Kempen - konzeptlos in die Zukunft? - Denk mal an ...
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Denk_malK NR. 1, 06/2021 Magazin für Stadtgeschichte und Denkmalpflege Kempen - konzeptlos in die Zukunft? Wie eine fehlende kritische Auseinandersetzung mit der Gestaltung Kempens den großen Erfolg der Vergangenheit gefährdet. Ab Seite 3 Ein Haus zum Verlieben Vom Leben im Denkmal und wie Kempener Bürger*innen mit viel Herzblut dafür Sorge tragen, unsere wunderschöne Stadt zu erhalten. Ab Seite 8 Eindrücke des Kempener Wandels DENK MAL AN Die Kempener Altstadt im Wandel: visuelle Eindrücke KEMPEN e. V. vor und nach der Altstadtsanierung. Seite 15
„Wir ermitteln den Wert Ihrer Immobilie. Kostenlos und unverbindlich. Rufen Sie uns an, lernen Sie uns kennen, überzeugen Sie sich selbst.“ Johannes Schmithuysen, Inhaber Rotkehlchen Immobilien Ihr Immobilienmakler in Kempen. Mit einem Herz für Alt- und Neubau. Rotkehlchen Immobilien Kempen, Industriering Ost 72, 47906 Kempen 02152 516234 js@rotkehlchen-immobilien.de www.rotkehlchen-immobilien.de Rotkehlchen Immobilien Rotkehlchen_Immobilien Anzeige
Kempen zum Lesen Der französische Historiker Pierre Gaxotte Denkmal_K will regelmäßig berichten über EDITORIAL nannte Denkmäler „Lesezeichen der Ge- die spannende Kempener Stadtgeschichte, schichte“. Sie machen Geschichte darstell- über all das, was es zu sehen und erleben bar, vermittelbar, vielleicht sogar erlebbar. lohnt, aber auch über Fehlentwicklungen Kempen ist eine geschichtsträchtige Stadt. und Probleme. Es will informieren über den Vielerorts begegnet man Zeugnissen ihrer Verein und seine Ziele und werben für die ereignisreichen Historie. Sie nehmen uns Belange von Denkmalschutz und Denkmal- mit auf eine Zeitreise durch unsere Stadt- pflege. Haben Sie viel Freude am Lesen geschichte. Leider entdeckt man aber auch von Denkmal_K und vor allem am Lesen auf Schritt und Tritt Gefährdungen und von Kempen. Veränderungen an dem „Buch“, um es mit Gaxotte auszudrücken, das die Kempener Ihr Heinz Wiegers über Jahrhunderte geschrieben haben. Zur- zeit schreibt der Immobilienboom an einem besonderen Kapitel. Der Verein „Denk mal an Kempen“, 2014 entstanden als Bürger- initiative, kämpft seit 2019 für den Erhalt unseres gemeinsamen heimatlichen Erbes und für eine behutsame, qualitätsvolle Weiterentwicklung zu einer attraktiven, gastfreundlichen Stadt mit hohem Freizeit- wert und Wohlfühlcharakter. INHALT Impressum Herausgeber: Denkmal an Kempen e. V. Hülserstraße 21, 47906 Kempen Internet: https://www.denkmalankempen.de/ E-Mail: info@denkmalankempen.de Vorsitzender: Heinz Wiegers Redaktion: Kurt J. van Doorn, Moosgasse 4, 47906 Kempen Kempen - konzeptlos in die Zukunft? SEITE 3 Tina Hirop, Hülser Str. 27, 4790 Kempen Dr. Patrick Jülich, Von-Loe-Str. 47, 47906 Kempen Kempen, 60 Jahre danach SEITE 6 Marcel Rau, St. Töniser Str. 34, 47906 Kempen Gilbert Scheuß, Butzenstr. 54, 47906 Kempen Heinz Wiegers, Hülserstr. 21, 47906 Kempen KOPFSTEIN - Hat Kempens Vergangenheit eine Zukunft? SEITE 7 Hauptschriftleitung: Dr. Patrick Jülich, Von-Loe-Str. 47, 47906 Kempen E-Mail: magazin@denkmalankempen.de LEBEN IM DENKMAL - ein Haus zum Verlieben SEITE 8 Satzherstellung: Von Rang und Marke, St. Töniser Str. 34, 47906 Kempen, E-Mail: hallo@vonrangundmarke.de Bodendenkmalschutz und Bodendenkmalpflege in Kempen SEITE 11 Druck: FLYERALARM GmbH, Alfred-Nobel-Str. 18, 97080 Würzburg Eindrücke des Kempener Wandels SEITE 15 Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Verfasser persönlich verantwortlich. Wir freuen uns über die Einreichung von Das Denkmal in der Liste SEITE 16 Beiträgen.
Illustration: Marcel Rau, www.fleckchenerde.de Die Kempener Altstadt Konzeptlos in die Zukunft? K von Marcel Rau 3 empen ist eine liebens- und lebenswerte Stadt. Blick auf die Stadtmauer frei- gelegt und historische Bauten KONZEPTLOS Doch gerade jetzt würde Kem- Die Altstadt lädt zum wurden saniert. Teilweise so- pen dringend ein Konzept be- Flanieren ein. Die gar – wie das Kempsche Huus nötigen, um seine Erfolgsge- Gastronomie ist – außerhalb – versetzt. Diese Sanierung war schichte fortzuschreiben. Ohne von Pandemiezeiten – immer ein massiver, nie zuvor dage- Konzept würden sich hingegen gut besucht. Mehr und mehr wesener Eingriff in die Struktur Entwicklungen der letzten Jah- Menschen möchten hier leben. Kempens. Und dieser blieb nicht re fortsetzen und verstärken: Doch höhere Nachfrage lässt ohne Opfer: Aus heutiger Sicht weitere Abrisse und Verluste die Immobilienpreise in die erhaltenswerte Gebäude wie historischer Bausubstanz, im- Höhe schnellen. Und weckt die Gründerzeitvillen im Grün- mer wieder anspruchs- und in- Begehrlichkeiten. Nie in der gürtel, die alte Post, aber auch spirationslose Architektur mit 727-jährigen Stadtgeschichte historische Bauten im Stadt- historisierenden Elementen und war es so leicht, mit Immobilien zentrum, darunter ein Großteil eine stetig steigende Bauhöhe Geld zu verdienen. Doch woher der mauerseitigen Bebauung, im Altstadtbereich. Wobei im- kommt dieser Erfolg und wieso wurden abgerissen. Auch wenn mer der Vorteil Einzelner, aber könnte eben dieser Erfolg zu heute rückblickend bei einigen nie ein Vorteil für die Allge- Kempens Verhängnis werden? Gebäuden anders entschieden meinheit im Mittelpunkt steht. worden wäre, bleibt festzuhal- ALTSTADTSANIERUNG ALS ten: Die Altstadtsanierung war WIESO ABRISS RENTABLER ERFOLGSGEHEIMNIS? ein großer Erfolg, von dem die ALS SANIERUNG IST Die Altstadtsanierung der frü- Kempener Bürgerinnen und Gerade die große Beliebtheit hen 70er Jahre war ein Mei- Bürger, aber vor allem auch der Kempener Altstadt und die lenstein der Stadtgeschichte, Einzelhandel und Gastronomie damit verbundenen Investoren- zugleich aber auch Grundstein bis heute profitieren. Leider war interessen stellen Kempen vor ihrer Erfolgsgeschichte. Die sie auch die letzte große Vision eine große Herausforderung: Innenstadt wurde beruhigt, und das letzte große Konzept Die Altstadt und deren Immobi- Autos in weiten Teilen ver- für Kempen. lien werden immer mehr zu In- bannt. Gleichzeitig wurde der vestitionsobjekten mit extremer
