KATALOG 11 DEUTSCHE ROMANTIK IN QUEST OF THE BLUE FLOWER - BRIGITTE REH VERSANDANTIQUARIAT - Antiquariat Reh

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KATALOG 11 DEUTSCHE ROMANTIK IN QUEST OF THE BLUE FLOWER - BRIGITTE REH VERSANDANTIQUARIAT - Antiquariat Reh
KATALOG 11

DEUTSCHE ROMANTIK
   IN QUEST OF
 THE BLUE FLOWER

     BRIGIT TE REH
  VERSANDANTIQUARIAT
        BERLIN
         2021

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Für Marie Elouise und Vincent

           »… fern ab liegt mir alle Habsucht: aber
        die blaue Blume sehn’ ich mich zu erblicken.«

                “I have no craving to be rich,
               but I long to see the blue flower.”
                            Novalis
                               60

             BRI G I T T E REH VERSA N DA N T IQ UA RIAT
                Niebuhrstraße 77 . Gartenhaus . D - 10629 Berlin
                  Tel +49 (0)30 88001158 . Mob +49 172 6145028
                          email: brigitte_reh@yahoo.de
                            www.antiquariat-reh.com

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                DEUTSCHE ROMANTIK
                   IN QUEST OF
                 THE BLUE FLOWER

1 Arndt, Ernst Moritz. Geist der Zeit. Klein-8°. 2 Bl., 462 S. Quergenarbtes grü-
nes Halbchagrin der Zeit mit Rückenvergoldung; marmorierte Vorsätze. (Altona,
Hammerich), 1806.		                          			                          € 320,-
Seltene erste Ausgabe des ersten in sich abgeschlossenen Teils. Bis 1818 wurde
das Werk um 3 weitere Bände ergänzt. Aufsehen erregendes Zeugnis des erwachen-
den deutschen Nationalbewußtseins im Gefolge der Napoleonischen Kriege. Gegen
den Universalismus Napoleons plädiert Arndt für den Zusammenschluß von Nord-
und Süddeutschland. Fortschrittliche Denker wie A. Müller, Schleiermacher,
Clausewitz u. a. griffen Arndts Gedanken begeistert auf. – In sehr gutem, sauberen
Zustand.
❧ Goedeke VII, 21; Loh 107.

2 Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Vollständige Sammlung. Mit der Handschrift
des Dichters aus seinem neunzigsten Jahr. Gr.-8°. 2 Bl., 672 S., 1 gef. Faksimile
(handschriftl. Gedicht von Arndt). Original-Leinenband mit hübscher romantischer
Deckel- und Rückenvergoldung. Goldschnitt. Berlin, Weidmannsche Buchhand-
lung, 1860.		                        				                                 € 240,-
Erste Ausgabe »Die vollständigste Gedichtsammlung, die von Arndt vorliegt;
… Alle späteren Gedichtausgaben gehen von dieser Ausgabe letzter Hand aus.«
Der Text ist gegenüber früheren Gedichtausgaben nochmals stilistisch überar-
beitet. Arndt, der zeitweise Privatsekretär des Freiherrn vom Stein war, wurde
berühmt durch seine in Gegnerschaft zu Napoleon entstandenen politischen Flug-
blätter und patriotischen Gedichte Lieder für Deutsche (1813) und die berühmten
Gedichte: Der Gott, der Eisen wachsen ließ, Was ist des Deutschen Vaterland?, Was
blasen die Trompeten? – Innnengelenke teilweise angebrochen, sonst in ausgezeich-
netem Zustand.
❧ Goedeke VII, 830, 143.

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        Eine der schönsten Publikationen der Romantik
3 Arnim, Ludwig Achim von & Brentano, Clemens. Des Knaben Wunderhorn.
Alte deutsche Lieder. 3 Teile, mit Anhang: Kinderlieder. Zusammen 4 (5) Teile (An-
hang doppelt) in 3 Bänden. Groß-8° (210 x 124 mm). Mit 4 gestochenen Titeln und
1 Frontispiz. 1. Band (1806): Kupfertitel, Drucktitel (der meist fehlt), 4 Bl., Vor-
titel, S. 13-470 (S. 260-269 doppelt gezählt) sowie Anhang (Kinderlieder, 1808):
gest. Frontispiz, Kupfertitel, 103 S. (inkl. Vortitel); – 2. Band (1808): gest. Kupfer-
titel, Drucktitel, Vortitel, S. 3-448. – 3. Band (1808): Vortitel, Kupfertitel, Druck-
titel (von 2. Bd.), S. 3-253; irrtümlich nochmals beigebunden der Anhang mit
Kinderlieder von 1808 mit gest. Frontispiz, Kupfertitel, 103 S.( inkl. Vortitel). Ele-
gante schwarze Halbmaroquinbände der Zeit (etwas später) mit Goldprägung
auf dem Rücken, marmorierte Deckel, der 3. Band im letzten Jhdt. passend dazu
gebunden. Heidelberg, Mohr u. Zimmer, 1806–1808.                               € 5.800,-
Erste Ausgabe der weithin berühmten Liedersammlung, ein Haupt-
werk der Heidelberger Romantik. Eines der wenigen Exemplare, wo auch
der erste Band in erster Ausgabe vorliegt und der oft fehlende Anhang
Kinderlieder doppelt vorhanden ist. In derart schönem Zustand und dieser Voll-
ständigkeit sehr selten. Das Goethe gewidmete Werk ist eine der schönsten Pu-
blikationen der Romantik. Das reizvolle Titelblatt zu Band 1 mit der berühmten
Darstellung des reitenden Knaben mit dem Wunderhorn in der hochgestreckten
Hand ist Symbol für die schnell von Mund zu Mund getragene alte deutsche
Volkspoesie. Sie ist gestochen von Kunze nach einer Bildvorstellung von Clemens
Brentano. Als Titelvignette des 2. Bandes wählten die Autoren das Wunderhorn
der Fee, das von Wilhelm Grimm nach dem Vorbild des Oldenburger Trinkhorns
(im Hintergrund das Heidelberger Schloss) gezeichnet und von Adam Weise ge-
stochen wurde. Das Titelblatt zu Bd. 3 (Lautenschläger und Harfenspielerin) ist
von Ludwig Emil Grimm (1790–1833) gezeichnet und von Adam Weise gestochen.
Das Titelblatt und Frontispiz für den Anhang Kinderlieder sind ebenfalls von
Ludwig Grimm nach einer Bildvorstellung von Brentano gezeichnet, mit Motiven
von Philipp Otto Runge, und von A. Weise gestochen. Heinrich Heine preist das
Werk: »Dieses Buch kann ich nicht genug rühmen; es enthält die holdseligsten
Blüthen des deutschen Geistes, und wer das deutsche Volk von einer liebenswür-
digen Seite kennen lernen will, der lese diese Volkslieder.«

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Außerordentlich frisches, nur vereinzelt leicht fleckiges Exemplar. Sehr selten in
dieser vollständigen Form und mit allen Teilen in erster Ausgabe sowie mit dem
Anhang doppelt.					                                          Abbildung S. 2, 3, 9

                           The Boy’s Magic Horn
First edition of the widely known anthology of Lieder and poems.
Principal work of the German Romantic Movement, inspiring many composers
such as Schumann, Brahms and Mahler. One of the rare complete copies with the
first volume in first edition (mostly second ed.) and with the often missing vol. III
(Kinderlieder, here twice, at the end of vol. I and in vol. III). Heine wrote: “I can-
not praise this book enough; it contains the most gracious blossoms of the Ger-
man spirit, and whoever wishes to acquaint himself with a delightful side of the
German people should read these folksongs.” – Remarkably well preserved, nearly
spotless copy, in fine bindings (vol. III bound later to match). Thus rare.
❧ Goedeke VI, 73, 12; Mallon (Arnim) 27, 36-38 u. Mallon (Brentano) 17, 25-27;
Hauswedell/Voigt, I, Stubbe, S. 107-109, II, Abb. 162-165; Hans von Müller, Des
Knaben Wunderhorn, in: Philobiblon II (1958), S. 82-100; Borst 1021; Rümann 554;
Borst 1021.

