Argumente statt Schattenboxen Was tatsächlich zu Abrüstung & Friedenspolitik im Entwurf des LINKEN Bundestags-wahlprogramms steht

Die Seite wird erstellt Karl Gottschalk
 
WEITER LESEN
11.2.2021 S&G

Argumente statt Schattenboxen
Was tatsächlich zu Abrüstung & Friedenspolitik im Entwurf des LINKEN Bundestags-
wahlprogramms steht

  Behauptung/Kritik in der JW          Wortlaut des Entwurf-Textes          Anmerkung

  „In der Frage des Verhältnisses zu   „Ohne Gerechtigkeit gibt es kei-     Falsch. Von einer Äquidistanz
  Russland und den USA wird im         nen Frieden. Doch die Bundesre-      kann keine Rede sein, die Eskala-
  Entwurf eine bisher von den Par-     gierung setzt weiter auf die ein-    tion und Aufrüstung seitens USA
  teitagen der Linken stets zurück-    seitige Durchsetzung wirtschaftli-   und EU, um ihre Vormachtstel-
  gewiesene Äquidistanz etabliert.     cher und geopolitischer Interes-     lung zu behaupten, wird vielmehr
  Die brandgefährliche Einkrei-        sen in der Standortkonkurrenz.       besonders benannt. Die Kritike-
  sungs- und Konfrontationspolitik     Das zementiert die weltweite Un-     rinnen zielen aber offenbar selbst
  der USA und der NATO gegenüber       gleichheit und schwächt ausge-       auf eine klare Parteinahme (auf
  Russland wie auch gegenüber der      rechnet in Zeiten der Klimakata-     Seiten Russlands und Chinas). Das
  Volksrepublik China und die da-      strophe Formen und Foren grenz-      ist kein Beitrag zu einer antimili-
  mit verbundene Hochrüstungspo-       übergreifender Kooperation. In-      taristischen Position und eher der
  litik wird nicht grundlegend prob-   ternationalen Beziehungen sind –     alten Freund-Feind-Logik des Kal-
  lematisiert. (…) Schlimmer kann      oder waren mit Trump – auf Eis       ten Krieges ähnlich, als einer kon-
  man die globale Konfliktlage         gelegt. Die USA und die EU versu-    sequenten Friedenspolitik im 21.
  kaum verharmlosen. (…) Diese Es-     chen, ihre Vormachtstellung ge-      Jahrhundert.
  kalationspolitik der USA, die die    gen Russland und China zu vertei-
  Bundesregierung freundlich be-       digen. Längst ist daraus ein neuer
  gleitet, ist kein Thema.“            Kalter Krieg geworden, der eska-
                                       lieren kann. Aber Bundesregie-
                                       rung und EU rüsten auf – und ver-
                                       schärfen so die Konflikte. Wir
                                       wollen dagegen einen Paradig-
                                       menwechsel in der Außenpolitik
                                       und stehen für gewaltfreie Kon-
                                       fliktlösung und grenzübergrei-
                                       fende Kooperation statt Rüs-
                                       tungsexporte und Auslandsein-
                                       sätze der Bundeswehr.“
11.2.2021 S&G

