Jungsauen-Aufzuchtbetrieb erfolgreich PRRS-saniert

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Jungsauen-Aufzuchtbetrieb erfolgreich PRRS-saniert
Tierhaltung

Jungsauen-Aufzuchtbetrieb
erfolgreich PRRS-saniert

Die Räumung des Flatdecks ist wesentlicher Bestandteil eines PRRS-Sanierungskon-
zeptes. Letzteres beinhaltet auch umfangreiche labordiagnostische Untersuchungen.

Veterinärpraxis Schweine
                                           P
                                                  RRS stellt weltweit eine der
                                                  verlustreichsten Erkrankungen in
In einem Aufzuchtbetrieb ist                      der Schweineproduktion dar.
es mittels gezielter Impfmaß-              Während bei Sauen erhebliche Frucht-       in Niedrigpreisphasen – bestrebt, ihre
                                           barkeitsstörungen und sogar Todesfälle     Bestände zu sanieren. Eine Grundvor-
nahmen und einem ausge-                    (Spätaborte zwischen dem 100. und          aussetzung dafür stellt, neben einem
feilten Hygieneprogramm                    dem 110. Trächtigkeitstag, Geburt le-      Mindestabstand zu Nachbarbeständen,
                                           bensschwacher Ferkel, Totgeburten, er-     der Bezug PRRS-freier Jungsauen dar.
gelungen, das PRRS-Virus bei               höhte Umrauschquoten auftreten, ist        Bisher wurden Sanierungen durch Räu-
laufender Produktion aus                   das PRRS-Virus im Bereich der Ferkelauf-   mungen oder Teilräumungen ange-
                                           zucht und der Mast maßgeblich an           strebt, die zu einer Produktionsunter-
dem Bestand zu verdrängen.                 Atemwegsproblemen wie dem Krank-           brechung führten. Seit geraumer Zeit
Dr. Franz Lappe, Fachtierarzt              heitskomplex PRDC beteiligt (siehe         häufen sich Berichte über PRRS-Sanie-
                                           auch dlz 7/2007, Seite 96: „Atemwegser-    rungen bei laufender Produktion.
für Schweine, Geseke, hat die              reger in die Schranken weisen”). Daher     Für die Zuchtunternehmen stellt die
Sanierung begleitet.                       sind einige Ferkelerzeuger – gerade auch   Unterbrechung der Jungsauenproduk-

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Jungsauen-Aufzuchtbetrieb erfolgreich PRRS-saniert
Stabilisierung und 1. Sanierungsversuch
 Wochen                                            Ereignisse
     0        10 Blutproben im Rahmen des Routinemonitorings (Feststellen des PRRS-Einbruchs);
              Untersuchung mit ELISA und PCR
     1        Untersuchung von 60 weiteren Tieren zur Bestimmung der Verteilung des Virus im Bestand
              (20 Proben im Flatdeck und 40 Proben in der Jungsauenaufzucht)
     3        1. Bestandsimpfung mit Lebendimpfstoff (EU-Stamm)
     7        2. Bestandsimpfung mit Lebendimpfstoff (EU-Stamm)
    11        86 Blutproben im Altersprofil; Untersuchung mit PCR; Differenzierung zwischen Impf- und
              Feldvirus
    24        86 Blutproben im Altersprofil; Untersuchung mit PCR; Differenzierung zwischen Impf- und
              Feldvirus

tion im Zuge einer PRRS-Sanierung ein-
erseits einen wirtschaftlichen Verlust
dar. Andererseits können deren Kunden
über einen längeren Zeitraum nicht aus
dem gewohnten Zuchtbetrieb bedient
werden. Im folgenden Praxisfall wird
die erfolgreiche PRRS-Sanierung eines
Jungsauenaufzuchtbetriebes ohne Pro-
duktionsunterbrechung       dargestellt.
Nach einem Produktionszyklus von et-
wa einem halben Jahr war die Sanierung
abgeschlossen.

