Wohnungsmarktbericht 2018 - Daten für Taten - Landeshauptstadt Kiel
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D E Z E R N A T FÜR SO Z I A L E S , G E S U N D H E I T , W O H NE N UND SP OR T Wohnungsmarktbericht 2018 Daten für Taten kiel.de
Herausgeberin: Adresse: Referat des Dezernates für Soziales, Gesundheit, Wohnen und Sport, Fleethörn 9, 24103 Kiel Tel.: 0431 901-30 85 Internet: www.kiel.de Redaktion: Lutz Richter Mitarbeit: Sybille Bruch, Peter Gajda, Lutz Richter Titelbild: hobbit - (shutterstock) Layout: schmidtundweber, Kiel Hinweis: Nachdruck, auch auszugsweise, mit Quellenangabe ist willkommen. Alle Rechte vorbehalten. © 10/2018 1
1 Zusammenfassung Die Bauintensität sinkt im Jahr 2017 auf den Stand von 2014. Der Wohnungsmarkt in Kiel bleibt angespannt. Dem gleichbleibenden Bestand an privaten Haushalten steht eine ge- ringe Wohnungsbestandserhöhung gegenüber. Gleichzeitig ist ein starker Anstieg der Wohnungsnotfälle festzustellen. Bei den Mietpreisen zeigt sich eine uneinheitliche und stei- gende Entwicklung. Die Angebotsmieten pro Quadratmeter steigen gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent und die Unterkunftskosten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent. Die Gesamt-Durchschnittsmiete in Kiel steigt deut- lich. 2 Bevölkerungsentwicklung, Sozialstruktur Wachsende Bevölkerung (Grafik 1) Die Bevölkerung steigt gegenüber dem 31.12.2016 um 167 Personen (plus 0,1 Prozent) auf 249.190. Die Anzahl der Menschen, die auf den Wohnungsmarkt drängen, wird bestimmt durch die Arbeitsmarkt-, sowie die Ausbildungs- und Wohnungssituation. Die Zuwanderung von Flüchtlingen aus Krisengebieten in der Welt ist 2017 deutlich gesunken. Bei Anhalten des 2017 deutlich gedämpften Bevölkerungsanstiegs (Grafik 1) wird die Bevölkerung voraussichtlich nicht mehr in dem Maße anwachsen wie zuletzt angenommen. Die aktuelle Bevölkerungsprognose1 geht im Zeitraum 2017 bis 2025 noch von einem Anstieg der Bevölkerung um 10.200 Menschen (plus 4.1 Prozent) von 250.600 (2017) auf 260.900 (2025) aus. Grafik 1: Bevölkerungsentwicklung (Stichtag 31.12.) und eigene Prognose ab 2017 Zunehmende Anzahl von Privathaushalten, steigender Wohnungsbedarf (Grafik 2) Die Zahl der Privathaushalte steigt jährlich an, wenn auch zuletzt nur noch geringfügig. Die Haushaltsgröße hingegen nimmt tendenziell ab. Teilen sich 2005 noch 1,783 Personen eine Wohnung, so sind es 2017 nur noch 1,726 Personen2. Der langjährige Trend hin zu kleiner werdenden Privathaushalten wird 2016/2017 voraussichtlich einmalig unterbrochen. Ein Grund hierfür dürfte insbesondere die hohe Zuwanderung von Flüchtlingen sein. Es ist aber auch ein Hinweis auf den sich verengenden Wohnungsmarkt. Die Zahl der Privathaushalte wird bei Anhalten der letzten Entwicklungen nach eigenen Berechnungen im Zeitraum von 2017 bis 2025 von 144.366 um voraussichtlich 4.900 Privathaushalte auf 149.300 ansteigen (plus 3,4 Prozent). 1 Landeshauptstadt Kiel: Statistischer Bericht Nr. 249, Kiel, Juli 2017. 2 Da bereits kleine Veränderungen im dreistelligen Bereich bedeutsame Veränderungen in den absoluten Zahlen nach sich ziehen, wird diese bei der Darstellung der Haushaltsgrößen gängige Darstellung gewählt. 2