  „Von der einstigen Ablehnung der      „Auf die Krisen reagiert die EU       Falsch. Der Vorwurf entbehrt je-
  Militarisierung der EU keine Spur,    ausgerechnet mit Aufrüstung.          der Grundlage. „Die Militarisie-
  Aufrüstung als Ziel wird nicht ab-    Wirtschaftliche Entwicklung wird      rung der EU“ soll ausdrücklich
  gelehnt, es sollen lediglich weni-    als Rüstungsförderung betrieben.      „beendet" werden.
  ger finanzielle Mittel in Rüstungs-   Diktatoren sind Geschäftspartner
  projekte und Militär der EU flie-     bei Rüstungsdeals und werden zu
  ßen.“                                 Stabilitätsankern verklärt. Der
                                        Ausbau einer »Militärunion«, die
                                        Schaffung einer zusätzlichen eu-
                                        ropäischen Armee und Rüstungs-
                                        exporte, führen aber nicht zu
                                        mehr Sicherheit für die Men-
                                        schen. Die sogenannte "Ständige
                                        Strukturierte (militärische) Zu-
                                        sammenarbeit" (engl. kurz: PE-
                                        SCO) soll dafür sorgen, dass Milli-
                                        arden für Rüstung ausgegeben
                                        werden, während es einen enor-
                                        men Mangel an Rüstungskon-
                                        trolle und zivilem Konfliktma-
                                        nagement gibt. Die beteiligten
                                        Staaten werden zur ständigen
                                        Steigerung der Verteidigungs-
                                        haushalte und Rüstungsinvestitio-
                                        nen, einer Beteiligung an Rüs-
                                        tungsgroßprojekten und der Auf-
                                        stellung europäischer Truppen-
                                        verbände verpflichtet.
                                        Wir wollen ein friedliches Europa
                                        und eine Union der Abrüstung,
                                        die Demokratie fördert, statt mit
                                        Diktatoren Geschäfte zu machen.
                                        Wir treten für eine Europäische
                                        Friedens- und Entspannungspoli-
                                        tik ein und wollen die Militarisie-
                                        rung der EU beenden.“ Die Auto-
                                        rinnen scheinen das ganze Teilka-
                                        pitel „Europäische Entspannungs-
                                        politik statt Aufrüstung“ nicht ge-
                                        lesen zu haben.
11.2.2021 S&G

  „Die Absage an Rüstungsexporte       „Wir wollen Waffenexporte ver-       Hier wird sinnentstellend zitiert:
  wird auf die lange Bank gescho-      bieten. (…) Als Sofortmaßnahme       Die LINKE will Waffenexporte ge-
  ben: »Perspektivisch wollen wir      fordern wir einen Stopp aller Rüs-   nerell verbieten – das ergibt sich
  alle Rüstungsexporte aus             tungsexporte in Länder, die an       aus dem Zusammenhang und
  Deutschland einstellen«, wird for-   Kriegen beteiligt sind und Men-      wird an anderer Stelle genau so
  muliert.                             schenrechte missachten. Wir wol-     gesagt. An dieser Stelle wird die
                                       len den Export von Kleinwaffen       Forderung - wie im Bundestags-
                                       und Waffenfabriken verbieten, da     wahlprogramm 2017 - operatio-
                                       der Endverbleib nicht kontrolliert   nalisiert in Sofortmaßnahmen
                                       werden kann und immer wieder         („Stopp aller Exporte in Länder,
                                       umgangen wurde. Rüstungsex-          die an Kriegen beteiligt sind und
                                       porte dürfen nicht mehr mit Steu-    Menschenrechte missachten“)
                                       ergeldern unterstützt werden.        und mittelfristig Ziele („Einstel-
                                       Wir fordern ein Ende der Hermes-     lung aller Rüstungsexporte“). Das
                                       Bürgschaften. Perspektivisch wol-    kann man kritisieren, eine Absage
                                       len wir alle Rüstungsexporte aus     an die Forderung nach Stopp aller
                                       Deutschland einstellen.“             Rüstungsexporten ergibt sich dar-
                                       " Wir wollen die EU-Rüstungs-        aus nicht - zumal es diese Opera-
                                       agentur abschaffen und setzen        tionalisierung im Wahlprogramm
                                       uns für ein EU-weites Verbot von     2017 auch gab: "Als ersten Schritt
                                       Rüstungsexporten ein.“               wollen wir alle Exporte von Klein-
                                       „Deutschland ist die Nummer vier     waffen und Waffenfabriken ver-
                                       unter den weltweit führenden         bieten.“ https://archiv-wah-
                                       Ländern im Bereich von Rüstungs-     len.die-linke.de/bundestagswahl-
                                       produktion und -export. Laut ih-     2017/wahlprogramm/xv-nein-
                                       ren Rüstungsexportrichtlinien will   zum-krieg-fuer-eine-demokrati-
                                       die Bundesregierung Lieferungen      sche-und-gerechte-welt-1/
                                       in Staaten außerhalb von EU und
                                       NATO restriktiv handhaben. 2020
                                       wurden milliardenschwere Aus-
                                       fuhren in besonders konfliktrei-
                                       che Regionen genehmigt. Über
                                       Tochterfirmen umgehen Unter-
                                       nehmen wie Rheinmetall oder
                                       Thyssen-Krupp die Ausfuhrbe-
                                       schränkungen, indem sie zum Bei-
                                       spiel die Produktion von Munition
                                       in Länder verlagern, in denen we-
                                       niger Exportkontrollen gelten, um
                                       dann an kriegsführende Länder zu
                                       liefern. Wir fordern einen Stopp
                                       von Rüstungsexporten, sowie
                                       verstärkte internationale Zusam-
                                       menarbeit für mehr Abrüstung
                                       und Rüstungskontrolle.“
                                       „Rüstungsexporte dürfen nicht
                                       mehr mit Steuergeldern unter-
                                       stützt werden. Wir fordern ein
                                       Ende der Hermes-Bürgschaften.“
11.2.2021 S&G