Der Sanierungsbetrieb
Der betreffende Betrieb verfügt über
400 Ferkelaufzucht- und 800 Jungsauen-                 Mittels Monitoring inklusive der Entnah-
aufzuchtplätze. Im 3-Wochenrhythmus                    me von Blutproben in allen Altersgruppen
wurden Partien von 140 PRRS-freien                     wird der Sanierungserfolg kontrolliert.
Tieren aus einem Lieferbetrieb im Alter
von etwa vier Wochen aufgestallt. Die
Ferkelaufzucht dauerte sechs Wochen                    und mit durchschnittlich 190 Tagen
und erfolgte in einem von der Jungsau-                 verkauft. Während die Flatdeckabteile
enaufzucht etwa 30 m entfernten sepa-                  im Rein-Raus-Verfahren beschickt wur-
raten Gebäude. Mit rund 160 Lebensta-                  den, musste im Jungsauenbereich regel-
gen wurden die Jungsauen selektiert                    mäßig zugestallt werden, so dass sich in

 Sanierungsplan zur PRRS-Bekämpfung
 Eradikations-
                                                      Ereignisse
 woche
         29         Räumung des gesamten Flatdecks, Reinigung und Desinfektion (Aerosolbehandlung)
                    mit Desinfektionsmittel auf Formaldehydbasis
                    Drei Bestandsimpfungen mit Lebendimpfstoff (EU-Stamm) sowie einmalige Impfung al-
                    ler Tiere, die in den folgenden sechs Wochen angeliefert werden
         30         7-tägige Leerstehzeit
         33         4. Bestandsimpfung mit Lebendimpfstoff (EU-Stamm)
         35         Einstellung der Ferkelimpfung bei Anlieferung und Beginn der Jungsauenimpfung
                    14 Tage vor Verkauf im Alter von etwa 23 Lebenswochen
         45         Monitoring: 10 Blutproben von etwa 14 Wochen alten Schweinen aus der ersten
                    ungeimpften Gruppe mittels ELISA (Idexx) und PCR (je 5 Proben im Pool)
         53         Wiederholte Überprüfung dieser Gruppe etwa acht Wochen später (mit 22 Lebenswochen)
         55         86 Blutproben im Altersprofil; Untersuchung mit ELISA (Idexx)
         59         Nachuntersuchung bei Vorliegen positiver Einzelbefunde

