellschaft, die durch die        ren die Entwicklung zusammengefasst.
                  Aufnahme von Geflüchteten ein anderes         Allein die Zahlen sprechen für sich: Seit
                  Gesicht erhält. Nicht zuletzt gilt das auch   Anfang dieses Jahres zählt unsere Kir-
                  für unser „Kirche-Sein“. Um dieses in der     chengemeinde keine 20.000 Mitglieder
                  Kirche noch etwas diffuse „Sich-Verän-        mehr (2013 waren es noch 24.000). Ak-
                  dern“ klarer erkennen zu können, hat der      tuell sind nur noch drei Priester im akti-
                  Papst der ganzen Kirche einen Synodalen       ven Dienst in unserer Pfarrei und – Gott
                  Prozess verordnet. In Deutschland ist der     sei Dank – fünf Pastoralreferent*innen.

             18
Für mich Signal genug darüber nachzu-       bäude unter die Lupe genommen, um zu
         denken, wie die Gemeinden in unserer        sehen, wo wir uns getrost kleiner setzen
         großen Pfarrei gestaltet sein sollen. Wie   können oder attraktivere und vor allem
         können Ehrenamtliche, wie können vor        barrierefreie Räume, Häuser und auch
         allen Dingen Frauen gleichberechtigt        Kirchen schaffen müssen. Vor allem
         und auf Augenhöhe Verantwortung und         deswegen ist in den letzten Jahren im-
         Leitung in allen Bereichen unseres Ge-      mer wieder vom Bauen die Rede, an der
         meindelebens, auch im Bereich von Got-      Franziskus-Kirche, in Flüren, in der Feld-
         tesdienst und Seelsorge, übernehmen?        mark und auch in der Innenstadt um die
                                                     Himmelfahrt-Kirche. Der Kirchenvor-
         „Wir werden weniger und wir                 stand ist der Überzeugung: Wir müssen
         werden älter“                               unsere Kirchen und Häuser pflegen und
                                                     attraktiv halten. Auch hier gilt die alte
         Dieser Wahrnehmung aus unserem              Weisheit: Eigentum verpflichtet.
         Pastoralplan hat sich der Kirchenvor-
         stand verpflichtet und alle unsere Ge-                                 Stefan Sühling

AUGUST 2021                                                                                       19
KONTROVERS

                  JETZT
                  Menschen brauchen eine Heimat

                  J  etzt“ – dieser Titel spricht
                     mich gerade ganz besonders
                  im Hinblick auf die aktuelle Situ-
                                                       es meines Erachtens in einigen
                                                       Jahren zu spät. Es ist mir zu ein-
                                                       fach, die vielen Kirchenaustritte
                  ation der katholischen Kirche an.    auf die Missbrauchsskandale zu
                  Wenn Kirche jetzt nicht handelt      reduzieren! Selbstverständlich
                  und Strukturen verändert, ist        besteht hier akuter Handlungs-

             20
Ihr alle seid der eine Leib von Christus,
                        und jeder Einzelne von euch gehört als
                        ein Teil dazu“ (1Kor 13, 27).