  „Auch die Linke-Forderung nach      „Einsatz und Steuerung von         Teilweise falsch: „Einsatz und
  Schließung der Drohnenmord-         Kampfdrohnen aus der Militärba-    Steuerung von Kampfdrohnen aus
  zentrale Ramstein und aller ande-   sis in Ramstein durch die US-Ar-   der US-Basis Rammstein“ zu stop-
  ren US-Basen in Deutschland ist     mee wollen wir endlich stoppen.    pen bedeutet ihre Schließung als
  verschwunden“                       Kein Drohnenkrieg von deut-        Drohnenmordzentrale. Was
                                      schem Boden!“                      sonst? Forderung nach Schlie-
                                                                         ßung aller US-Basen steht hinge-
                                                                         gen tatsächlich nicht im Entwurf,
                                                                         2017 hieß es: „Alle ausländischen
                                                                         Militärbasen in Deutschland müs-
                                                                         sen geschlossen werden. Entspre-
                                                                         chende Verträge, auch mit den
                                                                         USA im Rahmen von Aufenthalts-
                                                                         vertrag und dem Zusatzabkom-
                                                                         men zum NATO-Truppenstatut,
                                                                         werden gekündigt“. Das könnte
                                                                         man problemlos ergänzen.
11.2.2021 S&G