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                    Das Füllhorn weit geöffnet!
                Intarsieneinband von Hans Glöckler
4 Arnim, L. Achim von & Brentano, Clemens (Hrsg.). Des Knaben Wunderhorn.
Alte deutsche Lieder. Auswahl. 8° (180 x 110 mm). 263 S. (eine weitere S. 263 am
Ende versehentlich eingebunden), in der Ehmcke-Schwabacher von der Graphischen
Kunstanstalt F. Bruckmann für den Deutsch-Meister-Verlag gedruckt. Maroquin-
Intarsienband der Zeit, signiert »Glöckler«. München, Deutsch-Meister-Verlag,
1921.							                                                           € 1.200,-
Zauberhafter Maroquinband von Hans Glöckler, Meisterbinder
aus Berlin: auf Vorderdeckel oben und unten schmale rot intarsierte Balken mit
goldgeprägtem Titel, oben zwei Füllhörner, aus denen schwarz-goldene Blätter
und Blüten fallen, unten ein rot intarsiertes kleines Herz, flacher Rücken entspre-
chend dekoriert; Ecken der Stehkanten gold- und blindgeprägt, Innenkanten mit
zwei Gold­fi leten, die in den Ecken ein Blütenornaments einrahmen; Gemustertes
Buntpapier auf Spiegel und Vorsatz; Goldschnitt. Satz und Ausstattung wurde
von F. Ehmcke, Zürich, überwacht. – Tadellos.
❧ O. Bettmann, Arbeiten von Hans Glöckler, in: AfB 1933, 38-39.

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5 Arnim, Bettina von. Die Günderode. 2 Teile in 2 Bänden. 8°. Titel, 4 Bl., 440 S.;
VIII, 306 S. Halbleder der Zeit mit Rückenvergoldung und grünem Rückenschild,
marmorierte Deckel und Schnitt. Grünberg & Leipzig, Levysohn, 1840. € 800,-
Erste Ausgabe. Caroline von Günderode (1780-1806) war eine romantische
Dichterin, die mit Bettina von Arnim befreundet war. In dem vorliegenden Brief-
roman, der auch Texte der Günderode enthält, steht aber nicht die unglückliche
Liebe der Günderode zu dem Heidelberger Professor G. Fr. Creuzer, sondern
Bettina selbst im Mittelpunkt, die in ihrer Freundin lediglich eine maßvolle, um
ihre Bildung bemühte Ratgeberin findet. »Nie und in keiner Sprache hat eine
Frau die Geschichte ihres vertrauten Umgangs mit einer Freundin so offenherzig,
so zu Herzen-gehend der Nachwelt überliefert wie Bettina in ihrem Briefroman
›Die Günderode‹. Als sie ihn veröffentlichte und mit Begeisterung entflammen-
den Worten den Studenten widmete, dankten ihr diese durch einen Fackelzug.«
(H. Amelung). – Frisches, nahezu fleckenfreies Exemplar in einem hübschen
zeitgenössischen Einband.
❧ Goedeke VI, 84, 4 (B.v.Arnim) und 66, 6a (Günderode); Borst 1930.

                Eines der »romantischsten« Bücher
               Aus der Bibliothek Eduard Grisebach
6 Brentano, Clemens. Gockel, Hinkel und Gakeleia. Märchen, wiedererzählt von …
Groß-8° (206 x 125 mm). Vortitel, Vakat, lithogr. Haupttitel, S. III–XIV (Herzli-
che Zueignung), 346 S.; weitere 14 lithogr. Tafeln (mit jeweils 1 Vakat vorgebun-
den) nach Entwürfen von Clemens Brentano. Marmorierter Pappband der Zeit
mit grünem Rückenschild und Rückenvergoldung. Exlibris. In Leinen-Kassette
mit Rückentitel. Frankfurt, Schmerber, 1838. 			                         € 4.600,-
Erste Ausgabe eines der schönsten und phantasievollsten Bücher
der Romantik und Höhepunkt der romantischen Buchillustration.
Diese dilettantischen, surrealistisch anmutenden Bildschöpfungen Brentanos
machen einen großen Teil des besonderen Reizes des Buches aus (Stubbe). »Dem
Märchen vorangestellt ist eine Herzliche Zueignung an Marianne von Willemer,
eine Jugendliebe Brentanos (und Goethes Suleika), in der er den Motiven und
Personen des Märchens autobiographischen Gehalt gibt …« (KNLL).
Bedeutende Provenienz: Aus der Bibliothek von Eduard Grisebach (1845–1906),
Dichter und Literaturhistoriker, berühmt für seine bibliophile Bibliothek, die er
in seinem Katalog Bücher eines dt. Bibliophilen (Leipzig 1894) vorstellte. – Zwei
Lithographien (Titel und vor S. 143) am Längsrand etwas knapp beschnitten.
Bemerkenswert gut erhaltenes, fleckenfreies Exemplar im Einband der Zeit, so
sehr selten.						                                              Abbildung S. 5, 7

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First edition of this masterly Romantic fairy tale. The illustrations are drafted
by Brentano himself. They possess a ‚surrealistic‘ charm and a modernity, scarcely
found in any other illustration of the Romantic era. And Claude David noted:
“The language almost enjoys itelf.” – Provenance: from the library of the author
and book collector Eduard Grisebach (1845–1906). – In very good spotless condi-
tion, thus rare.						                                        Reproduction p. 5, 7
❧ Goedeke VI, 62, 43; Mallon 112; Borst 1856. M. Breslauer: Eduard Grisebach als
Sammler. Vorwort in dem Versteigerungskatalog von 1930.

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         »Eines der grossen Bücher der Weltliteratur«
7 Chamisso, Adelbert von. Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte, mitgetheilt …
und herausgegeben von Friederich Baron de la Motte Fouqué. Mit gestochenem Fron-
tispiz von Franz Leopold. XII, 132 S. [S. 127-132: Literarische Anzeige]. Hübscher
Halblederband der Zeit (etwas später) mit marmorierten Deckeln, flacher Rücken
mit Rückenschild und Rückenvergoldung. Exlibris von H. Moody. Nürnberg,
Johann Leonhard Schrag, 1814.         				                                 € 4.500,-
Sehr seltene erste Ausgabe dieses tiefsinnigen Märchens vom Schlemihl
(d. i. Gottlieb oder Theophil), der seinen Schatten dem Satan verkauft, um mit
dem eingetauschten Gold sein Glück zu machen. »Eines der großen Bücher der
Weltliteratur« (Maaßen). Es fand insbesondere in England großen Anklang, wo
es von Cruikshank auf kongeniale Weise illustriert wurde (1823). Die berühmte
Erzählung enthält »die Schilderung einer scheinbar bevorzugten und beneidens-
werten, aber romantisch elenden, innerlich mit einem düsteren Geheimnis einsa-
men Existenz.« (Thomas Mann). Herausgeber war Chamissos Freund Friedrich
de la Motte Fouqué, der ein Vorwort und ein Gedicht auf den Autor (S. II) bei-
steuerte. Auf Seite X widmet der Autor sein Werk dem Freund Fouqué. Mit gest.
Frontispiz von Franz Leopold, das den Autor als Schlemihl mit Tabakspfeife und
Botanisierbüchse darstellt. – Attraktiver Einband. Bis auf vereinzelte schwache
Stockflecken, besonders auf den ersten und letzten Seiten, sehr schönes, breitran-
diges Exemplar.						                                              Abbildung S. 9
Very rare first edition of this profound fairy tale about the lost shadow. It
met with great success and was translated into nearly all languages. It is of interest
that this masterpiece of self-alienation had had extraordinary resonance in Eng-
land where it was illustrated congenially by Cruikshank (1823). – A little minor
spotting, otherwise a very fine copy. 			                        Reproduction p. 9
❧ Goedeke VI, 148, 14a; Rath, Bibliotheca Schlemihliana, 1; Borst 1193; C. G. von
Maaßen, Über die Seltenheit von Romantiker-Erstausgaben. In: Philobiblon. Jahr-
gang IX (1965), S. 212: »Von Chamisso wollen wir nur sein in fast alle Sprachen
übersetztes Märchen Peter Schlemihl … als wirkliche Seltenheit anführen.«

