Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner - Praxishilfe für die Kooperation von Kirche, Kinder- und Jugendarbeit und Grundschulen in ...

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                                                                       Text

Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner
Praxishilfe für die Kooperation von Kirche, Kinder- und Jugendarbeit
und Grundschulen in Baden-Württemberg

Weitere Informationen: www.ganztag-bw.de                                         1
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Redaktion (v.l.n.r.):
                          Dr. Wolfgang Ilg, Achim Wicker, Oliver Pum, Kerstin Sommer, Christian Schuhmacher

                          Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner – Praxishilfe für die Kooperation von
                          Kirche, Kinder- und Jugendarbeit und Grundschulen in Baden-Württemberg

                          Herausgeber
                           • Diözese Rottenburg-Stuttgart (Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr)
                           • Evangelische Landeskirche in Württemberg (Oberkirchenrat Werner Baur)
Impressum                  • Erzdiözese Freiburg (Ordinariatsrätin Susanne Orth)
                           • Evangelische Landeskirche in Baden (Oberkirchenrat Prof. Dr. Christoph Schneider-Harpprecht)

Die Praxishilfe online:   Redaktion
www.ganztag.de            Dr. Wolfgang Ilg/Oliver Pum (Redaktionsleitung), Christian Schuhmacher, Kerstin Sommer, Achim Wicker.
                          Weitere Beiträge von Eva Graf, Dr. Wolfhard Schweiker, Maike Schweizer und Katja Stange.
                          Sofern die Beiträge nicht namentlich gekennzeichnet sind, werden sie vom Redaktionsteam verantwortet.
                          Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Verfasserin/des Verfassers wieder.

                          Bildmaterial
                          Titel: Stephanie Hofschläger, pixelio.de; Seite 2: Eberhard Fuhr; Seite 44: Dan Race, fotolia.de;
                          DVD „Blickwinkel” des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR); Bildmaterial aus den Projekten

                          Layout, Satz, PrePress
                          Büro für Öffentlichkeitsarbeit Marko Junghänel, München, www.marko-junghaenel.de

                          Druck
                          Ilda-Druck, Gräfelfing

                          Kostenloser Download, ergänzendes Material und Bezug der Praxishilfe unter www.ganztag.de
                          Alle Rechte vorbehalten. 1. Auflage, Stuttgart, April 2015
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Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner
Praxishilfe für die Kooperation von Kirche, Kinder- und Jugendarbeit
und Grundschulen in Baden-Württemberg
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Inhalt

              Die Welt anschauen! –                                            D   Tischtennis und Schach AGs _______________________         29
              Geleitwort der kirchlichen Bildungsverantwortlichen ________ 6   E   Bläserklasse ____________________________________          30
                                                                               F   AMICi Theaterprojekt ____________________________          31
              Kirchen haben einen hohen Stellenwert –                          G   Singen und Sprechen _____________________________          32
Information   Geleitwort Kultusminister Andreas Stoch _________________ 7      H   Kinder der Welt _________________________________          33
Text                                                                           I   Kirchenmäuse AG _______________________________            34
              Die neuen Regelungen zur Ganztagsgrundschule ___________ 8       K   Schulfrühstück im Café Morgensonne _______________         35
              Eine Ganztagsgrundschule findet Partner ________________ 10      L   Leseomis an der Grundschule ______________________         36
              Was brauchen Schulen, damit Kooperation gelingt? ________ 11     M   Schulsanitäter an der Grundschule –
              Praktische Schritte zu einer Kooperation mit                         Ersthelfer von morgen ____________________________         37
              (Ganztags-)Grundschulen ____________________________ 12          N   Raum für Ruhe _________________________________            38
              Zuständigkeiten im System Ganztagsgrundschule __________ 13      O   Konfi 3 ________________________________________           39
              Mit vereinten Kräften – Personen in der Ganztagsschule ____ 14   P   Sternsinger AG _________________________________           40
              Rechtliche Fragestellungen im Überblick _________________ 16     Q   Weißt du, was ich glaube? Eine Entdeckungsreise
              Ausschnitte aus den Rahmenvereinbarungen _____________ 18            durch Judentum, Christentum und Islam _____________        41
              Finanzierung ______________________________________ 20           R   Wie werden wir eine starke Klasse? –
              Ganztagsangebote an der Förderschule:                                Ein Tag der Orientierung für die Grundschule _________     42
              Starthilfen ins Leben ________________________________ 22        S   werde WELTfairÄNDERER! _______________________             43
              Mit FSJ und BFD an der Ganztagsgrundschule ____________ 23       T   Pfadfinder AG __________________________________           44
                                                                               U   Ferienspaß für Kinder ____________________________         45
              Praxisbeispiele _____________________________________       24   V   Schulkindbetreuung des Caritasverbandes ____________       46
              A Freizeit AG ____________________________________          26
              B Gemeinsam für unsere Kinder –                                  Ansprechpartner in Diözesen und Landeskirchen,
                  Jungschar Rasselbande und Jugendbegleiter ___________   27   Material und Literatur _______________________________ 47
              C Komm runter und sing mit! _______________________         28   Das Wichtigste in Kürze ______________________________ 48

         4                                                                                                  Weitere Informationen: www.ganztag.de
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»» Zusatz-Projekte im Internet und
       geografischer Überblick

 Zu den braun gedruckten Praxisprojekten finden Sie
Beschreibungen im Internet unter www.ganztag.de

a „Chor, Chor, Chor“ – Kinderchorprojekt Schopfheim
b „Rythm in the classroom“ – Angebot der Familien-                                                         d
  bildungsarbeit Ulm                                                                                     I   p
                                                                                                      q
c Senioren spielen mit Grundschülern Tischtennis –                                                      O Q h
  Backnang
d Theater AG – Weinheim                                                                                                                      B
e „Sport der Dich bewegt“ – Kindersportgruppe                                                                                    H
                                                                                                              f
  Köngen                                                                                          T                                      E
f Stille Pause – Sulzfeld                                                                             i                          c
g Projekt SKYWALKERS – Aitrach                                                                                         D
                                                                                                                                                     P
h Kinder begegnen Menschen im Alter – Dossenheim                                          s                                          G
                                                                                                                             S
i „Freiwilligendienste 2020“ – FSJ/BFD in kirchlichen                                                                  K
  Arbeitsfeldern                                                                                          R    N             e           l
k Abenteuer Bibel – Dossenheim (in der Karte bei                                      V                            L
  Buchstabe h zu finden)                                                                                                                         b
l KiBiWo: Kinderbibelwoche – Geislingen
m Schülerkirchentage – Ladenburg (in der Karte bei
                                                                                 n r
  Buchstabe Q zu finden)
                                                                                  F
n „Wer ist stärker?“ – Ein Menschenschattenspiel zur                                M
                                                                                  S
  Weihnachtsgeschichte – Hugstetten
                                                                                                                                                 g
o Gottesdienst auf dem Schulhof – Ladenburg (in der
                                                                             A
  Karte bei Buchstabe Q zu finden)                                                                                U
p Weihnachtsmusical – Schriesheim                                                    a
                                                                                 C
q „Mit Anton auf Entdeckungsreise gehen“ –
  Mannheim
r Familientreffen am Sonntag – Freiburg
s „Die coolen Kids“ – Baden-Baden
Weitere Praxisbeispiele in „Lebens-Werte entdecken“ (Stuttgart
2012) bzw. im Internet: www.kirche-jugendarbeit-schule.de

    In Baden-Württemberg nehmen circa 440.000 junge Menschen an mehr als 30.000 regelmäßigen außerschulischen Gruppenangeboten der evangelischen
und katholischen Jugendarbeit teil. Zusätzlich zu den regelmäßigen Angeboten sind knapp 770.000 Teilnahmen an über 21.000 Einzelangeboten zu
verzeichnen. Etwa 130.000 ehrenamtlich Mitarbeitende engagieren sich in der kirchlichen Jugendarbeit. Mehr als ein Viertel der ca. 4.000 allgemeinbildenden
Schulen in Baden-Württemberg kooperiert inzwischen mit kirchlicher Jugendarbeit (Statistiken der Kirchen 2014). Die oben aufgeführten Praxisbeispiele
erheben somit weder inhaltlich noch regional einen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern geben einen kleinen Einblick in mögliche Kooperationsideen.

Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                                                     5
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»» Die Welt anschauen

                        Kirche in der Schule – geht’s nicht auch                      Angeboten und vielem mehr bieten sie sich als außer-
                        weltanschaulich neutral?                                      schulischer Partner an vielen Orten für die Kooperation
Geleitwort der                                                                        an.
kirchlichen Bildungs-     Wer schon einmal eine Bergtour unternommen hat, der           Seit dem 1. August 2014 ist eine neue Form der
verantwortlichen        weiß, wie sich dabei der Blick auf die Welt verändert. Von    Ganztagsgrundschule in Baden-Württemberg gesetzlich
                        oben sieht manches ganz anders aus, als wenn man mitten       ermöglicht worden. Dabei spielt die Zusammenarbeit mit
                        drin steckt – zwischen den Häusern oder im Gewühl der         Partnern im Gemeinwesen eine wichtige Rolle. Mit der auf
                        Straßen. Der Wanderer wird sich eingestehen: Einen ein-       Seite 18 in Auszügen abgedruckten Rahmenvereinbarung
                        zigen richtigen, „neutralen“ Blick gibt es nicht. Je nach     bekräftigen das Kultusministerium, die beiden katho-
                        Standpunkt sehen die Dinge unterschiedlich aus. Wichtig       lischen Diözesen und die beiden evangelischen Landes-
                        ist es, sich den eigenen Standpunkt klar zu machen, ihn       kirchen in Baden-Württemberg ihren Willen zu einer
                        bewusst einzunehmen, und von daher auch um andere             engagierten Zusammenarbeit im Bereich der Ganz-
                        Anschauungen zu wissen, sie zu respektieren und wert-         tagsgrundschulen. Kirchliche Angebote haben ein er-
                        zuschätzen.                                                   kennbares Profil. Die Pluralität der Schülerinnen und
                          So ist es auch mit der „Weltanschauung“, die wir als        Schüler, auch ihre unterschiedliche religiöse Prägung
                        Kirchen vertreten: Die christliche Perspektive ist keine      und Beheimatung wird bejaht und beachtet. Bei dezidiert
                        neutrale Sicht der Dinge. Sie sieht die Welt als Gottes       bekenntnisgebundenen Angeboten wird auf Freiwilligkeit
                        gute Schöpfung und jeden Menschen als einzigartiges           und Wahlfreiheit der Schüler und Eltern geachtet.
                        Geschöpf Gottes. Der Mensch mit seiner unantastbaren            Kooperationen zwischen Schule und außerschulischen
                        Würde steht im Mittelpunkt dieser Sicht. Nicht das was er     Partnern basieren auf guten Kontakten. Alle wirkliche
                        leistet macht ihn „wertvoll“. Er ist geliebt: Von Gott, vom   Kooperation beginnt mit Begegnung und braucht Per-
                        Mitmenschen, hoffentlich auch von sich selbst. Mit dieser     sonen, die Vertrauen in das Miteinander einbringen.
                        „Weltanschauung“ ermuntern wir die Christinnen und            Wir ermutigen dazu, die Zusammenarbeit vor Ort auf
                        Christen in den Gemeinden dazu, die Lebenswelten um           vielfältige Weise – und wo immer möglich: in ökume-
                        sich herum, auch die der Schule, anzuschauen und sich         nischer Gemeinsamkeit – aufzubauen. Unser Dank gilt
                        engagiert in diese Lebenswelten einzubringen.                 allen, die kirchliche Bildungsangebote in der Kooperation
                          Das baden-württembergische Schulgesetz formuliert:          mit Schulen aufbauen und damit umsetzen, was Kirche
                        „Die Schule hat den in der Landesverfassung verankerten       prägt: Die Welt anschauen, um die Menschen mit den
                        Erziehungs- und Bildungsauftrag zu verwirklichen. Über        Augen Gottes zu sehen.
                        die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten
                        hinaus ist die Schule insbesondere gehalten, die Schüler       Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr
                        in Verantwortung vor Gott, im Geiste christlicher                Diözese Rottenburg-Stuttgart
                        Nächstenliebe, zur Menschlichkeit und Friedensliebe (...)      Oberkirchenrat Werner Baur
                        zu erziehen und in der Entfaltung ihrer Persönlichkeit           Evangelische Landeskirche in Württemberg
                        und Begabung zu fördern.“ Die Kirchen bringen sich in          Ordinariatsrätin Susanne Orth
                        die Umsetzung dieses Erziehungs- und Bildungsauftrags            Erzdiözese Freiburg
                        engagiert ein. Mit ihrem Netz von Kirchengemeinden,            Oberkirchenrat Prof. Dr. Christoph Schneider-Harpprecht
                        Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit, musikalischen            Evangelische Landeskirche in Baden
         6                                                                                                       Weitere Informationen:
                                                                                                                    Weitere             www.ganztag-bw.de
                                                                                                                             Informationen: www.ganztag.de
Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner - Praxishilfe für die Kooperation von Kirche, Kinder- und Jugendarbeit und Grundschulen in ...
»» Kirchen haben einen hohen Stellenwert

  Ganztagsschulen eröffnen vielfältige Möglichkeiten,
auf Schülerinnen und Schüler sowie deren Interessen
und Begabungen individuell einzugehen. Der erweiterte
Zeitrahmen in der Ganztagsschule schafft zusätzliche                                                                     Geleitwort des
Lern- und Entfaltungsmöglichkeiten für die Kinder und                                                                    Kultusministers
weist den Weg zu größerer Chancengerechtigkeit. Damit                                                                    des Landes Baden-
geht auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf                                                               Württemberg
einher. Denn aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung
ist es heute notwendig, verlässliche ganztägige Bildungs-
und Betreuungsangebote bereitzustellen.

 Der von der Landesregierung im neuen § 4 a des Schul-
gesetzes verankerte Ausbau der Ganztagsschulen an
Grundschulen und Grundstufen der Förderschulen ist mir
persönlich ein besonders wichtiges Anliegen. Die neuen
Ganztagsschulen sollen sich überdies in den Sozialraum
öffnen und außerschulische Partner und deren Kenntnisse
und Fähigkeiten in den Ganztagsbetrieb einbeziehen.
Dadurch sollen sich die Schulen entsprechend der kon-
kreten Situation vor Ort, den Belangen der Schülerinnen
und Schüler und gemäß dem Schulprofil entwickeln              Ich freue mich sehr, dass die Kirchen hierzu bereit sind
können. Mit dem neuen Instrument der Monetarisierung         und danke ihnen herzlich dafür.
von Ganztagsschul-Ressourcen schaffen wir dazu die
notwendigen Voraussetzungen.

  So besteht auch für die Kirchen, die bereits die Rahmen-
vereinbarung „Kooperationsoffensive Ganztagsschule”          Andreas Stoch MdL
mit dem Land unterzeichnet haben und die auch                Minister für Kultus, Jugend und Sport
traditionell an den Schulen einen hohen Stellenwert haben,   des Landes Baden-Württemberg
die Möglichkeit, sich als außerschulischer Partner an den
Ganztagsschulen zu engagieren und den Schülerinnen
und Schülern Angebote zu machen. Kooperationen sind
nicht nur an Ganztagsschulen möglich; auch über andere
Programme wie z.B. das Jugendbegleiter-Programm bieten
sich Kooperationsmöglichkeiten. Entscheidend für den
Erfolg der Kooperation sind nicht zuletzt die ganz
konkreten Bedingungen vor Ort, das Aufeinander-
Zugehen sowie das Engagement aller Beteiligten.

                       www.ganztag-bw.de
Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                             7
Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner - Praxishilfe für die Kooperation von Kirche, Kinder- und Jugendarbeit und Grundschulen in ...
»» Die neuen Regelungen ...