              bedarf, den ich jedoch an dieser Stelle     die Berechtigung, sich mit diesen Fä-
              voraussetze und nicht weiter ausführen      higkeiten einzubringen, ohne blockiert
              möchte. Menschen, die sich von ihrer        und ausgegrenzt zu werden – selbst-
              Kirche getragen fühlen, dort Akzeptanz      verständlich unter Beachtung gewisser
              erfahren und sich aktiv einbringen dür-     Spielregeln und Leitlinien. Durch Aus-
              fen, treffen eher selten aufgrund großer    schluss, Ignoranz und Übersehen von
              Skandale so eine Entscheidung. In die-      Menschen schadet sich die Institution
              sem Falle würde es sich ja lohnen, trotz    Kirche in hohem Maße und zeigt sich als
              allem für diese Institution zu kämpfen      eine Kirche, die weitab des Evangeliums
              und für sie einzustehen. In meinem Um-      eigene, für viele Christen nicht nach-
              feld sind die Menschen, die die Kirche      vollziehbare und inakzeptable Wege
              verlassen, diejenigen, die schon lange      geht.
              von ihren Gemeinden enttäuscht wur-
              den – die dort schon vor Jahren ihre        Ich persönlich gehe nicht davon aus,
              Heimat verloren haben und aufgrund          dass sich Menschen mit neu gestalte-
              dieser Erfahrung jetzt den endgültigen      ten Kirchenräumen gewinnen lassen,
              Schlussstrich ziehen.                       wie es vielerorts stark favorisiert wird.
                                                          Ein Haus ist nur so großartig, wie die
              Ich erlebe, dass viele Menschen die-        Menschen, die darin leben und agieren
              se Heimat vermissen, nach Spiritua-         und es mit Liebe und Akzeptanz füllen.
              lität suchen und sich von der Kirche        Darauf zu warten, ist meines Erachtens
              im Stich gelassen fühlen. Das Klischee      zudem absolute Zeitverschwendung.
              vom feinen Sonntagsmantel für den           Um Menschen zu begegnen, sie einzu-
              Gottesdienst hat sich in unserer Kirche     laden, ins Gespräch zu kommen, Inter-
              lediglich verlagert. Es gibt wenige Orte    esse zu zeigen und sich aktiv mit ihnen
              im Bereich Kirche, in denen jede(r) will-   auszutauschen, bedarf es maximal einer
              kommen ist und sich im Sinne des Evan-      Sitzgelegenheit – bei passendem Wet-
              geliums angenommen fühlen darf.             ter vielleicht sogar einer Kirchenbank
                                                          mitten in der Stadt!
              Solange kirchliche Machtstrukturen
              erlauben, dass diesem Satz widerspro-                                    Ute Schmitz
              chen wird, kann Kirche nicht funktionie-
              ren. Jede(r) von uns ist mit persönlichen
              Talenten ausgestattet und jede(r) hat

AUGUST 2021                                                                                    21
NOTIERT

               Die Feldmark bekommt ein
               neues Pfarrheim

               A    nfang August schließt das Pfarrheim an
                    der Herz-Jesu-Kirche seine Pforten. Als
               letztes beendet die Bücherei dort ihre Auslei-
                                                                gang und die Treppe ins Obergeschoss für äl-
                                                                tere und gehbehinderte Menschen die barrie-
                                                                refreie Erreichbarkeit nicht gegeben.
               he. Im August wird dann die Zunger-Stiftung
               beginnen das Pfarrheim umzubauen. In den         Für den Neubau des Pfarrheims direkt an der
               Räumen werden 13 kleine Wohnungen ent-           Herz-Jesu-Kirche sind die Pläne fertig. Es
               stehen, in denen Menschen wohnen werden,         wird zwar kleiner aber dafür umso zweckmä-
               die von Spix betreut werden. Das ehemalige       ßiger und gänzlich barrierefrei werden. Das
               Pfarrbüro wird Arbeitsplatz für Mitarbeiter      Generalvikariat in Münster hat den Planun-
               von Spix.                                        gen zugestimmt. Aktuell geht es in die Fein-
                                                                planung und der Bauantrag wird vorbereitet.
               Spix ist die Kurzform für Sozialpsychiatrische   Der Kirchenvorstand hofft, dass am Ende des
               Initiative Xanten e.V. SPIX bietet psychisch     Jahres die Bauarbeiten beginnen können.
               erkrankten Erwachsenen und Menschen in
               Krisen Hilfen an. Konkrete Angebote sind: Ar-    Dankbar sind wir für die Gastfreundschaft
               beit, (betreutes) Wohnen und Freizeit, Einzel-   der evangelischen Gemeinde in der Feldmark,
               beratung und Gruppengespräche. Spix wurde        die den Pfadfindergruppen Unterschlupf ge-
               1986 in Xanten gegründet mit dem Ziel, die       währt. Andere Gruppen der Herz-Jesu-Ge-
               Versorgung psychisch kranker Menschen zu         meinde, wie Ü-55-aktiv oder der Familien-
               verbessern. Seit Jahren ist Spix auch in Wesel   kreis sind in den weiteren Pfarrheimen der
               präsent und bietet seine Hilfen auch auf unse-   Nikolaus-Pfarrei und auch im Gemeinde-
               rer Rheinseite an.                               haus an der Friedenskirche willkommen. Die
                                                                Bücherei wird im Herbst ihre Türen in der
               Wir sind froh, für unser Pfarrheim diese neue    Volksbankfiliale am Feldmarker Markt öffnen.
               Nutzung gefunden zu haben. Das Gebäude           Aktuell wird geklärt, ob dort auch das Büro
               war in den letzten Jahren für die Gemeinde       Sprechzeiten anbieten kann.
               an der Herz-Jesu-Kirche zu groß geworden.
               Weiter ist durch die Treppenanlage zum Ein-                                     Stefan Sühling