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     Aus der Bibliothek des Bibliographen Karl Goedeke
8 Eichendorff, Josef von. Gedichte. 8° (174 x 108 mm). XII, 482 S., 1 Bl. (Errata).
Halblederband der Zeit mit Rückenvergoldung. Zwei Besitzvermerke auf Vor-
satz. Berlin, Duncker und Humblot, 1837.            		                    € 2.900,-
Seltene erste Ausgabe der ersten umfassenden Gedichtsammlung.
Der großartige Erfolg der Gedichte Eichendorffs in seiner Zeit wie auch heute
beruht nicht zuletzt auf ihrer magischen Kraft und symbolischen Bedeutung, die
diese romantischen Gedichte zeitlos erscheinen lassen. Sie wurden hauptsächlich
in Liedern verbreitet (weit über 5000 Vertonungen), insbesondere durch Robert
Schumann, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Hugo Wolf. Heimweh, Erinne-
rung, Sehnsucht, Natur bilden den Grundakkord, siehe das Gedicht Mondnacht
auf S. 9 u. 96.
Mit bedeutender Provenienz und interessanten Marginalien: aus der Bibliothek
des Bibliographen Karl Goedeke (1814–1887) mit seinem Besitzvermerk in brau-
ner Tinte auf dem Vorsatz, datiert 1837; auf S. 113 Vergleichsgedicht (frühere Fas-
sung?) auf Rand sowie sechs kurze Anmerkungen im Inhaltsverzeichnis in feiner
Bleistiftschrift, höchstwahrscheinlich von Goedeke. – Bis auf Leimschatten auf
den Vorsätzen und Randbräunungen am Fußsteg frisches, nahezu fleckenloses
Exemplar auf besserem Papier.
Eichendorff’s rare first collection of poems, highly appreciated by
composers such as Mendelssohn, Schumann and Wolf who were all fascinated by
the delicate evocation and combination of woodland, fairy tale, nocturnal silence,
intense ecstasy and ineffable sadness in the poet’s lyricism. – Very fine copy apart
from some browning at the foot of some pages. From the library of the bibliogra-
pher of German Literature, Karl Goedeke.                   Reproduction p. 9 and 96
❧ Goedeke VIII, 190, 29; Borst 1828.

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            Schönes Vorzugsexemplar auf Velinpapier
9 Eichendorff, Josef von (Übers.). – Calderon de la Barca, Don Pedro. Geistliche
Schauspiele. Übersetzt von Josef Freiherr von Eichendorff. Groß-8vo. 3 Bl., 346 S.
Bd. 1 (von 2). Hübscher geflammter hellbrauner Pappband der Zeit mit grünem
Rückenschild und sparsamer Rückenvergoldung. Zwei Exlibris u. zwei Mono-
grammstempel. Stuttgart & Tübingen, Cotta, 1846.                           € 240,-
Erste Ausgabe der Übersetzung Eichendorffs. Es ist der erste Band, der
zweite wurde erst 1853 veröffentlicht, daher werden beide Bände nur selten zusam-
men angeboten. Mit bedeutender Provenienz: Hans L. Merkle (1913–2000) mit
seinem »Ex Libris Feuerbacher Heide No 6479«. – Sehr schönes, nahezu flecken-
freies, breitrandiges Vorzugsexemplar auf Velinpapier im hübschen Einband der
Zeit.
❧ Goedeke VIII, 193; 42; Palau 39.841.

                   Äusserst seltener Erstdruck
               Beliebter Romantiker-Geschenkband
10 Fouqué, Friedrich Baron de la Motte. Undine. In: Die Jahreszeiten. Eine Viertel-
jahresschrift für romantische Dichtungen. Frühlings-Heft (mit dem Erstdruck der
Undine). 8° (169 x 100 mm). 3 Bl., 189 S., 1 S., 2 Bl. Roter chagrinierter Pappband
der Zeit mit Rückenschild, goldgeprägte Fileten auf Rücken und Deckeln; Steh-
kantenvergoldung; am Rücken unten der goldgeprägte Name »Louise«. In blauer
Leinwandkassette mit zwei Rückenschildern. Berlin, J. E. Hitzig, 1811. € 4.800,-
Ungemein seltener erster Druck der Undine, des wohl berühmtesten
romantischen Märchens. Eine separate Buchausgabe erschien erst 1814, zeit-
gleich mit dem abschließenden Winter-Heft, ebenfalls sehr selten (Maaßen).
Goethe empfahl Eckermann das Märchen: »Wollen Sie aber von Fouqué eine
gute Meinung haben, so lesen Sie seine Undine, die wirklich allerliebst ist, … die
Undine ist gut und wird Ihnen gefallen.« Der vorliegende Erstdruck zählt zu den
großen Seltenheiten der romantischen Literatur.
In einem hübschen Geschenkband der Zeit. Derartige in chagrinierter roter
Pappe mit zurückhaltender Goldprägung versehene Einbände waren in Roman-
tikerkreisen als Geschenke sehr beliebt. Sie erinnerten an die teuren eleganten
französischen Maroquinbände, die wegen der wirtschaftlich schwierigen Zeit-
läufte in Deutschland eine höchst seltene Ausnahme darstellten (Maaßen). Mit
möglicher interessanter Provenienz (Fürstin Louise Radziwill, geb. Prin-
zessin von Preussen, 1770–1836, vgl. TRB Special List 49). Vollständig mit den
manchmal fehlenden zwei Musikbeilagen von Jung-Stilling, die allerdings nicht
zur Undine gehören. Der Titel Die Jahreszeiten leicht fleckig, kleiner Randeinriss

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alt hinterlegt, Rücken leicht berieben, ansonsten ein schön gebundenes, bestens
erhaltenes Exemplar. 				                                Abbildung oben u. S. 11

                “The most beautiful of all fairy tales”
The very rare first printing of the enchanted tale Undine. Fouqué, descen-
ding from a Huguenot family in Brandenburg, was one of the foremost Romantic
storytellers. His graceful and melancholic masterpiece is thought to be “the most
beautiful of all fairy tales” (George Macdonald). The first book version was pub-
lished in 1814.
Provenance: According to a statement of the last owner, the copy might have
been presented by the author to Louise Radziwill, née Princess of Prussia
(1770–1836), daughter of Prince Ferdinand of Prussia, the youngest brother of
Frederick the Great (godfather of the author). – Contemporary red paper boards
gilt, gilt fillet on covers and edges of boards, flat spine with gilt lettered label and gilt
fillets, below gilt name “Louise”. In blue cloth box. Title slightly spotted, a small tear
with old repair, otherwise in fine, fresh condition.          Reproduction above & p. 11
❧ Goedeke VI, 118, 22 a u. 119, 23; Borst 1128; Kirchner I, 257; Maaßen, Carl Georg
von: Über die Seltenheit von Romantiker-Erstausgaben. In: Philobiblon. Jahrgang IX
(1965), S. 211; Tusculum Rare Books Ltd., Special List 49.

