Kapitalmarktkompass April 2020 - Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann - Die LBBW
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07.04.2020 Rolf Schäffer und Martin Güth Kapitalmarktkompass April 2020 Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann Erstellt am: #RELEASE_DATE#
Sonderthema: Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann • Die Anzahl der bestätigt Erkrankten nimmt auf der Welt weiter rasch zu. Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sind mit Blick auf den Überlastungsgrad der Gesundheitssysteme in einigen Ländern (Italien, Spanien, Vereinigte Staaten, speziell New York) ohne Zweifel notwendig. • Unkontrolliertes „Durchlaufenlassen“ der Infektionen könnte zu massiver Gefährdung von Menschenleben führen (>400.000 Tote bis zum Sommer nicht unrealistisch, >20.000 Tote pro Tag zum Höhepunkt). • Die Corona-Zwangspause fordert derweil ihren Preis in Form einer schweren Rezession (siehe OECD-Schätzung zu BIP-Einbußen). • Strenge Kontakt- und Ausgangssperren lassen sich gerade deswegen nur eine begrenzte Zeit aufrecht erhalten. • Der „Exit“ aus den Maßnahmen zur Eindämmung im Sinne einer Wiederaufnahme der allgemeinen wirtschaftlichen Aktivitäten sollte daher beginnen, sobald sichergestellt ist, dass das Gesundheits- system auch mit dann u.U. erst einmal wieder etwas ansteigenden Fallzahlen zurechtkommt und dass neue Infektions-Cluster schnell erkannt und eingedämmt werden können. • Das heißt: Testen, testen, testen! • Die Beispiele China und Südkorea zeigen, dass eine Eindämmung mit einer sinkenden Anzahl an Infizierten („Active Cases“) auch bei allmählichem Hochfahren der Produktion gelingen kann. Gruppenleiter Strategy/Macro Martin Güth, CQF Rolf Schäffer, CIIA Tel: +49 711 127–79603 Tel: +49 711 127–76580 martin.gueth@LBBW.de rolf.schaeffer@LBBW.de 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 2
Hohe volkswirtschaftliche Kosten durch die Eindämmungs- maßnahmen – je länger, desto tiefer sinkt das BIP OECD-Schätzung der BIP-Einbußen 2020 Simulierter BIP-Einbruch in Deutschland in % des BIP (OECD vom 27.03.2020) je nach Länge der Corona-Zwangspause 105 100 LBBW-Hauptszenario 95 90 85 80 75 70 65 60 2019 2020 2021 Shutdown 2-3M Shutdown 5-6M Shutdown12M OECD vom 27.03.2020: • “… Ausgangsbeschränkungen direkte Auswirkungen … in der Größenordnung von bis zu einem Drittel des BIP. • ... Jeder Monat, in dem diese Beschränkungen andauern, verringert das jährliche BIP-Wachstum um 2,5%-Punkte. • … Viele Volkswirtschaften werden in die Rezession abgleiten. • … müssen wir alles daransetzen, das Wirtschaftsleben so schnell wie möglich wieder zu normalisieren…“. • Deutschland: Bei 2 Monaten Corona-Zwangspause plus Folgeschäden läge der BIP-Rückgang in Deutschland bei 7% oder ca. 240 Mrd. EUR. Quelle: www.oecd.org/newsroom/oecd-updates-g20-summit-on-outlook-for-global-economy.htm, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 3
Unkontrollierte Ausbreitung überlastet das Gesundheitssystem; „Flattening the curve“ notwendig, aber nicht hinreichend Schematischer Verlauf mit und ohne Eindämmungsmaßnahmen: Covid-19 versus „Spanische Grippe“ von 1918 bis 1920 • Der Verlauf der „Spanischen Grippe“ in den US-Städten Philadelphia (kaum Maßnahmen zur Eindämmung) und St. Louis (weitreichende Maßnahmen) ab 1918 zeigt, dass der Verlauf einer Epidemie „gestreckt“ werden kann. • Notwendig: So wird verhindert, dass das Gesundheitssystem durch zu viele Fälle überlastet wird und Intensivpatienten nicht mehr behandelt werden können, was die Sterberate ansteigen ließe. • Nicht hinreichend: Mit nur einer Abflachung der Infektionskurve würde es Jahre dauern, bis eine „Herdenimmunität“ erreicht wäre. Es ist daher ratsam, den Ausstieg aus der Zwangspause erst zu beginnen, wenn die Ausbreitung soweit unter Kontrolle ist, dass neue Infektions-Cluster sofort erkannt und eingedämmt werden können u. die Reproduktionszahl Quelle: Sachverständigenrat – Sondergutachten vom 22. März 2020 , LBBW Research auf unter 1 reduziert werden kann. 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 4