          22
Zum Tag der Schöpfung

                    26. September 2021

                    14 Uhr

                    Ökumenischer
                    Gottesdienst

                   auf Gut Grenzenlust
                   Bruchweg 4-6, Hamminkeln

        Anzeigen

AUGUST 2021                                   23
NOTIERT

24
Altsilber für den fairen Handel

P   akilia ist eine Firma, die nach Fair-Trade-Prinzipi-
    en Silberschmuck verkauft. Durch direkten Kon-
takt zu den mexikanischen Kunsthandwerkerfami-
                                                           möchte ganz praktisch helfen und auch wir alle kön-
                                                           nen mitmachen.

lien in Taxco und den Verzicht auf Zwischenhändler         Hat nicht jede*r von uns geerbten Silberschmuck
agiert die Firma als unmittelbarer Ansprechpartner         oder ungenutzte Silbergegenstände, die nicht mehr
für Hersteller und Kunden.                                 getragen oder verwendet werden? Warum sollte die-
                                                           ser wertvolle Rohstoff unbeachtet in der Schatulle
Die Silberpreise sind im letzten Jahr um mehr als          liegen, wenn er andernorts Sorgen erleichtern und
80% gestiegen! Dies bedeutet für die Silberschmie-         wieder nutzbar gemacht werden könnte? Macht mit
d*innen in Taxco eine zusätzliche finanzielle Belas-       bei der Sammelaktion, denn Schenken macht glück-
tung beim Einkauf des wertvollen Rohstoffs und ein         lich und der Umwelt ist auch etwas Gutes getan!
höheres Risiko, wenn sie den handwerklich herge-
stellten Schmuck nicht sicher verkaufen können.            So einfach funktioniert es:
                                                           Ihr habt noch alte Ringe, Ketten, Armbänder oder
Außerdem erschweren die Folgen der Pandemie                Gegenstände aus Silber und leider keine Verwen-
den Alltag der Menschen: Der ausbleibende Tou-             dung mehr … dafür?
rismus und die landesweite Wirtschaftskrise haben
direkte Auswirkungen auf die Einkommenssituation           Dann meldet euch bei mir telefonisch 0281
der Kunsthandwerker*innen in Taxco. Die Verkaufs-          20685947 oder per E-Mail melbers@t-online.de
möglichkeiten für ihre Handwerksprodukte sind
noch weniger geworden und die Umsatzeinbußen                                                      Maria Elbers
treffen die Familien wegen des Mangels an Alterna-
tiven oder staatlicher Unterstützung schwer. Pakilia

Anzeigen

                                                            INFO
                                                            www.pakilia.com/Aktion-
                                                            Altsilber-sammeln