  „Im Programmentwurf der Linken         „Für Frieden und Stabilität brau-      Falsch: 1. An keiner Stelle ist die
  {findet sich mit dem Fonds zur         chen wir in der internationalen        Rede von der Finanzierung partei-
  Förderung von zivilgesellschaftli-     Politik ein verbindliches Regel-       politischer Akteure. „Zivilgesell-
  chen Akteuren} selbst ein Angriff      werk, das immer gilt. Unsere Ba-       schaft umfasst die Gesamtheit
  auf UN-Charta und Völkerrecht          sis hierfür ist das Völkerrecht. (…)   des Engagements der Bürger ei-
  (….) Was auf den ersten Blick          Menschenrechte sind universell         nes Landes – zum Beispiel in Ver-
  nach einem Mittel internationaler      und verpflichten zu politischem        einen, Verbänden und vielfältigen
  Solidarität klingt, wird sich in der   Handeln. Alle Menschenrechte           Formen von Initiativen und sozia-
  Realität einer Regierung eines im-     sind für uns gleich wichtig: sozi-     len Bewegungen. Dazu gehören
  perialistischen Staates als Fonds      ale, wirtschaftliche, kulturelle und   Aktivitäten, die nicht profitorien-
  für den Sturz missliebiger Regie-      politische. Dem Bruch von Men-         tiert und nicht abhängig von par-
  rungen weltweit nach dem Vor-          schenrechten kritisieren wir als       teipolitischen Interessen sind.“
  bild entsprechender Fonds in den       LINKE überall. Den doppelten           (Wikipedia) 2. Aus dem Zusam-
  USA erweisen.                          Standards der Bundesregierung          menhang des Textes ergibt sich,
  Während in Deutschland klar ge-        stellen wir uns entgegen.              dass gemeint ist, dass EU und
  regelt ist, dass Parteien keine        Wir wollen Menschenrechte glo-         BRD nicht weiterhin mit ihren ver-
  Spenden über 1.000 Euro von            bal durchsetzen, dafür muss die        bündeten Diktaturen Geschäfte
  Geldgebern außerhalb der EU an-        internationale Gerichtsbarkeit ge-     machen sollen, sondern wir lie-
  nehmen dürfen, wollen die schei-       stärkt werden. Frieden ist eine        ber die Zivilgesellschaft und sozi-
  denden Parteivorsitzenden eben         unabdingbare Voraussetzung für         alen Bewegungen dort unterstüt-
  dieses Recht für die Bundesregie-      die Verwirklichung der Men-            zen wollen. Das etabliert kein
  rung weltweit etablieren.“             schenrechte und umfassende             neues „Recht“, sondern bedeutet
                                         menschliche Entwicklung. Wir           schlicht eine Umwidmung von
                                         wollen, dass im Völkerrecht das        Ressourcen - weg von Militarisie-
                                         Recht auf Frieden verankert wird.      rung und Großmachtpolitik hin
                                         Menschenrechte dürfen nicht zur        zur Stärkung von Demokratie und
                                         Kriegsführung instrumentalisiert       sozialer Gerechtigkeit. Man
                                         werden. (…) Wir wollen Zivilge-        könnte hier aber noch ergänzen:
                                         sellschaft fördern statt Deals mit     „Akteure, die sich weltweit UND
                                         Diktatoren schließen! Dazu wer-        INSBESONDERE IN NATO-STAA-
                                         den wir einen Fonds auflegen zur       TEN UND IHREN VERBÜNDETEN
                                         Förderung von zivilgesellschaftli-     WIE SAUDI-ARABIEN, ÄGYPTEN
                                         chen Akteuren, die sich weltweit       UND MAROKKO für Demokratie…
                                         für Demokratie, Gleichberechti-        An anderer Stelle werden schon
                                         gung und soziale Gerechtigkeit         „Saudi-Arabien, Marokko, Türkei,
                                         einsetzen, ihn wollen wir mit sub-     Sudan und Ägypten“ thematisiert.
                                         stanziellen finanziellen Mitteln
                                         ausstatten.“
11.2.2021 S&G

  „Die USA und Russland haben je-     „Der Atomwaffenverbotsvertrag        Falsch. Der Entwurf des Bundes-
  weils noch circa 6.000 Atomwaf-     ist am 22. Januar 2021in Kraft ge-   tagswahlprogramms spricht zwar
  fen, China 300 – die chinesische    treten – aber die Bundesregie-       nicht über die Größe der interna-
  Position, die atomaren Super-       rung hat ihn nicht unterzeichnet.    tionalen Nuklear-Arsenale, dafür
  mächte sollten erst einmal selbst   Doch das Ziel einer atomwaffen-      aber sehr konkret über die nöti-
  abrüsten, bevor die Volksrepublik   freien Welt ist noch fern. In        gen und möglichen Abrüstungs-
  ihrerseits in die Pflicht genom-    Deutschland lagern im Rahmen         schritte in Deutschland - und er
  men werde, ist zumindest nach-      der nuklearen Teilhabe der NATO      fordert atomare Abrüstung, ins-
  vollziehbar. Die im Wahlprogram-    noch immer Atomwaffen. Die           besondere mit Bezug auf US-
  mentwurf aufgebrachte Forde-        Bundeswehr stellt dafür Kampf-       Atomwaffen. Die Behauptung,
  rung dagegen deckt sich eins zu     flugzeuge bereit, die diese Waf-     hiermit werde die Position der
  eins mit der Trump-Position und     fen transportieren können, die       Trump-Regierung vertreten ist
  verkehrt die Kräfteverhältnisse.    Bundesregierung plant sogar de-      schlicht unwahr. Trump wollte
  Trump hatte ja immer eine Einbe-    ren Aufrüstung. DIE LINKE steht      den Einsatz von Kernwaffen er-
  ziehung Chinas gefordert und so     dagegen für eine atomwaffen-         leichtern, neue Sprengköpfe ent-
  den Ausstieg der USA begründet.     freie Welt: Deutschland muss         wickeln und sprach über eine Ver-
  Neokonservative Positionen aus      endlich den Atomwaffenverbots-       zehnfachung des US-Atomarse-
  den USA sind allerdings schlecht    vertrag der UN unterzeichnen.        nals (auf 50.000 Sprengköpfe).
  dazu geeignet, als Stichwortgeber   Atomwaffen raus aus Deutsch-
  linker Abrüstungspolitik zu die-    land. Nukleare Teilhabe beenden.
  nen“                                Die US-Atomwaffen müssen so-
                                      fort abgezogen und vernichtet
                                      werden. Es dürfen keine weiteren
                                      Atomwaffen in Deutschland stati-
                                      oniert werden. Die Bundesregie-
                                      rung darf keine Trägersysteme
                                      und Pilot*innen dafür bereitstel-
                                      len. (…) die Bundesregierung
                                      {muss} die weltweite Ächtung von
                                      Atomwaffen vorantreiben.
                                      Deutschland soll sich dafür ein-
                                      setzen, dass die Verhandlung
                                      über das Atomabkommen mit
                                      dem Iran wieder aufgenommen
                                      wird, dass die USA diesem wieder
                                      beitreten, und alle Beteiligten
                                      sich zur Einhaltung verpflichten.
                                      Deutschland soll sich für einen
                                      Vertrag zur Ächtung von Mittel-
                                      streckenraketen einsetzen, der
                                      die USA, China und Russland mit
                                      einbezieht.“
11.2.2021 S&G