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                    Carl ( Jakob) Lehmann
»Königl. Hof-Buchbinder u. Academischer Künstler in Berlin«
11 a Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch in den Königlich Preußischen Landen.
(168 x 90 mm). 3 Bl., 378 S. (inkl. Liederregister); 46 S. (Andachten), 1 Bl. w.
Gedruckt auf besserem Papier. Mit Besitzeintrag in feiner Hand von 1825 und
Geschenkeintrag von 1916 auf vorderem fliegenden Vorsatz. Auf Hinterdeckel
innen ovales Buchbinderetikett von »Carl Lehmann / Königl. Hof-Buchbinder
/ und / Academischer Künstler / in Berlin / Gertrauten Strasse No 18«. Berlin, In
der Myliussischen Buchhandlung, 1823. 				                                  € 2.200,-
Roter Maroquinband der Zeit mit reicher Gold- und Blindprägung, signiert von Carl
Lehmann: auf Deckeln breite Palmettenbordüre eingefasst von schmalen, mit Punk-
ten gekrönten Wellenlinien, außen gold- und innen blindgeprägt, und Fileten, Eck­­-
stücke mit stilisierten Blättern und Blüten, das zentrale Feld eingefasst von schmaler
Rollbordüre, feinen Goldfileten und Eckstücken, anschließend blindgeprägte Pal-
mettenbordüre und Eckfleurons, in Deckelmitte blindgeprägtes Blatt- und Blüten-
Ornament; flacher Rücken mit Zierbändern in fünf Felder geteilt; Stehkanten
goldgeprägt; breite Innenkanten aus breiter goldgeprägter Blattbordüre eingefasst
von Wellenlinien und Doppelfileten; Spiegel mit gemusterter weißer Seide be-
legt; handumstochene Kapitale; Goldschnitt. In blauer Leinwand-Kassette mit
Rückenschild.
Preussisches Gesangbuch prachtvoll gebunden vom königlichen Hof-
buchbinder Carl ( Jacob Ludwig) Lehmann. Carl Lehmann (+1823) stammt
aus der wohl bedeutendsten Berliner Buchbinderdynastie. Das erste Buchbinder­
atelier wurde 1766 von seinem Vater Johann Jacob Adrian Lehmann (+1808) gegrün-
det. Er nannte sich ab 1789 »Hof-, Kanzlei- und Bibliotheksbuchbinder«. Der Sohn
Carl ging beim Vater in die Lehre und wurde 1799 Meister (tätig bis 1823). 1808 wurde
er Königl. Hof-Buchbinder und als solcher alleiniger Buchbinder für
die königliche Bibliothek. Er beschickte später von 1818–1823 die Akademie-
Ausstellungen regelmäßig mit Einbänden. 1822 erhielt er den Titel Academischer
Künstler, der seinem Sohn Carl Ernst Lehmann, dem sog. Goethe-Lehmann
(siehe Nr. 11 b), und den Konkurrenten versagt blieb, siehe Buchbinderetikett
mit beiden Titeln. – Von leichten Bereibungen abgesehen in sehr gutem Zustand.
									 Abb. S. 15

❧ Lutz Sonnenburg: Königliche Bücher / Bucheinbände des Hauses Hohenzollern.
Ausstellung SBB Berlin 1986, S. 58.

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11 a              11 a

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       Prachtbiblel in einem magistralen Maroquinband
       des Kgl. Hof-Buchbinders Carl (Ernst) Lehmann,
                 genannt »Goethe-Lehmann«
        für Friedrich Wilhelm III. König von Preussen

11 b Biblia germanica. – Biblia, Das ist: Die gantze Heilige Schrifft, Altes und Neues
Testaments. Verdeutscht von Herrn Doctor Martin Luther: Und auf gnädigste Verord-
nung … Ernsts, Herzog von Sachsen … dem eigentlichen Wort-Verstand nach erkläret.
Nürnberg, Johann Andreas Endter, 1768.				                                  € 26.000,-
3 Teile in 1 Band. Groß-Folio (Blattgröße: 418 x 265 mm). 72 Bl., 740 S.; 1 Bl., 512 S.;
480 S., 8 Bl. Mit figürlichem Kupfertitel (Darstellung von Moses und Christus,
oben das sächsiche Wappen der ernestinischen Linie) und 11 blattgroßen Kupfer-
stichen mit Porträts der sächsichen Fürsten sowie das Luther-Epitaph von J.C.
Claussner, 9 Kupfertafeln mit Darstellung biblischer Personen, 1 Darstellung der
Arche Noah, 2 doppelblattgr. Plänen von Jerusalem, 21 gestochenen Zwischen-
titeln mit figürlicher Staffage und Kupfertafeln (teils in Barockkartuschen mit
biblischen Szenen), 2 gefaltete doppelblattgr. Landkarten und am Ende die Dar-
stellung der Übergabe der Augsburger Konfession an Kaiser Karl V. (1530) sowie
zahlreiche Initialen und Vignetten in Holzschnitt.
Rotbrauner Maroquinband um 1830 über schweren Holzdeckeln mit
reicher Goldprägung (433 x 289 x 130 mm), signiert von Carl Lehmann: Vor-
derdeckel mit breiter Bordüre bestehend aus Quadraten in den Ecken und Recht-
ecken, angefüllt mit kl. Blüten- und Blattarabesken sowie Bibelzitaten (I. Corinth. I.
v. 18 u. Lucas XIV. v. 24), im Zentrum ein großes Kreuz aus schwarzem Eisen-
guss mit feuervergoldetem Messingrand (275 x 135 mm), auf dem die Vollfigur
des Gekreuzigten aus schwarzem Eisenguss (185 mm hoch) montiert ist;
Hinterdeckel eingefasst von mehreren floralen Rollbordüren und Fileten, im zen-
tralen Mittelfeld ein goldgeprägtes Kreuz und gr. Fleurons in den Ecken; Rücken
durch Lederbänder in sechs Felder unterteilt, geschmückt mit großer Arabeske,
am Rücken unten Buchbinder-Signatur: »Gebunden von C. Lehmann«; Steh-
kanten goldgeprägt mit Mäander-Rolle, Innenkanten mit breiter Arabesk-Rolle
goldgeprägt, Spiegel mit chamoisfarbenem Seidenmoiré belegt; zwei chamoisfar-
bene Seidenbänder; Goldschnitt; zwei schwere, mehrfach durchbrochene Schlie-
ßen aus feuervergoldetem Messsing.
Der Meistereinband ist von zusätzlichem Interesse, weil er mit dem vollplasti-
schen Christus als Supralibros zu den großen Seltenheiten zählt. Tusculum Rare
Books London hat in seinem Katalog XVIII (2014), Nr. 9 einen von Carl (Jacob)
Lehmann (dem Vater unseres Hof buchbinders) für Fürst Radziwill gebundenen
Prachteinband von ca. 1823 mit zwei Eisengußreliefplaketten als Supralibros ab-
gebildet und beschrieben. Beide Einbandversionen sind so nahezu unbekannt,

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11 b

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obwohl sich in dieser Zeit »Eisen statt Gold« in Reliefs und Skulpturen großer
Beliebtheit erfreuten (vgl. Ausstellungskat. von W. Altenhövel).
Ein Prachtexemplar der »Kurfürstenbibel« in einem magistralen
Einband des königlichen Hofbuchbinders Carl Ernst Lehmann für
König Friedrich Wilhlem III. Diese Bibel ist auch bekannt unter dem Namen
»Weimarer Bibel« bzw. »Ernestinische Bibel« (Herzog Ernst von Sachsen-Weimar),
hier in der 14. und letzten Ausgabe, laut Jackson die vollständigste, umfang-
reichste und massgeblichste Version der vielfach aufgelegten Heiligen
Schrift. Die Kurfürstenbibel gehört zu den bedeutendsten Bibelausgaben ihrer
Zeit, die auf der Basis von Luthers Text von 1545 herausgegeben wurde.
Carl Ernst Lehmann (1806–1848), Hof buchbinder in Berlin, ist der dritte
und letzte aus der bedeutendsten Berliner Buchbinderdynastie (siehe oben Nr. 11 a).
Der Einband ist lediglich mit »Gebunden von C. Lehmann« signiert. Damit allein
kann nicht bestimmt werden, ob damit Vater Carl (Jakob Ludwig, + 1823) oder
Sohn Carl (Ernst, zur Unterscheidung häufig »Karl Ernst« geschrieben, vgl. Son-
nenburg, S. 58) gemeint ist. Durch Machart und Stempelzusammenstellung, nicht
zuletzt auch wegen des wahrscheinlichen Zeitpunkts des königlichen Auftrags
(nach 1823), läßt sich der Einband jedoch eindeutig dem Sohn Carl Ernst zu-
schreiben. Carl Ernst Lehmann ging schon früh bei seinem Vater in die Lehre
und führte die Werkstatt nach des Vaters Tod 1823 allein weiter. Berühmt wurde er
nicht nur durch Goethes Lob, das ihm zu dem Beinamen »Goethe-Lehmann«
verhalf (siehe dazu Lit.), sondern vor allem durch seine luxuriösen Auftrags-
arbeiten für König Friedrich Wilhelm III., für den er von 1823 bis 1846
bevorzugt tätig war und in dessen Auftrag er auch diesen magistralen Luxusein-
band fertigte (siehe Provenienz).