    11/2007                                                                                               157
Jungsauen-Aufzuchtbetrieb erfolgreich PRRS-saniert
Tierhaltung
                                                                                                               zur Virusverschleppung in den Stamm-
 Hygieneplan im Rahmen der PRRS-Sanierung                                                                      sauenbestand mit erheblichen Krank-
 Tierbewegungen                - Anpassung der Liefergruppengröße an die Abteilgröße der Jungsauenaufzucht     heitserscheinungen (rund 120 Aborte).
 innerhalb                       und damit Ermöglichung eines strikten, in eine Richtung geleiteten Tierver-   Eine DNA-Sequenzanalyse ergab eine si-
 der Abteile                     kehrs (abteilweises Rein-Raus);                                               chere Übereinstimmung zwischen dem
                                                                                                               Virus im Liefer- und im Empfängerbe-
                               - bisheriger Liefermodus: alle drei Wochen 150 Tiere; neuer Liefermodus:
                                                                                                               stand, womit die krankmachende Ei-
                                 zweimal im Abstand von drei Wochen 230 Tiere und jede 9. Woche eine
                                                                                                               genschaft des Virus nachgewiesen war.
                                 Lieferung aussetzen;
                               - Umgruppieren innerhalb eines Abteils nur im Ausnahmefall
                                 (Vermeidung gewichtsbezogener Sortierungen)                                   Stabilisierung über Impfung
 Tierbewegungen                - Verschließen der Zuluftöffnungen im Zentralgang während der Umtriebe und      Nachdem alle Kunden vom Zuchtunter-
 außerhalb                       der Reinigungsmaßnahmen (Frischluft gelangt von außen in die Abteile);        nehmen umgehend informiert worden
 der Abteile                   - umgehende Reinigung und Desinfektion der Triebwege;                           waren, galt es als Erstes, die Virusaus-
                               - für Selektionen im Zentralgang gelten die gleichen Hygieneregeln wie beim     scheidung mithilfe einer Lebendvakzine
                                 Umtrieb                                                                       drastisch zu reduzieren. Innerhalb von
                                                                                                               vier Wochen wurde der komplette Be-
 Personenverkehr               - Betreten des Flatdecks immer vor dem Jungsauenstall                           stand zweimal geimpft (siehe Übersicht
                                 (abteilweise immer von jung nach alt);                                        „Stabilisierung und 1. Sanierungsversuch”).
                               - Zwischendusche am Nachmittag vor erneutem Betreten des Flatdecks;             Anschließend wurden über einen Zei-
                               - Betreten jedes Abteils mit separater Kleidung                                 traum von sechs Monaten alle neu ange-
                                 (Overall, Stiefel, Einweg-Latexhandschuhe)                                    lieferten Tiere einmal vakziniert. Das
 Lebende Vektoren              - regelmäßige und wirksame Fliegenbekämpfung                                    vermarktende Zuchtunternehmen äu-
                                                                                                               ßerte nach der Stabilisierungsphase den
 Unbelebte                     - Desinfektion aller Gerätschaften, die in verschiedenen Abteilen benutzt       Wunsch, eine Sanierung anzustreben,
 Vektoren                        werden müssen (Ohrmarkenzange, Impfbesteck) mit Alkohollösung;                um für die Bestückung von Neukunden
                               - Wechsel der Impfkanülen nach spätestens fünf Buchten und unbedingt von        wettbewerbsfähig zu sein. Der relativ ge-
                                 Abteil zu Abteil;                                                             ringe Abstand zum Nachbarbetrieb – ein
                               - Einsatz von Impfautomaten mit selbstständiger Befüllung                       größerer Mastbestand in einer Entfer-
                                 (Muto Express II/Hauptner)                                                    nung von etwa 500 m – war ein längeres
                                                                                                               Diskussionsthema, ehe der Entschluss
                                                                                                               für gezielte Sanierungsmaßnahmen ge-
einem Abteil bis zu drei Altersgruppen                          nen, wurden 60 weitere Blutproben,             fällt wurde.
wiederfanden. Bis zum Spätsommer                                verteilt über den gesamten Bestand, ent-       Im Rahmen des ursprünglichen Planes
2005 galt der Bestand als kontrolliert                          nommen. Sowohl Flatdeck als auch               sollte die Ferkelaufzucht für mindestens
frei von PRRS-Virus.                                            Jungsauenaufzucht waren zumindest              sechs Wochen in einen Pachtbetrieb
Im Herbst 2005 wurde im Jungsauenbe-                            abteilweise betroffen (siehe Grafik un-        ausgelagert werden. Anschließend war
stand im Rahmen der Routinebepro-                               ten). Im Rahmen der Stichprobe (zehn           das etappenweise Räumen der Flatdecks
bung eine PRRS-Infektion serologisch                            Blutproben je Abteil) konnte in zwei Ab-       und nachfolgend der Jungsauenauf-
(Antikörpernachweis) festgestellt. Dabei                        teilen kein Virus nachgewiesen werden.         zucht vorgesehen. Die zwischenzeitlich
konnten keine klinischen Symptome                               Trotz Information und empfohlener              im Pachtstall untergebrachten Zuchtfer-
beobachtet werden. Mittels PCR (Virus-                          Lieferunterbrechung forderte ein Kunde         kel sollten erst nach Räumung, Reini-
nachweis) wurde ein EU-Feldtyp er-                              die umgehende Belieferung in einen             gung und Desinfektion sowie kurzer
mittelt. Um Erkenntnisse über die Ver-                          Quarantänestall. Durch offensichtliche         Leerstehzeit (eine Woche) in den Auf-
teilung des Virus im Bestand zu gewin-                          Fehler im Ablauf der Quarantäne kam es         zuchtbetrieb überführt werden.

 Abteilweise Verteilung der Antikörper-
 spiegel nach PRRS-Einbruch
       Antikörpergehalte
       Antikörpergehalteim
                         imBlut
                            Blut(„Verhältnis
                                 „VerhältnisProbe/pos.
                                             Probe/pos.Kontrolle“)
                                                        Kontrolle“
 3,5
 3,0
 2,5
 2,0
 1,5
 1,0                   Messwerte
 0,5                                     Grenzwert

 0,0

        1           11           21           31           41         51
                                           lfd. Nr.
 Woche 1: VirusvVerteilung über 6 Altersgruppen (PCR; n = 60);
 lfd. Nr.: 1–10: 21 / 23 L.W.; 11– 20: 12 L.W.; 21–30: 15/18 L.W.;                   Die hygienische Absicherung der Betriebe und eine klare Schwarz-
 31– 40: 18/21 L.W.; 41–50: 6 L.W.; 51– 60: 9 L.W.
                                                                                     Weiß-Trennung sind Voraussetzungen für eine Sanierung.