  "Es braucht eine klare Maßgabe,       „An einer Regierung, die Kriege      Kein Dissens. Erster Satz der For-
  dass Die Linke sich an keiner Re-     führt und Kampfeinsätze der Bun-     mulierung im Entwurfstext ist
  gierung beteiligen wird, die Auf-     deswehr im Ausland zulässt, wer-     wörtlich die „Haltelinie“ aus dem
  rüstung und Militarisierung vo-       den wir uns nicht beteiligen. Wir    Erfurter Programm, die Frage der
  rantreibt, die Kriege führt und die   stehen als Partei des Völkerrechts   Aufrüstung wird im Folgenden
  Auslandseinsätze der Bundes-          für nachhaltige Entwicklungszu-      (und in der Überschrift des gan-
  wehr nicht ausnahmslos been-          sammenarbeit und einen solidari-     zen Absatz…) deutlich beantwor-
  det“                                  schen Multilateralismus (…). Wir     tet: Die Ausgaben für Rüstung
                                        setzen auf Abrüstung, Demokra-       senken; die Mittel für Auslands-
                                        tie und friedliche Außenpolitik.     einsätze umwidmen in Friedenssi-
                                        Wir wollen die nukleare Teilhabe     cherung und zivile Aufbaupro-
                                        Deutschlands beenden und for-        jekte.
                                        dern die Bundesregierung auf,
                                        den Atomwaffenverbotsvertrag         Die Formulierung der Haltelinie
                                        der UN zu unterzeichnen.             war explizit beabsichtigt, an de-
                                        Die Ausgaben für Rüstung sen-        ren Gültigkeit ändert sich nichts.
                                        ken. Das von der NATO ausgege-       Wenn es hilft, die Formulierung
                                        bene Ziel, zwei Prozent des Brut-    zu ergänzen, entspricht das Inten-
                                        toinlandsprodukts im Staatshaus-     tion des Textes: „an einer Regie-
                                        halt für Verteidigung vorzuhalten,   rung, die Kriege führt und Kampf-
                                        lehnen wir ab.“                      einsätze der Bundeswehr im Aus-
                                                                             land zulässt, die Aufrüstung und
                                        „Die Bundeswehr muss aus allen       Militarisierung vorantreibt“…wer-
                                        Auslandseinsätzen zurückgeholt       den wir uns nicht beteiligen.
                                        werden. Wir wollen die Mittel für
                                        militärische Interventionen um-
                                        widmen und in ein ziviles Aufbau-
                                        und Friedenssicherungspro-
                                        gramme investieren.“

                                        „Wir wollen dagegen einen Para-
                                        digmenwechsel in der Außenpoli-
                                        tik und stehen für gewaltfreie
                                        Konfliktlösung und grenzübergrei-
                                        fende Kooperation statt Rüs-
                                        tungsexporte und Auslandsein-
                                        sätze der Bundeswehr.“
11.2.2021 S&G