Grafik 2: Entwicklung der Anzahl der Privathaushalte jeweils zum 31.12. des Jahres und der Haus- haltsgröße nach Personen (ab 2018 eigene Prognose) Wanderungsminus in die Nachbarkreise, Wanderungsplus aus dem Ausland (Grafik 3) Die Betrachtung der Bevölkerungsbewegung zu und aus den benachbarten Kreisen zeigt nunmehr bereits im fünften Jahr nacheinander einen negativen Wanderungssaldo. Das heißt, mehr Kielerinnen und Kieler ziehen in die umliegenden Kreise Plön und Rendsburg- Eckernförde als von diesen beiden Kreisen umgekehrt in die Landeshauptstadt Kiel ziehen. Die Zuwanderungsgewinne aus Schleswig-Holstein und dem Bundesgebiet reduzieren sich 2017 gegenüber 2015 und 2007 deutlich. Nicht viel anders stellt sich die Entwicklung bei den Fernwanderungen dar. Das hohe durch die Zuwanderung beeinflusste Fernwanderungsplus aus den letzten beiden Jahren ist 2017 deutlich zurückgegangen. Grafik 3: Entwicklung des Wanderungssaldos nach ausgewählten Regionen (Jahressumme) Sozialstruktur (Grafik 4) Anhand der Bevölkerungsstruktur, insbesondere der Sozialstruktur, lässt sich ableiten, welche verschiedenen Bedarfe an Wohnraum existieren und in welchem Ausmaß sozialer und allgemein günstiger Wohnraum benötigt wird. Als potentielle Nachfragende von sozialem und günstigem Wohnraum kommen Menschen in Frage, die zur Sicherung ihres Lebensunterhalts staatliche Leistungen beziehen oder allgemein über ein geringes Ein- kommen verfügen. In Kiel machen die Menschen, die Leistungen der Grundsicherung erhalten, einen relativ hohen Anteil an der Gesamtbevölkerung aus. So beträgt 2017 die Anzahl der Leistungs- berechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende im Jahresdurchschnitt insgesamt 3
34.823.3 In den Jahren ab 2014 ist ein permanenter Anstieg dieser Zahl zu beobachten. Darüber hinaus ist in dem Beobachtungszeitraum ab 2010 ein Anstieg der Menschen, die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung erhalten, zu sehen. 2017 beträgt diese Zahl 5.764. Grafik 4: Entwicklung der Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende und der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung im Jahresdurchschnitt Studierende (Grafik 5) Gleichzeitig erfolgte in Kiel in den letzten Jahren ein Anstieg der Studierendenzahl, die ebenfalls als potentielle Zielgruppe für günstigen Wohnraum zu sehen ist. Aktuell, Stand Wintersemester 2017/18, sind 34.898 Studierende an Kieler Hochschulen eingeschrieben. Wenn die Duale Hochschule Schleswig-Holstein (Standort Kiel), die seit 2018 einen Hoch- schulstatus besitzt, miteingerechnet wird, sind es 35.221 Studierende. Seit dem Winter- semester 2009/10 lässt sich im Beobachtungszeitraum, mit Ausnahme vom Wintersemester 2012/13, ein permanent ansteigender Trend erkennen. Grafik 5: Entwicklung der Studierenden zum jeweiligen Wintersemester des Jahres in Kiel 3 Wohnungsversorgung Die Wohnungsversorgung ist ein zentraler Bestandteil der sozialen und gerechten Stadt- entwicklung. Eine besondere Herausforderung in diesem Zusammenhang ist vor dem Hin- tergrund der Zuwanderung der Jahre 2014 bis 2016 die intensive Analyse und Beobachtung der Bevölkerungsentwicklung und der bestehenden unterschiedlichen Wohnungsbedarfe. Zu viele Wohnungen bedeuten einen höheren Wohnungsleerstand mit stagnierenden 3 Landeshauptstadt Kiel: Sozialbericht 2018, Kiel, Juni 2018 4