Bedeutende Provenienz: Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (r. 1797
bis 1840), gab den Einband bei seinem bevorzugten Hofbuchbinder Carl Lehmann
in Auftrag. 1833 schenkte er das Exemplar Baron Carl Ritschl von Harten-
bach (1783–1858), Bischof von Stettin und Generalsuperintendent von Pommern.
Das beiliegende Begleitschreiben mit eigenhändiger Unterschrift des Königs lautet:
»An den evangelischen Bischof Ritschel zu Stettin. / Als einen Beweis Meines
Wohlwollens und zum Andenken an den Tag Ihrer und vorigen Sonntage von
Mir gehaltenen Predigt verehre Ich Ihnen die beykommende große Bibel und

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11 b Friedrich der Weise,
     Kurfürst von Sachsen

                      11 b

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verbleibe / Ihr / wohlgeneigter / Friedrich Wilhelm // Berlin den 30ten November
1833.« Der blaue Original-Briefumschlag »An den evangelischen Bischof Ritschl
zu Stettin« mit dem roten (blattgedrückten) königlichen Lacksiegel liegt eben-
falls bei.
Zustand: Text bis auf das nur gering fleckige Titelblatt in vorzüglichem Zustand,
insgesamt ein bemerkenswert gut erhaltenes, sehr schönes Exemplar in einem
ungewöhnlichen Luxuseinband.
❧ Strohm E 1552 (dort unvollständig); Darlow/Moule 4234 (nur Ausgabe 1736);
Jahn 91 ff.; Jackson 9; Ebert 2191; Graesse I, 379; Lutz Sonnenburg: Königliche
Bücher / Bucheinbände des Hauses Hohenzollern. Ausstellung SB Berlin 1986, S. 58 ff.;
Goethe: Ueber Kunst und Althertum, Bd. 6, 2. Heft (1828), S. 426 f.: »Von dem oben
genannten, sorgfältig und geschmackvoll arbeitenden Landsmanne haben wir
mehreres zu Hand, was mit englischen und französischen Einbänden gar wohl
wetteifern könnte«; Max Husung: Goethe-Lehmann. In: Archiv für Buchbinderei,
1932, S. 11; Heinrich Schreiber: Goethe und sein Lehmann. In: Zeitschrift für Bücher-
freunde, N. F. XII, S. 92 (1932); Ausstellungskatalog von Willmuth Altenhövel:
Eisen statt Gold / Preußischer Eisenguß aus dem Schloß Charlottenburg, dem Berliner
Museum und anderen Sammlungen. Berlin 1982, Nrn. 245-248 (Kruzifixe mit Voll-
figur des Gekreuzigten).		                Abbildung S. 17-20 und 3. Umschlagseite

11 b

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        Reich dekorierter Romantiker-Einband für A. S.
            Aus dem Atelier eines Berliner Meisters
12 Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch für evangelische Gemeinen (sic). 8° (180
x 105 mm). VI, 509, (1) S. (inkl. Verzeichnis der Lieder). Exlibris-Stempel »GBC
Berlin 1829« auf Titelrückseite Berlin, G. Reimer, 1829.                      € 980,-
Schwarzes quergenarbtes Leder von 1837 mit reicher Romantiker-Vergoldung: breite
Deckelbordüre von Filete eingefasst. In den Ecken Blütenarabeske, Innenfeld mit
zentral geprägten Initialen A. S. (Vorderdeckel) und Jahreszahl 1837 (Rücken-
deckel), eingefasst von gr. Ecken-Blattarabesken verbunden durch feine Filete;
Rücken durch Fileten in drei Felder unterteilt, im Mittelfeld oval eingefasster
Titel umgeben von reichem Blüten-Blatt-Arabesken-Dekor; Stehkanten schraf-
fiert und Innenkante mit schmaler Blattrolle verziert. Spiegel und Vorsatz mit in
Moiré-Art geprägtem rosa Glanzpapier belegt; Goldschnitt.
Sehr gut erhaltenes Gesangbuch der Provinz Brandenburg in einem
prächtigen Romantiker-Einband. Der schöne Einband stammt wohl aus der
Werkstatt eines Berliner Meisters. Es war uns bisher nicht möglich, den Buch-
binder zu ermitteln. Derart aufwendig gestaltete Einbände waren in den damals
wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Ausnahme. Sie blieben meist Geschenk-
oder »Fürsteneinbänden« vorbehalten. – In vorzüglichem Zustand.
❧ Romantiker-Geschenkeinbände: Nrn. 10, 11 b, 19, 53, 57, 63-66.

                                                                                   21
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13 Grillparzer, Franz. Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. 2 Bl., 127 S. Schwar-
zer Halb­lederband der Zeit mit rotem Rückenschild. Wien, Wallishausser, 1819.
									                                                                   € 320,-
Erste Ausgabe. Damit schuf der bedeutendste österreichische Dramatiker seiner
Zeit ein »Seelendrama Goethescher Prägung mit innerer Handlung. Es ereignet
sich keine gewöhnliche Eifersuchtstragödie, sondern das ewige Widerspiel von
Kunst und Leben, das Drama der künstlerischen Existenz.« (A. Schmidt). Das
Drama wurde am 21. April 1819 im Wiener Burgtheater mit großem Erfolg ur-
aufgeführt.
Provenienz: Aus der bedeutenden Literatursammlung des Victor von Klemperer
(1876–1943), Bankier (Dresdner Bank) und Kunst- und bibliophiler Büchersammler,
nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Romanisten. Gestochenes Wappen-
Exlibris auf Innendeckel mit Bücherei-Nr. 1171. – Stellenweise gering stock-
fleckig; schönes Exemplar.
❧ Goedeke VIII, 393, 103; Rabenlechner 48f.; Weilheim 215.

14 Grillparzer, Franz. Das goldene Vließ. Dramatisches Gedicht in drei Abthei-
lungen. Groß-8° (220 x 140 mm). Titel, 302 S. Späterer Pappband, auf den die
gedruckte Originalbroschur montiert wurde. Wien, Wallishausser, 1822. € 240,-
Erste Ausgabe der Dramentrilogie: Der Gastfreund, Die Argonauten und Medea.
Provenienz: Aus der bedeutenden Literatursammlung des Victor von Klemperer
(1876–1943), Bankier (Dresdner Bank) und Kunst- und bibliophiler Büchersammler,
nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Romanisten. Gestochenes Wappen-
Exlibris auf Innendeckel mit Bücherei-Nr. 1247. – Anfang und Ende leicht fleckig,
ansonsten schönes, zweiseitig unbeschnittenes Exemplar auf besserem Papier.
❧ Goedeke VIII, 410, 171d; Rabenlechner 50; Weilheim 231

                             14

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15 Grimm, Wilhelm. Die deutsche Heldensage. VI, 1 Bl., 425 S., (1). – Marmorierter
Pappband der Zeit mit Rückenschild. Göttingen, Dieterich, 1829.          € 1.200,-
Seltene erste Ausgabe von Grimms grundlegender Abhandlung, einem
der wichtigsten Beiträge zur deutschen Sagenforschung. Das Buch ist dem Mit-
telalterforscher und Freund Karl Lachmann gewidmet. Es ist in drei Teile ge-
gliedert und enthält einen Anhang Ursprung und Fortbildung. Darin wird sowohl
die rein mythische, als auch die rein historische Auffassung der Heldensagen ab-
gelehnt, hingegen das Augenmerk mehr auf die poetischen Elemente gerichtet.
Provenienz: Exlibris der Bibliothek des bedeutenden Literaturhistorikers Theodor
Georg von Karajan (1810–1873) mit Bibliotheksnummer und einigen Anmer-
kungen in kl. Tinten- und Bleistiftschrift auf Vorsatz, wohl vom Erstbesitzer. –
Sehr gutes, nahezu fleckenfreies Exemplar.
❧ Bibl. Grimm 126; Neufforge 107; Borst 1585.