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Jungsauen-Aufzuchtbetrieb erfolgreich PRRS-saniert
Jungsauen-Aufzuchtbetrieb erfolgreich PRRS-saniert
Tierhaltung

 Verteilung Virus-positiver Blutproben im                                        Verteilung Virus-positiver Blutproben im
 Altersprofil zwei Monate nach Impfung                                           Altersprofil fünf Monate nach Impfung
      Anzahl pos./neg. Virus-Pools                                                   Anzahl pos./neg. Virus-Pools
 3                                                                               3
              Anzahl DV-Pools             Anzahl neg. Pools                                    Anzahl DV-Pools              Anzahl neg. Pools

              Anzahl Feld-Pools                                                                Anzahl Feld-Pools
 2                                                                               2

 1                                                                               1

 0                                                                               0
        5,5    8,5      11,5     14,5     17,5     20,5     23,5      26,5             5       8       11      14      17      20      23       27     30
                             Alter (Lebenswochen)                                                            Alter (Lebenswochen)
 Woche 11: PCR-Untersuchung etwa zwei Monate nach 1. Bestandsimpfung (n = 86),   Woche 24: PCR-Untersuchung etwa fünf Monate nach 1. Bestandsimpfung (n = 86),
 DV = Impfvirus, Feld-Pools = Poolproben mit Feldvirus                           DV = Feldvirus, Feld-Pools = Poolproben mit Feldvirus

Dieser erhebliche Eingriff in den Pro-                    Virus untersucht. Bei positivem Befund            im Blut gemessen. Während die Anti-
duktionsablauf hätte mit hoher Wahr-                      sollte zusätzlich eine Unterscheidung             körper über einen Zeitraum von zwei
scheinlichkeit zum Sanierungserfolg ge-                   zwischen Impf- und krankmachendem                 Wochen bis zu drei Jahren anzeigen,
führt. Allerdings hätten vermutlich                       Feldvirus durchgeführt werden.                    dass ein PRRS-Virus (Antigen) in den
nicht alle Kunden den Kauf unter-                                                                           Körper eingedrungen ist, zeigt der direk-
schiedlicher Altersgruppen (Paketkauf)                    Umfangreiches Hygienepaket                        te Virusnachweis mittels PCR (Polyme-
unterstützt. Diese Betriebe hätten somit                                                                    rase-Ketten-Reaktion) nur an, ob im
aus anderen Vermehrungsbeständen be-                      Hatte die Schweinepest den ursprüng-              Moment der Erreger im Blut ist und so-
liefert werden müssen. Nachdem An-                        lichen Sanierungsversuch vereitelt, so            mit auch ausgeschieden wird. Die Aus-
fang 2005 die Schweinepest in Nord-                       ermöglichte sie nach 4-wöchiger Liefer-           scheidungsdauer beträgt bei Erstinfek-
rhein-Westfalen ausgebrochen war,                         unterbrechung das vollständige Räumen             tion bis zu zwei Monate und bei wieder-
wurde der ursprüngliche Sanierungs-                       des Flatdecks und somit die Umsetzung             holter Infektion weniger als siegen Tage.
plan wegen der amtlichen Transportbe-                     eines neuen Plans (siehe Übersicht                Die Abbildung auf Seite 158 zeigt die ab-
schränkungen fallen gelassen.                             „Sanierungsplan zur PRRS-Bekämpfung”              teilweise Verteilung der Antikörperspie-
Es blieb die Hoffnung auf eine Spon-                      auf Seite 157). Hierbei wurden weitere            gel unmittelbar nach dem PRRS-Ein-
tansanierung, die gelegentlich bei strik-                 Impfungen, Blutuntersuchungen und                 bruch. Es ist erkennbar, dass im Rahmen
tem Rein-Raus-Verfahren beobachtet                        umfangreiche      Hygienemaßnahmen                der Stichprobe bestimmte Abteile noch
wird. Da die Liefergruppen an die Ab-                     durchgeführt, die dem Betriebsleiter ei-          nicht infiziert waren. Auch die Höhe der
teilgrößen nicht angepasst waren, mus-                    ne erhebliche Disziplin abverlangten              Antikörpergehalte variierte deutlich, was
sten ältere Tiere regelmäßig zu jüngeren                  (siehe Übersicht „Hygieneplan im Rah-             Hinweise auf den Infektionszeitpunkt
Tieren gestallt werden. Etwa zwei und                     men der PRRS-Sanierung” auf Seite 158).           lieferte – Maximalwerte werden etwa
fünf Monate nach der Bestandsimpfung                      Welche Ergebnisse brachten die Unter-             vier Wochen nach der Infektion erreicht.
wurden je 86 Blutproben, verteilt über                    suchungen? Mithilfe eines ELISA-Testes            Leider waren beide Gebäudekomplexe
alle Abteile, entnommen und auf PRRS-                     wurden zunächst die Antikörpergehalte             nahezu zeitgleich vom Virus erfasst.
                                                                                                            Nach der Doppelimpfung und der Auf-
                                                                                                            hebung der Liefersperre wurden keine
                                                                                                            PRRS-Virus-bedingten Fruchtbarkeits-
                                                                                                            störungen in den Kundenbetrieben
                                                                                                            mehr nachgewiesen. Die Stabilisierung
                                                                                                            des Bestandes war somit erreicht. Die
                                                                                                            beiden obigen Abbildungen Verteilung
                                                                                                            Virus-positiver Blutproben ...” demon-
                                                                                                            strieren die Virusverteilungen im Alters-
                                                                                                            profil, sortiert nach Impf- (DV) und
                                                                                                            Feldtyp, etwa zwei und fünf Monate
                                                                                                            nach der ersten Bestandsimpfung und
                                                                                                            bei fortlaufender Impfung neu angelie-
                                                                                                            ferter Ferkel. Es wird deutlich, dass auch
                                                                                                            fünf Monate nach der Doppelimpfung
                                                                                                            noch Feldvirus im Ferkel- und Mittel-
                                                                                                            aufzuchtbereich zirkuliert. Das Impfvi-
Für Zuchtorganisationen und -unternehmen stellt die PRRS-Freiheit von Vermehrungs-                          rus ist hingegen nur eine kurze Zeit
und Jungsauenaufzuchtbetrieben ein wichtiges Kriterium dar.                                                 nach der Impfung im Blut nachweisbar.