Mieten; zu wenige Wohnungen wiederum bedeuten erhöhte Mieten, einen Anstieg der Wohnungsnotfälle in der Stadt und steigende Sozialausgaben für die öffentliche Hand. Kaum Veränderung im Wohnungsbestand, größer werdender Abstand zwischen Wohnungsbestand und Privathaushalten (Grafiken 6 und 7) Unter Zugrundelegung der Ergebnisse des Zensus erhöht sich der Gesamtwohnungs- bestand (einschließlich Wohneinrichtungen) zum 31.12.2017 gegenüber Ende 2010 um 1.493 (Grafik 7). Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich nur ein geringer Anstieg des Woh- nungsbestands um 98 Wohnungen, obwohl nach den Baufertigstellungen eine höhere Ver- änderung zu erwarten ist. Leider sind notwendige Korrekturen im Wohnungsbasisbestand aufgrund erkannter Fehlmeldungen erforderlich, so dass wie im Vorjahr ein Teil der neu ge- bauten Wohnungen (394 Wohnungen im Jahr 2017) rechnerisch kompensiert wird. Grafik 6: Entwicklung des Wohnungsbestands in Kiel (eigene Fortschreibung des Bürger- und Ordnungsamtes, Abtg. Statistik) Vergleicht man den Wohnungsbestand mit der Anzahl der in Kiel lebenden Privathaushalte4 (siehe Seite 2, Grafik 2) so zeigt sich ein gewachsener Abstand, weil sich der Wohnungs- bestand im Vergleich zu den stark ansteigenden Privathaushalten nur wenig verändert. Grafik 7: Entwicklung der Differenz zwischen Anzahl Privathaushalten und der Anzahl der Wohnungen zwischen 2011 und 2017 4 Hinweis: Die Zahl der Privathaushalte entspricht nicht der Zahl wohnungsnachfragender Haushalte. Als Privathaus- halt gilt in der amtlichen Statistik jede zusammenwohnende und eine wirtschaftliche Einheit bildende Personen- gemeinschaft sowie Personen, die alleine wohnen und wirtschaften. Es wird also auf die Wirtschaftseinheit abge- stellt. Dadurch kann es sein, dass mehrere Haushalte in einer Wohnung wohnen. 5
Anstieg der Zahl der Menschen ohne dauerhaften und angemessenen Wohnraum hält an (Grafik 8) Wohnungsnotfälle5 sind nicht nur ein Ausdruck sozialer Ungleichheit, sondern gleichzeitig ein wichtiger Indikator für anwachsende Wohnungsengpässe. Die Zahl der Menschen, die sich selbst (ohne institutionelle Hilfe) nicht dauerhaft mit angemessenem Wohnraum ver- sorgen können, steigt im Jahresdurchschnitt ab 2012 deutlich auf über 2.000 Menschen im Jahr 2017 an. Diese Entwicklung wird durch den knapper werdenden Wohnraum und auch durch die Zuwanderung beeinflusst. Bei den Ortszugehörigen ohne eigene Wohnung ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 13,7 Prozent auf insgesamt 1.066 zu verzeichnen. Ein Großteil der Ortszugehörigen ohne eigenen Wohnraum kommt derzeit in Gemeinschafts- unterkünften, Ersatzwohnungen, Hotels, bei Freunden/Bekannten/Familie unter. 2017 wurden 37 Menschen statistisch erfasst, die „auf Platte“ leben. Grafik 8: Menschen ohne eigenen dauerhaften und angemessenen Wohnraum (akute Wohnungsnotfälle); im Jahresdurchschnitt Bautätigkeit, rückläufige Entwicklung (Grafik 9) Der verstärkte Wohnungsbau zwischen 2015 und 2016 mit durchschnittlich 500 Wohnun- gen pro Jahr hat sich 2017 auf 394 neue Baufertigstellungen reduziert. Die Bautätigkeit spiegelt sich wieder in der Bauintensität6. Der Messwert beträgt in Kiel 2,9 im Jahre 2017. Hier zeigt sich nach einem deutlichen Anstieg zwischen 2013 und 2017 im letzten Jahr ein auffälliger Rückgang. Ein möglicher Grund hierfür sind Bauverzögerungen (Wetterlage, Überlastung der Baufirmen). Ein ähnlicher Trend ist für das vergangene Jahr bundesweit zu beobachten. Bei den fertiggestellten Wohnungen handelt es sich noch überwiegend um Wohnungen im hochpreisigen Segment. Grafik 9: Entwicklung der Baufertigstellungen und der Bauintensität in Kiel 5 Menschen, die aktuell von Obdachlosigkeit betroffen oder von Obdachlosigkeit bedroht sind und sich nicht selbst angemessen und dauerhaft mit Wohnraum versorgen können (werden in Kiel nach dem vom Deutschen Städtetag empfohlenen und in der Fachwelt etablierten Standard dokumentiert). 6 Die Bauintensität ist die Zahl der neu fertig gestellten Wohnungen je 1.000 Bestandswohnungen am 31.12. des Vorjahres. 6