Aktueller Entwicklungsstand der Pandemie Registrierte Infektionen Anzahl der Personen; zeitverschoben, so dass am Tag 1 erstmals mehr als 500 Erkrankte registriert wurden; logarithmische Skalierung • In China und Südkorea ist es gelungen, die Ausbreitung des 500.000 Coronavirus einzudämmen. • Die Anzahl der täglich Neu- USA infizierten liegt auf sehr ES IT niedrigen Niveaus, und die DE China Anzahl der „Active Cases“ ist mittlerweile sehr deutlich 50.000 gefallen, so dass die Kapazi- FR täten des Gesundheitssystems spürbar entlastet wurden. • Ob die chinesischen Zahlen jedoch so gut sind wie dargestellt, ist u.E. zu Südkorea bezweifeln. 5.000 • Die Infektionskurven in Europa scheinen sich seit einigen Tagen abzuflachen. • Die WHO sieht bei den Infektionszahlen eine 500 Stabilisierungstendenz für 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63 65 67 69 71 Europa. Für die USA ist dies China Italien Frankreich Spanien Deutschland USA Südkorea noch nicht zu erkennen. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 5
Wo gelingt bereits die Eingrenzung der Ausbreitung – wo noch nicht? Anzahl der täglich Neuinfizierten sowie der noch „aktiv Infizierten“ (Personen) 6.557 7.000 100.000 12.000 80.000 6.153 10.297 5.986 5.974 5.959 90.000 5.560 70.000 6.000 5.322 5.249 5.217 5.210 10.000 80.000 4.805 4.789 4.782 4.668 60.000 4.585 5.000 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 4.316 70.000 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 4.207 4.053 4.050 8.000 6.824 6.813 in Deutschland seit 16./18.03. 50.000 6.365 in Italien seit 08./11.03. 6.300 3.590 60.000 6.173 3.526 4.000 3.497 3.233 5.421 50.000 6.000 40.000 4.933 4.923 4.740 2.651 4.450 2.547 3.000 4.106 2.313 4.031 3.897 40.000 30.000 3.272 1.797 3.148 3.118 4.000 1.492 2.000 30.000 2.277 1.247 2.049 20.000 977 20.000 1.174 778 769 1.043 2.000 587 566 1.000 974 931 466 802 10.000 342 495 10.000 250 238 240 428 218 210 103 150 138 134 79 78 64 59 72 74 14 40 38 21 27 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 16.02.20 23.02.20 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 23.02.20 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 Italy New Infections per Day Italy Active Cases (right scale) Germany New Infections per Day Germany Active Cases (right scale) 7.000 50.000 40.000 350.000 34.123 5.961 32.740 45.000 6.000 35.000 300.000 28.698 40.000 28.343 4.517 30.000 25.559 4.384 5.000 4.308 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 35.000 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 250.000 24.365 22.921 3.789 4.000 in UK seit Ende März 30.000 25.000 in Teilen der USA seit Ende März 19.821 19.632 19.408 200.000 3.028 2.933 25.000 2.673 16.247 2.567 20.000 2.468 3.000 2.172 20.000 13.091 150.000 15.000 10.571 1.476 15.000 1.438 2.000 1.298 8.840 1.053 100.000 7.900 7.787 981 10.000 10.000 682 678 5.348 1.000 409 406 3.954 343 342 5.000 2.450 2.350 50.000 75 74 67 62 48 48 5.000 43 35 30 13 11 5 0 4 0 0 2 3 4 0 1 0 0 510 520 450 385 400 301 281 151 144 128 23.02.20 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 91 31 18 20 0 4 3 0 2 0 7 6 0 United Kingdom New Infections per Day United Kingdom Active Cases (right scale) 0 0 23.02.20 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 Quelle: Bloomberg, LBBW Research United States New Infections per Day United States Active Cases (right scale) 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 6