Rendite. Leider lässt sich der historische Strukturen. Und zu Grundgedanke des Denkmal- größtmögliche Gewinn nicht mit diesen gehört die ansteigende schutzes. Denn dieser ist im öf- dem Erhalt oder der Sanierung Bauhöhe von der Stadtmauer fentlichen Interesse des Erhalts historischer Gebäude verdie- zum Stadtzentrum. Historisch begründet. Im Bauausschuss nen, sondern mit deren Abriss. wurden die Gebäude nahe der findet aber – im Gegensatz zum Und dabei geht es nicht um die Stadtmauer von ärmeren Men- Denkmalausschuss – immer ein eigentlichen Kosten der jewei- schen bewohnt, während reiche- Teil der Sitzung nicht öffentlich ligen Maßnahme, sondern um re Bürger sich die Gebäude in statt. Dies ist auch sinnvoll, denn die größtmögliche Ausdehnung Kirchnähe leisten konnten. Na- es geht hier oft um Investoren- des jeweiligen Baukörpers: hö- türlich gab es auch hier Aus- interessen und auch schutzbe- her, breiter, tiefer, teurer. Dies nahmen wie beispielsweise Her- rechtigte Informationen über macht vor allem der Vorzug des renhöfe, denen die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürger. Beide Baurechts vor dem Denkmal- Stadttoren nutzte. Dennoch ist Aspekte lassen sich schlecht ver- recht möglich. Denn die Bauhö- diese ansteigende Höhe gerade binden. Auch, weil grundsätz- he orientiert sich nicht an der in einem eingetragenen Denk- liche Denkmalfragen im ersten Höhe des Abrisshauses, sondern malbereich ein charakteristi- Schritt immer losgelöst von fi- am höchsten Gebäude eines Ge- sches Merkmal. Dem gegenüber nanziellen Aspekten betrachtet bäudes auf derselben Straße. steht Baurecht zur Gebäudehö- werden müssen – erst im zwei- Was in Neubaugebieten sinn- he, das auch für jedes Neubau- ten Schritt erfolgt die Betrach- voll ist, ist im Denkmalbereich gebiet angewendet wird. Dass tung der Wirtschaftlichkeit. Die eine Katastrophe. Denn gerade gerade in einem geschützten Vermischung der Ausschüsse die Möglichkeit die Bauhöhe historischen Ortskern mehr Fin- macht dies nahezu unmöglich. um ein oder zwei Geschosse zu gerspitzengefühl gefragt wäre, OHNE KONZEPT. AUCH erhöhen, garantiert maximale steht außer Frage. OHNE EXPERTEN? Gewinne, lockt Investoren und BAU- UND DENKMAL-AUS- Nun ist es für Lokalpolitiker, führt dazu, dass Abriss immer SCHUSS IN EINEM die in den seltensten Fällen viel lukrativer ist als Erhalt. Vor 5 Jahren wurden unter dem Historiker, Archäologen oder BEDEUTUNG DER BAUHÖHE Druck von Bevölkerung und der Architekten sind, oft schwer, IM DENKMALBEREICH ein Bauvorhaben zu bewerten. 4 Initiative Denk mal an Kempen Doch nicht nur das Streben der Bau- und Denkmalausschuss Aus diesem Grund geben die Investoren nach dem größt- getrennt. Leider hat sich der Denkmalexperten des LVR Lan- möglichen Gewinn spricht für Wind gedreht. Denkmalschutz desamts für Denkmalpflege im die Begrenzung oder noch ist teilweise aus dem Tagesge- Rheinland für jedes Bauvor- besser Beibehaltung der aktu- schäft verschwunden und die haben eine Expertise ab. Zur ellen Bauhöhe – auch bei Ab- politische Kompassnadel zeigt Unterstützung der Entschei- riss und Neubau. Denn das Ge- Richtung Umweltschutz. Im Er- dungsfindung – vor allem aber biet innerhalb der Wälle ist als gebnis hat aber der nun eigen- um gerade das genannte De- Denkmalbereich geschützt. Hier ständige Umweltausschuss die fizit auszugleichen. Doch wer sollten nicht nur eingetrage- Eigenständigkeit des Denkmal- denkt, dies würde dazu führen, ne Einzeldenkmäler geschützt ausschusses gekostet. Dabei dass gerade historische und sein, sondern auch Gebäudeen- gab es gute Gründe für einen denkmalpflegerische Aspekte sembles und alte Bausubstanz. eigenständigen Denkmalaus- einen großen Stellenwert in den Vor allem aber auch typisch schuss. Vor allem aber der Debatten einnehmen und Be- rücksichtigung finden, der irrt. Kein Abrissvorhaben im Bereich der Altstadt, bei dem sich der LVR gegen den Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudes oder historischer Substanz posi- tioniert hat, wurde aufgegeben. Im Gegenteil: Bei jedem einzel- nen dieser Vorhaben der letzten 20 Jahre, wurde die ablehnende Haltung der Experten übergan- gen. Thomas von Kempen, Illustration: Marcel Rau, www.fleckchenerde.de
TÖNISBERGER ZECHEN- Nun gäbe es natürlich Mög- existierenden ehemaligen Neu- TURM ALS MAHNENDES BEI- lichkeiten, diese Tendenz zu baugebieten in Kamperlings SPIEL verlangsamen. Beispielsweise, und Co. natürlich niedrig. Besonders gut in Erinnerung indem die Bauhöhe für Neu- bauten in der Altstadt auf die ÖFFENTLICHES INTERESSE geblieben ist in diesem Zusam- Bauhöhe der vorherigen Be- ODER EINZELINTERESSE? menhang der Zechenturm in Tönisberg – auch wenn es sich bauung begrenzt würde. Sofort Wie bereits erwähnt begründet nicht um ein Gebäude der Alt- wäre der Abriss für Investoren sich der Denkmalschutz vor al- stadt handelt. Trotz Gutachten nicht mehr lohnend. Das In- lem im öffentlichen Interesse und zahlreicher Expertenmei- vestoreninteresse ginge zurück, am Erhalt der schützenswerten nungen, die sich für den Erhalt mehr Immobilien würden für Gebäude. Doch genau dieses öf- aussprachen, wurde immer wie- Menschen bezahlbar, die sich fentliche Interesse findet bei ak- der auf den Abriss gedrängt, auch für die Sanierung eines tuellen Bauvorhaben im Bereich eine Unterschutzstellung ab- alten Schätzchens begeistern der historischen Altstadt kaum gelehnt. Schließlich musste der können. Berücksichtigung. Im Gegenteil: Bauminister des Landes Nord- Aber auch das Angebot an be- Neubauvorhaben finden kaum rhein-Westfalen einschreiten, zahlbarem Wohnraum ließe durch Einzelpersonen, sondern den Abriss durch die Unter- sich leicht erhöhen. So ist es beinahe ausschließlich durch schutzstellung per Ministerer- vorgesehen