Sozialer Wohnungsbau (Grafik 10) Im Jahr 2017 wurden im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus insgesamt 132 Wohnungen (davon 12 für altengerechtes Wohnen und 45 Studentenwohnungen) fertiggestellt, das ent- spricht 33,5 Prozent der insgesamt im letzten Jahr fertiggestellten Wohnungen. Im Bau be- finden sich darüber hinaus 217 Sozialwohnungen. Darunter befinden sich 155 Wohnein- heiten für das studentische Wohnen, mit dem Ziel die im Vergleich zu anderen Universitäts- städten unterdurchschnittliche Versorgungsquote bei Studentenwohnheimen zu verbessern und den Wohnungsmarkt zu entlasten. Grafik 10: Entwicklung der im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus fertiggestellten Wohnungen in Kiel Entwicklung des Sozialwohnungsbestands (Grafik 11) Der Sozialwohnungsbestand hat sich in den vergangenen Jahren drastisch reduziert. Dies basiert u.a. auf der Verkürzung der Zweckbindungsdauer von ca. 3.300 Wohnungen zum 30.6.2014 (für den größten Teil dieser Wohnungen besteht bis zum 31.12.2018 noch eine Mietbindung). Der laufende Verlust wird zurzeit noch nicht durch neue Zweckbindungen bei Neubau und Sanierung kompensiert. Grafik 11: Entwicklung des Sozial- wohnungsbestands von 2010 bis 2017 ohne Plätze in Wohneinrichtungen - jeweils zum 31.12. des Jahres - (Quelle: Investitionsbank Schleswig-Holstein) KielRegion, unterschiedliche Versorgungssituation (Grafiken 12 und 13) Die Landeshauptstadt Kiel ist Teil der KielRegion. Die Kiel Region umfasst die Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde sowie die Landeshauptstadt Kiel. Die Betrachtung dieses Zu- 7
sammenschlusses als Wohnungsmarktregion eröffnet einen besonderen Blick auf die hier vorhandenen Bauland- und Wohnraumpotentiale. Im Gegensatz zum Gebiet der Landes- hauptstadt Kiel (Grafik 12) zeigt sich, dass in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Plön zwischen 2012 und 2017 einem geringen Bevölkerungszuwachs (plus 1,8 Prozent) ein höherer Wohnraumanstieg (plus 3,3 Prozent) gegenüber steht (Grafik 13). Eine Entwick- lung, die das Potential einer entlastenden Wirkung für den Wohnungsmarkt mit sich bringen könnte. Grafik 12: Vergleich Wohnungs- bestands- und Bevölke- rungsentwicklung in Kiel; jährlicher Unterschied in % (Index = Vergleichsbasis 2012) Grafik 13: Vergleich Wohnungs- bestands- und Bevölke- rungsentwicklung in der Wohnungsmarktregion (Kreise Rendsburg- Eckernförde und Plön, ohne Kiel); jährlicher Unterschied in % (Index = Vergleichsbasis 2012) 4 Mietpreisentwicklung, Mietbelastung der Haushalte Mietspiegel 2017 - Nettokaltmieten ansteigend (Grafik 14 und 15) Der aktuelle Mietspiegel 2017 wurde erstmals mit Hilfe der Regressionsmethode, anstelle der Tabellenmethode, erstellt. Der Regressionsmietspiegel bietet gegenüber dem Tabellenmietspiegel eine differenziertere Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete für eine einzelne Wohnung. Außerdem ist der Regressionsmietspiegel anpassungsfähiger bei sich eventuell verändernder Gewichtung von einzelnen Ausstattungsmerkmalen. Der nächste Mietspiegel wird 2019 veröffentlicht. 8