Wo gelingt bereits die Eingrenzung der Ausbreitung – wo noch nicht? Anzahl der täglichen Sterbefälle sowie der insgesamt bislang Verstorbenen (Personen) 1.200 18.000 200 1.800 176 169 180 168 16.000 1.600 969 156 1.000 889 160 14.000 1.400 140 837 812 793 130 140 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 766 760 756 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 743 123 1.200 727 800 12.000 683 681 in Deutschland seit 16./18.03. 662 in Italien seit 08./11.03. 651 120 108 627 104 601 10.000 1.000 600 100 525 475 82 8.000 800 427 80 368 349 345 400 6.000 600 60 51 252 43 196 4.000 400 189 173 40 168 133 200 24 23 22 20 97 16 200 14 2.000 20 49 41 36 28 27 18 4 4 2 1 1 1 1 1 8 5 5 4 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 2 1 0 0 0 0 23.02.20 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 Italy Deaths per Day Italy Deaths (right scale) Germany Deaths per Day Germany Deaths (right scale) 1.600 12.000 800 6.000 1.423 709 685 1.400 1.246 700 10.000 623 5.000 1.151 1.090 569 564 600 1.200 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 4.000 „Strenge Quarantänemaßnahmen“ 8.000 500 1.000 in Teilen der USA seit Ende März 865 864 in UK seit Ende März 817 382 400 3.000 800 6.000 260 300 600 447 2.000 4.000 210 396 181 180 200 400 239 236 114 2.000 167 1.000 149 87 140 110 200 66 100 56 54 48 43 40 70 35 60 47 16 26 13 24 19 9 9 8 4 5 5 3 3 3 3 3 2 2 1 0 2 2 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 01.03.20 08.03.20 15.03.20 22.03.20 29.03.20 05.04.20 United Kingdom Deaths per Day United Kingdom Deaths (right scale) United States Deaths per Day United States Deaths (right scale) Quelle: Bloomberg, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 7
Merkel: Die Zeit, in der sich die Anzahl der Infektionen verdoppelt, müsse in Richtung 14 Tage gehen Anzahl derjenigen Tage, in denen sich die Anzahl der Infizierten verdoppelt • In Österreich zeigen die Quarantänemaßnahmen Wirkung. Die Zeit, in der sich AT die Anzahl der Infizierten verdoppelt, hat sich auf mehr als 20 Tage verlängert. IT • Österreich hat gestern ange- kündigt, ab dem 14. April die Eindämmungsmaßnahmen etwas zu lockern. • Die deutsche Kanzlerin hat zuletzt 14 Tage als ein Ziel für DE Deutschland formuliert, ab welchem über eine Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen USA nachgedacht werden könnte. Dieses Ziel erscheint bis nach Ostern erreichbar. • Mit einer ersten Lockerung der Maßnahmen in Deutschland rechnen wir aber frühestens nach den Osterferien. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 8
Corona-Todesfälle in Deutschland: Wann wirkt die Zwangspause? Die „Reproduktionszahl“ muss unter 1 sinken! Anzahl der Todesfälle ohne und mit Intervention (eigene Berechnungen) • Infektionszahlen sind unzuverlässig und hängen stark von der Messintensität ab. • Todeszahlen sind hingegen Effekte erst in relativ verlässlich. der Woche vor Ostern sichtbar • Da zwischen Infektion und Tod bei Corona viel Zeit liegt, dürften Auswirkungen der Corona-Zwangspause in Deutschland erst kurz vor Ostern in den Todesfallzahlen Beginn sichtbar werden. Zwangspause 16./18.03. • Erfolge der Eindämmungs- maßnahmen können deshalb auch noch nicht vor Ostern bewertet werden. • Das heißt: Eindämmung bis Ostern fortsetzen, den Ausbau der Testmöglichkeiten prüfen und dann ggf. Neustart versuchen! Quelle: RKI, https://www.dgepi.de/assets/Stellungnahmen/Stellungnahme2020Corona_DGEpi-21032020-v2.pdf, https://youtu.be/3z0gnXgK8Do, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 9