im Neubaugebiet Investoren und Immobilienge- lass stoppen. Ein Vorgang der Kempen West jeweils gleichvie- sellschaften statt. Und immer nicht nur extrem selten, sondern le Wohneinheiten in Form von haben diese Bauvorhaben eines auch eine schallende Ohrfeige Mehrfamilienhäusern, Doppel- gemeinsam: Es geht um die fi- für die Kempener Verwaltung haushälften und Einfamilien- nanziellen Interessen Einzelner, und Teile der damaligen Lokal- häusern zu errichten. Auf sechs nicht um die Interessen der All- politik. Das Denkmal erinnert Einfamilienhäuser und drei gemeinheit. so nicht nur an die Bergbauge- Doppelhaushälften käme so nur ÖFFENTLICHES INTERESSE schichte, sondern auch an den ein Mehrfamilienhaus mit sechs ODER EINZELINTERESSE? fehlenden Respekt vor Experti- Wohneinheiten – ein gewalti- ger Flächenverbrauch für ver- Genau an diesem Punkt ist die se. 5 BAUHÖHE IN DER ALTSTADT gleichsweise wenig Wohnraum. Ganz anders sähe es aus, wenn Lokalpolitik gefragt. Und das Beispiel der Kleingärten zwi- UND IN NEUBAUGEBIETEN man die Aufteilung anhand der schen Vorsterstraße und St. Tö- Das Höhenwachstum im Bereich Baukörper vornehmen würde , niser Straße zeigt, dass Politik der Kempener Altstadt nutzt also genauso viele Mehrfami- und Verwaltung dazu in der also weder dem Denkmalbe- lienhäuser, wie Einfamilien- und Lage sind. Als Reaktion auf ein reich, noch dessen Erhalt. Auch Doppelhäuser errichtet. Dann Neubauvorhaben wurde das für Kempener Bürgerinnen und kämen auf ein Einfamilienhaus, Gebiet überplant, um die öko- Bürger ist es ein großer Nach- zwei Doppelhaushälften und ein logisch wertvolle Fläche lang- teil, wenn der Immobilienmarkt Mehrfamilienhaus. Eine weitaus fristig zu schützen. für Investoren immer lukrati- sinnvollere und vor allem nach- Eine entsprechende Planung, ver wird: Die Preise steigen in haltigere Flächennutzung. Die vor allem aber ein langfristiges schwindelerregende Höhen, im- weitaus mehr Familien eine Hei- umfassendes Konzept, würde mer mehr Familien finden kei- mat in Zentrumsnähe ermögli- den Denkmalbereich schützen nen bezahlbaren Wohnraum. chen würde. und aus dem Sperrfeuer von Besonders grotesk wird es, wenn Baurecht und Bebauungsplan man die Bauhöhen im histori- befreien. So könnte dann auch schen Ortskern mit denen im wieder das öffentliche Interesse Neubaugebiet vergleicht. Wäh- in den Vordergrund treten. Von rend bei Kempen-West Wert einem solchen Konzept würden darauf gelegt wird, die Bauhö- dann langfristig wieder Bürge- he auf maximal dreieinhalb Ge- rinnen und Bürger, aber auch schosse zu begrenzen, möchte Einzelhandel und Gastronomie man die Höhe der Kempener profitieren. So wie damals. Beim Altstadt wo immer möglich auf letzten großen Konzept: der dieselbe Geschosszahl erhöhen. Altstadtsanierung. Und während der Denkmalbe- reich so für Investoren und Ab- riss besonders attraktiv wird, bleiben die Bauhöhen in den Niederberg IV, Illustration: Marcel Rau, www.fleckchenerde.de
(Foto: 60er Jahre Stadtarchiv Stadt Kempen) Blick von der Burg in den Spülwall Kempen, 60 Jahre danach von Heinz Wiegers K empen 1961, der um- haben, so dass er dafür sorgte, nomie und Dienstleistungen. triebige Stadtdirektor dass die Altstadt als „erneue- Die Umsetzung der Sanierung Klaus Hülshoff ist seit rungsbedürftiges Wohngebiet“ verlangte eine Überarbeitung einem Jahr im Amt, stets in einer Gemütsverfassung eingestuft wurde. Das war 1961, vor nunmehr 60 Jahren, gewis- der planerischen Grundlagen. Zwischen 1969 und 1980 wur- 6 zwischen hoffnungsvoll und ver- sermaßen der Start in die Alt- den neun Bebauungspläne auf- zweifelt, aber stets höchst am- stadtsanierung. gestellt. 2012 kam ein Bebau- bitioniert und äußerst pragma- Bis 1965 wurden Ziele festge- ungsplan für den Klosterhof tisch. Wenn er seine Amtsstube legt und das Planerehepaar hinzu. Im Jahr 1980 wurde das in der Villa Horten verlässt und Zlonicky mit der Begleitung des Denkmalschutzgesetz des Lan- an der Burg vorbei in die Stadt Prozesses beauftragt. Dem Pi- des NRW verabschiedet, mit geht, umgibt ihn viel histori- oniergeist, dem Ideenreichtum, ihm eine Konkretisierung des sche Bausubstanz mit erheb- der zupackenden Art und der Denkmalbegriffs und rechtli- lichem Sanierungsrückstand. hervorragenden Eigenschaft, che Vorgaben für den Umgang Überall erheben sich mehr Verbindungen zu knüpfen und mit Denkmälern. Dazu gehörte oder weniger legale Anbauten, zu erhalten, die Hülshoff aus- das Führen einer Denkmalliste. Kriegsschäden sind mancher- zeichneten, ist es zu verdan- In der Kempener Altstadt wur- orts erkennbar. Produzierendes ken, dass Kempen als eine der den bislang 122 Objekte unter Gewerbe und insgesamt sieben ersten Städte Modellcharakter Schutz gestellt und in die Denk- landwirtschaftliche Betriebe erwarb und umfangreiche Zu- malliste eingetragen. Neben sorgen für Lärm und Geruchs- schussmittel generierte. Sicher- dem Schutz als Einzeldenkmal belästigungen. Durch die engen lich wurde im Zuge der Sanie- genießen sie Umgebungsschutz, Gassen quält sich ein reger Ver- rungsmaßnahmen historische das heißt, dass sie in ihrer Subs- kehr. Zudem herrscht ein Man- Bausubstanz entfernt, wäre die tanz oder ihrem Erscheinungs- gel an Parkraum. Die Wohn- eine oder andere Maßnahme bild nicht durch Maßnahmen verhältnisse sind sehr beengt, aus heutiger Sicht besser nicht in ihrem Umfeld beeinträchtigt sanitäre Anlagen fehlen oder erfolgt. Aber insgesamt muss werden dürfen. Im Dezember sind kaum zumutbar. Der Au- die Sanierung der 60er bis 90er 1989 verabschiedete der Rat tor Detlev Neidhardt kam an- Jahre als Erfolg bewertet wer- für die Altstadt eine Denkmal- gesichts dieser Verhältnisse zu den. Kempens Altstadt ist sehr bereichssatzung, die auf der dem Fazit: „Die Stadt drohte an attraktiv, es gibt umfangreiche Grundlage des Denkmalschutz- sich selbst zu ersticken“. Ähn- Fußgängerzonen, ein gutes An- gesetzes diesen ganzen Bereich lich muss es Hülshoff gesehen gebot an Einzelhandel, Gastro- unter Schutz stellte. Ziel wa-