                             Am 16. Juli 2014 hat der Landtag von Baden-                   • Es gilt Schulgeldfreiheit. Für Mittagessen kann
                           Württemberg das Gesetz für die Ganztagsgrundschule und            ein Entgelt erhoben werden. Ebenso können bei
                           die Grundstufen der Förderschulen verabschiedet. Damit            zeitlich oder inhaltlich über den Ganztagsbetrieb
Zitat                      ist die Ganztagsschule kein Schulversuch mehr, sondern            hinausgehenden Angeboten Entgelte erhoben werden.
„Zu einem zeitgemäßen      verbindlich im Schulgesetz verankert. Das neue Konzept            Mindestens ein kostenloses Angebot muss jederzeit
evangelischen Selbstver-   wurde in enger Abstimmung mit den kommunalen                      sichergestellt werden.
ständnis zählt die         Landesverbänden entwickelt. Es zeichnet sich dabei durch        • Der Schulträger beantragt die Einrichtung einer
Bereitschaft und           seine Flexibilität aus. Schulträger und Eltern können wählen      Ganztagsschule auf Basis eines pädagogischen
Fähigkeit, mit Offenheit   zwischen der verbindlichen Form der Ganztagsschule, an            Konzepts, eine Zustimmung der Schulkonferenz zum
und klarer Identität den   der alle Kinder einer Schule teilnehmen, und der Wahlform,        Antrag ist notwendig.
interreligiösen Dialog     bei der die Eltern entscheiden, ob sie ihr Kind anmelden.
zu suchen. Wir bejahen     Außerdem gibt es vier verschiedene Zeitmodelle, die sich       Mittagspause in der Ganztagsschule
die religiöse Vielfalt,    den Bedürfnissen vor Ort anpassen.                              • Die Gesamtverantwortung für die Aufsicht über die
die es an Schulen gibt.      Mit der Schulgesetzänderung möchte die Landesre-                Schülerinnen und Schüler liegt grundsätzlich beim
Im gemeinsamen             gierung einen flächendeckenden Ausbau von Ganztags-               Land.
Nachdenken über            grundschulen voranbringen. Jedes Kind soll die Möglich-         • Die Schulträger übernehmen die Bereitstellung,
wesentliche Fragen         keit haben, eine Ganztagsschule in erreichbarer Ent-              Ausgabe und Beaufsichtigung im Speiseraum für alle
des Lebens besteht die     fernung besuchen zu können. Dabei wird angestrebt,                Schülerinnen und Schüler.
Stärke evangelischer       dass sich bis 2023 rund 70 Prozent der Grundschulen             • Die Kommunen übernehmen eine Kostenbeteiligung
Jugendarbeit. Antworten    und Grundstufen der Förderschulen an dem neuen                    bei der Aufsicht. Monetarisierungsmittel (siehe Seite
auf solche Fragen werden   Ganztagsschulprogramm beteiligen. Rund 158 Millionen              20/21) können für die Mittagspause nicht eingesetzt
durch Menschen mit         Euro investiert das Land im Endausbau dafür.                      werden.
erkennbarem Profil           Mittelfristig ist daran gedacht, Ganztagsangebote auch
erlebbar.“                 an den weiterführenden Schulen auszubauen.                     Andere Betreuungsprogramme
Gottfried Heinzmann,         Mit der Änderung des Schulgesetzes wurde somit seit            Die bestehenden Betreuungsprogramme werden bis
Leiter des Evangelischen   dem Schuljahr 2014/2015 ein neuer Rahmen für die               Ende des Schuljahres 2014/2015 wie bisher vom Land
Jugendwerks in             Ganztagsgrundschule gesetzt. In einem gemeinsamen              bezuschusst. Neuanträge auf Förderung des Landes sind
Württemberg (EJW)          Eckpunktepapier des Landes Baden-Württemberg und               ab dem Schuljahr 2015/2016 nicht mehr möglich. Für
                           der kommunalen Landesverbände zur Ganztagsschule               die bestehenden Förderungen des Landes wird seitens
                           wird beschrieben, was die Voraussetzungen für den              des Landes ein Bestandsschutz ausgesprochen. Dieser
                           Ganztagsbetrieb sind. Hier die wichtigsten Stichpunkte:        gilt für den Status quo. Sofern ein Schulträger für eine
                             • Rhythmisierter Ganztagsbetrieb ist an drei oder            Schule den Antrag auf Einrichtung als Ganztagsschule
                                vier Tagen mit jeweils sieben oder acht Zeitstunden       nach dem neuen Konzept stellt und diese genehmigt wird,
                                möglich, der Schulträger kann sich für eine dieser        werden die Betreuungsprogramme nicht mehr vom Land
                                Formen entscheiden.                                       bezuschusst.
                             • Ganztagsschule gibt es entweder in der verbindlichen         Weiterhin möglich ist das Jugendbegleiterprogramm.
                                Form für alle Schülerinnen und Schüler einer Schule       Hier besteht die Möglichkeit, eine Aufwandsentschädigung
                                oder in der Wahlform.                                     für Ehrenamtliche auszubezahlen. Ebenfalls können

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                                                                                                                      Weitere             www.ganztag-bw.de
                                                                                                                               Informationen: www.ganztag.de
Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner - Praxishilfe für die Kooperation von Kirche, Kinder- und Jugendarbeit und Grundschulen in ...
»» ... zur Ganztagsgrundschule

Kooperationen mit gemeinnützigen Organisationen
durch ein eigenes Kooperationsbudget gefördert werden.
Weitere Informationen unter www.jugendbegleiter.de
 Weitere Betreuungsangebote außerhalb des Ganztags-                                                                      Zitat
betriebs obliegen dem Schulträger.                                                                                       „Mit ihrem Bildungsver-
                                                                                                                         ständnis und ihren Prin-
Beteiligung außerschulischer Partner                                                                                     zipien kann katholische
  In der Gesetzesbegründung zur Ganztagsschule heißt es                                                                  Jugendarbeit Schule
unmissverständlich: „Ganztagsschule kann nur gelingen,                                                                   aktiv mitgestalten.
wenn außerschulische Partner sich einbringen.“ Und weiter                                                                Daher sollten wir
ist im Gesetzestext zu lesen, Ganztagsschulen „ … sollen                                                                 Ganztagsschulen als
… mit außerschulischen Partnern zusammenarbeiten.“                                                                       Chance begreifen und
  Mit dieser „Soll“-Bestimmung war sich der Gesetzgeber                                                                  bewusst Kooperationen
durchaus bewusst, dass es auch einer entsprechenden                                                                      mit Schulen erproben.“
Ressourcenausstattung bedarf, denn die in der                                                                            Ulrich Müllerschön,
Ganztagsschule benötigte Verlässlichkeit kann nicht                                                                      Diözesanleiter
allein durch Ehrenamtliche geleistet werden. Um                                                                          BDKJ/BJA Diözese
eine Einbindung der außerschulischen Partner in die                                                                      Rottenburg-Stuttgart
Ganztagsschule zu fördern, hat das Land im Juni 2014 eine
Rahmenvereinbarung „Kooperationsoffensive Ganztags-
schule“ mit den kommunalen Landesverbänden, der
Jugendarbeit, den Kirchen und zahlreichen anderen
außerschulischen Partnern abgeschlossen. Die Kirchen
haben zusätzlich eine eigene Vereinbarung mit dem Land
abgeschlossen. Die wichtigsten Punkte der Rahmen-
vereinbarungen sind auf Seite 18 und 19 dieser Praxishilfe   Jugendarbeit arbeitet nach Prinzipien wie Partizipation,
abgedruckt.                                                  Freiwilligkeit, Lebensweltorientierung und Fehler-
  Die Träger der Kinder- und Jugendarbeit sowie die          freundlichkeit. Kinder- und Jugendarbeit steht für
Religionsgemeinschaften, denen nach Artikel 12 Abs.          einen wertschätzenden Umgang mit allen Kindern und
2 der Landesverfassung als „verantwortliche Träger der       Jugendlichen, knüpft an deren Interessen an und unter-
Erziehung“ eine wichtige Stellung zukommt, bringen für       stützt damit die Entwicklung sozialer und personaler
die Kooperation mit Ganztagsgrundschulen wichtige            Kompetenzen.
Voraussetzungen mit: Angebote für Kinder und Jugend-           Mit der Ganztagsschule stehen wir alle vor einer großen
liche gehören zu ihren genuinen Aufgaben, für die            gesellschaftlichen Herausforderung. Die Kinder- und
sowohl haupt- als auch ehrenamtlich Mitarbeitende            Jugendarbeit und die Religionsgemeinschaften können
nach verlässlichen Qualitätsstandards geschult werden;       sich mit ihren Potenzialen hervorragend einbringen
Ehrenamtliche zum Beispiel im Rahmen der bundesweit          und somit einen wichtigen Beitrag leisten, diese
gültigen Jugendleitercard (Juleica). Die Kinder- und         Herausforderung zu meistern.