Corona: Schematischer Verlauf – Herdenimmunität kann nicht das Ziel sein! Ende erst bei flächendeckender Impfung! Verlauf: „Active Cases“ Bei nachhaltigem Rückgang der „Active Cases“ können • In China/Südkorea werden erste Quarantänemaßnahmen gelockert werden – unter Beschränkungen teilweise der Voraussetzung, dass d. Gesundheitssystem wieder gelockert. Krankenhaus- Italien genügend Reserven hat (insbes. freie Intensivbetten). kapazitäten aufgrund sehr geringer „Active Cases“ nur noch gering belastet. Den Spanien Ländern gelingt es derzeit, die Kapazität der Wirtschaft wieder Deutschland Nachhaltiger Erfolg erst nach oben zu fahren, ohne Frankreich bei breiter Impfung der dabei ein Wiederaufflammen der Südkorea Bevölkerung Epidemie herbeizuführen. (1. Halbjahr 2021) UK China • Die Anzahl der registrierten Neuinfektionen in Italien, USA Deutschland, Frankreich und Spanien geht leicht zurück. • In Italien dürfte der Höhepunkt Frühphase Beschleunigung Spätphase Erholung der „Active Cases“ fast erreicht Steigende Neuin- Steigende Abnehmende Eine Rücknahme der Eindämmungs- sein. Geringe Zahl fektionen Wachstumsrate der Wachstumsrate Neuinfektionen maßnahmen birgt das Risiko eines täglichen Neuin- der täglichen • USA und UK dürften im best- fektionen Neuinfektionen Hohe Zahl an Wiederaufflammens der Epidemie. Neue möglichen Fall im Verlauf ca. gesundeten Patienten Hohe Zahl an Hohe Zahl an Fälle sollten dann schnell wieder durch zwei Wochen später folgen. Neuinfektionen Neuinfektionen lokale Maßnahmen eingedämmt werden. Nur begrenzte Zahl Hohe Zahl an • Weitere dramatische Folgen bei gesundeter gesundeten Ausbreitung in Indien und Afrika Patienten Patienten zu erwarten. Quelle: LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 10
Robert-Koch-Institut: Schematischer Verlauf einer COVID-19-Erkrankung Quelle: RKI, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 11
Wie viele Neuinfizierte können die deutschen Krankenhauskapazitäten bewältigen? Deutschland verfügt im internationalen Vergleich über viele Krankenhausbetten. Dies gilt auch mit Blick auf die Anzahl von 28 Tsd. Betten auf Intensivstationen. Schätzungen zufolge stehen davon derzeit oder in Kürze ca. ein Drittel für COVID-19-Patienten bereit. Die Tabelle zeigt, wie hoch die Anzahl täglicher Neuinfektionen ausfallen darf, ohne dass die Bettenkapazität überschritten wird. Die Berechnung ist abhängig davon, wieviel Prozent der Infizierten einer Intensivbehandlung benötigen (Daten der TU Berlin legen eine Größenordnung von 4% nahe) und wie lange sie im Durchschnitt auf der Intensivstation verbleiben (Prof. Busse, TU Berlin, schätzt 10 Tage). Anteil der Infizierten, der auf Intensivstation muss Wichtig: Die tatsächlichen 3% 4% 6% täglichen Neuinfizierungen ein Intensivpatient liegen sicher deutlich über den Anzahl Tage, die offiziell registrierten neuen behandelt wird Fällen! 10 31.271 23.453 15.635 Bei aktuell ca. 4-5 Tsd. offiziell neuen Fällen dürfte aber ggü. ca. 23 Tsd. vom Gesundheits- 15 20.847 15.635 10.424 system verkraftbaren Fällen noch Luft sein. 20 15.635 11.726 7.818 Quelle: https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/fact-sheet/details/news/auslastung-der-intensivstationen-zahlen-aus-deutschland-und-europa/, https://www.focus.de/gesundheit/news/verdopplung-der-fallzahlen-verlangsamen-erst-dann-soll-es-corona-lockerungen-geben-das-steckt-hinter-merkels-10-tages-regel_id_11830886.html, https://www.mig.tu-berlin.de/fileadmin/a38331600/sonstiges/COVID-19-STATS_3103-1615.pdf, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 12