ren Erhaltung, Sicherung und Altstadt“ eine Bestätigung und resultierende Immobilienboom Pflege des historischen Erschei- die Sanierung gewissermaßen bedroht ihre Substanz, ihr Flair, nungsbildes des Stadtkerns und ihre Abrundung. ihre historische Aussagekraft. der Wallanlagen. Die Entwick- Aus denkmalpflegerischer Sicht Wenn für 1961 die Aussage lung der Altstadt vollzog sich wäre somit alles bestens, stünden zutraf: „Die Stadt drohte an nicht über das ganze Gebiet nicht als stete Bestandteile der sich selbst zu ersticken“, wie gleichzeitig und gleichförmig. Stadtsilhouette Baukräne in müsste die Aussage für 2021 Die Satzung definiert daher der Altstadt. Im Übrigen ist lauten, wo an dem Ast gesägt 13 Teilbereiche und schreibt ih- die Aufgabe, die historische wird, auf dem wir sitzen? nen eine jeweils historisch ge- Bausubstanz mit modernen Durch die Bebauungspläne ist wachsene Eigenart zu, die es Ansprüchen an Wohnen, nicht nur Recht, es sind auch bei genehmigungspflichtigen Dienstleistungen, Gastronomie Rechte entstanden, die, wie der Maßnahmen zu wahren gelte. oder Verkauf zu vereinbaren Klartext von Kurt van Doorn Damit erhielt das 1965 formu- ein Daueranspruch. Die aufzeigt, Sorgen bereiten. lierte Kernziel der Sanierung gewonnene Attraktivität „Wahrung des Charakters der der Altstadt und der daraus Hat Kempens Vergangenheit eine Zukunft? Vom Widerspruch zwischen Bausatzung und Denkmalschutz in der Altstadt von Kurt J. van Doorn S eit Jahrzehnten verändert sich das Ein Umsteuern ist also dringend geboten! 5 7 Erscheinungsbild der Altstadt so, dass der heute typische Charakter Am 21. Oktober 2018 hat der Denkmalaus- schuss mit einstimmigem Beschluss die Ver- und das Flair von Kempen nach der waltung beauftragt, ein städtebauliches nächsten Generation nur noch rudimentär Entwicklungskonzept für die Altstadt mit bestehen bleiben wird. Schuld hieran hat den Entwicklungszielen zu erstellen, „die nicht zuletzt der Zielkonflikt zwischen den verschiedenen Funktionen der Stadtmitte Anforderungen des Denkmalschutzes einer- (insbes. Wohnen, Verwaltung, Einzelhan- seits und den wenig denkmalorientierten, del, Gastronomie), auf die Gestaltung der aber vermeintlich wirtschaftsnahen Vor- öffentlichen Räume sowie die Bewahrung gaben der Bebauungspläne im Altstadtbe- des Gebäudebestandes fest(zu)legen“ und reich andererseits. auf „Basis einer Stadtbildanalyse … Leit- Dieser „Schwebezustand“ besteht genau linien zur Stadtgestaltung und Denkmal- seit dem Jahr, als die Denkmalsatzung der pflege zu erarbeiten“. Hierbei sollten die Stadt Kempen mit folgendem Absatz ver- „Entwicklungsziele“ „mit dem bestehenden abschiedet wurde: „Die Festsetzung der Planungs- und Denkmalrecht“ abgeglichen für den Denkmalbereich geltenden Be- werden. Weiterhin sollte die „Erstellung bauungspläne haben Vorrang vor den Re- des städtebaulichen Entwicklungskonzep- gelungen dieser Satzung.“ (§8 Abs.2). Im tes „durch ein Fachbüro erfolgen“. Die Ver- Klartext bedeutet das eine Rückstufung waltung wurde beauftragt, „entsprechende des Denkmalschutzes gegenüber Investo- Angebote einzuholen“. renbelangen. Wir schreiben das Jahr 2021. Im Februar So konnte der Klosterhof entstehen; statt dieses Jahres, also über zwei Jahre später, kleinteiliger Bauoptik, wie der neue Kom- trat der neu gebildete Bau- und Denkmal- plex am Ende der Ellenstraße (ab Nr. 15) ausschuss zusammen. Auf die Frage des bei der Mühle, ein wuchtiges Großstadtge- Verfassers (im Rahmen der Fragestunde), bilde in neoklassizistischer Formensprache. welche Schritte zur Umsetzung dieses Be- schlusses bisher erfolgt seien, verwies die Ähnliches konnte im Umfeld der Peterstra- Verwaltung auf die nächste Sitzung des ße 20 knapp vermieden werden. Gremiums: Am 7. Juni 2021 sei dies als The- Derlei Beispiele, auch aus vergangenen menschwerpunkt ohnehin vorgesehen. Jahren, ließen sich viele finden; wie das Man darf gespannt sein! Haus Ellenstraße 25 (am „Bärenbrunnen“).
Leben im Denkmal Ein Haus zum Verlieben Z von Tina Hirop u den malerischsten Ansichten der Kem- pener Altstadt gehört zweifellos die seit 1983 denkmalgeschützte Fachwerk- zeile der Alten Schulstraße. Die um 1609 errichteten Häuser mit schiefen Wänden und kleinen Fenstern bringen so manchen ins Schwärmen. Doch wie lebt es sich eigentlich hinter der Fassa- de in einem doch so scheinbar kleinen und schmalen Haus? Einen Einblick und spannen- de Hintergründe über das Le- ben im Denkmal ermöglichte Frau Dr. Ingeborg Unger, deren Haus auf der Alten Schulstraße durch den Segenspruch: „DIE- SE HÄUSER STAT IN GOTES HAND BRVCKERCHE STRAT SINT SI GENANT“ über der Eingangstür geschmückt wird. Seit über 30 Jahren wohnt sie hier. Wie kam es zu dem Leben KOPFSTEIN in einem über 400 Jahre alten denkmalgeschützten Fachwerk- 6 8 haus? „1984 stand für unsere Familie eine große Veränderung an, wir wohnten damals in Bonn. Mein Mann suchte schon seit länge- rem eine Praxis zur Niederlas- sung als Laborarzt und fand dann letztendlich einen geeig- neten Standort in Krefeld. Zu- nächst pendelte er täglich durch den Berufsverkehr, doch auf die Dauer waren die stundenlan- gen Fahrten kein Zustand und wir entschlossen uns von Bonn nach Krefeld zu ziehen“, be- richtet sie. Auf der Suche nach Die Fachwerkzeile Alte Schulstraße (Foto: Tina Hirop). geeignetem Wohnraum, mög- lichst einer Eigentumswohnung, richtete er völlig begeistert reich bereits größtenteils ab- fehlte es der Familie im Kre- von einem entzückenden Fach- geschlossen. Der federführende felder Stadtgebiet an der aus werkhaus, in das er sich sofort Architekt Mathias Maus hatte Bonn gewohnten Atmosphäre. verliebt hatte, und erklärte es dabei alte marode Balken bis Auf Empfehlung einer Bekann- kurzerhand zum neuen Wohn- auf einen Eckständerbalken ten besuchten sie Kempen und domizil. Zunächst waren meine ersetzt und behielt bei allen waren von der Altstadt und Tochter und ich etwas verwun- Räumlichkeiten die ursprüng- Lebensart so begeistert, dass dert und skeptisch, doch nach- lichen Deckenhöhen bei. In der sie sich eine Zukunft hier sehr dem wir uns einen eigenen Ein- ersten Etage gestaltete er im gut vorstellen konnten. „Meis- druck verschafft hatten, waren vorderen Bereich eine Empore, tens übernahm mein Mann die wir genauso verliebt wie mein um den hinteren Teil mit groß- Besichtigungen auf dem Kem- Mann“, so Ingeborg Unger. zügiger Glasfront und Zimmer- pener Wohnungsmarkt, und Zu diesem Zeitpunkt waren decke bis zum zweiten Stock- während eines Telefonates be- die Sanierungen im Innenbe- werk genügend Licht zu geben,