AUGUST 2021                                                                                                25
N   ach § 323c StGB (Strafgesetzbuch) ist „Un-
ICH HAB DA MAL

                          terlassene Hilfeleistung“ ein Straftatbe-
                      stand des Deutschen Strafrechts.                                UNTERLASSENE
   NE FRAGE

                      Wow, höre ich Dich schon fragen, wie kommt
                      der ausgerechnet JETZT auf dieses Thema?
                      Antwort: Ja, es packt mich jedes Mal neu, wenn
                      alles Elend, das diese verrückte Welt für uns
                                                                                            HILFELE
                      bereithält und durch alle Medien jeden Abend                                              –was bede
                      wieder aufs Neue rauf und runter beschrieben
                      wird und ich meine persönliche Ohnmacht spü-
                      re, die mich jedes Mal erbarmungslos wieder
                      runterzuziehen droht.

                      Dann kommt auch das Bild von dem zweijähri-
                      gen syrischen Jungen Alan Kurdi wieder in mein
                      Bewusstsein. Sein Leichnam war nach seinem
                      Ertrinken an der türkischen Mittelmeerküste
                      angeschwemmt worden. Das Bild, das um die
                      Welt ging, zeigte das tote Kind, bekleidet, die
                      Schuhe noch an den Füßen, bäuchlings auf dem
                      nassen Strand in der Brandung liegend. Jeder
                      kennt dieses unheimliche, bedrückende, fast
                      schon irreale Bild. Jede Hilfe kam seinerzeit zu
                      spät und so starben mit ihm auch seine Mutter
                      und sein Bruder in den Fluten des Mittelmee-
                      res nahe der türkischen Küste. Nur der Vater
                      überlebte. Die Aufzählung von fehlender oder
                      unzureichender Hilfeleistung ließe sich endlos
                      fortsetzen. Man denke nur an die Konzentrati-
                      onslager in der Nazizeit oder aktuell an die glo-
                      bale Unterernährung der Menschen, vor allem
                      auf der Südhalbkugel der Erde, die dazu führt,
                      dass mehr als 20.000 (!) Menschen jeden Tag
                      verhungern, darunter alle fünf Sekunden ein
                      Kind. Die Weltgemeinschaft hilft nicht oder nur
                      unzulänglich, um das Elend zu beenden.

                      Das ist die menschliche Seite der unterlasse-
                      nen Hilfeleistung, aber viele Menschen fragen
                      sich, wo ist und wo war Gott? Die Frage, warum
                      ein gütiger und allmächtiger Gott die Not und
                      das Leid zulässt. Ist Gott vielleicht gar nicht all-   chen. Viele halten es heute noch so. Doch für
                      mächtig, wie wir im Glaubensbekenntnis bezeu-          die zunehmende Zahl von Christen hat diese
                      gen?                                                   Selbstverständlichkeit tiefe Risse bekommen.
                                                                             Angesicht des immensen Leids, vielfältiger
                      Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmäch-            unverschuldeter Not durch zunehmende Um-
                      tigen …?                                               weltkatastrophen und Kriege, ganz zu schwei-
                                                                             gen von den unzähligen Hungertoten dieser
                      Generationen von Christen haben den Satz               Erde stellt sich die Frage: „Kann man Gott
                      aus dem Glaubensbekenntnis nachgespro-                 noch als allmächtig und als liebenden Schöpfer

                 26
Daran haben sich schon große Geister abgear-
                                                    beitet. Die Erklärungen waren allerdings immer
                                                    schon sehr unterschiedlich. Was bedeutet das
                                                    für den selbstbewussten, gläubigen Christen