Wo liegen die Kapazitätsgrenzen des Gesundheitssystems für die betroffenen Staaten? Abschätzung der für ein jeweiliges Gesundheitssystem verkraftbaren Anzahl täglicher Neuinfektionen USA Deutschland Frankreich Italien Spanien Anzahl Intensivbetten pro 100.000 Einwohner 25,8 33,9 16,3 8,6 9,7 => Anzahl Intensivbetten insgesamt 84.686 28.144 10.923 5.191 4.553 Ein Drittel davon für Corona-Patienten (?) 28.229 9.381 3.641 1.730 1.518 => Verkraftbare Anzahl an täglichen Neuinfektionen 70.571 23.453 9.103 4.326 3.794 Die Anzahl der vorhandenen Betten auf Intensivstationen ist in den von COVID-19 betroffenen Ländern sehr unterschiedlich. Wie viele dieser Betten im jeweiligen Land für COVID-19-Patienten zur Verfügung stehen, ist uns nicht im Einzelfall bekannt. Im Falle Deutschlands dürfte es etwas mehr als ein Drittel sein. Länder wie Italien und Spanien, die ohnehin nur über knappe Bettenkapazitäten verfügen, dürften eher weniger als ein Drittel der Betten für COVID-19-Patienten in Reserve gehabt haben. Unsere Abschätzung verdeutlicht die Überforderung der italienischen und vor allem spanischen Kapazitäten (bei aktuell noch höheren Neuinfiziertenzahlen als verkraftbar). Frankreich, Deutschland und die USA haben bislang noch Reserven. Allerdings sind auch in diesen Ländern die Betten nicht unbedingt dort, wo sich die Erkrankten befinden, so dass es auch hier lokale Engpässe gibt bzw. geben kann. Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/04/PD20_119_231.html, Bloomberg, LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 13
Mögliche weitere Krisenverlaufsszenarien – Im Hauptszenario Ende erst bei flächendeckender Impfung 1 Isolationsmaßnahmen • Infektionsketten werden schnell können schnell gelockert unterbrochen und nach und nach werden gestoppt Impfstoffe nicht unbedingt • à Eindämmung des Virus gelingt 20% notwendig 2• Infektionsketten werden nicht ausreichend gestoppt Impfstoffe bringen den Durchbruch • Impfstoffe stehen noch 2020 zur Verfügung; Massenimpfungen erst 2021 Isolationsmaßnahmen werden nach und nach aufgehoben • à Viruseindämmung gelingt mittelfristig 65% 3 • Infektionsketten können nicht gestoppt Weltweit brechen werden Gesundheitssysteme • Es kommt zu mehreren Infektionswellen zusammen • Isolationsmaßnahmen nicht effizient genug Virusausbreitung wird erst • Impfstoffentwicklung scheitert durch Herdenimmunität gestoppt • à Viruseindämmung gelingt nicht 15% 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 14
Wie gestaltet Österreich den ersten Öffnungsschritt? Aus der gestrigen Regierungspressekonferenz in Wien: Österreich wird nach Ostern als eines der ersten Länder in Europa mit der Lockerung der Coronavirus-Zwangspause beginnen. Österreich hat sehr frühzeitig sehr strenge, restriktive Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus beschlossen und eingeführt. Die Maßnahmen wurden von der Bevölkerung überwiegend sehr diszipliniert mitgetragen. Die tägliche Steigerungsrate der Infizierten ging von Anfang März 41% auf inzwischen 1,6% zurück. Inzwischen gibt es täglich mehr Genesene als Neuinfizierte. · Ab 14.4. können kleine Geschäftslokale für den Verkauf von Waren und Handwerksbetriebe unter bestimmten Bedingungen wieder öffnen o Max. 400 Quadratmeter Verkaufsfläche o Nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter o Sicherstellen der maximalen Kapazität durch Einlasskontrolle o Kunden und Mitarbeiter müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen o Regelmäßiges Desinfizieren muss sichergestellt werden · Auch Bau- und Gartenmärkte können bereits ab dem 14.4. öffnen, unabhängig von der Größe der Verkaufsfläche . · Ab dem 1. Mai können alle Geschäfte für den Verkauf von Waren sowie Friseure unter strengen Auflagen öffnen. · Alle anderen Dienstleistungsbereiche inkl. Hotels und Gastronomie werden bis Ende April evaluiert mit dem Ziel, ab Mitte Mai eine stufenweise Öffnung zu ermöglichen. · Neben dem Handel / Supermärkten gibt es künftig auch eine Verpflichtung, in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mundschutz zu tragen. · Veranstaltungen wird es bis Ende Juni nicht geben. Quelle: LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 15