hof entstand. Diese luftigen gers ebenfalls darauf, den ur- Raumaufteilungen lassen sich sprünglichen Charakter des von außen keineswegs erah- Hauses bei Sanierungsmaßnah- nen und auch nicht die Tatsa- men beizubehalten, so wurde che, dass das Haus insgesamt die marode Haustür nach der fünf Stockwerke hat, die durch Originalvorlage angefertigt eine optimal gelöste Treppen- und ausgetauscht. Als das Ehe- konstruktion miteinander ver- paar von einem bevorstehen- bunden sind. Das Fachwerk den Bauvorhaben im Nachbar- der Fassade ist größtenteils im haus erfuhr, dass eine bereits Innenbereich sichtbar und ver- genehmigte Installation einer leiht dem Ganzen gemütliche Dachterrasse beinhaltete und Wohlfühlatmosphäre. Auch das tiefgreifende Veränderungen Mobiliar ist wunderbar auf die in der historischen Bausubstanz Räumlichkeiten abgestimmt bedeutet hätten, erwarben sie und mit Krügen und histori- auch dieses Haus, um es nach schen Ofenkacheln dekoriert, Begleitung der notwendigen zu denen die Kunsthistorikerin Sanierungsmaßnahmen neuen mit dem Schwerpunkt Keramik Eigentümern zuzuführen. Wie ganz besondere Bezüge hat. So die anderen Häuser der Alten entdeckte sie auf einem Kölner Schulstraße im inneren Bereich Bartmannkrug, der um 1550 ursprünglich aussahen, ist heu- datiert wurde, den interessan- te nur noch teilweise sichtbar, ten Trinkspruch: „ALLAF FUR da der Wohnraum im Laufe EINEN GODEN DRUINCK“ der Jahrhunderte mehrmals (Vergiss alles, außer einen gu- an die neuen Wohnformen und Der noch originale Ständerbalken ten Trunk), der nach ihrer Ent- Bedürfnisse angepasst wurde. (Foto: Tina Hirop). deckung als Replikat in gerin- Der Bauforscher und stellver- das heute mit einer gemütli- ger Stückzahl erhältlich war. tretende Leiter des Museums chen Sitzgruppe das Herz des Ursprünglich war der Ausruf Burg Linn in Krefeld, Dr. Chris- Hauses bildet. Die angrenzen- „Alaaf“ nicht nur auf den Köl- toph Dautermann, konnte bei de Remise im Hinterhof integ- ner Karneval beschränkt, der so Untersuchungen der Fachwerk- 9 rierte er in den Wohnbereich, viel heißt wie: „über alles“. zeile an der Alten Schulstraße wodurch ein Atrium als Innen- Großen Wert legten die Un- Anfang der 1990er Jahre neue Ingeborg Unger in einem der Wohnräume mit Fachwerkflair (Foto: Tina Hirop).
Erkenntnisse zu Entstehung stätten von Handwerkern, die und damaligem Aussehen ge- ihre Waren auf den Laden- winnen. Demnach handelte es klappen feilboten, denn am sich ursprünglich um Mietshäu- Haus Nr. 18 deutet ein weiterer ser, deren Bau in einem Zuge Segensspruch auf eine Schus- vollzogen wurde, um sie dann terei und das Erbauungsjahr durch Trennwände in einzel- 1609 hin. Das Dachgeschoss ne Wohneinheiten zu teilen. war ebenfalls ausgebaut und Der bescheidene Wohnkomfort wurde zu Wohn- oder Lager- verfügte über eine Herdstelle zwecken genutzt. Teilweise wa- im hinteren Bereich. Da kein ren die vorderen Fronten mit Kaminabzug vorhanden war, großzügig angelegten Fenstern musste der Rauch über die hö- und Läden versehen, die viel her gelegenen Fenster oder Lichteinfall in die hallenarti- den Dachraum entweichen. Mit gen Räume ermöglichten. Auf einer Deckenhöhe von ca. 4 Me- die Fassadengestaltung legte tern besitzt der Raum den Cha- man seinerzeit trotz aller Be- rakter einer Halle und zeigt ein scheidenheit besonderen Wert, wesentliches Merkmal, das heu- indem das Obergeschoss über Replikat des Kölner Bartmannkrugs mit te noch im Hause Unger vor- dem unteren Teil hervorragt. Trinkspruch (Foto: Ingeborg Unger). handen ist. Der zur Straße lie- Diese Vorkragung diente in gende Wohnteil verfügte über diesem Fall nicht, wie öfters einen Kellerraum und eine ein- angenommen, zur Gewinnung eine Trennwand aufgeteilt und gezogene Zwischendecke im von mehr Wohnraum, sondern den neuen Wohnverhältnissen Erdgeschoss. Hier waren wohl dem Zweck der Repräsentanz. räumlich angepasst. Als Bau- die Verkaufsflächen und Werk- Außerdem erkannte Dauter- herren der Fachwerkzeile gel- mann bei den ten Johann von Broichhausen Häusern Nr. 12 und Gertrud von Overheid, de- und 13 durch das ren gegenüberliegendes Wohn- äußere Erschei- haus Alte Schulstraße 7, eben- nungsbild und falls noch erhalten ist. Untersuchun- Die Familie Unger schätzt nach gen im Haus wie vor die angenehme Atmo- sphäre in ihrem historischen 10 Nr. 12, dass es sich hierbei Haus, das sie bei jeder Heim- ursprünglich kehr umarmt. Damit drückt In- um ein gro- geborg Unger etwas über das ßes Wohnhaus Empfinden ihres Mannes aus, gehandelt hat. als er das malerische Haus zum Im 18. Jahr- ersten Mal sah und sich sofort hundert wur- verliebte. de es durch Rekonstruktion der Häuser Alte Schulstraße, Skizze. Aus: Städte am Niederrhein um 1650, bearbeitet von Christoph Dautermann, Katalog zur Dauerausstellung der Stadtmodelle im Museum Burg Linn, S. 49. 152.000 QM Schon gewusst? Fast 80 Pro- zent der gut 190.000 qm des von denen die Stadt auch heu- te noch am stärksten profitiert. häufig gefordert wird. Hier war Kempen der Zeit voraus. Und Kempener Altstadt-Rundlings Der Autoverkehr wurde wei- so laden rund 152.000 qm Besu- sind heute Radfahrern und testgehend ausgelagert - eine cher der Altstadt zum Flanieren Fußgängern vorbehalten. Mit Maßnahme, die heute bundes- und Shoppen ein. Sicherheit einer der Aspekte, weit aus Klimaschutzgründen