EISTUNG                                             von HEUTE? - Millionenfache Gebete täglich
                                                    mit dem Nachsatz: „WIR BITTEN DICH, ER-
                                                    HÖRE UNS“ haben die Bittsteller, nüchtern be-
                                                    trachtet, nicht viel weitergebracht.
eutet das?
                                                    Warum aber wird Gott für seine unterlasse-
                                                    ne Hilfeleistung nicht bestraft, wie das bei uns
                                                    Menschen in demokratischen Staaten möglich
                                                    ist? Zugegeben, eine eher zynische Frage. Die
                                                    Relativitätstheorie eines Albert Einstein zu er-
                                                    klären, ist dagegen vielleicht vergleichsweise
                                                    einfach. Wäre es unter Umständen hilfreich,
                                                    die Frage an einen Theologen seines Vertrau-
                                                    ens weiterzureichen. Die haben ja auch über
                                                    Jahrhunderte hinweg beispielsweise die Jung-
                                                    frauengeburt Marias und weitere strittige Fra-
                                                    gen des Glaubens erklären können - sorry, oder
                                                    drifte ich jetzt wieder ins Zynische ab?

                                                    Nun werde ich bald 77, und nach all den Le-
                                                    bensjahren habe ich begriffen, dass die Frage,
                                                    ob ein Mensch, wissend oder unwissend, gut
                                                    oder böse ist, eine ganz sinnlose Frage ist. Der
                                                    Mensch kann ja alles sein, selbst ein Priester,
                                                    wie wir immer wieder erfahren müssen.

                                                    Ferdinand von Schirach sagt:
                                                    >Wir müssen uns damit abfinden, dass es ge-
                                                    nauso töricht ist zu sagen, das Leben habe kei-
                                                    nen Sinn, wie das Gegenteil. Das ist kein kalter
                                                    Nihilismus, kein zynisches Weltbild, keine Ab-
                                                    kehr und kein Aufgeben. Es ist das Gegenteil.<

                                                    Deshalb wäre es, meine ich, hilfreich und viel-
                                                    versprechend, wenn du sowohl über dich selbst
                                                    mehr nachdächtest, wie auch über die Theolo-
                                                    gie der letzten 2000 Jahre und darüber, ob dein
                                                    persönlicher Glaube genügend selbstbewusst
    wahrnehmen, oder ist er sogar ohnmächtig? Ist   und kritisch ist, ….und vielleicht stellt sich dir
    er noch ein guter und liebender Freund seiner   dann gar nicht mehr die Frage nach der Verant-
    Geschöpfe und Hintergrund der Evolution?        wortung Gottes, sondern nach deiner eigenen.
    Verkommt er nicht eher zunehmend zum Kum-
    merkasten in unserm Leben, gleichsam einem      Das ist alles – aber es ist wichtig. Nur das bringt
    Callcenter für unsere Hilferufe.                dich weiter.

    Die Theodizeefrage, also die Frage nach der                                          Rainer Döller
    Gerechtigkeit Gottes, ist nicht neu.

    AUGUST 2021                                                                                           27
NACHERZÄHLT

28
„Wer ohne Sünde ist
werfe den ersten Stein“

Martina lachte trocken. „Du redest von der Bibel?“         Thomas stellte die Schuhe neben seiner Wohnungstür
Ein harter Zug schlich sich um ihren Mund. Gegen die       ab und kramte seinen Schlüssel hervor. „Oh, bekom-
Wand des Treppenhauses gelehnt, spähte sie zu ihrem        men sie Besuch? Wenn nicht, könnten wir dann viel-
Nachbar herab, der dort Staub aufkehrte. „Naja Max,        leicht eine der Chipstüten gegen Eier tauschen? Ich
im Gegensatz zu dir habe ich noch nie zu spät das Trep-    habe aus Versehen zu viele gekauft.“
penhaus gefegt. Natürlich ist es manchmal lästig, aber
wir leben hier in einer Gemeinschaft, da muss man sich     Sofort krallte sie die Finger fester um den Griff der
an die Regeln halten und es wie alle anderen machen.       Tüte und machte einen Schritt zurück. „Nein, die brau-
Selbst Leute wie du.“                                      che ich.“ In Gedanken fügte sie hinzu: „Wenn ich teilen
                                                           wollte, hätte ich sie mir nicht gekauft. Mit euch schon
Mitten in der Bewegung hielt er inne. „Wie bitte?“         gar nicht.“