Wann kann der Exit beginnen? Folgende Bedingungen müssen u.E. erfüllt sein, bevor Maßnahmen der Eindämmung gelockert werden: Die Anzahl der „Aktiven Fälle“ (Infizierte minus Genesene und minus Gestorbene) sinkt. Der Rückgang zeigt sich über einen gewissen Zeitraum als stabile Entwicklung. (Risiko, zufällige Schwankungen und Verzögerungen bei der Meldung von Infizierten voreilig als Rückgang zu interpretieren.) Die Kapazitäten an Intensivbetten der Krankenhäuser sind nicht mehr voll ausgelastet und bieten einen gewissen Puffer, wenn die Anzahl der Neuinfizierten wieder steigen sollte. Es stehen hinreichend Testkapazitäten bereit und werden intelligent genutzt, um ein neues Aufflackern von Infektions-Clustern frühzeitig zu entdecken und einzugrenzen. Es stehen neue Hilfsmittel wie Smartphone-Apps und die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Mundschutz zur Verfügung, um der Verbreitung des Virus entgegenzuwirken. Das Wiederanlaufen erfolgt stufenweise. Ein Plan hierzu ist ausgearbeitet und diskutiert. Quelle: LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 16
Der Exit kann sich nur Schritt für Schritt vollziehen und bedarf genauer Beobachtung Bei einer Lockerung der Kontaktbeschränkungen muss vermieden werden, dass es erneut zu massenhaften Neuinfektionen kommt. Sonst hätten die zurückliegenden Einschnitte das Problem nicht entschärft, sondern nur vertagt. Dies gilt, bis ein Impfstoff verfügbar ist, mit dem die Risikogruppen vor einer Erkrankung an COVID-19 geschützt werden können. Folgende Maßnahmen könnten u.E. als erstes bei einer Lockerung getroffen werden: • Im ersten Schritt Fokus auf Bereich mit niedriger Ansteckungsgefahr sowie mit großer Bedeutung für die Wirtschaftstätigkeit und die Gesellschaft. Geschäfte öffnen dann wieder und Betriebe fahren Produktion wieder hoch, aber alles begleitet von Schutzmaßnahmen zur Ansteckungsvermeidung (Begrenzung der Anzahl an Kunden im Geschäft, wo möglich weiterhin Home Office, ggf. Tragepflicht von Mundschutz, ...). • Neue lokale Infektions-Cluster werden dank breitflächiger Tests rasch erkannt und ihnen wird mit lokalen Maßnahmen begegnet (Isolierung des Gebiets, erneute Schließung von Schulen und Geschäften, ...). • Kontaktsperren im privaten Umfeld sollten vorerst aufrecht erhalten werden, um das Risiko einer Neuausbreitung des Virus und damit auch das Risiko einer Einschleppung der Infektion in die Betriebe zu minimieren und Risikogruppen zu schützen. • Weiterhin permanentes Anmahnen zur Disziplin, Kontakte weiterhin soweit wie möglich zu vermeiden und Hygienemaßnahmen zu beachten. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Clemens Fuest und Martin Lohse hat jüngst in einem Positionspapier dargelegt, wie die derzeitigen Einschränkungen differenziert und unter kontinuierlicher Abwägung der Risiken nach und nach gelockert werden können: https://www.ifo.de/node/54222 Quelle: LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 17
Unternehmen: Schritte heraus aus der Zwangspause. Wie können die Unternehmen die Produktion wieder hochfahren? Hochfahrszenario – Was ist zu beachten nach Corona? LBBW- Blickpunktstudie vom 06.04. Beteiligte/Bereiche Regierungen/Behörden Unternehmensproduktion Wertschöpfungskette Ziele Gesundheits- Lieferkette / Absatzkanäle / Bevölkerung Mitarbeiter Maschinen system Material Nachfrage • Pandemie unter Kontrolle bringen und beherrschen • Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter • Lager auffüllen, Nachschub sichern • Gesundheitssystem stabil halten • Prozesse organisieren, Produktion in Gang bringen • Vertrieb und Absatz sicherstellen Maßnahmen und Voraussetzungen • Ausgangsbeschränkungen / Kontaktverbote • Schutzausrüstungen • Prozesse und Schicht- • Verfügbarkeit, Menge, • Verkaufsräume öffnen • Fallzahlen gehen zurück • Schnelltests für pläne „coronakonform“ Lieferketten prüfen (Schutzmaßnahmen) Mitarbeiter umstellen • Einkauf beginnt bereits • Händlernetz prüfen • Ansteckungsrate fällt • Abstände in der • Maschinenrichtzeiten jetzt wegen Vorlauf • Onlinehandel weiter mit • Kapazitäten im Gesundheitssystem ausgebaut und Produktion beachten (Teile aus Asien hoher Priorität ausreichend stabil • Stufenweise Beginn der benötigen 6 Wochen) • Wieviel Nachfrage? Produktion • Grenzkontrollen und Auftragsbestand? Logistikprozesse • Auslieferung logistisch beachten möglich? Quelle: LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 18
Unternehmen: Kurzfristig finanzielle Auswirkungen. Langfristige Digitalisierungsperspektive Finanzielle Auswirkungen: • Ein schnelles Hochfahren wird nicht möglich sein – Schutzmaßnahmen kosten Geld, Lieferketten müssen repariert werden, und die Nachfrage dürfte erst schrittweise zunehmen. • Ertragsbelastung: geringe Effizienz, hohe Kosten und anfänglich eine geringe Auslastung begrenzen das Ertragspotenzial. • Cash-Auswirkungen: Das Working Capital der Unternehmen dürfte sinken (wichtige Cash- Quelle), die Effizienz aber auch – relativ zum sinkenden Umsatz erwarten wir ein steigendes Vorratsvermögen als Puffer zur Produktionsabsicherung. à Sollte der Umsatz dann im Laufe des Jahres wieder Vorkrisenniveau erreichen, könnte der Finanzbedarf deutlich ansteigen. Liquiditätssicherung bleibt daher wichtig. Digitalisierungsperspektive: • Interne Prozesse und Geschäftsmodelle werden digital „wetterfest“ gemacht bzw. ausgebaut. Homeoffice, globale Videokonferenzen und der Online-Vertrieb dürften deutlich an Dynamik gewinnen, auch wenn sie Etabliertes und den persönlichen Kontakt nicht ersetzen werden. Quelle: LBBW Research 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 19
Fazit: Wann und Wie der Exit gelingen kann In China/Südkorea werden Beschränkungen gelockert. Krankenhauskapazitäten aufgrund weniger „Active Cases“ nur noch gering belastet. Diesen Ländern gelingt es derzeit, die Kapazität der Wirt- schaft wieder nach oben zu fahren, ohne bisher ein Wiederaufflammen der Epidemie herbeizuführen. Ob die chinesischen Ansteckungszahlen tatsächlich so niedrig sind, ist zu bezweifeln. In Europa sind wir noch nicht soweit. Die Anzahl der registrierten Neuinfektionen in Italien, Deutsch- land, Frankreich und Spanien geht zwar leicht zurück. In Italien dürfte der Höhepunkt der „Active Cases“ als erstes erreicht sein. In Deutschland, Frankreich, Spanien und weiteren Ländern könnte es noch bis nach den Osterferien dauern. Der „Exit“ von den Eindämmungsmaßnahmen sollte in jedem der Länder erst nach einem nachhal- tigen Rückgang bei den „Active Cases“ erfolgen, und es sollte sichergestellt sein, dass das Gesund- heitssystem auch mit dann u.U. wieder etwas ansteigenden Fallzahlen zurechtkäme. Für Deutschland rechnen wir im Optimalfall mit einer ersten Rücknahme einzelner Maßnahmen für die Zeit nach dem Ende der Osterferien – vielleicht aber auch erst im Mai. In den USA und UK dürfte es im Vergleich mindestens zwei oder drei Wochen länger dauern. Im ersten Schritt dürften vor allem Maßnahmen gelockert werden, die Erleichterung für die Wirtschaft bringen, d.h. Geschäfte können wieder zu einem gewissen Umfang öffnen, Betriebe ihre Produktion hochfahren. Begleitet wird dies durch flächendeckendes Testen und weitere Schutzmaßnahmen sowie erweiterte Logistik/Lieferdienste. 07.04.2020 Kapitalmarktkompass April 2020 – Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann 20
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