historischen Kellers mit sog. Lichtnischen (Foto: Tina Hirop/Firma ardika). Baubegleitende Ausgrabung an der Ellenstraße/Ecke Möhlenwall. Reste eines 11 Quo vadis Kempen? – Bodendenkmalschutz und Bo- dendenkmalpflege in Kempen von Dr. Patrick Jülich I n Kempen wurde schon viel „niederrheinischen Rothenburg Stadt ist lebendiger Organis- über Denkmalschutz gere- ob der Tauber“, dem touristi- mus und gleichzeitig histori- det, aber zu wenig erreicht. schen Paradebeispiel einer mit- sches Gebilde. Das eine ist so- Noch schlechter steht es um telalterlichen Stadt in Deutsch- zusagen nicht ohne das andere den Umgang mit Denkmälern, land. zu denken. die den Blicken der Menschen Tatsächlich prägt die mittel- DAS BODENARCHIV UND entzogen sind – den Boden- alterliche Herkunft der Stadt SEIN GESETZLICHER denkmälern. Doch könnte hier immer noch unser modernes ur- SCHUTZ Hoffnung in Sicht sein. banes Umfeld. Der Verlauf von Ein großer Teil unserer Stadt- Kempen wirbt an der Auto- Straßen, die Lage von Plät- geschichte hat sich im Boden bahn A 40 mit seiner histo- zen und historischen Gebäu- eingeschrieben, weshalb auch rischen Altstadt. Die meisten den, aber auch stadtspezifisch gerne der Begriff des Boden- Menschen verstehen hierunter geschichtliche Entwicklungen archivs bemüht wird, wenn es oft einen stark mittelalterlich beeinflussen bewusst oder un- um die teils jahrhundertealten geprägten Stadtkern. In einem bewusst die räumliche Wahr- Hinterlassenschaften der Ein- älteren Werbeslogan ist für nehmung und psychologische wohner geht. Die archäologi- Kempen sogar die Rede vom Deutung des Stadtraums. Die schen Untersuchungen solcher
Hinterlassenschaften ergänzen te sich dies auf eine Baustel- Stadt Kempen in Auftrag ge- historische Quellen, die oft nur lenbeobachtung beim Ausbau geben, und wenn doch, offen- bestimmte rechtliche oder steu- der Peterstraße zur Fußgän- sichtlich nicht verwendet. So erliche Vorgänge umfassen und gerzone, bei der das Funda- kam es bis 1998 nur zu fünf zudem nicht selten spät einset- ment des zweiten Turmes des archäologischen Maßnahmen zen oder sehr lückenhaft über- Petertores freigelegt wurde. (inkl. Kirchengrabungen), die liefert sind. Viele Angaben zur KEMPEN UND DAS (BODEN-) meist nicht mehr als kurze Be- Baugeschichte von Gebäuden, DENKMALSCHUTZGESETZ – obachtungen oder Meldungen deren exakte Lage und Bau- EIN SCHLEPPENDER ANFANG waren z. B. am Haus Tiefstra- weise, aber auch zu Lebens- ße 35, wo mittelalterliche Sied- und Arbeitsbedingungen der Viele Städte, hierunter auch lungsreste beobachtet wurden Bevölkerung, sind nur durch die Kempen, sahen sich aber nicht oder bei der Verlegung der Archäologie zu erschließen. Ar- in der Lage, die Bestimmungen Fernwärmeleitung im Jahr 1992. chäologische Untersuchungen des Gesetzes umzusetzen. 1989 Hier wurden Brunnen, Funda- im Rahmen von Hochbaumaß- wurde deshalb ein Kolloquium mentreste (z. B. des Ellentors) nahmen oder die Begleitung der nordrhein-westfälischen und Abschnitte verschiedener linearer Projekte wie Kanalsa- Landesarchäologie zur Boden- Stadtgräben vorgefunden. nierungen können einen völlig denkmalpflege in Altstädten Bis heute sind zudem nur weni- neuen Einblick in die histori- durchgeführt. Da viele Denk- ge Kempener Bodendenkmäler schen Lebensbedingungen, ih- malschutzbehörden der Städte unter Schutz gestellt worden, rer Gründung und Entwicklung und Gemeinden nur über eine hierunter zwei in Tönisberg, kei- einer Stadt geben. Das archäo- eingeschränkte Kenntnis ihres nes davon im Ortskern, ein Bo- logische Bodenarchiv Kempens Bestandes an Bodendenkmä- dendenkmal in St. Hubert, vier wird aber nur zum Archiv, also lern bzw. des archäologischen Bodendenkmäler in Schmal- zu einem sicheren Aufbewah- Erwartungspotenzials verfüg- broich und nur vier in Kempen rungsort für historische Quel- ten (und leider immer noch (Zentrum und Gemarkung!). len, wenn wir es als solches verfügen), kam es weiterhin zu Zerstörungen archäologischer DIE MÖGLICHKEITEN EINER definieren bzw. einrichten und Substanz. Dies war auch in GUTEN BODENDENKMAL- schützen. Das hierfür notwen- Kempen so. Aus diesem Grund PFLEGE ODER „MALTA IS dige Bewusstsein hat sich aber wurde eine landesweite archäo- CALLING“ mit Ausnahme von Grabungen z. B. in der Kirche St. Marien logische Bestandserhebung an- Die Stadt Kempen verfügt über (1948) oder einer kurzen Bau- geregt, an der viele historische Stadt- und Ortskerne teilnah- ein breites Tableau bodendenk- 12 stellenbeobachtung beim Neu- malpflegerischer Einflussnah- bau des Kreishauses an Burg- men. Ziel war es, den Gemein- me (Denkmalrecht, Bau- bzw. straße 24 und einer kurzen den ein archäologisches „Er- Bauplanungsrecht vgl. z.B. § 21 Baustellenbeobachtung einer wartungskataster“ an die Hand Abs. 4 i.V.m. § 9 Abs. 3 DSchG; spätmittelalterlichen Kloake im zu geben. Nach Kenntnislage § 26 DSchG oder § 70 der Lan- Jahr 1969 erst spät eingestellt. des Verfassers wurde ein sol- desbauordnung). So sind bei- So wurde im Rahmen der sog. ches Gutachten nicht durch die spielsweise bereits im Rahmen „behutsamen“ Kempener Stadt- sanierung, die Mitte der 1960er Jahre begann, alte Kempener Stadtquartiere großflächig zu- rückgebaut und mit einer Neu- bebauung versehen. Zu dieser Zeit fanden hier, wie in den meisten rheinischen Städten, keine begleitenden archäolo- gischen Untersuchungen statt. Zwar förderte das europäische Denkmalschutzjahr 1976 ein neues öffentliches Bewusstsein für den historischen Stadt- raum und seine sichtbare wie unsichtbare Bebauung, doch begannen erst mit dem neuen Denkmalschutzgesetz Nord- rhein-Westfalen (DschG NW), welches im Jahr 1980 in Kraft trat, erste gezielte archäo- logische Untersuchungen mit stadtgeschichtlichen Fragestel- Archäologische Untersuchung im Rahmen des Gaspipelineausbaus, Landwehr in lungen. In Kempen beschränk- St. Hubert-Hinterorbroich (Foto: Sascha Scherm, Firma archaeologie.de).