                       www.ganztag-bw.de
Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                                 9
Kirche und (Ganztags-)Grundschule als Partner - Praxishilfe für die Kooperation von Kirche, Kinder- und Jugendarbeit und Grundschulen in ...
»» Eine Ganztagsgrundschule findet Partner

                         Formen der Ganztagsschule                                   • Der Schulträger beantragt nach Zustimmung der
                           Grundschulen, die Ganztagsschule werden wollen,             Schulkonferenz auf Grundlage des pädagogischen
                         können zwischen der verbindlichen Form (alle Schüler-         Konzeptes der Schule ein Modell des Ganztagsbetriebs.
Zitat                    innen und Schüler nehmen teil) oder der Wahlform            • Bereits eingerichtete Ganztagsschulen an Grund-
„Der Lebensraum          (individuelle Anmeldung der Schülerinnen und Schüler          schulen und den Grundstufen der Förderschulen
Schule erfährt eine      für ein Schuljahr) wählen.                                    können bei ihrem bisherigen Konzept bleiben oder die
Bereicherung, wenn                                                                     neue Form beantragen.
kirchliche Kinder- und   Termin der Antragsstellung                                  • Die Schulleitung beschließt die Kooperation mit
Jugendarbeit sich         Der Antrag der Grundschule muss immer bis Oktober            außerschulischen Partnern und entscheidet jährlich
mit ihrem reichen        des vorherigen Schuljahres gestellt werden (für das           darüber, wie viele Lehrerwochenstunden dafür in
Erfahrungsschatz in      Schuljahr 2016/2017 ist dies dann folglich der 1. Oktober     Geldform (Monetarisierung) verwendet werden.
ganzheitlicher Bildung   2015).                                                      • Der außerschulische Partner muss sich klar sein, in
darin einbringt.“                                                                      welcher Form seine Beteiligung stattfinden soll.
Ulrike Bruinings,        Ablauf des Antragverfahrens                                 • Die vom Kultusministerium bereitgestellte Muster-
Landesjugendpfarrerin     • Grundlage des Antrags ist das pädagogische                 vereinbarung wird angepasst und unterzeichnet.
der Evangelischen           Konzept der Schule. Das Konzept wird von der
Landeskirche in Baden       Gesamtlehrerkonferenz erarbeitet.
                          • An dieser Stelle ist vom außerschulischen Partner zu
                            klären, ob er in die Entwicklung des pädagogischen
                            Konzeptes einbezogen werden kann.

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                                                                                                                        Informationen: www.ganztag.de
»» Was brauchen Schulen, damit Kooperation gelingt?

Motivation und Begeisterung                                  der Kirchengemeinde oder des Jugendverbandes ge-
 Am Anfang steht eine Idee: Finden sich auf beiden Seiten    meinsam aufgebaut, Projekte zusammen entwickelt und
Menschen, die sich für die Idee und eine Kooperation         kontinuierlich begleitet.
begeistern lassen, kann daraus ein gutes Projekt werden –     Verabredungen, wie Informationen ausgetauscht wer-       Zitat
das zeigen vielfältige Erfahrungen.                          den sowie regelmäßige Austauschtreffen zwischen den       „Die kirchlichen Jugend-
                                                             beteiligten Partnern sorgen dafür, dass die Kooperation   verbände leisten wert-
Strukturelle Verankerung                                     gelingen kann.                                            volle Bildungsarbeit.
  Sowohl auf der Seite der Kirchengemeinden und                                                                        Was läge da näher, als
Jugendverbände wie auch auf der Seite der Schule braucht     Kontinuität und Regelmäßigkeit                            von diesem Angebot
es ein klares „Ja“ zur Kooperation. Wichtig ist, dass die      Vitale Kooperationen leben davon, dass Angebote         auch Schulen profitieren
verantwortlichen Gremien das Vorhaben unterstützen.          nicht nur einmal durchgeführt werden und dann wieder      zu lassen? Mit dem
  Die Stellenbeschreibungen der kirchlichen Mitarbei-        verschwinden. Kinder und Jugendliche, die positive        Kooperationsprojekt
tenden sollten das Arbeitsfeld der Kooperation mit Schule    Erfahrungen in den Angeboten machen, werden für           „Bringt Farbe in die
klar benennen und Ressourcen dafür bereithalten, damit       nachfolgende Aktionen werben oder selbst weiter daran     Schule” des BDKJ
auch bei anstehenden Stellenwechseln die Kontinuität         teilnehmen.                                               bringen wir zwei
gewährleistet werden kann.                                                                                             wichtige Bildungsträger
  Alle am Projekt Beteiligten sollten in der Gesamtlehrer-                                                             in eine fruchtbare
konferenz, im Schulsekretariat und beim Hausmeister                                                                    Zusammenarbeit.”
vorgestellt werden.                                                                                                    Paul Rögler, BDKJ-
                                                                                                                       Diözesanleiter
Gemeinsamer Blick auf die Zielgruppe
  Aus entwicklungspsychologischer Sicht wächst mit
zunehmendem Alter der Kinder und Jugendlichen das
Bedürfnis nach selbstbestimmten Aktivitäten. Das non-
formale Bildungsverständnis der Kinder- und Jugendarbeit
kann diesem Bedürfnis nachkommen.
  Wenn sich die beteiligten Partner von dem Ziel leiten
lassen, wie Kinder und Jugendliche von der geplanten
Kooperation profitieren, was sie brauchen, was ihnen
gut tun könnte, wenn ihre Interessen in den Mittelpunkt
gestellt werden, entstehen Projekte, die gut angenommen
werden.

Verlässlichkeit und Kommunikation
 Grundsätzlich braucht eine Kooperation zwischen Kirche
bzw. kirchlicher Jugendarbeit und Schule verlässliche
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Gute Ko-
operationen werden auf Grundlage der Vorüberlegungen

                       www.ganztag-bw.de
Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                              11
»» Praktische Schritte zu einer Kooperation mit
                                  (Ganztags-)Grundschulen

                             1. Klärung des eigenen Bildungsverständnisses              5. Konzept für das Angebot erarbeiten
                              • Welche Angebote machen wir für Kinder und                • Inhalte und Ziele der Partner definieren
                                 Jugendliche?                                            • Zielgruppe bestimmen
Zitat                         • Was lernen Kinder und Jugendliche bei unseren            • Zielsetzung festlegen
„Klasse, wenn die                Angeboten?                                              • Bedarf feststellen
kirchliche Kinder- und        • Wie lernen sie das?                                      • Kooperationsform finden (Art, Dauer und Häufigkeit
Jugendarbeit auch an der                                                                    der Maßnahme)
Grundschule erlebbar         2. Entscheidungsfindung                                     • Verantwortlichkeiten festlegen
wird. Als stellvertretende    • Anfrage der Schule oder Idee des kirchlichen Partners
Schulleiterin bin ich über    • Klärung der eigenen Positionen. Welche Risiken sehen    6. Planungsphase
Kooperationen dankbar            wir in einer Kooperation? Was darf nicht passieren?     • Konzept mit den Beteiligten besprechen; bei größeren
– unsere Türen stehen         • Klärung der eigenen Erwartungen. Was versprechen            Projekten: eigene Projektgruppe gründen
offen.“                          wir uns von der Kooperation? Welche Chancen sehen       • Einbindung von Ehrenamtlichen
Karin Wagner,                    wir?                                                    • Konkretisierung der Projektidee, Planungsschritte
Konrektorin an
der Grundschule              3. Partner im Sozialraum finden                            7. Kooperationsvereinbarung treffen
Sommerhofen,                  • Mit wem haben wir Kontakt im Sozialraum (z.B.            • Auf der Homepage des Kultusministeriums stehen
Sindelfingen                     Vereine, Jugendtreffs, andere Konfessionen …)?             Mustervereinbarungen für außerschulische Partner
                              • Welchen (ökumenischen) Partner wollen wir mit ins           und Einzelpersonen zum Download bereit:
                                 Boot nehmen?                                               www.ganztagsschule-bw.de