Der Aufwärtstrend der Nettokaltmiete pro Quadratmeter in Kiel hat sich fortgesetzt. Die Be- trachtung der Datensätze nach Neuvertrags- und Bestandsmieten aus dem Zeitraum 01.07.2012 bis 31.07.2016 (Erhebung zum Mietspiegel 2017) ergibt bei den Neuvertrags- mieten eine Steigerung um 2,4 Prozent von zuletzt 7,20 € auf 7,37 € je Quadratmeter Wohnfläche (Grafik 14) und bei den Bestandsmieten um 3,2 Prozent von zuletzt 5,61 € auf 5,79 € je Quadratmeter Wohnfläche (Grafik 15). Grafik 14: Entwicklung der Neu- vertragsmieten ab 2012 nach dem Mietspiegel 2017 in Euro pro qm (Regressionsmietspiegel) Grafik 15: Entwicklung der Bestandsmieten ab 2012 nach dem Mietspiegel 2017 in Euro pro qm (Regressionsmietspiegel) Entwicklung der Gesamt-Durchschnittsmiete im Städtevergleich (Grafiken 16 und 17) Ein Städtevergleich sowie die Darstellung von langfristigen Entwicklungsreihen erfolgt über die Gesamt-Durchschnittsmiete7. Der Vergleich der Ergebnisse der qualifizierten Miet- spiegel mit vergleichbaren Großstädten (Größenklasse 2) zeigt, dass Kiel die niedrigste Gesamt-Durchschnittsmiete aufweist. Gleichzeitig ist Kiel im Zwei-Jahresvergleich die Stadt mit der zuletzt höchsten prozentualen Steigerung (Mannheim 5,1 Prozent; Freiburg 6,5 Pro- zent; Kiel 12,6 Prozent). Die Gesamt-Durchschnittsmiete hat sich von 5,78 € um 12,6 Pro- zent auf 6,51 € je Quadratmeter Wohnfläche erhöht. Dies lässt ein Nachziehen Kiels nach zurückhaltender Mietpreisgestaltung vermuten. Im gleichen Zeitraum hat sich die Netto- kaltmiete bundesweit, und zudem in Kommunen mit völlig unterschiedlicher Mietpreisent- 7 Die Gesamt-Durchschnittsmiete ergibt sich, indem die Summe der Mietpreise aller den Querschnitt bildenden mietspiegelrelevanten Wohnungen durch die Summe ihrer Quadratmeterfläche geteilt wird 9
wicklung, um 2,6 Prozent erhöht (Verbraucherpreisindex Wohnungsmiete, Nettokaltmiete Neubau- und Altbauwohnungen, Statistisches Bundesamt, Fachserie 17, Reihe 7). Grafik 16: Entwicklung der Gesamt- Durchschnittsmiete im Städtevergleich (Netto- kaltmiete in Euro pro qm) Grafik 17: Zweijahresentwicklung der Gesamt- Durchschnittsmiete von 2006 bis 2016 nach dem Mietspiegel (Nettokaltmiete in Euro pro qm) Unterkunftskosten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende ansteigend (Grafik 18) Die tatsächlichen Unterkunftskosten pro Monat für Leistungsberechtige der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II erhöhen sich zuletzt um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit zunehmender Dynamik. Eine belastbare Zahl über die Entwicklung der Unter- kunftskosten pro qm/Monat8 liegt derzeit nicht vor, so dass hilfsweise eine Betrachtung der Unterkunftskostenentwicklung vorgenommen wird. 8 Nach Auffassung des Jobcenters Kiel bestehen derzeit nach der Umstellung auf ein neues Fachverfahren Mitte 2014 Erfassungsungenauigkeiten. 10
Grafik 18: Entwicklung der tatsächlichen Unterkunftskosten pro Bedarfsgemeinschaft/Mo- nat in der Grundsicherung für Arbeitsuchende Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Arbeitsmarkt in Zahlen, Tab. 1b Wohn- und Kostensituation - Unterkunftsart Miete, tatsächliche laufende Unterkunftskosten in €/Bedarfsgemeinschaft) Angebotsmieten wieder steigend (Grafik 19) Die Betrachtung der Entwicklung der Angebotsmieten nach Berechnungen der Investitions- bank Schleswig-Holstein ergibt kein einheitliches Bild. So sind die mittleren Mieten in Gesamt-Kiel der Jahre 2010 bis 2012 mit Ausnahme von 2011 (4,3 Prozent) moderat angestiegen. 