„Ach, du weißt, was ich meine.“                            „Schade.“ Thomas legte Max eine Hand auf die Schul-
                                                           ter. „Ich geh schon mal rein und fange an zu kochen,
Max warf den Kopf in den Nacken, die Lippen zusam-         okay?“
mengepresst, als müsse er ein Stöhnen unterdrücken.
„Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkei-     „Mach das. Ich bin gleich fertig, dann helfe ich dir.“
ten bereitet habe. Nächstes Mal werde ich das Trep-
penhaus direkt am Montag fegen, aber…“ In diesem           Martina verdrehte die Augen. Ohne ein Abschieds-
Moment fiel die Haustür im Erdgeschoss ins Schloss.        wort drehte sie sich weg und stapfte die Treppe herauf,
                                                           sodass der Schlamm von ihren Schuhen in alle Richtun-
„Max?“, kam es von dort. „Soll ich die Schuhe hier schon   gen flog. Da hatte der Regen wenigstens einen Nutzen
ausziehen? Dann trag ich nicht direkt den Dreck wie-       gehabt.
der herein.“
                                                           Auf halben Weg kam ihr Lina entgegen. Sie trug ein en-
„Das wäre nett, danke Thomas!“                             ges Kleid, ihre Absätze klapperten auf den Stufen und
                                                           mit jedem Schritt wippten ihre Haare fröhlich hin und
Nur Augenblicke später kam der junge Mann die Trep-        her. „Schönen Abend, Frau Mayer!“ Lächelnd hob sie
pen hoch, seine Schuhe in der einen, eine Einkaufstüte     die Hand.
in der anderen Hand. Als er die beiden sah, breitete
sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Guten Abend      Martina grunzte nur. „Wenn sie sich so anzieht, darf
Frau Mayer.“                                               sie sich nicht wundern, wenn mit ihr etwas passiert.“,
                                                           dachte sie, „Sie hält sich wohl für ein Model…ich war in
Martina bedachte ihn mit einem Nicken. Als sie sich        ihrem Alter doppelt so schön.“
bückte, um ihre eigenen Einkaufstüten aufzuheben,
verzog sie abfällig den Mund.                              „Sorry Max, meine Schuhe sind wirklich sauber.“, tönte es
                                                           von unten, bevor Martina ihre Tür zuschlug. Schnaufend
„Waren Sie auch einkaufen? Wenn Sie mir nächstes           lehnte sie sich dagegen. „Die Jugend ist echt zu nichts zu
Mal Bescheid geben, kann ich Ihnen gerne etwas mit-        gebrauchen. Kein Wunder, dass sie nicht mal das Trep-
bringen. Ich komme eh nach der Arbeit am Supermarkt        penhaus vernünftig fegen können.“ Ihr Schlüssel fiel ne-
vorbei.“                                                   ben dem Schlüsselkasten zu Boden und sie bahnte sich
                                                           ihren Weg durch gefüllte Müllsäcke und wochenalte Piz-
„Das ist nicht nötig. Ich brauche nicht viel.“ Demons-     zaschachteln ins Wohnzimmer. „Denen ist nicht mehr zu
trativ hob sie die Tüten an. Darin raschelten Chips,       helfen … Ich muss mich jetzt erst mal entspannen.“
knisterte die Schokoladenverpackung und klirrten die
Weinflaschen gegeneinander.                                                                              Lara Robbie

AUGUST 2021                                                                                                         29
J E T Z T ist die Zeit …
     den Augenblick zu genießen

     den Menschen, die ich liebe, dies zu zeigen

     dankbar zu sein für mein Leben
     und für die Menschen, die mein Leben bereichern