160                                                                                                                                             11/2007
Tierhaltung

 Verteilung der Antikörperspiegel nach
 Sanierungsprogramm 7.–16. Lebenswoche*
       Antikörpergehalte
       Antikörpergehalteim
                         imBlut
                            Blut(„Verhältnis
                                  „VerhältnisProbe/pos.
                                              Probe/pos.Kontrolle“)
                                                         Kontrolle“
 1,0

                                                                                                                                                   Fotos: Sieverding (1), Hellwig (1), Hilgers (1), Bräunig (3)
 0,8         Messwerte

 0,6
                                    Grenzwert
                                          Ferkel-Jungsauenaufzucht
 0,4

 0,2

 0,0

       1             17           33             49           65               81
                                         lfd. Nr.

 * bei nicht geimpften Tieren in den Bereichen Ferkel- und Jungsauenaufzucht
 Woche 55: virologische Untersuchung mittels PCR im Altersprofil (n = 86)
 ca. 6,5 Monate nach 3. Bestandsimpfung                                             Im Rahmen der PRRS-Sanierung wurden über einen gewissen
                                                                                    Zeitraum auch alle neu angelieferten Tiere geimpft.

Sanierung                                                   der Literatur bereits beschrieben. Die      bestand des Rein-Raus-Systems und der
                                                            PRRS-Freiheit des Lieferbestandes ist auf   Einhaltung der beschriebenen Hygiene-
im 2. Versuch geglückt                                      der einen Seite eine wesentliche Voraus-    regeln automatisch mit dem regulären
Im Rahmen des neuen Sanierungsver-                          setzung, um überhaupt eine Sanierung        Tierverkauf verdrängen.
suchs wurde die Beprobung zehn Wo-                          anzustreben. Auf der anderen Seite stellt
chen nach Einstellen der Impfmaßnah-                        die Empfänglichkeit der Tiere gleichzei-    Fazit
men an der ersten ungeimpften Alters-                       tig ein enormes Virusvermehrungspo-
gruppe vorgenommen – sie verlief mit                        tenzial dar.                                Der vorliegende Praxisfall verdeutlicht,
negativem Ergebnis. Nachdem auch mit                        Da bei Erstinfektion die Ausscheidungs-     dass sich Jungsauenaufzuchtbetriebe
22 Lebenswochen die Tiergruppe im                           dauer etwa acht Wochen beträgt, ist die     mit angegliederter Ferkelaufzucht er-
ELISA-Test negativ blieb, wurden über                       Räumung des Flatdecks als wesentlicher      folgreich einem PRRS-Sanierungsverfah-
den gesamten Bestand 86 Blutproben                          Bestandteil des Sanierungskonzeptes zu      ren unterziehen können. Dabei sind ge-
entnommen und ebenfalls mittels ELI-                        betrachten. Unter dem Schutz der Impf-      zielte Impfmaßnahmen, der Tierfluss
SA geprüft, um eine statistische Absiche-                   maßnahmen sowie durch die räumliche         und das Hygienemanagement des Be-
rung zu erzielen. Die Ergebnisse sind in                    Trennung der Altersgruppen (striktes        triebsleiters wesentliche Bestandteile
der Abbildung oben dargestellt. Ledig-                      Rein-Raus) und die strengen Hygiene-        des Sanierungsplanes. Kostspielige Räu-