                             4. Ansprechpartner finden und Absprachen treffen           8. Durchführung des Angebots
                              • Mit welcher Schule möchten wir kooperieren?              • Kommunikation auch während des Projekts mit allen
                              • Wer spricht wen an?                                         Partnern
                              • Gibt es geeignete Personen an der Schule (Religions-     • Öffentlichkeitsarbeit (Schulrundbrief, Schwarzes Brett,
                                 lehrkräfte, Elternvertreter/innen, …) mit denen wir        Gemeindebrief, lokale Zeitung)
                                 zusammenarbeiten können?
                              • Wer trifft verbindliche Absprachen?                     9. Evaluation
                              • Gemeinsame Interessen finden                             • Haben wir unser Ziel erreicht?
                              • Identifizieren der Win-Win-Situation in der              • Was müssen wir für die Zukunft bedenken?
                                 Kooperation

          12                                                                                                      Weitere Informationen:
                                                                                                                     Weitere             www.ganztag-bw.de
                                                                                                                              Informationen: www.ganztag.de
»» Zuständigkeiten im System Ganztagsgrundschule

  Wer ist wofür zuständig? Wer verfügt über welche Kom-      Landeskirchen und Diözesen (Fachstellen)
petenzen? Das sind die ersten Fragen, wenn man sich als       • unterstützen die Entwicklung neuer Kooperationen
Kirchengemeinde oder Jugendverband für die Beteiligung          zwischen Kirchengemeinde, Jugendarbeit und Schule
an einer Ganztagsgrundschule entschieden hat.                   durch Schaffung neuer hauptamtlicher Stellen zur          Zitat
  Damit man gleich die kürzesten Entscheidungswege              Unterstützung und Begleitung                              „Ich mache das gerne,
findet und keine Zeit verliert, hier das „Who is Who?“ der    • unterstützen Projekte durch Fördermittel                  weil ich wichtig finde,
Zuständigkeiten.                                              • unterstützen ihre Einrichtungen, Kirchengemeinden         dass die Kinder mal raus
                                                                und (Jugend-)verbände durch Beratung und                  kommen, wenn sie den
Land                                                            Information                                               ganzen Tag in der Schule
 • erlässt neues Schulgesetz, auf dessen Grundlage Ganz-      • vertreten die Interessen der Kirchen auf politischer      so viel sitzen. Sie lernen
   tagsschulen eingerichtet werden                              Ebene                                                     bei uns ja auch ganz viel,
 • entscheidet über die Zulassung von beantragten             • bieten Aus- und Fortbildungsangebote für Ehren-           aber verpackt in tolle
   Ganztagsschulen                                              amtliche in der Ganztagsschule an                         Spiele wie zum Beispiel
 • weist zusätzliche Lehrerwochenstunden zu                                                                               beim Baummemory, das
 • ist verantwortlich für die Aufsicht in der Mittagspause   Dekanatsbeauftragte Kirche und Schule/                       wir als lustiges Suchspiel
                                                             Schulpastoral, Jugendreferenten, …                           gestalten. Hier in der AG
Kommune / Schulträger                                         • beraten Kirchengemeinden, Jugendverbände, Schule, …       sind auch viele Kinder,
 • beantragt die Einrichtung von Ganztagsschulen beim         • entwickeln, initiieren und begleiten neue Kooperationen   die sonst sicher nicht bei
   Land                                                         zwischen Kirche und Schule                                den Pfadis wären.“
 • übernimmt koordinierende Funktion                          • sind kompetente Ansprechpartner und Anwalt des            Lena, FSJlerin der
 • leitet im Rahmen der Monetarisierung erhaltene Mittel        Themas vor Ort                                            Evang. Kirchengemeinde
   des Landes an die Schulen weiter                                                                                       Rötteln
 • ist zuständig für das Mittagessen und die Beaufsichti-    Kirchliche Partner vor Ort: Kirchengemeinde,
   gung im Speiseraum                                        Jugendverbände, …
                                                              • sind Bildungspartner und Ansprechpartner für
Schulleitung / Schulkonferenz                                   Angebote an Schulen
 • erstellt pädagogisches Gesamtkonzept und setzt es nach     • bieten Schulen Zusammenarbeit an
   Genehmigung der Ganztagsschule um                          • sind Vertragspartner der Schulen und schließen
 • entscheidet über Zusammenarbeit mit außerschulischen         Kooperationsverträge ab
   Partnern                                                   • koordinieren den Einsatz der Haupt- und Ehren-
 • geht auf potenzielle außerschulische Partner zu, um          amtlichen und garantieren Verlässlichkeit des Angebots
   diese für eine Kooperation zu gewinnen                     • bemühen sich um den Brückenschlag zwischen Schule,
 • entscheidet, ob und in welchem Umfang Lehrer-                Kirchengemeinde, Jugendverband und Gemeinwesen
   wochenstunden monetarisiert werden

                       www.ganztag-bw.de
Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                                  13
»» Mit vereinten Kräften ...

                            Kirchliches Engagement in der Ganztagsschule geht nur             während der Unterrichtszeit mit Schülerinnen und
                          im engen Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt. Hier                Schülern lesen üben – oder Studierende, die mit
                          decken sich die Erfahrungen aus dem Projekt „Kirche und             Schülerinnen und Schülern Tischtennis spielen etc.
Zitat                     Schule“ (2012−2015) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
„Wir als Kirche haben     mit dem Projekt „In Bewegung“ der Evangelischen
spezielle Kompetenzen –   Landeskirche in Baden sowie der Studie „Jugend zählt!“:
ich denke an die          „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Vorbereitung
Vermittlung gemein-       und die Durchführung der lokalen Kooperationsprojekte
schaftsstiftender Werte   ohne das große Engagement der vielen Ehrenamtlichen
oder an die Gestaltung    nicht in diesem Umfang möglich gewesen wären.
von Ritualen − die        Allerdings wurde an allen Standorten das Engagement der
wir umso stärker in       beruflich Mitarbeitenden vor Ort gebraucht.“1
die Schulgemeinschaft       Die größte Herausforderung besteht darin, Ehrenamtliche
einbringen sollten, je    zu gewinnen, die bei regelmäßigen wöchentlichen Ange-
mehr Zeit unsere Kinder   boten mitarbeiten können. Mit Blick auf die Zeiten am
dort verbringen. Meiner   frühen Nachmittag sind viele Erwachsene berufstätig
Erfahrung nach sind die   und die Schülerinnen und Schüler sind selbst noch in
Schulen offen dafür und   der Schule. Bei Angeboten die vor Beginn der Schule
froh, wenn wir mit im     (Frühschichten, Frühstück, …), nur wenige Male oder über
Boot sind.“               einen begrenzten Zeitraum durchgeführt werden, ist dies
Ulrike Engel,             einfacher.
Schuldekanin
                          Ehrenamtliche gewinnen
                            Schaut man auf die bisherigen Kooperationen mit
                          Schulen, so sind es ganz unterschiedliche Personen, die
                          als Ehrenamtliche gewonnen werden. Ganz wichtig ist
                          hierbei, dass die neuen Ehrenamtlichen sich ihre Aufgaben
                          selber suchen und im Engagement gleichberechtigte
                          Partner sein wollen.                                              • Gruppen von Ehrenamtlichen, die sich die Angebots-
                            • Jugendleiter einer Jugendgruppe oder eines Jugend-              zeiten das Schuljahr über aufteilen und somit nur
                              verbandes, die einmal in der Woche oder im Monat ein            an einer überschaubaren Zahl von Terminen präsent
                              Angebot oder ein Projekt durchführen                            sein müssen. In mehreren Projekten sind dies zum
                            • Jugendverbände bilden Schülermentoren aus, die im               Beispiel die Zeiten zwischen Schulferien, die jeweils ein
                              Ganztagsbereich Angebote durchführen                            Ehrenamtlicher abdeckt
                            • Menschen, die eine besondere Gabe einbringen, wie             • Menschen, die sich bislang noch nicht in der Kirchen-
                              zum Beispiel die „Lese-Omis“, die einmal pro Woche              gemeinde engagieren, aber sich für ein bestimmtes
                                                                                              Projekt oder eine Aufgabe mit Schülerinnen und
                          1
                           Quergedacht – Projekt „In Bewegung“: Kooperation von Gemeinde,     Schülern gewinnen lassen
                          Jugendarbeit und Schule, Karlsruhe 2014, S. 28
          14                                                                                                         Weitere Informationen:
                                                                                                                        Weitere             www.ganztag-bw.de
                                                                                                                                 Informationen: www.ganztag.de
»» ... Personen in der Ganztagsschule