                                                       Rainer Döller

30
IMPRESSUM

      Sankt Nikolaus | Pfarrbüro                                                   Fotos
      Martinistr. 10a, 46483 Wesel                                                 Titelbild: pixabay
      Tel.: 0281/ 3002669-111                                                      Seite 18, 22, 28: Peter Weidemann /
      service@sanktnikolaus-wesel.de                                               pfarrbriefservice
      seitenschiff@sanktnikolaus-wesel.de                                          Pixabay: Seiten 4, 6, 11, 16, 17, 20, 24, 26, 30
                                                                                   Privat: Seiten 5, 8, 12, 14, 15, 23
      Redaktion
      Stefan Sühling, Rainer Döller, Gerd Heiming, Sigrid                          Layout und Satz
      Hochstrat, Petra Klingberg / Redaktionsleitung,
      Barbara Börgers, Sandra Schmidt, Ute Schmitz,                                Eva Lotta Stein
      Sarah Rochel, Sandra Gerdes                                                  Cheruskerring 19
                                                                                   48147 Münster
      Anzeigen                                                                     Tel.: 0251/ 4839-290
      Nico Helmer                                                                  kontakt@kampanile.de
      Tel.: 0251/ 4839-231                                                         www.kampanile.de
      anzeigen@kirche-und-leben.de
                                                                                   Druck
      Lektorat                                                                     Bonifatius, Paderborn
      Heidi Schmidt                                                                www.bonifatius-druckerei.de

       Anzeigen

Anz. Biesemann105x75ZW 11.3.2016 9:23 Uhr Seite 1
                                                                                           Werner-von-Siemens-Str. 11 | 46485 Wesel
                                                C   M   Y   CM   MY   CY CMY   K         Fon: 02 81/8 98 89 | www.elektro-berscheid.de

                                                                                                                       Wir sind
                                                                                                                     für Sie da !!!
                                                                                           Mehrgenerationenhaus Schepersfeld
                                                                                             Mehrgenerationenhaus Bogen
                                                                                               Familienfördernde Dienste
                                                                                        Alle Angebote, unter Berücksichtigung der aktuellen
                                                                                        Auflagen, finden Sie unter
                                                                                        www.mgh-skfwesel.de/spass-begegnung/aktuelles.php
                                                                                        oder telefonisch unter 0281- 952 38 135 oder 0281-28267
                                                                                        von Montag - Freitag von 9.00 Uhr - 17.30 Uhr

      AUGUST 2021                                                                                                                         31
Probedruck
HAUPTAMTLICHE SEELSORGER

          Pfarrer Stefan Sühling           Kaplan Jan Henrik Röttgers        Pastor Gerd Baumann
KONTAKT

          Martinistr. 10a                  Martinistraße 10a                 Martinistr. 10a
          46483 Wesel                      46483 Wesel                       46483 Wesel
          Tel.: 0281 / 3002669-210         Tel.: 0281 / 3002669-220          Tel.: 0281 / 3002669-230
          stefan.suehling                  janhenrik.roettgers               gerd.baumann
          @sanktnikolaus-wesel.de          @sanktnikolaus-wesel.de           @sanktnikolaus-wesel.de

          Pastoralreferent                 Pastoralreferent                  Pastoralreferent
          Martin Bußmeier                  Raphael Günther                   Martin Knauer
          Martinistr. 10a, 46483 Wesel     Martinistr. 10a, 46483 Wesel      Martinistr. 10a, 46483 Wesel
          Tel.: 0281 / 3002669-260         Tel.: 0281 / 3002669-270          Tel.: 0281 / 3002669-280
          martin.bussmeier                 raphael.guenther                  martin.knauer
          @sanktnikolaus-wesel.de          @sanktnikolaus-wesel.de           @sanktnikolaus-wesel.de