  „Die Linke muss festhalten, dass   „Geopolitischen Rivalitäten und    Kein inhaltlicher Dissens
  Embargo und Blockade Krieg mit     Wirtschaftskriege nehmen zu, wir
  anderen Mitteln sind. Und ange-    setzen wir auf Entspannungspoli-
  sichts der Pandemie muss sie auf   tik und gerechte Weltwirtschafts-
  ein Ende der Wirtschaftskriege     strukturen. DIE LINKE steht für
  drängen.“                          Entspannungspolitik und für mul-
                                     tilaterale Zusammenarbeit ein.
                                     (…) Handelskonflikte beenden!
                                     Handelskonflikte wie jene zwi-
                                     schen den USA und China bzw.
                                     der EU haben wirtschaftliche und
                                     soziale Schäden angerichtet und
                                     die Standortkonkurrenz ver-
                                     schärft. Handelspolitik darf nicht
                                     mehr zur politischen Erpressung
                                     benutzt werden. (…) Wirtschafts-
                                     sanktionen treffen vor allem die
                                     einfache Bevölkerung und müs-
                                     sen beendet werden.“

  „Wir brauchen eine Politik der     „Die NATO ist ein Relikt des Kal-     Kein inhaltlicher Dissens. Ent-
  Entspannung gegenüber Russ-        ten Krieges und so agiert sie auch    wurf-Formulierung zur Auflösung
  land, keine weitere Eskalation     heute noch. Für DIE LINKE ist         der NATO ist identisch mit Erfur-
  und NATO-Truppenaufmärsche         Krieg kein Mittel der Politik. Kon-   ter Programm, auch dass die BW
  an dessen Westgrenze. Das ist      frontation ist keine Grundlage für    dem Oberkommando der Nato
  eine der großen Lehren und Ver-    Sicherheit. Auch der "Krieg gegen     entzogen werden soll. Die Nato-
  pflichtung aus dem Zweiten Welt-   den Terror" der NATO-Staaten          Truppenaufmärsche könnte man
  krieg.“                            hat keine Sicherheit geschaffen –     noch ergänzen.
                                     im Gegenteil. Zeit endlich umzu-
                                     steuern. Wir fordern die Auflö-
                                     sung der NATO und ihre Erset-
                                     zung durch ein kollektives Sicher-
                                     heitssystem unter Beteiligung
                                     Russlands, das Abrüstung als ein
                                     zentrales Ziel hat.“

                                     Unabhängig von einer Entschei-
                                     dung über den Verbleib Deutsch-
                                     lands in der NATO wird DIE LINKE
                                     in jeder politischen Konstellation
                                     dafür eintreten, dass Deutschland
                                     aus den militärischen Strukturen
                                     des Militärbündnisses austritt
                                     und die Bundeswehr dem Ober-
                                     kommando der NATO entzogen
                                     wird.
                                     Eine Beteiligung der Bundeswehr
                                     an NATO-Kriegseinsätzen lehnen
                                     wir ab.
11.2.2021 S&G

                                     Auf dem NATO-Stützpunkt
                                     Ramstein wird derzeit ein Welt-
                                     raumcenter der NATO aufgebaut.
                                     Damit sollen nicht nur Satelliten
                                     verteidigt werden, die für unser
                                     Alltagsleben unentbehrlich ge-
                                     worden sind, sondern die militäri-
                                     sche Handlungs- und Angriffsfä-
                                     higkeit abgesichert werden. Die
                                     scheinbar passive Komponente
                                     der “Verteidigung im Weltall” hat
                                     einen offensiven Hintergrund. DIE
                                     LINKE lehnt die Militarisierung
                                     des Alls ab.