  Wichtig sind dabei neben einer ansprechenden Öffent-      Hauptamtliche sind wichtig
lichkeitsarbeit vor allem die persönliche Ansprache und       Eine verlässliche Kooperation von Kirche, Jugendarbeit
die Sicherstellung der Begleitung der Ehrenamtlichen.       und Schule braucht hauptamtliche Brückenbauer, unter
                                                            anderem um Ehrenamtliche zu begleiten, zu unter-           Zitat
                                                            stützen und gegebenenfalls auch zu schulen. Oft sind       „Ganztagsschule als
                                                            es Hauptamtliche, die mit den Schulen die Rahmen-          Teil der Gesellschaft
                                                            bedingungen aushandeln und sich um Finanzierung und        – Gesellschaft als Teil
                                                            Vernetzung kümmern.                                        der Ganztagsschule:
                                                              Wichtige Brückenbauer sind Pfarrerinnen und Pfarrer,     Außerschulische
                                                            Mitarbeitende im pastoralen Dienst sowie Religionslehr-    Kooperationspartner
                                                            kräfte. Sie sind in den Schulen meist schon bekannt.       ein MUSS für jede
                                                            Für Beratung und Begleitung bieten die Kirchen Un-         Ganztagsschule“
                                                            terstützung auf überörtlicher Ebene an, z.B. durch die     Johanna Lohrer,
                                                            „Dekanatsbeauftragten Kirche und Schule“ beziehungs-       Vorsitzende des
                                                            weise die „Dekanatsbeauftragten für Schulpastoral“.        Landesschülerbeirats
                                                            Ansprechpartner in den Diözesen und Landeskirchen          Baden-Württemberg
                                                            finden Sie auf Seite 47.

Den meisten Ehrenamtlichen ist es wichtig, dass sie ihr
Ehrenamt als sinnvoll empfinden, dieses gestalten können
und weitreichende Mitbestimmungsmöglichkeiten haben.
Das Ehrenamt in der Schule trifft weitgehend auf bezahlte
Tätigkeiten. Nachdem es durch das Jugendbegleiter-
programm bereits seit Längerem möglich ist, Ehrenamt
auch monetär zu würdigen, bietet sich durch die Moneta-
risierung von Lehrerwochenstunden nun auch die
Möglichkeit, qualifiziertes Ehrenamt entsprechend zu
honorieren.

                       www.ganztag-bw.de
Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                               15
»» Alles, was Recht ist ...

                          Rechtliche Grundlagen der Ganztagsgrundschule                    Gleichermaßen sind die eingesetzten Personen der
                            Den rechtlichen Rahmen der Ganztagsgrundschule               kirchlichen Kooperationspartner gesetzlich unfallver-
                          bilden § 4a des Schulgesetzes (vgl. www.landesrecht-bw.de)     sichert, soweit es sich nicht um Honorarkräfte handelt,
Zitat                     sowie die Verordnung des Kultusministeriums über die           die im Rahmen ihrer Selbständigkeit für die Kooperation
„Der Landesschulbeirat    Ganztagsschulen an Grundschulen und Grundstufen von            tätig werden.
(LSB) begrüßt, dass       Förderschulen (GTVO) vom 6. Oktober 2014.                        Der Haftpflichtversicherungsschutz muss mit der zu-
sich die Kirchen als        Die beiden Landeskirchen und Diözesen sind Unter-            ständigen Versicherung geklärt werden. Es kann jedoch
Teil der kooperativen     zeichner der „Kooperationsoffensive Ganztagsschule“. Da-       angenommen werden, dass in den meisten Schadensfällen
Verantwortung für         rüber hinaus haben sie eine eigene Rahmenvereinbarung zur      die jeweiligen Sammelversicherungsverträge Haftpflicht-
Ganztagsbildung und       Ganztagsgrundschule mit dem Land Baden-Württemberg             versicherungsschutz bieten.
als Kooperationspartner   vereinbart (siehe Seite 18). Für die Kooperation von Einzel-
auf Augenhöhe ins-        personen und Vereinen bzw. Verbänden stehen Muster-            Aufsichtspflicht
besondere mit den         vereinbarungen unter www.ganztagsschule-bw.de bereit.            Die an dem außerunterrichtlichen Ganztagsangebot
Fragen der Lebens- und                                                                   teilnehmenden Schülerinnen und Schüler unterliegen
Werteorientierung für     Wer kann kooperieren?                                          durchgehend der Aufsichtspflicht der Schule (vergleiche
die betreffenden Kinder     Grundsätzlich kommt jeder als Kooperationspartner in         § 41 des Schulgesetzes). Unbeschadet der Gesamtverant-
im Ganztagsbetrieb        Betracht, der persönlich und fachlich geeignet ist, bereit     wortung wird die Aufsichtspflicht der Schule während des
der Schulen einbringen    ist, am Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule mit-        Ganztagsangebots durch die kirchlichen Partner für die
wollen.“                  zuwirken sowie die Schulordnung und die gesetzlichen           Schule ausgeübt.
Ingeborge Schöffel-       Regelungen − insbesondere zur Verschwiegenheit und
Tschinke,                 zum Datenschutz − wahrt.                                       Steuerrecht
Vorsitzende des             Innerhalb der Landeskirchen und Diözesen sind die            Umsatzsteuer (USt)
Landesschulbeirats        etwa 4.000 örtlichen Kirchengemeinden sowie vielfältige         Die Zusammenarbeit von Kirche und Ganztagsschule
Baden-Württemberg         weitere Einrichtungen und Organisationen tätig, bei-           unterliegt der USt. Leistungen im Rahmen der Jugendhilfe
                          spielsweise Jugendverbände und Jugendwerke, Familien-
                          bildungsstätten, Kirchenmusikverbände, Einrichtungen
                          der Erwachsenenbildung, Hilfswerke, Caritas und
                          Diakonie. Kooperationspartner der Schulen können alle
                          Organisationen sein, die unter dem Dach der Landes-
                          kirchen bzw. Diözesen arbeiten.

                          Versicherungsschutz
                            Schülerinnen und Schüler, die an einem von der
                          Schulleitung als schulische Veranstaltung genehmigten
                          Angebot in Verantwortung eines kirchlichen Partners
                          teilnehmen, sind durch den zuständigen Träger der
                          gesetzlichen Schülerunfallversicherung versichert. Dies
                          gilt auch für die Wege zu außerschulischen Lernorten.

            16                                                                                                   Weitere Informationen:
                                                                                                                    Weitere             www.ganztag-bw.de
                                                                                                                             Informationen: www.ganztag.de
»» ... Rechtliche Fragestellungen im Überblick