2013 sind sie dann um 3,9 Prozent angestiegen. Im Jahr 2014 ist aber eine signifikante Steigerung gegenüber dem Jahr 2013 um 6,1 Prozent (bundesweit waren es 2014 nach dem „Verbraucherpreisindex Wohnungsmiete“9 nur 1,2 Prozent) festzustellen. Im Jahr 2017 ist nunmehr ein Anstieg gegenüber dem Jahr 2016 um 5,5 Prozent auf 7,67 € pro Quadratmeter festzustellen mit starken Differenzen zwischen den einzelnen Ortsteilen (vgl. Karte). Grafik 19: Entwicklung der Angebotsmieten (Nettokaltmiete) in Euro pro qm (Median als Mittelwert) Die höchsten Angebotsmieten weisen die Ortsteile Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook (8,54 Euro pro qm), Mitte (8,19 Euro pro qm) und Wik (8,16 Euro pro qm) auf. Die niedrigsten Angebotsmieten weisen die Ortsteile Mettenhof (6,50 Euro pro qm) Ellerbek, Wellingdorf (6,57 Euro pro qm) und Gaarden (6,57 Euro pro qm) auf. Die höchsten prozentualen Steigerungen weisen die Ortsteile Schilksee (11,4 Prozent), Steenbek, Projensdorf (11,3 Prozent) und Neumühlen-Dietrichsdorf, Oppendorf (10,1 Prozent) auf. 9 Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreisindex für Deutschland, Fachserie 17, Reihe 7, Datenstand 03/2017 11
Die niedrigsten prozentualen Steigerungen weisen die Ortsteile Elmschenhagen (0,1 Prozent), Ravensberg, Brunswik, Düsternbrook (0,5 Prozent) und Meimersdorf, Moorsee (1,7 Prozent) auf. Karte: Angebotsmiete (Nettokaltmiete in Euro pro qm) und Veränderung zum Vorjahr in % nach Ortsteilen (Median als Mittelwert) Quelle Grafik 19 und Karte: Investitionsbank Schleswig-Holstein, Berechnung auf der Basis von Immobilien Scout GmbH, Quadratmeterangabe als Mittelwert (Median) Steigende Mietbelastung der Haushalte (Grafik 20) Die Mietbelastung der Haushalte spiegelt sich im Anteil des verfügbaren Einkommens, der für die Wohnungsmiete ausgegeben wird, wider. Da hierüber keine Daten für die Landes- hauptstadt Kiel vorliegen, wird hierfür die Entwicklung der Angebotsmieten mit der Ent- wicklung der verfügbaren Einkommen der Haushalte verglichen. Liegt die schwarze Linie (Angebotsmiete) oberhalb der grauen Linie (verfügbares Einkommen), sind die Mietpreise 12
(in Relation zum Basiswert) stärker gestiegen als die Einkommen. Dies ist in Kiel seit dem Jahr 2014 zutreffend, was auf das Vorliegen eines Wohnkostenproblems hindeutet. Grafik 20: Entwicklung der Angebotsmieten (Nettokaltmiete) und der verfügbaren Einkünfte der Privathaushalte je Haushalt in Kiel (Index = Vergleichsbasis 2007) 5 Bewertung, Perspektive Der Anstieg der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahre ist aktuell gebremst. Viele Menschen mit einem Wohnungsbedarf, vor allem für preisgünstigen Wohnraum, ziehen nach bzw. wohnen in Kiel. Die gesteigerte Bautätigkeit wird diesem Bedarf, insbe- sondere für preisgünstigen Wohnraum, nicht gerecht. Die Schere zwischen dem Woh- nungsangebot und den auf den Wohnungsmarkt drängenden Privathaushalten wird weiter- hin größer. Die Entwicklung der Mietpreise im Verhältnis zur Entwicklung des verfügbaren Einkommens deutet darauf hin, dass die Mietbelastung in den vergangenen Jahren zuge- nommen hat. Die Anzahl der Wohnungsnotfälle ist auffällig gestiegen. Das Mietniveau steigt bei Engpässen auf dem Wohnungsmarkt stetig an. Die Gefahr von weiteren deutlichen Mietpreissteigerungen bei gleichzeitiger Wohnungsknappheit ist vorhanden. Darüber hinaus ist in Betracht zu ziehen, ob und in welchem Ausmaß Effekte wie (soziale) Segregation und Reurbanisierung auf dem Kieler Wohnungsmarkt erkennbar sind und welche Relevanz diese Themen in der Zukunft einnehmen könnten. 13
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