16 Hafis (um 1320–1389) – Hammer-Purgstall, Joseph von (Hg. & Übers.). Der
Diwan von Mohammed Shemsed-din Hafis. Aus dem Persischen zum erstenmal
ganz übersetzt. 2 Bde. 8° (163 x 94 mm). 4 Bl., XLII, 3 Bl., 454 S., 1 w. Bl.; 2 Bl.,
574 S. Halbleinen des 19. Jh. mit goldgeprägtem Rückentitel. Besitzvermerk auf
Vorsatz, Exlibris und zwei Bibliotheksstempel auf vorderem Innendeckel. Stutt-
gart & Tübingen, Cotta, 1812–1813.                           		            € 1.600,-
Seltene erste Ausgabe der vollständigen Übertragung der Diwan-
Gedichte des persischen Dichters Hafis in eine westliche Sprache.
Die berühmte Übertragung des Ritters Joseph von Hammer (1774–1856), Überset-
zer der österreichischen Botschaft in Konstantinopel und Wegbereiter der deut-
schen Orientforschung, diente Goethe neben dem Buch des Kabus als wichtigste
Quelle für seinen West-oestlicher Divan (siehe unten Nrn. 17, 18). »In der Lyrik des
Hafez hat die persische Dichtung einen ihrer höchsten Gipfel erreicht … Überall
in Hafez‘ dichterischem Werk treten klar die Kennzeichen einer einzigartigen,
überragenden Persönlichkeit hervor: das Wissen von der Hinfälligkeit aller Din-
ge, leidenschaftliche Liebe zum Dasein, ein scharfer Blick, der die Masken der
Heuchelei und Bigotterie durchdringt, eine ungebrochene Jugendfrische, die aus
geistiger Freiheit stammt, Ironie und hoher Kunstverstand. Das alles ist durch-
pulst von einer schöpferischen Genialität …« (KNLL). »Auf dieses Werk gründet
sich die gesamte orientalische Dichtung des 19. Jahrhunderts.« (Hayn-G.). Mit
gedruckter Zueignung an Graf Carl von Harrach. – Abgesehen von kl. Tinten-
fleck am Fußsteg des Titelblatts von Bd. I sehr gutes, fleckenfreies Exemplar auf
feingeripptem Bütten.
❧ Goedeke VII, 760, 29; Rabenlechner S. 121; Hayn-G. II, 4; Marbach Kat.
Weltliteratur, S. 396.

                                                                                  23
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                          Sehr selten
          Unkorrigiert, unbeschnitten und ungeöffnet
17 Goethe, Johann Wolfgang von (& Willemer, Marianne von). West-oestlicher
Divan. 8° (195 x 114 mm). Mit gestochenem Frontispiz (Ornament mit Widmung
in arabischer Schrift: Der östliche Divan vom westlichen Verfasser) und kalligra-
phischem Titelkupfer nach Entwürfen von Goethe gestochen von C. Ermer. 556 S.
(S. 399–400 doppelt gezählt, dagegen S. 495–496 in Paginierung übersprungen,
aber vollständig). Unbeschnittenes Exemplar auf feingeripptem Büttenpapier in In-
terimsumsschlag. In roter Maroquin-Kassette. Stuttgard (sic), Cotta, 1819.
								                                                                € 3.500,-
Erster Druck der ersten Ausgabe. Eines der wenigen verbleibenden Ex-
emplare in der unkorrigierten Form (S. 7, Zeile 15 »dir« statt »hier« und S. 9
mit drei Zeilen Überschrift) sowie in völlig unbeschnittenem und ungeöffnetem
Zustand, so sehr selten. Dieses »nächst dem Faust bedeutendste und persönlichste
Werk des Dichters« (Ernst Beutler) ist seine große lyrische Alterssammlung von
mehr als 200 Gedichten. Die eigene Vorstellung von Liebe und Weisheit wird mit

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der Tradition persischer Lyrik verbunden. 1814 lernte Goethe den Diwan des per-
sischen Poeten Hafis (um 1320–1389) in der deutschen Übersetzung des Wiener
Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall kennen (siehe oben Nr. 16). Es han-
delt sich um Trink- und Liebeslieder, die während der Eroberungszüge Timurs
gegen China im 14. Jahrhundert entstanden sind.
Goethe hat sich intensiv mit der orientalischen Literatur beschäftigt. Hafis war je-
doch derjenige Dichter, »dem er sich am tiefsten geistesverwandt fühlte, sein Zwil-
ling, mit dem er in eigenen Nachdichtungen wetteifern wollte.« (KNLL 6, 524).
Weiter wurde Goethe durch seine leidenschaftliche Zuneigung zu der geistrei-
chen und dichterisch hoch begabten Marianne von Willemer, der jungen
Frau seines Frankfurter Freundes Johann Jakob von Willemer, inspiriert. Diese
verheimlichte Liebe fand ihren Niederschlag vor allem in dem Buch Suleika, dem
Kernstück des Zyklus von 12 Büchern. Hier halten Hatem (Goethe) und Suleika
(Marianne) rhythmisch und klangvoll ein liebevolles Zwiegespräch. Einige der
Liebesgedichte stammen von Marianne von Willemer selbst, wie z. B. die Ge-
dichte auf den Ostwind (»Was bedeutet die Bewegung? / Bringt der Ost mir frohe
Kunde? / Seiner Schwingen frische Regung/Kühlt des Herzens tiefe Wunde.«)
und Westwind (»Ach! Um deine feuchten Schwingen, / West, wie sehr ich dich
beneide: / Denn du kannst ihm Kunde bringen / Was ich in der Trennung leide.«).
Mariannes Mitautorschaft, 1849 lediglich Hermann Grimm offenbart, blieb bis
nach ihrem Tod ein Geheimnis. Das Symbol für seine geheim gehaltene Liebe
zu Marianne fand Goethe in dem Gingko-Blatt, einem halbrunden, in der Mitte
gespaltenen Blatt, das er mit einem Gedicht als Gingo biloba in den Divan auf-
genommen hat (S. 131) und 1815 an Marianne schickte. – Sehr schönes, nahezu
fleckenfreies Exemplar im völlig unbeschnittenen Originalzustand.
							                                                         Abbildung S. 24
             Dieses Baum’s Blatt, der von Osten
             Meinem Garten anvertraut,
             Giebt geheimen Sinn zu kosten,
             Wie’s den Wissenden erbaut.

             Ist es Ein lebendig Wesen?
             Das sich in sich selbst getrennt,
             Sind es zwey? die sich erlesen,
             Daß man sie als eines kennt.

             Solche Fragen zu erwiedern
             Fand ich wohl den rechten Sinn;
             Fühlst Du nicht an meinen Liedern
             Daß ich Eins und doppelt bin?

                                                                                 25
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First issue of the first edition, one of the few remaining copies,
entirely unopened and uncut, pages 7-10 in the uncorrected state,
thus very rare. Goethe was fascinated by oriental poetry. His West-oestlicher
Divan (West-Eastern Divan) is a collection (divan) of more than 200 love and
drinking songs. He was influenced by the Persian poet Hafiz, translated by the
Austrian Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall in 1812 (cf. above no. 16) and
inspired by his love for Marianne von Willemer (1784–1860). Several poems were
written by Marianne von Willemer which became known only long after Goethe’s
death. – The very fresh, spotless and uncut copy is in old wrappers and housed in
a modern red morocco box gilt lettered.			                     Reproduction p. 24
❧ Goedeke IV 3, 492, 110a; Hagen 416D; Borst 1312; Dagmar von Gersdorff.
Marianne von Willemer und Goethe / Geschichte einer Liebe. Frankfurt, Insel, 2003.