  „Die Linke wird gebraucht als ver- „DIE LINKE ist die Friedenspartei    Kein Dissens.
  lässlicher Bündnispartner der      und verlässliche Stimme der Frie-
  Friedensbewegung im Deutschen densbewegung im Bundestag.“
  Bundestag und progressiver
  Kräfte international.“
11.2.2021 S&G

  „Der Kipping-Riexinger-Entwurf        Einschätzung der TAZ zum Ent-        Falsch: Der Entwurf der Vorsit-
  will eine andere Partei und zielt     wurf: „Treu bleibt sich die Links-   zenden steht auf der Grundlage
  auf eine Relativierung der frie-      partei in der Friedenspolitik. So    des Erfurter Programms.
  denspolitischen Positionen. Wenn      fordert sie als einzige im Bundes-   Das spiegelt sich insbesondere in
  sich dies durchsetzen würde,          tag vertretene Partei eine deutli-   der öffentlichen Rezeption des
  wäre dies verheerend auch für         che Reduzierung des deutschen        Wahlprogrammentwurfs: Wäh-
  Die Linke selbst. Alle diejenigen,    Militäretats und lehnt auch wei-     rend Medien wie TAZ und das Re-
  denen die Existenz einer friedens-    terhin Rüstungsexporte, bewaff-      daktionnetzwerk Deutschland
  politisch klar profilierten Linken    nete Drohnen und Kampfeinsätze       keine Verschiebung der außen-
  nicht gleichgültig ist, sind aufge-   der Bundeswehr im Ausland ab.“       und friedenspolitischen Positio-
  rufen, sich dieser Entkernung der     https://taz.de/Wahlprogrammen-       nen erkennen konnten (was teil-
  Linken entgegenzustellen“             twurf-der-Linkspartei/!5746624/      weise bedauert wurde), inszenie-
                                                                             ren Sevim Dagdelen und Ulla Jel-
                                        Einschätzung RND:                    pke einen Skandal, wo keiner ist.
                                        Für Debatten dürfte sorgen, dass     Die Intervention scheint eher mit
                                        der Entwurf des Wahlprogramms        Öffentlichkeitsarbeit im eigenen
                                        neben der Ablehnung von Rüs-         Interesse zu tun zu haben.
                                        tungsexporten und steigenden
                                        Rüstungsausgaben die Ablehnung
                                        aller Auslandeinsätze der Bundes-
                                        wehr beinhaltet – also nicht nur
                                        von Kampfeinsätzen, sondern
                                        auch von friedenserhaltenden
                                        Missionen unter dem Dach der
                                        Vereinten Nationen. Riexinger be-
                                        kräftigte dies auf Nachfrage mit
                                        den Worten: „Wir sind grundle-
                                        gend gegen Militäreinsätze der
                                        Bundeswehr. Sie dienen nicht der
                                        Herstellung von Frieden und De-
                                        mokratie. (…) Ein kategorisches
                                        Nein zu Bundeswehr-Einsätzen im
                                        Ausland würde ein von Teilen der
                                        Linken gewünschtes rot-rot-grü-
                                        nes Bündnis auf Bundesebene un-
                                        möglich machen“
                                        https://www.rnd.de/politik/wahl-
                                        programm-2021-die-linke-will-ho-
                                        here-sozialleistungen-und-debat-
                                        tiert-um-auslandseinsatze-
                                        Y232GJLWPBC5XDUPR2E2G652PI
                                        .html
11.2.2021 S&G

   {Es fehlt auch} ein Bekenntnis zur                                      Die Frage ist, ob das Gegenstand
   Solidarität mit dem sozialistischen                                     von einem Wahlprogram sein soll.
   Kuba und dem bedrängten Vene-                                           Die Kuba-Solidaritätsarbeit ist in
   zuela.                                                                  der Partei fest verankert. Stel-
                                                                           lungnahmen zu politischen Ent-
                                                                           wicklungen anderer Länder wie
                                                                           zB die Wahlen in Venezuela sind
                                                                           sinnvoller in Form von Positions-
                                                                           papieren des PV, der Internatio-
                                                                           nalen Kommission oder von Par-
                                                                           teitagen.

Die Zusammenstellung zeigt, wie viel zielführender und für die parteiinterne Debatte förderlicher es wäre,
die Diskussionen in den vorgesehenen Bahnen zur führen, statt in der Presse.
Die Foren für die inhaltliche Diskussion und Möglichkeit zur Anmeldung finden sich hier:
https://www.die-linke.de/wahlen/das-linke-wahlprogramm-diskutieren/
Sie können auch lesen