sind aber USt-frei nach § 4 Nr. 25 UStG, wenn sie durch       Regelungen bzgl. der Vorlage eines Führungszeugnisses
Einrichtungen mit sozialem Charakter erbracht werden.         enthalten.
Um die Steuerbefreiung in Anspruch nehmen zu können,
müssen die Inhalte der erbrachten Leistungen durch die        Infektionsschutzgesetz                                        Zitat
Kirche als Leistungserbringerin konzipiert werden. Fehlt        Der Kooperationspartner ist für die Einhaltung der          „Ich bin dieses Jahr zum
dieses Merkmal, kann es sich bei den erbrachten Leistungen    Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG)              ersten Mal in der AG
um eine reine Personalgestellung handeln. Diese ist eine      verantwortlich. Regelungen hierzu sind in der Muster-         dabei. Ich finde die Spiele
sonstige, nicht steuerbefreite Leistung mit der Folge, dass   vereinbarung enthalten.                                       toll, die wir machen und
der Leistende die USt abzuführen hat – auch wenn auf der                                                                    dass wir auch schon
gestellten Rechnung keine USt ausgewiesen wurde.              Weltanschauliche Positionierung                               gebacken haben.“
                                                                Die Diözesen und Landeskirchen in Baden-Württemberg         Mira, 8 Jahre,
Körperschaftsteuer (KSt)                                      sind weltanschaulich positioniert, in ihren Angeboten         Teilnehmerin der
  Körperschaften, die ausschließlich gemeinnützigen,          an der Ganztagsschule aber stets für alle Kinder offen.       Pfadi-AG
mildtätigen oder kirchlichen Zwecken dienen sind von          Die christliche Prägung kann beispielsweise in Liedern
der KSt befreit. Gemäß § 5 Abs. 1 Nr. 9 Satz 2 KStG ist       mit christlichen Inhalten, biblischen Geschichten,
die Steuerbefreiung aber insoweit ausgeschlossen, als ein     Vorbereitung auf Feste wie Weihnachten oder Ostern,
wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb unterhalten wird.           Gebeten, Segen u. Ä. zum Ausdruck kommen.
  Kirchliche Angebote im Rahmen der Ganztagsschule              Nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts soll
sollten regelmäßig steuerbegünstigt sein. Im Zweifel ist      die Schule ihre eigene weltanschauliche Neutralität nicht
aber für den Einzelfall zu untersuchen, ob ein nicht KSt-     dadurch wahren, dass sie religiös-weltanschauliche
steuerbegünstigter wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb          Bezüge aus dem Schulleben verbannt (Sterilität), sondern
begründet wird. Ist dies tatsächlich der Fall, sind die       dadurch, dass sie religiös-weltanschauliche Pluralität für
Einnahmen der KSt zu unterwerfen, wenn sie (einschließ-       alle Bekenntnisse aktiv fördert (vgl. BVerfGE 41, 29, 93,1
lich USt) 35.000,- Euro im Jahr übersteigen.                  und 108, 282).
                                                                Für kirchliche Angebote sind Toleranzgebot, Plurali-
Einkommensteuer (ESt)                                         tätsoffenheit sowie die Unterstützung des Bildungsauftrags
  Soweit die Einnahmen aus der nebenberuflichen Tätig-        der Schule selbstverständlich. Ausschreibungen sollen
keit als Betreuer nicht 2.400,- Euro im Jahr übersteigen,     transparent sein und klar benennen, inwiefern Angebote
sind sie regelmäßig steuerfrei (§ 3 Nr. 26 EStG). Auf den     religiös geprägt und insofern weltanschaulich nicht
Lohnsteuerabzug kann ggf. verzichtet werden (R 3.26           neutral sind.
LStR 2015 Abs. 10).
  Ausführliche steuerrechtliche Informationen der Kanzlei     Monetarisierung
Bacher & Partner finden Sie unter www.ganztag.de/steuer.       Das Finanzierungsmodell der Monetarisierung ist neu.
                                                              Es wird auf Seite 20 und 21 erläutert. Bei den Praxis-        Monetarisierun
                                                                                                                                          g
Prävention vor sexualisierter Gewalt                          beispielen gibt ein Button den Hinweis, welche Art von           möglich
 Die Präventionskonzepte der jeweiligen Landeskirchen/        Projekten sich für die Monetarisierung eignet – wichtigstes
Diözesen bzw. Jugendverbände sind zu beachten. In             Kriterium dafür ist die Regelmäßigkeit des Angebots.
der Mustervereinbarung des Kultusministeriums sind

                       www.ganztag-bw.de
Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                                    17
»» Ein guter Rahmen, der Freiraum lässt ...

                             2014 wurde die Rahmenvereinbarung „Kooperations-               Personal zur Durchführung der vertraglich vereinbarten
                           offensive Ganztagsschule“ zwischen Kultusministerium             Bildungs- und Betreuungsangebote zur Verfügung. Die
                           und einer Vielzahl von Partnern unterzeichnet, darunter          Angebote außerschulischer Partner im Rahmen der Ganz-
Zitat                      auch die katholischen Diözesen und die evangelischen             tagsschule sind schulische Veranstaltungen. Es gelten die
„Das System Schule         Landeskirchen. Im Jahr 2015 wurde zusätzlich eine eigene         diesbezüglichen Haftungsbedingungen.
muss auch aus Sicht        Rahmenvereinbarung zwischen Kultusministerium und                  Inhalt und Umfang des Angebots sowie die Höhe der
von Kindern und            den Kirchen abgeschlossen. Zentrale Punkte werden im             Honorierung bzw. Aufwandsentschädigung werden im
Jugendlichen betrachtet    Folgenden abgedruckt, die vollständigen Texte sind zu            Wege der vertraglichen Einzelvereinbarung zwischen
werden. Deshalb gehört     finden unter: www.ganztag.de/rahmenvereinbarung                  Schule und außerschulischen Partnern geregelt.
es selbstverständlich                                                                         Weiterhin bestehen andere Möglichkeiten der Kooper-
dazu, dass Schülerinnen    Rahmenvereinbarung Kooperationsoffensive                         ation zwischen Schule und außerschulischen Partnern
und Schüler den Lebens-    Ganztagsschule (Auszüge)                                         wie z.B. im Rahmen Kooperation Schule − Verein,
raum Schule mitgestalten     Im Bewusstsein der Bedeutung einer ganzheitlichen              Jugendbegleiter-Programm, Einbindung der Schüler-
– und dass sie auch mal    Bildung ist es (...) unerlässlich, dass möglichst alle die mit   mentorenprogramme etc.
aus der Schule raus        der Bildung junger Menschen betrauten gesellschaftlichen
kommen. Mit der neuen      Kräfte und Partner zusammenwirken. Ganztagsschule in
Rahmenvereinbarung         diesem Sinne ist Teil der Ganztagsbildung.                       Rahmenvereinbarung der Kirchen (Auszüge)
wird dieser Ortswechsel      Ganztagsschulen in Baden-Württemberg sind Orte der               Ausgangspunkt des kirchlichen Engagements sind die
durch die Kooperationen    Ganztagsbildung, an denen Schule, Familie und außer-             Schülerinnen und Schüler. Kirchliche Kooperations-
mit außerschulischen       schulische Bildungspartner als erweiterte Verantwortungs-        angebote sind von einem ganzheitlichen Blick auf das
Partnern möglich.“         gemeinschaft zusammen in den Sozialraum wirken.                  Kind auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes
Kerstin Sommer,            Schulen gehen dabei Bildungspartnerschaften mit außer-           geprägt. In besonderer Weise setzen sich die Kirchen
Vorsitzende des            schulischen Partnern ein, wobei Lernorte die Schule als          für Fragen der Lebensorientierung und der sozialen
Landesjugendrings          auch außerschulische Lernorte sein können, abhängig              Verantwortung ein, sie legen daher besonderen Wert auf
Baden-Württemberg          von den pädagogisch-didaktischen Anforderungen des               personale und soziale Kompetenzen, partizipative Betei-
                           Angebotes bzw. Möglichkeiten der außerschulischen                ligung der Kinder und Jugendlichen sowie auf verlässliche
                           Partner. Die Schulleitung trägt die Gesamt- und Letztver-        Beziehungen.
                           antwortung für das gesamtpädagogische Konzept und                  Für Kooperationsprojekte können sowohl Räume der
                           dessen Ausgestaltung an der Schule.                              Schule als auch der Kirchen (z. B. Gemeindehaus, Jugend-
                             Durch die Kooperationsoffensive Ganztagsschule                 räume, Kirchengebäude) für das Ganztagsangebot genutzt
                           werden vielfältige gesellschaftliche Akteure, deren Kom-         werden.
                           petenzen, Erfahrungen und Wissen zum Wohle der
                           nachwachsenden Generationen in die Ganztagsschule                Rahmenbedingungen
                           eingebunden.                                                       Um die Qualität der Ganztagsangebote zu sichern,
                             Die unterzeichnenden Organisationen, Institutionen,            sollen die eingesetzten Personen der kirchlichen Partner
                           Verbände und Vereine führen die außerunterrichtlichen            möglichst über einen Nachweis ihrer Qualifikation
                           Bildungs- bzw. Betreuungsangebote in Abstimmung mit              verfügen, beispielsweise die bundesweit anerkannte
                           der Schule durch. Sie stellen in diesem Zeitraum das             Jugendleitercard Juleica. Alternativ kann auf Personen