der Aufstellung von Bebau- ungsplänen Stellungnahmen Träger öffentlicher Belange zu berücksichtigen (§ 3 Abs. 1 BauGB und § 4 Abs. 1 BauGB), hierunter auch die Belange der der Bodendenkmalpflege. Dies gilt auch für die Aufstellung von Flächennutzungsplänen. Die Stadt Kempen trägt dar- über hinaus nach der Konven- tion von Malta auch eine be- sondere Verantwortung für ihr archäologisches Kulturerbe. Hierbei macht die Stadt in jün- gerer Zeit von Ihrer gesetzli- chen Aufgabe auch zunehmend Gebrauch, wie z.B. Ausgrabun- gen am Burgparkplatz (1998), am Klosterhofquartier (2011), Noch erhaltene Reste der Wallanlage „Schanze an der Vinnbrück“. Der Versuch Ausgrabungen an der Ellen- straße (Nr. 14ff, 2017/2018 und einer spätmittelalterlichen Stadtgründung. (Foto: Patrick Jülich) Nr. 40, 2018), am Markt (Nr. 10, 2019/2020) und am Vieh- lage, die etwa die Größe Kre- Kommunen auch finanzielle markt (2016) belegen. Andere feld-Linns erreicht hätte, sind Mittel zur Verfügung. Zudem tief in die mittelalterliche bis nicht explizit geschützt, aber werden Investoren und Privat- frühneuzeitliche Bausubstanz denkmalpflegerisch dennoch leuten steuerliche Anreize ge- eingreifende Baumaßnahmen wichtig. So können viele Fragen währt. Steuererleichterungen wie z.B. an der Peterstraße, En- z.B. wie weit der Stadtausbau müssen jedoch möglichst früh gerstraße oder Oelstraße, aber schon fortgeschritten war, bis- beantragt werden. Viel Geld auch z.B. im Töpfereiort Tönis- lang nicht sicher beantwortet lässt sich auch durch eine gute berg erfolgten hingegen ohne werden. Auch kleine Bodenein- Vorplanung einer Baumaß- 13 jede offizielle archäologische griffe können hier wichtige An- nahme einsparen. Im Ergebnis Untersuchung. In Tönisberg haltspunkte geben. Kehren wir kann festgehalten werden – Bo- wurde sog. malhorndekorier- zurück in die Altstadt. Zwar dendenkmalschutz ist bezahl- te glasierte Irdenware (besser steht die Altstadt von Kempen und wirtschaftlich durchführ- bekannt als Niederrheinische nicht in Ihrer Gesamtheit un- bar. Dies belegen zahlreiche Irdenware) hergestellt. Die ter Bodendenkmalschutz, doch archäologische Maßnahmen in Hinterlassenschaften der über- stellt das Gesetz auch sog. ver- den Nachbarstädten und -ge- regional renommierten Tönis- mutete Bodendenkmäler unter meinden Kempens. berger Töpfereien sind teilwei- Schutz (§29 DschG). DAS DILEMMA DER BODEN- se schon ohne archäologische IST BODENDENKMAL- DENKMALPFLEGE Begleitung weggebaggert wor- SCHUTZ BEZAHLBAR? den. Schlecht sieht es auch für Als problematisch oder je nach Straßen- und Leitungsbaumaß- Die Kosten für archäologische Gesichtspunkt pragmatisch er- nahmen in der Altstadt (u.a. in Ausgrabungen trägt meist weist sich der Umstand, dass einem eingetragenden Boden- der sog. Veranlasser einer das Bodendenkmal eigentlich denkmal) sowie für den Breit- Baumaßnahme. Dies können als solches erhalten bleiben bandausbau im Kempener Um- Bauinvestoren, der normale soll. Es wird aber meist als land aus. So werden derzeit im Bürger, aber auch die Stadt selbstverständlich angesehen, Rahmen des Breitbandausbaus selber sein. Hierbei gilt immer dieses nach einer wissenschaft- im Kreis Viersen auch die länd- der Grundsatz der Zumutbar- lichen Dokumentation dem Pri- lichen Siedlungen des Kempe- keit, die sich meist an der Bau- mat der Bauwirtschaftlichkeit ner Umlands erschlossen. Die investitionssumme orientiert, folgend wegreißen zu können. Maßnahmen berühren auch aber gesetzlich nicht festge- Ein Dilemma der Bodendenk- eingetragene oder vermutete schrieben ist. U. a. nach einer malpflege, die ja möglichst Bodendenkmäler. Entscheidung des OVG Sach- das Denkmal erhalten möchte. sen-Anhalt (16.06.2010, Az. 2 L Wie wichtig ein konsequenter Als Beispiel ist hier Vinnbrück 292/08), an dem sich auch hie- Bodendenkmalschutz ist, be- zu nennen, eine in ihren Anfän- sige Denkmalbehörden orien- weist nicht zuletzt eine der gen aufgegebene Stadtgrün- tieren, gelten hier je nach Fall letzten Ausgrabungen in der dung des Grafen von Geldern. 10 bis 20 %, meist aber 15% als Kempener Altstadt, die den Kleine Teile dieser Stadtanlage zumutbar. Für eine gute Denk- Beleg eines befestigten, evtl. stehen unter Bodendenkmal- malpflege stellt das Land den burgähnlichen Gebäudes mit schutz. Der Größte Teil der An-
noch erhaltenem aufgehen- alterlicher Mauern sein oder planten Bauarbeiten für einen den Baubestand erbrachte. Kelleranlagen. So passiert es Schul-Campus an der Ludwig- Befunde dieser Art offenba- nicht selten, dass sich unter mo- Jahnstraße sein. Hier wurde ren aber auch eine Schwäche dernen Gebäuden noch mittel- 1935 ein römisches Brandgrab des Denkmalbehördensystems alterliche oder frühneuzeitliche entdeckt, mindestens eine wei- im Rheinland, das eigentlich Keller befinden, die wiederum tere Urnenbestattung wurde im nur durch eine aufmerksame durch die Bodendenkmalpflege Umfeld des Thomaeums gefun- Untere Denkmalbehörde, also als schutzbedürftig eingeord- den. Um das beachtliche kultu- die Stadt selber, ausgeglichen net werden. Dies erklärt auch relle Erbe Kempens zu schüt- werden kann. Es sind jene Be- warum teilweise historische Ge- zen, sind die Funktionsträger reiche, die quasi eine Grau- bäude abgerissen werden dür- und –trägerinnen aus Politik zone der Zuständigkeiten der fen, dann aber eine archäologi- und Verwaltung gefragt, ihre beiden Denkmalfachbehörden sche Untersuchung angeordnet gesetzlich zugewiesene Aufga- des Landschaftsverbandes be- wird. be des Bodendenkmalschutzes gründen. So gibt es Gebäude, Also quo vadis Bodendenkmal- noch besser und engagierter die zwar aufgrund zahlreicher pflege Kempen? Kempen ist im Interesse Kempens wahr- Umbauten nicht mehr als denk- auf einem guten Weg, doch zunehmen. Wohlgemerkt: Bo- malwürdig angesehen werden scheint, verbunden mit dem dendenkmalschutz ist keine und somit durch das Raster Blick nach Unten, immer noch „Kann“-, sondern eine „Muss“- der Denkmalpflege fallen, aber Luft nach Oben zu bestehen, Aufgabe. Bodendenkmalpflege dennoch Gebäudeteile aufwei- wie u. a. derzeitige archäolo- hingegen ist Planung verbun- sen, die sehr wichtige histo- gisch unbegleitete Erdarbeiten den mit Weitsicht. rische Aussagen ermöglichen im Bodendenkmal Stadtbefes- und in diesem Sinne als Denk- tigung Kempen und in der Alt- mal eingestuft werden müssten. stadt zeigen. Ein zukünftiger Dies können z. B. Reste mittel- Prüfstein könnten auch die ge- 14 Stadtgebiet Kempen. Kartierung der unter Schutz gestellten Bodendenkmäler (Bearbeitung: Patrick Jülich, Quelle: Geoportal Niederrhein/Kreis Viersen).