                  In attraktivem Pappband der Zeit
18 Goethe, Johann Wolfgang von (& Willemer, Marianne von). West-oestlicher
Divan. 8° (180 x 104 mm). Mit gestochenem Frontispiz (Ornament mit Widmung
in arabischer Schrift: Der östliche Divan vom westlichen Verfasser) und kalligra-
phischem Titelkupfer nach Entwürfen von Goethe gestochen von C. Ermer. 2 Bl.,
556 S. (S. 399-400 doppelt gezählt, dagegen S. 495-496 in Paginierung übersprungen,
aber vollständig). Auf besserem glatten (Velin)Papier. In rotem Pappband der Zeit,
mit feiner Goldbordüre auf quergenarbten Deckeln, blauem Rückenschild und
Rückenvergoldung (2 Leier- und 3 Füllhorn-Stempel). In blauer Leinen-Kassette
mit rotem Rückenschild. Stuttgard (sic), Cotta, 1819. 		                   € 1.600,-
Erste Ausgabe, zweiter Druck in der korrigierten Form (S. 7, Zeile 15 »hier«
und S. 9 Überschrift »Talismane«). Dieses »nächst dem Faust bedeutendste und
persönlichste Werk des Dichters« (Ernst Beutler) ist seine große lyrische Alters-
sammlung von mehr als 200 Gedichten. Die eigene Vorstellung von Liebe und
Weisheit wird mit der Tradition persischer Lyrik verbunden. 1814 lernte Goethe
den Diwan des persischen Poeten Hafis (um 1320–1389) in der deutschen Über-
setzung des Wiener Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall kennen (siehe
oben Nr. 16). Es handelt sich um Trink- und Liebeslieder, die während der Er-
oberungszüge Timurs gegen China im 14. Jahrhundert entstanden sind. Goethe
hat sich intensiv mit der orientalischen Literatur beschäftigt. Hafis war jedoch
derjenige Dichter, »dem er sich am tiefsten geistesverwandt fühlte, sein Zwilling,
mit dem er in eigenen Nachdichtungen wetteifern wollte.« (KNLL 6, 524).
Weiter wurde Goethe durch seine leidenschaftliche Zuneigung zu der geistrei-
chen und dichterisch hoch begabten Marianne von Willemer, der jungen
Frau seines Frankfurter Freundes Johann Jakob von Willemer, inspiriert. Diese
verheimlichte Liebe fand ihren Niederschlag vor allem in dem Buch Suleika, dem

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Kernstück des Zyklus von 12 Büchern. Hier halten Hatem (Goethe) und Suleika
(Marianne) rhythmisch und klangvoll ein liebevolles Zwiegespräch. Einige der
Liebesgedichte stammen von Marianne von Willemer selbst, wie z. B. die Ge-
dichte auf den Ostwind (»Was bedeutet die Bewegung? / Bringt der Ost mir frohe
Kunde? / Seiner Schwingen frische Regung / Kühlt des Herzens tiefe Wunde.«)
und Westwind (»Ach! Um deine feuchten Schwingen, / West, wie sehr ich dich
beneide:/Denn du kannst ihm Kunde bringen/Was ich in der Trennung leide.«).
Mariannes Mitautorschaft, 1849 lediglich Hermann Grimm offenbart, blieb bis
nach ihrem Tod ein Geheimnis. Das Symbol für seine geheim gehaltene Liebe
zu Marianne fand Goethe in dem Gingko-Blatt, einem halbrunden, in der Mitte
gespaltenen Blatt, das er mit einem Gedicht als Gingo biloba in den Divan aufge-
nommen hat (S. 131) und 1815 an Marianne schickte (siehe Nr. 17).
In einem hübschen Romantiker-Einband. Derartige in chagrinierter ro-
ter Pappe mit zurückhaltender Goldprägung versehene Einbände waren in Ro-
mantikerkreisen als Geschenke sehr beliebt. Sie erinnern an die teuren eleganten
französischen Maroquinbände, die wegen der wirtschaftlich schwierigen Zeit-
läufte in Deutschland eine höchst seltene Ausnahme darstellen (Maaßen), siehe
oben Nr. 10 m. w. N. – Gelegentlich leicht fleckig, Einband am Kapital oben und
an Rückenmitte geringfügig berieben, sonst schönes Exemplar.

                                                                             27
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First edition, second issue, (cf. p. 9 with corr. headline “Talismane”). Prin-
ted on better paper (velin) and bound with contemporary red paper boards gilt
(imitating French morocco bindings). Goethe was fascinated by oriental poetry.
His West-oestlicher Divan (West-Eastern Divan), a collection (divan) of more than
200 love and drinking songs, was influenced by the Persian poet Hafiz (transla-
ted by the Austrian Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall in 1812 (cf. above
no. 16) and inspired by his love for Marianne von Willemer (1784–1860). Several
poems were written by Marianne which became known only after Goethe’s death.
– Slightly foxed on some pages, but altogether a very fine copy in a delightful
binding housed in a modern blue cloth box.          		                  Repr. p. 27
❧ Goedeke IV 3, 492, 110a; Hagen 417Da; Borst 1312; Dagmar von Gersdorff.
Marianne von Willemer und Goethe / Geschichte einer Liebe. Frankfurt, Insel, 2003. –
Siehe Erstausgabe, erster Druck im Originalzustand oben Nr. 17.

     In einem prachtvollen Romantiker-Geschenkeinband
19 Hammer-Purgstall, Joseph von (Übers.) – Motenebbi. Motenebbi. der größte
arabische Dichter. Zum ersten Mahle ganz übersetzt von Joseph von Hammer. Groß-8°
(207 x 132 mm). LVI, 1 Bl., 427 S. auf feingeripptem Bütten. Mit gedruckter Wid-
mung an Friedrich VI., König von Dänemark. Schwarzer Maroquinband der
Zeit mit reicher Romantiker-Gold- und Blindprägung auf Deckeln und flachem
Rücken, teilweise auf gepunztem Grund, Goldschraffur auf Ecken der Stehkan-
ten, blind geprägtes rosa Glanzpapier auf Spiegel und Vorsatz, Goldschnitt. Flie-
gender Vorsatz mit handschriftl. (Geschenk-) Hinweis in brauner Tinte »Zum 12.
Dezember 1827«. Wien, J. G. Heubner, 1824.             		                € 2.800,-
Erste deutsche Ausgabe der vollständigen Gedichtsammlung (Di-
wan) des arabischen Nationaldichters. Al-Mutanabbi (915–965) wurde
durch »seine panegyrische Dichtung, besonders den Safiyat zum ‚Nationaldichter‘
und für viele zum größten arabischen Dichter überhaupt.« (KNLL). Es ist eine
der umfangreichsten und interessantesten metrischen Übertragungen des Ritters
Joseph von Hammer (1774-1856), Übersetzer der österreichischen Botschaft in
Konstantinopel und Wegbereiter der deutschen Orientforschung, bekannt ge-
worden vor allem durch seine vorzügliche Übertragung des Diwan von Hafis (siehe
Nr. 16), wichtige Quelle für Goethes West-oestlicher Divan (1819), siehe Nrn. 17, 18.

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In einem ungewöhnlich reich dekorierten Romantiker-Geschenkband.
Auffallend ist die horror vacui Verwendung unterschiedlichsten Stempelmaterials
in orientalisierender Manier. Wegen der einfallsreichen orientalisierenden Ge-
staltung und der technischen Perfektion ist zu vermuten, dass es sich um ein
Meisterstück eines Wiener Ateliers handelt, wohl als Geschenk gedacht, worauf
die schriftliche Notiz auf dem Vorsatz hinweist. – Breitrandiges Exemplar auf
feingeripptem Büttenpapier. Vier Blatt der fünften Lage sind doppelt gebunden.
Text bis auf leichte Flecken auf Titel, bemerkenswert frisches, nahezu flecken-
freies Exemplar, der schöne Einband tadellos.
❧ Goedeke VII, 764, 68; Kosch VII, 242; Marbach Kat. Weltliteratur, S. 623. –
Weitere Romantiker-Geschenkeinbände: Nrn. 10, 11 b, 12, 53, 57, 63-66.