lich eine Probe reagierte zunächst posi-                    maßnahmen konnten Virusübertragun-          mungen oder Produktionsunterbre-
tiv, in der Nachuntersuchung war sie je-                    gen auf neue Liefergruppen erfolgreich      chungen sind nicht zwingend notwen-
doch negativ. Alle Folgeuntersuchun-                        verhindert werden.                          dig. (br)
gen verliefen mit negativem Ergebnis.                       Nach Beendigung des Sanierungsplanes
Das Sanierungsziel war also erreicht und                    wurden zunächst nur selektierte Jung-       Der Originalbeitrag „PRRS-Virus-Eradika-
blieb über einen längeren Zeitraum er-                      sauen etwa 14 Tage vor dem Verkauf ge-      tion in einem Jungsauenaufzuchtbetrieb
halten.                                                     gen PRRS geimpft. Auf diese Weise           ohne Unterbrechung der Produktion mit
Die vorgestellten Ergebnisse machen                         konnte bei noch ungeimpften Tieren bis      Hilfe einer modifizierten Lebendvakzine”
deutlich, dass die Impfung allein zum                       kurz vor dem Ende der Aufzucht mit          wird 2008 im Magazin „Praktischen Tier-
Sanierungserfolg nicht ausreicht. Es                        dem ELISA-Test der PRRS-Status weiter       arzt” veröffentlicht.
wird lediglich eine Stabilisierung der                      verfolgt werden. Während dieser Unter-
Tiergesundheit infolge einer reduzierten                    suchungsphase (bereits mehrere Mona-
Virusausscheidung erzielt. Die Untersu-                     te) blieben alle Proben negativ. Selbst
chungsdaten belegen auch, dass die                          das Impfvirus (EU-Stamm) wurde auf
Impfung mit einer Lebendvakzine zwar                        ungeimpfte Nachbarabteile nicht über-
vor einer Erkrankung schützen kann, je-                     tragen.
                                                                                                                                 i“«wi Ì\
doch nicht vor der Infektion. Impf- und                     Der Einsatz eines PRRS-Lebendimpfstof-
Feldvirus können zeitgleich im Blut ei-                     fes in einem PRRS-freien Zuchtbestand –       œ“«iÌi˜ÌÊ՘`Ê>ŽÌÕi
nes Tieres festgestellt werden.                             bisher ein Tabu wegen der diagnosti-
Für den Sanierungserfolg entscheidend                       schen Erschwernisse (kein Unterschied         Fundierte Fachinformationen für Ihre
ist das Beseitigen möglicher Eintrags-                      zwischen Impf- und Feldantikörpern            Betriebsführung auf
und Vermehrungsquellen (Tierverkehr,                        mittels ELISA) – könnte bei gefährdeter       www.dlz-agrarmagazin.de
Personenverkehr, Fliegenbekämpfung).                        Lage (Nachbarbestände) in Erwägung            Stündlich aktuelle Nachrichten für die
Langfristig bleibt der Nachbarbestand                       gezogen werden, solange ein „diagnosti-       Landwirtschaft finden Sie auf
als eine potenzielle Eintragsquelle beste-                  sches Fenster“ (ungeimpfte Altersgrup-        www.agrarheute.com
hen, da der Abstand mit 500 m nicht                         pen) erhalten bleibt. Sollte dennoch
ausreichend ist. Luftübertragungen des                      Impfvirus auf Nachbargruppen übertra-
PRRS-Virus von über 600 m wurden in                         gen werden, lässt dieses sich durch Fort-

162                                                                                                                                  11/2007
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