Eindrücke des Kempener Wandels von Josef Lamozik Bröckelnder Putz und marodes Mauerwerk Lange Zeit war dies ein Bild im Herzen der Altstadt. Mit viel Liebe zum Detail und dem Wunsch, Altes zu bewahren, ist eine vortreffliche Umgestaltung und Erneuerung am Studentenacker gelungen. Studentenacker Ende der 60er Jahre Im Jahr 2012 (Foto: Josef Lamozik) (Foto: Bildarchiv Stadt Kempen) Kempen im Wandel der Zeit Ein typisches Sanierungsbild: Abbruch der Lagerhallen und der Rückfront des ehemaligen Lebensmittel- geschäftes Hubbertz im Möhlenwall. Anstelle der maroden Gebäude entstand ein architektonisch gut gelungener Neubau. Auf einer kleinen gekachelten Fläche steht “der Krug” (Januar 2001) von Inge Mahn. 15 Möhlenwall in den 70er Jahren Im Jahr 2012 (Foto: Josef Lamozik) (Foto: Bildarchiv Stadt Kempen) Kleene Hüskes Eine Zeile “kleener Hüskes” mit unterschiedlichen Baustilen befand sich in der Ölstraße. Den Neubau nennt der Volksmund das “Drei Giebelhaus”. An das “Drei Giebelhaus” schließt sich der “St. Annenhof” an. Ölstraße Ende der 70er Jahre (Foto: Bildarchiv Stadt Kempen) Im Jahr 2012 (Foto: Josef Lamozik)
Marcel Rau, www.fleckchenerde.de Kempener Skyline, Illustration: Das Denkmal in der Liste - Eine kurze Eintragsgeschichte von Heinz Wiegers W enn von Denk- Die Eintragung erfolgt von getragen. Damit erfolgte ein 16 mälern in Kem- Amts wegen, auf Antrag des Drittel der Eintragungen be- pen gesprochen Eigentümers oder des Land- reits im Anfangsjahr. wird, fallen oft schaftsverbandes in getrennten Sicherlich hat man zunächst die Stichworte „Eingetragenes Listen im Benehmen der Unte- all das abgearbeitet, was im Bau- oder Bodendenkmal“ und ren Denkmalbehörde mit dem wahrsten Sinne naheliegend „Denkmalliste“. Worum handelt Landschaftsverband. Mit der erschien: Unstrittige, stadtbe- es sich dabei? Wofür braucht Eintragung ergeben sich für die kannte Denkmäler und Gebäu- man eine solche Liste und wie Objekte besondere Garantien, de in der Altstadt, deren Ge- und von wem wird diese Liste Auflagen und Privilegien, die in bäudebestand im Rahmen der in Kempen geführt? Wo steht dem Gesetz geregelt sind. Sanierung bestens erforscht unsere Stadt im Vergleich mit Die Aufgabe, eine Denkmalliste war. Das Tempo richtete sich je- den Nachbarstädten und –ge- für Kempen zu erstellen, wur- weils nach den in den Blick ge- meinden, und wo will sie in Zu- de damals dem Direktor des nommenen Gebäuden und Zu- kunft stehen? Kramer-Museums, Dr. Carsten sammenhängen. So erfolgten Mit dem Gesetz zum Schutz Sternberg und seinem Kustos viele Eintragungen, wenn es um und zur Pflege der Denkmäler Werner Beckers übertragen. Denkmalbereiche, Ensembles im Land Nordrhein-Westfalen Zuständig als Denkmalaus- oder Gebäudegruppen ging, (Denkmalschutzgesetz) vom schuss wurde 1983 der Kultur- wie z. B. die Arnoldsiedlung, die 11.3.1980 erhielten die Unteren ausschuss, nunmehr Kultur- und Ringbebauung, Heiligenhäus- Denkmalbehörden den Auf- Denkmalausschuss. chen oder Fußfallstationen. trag, Denkmallisten zu führen. Die erste Eintragung galt der Von 1990 bis 1993 wurden ins- In diese Listen sollen Baudenk- Probsteikirche, es folgten Burg, gesamt 134 Eintragungen vor- mäler, ortsfeste Bodendenkmä- Kuhtor und Stadtbefestigung. genommen, genau die Hälfte ler und bewegliche Denkmäler, Bis zum Ende dieses ersten Jah- der bis heute 268. die von historischer Bedeutung res wurden 91 Objekte haupt- In 16 von inzwischen 38 Jahren sind, eingetragen werden. sächlich aus der Altstadt ein- wurde nichts eingetragen. Die
letzten Eintragungen galten 52 im restlichen Stadtgebiet, darf also vermuten, dass Kem- Grabmalen in Tönisberg, ange- also in St. Hubert, Tönisberg, pen die Stadt bzw. Gemeinde regt vom dortigen Heimatver- Schmalbroich mit Honschaften. mit der höchsten Dichte an his- ein. Das mit der Nummer 276 41 Denkmäler, hierunter Heili- torischer Bausubstanz im Kreis vorletzte aufgeführte Denk- genhäuschen, Fußfallstationen, ist. mal ist der Zechenturm mit Grabmäler, Kriegerdenkmale Die jüngsten eingetragenen Schachthalle und Förderma- oder Denkmale und kleinere Gebäude sind neben den be- schinenhaus. Die Eintragung Bauwerke. reits erwähnten Gebäuden der erfolgte 2015 auf Anordnung Vergleicht man die Kempener Zeche Niederberg 4 die ehem. des Ministers, der damit den Liste der Baudenkmäler mit Martinschule von 1929 und Abriss verhinderte. Die Liste anderen Listen im Kreisgebiet, das Wohnhaus am Möhlenring endet mit der ebenfalls 2015 kann man feststellen, dass Kem- 46/48 von 1930/31. Sicherlich eingetragenen Nummer 277 pen, was die Zahl der Eintra- ist in den neunzig Jahren da- (Grabstein von Pelden gen. gungen angeht, klar an zweiter nach einiges gebaut worden, Cloudt). Seit jenem Jahr ist kein Stelle steht. Nur die Stadt Vier- was man unter denkmalpflege- Denkmal mehr eingetragen sen hat mehr zu bieten. Dort rischen Gesichtspunkten unter worden. Neun Nummern sind wurde im März 2021 die Num- die Lupe nehmen sollte. Da in als sog, „Freier Speicher“ nicht mer 542 vergeben. Allerdings den Außenbereichen und den vergeben. ist Viersen von der Fläche und Stadtteilen St. Hubert, Tönis- Von den 268 Denkmälern be- Einwohnerzahl mehr als dop- berg und Schmalbroich weniger finden sich 216 in Kempen, pelt so groß wie Kempen. Man Denkmäler eingetragen sind als in anderen Kreisgemeinden, muss auch hier geprüft werden, ob Nachholbedarf besteht. Dies gilt auch für die Liste der Denkmalbereiche mit drei Ein- tragungen und eine Liste der 17 Bodendenkmäler. Hier war man mit nur 12 Eintragungen deut- lich zurückhaltender. Nur Tönis- vorst hat mit 10 weniger auf- zuweisen. Viersen mit 37 und Nettetal mit 26 deutlich mehr. Die zwölf Eintragungen ver- teilen sich auf 7 von 38 Jahren, 1992 wurden 4 Eintragungen vorgenommen, die letzte er- folgte 2012. Bewegliche Denk- mäler wurden bislang nicht ein- getragen. Es bleibt also noch Einiges zu tun! Hierbei sind nicht nur die kommunalen Institutionen ge- fordert, auch Bürger und Bür- gerinnen, die Gebäude oder Bodenrelikte mit Denkmalpo- tential besitzen, können sich da einbringen! Tiefstraße, Illustration: Marcel Rau, www.fleckchenerde.de
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