          18                                                                                                         Weitere Informationen:
                                                                                                                        Weitere             www.ganztag-bw.de
                                                                                                                                 Informationen: www.ganztag.de
»» ... Rahmenvereinbarungen zur Kooperation

mit langjähriger Praxiserfahrung zurückgegriffen werden.        heitlichen Bildungsansatzes erwünscht. Insbesondere
Einbezogen werden sollen, soweit möglich, auch Mit-             Religionsunterricht, Schulpastoral bzw. Schulseelsorge,
arbeitende der freiwilligen Dienste (BFD, FSJ, FÖJ usw.)        Angebote der Kinder- und Jugendarbeit, die Jugend-
sowie Schülermentorinnen bzw. Schülermentoren aus               sozialarbeit einschließlich der Schulsozialarbeit, Hilfen     Zitat
weiterführenden Schulen. Die Einzelheiten werden vor            zur Erziehung, Migrationsarbeit, Flüchtlingshilfe sowie       „Ich bin als Schulseel-
Ort zwischen Schule und kirchlichem Partner vereinbart.         Schul- und Schülergottesdienste stellen selbstverständliche   sorgerin sozusagen
  Die eingesetzten Mittel aus der Monetarisierung von           Vernetzungsbereiche dar, unbeschadet der Verantwortung        Brücke zwischen unserer
Lehrerwochenstunden werden in der Regel als Pauschal-           der genannten Bereiche für ihr jeweiliges Arbeitsfeld.        Kirchengemeinde und
leistung an den kirchlichen Partner gezahlt. Diese regeln       Darüber hinaus wird seitens der kirchlichen Partner,          unserer Schule. Mit dem
den Einsatz und die Vergütung der entsprechenden                je nach örtlichen Gegebenheiten, die Vernetzung mit           Projekt „Mit Anton auf
Personen (beruflich Tätige, ehrenamtlich Tätige oder            anderen Formen kirchlicher Angebote hergestellt,              Entdeckungsreise“ wird
Honorarkräfte) eigenständig.                                    beispielsweise zu Kindertagesstätten in kirchlicher Trä-      der Kontakt zwischen
                                                                gerschaft, kirchlichen Jugendverbänden, kirchlichen Fa-       Schule und Gemeinde
Angebote kirchlicher Partner an der Ganztagsschule              milienangeboten usw.                                          gefördert. Die Kinder
  Grundsätzlich sind kirchliche Angebote an der                   Sofern außerschulische kirchliche Angebote, beispiels-      kommen begeistert zu
Ganztagsschule in großer Breite möglich, sie beinhalten         weise Vorbereitungsgruppen auf die Erstkommunion              den Ministranten und
beispielsweise Gruppenspiele, soziale Gruppenarbeit,            bzw. Angebote im Rahmen von „Konfi 3“ während der             nehmen an unseren
Sport, Tanz, Erlebnispädagogik, Projektarbeit, Sucht- und       Ganztagszeiten stattfinden, können daran teilnehmende         Ferienfreizeiten teil.“
Gewaltprävention, Basteln, Kunst, Musik und ähnliche            Schülerinnen bzw. Schüler für diesen Zeitraum von der         Lydia Stollmayer,
Aktivitäten. Die Kirchen wirken mit ihren Ganztagsangeboten     Schulpflicht befreit werden.                                  Schulseelsorgerin an
im Sinne des Schulgesetzes am staatlichen Erziehungs- und         Die kirchlichen Partner bemühen sich, je nach ört-          der Pfingstbergschule in
Bildungsauftrag mit. Danach ist in der Ehrfurcht vor Gott,      lichen Gegebenheiten, um interreligiöse Kontakte und          Mannheim
im Geiste der christlichen Nächstenliebe, zur Brüderlichkeit    Kooperationen. Sie unterstützen Ansätze des interreli-
aller Menschen und zur Friedensliebe, in der Liebe zu Volk      giösen Dialogs an der Schule.
und Heimat, zu sittlicher und politischer Verantwortlichkeit,     Im Sinne der Gemeinwesenorientierung suchen und
zu beruflicher und sozialer Bewährung und zu freiheitlicher     unterstützen die kirchlichen Partner nach Kräften auch
demokratischer Gesinnung zu erziehen. Dies erfolgt auf          die Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Akteuren.
der Grundlage christlicher und abendländischer Bildungs-        Je nach örtlichen Möglichkeiten und Bedürfnissen
und Kulturwerte. Für solche Angebote können staatliche          bringen sie sich, entsprechend der Rahmenvereinbarung
Mittel aus monetarisierten Lehrerwochenstunden einge-           „Kooperationsoffensive Ganztagsschule”, auch in die
setzt werden. Darüber hinaus sind kirchliche Angebote mit       Koordination von Ganztagsangeboten ein.
weltanschaulich-religiöser Prägung auf freiwilliger Basis
möglich.

Besondere Arbeitsformen und Vernetzungen
 Die Vernetzung der Ganztagsangebote kirchlicher
Partner mit anderen Formen der Kooperation der
Kirchen in Bezug auf die Schule ist im Sinne eines ganz-

                       www.ganztag-bw.de
Weitere Informationen: www.ganztag.de                                                                                                      19
»» Finanzielle Klarheit ...

                             Eine wichtige Errungenschaft der neuen Ganztagsgrundschule liegt in der Möglichkeit der „Monetarisierung“ von
                            Lehrerwochenstunden. Einige Klärungen sind hierzu notwendig:

Zitat                       Zeitphasen eines „Ganztags“
„In meiner Arbeit als        Exemplarisch wird hier mit dem Wochenplan einer Ganztagsgrundschule in Wahlform gearbeitet, die einen
Dekanatsbeauftragte für     Zeitumfang von 8 Zeitstunden an 4 Wochentagen hat.
Schulpastoral erlebe ich,
wie Kirche und Schule        Uhrzeit             Angebot                         Mo           Di           Mi              Do               Fr
sich gegenseitig auf sehr
                            7.45 – 12.15        Unterricht                                 wird wie bislang durch Lehrkräfte abgedeckt
wertvolle Art bereichern.
Von etlichen Schulen,
bei denen sich Kirche
nun schon länger vor
Ort zeigt, bekomme ich
                            12.15 – 13.15       Mittagspause                           Gesamtverantwortung beim Land, mit kommunaler
die Rückmeldung, wie
                                                                                    Kostenbeteiligung (keine Mittel aus der Monetarisierung!)
das Miteinander, das
                            13.15 – 15.45       Angebote durch Lehrkräfte        Ganztagsbetreuung                                          [kein
Wir-Gefühl in der Schule                        und außerschulische Partner      • durch Lehrkräfte                                         Ganztag]
sehr positiv beeinflusst                                                         • durch außerschulische Partner
wird. Ganz oft höre ich
von Schulleitungen:         15.45 – 17.00       gegebenenfalls                   Anschlussangebote werden gegebenenfalls (wie bisher) durch
‚Die Kirche schafft eine                        Anschlussbetreuung               die Kommunen bereitgestellt und finanziert
Gemeinschaft hier an der
Schule … dazu hätten        Die „Währung“ Lehrerwochenstunden
wir oft gar nicht die         Stellt eine Grundschule auf Ganztagsbetrieb nach dem Schulgesetz um, erhält sie für die zusätzlich abzudeckende Zeit
Kapazität.’“                (gelb unterlegt) weitere Lehrerwochenstunden (LWS). Die Anzahl, die für jede Gruppe zugewiesen wird, hängt vom
Alexandra Hintz-Müller,     Zeitkonzept der Ganztagsgrundschule ab. Ab 25 Schüler wird eine Gruppe berechnet, ab 29 Schüler zwei Gruppen, ab
Dekanatsbeauftragte         54 Schüler drei Gruppen usw. (immer in 25er Schritten). Die Hälfte der zusätzlichen LWS kann monetarisiert werden.
für Schulpastoral im        Pro monetarisierter LWS erhält die Schule 1.800,- Euro zur Weitergabe an außerschulische Partner.
Dekanat Freiburg
                            Berechnung der zusätzlichen Lehrerwochenstunden und der Monetarisierungsmittel
                            Ganztagskonzept                          zusätzliche Lehrerwochenstunden            monetarisierbar pro Gruppe
                                                                                 pro Gruppe
                            3 Tage à 7 Zeitstunden                                    6                         3 x 1.800,- Euro =       5.400,- Euro

                            3 Tage à 8 Zeitstunden                                    9                       4,5 x 1.800,- Euro =       8.100,- Euro

                            4 Tage à 7 Zeitstunden                                    8                         4 x 1.800,- Euro =       7.200,- Euro

                            4 Tage à 8 Zeitstunden                                    12                        6 x 1.800,- Euro = 10.800,- Euro

           20                                                                                                      Weitere Informationen:
                                                                                                                      Weitere             www.ganztag-bw.de
                                                                                                                               Informationen: www.ganztag.de
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