                                                                            29
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                     »Rose und Nachtigall«
        »Eines der lieblichsten romantischen Gedichte«
                     Aus der Bibliothek von
            Carl Ludwig Erzherzog von Österreich

20 Hammer-Purgstall, Joseph von (Hg. & Übers.) – Fasli, Mohamed. Gül u
Bülbül, das ist: Rose und Nachtigall. Ein romantisches Gedicht, türkisch heraus-
gegeben und deutsch übersetzt. Groß-8°. XVI, 79 S., 1 Bl. (deutsche Übersetzung)
und 66 num. Bl., 1 Bl. (türkischer Text). Mit Siegel-Vignette auf deutschem Titel-
blatt und großer Titel- und Kopfarabeske in Rotdruck zum türkischen Text, dieser
durchgehend mit mehrfachem roten Filetenrahmen. Gedruckte Widmung: »Ihrer
Kaiserlichen Königlichen Hoheit der gnädigsten Frau Erzherzogin Sophie in
tiefster Ehrfurcht gewidmet.« Hübsch illustrierte rosenfarbige Interimsbroschur
eingebunden. Halbkalblederband der Zeit mit Gold- und Blindprägung auf fla-
chem Rücken, im obersten Feld goldgeprägt »CL«; hübsch marmorierte Deckel;
Gelbschnitt. Pest & Leipzig, Commission bei C.A. Hartleben, (gedruckt bei
A. Strauß, Wien), 1834.						                                             € 1.450,-

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   20                                                                        20

Erste Ausgabe dieses Klassikers der türkischen Literatur in der be-
rühmt gewordenen Übertragung durch den grossen Orientalisten
Joseph von Hammer-Purgstall (1774–1856), Übersetzer der österreichischen
Botschaft in Konstantinopel und Wegbereiter der deutschen Orientforschung.
Für Hammer war Rose und Nachtigall »eines der lieblichsten romantischen Ge-
dichte des Morgenlandes.« Es ist das erste auf einer europäischen Presse gedruckte
Gedicht in türkischer Sprache.
In dem ausnehmend schön gedruckten Buch folgt auf die erste deutsche Übertra-
gung des Gedichtes die Erstausgabe des türkischen Originaltextes. Der
Druck des Originaltextes gilt als typographische Meisterleistung: die Nasta-liq-
Schrift wurde eigens hierfür angefertigt und von Hammer-Purgstall finanziert.
Fasli ist einer der herausragendsten Dichter der türkischen Klassik. Er greift das
klassische persische Märchenmotiv »Rose und Nachtigall« auf, um eine graziöse,
künstlerisch originelle Liebesromanze zu gestalten (Kat. Marbach). Das Gedicht
erschien kurz vor Faslis Tod im Jahr 1562.
Bedeutende Provenienz: aus der Bibliothek von Carl Ludwig Erzherzog
von Österreich (1833–1896), Sohn der Erzherzogin Sophie (siehe Widmung

                                                                                  31
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oben) und jüngerer Bruder von Kaiser Franz Josef und Schwager (u. Vetter) der
Kaiserin Elisabeth (»Sisi«). – Bemerkenswert schönes Exemplar in bestem Erhal-
tungszustand.					                                         Abbildung S. 30, 31
The first poem in Turkish printed on a European press: The Rose and the
Nightingale, the famous poem by the Turkish Sufi Mystic Mohamed Fasli
(d. 1562). In his introduction, the great oriental scholar and translator Hammer-
Purgstall gives some information on Fasli’s life. He was a dervish and clerk in
the service of Suleiman the Magnificent. He is considered one of the outstanding
poets of the Turkish classic. – With oriental seal on German title page and large
arabesque as well as head arabesque in red in the Turkish part, text with red fil-
lets border. Gracefully illustrated pink interim paper-wrappers with finely printed
depictions of rose and nightingale bound in. Contemporary light-brown half calf
gilt and blind stamped, at head of spine gilt monogram CL: from the library of
Carl Ludwig Archduke of Austria (1833–1896). He was the younger brother
of the Emperor Franz Joseph I and cousin and brother-in-law of Empress Elisabeth
(Sisi). – Remarkably beautiful copy in best condition.       Reproduction p. 30, 31
❧ Goedeke VII, 766, 86; Wurzbach VII, 277, 48; Marbach Kat. Weltliteratur, S. 624.

21 Hammer-Purgstall, Joseph von (Hg. & Übers.) – (Persische, Arabische & Tür-
kische Dichter). Duftkörner, aus persischen Dichtern gesammelt. 8° (215 x 140 mm).
XVI, 191 S. Halbleinen (Perkalin) mit Rückentitel und Rückenvergoldung, hübsch
marmorierte Deckel, Gelbschnitt. Vorsatz mit hs. Besitz- und Geschenkvermerk
(1836). Stuttgart, Fr. Brodhag, 1836.				                                    € 350,-
Erste Ausgabe dieser Sammlung, von Hammer meist frei nachgebildet. Die
Sammlung enthält neben persischen Hymnen und arabischen Elegien auch eine
Zusammenstellung türkischer Sprüche und Gedichte. Mit gedruckter Widmung
an »Herrn Dr. Ludwig August Frankl, dem Sänger des Habsburgliedes, Morgen-
ländischer Sagen, des Colombo u. s. w. zugeeignet.« – Papierbedingt durchge-
hend leicht gebräunt, teils mit Textabklatsch, sonst sehr gut erhalten.
❧ Goedeke VII, 767, 92; Hayn/G. II, 91f.

                                       Selten
22 Hauff, Wilhelm. Lichtenstein. Romantische Sage aus der würtembergischen Ge-
schichte. Kl.-8°. 3 Teile in 1 Bd. 246 S.; 252 S.; 256 S. Halbleder mit Rückenvergoldung
und zeitgen. marmorierten Deckeln, Marmorpapier auf Spiegel und Vorsatz. Ex-
libris u. Besitzstempel auf Titelblatt. Stuttgart, Friedrich Franckh, 1826. € 1.400,-
Erste Ausgabe von Hauffs Hauptwerk, eine romantische Sage über eine
Liebesgeschichte des Georg von Sturmfeder mit Marie von Lichtenstein vor dem
historischen Hintergrund der Fehde des Herzogs Ulrich von Württemberg mit

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dem schwäbischen Städtebund in den Jahren 1519 bis 1534. Die Erzählung hatte
eine außerordentliche Wirkung. Den Erwartungen einer breiten Leserschaft nach-
kommend, wurde 1840–1841 auf dem Lichtensteiner Fels das mittelalterliche
Schlösschen nachgebaut. Das Werk gilt als erster bedeutender historischer Ro-
man der deutschen Literatur und markiert den Beginn aller Heimat- und Ge-
schichtsromane, die in Deutschland im 19. Jahrhundert sehr beliebt waren. Nach
dem erfolgreichen Muster des schottischen Romanciers Walter Scott werden his-
torische Fakten spannend auf bereitet, wobei die historische Wahrheit näherer
Nachprüfung nicht immer standhält. Hauff, der nur 25 Jahre alt wurde, schrieb in
seiner nur dreijährigen Produktionszeit zehn Bücher und gab zwei Anthologien
heraus. Auch seine anderen Erzählungen wie z. B. Mann im Mond, Geschichte vom
kleinen Muck, Das Kalte Herz und Phantasien im Bremer Ratskeller (siehe Nr. 23)
erfreuen sich auch heute noch größter Beliebtheit.
Provenienz: 1. August Ritter von Genczik (1810–1864), österreichischer Arzt,
Gelehrter u. Afrikareisender (Exlibris). 2. Bibliotheksstempel FP auf Titel. – Mit
dem häufig fehlenden Vortitel zu Bd. 1, aber ohne die beiden meist fehlenden an-
deren Vortitel zu Bd. 2 u. 3. Durchgehend leicht gebräunt, erste und letzte letzte
Seite leicht stockfleckig, sonst nur geringfügig fleckiges, sehr gutes Exemplar in
einem hübschen Einband, selten.
❧ Goedeke X, 198, 6; Borst 1491; Friedrich Pfäfflin, Wilhelm Hauff und der Lich-
tenstein, Marbacher Magazin 18/1981.

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