          Pastoralreferentin               Pastoralassistent
          Carolin Bösing                   Raphael Hülsbömer
          Martinistr. 10a, 46483 Wesel     Martinistr. 10a, 46483 Wesel
          Tel.: 0281 / 3002669-300         Tel.: 0281 / 3002669-320
          carolin.boesing                  raphael.huelsboemer
          @sanktnikolaus-wesel.de          @sanktnikolaus-wesel.de

          SEELSORGE IN KRANKENHÄUSERN UND SENIORENEINRICHTUNGEN

          Pastoralreferentin Katharina Mikolaszek      Pastoralreferentin Schwester                     Pastoralreferentin Paquita Peiniger
          Martinistr. 10a                              Lincy Mannasseril (Marien-Hospital)              (Evangelisches Krankenhaus)
          46483 Wesel                                  Pastor-Janßen-Str. 8 - 38                        Schermbecker Landstr. 88
          Tel.: 0281 / 3002669-290                     46483 Wesel                                      46485 Wesel
          katharina.mikolaszek                         Tel.: 0281 / 104-0                               Tel.: 0281 / 106-2914
          @sanktnikolaus-wesel.de                      lincy.mannasseril@sanktnikolaus-wesel.de         paquita.peiniger@sanktnikolaus-wesel.de

          PFARRBÜRO SANKT NIKOLAUS

          Martinistr. 10a                      Pfarrsekretärinnen                Büroleitung                      Veröffentlichungen
          46483 Wesel                          Sandra Adams                      Sigrid Hochstrat                 Petra Klingberg
          Tel.: 0281 / 3002669-111             Angelika Hußmann                  Tel.: 0281 / 3002669-110         Tel.: 0281 / 3002669-117
          service@sanktnikolaus-wesel.de       Eleonore Pospiech                 sigrid.hochstrat@                petra.klingberg@
                                                                                 sanktnikolaus-wesel.de           sanktnikolaus-wesel.de
                                               Bürozeiten
                                               Mo. - Sa. 09:00 - 12:00
                                               Di. + Do. 15:00 - 17:00
                                               Sa nach Vereinbarung

          FILIALBÜROS (Zeiten unter Vorbehalt)

          Filialbüro auf dem Fusternberg                Filialbüro in der Feldmark                      Filialbüro in Flüren
          Am Kirchplatz 5, 46485 Wesel                  (umbaubedingt geschlossen)                      (umbaubedingt geschlossen)
          Bürozeit: Di. 15:30 - 16:30                   An der Herz-Jesu-Kirche 6, 46483 Wesel          Flürener Weg 25, 46487 Wesel
          Tel.: 0281 / 3002669-130                      Bürozeit: Do. 10:00 - 12:00                     Bürozeit: Di. 09:30 - 10:30
                                                        Tel.: 0281 / 3002669-150                        Tel.: 0281 / 3002669-180

          Filialbüro in Bislich                         Filialbüro in Obrighoven                        Filialbüro im Schepersfeld
          In den Plenken 1                              St. Antonius Weg 13                             Am Birkenfeld 2, 46485 Wesel
          46487 Wesel                                   46485 Wesel                                     Bürozeit: Fr. 09:00 - 10:00
          Bürozeit: Mo. 09:00 - 11:00                   Bürozeit: Do. 15:00 - 17:00                     (nicht am 1. Fr. im Monat)
          Tel.: 02859 / 258                             Tel.: 0281 / 3002669-120                        Tel.: 0281 / 3002669-140

          VERBUNDLEITUNGEN DER KINDERTAGESEINRICHTUNGEN
          Sandra Gerdes                                Maria Heynen
          Martinistr. 10a                              Martinistr. 10a
          46483 Wesel                                  46483 Wesel
          Tel.: 0281 / 3002669-710                     Tel.: 0281 / 3002669-810
          sandra.gerdes@sanktnikolaus-wesel.de         maria.heynen@sanktnikolaus-wesel.de              www.sanktnikolaus-wesel.de
Sie können auch lesen